Tra n ngsprogramm zur Prävent on von Depress onen be Jugendl chen

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Tra n ngsprogramm zur Prävent on von Depress onen be Jugendl chen
Trainingsprogramm
zur Prävention
von Depressionen
bei Jugendlichen

Patrick Pössel          LARS & LISA: Lust an realistischer Sicht
Martin Hautzinger       und Leichtigkeit im sozialen Alltag
                        2., überarbeitete Auflage

Therapeutische Praxis
Tra n ngsprogramm zur Prävent on von Depress onen be Jugendl chen
Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen

        Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.
Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Patrick Pössel
Martin Hautzinger

Trainingsprogramm
zur Prävention von
Depressionen
bei Jugendlichen
LARS & LISA: Lust an realistischer Sicht
und Leichtigkeit im sozialen Alltag

2., überarbeitete Auflage

        Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.
Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Prof. Dr. Patrick Pössel, geb. 1969. 1990 – 1995 Studium der Psychologie in Gießen. 1995 – 2001 Mitarbeiter in einer psy-
        chologischen Praxis in Frankfurt am Main. 1999 Promotion. 1999 – 2001 Post-Doktorand an der Universität Tübingen.
        2002 Approbation zum Psychologischen Psychotherapeuten. 2001 – 2007 Wissenschaftlicher Assistent in der Abteilung
        Klinische und Physiologische Psychologie der Universität Tübingen. 2004 Habilitation. 2005 – 2007 Visiting Assistant Pro-
        fessor am Department of Psychology and Human Development an der Vanderbilt University, USA. 2007 – 2010 Assistant
        Professor, 2010 – 2015 Associate Professor und seit 2015 Full Professor am Department of Educational and Counseling
        Psychology an der University of Louisville, KY, USA. Seit 2018 Director of the Cardinal Success Program, Department of
        Educational and Counseling Psychology, University of Louisville, KY, USA. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Prä-
        vention, Gemeinsame Ursachen von körperlichen und psychischen Erkrankungen.

        Prof. Dr. Martin Hautzinger, geb. 1950. 1971 – 1976 Studium der Psychologie in Bochum und Berlin. 1980 Promotion.
        1981 – 1983 Assistant Professor am Department of Psychology der University of Oregon, Eugene, USA. 1984 – 1989 Hoch-
        schulassistent für Klinische und Differentielle Psychologie an der Universität Konstanz. 1987 Habilitation. 1990 – 1996 Pro-
        fessor für Klinische Psychologie am Psychologischen Institut der Universität Mainz. 1996 – 2019 Ordinarius für Psycholo-
        gie und Leiter der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie am Psychologischen Institut der Eberhard Karls
        Universität Tübingen sowie Leiter der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz. Seit 2019 Seniorprofessor für Klini-
        sche Psychologie und Psychotherapie an der Universität Tübingen. Seit Oktober 2016 Geschäftsführer der Tübinger Aka-
        demie für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie (TAKT). Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Affektive Störungen
        und Psychotherapieforschung.

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        Illustrationen: Klaus Gehrmann, Freiburg; www.klausgehrmann.net
        Satz: Sina-Franziska Mollenhauer, Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen
        Format: pdf

        2., überarbeitete Auflage 2022
        © 2004 und 2022 Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen
        (E-Book-ISBN [PDF] 978-3-8409-2963-2; E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-8444-2963-3)
        ISBN 978-3-8017-2963-9
        https://doi.org/10.1026/02963-000

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Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Vorwort

In einer Zeit, in der die Wahlmöglichkeiten, aber                       ker in die Gruppe integrieren, indem sie aktiv an
auch die Ansprüche und der Druck auf die Einzelne                       vielen Aktivitäten teilnehmen und ihre eigenen Er-
und den Einzelnen steigen, nehmen auch die Belas-                       fahrungen und angemessene persönliche Beispiele
tungen zu. Hiervon besonders betroffen sind die He-                     (z. B. eigene Ziele) einbringen. Weiterhin haben das
ranwachsenden in unserer Gesellschaft. Neben den                        Herstellen des Alltagsbezugs und die Anwendung
schon immer oder länger existierenden Aufgaben die-                     des vermittelten Wissens im Alltag der Jugendlichen
ser Lebensphase (z. B. Aufbau von tragfähigen Sozial-                   ein größeres Gewicht bekommen.
beziehungen, Berufswahl), kommen steigende Anfor-
                                                                        In einigen Modulen haben wir neue Inhalte mit auf-
derungen in der Berufswelt bei gleichzeitig schlechter
                                                                        genommen. Da die Jugendlichen in unseren Studien
werdenden Berufs- und Zukunftsaussichten hinzu. Um
                                                                        wiederholt argumentiert haben, dass ihre Runter-
diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist eine
                                                                        zieher durchaus die Realität widerspiegeln können,
Vielzahl an Kompetenzen gefordert. Das vorliegende
                                                                        haben wir in der 5. Sitzung eine Übung integriert, in
überarbeitete Trainingsprogramm LARS & LISA wurde
                                                                        der die Evidenz für und gegen Runterzieher aufge-
von uns über die letzten 20 Jahre entwickelt, evalu-
                                                                        listet und diskutiert wird. Umfangreichere Änderun-
iert und basierend auf unseren Erfahrungen mit sei-
                                                                        gen haben wir in den Sitzungen zum Thema Just do
ner Anwendung und den Forschungsergebnissen wei-
                                                                        it! vorgenommen. Zum einen haben wir passiv-ag-
terentwickelt, um Jugendlichen solche Kompetenzen
                                                                        gressives Verhalten als vierten Verhaltenstyp neben
zu vermitteln. Unser primäres Ziel ist es, ebenjene
                                                                        selbstsicherem, unsicherem und aggressivem Verhal-
Fertigkeiten zu fördern, die eine möglichst breite Wir-
                                                                        ten ergänzt, da dieses sehr häufig vorkommt, aber in
kung entfalten und in den unterschiedlichsten Le-
                                                                        therapeutischen Programmen in der Regel nicht be-
bensbereichen zur Krisenbewältigung nützlich sind.
                                                                        handelt wird. Zum anderen wurde das Thema der Per-
Basierend auf dem Modell der sozialen Informations-
                                                                        spektivenübernahme aufgenommen: In einer Grup-
verarbeitung geht es um die Förderung funktionaler
                                                                        pendiskussion wird erarbeitet, welche Vorteile es
Kognitionen, Problemlösefertigkeiten und sozialer
                                                                        hat, in einer sozialen Interaktion die Perspektive des
Kompetenzen.
                                                                        Gegenübers einzunehmen und zu berücksichtigen.
Seit der Entwicklung der 1. Auflage des Trainingspro-                   Darüber hinaus wurde im Vergleich zur 1. Auflage
gramms haben wir zahlreiche Erfahrungen und empi-                       die Erarbeitung der kurz- und langfristigen Vor- und
rische Belege für die Wirksamkeit von LARS & LISA,                      Nachteile aller vier Verhaltenstypen ausführlicher
sowohl im Hinblick auf depressives als auch aggressi-                   gestaltet, um diese besser zu verstehen. Da wir von
ves Verhalten, verschiedene Klassenstufen, Schulty-                     Jugendlichen die Rückmeldung erhalten haben, dass
pen und sogar die Anwendung in den USA, sammeln                         selbstsicheres Verhalten nicht immer die beste Op-
können. Diese Erfahrungen sowie auch die Rückmel-                       tion für das eigene Wohlergehen darstellt (z. B. wenn
dungen der Teilnehmenden sind in die Überarbeitung                      schwarze Jugendliche mit der Polizei in Kontakt kom-
der vorliegenden 2. Auflage eingeflossen. In unserer                    men), sollen nun auch Nachteile von selbstsicherem
Arbeit mit sozial schwachen und schwarzen amerika-                      Verhalten gesammelt und von Seiten der Trainerin-
nischen Jugendlichen hat sich die überragende Bedeu-                    nen bzw. Trainer stärker anerkannt werden. Dieses
tung von Vertrauen und Rollenmodellen gezeigt. Da                       Vorgehen kann dazu beitragen, Widerstände bei Ju-
die Arbeit mit Jugendlichen von diesen beiden Ele-                      gendlichen gegenüber diesem Verhaltenstyp zu redu-
menten grundsätzlich profitieren kann, ist nun vor-                     zieren. Die sicherlich auffallendste Veränderung be-
gesehen, dass sich die Trainerinnen bzw. Trainer stär-                  trifft die Neugestaltung der Illustrationen von Lars

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6           Vorwort

            und Lisa. Zudem liegen die Inhalte der Arbeitsblät-                     für Bildung und Forschung statt. Weiterhin wäre die
            ter nun zusätzlich als Präsentation in einer Power-                     Evaluation nicht ohne die Genehmigung des Ober-
            Point-Datei vor.                                                        schulamtes Tübingen, des Kultusministeriums Baden-­
                                                                                    Württemberg und verschiedener Schulbehörden in
            Selbstverständlich sind Entwicklung und Evaluation
                                                                                    den USA sowie die Unterstützung der beteilig­ten
            eines Programms wie LARS & LISA nur in Team­
                                                                                    Schu­len, Lehrer und Eltern in Deutschland und den
            arbeit und mit Unterstützung vieler Organisationen
                                                                                    USA möglich gewesen. Aber den größten Dank schul-
            und Einzelpersonen möglich. So möchten wir uns
                                                                                    den wir den vielen Hundert Schülerinnen und Schü-
            bei den studentischen und lizensierten Trainerinnen
                                                                                    lern, die an den Evaluationsstudien teilgenommen
            und Trai­nern bedanken, die das Trainingsprogramm
                                                                                    und uns intensives Feedback gegeben haben. Nur mit
            un­ermüdlich umgesetzt haben. Mehrere Diploman-
                                                                                    ihrer Hilfe hat LARS & LISA die Form angenommen,
            den und Diplomandinnen, Masterstudierende, Dok-
                                                                                    die wir Ihnen als Benutzerinnen und Benutzern heute
            toranden und Doktorandinnen haben sich durch ihren
                                                                                    präsentieren können.
            unschätzbaren Einsatz nicht nur qualifiziert, sondern
            auch um das Programm in der jetzigen Form verdient                      Wir wünschen allen Anwendern viel Spaß und Erfolg
            gemacht. Die notwendigen finanziellen Mittel stellte                    bei der Durchführung von LARS & LISA.
            die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rah-
            men des Graduiertenkollegs „Lebensstile, soziale Dif-                   Louisville und Tübingen, Oktober 2021
            ferenzen und Gesundheitsförderung“ zur Verfügung,
            zwei anschließende Förderungen fanden im Normal-                                                                    Patrick Pössel und
            verfahren (DFG) sowie durch das Bundesministerium                                                                   Martin Hautzinger

            Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.
    Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .             9

Kapitel 2: Theoretischer Hintergrund zu Depressionen im Jugendalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                           11

2.1            Begriffsbestimmung und Symptomatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  11
2.1.1          Episodisch verlaufende depressive Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12
2.1.2          Anhaltende depressive Verstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  13
2.1.3          Besonderheiten bei Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  13
2.2            Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  13
2.3            Modell der sozialen Informationsverarbeitung von Dodge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  14

Kapitel 3: LARS & LISA – Das Trainingsprogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                        17

3.1            Überblick über das Wirkprinzip und den Aufbau von LARS & LISA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  17
3.2            Empirische Befunde zu LARS & LISA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  19

Kapitel 4: Einführung in die praktische Arbeit mit dem Trainingsmanual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                            22

4.1            Grundsätzliches zum Trainingsprogramm LARS & LISA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22
4.2            Mögliche Adaptationen von LARS & LISA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  22
4.3            Struktur der Sitzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  23
4.4            Erläuterung der Textelemente und Symbole im Trainingsmanual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  23
4.5            Erläuterungen zu den wiederkehrenden Elementen der Sitzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
4.5.1          Sitzkreis bilden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
4.5.2          Wissenstest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
4.5.3          Thema der heutigen Sitzung und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25
4.5.4          Alltagsbezug herstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25
4.5.5          Feedback zum Einhalten der Verhaltensregeln und Vereinbarungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25
4.6            Szenenspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  25
4.6.1          Ablauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  26
4.6.2          Verstärkung für unangemessenes Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  28
4.7            Verhalten der Trainerinnen und Trainer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  28
4.8            Muntermacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31
4.8.1          Zublinzeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31
4.8.2          Drachenfangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31
4.8.3          Klapperschlangen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
4.8.4          Körperknobeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  31
4.8.5          Zählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32
4.8.6          Wortkette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32
4.8.7          Obstsalat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32
4.8.8          Fragensalat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32
4.8.9          Gemeinsam aufstehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32
4.8.10         Gordischer Knoten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32

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8           Inhaltsverzeichnis

            Kapitel 5: Trainingsmanual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                         33

            5.1             Erste Sitzung: Allgemeine Einführung und Kennenlernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  33
            5.2             Zweite Sitzung: Set some goals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  42
            5.3             Dritte Sitzung: Magische Spirale – I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  50
            5.4             Vierte Sitzung: Magische Spirale – II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  57
            5.5             Fünfte Sitzung: Think Tank – I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  63
            5.6             Sechste Sitzung: Think Tank – II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  71
            5.7             Siebte Sitzung: Just do it – I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  79
            5.8             Achte Sitzung: Just do it – II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  89
            5.9             Neunte Sitzung: Making contact – I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  98
            5.10            Zehnte Sitzung: Making contact – II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

            Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .     108

            Anhang
            Hinweise zu den Online-Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                              113

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Kapitel 1
Einführung

Depressive Störungen werden zunehmend eine Be-                          über altersgerechte Materialien, Darstellungen und
lastung für das Funktionieren unserer Gesellschaft.                     Übungen verfügt, die gut erlernbar und leicht an-
Nach einem Bericht der World Health Organization                        wendbar sind.
(2017) steht Depression inzwischen an erster Stelle
aller Ursachen gesundheitlicher Beeinträchtigung mit                    Die Adoleszenz bringt vielfältige Herausforderungen
etwa 322 Millionen erkrankten Menschen weltweit.                        mit sich. Einige der wichtigsten Entwicklungsaufga-
Dadurch wachsen die Gesundheitsausgaben in eine                         ben, die von allen Jugendlichen bewältigt werden
Höhe, die selbst für wohlhabende Gesellschaften                         müssen, sind dabei die Reorganisation oder Neude-
kaum mehr finanzierbar ist. So verursachten Depres-                     finition sozialer Beziehungen, das Einüben sozialer
sionen im Jahr 2015 allein in Deutschland Kosten                        Verhaltensweisen und der sozialen Selbstdarstellung,
von etwa 8.7 Milliarden Euro (Statistisches Bundes-                     die Auseinandersetzung mit der eigenen Person und
amt, 2020).                                                             die Entwicklung von Zielperspektiven, wie beispiels-
                                                                        weise Berufsperspektiven (vgl. Fend, 2001, S. 415 ff.).
Depression stellt nicht nur bei Erwachsenen, sondern                    Durch seinen Ansatz kann LARS & LISA mit allen Ju-
auch bei Jugendlichen ein großes Problem dar. So lei-                   gendlichen im Alter zwischen ca. 12 und 16 Jahren
den nach epidemiologischen Studien heute mehr als                       durchgeführt werden. Evaluiert und erfolgreich an-
20 % der Kinder und Jugendlichen bis zur Vollendung                     gewendet wurde das Programm bisher in den Klas-
des 18. Lebensjahres unter depressiven Symptomen                        senstufen 7 bis 9 in verschiedenen Schultypen in
oder sogar einer klinischen Depression (Bertha & Ba-                    Deutschland und den USA.
lázs, 2013; Kessler, Petukhova, Sampson, Zaslavsky
& Wittchen, 2012; vgl. Kapitel 2.2 für ausführlichere                   Voraussetzung für eine erfolgreiche Durchführung von
Daten zur Prävalenz). Weiterhin geht Depression bei                     LARS & LISA ist ein gewisses kognitives Entwicklungs-
Jugendlichen mit anderen psychischen Erkrankungen                       alter, das den Jugendlichen erlaubt, den theoretischen
und psychosozialen Beeinträchtigungen (Hasin et al.,                    Grundlagen im kognitiven Teil zu folgen und mit Un-
2018), wie Substanzmissbrauch (Ranney et al., 2013;                     terstützung der Trainerinnen bzw. Trainer von den
Snyder & Smith, 2015), Suizidversuche (Nanayakkara,                     Beispielen zu abstrahieren bzw. den Bezug zur eige-
Misch, Chang & Henry, 2013), Schulschwierigkeiten                       nen Person herzustellen. Diese Voraussetzungen sind
und aggressivem Verhalten (Ranney et al., 2013), ein-                   nicht an eine bestimmte Klassenstufe, einen Schultyp
her.                                                                    oder ein bestimmtes Alter der Jugendlichen gebunden,
                                                                        vielmehr zeigen sich diese entwicklungsbedingten Un-
Aus den vorliegenden Daten wird der Bedarf nach                         terschiede sogar innerhalb der Klassen.
einem effektiven Programm zur Prävention von De-
pressionen bei Jugendlichen ersichtlich. Mit dem vor-                   Prinzipiell sollte LARS & LISA, wie andere Gruppen-
liegenden Manual liegt ein gut evaluiertes und in der                   programme auch, von zwei Trainerinnen bzw. Trai-
Praxis bewährtes Programm zur Depressionspräven-                        nern pro Gruppe durchgeführt werden. Ein solches
tion bei Jugendlichen ohne zielgruppenspezifische                       Vorgehen macht es einerseits möglich, dass sich eine
Einschränkungen (universelle Prävention1) vor, das                      Trainerin oder ein Trainer auf die Inhalte des Pro-
                                                                        gramms konzentrieren, während die oder der andere
1 Universelle Prävention richtet sich an die Gesamtheit einer Bevöl-
                                                                        auf die Einhaltung der Verhaltensregeln und Verein-
  kerungsgruppe, unabhängig von dem Risiko der einzelnen Per-           barungen achten kann. Andererseits wird dadurch
  sonen, z. B. eine depressive Störung zu entwickeln.                   auch die wichtige Arbeit in Kleingruppen ermöglicht.

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10           Kapitel 1

             Obwohl LARS & LISA bisher ausschließlich im schu-                       jeder Sitzung in ca. 90 Minuten durchführen lassen.
             lischen Kontext evaluiert wurde, sind Adaptationen                      Darüber hinaus liegen aber reichlich Erfahrungen mit
             für eine Durchführung in anderen Gruppenkonstel-                        der Anpassung an andere Zeitpläne vor. So haben wir
             lationen und unter verschiedenen Bedingungen mög-                       das Programm auch in 15 Sitzungen à 45 Minuten mit
             lich. So ist beispielsweise ein Einsatz in Beratungs-                   einer Frequenz von zwei Sitzungen pro Woche um-
             stellen, Jugendzentren, Jugendfreizeiten, Heimen                        gesetzt.
             oder Tageskliniken denkbar.
                                                                                     Für die Durchführung wird ein ausreichend großer
             Als vorteilhaft hat sich die Arbeit in geschlechtsho-                   Raum benötigt, der die Bildung eines Sitzkreises zu-
             mogenen Gruppen erwiesen, was sich wahrschein-                          lässt. Die Verfügbarkeit eines Computers mit einem
             lich darauf zurückführen lässt, dass der normalerweise                  Beamer für die Darbietung der Präsentationsfolien
             in dieser Altersgruppe gewichtige Druck zur positiven                   sollte nach Möglichkeit gegeben sein.
             Selbstdarstellung vor dem anderen Geschlecht entfällt                   Wie die Forschung in den letzten 15 Jahren gezeigt
             und so auch persönliche Anliegen von den Jugendli-                      hat, sind die Effekte von kognitiv-verhaltensthera-
             chen leichter thematisiert werden können. Entspre-                      peutischen Programmen erheblich schlechter oder
             chend empfehlen wir, dieses Vorgehen beizubehalten.                     überhaupt nicht existent, wenn Lehrkräfte solche
             Arbeitet man mit Schulklassen, können bei der Auf-                      Programme durchführen (Harnett & Dadds, 2004;
             teilung in zwei geschlechtshomogene Gruppen sich je                     Merry, McDowell, Wild, Bir & Cunliffe, 2004; Wahl,
             nach Geschlechterverteilung der Klasse unterschied-                     Adelson, Patak, Pössel & Hautzinger, 2014). Ent-
             liche Gruppengrößen ergeben. Wir haben erfolgreich                      sprechend wichtig ist die berufliche Qualifikation
             mit Gruppen von bis zu 24 Teilnehmenden gearbei-                        der Trainerinnen und Trainer. Bis Daten zur Quali-
             tet. Dennoch sind unseres Erachtens kleinere Grup-                      fikation anderer Berufsgruppen vorliegen, empfehlen
             pen zwischen ca. 12 bis 16 Jugendlichen empfehlens-                     wir daher, das Manual in erster Linie von Psycholo-
             wert, da mit diesen die praktischen Übungen leichter                    ginnen und Psychologen sowie Psychotherapeu­tinnen
             durchgeführt werden können. Wir haben LARS & LISA                       und -therapeuten mit der entsprechenden praktischen
             sogar in noch deutlich kleineren Gruppen von bis zu                     Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen so­wie guten
             zwei Jugendlichen und nur einer Trainerin bzw. einem                    Kenntnissen in den Bereichen „kognitiv-­verhal­tens­
             Trainer erfolgreich angewendet.                                         therapeutische Grundlagen“ und „soziale Kompetenz-
                                                                                     trainings“ durchzuführen. Dieses Manual kann nur
             Die vorliegende Version von LARS & LISA umfasst                         die wichtigsten Punkte zur notwendigen Qualifika-
             insgesamt 10 Sitzungen und erstreckt sich damit bei                     tion und zum Verhalten der Trainerinnen und Trai-
             einer Sitzung pro Woche auf einen Durchführungs-                        ner darstellen (vgl. Kapitel 4.7). Auf jeden Fall ist un-
             zeitraum von 10 Wochen. Die Durchführungszeit ori-                      abdingbar, dass sich Trainerinnen und Trainer vor
             entiert sich an der in den meisten Schulen üblichen                     der Durchführung des Programms mit dem gesam-
             Stundenzeit von 45 Minuten, sodass sich die Inhalte                     ten Manual ausführlich vertraut machen.

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Kapitel 2
Theoretischer Hintergrund zu Depressionen im Jugendalter

2.1 Begriffsbestimmung                                                  damit Entscheidungen verschiedener Diagnostiker
                                                                        vergleichbarer zu machen, wurden zwei Klassifikati-
    und Symptomatik                                                     onssysteme geschaffen, die heute beide internatio-
                                                                        nale Verbreitung gefunden haben. Hierbei handelt es
Der Begriff Depression wird mit unterschiedlichen Be-                   sich um die im Rahmen der International Classifica-
deutungszuschreibungen verwendet. Im allgemeinen                        tion of Diseases (ICD) von der World Health Organi-
Sprachgebrauch wird mit dem Begriff Depression oft                      zation (WHO) entwickelte International Classifica-
ein alltägliches Gefühl der Traurigkeit bezeichnet. In                  tion of Mental and Behavioural Disorders2 und das von
der wissenschaftlichen Literatur hingegen werden mit                    der American Psychiatric Association entworfene Di-
diesem Begriff pathologische Veränderungen verbun-                      agnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
den, deren Charakteristika die Beeinträchtigung der                     (DSM-5; APA, 2013).
Gefühls- und Stimmungslage sowie des inneren Er-
lebens einer Person sind. Im Rahmen der klinischen                      Beide Klassifikationssysteme erlauben die Diagnose
Diagnostik und Klassifikation lassen sich die Beschrei-                 depressiver Störungen anhand weitgehend deckungs-
bungsebenen Symptom, Syndrom und Diagnose unter-                        gleicher Kriterien. Eine Übersicht über die Bezeich-
scheiden (Groen & Petermann, 2011).                                     nungen der phasisch bzw. episodisch verlaufenden und
                                                                        überdauernden depressiven Störungen nach ICD-10
Auf der Symptomebene wird unter Depression ein Ge-                      und DSM-5 gibt Tabelle 1. Auf diese Störungsbilder
fühl der Traurigkeit, Niedergeschlagenheit oder Un-                     wird im Folgenden näher eingegangen werden.
lust verstanden, wobei die Ausprägung dieses Gefühls
weit über die Traurigkeit im allgemeinen Sprachge-                      Auf eine ausführliche Darstellung der diagnostischen
brauch hinausgeht. Dies zeigt sich auch auf der Syn-                    Kriterien aller in Tabelle 1 genannten Störungsbilder
dromebene. Hier umfasst der Begriff Depression neben                    soll in diesem Kapitel verzichtet werden. Stattdessen
den genannten emotionalen Symptomen u. a. (a) kör-                      werden zur Veranschaulichung die Beschreibungen
perliche Symptome, wie Gewichtsverlust bzw. ver-                        der jeweils korrespondierenden Störungsbilder nach
minderten oder gesteigerten Appetit, Schlaflosigkeit                    ICD-10 und DSM-5 kurz gegeben und Unterschiede
oder vermehrten Schlaf sowie psychomotorische Un-                       herausgearbeitet. Abschließend wird auf Besonder-
ruhe oder Verlangsamung, sowie (b) kognitive Sym-                       heiten der Diagnosestellung bei Jugendlichen einge-
ptome, wie Gefühle der Wertlosigkeit oder übermä-                       gangen.
ßige bzw. unangemessene Schuldgefühle, verminderte
Denk- und Konzentrationsfähigkeit sowie Gedanken
an den Tod (American Psychiatric Association [APA],
2013).

Auf der Diagnoseebene schließlich werden unter dem                      2 In der derzeit noch gültigen Fassung ICD-10 sind die psychi-
Begriff Depression verschiedene Symptome bzw. Syn-                        schen Störungen in Kapitel V (F) beschrieben (WHO/Dilling
drome integriert. Hierbei bezeichnet der Begriff eine                     et al., 2016). Die ICD-10 wird perspektivisch durch die Nach-
                                                                          folgeversion ICD-11 abgelöst werden; die psychischen Störun-
Reihe von Störungsbildern mit übereinstimmenden
                                                                          gen werden hier in Kapitel 06 aufgeführt (vgl. z. B. https://icd.
Kernsymptomen, aber Abweichungen insbesondere                             who.int/browse11). Auf die damit einhergehenden Änderungen
in Bezug auf den Schweregrad und die Dauer der                            wird in diesem Kapitel neben der Darstellung der Störungsbil-
Symptome. Um Diagnosen zu vereinheitlichen und                            der nach ICD-10 kurz eingegangen werden.

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12           Kapitel 2

             Tabelle 1: Episodische depressive Störungen und anhaltende depressive Verstimmung nach ICD-10 und DSM-5

                                                    ICD-10 (diagnostische Codierung)                   DSM-5

               Episodisch verlaufende               • depressive Episode (F32)                         Major Depression:
               depressive Störungen                 • rezidivierende depressive                        • einzelne Episode
                                                       Störung (F33)                                   • rezidivierend
               Anhaltende depressive                anhaltende affektive Störung:                      Persistierende Depressive Störung
               Verstimmung                          Dysthymia (F34.1)                                  (Dysthymie)

             2.1.1 Episodisch verlaufende                                            Die ICD-11 definiert nur noch zwei Kernsymptome
                   depressive Störungen                                              (affektive Symptome: fast tägliche depressive Stim-
                                                                                     mung und Interessensverlust an Aktivitäten für min-
                                                                                     destens zwei Wochen), von denen mindestens eines
             In beiden Kategoriensystemen werden Kern- und Ne-
                                                                                     erfüllt sein muss. Gemeinsam mit den Nebensymp-
             benkriterien unterschieden. So werden in der ICD-10
                                                                                     tomen (unterteilt in kognitive und Verhaltenssymp-
             folgende drei Kernsymptome einer depressiven Episode
                                                                                     tome vs. neurovegetative Symptome) sind mindestens
             (F32) genannt, von denen mindestens zwei vorliegen
                                                                                     fünf Symptome für die Diagnose einer depressiven
             müssen, um eine Diagnose stellen zu können (WHO/
                                                                                     Episode erforderlich.
             Dilling et al., 2016)3:
             1. Depressive Stimmung, in einem für die Betroffe-                      Für die Diagnose einer rezidivierenden depressiven Stö-
                nen deutlich ungewöhnlichen Ausmaß, die meiste                       rung (ICD-10: F33) müssen mindestens zwei depres-
                Zeit des Tages, fast jeden Tag, im Wesentlichen                      sive Episoden vorgelegen haben; die letzte Episode
                unbeeinflusst von den Umständen und mindestens                       kann aktuell bestehen oder auch in der Vergangen-
                zwei Wochen anhaltend,                                               heit liegen (gegenwärtig remittiert). Die Episoden
             2. Interessen- oder Freudeverlust an Aktivitäten, die                   müssen durch ein mindestens zweimonatiges symp-
                normalerweise angenehm waren,                                        tomfreies Intervall (Remission) getrennt sein. Wei-
             3. verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbar-                      terhin darf in der Vorgeschichte keine manische, hy-
                keit.                                                                pomane oder gemischte Episode vorgelegen haben,
                                                                                     da es sich sonst um eine bipolare Störung handelt.
             Darüber hinaus müssen mindestens zwei der folgen-
             den Symptome (Nebenkriterien) für eine mittelgra-                       Die diagnostischen Kriterien für eine Episode einer
             dige depressive Episode vorliegen:                                      Major Depression nach DSM-5 weichen von den Kri-
             1. Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwert-                    terien für eine depressive Episode nach ICD-10 nur
                gefühls,                                                             insofern ab, als dass ein verminderter Antrieb oder
             2. unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte,                        eine gesteigerte Ermüdbarkeit im DSM-5 nicht zu
                unangemessene Schuldgefühle,                                         den Kern-, sondern zu den Nebenkriterien gehört.
             3. wiederkehrende Gedanken an den Tod oder an Su-                       Entsprechend ist das Auftreten von nur einem der
                izid oder suizidales Verhalten,                                      beiden verbleibenden Kernsymptome (depressive
             4. Klagen über oder Nachweis eines verminderten                         Verstimmung für die meiste Zeit des Tages; vermin-
                Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüs-                        dertes Interesse oder Freude an Aktivitäten) not-
                sigkeit oder Unentschlossenheit,                                     wendig. Dafür müssen mindestens vier (und nicht
             5. psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung (sub-                     wie in der ICD-10 zwei) der Nebenkriterien für die
                jektiv oder objektiv),                                               Vergabe einer Major-Depression-Diagnose erfüllt sein.
             6. Schlafstörungen jeder Art,                                           Für die Diagnosevergabe nach DSM-5 wird ebenfalls
             7. Appetitverlust oder gesteigerter Appetit mit ent-                    angegeben, ob es sich um eine einzelne Episode oder
                sprechender Gewichtsveränderung.                                     um eine rezidivierende Störung handelt.

             Die Gesamtzahl der vorliegenden Symptome bestimmt                       Mit dem Erscheinen der ICD-11 (siehe oben) werden
             den Schweregrad (leicht, mittelgradig oder schwer).                     die diagnostischen Kriterien für diese Störungsbilder
                                                                                     in beiden Klassifikationssystemen übereinstimmen.
                                                                                     Wie oben erwähnt, wird in der ICD-11 allerdings eine
                                                                                     zusätzliche Unterteilung in affektive, kognitive und
                                                                                     Verhaltens- sowie neurovegetative Symptome vorge-
             3 Abdruck der Kriterien erfolgt aus WHO/Dilling et al., 2016.           nommen, die im DSM-5 nicht besteht.

             Dieses Dokument ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt und darf in keiner Form vervielfältigt und an Dritte weitergegeben werden.
     Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
Theoretischer Hintergrund zu Depressionen im Jugendalter             13

2.1.2 Anhaltende depressive                                             kehrende Wutausbrüche (verbaler und/oder physi-
      Verstimmung                                                       scher Art) gekennzeichnet ist. Die ICD-10 trägt der
                                                                        gleichen Symptomatik durch die Störung des Sozi-
Das wesentliche Kennzeichen für die Diagnose einer                      alverhaltens mit depressiver Störung Rechnung. Der
anhaltenden affektiven Störung (F34) ist nach ICD-10                    wichtigste Unterschied zwischen beiden Klassifika-
eine mehrere Jahre andauernde, depressive Verstim-                      tionssystemen ist hier, dass die Disruptive Affektre-
mung, die niemals oder nur sehr selten ausgeprägt                       gulationsstörung im DSM-5 zu den depressiven Stö-
genug ist, um die Kriterien für eine rezidivierende                     rungen zählt, während die Störung des Sozialverhaltens
depressive Störung zu erfüllen. Dabei wird die Un-                      mit depressiver Störung in der ICD-10 bei den exter-
terdiagnose einer Dysthymia (F34.1) vergeben, wenn                      nalisierenden Störungen verankert ist. Sowohl die Di-
keine hypomanen Episoden vorkommen und min-                             agnose der Disruptiven Affektregulationsstörung (DSM-
destens drei von zehn aufgelisteten Symptomen wäh-                      5) als auch jene der Störung des Sozialverhaltens mit
rend einiger Perioden der depressiven Verstimmung                       depressiver Störung (ICD-10) berücksichtigen die Tat-
vorkommen (darunter verminderter Antrieb oder Ak-                       sache, dass sich die depressive Symptomatik bei Kin-
tivität, Konzentrationsschwierigkeiten, sozialer Rück-                  dern und Jugendlichen eher in Form von Reizbarkeit
zug und verminderte Gesprächigkeit).                                    äußert (Essau, 2007).

Im DSM-5 sind die Diagnosekriterien für eine Persis-                    Zusammenfassend ist festzustellen, dass das DSM-5
tierende Depressive Störung (Dysthymie) präziser. So                    für die Diagnosestellung bei Jugendlichen verschie-
muss die depressive Verstimmung über die meiste                         dene Sonderregeln bereithält, die die Besonderhei-
Zeit des Tages und an der Mehrzahl der Tage über                        ten depressiver Störungen in dieser Altersgruppe bes-
mindestens zwei Jahre auftreten. Außerdem darf es                       ser berücksichtigen als dies in der ICD-10 der Fall
keinen Zeitraum von mehr als zwei Monaten in Re-                        ist. In der ICD-11 wird die reizbare Stimmung bei
mission geben. Weiterhin müssen mindestens zwei                         Kindern und Jugendlichen hingegen, wie auch im
von sechs Symptomen vorliegen (darunter Schlaflo-                       DSM-5, bei den Kernsymptomen für die depressive
sigkeit oder übermäßiges Schlafbedürfnis, Energie-                      Episode mit aufgeführt.
mangel oder Erschöpfung, Gefühle der Hoffnungslo-
sigkeit).
In der ICD-11 wird das Störungsbild der Dysthymen
Störung („dysthymic disorder“) anhand desselben                         2.2 Epidemiologie
Kernmerkmals der depressiven Verstimmung defi-
niert wie die Persistierende Depressive Störung nach                    Depression im Jugendalter ist ein weitverbreitetes
DSM-5. Allerdings bleibt in der ICD-11 unklar, wie                      Problem mit hoher Prävalenz und Persistenz. So lei-
viele weitere depressive Symptome vorliegen müssen.                     den mehr als 20 % der Kinder und Jugendlichen bis
                                                                        zur Vollendung des 18. Lebensjahres unter depressi-
                                                                        ven Symptomen oder sogar einer klinischen Depres-
2.1.3 Besonderheiten                                                    sion (Bertha & Balázs, 2013; Kessler et al., 2012).
      bei Jugendlichen                                                  Weiterhin steigen die Erkrankungsraten in der Pu-
                                                                        bertät stark an, bei Mädchen erheblich stärker als
Bei der Diagnosestellung bei Jugendlichen gilt es, ei-                  bei Jungen. So berichten Lawrence et al. (2016), dass
nige Besonderheiten zu beachten. So kann gemäß                          die Prävalenzrate von Major Depression bei Jungen
DSM-5 bei Kindern und Jugendlichen die Diagnose                         von 3.1 % im Alter von 11 bis 15 Jahren auf 8.1 % im
einer Major Depression oder einer Persistierenden De-                   Alter von 16 bis 17 Jahren ansteigt. Bei Mädchen hin-
pressiven Störung (Dysthymie) vergeben werden, wenn                     gegen steigt die Erkrankungsrate von 7.2 % bei den
anstelle einer depressiven Verstimmung (Kernsym-                        11- bis 15-Jährigen auf 19.6 % bei den 16- bis 17-Jäh-
ptom) eine reizbare Stimmung vorliegt. Zudem müs-                       rigen an. Dieser Trend setzt sich bis ins frühe Er-
sen die Symptome einer Persistierenden Depressiven                      wachsenenalter weiter fort (Bertha & Balázs, 2013).
Störung (Dysthymie) bei Kindern und Jugendlichen
                                                                        Problematisch an Depressionen im Jugendalter sind
nur über einen Zeitraum von einem Jahr anstelle
                                                                        neben der hohen Erkrankungsrate auch die psychoso-
von zwei Jahren auftreten.
                                                                        matischen Folgeerscheinungen und Komorbiditäten. So
Weiterhin ermöglicht das DSM-5 die Diagnose einer                       erhöhen depressive Symptome und eine depressive
Disruptiven Affektregulationsstörung bei Kindern und                    Erkrankung bei Jugendlichen das Risiko für die Ent-
Jugendlichen im Alter von 6 bis 18 Jahren, wenn die                     wicklung einer erneuten depressiven Episode bis ins
depressive Symptomatik durch schwere und wieder-                        Erwachsenenalter (Bertha & Balázs, 2013; Kessler

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Aus Pössel und Hautzinger: Trainingsprogramm zur Prävention von Depressionen bei Jugendlichen (ISBN 9783840929632). © 2022 Hogrefe Verlag, Göttingen.
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