Andere Werckmeister-Stämme

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3. Andere Werckmeister-Stämme

Allerdings gibt es auch noch andere Möglichkeiten der Herkunft, und deshalb
müssen wir, ehe wir uns wieder der Geschichte Ruppins zuwenden, über eini-
ge Werckmeister-Stämme berichten, die in ganz anderen Gegenden ansässig
waren; mit denen bisher kein Zusammenhang hergestellt, aber auch nicht
ausgeschlossen werden konnte.
       Der älteste bisher bekannte Namensträger ist 1266 in Hamburg aufgetre-
ten1. 1276 wird in Herford Thetmarus Wercmeister als Zeuge genannt, der spä-
ter consul war2. Ein Nachkomme, Johannes Werecmester, hat 1333 einen Teil
von Eylingehuse zu Lehen; 1386 sind weitere Abkömmlinge erwähnt.
       1302 kommt in Neiße (Schlesien) Gerhard magister operis (Meister des
Werkes) in den Besitz einer Tuch- und Kramkammer; 1304 wird er Gerhard
Werkmeister genannt3. 1319 erscheint in Lübeck Hartwicus magister operis4.
1346 verkauft Boldewin v. Garthow nicht weit von Lüchow ein Besitztum in
Nemitz, zu dem willeken wercmester gehört5. „Ok hebbe ik een ghelaten – jn
dem dorpe tu Ny…z – den schulten leddich vnd tzwene man vorleghen, dar
hans stargade und willeken wercmester vmme saken.“6 1360 erfahren wir aus
Wangen von Rudolf dem Werkmaister, 1383 tritt ein Namensträger in Greifs-
wald auf7.
       Am 14.4.1364 bekommt Johannes Werkmester den gesamten Besitz von
Thord Jacobsen Lange im Kirchspiel Ferslett (Jütland) verpfändet, weil dieser
ihm acht Mark Silber schuldig ist. Am 9.9.1391 verkauft die Witwe des Mathias
Vaerkmester, Bürger in Schleswig, einen Teil ihres Besitzes. 1394 war der
Knappe Johann Nilsson Waerkmester Siegelzeuge bei einer Eigentumsüber-
tragung in Jütland8.

1 Bahlow, Hans, Deutsches Namenlexikon, Stichwort “Werkmeister”
2 Georg Werckmeister, Die Wer(c)kmeister im Wandel der Zeiten, S. 3 m. w. Nachw.
3 a.a.O.
4 Bahlow a.a.O.
5 Werckmeister a.a.O.
6 Riedel, Codex Diplomaticus Brandenburgensis (CDB), Berlin 1856 ff. Band I, 6 S. 28
7 Bahlow a.a.O.
8 Repertorium Diplomaticum regni Danici mediaevalis, Kopenhagen 1894 ff., Nrn. 2722, 3812,
Von Adligen erschlagen, von des Erzbischofs Leuten ausgeraubt

Unter den Schäden, die die Stadt Wittstock und der Bischof von Havelberg 1418
bis 1423 durch die Mecklenburg-Stargarder erlitten haben, liquidieren sie:9
        "Item Clawes wulff vnd syne knechte slughen clawes werkmeister vor
den berenwinkel dot vnde nemen em eyn perd so gud also XX lub. mark vnde
an reden pennighen XVIII mark lub. Summa CCCC schok boh. gr. XXIV schok
vnde V manne dot gheslaghen..."
        (Desgleichen schlugen Klaus Wulff und seine Knechte Klaus Werkmester
vor dem Bärenwinkel tot und nahmen ihm ein Pferd ebenso wie 20 lübische
Mark und an roten Pfennigen 18 lübische Mark. Insgesamt 400 Schock böhmi-
sche Groschen. 24 Schock und 5 Männer totgeschlagen...)
        Der Markgraf Friedrich von Brandenburg stellte 1420 eine Klageschrift
und Schadensrechnung gegen den Erzbischof Günther wegen der Landesbe-
schädigungen auf, die seit 1412 durch den Erzbischof und dessen Untersassen in
der Mark stattgefunden haben:10
        "Vortmer haben dyselbien von veltheim zcu der vorgeschrieben czyt ey-
nen unser borger geheiszen Hans Werkmeister gefangen vnd beschaczt = XVI
bem. schog gr. etc. (viel ähnliche Beschatzungen einzelner Bürger)."
Es handelt sich um Bürger der Stadt Gardelegen.
        (Ferner haben die von Veltheim zur selben Zeit einen unserer Bürger mit
Namen Hans Werkmeister gefangen und ausgeraubt = 16 böhmische Schock
usw.)
        Erwähnen wir noch, dass 1409 in Frankfurt/Oder Johannes Werckmeis-
ter als Zeuge aufgeführt wird11 und dass dem Rat der Neustadt Brandenburg
1434 Kurt Werkmeister angehörte.12

3958, 6179
9 CDB II, 3 S. 328
10 CDB II, 3 S. 335
11 CDB I, 23 S. 151
12 CDB I, 9 S. 139
Zerbst

Wenn Torban Werckmeister 1510 in Zerbst genannt wird, so ist er dennoch
nicht der früheste dort. Bereits 1351 sind Gritha, Johannes und Heinrich Werk-
meysters, 1420 Hanß und Alheyt Werkmeister mit ihren Kindern Hans und
Katherina erwähnt,13 doch ist noch kein Zusammenhang zu den Späteren er-
wiesen.

                1351
                "Nr. 166. Gritha Werkmeysters dedit Henrico, marito suo,
                omnia bona sua, que sibi ceciderunt        (de) Johanne
                Werkmeysters."

                Gritha Werkmeysters hat ihrem Gatten Heinrich sämtliche
                Besitztümer übereignet, die von Johannes Werkmeysters
                auf sie übergegangen sind.

                "Nr. 167. Henricus Werkmeyster dedit Griten, privigne sue,
                V marcas, de promptissimus bonis suis."

                Heinrich Werkmeyster hat Grita, seiner Stieftochter, 5
                Mark aus seinem verfügbaren Vermögen gegeben.

                (Siebert, R., Das älteste Schöffenbuch der Stadt Zerbst, in:
                Mitteilungen des Vereins für Anhalt. Geschichte Band. III,
                Dessau 1902, S. 420)

                1406
                Gryte Dorothea Hennike und Steffen kleptz Kinder vor-
                lathen hanß werkmeister syn erwe ßo sy dat hadde.

                Hans werkmeister Befredet dat sylwe erwe Gryte Dorothea
                hennike und Steffen kleptz kinder vor xx ... mark.

                (Liber donationum 1393 - 1454 S. 47
                Kreisarchiv Zerbst Reg. Nr. III 88)
13 1420: Alheyt Dy hans wercmeistersche hevt gegeven katherine und hanse eren kindern all
ere gud dat ere van eren man ... iß angestoruen und schal van eynen kinde sterven up deme
anderen mechtich wil sy des syn dy wyle sy levet (Liber donationum 1393-1454 S.104, Kreisar-
chiv Zerbst Reg. Nr. III 88)
Unvermeidlich erhebt sich die Frage: Stammen die Ruppiner von den
Zerbstern ab, oder sind sie sonstwie verwandt, mit den Halberstädtern, mit
den Mindenern? 1477 haben wir den ersten belegten Vorfahren in Neuruppin.
Zur gleichen Zeit gab es dort aber noch mindestens fünf andere Namensträger,
so dass die Zuwanderung eines einzelnen Stammvaters für diese Zeit eher
ausscheidet. Zugewandert müssen sie irgendwann nach 1180 alle sein, die
Träger deutscher Namen, denn vorher war das Gebiet rein slawisch. Zu
bedenken ist allerdings auch, dass - ebenso wie um Neuruppin - so auch in der
Gegend rings um Zerbst die Wer(c)kmeisters recht verbreitet waren: in
Rietzmeck und Steutz, in Bias und Kleinlübs. In Plötzky ließ 1711 und 1712 der
Kälberhirte und Rathäuser Andreas Werckmeister zwei Töchter taufen, dann
verliert sich die Spur der Familie. Der Verfasser der vorliegenden Abhandlung
wurde     in   Zerbst   geboren    und    verbrachte     seine   Kindheit     in     einem
nahegelegenen, jetzt eingemeindeten Dorf Schora, dessen Name schwäbisch ist
und    „umgegrabenes        (geschorenes)     Land“    bedeutet..    Bisher    ist    eine
Verwandtschaft mit den Zerbster Werckmeisters jedoch nicht erwiesen.
       In den reichhaltigen Unterlagen, die die Zerstörung des wunderbaren
Schlosses und der hübschen alten Stadt, aus der Katharina die Große stammt,
überstanden haben, findet sich auch der Aufnahmeantrag von Torban
Werckmeister in die Brauergilde. "Torbann Wergkmeister fecit primas
inquisitios ad unitatem braxatorum..."14
       Für das Urteil des Vehmgerichts mit seiner Unterschrift reicht hier der
Platz nicht aus, so wie für vieles andere, das noch im Kreisarchiv schlummert.
Wir erwähnten schon das Gymnasium illustre, das von 1582 bis 1798
Anhaltische Landesuniversität war. Calvinistische Studenten und Professoren,
von den lutherischen Universitäten vertrieben, kamen von weither, um hier
zu studieren, aber auch die Werckmeisters aus Zerbst und Umgebung, die
angehenden Pfarrer und Professoren, studierten an ihrer heimischen
Hochschule, die heute als Francisceum wieder Gymnasium ist. Mit dem

14 1510: T. W. stellte den ersten Aufnahmeantrag in die Brauergilde (Innungespenninge, in:
Handbuch über Einnahmen und Ausgaben der Stadt Zerbst 1510, Register-Nummer im Stadt-
archiv III 1028)
Aussterben der Regentenfamilie ging auch der calvinistische Sonderweg des
Fürstentums Zerbst-Anhalt zu Ende. Friedrich Wer(c)kmeister, Pfarrer in
Ankuhn, einem Vorort von Zerbst, der 1679 im Amt starb, war der letzte
reformierte Geistliche im ganzen Zerbster Lande.15
        Mit Martin Werckmeister ging ein Zweig der Familie nach Berlin und
scheint dort ausgestorben zu sein. Was er "für Sorge, Arbeit und Verdruß...bey
dieser neuen und zu Anfang fast rohen und wilden Gemeine erdulden (mußte),
ist Gott am besten bekandt“16, sicher auch sein Kampf gegen die ins Kraut
schießenden Klippschulen.
        Die Stammtafel der Zerbster Werckmeister findet sich in den folgenden
Dateien unter Ziff. 3.5

                                            Halberstadt

Am Werckmeister-Haus in Benneckenstein im Harz prangt die Aufschrift:

                             PASTORE VICTORE WERCKMEISTERO.

                                      WER GOTT VERTRAWT
                   HAT WOL GEBAWT IM HIMMEL VND AUF ERDEN
                             ANNO DOMINI 1656. SOLI DEO GLORIA.

Der Urahn der Halberstädter Werckmeister starb im nahegelegenen Hohegeiss 1666,
"Seines alterß 99 Jhar und etlige Wochen." Er muss also 1567 geboren sein. Woher aber
kam er? Denn nur selten wurde einer Pfarrer im Dorf seiner Herkunft. Sucht man
auch zu diesem Stamm Verbindungen, so muss man hinter Victor zurück, denn bis
dahin     hängen       sie    nicht     zusammen.     Auskunft   gibt   die   Helmstedter
Universitätsmatrikel: Am 20.2.1600 wurde Victor Werckmeister Halberstadensis
eingeschrieben, 1606/07 noch als Stipendiat geführt. Mit Recht also können wir diesen

15 Zerbster Jahrbuch 14 (1929) S. 78
16 Histor. Marchic. Band 1, 5. Stück S. 65 f., 68
Stamm als Halberstädter bezeichnen, nicht nur weil ihr berühmtester Sohn dort Or-
Organist wurde.
       Das ist aber natürlich der Grund, warum man sich noch heute seines
Ahnherrn erinnert und warum es z.B. in Wernigerode eine Andreas-Werckmeister-
Musikschule gibt. Andreas, der große Musiktheoretiker aus Benneckenstein, später in
Quedlinburg und Halberstadt, hat es geschafft, unter Inkaufnahme leichter
Abweichungen von der strengen Mathematik der Schwingungen, die verschiedenen
Tonarten miteinander kompatibel zu machen. Sein bekanntestes musiktheoretisches
Werk ist "Die Orgelprobe", er hat aber auch selbst einige Stücke komponiert. Ohne
seine bahnbrechende Erfindung hätte J.S.Bach das "Wohltemperierte Klavier" nicht
schreiben können, ja es ist geradezu eine Realisierung des Werckmeisterschen
Konzepts. Auch die gesamte weitere Musikentwicklung baut darauf auf.
       Im Jahre 2000 erschien ein Film des ungarischen Regisseurs Béla Tarr mit dem
Titel Die Werckmeisterschen Harmonien. Darin hadert ein Musiktheoretiker mit den
Ungenauigkeiten der Harmonielehre Werckmeisters, bis er durch den Fanatismus der
revolutionären reinen Lehre belehrt wird, dass es besser ist, Abweichungen von den
strengen Anforderungen eines Gerechtigkeitsideals hinzunehmen, als in dessen
Namen eine unmenschliche Diktatur zu errichten. Durch diesen Film erhielt die
Musiktheorie Andreas Werckmeisters neue Aktualität.
       250 Jahre später schlug die musikalische Begabung nochmals durch bei der
bekannten Chansonnière Lotte Werkmeister, die zusammen mit Vicky Werckmeister
in den Goldenen Zwanzigern und danach die Berliner Musikszene in der Tradition
von Cläre Waldoff bestimmte. Doch lassen wir im weiteren die Stammtafel sprechen.
(Ziff. 3.2 der Familienchronik)

                                     Minden

Der älteste nachgewiesene Vorfahr dieser Linie war Kornhändler in
Schmalenbeck, sein Sohn war Pastor in Volmardingsen bei Minden, bei seiner
Immatrikulation in Helmstedt 1643 als "Mindensis" bezeichnet, so dass wir mit
Recht diese Familie als die Mindener bezeichnen können. Sie hat eine Reihe
bedeutender Persönlichkeiten hervorgebracht, zu denen nicht zuletzt Anton
Hilmar gehörte, Pastor in Hildesheim bis 1731, dessen Leichenpredigt sich in
Wolfenbüttel findet; ferner Anton Georg, Pastor in Hamburg bis 1783, und
Heinrich Ludwig von Werckmeister, geadelter Oberappellationsgerichtsproku-
Oberappellationsgerichtsprokurator in Celle, Freimaurer und in Siebmachers
Wappenbuch zu Unrecht von den Ruppinern vereinnahmt. Er gilt als
Schöpfer des Wappens, das ein Winkelmaß zeigt. Der Zuckerfabrikbesitzer
August Wilhelm heiratete Henriette Kopisch, in deren Familie die Kölner
Heinzelmännchen erdichtet wurden. Auch die Mindener verloren in einem
Zweig das c, das die Werckmeisters sonst so unverwechselbar macht. Von
Prof. Dr. Ing. Paul Werkmeister, der an der TH Dresden lehrte, wusste so
mancher Ingenieur zu berichten. Bei den anderen häuften sich in auffälliger
Weise die Kunstverleger und -händler. Ruth Freund, geb. Werckmeister,
wenngleich       Medizinerin,    gab   ein    umfangreiches      Werk     mit     Porträts
berühmter Deutscher aus dem 19. Jahrhundert heraus. Der 1934 geborene Otto
Karl Werckmeister veröffentlichte 1987 eine bahnbrechende Arbeit (Leben und
Werk) über Paul Klee, in dem er dessen Image des unpolitischen Künstlers
widerlegte. Er lehrte als Professor an der Universität in Evanston (Illinois) und
kehrte nach seiner Emeritierung nach Deutschland zurück. Zu seinen Werken
gehört auch das Buch Zitadellenkultur, in dem er den Ausbruch aus dem bei
uns       in         schönen    Inszenierungen       zelebrierten       Krisen-       und
Katastrophenbewusstsein         fordert,     sowie   Linke   Ikonen,    eine      kritische
Auseinandersetzung mit prominenten Figuren der linken Szene. Ein großes
Anliegen war ihm die Kunst des mexikanischen Revolutionsmalers Diego
Rivera, so dass der Verfasser der Chronik es ihm ermöglichte, darüber einen
Vortrag        vor    Daimler-Mitarbeitern     in    Stuttgart   zu     halten.     Ulrich
Werckmeister (1918-1960) baute aus militärischen Patenten, die er aus der
Kriegszeit mitgebracht hatte, in Schlüchtern (Hessen) ein heute noch
florierendes Messgeräteunternehmen auf. Ihr Inhaber Claus Werckmeister
war 1996 Gast auf meiner Hochzeit im nahegelegenen Gelnhausen.
       Vielleicht weil zweimal hintereinander Geschwisterkinder heirateten, ist
die   Linie von Peter Erdmann Werckmeister ausgestorben.                        Von den
Landwirten und Gutsbesitzern aus Mehren bei Meissen gibt es noch Achim
und Gerhard, die hochbetagt, aber ohne Nachkommen in Nürnberg und
Greiffenberg bei Schwedt lebten. Ingrid Langen, geb. Werckmeister, hielt von
Frankfurt/M. aus ein wenig die Familie zusammen. Der Dresdner TH-
Professor hatte einen 1913 in Strassburg geborenen Sohn, über ihn ist nichts
weiter bekannt, ein Zusammenhang mit den heute in Strassburg lebenden
Jean und François Werckmeister eher unwahrscheinlich.
         Die Stammtafel der Mindener Werckmeister ist unter Ziff. 3.3. und 3.4 zu
finden.

                                      Harburg

In Harburg, das heute ein Stadtteil von Hamburg ist, hatte der Corporal Julius
Heinrich     Werkmeister,     etwa    1780   geboren,   einen   Sohn   Immanuel
Werckmeister, *1807, Schutzbürger (d.h. Angesessener ohne volle Bürgerrechte)
und Maurergeselle, verheiratet mit Margarethe Immermann, deren Vater
Soldat     im   ehemaligen    12.   Regiment    war.    Immanuels   Sohn   Georg
Werckmeister, 1845 in Harburg geboren, wurde ebenfalls Maurer und
heiratete 1874 Auguste Peters, Tochter des Arbeitsmannes Johann Peters aus
Neustrelitz. Die zwei Söhne von Georg waren Wilhelm (1876-1959) und Gustav,
*1879. Dieser hatte zehn Kinder: Gustav, Rudolf, Walter, Alfred, Ernst, Emma,
Franz, Hedwig, Georg und Friedrich. Ihre Geburtsdaten liegen zwischen 1904
und 1928. Die fünf Kinder von Gustav waren Erich, Rudolf, Andreas, Gerda und
eine weitere Tochter; die von Rudolf waren Jürgen und Wilma, welche mit
Günter Inert verheiratet war, einem Bruder der mit Georg Werckmeister
verheirateten Ruth Inert. Letztere wohnen in Harburg und haben zwei Kinder:
Monika (*1952)∞ Pannwitz und Rainer, *1966, der eine Ausbildung als
Speditionskaufmann hat. Walters Sohn Klaus hat eine Tochter ∞ Blaß. Von
Alfreds drei Söhnen Erwin, Frank und Peter hat Frank an Kindern einen
Sohn, der auch Frank heißt, ferner Mike und Bettina. Und schließlich gibt es
von Friedrich, dem jüngsten der zehn Geschwister, zwei Kinder namens Sylvia
∞ Steuerwald und Siegfried, Speditionskaufmann, der mit seiner Frau Claudia
zwei Kinder hat, nämlich Malte (*1991) und Sina (*1993). Man sieht, die Familie
ist bis in die jüngste Zeit bestandskräftig und gibt zu den schönsten
Hoffnungen Anlass. Die Harburger Werckmeisters, die heute in Harburg und
Hamburg ansässig sind, konnten bislang erst bis ca. 1780 nach Westen (Aller)
zurückverfolgt werden, ohne dass sich bisher Beziehungen zu anderen
Stämmen ergeben haben.
                                           Lüchow

Um 1400 heirateten in Lüchow Ilsabe Wulhase und Claus Werckmeister17. Ihr
Großvater Johann Wulhase war um 1350 in Lüchow Bürgermeister und Vogt.
Sein Vater Hermann Wulhase ist bereits um 1300 als Bürger in Lüchow nach-
gewiesen.
       Ilsabe (Elisabeth) und Claus Werckmeister hatten zwei Söhne, Hans und
Klaus. Hans ging nach Hamburg und heiratete dort Idecke von Rade, die
Tochter eines Ratsherrn. Er war Kaufmann und besaß Grundstücke an der
Neuen      Burg,     wo     sie   auch     wohnten,       am     Burstah      und     in    der
Langenbrückenstraße, die auf das Dominikanerkloster St. Johannis hinführte.
       Zur selben Generation wie Hans und Idecke gehörte Anna Werkmeister,
die vor 1435 in Hamburg den Schaffer der Flandernfahrer Nicolaus Luneborg
geheiratet hat. Ob sie verwandt waren, ist nicht bekannt. Hans und Idecke
hatten vier Kinder: Hans (Johannes), Michael, Heinrich (Hinrik) und Reyneke.
Reyneke heiratete Hinrik Moller18. Die beiden Brüder überließen Hans einen
Teil ihres Besitzes. Der Vater Hans starb 1463. Die familiengeschichtliche
Legende setzt Hans Werkmester aus Hamburg identisch mit einem 1482 in
Neuruppin bezeugten Hans Werkmeister, doch scheint dies nach den
bisherigen Forschungsergebnissen mehr Wunsch als Wirklichkeit.
       Zurück zu den Stammeltern Ilsabe und Claus in Lüchow. Ihr zweiter
Sohn Klaus19 blieb mit seiner Frau Margarete anscheinend in Lüchow. Sie
hatten zwei Söhne, Hans (*ca. 1430) und Levin. Hans ging in das nahegelegene
Salzwedel, wo er von 1474 bis 1499 Ratsherr und längere Zeit auch Kämmerer
war. In dieser Generation gibt es in Salzwedel noch Nicolaus Werckmeister,

17 Albert Wulhases Testament von Ostern 1459 bis Ostern 1860 Tab. I und II;
Joachim Moller, Dat Slechtbok, Hamburg 1876 S. 19, 40
18 StA Hbg 231-1 Hyp. III 5 Band 1 pag. 34 Eintr.2; hier verfügen die vier Kinder 1476, nach dem
Tode ihrer Eltern, über ein Grundstück an der Neuen Burg.
19 vgl. Dieter Brosius, Wendländische Regesten, Lüchow 1988 Nrn. 213, 266, 442
der 1463 in Erfurt immatrikuliert wurde, und in Büliz 1451 den Kirchherrn Jo-
Johan Werkmeister. Eine Tochter des Kämmerers war Anna Werkmeister20,
die in Braunschweig Bartolt Lafferde heiratete. Er war dort seit 1517 Ratsherr
und seit 1527 "kleiner Bürgermeister", musste aber 1529 sein Amt aufgeben, weil
er Papist war. Sie stammte nach einer Notiz in der Bibliothek der
Genealogischen Gesellschaft Sitz Hamburg aus Schmalenbeck/Minden. Wenn
das zutrifft, wären die Salzwedeler nach Minden gegangen, und die Mindener,
deren Ursprung bisher nur bis 1584 reichte, hätten als weiter zurückliegende
Vorfahren die Lüchow/Hamburg/ Salzwedeler. Der bereits oben erwähnte
Willeken Wercmester in dem Dorpe zu Nemitz könnte der Generationenfolge
nach der Großvater von Claus aus Lüchow sein.
       Der 1770 in Gartow ansässige Amtmann August Heinrich Werckmeister21
gehört zum Mindener Stamm. Gleiches gilt für Anton Georg Werckmeister,
der   bis   1753   Pastor   an    St.   Petri    in   Hamburg        war,   und     für    den
Assekuranzmakler         Georg     Werckmeister,          der   in   der    Hamburgischen
Wappenrolle                                     geführt                                   wird.

20 Astaka 10 230 Ahnenlinie Rost: Anna Werkmeister, † vor 1552, stammt aus einer Lüchower,
später Salzwedeler Patrizierfamilie; die Familie hatte seit 1400 bzw. 1417 eine halbe Pfanne in
dem Hause Deing auf der Sulze zu Lüneburg gekauft.
21 Otto Puffahrt, Beiträge zur Geschichte des alten Amtes Gartow, Gartow 1990, S. 31
Nordschleswig

In Haderslev war 1473 ein Hermen Werckmester Bürger, 1518-23 Hans Werck-
meister Ratsverwandter22. Aus dieser ehrbaren Familie ("natus est haderslebii
ex honesta familia") stammte Matthias Werckmeister, der Kaufmann und
Ratsverwandter          in     Tondern       war,      1549     und      1561     Mitglied     der
Fastnachtsgesellschaft. Fünf Kinder und zahlreiche Enkel verblieben ebenfalls
in Tondern und Umgebung, doch wurde der Enkel Hinrich am 8.7.1582 in
Helmstedt immatrikuliert. Er war von 1594 bis 1616 Ratsverwandter in
Tondern, seine Frau Anna war vermutlich eine Tochter des Hamburger
Bürgermeisters Hieronymus Vogler. Immerhin eine schwache Spur zu den
Hamburger         Werckmeisters.         Ein    Sohn,      Peter,     studierte    in    Rostock,
immatrikuliert 1560.
       Während man in Tondern die Familie bald nach 1600 verschwunden
glaubte23, ist sie in Wahrheit nach Aalborg übergesiedelt und dort noch bis 1770
nachgewiesen. Als ich 1996 in der Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde
den Artikel “Die Wer(c)kmeister im Wandel der Zeiten” veröffentlicht hatte,
erhielt ich von Graf v. Lüttichau aus Kirchheim u. Teck - zu dessen Stiefahnen
die van Ginchel und de Hemmer zählen - die Aufstellung über die Aalborger
Werkmester, auf der die nachfolgende Stammtafel beruht.

22 Personalhistorische Zeitschrift 40 S. 345, 350, 415; Th. O. Achelis, Haderslev i gamle Dage Bd. I
S. 8o, 84; II S. 426
23 Ludwig Andresen, Geschichte der Stadt Tondern, Flensburg 1939 S. 217
Andere Familien

1571 starb in Leipzig der Bäcker Georg Werckmeister, 1576 seine Witwe und
Tochter, 1577 sein Sohn, ein Bäckerknecht24. Ebenfalls 1571 wurde das Kind Abra-
ham von Jerge und Madlena Werkmeister, einer Tochter von Lucas Vegars
aus    Altenburg,       getauft25.    Die    Schreibweise        ist   auch     verschiedentlich
Berkhmeister, so dass offenbleiben muss, ob mit anderen Personen dieses
Namens Verwandtschaftsbeziehungen bestehen.
        Der katholische Pfarrer (seit 1509) Franz Werkmeister in Wismar bat,
als die Reformation dort 1524 in Fluss kam, im Bewusstsein seiner
Untüchtigkeit den Herzog Heinrich, eine Permutation eingehen zu dürfen, was
ihm aber abgeschlagen wurde26. Er scheint sich jedoch in die neue Ordnung
gefügt zu haben und war als alter frommer Mann Pastor an St. Nikolai bis
1552. Verheiratet war er mit Anna Bukow, was zu der Vermutung Anlass gab,
er könne mit den Ruppinschen Werckmeisters verwandt sein, von denen der
Hammelspringer          Pfarrer Georg          Werckmeister mit            Apollonia      Buchow
verheiratet war. Die Buchows stammten allerdings nicht aus Ruppin, sondern
aus Etzin bei Brandenburg. In Havelberg gab es noch 1545 einen Achim
Werckmeister27, und 1600 einen Baltzer Werckmeister28.

24 Leipziger Leichenbücher von 1500 - 1601
25 Taufbuch St. Thomas 1553 - 1635
26 Willgeroth, Die Mecklenburg/Schwerinschen Pfarren, Bd. III S. 1377
27 Viktor Herold, Brandenburgische Kirchenvisitationsabschiede 1545 S. 558, 561 ff., 566, 569 ff.
28 Viktor Herold, Brandenburgische Kirchenvisitationsabschiede 1600 Nr. 1760
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