Andere Werckmeister-Stämme
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3. Andere Werckmeister-Stämme Allerdings gibt es auch noch andere Möglichkeiten der Herkunft, und deshalb müssen wir, ehe wir uns wieder der Geschichte Ruppins zuwenden, über eini- ge Werckmeister-Stämme berichten, die in ganz anderen Gegenden ansässig waren; mit denen bisher kein Zusammenhang hergestellt, aber auch nicht ausgeschlossen werden konnte. Der älteste bisher bekannte Namensträger ist 1266 in Hamburg aufgetre- ten1. 1276 wird in Herford Thetmarus Wercmeister als Zeuge genannt, der spä- ter consul war2. Ein Nachkomme, Johannes Werecmester, hat 1333 einen Teil von Eylingehuse zu Lehen; 1386 sind weitere Abkömmlinge erwähnt. 1302 kommt in Neiße (Schlesien) Gerhard magister operis (Meister des Werkes) in den Besitz einer Tuch- und Kramkammer; 1304 wird er Gerhard Werkmeister genannt3. 1319 erscheint in Lübeck Hartwicus magister operis4. 1346 verkauft Boldewin v. Garthow nicht weit von Lüchow ein Besitztum in Nemitz, zu dem willeken wercmester gehört5. „Ok hebbe ik een ghelaten – jn dem dorpe tu Ny…z – den schulten leddich vnd tzwene man vorleghen, dar hans stargade und willeken wercmester vmme saken.“6 1360 erfahren wir aus Wangen von Rudolf dem Werkmaister, 1383 tritt ein Namensträger in Greifs- wald auf7. Am 14.4.1364 bekommt Johannes Werkmester den gesamten Besitz von Thord Jacobsen Lange im Kirchspiel Ferslett (Jütland) verpfändet, weil dieser ihm acht Mark Silber schuldig ist. Am 9.9.1391 verkauft die Witwe des Mathias Vaerkmester, Bürger in Schleswig, einen Teil ihres Besitzes. 1394 war der Knappe Johann Nilsson Waerkmester Siegelzeuge bei einer Eigentumsüber- tragung in Jütland8. 1 Bahlow, Hans, Deutsches Namenlexikon, Stichwort “Werkmeister” 2 Georg Werckmeister, Die Wer(c)kmeister im Wandel der Zeiten, S. 3 m. w. Nachw. 3 a.a.O. 4 Bahlow a.a.O. 5 Werckmeister a.a.O. 6 Riedel, Codex Diplomaticus Brandenburgensis (CDB), Berlin 1856 ff. Band I, 6 S. 28 7 Bahlow a.a.O. 8 Repertorium Diplomaticum regni Danici mediaevalis, Kopenhagen 1894 ff., Nrn. 2722, 3812,
Von Adligen erschlagen, von des Erzbischofs Leuten ausgeraubt Unter den Schäden, die die Stadt Wittstock und der Bischof von Havelberg 1418 bis 1423 durch die Mecklenburg-Stargarder erlitten haben, liquidieren sie:9 "Item Clawes wulff vnd syne knechte slughen clawes werkmeister vor den berenwinkel dot vnde nemen em eyn perd so gud also XX lub. mark vnde an reden pennighen XVIII mark lub. Summa CCCC schok boh. gr. XXIV schok vnde V manne dot gheslaghen..." (Desgleichen schlugen Klaus Wulff und seine Knechte Klaus Werkmester vor dem Bärenwinkel tot und nahmen ihm ein Pferd ebenso wie 20 lübische Mark und an roten Pfennigen 18 lübische Mark. Insgesamt 400 Schock böhmi- sche Groschen. 24 Schock und 5 Männer totgeschlagen...) Der Markgraf Friedrich von Brandenburg stellte 1420 eine Klageschrift und Schadensrechnung gegen den Erzbischof Günther wegen der Landesbe- schädigungen auf, die seit 1412 durch den Erzbischof und dessen Untersassen in der Mark stattgefunden haben:10 "Vortmer haben dyselbien von veltheim zcu der vorgeschrieben czyt ey- nen unser borger geheiszen Hans Werkmeister gefangen vnd beschaczt = XVI bem. schog gr. etc. (viel ähnliche Beschatzungen einzelner Bürger)." Es handelt sich um Bürger der Stadt Gardelegen. (Ferner haben die von Veltheim zur selben Zeit einen unserer Bürger mit Namen Hans Werkmeister gefangen und ausgeraubt = 16 böhmische Schock usw.) Erwähnen wir noch, dass 1409 in Frankfurt/Oder Johannes Werckmeis- ter als Zeuge aufgeführt wird11 und dass dem Rat der Neustadt Brandenburg 1434 Kurt Werkmeister angehörte.12 3958, 6179 9 CDB II, 3 S. 328 10 CDB II, 3 S. 335 11 CDB I, 23 S. 151 12 CDB I, 9 S. 139
Zerbst Wenn Torban Werckmeister 1510 in Zerbst genannt wird, so ist er dennoch nicht der früheste dort. Bereits 1351 sind Gritha, Johannes und Heinrich Werk- meysters, 1420 Hanß und Alheyt Werkmeister mit ihren Kindern Hans und Katherina erwähnt,13 doch ist noch kein Zusammenhang zu den Späteren er- wiesen. 1351 "Nr. 166. Gritha Werkmeysters dedit Henrico, marito suo, omnia bona sua, que sibi ceciderunt (de) Johanne Werkmeysters." Gritha Werkmeysters hat ihrem Gatten Heinrich sämtliche Besitztümer übereignet, die von Johannes Werkmeysters auf sie übergegangen sind. "Nr. 167. Henricus Werkmeyster dedit Griten, privigne sue, V marcas, de promptissimus bonis suis." Heinrich Werkmeyster hat Grita, seiner Stieftochter, 5 Mark aus seinem verfügbaren Vermögen gegeben. (Siebert, R., Das älteste Schöffenbuch der Stadt Zerbst, in: Mitteilungen des Vereins für Anhalt. Geschichte Band. III, Dessau 1902, S. 420) 1406 Gryte Dorothea Hennike und Steffen kleptz Kinder vor- lathen hanß werkmeister syn erwe ßo sy dat hadde. Hans werkmeister Befredet dat sylwe erwe Gryte Dorothea hennike und Steffen kleptz kinder vor xx ... mark. (Liber donationum 1393 - 1454 S. 47 Kreisarchiv Zerbst Reg. Nr. III 88) 13 1420: Alheyt Dy hans wercmeistersche hevt gegeven katherine und hanse eren kindern all ere gud dat ere van eren man ... iß angestoruen und schal van eynen kinde sterven up deme anderen mechtich wil sy des syn dy wyle sy levet (Liber donationum 1393-1454 S.104, Kreisar- chiv Zerbst Reg. Nr. III 88)
Unvermeidlich erhebt sich die Frage: Stammen die Ruppiner von den Zerbstern ab, oder sind sie sonstwie verwandt, mit den Halberstädtern, mit den Mindenern? 1477 haben wir den ersten belegten Vorfahren in Neuruppin. Zur gleichen Zeit gab es dort aber noch mindestens fünf andere Namensträger, so dass die Zuwanderung eines einzelnen Stammvaters für diese Zeit eher ausscheidet. Zugewandert müssen sie irgendwann nach 1180 alle sein, die Träger deutscher Namen, denn vorher war das Gebiet rein slawisch. Zu bedenken ist allerdings auch, dass - ebenso wie um Neuruppin - so auch in der Gegend rings um Zerbst die Wer(c)kmeisters recht verbreitet waren: in Rietzmeck und Steutz, in Bias und Kleinlübs. In Plötzky ließ 1711 und 1712 der Kälberhirte und Rathäuser Andreas Werckmeister zwei Töchter taufen, dann verliert sich die Spur der Familie. Der Verfasser der vorliegenden Abhandlung wurde in Zerbst geboren und verbrachte seine Kindheit in einem nahegelegenen, jetzt eingemeindeten Dorf Schora, dessen Name schwäbisch ist und „umgegrabenes (geschorenes) Land“ bedeutet.. Bisher ist eine Verwandtschaft mit den Zerbster Werckmeisters jedoch nicht erwiesen. In den reichhaltigen Unterlagen, die die Zerstörung des wunderbaren Schlosses und der hübschen alten Stadt, aus der Katharina die Große stammt, überstanden haben, findet sich auch der Aufnahmeantrag von Torban Werckmeister in die Brauergilde. "Torbann Wergkmeister fecit primas inquisitios ad unitatem braxatorum..."14 Für das Urteil des Vehmgerichts mit seiner Unterschrift reicht hier der Platz nicht aus, so wie für vieles andere, das noch im Kreisarchiv schlummert. Wir erwähnten schon das Gymnasium illustre, das von 1582 bis 1798 Anhaltische Landesuniversität war. Calvinistische Studenten und Professoren, von den lutherischen Universitäten vertrieben, kamen von weither, um hier zu studieren, aber auch die Werckmeisters aus Zerbst und Umgebung, die angehenden Pfarrer und Professoren, studierten an ihrer heimischen Hochschule, die heute als Francisceum wieder Gymnasium ist. Mit dem 14 1510: T. W. stellte den ersten Aufnahmeantrag in die Brauergilde (Innungespenninge, in: Handbuch über Einnahmen und Ausgaben der Stadt Zerbst 1510, Register-Nummer im Stadt- archiv III 1028)
Aussterben der Regentenfamilie ging auch der calvinistische Sonderweg des Fürstentums Zerbst-Anhalt zu Ende. Friedrich Wer(c)kmeister, Pfarrer in Ankuhn, einem Vorort von Zerbst, der 1679 im Amt starb, war der letzte reformierte Geistliche im ganzen Zerbster Lande.15 Mit Martin Werckmeister ging ein Zweig der Familie nach Berlin und scheint dort ausgestorben zu sein. Was er "für Sorge, Arbeit und Verdruß...bey dieser neuen und zu Anfang fast rohen und wilden Gemeine erdulden (mußte), ist Gott am besten bekandt“16, sicher auch sein Kampf gegen die ins Kraut schießenden Klippschulen. Die Stammtafel der Zerbster Werckmeister findet sich in den folgenden Dateien unter Ziff. 3.5 Halberstadt Am Werckmeister-Haus in Benneckenstein im Harz prangt die Aufschrift: PASTORE VICTORE WERCKMEISTERO. WER GOTT VERTRAWT HAT WOL GEBAWT IM HIMMEL VND AUF ERDEN ANNO DOMINI 1656. SOLI DEO GLORIA. Der Urahn der Halberstädter Werckmeister starb im nahegelegenen Hohegeiss 1666, "Seines alterß 99 Jhar und etlige Wochen." Er muss also 1567 geboren sein. Woher aber kam er? Denn nur selten wurde einer Pfarrer im Dorf seiner Herkunft. Sucht man auch zu diesem Stamm Verbindungen, so muss man hinter Victor zurück, denn bis dahin hängen sie nicht zusammen. Auskunft gibt die Helmstedter Universitätsmatrikel: Am 20.2.1600 wurde Victor Werckmeister Halberstadensis eingeschrieben, 1606/07 noch als Stipendiat geführt. Mit Recht also können wir diesen 15 Zerbster Jahrbuch 14 (1929) S. 78 16 Histor. Marchic. Band 1, 5. Stück S. 65 f., 68
Stamm als Halberstädter bezeichnen, nicht nur weil ihr berühmtester Sohn dort Or- Organist wurde. Das ist aber natürlich der Grund, warum man sich noch heute seines Ahnherrn erinnert und warum es z.B. in Wernigerode eine Andreas-Werckmeister- Musikschule gibt. Andreas, der große Musiktheoretiker aus Benneckenstein, später in Quedlinburg und Halberstadt, hat es geschafft, unter Inkaufnahme leichter Abweichungen von der strengen Mathematik der Schwingungen, die verschiedenen Tonarten miteinander kompatibel zu machen. Sein bekanntestes musiktheoretisches Werk ist "Die Orgelprobe", er hat aber auch selbst einige Stücke komponiert. Ohne seine bahnbrechende Erfindung hätte J.S.Bach das "Wohltemperierte Klavier" nicht schreiben können, ja es ist geradezu eine Realisierung des Werckmeisterschen Konzepts. Auch die gesamte weitere Musikentwicklung baut darauf auf. Im Jahre 2000 erschien ein Film des ungarischen Regisseurs Béla Tarr mit dem Titel Die Werckmeisterschen Harmonien. Darin hadert ein Musiktheoretiker mit den Ungenauigkeiten der Harmonielehre Werckmeisters, bis er durch den Fanatismus der revolutionären reinen Lehre belehrt wird, dass es besser ist, Abweichungen von den strengen Anforderungen eines Gerechtigkeitsideals hinzunehmen, als in dessen Namen eine unmenschliche Diktatur zu errichten. Durch diesen Film erhielt die Musiktheorie Andreas Werckmeisters neue Aktualität. 250 Jahre später schlug die musikalische Begabung nochmals durch bei der bekannten Chansonnière Lotte Werkmeister, die zusammen mit Vicky Werckmeister in den Goldenen Zwanzigern und danach die Berliner Musikszene in der Tradition von Cläre Waldoff bestimmte. Doch lassen wir im weiteren die Stammtafel sprechen. (Ziff. 3.2 der Familienchronik) Minden Der älteste nachgewiesene Vorfahr dieser Linie war Kornhändler in Schmalenbeck, sein Sohn war Pastor in Volmardingsen bei Minden, bei seiner Immatrikulation in Helmstedt 1643 als "Mindensis" bezeichnet, so dass wir mit Recht diese Familie als die Mindener bezeichnen können. Sie hat eine Reihe bedeutender Persönlichkeiten hervorgebracht, zu denen nicht zuletzt Anton Hilmar gehörte, Pastor in Hildesheim bis 1731, dessen Leichenpredigt sich in Wolfenbüttel findet; ferner Anton Georg, Pastor in Hamburg bis 1783, und
Heinrich Ludwig von Werckmeister, geadelter Oberappellationsgerichtsproku- Oberappellationsgerichtsprokurator in Celle, Freimaurer und in Siebmachers Wappenbuch zu Unrecht von den Ruppinern vereinnahmt. Er gilt als Schöpfer des Wappens, das ein Winkelmaß zeigt. Der Zuckerfabrikbesitzer August Wilhelm heiratete Henriette Kopisch, in deren Familie die Kölner Heinzelmännchen erdichtet wurden. Auch die Mindener verloren in einem Zweig das c, das die Werckmeisters sonst so unverwechselbar macht. Von Prof. Dr. Ing. Paul Werkmeister, der an der TH Dresden lehrte, wusste so mancher Ingenieur zu berichten. Bei den anderen häuften sich in auffälliger Weise die Kunstverleger und -händler. Ruth Freund, geb. Werckmeister, wenngleich Medizinerin, gab ein umfangreiches Werk mit Porträts berühmter Deutscher aus dem 19. Jahrhundert heraus. Der 1934 geborene Otto Karl Werckmeister veröffentlichte 1987 eine bahnbrechende Arbeit (Leben und Werk) über Paul Klee, in dem er dessen Image des unpolitischen Künstlers widerlegte. Er lehrte als Professor an der Universität in Evanston (Illinois) und kehrte nach seiner Emeritierung nach Deutschland zurück. Zu seinen Werken gehört auch das Buch Zitadellenkultur, in dem er den Ausbruch aus dem bei uns in schönen Inszenierungen zelebrierten Krisen- und Katastrophenbewusstsein fordert, sowie Linke Ikonen, eine kritische Auseinandersetzung mit prominenten Figuren der linken Szene. Ein großes Anliegen war ihm die Kunst des mexikanischen Revolutionsmalers Diego Rivera, so dass der Verfasser der Chronik es ihm ermöglichte, darüber einen Vortrag vor Daimler-Mitarbeitern in Stuttgart zu halten. Ulrich Werckmeister (1918-1960) baute aus militärischen Patenten, die er aus der Kriegszeit mitgebracht hatte, in Schlüchtern (Hessen) ein heute noch florierendes Messgeräteunternehmen auf. Ihr Inhaber Claus Werckmeister war 1996 Gast auf meiner Hochzeit im nahegelegenen Gelnhausen. Vielleicht weil zweimal hintereinander Geschwisterkinder heirateten, ist die Linie von Peter Erdmann Werckmeister ausgestorben. Von den Landwirten und Gutsbesitzern aus Mehren bei Meissen gibt es noch Achim und Gerhard, die hochbetagt, aber ohne Nachkommen in Nürnberg und Greiffenberg bei Schwedt lebten. Ingrid Langen, geb. Werckmeister, hielt von
Frankfurt/M. aus ein wenig die Familie zusammen. Der Dresdner TH- Professor hatte einen 1913 in Strassburg geborenen Sohn, über ihn ist nichts weiter bekannt, ein Zusammenhang mit den heute in Strassburg lebenden Jean und François Werckmeister eher unwahrscheinlich. Die Stammtafel der Mindener Werckmeister ist unter Ziff. 3.3. und 3.4 zu finden. Harburg In Harburg, das heute ein Stadtteil von Hamburg ist, hatte der Corporal Julius Heinrich Werkmeister, etwa 1780 geboren, einen Sohn Immanuel Werckmeister, *1807, Schutzbürger (d.h. Angesessener ohne volle Bürgerrechte) und Maurergeselle, verheiratet mit Margarethe Immermann, deren Vater Soldat im ehemaligen 12. Regiment war. Immanuels Sohn Georg Werckmeister, 1845 in Harburg geboren, wurde ebenfalls Maurer und heiratete 1874 Auguste Peters, Tochter des Arbeitsmannes Johann Peters aus Neustrelitz. Die zwei Söhne von Georg waren Wilhelm (1876-1959) und Gustav, *1879. Dieser hatte zehn Kinder: Gustav, Rudolf, Walter, Alfred, Ernst, Emma, Franz, Hedwig, Georg und Friedrich. Ihre Geburtsdaten liegen zwischen 1904 und 1928. Die fünf Kinder von Gustav waren Erich, Rudolf, Andreas, Gerda und eine weitere Tochter; die von Rudolf waren Jürgen und Wilma, welche mit Günter Inert verheiratet war, einem Bruder der mit Georg Werckmeister verheirateten Ruth Inert. Letztere wohnen in Harburg und haben zwei Kinder: Monika (*1952)∞ Pannwitz und Rainer, *1966, der eine Ausbildung als Speditionskaufmann hat. Walters Sohn Klaus hat eine Tochter ∞ Blaß. Von Alfreds drei Söhnen Erwin, Frank und Peter hat Frank an Kindern einen Sohn, der auch Frank heißt, ferner Mike und Bettina. Und schließlich gibt es von Friedrich, dem jüngsten der zehn Geschwister, zwei Kinder namens Sylvia ∞ Steuerwald und Siegfried, Speditionskaufmann, der mit seiner Frau Claudia zwei Kinder hat, nämlich Malte (*1991) und Sina (*1993). Man sieht, die Familie ist bis in die jüngste Zeit bestandskräftig und gibt zu den schönsten Hoffnungen Anlass. Die Harburger Werckmeisters, die heute in Harburg und
Hamburg ansässig sind, konnten bislang erst bis ca. 1780 nach Westen (Aller) zurückverfolgt werden, ohne dass sich bisher Beziehungen zu anderen Stämmen ergeben haben. Lüchow Um 1400 heirateten in Lüchow Ilsabe Wulhase und Claus Werckmeister17. Ihr Großvater Johann Wulhase war um 1350 in Lüchow Bürgermeister und Vogt. Sein Vater Hermann Wulhase ist bereits um 1300 als Bürger in Lüchow nach- gewiesen. Ilsabe (Elisabeth) und Claus Werckmeister hatten zwei Söhne, Hans und Klaus. Hans ging nach Hamburg und heiratete dort Idecke von Rade, die Tochter eines Ratsherrn. Er war Kaufmann und besaß Grundstücke an der Neuen Burg, wo sie auch wohnten, am Burstah und in der Langenbrückenstraße, die auf das Dominikanerkloster St. Johannis hinführte. Zur selben Generation wie Hans und Idecke gehörte Anna Werkmeister, die vor 1435 in Hamburg den Schaffer der Flandernfahrer Nicolaus Luneborg geheiratet hat. Ob sie verwandt waren, ist nicht bekannt. Hans und Idecke hatten vier Kinder: Hans (Johannes), Michael, Heinrich (Hinrik) und Reyneke. Reyneke heiratete Hinrik Moller18. Die beiden Brüder überließen Hans einen Teil ihres Besitzes. Der Vater Hans starb 1463. Die familiengeschichtliche Legende setzt Hans Werkmester aus Hamburg identisch mit einem 1482 in Neuruppin bezeugten Hans Werkmeister, doch scheint dies nach den bisherigen Forschungsergebnissen mehr Wunsch als Wirklichkeit. Zurück zu den Stammeltern Ilsabe und Claus in Lüchow. Ihr zweiter Sohn Klaus19 blieb mit seiner Frau Margarete anscheinend in Lüchow. Sie hatten zwei Söhne, Hans (*ca. 1430) und Levin. Hans ging in das nahegelegene Salzwedel, wo er von 1474 bis 1499 Ratsherr und längere Zeit auch Kämmerer war. In dieser Generation gibt es in Salzwedel noch Nicolaus Werckmeister, 17 Albert Wulhases Testament von Ostern 1459 bis Ostern 1860 Tab. I und II; Joachim Moller, Dat Slechtbok, Hamburg 1876 S. 19, 40 18 StA Hbg 231-1 Hyp. III 5 Band 1 pag. 34 Eintr.2; hier verfügen die vier Kinder 1476, nach dem Tode ihrer Eltern, über ein Grundstück an der Neuen Burg. 19 vgl. Dieter Brosius, Wendländische Regesten, Lüchow 1988 Nrn. 213, 266, 442
der 1463 in Erfurt immatrikuliert wurde, und in Büliz 1451 den Kirchherrn Jo- Johan Werkmeister. Eine Tochter des Kämmerers war Anna Werkmeister20, die in Braunschweig Bartolt Lafferde heiratete. Er war dort seit 1517 Ratsherr und seit 1527 "kleiner Bürgermeister", musste aber 1529 sein Amt aufgeben, weil er Papist war. Sie stammte nach einer Notiz in der Bibliothek der Genealogischen Gesellschaft Sitz Hamburg aus Schmalenbeck/Minden. Wenn das zutrifft, wären die Salzwedeler nach Minden gegangen, und die Mindener, deren Ursprung bisher nur bis 1584 reichte, hätten als weiter zurückliegende Vorfahren die Lüchow/Hamburg/ Salzwedeler. Der bereits oben erwähnte Willeken Wercmester in dem Dorpe zu Nemitz könnte der Generationenfolge nach der Großvater von Claus aus Lüchow sein. Der 1770 in Gartow ansässige Amtmann August Heinrich Werckmeister21 gehört zum Mindener Stamm. Gleiches gilt für Anton Georg Werckmeister, der bis 1753 Pastor an St. Petri in Hamburg war, und für den Assekuranzmakler Georg Werckmeister, der in der Hamburgischen Wappenrolle geführt wird. 20 Astaka 10 230 Ahnenlinie Rost: Anna Werkmeister, † vor 1552, stammt aus einer Lüchower, später Salzwedeler Patrizierfamilie; die Familie hatte seit 1400 bzw. 1417 eine halbe Pfanne in dem Hause Deing auf der Sulze zu Lüneburg gekauft. 21 Otto Puffahrt, Beiträge zur Geschichte des alten Amtes Gartow, Gartow 1990, S. 31
Nordschleswig In Haderslev war 1473 ein Hermen Werckmester Bürger, 1518-23 Hans Werck- meister Ratsverwandter22. Aus dieser ehrbaren Familie ("natus est haderslebii ex honesta familia") stammte Matthias Werckmeister, der Kaufmann und Ratsverwandter in Tondern war, 1549 und 1561 Mitglied der Fastnachtsgesellschaft. Fünf Kinder und zahlreiche Enkel verblieben ebenfalls in Tondern und Umgebung, doch wurde der Enkel Hinrich am 8.7.1582 in Helmstedt immatrikuliert. Er war von 1594 bis 1616 Ratsverwandter in Tondern, seine Frau Anna war vermutlich eine Tochter des Hamburger Bürgermeisters Hieronymus Vogler. Immerhin eine schwache Spur zu den Hamburger Werckmeisters. Ein Sohn, Peter, studierte in Rostock, immatrikuliert 1560. Während man in Tondern die Familie bald nach 1600 verschwunden glaubte23, ist sie in Wahrheit nach Aalborg übergesiedelt und dort noch bis 1770 nachgewiesen. Als ich 1996 in der Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde den Artikel “Die Wer(c)kmeister im Wandel der Zeiten” veröffentlicht hatte, erhielt ich von Graf v. Lüttichau aus Kirchheim u. Teck - zu dessen Stiefahnen die van Ginchel und de Hemmer zählen - die Aufstellung über die Aalborger Werkmester, auf der die nachfolgende Stammtafel beruht. 22 Personalhistorische Zeitschrift 40 S. 345, 350, 415; Th. O. Achelis, Haderslev i gamle Dage Bd. I S. 8o, 84; II S. 426 23 Ludwig Andresen, Geschichte der Stadt Tondern, Flensburg 1939 S. 217
Andere Familien 1571 starb in Leipzig der Bäcker Georg Werckmeister, 1576 seine Witwe und Tochter, 1577 sein Sohn, ein Bäckerknecht24. Ebenfalls 1571 wurde das Kind Abra- ham von Jerge und Madlena Werkmeister, einer Tochter von Lucas Vegars aus Altenburg, getauft25. Die Schreibweise ist auch verschiedentlich Berkhmeister, so dass offenbleiben muss, ob mit anderen Personen dieses Namens Verwandtschaftsbeziehungen bestehen. Der katholische Pfarrer (seit 1509) Franz Werkmeister in Wismar bat, als die Reformation dort 1524 in Fluss kam, im Bewusstsein seiner Untüchtigkeit den Herzog Heinrich, eine Permutation eingehen zu dürfen, was ihm aber abgeschlagen wurde26. Er scheint sich jedoch in die neue Ordnung gefügt zu haben und war als alter frommer Mann Pastor an St. Nikolai bis 1552. Verheiratet war er mit Anna Bukow, was zu der Vermutung Anlass gab, er könne mit den Ruppinschen Werckmeisters verwandt sein, von denen der Hammelspringer Pfarrer Georg Werckmeister mit Apollonia Buchow verheiratet war. Die Buchows stammten allerdings nicht aus Ruppin, sondern aus Etzin bei Brandenburg. In Havelberg gab es noch 1545 einen Achim Werckmeister27, und 1600 einen Baltzer Werckmeister28. 24 Leipziger Leichenbücher von 1500 - 1601 25 Taufbuch St. Thomas 1553 - 1635 26 Willgeroth, Die Mecklenburg/Schwerinschen Pfarren, Bd. III S. 1377 27 Viktor Herold, Brandenburgische Kirchenvisitationsabschiede 1545 S. 558, 561 ff., 566, 569 ff. 28 Viktor Herold, Brandenburgische Kirchenvisitationsabschiede 1600 Nr. 1760
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