TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund

 
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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
TRANS*RELEVANZ
Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte

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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
INHALTSVERZEICHNIS

                                                                              Einleitung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
                                                                              Gendergerechte Sprache  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
                                                                              Erläuterung zu Trans*  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
                                                                              Erläuterung zu Inter*                        . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
DAS SUNRISE
                                                                              Häufige Irrtümer und Stereotype  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Das Sunrise in Dortmund ist ein Jugendtreff für junge LSBPATINQ (les-
bische, schwule, bisexuelle, pansexuelle, asexuelle sowie trans*, inter*,     Psychische Aspekte und Trans*feindlichkeit  . . . . . . . . . . . . . . 10
nicht-binäre und queere) Jugendliche bis 23 Jahre, die sich in einer          Aspekte des Trans*-Weges  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
diskriminierungssensiblen Umgebung mit Gleichaltrigen, die ähnli-
che Erfahrungen gemacht haben, sowie mit Fachkräften austauschen              Nutzung von Name und Pronomen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
und gemeinsam an verschiedenen Freizeitaktivitäten und Aktionen               Rechtliche Aspekte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
teilnehmen können. In diesem Rahmen existiert auch ein spezifisches
Treffangebot für trans* Kinder und Jugendliche.
                                                                                       Ergänzungsausweis der dgti e.V.  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Grundlegend für die Arbeit des Sunrise ist die Konzeption als Schutz-                  Rechtliche Aspekte in der Schule
raum. Durch das Sunrise werden die bestehenden Jugendfreizeitein-                      und anderen Institutionen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
richtungen in Dortmund um ein spezielles Angebot für queere Jugend-
liche (of Color) ergänzt.                                                     Medizinische Aspekte  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Die lösungsorientierte und traumasensible Beratung für Jugendliche,           Unterstützung beim Coming-out  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
deren Angehörige, sowie Fachkräfte, hat neben den Freizeitangeboten
für queere Jugendliche einen zentralen Stellenwert in der Arbeit vom          Situation in Schulen und anderen Institutionen  . . . . . . . . . 26
Sunrise. Geschulte Fachkräfte bieten unter anderem eine allgemeine                     Erfahrungsberichte von Jugendlichen  . . . . . . . . . . . . . . 28
Coming-out-Beratung, Trans*-Beratung, BIPoC (Black, Indigenous and
                                                                              Umgang im Schulalltag oder anderen Institutionen  . . . . . . 30
People of Color)-Beratung für queere Jugendliche of Color/mit Fluch-
terfahrung an und unterstützen bei der Bewältigung von Gewalt- und            Anhang mit Hilfestellen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Diskriminierungserfahrungen. Zudem bietet das Sunrise Informati-              Links zu hilfreicher Methodik und weiteren Broschüren  . . . 38
onsveranstaltungen zu Trans* an, welche sich explizit an Angehörige
von trans* Menschen und Fachkräfte richten. Dadurch ist das Sunrise           Quellen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
eine zentrale Anlauf- und Fachberatungsstelle für sämtliche Fragen im         Glossar  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
Zusammenhang mit sexueller und geschlechtlicher Identitätsentwick-
                                                                              Impressum  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47
lung.

2                                                                                                                                                                                                  3
TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
EINLEITUNG                                                                 GENDERGERECHTE SPRACHE
Der diskriminierungsfreie und bedürfnisorientierte Umgang mit              In der gendergerechten Sprache steht die Gleichstellung der Geschlech-
trans* Menschen ist ein relevantes, aber auch viel diskutiertes Thema      ter bzw. die Sichtbarmachung mehrerer Geschlechter im Fokus. Sie ist
in Schulen, Wohnheimen und anderen Institutionen, in denen Fach-           eine geschlechterfaire, -inklusive und nicht sexistische Sprache. In dieser
kräfte auf trans* Kinder und Jugendliche treffen.                          Broschüre wird das Gendersternchen (*) verwendet. Das Sternchen im
Fachkräfte, die bislang unerfahren in der Arbeit mit trans* Menschen       Begriff Trans* fungiert als Platzhalter, welches alle binären und nicht-
sind, berichten immer wieder von mangelnden Informationen und ei-          binären trans* Menschen einschließen soll. Auch in Sammelbezeich-
ner grundlegenden Überforderung mit dem Thema. Mediale Berichte            nungen von Personen wird das Sternchen verwendet, um zu verdeutli-
sind häufig durch Stereotype und Fehlinformationen geprägt und kön-        chen, dass es sowohl binäre Frauen und Männer als auch nicht-binäre
nen so ein verfälschtes Bild von trans* Menschen vermitteln. Um dies       Personen einschließt, wie z.B. in
zu verhindern, ist es wichtig, Fachkräften Informationen zu liefern, da-   der Bezeichnung „Lehrer*innen“.
mit ein bedarfsgerechter und empathischer Umgang mit betroffenen           Eine Alternative zu dem (*) bietet        Als „binär“ werden Menschen be-
Personen ermöglicht wird.                                                  unter anderem der Unterstrich,            zeichnet, die sich innerhalb der
                                                                           auch Gender Gap genannt, wie              Zweigeschlechternorm verorten.
Da es selbst in größeren Städten wie Dortmund nur sehr wenige Anlauf-      z.B. bei „Lehrer_innen“. Zudem            Das heißt, dass sie sich eindeutig
stellen gibt, die eine spezifische Beratung für Fachkräfte ermöglichen,    ist eine neutrale Schreibweise            als Mann oder Frau (Junge oder
soll diese Broschüre grundlegendes Wissen zu den Lebensrealitäten          möglich wie z.B. „Lehrkräfte“ oder        Mädchen) bezeichnen.
von trans* Menschen vermitteln und Informationen für ein möglichst         „Studierende“, um jeglichen Bezug
breites Spektrum von Fachkräften liefern. Insofern richtet sich diese      zum Geschlecht zu vermeiden.
Broschüre an alle Fachkräfte, die mit trans* Menschen arbeiten, seien      Trans* als Begriff zu nutzen ist
es beispielsweise Lehrer*innen, Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen      der Versuch, einen nicht werten-          Nicht-Binär sind Men-
oder Mediziner*innen.                                                      den und nicht kategorisierenden           schen, die sich weder ein-
                                                                           übergeordneten Begriff für das            deutig als Frau noch als
                                                                           gesamte Spektrum von trans*               Mann (Mädchen oder Junge)
                                                                           Menschen zu schaffen.                     verorten können und/oder
                                                                                                                     wollen, sondern sich entwe-
                                                                                                                     der auf einem Spektrum da-
                                                                                                                     zwischen bewegen, sich als
                                                                                                                     beides gleichzeitig bezeich-
                                                                                                                     nen oder sich zu keinem
                                                                                                                     Moment einem der beiden
                                                                                                                     Geschlechter als zugehörig
                                                                                                                     fühlen.

4                                                                                                                                                     5
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ERLÄUTERUNG ZU TRANS*                                                    ERLÄUTERUNG ZU INTER*
Trans* umfasst eine große Vielfalt von Geschlechtsidentitäten. Der Be-   Inter* beschreibt Menschen, die aus medizinischer Sicht nicht ein-
griff inkludiert sowohl binäre als auch nicht-binäre trans* Menschen.    deutig dem weiblichen oder dem männlichen Geschlecht zugeordnet
Um die Bezeichnung Trans* möglichst offen und flexibel zu halten,        werden können. Das kann entweder direkt nach der Geburt festgestellt
wird der Begriff in dieser Broschüre wie folgt definiert:                werden oder später, in der Jugend oder im Erwachsenenalter.

     Trans* beschreibt alle Personen, die nicht (dauerhaft)              Problematisch ist, dass noch vor einigen Jahren von Mediziner*innen
     in dem Geschlecht leben, das ihnen bei der Geburt von               oftmals eine erzwungene operative geschlechtliche Einordnung erwirkt
     Mediziner*innen zugewiesen wurde.                                   wurde, die nicht mit der Geschlechtsidentität des inter* Menschen in
                                                                         Einklang stand. Die Einwilligung der Eltern zu derartigen Eingriffen ge-
Trans* bezeichnet den Zustand des „Trans*-Seins“ und kann sowohl         schah oft aus Unwissenheit. Diese Operationen und die damit verbun-
als eigenständiger Begriff, als auch als Adjektiv wie bei “trans* Men-   dene Anpassung der äußeren Geschlechtsmerkmale, die durchgeführt
schen” verwendet werden. Der Begriff „zugewiesen“ bzw. „zugewiesenes     wurden, um eine binäre Zuweisung in entweder weiblich oder männ-
Geschlecht“ soll hier ermöglichen, dass Formulierungen wie „biologi-     lich zu ermöglichen, sind ein schwerwiegender Eingriff in die Unver-
sches Geschlecht“ oder „wurde als Mann/Frau geboren“ vermieden wer-      sehrtheit des Menschen.
den, da diese von Betroffenen oft als problematisch und diskriminie-
rend erlebt werden. Zudem soll dadurch offenbart werden, dass diese      Die Selbstdefinition von inter* Menschen hängt nicht mit dem me-
Zuweisungen nicht immer so eindeutig sind und es Menschen-                    dizinisch definierten Geschlecht zusammen. Inter* Menschen
gibt, die beispielsweise auch ohne eindeutig zuweisbare äu-                          können hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität weiblich,
ßere Geschlechtsmerkmale auf die Welt kommen können.                                   männlich oder nicht-binär sein. Inter* und Trans* sind
                                                                                        aber medizinisch und rechtlich zu unterscheiden. Einige
Im Falle dieser Menschen, gefasst unter dem Begriff                                     Menschen haben allerdings ein Coming-out als trans*,
Inter*, kann es aufgrund dieser getroffenen Zuweisungen                                 aber merken später, z.B. aufgrund durchgeführter Hor-
zu schwerwiegenden Konsequenzen, wie etwa Zwangsope-                                  montests etc., dass sie inter* sind.
rationen von Neugeborenen, führen (siehe Erläuterung zu
Inter*).

                                                                                                                 Das Gegenstück zu inter*
    Das Gegenstück zu trans*                                                                                     bildet dyadisch, also Men-
    bildet cis, also Menschen,                                                                                   schen, die eindeutig in die
    die in dem Geschlecht leben,                                                                                 medizinische Norm von
    welches ihnen bei der Ge-                                                                                    weiblichen oder männli-
    burt zugewiesen wurde.                                                                                       chen Körpern passen.

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HÄUFIGE IRRTÜMER UND STEREOTYPE                                      sichtlich ihrer Identität zu akzeptieren und zu unterstützen, anstatt
                                                                     Betroffene mit Vorurteilen wie „du bist (noch) nicht männlich genug
       Da Trans* eine Frage der geschlechtlichen Identität ist       für einen trans* Mann“ zu schädigen.
        und in keiner Verbindung zu sexuellen Vorlieben oder
         sexuellen Orientierungen (wie Homo-, Bi-, Pan- oder         Trans* muss nicht zwangsläufig mit einer körperlichen Dysphorie ein-
          Heterosexualität) steht, grenzen sich viele Betroffene     hergehen.
          von dem (meist im medizinischen/therapeutischen
          Kontext verwendeten) Wort Transsexualität ab, da
          der Wortbestandteil „Sexualität“ dazu führen kann,           Dysphorie beschreibt ein Gefühl von körperlichem oder sozialem
           dass die eigentliche Bedeutung von Trans* missver-          Unwohlsein, das durch die Erwartungen und Geschlechterrollen-
            standen wird.                                              Vorstellungen in der Gesellschaft und dem damit verbundenen
              Die Geschlechtsidentität und die sexuelle Orien-         Druck verstärkt werden kann.
              tierung eines trans* Menschen sind nicht vonei-
               nander abhängig. Insofern können trans* Men-
                schen, genau wie cis Menschen, sowohl Frauen,        Zentral ist die Geschlechtsidentität, in der Menschen leben wollen. Für
                Männer und/oder nicht binäre Menschen, also          manche gehören medizinische Eingriffe dazu, weil sie sich mit ihrem
                verschiedene Geschlechter, begehren oder ase-        Körper unwohl fühlen oder durch eine Veränderung des Körpers leich-
                xuell und/oder aromantisch sein. Auch das ge-        ter in ihrer Identität akzeptiert werden. Trans* Menschen können aber
               schlechtliche Rollenverhalten im Sinne von ste-       auch in einem anderen Geschlecht als ihrem zugewiesenen Geschlecht
               reotyper Weiblichkeit und Männlichkeit sollte         leben, ohne etwas an ihrem Körper zu verändern. Auch das Alter beim
               von der Geschlechtsidentität abgegrenzt werden.       Coming-out ist nicht maßgeblich, was bedeutet, dass es nicht nötig ist,
                                                                     dass Trans* und das Hinterfragen der zugewiesenen Geschlechtsidenti-
               Wie cis Frauen können auch trans* Frauen lie-         tät schon in der Kindheit vorlag.
              ber Kleider oder Hosen mögen, lange oder kurze
             Haare tragen, Mathe oder Philosophie studieren.         Es gibt keine eindeutige bzw. wissenschaftlich bestätigte Ursache von
             Trans* Männer können wie cis Männer sanft oder          Trans*. Verschiedene Theorien beschäftigten sich sowohl mit Hormon-
            forsch sein, Make-Up tragen oder auch nicht, gut in      werten während der Schwangerschaft, Neurologie, Genetik als auch mit
            Naturwissenschaften sein oder sich mehr für Spra-        Erziehungsbildern und dem sozialen Umfeld bzw. Erfahrungen in der
            chen interessieren.                                      Kindheit. Keine dieser Theorien gilt als komplett bestätigt (Brill & Pep-
            Nicht-binäre Menschen müssen nicht unbedingt             per 2016). Grundsätzlich ist die Ursache für die Entstehung von Trans*
           androgyn aussehen, sondern werden oft fälschli-           zudem irrelevant, da eine kausale Heilung weder möglich noch nötig
           cherweise für binäre Frauen oder Männer gehalten.         ist. Maßgeblich ist aber, dass die Identität einer Person nicht verändert
           Hierbei ist auch wichtig, eigene Stereotype über Ge-      werden kann. Eltern, Freund*innen oder Fachkräfte sind somit nicht
            schlechterrollen zu hinterfragen. Insofern ist es hier   schuld daran, dass ein Kind trans* ist.
              relevant, darauf zu achten, trans* Menschen hin-

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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
PSYCHISCHE ASPEKTE UND                                                     nen auf belastende Lebenssituationen. Trans* Menschen sind durch
                                                                           Trans*feindlichkeit einem sogenannten Minderheitenstress ausge-
TRANS*FEINDLICHKEIT                                                        setzt, welcher psychische Krankheiten bzw. Probleme wie Depressivität
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2018 entschieden, Trans*         und Suizidalität zur Folge haben kann.
von der Liste der psychischen Krankheiten zu streichen. Diese Ände-
rung tritt 2022 im Rahmen des ICD-11 (Klassifizierungskatalog für psy-     Soziale Unterstützung durch Familie, Freund*innen und Fach-
chische Erkrankungen) in Kraft. Im zukünftigen ICD-11 wird Trans*          kräfte kann hingegen den Zusammenhang zwischen Minderhei-
unter dem Überbegriff „sexual health condition“, also „sexueller Gesund-   tenstress und den psychischen Folgen abschwächen (Olson et al.
heitszustand“ gelistet sein. Relevant für die Kostenübernahme von ope-     2016).
rativen und hormonellen Behandlungen ist auch nach der Änderung
weiterhin, dass Trans* mit einem Leidensdruck verknüpft ist, der kli-      Trans*feindlichkeit drückt sich durch Infragestellen oder Aberkennen
nisch relevant ist. Trans* wird aktuell im ICD-10 noch als eine psychi-    der Geschlechtsidentität, sprachliche Unsichtbarmachung, über psy-
sche Krankheit eingestuft (Nieder & Strauss 2019). Gesellschaftlich wird   chische und körperliche Gewalt bis hin zum Mord aus. Ursachen werden
Trans* vielfach noch als psychische Erkrankung wahrgenommen, was           darin gesehen, dass Heteronormativität und binäre Geschlechterord-
die Betroffenen als Stigma empfinden.                                      nung durch trans* Menschen scheinbar in Frage gestellt werden, was
                                                                           zu Abwehrhaltungen führen kann. Zudem führt der unsichere Status
Die Versuche, Trans* bei Betroffenen in Form                               von trans* Menschen in der Gesellschaft dazu, dass es zu einer verin-
von Therapien zu „heilen”, sind ausnahmslos                                nerlichten Trans*feindlichkeit bei oder unter Betroffenen selbst kom-
gescheitert und verursachten enormen psy-                                  men kann und trans* Menschen unter einem verringerten Selbstwert-
chischen Schaden. Eine ergebnisoffene the-                                 gefühl leiden können, was ebenfalls zu psychischen Problemen führen
rapeutische Begleitung, die die Klient*innen                               kann. Bei Trans*feindlichkeit unter trans* Menschen bzw. innerhalb
in ihrer Selbstfindung unterstützt, wird                                   der Trans*Community wird von „internalisierter Trans*feindlichkeit”
mittlerweile als „goldener Weg“ erachtet                                   gesprochen.
(Brill & Pepper 2016). Optimal für die psy-
chische Gesundheit von trans* Kindern                                      Besonders Fachkräfte sollten im Umgang mit trans* Menschen darauf
und Jugendlichen ist, ihre Geschlechtsiden-                                 achten, keine trans*feindlichen Strukturen zu unterstützen oder zu
tität bzw. den geschlechtlichen Selbstfin-                                   replizieren. Dabei kann bereits das Umgehen der genannten Irrtümer
dungsprozess zu akzeptieren und zu unter-                                     und Stereotype helfen. Auch sollte verinnerlicht werden, dass Inter-
stützen.                                                                      aktionen mit anderen Diskriminierungsstrukturen, wie Rassismus,
                                                                               Sexismus, Ableismus und Homofeindlichkeit vorliegen. Dies wird
Psychische Krankheiten können zwar bei                                         als Intersektionalität bezeichnet.
trans* Menschen etwas häufiger auftre-                                         Intersektionalität ist die Überschneidung verschiedener Formen
ten als bei cis Menschen, sind jedoch un-                                      von Diskriminierung, denen Menschen bestimmter Gruppen in
abhängig von Trans* und oft Reaktio-                                           besonders hohem Maße ausgesetzt sind.

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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
Gerade am Anfang ihres Weges ist jungen trans* Menschen oft noch
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     MEHRFACHDISKRIMINIERUNG / INTERSEKTIONALITÄT                          können Schwankungen und Unsicherheiten auftreten, die nicht damit
                                                                           einher gehen müssen, dass es sich nur um eine Phase handelt oder
     Ein trans* Mann aus Syrien kann sowohl aufgrund seiner Ge-            die Person nicht „trans* genug“ ist. Trans* Jugendliche sollten ohne
     schlechtsidentität als auch aufgrund seiner Herkunft diskrimi-        Druck und Vorurteile von Familie und Fachkräften ihren individuellen
     niert werden und erfährt daher andere Formen der Diskriminie-         Trans*-Weg finden und Erfahrungen sammeln können und dürfen.
     rung, die weder ein weißer trans* Mann aus Deutschland noch           Wichtig ist hierbei die Loslösung von eigenen Geschlechterstereotypen
     ein cis Mann aus Syrien erfährt. (Eine trans* Frau aus Syrien         und den bereits genannten allgemeinen Vorurteilen und Stereotypen
     macht zusätzlich andere Erfahrungen, als ein trans* Mann aus          über trans* Menschen. Denn wie weiblich und/oder männlich eine
     Syrien, da sie zusätzlich aufgrund ihres Geschlechts Sexismus aus-    Person, beispielsweise aufgrund ihres Benehmens oder Ihres Äußeren,
     gesetzt ist.) Diese Diskrimierungsstrukturen verstärken einander      persönlich eingeschätzt wird, muss nichts mit der eigenen Identität
     und bedürfen demnach besonderer Aufmerksamkeit im Umgang              der Person zu tun haben und kann von der äußeren Wahrnehmung
     mit betroffenen Personen.                                             abweichen.

                                                                               GRUNDLAGEN TRANS*:
ASPEKTE DES TRANS*-WEGES                                                              Vielfalt von binären und nicht-binären trans*
Als Trans*-Weg wird die Entwicklung bzw. der Werdegang eines trans*                   Menschen verinnerlichen
Menschen bezeichnet, den dieser nach dem Coming-out als trans* ein-               Erkennen, dass es keine zwingende Verbindung zwischen
schlägt. Zuerst einmal sollte angemerkt werden, dass es nicht den ei-             Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung und Rollen-
nen „Trans*-Weg“ gibt. Auch hier gibt es das weit verbreitete Vorurteil,         verhalten gibt
dass trans* Menschen eine homogene Gruppe darstellen und sich des-              Eigene Vorurteile und Stereotype über trans* Menschen
wegen ihr Weg auch ähnelt. Dies ist jedoch nicht der Fall.                     und Geschlecht hinterfragen
                                                                                Trans*feindlichkeit erkennen und systematisch dagegen
Genau wie die bestehende Vielfalt verschiedener Geschlechts-                   angehen
identitäten und sexuellen/romantischen Orientierungen ist auch
jeder Trans*-Weg von Person zu Person unterschiedlich und so-                   Verknüpfung zwischen Trans*feindlichkeit und weiteren
wohl die individuellen Bedürfnisse der betreffenden Person als
                                                                                Diskriminierungsstrukturen wie Rassismus, Sexismus,
auch das entsprechende Tempo, in dem der persönliche Weg be-                   Ableismus, Homo- und Bi-Feindlichkeit erkennen
stritten wird, sollten dabei im Fokus stehen.                                  Soziale Unterstützung für trans* Menschen nach indivi-
                                                                              duellen Bedürfnissen ermöglichen

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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
Ebensowenig muss im Verlauf des Trans*-Weges eine Annäherung an
     FAKTEN ZUR STABILITÄT VON TRANS* IM KINDES-                         gesellschaftliche Geschlechterstereotype erfolgen. Dies kann jedoch, je
     UND JUGENDALTER                                                     nach Identität einer Person, der Fall sein.
                                                                         Insofern ist es wichtig, eine neutrale Betrach-
     •   Die einschlägige Forschung geht davon aus, dass Trans* bei      tungsweise anhand der Bedürfnisse der Per-
         Menschen nicht veränderbar ist. Deswegen ist es das beste       son zu entwickeln, die um Unterstützung
         Vorgehen, trans* Kinder und Jugendliche in ihrer Identität      bittet und auch zu ermitteln, wie eine Un-
         und geschlechtlichen Selbstfindung zu unterstützen (Ed-         terstützung bei verschiedenen Aspekten des
         wards-Leepers et al. 2016).                                     Trans*-Weges aussehen kann.
     •   In den vergangenen Jahren haben Konsultationen bei Kin-
         der- und Jugendpsychiater*innen wegen Trans* zugenom-
         men. Dies geht sehr wahrscheinlich auf eine zunehmende
         gesellschaftliche Akzeptanz zurück und kann bei gründli-        NUTZUNG VON NAME UND
         cher Beratung und Diagnosestellung den Leidensdruck jun-        PRONOMEN
         ger trans* Menschen lindern.
     •   Studien, die belegen wollen, dass es bei 80 % der betroffenen   Ab einem gewissen Zeitpunkt nach ihrem
         Jugendlichen nur eine Phase ist, haben sich als methodisch      Coming-out wird es für viele trans* Men-
         inkorrekt erwiesen (Keins 2015).                                schen relevant sein, einen neuen Namen
     •   Effekte wie „plötzlich eintretende Geschlechtsdysphorie“ (Ra-   und/oder ein neues Pronomen zu wählen,
         pid Onset Gender Dysphoria), die beinhalten, dass Trans*        welches besser zur eigenen Geschlechtsiden-
         vor allem durch einen Trend und damit einhergehende             tität passt und diese auch nach außen hin
         Nachahmung von anderen trans* Menschen entstehen,               besser repräsentieren kann.
         werden von der psychologischen Forschung nicht bestätigt        Der alte Name kann mit starken negativen
         (Restar 2020).                                                  Assoziationen verbunden sein. Demnach
     •   Aktuell vermehrte Berichte über Personen, die ihren Trans*-     sollte gemäß den Bedürfnissen des trans*
         Weg bereuen, beziehen sich oft auf diese fragwürdigen Stu-      Menschen der Name und das gewünschte
         dien und behandeln eher Ausnahmefälle.                          Pronomen in jedem möglichen Bereich ver-
     •   Zudem werden im Vergleich weitaus größere Schäden in            wendet werden. Prinzipiell sollten Fragen
         diesen Berichten ignoriert, die auftreten, wenn betroffene      nach dem alten Namen grundsätzlich
         Kinder und Jugendliche nicht behandelt werden und sich          vermieden werden. Wenn Unsicherheit
         ihr Körper in eine für sie „falsche“ Richtung entwickelt.       besteht, ob jemand als Mädchen, Junge
                                                                         oder in einer geschlechtsneutralen Form
                                                                         angesprochen werden möchte, ist es das
                                                                         Einfachste, die betroffene Person nach ih-

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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
rem Namen zu fragen. Auch eine Frage nach dem Pronomen kann             RECHTLICHE ASPEKTE
sinnvoll sein.
Auch für nicht-binäre Menschen ist das Pronomen ein wichtiger Aus-      Aus rechtlicher Sicht kann für trans* Menschen das Bedürfnis auftre-
druck ihrer Identität. Da es im deutschsprachigen Raum                  ten, auch auf ihrem offiziellen Ausweisdokument und in ihrer Geburts-
noch kein etabliertes geschlechtsneutrales                              urkunde sowohl ihren Namen als auch ihren Personenstand (männ-
Pronomen gibt, nutzen viele nicht-                                      lich/weiblich/divers) ändern zu lassen, um das Leben in der eigenen
binäre Menschen auch oft eines der                                      Geschlechtsidentität zu vereinfachen bzw. zu ermöglichen. Dies muss
binären Pronomen „sie“ und „er“                                         allerdings nicht von jeder Person gewünscht sein.
oder beide, andere nutzen verschie-
dene Varianten geschlechtsneutra-                                       Eine Möglichkeit der Änderung des Namens und des Geschlechtsein-
ler Pronomen. Welches Pronomen                                          trages ist der Weg der Vornamens- und Personenstandsänderung (VÄ/
jemand verwendet, kann man der                                          PÄ) nach Transsexuellengesetz (TSG), welches 1981 in Kraft trat. Eine
Person äußerlich nicht ansehen.                                         Person ist bereits nach der offiziellen Änderung ihres Vornamens ent-
Allerdings kann es für binäre trans*                                    sprechend ihrer Geschlechtsidentität sowohl anzureden als auch an-
Menschen auch positiv sein, wenn bei                                    zuschreiben, auch wenn (noch) keine geschlechtsangleichende Opera-
ihnen aufgrund ihrer Außenwirkung                                       tion erfolgt ist. Die Vornamensänderung kann auch unabhängig von
automatisch das Pronomen verwendet                                      der Feststellung der Geschlechtszugehörigkeit beantragt werden. Die
wird, das ihrem persönlichen Identi-                                    Änderung des Geschlechtseintrages kann in einem weiteren Antrag
tätsgeschlecht entspricht. (siehe Glos-                                 nachträglich beantragt werden. Der offizielle Weg der VÄ/PÄ kann auf-
sar: Passing)                                                           grund hoher formaler Hürden eine massive Blockade darstellen. Daher
                                                                        ist eine Unterstützung betroffener trans* Menschen auch aus diesem
                                                                        Grunde unerlässlich.

                                                                        In der ursprünglichen Fassung des TSG waren operative Eingriffe und
                                                                        eine Zeugungs- bzw. Empfängnisunfähigkeit eine notwendige Voraus-
     Im englischen Sprachgebrauch hat sich mittlerweile „they“ als      setzung. Dies galt bis 2011 und hat die Entscheidungsfreiheit von trans*
     geschlechtsneutrales Pronomen durchgesetzt und wird auch in        Menschen hinsichtlich Operationen stark eingeschränkt. Mittlerwei-
     Presseberichten und wissenschaftlichen Publikationen verwendet.    le müssen hormonelle und operative Maßnahmen weder erfolgt sein,
     In der deutschen Sprache existiert bisher leider kein passendes    noch auch nur angestrebt werden. Genauso gab es eine Altersunter-
     neutrales Pronomen. Es gibt jedoch bereits Ansätze zur Entwick-    grenze von 25 Jahren. Auch diese wurde aber durch verschiedene Ge-
     lung geschlechtsneutraler Pronomen. Hier sind „xier“ und „sier“    richtsbeschlüsse für ungültig erklärt. Ein Mindestalter existiert somit
     oder „nin“ beispielhaft zu nennen, welche auch von nicht-binären   nicht mehr. Demzufolge können auch trans* Kinder und trans* Ju-
     trans* Menschen verwendet werden. Das Pronomen „es“ wird von       gendliche ihren Namen und ihren Personenstand ändern lassen, um
     den meisten Betroffenen als zu verdinglichend empfunden.           den eigenen Namen und das eigene Geschlecht nicht nur anerkennen
                                                                        zu lassen, sondern den Namen im Alltag auch ohne Hindernisse nutzen

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TRANS*RELEVANZ Grundlagen und praktische Tipps für Fachkräfte - Sunrise Dortmund
zu können.                                                           Bei diesem Vorgehen ist es notwendig, sich durch Ärzt*innen eine so-
                                                                     genannte „Variante der Geschlechtsentwicklung“ attestieren zu lassen.
                                                                     Mit diesem Attest ist es anschließend möglich, den Namen und Perso-
     FÜR DIE VORNAMENS- UND PERSONENSTANDSÄNDERUNG                   nenstand beim Amtsgericht ändern zu lassen.
     IST AKTUELL ERFORDERLICH:                                       Jedoch steht hierbei, im Gegensatz zu dem Weg der offiziellen Vor-
                                                                     namens- und Personenstandsänderung nach TSG, die antragstellen-
     •   dass man sich nicht mehr dem im Geburtseintrag angege-      de Person nicht unter dem Offenbarungsverbot. In TSG § 5 Offenba-
         benen Geschlecht, sondern einem anderen Geschlecht zuge-    rungsverbot ist vermerkt, dass nach der rechtskräftigen Änderung des
         hörig fühlt,                                                Vornamens der vorher geführte Vorname ohne Einwilligung der an-
     •   dass man seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang        tragstellenden Person durch Andere im Allgemeinen nicht offenbart
         steht, dementsprechend zu leben,                            werden darf. Das kann bedeuten, dass Ämter und Institutionen bei dem
     •   dass mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass      Weg über §45b Personenstandsgesetz beispielsweise nicht verpflichtet
         sich das Zugehörigkeitsempfinden zum empfundenen Ge-        sind, nach der Änderung des Vornamens diesen auch auf Dokumenten
         schlecht nicht mehr ändern wird.                            wie Zeugnissen, etc. anzupassen.
     •   Dies muss durch zwei unabhängige Gutachten bestätigt
         werden.                                                     Neue rechtliche Gutachten und Gerichtsentscheidungen öffnen den
     •   VÄ/PÄ ist mit Kosten verbunden: Die Gerichtskosten betra-   Weg über das Standesamt, neben inter* Menschen, auch für binäre
         gen etwa 100 Euro, für die Gutachten fallen etwa 1000 bis      und nicht-binäre trans* Menschen. Aktuell gibt es jedoch weder
         1800 Euro an.                                                       einheitliche Regelungen innerhalb dieser Möglichkeit noch
     •   Bei geringem Einkommen kann allerdings Prozesskostenhil-               wirklichen Konsens über die Auslegung des Gesetzes. Da-
         fe beantragt werden, um die Kosten zu decken.                           durch zeigt sich eine Gesetzeslücke. Insofern ist es diesbe-
     •   Die VÄ/PÄ kann auch wieder rückgängig gemacht werden.                    züglich notwendig, sich über neueste Entwicklungen re-
                                                                                   gelmäßig zu informieren.
     Im rechtlichen Kontext ist meist von „dem anderen“ Geschlecht
     die Rede. Um darauf aufmerksam zu machen, dass es mehr als
     nur zwei Geschlechter gibt, wird innerhalb der Broschüre „ei-
                                                                                                          ERGÄNZUNGSAUS-
     nem anderen“ oder „den anderen Geschlechtern“ verwendet.                                             WEIS DER DGTI E.V.
                                                                                                          Bei der dgti e.V. (Deutsche Gesell-
                                                                                                          schaft für Transidentität und In-
Einen weiteren Weg der Änderung des Namens und des Personen-                                              tersexualität e.V.) ist es möglich,
stands bietet §45b Personenstandsgesetz, welcher ursprünglich nur                                         einen sogenannten Ergänzungs-
für inter* Menschen vorgesehen war, um eine schnellere Ände-                                              ausweis zu beantragen. Dieser
rung des Namens und des Geschlechtseintrages zu ermögli-                                                  bietet eine Möglichkeit, schon
chen.                                                                                                     vor der rechtlichen Änderung des

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Vornamens und des Personenstandes, sich anstelle des Personalaus-         RECHTLICHE ASPEKTE IN DER SCHULE UND
weises mit dem Ergänzungsausweis mit dem eigenen Namen und der
eigenen Geschlechtsidentität eindeutig auszuweisen. Dieser Ausweis ist    ANDEREN INSTITUTIONEN
derzeit das einzige Ausweisdokument, das betroffenen Menschen eine        Es gibt keine rechtliche Grundlage, die untersagt, dass auch vor der offi-
Hilfestellung im Umgang mit Behördengängen bietet.                        ziellen Vornamens- und Personenstandsänderung (folgend VÄ/PÄ) der
Auf der Vorderseite kann der selbstgewählte Name, die Geschlecht-         neue Name einer*eines Schüler*in in der Schule verwendet werden
sidentität und das verwendete Pronomen eingetragen werden, mit dem        kann. Dies gilt auch für:
die ausweistragende Person angesprochen werden möchte. Hierbei sind
auch geschlechtsneutrale Varianten oder ein Hinweis darauf, dass kein        •   Klassenbuch,
Pronomen verwendet werden soll, möglich. Auf dem Ergänzungsaus-              •   Klausuren,
weis ist zudem sowohl die Nummer des amtlichen Personalausweises             •   Fahr- und/oder Mensakarten,
als auch das Gültigkeitsdatum angegeben, was zur Verknüpfung mit             •   Zeugnisse.
diesem dient. Dadurch ist die Gültigkeit des Ergänzungsausweises von
der Gültigkeit des Personalausweises abhängig. Das abgebildete Pass-      Es handelt sich hierbei rechtlich weder um Urkundenfälschung,
bild muss, anders als bei einem Personalausweis, nicht zwangsweise        Falschbekundung noch um Betrug. Genauso gibt es keine rechtliche
biometrisch sein. Auf der Rückseite des Ausweises ist vermerkt, dass      Verpflichtung, den neuen Namen anzuerkennen und zu verwenden. In
das gewählte Pronomen zu respektieren und die inhabende Person wie        Anbetracht der Bedürfnisse von trans* Schüler*innen wird dies jedoch
gewünscht anzusprechen ist. Zudem befindet sich dort ein QR-Code,         als sinnvoll und vor allem notwendig erachtet. Der Ergänzungsausweis
mit dem allgemeine Informationen über die rechtliche Gültigkeit und       kann hilfreich sein, wenn Lehrer*innen und Schulleitung die Verwen-
Funktion des Ausweises abrufbar sind.                                     dung des neuen Namens ablehnen.

Daher dient dieser Ergänzungsausweis zur Minderung von Diskrimi-          Rein rechtlich gibt es zudem nichts, was dagegen spricht, dass trans*
                    nierungen bei Ämtern oder Bildungseinrichtun-         Schüler*innen
                                           gen, etc., sensibilisiert im
                                             Umgang mit trans*, in-           • in der gewünschten Kleidung zur Schule kommen,
                                            ter* und nicht-binären            • eine bestimmte Toilette benutzen,
                                            Menschen, macht diese             • eine bestimmte Umkleidekabine wählen,
                                            Personengruppe sicht-             • auf Klassenfahrt ein bestimmtes Zimmer wählen
                                           bar und unterstützt zu-        können und dürfen.
                                           dem bei dem Anspruch           Da es allerdings keine rechtliche Verpflichtung zur bedürfnisorien-
                                          auf die respektvolle Um-        tierten Umsetzung dieser genannten Aspekte gibt, wären schulinterne
                                          setzung einer korrekten         Richtlinien und Empfehlungen im Bezug auf trans* Schüler*innen im
                                         Anrede mit dem selbstge-         Schulalltag sinnvoll, um einen einheitlichen und diskriminierungsfrei-
                                         wählten Vornamen und             en Umgang zu ermöglichen.
                                         Pronomen.
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MEDIZINISCHE ASPEKTE                                                        Hormonen als auch die Durchführung der Operationen erfolgen erst
                                                                            nach einer ausführlichen Diagnostik und Indikation von mehreren
Beim Trans*-Weg können mögliche Schritte zur körperlichen Anglei-           Psycholog*innen und Ärzt*innen. Die Kosten werden daraufhin aber
chung an das Identitätsgeschlecht bei trans* Menschen, nach dem Er-         von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
halt eines psychotherapeutischen/psychiatrischen Indikationsschrei-
bens, durch eine*n Endokrinolog*in eine Hormontherapie mit den              Wie weit eine betroffene Person hormonell oder operativ gehen
Sexualhormonen Testosteron (bei trans* Männern) oder Östrogen (bei          möchte, ist dabei immer die individuelle Entscheidung der Per-
trans* Frauen) zu beginnen, um gewünschte körperliche Veränderun-           son und sollte nicht aufgrund vorherrschender gesellschaftlicher
gen wie Bartwuchs, Körperfettumverteilung etc. einzuleiten. Zudem           Geschlechternormen und daran geknüpfter Rollenvorstellungen
können verschiedene Operationen z.B. an den äußeren Geschlechts-            hinterfragt oder beeinflusst werden.
merkmalen wie Brust und Genitalien gewünscht sein.
Bei trans* Menschen, die noch nicht in der Pubertät sind, oder die-
se noch nicht abgeschlossen haben, können Pubertätsblocker genutzt
werden, um die Pubertät hinauszuzögern und Zeit zu verschaffen, bis
Hormone passend zur gewünschten Geschlechtsidentität eingesetzt                                          UNTERSTÜTZUNG TRANS*-WEG:
werden können. Die Entscheidung über medizinische Angleichungen                     Durch Kommunikation mit trans* Kindern und Jugend-
sollte für jeden Schritt von der betroffenen Person selbst getroffen wer-          lichen individuelle Bedürfnisse ermitteln und ernst
den. Als Fachkraft sollte auch hier neutral und mit Blick auf die in-              nehmen
dividuellen Bedürfnisse der Person eine gezielte Unterstützung statt-                Hilfe bei der Einholung von Informationen über die
finden. Hilfe bei der Informationssuche bezüglich möglicher Abläufe                 Umsetzung z.B. hinsichtlich rechtlicher Aspekte
der Behandlungen und der Suche nach potenziellen Behandler*innen                    anbieten
und die allgemeine Recherche über die Thematik, um offene Fragen                    Eigene Vorurteile und Stereotype gegenüber trans*
zu beantworten und mögliche Ängste abzubauen, kann, sowohl für die
betroffene Person als auch Ihre Angehörigen sehr hilfreich sein. Eine              hinsichtlich der persönlichen Entscheidungen über den
vorurteilsgetriebene Beeinflussung hinsichtlich der Umsetzung oder
                                                                                   Verlauf des Trans*-Weges einer Person zu forcieren
Unterlassung eines Eingriffs hinge-
gen kann schädlich für die eigenver-
                                                                                 Darauf achten, dass einrichtungsintern formale Gegeben-
antwortliche Selbstfindung von                                                 heiten möglichst unterstützend gegenüber trans* Menschen
trans* Kindern und Jugendlichen                                                sind, wie z.B. die Verwendung des neuen Namens und Prono-
sein.                                                                          mens sowohl im direkten Kontakt als auch auf Zeugnissen
                                                                               etc. oder der uneingeschränkten Nutzung der gewünschten
Bei Personen unter 18 Jahren ist                                               Toiletten und Umkleidekabinen etc.
ein Einverständnis der Eltern
notwendig, um die Eingriffe durch-
führen zu lassen. Sowohl die Gabe von

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UNTERSTÜTZUNG BEIM COMING-OUT                                                fassend identifiziert werden und ein größerer Fokus auf Aufklärung und
                                                                             Sensibilisierung bezüglich Trans* umgesetzt werden.
Nach dem Coming-out als trans* ist für viele trans* Kinder und Ju-
gendliche relevant, wer zuerst davon erfährt und in welchen Lebens-          Bei Beleidigungen, Herabwürdigungen, Mobbing oder Aussagen, die
bereichen sich durch das Coming-out zunächst Änderungen ergeben.             trans* Menschen das eigene Geschlechtsempfinden absprechen, sollte
              Eine offene und akzeptierende Haltung von Fachperso-           zudem sofort korrigierend eingegriffen werden. Fachkräfte sollten sich
                   nen ist relevant, wenn sich trans* Kinder und Ju-         zudem selbst um die Ansprache mit dem richtigen Pronomen und Na-
                     gendliche bezüglich eines Coming-outs an diese          men bemühen, auch wenn dies eine Umgewöhnung erfordert. Wenn
                      wenden. Wenn zu wenig Expertise bezüglich des          dabei ein Fehler unterläuft, ist es relevant, sich selbst zu korrigieren
                       Themas vorhanden ist, sollte Beratung in An-
                       spruch genommen werden. Dies gilt sowohl für
                     die betroffene Person selbst als auch für Fach-                                          COMING-OUT:
                                                                                  Orientierung an den Wünschen von
                    kräfte. Wichtig ist, trans* Menschen nicht unge-                                                trans* Kindern und
                                                                                  Jugendlichen
                        fragt vor Kolleg*innen oder Eltern zu outen. Es
                           sollte immer vorher die Zustimmung einge-                   Wann soll das Coming-out durchgeführt werden?
                             holt werden. Bei Überforderung sollte sich
                                extern Hilfe in Form einer Beratung ge-           Schreiben oder als direkte Ansprache)
                                  sucht werden. Trans* Kinder und Ju-              Wem gegenüber soll zu welchem Zeitpunkt vom
                                    gendliche sollten nicht unter Druck           Coming-out erzählt werden? (z.B. Kolleg*innen oder
                                      gesetzt werden, sich aus bestimm-           Mitschüler*innen)
                                      ten Gründen für oder gegen ein               Die Gefühle aller beteiligten Personengruppen sollen ernst
                                     Coming-out zu entscheiden. Jeder             genommen werden, auch z.B. die von Mitschüler*innen
                                 Schritt sollte mit der betroffenen Person        und Eltern.
                               abgeklärt und an die individuellen Be-
                             dürfnisse angepasst werden.
                                                                                 entstehen, auch hier ist vorherige und aktuelle Aufklärung
                                                                                 bezüglich Trans* in der Institution wichtig.
                            Eine gelassene Haltung zum Coming-out
                                                                                   Sich selbst um die Ansprache mit dem richtigen Pronomen
                           eines trans* Menschen führt in den meis-
                                                                                und Namen bemühen und dies auch von z.B. Mitschüler*-
                           ten Fällen auch dazu, dass weitere Personen
                                                                                innen und Kolleg*innen einfordern
                           ebenfalls gelassener mit dem Coming-out
                            umgehen. Sollte aber bereits ein negatives              Sich nicht von eigenen Stereotypen über trans* Menschen
                             Klima hinsichtlich des Themas Trans*                 leiten lassen und Personen ihre Identität nicht absprechen
                              vorliegen und die betroffene Person hat                                                    oder diese anzweifeln
                               bereits Mobbing-Erfahrungen gemacht,
                                sollten mögliche Problemfaktoren um-

24                                                                                                                                                25
und künftiges Nutzen des falschen Namens oder Pronomens zu vermei-        Trans* wird an Schulen und anderen Institutionen kaum thematisiert;
den. Unterstützende und verständnisvolle Haltung sollte gezeigt und       dies führt zu Unsicherheit bei Fachpersonal und anderen beteiligten
diese auch gegenüber Mitschüler*innen und Kolleg*innen aktiv einge-       Personengruppen. Trans* Menschen, die nicht einem geschlechter-
fordert werden.                                                           stereotypen und rollenkonformen Bild entsprechen, stoßen vermehrt
                                                                          auf Unverständnis. Dies gilt auch für trans* Menschen, die nicht-binär
                                                                          sind und sich ebenfalls nicht in ein starres zweigeschlechtliches Raster
                                                                          einordnen lassen.
SITUATION IN SCHULEN UND ANDEREN
INSTITUTIONEN                                                             Auch werden häufig unzureichende Regelungen hinsichtlich Toiletten
Das soziale Umfeld, besonders hinsichtlich Schule oder anderer Institu-   und Umkleiden beklagt. Einige Befragte haben z.B. aufgrund des negati-
tionen, wird von trans* Kindern und Jugendlichen oft eher als Hürde       ven Schul- und Klassenklimas bezüglich Trans* ein Coming-out in der
anstatt als Ressource wahrgenommen. Um diesen Umstand zu verbes-          Schule bewusst vermieden. Auffällig ist ein wenig konsistenter Umgang
sern, sollten Fachkräfte sowohl persönlich unterstützen und sich auch     mit dem Thema Trans* an deutschen Schulen und anderen Institu-
generell für die Verbesserung des Umgangs mit trans* Menschen und         tionen. Der Umgang mit trans* Kindern und Jugendlichen reicht von
ihren Bedürfnissen einsetzen.                                             einem vorbildlich positiven Umgang bis hin zu deutlich diskriminie-
                                                                          rendem Verhalten und Haltungen.

                                                                          Es gibt auch Fälle, in denen an einer Schule oder in
     TRANS*FEINDLICHKEIT AN SCHULEN                                       einer Klasse unterschiedlich mit trans* Men-
                                                                          schen und ihren Bedürfnissen wie Verwen-
     •   87,4 % aller trans* Schüler*innen haben trans*feindliche         dung gewünschter Namen und Pronomen
         Kommentare an ihrer Schule gehört.                               umgegangen wurde. Richtlinien, wie mit
     •   Etwa 50 % wurde zudem die Anrede mit dem gewünschten             trans* Menschen im Alltag der Schule oder
         Namen und Pronomen sowie der Zugang zu der gewünsch-             anderen Institutionen umgegangen werden
         ten Toilette und Umkleide verwehrt.                              soll, existieren kaum. Auch von staatli-
     •   70 % der Befragten berichteten von verbalen Angriffen und        cher Seite fehlen bislang sowohl Richt-
         28 % von physischen Angriffen.                                   linien als auch Empfehlungen. Im
     •   20 % wechselten die Schule aufgrund ihrer Erfahrungen.           nächsten Abschnitt werden
     •   Bei Schulen mit spezifischen Richtlinien zum Umgang mit          mögliche Empfehlungen für
         trans* Schüler*innen und/oder einer großen Anzahl von            den Umgang mit trans*
         unterstützenden und informierten Lehrpersonen reduzier-          Kindern und Jugendli-
         ten sich die erwähnten Werte jeweils um etwa die Hälfte.         chen in Schulen oder
                                                  (Kosciw et al. 2018)    anderen Institutionen
                                                                          angeführt.

26                                                                                                                                              27
ERFAHRUNGSBERICHTE VON JUGENDLICHEN
  (aus dem Sunrise, die den offenen Trans*Treff „MeeTs“ besuchen)                                                    Viele aus meiner Schule akzeptieren
                                                                                                                 es, dass ich trans* bin oder unterstützen es.
                                                                                                                    Ein paar provozieren mich und nennen
            In der Schule war [die                                                                                   mich Transe, Mädel oder bei meinem
                                              ilt,
    Reaktion auf] mein Coming-out gete                                                                                 „Mädchennamen“ und beleidigen
                      e nega tive  Reak  tion en.  [...]
es gab positive sowi                                                                                                       und diskriminieren mich.
        Leut e, die es igno riert habe  n, welche,
 Es gab                                                                                                                        (Sam, 15, männlich)
                                        re, die sich
die mich beleidigt haben und ande
           habe   n oder  dieje nige n, die mich
   abgetan                                                               In der alten Klas                                                                          Meistens war mein
      unterstützen. Meine Lehrer*innen                             mein Coming-o
                                                                                            se lief
                                                                                                                                                                   vor allem in Freu
                                                                                                                                                                                         Coming-out gut,
                                                                                      ut nicht so gut,
         akzeptieren es auch zum Teil.                          die jetzige Klasse                                                                                                    ndeskreisen, da ich
                                                                                    weiß es nicht. In                                                             mir immer Zeit
             (Joelle,16, nicht-binär)                            alten Klasse wurd                     der                                                                          nahm, deren Stell
                                                                                                                                                                                                        ung
                                                                                     e ich nach mein                    Ich wünsch                                 bezüglich des Th
                                                                  Coming-out gem                      em                            e mir eine                                        emas zu erfahren
                                                                                     obbt, daher traue                tolerantere                                                                        ,
                                                                    ich mich in der jet                                            Gesellschaf                          bevor ich mich ou
                                                                                         zigen nicht.                    (Sam, 15, m           t!                                           tete. [...]
                                                                          (Mike, 17, männlich                                        ännlich)                               (Liv, 16, weiblich)
                           Ich habe mich zuerst                                                )
                      in der Schule geoutet.
                                                 Das lief
                  relativ gut. Am Anfan
                                         g war es schwer,
                aber mittlerweile geht
                                         es. [...] Am Anfang
              haben sie mich trotzd
                                      em mit meinem alten                                                                                    [...] In der Schule bin ich ein
                Namen (Deadname) ang
                                           esprochen aber
                jetzt sagen sie Max un                                                                                                      Einzelgänger. Mit Psychologen
                                        d jetzt wissen sie,
                        dass ich das ernst meine                                                                                        habe ich ein Problem und Ärzte, naja,
                                                     .
                           (Max, 14, männlich)                                                                                           kein Kommentar. Akzeptanz ist das,
                                                                    In der Schule wurde                                                            was ich mir wünsche.
                                                                ich so oft bei meinem „Mäd-                                                             (Leo, 17, k.A)
                      Meine
          Schule                                             chennamen“ genannt, weil meine
  aufgru          rfa
         nd me hrungen sind                                Mitschüler*innen merkten, dass mich
    und m         ines s
           it Beda        ehr be                             dieser Name triggert, bis ich alles                      Ich habe ei
                     cht aus           grenzte                                                                                    ne Psycho-                                    Erfahrunge
         Umfeld               ge               n                                                                login gesucht                                         Ärzt*innen            n bei
                  s sehr p wählten                          weggeschmissen habe und mich vor                                  und hatte ei
                                                                                                                                           n erstes                                und Psy
              ausgefa        o s it iv                        der ganzen Klasse geoutet habe.                                                                          waren gut,            cholog*in
                       llen.                                                                                                                                                       sie haben            nen
          (Liv, 16                                                   (Sam, 15, männlich)                     lesbisch und                                                                     mir sofort
                   , weibli                                                                                               es wäre ein Tr                                 geglaubt,
                            ch)                                                                                                           end. Sie meint                           dass ich tr
                                                                                                               sie meldet sich                           e,                                    ans bin.
                                                                                                                               , doch das ha                                 (Max, 14, m
                                              Man so
                                                          llte sich                                             gemacht. Das                 t sie nicht                                 ännlich)
                                         nicht un                                                                              ist nun 4 Mon
                                                    terkriegen                                                                                ate her.
                                      sich gegeb                   lassen,                                             (Sam, 15, män
                                                 enenfalls                                                                             nlich)
                                   egal ob vo                 Hilfe such
                                                n außen                  en,
                                                            oder im F                                                                                       Ich selbst
                                         deskreis o                    reun-                                                                                             kenne kei
                                                     der der Fa                                                                                          Art der sc                  ne
                                          (Joelle, 16,           milie.                                                                                             hlechten
                                                       nicht-bin                                                                                       weil ich ü            Erfahrung,
                                                                  är)                                                                                             ber Allem
                                                                                                                                                      der mir zu             und Jedem
                                                                                                                                                                  nahe tret               ,
                                                                                                                                                                            en will, st
                                                                                                                                                                                        ehe.

  28                                                                                                                                                                                                   29
UMGANG IM SCHULALLTAG ODER ANDEREN                                        Schulklassen und Jugendgruppen anbieten und durchführen.
                                                                          Es sollte darauf geachtet werden, dass ein akzeptierendes und unterstüt-
INSTITUTIONEN                                                             zendes Umfeld für trans* Menschen vorhanden ist. Fachkräfte sollten
Trans* sollte im Alltag von Schulen und anderen Institutionen wie         sich deutlich auf die Seite der Betroffenen stellen und deren Bedürfnis-
Wohngruppen, Arbeitsplätzen oder Universitäten gleichwertig mit an-       se auch vor Kolleg*innen verteidigen. Des Weiteren sollten Fachkräfte
deren Themen zur Sprache kommen. In Schulen kann das Lehrpersonal         auf Fort- und Weiterbildungen oder in Beratungsstellen entsendet wer-
beispielsweise durch die Thematisierung von Trans*, unter anderem         den, um danach ihr dort gesammeltes Wissen anschließend innerhalb
in Schulfächern wie Deutsch, Ethik, Religion und Biologie, versuchen,     der Institution weiter vermitteln zu können.
durch Aufklärung bestehende Vorurteile und mangelndes Wissen über
die Thematik abzubauen und die Grundlage eines diskriminierungs-          Sinnvoll wären zudem einheitliche Richtlinien oder Empfehlungen für
freien und sensibilisierten Umgangs zu schaffen. Das Aufgreifen in ver-   den Umgang mit trans* Menschen. Diese Richtlinien könnten z.B. an
schiedenen Unterrichtsfä-                                                 Mitschüler*innen, Lehrer*innen und Eltern herangetragen werden,
chern kann sinnvoll sein,                                                                                           was z.B. in Form von Hand-
um über unterschiedliche                                                                                            outs oder eines Informati-
Facetten von Trans* und                                                                                             onstextes auf der Website
den individuellen Bedürf-                                                                                           der Institution geschehen
nissen von trans* Men-                                                                                              könnte. Dadurch könnte
schen aufzuklären und                                                                                               ein konsistenter und vor-
mehrere Bereiche diesbe-                                                                                            urteilsfreier Umgang mit
züglich abzudecken.                                                                                                 trans* Kindern und Ju-
                                                                                                                    gendlichen gewährleistet
Es sollte dabei ein Fokus                                                                                           werden. Zudem könnten
darauf gesetzt werden,                                                                                              sich trans* Menschen da-
trans* Menschen ebenso                                                                                              durch ermutigt fühlen,
als positiv und erfolgreich                                                                                         sich bei Problemen wie
darzustellen, statt aus-                                                                                            beispielsweise Diskriminie-
schließlich leidvolle und                                                                                           rung oder Ausgrenzung an
problematische      Aspek-                                                                                          die Leitung der Institution
te des Trans*-Weges zu                                                                                              zu wenden.
verdeutlichen. Auch eine
Aufklärung durch externe Fachkräfte kann sinnvoll sein wie z.B. im        Auch eine Vernetzung mit möglichen Hilfe- und Beratungsstellen für
Rahmen eines Workshops durch SCHLAU, einem Antidiskriminierungs-          Betroffene, Eltern oder Fachkräfte zum Thema sexuelle und geschlecht-
und Bildungsprojekt zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt,      liche Vielfalt sowie der aktive Austausch mit weiteren Schulen bzw. Ins-
bestehend aus Ehrenamtlichen, die solche möglichen Workshops mit          titutionen untereinander, kann in diesem Rahmen relevant sein.

30                                                                                                                                              31
Abtasten aufgrund einer Körperdysphorie unangenehm sind.
                                                   •   Wenn trans* Menschen sich häufig erklären oder rechtfertigen
     RICHTLINIEN SOLLTEN FOLGENDE REGELUNGEN           müssen. Beispielsweise bei dem Szenario einer Ultraschalluntersu-
     BEINHALTEN IM UMGANG MIT:                         chung eines trans* Mannes (ohne eine oder vor der Entfernung der
     • dem Coming-out eines trans* Menschen            inneren Geschlechtsorgane), der unangenehm lange erklären muss,
     • dem Abbau von Vorurteilen und Präven-           warum auf den Ultraschallbildern eine Gebärmutter zu finden ist.
        tion von Diskriminierung durch geziel-     •   Wenn relevante Besuche bei Ärzt*innen aus Angst vor überfordern-
        te Aufklärung z.B. durch Integration des       den Situationen schon von vornherein gemieden werden.
        Themas im Unterricht)
     • respektvolle und korrekte Verwen-           Viele Ärzt*innen stoßen hier genauso wie Pädagog*innen und
        dung des neuen Namens und des Pro-         Lehrer*innen an ihre Grenzen. Auch hier ist eine stete Fort- und Wei-
        nomens                                     terbildung und ein sensibler Umgang mit dem Thema relevant, um
     • Toilettensituation, Umkleiden und           den Lebensalltag eines trans* Menschen nicht mit zusätzlichen Belas-
        Zuordnung von Zimmern                      tungen zu erschweren.

Nicht nur der Alltag in der Schule, auf der
                                                       TIPPS FÜR ÄRZT*INNEN:
Arbeit oder innerhalb der Familie kann
                                                       • beim Aufrufen im Wartezimmer Anreden wie „Frau“ oder
für trans* Menschen eine Herausforde-
                                                          “Herr” vermeiden und „Für [Nachname]” aufrufen und/oder
rung sein.
                                                          die gewünschte Anrede der betroffenen Person achten.
                                                       • Bezeichnungen wie „weibliche” oder “männliche” Genitalien
Auch das Aufsuchen von Ärzt*innen kann
                                                          vermeiden.
häufig mit einer Menge Hürden verbunden
                                                       • auf die individuellen Bedürfnisse des trans* Menschen in-
sein und somit schnell zu einer Belastung
                                                          nerhalb einer Untersuchung Rücksicht nehmen
werden.
                                                       • Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende zugänglich ma-
• Beim Aufruf im Wartezimmer, wenn bei-
                                                          chen, um einen diskriminierungs- und barrierefreien Um-
    spielsweise auf der Krankenkassenkarte
                                                          gang mit trans* Patient*innen im Voraus zu ermöglichen.
    (noch) ein anderer Name angegeben ist,
    als im Alltag verwendet wird.
• Wenn nicht nur im Wartezimmer, son-
    dern während Untersuchungen trans*             Oft spielt Unwissenheit eine große Rolle, wenn trans* Menschen im
    Menschen mit dem falschen Namen und            Umgang mit anderen Personen Diskriminierung erfahren. Um diese
    Pronomen angesprochen werden.                  Unwissenheit und damit oftmals verbundene Unsicherheit abzubau-
• Untersuchungen wie beispielsweise das            en, ist es wichtig, sich stetig zu Informieren und diese Informationen
    Abhorchen bei einem Husten oder das            zu verbreiten. Zudem wird das Einbinden aller Beteiligten als sinnvoll
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erachtet.                                                                    Weitere Links zu ausführlichen Methodensammlungen finden sich un-
                                                                             ter den Hilfestellen.
     •   Die Gefühle aller beteiligten Personen sollten ernst genommen
         werden, auch z.B. die von Mitschüler*innen und Eltern               Mit einer ausreichenden Aufklärung und entsprechender Sensibilität
     •   trans*feindliche Äußerungen sowie Vorurteile und Stereotype         im Umgang mit trans* Kindern und Jugendlichen können Fachkräfte
         sollten trotzdem nicht geduldet und korrigiert werden               bereits einen großen Beitrag leisten, um trans* Menschen auf ihrem
     •   bei Konflikten sollte ein lösungs- und bedürfnisorientierter Dia-   Weg zu unterstützen.
         log zwischen den beteiligten Gruppen entstehen
     •   vorherige Aufklärung bezüglich Trans* ist hier besonders wich-      Da Fachkräfte wie z.B. Lehrer*innen, Pädagog*innen, Psycholog*innen
         tig, damit alle beteiligten Gruppen ein grundlegendes Verständ-     und Ärzt*innen im Umgang mit trans* Menschen unbeabsichtigt Feh-
         nis der Bedürfnisse von trans* Menschen erlangen                    ler machen können, die vor allem auf mangelndem Wissen basieren,
                                                                             ist es wichtig, neu gelerntes Wissen und Erfahrungen zu teilen und zu
Zudem können auf spielerische Maßnahmen und Methoden zur Um-                 verbreiten. Es ist wichtig, gegen Diskriminierung einzutreten, Solidari-
setzung der notwendigen Aufklärung zurückgegriffen werden wie                tät zu zeigen, zuzuhören, dazuzulernen und Empowerment zu ermögli-
   • Pronomenrunden                                                          chen, um trans* Menschen den Weg zu erleichtern und die Grundlage
        • jede Person nennt ihren Name und ihr Pronomen                      eines achtsamen Miteinanders zu schaffen.
        • dies soll die Selbstverständlichkeit aufbrechen, anhand de-
            rer wir davon ausgehen, dass wir Menschen ihr Geschlecht         Mit dieser Broschüre möchten wir unseren Beitrag dazu leisten und
            und somit Pronomen ansehen können                                möchten uns an dieser Stelle bei allen Leser*innen herzlich bedanken.
   • LSBPATINQ oder Trans*-Quiz
        • gelernte Inhalte können spielerisch im Stil einer Quiz-
            Show abgefragt werden
        • trans* Menschen in einer Klasse können beim Quiz als
            Expert*innen fungieren, was empowernd wirken kann

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LINKS ZU HILFREICHER METHODIK UND WEI-                                   QUELLEN
TEREN BROSCHÜREN
                                                                         Augstein, S. M. (2013). Zur Situation transsexueller Kinder in der Schule vor
                                                                         der offiziellen (gerichtlichen) Vornamensänderung. Retrieved from: www.
     • Lernmaterialien zum Thema Trans* (Bundeszentrale für              trans-kinder-netz. de/pdf/Augstein% 20Maerz, 202013.
       politische Bildung)
          • https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/geschlechtliche-      Brill, S., & Pepper, R (2016). Wenn Kinder anders fühlen-Identität im ande-
             vielfalt-trans/271624/perspektiven-von-transjugendlichen-   ren Geschlecht. Reinhardt Verlag. München.
             videos-und-lernmaterialien
                                                                         Edwards Leeper, L., Leibowitz, S., & Sangganjanavanich , V. F. (2016). Affir-
     • Checkliste und Handlungsempfehlungen für Schulen zum              mative practice with transgender and gender nonconforming youth: Ex-
       Thema LSBTI*Q (Schule der Vielfalt)                               panding the model. Psychology of Sexual Orientation and Gender Diversity,
         • http://www.schule-der-vielfalt.de/checkliste.pdf              3(2), 165.

     • Akzeptrans*: Arbeitshilfe für den Umgang mit transsexuel-         Keins, P. (2015): Trans*Kinder: Eine kleine Fibel. CreateSpace Independent
       len Schüler*innen                                                 Publishing Platform. Leipzig.
          • bestellbar und herunterladbar unter https://www.lambda-
             bayern.de/transjugendprojekt/                               Kosciw, J. G., Greytak, E. A., Zongrone, A. D., Clark, C. M., & Truong, N. L. (2018).
                                                                         The 2017 National School Climate Survey: The Experiences of Lesbian, Gay,
     • Wie ein grünes Schaf in der weißen Herde -Lebenssituatio-         Bisexual, Transgender, and Queer Youth in Our Nation‘s Schools. Gay, Les-
       nen und Bedarfe von jungen Trans*-Menschen in Deutsch-            bian and Straight Education Network (GLSEN). 121 West 27th Street Suite
       land                                                              804, New York, NY 10001.
          • herunterladbar unter https://www.bundesverband-trans.
            de/portfolio-item/wie-ein-gruenes-schaf/                     Nieder, T. O., & Strauß, B. (2019). S3-Leitlinie zur Diagnostik, Beratung und
                                                                         Behandlung im Kontext von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdyspho-
                                                                         rie und Trans-Gesundheit. Zeitschrift für Sexualforschung, 32(02), 70-79.
     • Trans* UND Schule - Infobroschüre für die Begleitung von
       trans* Jugendlichen im Kontext Schule in NRW
                                                                         Olson, K. R., Durwood, L., DeMeules, M., & McLaughlin, K. A. (2016). Mental
          • herunterladbar unter https://www.schlau.nrw/infos/
                                                                         health of transgender children who are supported in their identities. Pedi-
                                                                         atrics, 137(3), e20153223.

                                                                         Restar, A. J. (2020). Methodological Critique of Littman’s (2018) Parental-Re-
                                                                         spondents Accounts of “Rapid-Onset Gender Dysphoria”. Archives of Sexual
                                                                         Behavior, 49(1), 61-66.

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ANHANG MIT HILFESTELLEN
                                                                      " dgti Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexu-
                                                                        alität e.V.
 " Trans*Beratung im Sunrise Dortmund                                       • www.dgti.org
      • www.sunrise-dortmund.de                                             • Anlaufstelle zur Beantragung des Ergänzungsausweises
      • Teminvereinbarung unter trans@sunrise-dortmund.de
      • Beratung von trans* Menschen, Angehörigen und Fach-           " TraKiNe - Trans-Kinder-Netz e.V.
        kräften                                                            • www.trans-kinder-netz.de
      • Fortbildung von Fachkräften zu Trans*                              • info@trans-kinder-netz.de
                                                                           • Elternberatung und Informa-
 " Trans*Treff im Sunrise Dortmund                                           tionsammlung zu Trans* im
      • Termine unter www.sunrise-dortmund.de                                Kindes- und Jugendalter
      • Eine Auflistung weiterer Jugendtreffs ist unter www.quee-
        re-jugend-nrw.de zu finden.                                   " befah
                                                                           • www.befah-dortmund.de
 " NGVT* NRW                                                               • info@befah-dortmund.de
     • www.ngvt.nrw                                                        • Selbsthilfegruppe in Dort-
     • info@ngvt.nrw                                                          mund für Eltern von homo
     • Auflistung von Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen                 und trans* Kindern
       zum Thema Trans* in NRW

 " Schlau NRW
      • www.schlau.nrw
      • info@schlau.nrw
      • Angebot für Bildungs- und Antidiskriminierungs-Work-
        shops zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Schulen
        und anderen Jugendeinrichtungen

 " Bundesverband Trans* e.V. (BVT*)
     • www.bundesverband-trans.de
     • info@bv-trans.de
     • Umfangreiche Sammlung an Publikationen zu Trans*

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