Transidentität von Kindern und Jugendlichen in der Ostschweiz- 17.1.2019
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Transidentität von Kindern und Jugendlichen in der Ostschweiz- 17.1.2019 • Einleitung und Fallvignetten Christian Henkel, Leitender Arzt Psychosomatik & Psychotherapie, OKS Christine Friedrich, Psychologische Psychotherapeutin, OKS • Entwicklungs-psychologische Überlegungen Lic. phil. Pamela Walker, Leitende Psychologin, KJPD St. Gallen • Multiprofessionelle Behandlung in OKS & KJPD Suzanne Erb, Ärztliche Direktorin Kinder- und Jugendpsychiatrie, KJPD SG Christine Friedrich, Psychologische Psychotherapeutin, OKS Dagmar l’Allemand, Leitende Ärztin Pädiatrische Endokrinologie /Diab., OKS 1
Geschlechtsidentität • bezeichnet die individuelle (subjektive) Identifikation einer Person als männlich, weiblich oder einer anderen Kategorie zugehörig nicht ausschliesslich binär • Geschlechtsidentität lässt keine Schlüsse auf die praktizierte Sexualität zu (sexuelle Orientierung) 2
Geschlechtsinkongruenz • konflikthaft erlebte Nichtübereinstimmung/ Diskrepanz von körperlichen Merkmalen, Zuweisungsgeschlecht und Geschlechtsidentität • Unabhängig von einem möglichen Leidensdruck 3
Trans* • Tatsache, dass ein Mensch sich nicht dem nach Geburt zugeordneten Geschlecht zugehörig fühlt Zuweisungsgeschlecht/ birth assigned gender • empfundenes Geschlecht cis-, transgender oder non-binär/ genderqueer/ genderfluid • * geschlechtliche Varianz bzw. Vielfalt, welche nicht-binäre Identitäten einschliesst 4
Trans* • Transidentität ist eine gesunde Normvariante geschlechtlicher Identität • Transgender -> psychosoziale Geschlechtsidentität und Geschlechtsrolle, welche nicht mit der von Geburt an zugewiesenen übereinstimmt • Komplexes Zusammenspiel von Genetik/Biologie, direkter Umwelt und herrschender Kultur Heylens G. 2012; Rosenthal SM 2014; Saraswat A. 2015 5
Überholte Begrifflichkeiten • Transsexualität zunehmende Abkehr vom Begriff, besonders in nicht medizinischen Kontexten • Geschlechtsidentitätsstörung Geschlechtsinkongruenz wird primär nicht mehr ein inhärentes Mass an Psychopathologie zugeschrieben C. Henkel 6
Diagnose Geschlechtsdysphorie (GD, DSM-5*) …ohne Beisein der Eltern… • …> 6 Monate bestehende ausgeprägte Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität und Zuweisungsgeschlecht (ZG), plus > 2 weitere von 6 Kriterien bei Adoleszenten, z.B. - Ablehnen sekundärer Geschlechtsmerkmale & Pubertät des ZG; - ausgeprägtes Verlangen nach - Alternative zum ZG und - dessen sozialer Anerkennung; - Merkmalen eines anderen Geschlechts; - Entfernen der Geschlechtsorgane des ZG. - Überzeugung, Gefühle…eines anderen Geschlechts zu haben • Klinisch bedeutsames Leiden und/ oder Beeinträchtigungen in sozialen, schulischen oder anderen Funktionsbereichen • DSD (Difference of Sex Development?)? • Transition schon wie weit erfolgt? *American Psychiatric Association, 2013, l‘Allemand 21.01.2019 / dt. Version Hogrefe Verlag 2015
Abwenden von Schaden Vorschnelle Konservatives (unumkehrbare) Intervention ‘hochschwelliges’ Vorgehen Körperliche Psychische Schädigung Schädigung
Geschlechtsdysphorie kann früh beginnen • Im Mittel mit 8.3 Jahren Vorstellung (Holt 2016, UK, USA), Beginn mit
Geschlechtsdysphorie: Multiprofessionelle Betreuung Eintritt 11/12 –15/16 J. 15/16 -18 Jahre > 18Jahre. Medizinische Diagnostische Erweiterte Medizinische geschlechtsan- Phase Diagnostische geschlechtsan- gleichende Phase gleichende Therapie Keine Therapie «Cross Sex» Externe Zweitmeinung Medizinischen Pubertäts- Externe Zweitmeinung Interventionen Suppression, «Cross Sex» Hormone & Soziale Gegen- Operationen Transition geschlechtliche Nicht reversibel Psycho- Hormone Voll reversibel Therapeut & Partiell reversibel Psycho- Familie Therapeut, -> evtl. Soziale Psycho- Therapeut, Psycho-Therapeut, Endokrinologe Transition Endokrinologe Endokrinologe Gyn./Chirurgen 6 Mon.– 6 J. < 3-4 Jahre < 2-3 Jahre Lebens- lange (de Vries 2016) l‘Allemand 21.01.2019 / Kontrollen
Ostschweizer Vorgehen bei Kindern / Jugendlichen mit Transidentität 1.Abklärung & Betreuung durch 2 psychologisch /psychiatrische Fach- personen, von denen 1 langjährige Erfahrung mit Gender-Dysphorie hat. 2.Suche nach Komorbidität & anderen Ursachen der Geschlechtsinkongruenz, wie DSD, psychosozialen Problemen o.a. 3.Keine Pubertäts-blockierende Behandlung oder Hormonbehandlung vor Pubertätsbeginn bzw. Pubertätsstadium Tanner 2. 4.Vor Beginn der pubertätsblockierenden Behandlung oder geschlechts- angleichender Hormonbehandlung Information über mögliche Infertilität und Gonaden-Konservierung. 5.Vor Beginn einer Geschlechts-beeinflussenden Behandlung müssen externe Zweitmeinung und das behandelnde multiprofessionelle Team von der nachhaltigen Geschlechtsinkongruenz überzeugt sein. 6.Der Jugendliche muss die nötige geistige Reife und Einsichtsfähigkeit besitzen, Einverständniserklärung Jugendlicher und Eltern. 7.Kontrollen unter Therapie 3 - 6 -monatlich 11 (Hembree 2017)
»Gender Varianz • entsprechend der Individuellen Bedürfnisse • Informationen www.TGNS.ch • Bern, Basel, Luzern http://www.fachgruppetra ns.ch • Anmeldungen MBT SG www.kispisg.ch/de/fachbe reiche/kompetenzen/end okrinologie
Standards of Care für Erwachsene . Dt. Übersetzung 2014 Richter-Appelt & Nieder Evidenz-basierte Leitlinien - für Erwachsene & für Jugendliche J Clin Endocrinol Metab 201717, 102:1–35 https://academic.oup.com/jcem 13
Transidentität bei Kindern und Jugendlichen – KJPD SG & OKS. 17.1.2019 Literatur zum Vortrag von lic. phil. Pamela Walker Bischof-Köhler, D. (2011). Soziale Entwicklung in Kindheit und Jugend. Bindung, Empathie, Theory of Mind. Stuttgart: Kohlhammer. Blos, P. (1962/2001): Adoleszenz. Stuttgart: Klett-Cotta. Bohleber, W. (1996). Adoleszenz und Identität. Stuttgart: Verlag Internationale Psychoanalyse. Erikson, E. (1959/1973): Identität und Lebenszyklus. Frankfurt a/M: Suhrkamp. Garcia D. (2014). Von der Transsexualität zur Gender-Dysphorie. In: Schweiz Med Forum 2014; 14 (19): S. 382-387. Garcia Nuñez D. & Gross P. (2018). Die stille Revolution: Eine Übersicht zum aktuellen Stand der Diagnostik und Behandlung von trans* Personen. In: Leading Opinions Neurologie & Psychiatrie, Heft 3/2018, S. 27-29. Gross, P. (2018). Trans*Menschen und ihre Behandler_innen: Von der Klarheit zur Ambivalenz. In: Psychiatrie + Neurologie. 1/2018, S. 8-10. Laufer M. & Laufer E. (1984). Adoleszenz und Entwicklungskrise. Stuttgart: Klett-Cotta Pauli, D. (2017). Geschlechtsinkongruenz und Genderdysphorie bei jungen Menschen - neue Ansätze in Beratung und Behandlung. In: Leading Opinions Neurologie & Psychiatrie, 6/2017. S. 42-45. Pauli, D. (2018). Gendervarianz, Geschlechtsinkongruenz und Genderdysphorie bei Kindern und Jugendlichen. In: Psychiatrie + Neurologie. 1/2018, S. 11-13. Pauli, D. (2019). Nicht-binäre Geschlechtsorientierung bei Kindern und Jugendlichen. Kinderanalyse 27, S. 53-64. Preuss, W. (2018) Geschlechtsdysphorie, Transidentität und Transsexualität im Kindes- und Jugendalter. München/Basel: Reinhardt. Preuss, W. (2019). Trans*-Jugendliche brauchen Zeit, um Frauen und Männer zu werden. In: Kinderanalyse 27, S. 85-104. Rauchfleisch, U. (2014). Transsexualität – Transidentität. Begutachtung, Begleitung, Therapie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Schneider W. & Lindenberger, U., Hrsg. (2012). Entwicklungspsychologie. Weinheim/Basel: Beltz Verlag. Seiffge-Krenke, I (2007). Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie mit Jugendlichen. Stuttgart: Klett- Cotta. Seiffge-Krenke, I. (2012): Therapieziel Identität. Stuttgart: Klett-Cotta. Tyson P. & Tyson R. (2001). Lehrbuch der psychoanalytischen Entwicklungspsychologie. Stuttgart: Kohlhammer. 14
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