68 ORFF SCHULWERK INFORMATIONEN - Sommer 2002 - Orff Schulwerk Forum Salzburg

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ORFF
SCHULWERK
INFORMATIONEN

Sommer 2002   68
Orff-Schulwerk-Informationen

Herausgegeben von        Universität für Musik „Mozarteum“ in Salzburg,
                         Institut für Musik- und Tanzpädagogik – „Orff-Institut“
                         Frohnburgweg 55, A-5020 Salzburg
                         und
                         Orff-Schulwerk Forum, Salzburg
                         Hofhaymer-Allee 6, A-5020 Salzburg
                         Telefon 00 43/662-61 98-61 00
                         Telefax 00 43/662-61 98-61 09
                         E-mail: barbara.haselbach@moz.ac.at
Redaktion                Barbara Haselbach
Übersetzungen/           Barbara Haselbach
Zusammenfassungen        Elinor Klebel
                         Verena Maschat
                         Miriam Samuelson
                         Shirley Salmon
Fotos                    Barbara Asperger, Chris Amrhein, Rodrigo Fernández,
                         Ulrike E. Jungmair, M. L. Lemye, Piazza Giovanni,
                         Julian Urabl, Ernst Wieblitz
Satz                     Werbegrafik Mühlbacher, 5082 Grödig
Druck                    Druckerei Roser, Salzburg-Mayrwies
Diese Publikation wird   Gesellschaft »Förderer des Orff-Schulwerks«
ermöglicht durch         in Österreich
                         MUSIK + TANZ + ERZIEHUNG
                         Deutsche Orff-Schulwerk Gesellschaft
                         Schweizer Orff-Schulwerk Gesellschaft, Flawil
                         Studio 49 – Musikinstrumentenbau Gräfelfing
Nr. 68 Sommer 2002       Alle Rechte vorbehalten – Nachdruck und Übersetzung
                         nach Rücksprache mit der Redaktion

                                   1
INHALT / CONTENT
Barbara Haselbach       Editorial/Editorial          ......................................                                              5

Themenschwerpunkt: „Neue Medien“ in der Musik- und Tanzerziehung
Main Theme:        “New Media“ in Music and Dance Education

ARTIKEL   ZUM T HEMENSCHWERPUNKT         / ARTICLES        RELATED TO THE THEME

Manfred Oberlechner     Von der Kunst mit Neuen Medien kreativ zu sein
                        The Art of Being Creative with “New Media” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                   7
Rainer Kotzian          Tanz (in) der Zukunft
                        Dance in (of) the Future . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Steve Calantropio       Der Computer und die Musik- und Bewegungslehrer
                        The Computer and the Music and Movement Teacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Coloman Kallós          Die Bedeutung der Videodokumentation
                        im künstlerisch-pädagogischen Prozess
                        The Importance of Video Documentation in the Process
                        of Creative and Pedagogical Work . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19

AUS   DER   PRAXIS / FROM   PRACTICAL WORK

Chris Amrhein           „Neue Medien“ oder die Flucht aus der Realität. Media Kids
                        zwischen VR (Virtual Reality) und EP (Erlebnispädagogik)
                        “New Media” or the Escape from Reality . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Henry Junck /           Der Computer im Musikunterricht
Henry Kleren            The Computer in the Music Class . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Rodrigo Fernández       „Neue Medien“ meiden? Bericht aus einer Grundschulklasse
                        Avoid “New Media”? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
Ernst Wieblitz /        . . . mit „anderen“ Medien. Bericht über ein Instrumentenbau-Projekt
Barbara Asperger        im Rahmen der Behindertenarbeit am Orff-Institut
                        ...with “other” media. A report about an instrument building project . . . . . . . 38

PORTRÄT / PORTRAIT
Hermann Urabl           Im Gespräch mit Barbara Haselbach
                        In a Conversation with Barbara Haselbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

AUS   ALLER   WELT / FROM   ALL THE WORLD

Argentinien             Seminare in Buenos Aires (Verena Maschat) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
Australien              12. Nationale Konferenz (Biddy Seymour) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49
China                   Neues aus dem Land der Mitte (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
Deutschland             Neue Adresse und Geschäftsführung der Orff-Schulwerk-Gesellschaft
                        Deutschland e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

                                                              2
Neue Adresse der Carl Orff-Stiftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
                         Nachruf Gabriele Weiner (Hermann Regner u.a.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
                         PRO MERITO: Laudatio für Wolfgang Opitz (Angelika Lutz-Fischer) . . . . . . 52
                         Karl Alliger im Ruhestand (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
                         Vom Klang der Bilder zum Bild der Klänge (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . 54
Estland                  Drei Jahre nach dem Studium am Orff-Institut (Tuuli Jukk) . . . . . . . . . . . . . . . 55
Frankreich               Bericht über den Internationalen Herbstkurs 2001
                         der Association France (Agata Babkiewicz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57
Griechenland             1. Panhellenische Orff-Schulwerk Konferenz in Athen (Maria Filianou) . . . . . 58
Indonesien               Übernahme der Musikschule in Medan (Me-Lien Lemye) . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Italien                  Zur Entstehung und Entwicklung der Societá Italiana di Musica
                         Elementare Orff-Schulwerk SIMEOS (Raffaelo Menini) . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
                         Orff-Schulwerk in Rom (Giovanni Piazza) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Japan                    Bericht über die Aktivitäten in den Jahren 2001 und 2002 (Junko Hosoda) . . . 61
Litauen                  Gründung einer Orff-Schulwerk Gesellschaft: ‚Orff-Sektion der
                         Assoziation der Musiklehrer von Litauen’ (Vitalia Valeikiene) . . . . . . . . . . . . 61
                         Orff-Schulwerk Seminar in Klaipeda (Tuuli Jukk) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
Polen                    Orff-Schulwerk an der Musikhochschule Warschau
                         (Katarzyna Jakobczak- Dražek) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Schweiz                  Ernst E. Weber zum Achtzigsten (Helen Heuscher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
Singapore                Bericht über die Gründung der Orff-Schulwerk Assoziation Singapore
                         (Yvonne Yong) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64

AUS   DEM   ORFF-INSTITUT / FROM       THE   ORFF-INSTITUTE
Rudolf Nykrin            „Gegen die Versteppung – für die Begrünung“. Statement zum Bildungs-
                         auftrag des Instituts für Musik- und Tanzpädagogik „Orff-Institut“ anlässlich
                         des Tages der Musikpädagogik der Universität Mozarteum am 16.11. 01 . . . . 65
Shirley Salmon           Einjähriger berufsbegleitender Universitätslehrgang 2002/03.
                         „Musik und Tanz in Sozialer Arbeit und Integrativer Pädagogik“ . . . . . . . . . . 67

AUS   DEM   ORFF-SCHULWERK FORUM / FROM                 THE   ORFF-SCHULWERK FORUM
Barbara Haselbach        Orff-Schulwerk Informationen im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
Miroslava Blažeková     Treffen der Nachbarn - 6. Internationale Konferenz in Nitra, Slowakei . . . . . . 68

PUBLIKATIONEN / PUBLICATIONS
Shirley Salmon / Karin   Symposion Musikalische Lebenshilfe
Schumacher (Hrsg.)       (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69
Stefan Auerswald /       Der Computer im handlungsorientierten Musikunterricht.
Bernd Wißner             (Rainer Kotzian) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
Gabriele Klein (Hrsg.)   Tanz Bild Medien (Sonja Kern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

                                                               3
Braun-Rehm / Grüner /   Fidelio 1. Musik in der Grundschule
Küfer / Wirsching /     (Christine Schönherr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73
Zigldrum
Verena Brunner          Tanzen mit Mozart (Margarida Pinto do Amaral) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
Philipp Tenta           Passepied am ruhigen Fluss. Vier Begebenheiten aus der
                        musikalischen Lehrzeit des Mathias Simonetti Rheuter (Hermann Regner) . . 74
Australian National     CD Australian ways with Orff
Council of Orff-        (Anna Maria Kalcher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Schulwerk (Hrsg.)
Chris Amrhein           CD Magic Voice (Chris Amrhein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
www.musicalrom.com      Rock & Orff (Carmen Angulo) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

KURSE / COURSES          . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

ADRESSEN DER MITARBEITERINNEN UND SPONSOREN                          DIESER    AUSGABE /
ADDRESSES OF THE CO-AUTHORS AND SPONSORS OF                          THIS ISSUE         . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

                                                                 4
Die Artikel und Praxisberichte dieses Heftes setzen
                                                             sich auf vielfältige Weise mit diesem Problem aus-
                                                             einander:
                                                             Manfred Oberlechner stellt die kritische Frage, wie
                                                             weit die neuen Technologien das Ziel aller Entwick-
                                                             lung, die menschliche Selbstverwirklichung fördern
 Editorial                                                   oder gefährden können. Praxisnahe greift Steve Cal-
                                                             antropio in einem imaginären Dialog die Auseinan-
                                                             dersetzung zwischen enthusiastisch-„progressiven“
                                                             und zögerlich-„traditionellen“ Einstellungen unter
„Neue Medien gibt es nicht“, meint Chris Amrhein in          Lehrern auf. In „Tanz (in) der Zukunft“ beschreibt
seinem Beitrag, „sobald Du sie Dir gekauft hast, sind        Rainer Kotzian die faszinierenden Möglichkeiten,
sie schon wieder alt“. Dieses Statement entspricht           Tanz mit den Neuen Medien zu verbinden und disku-
zweifellos den Erfahrungen, denen viele von uns im-          tiert ihre Anwendung in der pädagogischen Praxis.
mer wieder ausgesetzt sind, trotzdem haben wir die-          Coloman Kallós (Die Bedeutung der Videodokumen-
sen Begriff in den Titel für unseren Themenschwer-           tation im künstlerisch-pädagogischen Prozess) be-
punkt genommen und meinen damit einen Terminus               richtet von seinen Erfahrungen und Aufgabenberei-
„in process“.                                                chen in Bezug auf das Thema im Umfeld des Orff-In-
Wir alle sind in vielen Bereichen des Lebens, vor al-        stituts.
lem in unseren Arbeits- und Kommunikationsprozes-            Einen umfassenden Überblick über in Frage kom-
sen, fast täglich mit den neuen Technologien kon-            mende Medien und vielfältige, offene Anregungen für
frontiert, unsere Schüler sind nicht nur „kompetente         den Unterricht mit Jugendlichen gibt Chris Amrhein
Partner“ (Hermann Urabl), sondern oft viel versierter        (Media Kids zwischen VR (virtual reality) und EP
im Umgang damit als viele ihrer Lehrer, die diesen           (Erlebnispädagogik), während Henri Kleren und
Entwicklungen ferner stehen. Doch es gibt kein An-           Henri Junck einen kurzen Bericht über ein von ihnen
halten im Wandel der Zeit und ein Stehenbleiben, eine        entwickeltes Projekt in Luxemburg vorstellen (Der
Vogel-Strauß-Politik brächte uns der jungen Genera-          Computer im Musikunterricht). Was Erstklässler im
tion gegenüber nur in die Position hoffnungsloser            Musik- und Bewegungsunterricht mit dem Computer
„Gruftis“.                                                   so alles anstellen, lässt uns Rodrigo Fernández (Neue
Trotz dieser Einsicht fühlen sich viele Lehrer – auch        Medien meiden?) miterleben. Medien ganz anderer
der Musik- und Bewegungserziehung – in einem Zu-             Art schließlich stellen Ernst Wieblitz und Barbara As-
stand großer Verunsicherung zwischen der                     perger in den Dienst der Arbeit mit Menschen mit Be-
Bemühung, auf der Höhe der letzten Entwicklungen             hinderungen (Bericht über ein Instrumentenbau-Pro-
sein zu wollen und grundlegenden Zweifeln an der             jekt).
lautstark verkündeten Omnipotenz der Medien.                 Nach längerer Zeit bringen wir wieder ein Gespräch
Aus diesem Grunde haben wir in diesem Heft die               in der Rubrik „Porträt“. Hermann Urabl ist einer der
Frage aufgegriffen, was denn Musik- und Bewe-                Pioniere der Medienarbeit am Orff-Institut und re-
gungserziehung, was das Orff-Schulwerk mit den               flektiert seine Erfahrungen.
„Neuen Medien“ zu tun haben könnte. Es geht nicht            Wir wünschen allen Lesern eine anregende Lektüre
um das „know how“ im Umgang mit den neuen Tech-              und freuen uns über Reaktionen und/oder Anregun-
nologien, denn dafür gibt es unzählige kompetente            gen.
Anleitungen. Es geht vielmehr um das Problem, ob
und wie wir die nicht mehr weg zu diskutierenden             Vorschau:
technischen Medien integrieren können, um mit Hilfe          Mit Spannung sehen wir der Wiederbegegnung (Fest
der zeitlosen Ausdrucksmedien Musik, Bewegung,               zum 40-jährigen Bestehen des Orff-Instituts von Frei-
Tanz und Sprache den Menschen, die wir unterrich-            tag bis Sonntag, 14.–16. Juni 2002) mit Absolventen
ten, dabei zu helfen, ihre Umwelt zu erfahren, zu ver-       des Orff-Instituts aus den 40 Jahren seines Bestehens
stehen und zu gestalten und ihre Innenwelt zum Aus-          entgegen. Wir werden im nächsten Heft darüber be-
druck zu bringen.                                            richten.

                                                         5
Ein weiteres Thema, das uns im Zeitalter der Globa-
lisierung am Herzen liegt, ist die Auseinandersetzung
mit dem Problem der Adaptierung der Konzepte des
Orff-Schulwerks in andere Kulturen.

Last but not least:
Ab Juni 2002 finden Sie die ORFF-SCHULWERK
INFORMATIONEN im Internet unter:
http://www.orff-schulwerk-informationen.org                     Editorial
                                   Barbara Haselbach           “New Media do not exist. When you finally buy them,
                                                               they are already old” This is the opinion expressed by
Die einzelnen Beiträge stellen die individuellen Mei-          Chris Amrhein in his article. This statement corre-
nungen und Erfahrungen der jeweiligen Autoren,                 sponds undoubtedly with our personal experiences.
nicht eine offizielle Auffassung des Orff-Instituts dar.       However, despite this fact we have chosen this title as
                                                               the main theme being aware that the term is currently
                                                               “in process”.
                                                               We are constantly confronted with technology, both in
                                                               everyday life and in our work. Our students are not
                                                               only “competent partners” (Hermann Urabl), but of-
                                                               ten more experienced in this field than many of their
                                                               teachers who have not caught up with this develop-
                                                               ment. However, there is no way of remaining still, and
                                                               “hiding our head in the sand” would only gain us the
                                                               reputation of being hopelessly out-of-date “oldies”.
                                                               Though conscious of this fact, many teachers – inclu-
                                                               ding those who work in Music and Dance Education
                                                               – feel a great insecurity in their position between the
                                                               need of being up-to-date with the latest developments
                                                               and haring fundamental doubts about the dominating
                                                               power of the media.
                                                               This is why the central theme of this issue is the
                                                               connection between Music and Dance Education and
                                                               the “new media”. We are not concerned here with the
                                                               “know how” dealing with technology, since this topic
                                                               is treated specifically in numerous publications. The
                                                               question is the need and possibilities for integrating
                                                               the omnipresent technical media, finding a way of
                                                               combining them with the timeless human expression
                                                               through music, movement, dance and speech in order
                                                               to help our students to perceive, understand and
                                                               shape the world around them and express the one
                                                               within them.
                                                               The articles and reports from practical work deal with
                                                               this problem in multiple ways: Manfred Oberlechner
                                                               asks the critical question, up to which point can the
                                                               new media foster or endanger the self-realization of a
                                                               person (The Art of being Creative with ‘New Media’).
                                                               In a fictitious dialogue Steve Calantropio presents the

                                                           6
discussion between the enthusiastic “progressive”
and the reluctantly “traditional attitude of teachers”
(The Computer and the elemental Music- and Move-
                                                                 Artikel zum
ment Teacher).In his contribution Rainer Kotzian de-
scribes the fascinating possibilities of combining
                                                                 Themenschwerpunkt
dance and the new media and discusses their appli-
cation in our daily teaching Dance in (of) the Future).          Articles related
Coloman Kallos reports about his experiences in this
area in the Orff Institute (The Importance of Video              the theme
Documentation in the Process of Creative and Pe-
dagogical Work).
Chris Amrhein presents a variety of media and their
multiple use with young people (‘New Media’ or the              Von der Kunst
Escape from Reality), while Henri Kleren and Henri
Junck write about their project in Luxemburg (The               mit neuen Medien
Computer in the Music Class). Rodrigo Fernández                 kreativ zu sein
shares with the reader his experience about what first
year Primary School children do with their computer                                             Manfred Oberlechner
in the Music and Movement class (Avoid ‘New Me-
dia’). A totally different kind of medium is presented          „Der Schritt von der Straße ins Kino führt ohnehin
by Ernst Wieblitz and Barbara Asperger (A project of            nicht mehr in den Traum (...)“ diagnostizieren Max
building instruments for people with disabilities ).            Horkheimer (1895–1973) und Theodor W. Adorno
In this issue we are again including our section “Por-          (1903–1969) in ihrem Aufsatz über die US-amerika-
trait”, talking to Hermann Urabl, one of the pioneers           nische Kunst- und Kulturindustrie der 1930er und
in developing the audiovisual and media work at the             1940er Jahre. Ihr interdisziplinärer Forschungsansatz,
Orff Institute.                                                 der sich in der Schrift Dialektik der Aufklärung (1944)
We hope that this edition will be of interest to our rea-       entfaltet, zielt insbesondere auf die kultur-theore-
ders and welcome any comment or suggestion.                     tische Analyse der Wirkungsweise von „Massenkul-
                                                                tur“. Dabei geht es ihnen um die Frage, welche indi-
Preview:                                                        viduellen Verhaltensanpassungen die – damals –
With great expectation we are preparing the encoun-             „Neuen Medien“ hervorbringen. Ihre Schlussfolge-
ter with many former students to celebrate the 40th             rung lautet: Die Kunst- und Kulturindustrie mit ihren
anniversary of the Orff Institute which will be held            „Neuen Medien“ ist ein „Massenbetrug“. Denn: Die
from June 14 - 16, 2002. We shall inform you about it           Kunst selbst habe sich degeneriert, ja prostituiert am
in our next issue.                                              kapitalistischen Marktprozess. Die „auratische Kunst-
Another theme of great interest in the era of globali-          auffassung“ jedoch, so wie sie Walter Benjamin
sation is the adaptation of the concept of the Schul-           (1892–1940) im Kunstwerk im Zeitalter seiner tech-
werk in other cultures.                                         nischen Reproduzierbarkeit (1936) beschreibt, hätte
Last but not least: As from June 2002 you can find our          ihre Aufgaben und Chancen vertan.
“Orff-Schulwerk Informationen” in the internet :                Die Autoren Horkheimer und Adorno gehen den Ur-
http://www.orff-schulwerk-informationen.org                     sachen für diese Entwicklung tiefschürfend nach: In
                                                                der Schrift Zur Kritik der instrumentellen Vernunft
                                   Barbara Haselbach            (1947) zeichnen sie in einem weit angelegten sozial-
                                                                philosophischen Parcours ein Bild, in dem das
Contributions reflect the individual viewpoints of              menschliche Vernunftdenken sich von einer sinn- und
their authors and do not represent an official opi-             wertkonstituierenden Vernunft hin zu einer „formel-
nion of the Orff Institute.                                     len“, nur auf bloße Effektivität gerichteten Vernunft
                                                                entwickelt hat. Diese Art von Vernunftdenken, auf
                                                                dem die vorgefundene Kunst- und Kulturindustrie mit

                                                            7
ihren „Neuen Medien“ aufbaut, wird ausschließlich             ein „neues Medium“, welches die individuelle völlige
durch Zweck-Mittel-Kalküle definiert: Fragen nach             Kontrolle über seinen Erfahrungsbereich verspricht.
der Sinnhaftigkeit oder Vernünftigkeit des Ganzen,            Die Frage, die sich uns stellen könnte, lautet: Was
nach Glück oder Gerechtigkeit für den einzelnen und           passiert mit den Menschen heute und in der Zukunft
die Gesellschaft erscheinen hierbei sinnlos. Was zählt,       im Zeitalter dieser „Neuen Medien“? Unterwerfen
ist die Beherrschung der Mittel, der Instrumente; und         sich die Menschen einer totalen Manipulationsmög-
da diese „instrumentelle“ Vernunft gleichgültig bleibt        lichkeit? Zu hinterfragen ist hierbei besonders die Ei-
gegen die Inhalte, auf die sie sich jeweils bezieht,          gen- und Fremdverantwortung von Menschen. Ver-
wird ihr alles zum Instrument, die Natur ebenso wie           bunden damit ist die Frage nach der Authentizität je-
der Mensch.                                                   des einzelnen von uns. Denn es scheint, dass die Na-
Diese Tatsache wird schließlich von der Kultur- und           tur des Menschen auch in den virtuellen
Kunstindustrie logistisch verwertet: Sie produziert           Medien-Welten verdrängt und denunziert und einer
und vertreibt Waren, welche bar jeglicher spezifischer        innerlichen Vereinheitlichung preisgegeben wird. Es
Eigenarten sind. In der Kunst und Kultur breitet sich         scheint, als ginge es in den virtuellen Welten zunächst
daher normierte Gleichartigkeit aus, wobei die Kul-           zentral um die Angst vor dem eigenen Selbstverlust.
tur- und Kunstindustrie gleiche Bedürfnisse mit Stan-         Um dieser Angst zu entrinnen, werden das Unbe-
dardgütern aufgrund des Zirkels von Manipulation              herrschbare, das Unüberschaubare, das Grenzenlose
und rückwirkendem Bedürfnis beliefert. Diese Pro-             und Geheimnisvolle, kurz die Imponderabilien des
dukte sind gleichzeitig so angelegt, dass sie die Vor-        Lebens unterdrückt. Damit aber gleichzeitig die
stellungskraft und Spontaneität der Konsumenten ver-          Chance zu erleben, was Selbstverlust für jeden ein-
kümmern lassen. Sie sind so angelegt, dass ihre adä-          zelnen von uns bedeuten kann. Denn ohne andauernd
quate Erfassung zwar Promptheit, präzise Beobach-             auf die eigene mühsame – freilich lebensnotwendige
tungsgabe und Versiertheit des Betrachters verlangt,          – Selbsterhaltung fixiert sein zu müssen, könnte ein
sie aber die eigenständig denkende Aktivität dessel-          Mensch viel gewinnen, indem er diese mühsame
ben geradezu verbieten, wenn dieser nicht die vor-            Grenzerhaltung zeitweise auflöst.
beihuschenden Fakten – wie etwa im Film – versäu-             Freilich gilt auch für diese „Neuen Medien“: Die Do-
men will.                                                     sis macht das Gift! Sie zu dämonisieren ist nicht ziel-
Dieser Betrug – und hier insbesondere der der neuen           führend. Denn die computerisierten virtuellen Welten
Filmindustrie – besteht dann auch nach Horkheimer             haben ihren Platz in unserer Gesellschaft. Sie bilden
und Adorno gerade darin, dass die Sehnsüchte der Zu-          mit Sicherheit keine „Parallelwelten“. Es gilt, diesen
schauer vorsätzlich enttäuscht werden. Anstatt diese          ihren angemessenen Platz in unserer Gesellschaft zu-
zu befriedigen, reproduziert die Filmindustrie die ent-       zuweisen. Und die Menschen haben genau hier ihre
täuschende Wirklichkeit mit ihren Sachzwängen noch            Verantwortung. Denn die Autonomie der „Neuen Me-
einmal. Sie verwehrt dem Konsumenten völlig die               dien“ ist nur eine relative: Sie bewegen sich nicht im
Möglichkeit zur Flucht; sie lässt ihn nicht los, son-         „gesellschaftsfreien Raum“, in ihnen drückt sich Ge-
dern abhängig und gibt ihm keinen Augenblick der              sellschaft aus, auch in ihren Schieflagen und Kon-
Ahnung von der Möglichkeit einer Rebellion gegen              fliktpositionen. Will man diese nicht einfach mitre-
sie. Diese „neuen Medien“ laden den Zuschauer zu              produzieren, dann bedarf es der Reflexion über Lö-
einer naiven Identifikation mit vorgeführten Stereo-          sungsmöglichkeiten. Somit könnten diese neu entste-
typen ein, was für diesen aber unbefriedigend sein            henden Medien-Welten ein kreatives Reservoir und
muss.                                                         Experimentierfeld sein. Zukunftsweisende Lösungen
Heute, in der Aufbruchszeit zum Zeitalter des Cyber-          könnten hierin erprobiert werden. In diesem Sinn
space, wo maschinelle künstliche Intelligenz die              wären sie auch eine sich den gesellschaftlichen Sach-
Domäne dessen, was noch vor kurzem alleine der                zwängen widersetzende Kraft. Menschliche Hoff-
Mensch zu können geglaubt hat, rapide und ohne vor-           nungen und Träume könnten darin erhalten bleiben,
hersehbares Ende schrumpfen lässt, starrt der Mensch          darin schützenswürdige Werte für die Zukunft nicht
wiederum gebannt auf seinen Bildschirm, aus dessen            preisgegeben werden.
Tiefe das Licht einer „neuen Dimension“ strahlt.              Was einmal also die erregende Vision der von der
Seine Hoffnungen konzentrieren sich wiederum auf              Erbsünde befreiten „Maschine Mensch“ war, wird im

                                                          8
Computerzeitalter als Computer-Mensch zur virtuel-            führungskraft der virtuellen Welten lädt zum Eska-
len Realität. Der „Neue Medien“-Kosmos als virtu-             pismus ein.
elle Welt ist computererzeugt, zufallslos, optisch per-       Häufig bringt die „Neue Medien“-Welt eine Verän-
fekt und durch geeignete Hilfsmittel begehbar, das            derung, meist jedoch Regredierung von physischen
drei-dimensionale Hologramm virtueller Partner. Der           wie psychisch-emotionalen Wahrnehmungsfaktoren
Mensch ist in dieses Geschehen elektronisch vernetzt          mit sich. Sie fördert eine körperentfremdete, passive
und hat die Möglichkeit, in dieser Welt präsent zu            Konsumkultur. Signal-Reaktionsabläufe auf Knopf-
sein. Lara Croft, der Star des Computerspiels „Tomb           druck ersetzen zunehmend eine Interaktionsweise, die
Raider III“, ist schon jetzt die Heldin der Online-Ge-        ihren Rhythmus mit den menschlichen Partnern
neration: „Girlies“ kleiden sich so wie sie, die Pop-         gemeinsam findet. Perfekt durchkomponierte und
gruppe „Die Ärzte“ bauen sie in ein Musikvideo ein,           fertig konsumierbare Bilder verdrängen die eigene
„Gucci“ oder „Alexander McQueen“ entwerfen Mode               Phantasie bzw. die persönliche Kreativität. Compu-
für ihren „Traumkörper“.                                      terwelten haben oft starre Grenzen, ihre Entwick-
Menschlich-authentische Aura, die an das „Hier und            lungsmuster basieren auf vorgeformten Anwendungs-
Jetzt“ gebunden ist, wird dabei durch einen künstlich-        schablonen, die wenig Eigeninitiative zulassen. Ist der
technischen Aufbau von Personality ersetzt. Dieser            Rezipient von der realen Welt bzw. von sich selbst
Starkultus ist – wie Lara Croft lebhaft beweist – nicht       entfremdet, dann ist die Computerwelt, die Maschine,
auf den realen Menschen beschränkt. Die Konsum-               „Partner“, die stets präsent ist, den User einhüllt und
wirtschaft vermarktet diese „Authentizität“ und               ihn seine Außenwelt vergessen lässt.
„Aura“ nach ihren Vorstellungen. Dadurch bleibt je-           Eine kreative Nutzung der heutigen und auch der
ner Zauber von Persönlichkeit konserviert, der in             zukünftigen „Neuen Medien“ könnte darin bestehen,
Wirklichkeit nur noch ein Zauber eines verdinglichten         dass man nicht am faktisch Gegebenen klebt, sondern
Warencharakters ist. Was tatsächlich bleibt, ist „eine        dazu eine freie, phantasievolle Distanz aufbaut – und
Sensation“ unter unzählig vielen.                             gleichzeitig die Interdependenz von „Neuen Medien“
Der volle auratische Mensch jedoch ist nicht repro-           und gesellschaftlicher Realität im Auge behält. Es
duzierbar, auch nicht klonierbar. Denn wird der               könnte ein kreatives Reservoir und Experimentierfeld
Mensch und seine Umwelt immer reproduzierbar,                 für nicht ausgelebte Phantasien sein, in dem sich der
dann verliert der Begriff der Authentizität im Sinne          einzelne selbst und in der Gemeinschaft erfährt. Lö-
Walter Benjamins Kunstwerk im Zeitalter seiner tech-          sungen könnten hier kreativ, spielerisch und zu-
nischen Reproduzierbarkeit seine Bedeutung und zer-           kunftsweisend ausprobiert werden.
bröselt im Relativistischen. Wenn der Mensch aus sei-
                                                              Literaturverzeichnis
nem „stehenden Jetzt“ überall hin aufbrechen kann,            Benjamin, Walter (1977): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner techni-
dann scheint sich Raum und Zeit in der Möglichkeit            schen Reproduzierbarkeit, Frankfurt / Main.
einer fast unbegrenzten Vervielfältigung und gleich-          Flusser, Vilém (1993): Vom Virtuellen, in: Florian Rötzer/Peter Wei-
zeitigen Präsenz zu verlieren. Die Begriffe von „Per-         bel (Hg.): Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk, München,
                                                              S. 65-71.
sönlichkeit“ und „Identität“ verändern sich unter die-
                                                              Habermas, Jürgen (1988): Theorie des kommunikativen Handelns.
ser Perspektive radikal: Ihres Körpers entledigte In-         Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Frankfurt/Main.
formationswesen werden zu Schaltstellen im globa-             Horkheimer, Max (1992): Zur Kritik der instrumentellen Vernunft,
len Datennetz. Der vernetzte Mensch sieht sich dann           Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch.
einer unendlichen Verfüg- und Konsumierbarkeit ge-            Horkheimer, Max (1987): Dialektik der Aufklärung und Schriften
                                                              1940-1950, Gesammelte Schriften, Band 5, Frankfurt/Main: Fischer
genüber: Digitalisierte Welten werden zu telemati-            Taschenbuch.
schen Konsumwelten. Und je weiter sich der einzelne           Rötzer, Florian (1998): Cyberspace als Heilserwartung, in: Norbert
ihrem Sog hingibt, desto größer sind die Möglichkei-          Bolz/Willem van Reijen (Hg): Heilsversprechen, München, S. 159-
ten zu seiner eigenen Vermarktung und Verdingli-              176.
chung. Denn aus virtuellen Labyrinthen herauszufin-
den, ist nicht einfach, besonders wenn den Ariadne-           Manfred Oberlechner, MMag. Dr.
faden die Industrie selbst in der Hand hält. Daher            Studium der Politikwissenschaft, Soziologie sowie
muss die Unterscheidung zwischen den „Realitäten“             Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an den Uni-
von jedem von uns gelernt werden. Denn die Ver-               versitäten Salzburg, Wien, Leyden und Amsterdam.

                                                          9
Dissertation über ein Thema des Multikulturalismus.
Zur Zeit Assistent am Institut für Spielforschung und           Tanz (in) der Zukunft ?
Spielpädagogik der Universität Mozarteum.
                                                                                                       Rainer Kotzian

Summary                                                         Freizeit, Schule oder Arbeit – der Computer als revo-
                                                                lutionäre Technologie steht weitgehend im Mittel-
The Art of Being Creative with New Media                        punkt des derzeitigen Interesses. Mit der Entwicklung
The extremely intensified means of the New Media,               von Computern wurde ein Medium für Information
threatens, in a fatal self-dynamic way, to give itself          und Kommunikation, für Arbeitserleichterung und
autonomy and to destroy the purpose of all progress:            Unterhaltung geschaffen. Da der aktuelle Stand der
the self-realization of human beings. What was once             Technologien immer auch im Kunstgeschehen re-
the exciting vision of the “Mechanical Man” freed               flektiert wird bzw. dieses beeinflusst, übernimmt der
from his original sin, will become, in the age of the           Computer im Bereich des Tanzes und der Tanzerzie-
computer, the virtual reality of the Computer Man.              hung ebenfalls immer mehr Funktionen. Dabei kann
The cosmos of the New Media is computer produced,               man sich kaum ein gegensätzlicheres Paar als Tanz
free of chance, optically perfect and accessible,               und Computer vorstellen – wird in den beiden Me-
through suitable aids, to the three dimensional holo-           dien dem Körper doch eine höchst divergierende
gram of a virtual partner. The man of the future sees           Rolle zugedacht. Das Ausdrucksmedium Tanz basiert
himself in front of a never ending available and con-           durchwegs auf Körperbewegung (sowohl Grobmoto-
sumerable product: the digitalized world will become            rik als auch Feinmotorik), für die Bedienung eines
the “telematic” world of the consumer. In this event,           Computers genügt – provokant formuliert – eine
man is electronically connected and has the possibi-            durchschnittlich entwickelte Feinmotorik der rechten
lity to be presented in this world. Lara Croft, the star        Hand, da die wichtigsten Funktionen durch die Be-
of the computer game “Tomb Raider III”, has already             dienung der Maus aufgerufen werden können. Aber
become the heroine of the online generation.                    die Computertechnologie kennt keine Grenzen, so
                                                                findet sie auch im Bereich Tanz bereits seit den 60er
MMag. Dr. Manfred Oberlechner                                   Jahren Verwendung. Und je mehr die Forschung vor-
is an assistant in the Institute for Research on Games          anschreitet, desto weniger ist der Computer aus un-
and the Pedagogy of Play. (Spielforschung und Spiel-            serem Leben wegzudenken. Oder?
pädagogik) at the University Mozarteum in Salzburg.             In den folgenden Abschnitten will ich die tatsächliche
                                                                Relevanz des Computers für den Bereich Tanz und
                                                                Tanzpädagogik aus verschiedenen Blickwinkeln über-
                                                                prüfen, wobei die hier aufgeführten Anwendungsge-
                                                                biete des Computers keinen Anspruch auf Vollstän-
                                                                digkeit stellen. Es soll lediglich ein Eindruck über die
                                                                bereits existierende Vielfalt computerorientierter
                                                                Tanzkunst und -pädagogik gegeben werden. Zu er-
                                                                warten ist auch, dass die Entwicklung weiter voran-
                                                                getrieben wird, und somit immer neue Aufgabenbe-
                                                                reiche für technische Geräte entstehen werden.

                                                                World Wide Web
                                                                Einer der offensichtlichsten Vorteile des Computers
                                                                zeigt sich wahrscheinlich mit der Fülle an Informa-
                                                                tionen, die durch ihn zugänglich wird. Der einzige
                                                                einhergehende Nachteil ist die gleichzeitige Menge
                                                                an überflüssigen Daten, die bei der Suche von Mate-
                                                                rial zu einer bestimmten Thematik ebenfalls gezwun-

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genermaßen gefunden wird (Suchmaschinen1 ver-                 Bewegungsdetektoren und sonstige „Spielereien“
weisen oft auf nicht mehr aktuelle bzw. für die ge-           im Tanzunterricht
wünschte Thematik unpassende Webseiten).                      Die Entwicklung ist längst so weit fortgeschritten,
Mittels Internet können Benutzer auf zahlreiche Tanz-         dass im praktischen Tanzunterricht Bewegungsdetek-
archive2, Diskussionsforen, Veranstaltungsinforma-            toren verwendet werden können, die nach Auswer-
tionen, Publikationen und Webseiten zugreifen, die            tung mittels Computer Aufschlüsse über Körperhal-
unterschiedlichste Künstler, Tanzgruppen, Perfor-             tung, Sprungkraft, Bewegungsmuster der Tanzenden
mance-Gruppen, Institutionen, Ausbildungsstätten              geben. Beispielsweise kann statistisch berechnet wer-
etc. präsentieren. Mittlerweile existieren „Online-Ge-        den, wie stark jemand zum Wiederholen einer be-
meinschaften“ mit gemeinsamen Interessen, die sich            stimmten Bewegung, eines bestimmten Bewegungs-
durch „Chat-Rooms3“, Diskussionsforen und „Mai-               musters tendiert. Es gibt sogar Geräte, die Lehrper-
ling-Listen4“ gegenseitig über Neuigkeiten in einem           sonen auf Verhaltensmuster und Feedbackverhalten
bestimmten Bereich informieren.                               überprüfen.
Das Internet hat sich sogar zu einem für die ganze            Ersetzen also Computeranimationen, Bewegungsde-
Welt erreichbaren „Veranstaltungszentrum“ ent-                tektoren und Statistikprogramme fortan die Lehrper-
wickelt. Viele Veranstaltungen werden live und                son, da der Computer als geduldiger und formbarer
manchmal auch nur im Netz ausgestrahlt.                       Trainingspartner diese nutzlos macht? Natürlich
                                                              nicht. Trotz Euphorie über neue Entwicklungen und
Multimediale (Informations- oder Lern-) Pro-                  Erfindungen sollte reflektiert werden, ob vermeintli-
gramme                                                        che Revolutionen dieser Art überhaupt relevant sind.
Diese Programme stellen Informationen bereit, die             Die Fähigkeit von Pädagogen, situations-, fach- und
der Benutzer des Programms zielgerichtet oder ex-             somit handlungskompetent auf die Dispositionen von
plorativ abrufen kann. Buch, Film, Tonband und Bild           Tanzenden reagieren und individuell ausgerichtete
werden in einem Medium präsentiert. Während Lern-             Lösungswege anbieten zu können, lässt im Vergleich
programme der Ausbildung und Festigung von Wis-               dazu die hier dargestellte computerunterstützte Ar-
sen, Fähigkeiten und Fertigkeiten mit Selbstbestim-           beitsweise nur als (zwar hochentwickelte aber sinn-
mung von Lernreihenfolge, Lerntempo und Anforde-              lose) Spielerei erscheinen.
rungsniveau dienen (z.B. spielerisches Üben des
Tanzvokabulars, der Tanznotation, Wissens-Quiz zur            Tanznotation am Computer
Tanzgeschichte usw.), sind Informationsprogramme              Computer können auch handschriftliche Notationen
als neue Form von Lexika zu verstehen. Der große              lesen, erkennen, in Computerdaten umrechnen und so
Vorteil von derartigen Programmen ist die mögliche            weiterverarbeiten. Im Vergleich zum Lesen von No-
Verbindung von Text, Grafik, Klang und Video.                 tationen in der Musik ergeben sich im Bereich Tanz
Diese Eigenschaft, verschiedene Präsentationsformen           allerdings zahlreiche Komplikationen, die diese Ent-
verknüpfen zu können, bringt auch Anwendungs-                 wicklung noch etwas hemmen. Erstens existieren
möglichkeiten im Bereich der Tanzanalyse. Prinzipien          viele voneinander abweichende Formen der Tanzno-
choreographischen und tänzerischen Schaffens wer-             tation, zweitens sind diese meist um einiges komple-
den mit Hilfe von Computeranimationen erläutert und           xer als die musikalische Notationsweise. Es gilt un-
veranschaulicht. Videoaufnahmen von Tänzer/innen              zählige Feinheiten zu beachten, die eine Übertragung
in Aktion können mit abstrakten Linien und Formen             in den Computer verkomplizieren. Trotzdem gibt es
überdeckt werden, wodurch Bewegungsideen bzw.                 bereits beachtliche Erfolge in der Forschung zu ver-
Bewegungsfolgen oder Beziehungen im Raum (usw.)               zeichnen. So wird beispielsweise an Programmen ge-
verdeutlicht werden sollen5. So kann eine Bewe-               forscht, die Laban-Notation (ein weitverbreitetes Sy-
gungssequenz erlernt (sofern Tänzer/innen eine Cho-           stem zur Analyse und Aufzeichnung menschlicher
reographie im Wechsel von kognitivem, analysieren-            Bewegung) erkennen, analysieren und weiterverar-
dem Sitzen vor dem Computer und transformieren-               beiten können. Mittlerweile soll es sogar funktionie-
dem und „verinnerlichendem“ Bewegen im Raum ler-              ren, dass schriftlich notierte Bewegungsfolgen auch
nen wollen/können) bzw. generell Aufschluss über              in bewegte Bilder umgewandelt, also von virtuellen
einen bestimmten Tanzstil gegeben werden.                     Tänzer/innen (vom Computer kreierten Figuren) ge-

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tanzt werden6. Dies ist ja in der Musik schon lange           schirm Bewegungen zustande, die er sich so nicht
mittels MIDI7 möglich. Im Tanz erscheint mir diese            hätte ausdenken können. Mit Hilfe von „Life Forms
Funktion allerdings als absolut revolutionär, sind            Dance 3.9“ können vom Benutzer kreierte Bewe-
doch Körperbewegungen um einiges komplexer zu                 gungsabläufe segmentiert werden, Bewegungen des
berechnen als Schwingungen von Tönen und Geräu-               Oberkörpers von einer Figur mit den Bewegungen des
schen.                                                        Unterkörpers einer anderen kombiniert werden.
Auch der umgekehrte Weg soll bald möglich sein.               Arm-, Bein- und Fußbewegungen werden voneinan-
Eine computeranimierte Tanzchoreographie (viel-               der gelöst und zufällig wieder neu verknüpft10.
leicht auch eine real getanzte Aufzeichnung auf Vi-           Bei dieser Form der Einbindung des Computers in
deo) kann dann in (z.B.) Labannotation ausgedruckt            Bereiche des Tanzes bleibt allerdings die Frage offen,
werden. Allerdings sollte die Forschung in eine der-          ob und wie die Tanzenden die erstellte Choreographie
artige Richtung auf ihren Nutzen hin überprüft wer-           am Gerät sitzend erlernen sollen. Unter diesem
den. Seit die Möglichkeit besteht, Tanz auf Video auf-        Aspekt ist der Computer wahrscheinlich nur für den
zuzeichnen, ist schriftliche (und ohnehin sehr kom-           Choreographen als Hilfs-Werkzeug in der Vorberei-
plexe) Tanznotation meines Erachtens nicht mehr re-           tung nützlich. Denn emotionale, mimische Feinhei-
levant. Die Dokumentationsform in bewegtem Bild               ten für den Ausdruck von Tänzerinnen und Tänzern
speichert kinästhetische Vorgänge detaillierter, näm-         sind über Computerfiguren nicht vermittelbar.
lich realgetreu und auf die individuellen Feinheiten          Vielleicht bringt das Lernen einer Choreographie vom
von Tänzern und Tänzerinnen bedacht, als es hand-             Computer aus aber genau deshalb Vorteile. Mögli-
schriftlich möglich ist.                                      cherweise aus demselben Grund, warum auch bereits
                                                              das Lernen von Bewegungskombinationen mittels
Computerchoreographie                                         wiederholtem Abspielen von Videos in Echtzeit und
Choreographien entstehen üblicherweise nicht zu               Zeitlupe praktiziert wird, könnten Tanzende durch die
Hause am Schreibtisch, sondern im Tanzstudio durch            eher verzerrte Darstellung von dynamischen Feinhei-
praktisches Tun. Der improvisatorische Weg des                ten, Mimik, Gestik, usw. dazu angehalten werden, die
„Ausprobierens“ mit der Gruppe ist für viele dabei            eigene Persönlichkeit mehr ins Spiel zu bringen. So
meist ein unverzichtbarer Faktor. Gerade in Tanzaus-          meint es auch Pablo Ventura, überzeugter Computer-
bildungsstätten, in denen die Tanzenden Erfahrungen           choreograph: „Die Emotionen fließen durch die ein-
im Choreographieren sammeln sollten, führt das zu             zelnen Tänzerinnen und Tänzer in die Choreographie,
massiven Zeit- und Raumproblemen. „Choreogra-                 [...] sie kommen nicht von mir, nicht von den Phra-
phen haben oft nicht die geeigneten Tänzer zur Ver-           sen.“11
fügung, um ihre Ideen umzusetzen (insbesondere in
der Ausbildung). Simulierte Tänzer [also Computer-            Der Computer als „Partner“
figuren – Anm. d. Verf.] sind in beliebiger Zahl vor-         In den bisher dargestellten Verwendungsformen dient
handen, sie haben beliebig viel Geduld, sie haben ein         der Computer als Hilfs-Werkzeug. In anderen An-
hervorragendes Gedächtnis, sie benötigen keine Wie-           wendungsbereichen avanciert das technische Gerät al-
derholungen, um sich etwas zu merken und sie sind             lerdings immer mehr zu einem „Partner“.
beliebig vergesslich“8. Ein professionelles Anima-            Es bietet durch das Internet z.B. eine selbständige
tionsprogramm wie z.B. „Life Forms Dance 3.9“9                „Kulturplattform“ – die Zahl der Internet-Performan-
lässt es zu, Bewegungen zu entwerfen, zu bearbeiten           ces steigt. Beispielsweise vereinte die „Company in
(spiegeln, kopieren, umkehren, usw.) und zu spei-             Space“ aus Australien in einer Produktion zwei Soli,
chern. Auch Merce Cunningham benutzt dieses Com-              die voneinander getrennt in unterschiedlichen Städ-
puterprogramm für einige seiner Choreographien als            ten vor jeweils eigenem Publikum live getanzt, aber
Hilfswerkzeug und führt so seine Arbeit nach dem              via Internet nach Monaco übertragen wurden, um sie
Zufallsprinzip weiter, die er in den 50er Jahren zu-          dort parallel und einander überlagernd auf einer
sammen mit John Cage entwickelt hat. Damals ent-              Bühne auszustrahlen12.
schied Münzwurf über Reihenfolge, Länge der Be-               Sogenannte „Virtual Reality Performances“ (Proje-
wegungen, Einsatz der Tänzer usw., heute bringt Cun-          zierte Computeranimationen, verfremdete Videose-
ningham nach eigenen Aussagen am Computerbild-                quenzen, Holographien usw.) schaffen auf der Bühne

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eine neue, virtuelle Welt, in der Tänzerinnen und Tän-        dem es durch Bewegungen eine Partitur erstellt, die
zer illusionäre Projektion miteinander verschmelzen           vom Computer musikalisch umgesetzt wird.
bzw. einander gegenseitig beeinflussen. Manche Cho-           Meiner Meinung nach ist dies allein aber noch nicht
reographen verzichten sogar gänzlich auf menschli-            genug, um das Ergebnis als „interaktiv“ bezeichnen
che Tänzer/innen. Animierte Computerfiguren über-             zu können. Möglicherweise besteht eine erhöhte An-
nehmen die Hauptrollen, wodurch bei diesen Tanz-              forderung an die Musikalität der Tänzerinnen und
stücken jeglicher emotionale Ausdruck fehlt – genau           Tänzer. In den beschriebenen Fällen ist aber keine In-
das, was einige Choreographen anstreben. Stücke, die          teraktion möglich, da die Musik in eine ausschließ-
keine „Handlung“ haben und keine Emotionen aus-               lich reaktive Rolle zurückgedrängt wird. Das für In-
drücken, aber unverwechselbare Stimmungen erzeu-              teraktion essentielle Wechselspiel von Aktion und Re-
gen, sind das Ziel. Die virtuellen Figuren scheinen in        aktion findet nicht statt. Wozu dann der Aufwand?
einem Moment täuschende Ähnlichkeit mit mensch-
lichen Tänzer/innen zu haben, im nächsten Moment              Motion Capturing
führen sie anatomisch unmögliche Bewegungen aus               Ein anderes Verfahren der Computeranimation ist das
und werden wieder zu irrealen Erscheinungen. So sol-          sogenannte „Motion Capturing“. Hier werden virtu-
len Wahrnehmungsprozesse beeinflusst und neue Di-             elle Figuren durch Aufzeichnungen von realen,
mensionen eröffnet werden.                                    menschlichen Bewegungen (mittels eines Sensorsy-
                                                              stems) animiert. Merce Cunningham beschäftigt sich
Palindrome und andere Experimente                             mit dieser Arbeitsform. Aber auch in der Unterhal-
Die Performance-Gruppe „Palindrome“13 unter der               tungsbranche wird die Technik eingesetzt. Für Lara
Leitung von Robert Wechsler (diese sei nur als Bei-           Croft etwa wurden die Bewegungsgrunddaten einer
spiel genannt, auch andere Gruppen und Choreogra-             Schauspielerin aufgezeichnet.
phen arbeiten mit Computern – prominentestes Bei-             Dies bedeutet also den Gipfel der Entkörperlichung
spiel sei wiederum Merce Cunningham14) setzt Com-             durch Medien, da der Mensch nur noch in die Rolle
putertechnik auf der Bühne nach eigenen Angaben               eines Doubles für eine virtuelle Figur gedrängt wird15.
„interaktiv“ ein. Tänzer sind mit Elektroden am Kör-
per ausgestattet, die als Übertragungsinstrument für          Pädagogische Relevanz für eine elementare Tanz-
eine Interaktion zwischen Tanz und Musik dienen sol-          erziehung
len. Kontrahierende Muskeln erzeugen elektrische              Der Computer ist meiner Meinung nach für eine ele-
Impulse, die andere Medien wie z.B. Tonanlagen be-            mentare pädagogische Arbeit nicht relevant. Soll die
einflussen. Verschiedenen Muskelgruppen ist jeweils           grundlegende, die elementare Erfahrung des eigenen
ein Ton-Kanal zugeordnet, wobei beim Anspannen                Körpers im Verhältnis zu Zeit und Raum stehen, kann
einer Muskelgruppe der entsprechende Ton hörbar               kein technisches Gerät dienlich sein. Ein auf imitati-
wird. Ebenso kann die Lichtregie beispielsweise               ves Aufnehmen und Aneignen ausgerichteter Unter-
durch die alternierende Frequenz des eigenen Herz-            richt geht am Ziel einer elementaren Pädagogik vor-
schlags gesteuert werden. Es wird auch ein (schein-           bei16. Egal ob ein Lehrer oder ein mittels Computer
bar) interaktives Computer-Kamera-System einge-               bearbeitetes und dann gezeigtes Lehrvideo imitiert
setzt. Drei Kameras geben zusammen eine drei-                 wird, wenn rein äußerlich nachvollzogene Bewe-
dimensionale Sicht des Geschehens auf der Bühne.              gungsabläufe im Vordergrund stehen, werden Aspekte
Linien werden über bzw. in die erfassten Videobilder          wie Kreativität, das Spielerische, Unkonventionalität,
gezeichnet. Diese Linien reagieren auf Veränderun-            das Schöpferische, Personenorientierung und beson-
gen im Bildhintergrund. Wird durch die Handbewe-              ders auch Emotionen außer Acht gelassen. In einer
gung eines Tänzers dann beispielsweise eine dieser            modernen Tanzpädagogik sollte Platz für individuelle
Linien „berührt“, können wiederum Tonpassagen etc.            Aufgabenstellungen und grundlegende Erfahrung von
ausgelöst werden. Durch Messungen der Abstands-               tänzerischen Parametern möglich sein. Elementarer
veränderungen zwischen Tanzenden kann derselbe                Tanz ist „nicht zuerst als Darstellung tradierter For-
Effekt erreicht werden. Der Tanz bringt also auf spie-        men zu sehen, sondern er erwächst aus innerer Be-
lerische Weise Musik hervor, die Farben der Kostüme           wegung und ihrem natürlich zugeordneten Körper-
generieren Klänge, das Publikum beteiligt sich, in-           rhythmus. [...] Es geht um die spielende und übende

                                                         13
Einbindung des Einzelnen in den permanenten Vor-                           http://www.dancebooks.co.uk/
gang des Hervorbringens, durch Kenntnis von Mate-                          http://www.tanzarchiv-leipzig.de/
                                                                           http://ourworld.compuserve.com/homepages/IDD/dzinetoc.htm
rial und Technik frei und befähigt zu sein, dem, was                       (Website der International Dance Discovery)
er hervorbringt, Gestalt geben zu können“17. Diese                       3 Webseiten, auf denen man gleichzeitig mit mehreren Personen
prozessorientierten Grundsätze zu vermitteln schafft                       schriftlich kommunizieren kann. Unabhängig vom Ort erhält der
kein technisches Gerät, dazu ist menschliche Interak-                      Dialogpartner die geschriebene Nachricht ohne zeitliche Verzö-
                                                                           gerung.
tion notwendig.                                                          4 Bei dieser Form der Emails wird die Nachricht eines Senders au-
Denkbar ist die Einbindung von Computern in den                            tomatisch an alle registrierten Mitglieder der „Liste“ geschickt,
Unterricht bei erfahrenen Tanzschülerinnen und                             ohne dass der Absender die einzelnen Adressen eingeben muss.
Schülern, die bereits über ein großes Selbstverständ-                      Praktisch ist dies für überregionale Gemeinschaften. So gibt es
                                                                           beispielsweise eine Schulmusik-Mailing-Liste, die so groß ist,
nis für ihren eigenen Körper und den Umgang damit                          dass sich die einzelnen Mitglieder persönlich gar nicht kennen,
besitzen. Hier kann der Computer alternativ zu ande-                       aber durch das gemeinsame Interesse in einen fachlichen Aus-
ren Aneignungsebenen sicherlich als Anschauungs-                           tausch treten können.
hilfe bei Analysen von Bewegungen oder bei der Er-                       5 Vgl. z.B. Forsythe, William: Improvisation Technologies – A Tool
                                                                           for the Analytical Dance Eye, Karlsruhe 1999 (CD-ROM)
arbeitung geschichtlicher Themen konsultiert werden
                                                                         6 vgl. dazu: http://www.rz.uni-frankfurt.de/~griesbec/
(siehe oben).                                                              CHOREO.HTML
                                                                         7 Musical Instrumental Digital Interface
Zeitersparnis oder Haare Raufen?                                         8 Griesbeck, Christian: 28.1.02, http://www.rz.uni-frankfurt.de/
                                                                           ~griesbec/CHOREO.HTML
Fast schicksalhaft ist während der Erstellung dieses                     9 vgl. 28.1.02: http://www.credo-interactive.com/products/index.html
Beitrags zur kritischen Betrachtung der Rolle des                       10 vgl. Weber, Lilo: 29.1.02, http://amsterdam.nettime.org/ Lists-Ar-
Computers im Bereich Tanz mein eigener Computer                            chives/rohrpost-0104/msg00129.html
einem Komplettabsturz zum Opfer gefallen. Nach                          11 ebda.
                                                                        12 vgl. ebda. Die Performance fand 2001 im Rahmen des „Monaco
einer routinemäßigen Wartungsarbeit wurden auf-
                                                                           Danses Dances Forums“ statt.
grund eines Systemfehlers einige Dateien gelöscht                       13 29.1.02, http://www.palindrome.de
oder beschädigt, sodass das gesamte Betriebssystem                      14 vgl. Weber, Lilo: 29.1.02, http://amsterdam.nettime.org/ Lists-Ar-
unbrauchbar wurde und neu eingerichtet werden mus-                         chives/rohrpost-0104/msg00129.html
ste. Dadurch gingen einige Dokumente unwieder-                          15 vgl. Graff, Bernd: Der Körper ist ein Double für das Double des
                                                                           Körpers, in: Klein, Gabriele (Hrsg.): Tanz, Bild, Medien, Lit Ver-
bringlich verloren (Sicherheitskopien erstellen, bevor                     lag 2000
es zu spät ist!), es kostete sehr viel Zeit, den Compu-                 16 vgl. Haselbach, Barbara: Tanzerziehung, Stuttgart 1971
ter wieder arbeitsfähig zu machen bzw. einzelne Pro-                    17 Jungmair, Ulrike: 29.1.02, http://bidok.uibk.ac.at/texte/ orff.html
gramme neu zu installieren.
Der Computer hat in vielen Bereichen bereits zentrale                   Rainer Kotzian
Aufgaben übernommen. Dabei wird oft außer Acht                          ist Absolvent des Magisterstudiums „Musik- und Be-
gelassen, dass sich diese Technologie zwar bereits auf                  wegungserziehung“ am Orff-Institut und derzeit Ver-
einem sehr hohen Entwicklungsstand befindet, aber                       tragsassistent an dessen Lehrkanzel für Musik-
bisher keineswegs hundertprozentig verlässlich ist. Es                  pädagogik sowie Lehrer an der Musikschule in Tei-
gilt also immer zu beachten, dass im wichtigsten Mo-                    sendorf (D). Nebenbei ist er auch als freischaffender
ment – egal ob im Unterricht, bei einer Aufführung                      Musiker im deutschsprachigen Raum unterwegs.
oder wenn ganz einfach die Zeit drängt – die Technik
versagen kann. So sehr der Computer also Zeiter-
sparnis und Arbeitserleichterung bedeuten kann, so                      Summary
wenig sollte man ihm (bisher noch) aber auch trauen.
                                                                        Dance in (of) the future?
                                                                        The computer has become an important part of our
 1 Webseiten, die ausschließlich dafür erstellt wurden, passende        life when one thinks of its different functions in leisure
   Sites zu gewählten Begriffen zu finden.                              time, work or school and studies. Computers are used
 2 Ein Testversuch ergab innerhalb von nur wenigen Minuten
   folgende nützliche links (28.1.02):
                                                                        in the fine art fields of music, film, video, the graphic
   http://www.dancer.com/dance-links/                                   and plastic arts and dance. The article describes some
   http://www.barbara-brune.de/links.htm                                of the possibilities for using the PC in a field that

                                                                   14
seems to be far removed from it. Dance is based on
all kinds of movement and expression – attributes that         Der Computer und die
seem rather suppressed when using computers. Ne-               Musik- und Bewegungslehrer
vertheless, given the condition that it is used correc-
tly and not too dominantly, the PC can offer great                                                 Steve Calantropio
help in the field of dance.
One possible working area is the Internet (World Wide          Das Folgende stellt ein imaginäres Gespräch zwi-
Web), for obtaining all kinds of data with information         schen zwei Musiklehrern an einer großen Grund-
about artists, performances and publications among             schule (elementary school) dar. Monika Techniker
other things. Computers can be used as “teachers”              (Tech.) „fährt voll ab“ auf die neuen Technologien und
that present information in a special way: data can            versucht, sie in ihre Arbeit einzubauen, Fritz Tradi-
be combined in books, films, audio tapes and pictures.         tiönchen (Trad.) hat viele Vorbehalte gegenüber der
The user can choose his own tempo and the kind and             Verwendung von Computern im Musikraum. Ihr Aus-
structure of learning for himself. This is a kind of a         tausch wird als Dialog dargestellt, die Anmerkungen
new form of encyclopaedia. Furthermore the compu-              des Autors erfolgen in kursiver Schrift.
ter can be a great help in analysing dance or dance
notation and in doing choreography. It can provide             Tech.: Tolle Neuigkeiten! Ich hab gerade gehört, dass
some “virtual animated dancers” who can do all the             wir Geld für neue Computer im Musikraum bekom-
movements you want them to do.                                 men.
There are even newer ways to use computers in dance.           Trad.: Was ist denn daran schon so toll? Verstehst Du
They are used live on stage to capture the motions of          nicht, dass jeder Euro, der für Technologie ausgege-
“real” dancers and, for example, to transform the re-          ben wird, ein Euro weniger für die Anschaffung von
ceived data into music. The dancing group “Palin-              Instrumenten ist? Diese Ausgaben für Technologie
drome” calls this “interactive” (not confirmed by the          drehen unserem Musikprogramm langsam aber sicher
author). A mixing of human and virtual dancers                 den Hahn ab. Wozu brauchen wir überhaupt Compu-
seems to be a future result. There is only one problem:        ter im Musikraum?
computers are still not reliable enough to guarantee           Ein trauriger, aber leider realistischer Prolog zu die-
a full functional use of them. Complete computer               sem Artikel: Die Budget Ansprüche im Medienbereich
crashes can happen during performances or lessons              wachsen zunehmend, um mit der immer rascheren
at any time.                                                   Entwicklung Schritt halten zu können. Da jedoch die
The author furthermore thinks that the computer is             finanziellen Mittel von Schulen keineswegs im selben
not suitable for the use in “Elementary Dance Edu-             Verhältnis zunehmen, sieht die Realität so aus, dass
cation” because it cannot transmit aspects of creati-          bei anderen Bereichen zugunsten der technischen
vity, games, unconventional work, improvisation and            Ausstattung gespart wird.
especially communication.                                      Tech.: Mein Computer hat mir wirkungsvoll gehol-
                                                               fen, mein Musik-Programm zu organisieren und zu
                                                               verwalten. Ich habe Datenbanken für die Anwesen-
Rainer Kotzian                                                 heit, für Aufzeichnungen über Fortschritte der
Graduated from the Orff-Institute in Salzburg (master          Schüler, ich kann visuelle Unterrichtsmaterialien in
degree). At the moment he works there as an assistant.         guter Qualität herstellen und die Arbeiten der Schüler
Additionally he works as a freelancing musician and            für die Benotung aufzeichnen. Ich kann mir gar nicht
as a teacher at the music-school in Teisendorf, Ger-           mehr vorstellen, wie ich das alles jahrelang ohne ge-
many.                                                          macht habe.
                                                               Trad.: Aber das alles haben wir doch früher auch ge-
                                                               nau so effektiv mit der Hand gemacht
                                                               Tech.: Ja, das stimmt. Aber jede Minute die ich jetzt
                                                               bei der Verarbeitung meines Programms einspare,
                                                               kann ich heute für aktives Musizieren mit meinen
                                                               Schülern verwenden.

                                                          15
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