68 ORFF SCHULWERK INFORMATIONEN - Sommer 2002 - Orff Schulwerk Forum Salzburg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
ORFF SCHULWERK INFORMATIONEN Sommer 2002 68
Orff-Schulwerk-Informationen Herausgegeben von Universität für Musik „Mozarteum“ in Salzburg, Institut für Musik- und Tanzpädagogik – „Orff-Institut“ Frohnburgweg 55, A-5020 Salzburg und Orff-Schulwerk Forum, Salzburg Hofhaymer-Allee 6, A-5020 Salzburg Telefon 00 43/662-61 98-61 00 Telefax 00 43/662-61 98-61 09 E-mail: barbara.haselbach@moz.ac.at Redaktion Barbara Haselbach Übersetzungen/ Barbara Haselbach Zusammenfassungen Elinor Klebel Verena Maschat Miriam Samuelson Shirley Salmon Fotos Barbara Asperger, Chris Amrhein, Rodrigo Fernández, Ulrike E. Jungmair, M. L. Lemye, Piazza Giovanni, Julian Urabl, Ernst Wieblitz Satz Werbegrafik Mühlbacher, 5082 Grödig Druck Druckerei Roser, Salzburg-Mayrwies Diese Publikation wird Gesellschaft »Förderer des Orff-Schulwerks« ermöglicht durch in Österreich MUSIK + TANZ + ERZIEHUNG Deutsche Orff-Schulwerk Gesellschaft Schweizer Orff-Schulwerk Gesellschaft, Flawil Studio 49 – Musikinstrumentenbau Gräfelfing Nr. 68 Sommer 2002 Alle Rechte vorbehalten – Nachdruck und Übersetzung nach Rücksprache mit der Redaktion 1
INHALT / CONTENT Barbara Haselbach Editorial/Editorial ...................................... 5 Themenschwerpunkt: „Neue Medien“ in der Musik- und Tanzerziehung Main Theme: “New Media“ in Music and Dance Education ARTIKEL ZUM T HEMENSCHWERPUNKT / ARTICLES RELATED TO THE THEME Manfred Oberlechner Von der Kunst mit Neuen Medien kreativ zu sein The Art of Being Creative with “New Media” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Rainer Kotzian Tanz (in) der Zukunft Dance in (of) the Future . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Steve Calantropio Der Computer und die Musik- und Bewegungslehrer The Computer and the Music and Movement Teacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Coloman Kallós Die Bedeutung der Videodokumentation im künstlerisch-pädagogischen Prozess The Importance of Video Documentation in the Process of Creative and Pedagogical Work . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 AUS DER PRAXIS / FROM PRACTICAL WORK Chris Amrhein „Neue Medien“ oder die Flucht aus der Realität. Media Kids zwischen VR (Virtual Reality) und EP (Erlebnispädagogik) “New Media” or the Escape from Reality . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Henry Junck / Der Computer im Musikunterricht Henry Kleren The Computer in the Music Class . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Rodrigo Fernández „Neue Medien“ meiden? Bericht aus einer Grundschulklasse Avoid “New Media”? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 Ernst Wieblitz / . . . mit „anderen“ Medien. Bericht über ein Instrumentenbau-Projekt Barbara Asperger im Rahmen der Behindertenarbeit am Orff-Institut ...with “other” media. A report about an instrument building project . . . . . . . 38 PORTRÄT / PORTRAIT Hermann Urabl Im Gespräch mit Barbara Haselbach In a Conversation with Barbara Haselbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 AUS ALLER WELT / FROM ALL THE WORLD Argentinien Seminare in Buenos Aires (Verena Maschat) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Australien 12. Nationale Konferenz (Biddy Seymour) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 China Neues aus dem Land der Mitte (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Deutschland Neue Adresse und Geschäftsführung der Orff-Schulwerk-Gesellschaft Deutschland e.V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 2
Neue Adresse der Carl Orff-Stiftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Nachruf Gabriele Weiner (Hermann Regner u.a.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 PRO MERITO: Laudatio für Wolfgang Opitz (Angelika Lutz-Fischer) . . . . . . 52 Karl Alliger im Ruhestand (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Vom Klang der Bilder zum Bild der Klänge (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . 54 Estland Drei Jahre nach dem Studium am Orff-Institut (Tuuli Jukk) . . . . . . . . . . . . . . . 55 Frankreich Bericht über den Internationalen Herbstkurs 2001 der Association France (Agata Babkiewicz) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Griechenland 1. Panhellenische Orff-Schulwerk Konferenz in Athen (Maria Filianou) . . . . . 58 Indonesien Übernahme der Musikschule in Medan (Me-Lien Lemye) . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Italien Zur Entstehung und Entwicklung der Societá Italiana di Musica Elementare Orff-Schulwerk SIMEOS (Raffaelo Menini) . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 Orff-Schulwerk in Rom (Giovanni Piazza) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Japan Bericht über die Aktivitäten in den Jahren 2001 und 2002 (Junko Hosoda) . . . 61 Litauen Gründung einer Orff-Schulwerk Gesellschaft: ‚Orff-Sektion der Assoziation der Musiklehrer von Litauen’ (Vitalia Valeikiene) . . . . . . . . . . . . 61 Orff-Schulwerk Seminar in Klaipeda (Tuuli Jukk) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Polen Orff-Schulwerk an der Musikhochschule Warschau (Katarzyna Jakobczak- Dražek) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Schweiz Ernst E. Weber zum Achtzigsten (Helen Heuscher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Singapore Bericht über die Gründung der Orff-Schulwerk Assoziation Singapore (Yvonne Yong) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 AUS DEM ORFF-INSTITUT / FROM THE ORFF-INSTITUTE Rudolf Nykrin „Gegen die Versteppung – für die Begrünung“. Statement zum Bildungs- auftrag des Instituts für Musik- und Tanzpädagogik „Orff-Institut“ anlässlich des Tages der Musikpädagogik der Universität Mozarteum am 16.11. 01 . . . . 65 Shirley Salmon Einjähriger berufsbegleitender Universitätslehrgang 2002/03. „Musik und Tanz in Sozialer Arbeit und Integrativer Pädagogik“ . . . . . . . . . . 67 AUS DEM ORFF-SCHULWERK FORUM / FROM THE ORFF-SCHULWERK FORUM Barbara Haselbach Orff-Schulwerk Informationen im Internet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Miroslava Blažeková Treffen der Nachbarn - 6. Internationale Konferenz in Nitra, Slowakei . . . . . . 68 PUBLIKATIONEN / PUBLICATIONS Shirley Salmon / Karin Symposion Musikalische Lebenshilfe Schumacher (Hrsg.) (Hermann Regner) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Stefan Auerswald / Der Computer im handlungsorientierten Musikunterricht. Bernd Wißner (Rainer Kotzian) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Gabriele Klein (Hrsg.) Tanz Bild Medien (Sonja Kern) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 3
Braun-Rehm / Grüner / Fidelio 1. Musik in der Grundschule Küfer / Wirsching / (Christine Schönherr) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Zigldrum Verena Brunner Tanzen mit Mozart (Margarida Pinto do Amaral) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 Philipp Tenta Passepied am ruhigen Fluss. Vier Begebenheiten aus der musikalischen Lehrzeit des Mathias Simonetti Rheuter (Hermann Regner) . . 74 Australian National CD Australian ways with Orff Council of Orff- (Anna Maria Kalcher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Schulwerk (Hrsg.) Chris Amrhein CD Magic Voice (Chris Amrhein) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 www.musicalrom.com Rock & Orff (Carmen Angulo) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 KURSE / COURSES . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 ADRESSEN DER MITARBEITERINNEN UND SPONSOREN DIESER AUSGABE / ADDRESSES OF THE CO-AUTHORS AND SPONSORS OF THIS ISSUE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 4
Die Artikel und Praxisberichte dieses Heftes setzen sich auf vielfältige Weise mit diesem Problem aus- einander: Manfred Oberlechner stellt die kritische Frage, wie weit die neuen Technologien das Ziel aller Entwick- lung, die menschliche Selbstverwirklichung fördern Editorial oder gefährden können. Praxisnahe greift Steve Cal- antropio in einem imaginären Dialog die Auseinan- dersetzung zwischen enthusiastisch-„progressiven“ und zögerlich-„traditionellen“ Einstellungen unter „Neue Medien gibt es nicht“, meint Chris Amrhein in Lehrern auf. In „Tanz (in) der Zukunft“ beschreibt seinem Beitrag, „sobald Du sie Dir gekauft hast, sind Rainer Kotzian die faszinierenden Möglichkeiten, sie schon wieder alt“. Dieses Statement entspricht Tanz mit den Neuen Medien zu verbinden und disku- zweifellos den Erfahrungen, denen viele von uns im- tiert ihre Anwendung in der pädagogischen Praxis. mer wieder ausgesetzt sind, trotzdem haben wir die- Coloman Kallós (Die Bedeutung der Videodokumen- sen Begriff in den Titel für unseren Themenschwer- tation im künstlerisch-pädagogischen Prozess) be- punkt genommen und meinen damit einen Terminus richtet von seinen Erfahrungen und Aufgabenberei- „in process“. chen in Bezug auf das Thema im Umfeld des Orff-In- Wir alle sind in vielen Bereichen des Lebens, vor al- stituts. lem in unseren Arbeits- und Kommunikationsprozes- Einen umfassenden Überblick über in Frage kom- sen, fast täglich mit den neuen Technologien kon- mende Medien und vielfältige, offene Anregungen für frontiert, unsere Schüler sind nicht nur „kompetente den Unterricht mit Jugendlichen gibt Chris Amrhein Partner“ (Hermann Urabl), sondern oft viel versierter (Media Kids zwischen VR (virtual reality) und EP im Umgang damit als viele ihrer Lehrer, die diesen (Erlebnispädagogik), während Henri Kleren und Entwicklungen ferner stehen. Doch es gibt kein An- Henri Junck einen kurzen Bericht über ein von ihnen halten im Wandel der Zeit und ein Stehenbleiben, eine entwickeltes Projekt in Luxemburg vorstellen (Der Vogel-Strauß-Politik brächte uns der jungen Genera- Computer im Musikunterricht). Was Erstklässler im tion gegenüber nur in die Position hoffnungsloser Musik- und Bewegungsunterricht mit dem Computer „Gruftis“. so alles anstellen, lässt uns Rodrigo Fernández (Neue Trotz dieser Einsicht fühlen sich viele Lehrer – auch Medien meiden?) miterleben. Medien ganz anderer der Musik- und Bewegungserziehung – in einem Zu- Art schließlich stellen Ernst Wieblitz und Barbara As- stand großer Verunsicherung zwischen der perger in den Dienst der Arbeit mit Menschen mit Be- Bemühung, auf der Höhe der letzten Entwicklungen hinderungen (Bericht über ein Instrumentenbau-Pro- sein zu wollen und grundlegenden Zweifeln an der jekt). lautstark verkündeten Omnipotenz der Medien. Nach längerer Zeit bringen wir wieder ein Gespräch Aus diesem Grunde haben wir in diesem Heft die in der Rubrik „Porträt“. Hermann Urabl ist einer der Frage aufgegriffen, was denn Musik- und Bewe- Pioniere der Medienarbeit am Orff-Institut und re- gungserziehung, was das Orff-Schulwerk mit den flektiert seine Erfahrungen. „Neuen Medien“ zu tun haben könnte. Es geht nicht Wir wünschen allen Lesern eine anregende Lektüre um das „know how“ im Umgang mit den neuen Tech- und freuen uns über Reaktionen und/oder Anregun- nologien, denn dafür gibt es unzählige kompetente gen. Anleitungen. Es geht vielmehr um das Problem, ob und wie wir die nicht mehr weg zu diskutierenden Vorschau: technischen Medien integrieren können, um mit Hilfe Mit Spannung sehen wir der Wiederbegegnung (Fest der zeitlosen Ausdrucksmedien Musik, Bewegung, zum 40-jährigen Bestehen des Orff-Instituts von Frei- Tanz und Sprache den Menschen, die wir unterrich- tag bis Sonntag, 14.–16. Juni 2002) mit Absolventen ten, dabei zu helfen, ihre Umwelt zu erfahren, zu ver- des Orff-Instituts aus den 40 Jahren seines Bestehens stehen und zu gestalten und ihre Innenwelt zum Aus- entgegen. Wir werden im nächsten Heft darüber be- druck zu bringen. richten. 5
Ein weiteres Thema, das uns im Zeitalter der Globa- lisierung am Herzen liegt, ist die Auseinandersetzung mit dem Problem der Adaptierung der Konzepte des Orff-Schulwerks in andere Kulturen. Last but not least: Ab Juni 2002 finden Sie die ORFF-SCHULWERK INFORMATIONEN im Internet unter: http://www.orff-schulwerk-informationen.org Editorial Barbara Haselbach “New Media do not exist. When you finally buy them, they are already old” This is the opinion expressed by Die einzelnen Beiträge stellen die individuellen Mei- Chris Amrhein in his article. This statement corre- nungen und Erfahrungen der jeweiligen Autoren, sponds undoubtedly with our personal experiences. nicht eine offizielle Auffassung des Orff-Instituts dar. However, despite this fact we have chosen this title as the main theme being aware that the term is currently “in process”. We are constantly confronted with technology, both in everyday life and in our work. Our students are not only “competent partners” (Hermann Urabl), but of- ten more experienced in this field than many of their teachers who have not caught up with this develop- ment. However, there is no way of remaining still, and “hiding our head in the sand” would only gain us the reputation of being hopelessly out-of-date “oldies”. Though conscious of this fact, many teachers – inclu- ding those who work in Music and Dance Education – feel a great insecurity in their position between the need of being up-to-date with the latest developments and haring fundamental doubts about the dominating power of the media. This is why the central theme of this issue is the connection between Music and Dance Education and the “new media”. We are not concerned here with the “know how” dealing with technology, since this topic is treated specifically in numerous publications. The question is the need and possibilities for integrating the omnipresent technical media, finding a way of combining them with the timeless human expression through music, movement, dance and speech in order to help our students to perceive, understand and shape the world around them and express the one within them. The articles and reports from practical work deal with this problem in multiple ways: Manfred Oberlechner asks the critical question, up to which point can the new media foster or endanger the self-realization of a person (The Art of being Creative with ‘New Media’). In a fictitious dialogue Steve Calantropio presents the 6
discussion between the enthusiastic “progressive” and the reluctantly “traditional attitude of teachers” (The Computer and the elemental Music- and Move- Artikel zum ment Teacher).In his contribution Rainer Kotzian de- scribes the fascinating possibilities of combining Themenschwerpunkt dance and the new media and discusses their appli- cation in our daily teaching Dance in (of) the Future). Articles related Coloman Kallos reports about his experiences in this area in the Orff Institute (The Importance of Video the theme Documentation in the Process of Creative and Pe- dagogical Work). Chris Amrhein presents a variety of media and their multiple use with young people (‘New Media’ or the Von der Kunst Escape from Reality), while Henri Kleren and Henri Junck write about their project in Luxemburg (The mit neuen Medien Computer in the Music Class). Rodrigo Fernández kreativ zu sein shares with the reader his experience about what first year Primary School children do with their computer Manfred Oberlechner in the Music and Movement class (Avoid ‘New Me- dia’). A totally different kind of medium is presented „Der Schritt von der Straße ins Kino führt ohnehin by Ernst Wieblitz and Barbara Asperger (A project of nicht mehr in den Traum (...)“ diagnostizieren Max building instruments for people with disabilities ). Horkheimer (1895–1973) und Theodor W. Adorno In this issue we are again including our section “Por- (1903–1969) in ihrem Aufsatz über die US-amerika- trait”, talking to Hermann Urabl, one of the pioneers nische Kunst- und Kulturindustrie der 1930er und in developing the audiovisual and media work at the 1940er Jahre. Ihr interdisziplinärer Forschungsansatz, Orff Institute. der sich in der Schrift Dialektik der Aufklärung (1944) We hope that this edition will be of interest to our rea- entfaltet, zielt insbesondere auf die kultur-theore- ders and welcome any comment or suggestion. tische Analyse der Wirkungsweise von „Massenkul- tur“. Dabei geht es ihnen um die Frage, welche indi- Preview: viduellen Verhaltensanpassungen die – damals – With great expectation we are preparing the encoun- „Neuen Medien“ hervorbringen. Ihre Schlussfolge- ter with many former students to celebrate the 40th rung lautet: Die Kunst- und Kulturindustrie mit ihren anniversary of the Orff Institute which will be held „Neuen Medien“ ist ein „Massenbetrug“. Denn: Die from June 14 - 16, 2002. We shall inform you about it Kunst selbst habe sich degeneriert, ja prostituiert am in our next issue. kapitalistischen Marktprozess. Die „auratische Kunst- Another theme of great interest in the era of globali- auffassung“ jedoch, so wie sie Walter Benjamin sation is the adaptation of the concept of the Schul- (1892–1940) im Kunstwerk im Zeitalter seiner tech- werk in other cultures. nischen Reproduzierbarkeit (1936) beschreibt, hätte Last but not least: As from June 2002 you can find our ihre Aufgaben und Chancen vertan. “Orff-Schulwerk Informationen” in the internet : Die Autoren Horkheimer und Adorno gehen den Ur- http://www.orff-schulwerk-informationen.org sachen für diese Entwicklung tiefschürfend nach: In der Schrift Zur Kritik der instrumentellen Vernunft Barbara Haselbach (1947) zeichnen sie in einem weit angelegten sozial- philosophischen Parcours ein Bild, in dem das Contributions reflect the individual viewpoints of menschliche Vernunftdenken sich von einer sinn- und their authors and do not represent an official opi- wertkonstituierenden Vernunft hin zu einer „formel- nion of the Orff Institute. len“, nur auf bloße Effektivität gerichteten Vernunft entwickelt hat. Diese Art von Vernunftdenken, auf dem die vorgefundene Kunst- und Kulturindustrie mit 7
ihren „Neuen Medien“ aufbaut, wird ausschließlich ein „neues Medium“, welches die individuelle völlige durch Zweck-Mittel-Kalküle definiert: Fragen nach Kontrolle über seinen Erfahrungsbereich verspricht. der Sinnhaftigkeit oder Vernünftigkeit des Ganzen, Die Frage, die sich uns stellen könnte, lautet: Was nach Glück oder Gerechtigkeit für den einzelnen und passiert mit den Menschen heute und in der Zukunft die Gesellschaft erscheinen hierbei sinnlos. Was zählt, im Zeitalter dieser „Neuen Medien“? Unterwerfen ist die Beherrschung der Mittel, der Instrumente; und sich die Menschen einer totalen Manipulationsmög- da diese „instrumentelle“ Vernunft gleichgültig bleibt lichkeit? Zu hinterfragen ist hierbei besonders die Ei- gegen die Inhalte, auf die sie sich jeweils bezieht, gen- und Fremdverantwortung von Menschen. Ver- wird ihr alles zum Instrument, die Natur ebenso wie bunden damit ist die Frage nach der Authentizität je- der Mensch. des einzelnen von uns. Denn es scheint, dass die Na- Diese Tatsache wird schließlich von der Kultur- und tur des Menschen auch in den virtuellen Kunstindustrie logistisch verwertet: Sie produziert Medien-Welten verdrängt und denunziert und einer und vertreibt Waren, welche bar jeglicher spezifischer innerlichen Vereinheitlichung preisgegeben wird. Es Eigenarten sind. In der Kunst und Kultur breitet sich scheint, als ginge es in den virtuellen Welten zunächst daher normierte Gleichartigkeit aus, wobei die Kul- zentral um die Angst vor dem eigenen Selbstverlust. tur- und Kunstindustrie gleiche Bedürfnisse mit Stan- Um dieser Angst zu entrinnen, werden das Unbe- dardgütern aufgrund des Zirkels von Manipulation herrschbare, das Unüberschaubare, das Grenzenlose und rückwirkendem Bedürfnis beliefert. Diese Pro- und Geheimnisvolle, kurz die Imponderabilien des dukte sind gleichzeitig so angelegt, dass sie die Vor- Lebens unterdrückt. Damit aber gleichzeitig die stellungskraft und Spontaneität der Konsumenten ver- Chance zu erleben, was Selbstverlust für jeden ein- kümmern lassen. Sie sind so angelegt, dass ihre adä- zelnen von uns bedeuten kann. Denn ohne andauernd quate Erfassung zwar Promptheit, präzise Beobach- auf die eigene mühsame – freilich lebensnotwendige tungsgabe und Versiertheit des Betrachters verlangt, – Selbsterhaltung fixiert sein zu müssen, könnte ein sie aber die eigenständig denkende Aktivität dessel- Mensch viel gewinnen, indem er diese mühsame ben geradezu verbieten, wenn dieser nicht die vor- Grenzerhaltung zeitweise auflöst. beihuschenden Fakten – wie etwa im Film – versäu- Freilich gilt auch für diese „Neuen Medien“: Die Do- men will. sis macht das Gift! Sie zu dämonisieren ist nicht ziel- Dieser Betrug – und hier insbesondere der der neuen führend. Denn die computerisierten virtuellen Welten Filmindustrie – besteht dann auch nach Horkheimer haben ihren Platz in unserer Gesellschaft. Sie bilden und Adorno gerade darin, dass die Sehnsüchte der Zu- mit Sicherheit keine „Parallelwelten“. Es gilt, diesen schauer vorsätzlich enttäuscht werden. Anstatt diese ihren angemessenen Platz in unserer Gesellschaft zu- zu befriedigen, reproduziert die Filmindustrie die ent- zuweisen. Und die Menschen haben genau hier ihre täuschende Wirklichkeit mit ihren Sachzwängen noch Verantwortung. Denn die Autonomie der „Neuen Me- einmal. Sie verwehrt dem Konsumenten völlig die dien“ ist nur eine relative: Sie bewegen sich nicht im Möglichkeit zur Flucht; sie lässt ihn nicht los, son- „gesellschaftsfreien Raum“, in ihnen drückt sich Ge- dern abhängig und gibt ihm keinen Augenblick der sellschaft aus, auch in ihren Schieflagen und Kon- Ahnung von der Möglichkeit einer Rebellion gegen fliktpositionen. Will man diese nicht einfach mitre- sie. Diese „neuen Medien“ laden den Zuschauer zu produzieren, dann bedarf es der Reflexion über Lö- einer naiven Identifikation mit vorgeführten Stereo- sungsmöglichkeiten. Somit könnten diese neu entste- typen ein, was für diesen aber unbefriedigend sein henden Medien-Welten ein kreatives Reservoir und muss. Experimentierfeld sein. Zukunftsweisende Lösungen Heute, in der Aufbruchszeit zum Zeitalter des Cyber- könnten hierin erprobiert werden. In diesem Sinn space, wo maschinelle künstliche Intelligenz die wären sie auch eine sich den gesellschaftlichen Sach- Domäne dessen, was noch vor kurzem alleine der zwängen widersetzende Kraft. Menschliche Hoff- Mensch zu können geglaubt hat, rapide und ohne vor- nungen und Träume könnten darin erhalten bleiben, hersehbares Ende schrumpfen lässt, starrt der Mensch darin schützenswürdige Werte für die Zukunft nicht wiederum gebannt auf seinen Bildschirm, aus dessen preisgegeben werden. Tiefe das Licht einer „neuen Dimension“ strahlt. Was einmal also die erregende Vision der von der Seine Hoffnungen konzentrieren sich wiederum auf Erbsünde befreiten „Maschine Mensch“ war, wird im 8
Computerzeitalter als Computer-Mensch zur virtuel- führungskraft der virtuellen Welten lädt zum Eska- len Realität. Der „Neue Medien“-Kosmos als virtu- pismus ein. elle Welt ist computererzeugt, zufallslos, optisch per- Häufig bringt die „Neue Medien“-Welt eine Verän- fekt und durch geeignete Hilfsmittel begehbar, das derung, meist jedoch Regredierung von physischen drei-dimensionale Hologramm virtueller Partner. Der wie psychisch-emotionalen Wahrnehmungsfaktoren Mensch ist in dieses Geschehen elektronisch vernetzt mit sich. Sie fördert eine körperentfremdete, passive und hat die Möglichkeit, in dieser Welt präsent zu Konsumkultur. Signal-Reaktionsabläufe auf Knopf- sein. Lara Croft, der Star des Computerspiels „Tomb druck ersetzen zunehmend eine Interaktionsweise, die Raider III“, ist schon jetzt die Heldin der Online-Ge- ihren Rhythmus mit den menschlichen Partnern neration: „Girlies“ kleiden sich so wie sie, die Pop- gemeinsam findet. Perfekt durchkomponierte und gruppe „Die Ärzte“ bauen sie in ein Musikvideo ein, fertig konsumierbare Bilder verdrängen die eigene „Gucci“ oder „Alexander McQueen“ entwerfen Mode Phantasie bzw. die persönliche Kreativität. Compu- für ihren „Traumkörper“. terwelten haben oft starre Grenzen, ihre Entwick- Menschlich-authentische Aura, die an das „Hier und lungsmuster basieren auf vorgeformten Anwendungs- Jetzt“ gebunden ist, wird dabei durch einen künstlich- schablonen, die wenig Eigeninitiative zulassen. Ist der technischen Aufbau von Personality ersetzt. Dieser Rezipient von der realen Welt bzw. von sich selbst Starkultus ist – wie Lara Croft lebhaft beweist – nicht entfremdet, dann ist die Computerwelt, die Maschine, auf den realen Menschen beschränkt. Die Konsum- „Partner“, die stets präsent ist, den User einhüllt und wirtschaft vermarktet diese „Authentizität“ und ihn seine Außenwelt vergessen lässt. „Aura“ nach ihren Vorstellungen. Dadurch bleibt je- Eine kreative Nutzung der heutigen und auch der ner Zauber von Persönlichkeit konserviert, der in zukünftigen „Neuen Medien“ könnte darin bestehen, Wirklichkeit nur noch ein Zauber eines verdinglichten dass man nicht am faktisch Gegebenen klebt, sondern Warencharakters ist. Was tatsächlich bleibt, ist „eine dazu eine freie, phantasievolle Distanz aufbaut – und Sensation“ unter unzählig vielen. gleichzeitig die Interdependenz von „Neuen Medien“ Der volle auratische Mensch jedoch ist nicht repro- und gesellschaftlicher Realität im Auge behält. Es duzierbar, auch nicht klonierbar. Denn wird der könnte ein kreatives Reservoir und Experimentierfeld Mensch und seine Umwelt immer reproduzierbar, für nicht ausgelebte Phantasien sein, in dem sich der dann verliert der Begriff der Authentizität im Sinne einzelne selbst und in der Gemeinschaft erfährt. Lö- Walter Benjamins Kunstwerk im Zeitalter seiner tech- sungen könnten hier kreativ, spielerisch und zu- nischen Reproduzierbarkeit seine Bedeutung und zer- kunftsweisend ausprobiert werden. bröselt im Relativistischen. Wenn der Mensch aus sei- Literaturverzeichnis nem „stehenden Jetzt“ überall hin aufbrechen kann, Benjamin, Walter (1977): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner techni- dann scheint sich Raum und Zeit in der Möglichkeit schen Reproduzierbarkeit, Frankfurt / Main. einer fast unbegrenzten Vervielfältigung und gleich- Flusser, Vilém (1993): Vom Virtuellen, in: Florian Rötzer/Peter Wei- zeitigen Präsenz zu verlieren. Die Begriffe von „Per- bel (Hg.): Cyberspace. Zum medialen Gesamtkunstwerk, München, S. 65-71. sönlichkeit“ und „Identität“ verändern sich unter die- Habermas, Jürgen (1988): Theorie des kommunikativen Handelns. ser Perspektive radikal: Ihres Körpers entledigte In- Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Frankfurt/Main. formationswesen werden zu Schaltstellen im globa- Horkheimer, Max (1992): Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, len Datennetz. Der vernetzte Mensch sieht sich dann Frankfurt/Main: Fischer Taschenbuch. einer unendlichen Verfüg- und Konsumierbarkeit ge- Horkheimer, Max (1987): Dialektik der Aufklärung und Schriften 1940-1950, Gesammelte Schriften, Band 5, Frankfurt/Main: Fischer genüber: Digitalisierte Welten werden zu telemati- Taschenbuch. schen Konsumwelten. Und je weiter sich der einzelne Rötzer, Florian (1998): Cyberspace als Heilserwartung, in: Norbert ihrem Sog hingibt, desto größer sind die Möglichkei- Bolz/Willem van Reijen (Hg): Heilsversprechen, München, S. 159- ten zu seiner eigenen Vermarktung und Verdingli- 176. chung. Denn aus virtuellen Labyrinthen herauszufin- den, ist nicht einfach, besonders wenn den Ariadne- Manfred Oberlechner, MMag. Dr. faden die Industrie selbst in der Hand hält. Daher Studium der Politikwissenschaft, Soziologie sowie muss die Unterscheidung zwischen den „Realitäten“ Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an den Uni- von jedem von uns gelernt werden. Denn die Ver- versitäten Salzburg, Wien, Leyden und Amsterdam. 9
Dissertation über ein Thema des Multikulturalismus. Zur Zeit Assistent am Institut für Spielforschung und Tanz (in) der Zukunft ? Spielpädagogik der Universität Mozarteum. Rainer Kotzian Summary Freizeit, Schule oder Arbeit – der Computer als revo- lutionäre Technologie steht weitgehend im Mittel- The Art of Being Creative with New Media punkt des derzeitigen Interesses. Mit der Entwicklung The extremely intensified means of the New Media, von Computern wurde ein Medium für Information threatens, in a fatal self-dynamic way, to give itself und Kommunikation, für Arbeitserleichterung und autonomy and to destroy the purpose of all progress: Unterhaltung geschaffen. Da der aktuelle Stand der the self-realization of human beings. What was once Technologien immer auch im Kunstgeschehen re- the exciting vision of the “Mechanical Man” freed flektiert wird bzw. dieses beeinflusst, übernimmt der from his original sin, will become, in the age of the Computer im Bereich des Tanzes und der Tanzerzie- computer, the virtual reality of the Computer Man. hung ebenfalls immer mehr Funktionen. Dabei kann The cosmos of the New Media is computer produced, man sich kaum ein gegensätzlicheres Paar als Tanz free of chance, optically perfect and accessible, und Computer vorstellen – wird in den beiden Me- through suitable aids, to the three dimensional holo- dien dem Körper doch eine höchst divergierende gram of a virtual partner. The man of the future sees Rolle zugedacht. Das Ausdrucksmedium Tanz basiert himself in front of a never ending available and con- durchwegs auf Körperbewegung (sowohl Grobmoto- sumerable product: the digitalized world will become rik als auch Feinmotorik), für die Bedienung eines the “telematic” world of the consumer. In this event, Computers genügt – provokant formuliert – eine man is electronically connected and has the possibi- durchschnittlich entwickelte Feinmotorik der rechten lity to be presented in this world. Lara Croft, the star Hand, da die wichtigsten Funktionen durch die Be- of the computer game “Tomb Raider III”, has already dienung der Maus aufgerufen werden können. Aber become the heroine of the online generation. die Computertechnologie kennt keine Grenzen, so findet sie auch im Bereich Tanz bereits seit den 60er MMag. Dr. Manfred Oberlechner Jahren Verwendung. Und je mehr die Forschung vor- is an assistant in the Institute for Research on Games anschreitet, desto weniger ist der Computer aus un- and the Pedagogy of Play. (Spielforschung und Spiel- serem Leben wegzudenken. Oder? pädagogik) at the University Mozarteum in Salzburg. In den folgenden Abschnitten will ich die tatsächliche Relevanz des Computers für den Bereich Tanz und Tanzpädagogik aus verschiedenen Blickwinkeln über- prüfen, wobei die hier aufgeführten Anwendungsge- biete des Computers keinen Anspruch auf Vollstän- digkeit stellen. Es soll lediglich ein Eindruck über die bereits existierende Vielfalt computerorientierter Tanzkunst und -pädagogik gegeben werden. Zu er- warten ist auch, dass die Entwicklung weiter voran- getrieben wird, und somit immer neue Aufgabenbe- reiche für technische Geräte entstehen werden. World Wide Web Einer der offensichtlichsten Vorteile des Computers zeigt sich wahrscheinlich mit der Fülle an Informa- tionen, die durch ihn zugänglich wird. Der einzige einhergehende Nachteil ist die gleichzeitige Menge an überflüssigen Daten, die bei der Suche von Mate- rial zu einer bestimmten Thematik ebenfalls gezwun- 10
genermaßen gefunden wird (Suchmaschinen1 ver- Bewegungsdetektoren und sonstige „Spielereien“ weisen oft auf nicht mehr aktuelle bzw. für die ge- im Tanzunterricht wünschte Thematik unpassende Webseiten). Die Entwicklung ist längst so weit fortgeschritten, Mittels Internet können Benutzer auf zahlreiche Tanz- dass im praktischen Tanzunterricht Bewegungsdetek- archive2, Diskussionsforen, Veranstaltungsinforma- toren verwendet werden können, die nach Auswer- tionen, Publikationen und Webseiten zugreifen, die tung mittels Computer Aufschlüsse über Körperhal- unterschiedlichste Künstler, Tanzgruppen, Perfor- tung, Sprungkraft, Bewegungsmuster der Tanzenden mance-Gruppen, Institutionen, Ausbildungsstätten geben. Beispielsweise kann statistisch berechnet wer- etc. präsentieren. Mittlerweile existieren „Online-Ge- den, wie stark jemand zum Wiederholen einer be- meinschaften“ mit gemeinsamen Interessen, die sich stimmten Bewegung, eines bestimmten Bewegungs- durch „Chat-Rooms3“, Diskussionsforen und „Mai- musters tendiert. Es gibt sogar Geräte, die Lehrper- ling-Listen4“ gegenseitig über Neuigkeiten in einem sonen auf Verhaltensmuster und Feedbackverhalten bestimmten Bereich informieren. überprüfen. Das Internet hat sich sogar zu einem für die ganze Ersetzen also Computeranimationen, Bewegungsde- Welt erreichbaren „Veranstaltungszentrum“ ent- tektoren und Statistikprogramme fortan die Lehrper- wickelt. Viele Veranstaltungen werden live und son, da der Computer als geduldiger und formbarer manchmal auch nur im Netz ausgestrahlt. Trainingspartner diese nutzlos macht? Natürlich nicht. Trotz Euphorie über neue Entwicklungen und Multimediale (Informations- oder Lern-) Pro- Erfindungen sollte reflektiert werden, ob vermeintli- gramme che Revolutionen dieser Art überhaupt relevant sind. Diese Programme stellen Informationen bereit, die Die Fähigkeit von Pädagogen, situations-, fach- und der Benutzer des Programms zielgerichtet oder ex- somit handlungskompetent auf die Dispositionen von plorativ abrufen kann. Buch, Film, Tonband und Bild Tanzenden reagieren und individuell ausgerichtete werden in einem Medium präsentiert. Während Lern- Lösungswege anbieten zu können, lässt im Vergleich programme der Ausbildung und Festigung von Wis- dazu die hier dargestellte computerunterstützte Ar- sen, Fähigkeiten und Fertigkeiten mit Selbstbestim- beitsweise nur als (zwar hochentwickelte aber sinn- mung von Lernreihenfolge, Lerntempo und Anforde- lose) Spielerei erscheinen. rungsniveau dienen (z.B. spielerisches Üben des Tanzvokabulars, der Tanznotation, Wissens-Quiz zur Tanznotation am Computer Tanzgeschichte usw.), sind Informationsprogramme Computer können auch handschriftliche Notationen als neue Form von Lexika zu verstehen. Der große lesen, erkennen, in Computerdaten umrechnen und so Vorteil von derartigen Programmen ist die mögliche weiterverarbeiten. Im Vergleich zum Lesen von No- Verbindung von Text, Grafik, Klang und Video. tationen in der Musik ergeben sich im Bereich Tanz Diese Eigenschaft, verschiedene Präsentationsformen allerdings zahlreiche Komplikationen, die diese Ent- verknüpfen zu können, bringt auch Anwendungs- wicklung noch etwas hemmen. Erstens existieren möglichkeiten im Bereich der Tanzanalyse. Prinzipien viele voneinander abweichende Formen der Tanzno- choreographischen und tänzerischen Schaffens wer- tation, zweitens sind diese meist um einiges komple- den mit Hilfe von Computeranimationen erläutert und xer als die musikalische Notationsweise. Es gilt un- veranschaulicht. Videoaufnahmen von Tänzer/innen zählige Feinheiten zu beachten, die eine Übertragung in Aktion können mit abstrakten Linien und Formen in den Computer verkomplizieren. Trotzdem gibt es überdeckt werden, wodurch Bewegungsideen bzw. bereits beachtliche Erfolge in der Forschung zu ver- Bewegungsfolgen oder Beziehungen im Raum (usw.) zeichnen. So wird beispielsweise an Programmen ge- verdeutlicht werden sollen5. So kann eine Bewe- forscht, die Laban-Notation (ein weitverbreitetes Sy- gungssequenz erlernt (sofern Tänzer/innen eine Cho- stem zur Analyse und Aufzeichnung menschlicher reographie im Wechsel von kognitivem, analysieren- Bewegung) erkennen, analysieren und weiterverar- dem Sitzen vor dem Computer und transformieren- beiten können. Mittlerweile soll es sogar funktionie- dem und „verinnerlichendem“ Bewegen im Raum ler- ren, dass schriftlich notierte Bewegungsfolgen auch nen wollen/können) bzw. generell Aufschluss über in bewegte Bilder umgewandelt, also von virtuellen einen bestimmten Tanzstil gegeben werden. Tänzer/innen (vom Computer kreierten Figuren) ge- 11
tanzt werden6. Dies ist ja in der Musik schon lange schirm Bewegungen zustande, die er sich so nicht mittels MIDI7 möglich. Im Tanz erscheint mir diese hätte ausdenken können. Mit Hilfe von „Life Forms Funktion allerdings als absolut revolutionär, sind Dance 3.9“ können vom Benutzer kreierte Bewe- doch Körperbewegungen um einiges komplexer zu gungsabläufe segmentiert werden, Bewegungen des berechnen als Schwingungen von Tönen und Geräu- Oberkörpers von einer Figur mit den Bewegungen des schen. Unterkörpers einer anderen kombiniert werden. Auch der umgekehrte Weg soll bald möglich sein. Arm-, Bein- und Fußbewegungen werden voneinan- Eine computeranimierte Tanzchoreographie (viel- der gelöst und zufällig wieder neu verknüpft10. leicht auch eine real getanzte Aufzeichnung auf Vi- Bei dieser Form der Einbindung des Computers in deo) kann dann in (z.B.) Labannotation ausgedruckt Bereiche des Tanzes bleibt allerdings die Frage offen, werden. Allerdings sollte die Forschung in eine der- ob und wie die Tanzenden die erstellte Choreographie artige Richtung auf ihren Nutzen hin überprüft wer- am Gerät sitzend erlernen sollen. Unter diesem den. Seit die Möglichkeit besteht, Tanz auf Video auf- Aspekt ist der Computer wahrscheinlich nur für den zuzeichnen, ist schriftliche (und ohnehin sehr kom- Choreographen als Hilfs-Werkzeug in der Vorberei- plexe) Tanznotation meines Erachtens nicht mehr re- tung nützlich. Denn emotionale, mimische Feinhei- levant. Die Dokumentationsform in bewegtem Bild ten für den Ausdruck von Tänzerinnen und Tänzern speichert kinästhetische Vorgänge detaillierter, näm- sind über Computerfiguren nicht vermittelbar. lich realgetreu und auf die individuellen Feinheiten Vielleicht bringt das Lernen einer Choreographie vom von Tänzern und Tänzerinnen bedacht, als es hand- Computer aus aber genau deshalb Vorteile. Mögli- schriftlich möglich ist. cherweise aus demselben Grund, warum auch bereits das Lernen von Bewegungskombinationen mittels Computerchoreographie wiederholtem Abspielen von Videos in Echtzeit und Choreographien entstehen üblicherweise nicht zu Zeitlupe praktiziert wird, könnten Tanzende durch die Hause am Schreibtisch, sondern im Tanzstudio durch eher verzerrte Darstellung von dynamischen Feinhei- praktisches Tun. Der improvisatorische Weg des ten, Mimik, Gestik, usw. dazu angehalten werden, die „Ausprobierens“ mit der Gruppe ist für viele dabei eigene Persönlichkeit mehr ins Spiel zu bringen. So meist ein unverzichtbarer Faktor. Gerade in Tanzaus- meint es auch Pablo Ventura, überzeugter Computer- bildungsstätten, in denen die Tanzenden Erfahrungen choreograph: „Die Emotionen fließen durch die ein- im Choreographieren sammeln sollten, führt das zu zelnen Tänzerinnen und Tänzer in die Choreographie, massiven Zeit- und Raumproblemen. „Choreogra- [...] sie kommen nicht von mir, nicht von den Phra- phen haben oft nicht die geeigneten Tänzer zur Ver- sen.“11 fügung, um ihre Ideen umzusetzen (insbesondere in der Ausbildung). Simulierte Tänzer [also Computer- Der Computer als „Partner“ figuren – Anm. d. Verf.] sind in beliebiger Zahl vor- In den bisher dargestellten Verwendungsformen dient handen, sie haben beliebig viel Geduld, sie haben ein der Computer als Hilfs-Werkzeug. In anderen An- hervorragendes Gedächtnis, sie benötigen keine Wie- wendungsbereichen avanciert das technische Gerät al- derholungen, um sich etwas zu merken und sie sind lerdings immer mehr zu einem „Partner“. beliebig vergesslich“8. Ein professionelles Anima- Es bietet durch das Internet z.B. eine selbständige tionsprogramm wie z.B. „Life Forms Dance 3.9“9 „Kulturplattform“ – die Zahl der Internet-Performan- lässt es zu, Bewegungen zu entwerfen, zu bearbeiten ces steigt. Beispielsweise vereinte die „Company in (spiegeln, kopieren, umkehren, usw.) und zu spei- Space“ aus Australien in einer Produktion zwei Soli, chern. Auch Merce Cunningham benutzt dieses Com- die voneinander getrennt in unterschiedlichen Städ- puterprogramm für einige seiner Choreographien als ten vor jeweils eigenem Publikum live getanzt, aber Hilfswerkzeug und führt so seine Arbeit nach dem via Internet nach Monaco übertragen wurden, um sie Zufallsprinzip weiter, die er in den 50er Jahren zu- dort parallel und einander überlagernd auf einer sammen mit John Cage entwickelt hat. Damals ent- Bühne auszustrahlen12. schied Münzwurf über Reihenfolge, Länge der Be- Sogenannte „Virtual Reality Performances“ (Proje- wegungen, Einsatz der Tänzer usw., heute bringt Cun- zierte Computeranimationen, verfremdete Videose- ningham nach eigenen Aussagen am Computerbild- quenzen, Holographien usw.) schaffen auf der Bühne 12
eine neue, virtuelle Welt, in der Tänzerinnen und Tän- dem es durch Bewegungen eine Partitur erstellt, die zer illusionäre Projektion miteinander verschmelzen vom Computer musikalisch umgesetzt wird. bzw. einander gegenseitig beeinflussen. Manche Cho- Meiner Meinung nach ist dies allein aber noch nicht reographen verzichten sogar gänzlich auf menschli- genug, um das Ergebnis als „interaktiv“ bezeichnen che Tänzer/innen. Animierte Computerfiguren über- zu können. Möglicherweise besteht eine erhöhte An- nehmen die Hauptrollen, wodurch bei diesen Tanz- forderung an die Musikalität der Tänzerinnen und stücken jeglicher emotionale Ausdruck fehlt – genau Tänzer. In den beschriebenen Fällen ist aber keine In- das, was einige Choreographen anstreben. Stücke, die teraktion möglich, da die Musik in eine ausschließ- keine „Handlung“ haben und keine Emotionen aus- lich reaktive Rolle zurückgedrängt wird. Das für In- drücken, aber unverwechselbare Stimmungen erzeu- teraktion essentielle Wechselspiel von Aktion und Re- gen, sind das Ziel. Die virtuellen Figuren scheinen in aktion findet nicht statt. Wozu dann der Aufwand? einem Moment täuschende Ähnlichkeit mit mensch- lichen Tänzer/innen zu haben, im nächsten Moment Motion Capturing führen sie anatomisch unmögliche Bewegungen aus Ein anderes Verfahren der Computeranimation ist das und werden wieder zu irrealen Erscheinungen. So sol- sogenannte „Motion Capturing“. Hier werden virtu- len Wahrnehmungsprozesse beeinflusst und neue Di- elle Figuren durch Aufzeichnungen von realen, mensionen eröffnet werden. menschlichen Bewegungen (mittels eines Sensorsy- stems) animiert. Merce Cunningham beschäftigt sich Palindrome und andere Experimente mit dieser Arbeitsform. Aber auch in der Unterhal- Die Performance-Gruppe „Palindrome“13 unter der tungsbranche wird die Technik eingesetzt. Für Lara Leitung von Robert Wechsler (diese sei nur als Bei- Croft etwa wurden die Bewegungsgrunddaten einer spiel genannt, auch andere Gruppen und Choreogra- Schauspielerin aufgezeichnet. phen arbeiten mit Computern – prominentestes Bei- Dies bedeutet also den Gipfel der Entkörperlichung spiel sei wiederum Merce Cunningham14) setzt Com- durch Medien, da der Mensch nur noch in die Rolle putertechnik auf der Bühne nach eigenen Angaben eines Doubles für eine virtuelle Figur gedrängt wird15. „interaktiv“ ein. Tänzer sind mit Elektroden am Kör- per ausgestattet, die als Übertragungsinstrument für Pädagogische Relevanz für eine elementare Tanz- eine Interaktion zwischen Tanz und Musik dienen sol- erziehung len. Kontrahierende Muskeln erzeugen elektrische Der Computer ist meiner Meinung nach für eine ele- Impulse, die andere Medien wie z.B. Tonanlagen be- mentare pädagogische Arbeit nicht relevant. Soll die einflussen. Verschiedenen Muskelgruppen ist jeweils grundlegende, die elementare Erfahrung des eigenen ein Ton-Kanal zugeordnet, wobei beim Anspannen Körpers im Verhältnis zu Zeit und Raum stehen, kann einer Muskelgruppe der entsprechende Ton hörbar kein technisches Gerät dienlich sein. Ein auf imitati- wird. Ebenso kann die Lichtregie beispielsweise ves Aufnehmen und Aneignen ausgerichteter Unter- durch die alternierende Frequenz des eigenen Herz- richt geht am Ziel einer elementaren Pädagogik vor- schlags gesteuert werden. Es wird auch ein (schein- bei16. Egal ob ein Lehrer oder ein mittels Computer bar) interaktives Computer-Kamera-System einge- bearbeitetes und dann gezeigtes Lehrvideo imitiert setzt. Drei Kameras geben zusammen eine drei- wird, wenn rein äußerlich nachvollzogene Bewe- dimensionale Sicht des Geschehens auf der Bühne. gungsabläufe im Vordergrund stehen, werden Aspekte Linien werden über bzw. in die erfassten Videobilder wie Kreativität, das Spielerische, Unkonventionalität, gezeichnet. Diese Linien reagieren auf Veränderun- das Schöpferische, Personenorientierung und beson- gen im Bildhintergrund. Wird durch die Handbewe- ders auch Emotionen außer Acht gelassen. In einer gung eines Tänzers dann beispielsweise eine dieser modernen Tanzpädagogik sollte Platz für individuelle Linien „berührt“, können wiederum Tonpassagen etc. Aufgabenstellungen und grundlegende Erfahrung von ausgelöst werden. Durch Messungen der Abstands- tänzerischen Parametern möglich sein. Elementarer veränderungen zwischen Tanzenden kann derselbe Tanz ist „nicht zuerst als Darstellung tradierter For- Effekt erreicht werden. Der Tanz bringt also auf spie- men zu sehen, sondern er erwächst aus innerer Be- lerische Weise Musik hervor, die Farben der Kostüme wegung und ihrem natürlich zugeordneten Körper- generieren Klänge, das Publikum beteiligt sich, in- rhythmus. [...] Es geht um die spielende und übende 13
Einbindung des Einzelnen in den permanenten Vor- http://www.dancebooks.co.uk/ gang des Hervorbringens, durch Kenntnis von Mate- http://www.tanzarchiv-leipzig.de/ http://ourworld.compuserve.com/homepages/IDD/dzinetoc.htm rial und Technik frei und befähigt zu sein, dem, was (Website der International Dance Discovery) er hervorbringt, Gestalt geben zu können“17. Diese 3 Webseiten, auf denen man gleichzeitig mit mehreren Personen prozessorientierten Grundsätze zu vermitteln schafft schriftlich kommunizieren kann. Unabhängig vom Ort erhält der kein technisches Gerät, dazu ist menschliche Interak- Dialogpartner die geschriebene Nachricht ohne zeitliche Verzö- gerung. tion notwendig. 4 Bei dieser Form der Emails wird die Nachricht eines Senders au- Denkbar ist die Einbindung von Computern in den tomatisch an alle registrierten Mitglieder der „Liste“ geschickt, Unterricht bei erfahrenen Tanzschülerinnen und ohne dass der Absender die einzelnen Adressen eingeben muss. Schülern, die bereits über ein großes Selbstverständ- Praktisch ist dies für überregionale Gemeinschaften. So gibt es beispielsweise eine Schulmusik-Mailing-Liste, die so groß ist, nis für ihren eigenen Körper und den Umgang damit dass sich die einzelnen Mitglieder persönlich gar nicht kennen, besitzen. Hier kann der Computer alternativ zu ande- aber durch das gemeinsame Interesse in einen fachlichen Aus- ren Aneignungsebenen sicherlich als Anschauungs- tausch treten können. hilfe bei Analysen von Bewegungen oder bei der Er- 5 Vgl. z.B. Forsythe, William: Improvisation Technologies – A Tool for the Analytical Dance Eye, Karlsruhe 1999 (CD-ROM) arbeitung geschichtlicher Themen konsultiert werden 6 vgl. dazu: http://www.rz.uni-frankfurt.de/~griesbec/ (siehe oben). CHOREO.HTML 7 Musical Instrumental Digital Interface Zeitersparnis oder Haare Raufen? 8 Griesbeck, Christian: 28.1.02, http://www.rz.uni-frankfurt.de/ ~griesbec/CHOREO.HTML Fast schicksalhaft ist während der Erstellung dieses 9 vgl. 28.1.02: http://www.credo-interactive.com/products/index.html Beitrags zur kritischen Betrachtung der Rolle des 10 vgl. Weber, Lilo: 29.1.02, http://amsterdam.nettime.org/ Lists-Ar- Computers im Bereich Tanz mein eigener Computer chives/rohrpost-0104/msg00129.html einem Komplettabsturz zum Opfer gefallen. Nach 11 ebda. 12 vgl. ebda. Die Performance fand 2001 im Rahmen des „Monaco einer routinemäßigen Wartungsarbeit wurden auf- Danses Dances Forums“ statt. grund eines Systemfehlers einige Dateien gelöscht 13 29.1.02, http://www.palindrome.de oder beschädigt, sodass das gesamte Betriebssystem 14 vgl. Weber, Lilo: 29.1.02, http://amsterdam.nettime.org/ Lists-Ar- unbrauchbar wurde und neu eingerichtet werden mus- chives/rohrpost-0104/msg00129.html ste. Dadurch gingen einige Dokumente unwieder- 15 vgl. Graff, Bernd: Der Körper ist ein Double für das Double des Körpers, in: Klein, Gabriele (Hrsg.): Tanz, Bild, Medien, Lit Ver- bringlich verloren (Sicherheitskopien erstellen, bevor lag 2000 es zu spät ist!), es kostete sehr viel Zeit, den Compu- 16 vgl. Haselbach, Barbara: Tanzerziehung, Stuttgart 1971 ter wieder arbeitsfähig zu machen bzw. einzelne Pro- 17 Jungmair, Ulrike: 29.1.02, http://bidok.uibk.ac.at/texte/ orff.html gramme neu zu installieren. Der Computer hat in vielen Bereichen bereits zentrale Rainer Kotzian Aufgaben übernommen. Dabei wird oft außer Acht ist Absolvent des Magisterstudiums „Musik- und Be- gelassen, dass sich diese Technologie zwar bereits auf wegungserziehung“ am Orff-Institut und derzeit Ver- einem sehr hohen Entwicklungsstand befindet, aber tragsassistent an dessen Lehrkanzel für Musik- bisher keineswegs hundertprozentig verlässlich ist. Es pädagogik sowie Lehrer an der Musikschule in Tei- gilt also immer zu beachten, dass im wichtigsten Mo- sendorf (D). Nebenbei ist er auch als freischaffender ment – egal ob im Unterricht, bei einer Aufführung Musiker im deutschsprachigen Raum unterwegs. oder wenn ganz einfach die Zeit drängt – die Technik versagen kann. So sehr der Computer also Zeiter- sparnis und Arbeitserleichterung bedeuten kann, so Summary wenig sollte man ihm (bisher noch) aber auch trauen. Dance in (of) the future? The computer has become an important part of our 1 Webseiten, die ausschließlich dafür erstellt wurden, passende life when one thinks of its different functions in leisure Sites zu gewählten Begriffen zu finden. time, work or school and studies. Computers are used 2 Ein Testversuch ergab innerhalb von nur wenigen Minuten folgende nützliche links (28.1.02): in the fine art fields of music, film, video, the graphic http://www.dancer.com/dance-links/ and plastic arts and dance. The article describes some http://www.barbara-brune.de/links.htm of the possibilities for using the PC in a field that 14
seems to be far removed from it. Dance is based on all kinds of movement and expression – attributes that Der Computer und die seem rather suppressed when using computers. Ne- Musik- und Bewegungslehrer vertheless, given the condition that it is used correc- tly and not too dominantly, the PC can offer great Steve Calantropio help in the field of dance. One possible working area is the Internet (World Wide Das Folgende stellt ein imaginäres Gespräch zwi- Web), for obtaining all kinds of data with information schen zwei Musiklehrern an einer großen Grund- about artists, performances and publications among schule (elementary school) dar. Monika Techniker other things. Computers can be used as “teachers” (Tech.) „fährt voll ab“ auf die neuen Technologien und that present information in a special way: data can versucht, sie in ihre Arbeit einzubauen, Fritz Tradi- be combined in books, films, audio tapes and pictures. tiönchen (Trad.) hat viele Vorbehalte gegenüber der The user can choose his own tempo and the kind and Verwendung von Computern im Musikraum. Ihr Aus- structure of learning for himself. This is a kind of a tausch wird als Dialog dargestellt, die Anmerkungen new form of encyclopaedia. Furthermore the compu- des Autors erfolgen in kursiver Schrift. ter can be a great help in analysing dance or dance notation and in doing choreography. It can provide Tech.: Tolle Neuigkeiten! Ich hab gerade gehört, dass some “virtual animated dancers” who can do all the wir Geld für neue Computer im Musikraum bekom- movements you want them to do. men. There are even newer ways to use computers in dance. Trad.: Was ist denn daran schon so toll? Verstehst Du They are used live on stage to capture the motions of nicht, dass jeder Euro, der für Technologie ausgege- “real” dancers and, for example, to transform the re- ben wird, ein Euro weniger für die Anschaffung von ceived data into music. The dancing group “Palin- Instrumenten ist? Diese Ausgaben für Technologie drome” calls this “interactive” (not confirmed by the drehen unserem Musikprogramm langsam aber sicher author). A mixing of human and virtual dancers den Hahn ab. Wozu brauchen wir überhaupt Compu- seems to be a future result. There is only one problem: ter im Musikraum? computers are still not reliable enough to guarantee Ein trauriger, aber leider realistischer Prolog zu die- a full functional use of them. Complete computer sem Artikel: Die Budget Ansprüche im Medienbereich crashes can happen during performances or lessons wachsen zunehmend, um mit der immer rascheren at any time. Entwicklung Schritt halten zu können. Da jedoch die The author furthermore thinks that the computer is finanziellen Mittel von Schulen keineswegs im selben not suitable for the use in “Elementary Dance Edu- Verhältnis zunehmen, sieht die Realität so aus, dass cation” because it cannot transmit aspects of creati- bei anderen Bereichen zugunsten der technischen vity, games, unconventional work, improvisation and Ausstattung gespart wird. especially communication. Tech.: Mein Computer hat mir wirkungsvoll gehol- fen, mein Musik-Programm zu organisieren und zu verwalten. Ich habe Datenbanken für die Anwesen- Rainer Kotzian heit, für Aufzeichnungen über Fortschritte der Graduated from the Orff-Institute in Salzburg (master Schüler, ich kann visuelle Unterrichtsmaterialien in degree). At the moment he works there as an assistant. guter Qualität herstellen und die Arbeiten der Schüler Additionally he works as a freelancing musician and für die Benotung aufzeichnen. Ich kann mir gar nicht as a teacher at the music-school in Teisendorf, Ger- mehr vorstellen, wie ich das alles jahrelang ohne ge- many. macht habe. Trad.: Aber das alles haben wir doch früher auch ge- nau so effektiv mit der Hand gemacht Tech.: Ja, das stimmt. Aber jede Minute die ich jetzt bei der Verarbeitung meines Programms einspare, kann ich heute für aktives Musizieren mit meinen Schülern verwenden. 15
Sie können auch lesen