Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021

 
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Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Trauma, Trauer, Resilienz – die
psychologischen Auswirkungen von Corona
bei Jugendlichen
 SVJ 24.9.2021

   Dr. med. Oliver Bilke-Hentsch MBA LL.M.
Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Aufwachsen und Leben in einer digitalen Medienwelt

Chancen                                                          Risiken
•   Zugang zu globaler Information                               •   Illegale Inhalte
•   Bildungsressourcen                                           •   Pädophile, Fremde
•   Soziale Kontakte zu alten/neuen Freunden                     •   Extreme bzw. sexuelle Gewalt
•   Unterhaltung, Spiele, Spass                                  •   Andere schädliche/ provozierende Inhalte
•   Herstellung nutzergenerierter Inhalte                        •   Material/ Aktivitäten von Rassisten/ Hassern aller Art
•   Zivile und politische Partizipation                          •   Kommerzielle Werbung/ Formen werblicher Persuasion
•   Anonymität und Privatheit beim Ausdruck der eigenen          •   Einseitige oder falsche Information
    Identität                                                    •   Ausbeutung persönlicher Information
•   Engagement/ Aktivitäten für die Gemeinschaft                 •   Cyberbullying, Stalking, Belästigung
•   Technologische Expertise und Kompetenz                       •   Glücksspiel, finanzielle Betrügereien
•   Berufliche Förderung, Karriereförderung                      •   Selbstverletzendes Verhalten (Selbstmord, Anorexie etc.)
•   Ratschläge/ Beratung (persönlich, gesundheitlich, sexuell)   •   Übergriffe in das Privatleben, Missbrauch privater Information
•   Bildung von speziellen Interessensgruppen, von Fan-Foren     •   Illegale Aktivitäten (Computerhacker, Terroristen)
•   Gemeinsame Erfahrung mit örtlich entfernten anderen
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Kindheit im Wandel
Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Vulnerabilitätsszenario
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Und jetzt auch
noch Corona
Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Vulnerabilitäts-Szenario mit Corona
Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Netzwerk-Veränderungen

• home office allerorten, wenig Präsenz
• Wegweisung von schwierigen InstitutionsklientInnen
• Angst und Unsicherheit generalisiert
• Tendenz zu schnellen Lösungen oder Negieren von
  Problemen
• KESBs «lagern PatientInnen ein»
• überlastete Beistände suchen Trost bei
  Stationsleitern
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Familienstrukturen
und COVID
Trauma, Trauer, Resilienz - die psychologischen Auswirkungen von Corona bei Jugendlichen - SVJ 24.9.2021
Psychologische Mechanismen in der Corona - Zeit

• Strukturverlust: schulisch, ausbildungstechnisch

• Existenzängste: fehlende Praktika, unsichere Berufseinstiege, nachdrängende jüngere Jahrgänge

• Reduktion/ Wegfall von Ausgleichsangeboten: Sport, Musik etc., Abbau von Ressourcen

• unklare Belohnungs - und Motivationssysteme

• familiäre Verdichtungen/ home office/ -schooling: räumliche Enge, Familiengrösse, innerfamiliäre Kontaktzeit

• ungesteuerte virtuelle Fluchtmöglichkeiten

• verwirrende Medienberichte/ fake news

• zentraler Mechanismus: Verlust und Trauer
Risikotrajektion
Entwicklungsverläufe und Trajektorien
(Cicchetti, 2014; Cicchetti und Rogosch, 1996)

 Equifinalität                                    Multifinalität
 Verschiedene Risiken führen zum                  Einzelne Risiken führen zu
 gleichen Ergebnis                                unterschiedlichen Ergebnissen

 Corona als Teil eines Problembündels mit einer   Corona als spezifischer Auslöser eines Einzelproblems
 Endstrecke (Suicidalität, Esstörung etc.)        (soziale Phobie, Angst etc.)

 Eher (teil-) stationäre Intervention.            Allgemeiner ambulanter oder Fachsprechstunden -
                                                  Ansatz
Man hat immer drei Varianten,
fast immer …

1.Fight

2.Flight

3.Freeze
Leitfrage: Wann kippen die Systeme?
Klinische Zunahme von Störungsbildern ab Herbst 2020 - Latenz von ca. 6 Monaten!)

    •   major depression
    •   Selbstverletzungen
    •   Suicidideen/ Suicidhandlungen
    •   Ess-Störungen, v.a. Magersucht
    •   Polytoxikomanie/ Xanax-Missbrauch
    •   Zwangsstörungen
Stadien der
Suizidalität
Entwicklung der stationären KJPP- Inanspruchnahme nach BASS/BAG

                                                  2021!
                                                            Anmerkung:
                                                            BE = Kanton Bern (Daten ab 2017),
                                                            LUPS = Luzerner Psychiatrie,
                                                            CHUV = Centre hospitalier universitaire vaudois (Daten ab 2016); VS = Kanton Wallis,
                                                            ZH = Kanton Zürich
                                                            Analysiert wurden Spitaldaten aller abgeschlossenen stationären Fälle der Hauptkostenstelle
                                                            Psychiatrie (von Personen innerhalb oder ausserhalb des Kantons).

                                                            Quellen: BE, LUPS, CHUV, VS, ZH; Analysen BASS / B & A

                                                            Eine sorgfältige Triage und – falls therapeutisch zulässig – eine Verkürzung der Aufenthaltsdauer
                                                            sind gemäss Aussagen aus den Interviews
                                                            Möglichkeiten, um die erhöhte Anfrage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie abzufedern.
                                                            Bezüglich Patient/innen seien es v.a.
                                                            junge Frauen, der Belastung durch die Pandemie besonders gestiegen sei. Es zeigten sich primär
                                                            internalisierte Erkrankungen
                                                            (Angst, Zwang, Depression, Verlust) und weniger externalisierte Verhaltensweisen (Aggression).
                                                            Suizidideen und Suizidversuche hätten dabei stark zugenommen
Entwicklung in chronologischer Darstellung

                       Eintritte                                          Pflegetage
100
                                                           4000
90
                                                           3500
80
                                                           3000
70
                                                           2500
60

50                                                         2000

40                                                         1500
                                               Eintritte                               Pflegetage
30                                                         1000
20                                                         500
10
                                                             0
 0

             COVID                                                COVID
Inanspruchnahme
Pflegetage                  *
gesamt 2018 – 15.06.2021;
inkl. AKIS ab Q4/2019*
Wartezeiten in der                                            Kantone              Träger
                                                                                                            Wartezeit in Wochen
                                                                                                                                                    Besonderes
  Schweizer KJPP                                            Aargau          KJP -PDAG
                                                                                                       2019
                                                                                                      12
                                                                                                                 2020
                                                                                                                15-20
                                                                                                                            2021
                                                                                                                           20        Notfälle- sofort; dringende-max. 1 Woche
                                                            Baselland       pbl                       2-4       4-6        12-16
                                                            Baselstadt      UPKKJ                     4-6       4-6        12
                                                            Bern            upd
                                                            Genf            OMP                                 6         6
                                                            Graubünden      KJP PDGR                  6-8       6-8       8 - 12
                                                            Jura            CMPEA                     4         6         8 à 10     Les LOGO et PM le délai depasse six mois
                                                            LU/NW/OW        lups                      6         6-10      16
                                                            Neuenburg       CNP                       6         6-12      12         *
                                                            Schaffhausen    Spital SH                 2         2         2-4
                                                            Schwyz/Uri/ZG   Triaplus                  2         4         20
                                                            Solothurn       KJP soH                   2-4       2-4       4-8
                                                            St. Gallen      Stiftung KJPD St.Gallen   12        4-12      16-24      **
                                                                            STAG                      4         4-12      12
                                                            Thurgau
* Les urgences sont reçues dans le cadre de notre                           Clienia AG                4-8       8-16      8-12
dispositif urgence crise ambulatoire                        Waadt           CHUV                                2-9       2-9
** Notfälle gleichentags, dringende innert Tagen bis 2      Oberwallis      KJP PZO                   1-2       6-8       14-16
Wochen.
In Planung: Neues Triagemodell mit Erstgespräch inert 3-4
                                                            Zürich          PUK ZH                    16        18-20     9 Monate
Wochen und anschliessender nach Dringlichkeit               Zürich          IPW                                 12                   Notfälle sofort; Anstieg 40-50%
differenzierter Wartefrist.
Quelle: Erhebung VKJC/ SMHC 2021                            Zürich          SPZ / KSW                 12        14        18
                                                            Zürich          ZKJPP Littenheid                                         Ambulante Standorte aktuell 8-12 Wochen
Reaktionen der unterschiedlichen Ebenen auf Situation:

- BAG
- Swiss National Task Force
- Kanton Zürich: RR-Beschluss 598
- Kanton Luzern/ Nidwalden
- LUPS
Forschungsprojekte mit spezifischem Fokus auf
Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
COPSY-STUDY

Impact of Covid on Psychological health
Ravens-Sieberer U., Kaman A. et al. (2021): Quality of life and mental health in children and adolescents during the first
year of the Covid-19 pandemic in Germany: Results of a two-wave nationally representative study.
http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.3798710

›   Measures: T1:                            before Corona 2017/2018
              T2:                            May and June 2020
              T3:                            December 2020 and January 2021

›   1500 families with children aged 7-17 years (1300 families examined at T2 and T3)

›   Questionnaire study for parents and children > 10 years about life situation, QoL, psychiatric
    disturbances

      Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |   27.09.2021                                      24
COPSY-STUDY – SELF-RATING OF 11-17 YEAR OLDS

                                                                                    T2    T3

    Distressed by pandemic                                                          71%   83%

    School and Learning more difficult                                              64%   64%

    Less social contacts                                                            83%   76%

    Affected friendships                                                            39%   39%

    More arguments in family                                                        28%   24%

    (Parents: arguments in family escalate more often                               32%   32%)

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COPSY-STUDY: INCREASED PROBLEMS COMPARED                                         WITH
T1

›   Children:               Behaviour problems, hyperactivity

›   Adolescents: Anxiety and psychosomatic problems
                 (stomachache and «feeling low» T3 > T2)
                 Impaired social contacts and friendships

›   Families:     ¼ of children and 1/3 of parents stated that                  arguments
    had increased

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Schmidt S. J. et al. (2021): Age related effects of the COVID-19 pandemic on mental health of children and
adolescents. https://doi.org/10.1080/20008198.2021.1901407

Questionnaire study of 5800 parents und youths > 10 years in Germany, Austria and Switzerland in April and May
2020:

Children presented increased aggressive and defiant behaviour while adolescents sufferd more
often from depression and anxiety.

Mohler-Kuo M. et al. (2021): Stress and mental health among children/adolescents, their parents, and young adults
during the first COVID-19 lockdown in Switzerland. https://doi.org/10.3390/ijerph18094668

Questionnaire study of 1150 youths aged 12-17 years from July to October 2020:

More than a third suffered from symptoms of at least one psychiatric disorder. Most frequently
occurred ADHD-symptoms, followed by oppositional behaviour, anxiety and depressive
symptoms. Surprisingly, more girls showed irritable and oppositional behaviour than boys. In
30% of the study sample problematic media use increased.

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FAMILY RISK FACTORS FOR PSYCHIATRIC PROBLEMS IN
CHILDREN AND ADOLESCENTS

›   Low education level
›   Narrow living conditions
›   Migration background
›   High psycho-social burden of parents

The risk is especially high if these factors are related to a bad «family climate».

A positive «family climate» (strong cohesion, spending much time together) is able to
compensate for these risk factors substantially.

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MAJOR CHALLENGES

›   Children and adolescents pass through a big number of developmental steps in short
    time.

›   Corona led to a massive reduction of social contacts.

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Die Schweizer Jugend in der Pandemie
Spezialauswertung des SRG Corona-Monitors im Auftrag des Bundesamtes für
Gesundheit BAG Juli 2021

   Zwei Drittel der Befragten betrachten das Entdecken der Welt als für immer verlorene, nicht gemachte
   Erfahrung ihrer Corona-Jugend.

   Aufgeschlüsselt nach der Erwerbssituation zeigt sich, dass diejenigen jungen Personen, die bereits im
   Arbeitsleben stehen, generell weniger negative Folgen befürchten als diejenigen, die sich noch in
   Ausbildung befinden und denen der Berufseinstieg, der ganz allgemein mit grossen Unsicherheiten
   verbunden ist, erst noch bevorsteht.
Wie gut kommen Sie insgesamt mit den aktuellen Umständen zurecht?
( (1-5)

Alter
Bildung
Geschlecht
Sprachregion
Erwerbsstatus
Haushalt
Ersparnisse                                              Details nächste
Anzahl Kontakte                                          Folien
Wie gut kommen Sie insgesamt mit den aktuellen Umständen zurecht?
(1-5)

Alter, Bildung, Geschlecht, Sprachregion
Wie gut kommen Sie insgesamt mit den aktuellen Umständen zurecht?
(1-5)

Erwerbsstatus, Haushalt
Wie gut kommen Sie insgesamt mit den aktuellen Umständen zurecht?
(1-5)

Ersparnisse, Anzahl Kontakte
SOTOMO: Die Schweizer Jugend in der Pandemie. Spezialauswertung des SRG-Corona-Monitors im Auftrag des BAB (Juli 2021). 8
Befragungen zwischen März 2020 und Juli 2021 mit je 30’000 – 50’000 Personen >14 Jahren.

                       Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel | www.upkbs.ch |   27.09.2021                        39
Die Schweizer Jugend in der Pandemie
Spezialauswertung des SRG Corona-Monitors im Auftrag des
Bundesamtes für Gesundheit BAG Juli 2021

   Die junge Generation kommt mit der Pandemie schlechter zurecht als der Durchschnitt und sehr viel
   schlechter als die älteren Generationen.

   Die Altersgruppe der 20- bis 25-Jährigen litt am meisten: Zwei Drittel von ihnen empfanden die
   Einschränkungen als stark oder sehr stark einschränkend. Auch bei den 26 bis 35-Jährigen gaben drei
   von fünf Befragten an, die Massnahmen als stark bis sehr stark einschränkend zu empfinden, bei der
   jüngsten Befragtengruppe waren es noch etwas über die Hälfte. Allerdings zeigt sich, dass mit den
   erfolgten Lockerungen ab Frühling das Empfinden des Eingeschränktseins in allen aktiven Altersgruppen
   stark rückläufig ist (Abbildung 3).
Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Schweizer
Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz

   Allerdings geht bei einer bedeutsamen Minderheit der Gesellschaft die Belastung durch die Krise mit psychischen Beeinträchtigungen
                                                                                       .
   einher. Bei diesen Personen führt die Pandemie vielfach zu einer Verstärkung bereits bestehender Probleme und Belastungen. Dies
   ist beispielsweise bei psychischen Vorerkrankungen, einem tiefen sozioökonomischen Status, Einsamkeit oder sozialer Isolation der
   Fall. Besondere Risiken bestehen für Menschen, die durch die Krise in existenzielle wirtschaftliche Not kommen, etwa durch einen
   Jobverlust, Einkommenseinbussen oder Konkurse.

   Schliesslich sind Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene von den psychischen Folgen der Pandemie deutlich stärker betroffen als
   andere Altersgruppen.

   Erste Daten zur psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgung zeigen, dass sich der Rückgang bei der Nachfrage während des
   ersten Lockdowns im weiteren Verlauf der Pandemie ausgeglichen hat. In der Erwachsenenpsychiatrie sind die Fallzahlen 2020
   daher übers ganze Jahr gesehen vergleichbar mit dem Vorjahr. Gemäss Einschätzung von Expertinnen und Experten nimmt die
   Nachfrage seit 2021 eher zu. Stark angestiegen sind die Fallzahlen in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die bereits vor
   der Pandemie bestehende Unterversorgung (auch im ambulanten Bereich) hat sich aufgrund der Corona-Krise noch zugespitzt.
Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Schweizer
Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz

    Für eine fundierte Beurteilung der psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssituation
    (und eines allfällig gestiegenen Versorgungsbedarfs) fehlen zum Zeitpunkt der
    Berichterstattung (Frühjahr 2021) nationale statistische Registerdaten. Trendanalysen erster
    Versorgungsdaten zeigen jedoch, dass sich der punktuelle Rückgang der Inanspruchnahme
    während des ersten Lockdowns im weiteren Verlauf ausgeglichen hat.

    Stark angestiegen sind die Fallzahlen in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die
    bereits vor der Pandemie bestehende Unterversorgung (auch im ambulanten Bereich) hat sich
    aufgrund der Corona-Krise noch zugespitzt. Der Handlungsbedarf in der psychiatrisch-
    psychotherapeutischen Versorgung für die durch die Pandemie besonders stark belasteten
    jungen Generationen ist unter Expert/innen unbestritten.
Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Schweizer
Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz

  Spezifische Risikofaktoren sind eingeschränkte körperliche Aktivitäten, fehlende Routinen durch Veränderungen in der
  Beschulung, das Fehlen der für die Sozialisation und Identitätsbildung so wichtigen Kontakte zu Freunden und
  Gleichaltrigen, die Unsicherheit über die eigene Zukunft, belastete familiäre Systeme oder die Verstärkung von
  innerfamiliären Konflikten und häuslicher Gewalt (Benoy, 2020; NCS-TF 2020a; Stadler & Walitza, 2021; Mohler-Kuo et
  al., 2021).
  Die erhöhte Verletzlichkeit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen wird in empirischen Forschungsarbeiten
  bestätigt.10 Im Vergleich zu den älteren Generationen weisen die jüngeren Personen eine höhere psychische Belastung
  aufgrund der Corona-Krise auf (de Quervain et al., 2020a, 2020b; Kuhn et al., 2020; Refle et al., 2020; Link, 2021;
  Höglinger et al., 2021; Hermann, 2020; Wissmath et al., 2020; Krüger & Caviezel Schmitz, 2020a; Bosshard et al., 2021).

  Die Massnahmen zur Eindämmung des Virus, insbesondere die Beschränkung der sozialen Kontakte, scheinen die
  jüngeren Generationen in ihrer Alltags- und Lebensgestaltung sowie in ihrem psychischen Wohlbefinden insgesamt
  stärker getroffen zu haben.
Anteil Telefonische Konsultationen und Kriseninterventionen am monatlichen Volumen

Anmerkungen: Berechnung der verrechneten Stunden: Menge abgerechneter Leistungspositionen mal Anzahl verrechenbare Minuten gemäss Leistungsstruktur TARMED, standardisiert an der

Anzahl Praxen pro Monat (Moving Annual Total-Wert, eine nicht-redundante Zählung aller Praxen für den Zeitraum des betreffenden Monats + 11 Vormonate). In die Analyse integrierte

Tarifpositionen für telefonische Konsultationen durch Fachärzt/innen für Psychiatrie bzw. für Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie durch delegiert tätige psychologische Psychotherapeut/innen:

02.0250; 02.0060; 02.0150; 02.0350; 02.0066; 02.0065; 02.0156. In die Analyse integrierte Tarifpositionen für Psychiatrische Krisenintervention durch Fach-ärzt/innen für Psychiatrie bzw. für

Kinder- und Jugendpsychiatrie: 02.0080. Quelle: NewIndex AG; Analysen BASS / B & A s 59 möglich??
Der Einfluss der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit der Schweizer
Bevölkerung und die psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung in der Schweiz

   Alle Verbände betonen, dass insbesondere dort, wo die Versorgungssituation bereits vor der
   Krise schwierig war (Fachkräftemangel in Ambulatorien, in ländlichen Regionen, für Menschen
   mit Migrationshintergrund oder für Personen mit spezifischen Störungen), sich die Situation
   zugespitzt habe.

   Einig sind sich zudem die Expert/innen, dass die Situation im Bereich der Kinder- und
   Jugendpsychiatrie besonders schwierig und alarmierend ist und sich die bereits vorher
   bestehende Unterversorgung noch verschärft hat – sowohl im ambulanten als auch im
   intermediären und stationären Sektor.
BAG: Entdecke die Schweizer Kampagnen zur psychischen Gesundheit!
Plattform für psychische Gesundheit rund um das neue Coronavirus

„Dureschnufe, gewusst wie.“
Wir stehen als Gesellschaft vor einer Situation, die wir nie üben konnten. Wir bewegen uns auf Neuland und das macht uns unsicher. Es
ist normal, dass wir darauf mit Ängsten und Sorgen reagieren. Der Verlust von Kontrolle über unseren Alltag kann uns aus dem
Gleichgewicht bringen. Lasst uns unsere Gesundheit, auch unsere psychische Gesundheit pflegen!

Psychisch gesund bleiben

Familie

Für uns alle sind die Veränderungen einschneidend und heftig. Das Coronavirus ist verunsichernd und stellt das Leben der Mütter, Väter,
Kinder, Jugendlichen, betreuenden Angehörigen und älteren Menschen oft massiv auf den Kopf.

Tipps & Tricks

Jugendliche

Vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen macht das Virus und seine Auswirkungen auf den Alltag sehr zu schaffen:
Eingeschränkter Austausch mit Peers, Unklarheit über die Zukunft, eingeengt im Leben daheim, Mühe mit dem Lebensrhythmus an der
Hochschule, Einsamkeit. Hier findest du Unterstützungsprojekte und Tipps.
Swiss National COVID-19 Science Task Force 27. April 2021
Zusammenfassung des Policy Briefs The role of children and adolescents (0-18 years of age) in the treatment of SARS-CoV-2: a rapid review (09.04.2021)

Die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der COVID-19-Epidemie Kinder und Jugendliche können sich mit SARS-
CoV-2 anstecken und das Virus verbreiten. Ihre Symptome sind im Allgemeinen milder als bei Erwachsenen.
Die derzeit verfügbare wissenschaftliche Literatur erlaubt keine präzise Bestimmung des Zusammenhangs zwischen
dem Alter einer Person und der Wahrscheinlichkeit, sich mit dem Virus zu infizieren oder es zu übertragen.
Es ist wichtig, zwischen verschiedenen Altersgruppen zu unterscheiden: Kleinkinder (0-5 Jahre), Schulkinder (6-12
Jahre) und Jugendliche (13-17 Jahre). ….
Weitere Studien sind erforderlich, um die Rolle von Kindern und Jugendlichen bei der COVID19-Epidemie genauer zu
ermitteln, insbesondere in Ermangelung detaillierter epidemiologischer Informationen zur Übertragungsdynamik der
neuen Varianten.
Längsschnittstudien in Schulen und Haushalten wären hilfreich.
Geeignete Präventionsmassnahmen müssen in den Schulen systematisch untersucht werden.
Klinische Zunahme von Störungsbildern ab Herbst 2020 - Latenz von ca. 6 Monaten!)

    •   major depression
    •   Selbstverletzungen
    •   Suicidideen/ Suicidhandlungen
    •   Ess-Störungen, v.a. Magersucht
    •   Polytoxikomanie/ Xanax-Missbrauch
    •   Zwangsstörungen
Danke für Ihre
                       Aufmerksamkeit!

Helnwein, 2018, Wien
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