Treibhausgasbilanz der Universität Freiburg im Breisgau 2017
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Industrial Ecology Freiburg 1 WORKING PAPER 2021 Treibhausgasbilanz der Universität Freiburg im Breisgau 2017 Stefan Pauliuk, Marcel Eichler, Benjamín Elizalde Durán, Andrew Bonneau, Arthur Jakobs, Jürgen Steck, Heiner Schanz Freiburg i. Br., März 2021 IEF – Research Group for Industrial Ecology Faculty of Environment and Natural Resources 1 University of Freiburg, Germany.
Bitte wie folgt zitieren: Stefan Pauliuk, Marcel Eichler, Benjamín Elizalde Durán, Andrew Bonneau, Arthur Jakobs, Jürgen Steck und Heiner Schanz (2021). Treibhausgasbilanz der Universität Freiburg im Breisgau 2017. Industrial Ecology Freiburg (IEF) Working Paper 1(2021), Universität Freiburg im Breisgau. DOI 10.6094/UNIFR/176419 Permalink zu diesem Dokument: https://doi.org/10.6094/UNIFR/176419 Industrial Ecology Freiburg (IEF) Working Papers is a series of scientific reports by the research group for industrial ecology at the Faculty of Environment and Natural Resources, University of Freiburg, Germany. For more info, visit https://www.indecol.uni-freiburg.de/en 2
Treibhausgasbilanz der Universität Freiburg im Breisgau 2017 Stefan Pauliuk1,*, Marcel Eichler1,#, Benjamín Elizalde Durán1, Andrew Bonneau1,3, Arthur Jakobs1, Jürgen Steck2 und Heiner Schanz3 März 2021 Alle Autoren waren zum Zeitpunkt der Durchführung der hier berichteten Arbeiten Mitglieder der Universität Freiburg, und zwar in folgenden Einrichtungen: 1) Juniorprofessur für Nachhaltiges Energie und Stoffstrommanagement, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen 2) Stabsstelle Umweltschutz 3) Professur für Environmental Governance, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen Korrespondenz bitte richten an *) stefan.pauliuk@indecol.uni-freiburg.de (Methoden, GHG Protokoll, Hintergrund) #) marcel@carbonfuture.earth (Daten, Details zur Berechnung, Ergebnisse) Zum Ursprung dieser Studie: Der vorliegende Bericht beinhaltet eine Zusammenfassung einer sich über mehrere Jahre erstreckenden, unabhängigen wissenschaftlichen Studie zur Klimabilanz der Universität Freiburg. Die Arbeit wurde in der Gruppe Nachhaltiges Energie- und Stoffstrommanagement (Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen) konzipiert und durchgeführt. Sie beruht im Wesentlichen auf den Masterarbeiten von M.E., B.E.D und A.B. (alle drei Studierende des MSc Environmental Governance), welche in englischer Sprache vorliegen. Hauptautor dieses Berichts ist S.P. Alle Koautoren haben den Bericht gelesen, kommentiert, editiert, ergänzt und seiner Veröffentlichung zugestimmt. Danksagung: Die für die Durchführung der Studie notwendigen Daten wurden von folgenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitätsverwaltung und des Amtes Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Freiburg aufbereitet und bereitgestellt: Heinz-Herrmann Eilers, Rainer Gänshirt, Yvonne Martin, Martina Muy, Radwan Sabri und Marcus Siefert. Ihnen gilt unser herzlicher Dank! Lora Gyuzeleva, Gilang Hardadi, Simon Herrmann, Isabella Katz, Anke Kuhn, Anna Petit Boix und die VertreterInnen des Studentischen Nachhaltigkeitsbüros sowie der Arbeitsgruppe ‚Fliegende Fakultäten‘ haben während der Durchführung wertvolle Hinweise gegeben. Anne Caffier und Risalah Al Hukmi haben an der graphischen Gestaltung des Berichtes mitgewirkt. Auch ihnen sei hiermit herzlich gedankt! 3
Einleitung Der Klimawandel ist eine der großen globalen Herausforderungen unserer Zeit. Klimaschutz bezeichnet die Maßnahmen, die der globalen Erderwärmung entgegenwirken sollen. Wichtigstes Element des Klimaschutzes ist die massive Reduktion der durch menschliche Aktivität verursachten Treibhausgasemissionen (THG), wie z.B. Kohlenstoffdioxid (CO2)- Emissionen aus Kohleverstromung und Verbrennungsmotoren. Reiche industrialisierte Länder wie Deutschland stehen aufgrund ihrer überproportional hohen THG-Emissionen und ihrer wirtschaftlichen Leistungskraft in besonderer Verantwortung. So haben deutsche Haushalte und Industriebetriebe (derzeitiger globaler Bevölkerungsanteil: 1,1%) einen Anteil von 6% an den kumulierten THG-Emissionen seit Beginn der industriellen Revolution [1]. Deutschland ist Unterzeichner des Pariser Klimaschutzabkommens, und die jährlichen nationalen THG-Emissionen wurden seit 1900 um ca. 33% reduziert, vor allem in den Bereichen Energiewirtschaft, Industrie und Gebäude [2,3]. Gemäß dem im Jahr 2019 verabschiedeten nationalen Klimaschutzgesetz müssen die jährlichen nationalen THG- Emissionen bis zum Jahr 2020 um mindestens 35 % gesenkt werden und bis zum Jahr 2030 um mindestens 55 % (jeweils gegenüber 1990) [3]. Zudem wird in diesem Gesetz auf das Bekenntnis Deutschlands während des Klimagipfels der Vereinten Nationen im September 2019 verwiesen, bis 2050 eine weitgehende THG-Neutralität anzustreben, d.h. eine Emissionsreduktion auf weniger als 5% des 1990er Niveaus. Die Landeseinrichtungen Baden- Württemberg sollen bis 2040 klimaneutral werden [3a]. Praktisch der gesamte Wohlstand der Moderne beruht auf der Verwendung fossiler Brennstoffe als Energiequelle. Die massive und rasche Reduktion der bei diesen Verbrennungsprozessen entstehenden THG-Emissionen erfordert nicht nur einen grundlegenden Umbau der gesamten Infrastruktur für die Bereitstellung von Energiedienstleistungen (Energiewende: Wärme, Transport, Kommunikation, Nahrung, Produkte), sondern – aufgrund der gebotenen Eile und der nicht unerheblichen Umweltauswirkungen und Landnutzung durch erneuerbare Energien – auch die grundsätzliche Infragestellung und Neukonzipierung von Bedürfnissen (Mobilitätswende, nachhaltige Ernährung). Ambitionierte staatliche Klimaschutzziele führen also nicht nur zur Regulierung einzelner Sektoren oder Produkte (wie z.B. bei der Reduktion von SOx und NOx-Emissionen ausreichend), sondern zu einer grundlegenden Transformation industrieller Produktion und der Endnachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Alle gesellschaftlichen Akteure sind betroffen. Klimaschutz an der Universität als Organisation Anstatt staatliche Maßnahmen (Gebote, Verbote, ökonomische Anreize in Richtung Emissionsreduktion) abzuwarten oder sich ausschließlich auf diese zu verlassen, gibt es auf der Ebene der Organisationen (Firmen, Körperschaften, Vereine, …) Bestrebungen, selbst als Klimaschutzakteure aktiv zu werden. Hierfür gibt es eine Reihe von Gründen (in willkürlicher Reihenfolge); die für die Universität Freiburg zentralen Gründe sind kursiv hervorgehoben: 4
• Gesetzliche Verpflichtung: Z.B. haben die Universitäten im Vereinigten Königreich ein gesetzlich vorgeschriebenes Emissionsreduktionsziel. Die Landeseinrichtungen Baden-Württembergs sollen bis 2040 weitgehend klimaneutral sein [3a]. • Proaktive Maßnahmen zur Kosteneinsparung (zukünftige Klimaschutzkosten fließen bereits heute in Investitionsentscheidungen ein) • Wahrnehmung von gesellschaftlicher Verantwortung • Vorbildfunktion, Außendarstellung • Sich aus Mission und Auftrag der Organisation ergebende Verpflichtung [3b] • Konsistenz von Handlung und Außendarstellung • Handlungsdruck von innen und außen • Vergleich/Ranking verschiedener Einrichtungen In ihren Umweltleitlinien von 2020 [3b] bekennt sich die Universität Freiburg zu ihrer „besondere[n] Verantwortung für den bewussten Umgang mit unseren Ressourcen und die resiliente, nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft“. Sie kündigt an, „ihren Beitrag zu Umweltschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß zu leisten sowie ihre Umweltbilanz kontinuierlich zu verbessern [3b]. Die klimaschutzbezogenen Grundsätze und Ziele einer Organisation werden oft in einem Klimaschutzkonzept oder Klimaschutzplan festgehalten und durch die Leitungsorgane der Organisation verabschiedet. Eine transparente und hochaufgelöste THG-Bilanz ist die Basis eines wissenschaftlich fundierten Klimaschutzplans für Organisationen [3c]. Zum einen, weil sie – da quantitativ – es erlaubt, die verschiedenen Energie- und Güterflüsse hinsichtlich ihrer THG-Relevanz zu sortieren und zum anderen, weil sie die Grundlage für die Formulierung quantitativer Reduktionsziele darstellt. Eine solche umfassende THG-Bilanz liegt für die Universität Freiburg bisher nicht vor. Der Umweltbericht von 2019 [4] enthält nur eine Teilbilanz für Strom, Wärme und Flugreisen, weswegen von den Autoren eine wissenschaftliche Studie zur Erstellung einer solchen THG- Bilanz konzipiert und durchgeführt wurde. Im Folgenden werden die zentralen Annahmen, Datenquellen, Ergebnisse, Schlussfolgerungen und Methoden dieser Arbeit dargestellt. Systemgrenze: Welche Aktivitäten werden bilanziert? Zentrale Frage bei der Erstellung einer THG-Bilanz einer Organisation ist die nach der Systemgrenze. Welche Emissionen, Güter, Dienstleistungen und Produkte sollen in die Bilanz einbezogen werden? Auf Staatenebene werden Emissionen nach dem Territorialprinzip bilanziert: Alle innerhalb der Landesgrenzen stattfindenden Emissionen tragen zur nationalen Emissionsbilanz bei. Wendet man das Territorialprinzip auf Organisationen an, sind also zunächst die innerhalb der Organisation auftretenden Emissionen zu bilanzieren, z.B. durch den Betrieb von Gasheizungen, eigenen KFZ, oder eigener Kraftwerke. Eine zum Territorialprinzip komplementäre Perspektive stellt die verbrauchsbasierte oder konsumbasierte THG-Bilanz dar. Hier werden alle von der Organisation konsumierten Güter und Dienstleistungen inventarisiert und sämtliche bei deren Produktion und Transport anfallenden THG-Emissionen ermittelt und der Organisation als Endverbraucherin zugeschrieben. Die so ermittelten Gesamt-THG-Emissionen der Vorkette aller konsumierten 5
Güter und Dienstleistungen nennt man den CO2-Fußabdruck (carbon footprint) 1 der Organisation. Aus der bloßen Zuordnung von Emissionen in der Vorkette zu Endverbrauchern über den CO2-Fußabdruck entsteht zunächst allerdings noch keine Verantwortung des Endverbrauchers für diese. Schließlich ist es keine triviale Frage, inwieweit die konsumierenden Organisationen über ihre Kaufentscheidungen und Bedürfnisse für die sozialen und ökologischen Höhen und Tiefen der globalen Wertschöpfungsketten verantwortlich gemacht werden können. Neben der bloßen Inventarisierung der THG- Emissionen stellt sich also auch die Frage, wieviel Verantwortung eine Organisation für die verschiedenen Bestandteile ihres CO2-Fußabdrucks übernehmen muss (z.B. durch Vorschriften zu ‚grüner‘ Beschaffung (green procurement)) oder will (z.B. durch oben aufgeführte Gründe). Um die Systematik und Vergleichbarkeit der THG-Inventarisierung der Universität Freiburg zu gewährleisten, kommt die etablierte Methodik des ‚GHG Protocol‘ zur Anwendung [5,6]. Eine breitere Diskussion der verschiedenen Methoden der THG-Bilanzierung auf Organisationsebene und deren Standardisierung finden sich bei Eichler (2020) [8] und Robinson et al. (2018) [17]. Laut GHG Protocol müssen zunächst die Grenzen der Organisation ermittelt werden. Für öffentliche Einrichtungen, wie Universitäten, kommt hierbei das Prinzip der betrieblichen Kontrolle zur Anwendung, nach dem THG-Emissionen aus allen Produkten, Prozessen und Dienstleistungen bilanziert werden, über deren Betrieb oder Konsum die Organisation die volle betriebliche Kontrolle hat [6]. Das hat zur Folge, dass Aktivitäten anderer Organisationen, die im Arbeits- und Studienalltag als eng verzahnt mit den Aktivitäten der Uni Freiburg wahrgenommen werden, hier nicht erfasst werden. Insbesondere betrifft dies sämtliche Aktivitäten des Studierendenwerkes (SWFR), der Uniklinik sowie Teile der medizinischen Fakultät (vorklinische Einrichtungen). Innerhalb der Universität Freiburg werden alle Tätigkeiten in den Kernaufgaben Forschung, Lehre und Wissenstransfer sowie sämtliche unterstützenden Aufgaben wie Führung, Verwaltung, Bibliothek, Rechenzentrum, Studierendenservice, Personalmanagement, Einkauf und Buchführung, Qualitätssicherung und Marketing mit einbezogen. In einem zweiten Schritt werden die THG-Emissionen der betriebenen Prozesse sowie der konsumierten Produkte und Dienstleistungen in drei Segmente aufgeteilt [6, S.28]: (1) Sogenannte direkte Emissionen (Scope 1): THG Emissionen aus Anlagen, die unter der betrieblichen Kontrolle der Organisation stehen, z.B. eigene PKWs oder Feuerungsanlagen (2) Indirekte Emissionen, d.h. Emissionen in der Produktion von externen Energieträgern: Strom, Heißdampf, Wärme und Kälte (Scope 2). (3) Indirekte Emissionen, d.h. Emissionen in Produktion, Transport und Lagerung sonstiger von extern bezogener Produkte und Dienstleistungen: Z.B. Computerausrüstung, Laborbedarf, Büropapier, Flugreisen (Scope 3). Bei Dienstleistungseinrichtungen, wie der Universität Freiburg, spielen die direkten Emissionen nur eine untergeordnete Rolle, da zu erwarten ist, dass die meisten zuordenbaren THG-Emissionen in der externen Strom- und Wärmeerzeugung (Scope 2) und den Vorketten 1 Der CO2-Fußabdruck enthält in der Regel auch auf CO2-Äquivalente umgerechnete Emissionen von anderen THG, wie Methan oder Lachgas. Er ist vom ökologischen Fußabdruck zu unterscheiden, da er nur tatsächlich zuordenbare THG-Emissionen angibt (umgerechnet auf eine äquivalente Menge CO2) und nicht eine Reihe verschiedener Umweltauswirkungen auf eine virtuelle Kompensationsfläche umrechnet, wie es beim ökologischen Fußabdruck geschieht. 6
der beschafften Produkte und Dienstleistungen (Scope 3) liegen. Insbesondere spielen scope- 3-Emissionen eine wesentliche Rolle bei der Umweltberichterstattung von Universitäten, da diese Emissionsklasse die THG-Bilanzen im Dienstleistungssektor dominiert [7]. Folgende Produktgruppen und Aktivitäten wurden von den Autoren dieser Studie als wesentlich für die Organisation ‚Universität Freiburg‘ identifiziert (Tabelle 1), siehe [8] für eine detaillierte Begründung und Vergleich mit anderen Studien. Tabelle 1: Für die THG-Bilanz der Universität Freiburg als relevant identifizierte Warenkategorien und Aktivitäten. Quelle: [8, Tabelle 3]. Nummer Kategorie/Aktivität Beispiel In gegenwärtige THG- Bilanz mit aufgenommen 1 Direkte Emissionen Brennstoffe, KFZ Ja 2 Strom, Wärme, und Wasser Strom von bnNETZE/Badenova Ja 3 Güter und Dienstleistungen Werkzeuge, Publikationsgebühr Ja 4 Kapitalgüter Laborgeräte Ja 5 Abfallbehandlung Gefährliche Abfälle, Gewerbeabfälle Ja 6 Dienstreisen Konferenzreisen Ja 7 Nahrungsmittel Catering (keine Mensen!) Ja 8 Studentische und Exkursionen, Anreise eingeladener Nur Gästereisen 2 Gästereisen Vortragsredner 9 Arbeitsweg Autofahrt zur Arbeit Nein (keine Daten/ Mitarbeiter*Innen Grauzone)² 10 Bau neuer Gebäude Beispiel Uni-Neubau 2017 Ja 11 Miete von Gebäuden Anmieten von Gebäuden Nein (nicht relevant) 3 Um die THG-Bilanz der Uni zu ermitteln, wurden zunächst für das Haushaltsjahr 2017 (letztes Jahr mit vollständigen Daten) alle zu den jeweiligen Kategorien und Aktivitäten gehörenden Energie-, Material- und Warenflüsse erfasst. Hierzu wurden in unterschiedlichen Verwaltungseinheiten sowie dem Universitätsbauamt die Rohdaten zu Bezug und Verwendung von Produkten, Energie und Materialien erhoben und uns zur Verfügung gestellt, so dass diese gesichtet, kategorisiert und auf Vollständigkeit und Richtigkeit überprüft werden konnten. In einem zweiten Schritt wurden die verschiedenen Warenposten den Warengruppen in den für diese Studie verwendeten THG-Bilanz-Datenbanken zugeordnet, so dass im dritten Schritt die spezifischen THG-Bilanzen dieser Warengruppen auf den jeweiligen Warenfluss an die Uni Freiburg hochskaliert und durch Aufaddieren dieser Freiburg- und produktspezifischen THG-Beiträge die THG-Bilanz der Uni insgesamt ermittelt werden konnte. Detaillierte Erklärungen finden sich im Methodenteil weiter unten sowie in Quelle [8]. 2 Punkt 8 sollte auf jeden Fall quantifiziert werden, aber die derzeitige Datenlage lässt dies nur teilweise zu. Es gibt eine Beschlussvorlage, deren Umsetzung alle Flugemissionen bei Dienstreisen und Exkursionen in naher Zukunft vollständig erfassbar machen wird, die über Haushalts- oder Drittmitteln der Universität abgerechnet werden. Punkt 9 ist laut GHG Protokoll eine Grauzone in der Klimabilanz, da die Uni hier nicht die finanzielle Kontrolle hat, aber sehr wohl durch Anreize das Pendelverhalten der Universitätsangehörigen beeinflussen kann. Das Mobilitätsverhalten der Beschäftigten für den Weg zur Arbeit und zwischen den Uni-Campi wurde bei den Verkehrs- zählungen der Stadt Freiburg miterfasst. Eine uniinterne Mobilitätsumfrage ist in Vorbereitung. 3 Nicht relevant, da für reine Mietkosten von bestehenden Gebäuden keine THG-Emissionen anfallen und die Emissionen aus dem Betrieb (Heizung, Kühlung, Wasser) der angemieteten Gebäude bereits erfasst sind. 7
Ergebnisse und Diskussion Die Verteilung der Ausgaben der Universität Freiburg auf verschiedene aggregierte Warengruppen für das Jahr 2017 gibt erste Hinweise dazu, welche Posten aus Tabelle 1 mit wesentlichen Beiträgen vertreten sind (Abb. 1). Hier wurden alle klimabilanzrelevanten Ausgaben mit einbezogen, nicht aber die Personalkosten und Stipendien, welche ca. drei Viertel des Gesamtbudgets ausmachen. Aus dieser Verteilung können bereits einige, für die THG-Gesamtbilanz vermutlich wenig relevante Posten identifiziert werden: Neben der Abfallbehandlung sind diese die kleinen Posten für Nahrungsmittel (die Mensen sind nicht Teil der Uni) sowie indirekte Energiekosten, welche nicht in den Buchungen für Energieträger enthalten sind [11]. Abbildung 1: Ausgabenverteilung, Universität Freiburg, 2017, nach Abzug von Personalkosten und Stipendien. Quelle der Daten: [8]. Investitionen in Gebäude und Land erfolgen direkt über das Finanzministerium. Mit den Daten und Methoden aus den vorliegenden Masterarbeiten [8,9,10] können nun die THG-Emissionen der in Tabelle 1 aufgeführten Posten ermittelt werden, indem für sämtliche in Abb. 1 aggregiert dargestellten Ausgaben der jeweilige Produkt- und Dienstleistungs- spezifische CO2-Fußabdruck berechnet wird. Diese Einzelbeiträge werden aufsummiert und hier als Klimabilanz der Universität Freiburg zusammengestellt (Abb. 2). Das hier gezeigte Gesamtergebnis beruht auf folgenden relevanten Annahmen: • Strom: Hier wurde der Netzmix für Baden-Württemberg als tatsächlich konsumierter Strommix verwendet und nicht der verbuchte Ökostrommix. Grund dafür ist, dass die für den bezogenen Fremdstrom gekauften Ökostromzertifikate überwiegend aus Norwegen stammen und hier lediglich eine buchhalterische Verschiebung der Stromerzeugungsarten erfolgt, nicht jedoch eine substantielle Investition in die Energiewende. Abb. 3 zeigt die THG-Bilanz für Ökostrom als Alternativszenario. • Investitionen in neue Gebäude: Das Investitionsvolumen für neue Gebäude und technische Anlagen war für 2017 ca. 22 Millionen EUR. Die damit verbundenen THG- Emissionen (Baumaterialien und Bautätigkeiten) wurden mittels der durchschnittlichen THG-Intensität für Bautätigkeiten pro Million EUR Investitions- volumen multipliziert. 8
Abbildung 2: Klimabilanz der Universität Freiburg im Breisgau, 2017. Version mit dem konsumierten Strommix aus Baden-Württemberg. Quelle: [8], mit Daten aus [9]. Die Abbildung wurde für diesen Bericht neu angefertigt. GWP: Global warming potential (Erderwärmungspotenzial), quantifiziert in Kilotonnen CO2-Äquivalenten. Für den Fall der Bilanzierung mit Ökostrom (buchhalterischer Ansatz) ergibt sich folgende Aufstellung (Abb. 3): Abbildung 3: Klimabilanz der Universität Freiburg im Breisgau, 2017. Version mit verbuchtem Ökostrom. Quelle: [8], mit Daten aus [9]. Die Abbildung wurde für diesen Bericht neu angefertigt. 9
Die Gesamt-THG-Bilanz der Universität Freiburg für 2017 wurde auf 68 000 Tonnen CO2- Äquivalente abgeschätzt (Abb. 2). Davon entfallen ca. die Hälfte auf energiebezogene Emissionen für Strom, Dampf, Wärme und Kälte (‚Scope 2‘), und die andere Hälfte auf indirekte Emissionen in anderen Industrien durch die Herstellung von (Bau-)Materialien, Maschinen, Geräten, Möbeln, Chemikalien, Verbrauchsmaterialien etc. sowie Abfallbehandlung und Transportdienstleistungen (‚Scope 3‘). Direkte Emissionen durch die Verbrennung fossiler Energieträger (‚Scope 1‘) spielen kaum eine Rolle, was eine direkte Konsequenz der bisherigen Anstrengungen zur Verwendung von Fernwärme ist. Ersetzt man die tatsächlichen THG-Emissionen der Stromerzeugung durch die buchhalterisch verrechneten Ökostromzertifikate, verringert sich der Stromanteil von 23 auf 2,1 kt CO2-eq und die Gesamtbilanz sinkt von 68 auf 47 kt CO2-eq. Mit dieser Umbuchung geht aber keine tatsächliche Emissionsreduktion einher, weswegen die Verwendung dieser Zahlen nicht empfohlen wird. Die Aufschlüsselung der THG aus Produkten, Kapitalgütern und Bautätigkeiten in einzelne Warengruppen zeigt, dass neben den Bautätigkeiten (10,5 kt) vor allem Chemikalien, medizinische und Präzisionsgeräte, Möbel, Maschinen und Computertechnologie (IKT, hier aus office machinery und computer zusammengesetzt) zum Scope-3-Fußabdruck der bezogenen Waren, Dienstleistungen und Kapitalgüter beitragen (Abb. 4, umfasst die drei Gruppen ‚Construction‘, ‚Goods and services‘ und ‚Capital goods‘ lt. Abb. 2 und 3). Abbildung 4: Verteilung der Scope-3-THG der beiden Gruppen „goods and services“ and „capital goods“ des Endverbrauchs der Universität Freiburg im Breisgau, 2017, auf einzelne Warengruppen. Quelle: [8]. Die Abbildung umfasst die drei Gruppen ‚Construction‘, ‚Goods and services‘ und ‚Capital goods‘ lt. Abb. 2 und 3. 10
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der mehrjährigen Lebensdauer der Kapitalgüter starke jährliche Schwankungen in einzelnen Warengruppen auftreten können, zum Beispiel, wenn Großgeräte beschafft oder neue Kleingerätegenerationen eingeführt werden. Die hier vorliegende erste THG-Bilanz der Universität Freiburg verwendet nahezu vollständige Daten und standardisierte Methoden zur Zuordnung von Konsumposten zu allgemeinen Warengruppen und zur Fußabdruckberechnung dieser Warengruppen. Sie zeigt insbesondere die Relevanz von Scope-3-Emissionen auf und macht deutlich, dass eine Vielzahl von Warengruppen und Aktivitäten zu den indirekten Emissionen in den Scopes 2 und 3 beitragen. Somit wird ein breites Spektrum von Maßnahmen und Anreizen nötig sein, um die THG-Emissionen im Verantwortungsbereich der Universität Freiburg drastisch zu senken. Die THG-Bilanz zeigt die relative Bedeutung einzelner Posten innerhalb der Universität auf. Aus unseren aggregierten Ergebnissen können einfache Output-bezogene Indikatoren wie z.B. „CO2 pro Studierender“, „CO2 pro wissenschaftlicher MitarbeiterIn“ oder „CO2 pro wissenschaftlicher Publikation“ errechnet werden. Aufgrund der vielfältigen Funktionen der Universität in Lehre, Forschung und Wissenstransfer erscheint dies jedoch wenig sinnvoll, da zum Beispiel Belastungen durch den Betrieb von Hörsälen ausschließlich der Lehre zugeordnet werden sollten. Für eine nach spezifischen Aktivitäten in Forschung und Lehre, Einrichtungen, oder Gebäuden aufgeschlüsselte THG-Bilanz, evtl. sogar in Echtzeit oder auf Quartalsbasis, müssen zunächst die Ausgabestatistiken entsprechend differenziert werden. Dies ist zurzeit mit vertretbarem Aufwand nicht möglich, aber im Zuge von Digitalisierungsmaßnahmen durchaus vorstellbar. Zur Vervollständigung der Klimabilanz des studentischen und des Arbeitslebens an der Universität müssen noch die relevanten Aktivitäten des Studierendenwerkes (SWFR) mit einbezogen werden, vor allem die Essensversorgung in den Mensen. Für die Klimabilanz der Forschung müssen Teile der Uniklinik berücksichtigt werden. Da diese Posten jedoch nicht der Universität Freiburg als Organisation zuzurechnen sind, ist eine getrennte Betrachtung nötig. Für die Umweltbewertung einzelner Klimaschutzmaßnahmen, z.B. die Beschaffung von Recyclingpapier oder die Verwendung langlebiger IT-Komponenten, ist eine detaillierte Einzelanalyse in Form einer Ökobilanz notwendig, um Alternativen zu vergleichen. Diese Feinheiten können in der groben, hier präsentierten Abschätzung nicht abgebildet werden. Für die Bewertung der Klimabilanz der Universität Freiburg wäre der Vergleich mit den Klimabilanzen anderer Universitäten wünschenswert. Aufgrund fehlender Standardisierungen in der Erhebungsmethode und den Unterschieden in der Systemabgrenzung ist dies trotz einer inzwischen rasch steigenden Zahl von veröffentlichten Klimabilanzen für verschiedene Hochschulen weltweit allerdings nur bedingt möglich. Außerdem bedingen die jeweiligen Spezialisierungen der Hochschulen unterschiedliches Konsumverhalten (z.B. laborbasierte, rechnergestützte oder buchbasierte Forschung und Lehre, internationale Ausrichtung und entsprechendes Reiseverhalten), so dass direkte Vergleiche nur für spezifische Lehr- und Forschungsaktivitäten aussagekräftig sind. Die nachfolgend genannten Beispiele von Klimabilanzen anderer Hochschulen zeigen jedoch zumindest, dass die Ergebnisse unserer Studie von den Größenordnungen her valide sind. So ergibt sich für die Universität Clemson, South Carolina, die eine ähnliche Anzahl von Studierenden wie die Universität Freiburg hat, eine THG-Bilanz von ca. 95000 Tonnen CO2- Äquivalenten, wobei hier auch die Emissionen des Pendelns von und zur Uni mittels PKW 11
erfasst wurden [18]. Für die bezüglich der Studierenden- und MitarbeiterInnenzahl etwas kleinere Technische Universität Graz wurde eine THG-Gesamtbilanz von ca. 21000 Tonnen CO2-Äquivalenten ermittelt, wobei gleichzeitig die Systemgrenzen weniger umfassend gezogen wurden als bei unserer Studie (u.a. wurden Bautätigkeiten nicht bilanziert). Hier wurde die Reduktion energiebezogener THG-Emissionen (Strom, Fernwärme, Dienstreisen) als prioritäres Handlungsfeld identifiziert [19]. Die Norwegische Technische Universität (NTNU) wiederum hat einen regulären Updatezyklus für ihre Klimabilanz etabliert, und für die Jahre 2017, 2018 und 2019 wurde eine jeweilige Gesamtbilanz von 106, 117 und 112 Kilotonnen CO2-eq. ermittelt. Auffallend hier ist der mit 28-29% im Vergleich zur Universität Freiburg hohe Anteil von Reisen in der Bilanz [20], was auf die hohe Bedeutung von Flugreisen aufgrund der isolierten Lage des zentralen Hochschulstandortes Trondheims zurückzuführen ist. Ausblick und Empfehlungen Die hier vorgestellte Bilanz gibt eine grobe Übersicht über die mengenmäßig relevanten Warengruppen, denen in einer universitären Klimastrategie eine Schlüsselrolle zukommen muss. Sie listet außerdem eine Reihe kleinerer Beiträge auf, deren Reduktion ebenfalls – nicht mengenmäßig, sondern indirekt, durch Bewusstseinsbildung und Vorbildwirkung – zu einer nachhaltigen Reduktion der THG-Emissionen beitragen können. Somit kann die Klimabilanz dabei helfen, prioritäre Handlungsfelder zu identifizieren, Debatten zur Nachhaltigkeitstransformation zu steuern und quantitative Reduktionsziele zu formulieren. Deutlich wird, dass die größten Hebel zur Reduzierung der THG-Emissionen der Universität Freiburg in den Bereichen der Gebäudebewirtschaftung und der Beschaffung liegen. In der öffentlichen Debatte vielfach prominent hervorgehobene Aspekte, wie die Flugreisen, scheinen dagegen eher von nachgeordneter Bedeutung. Dabei darf aber nicht übersehen werden, dass durch die THG-Bilanz lediglich eine Zuschreibung von Emissionen in der Vorkette zu den von der Endverbraucherin konsumieren Produkten und Dienstleistungen (Fußabdruck-Prinzip) erfolgt. Auf dieser Information aufbauend muss sich deshalb zwingend eine Debatte um die Verantwortlichkeit jedes einzelnen Mitglieds der Universität anschließen. Das THG- Protokoll [5] macht deutlich, dass die Reduktion der THG-Emissionen der Universität nicht ausschließlich eine technische oder administrative Aufgabe der Hochschulleitung und -verwaltung ist. Vielmehr müssen sich konsequente Entscheidungsprozesse auf allen Ebenen und Bereichen der Universität anschließen, um über Effizienzstrategien (ergiebigere Nutzung von Materialen und Energien, wie z.B. Stromsparleisten), Konsistenzstrategien (naturverträglichere Technologien und Prozesse, wie z.B. grüne IT und Beschaffung) und Suffizienzstrategien (geringere Ressourcenverbrauch durch geringe Nachfrage von Gütern und Energie, wie z.B. Raumtemperaturregelungen) eine Reduktion der THG-Emissionen der Universität zu erreichen. Mehrere laufende oder geplante Maßnahmen der Universität Freiburg zielen bereits in diese Richtung. Beispielhaft sind hier die verschiedenen Anreize zur Energieeinsparung im Gebäudemanagement, die breite Verwendung von Recyclingpapier und Mehrwegcontainern in der Chemikalienentsorgung und Abfallverwertung, der Kältering und die PV-Anlage auf dem Dach der Universitätsbibliothek [15] zu nennen. Wie die THG-Bilanz zeigt, müssen diese Maßnahmen aber systematischer zusammengefasst und breiter angesetzt werden, um tatsächlich signifikante Reduktionen zu bewirken. 12
Neben diesen Maßnahmen vor Ort muss es in den kommenden Jahren auch darum gehen, die indirekten Emissionen durch den Bezug von Gütern und Dienstleistungen zu reduzieren (Scope-3-THG). Für größere Forschungsvorhaben sind Klimabilanzen bereits Standard [z.B. 16], aber auch im Arbeitsalltag sollten die Klimaauswirkungen von Waren und Dienstleistungen als zusätzliches Kriterium in die Entscheidungsfindung aufgenommen werden. Dadurch können einzelne Tätigkeiten neu gedacht und eventuell klimafreundlich umgestellt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Wahl des Verkehrsmittels für Dienstreisen auf kurzer und mittlerer Strecke, wo durch Verzicht auf Autofahrten und Flüge die transportbezogenen THG-Emissionen um 60-80% gesenkt werden können (Abb. 5). Die Klimabilanz der Universität sollte in regelmäßigen Abständen erhoben werden. Zum einen, um die Auswirkung der verschiedenen Maßnahmen zur Emissionsreduktion auf die Gesamtbilanz zu erfassen (Monitoring), und zum anderen, um jährliche Schwankungen, zum Beispiel durch Bautätigkeiten oder die Corona-Pandemie, zu erfassen [21]. Ein solches Update ist mit vertretbarem Aufwand möglich, wenn entsprechende Kompetenz vorhanden ist, wie das Beispiel der NTNU zeigt [20]. Im Zuge einer erweiterten Nachhaltigkeitsberichterstattung können aus der Klimabilanz auch weitere, aggregierte Indikatoren wie der ökologische Fußabdruck ermittelt werden [22]. Diese sollten dann auch – zusammen mit der Klimabilanz selbst – Eingang in regelmäßig zu veröffentlichende Nachhaltigkeitsberichte finden, wie z.B. vom Netzwerk „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (HOCHN)“ vorgeschlagen [23]. Abbildung 5: THG-Emissionen und typische Reisezeiten für eine einfache Fahrt von Freiburg in ausgewählte Orte in Deutschland und Europa. Diese Abbildung entstammt einem Blogeintrag [13] und wurde durch eine Vorlage aus der Schweiz inspiriert [14]. 13
Methode Die für die Erstellung der THG-Bilanz nötigen Schritte sind in Abb. 6 dargestellt. Zunächst (oben links) wird anhand der im GHG protocol [5] vorgegebenen Kriterien die Systemgrenze der Universität Freiburg festgelegt. Hierbei wurde für den Organisationstyp Universität das Kriterium ‚betriebliche Kontrolle‘ als definierend identifiziert, d.h. sämtliche Aktivitäten, über welche die Uni Freiburg die volle betriebliche Kontrolle hat, werden in die THG-Bilanz mit aufgenommen. Dann werden (oben rechts) die in den vorliegenden Arbeiten [9, 10] bereits vorliegenden Teile der THG-Bilanz übertragen und die bisher nicht oder nur vorläufig analysierten Posten aus Tabelle 1 identifiziert, so dass für diese Posten dann die Ausgaben der Universität Freiburg erfasst und zu den für die Fußabdruckberechnung verfügbaren Warengruppen zugeordnet werden können (zweite Reihe von oben). Dann werden die 2017er Endverbraucherpreise in die 2016er Herstellerpreise umgerechnet, indem die Inflation sowie die Verbrauchssteuerung und Einzelhandelsmargen herausgerechnet werden. Dieser Schritt ist erforderlich, da die Fußabdruckberechnung mit dem aktuellsten multiregionalen Input- Output-Modell mit globaler Abdeckung erfolgt, dessen Erfassungsjahr 2016 ist und dessen Quantifizierung der Warenströme in Herstellerpreisen erfolgt. Abbildung 6: THG-Bilanz der Uni Freiburg, Übersicht über verwendete Daten und Methode sowie deren Abfolge. ALUF: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, CPI: consumer price index (zum Inflationsausgleich im Modell), EXIOBASE: spezielle, hier verwendete EE-MRIO-Datenbank. EE-MRIO: environmentally-extended multiregional input-output model, eine Datenbank globaler Wertschöpfungsketten mittels der sich die verschiedenen Umwelt-Fußabdrücke ermitteln lassen, LCA: life cycle assessment. Quelle: [8]. Das multiregionale Input-Output-Modell [12] ermittelt die globalen Umwelt- und Ressourcenfußabdrücke der Endnachfrage Y der Universität Freiburg, indem mittels der sog. 14
Leontief-Modellgleichung [12] die Industrie-Vorketten (durch Matrixmultiplikation mit der Vorketten-Outputmatrix L, Leontief-Inverse genannt), die jeweiligen Emissionen (Multiplikation mit der Matrix der Emissionskoeffizienten S) sowie die Umwelteinträge (Multiplikation mit der Wichtungsmatrix für einzelne Emissionen C) errechnet werden. Durch Kombination dieser und der bereits mit der Ökobilanzmethode (LCA) ermittelten Anteile der THG-Bilanz [9, 10] werden dann die Abb. 2 und 3 erstellt. Die Fehlerintervalle (hier nicht berichtet) werden durch Durchrechnen verschiedener Annahmen bez. der Zuordnung der Ausgaben zu den 200 Warengruppen des Input-Output-Modells ermittelt (s. nächster Abschnitt). Eine detaillierte Dokumentation der Methoden ist über die Autoren erhältlich. Fehlerbetrachtung und Sensitivität der Ergebnisse in Bezug auf die getroffenen Annahmen Die Ermittlung der THG-Äquivalente ist nicht exakt möglich, da die genauen Produktbezeichnungen sowie deren Wertschöpfungsketten nicht bekannt sind. Stattdessen wird mit Durchschnittswerten operiert, welche die typischen Produktionsbedingungen und Transportwege für einzelne Warengruppen abbilden, womit auch eine Vergleichbarkeit bezüglich des Beitrags einzelner Warengruppen zur THG-Bilanz über verschiedene Organisationen hinweg möglich ist. Für die Umweltbewertung einzelner Klimaschutzmaßnahmen, z.B. die Beschaffung von Recyclingpapier oder die Verwendung langlebiger IT-Komponenten, ist eine jeweils detaillierte Einzelanalyse notwendig. Diese Feinheiten können mit der groben, hier präsentierten Abschätzung nicht abgebildet werden. Außerdem sind auch nicht alle verfügbaren Daten so dokumentiert, dass sie eine einfache Zuordnung zu verschiedenen Warengruppen ermöglichen. Für die Gruppe ‚Produkte und Dienstleistungen‘ verbleibt eine unbekannte Restsumme von 9,191 Millionen Euro. Hier wurde angenommen, dass ein Drittel dieser nicht zuordenbaren Kosten nicht für die THG- Bilanz relevant ist (z.B. Steuern oder Lizenzgebühren). Die restliche Summe (ca. 6 MEUR) wurde im Basisszenario zu zwei Dritteln auf die ‚Service‘-Kategorien und zu einem Drittel auf verschiedene Produktkategorien aufgeteilt. Im Alternativszenario wurden die Kosten zu einem Drittel auf die ‚Services‘-Kategorien und zwei Dritteln auf die Produktkategorien aufgeteilt. Daraus ergibt sich für die Gruppen ‚goods and services‘ und ‚construction‘ ein Fehlerintervall mit einem Mittelwert von ca. 20300 t CO2-eq (Abb. 7). Für Dienstreisen sind ebenfalls mehrere plausible Annahmen bezüglich des Anteils der verschiedenen Verkehrsträger möglich, besonders für Mittelstrecken. Hier hat Elizalde (2019, [9]) bereits eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt, deren Ergebnisse wir hier übernehmen und um die Ergebnisse für Reisen externer Gäste (0,77 MEUR) ergänzen. Daraus ergibt sich für die Gruppe ‚business travel‘ ein Intervall von [5875 t, 6360 t], wobei der rechte Wert (6360t) als der wahrscheinlichere angesehen und hier verwendet wird (Abb. 8). 15
11000 10800 10600 10400 10200 t CO2-eq 10000 9800 9600 9400 9200 9000 Goods and Services Construction Abbildung 7: Fehlerbalken für die Scope-3-Sektoren „goods and services“ and „construction“. Das Diagramm zeigt den Mittelwert aus Basis-Szenario und alternativem Szenario, welches im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse aufgrund von Ambivalenzen in der Datenkategorisierung entworfen wurde [8]. Fehlende Daten für beide Sektoren wurden hier im Nachhinein noch ergänzt. Das Basis-Szenario (in diesem Bericht präsentiert) setzt sich aus der kleineren Alternative für „goods and services“ und der größeren Alternative für „construction“ zusammen, welches wir für die wahrscheinlichere Alternative halten. Im alternativen Szenario ist es umgekehrt. Abbildung 8: Fehlerbalken für den Scope-3-Sektor „business travel“. Das Diagramm zeigt das von Elizalde (2019) [9] entworfene ‚travel scenario A‘. Fehlende Daten für Reisen durch Externe (Gäste) wurden entsprechend des von Elizalde entworfenen Modal-Split ergänzt. Die Fehlerintervalle zeigen die Werte für die Elizalde durchgeführte Sensitivitätsanalyse („travel scenario B“), welche eine verstärkte Nutzung des Schienenverkehrs im Modal-Split vorsieht. 16
Literatur- und Quellenverzeichnis Der Zugriff auf die hier verlinkten Internetseiten erfolgte zwischen dem 28.9.2020 und dem 21.02. 2021. [1] https://ourworldindata.org/contributed-most-global-co2 [2] https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in- deutschland#treibhausgas-emissionen-nach-kategorien [3] https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgasminderungsziele-deutschlands [3a] https://um.baden-wuerttemberg.de/de/ministerium/aufgaben-und-organisation/nachhaltige- landesverwaltung/klimaneutrale-landesverwaltung/ [3b] https://www.nachhaltige.uni-freiburg.de/de/umweltleitlinien/umweltleitlinien_uni_freiburg [3c] Hogne N. Larsen, Johan Pettersen, Christian Solli, Edgar G. Hertwich (2013). Investigating the Carbon Footprint of a University - The case of NTNU. Journal of Cleaner Production, Volume 48, 2013, Pages 39-47, https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2011.10.007 [4] https://www.nachhaltige.uni-freiburg.de/de/umweltbericht/umweltbericht-1 [5] WBCSD, & WRI. (2004). Greenhouse Gas Protocol Initiative: A corporate accounting and reporting standard. [6] WBCSD, & WRI. (2011). Greenhouse Gas Protocol: Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard: Supplement to the GHG Protocol Corporate Accounting and Reporting Standard. [7] Townsend, J., & Barrett, J. (2015). Exploring the applications of carbon footprinting towards sustainability at a UK university: reporting and decision making. Journal of Cleaner Production, 107, 164–176. [8] Marcel Eichler, 2020: Evaluating Environmental Impacts of University Procurements - An Environmentally Extended Multiregional Input Output Analysis of Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Master-thesis submitted in partial fulfilment of the requirements for the degree of Master of Science Environmental Governance [9] Benjamín Elizalde Durán, 2019: Evaluating Environmental Impacts in University Campus Operations: An Organizational Life Cycle Assessment (O-LCA) of Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Master-thesis submitted in partial fulfilment of the requirements for the degree of Master of Science Environmental Governance [10] Andrew Bonneau, 2017: Carbon Accounting of Material and Energy Flows in Campus Organizations: Case Study of the University of Freiburg. Master-thesis submitted in partial fulfilment of the requirements for the degree of Master of Science Environmental Governance [11] https://ghgprotocol.org/scope_2_guidance (Scope 2 document: only generation-based emissions, rest is scope 3 category: other energy-related emissions…) [12] Input-Output Analysis - Foundations and Extensions, 2nd Edition. Ronald E. Miller, University of Pennsylvania, and Peter D. Blair, National Academy of Sciences, Washington DC. Cambridge University Press, 2009. [13] http://www.blog.industrialecology.uni-freiburg.de/index.php/2020/01/02/co2-dienstreisen/ [14] https://ethz.ch/content/dam/ethz/associates/services/organisation/Schulleitung/mobilitaetsplattf orm/Zug_Flug%20Europa_Zeit%20und%20CO2.pdf 17
[15] https://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2014/pm.2014-07-31.80 [16] Carbon Footprint Study for the Giant Array for Neutrino Detection (GRAND) Project, https://arxiv.org/pdf/2101.02049.pdf [17] Robinson, O. J., Tewkesbury, A., Kemp, S., & Williams, I. D. (2018). Towards a universal carbon footprint standard: A case study of carbon management at universities. Journal of Cleaner Production, 172, 4435-4455. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2017.02.147 [18] Clabeaux, R., Carbajales-Dale, M., Ladner, D., & Walker, T. (2020). Assessing the carbon footprint of a university campus using a life cycle assessment approach. Journal of Cleaner Production, 273, 122600. https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2020.122600 [19] Getzinger, G., Schmitz, D., Mohnke, S., Steinwender, D., & Lindenthal, T. (2019). Treibhausgasbilanz von Universitäten in Österreich: Methode und Ergebnisse der Bilanzierung und Strategien zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. GAIA - Ecological Perspectives for Science and Society, 28(4). DOI:10.14512/gaia.28.4.13 [20] https://www.ntnu.no/documents/10137/0/Klimaregnskap+for+NTNU+2018_2019.pdf [21] Filimonau, V., Archer, D., Bellamy, L., Smith, N., & Wintrip, R. (2021). The carbon footprint of a UK University during the COVID-19 lockdown. Science of The Total Environment, 756, 143964. https://doi.org/10.1016/j.scitotenv.2020.143964 [22] Nunes, L. M., Catarino, A., Ribau Teixeira, M., & Cuesta, E. M. (2013). Framework for the inter- comparison of ecological footprint of universities. Ecological Indicators, 32, 276-284. https://doi.org/10.1016/j.ecolind.2013.04.007 [23] https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/handlungsfelder/nhb/hoch-n-leitfaden- nachhaltigkeitsberichterstattung-an-hochschulen.pdf 18
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