TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INHALTSVERZEICHNIS Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Gendergerechte Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Erläuterung zu Trans* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Erläuterung zu Inter* . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 DAS SUNRISE Häufige Irrtümer und Stereotype . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Das Sunrise in Dortmund ist ein Jugendtreff für junge LSBPATINQ (les- bische, schwule, bisexuelle, pansexuelle, asexuelle sowie trans*, inter*, Psychische Aspekte und Trans*feindlichkeit . . . . . . . . . . . . . . 10 nicht-binäre und queere) Jugendliche bis 23 Jahre, die sich in einer Aspekte des Trans*-Weges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 diskriminierungssensiblen Umgebung mit Gleichaltrigen, die ähnli- che Erfahrungen gemacht haben, sowie mit Fachkräften austauschen Nutzung von Name und Pronomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 und gemeinsam an verschiedenen Freizeitaktivitäten und Aktionen Rechtliche Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 teilnehmen können. In diesem Rahmen existiert auch ein spezifisches Treffangebot für trans* Kinder und Jugendliche. Ergänzungsausweis der dgti e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Grundlegend für die Arbeit des Sunrise ist die Konzeption als Schutz- Rechtliche Aspekte in der Schule raum. Durch das Sunrise werden die bestehenden Jugendfreizeitein- und anderen Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 richtungen in Dortmund um ein spezielles Angebot für queere Jugend- liche (of Color) ergänzt. Medizinische Aspekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Die lösungsorientierte und traumasensible Beratung für Jugendliche, Unterstützung beim Coming-out . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 deren Angehörige, sowie Fachkräfte, hat neben den Freizeitangeboten für queere Jugendliche einen zentralen Stellenwert in der Arbeit vom Situation in Schulen und anderen Institutionen . . . . . . . . . 26 Sunrise. Geschulte Fachkräfte bieten unter anderem eine allgemeine Erfahrungsberichte von Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . 28 Coming-out-Beratung, Trans*-Beratung, BIPoC (Black, Indigenous and Umgang im Schulalltag oder anderen Institutionen . . . . . . 30 People of Color)-Beratung für queere Jugendliche of Color/mit Fluch- terfahrung an und unterstützen bei der Bewältigung von Gewalt- und Anhang mit Hilfestellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Diskriminierungserfahrungen. Zudem bietet das Sunrise Informati- Links zu hilfreicher Methodik und weiteren Broschüren . . . 38 onsveranstaltungen zu Trans* an, welche sich explizit an Angehörige von trans* Menschen und Fachkräfte richten. Dadurch ist das Sunrise Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 eine zentrale Anlauf- und Fachberatungsstelle für sämtliche Fragen im Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Zusammenhang mit sexueller und geschlechtlicher Identitätsentwick- Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 lung. 2 3
EINLEITUNG GENDERGERECHTE SPRACHE Der diskriminierungsfreie und bedürfnisorientierte Umgang mit In der gendergerechten Sprache steht die Gleichstellung der Geschlech- trans* Menschen ist ein relevantes, aber auch viel diskutiertes Thema ter bzw. die Sichtbarmachung mehrerer Geschlechter im Fokus. Sie ist in Schulen, Wohnheimen und anderen Institutionen, in denen Fach- eine geschlechterfaire, -inklusive und nicht sexistische Sprache. In dieser kräfte auf trans* Kinder und Jugendliche treffen. Broschüre wird das Gendersternchen (*) verwendet. Das Sternchen im Fachkräfte, die bislang unerfahren in der Arbeit mit trans* Menschen Begriff Trans* fungiert als Platzhalter, welches alle binären und nicht- sind, berichten immer wieder von mangelnden Informationen und ei- binären trans* Menschen einschließen soll. Auch in Sammelbezeich- ner grundlegenden Überforderung mit dem Thema. Mediale Berichte nungen von Personen wird das Sternchen verwendet, um zu verdeutli- sind häufig durch Stereotype und Fehlinformationen geprägt und kön- chen, dass es sowohl binäre Frauen und Männer als auch nicht-binäre nen so ein verfälschtes Bild von trans* Menschen vermitteln. Um dies Personen einschließt, wie z.B. in zu verhindern, ist es wichtig, Fachkräften Informationen zu liefern, da- der Bezeichnung „Lehrer*innen“. mit ein bedarfsgerechter und empathischer Umgang mit betroffenen Eine Alternative zu dem (*) bietet Als „binär“ werden Menschen be- Personen ermöglicht wird. unter anderem der Unterstrich, zeichnet, die sich innerhalb der auch Gender Gap genannt, wie Zweigeschlechternorm verorten. Da es selbst in größeren Städten wie Dortmund nur sehr wenige Anlauf- z.B. bei „Lehrer_innen“. Zudem Das heißt, dass sie sich eindeutig stellen gibt, die eine spezifische Beratung für Fachkräfte ermöglichen, ist eine neutrale Schreibweise als Mann oder Frau (Junge oder soll diese Broschüre grundlegendes Wissen zu den Lebensrealitäten möglich wie z.B. „Lehrkräfte“ oder Mädchen) bezeichnen. von trans* Menschen vermitteln und Informationen für ein möglichst „Studierende“, um jeglichen Bezug breites Spektrum von Fachkräften liefern. Insofern richtet sich diese zum Geschlecht zu vermeiden. Broschüre an alle Fachkräfte, die mit trans* Menschen arbeiten, seien Trans* als Begriff zu nutzen ist es beispielsweise Lehrer*innen, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen der Versuch, einen nicht werten- Nicht-Binär sind Men- oder Mediziner*innen. den und nicht kategorisierenden schen, die sich weder ein- übergeordneten Begriff für das deutig als Frau noch als gesamte Spektrum von trans* Mann (Mädchen oder Junge) Menschen zu schaffen. verorten können und/oder wollen, sondern sich entwe- der auf einem Spektrum da- zwischen bewegen, sich als beides gleichzeitig bezeich- nen oder sich zu keinem Moment einem der beiden Geschlechter als zugehörig fühlen. 4 5
ERLÄUTERUNG ZU TRANS* ERLÄUTERUNG ZU INTER* Trans* umfasst eine große Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Der Be- Inter* beschreibt Menschen, die aus medizinischer Sicht nicht ein- griff inkludiert sowohl binäre als auch nicht-binäre trans* Menschen. deutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet Um die Bezeichnung Trans* möglichst offen und flexibel zu halten, werden können. Das kann entweder direkt nach der Geburt festgestellt wird der Begriff in dieser Broschüre wie folgt definiert: werden oder später, in der Jugend oder im Erwachsenenalter. Trans* beschreibt alle Personen, die nicht (dauerhaft) Problematisch ist, dass noch vor einigen Jahren von Mediziner*innen in dem Geschlecht leben, das ihnen bei der Geburt von oftmals eine erzwungene operative geschlechtliche Einordnung erwirkt Mediziner*innen zugewiesen wurde. wurde, die nicht mit der Geschlechtsidentität des inter* Menschen in Einklang stand. Die Einwilligung der Eltern zu derartigen Eingriffen ge- Trans* bezeichnet den Zustand des „Trans*-Seins“ und kann sowohl schah oft aus Unwissenheit. Diese Operationen und die damit verbun- als eigenständiger Begriff, als auch als Adjektiv wie bei “trans* Men- dene Anpassung der äußeren Geschlechtsmerkmale, die durchgeführt schen” verwendet werden. Der Begriff „zugewiesen“ bzw. „zugewiesenes wurden, um eine binäre Zuweisung in entweder weiblich oder männ- Geschlecht“ soll hier ermöglichen, dass Formulierungen wie „biologi- lich zu ermöglichen, sind ein schwerwiegender Eingriff in die Unver- sches Geschlecht“ oder „wurde als Mann/Frau geboren“ vermieden wer- sehrtheit des Menschen. den, da diese von Betroffenen oft als problematisch und diskriminie- rend erlebt werden. Zudem soll dadurch offenbart werden, dass diese Die Selbstdefinition von inter* Menschen hängt nicht mit dem me- Zuweisungen nicht immer so eindeutig sind und es Menschen- dizinisch definierten Geschlecht zusammen. Inter* Menschen gibt, die beispielsweise auch ohne eindeutig zuweisbare äu- können hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität weiblich, ßere Geschlechtsmerkmale auf die Welt kommen können. männlich oder nicht-binär sein. Inter* und Trans* sind aber medizinisch und rechtlich zu unterscheiden. Einige Im Falle dieser Menschen, gefasst unter dem Begriff Menschen haben allerdings ein Coming-out als trans*, Inter*, kann es aufgrund dieser getroffenen Zuweisungen aber merken später, z.B. aufgrund durchgeführter Hor- zu schwerwiegenden Konsequenzen, wie etwa Zwangsope- montests etc., dass sie inter* sind. rationen von Neugeborenen, führen (siehe Erläuterung zu Inter*). Das Gegenstück zu inter* Das Gegenstück zu trans* bildet dyadisch, also Men- bildet cis, also Menschen, schen, die eindeutig in die die in dem Geschlecht leben, medizinische Norm von welches ihnen bei der Ge- weiblichen oder männli- burt zugewiesen wurde. chen Körpern passen. 6 7
HÄUFIGE IRRTÜMER UND STEREOTYPE sichtlich ihrer Identität zu akzeptieren und zu unterstützen, anstatt Betroffene mit Vorurteilen wie „du bist (noch) nicht männlich genug Da Trans* eine Frage der geschlechtlichen Identität ist für einen trans* Mann“ zu schädigen. und in keiner Verbindung zu sexuellen Vorlieben oder sexuellen Orientierungen (wie Homo-, Bi-, Pan- oder Trans* muss nicht zwangsläufig mit einer körperlichen Dysphorie ein- Heterosexualität) steht, grenzen sich viele Betroffene hergehen. von dem (meist im medizinischen/therapeutischen Kontext verwendeten) Wort Transsexualität ab, da der Wortbestandteil „Sexualität“ dazu führen kann, Dysphorie beschreibt ein Gefühl von körperlichem oder sozialem dass die eigentliche Bedeutung von Trans* missver- Unwohlsein, das durch die Erwartungen und Geschlechterrollen- standen wird. Vorstellungen in der Gesellschaft und dem damit verbundenen Die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orien- Druck verstärkt werden kann. tierung eines trans* Menschen sind nicht vonei- nander abhängig. Insofern können trans* Men- schen, genau wie cis Menschen, sowohl Frauen, Zentral ist die Geschlechtsidentität, in der Menschen leben wollen. Für Männer und/oder nicht binäre Menschen, also manche gehören medizinische Eingriffe dazu, weil sie sich mit ihrem verschiedene Geschlechter, begehren oder ase- Körper unwohl fühlen oder durch eine Veränderung des Körpers leich- xuell und/oder aromantisch sein. Auch das ge- ter in ihrer Identität akzeptiert werden. Trans* Menschen können aber schlechtliche Rollenverhalten im Sinne von ste- auch in einem anderen Geschlecht als ihrem zugewiesenen Geschlecht reotyper Weiblichkeit und Männlichkeit sollte leben, ohne etwas an ihrem Körper zu verändern. Auch das Alter beim von der Geschlechtsidentität abgegrenzt werden. Coming-out ist nicht maßgeblich, was bedeutet, dass es nicht nötig ist, dass Trans* und das Hinterfragen der zugewiesenen Geschlechtsidenti- Wie cis Frauen können auch trans* Frauen lie- tät schon in der Kindheit vorlag. ber Kleider oder Hosen mögen, lange oder kurze Haare tragen, Mathe oder Philosophie studieren. Es gibt keine eindeutige bzw. wissenschaftlich bestätigte Ursache von Trans* Männer können wie cis Männer sanft oder Trans*. Verschiedene Theorien beschäftigten sich sowohl mit Hormon- forsch sein, Make-Up tragen oder auch nicht, gut in werten während der Schwangerschaft, Neurologie, Genetik als auch mit Naturwissenschaften sein oder sich mehr für Spra- Erziehungsbildern und dem sozialen Umfeld bzw. Erfahrungen in der chen interessieren. Kindheit. Keine dieser Theorien gilt als komplett bestätigt (Brill & Pep- Nicht-binäre Menschen müssen nicht unbedingt per 2016). Grundsätzlich ist die Ursache für die Entstehung von Trans* androgyn aussehen, sondern werden oft fälschli- zudem irrelevant, da eine kausale Heilung weder möglich noch nötig cherweise für binäre Frauen oder Männer gehalten. ist. Maßgeblich ist aber, dass die Identität einer Person nicht verändert Hierbei ist auch wichtig, eigene Stereotype über Ge- werden kann. Eltern, Freund*innen oder Fachkräfte sind somit nicht schlechterrollen zu hinterfragen. Insofern ist es hier schuld daran, dass ein Kind trans* ist. relevant, darauf zu achten, trans* Menschen hin- 8 9
PSYCHISCHE ASPEKTE UND nen auf belastende Lebenssituationen. Trans* Menschen sind durch Trans*feindlichkeit einem sogenannten Minderheitenstress ausge- TRANS*FEINDLICHKEIT setzt, welcher psychische Krankheiten bzw. Probleme wie Depressivität Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2018 entschieden, Trans* und Suizidalität zur Folge haben kann. von der Liste der psychischen Krankheiten zu streichen. Diese Ände- rung tritt 2022 im Rahmen des ICD-11 (Klassifizierungskatalog für psy- Soziale Unterstützung durch Familie, Freund*innen und Fach- chische Erkrankungen) in Kraft. Im zukünftigen ICD-11 wird Trans* kräfte kann hingegen den Zusammenhang zwischen Minderhei- unter dem Überbegriff „sexual health condition“, also „sexueller Gesund- tenstress und den psychischen Folgen abschwächen (Olson et al. heitszustand“ gelistet sein. Relevant für die Kostenübernahme von ope- 2016). rativen und hormonellen Behandlungen ist auch nach der Änderung weiterhin, dass Trans* mit einem Leidensdruck verknüpft ist, der kli- Trans*feindlichkeit drückt sich durch Infragestellen oder Aberkennen nisch relevant ist. Trans* wird aktuell im ICD-10 noch als eine psychi- der Geschlechtsidentität, sprachliche Unsichtbarmachung, über psy- sche Krankheit eingestuft (Nieder & Strauss 2019). Gesellschaftlich wird chische und körperliche Gewalt bis hin zum Mord aus. Ursachen werden Trans* vielfach noch als psychische Erkrankung wahrgenommen, was darin gesehen, dass Heteronormativität und binäre Geschlechterord- die Betroffenen als Stigma empfinden. nung durch trans* Menschen scheinbar in Frage gestellt werden, was zu Abwehrhaltungen führen kann. Zudem führt der unsichere Status Die Versuche, Trans* bei Betroffenen in Form von trans* Menschen in der Gesellschaft dazu, dass es zu einer verin- von Therapien zu „heilen”, sind ausnahmslos nerlichten Trans*feindlichkeit bei oder unter Betroffenen selbst kom- gescheitert und verursachten enormen psy- men kann und trans* Menschen unter einem verringerten Selbstwert- chischen Schaden. Eine ergebnisoffene the- gefühl leiden können, was ebenfalls zu psychischen Problemen führen rapeutische Begleitung, die die Klient*innen kann. Bei Trans*feindlichkeit unter trans* Menschen bzw. innerhalb in ihrer Selbstfindung unterstützt, wird der Trans*Community wird von „internalisierter Trans*feindlichkeit” mittlerweile als „goldener Weg“ erachtet gesprochen. (Brill & Pepper 2016). Optimal für die psy- chische Gesundheit von trans* Kindern Besonders Fachkräfte sollten im Umgang mit trans* Menschen darauf und Jugendlichen ist, ihre Geschlechtsiden- achten, keine trans*feindlichen Strukturen zu unterstützen oder zu tität bzw. den geschlechtlichen Selbstfin- replizieren. Dabei kann bereits das Umgehen der genannten Irrtümer dungsprozess zu akzeptieren und zu unter- und Stereotype helfen. Auch sollte verinnerlicht werden, dass Inter- stützen. aktionen mit anderen Diskriminierungsstrukturen, wie Rassismus, Sexismus, Ableismus und Homofeindlichkeit vorliegen. Dies wird Psychische Krankheiten können zwar bei als Intersektionalität bezeichnet. trans* Menschen etwas häufiger auftre- Intersektionalität ist die Überschneidung verschiedener Formen ten als bei cis Menschen, sind jedoch un- von Diskriminierung, denen Menschen bestimmter Gruppen in abhängig von Trans* und oft Reaktio- besonders hohem Maße ausgesetzt sind. 10 11
Gerade am Anfang ihres Weges ist jungen trans* Menschen oft noch nicht klar, welche Aspekte ihr Trans*-Weg beinhalten könnte. Hier MEHRFACHDISKRIMINIERUNG / INTERSEKTIONALITÄT können Schwankungen und Unsicherheiten auftreten, die nicht damit einher gehen müssen, dass es sich nur um eine Phase handelt oder Ein trans* Mann aus Syrien kann sowohl aufgrund seiner Ge- die Person nicht „trans* genug“ ist. Trans* Jugendliche sollten ohne schlechtsidentität als auch aufgrund seiner Herkunft diskrimi- Druck und Vorurteile von Familie und Fachkräften ihren individuellen niert werden und erfährt daher andere Formen der Diskriminie- Trans*-Weg finden und Erfahrungen sammeln können und dürfen. rung, die weder ein weißer trans* Mann aus Deutschland noch Wichtig ist hierbei die Loslösung von eigenen Geschlechterstereotypen ein cis Mann aus Syrien erfährt. (Eine trans* Frau aus Syrien und den bereits genannten allgemeinen Vorurteilen und Stereotypen macht zusätzlich andere Erfahrungen, als ein trans* Mann aus über trans* Menschen. Denn wie weiblich und/oder männlich eine Syrien, da sie zusätzlich aufgrund ihres Geschlechts Sexismus aus- Person, beispielsweise aufgrund ihres Benehmens oder Ihres Äußeren, gesetzt ist.) Diese Diskrimierungsstrukturen verstärken einander persönlich eingeschätzt wird, muss nichts mit der eigenen Identität und bedürfen demnach besonderer Aufmerksamkeit im Umgang der Person zu tun haben und kann von der äußeren Wahrnehmung mit betroffenen Personen. abweichen. GRUNDLAGEN TRANS*: ASPEKTE DES TRANS*-WEGES Vielfalt von binären und nicht-binären trans* Als Trans*-Weg wird die Entwicklung bzw. der Werdegang eines trans* Menschen verinnerlichen Menschen bezeichnet, den dieser nach dem Coming-out als trans* ein- Erkennen, dass es keine zwingende Verbindung zwischen schlägt. Zuerst einmal sollte angemerkt werden, dass es nicht den ei- Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung und Rollen- nen „Trans*-Weg“ gibt. Auch hier gibt es das weit verbreitete Vorurteil, verhalten gibt dass trans* Menschen eine homogene Gruppe darstellen und sich des- Eigene Vorurteile und Stereotype über trans* Menschen wegen ihr Weg auch ähnelt. Dies ist jedoch nicht der Fall. und Geschlecht hinterfragen Trans*feindlichkeit erkennen und systematisch dagegen Genau wie die bestehende Vielfalt verschiedener Geschlechts- angehen identitäten und sexuellen/romantischen Orientierungen ist auch jeder Trans*-Weg von Person zu Person unterschiedlich und so- Verknüpfung zwischen Trans*feindlichkeit und weiteren wohl die individuellen Bedürfnisse der betreffenden Person als Diskriminierungsstrukturen wie Rassismus, Sexismus, auch das entsprechende Tempo, in dem der persönliche Weg be- Ableismus, Homo- und Bi-Feindlichkeit erkennen stritten wird, sollten dabei im Fokus stehen. Soziale Unterstützung für trans* Menschen nach indivi- duellen Bedürfnissen ermöglichen 12 13
Ebensowenig muss im Verlauf des Trans*-Weges eine Annäherung an FAKTEN ZUR STABILITÄT VON TRANS* IM KINDES- gesellschaftliche Geschlechterstereotype erfolgen. Dies kann jedoch, je UND JUGENDALTER nach Identität einer Person, der Fall sein. Insofern ist es wichtig, eine neutrale Betrach- • Die einschlägige Forschung geht davon aus, dass Trans* bei tungsweise anhand der Bedürfnisse der Per- Menschen nicht veränderbar ist. Deswegen ist es das beste son zu entwickeln, die um Unterstützung Vorgehen, trans* Kinder und Jugendliche in ihrer Identität bittet und auch zu ermitteln, wie eine Un- und geschlechtlichen Selbstfindung zu unterstützen (Ed- terstützung bei verschiedenen Aspekten des wards-Leepers et al. 2016). Trans*-Weges aussehen kann. • In den vergangenen Jahren haben Konsultationen bei Kin- der- und Jugendpsychiater*innen wegen Trans* zugenom- men. Dies geht sehr wahrscheinlich auf eine zunehmende gesellschaftliche Akzeptanz zurück und kann bei gründli- NUTZUNG VON NAME UND cher Beratung und Diagnosestellung den Leidensdruck jun- PRONOMEN ger trans* Menschen lindern. • Studien, die belegen wollen, dass es bei 80 % der betroffenen Ab einem gewissen Zeitpunkt nach ihrem Jugendlichen nur eine Phase ist, haben sich als methodisch Coming-out wird es für viele trans* Men- inkorrekt erwiesen (Keins 2015). schen relevant sein, einen neuen Namen • Effekte wie „plötzlich eintretende Geschlechtsdysphorie“ (Ra- und/oder ein neues Pronomen zu wählen, pid Onset Gender Dysphoria), die beinhalten, dass Trans* welches besser zur eigenen Geschlechtsiden- vor allem durch einen Trend und damit einhergehende tität passt und diese auch nach außen hin Nachahmung von anderen trans* Menschen entstehen, besser repräsentieren kann. werden von der psychologischen Forschung nicht bestätigt Der alte Name kann mit starken negativen (Restar 2020). Assoziationen verbunden sein. Demnach • Aktuell vermehrte Berichte über Personen, die ihren Trans*- sollte gemäß den Bedürfnissen des trans* Weg bereuen, beziehen sich oft auf diese fragwürdigen Stu- Menschen der Name und das gewünschte dien und behandeln eher Ausnahmefälle. Pronomen in jedem möglichen Bereich ver- • Zudem werden im Vergleich weitaus größere Schäden in wendet werden. Prinzipiell sollten Fragen diesen Berichten ignoriert, die auftreten, wenn betroffene nach dem alten Namen grundsätzlich Kinder und Jugendliche nicht behandelt werden und sich vermieden werden. Wenn Unsicherheit ihr Körper in eine für sie „falsche“ Richtung entwickelt. besteht, ob jemand als Mädchen, Junge oder in einer geschlechtsneutralen Form angesprochen werden möchte, ist es das Einfachste, die betroffene Person nach ih- 14 15
rem Namen zu fragen. Auch eine Frage nach dem Pronomen kann RECHTLICHE ASPEKTE sinnvoll sein. Auch für nicht-binäre Menschen ist das Pronomen ein wichtiger Aus- Aus rechtlicher Sicht kann für trans* Menschen das Bedürfnis auftre- druck ihrer Identität. Da es im deutschsprachigen Raum ten, auch auf ihrem offiziellen Ausweisdokument und in ihrer Geburts- noch kein etabliertes geschlechtsneutrales urkunde sowohl ihren Namen als auch ihren Personenstand (männ- Pronomen gibt, nutzen viele nicht- lich/weiblich/divers) ändern zu lassen, um das Leben in der eigenen binäre Menschen auch oft eines der Geschlechtsidentität zu vereinfachen bzw. zu ermöglichen. Dies muss binären Pronomen „sie“ und „er“ allerdings nicht von jeder Person gewünscht sein. oder beide, andere nutzen verschie- dene Varianten geschlechtsneutra- Eine Möglichkeit der Änderung des Namens und des Geschlechtsein- ler Pronomen. Welches Pronomen trages ist der Weg der Vornamens- und Personenstandsänderung (VÄ/ jemand verwendet, kann man der PÄ) nach Transsexuellengesetz (TSG), welches 1981 in Kraft trat. Eine Person äußerlich nicht ansehen. Person ist bereits nach der offiziellen Änderung ihres Vornamens ent- Allerdings kann es für binäre trans* sprechend ihrer Geschlechtsidentität sowohl anzureden als auch an- Menschen auch positiv sein, wenn bei zuschreiben, auch wenn (noch) keine geschlechtsangleichende Opera- ihnen aufgrund ihrer Außenwirkung tion erfolgt ist. Die Vornamensänderung kann auch unabhängig von automatisch das Pronomen verwendet der Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit beantragt werden. Die wird, das ihrem persönlichen Identi- Änderung des Geschlechtseintrages kann in einem weiteren Antrag tätsgeschlecht entspricht. (siehe Glos- nachträglich beantragt werden. Der offizielle Weg der VÄ/PÄ kann auf- sar: Passing) grund hoher formaler Hürden eine massive Blockade darstellen. Daher ist eine Unterstützung betroffener trans* Menschen auch aus diesem Grunde unerlässlich. In der ursprünglichen Fassung des TSG waren operative Eingriffe und eine Zeugungs- bzw. Empfängnisunfähigkeit eine notwendige Voraus- Im englischen Sprachgebrauch hat sich mittlerweile „they“ als setzung. Dies galt bis 2011 und hat die Entscheidungsfreiheit von trans* geschlechtsneutrales Pronomen durchgesetzt und wird auch in Menschen hinsichtlich Operationen stark eingeschränkt. Mittlerwei- Presseberichten und wissenschaftlichen Publikationen verwendet. le müssen hormonelle und operative Maßnahmen weder erfolgt sein, In der deutschen Sprache existiert bisher leider kein passendes noch auch nur angestrebt werden. Genauso gab es eine Altersunter- neutrales Pronomen. Es gibt jedoch bereits Ansätze zur Entwick- grenze von 25 Jahren. Auch diese wurde aber durch verschiedene Ge- lung geschlechtsneutraler Pronomen. Hier sind „xier“ und „sier“ richtsbeschlüsse für ungültig erklärt. Ein Mindestalter existiert somit oder „nin“ beispielhaft zu nennen, welche auch von nicht-binären nicht mehr. Demzufolge können auch trans* Kinder und trans* Ju- trans* Menschen verwendet werden. Das Pronomen „es“ wird von gendliche ihren Namen und ihren Personenstand ändern lassen, um den meisten Betroffenen als zu verdinglichend empfunden. den eigenen Namen und das eigene Geschlecht nicht nur anerkennen zu lassen, sondern den Namen im Alltag auch ohne Hindernisse nutzen 16 17
zu können. Bei diesem Vorgehen ist es notwendig, sich durch Ärzt*innen eine so- genannte „Variante der Geschlechtsentwicklung“ attestieren zu lassen. Mit diesem Attest ist es anschließend möglich, den Namen und Perso- FÜR DIE VORNAMENS- UND PERSONENSTANDSÄNDERUNG nenstand beim Amtsgericht ändern zu lassen. IST AKTUELL ERFORDERLICH: Jedoch steht hierbei, im Gegensatz zu dem Weg der offiziellen Vor- namens- und Personenstandsänderung nach TSG, die antragstellen- • dass man sich nicht mehr dem im Geburtseintrag angege- de Person nicht unter dem Offenbarungsverbot. In TSG § 5 Offenba- benen Geschlecht, sondern einem anderen Geschlecht zuge- rungsverbot ist vermerkt, dass nach der rechtskräftigen Änderung des hörig fühlt, Vornamens der vorher geführte Vorname ohne Einwilligung der an- • dass man seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang tragstellenden Person durch Andere im Allgemeinen nicht offenbart steht, dementsprechend zu leben, werden darf. Das kann bedeuten, dass Ämter und Institutionen bei dem • dass mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass Weg über §45b Personenstandsgesetz beispielsweise nicht verpflichtet sich das Zugehörigkeitsempfinden zum empfundenen Ge- sind, nach der Änderung des Vornamens diesen auch auf Dokumenten schlecht nicht mehr ändern wird. wie Zeugnissen, etc. anzupassen. • Dies muss durch zwei unabhängige Gutachten bestätigt werden. Neue rechtliche Gutachten und Gerichtsentscheidungen öffnen den • VÄ/PÄ ist mit Kosten verbunden: Die Gerichtskosten betra- Weg über das Standesamt, neben inter* Menschen, auch für binäre gen etwa 100 Euro, für die Gutachten fallen etwa 1000 bis und nicht-binäre trans* Menschen. Aktuell gibt es jedoch weder 1800 Euro an. einheitliche Regelungen innerhalb dieser Möglichkeit noch • Bei geringem Einkommen kann allerdings Prozesskostenhil- wirklichen Konsens über die Auslegung des Gesetzes. Da- fe beantragt werden, um die Kosten zu decken. durch zeigt sich eine Gesetzeslücke. Insofern ist es diesbe- • Die VÄ/PÄ kann auch wieder rückgängig gemacht werden. züglich notwendig, sich über neueste Entwicklungen re- gelmäßig zu informieren. Im rechtlichen Kontext ist meist von „dem anderen“ Geschlecht die Rede. Um darauf aufmerksam zu machen, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt, wird innerhalb der Broschüre „ei- ERGÄNZUNGSAUS- nem anderen“ oder „den anderen Geschlechtern“ verwendet. WEIS DER DGTI E.V. Bei der dgti e.V. (Deutsche Gesell- schaft für Transidentität und In- Einen weiteren Weg der Änderung des Namens und des Personen- tersexualität e.V.) ist es möglich, stands bietet §45b Personenstandsgesetz, welcher ursprünglich nur einen sogenannten Ergänzungs- für inter* Menschen vorgesehen war, um eine schnellere Ände- ausweis zu beantragen. Dieser rung des Namens und des Geschlechtseintrages zu ermögli- bietet eine Möglichkeit, schon chen. vor der rechtlichen Änderung des 18 19
Vornamens und des Personenstandes, sich anstelle des Personalaus- RECHTLICHE ASPEKTE IN DER SCHULE UND weises mit dem Ergänzungsausweis mit dem eigenen Namen und der eigenen Geschlechtsidentität eindeutig auszuweisen. Dieser Ausweis ist ANDEREN INSTITUTIONEN derzeit das einzige Ausweisdokument, das betroffenen Menschen eine Es gibt keine rechtliche Grundlage, die untersagt, dass auch vor der offi- Hilfestellung im Umgang mit Behördengängen bietet. ziellen Vornamens- und Personenstandsänderung (folgend VÄ/PÄ) der Auf der Vorderseite kann der selbstgewählte Name, die Geschlecht- neue Name einer*eines Schüler*in in der Schule verwendet werden sidentität und das verwendete Pronomen eingetragen werden, mit dem kann. Dies gilt auch für: die ausweistragende Person angesprochen werden möchte. Hierbei sind auch geschlechtsneutrale Varianten oder ein Hinweis darauf, dass kein • Klassenbuch, Pronomen verwendet werden soll, möglich. Auf dem Ergänzungsaus- • Klausuren, weis ist zudem sowohl die Nummer des amtlichen Personalausweises • Fahr- und/oder Mensakarten, als auch das Gültigkeitsdatum angegeben, was zur Verknüpfung mit • Zeugnisse. diesem dient. Dadurch ist die Gültigkeit des Ergänzungsausweises von der Gültigkeit des Personalausweises abhängig. Das abgebildete Pass- Es handelt sich hierbei rechtlich weder um Urkundenfälschung, bild muss, anders als bei einem Personalausweis, nicht zwangsweise Falschbekundung noch um Betrug. Genauso gibt es keine rechtliche biometrisch sein. Auf der Rückseite des Ausweises ist vermerkt, dass Verpflichtung, den neuen Namen anzuerkennen und zu verwenden. In das gewählte Pronomen zu respektieren und die inhabende Person wie Anbetracht der Bedürfnisse von trans* Schüler*innen wird dies jedoch gewünscht anzusprechen ist. Zudem befindet sich dort ein QR-Code, als sinnvoll und vor allem notwendig erachtet. Der Ergänzungsausweis mit dem allgemeine Informationen über die rechtliche Gültigkeit und kann hilfreich sein, wenn Lehrer*innen und Schulleitung die Verwen- Funktion des Ausweises abrufbar sind. dung des neuen Namens ablehnen. Daher dient dieser Ergänzungsausweis zur Minderung von Diskrimi- Rein rechtlich gibt es zudem nichts, was dagegen spricht, dass trans* nierungen bei Ämtern oder Bildungseinrichtun- Schüler*innen gen, etc., sensibilisiert im Umgang mit trans*, in- • in der gewünschten Kleidung zur Schule kommen, ter* und nicht-binären • eine bestimmte Toilette benutzen, Menschen, macht diese • eine bestimmte Umkleidekabine wählen, Personengruppe sicht- • auf Klassenfahrt ein bestimmtes Zimmer wählen bar und unterstützt zu- können und dürfen. dem bei dem Anspruch Da es allerdings keine rechtliche Verpflichtung zur bedürfnisorien- auf die respektvolle Um- tierten Umsetzung dieser genannten Aspekte gibt, wären schulinterne setzung einer korrekten Richtlinien und Empfehlungen im Bezug auf trans* Schüler*innen im Anrede mit dem selbstge- Schulalltag sinnvoll, um einen einheitlichen und diskriminierungsfrei- wählten Vornamen und en Umgang zu ermöglichen. Pronomen. 20 21
MEDIZINISCHE ASPEKTE Hormonen als auch die Durchführung der Operationen erfolgen erst nach einer ausführlichen Diagnostik und Indikation von mehreren Beim Trans*-Weg können mögliche Schritte zur körperlichen Anglei- Psycholog*innen und Ärzt*innen. Die Kosten werden daraufhin aber chung an das Identitätsgeschlecht bei trans* Menschen, nach dem Er- von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. halt eines psychotherapeutischen/psychiatrischen Indikationsschrei- bens, durch eine*n Endokrinolog*in eine Hormontherapie mit den Wie weit eine betroffene Person hormonell oder operativ gehen Sexualhormonen Testosteron (bei trans* Männern) oder Östrogen (bei möchte, ist dabei immer die individuelle Entscheidung der Per- trans* Frauen) zu beginnen, um gewünschte körperliche Veränderun- son und sollte nicht aufgrund vorherrschender gesellschaftlicher gen wie Bartwuchs, Körperfettumverteilung etc. einzuleiten. Zudem Geschlechternormen und daran geknüpfter Rollenvorstellungen können verschiedene Operationen z.B. an den äußeren Geschlechts- hinterfragt oder beeinflusst werden. merkmalen wie Brust und Genitalien gewünscht sein. Bei trans* Menschen, die noch nicht in der Pubertät sind, oder die- se noch nicht abgeschlossen haben, können Pubertätsblocker genutzt werden, um die Pubertät hinauszuzögern und Zeit zu verschaffen, bis Hormone passend zur gewünschten Geschlechtsidentität eingesetzt UNTERSTÜTZUNG TRANS*-WEG: werden können. Die Entscheidung über medizinische Angleichungen Durch Kommunikation mit trans* Kindern und Jugend- sollte für jeden Schritt von der betroffenen Person selbst getroffen wer- lichen individuelle Bedürfnisse ermitteln und ernst den. Als Fachkraft sollte auch hier neutral und mit Blick auf die in- nehmen dividuellen Bedürfnisse der Person eine gezielte Unterstützung statt- Hilfe bei der Einholung von Informationen über die finden. Hilfe bei der Informationssuche bezüglich möglicher Abläufe Umsetzung z.B. hinsichtlich rechtlicher Aspekte der Behandlungen und der Suche nach potenziellen Behandler*innen anbieten und die allgemeine Recherche über die Thematik, um offene Fragen Eigene Vorurteile und Stereotype gegenüber trans* zu beantworten und mögliche Ängste abzubauen, kann, sowohl für die betroffene Person als auch Ihre Angehörigen sehr hilfreich sein. Eine hinsichtlich der persönlichen Entscheidungen über den vorurteilsgetriebene Beeinflussung hinsichtlich der Umsetzung oder Verlauf des Trans*-Weges einer Person zu forcieren Unterlassung eines Eingriffs hinge- gen kann schädlich für die eigenver- Darauf achten, dass einrichtungsintern formale Gegeben- antwortliche Selbstfindung von heiten möglichst unterstützend gegenüber trans* Menschen trans* Kindern und Jugendlichen sind, wie z.B. die Verwendung des neuen Namens und Prono- sein. mens sowohl im direkten Kontakt als auch auf Zeugnissen etc. oder der uneingeschränkten Nutzung der gewünschten Bei Personen unter 18 Jahren ist Toiletten und Umkleidekabinen etc. ein Einverständnis der Eltern notwendig, um die Eingriffe durch- führen zu lassen. Sowohl die Gabe von 22 23
UNTERSTÜTZUNG BEIM COMING-OUT fassend identifiziert werden und ein größerer Fokus auf Aufklärung und Sensibilisierung bezüglich Trans* umgesetzt werden. Nach dem Coming-out als trans* ist für viele trans* Kinder und Ju- gendliche relevant, wer zuerst davon erfährt und in welchen Lebens- Bei Beleidigungen, Herabwürdigungen, Mobbing oder Aussagen, die bereichen sich durch das Coming-out zunächst Änderungen ergeben. trans* Menschen das eigene Geschlechtsempfinden absprechen, sollte Eine offene und akzeptierende Haltung von Fachperso- zudem sofort korrigierend eingegriffen werden. Fachkräfte sollten sich nen ist relevant, wenn sich trans* Kinder und Ju- zudem selbst um die Ansprache mit dem richtigen Pronomen und Na- gendliche bezüglich eines Coming-outs an diese men bemühen, auch wenn dies eine Umgewöhnung erfordert. Wenn wenden. Wenn zu wenig Expertise bezüglich des dabei ein Fehler unterläuft, ist es relevant, sich selbst zu korrigieren Themas vorhanden ist, sollte Beratung in An- spruch genommen werden. Dies gilt sowohl für die betroffene Person selbst als auch für Fach- COMING-OUT: Orientierung an den Wünschen von kräfte. Wichtig ist, trans* Menschen nicht unge- trans* Kindern und Jugendlichen fragt vor Kolleg*innen oder Eltern zu outen. Es sollte immer vorher die Zustimmung einge- Wann soll das Coming-out durchgeführt werden? holt werden. Bei Überforderung sollte sich extern Hilfe in Form einer Beratung ge- Schreiben oder als direkte Ansprache) sucht werden. Trans* Kinder und Ju- Wem gegenüber soll zu welchem Zeitpunkt vom gendliche sollten nicht unter Druck Coming-out erzählt werden? (z.B. Kolleg*innen oder gesetzt werden, sich aus bestimm- Mitschüler*innen) ten Gründen für oder gegen ein Die Gefühle aller beteiligten Personengruppen sollen ernst Coming-out zu entscheiden. Jeder genommen werden, auch z.B. die von Mitschüler*innen Schritt sollte mit der betroffenen Person und Eltern. abgeklärt und an die individuellen Be- dürfnisse angepasst werden. entstehen, auch hier ist vorherige und aktuelle Aufklärung bezüglich Trans* in der Institution wichtig. Eine gelassene Haltung zum Coming-out Sich selbst um die Ansprache mit dem richtigen Pronomen eines trans* Menschen führt in den meis- und Namen bemühen und dies auch von z.B. Mitschüler*- ten Fällen auch dazu, dass weitere Personen innen und Kolleg*innen einfordern ebenfalls gelassener mit dem Coming-out umgehen. Sollte aber bereits ein negatives Sich nicht von eigenen Stereotypen über trans* Menschen Klima hinsichtlich des Themas Trans* leiten lassen und Personen ihre Identität nicht absprechen vorliegen und die betroffene Person hat oder diese anzweifeln bereits Mobbing-Erfahrungen gemacht, sollten mögliche Problemfaktoren um- 24 25
und künftiges Nutzen des falschen Namens oder Pronomens zu vermei- Trans* wird an Schulen und anderen Institutionen kaum thematisiert; den. Unterstützende und verständnisvolle Haltung sollte gezeigt und dies führt zu Unsicherheit bei Fachpersonal und anderen beteiligten diese auch gegenüber Mitschüler*innen und Kolleg*innen aktiv einge- Personengruppen. Trans* Menschen, die nicht einem geschlechter- fordert werden. stereotypen und rollenkonformen Bild entsprechen, stoßen vermehrt auf Unverständnis. Dies gilt auch für trans* Menschen, die nicht-binär sind und sich ebenfalls nicht in ein starres zweigeschlechtliches Raster einordnen lassen. SITUATION IN SCHULEN UND ANDEREN INSTITUTIONEN Auch werden häufig unzureichende Regelungen hinsichtlich Toiletten Das soziale Umfeld, besonders hinsichtlich Schule oder anderer Institu- und Umkleiden beklagt. Einige Befragte haben z.B. aufgrund des negati- tionen, wird von trans* Kindern und Jugendlichen oft eher als Hürde ven Schul- und Klassenklimas bezüglich Trans* ein Coming-out in der anstatt als Ressource wahrgenommen. Um diesen Umstand zu verbes- Schule bewusst vermieden. Auffällig ist ein wenig konsistenter Umgang sern, sollten Fachkräfte sowohl persönlich unterstützen und sich auch mit dem Thema Trans* an deutschen Schulen und anderen Institu- generell für die Verbesserung des Umgangs mit trans* Menschen und tionen. Der Umgang mit trans* Kindern und Jugendlichen reicht von ihren Bedürfnissen einsetzen. einem vorbildlich positiven Umgang bis hin zu deutlich diskriminie- rendem Verhalten und Haltungen. Es gibt auch Fälle, in denen an einer Schule oder in TRANS*FEINDLICHKEIT AN SCHULEN einer Klasse unterschiedlich mit trans* Men- schen und ihren Bedürfnissen wie Verwen- • 87,4 % aller trans* Schüler*innen haben trans*feindliche dung gewünschter Namen und Pronomen Kommentare an ihrer Schule gehört. umgegangen wurde. Richtlinien, wie mit • Etwa 50 % wurde zudem die Anrede mit dem gewünschten trans* Menschen im Alltag der Schule oder Namen und Pronomen sowie der Zugang zu der gewünsch- anderen Institutionen umgegangen werden ten Toilette und Umkleide verwehrt. soll, existieren kaum. Auch von staatli- • 70 % der Befragten berichteten von verbalen Angriffen und cher Seite fehlen bislang sowohl Richt- 28 % von physischen Angriffen. linien als auch Empfehlungen. Im • 20 % wechselten die Schule aufgrund ihrer Erfahrungen. nächsten Abschnitt werden • Bei Schulen mit spezifischen Richtlinien zum Umgang mit mögliche Empfehlungen für trans* Schüler*innen und/oder einer großen Anzahl von den Umgang mit trans* unterstützenden und informierten Lehrpersonen reduzier- Kindern und Jugendli- ten sich die erwähnten Werte jeweils um etwa die Hälfte. chen in Schulen oder (Kosciw et al. 2018) anderen Institutionen angeführt. 26 27
ERFAHRUNGSBERICHTE VON JUGENDLICHEN (aus dem Sunrise, die den offenen Trans*Treff „MeeTs“ besuchen) Viele aus meiner Schule akzeptieren es, dass ich trans* bin oder unterstützen es. Ein paar provozieren mich und nennen In der Schule war [die mich Transe, Mädel oder bei meinem ilt, Reaktion auf] mein Coming-out gete „Mädchennamen“ und beleidigen e nega tive Reak tion en. [...] es gab positive sowi und diskriminieren mich. Leut e, die es igno riert habe n, welche, Es gab (Sam, 15, männlich) re, die sich die mich beleidigt haben und ande habe n oder dieje nige n, die mich abgetan In der alten Klas Meistens war mein unterstützen. Meine Lehrer*innen mein Coming-o se lief vor allem in Freu Coming-out gut, ut nicht so gut, akzeptieren es auch zum Teil. die jetzige Klasse ndeskreisen, da ich weiß es nicht. In mir immer Zeit (Joelle,16, nicht-binär) alten Klasse wurd der nahm, deren Stell ung e ich nach mein Ich wünsch bezüglich des Th Coming-out gem em e mir eine emas zu erfahren obbt, daher traue tolerantere , ich mich in der jet Gesellschaf bevor ich mich ou zigen nicht. (Sam, 15, m t! tete. [...] (Mike, 17, männlich ännlich) (Liv, 16, weiblich) Ich habe mich zuerst ) in der Schule geoutet. Das lief relativ gut. Am Anfan g war es schwer, aber mittlerweile geht es. [...] Am Anfang haben sie mich trotzd em mit meinem alten [...] In der Schule bin ich ein Namen (Deadname) ang esprochen aber jetzt sagen sie Max un Einzelgänger. Mit Psychologen d jetzt wissen sie, dass ich das ernst meine habe ich ein Problem und Ärzte, naja, . (Max, 14, männlich) kein Kommentar. Akzeptanz ist das, In der Schule wurde was ich mir wünsche. ich so oft bei meinem „Mäd- (Leo, 17, k.A) Meine Schule chennamen“ genannt, weil meine aufgru rfa nd me hrungen sind Mitschüler*innen merkten, dass mich und m ines s it Beda ehr be dieser Name triggert, bis ich alles Ich habe ei cht aus grenzte ne Psycho- Erfahrunge Umfeld ge n login gesucht Ärzt*innen n bei s sehr p wählten weggeschmissen habe und mich vor und hatte ei n erstes und Psy ausgefa o s it iv der ganzen Klasse geoutet habe. waren gut, cholog*in llen. sie haben nen (Liv, 16 (Sam, 15, männlich) lesbisch und mir sofort , weibli es wäre ein Tr geglaubt, ch) end. Sie meint dass ich tr sie meldet sich e, ans bin. , doch das ha (Max, 14, m Man so llte sich gemacht. Das t sie nicht ännlich) nicht un ist nun 4 Mon terkriegen ate her. sich gegeb lassen, (Sam, 15, män enenfalls nlich) egal ob vo Hilfe such n außen en, oder im F Ich selbst deskreis o reun- kenne kei der der Fa Art der sc ne (Joelle, 16, milie. hlechten nicht-bin weil ich ü Erfahrung, är) ber Allem der mir zu und Jedem nahe tret , en will, st ehe. 28 29
UMGANG IM SCHULALLTAG ODER ANDEREN Schulklassen und Jugendgruppen anbieten und durchführen. Es sollte darauf geachtet werden, dass ein akzeptierendes und unterstüt- INSTITUTIONEN zendes Umfeld für trans* Menschen vorhanden ist. Fachkräfte sollten Trans* sollte im Alltag von Schulen und anderen Institutionen wie sich deutlich auf die Seite der Betroffenen stellen und deren Bedürfnis- Wohngruppen, Arbeitsplätzen oder Universitäten gleichwertig mit an- se auch vor Kolleg*innen verteidigen. Des Weiteren sollten Fachkräfte deren Themen zur Sprache kommen. In Schulen kann das Lehrpersonal auf Fort- und Weiterbildungen oder in Beratungsstellen entsendet wer- beispielsweise durch die Thematisierung von Trans*, unter anderem den, um danach ihr dort gesammeltes Wissen anschließend innerhalb in Schulfächern wie Deutsch, Ethik, Religion und Biologie, versuchen, der Institution weiter vermitteln zu können. durch Aufklärung bestehende Vorurteile und mangelndes Wissen über die Thematik abzubauen und die Grundlage eines diskriminierungs- Sinnvoll wären zudem einheitliche Richtlinien oder Empfehlungen für freien und sensibilisierten Umgangs zu schaffen. Das Aufgreifen in ver- den Umgang mit trans* Menschen. Diese Richtlinien könnten z.B. an schiedenen Unterrichtsfä- Mitschüler*innen, Lehrer*innen und Eltern herangetragen werden, chern kann sinnvoll sein, was z.B. in Form von Hand- um über unterschiedliche outs oder eines Informati- Facetten von Trans* und onstextes auf der Website den individuellen Bedürf- der Institution geschehen nissen von trans* Men- könnte. Dadurch könnte schen aufzuklären und ein konsistenter und vor- mehrere Bereiche diesbe- urteilsfreier Umgang mit züglich abzudecken. trans* Kindern und Ju- gendlichen gewährleistet Es sollte dabei ein Fokus werden. Zudem könnten darauf gesetzt werden, sich trans* Menschen da- trans* Menschen ebenso durch ermutigt fühlen, als positiv und erfolgreich sich bei Problemen wie darzustellen, statt aus- beispielsweise Diskriminie- schließlich leidvolle und rung oder Ausgrenzung an problematische Aspek- die Leitung der Institution te des Trans*-Weges zu zu wenden. verdeutlichen. Auch eine Aufklärung durch externe Fachkräfte kann sinnvoll sein wie z.B. im Auch eine Vernetzung mit möglichen Hilfe- und Beratungsstellen für Rahmen eines Workshops durch SCHLAU, einem Antidiskriminierungs- Betroffene, Eltern oder Fachkräfte zum Thema sexuelle und geschlecht- und Bildungsprojekt zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, liche Vielfalt sowie der aktive Austausch mit weiteren Schulen bzw. Ins- bestehend aus Ehrenamtlichen, die solche möglichen Workshops mit titutionen untereinander, kann in diesem Rahmen relevant sein. 30 31
Abtasten aufgrund einer Körperdysphorie unangenehm sind. • Wenn trans* Menschen sich häufig erklären oder rechtfertigen RICHTLINIEN SOLLTEN FOLGENDE REGELUNGEN müssen. Beispielsweise bei dem Szenario einer Ultraschalluntersu- BEINHALTEN IM UMGANG MIT: chung eines trans* Mannes (ohne eine oder vor der Entfernung der • dem Coming-out eines trans* Menschen inneren Geschlechtsorgane), der unangenehm lange erklären muss, • dem Abbau von Vorurteilen und Präven- warum auf den Ultraschallbildern eine Gebärmutter zu finden ist. tion von Diskriminierung durch geziel- • Wenn relevante Besuche bei Ärzt*innen aus Angst vor überfordern- te Aufklärung z.B. durch Integration des den Situationen schon von vornherein gemieden werden. Themas im Unterricht) • respektvolle und korrekte Verwen- Viele Ärzt*innen stoßen hier genauso wie Pädagog*innen und dung des neuen Namens und des Pro- Lehrer*innen an ihre Grenzen. Auch hier ist eine stete Fort- und Wei- nomens terbildung und ein sensibler Umgang mit dem Thema relevant, um • Toilettensituation, Umkleiden und den Lebensalltag eines trans* Menschen nicht mit zusätzlichen Belas- Zuordnung von Zimmern tungen zu erschweren. Nicht nur der Alltag in der Schule, auf der TIPPS FÜR ÄRZT*INNEN: Arbeit oder innerhalb der Familie kann • beim Aufrufen im Wartezimmer Anreden wie „Frau“ oder für trans* Menschen eine Herausforde- “Herr” vermeiden und „Für [Nachname]” aufrufen und/oder rung sein. die gewünschte Anrede der betroffenen Person achten. • Bezeichnungen wie „weibliche” oder “männliche” Genitalien Auch das Aufsuchen von Ärzt*innen kann vermeiden. häufig mit einer Menge Hürden verbunden • auf die individuellen Bedürfnisse des trans* Menschen in- sein und somit schnell zu einer Belastung nerhalb einer Untersuchung Rücksicht nehmen werden. • Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende zugänglich ma- • Beim Aufruf im Wartezimmer, wenn bei- chen, um einen diskriminierungs- und barrierefreien Um- spielsweise auf der Krankenkassenkarte gang mit trans* Patient*innen im Voraus zu ermöglichen. (noch) ein anderer Name angegeben ist, als im Alltag verwendet wird. • Wenn nicht nur im Wartezimmer, son- dern während Untersuchungen trans* Oft spielt Unwissenheit eine große Rolle, wenn trans* Menschen im Menschen mit dem falschen Namen und Umgang mit anderen Personen Diskriminierung erfahren. Um diese Pronomen angesprochen werden. Unwissenheit und damit oftmals verbundene Unsicherheit abzubau- • Untersuchungen wie beispielsweise das en, ist es wichtig, sich stetig zu Informieren und diese Informationen Abhorchen bei einem Husten oder das zu verbreiten. Zudem wird das Einbinden aller Beteiligten als sinnvoll 32 33
erachtet. Weitere Links zu ausführlichen Methodensammlungen finden sich un- ter den Hilfestellen. • Die Gefühle aller beteiligten Personen sollten ernst genommen werden, auch z.B. die von Mitschüler*innen und Eltern Mit einer ausreichenden Aufklärung und entsprechender Sensibilität • trans*feindliche Äußerungen sowie Vorurteile und Stereotype im Umgang mit trans* Kindern und Jugendlichen können Fachkräfte sollten trotzdem nicht geduldet und korrigiert werden bereits einen großen Beitrag leisten, um trans* Menschen auf ihrem • bei Konflikten sollte ein lösungs- und bedürfnisorientierter Dia- Weg zu unterstützen. log zwischen den beteiligten Gruppen entstehen • vorherige Aufklärung bezüglich Trans* ist hier besonders wich- Da Fachkräfte wie z.B. Lehrer*innen, Pädagog*innen, Psycholog*innen tig, damit alle beteiligten Gruppen ein grundlegendes Verständ- und Ärzt*innen im Umgang mit trans* Menschen unbeabsichtigt Feh- nis der Bedürfnisse von trans* Menschen erlangen ler machen können, die vor allem auf mangelndem Wissen basieren, ist es wichtig, neu gelerntes Wissen und Erfahrungen zu teilen und zu Zudem können auf spielerische Maßnahmen und Methoden zur Um- verbreiten. Es ist wichtig, gegen Diskriminierung einzutreten, Solidari- setzung der notwendigen Aufklärung zurückgegriffen werden wie tät zu zeigen, zuzuhören, dazuzulernen und Empowerment zu ermögli- • Pronomenrunden chen, um trans* Menschen den Weg zu erleichtern und die Grundlage • jede Person nennt ihren Name und ihr Pronomen eines achtsamen Miteinanders zu schaffen. • dies soll die Selbstverständlichkeit aufbrechen, anhand de- rer wir davon ausgehen, dass wir Menschen ihr Geschlecht Mit dieser Broschüre möchten wir unseren Beitrag dazu leisten und und somit Pronomen ansehen können möchten uns an dieser Stelle bei allen Leser*innen herzlich bedanken. • LSBPATINQ oder Trans*-Quiz • gelernte Inhalte können spielerisch im Stil einer Quiz- Show abgefragt werden • trans* Menschen in einer Klasse können beim Quiz als Expert*innen fungieren, was empowernd wirken kann 34 35
LINKS ZU HILFREICHER METHODIK UND WEI- QUELLEN TEREN BROSCHÜREN Augstein, S. M. (2013). Zur Situation transsexueller Kinder in der Schule vor der offiziellen (gerichtlichen) Vornamensänderung. Retrieved from: www. • Lernmaterialien zum Thema Trans* (Bundeszentrale für trans-kinder-netz. de/pdf/Augstein% 20Maerz, 202013. politische Bildung) • https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/geschlechtliche- Brill, S., & Pepper, R (2016). Wenn Kinder anders fühlen-Identität im ande- vielfalt-trans/271624/perspektiven-von-transjugendlichen- ren Geschlecht. Reinhardt Verlag. München. videos-und-lernmaterialien Edwards Leeper, L., Leibowitz, S., & Sangganjanavanich , V. F. (2016). Affir- • Checkliste und Handlungsempfehlungen für Schulen zum mative practice with transgender and gender nonconforming youth: Ex- Thema LSBTI*Q (Schule der Vielfalt) panding the model. Psychology of Sexual Orientation and Gender Diversity, • http://www.schule-der-vielfalt.de/checkliste.pdf 3(2), 165. • Akzeptrans*: Arbeitshilfe für den Umgang mit transsexuel- Keins, P. (2015): Trans*Kinder: Eine kleine Fibel. CreateSpace Independent len Schüler*innen Publishing Platform. Leipzig. • bestellbar und herunterladbar unter https://www.lambda- bayern.de/transjugendprojekt/ Kosciw, J. G., Greytak, E. A., Zongrone, A. D., Clark, C. M., & Truong, N. L. (2018). The 2017 National School Climate Survey: The Experiences of Lesbian, Gay, • Wie ein grünes Schaf in der weißen Herde -Lebenssituatio- Bisexual, Transgender, and Queer Youth in Our Nation‘s Schools. Gay, Les- nen und Bedarfe von jungen Trans*-Menschen in Deutsch- bian and Straight Education Network (GLSEN). 121 West 27th Street Suite land 804, New York, NY 10001. • herunterladbar unter https://www.bundesverband-trans. de/portfolio-item/wie-ein-gruenes-schaf/ Nieder, T. O., & Strauß, B. (2019). S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung im Kontext von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdyspho- rie und Trans-Gesundheit. Zeitschrift für Sexualforschung, 32(02), 70-79. • Trans* UND Schule - Infobroschüre für die Begleitung von trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW Olson, K. R., Durwood, L., DeMeules, M., & McLaughlin, K. A. (2016). Mental • herunterladbar unter https://www.schlau.nrw/infos/ health of transgender children who are supported in their identities. Pedi- atrics, 137(3), e20153223. Restar, A. J. (2020). Methodological Critique of Littman’s (2018) Parental-Re- spondents Accounts of “Rapid-Onset Gender Dysphoria”. Archives of Sexual Behavior, 49(1), 61-66. 36 37
ANHANG MIT HILFESTELLEN " dgti Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexu- alität e.V. " Trans*Beratung im Sunrise Dortmund • www.dgti.org • www.sunrise-dortmund.de • Anlaufstelle zur Beantragung des Ergänzungsausweises • Teminvereinbarung unter trans@sunrise-dortmund.de • Beratung von trans* Menschen, Angehörigen und Fach- " TraKiNe - Trans-Kinder-Netz e.V. kräften • www.trans-kinder-netz.de • Fortbildung von Fachkräften zu Trans* • info@trans-kinder-netz.de • Elternberatung und Informa- " Trans*Treff im Sunrise Dortmund tionsammlung zu Trans* im • Termine unter www.sunrise-dortmund.de Kindes- und Jugendalter • Eine Auflistung weiterer Jugendtreffs ist unter www.quee- re-jugend-nrw.de zu finden. " befah • www.befah-dortmund.de " NGVT* NRW • info@befah-dortmund.de • www.ngvt.nrw • Selbsthilfegruppe in Dort- • info@ngvt.nrw mund für Eltern von homo • Auflistung von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen und trans* Kindern zum Thema Trans* in NRW " Schlau NRW • www.schlau.nrw • info@schlau.nrw • Angebot für Bildungs- und Antidiskriminierungs-Work- shops zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Schulen und anderen Jugendeinrichtungen " Bundesverband Trans* e.V. (BVT*) • www.bundesverband-trans.de • info@bv-trans.de • Umfangreiche Sammlung an Publikationen zu Trans* 38 39
Sie können auch lesen