MUSIK IM DIGITALEN WANDEL - EINE BILANZ AUS ZEHN JAHREN BRENNERSTUDIE

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MUSIK IM DIGITALEN WANDEL - EINE BILANZ AUS ZEHN JAHREN BRENNERSTUDIE
Musikindustrie_RZ_26:Layout 1   15.02.2012   13:34 Uhr   Seite 1

        MUSIK IM
        DIGITALEN WANDEL
         EINE BILANZ AUS ZEHN
         JAHREN BRENNERSTUDIE
MUSIK IM DIGITALEN WANDEL - EINE BILANZ AUS ZEHN JAHREN BRENNERSTUDIE
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                                                                                         M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

                                             INHALTSVERZEICHNIS

                                             Editorial – Dr. Florian Drücke, Geschäftsführer des BVMI                       4

                                             Zehn Jahre digitale Konvergenz –
                                             Konsequenzen für die Medienwirtschaft                                          5

                                             Zentrale Ergebnisse aus zehn Jahren Brennerstudie                              7

                                             Spielverderber der digitalen Revolution
                                             Prof. Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des BVMI                             9

                                             Interview: „Das Kopieren von Musik war und ist ein großes
                                             Problem für die Musikwirtschaft“
                                             Bianca Corcoran-Schliemann, Division Manager GfK                              11

                                             FAKTEN:

                                             ■ Der Umsatz der Musikwirtschaft ist rückläufig                               13
                                             ■ Die Musikdistribution hat sich grundlegend verändert                        14
                                             ■ Es wird weniger gebrannt und mehr illegal gespeichert                       15
                                             ■ Die unautorisierten Quellen von Musik sind vielfältig                       15
                                             ■ Die Zahl legaler Musikdienste wächst rasant                                 16
                                             ■ Die Zahl der CD-Brenner stagniert,
                                                 die der MP3-Handys nimmt schnell zu                                       17
                                             ■ Noch immer werden mehr CDs gebrannt als verkauft                            18
                                             ■ Festplatten werden zu bevorzugten Speicher- und Tauschmedien                19
                                             ■ Immer mehr Alben werden aus dem Netz geladen                                20
                                             ■ Sharehoster sind die Nr. 1 bei der illegalen Nutzung
                                                 von Online-Musikangeboten                                                 21
                                             ■   Breitbandausstattung wächst schneller als die
                                                 Zahl der Musik-Downloader                                                 22
                                             ■   Wer illegale Quellen nutzt, kauft kaum Musik                              23
                                             ■   Streaming-Inhalte werden zunehmend gespeichert                            23
                                             ■   Die Top 5 der Rechtfertigungsstrategien                                   24
                                             ■   Unrechtsbewusstsein ist vorhanden                                         25
                                             ■   Warnhinweise können Online-Diebstahl reduzieren                           26

                                             Wenn man Stühle herunterladen könnte …
                                             Prof. Dr. Rolf Schwartmann, Fachhochschule Köln                               27

                                             Auf der Datenautobahn zum Online-Konzert                                      29

                                             Ein Jahrzehnt, das die Musikindustrie verändert hat                           30

                                                                                                                                 3
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              EDITORIAL
              IN KAUM EINEM SEGMENT DER KULTUR- UND KREATIVWIRTSCHAFT
              HAT DER DIGITALE WANDEL SO TIEFE SPUREN HINTERLASSEN WIE
              IN DER MUSIKWIRTSCHAFT.

                                                                                       des digitalen Wandels aufgeräumt, darunter der Mär
                                                                                       vom sogenannten „Vorhören“ auf illegalen Plattfor-
                                                                                       men: Wer illegale Musikquellen nutzt, kauft kaum noch
                                                                                       Musik, das ist ein eindeutiges Resultat der Studie. Ein
                                                                                       Großteil der Deutschen ist sich darüber im Klaren, dass
                                                                                       die illegale Nutzung von Medieninhalten nicht erlaubt
                                                                                       ist und eine Strafe nach sich ziehen kann. Und mehr
                                                                                       als die Hälfte der Deutschen schätzt die Einführung
                                                                                       eines Warnmodells als wirksam ein – bei denjenigen,
                                                                                       die selbst illegale Quellen nutzen, sind es sogar mehr
                                                  Dr. Florian Drücke                   als 80 Prozent.
                                                  Foto: BVMI / Markus Nass

              Seit Ende der 1990er Jahre hat sich das Umsatzniveau                     2011 erschien die zehnte Ausgabe der Brennerstudie
              annähernd halbiert, allein 2010 wurden bei Umrech-                       unter dem Titel „Studie zur Digitalen Content-Nutzung
              nung auf Track-Ebene in Deutschland knapp 900 Mil-                       (DCN)“, die neben Musik auch E-Books, Filme und TV-
              lionen Songs illegal heruntergeladen – mehr als jemals                   Produktionen betrachtet. Zeit, eine Zwischenbilanz zu
              zuvor. Das Brennen von CDs und DVDs nimmt zwar                           ziehen. Das vorliegende Kompendium resümiert die
              kontinuierlich ab, dafür haben Speichermedien wie                        wichtigsten Erkenntnisse der letzten zehn Jahre und
              externe Festplatten oder USB-Sticks das Kopieren von                     verdeutlicht den aktuellen Handlungsbedarf. Dabei
              Musik auf ein neues Niveau gehoben.                                      wird schnell klar, dass auch nach zehn Jahren digitalem
                                                                                       Wandel mit Blick auf den nachhaltigen Schutz von
              Als Erst- und zugleich Schwerstbetroffene der digitalen                  Rechten des geistigen Eigentums die wesentlichen
              Revolution haben wir nicht nur zuerst die Folgen der                     Fragen noch immer ungeklärt sind.
              illegalen Mediennutzung zu spüren bekommen, wir
              waren mit der „Brennerstudie“ auch die ersten, die das                   Wir möchten an dieser Stelle der GfK für die vertrauens-
              Brennen, Speichern und Downloaden von Medieninhal-                       volle Zusammenarbeit in den letzten zehn Jahren dan-
              ten konsequent analysiert und über die Jahre immer                       ken sowie allen, die die Brennerstudie zu einem Erfolg
              neue Trends wie das Abspeichern von Musik aus Inter-                     gemacht haben.
              netradios oder Musikvideos aufgezeigt haben. Nach-
              dem die erste Brennerstudie 2001 veröffentlicht wurde,                   Wir wünschen Ihnen eine spannende und informative
              hat sich dieser Lagebericht schnell zu einer Referenz                    Lektüre!
              in Deutschland und mit Blick auf die zunehmenden
              Rechtsverletzungen im Netz zu einem Weckruf für die
              Politik entwickelt.
                                                                                       Dr. Florian Drücke
              Die Brennerstudie hat nicht nur das Ausmaß der illega-                   Geschäftsführer des Bundesverbandes
              len Musiknutzung beziffert, sondern mit vielen Mythen                    Musikindustrie e. V.

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        ZEHN JAHRE DIGITALE KONVERGENZ –
        KONSEQUENZEN FÜR DIE MEDIENWIRTSCHAFT
        ZWEI TECHNOLOGISCHE ENTWICKLUNGEN, DAS INTERNET UND DIE
        DIGITALISIERUNG DER PRODUKTION UND DISTRIBUTION, HABEN IN DEN
        VERGANGENEN 20 JAHREN ZU EINER REVOLUTION IN DER MEDIEN-
        WIRTSCHAFT GEFÜHRT, DIE AUCH NACHHALTIGE KONSEQUENZEN
        FÜR DIE MUSIKWIRTSCHAFT HATTE. ES ENTSTANDEN NEUE MEDIEN-
        TECHNOLOGIEN, NEUE UNTERNEHMEN UND NEUE MEDIENPRODUKTE,
        DIE DIE MEDIENNUTZUNG RADIKAL VERÄNDERT HABEN.

        Nach 80 Jahren erlebt die Musik-        Wie radikal diese Revolution ver-      und Zeit nutzen zu können, ist heu-
        kassette aktuell ihr Aus, zu den Ton-   läuft, zeigt das Beispiel von AOL.     te Realität. Damit entscheidet der
        trägern sind zahlreiche neue, digita-   AOL brachte weltweit 1990 die          Medienkonsument und nicht mehr
        le Vertriebswege von Musik hinzu-       erste Software für einen Internet-     der Medienproduzent oder Distri-
        gekommen. So gibt es heute nicht        zugang auf den Markt. Im Jahr          buteur, wann er welchen Content
        mehr nur ein oder zwei zentrale         2004 war AOL mit über 30 Millio-       wie nutzen möchte. So kann Musik
        Trägermedien für Musik, sondern         nen Kunden weltweit der größte         heute zu jeder Zeit über den PC
        eine große Vielfalt von der Vinyl-      Internet-Anbieter. Ende 2005 stieg     stationär oder auch mobil aus dem
        Schallplatte über die CD, die nach      Google für eine Milliarde Dollar       Netz geladen oder gestreamt wer-
        wie vor das Rückgrat der Industrie      (833 Millionen Euro) bei AOL ein.      den.
        bildet, bis hin zu Download- oder       Heute ist das Unternehmen nahe-
        Streaming-Diensten in der Cloud,        zu bedeutungslos.                      Der radikale Wandel hat sich vor
        die alle nebeneinander existieren                                              allem ab 2000 vollzogen, als das
        und dem Hörer die Musiknutzung          Die klassischen Medien, allen voran    Internet zum Massenkanal wurde.
        nach seinen persönlichen Vorlieben      die Musikwirtschaft, die von Anfang    1995, also fünf Jahre nach Start des
        ermöglichen.                            an auf Paid Content setzte, aber       Internets, lag die Zahl der weltwei-
                                                auch die Verlage, die mit dem Free     ten Online-Nutzer bei ca. 30 Mil-
        Das World Wide Web und die Digi-        Content Modell einen anderen An-       lionen Menschen, vor allem in der
        talisierung der Produkte und Ver-       satz verfolgten, kämpfen seit mehr     Wirtschaft. In den Privathaushalten
        triebswege erzwangen einen radika-      als zehn Jahren mit einer Struktur-    trat das Internet erst nach 1995
        len Bruch mit bisherigen Marktstruk-    krise, traditionelle Unternehmen       seinen Siegeszug an. Im Jahr 2000
        turen, Vertriebsmöglichkeiten und       befinden sich in einem tiefgreifen-    gab es weltweit 250 Millionen Nut-
        Produktionsformen. Es entstanden        den Wandel, Unternehmen, die           zer. Innerhalb von zehn Jahren hat
        neue Player und Wettbewerber            innerhalb des letzten Jahrzehnts       sich die Zahl auf über zwei Milliar-
        im Kampf um Kunden und Nutzer,          entstanden sind, dominieren heute      den verachtfacht.
        Werbeeinnahmen und Renditen.            viele globale Medienmärkte.
        Traditionelle Geschäftsmodelle                                                 In Deutschland nutzte im Jahr 2000
        funktionierten nicht mehr unein-                                               noch nicht einmal jeder dritte Bür-
        geschränkt, Inhalte, die bisher nur     Internetnutzung verachtfacht           ger gelegentlich das World Wide
        kostenpflichtig angeboten worden        Auch für den Mediennutzer hat sich     Web: 28,6 Prozent suchten Infor-
        waren, erhielt man nun kostenlos,       viel verändert. Die Vision am Beginn   mationen, Unterhaltung, Fotos
        neuer Content, der auf digitalen        des neuen Jahrtausends, alle Me-       und Musik im Netz. Im Jahr 2011
        Technologien beruhte, entstand.         dieninhalte unabhängig von Raum        erreichte die Internetnutzung in

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MUSIK IM DIGITALEN WANDEL - EINE BILANZ AUS ZEHN JAHREN BRENNERSTUDIE
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              Deutschland mit 51,7 Millionen                    ■ man keinem schade, da ja die           und Verbreiten von Filmen entsteht
              Onlinern ein Rekordhoch und durch-                  Inhalte weiter vorhanden seien.        allein in Deutschland nach Angaben
              brach die 50-Millionen-Marke. Seit                                                         der Filmwirtschaft ein Gesamtscha-
              2010 sind 2,7 Millionen neue Nutzer               Diese und ähnliche Überzeugungen         den in Höhe von 350 Millionen Euro
              hinzugekommen. Damit sind mittler-                haben quer durch die Unterhal-           jährlich. Der Schaden weltweit be-
              weile drei von vier Deutschen on-                 tungsbranchen tiefe Spuren hinter-       läuft sich laut dem US-Filmverband
              line.                                             lassen und dienen bis heute als          Motion Picture Association of Ame-
                                                                Rechtfertigung für das eigene ille-      rica (MPAA) auf mehr als 3,5 Milliar-
              Die digitale Revolution                           gale Verhalten.                          den Dollar. Trotz zahlreicher kosten-
              verändert die Distribution                                                                 loser Catch-up-Angebote privater
              Von der digitalen Revolution waren                Musik war von Beginn an eine der         Sender erleiden auch die TV-Anbieter
              vor allem die Produktionsweisen                   treibenden Kräfte des Internets und      durch illegale Download-Plattfor-
              und die Verbreitung der Medien-                   auch heute noch ist der Musik-           men jährlich einen Millionenschaden.
              inhalte betroffen, weniger deren                  Download, anfangs illegal, heute         Durch Piraterie wird die Zweit- und
              Inhalte, Formate, innere Strukturen,              vermehrt auch legal, ein begehrter       Drittverwertung einer Serie oder
              optische Umsetzungen oder Erzähl-                 Inhalt im Netz. Die Piraterie begann     eines Filmes deutlich geschwächt.
              weisen. Tablet-PCs, HbbTV, 3D,                    Ende der 1990er Jahre einen sig-         Bleibt das Problem bestehen, rechnet
              Head-up-Displays, mobiles Breit-                  nifikanten Umfang anzunehmen.            die private TV-Wirtschaft in den näch-
              band mit LTE, Facebook – Begriffe                 Insgesamt sind die Umsätze inner-        sten Jahren unter anderem mit 25
              aus der jüngsten Zeit – bieten die                halb von zehn Jahren von 2,4 Milli-      Prozent weniger Werbeeinnahmen.
              Voraussetzung und erzwingen die                   arden Euro (2001) auf 1,5 Milliarden
              Notwendigkeit neuer inhaltlicher                  Euro zurückgegangen – Einbrüche,         Die Buchwirtschaft ist die einzige
              Formen. Denn mit einer Verände-                   die langfristig auch Auswirkungen        traditionelle Medienbranche, die
              rung der Medienrezeption haben                    auf den Aufbau neuer Talente und         2009 und 2010 von einem Umsatz-
              sich auch die Erwartungen und Be-                 Künstler haben werden. Der Um-           rückgang verschont geblieben ist.
              dürfnisse der Mediennutzer an die                 satzrückgang hinterlässt auch Spu-       Ein Hauptgrund besteht darin, dass
              Gestaltung der Inhalte verändert.                 ren bei den Arbeitsplätzen. Nach         die Digitalisierung der Distribution
              Für alle Branchen der Kreativwirt-                Angaben des BVMI ging die Zahl           noch relativ wenige Spuren hinter-
              schaft hatte die Digitalisierung so               der Beschäftigten bei den Labels         lassen hat und es für Bücher keine
              gravierende Konsequenzen.                         zwischen 2001 und 2010 von ca.           Konkurrenz von branchenfremden
                                                                12.000 auf ca. 8.000 zurück. Und         Online-Unternehmen gab. Doch mit
              Die neuen technischen Möglich-                    auch der Groß- und Einzelhandel          den E-Books, dem E-Reader und den
              keiten führten auch zu einem                      hat im Musikvertrieb weiter Stellen      Tablet-PCs nehmen die Auswirkun-
              veränderten Verhältnis zum                        abgebaut.                                gen auf Buchverlage und Buchhan-
              Wert von Online-Inhalten.                                                                  del deutlich zu: Die Piraterie ge-
              Und das vermeintlich kosten-                      Nachdem anfangs vor allem die            winnt an Boden und die traditio-
              lose Überangebot verleitete                       Musikwirtschaft Verluste zu bekla-       nellen Geschäftsmodelle verlieren
              viele User zu der Überzeugung,                    gen hatte, sind mittlerweile alle        an Bedeutung. Die Buchverlage
              dass:                                             Contentbranchen in ähnlichen Aus-        kommen in eine ähnliche Bedräng-
              ■ wenn einiges kostenlos ist, alles               maßen betroffen. Etwa die Hälfte         nis wie die Musikwirtschaft, Filmpro-
                kostenlos sein müsse,                           aller Filme, die in deutschen Kinos      duzenten und TV-Sender – das zeigt
              ■ man letztlich alles im Internet                 starten, ist als illegale Raubkopie im   auch die aktuelle DCN-Studie, die
                irgendwo kostenlos finden                       Netz verfügbar. 29 Prozent der Filme     allein für 2010 etwa 14 Millionen
                würde,                                          sind schon vor Kinostart online er-      illegal heruntergeladene E-Books
                                                                hältlich. Durch das illegale Kopieren    in Deutschland ermittelte.
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        ZENTRALE ERGEBNISSE AUS
        ZEHN JAHREN BRENNERSTUDIE
        DIE BRENNERSTUDIE WURDE IM JAHR 2001 ERSTMALS VON DER GFK
        VORGESTELLT. IM AUFTRAG DES BUNDESVERBANDES MUSIKINDUSTRIE E. V.
        WURDEN DARIN DIE AUSWIRKUNGEN DER ZUNEHMENDEN DIGITALISIERUNG
        AUF DIE MUSIKNUTZUNG IN DEUTSCHLAND UNTERSUCHT.

        2011 waren zum ersten Mal auch          ZENTRALE ERGEBNISSE                      ming von Medieninhalten hinzu-
        die Gesellschaft zur Verfolgung von     Die kontinuierliche Analyse hat eine     gekommen.
        Urheberrechtsverletzungen e. V.         Reihe grundlegender Erkenntnisse
        und der Börsenverein des Deutschen      über die Nutzung von Musik sowie       ■ Die Haushalte haben technisch
        Buchhandels an der Untersuchung         anderer digitaler Inhalte erbracht:      aufgerüstet. Zwischen 2004 und
        beteiligt, wodurch die Darstellung                                               2010 erhöhte sich die Zahl der
        der digitalen Nutzung von mehreren      ■ Der Umsatz in der Musikindus-          Haushalte, die über einen CD-
        relevanten Medieninhalten (Musik,         trie hat sich nahezu halbiert.         Brenner verfügen, von 41 auf 51
        Hörbücher/-spiele, E-Books, Filme,        Die illegale Nutzung von Musik         Prozent, und derjenigen, deren
        TV-Serien) in einer Studie ermöglicht     hat deutliche Spuren zurückge-         PC mit einem DVD-Brenner ausge-
        wurde. Damit änderte sich auch der        lassen: Innerhalb von zehn Jah-        rüstet ist, von 3 Prozent auf 31
        Name der Studie: Nach zehn Jahren         ren, zwischen 2001 und 2010,           Prozent. Inzwischen verfügen
        wurde aus der Brennerstudie die           ist der jährliche Umsatz der Mu-       43 Prozent aller Deutschen über
        „Studie zur Digitalen Content-Nut-        sikwirtschaft von 2,4 Milliarden       einen MP3-Player und 47 Prozent
        zung“ (DCN).                              Euro auf 1,5 Milliarden Euro und       über ein MP3-fähiges Handy.
                                                  damit um 900 Millionen Euro
        Bis heute erhebt keine andere deut-       zurückgegangen. Das Digital-         ■ Anstelle der Einzeltracks tritt
        sche Studie in einer repräsentativen      geschäft hat den Rückgang mit          die Bibliothek. Neben dem eta-
        Erhebung so ausführlich die Quel-         physischen Produkten bislang           blierten Brennen werden vermehrt
        len, Nutzungswege und Arten der           noch nicht kompensieren kön-           komplette Medienbibliotheken
        Speicherung von digitalen Medien-         nen. Zeitgleich sind auch die          getauscht. 17 Prozent der Bevöl-
        inhalten.                                 Beschäftigtenzahlen um etwa            kerung haben 2010 Medienin-
                                                  30 Prozent gesunken.                   halte per Festplatte getauscht –
        Die Studie unterscheidet dabei zwei                                              mehr als ein Drittel sind es bei
        Möglichkeiten, Medieninhalte aus        ■ Aus dem „Brennen“ wurde ein            den 20- bis 29-Jährigen.
        dem Internet zu nutzen:                   „Flächenbrand“. Der Ausbau der
        ■ als Download: hier laden die Nut-       Breitbandnetze, neue technolo-       ■ Illegale Downloads sind weiter
          zer die entsprechende Datei (z. B.      gische Möglichkeiten und der           auf dem Vormarsch. Nachdem
          ein Musikstück, ein Hörbuch/            Preisverfall bei Speichermedien        mit Napster 1999 die erste P2P-
          Hörspiel, E-Book, einen Film usw.)      haben dazu geführt, dass sich die      Tauschbörse das Licht der Welt
          herunter und speichern sie ab.          Formen der Speicherung illegal         erblickte, hat sich der illegale
        ■ direkt online im Internet, ohne         erworbener Inhalte verändert           Datentausch im Internet explosi-
          die entsprechende Datei herunter-       haben: Anstelle der CD oder            onsartig verbreitet. An die Stelle
          geladen zu haben (z. B. durch           DVD sind der USB-Stick oder die        der Singles tritt zunehmend das
          Streaming).                             mobile Festplatte getreten, zum        Album. Zwei Drittel der Alben
                                                  illegalen Download ist das Strea-      wurden 2010 illegal herunterge-

                                                                                                                                   7
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                  laden. Bei Umrechnung der Al-                   netprovidern. So wurde es leich-        ermöglichen, hat nicht zu einem
                  ben zu Einzeltracks ergibt sich,                ter, die Identität möglicher Urhe-      Rückgang von Online-Piraterie
                  dass 2010 insgesamt knapp 900                   berrechtsverletzer aufzudecken.         geführt. Das legale Angebot
                  Millionen Songs illegal downge-                 Heute steigt die Zahl der illegalen     ist größer denn je und umfasst
                  loaded wurden. In den zehn Jah-                 Downloads zwar weiter an, da-           knapp 70 lizenzierte Plattformen
                  ren der Brennerstudie summiert                  gegen ist bei den illegalen Down-       (siehe www.pro-music.org). Den-
                  sich die Zahl auf knapp 7 Milliar-              loadern, 2010 immer noch etwa           noch hat die Nutzung illegaler
                  den Titel. Dabei sind zu den klas-              drei Millionen Deutsche, aktuell        Quellen weiter zugenommen.
                  sischen Peer-to-Peer-Netzwerken                 keine Zunahme festzustellen.
                  wie z. B. BitTorrent oder Gnutella                                                    ■ Wer illegale Quellen nutzt,
                  neue Formen der massenhaften                  ■ Wissen allein reicht nicht aus.         kauft kaum noch Musik. Das
                  illegalen Verbreitung von Dateien               98 Prozent der Bevölkerung sind         immer wieder angeführte Argu-
                  hinzugekommen: Sharehoster                      sich darüber im Klaren, dass die        ment, dass die Nutzer von Tausch-
                  haben Tauschbörsen abgelöst und                 Verbreitung von urheberrechtlich        börsen sich nur informieren und
                  sind in Deutschland die Haupt-                  geschützten Werken über P2P-            später die ihnen wichtige Musik
                  quelle für die illegale Beschaffung             Netzwerke nicht erlaubt ist.            kaufen, kann durch die Studie
                  von Medieninhalten, bei Filmen                  80 Prozent der Bevölkerung wis-         eindrucksvoll widerlegt werden:
                  und TV-Serien gleichauf mit ille-               sen zudem, dass das Herunter-           73 Prozent der Musik-Downloa-
                  galen Streaming-Portalen wie                    laden oder Anbieten von urheber-        der, die im Internet ausschließlich
                  ehemals kino.to. Zudem werden                   rechtlich geschützten Medien-           illegale Quellen benutzen, geben
                  Medieninhalte zunehmend im                      inhalten im Internet rechtliche         kein Geld für Musik aus, die übri-
                  Rahmen von Social Networks,                     Schritte nach sich ziehen kann.         gen 27 Prozent dieser Gruppe,
                  Filmportalen, Newsgroup Services                An den Rechtfertigungsstrategien        die Musik noch kaufen, zahlen
                  oder Blogs illegal angeboten und                der Filesharer oder dem konkre-         dann im Schnitt nur 18 € im Jahr
                  konsumiert.                                     ten Download-Verhalten hat das          für physische Produkte. Vergleicht
                                                                  allerdings kaum etwas geändert.         man das mit den 56 €, die durch-
              ■ Die Musikaufnahme aus dem                                                                 schnittlich in Deutschland für
                  Internet (Streamripping) wird                 ■ Warnhinweise könnten Inter-             Musik ausgegeben werden, wird
                  eine ernste Bedrohung. 15 Pro-                  net-Piraterie eindämmen. 2010           klar, dass hier die „Kostenlos-
                  zent der Bevölkerung (9,3 Millio-               wurde erstmalig die Wirksamkeit         Nutzung“ im Vordergrund steht.
                  nen Personen) haben 2010 Musik                  von Warnhinweisen untersucht.
                  aus Internetradios oder Musik-                  57 Prozent der Bevölkerung sind       ■ Mittlerweile sind alle Content-
                  videos abgespeichert, das sind                  der Meinung, dass Personen, die         branchen betroffen. Mehr als
                  fast 50 Prozent mehr als in 2009.               illegal Medieninhalte anbieten          20 Prozent der Deutschen haben
                  Laufend aktualisierte Software,                 oder herunterladen, ihr Handeln         im letzten Jahr Medieninhalte im
                  die kostenlos verbreitet wird,                  nach einer Verwarnung einstellen        Internet heruntergeladen, davon
                  lässt diese Form der Umsonstver-                würden. Bei den aktiven Usern           ein Viertel illegal. Die Studie zeigt
                  sorgung zu einem immer größe-                   von Filesharing-Diensten sind           erstmals in der Gesamtbetrach-
                  ren Problem werden.                             sogar 81 Prozent dieser Ansicht.        tung, dass die illegale Verbreitung
                                                                                                          von Dateien längst nicht mehr
              ■ Die Durchsetzung von Rechten                    ■ Das legale Angebot konnte die           nur die Musikindustrie, sondern
                  zeigt ihre Wirkung. Seit 2004                   illegale Nutzung nicht aufhal-          in zunehmendem Ausmaß auch
                  werden Urheberrechtsverletzun-                  ten. Die große Anzahl an Platt-         die Buchbranche sowie TV- und
                  gen rechtlich geahndet, seit 2008               formen, die stationär oder mobil        Filmproduktionen betrifft.
                  besteht ein zivilrechtlicher Aus-               bequem eine Nutzung von On-
                  kunftsanspruch gegenüber Inter-                 line-Content gegen Bezahlung

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MUSIK IM DIGITALEN WANDEL - EINE BILANZ AUS ZEHN JAHREN BRENNERSTUDIE
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        SPIELVERDERBER DER
        DIGITALEN REVOLUTION
        EIN RÜCKBLICK VON PROF. DIETER GORNY, VORSTANDSVORSITZENDER DES
        BUNDESVERBANDES MUSIKINDUSTRIE E. V.

        ES GIBT STUDIEN UND FORSCHUNGSARBEITEN, DIE ERKENNTNISSE ZU-
        TAGE FÖRDERN, DIE MAN AM LIEBSTEN GLEICH WIEDER UNTER DEN TEPPICH
        KEHREN MÖCHTE, VOR ALLEM, WENN SIE UNBEQUEME WAHRHEITEN AUF-
        ZEIGEN, DIE EINE KORREKTUR DES ZEITGEISTS ERFORDERN.

                                                 Die Rückschau auf zehn Jahre Bren-        Ausgabe der Brennerstudie bestä-
                                                 nerstudie zeigt eindrucksvoll den         tigt: Mit der Digitalisierung der
                                                 Flurschaden, den der digitale Wan-        Medienlandschaft verlagerte sich
                                                 del bislang in der Musikbranche           der Musikkonsum zunehmend von
                                                 zurückgelassen hat: Mit dem Ein-
                                                 bruch der Umsätze ist auch die Zahl
                                                 der Beschäftigten drastisch gesun-
                                                 ken, die Zahl der jährlich illegal her-
                                                 untergeladenen Songs in Deutsch-
                                                                                           ”  Neben einer grund-
                                                                                           legenden Diskussion um
                                                                                           den Wert, den unsere
                                                 land steuert die Milliardengrenze an      Gesellschaft der Kultur
                                                 und hat damit schwindelerregende          beimisst, brauchen wir
                                                 Ausmaße angenommen. Längst                eine belastbare Straßen-
                                                 betrifft die illegale Umsonstnutzung      verkehrsordnung für
        Prof. Dieter Gorny                       nicht mehr nur die Musikindustrie,        das Netz.
        Foto: BVMI / Markus Nass                 sondern die Buch-, Film und Games-
                                                 branche sowie auch den Zeitschrif-
                                                 tenmarkt in ähnlichen Ausmaßen.           der legalen zur illegalen Nutzung.
                                                                                           Neben zahlreichen Aufklärungs-
                                                 Als Ende der 1990er Jahre der Start-      maßnahmen setzte die Musikbran-
        Zu diesen Studien gehört auch die        schuss für die Brennerstudie fiel,        che von Anfang an auf den Aufbau
        Brennerstudie, ein wahrer „Spielver-     hatten entscheidende Ereignisse die       des legalen Angebots im Bereich
        derber“ der digitalen Revolution.        Musikindustrie geprägt. Nachdem           Paid Content. Dennoch begleitet
        In der allgemeinen Interneteuphorie      die CD die Produktion und Distribu-       uns bis heute das Vorurteil, wir
        erinnert sie jährlich daran, dass ent-   tion von Musik grundlegend verän-         hätten das Internet verschlafen und
        lang der neuen und wunderbaren           dert hatte, wurde die Musikindustrie      keine legalen Angebote geschaffen
        technischen Möglichkeiten im Inter-      mit der Erfindung der MP3 als erste       – in Konsequenz hätte man notge-
        net auch die illegale Mediennutzung      Kulturbranche mit dem digitalen           drungen auf das illegale Angebot
        kontinuierlich zunimmt und damit         Wandel konfrontiert. Kurze Zeit           ausweichen müssen. Eine verquere
        die Kultur- und Kreativwirtschaft vor    später tauchte mit Napster das ers-       Schutzbehauptung, die die mit dem
        existenzielle Herausforderungen          te Filesharing-System auf – und was       Aufbau des legalen Angebots ein-
        stellt.                                  viele ahnten, wurde in der ersten         hergehenden Herausforderungen

                                                                                                                                       9
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              negiert, schon damals unzulässig                  Dem Schutz des geistigen Eigen-         grundlegenden Diskussion um den
              war und heute erst recht jeglicher                tums wurde und wird die Freiheit        Wert, den unsere Gesellschaft der
              Grundlage entbehrt: Knapp 70 lega-                im Internet gegenübergestellt, das      Kultur beimisst, brauchen wir eine
              le Online-Musikdienste in Deutsch-                Ur-heberrecht als ein zu überwin-       belastbare Straßenverkehrsordnung
              land zeugen im Jahr 2012 von der                  dendes „Hindernis“ stilisiert, das zu   für das Netz. Das gebietet schon
              digitalen Expansion, die die Musik-               einem Nutzerrecht im digitalen          die Fairness gegenüber der großen
              industrie in den letzten Jahren vor-              Raum umgedeutet werden soll.            Mehrheit der Deutschen, die sich
              angetrieben hat. Vom Download                                                             ganz bewusst legal im Internet
              bis zu Streamingdiensten in der                                                           verhält und damit letztlich den
              Cloud besteht ein vielfältiges Mu-
              sikangebot im digitalen Raum, ein
              Angebot, das sich noch immer in
                                                                 ”   Vom Download bis
                                                                 zu Streamingdiensten
                                                                 in der Cloud besteht
                                                                                                        Künstlern und Musikfirmen ihre
                                                                                                        Wertschätzung entgegenbringt.

              einem gestörten Markt entwickeln                   ein vielfältiges Musik-                Wir stehen vor einer gesamtgesell-
              muss und fragil bleibt, solange die                angebot im digitalen                   schaftlichen Herausforderung, die
              legalen Dienste weiter mit den                     Raum, ein Angebot,                     nur im Schulterschluss mit allen
              massenhaften illegalen Angeboten                   das sich noch immer in                 beteiligten Branchen und natürlich
              konkurrieren müssen.                               einem gestörten Markt                  der Politik gelöst werden kann.
                                                                 entwickeln muss und                    Dabei ist es wichtig, von digital
              Vor dem Hintergrund der weiter                     fragil bleibt, solange die             native bis offline verankert alle Ge-
              zunehmenden illegalen Nutzung                      legalen Dienste weiter                 sellschaftsgruppen an einen Tisch
              wurde seit 2004 mit der rechtlichen                mit den massenhaften                   zu holen. Es gilt den Grundstein zu
              Verfolgung begonnen, ab 2008                       illegalen Angeboten                    legen, um gemeinsam die gesell-
              verstärkt der zivilrechtliche Aus-                 konkurrieren müssen.                   schaftlichen Regeln des Umgangs
              kunftsanspruch genutzt, um die                                                            im Netz zu definieren. Denn eines
              Rechte der Musikfirmen und Künst-                                                         ist doch im Jahr 2012 gewiss: Wir
              ler zu schützen und zu verteidigen –              Wie sich der Kulturbetrieb unter        werden ohne diese Regeln nicht
              den massenhaften Urheberrechts-                   diesen Voraussetzungen entwi-           auskommen.
              verletzungen folgten massenhafte                  ckeln soll und wer in Zukunft in
              Verfahren. Die Abschreckung zeigte                den Aufbau neuer Künstler inves-
              ihre Wirkung, befeuerte aber auch                 tieren wird, bleibt dabei in der
              die bekannten Debatten um das                     Regel unbeantwortet.
              Thema Freiheit und Urheberrecht
              im Internet. Was Ende der 1990er                  Nach zehn Jahren Brennerstudie
              Jahre als Gratismentalität im Inter-              zeigt sich, dass wir noch einen wei-
              net begann, hatte sich mittlerweile               ten Weg vor uns haben und sich
              zu einer handfesten „Philosophie“                 das Problem auch mit dem besten
              mit zahlreichen Anhängern in Poli-                legalen Angebot nicht einfach in
              tik und Öffentlichkeit entwickelt:                Luft auflösen wird. Neben einer

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        „DAS KOPIEREN VON MUSIK WAR UND IST EIN
        GROSSES PROBLEM FÜR DIE MUSIKWIRTSCHAFT“
        DIE GFK IST EINES DER GRÖSSTEN MARKTFORSCHUNGSUNTERNEHMEN
        WELTWEIT. IHRE 11.000 MITARBEITERINNEN UND MITARBEITER ERFORSCHEN
        IN CA. 100 LÄNDERN, WIE MENSCHEN LEBEN, DENKEN UND KONSUMIEREN.
        INTERVIEW MIT BIANCA CORCORAN-SCHLIEMANN, DIVISION MANAGER
        ENTERTAINMENT GFK

                                                       Vor dem Hintergrund der plötzlich      Wie sah das Studiendesign aus?
                                                       starken Rückgänge des Musikmark-       Wie hat es sich entwickelt?
                                                       tes beauftragte uns der BVMI Ende      Als Methode wurde auf Empfehlung
                                                       der Neunziger eine Studie zu ent-      der GfK eine schriftliche Befragung
                                                       werfen, mit der das Ausmaß des         im GfK Media*Scope (Stichprobe
                                                       mittlerweile verlustfreien Kopierens   10.000 Personen) gewählt. Ca. ein
                                                       von Musik statistisch repräsentativ    Drittel der Stichprobe beantwortet
                                                       gemessen und der Einfluss auf den      die Fragen paper&pencil, also mit
                                                       Musikkonsum erfasst werden kön-        einem klassischen schriftlichen Fra-
                                                       nen. Die Ergebnisse der ersten Stu-    gebogen aus Papier, ca. zwei Drittel
                                                       die bestätigten das damalige Bauch-    der Stichprobe beantworten die
        Bianca Corcoran-Schliemann                     gefühl der Branche: Das Kopieren       Fragen online. Damit ist ein reprä-
        Foto: GfK / Corcoran-Schliemann
                                                       von Musik war und ist ein großes       sentatives Abbild der deutschen
                                                       Problem für die Musikwirtschaft. Im    Bevölkerung ab zehn Jahren gege-
                                                       Jahr 2001 wurden in Deutschland        ben. Die befragte Stichprobe berich-
                                                       mehr Musikkopien angefertigt als       tet monatlich ihre Kaufdaten in ver-
                                                       Originale verkauft. Während die        schiedenen Medien- und Entertain-
                                                       Zahl der mit Musik bespielten Roh-     mentbereichen. Innerhalb dieser
                                                       linge von 58 Millionen in 1999 auf     Stichprobe werden also sowohl die
        Seit zehn Jahren analysiert das Insti-         182 Millionen in 2001 gestiegen        Ausgaben im Musikmarkt erhoben
        tut in Deutschland für den BVMI das            ist, sank die Zahl der verkauften      als auch die Ausgaben zu anderen
        Nutzerverhalten beim Downloaden,               CD-Alben drastisch von 195 auf         Entertainment-Warengruppen wie
        Streamen, Speichern, Kopieren und              173 Millionen Stück. Auch die Zahl     Video, Buch, Games/Software etc.,
        Aufnehmen von Medieninhalten                   der Personen, die zumeist illegale     sodass die Ergebnisse der Studie mit
        sowie die Konsumenteneinstellun-               Downloads getätigt haben und ihre      Kaufdaten, z. B. innerhalb des Musik-
        gen zu Urheberrechtsverletzungen.              Downloadintensität stiegen in 2001     marktes, verknüpft werden können.
        Zugleich bildete die Brennerstudie             bereits drastisch an.
        die aktuellen Hardware-Bestände                                                       Diese Methodik wurde über die
        von CD-/DVD-Brennern, MP3-Play-                Es konnte auch damals schon auf        Jahre beibehalten und auch an den
        ern und Handys mit MP3-Playern                 Basis unserer Paneldaten ein ein-      Kernfragestellungen möglichst we-
        ab. Das Know-how des renommier-                deutiger Zusammenhang zwischen         nig geändert, weil Vergleiche über
        ten Institutes ist eine Garantie dafür,        dem Kaufverhalten auf der einen        mehrere Jahre nur dann möglich
        dass die vorliegenden Ergebnisse               Seite und dem Brennen bzw. zu-         sind, wenn Fragen kontinuierlich in
        die Realität adäquat abbilden.                 meist illegalen Downloaden auf der     gleicher Form gestellt werden. Aller-
                                                       anderen Seite festgestellt werden.     dings wird der Fragebogen gemäß
        Welches war das wichtigste                     Aktive Musikbrenner und -down-         der aktuellen Situation, z. B. neuer
        Ergebnis der ersten Brenner-                   loader hatten ihre Musikkäufe dabei    Technologien, neuer Plattformen,
        studie vor elf Jahren?                         stark überproportional reduziert.      neuer Formate, angepasst. Im Laufe

                                                                                                                                        11
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

                                                                                                        Die Analyse und Interpretation
                                                                                                        der erhobenen Daten erfordert
                                                                                                        umfangreiche Erfahrungen mit
                                                                                                        Verbraucherstudien. Foto: GfK

              der Jahre wurden außerdem Fragen                  private Deutsche (Stand 2011) ab           Es werden sehr konkrete
              ganz gestrichen oder neue aufge-                  zehn Jahren hochgerechnet. Da-             Fragen nach der Nutzung,
              nommen.                                           durch wird die Repräsentativität           Speicherung und Weitergabe
                                                                gewährleistet. Nicht abgedeckt sind        von nicht legalen Inhalten
              Wie hat sich die Studie inhalt-                   institutioneller/gewerblicher Bedarf       gestellt. Wie glaubwürdig
              lich weiterentwickelt?                            (z. B. von professionellen Fotogra-        sind die Antworten?
              Aus unserer Sicht hat sich die Studie             fen), Besorgungen am Arbeitsplatz,         Es besteht zwischen den Panelteil-
              von einer Brennerstudie zu einer                  Einkäufe von Ausländern und Tou-           nehmern und der GfK ein sehr gro-
              Studie über die digitale Nutzung                  risten, Einkäufe von Personen, die         ßes Vertrauensverhältnis. Die Einhal-
              von Medieninhalten entwickelt. Das                in Anstalten (Altersheim, Kaserne          tung aller Datenschutzbestimmun-
              ist der aktuellen Entwicklung ge-                 usw.) leben, sowie Einkäufe von            gen hat bei uns oberste Priorität
              schuldet. Vor einigen Jahren hat                  Personen unter zehn Jahren. Unsere         und wird von uns jederzeit garan-
              man eben nur CDs gebrannt. Jetzt                  Panelteilnehmer sind sehr treu, so-        tiert. Nur dadurch bekommen wir
              gibt es viele unterschiedliche Mög-                                                          wahrheitsgemäße Antworten, selbst
              lichkeiten im Internet, um sich mit                                                          bei so sensiblen Themen wie der
              digitalen Medien, ob kostenpflichtig
              oder kostenlos, zu versorgen. Zum
              anderen wurden durch die Einbezie-
                                                                ”   Die Einhaltung aller
                                                                Datenschutzbestimmungen
                                                                hat bei uns oberste Priorität
                                                                                                           illegalen Nutzung von Medieninhal-
                                                                                                           ten. Um sozial erwünschte Antwor-
                                                                                                           ten zu vermeiden, wird dabei nicht
              hung der anderen Branchen Buch                    und wird von uns jederzeit                 dezidiert nach der Nutzung legaler
              und Film die Ergebnisse auf eine                  garantiert. Nur dadurch                    oder illegaler Quellen gefragt. Statt-
              breitere Basis gestellt, da sich die              bekommen wir wahrheits-                    dessen werden ohne Wertung die
              Online-Piraterie mittlerweile auch                gemäße Antworten, selbst                   genutzten Plattformen erfasst, eine
              auf diese Content-Industrien ausge-               bei so sensiblen Themen                    Zuordnung in legale und illegale
              weitet hatte. Diese Ausweitung der                wie der illegalen Nutzung                  Quellen wird erst danach vorge-
              Studie hat schlussendlich auch zur                von Medieninhalten.                        nommen. Zum Beispiel wurden im
              Umbenennung der Studie in DCN-                                                               Bereich der Downloads in Abstim-
              Studie geführt.                                                                              mung mit den juristischen Experten
                                                                                                           unserer Auftraggeber Downloads
              Wie repräsentativ sind die                                                                   nur dann als illegal eingestuft, wenn
              Ergebnisse für die Medien-                        dass die Ausfallrate pro Jahr bei nur      angegeben wurde, diese kostenlos
              nutzung der Deutschen?                            20-30 Prozent liegt. Fallen Panel-         über Tauschbörsen, ftp-Server,
              Die Stichprobe wird nach Sollvorga-               teilnehmer weg oder berichtet ein          Newsgroup Services, Peer-to-Peer-
              ben verschiedener Merkmale vom                    Panelteilnehmer nicht regelmäßig,          Netzwerke, Sharehoster oder Blogs
              Statistischen Bundesamt gezogen                   wird er durch einen strukturgleichen       zu beziehen.
              und die Daten auf die 63,7 Millionen              neuen Panelteilnehmer ersetzt.

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        DER UMSATZ DER MUSIK-
        WIRTSCHAFT IST RÜCKLÄUFIG
                  Gesamtumsatz aus Musikverkauf und Leistungsschutzrechten1
          3.000                                                                                                                                 30.000

                                                                                                                                                            Musikverkauf
                                                                                                                                                            physisch 2
          2.500                                                                                                                                 25.000

                                                                                                                                                            Musikverkauf
                                                                                                                                                            digital 2

          2.000                                                                                                                                 20.000

                                                                                                                                                            GVL-Leistungs-
                                                                                                                                                            schutzrechte 3
          1.500                                                                                                                                 15.000
                                                                                                                                                            Beschäftigte
                                                                                                                                                            in den
                                                                                                                                                            Musikfirmen
          1.000                                                                                                                                 10.000      in der Bundesrepublik
                                                                                                                                                            Deutschland

           500                                                                                                                                  5.000

           Mio. €      2001        2002        2003        2004        2005        2006         2007         2008         2009      2010        Personen    Abbildung 1
                  1 Endverbraucherpreise inkl. Mehrwertsteuer; GVL: Gesamterträge wie angefallen
                  2 ab 2002 inklusive Musikvideos, ab 2004 inklusive Downloads, ab 2006 inklusive Mobile (Masteruse), ab 2008 inklusive
                  Aboservices, werbefinanzierter Streaming-Services, sonstiger Einnahmen aus den digitalen Geschäftsfeldern
                  3 Gesamterträge der GVL: Besonders hohe aperiodische Zahlungen in den Jahren 2001 und 2003 durch Ausschüttung
                  von Rückstellungen. Starker Zuwachs im Jahr 2009 um 16,5 %.
                  Quelle: Bundesverband Musikindustrie e. V.; ab 2008 ermittelt durch media control, GfK Panel Services

                                                                                                                                                Verände-
                                   2001       2002       2003       2004       2005       2006         2007     2008        2009       2010     rungsrate
          Musikverkauf
          (physisch und            2.365      2.201      1.816     1.753      1.748       1.706     1.652       1.623       1.575      1.489 - 5,5%
          digital)
          Davon physisch
                                   2.365      2.202      1.816     1.740      1.717       1.624     1.564       1.479       1.402      1.285    -8,3%
          gesamt
          Davon digital
                                      –          –         –         13         30         82           88          144      173        204     17,5%
          gesamt
          GVL-Leistungs-
          schutzrechte               130       120        148        145       151        158          154          150      175        180      2,9%

        Innerhalb von zehn Jahren, zwischen 2001 und 2010, ist der jährliche Umsatz der Musikwirtschaft
        von 2,4 Milliarden Euro auf 1,5 Milliarden Euro um 900 Millionen Euro zurückgegangen. Am stärksten
        waren die Umsätze aus den Verkäufen von Musikkassetten, CDs und DVDs betroffen, bei denen sich
        das Umsatzvolumen um mehr als eine Milliarde Euro verringert hat. Der Rückgang steht in unmittel-
        barem Zusammenhang mit den Veränderungen im Medienangebot und in der Mediennutzung sowie
        auch den neuen technischen Möglichkeiten, die die Digitalisierung mit sich brachte. 1999 startete die
        erste illegale Tauschbörse Napster, 2001 existierte bereits in jedem dritten Haushalt ein CD-Brenner,
        der aktuell von der Festplatte und anderen Speichermedien abgelöst wird. Parallel hat zwar auch der
        Anteil digitaler Musikverkäufe seit 2004 systematisch zugenommen, sodass der digitale Umsatz in
        2010 über 200 Millionen Euro betrug. Die zunehmende Nutzung legaler Musikangebote im Internet
        ab 2004 konnte die Talfahrt im ersten Jahrzehnt jedoch nur bedingt abbremsen.
                                                                                                                                                                          13
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              DIE MUSIKDISTRIBUTION HAT SICH
              GRUNDLEGEND VERÄNDERT

                   ■     Mit Musikinhalten gebrannte Alben (CDs/DVDs) in zehn Jahren Brennerstudie1                  3,364 Milliarden
                   ■     Anzahl illegal heruntergeladener Musiktracks in zehn Jahren Brennerstudie1                  6,973 Milliarden
                   ■     Anzahl der Downloader 20011                                                                   4,9 Millionen
                   ■     Anzahl der Downloader 20101                                                                  12,1 Millionen
                   ■     Anzahl Nutzer illegaler Downloads 20041                                                          3 Millionen
                   ■     Anzahl Nutzer illegaler Downloads 20101                                                        3,1 Millionen
                   ■     Anzahl illegaler Downloads 20041                                                              630 Millionen
                   ■     Anzahl illegaler Downloads 20101                                                              898 Millionen
                   ■     Weltweit erhältliche Downloadtitel 20032                                                        1 Millionen
                   ■     Weltweit erhältliche Downloadtitel 20102                                                       13 Millionen
                   ■     Anzahl gespeicherter Musikdateien auf Festplatten, USB-Sticks
                         und anderen Speichermedien 20051                                                              8,8 Milliarden
                   ■     Anzahl gespeicherter Musikdateien auf Festplatten, USB-Sticks
                         und anderen Speichermedien 20101                                                             53,8 Milliarden
                   ■     Zahl legaler Internet-Musikangebote in Deutschland 20032                                                  5
                   ■     Zahl legaler Internet-Musikangebote in Deutschland 20112                                                 68
                   ■     Umsätze mit Musikdownloads in Euro 20033                                                       17 Millionen
                   ■     Umsätze mit Musikdownloads in Euro 20103                                                      166 Millionen
                   ■     Anteil der Deutschen mit Breitband-Internetzugang 20044                                               13 %
                   ■     Anteil der Deutschen mit Breitband-Internetzugang 20105                                               50 %
                   ■     Anteil der Smartphone-Nutzer in Deutschland 20036                                                      0%
                   ■     Anteil der Smartphone-Nutzer in Deutschland 20116                                                     15 %

                   1   GfK Panel Services - Brennerstudie 2001-2010    4   AG Media Analyse
                   2   Digital Music Report 2011 / pro-music.org       5   TNS Infratest – NONLINER Atlas 2010
                   3   Marktstatistik Bundesverband Musikindustrie     6   OTTO Group– Go Smart Studie

                   Anzahl illegaler Downloads: Alben-Downloads werden anhand der in Deutschland durchschnittlichen
                   Track-Anzahl pro Album in Einzeltracks umgerechnet. Jahr 2010: 15,58; 2004: 14,81

              Die Brennerstudie bzw. die Studie zur Digitalen Content-Nutzung ermöglicht einen genauen Blick auf
              die Veränderungen, die sich innerhalb von nur zehn Jahren bei der Distribution, dem Hören von Musik,
              aber auch der Musik-Piraterie vollzogen haben. Konzentrierte sich die unautorisierte Musiknutzung
              2004 noch auf das massenhafte Brennen von CDs und DVDs, erfolgt die Speicherung und Weitergabe
              heute immer mehr per Sharing-Plattform, USB-Stick oder Festplatte. Zwar ist die Zahl der Nutzer ille-
              galer Downloads, trotz des rasanten Anstiegs der Breitbandausstattung, nach zehn Jahren wieder auf
              dem Niveau von ca. drei Millionen angekommen, dagegen hat sich die Zahl der illegal heruntergelade-
              nen Songs aber Jahr für Jahr gesteigert und erreicht nach einer Umrechnung der in Deutschland her-
              untergeladenen Alben zu Einzeltracks 2010 ein Rekordniveau von 900 Millionen Titeln. Der Schaden,
              der den Künstlern und Musikunternehmen entsteht, ist enorm. Die TERA-Studie (2010) kommt zu dem
              Ergebnis, dass die illegale Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte im Internet allein in Deutsch-
              land im Jahr 2008 einen Schaden von 1,2 Milliarden Euro verursacht und damit rund 34.000 Arbeits-
              plätze gekostet hat. Stimulierend auf diese Entwicklung hat der Ausbau der Online-Netze gewirkt.
              Betrug der Anteil der Haushalte mit einem Breitbandanschluss 2004 erst 13 Prozent so sind es 2010
              bereits 50 Prozent.

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        ES WIRD WENIGER GEBRANNT UND
        MEHR ILLEGAL GESPEICHERT

          1.000                                                                                                                                3.000
                                                                                                                                                          Anzahl gebrannter
                                                                                                                                  898 Mio.                CD-R-Einheiten1
            900                                                                                                                                2.700

                                                                                                                                                          Anzahl illegaler
            800        2.365 Mio. €                                                                                                            2.400
                                                                                                         746 Mio.                                         Downloads aus
                                                                                                                       775 Mio.                           Einzeltracks und
                                                                       711 Mio.
                                                                                                                                               2.100      Alben2
            700
                                                                                     648 Mio.
                                    622 Mio.
                                                                630 Mio.                                                                                  Umsatzverlauf
            600                                                                                                                                1.800      Musikverkauf
                                                592 Mio.                                               543 Mio.
                                                                                                                                1.489 Mio. €              1 Umrechnung in „CD-
            500                                                                                                                                1.500      Einheiten“ auf Grund-
                         492 Mio.                                                 447 Mio.
                                                                      439 Mio.                                                                            lage der unterschiedlichen
                                                           404 Mio.                          412 Mio.                                                     Speicherkapazität: Eine DVD
            400                                                                                                                                1.200      entspricht 7,8 CDs
                                                                                                          370 Mio.
                                               337 Mio.                                                                                                   2 Alben-Downloads werden
                                                                                                                                                          anhand der in Deutschland
            300                                                                                                      278 Mio.                  900
                                    267 Mio.                                                                                                              durchschnittlichen Track-
                                                                                                                                  228 Mio.                Anzahl pro Album umge-
                                                                                                                                                          rechnet.
            200        182 Mio.                                                                                                                600
                                                                                                                                                          3 vor 2003 keine getrennte
                                                                                                                                                          Abfrage nach Herkunft der
                                                                                                                                                          Downloads, der Anteil der
            100                                                                                                                                300
                                                                                                                                                          kostenpflichtigen jedoch
                                                                                                                                                          marginal

            Mio.                                                                                                                               Mio. €     Abbildung 2
           Stück        20013         20023     2003        2004           2005   2006          2007        2008      2009         2010

                   Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie); BVMI

        Mit dem Anstieg der gebrannten CD-Einheiten ab 2001 und der Zunahme illegaler Downloads konnte zu
        Beginn des neuen Jahrtausends ein regelrechter Umsatzeinbruch in der Musikwirtschaft verzeichnet werden.
        Während die Zahl der gebrannten CDs und DVDs ab 2006 wieder deutlich abnahm und sich bis 2010 nahezu
        halbiert hat, nahm das illegale Downloaden von Einzeltracks und Alben im vergangenen Jahrzehnt nahezu
        auf das Doppelte zu. Wurden 2001 noch 492 Millionen einzelne Musikstücke illegal heruntergeladen, waren
        es 2010 bereits an die 900 Millionen Tracks, die illegal gespeichert, genutzt und vertrieben wurden. Auf die
        CD folgte eine ganze Generation neuer Speichermedien: 2010 lagen bereits 54 Milliarden Musikstücke auf der
        Festplatte des Computers, USB-Sticks, MP3-Playern und Handys oder externen Festplatten (siehe Abb. 7).
        17 Prozent der Bevölkerung gaben an, bereits Medieninhalte per Festplatte getauscht zu haben (siehe Abb. 8).

        DIE UNAUTORISIERTEN QUELLEN
        VON MUSIK SIND VIELFÄLTIG
        Es existiert heute eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich relativ einfach, kostenlos und oft illegal mit Musik zu
        versorgen. Das Kopieren einer CD von Freunden spielt dabei nur noch eine untergeordnete Rolle, denn die neuen
        technischen Entwicklungen bieten heute viel komfortablere Möglichkeiten:

        ■ Abspeichern von Musik von Video-Streaming-Plattformen (z. B. mit dem Youtube Converter).
        ■ Abspeichern von Musik von Online-Radios (zum Beispiel radio.fx).
        ■ Nutzung von Plattformen wie flatster, musicmonster oder zeezee
        ■ Kostenlose Download-Apps auf dem Smartphone
        ■ Nutzung von Tauschbörsen / Peer-to-Peer-Netzwerken / ftp-Servern / Newsgroup Services / Blogs
        ■ Download von Content von Sharehostern / Cyberlockern
        ■ Zusendung der Medieninhalte per E-Mail oder anderen Nachrichtenformaten
        ■ Medientausch via Festplatten oder anderen Speichermedien
        ■ Medientausch via Bluetooth (v. a. bei Smartphones)                                                                                                            15
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              DIE ZAHL LEGALER MUSIKDIENSTE
              WÄCHST RASANT
              Die Zahl legaler Online-Musikangebote ist in den letzten Jahren schnell gewachsen. Waren es 2003
              nur fünf Plattformen, über die man einzelne Musikstücke kaufen konnte, existierten nach Angaben
              der Branchenplattform www.pro-music.org 2011 bereits 68 solcher Angebote. Deutschland hat mit
              Diensten wie „Music on Demand“ – später Musicload – noch vor dem iTunes-Store legale Alternati-
              ven für den deutschen User geschaffen. Doch nicht nur die Anzahl hat sich vergrößert, sondern auch
              die Breite des Angebotes und die Vielfalt der Geschäftsmodelle: Der Musikfan kann einzelne Titel
              oder ganze Alben streamen und speichern, er kann Musikvideos erwerben, eine Flatrate für eine
              bestimmte Datenmenge an Musik oder auch ein Abo zu einem Festpreis für eine regelmäßige Belie-
              ferung mit Titeln der Lieblingsband oder der Lieblingssängerin abschließen. Man kann seine Musik
              aber auch in der Cloud, in der Datenwolke lassen und sie gegen einen Festpreis für eine bestimmte
              Zeit über das Smartphone und andere Endgeräte so oft hören, wie man will.

                   80

                   70                                                                                                 68           Anzahl
                                                                                                                                   verfügbarer
                   60                                                                                                              legaler Musik-
                                                                                                                                   dienste
                   50
                                                                                                             46
                                                                                                    41                             1 Video-Streaming-
                   40                                                                       37                                     Plattformen und
                                                                                                                                   für deutsche Nutzer
                                                                                    31                                             erreichbare, aber nicht
                   30
                                                                                                                                   deutschsprachige
                                                                           22                                                      Websites in 2011 erst-
                   20                                             19
                                                                                                                                   malig gelistet, auch
                                                        15
                                                                                                                                   wenn es den Service
                   10                                                                                                              schon länger gibt.
                                                5
                                    2
                    0                                                                                                              Abbildung 3
                                  2002        2003      2004     2005     2006      2007   2008    2009     2010     2011 1
                        Quelle: BVMI; pro-music.org

                                                             Weltbild  AOL Musik
                                                                  othermusic traxsource Highresaudio
                                                       Last.fm
                                                                                       tape.tv Nokia Musik
                                         Qriocity             iMusic1 Deluxe Music
                                                                  dancetracksdigital
                                                                                            Musicload
               Musicbox
                          Beatport
                                    7digital

                                        UMusic        iTunes                     zwo3
                                                                                  Zune     Deezer  e-Plus unlimited
                                                                                                                   digital-tunes
               VidZone
             Justaloud
                               Amazon                                  Dance All Day zero-inch
                                                             WOM Vodafone JPC
                                                                                               Mediamarkt             MP3.Saturn
                                                                                                     Artistxite Medionmusic

                   Napster
                                               Jamba     juno
                                                      elixic  Clipfish Yavido                     rarawhatpeopleplay
                                                                                                             PlayNow          shop2download

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                                                                   Simfy
                                                                    Zaoza
                                                                                                                   Musik-Gratis
                                                                                                          MyVideo trackitdown
                                                                                                                                 djtunes

                                     Eventim music                 Rdio           T-Mobile Music
                                            Linn Records Akazoo Music Unlimited o2 Music
                                                                                                 J uke
                                                Finetunes MTV/VIVA  primalrecords
                                                                           Videoload

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        DIE ZAHL DER CD-BRENNER STAGNIERT,
        DIE DER MP3-HANDYS NIMMT SCHNELL ZU

                Frage: Besitzen Sie oder andere Personen in Ihrem Haushalt eines dieser Geräte?

          60%
                                                                                 53%
                                                                     51%                     51%         52%
                                                    50%                                                                         CD-Brenner
          50%                        48%
                     46%

          40%
                                                                                                                                DVD-Brenner
                                                                                                   31%         32%
          30%                                                                          29%
                                                                           24%

          20%                                                19%

                                           12%
          10%               8%

           0%                                                                                                                   Abbildung 4
                        2005           2006            2007           2008         2009       2010        2011

                Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie)

                Frage: Besitzen Sie persönlich eines dieser Geräte?
          60%

                                                                                                               51%              MP3-Player
          50%                                                                                      47%
                                                                                                         45%
                                                                                             43%
          40%                                                                    40%
                                                                                                                                MP3-Handy
                                                                                       33%
          30%                                                        30%

                                                    23%                    24%
          20%                        18%                     17%
                     15%

          10%                              9%

                            2%
           0%                                                                                                                   Abbildung 5
                       2005            2006           2007             2008        2009       2010        2011
                Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie)

        In jedem zweiten Haushalt befindet sich heute ein CD-Brenner, in jedem dritten ein DVD-Brenner.
        Während die Anzahl der CD-Brenner in den vergangenen Jahren nicht mehr gewachsen ist, hat sich
        die Zahl der DVD-Brenner innerhalb von sieben Jahren mehr als verzehnfacht. Eine DVD kann fast
        das Achtfache an Daten im Vergleich zur CD speichern und ist damit nicht nur für Videos, sondern
        auch für komplette Musiksammlungen besser geeignet. Dennoch ist das die Speichertechnik von
        gestern. Die Zukunft gehört den mobilen, kompakten Technologien wie den MP3-Playern. Inzwi-
        schen verfügt bald jeder Zweite über so ein Gerät. Nahezu explosionsartig haben sich MP3-Handys
        verbreitet: Von 1,5 Millionen 2005 auf fast 30 Millionen 2010. Der Vorteil: Musik, die über das Handy
        kommt, kann gespeichert, abgespielt und als MP3-File auch verschickt oder getauscht werden. Heu-
        te besitzen bereits 90 Prozent aller Frauen zwischen 10 und 19 Jahren ein MP3-fähiges Handy. Bei
        den gleichaltrigen Männern sind es erst 83 Prozent.

                                                                                                                                                           17
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              NOCH IMMER WERDEN MEHR
              CDS GEBRANNT ALS VERKAUFT
              In den 1990er Jahren wurde die Musikkassette als Speichermedium von der wiederbeschreibbaren
              CD abgelöst. Mussten bei der Kassette noch starke Qualitätseinbußen der Originalsongs in Kauf
              genommen werden, konnte die Musik auf der CD nahezu verlustfrei kopiert werden – damit wurde
              das Kopieren und Tauschen von Musik auf ein neues Niveau gehoben. 2001 kam auf eine gekaufte
              CD eine gebrannte Version. 2006 verlagerte sich dieses Verhältnis auf eins zu drei. Seitdem geht
              das Brennen von CDs zugunsten anderer Speichermedien zurück. 2010 wurde das Äquivalent von
              228 Millionen Musikalben auf CD oder DVD gebrannt. Das ist ein Rückgang im Verhältnis zu 2009
              um 50 Millionen. Aber auch die Zahl der verkauften Alben verringerte sich um sieben Millionen.
              Damit kommen auf eine gekaufte CD heute etwa eineinhalb gebrannte.

                   500

                                                                                            447                                                             Summe in
                                                                                439
                                                                                                                                                            CD-R-Einheiten1
                                                                                                        412
                                                                    404
                   400
                                                                                                                    370
                                                                                                                                                            verkaufte
                                                        337                                                                                                 CD-Alben2

                   300
                                                                                                                                278
                                            267

                                                                                                                                            228

                   200          182 185           179
                                                                                      148
                                                              147         146                     150         149         145         147
                                                                                                                                                  140

                   100

                                                                                                                                                            Abbildung 6
                   Menge in       2001        2002        2003       2004        2005        2006        2007       2008         2009        2010
                   Mio. Stück

                         1 Umrechnung in „CD-Einheiten“ auf Grundlage der unterschiedlichen Speicherkapazität: eine DVD entspricht 7,8 CDs (Quelle: BVMI)
                         2 verkaufte CD-Alben laut BVMI-Statistik

                         Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie); BVMI

              Welche Veränderungen sich beim Musikhören und der Speicherung von Musik vollzogen haben,
              zeigt sich auch bei den Quellen, aus denen die Musik stammt, die auf CD-Rohlinge gebrannt wird.
              Nach wie vor wird vor allem Musik von eigenen oder geliehenen CDs oder DVDs gebrannt, 2010
              etwa 64 Prozent. Mit fünf Prozent stammt aktuell nur ein geringer Anteil der auf CDs gebrannten
              Musik von Festplatten oder dem USB-Stick einer anderen Person. Ein immer größerer Teil gebrann-
              ter Musik stammt von Online-Tauschbörsen, kostenlosen Online-Seiten, Web-Radios oder Web-2.0
              Plattformen. 2006 lag dieser Anteil bei 18 Prozent, 2010 bei 19 Prozent.

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        FESTPLATTEN WERDEN ZU BEVORZUGTEN
        SPEICHER- UND TAUSCHMEDIEN

          60
                                                                                                                                                  USB-Sticks, etc.2
          55                                                                                                  53,7
                                                                                                                     1,1                          Festplatten
          50                                                                                                                                      (extern)1
                                                                                                47,1
                                                                                                                                                  MP3-Handy
          45
                                                                                                       17,5          22,3                         MP3-Player
          40
                                                                                                                                                  Festplatten
          35                                                                                                                                      (PC, Laptop)

          30                                                                                                         1,6
                                                                                  26,2                 1,2
                                                                                                                                          1 erst seit 2009 erfasst
          25                                                                             0,7           5,8           6,9
                                                                                         4,7                                              2 erst seit 2010 erfasst;
                                                                   19,6                                                                   beinhaltet USB-Sticks,
          20                                                              0,3
                                               16,7                                                                                       Tablet-PCs, Online-
                                                      0,1                 2,8
          15                                          2,0                                                                                 Speicherplätze,
                                                                                         20,8          22,6                               E-Book-Lesegeräte
                                                                                                                     21,8
          10                8,8                                                                                                           Quelle: GfK Panel
                                  0,6                 14,6                16,5                                                            Services (Brennerstudie)
           5
                                  8,2
                                                                                                                                          Abbildung 7
           Mrd. Stück      2005                2006                2007           2008          2009          2010

        Die meiste Musik, ob kostenpflichtig oder kostenlos, die die User zum Stand Januar 2011 gespeichert haben,
        liegt auf den Festplatten des Computers oder externen Festplatten. Wobei mit 42 Prozent der Anteil der
        externen Festplatten knapp über dem der Computerfestplatte liegt (41 Prozent). Sieben Prozent entfallen
        auf den iPod und sechs Prozent auf andere MP3-Player. Das Speichern von Musik in der Cloud, um sie dann
        an jedem Ort hören zu können, spielte 2010 noch keine Rolle. Auch auf Tablet-PCs oder E-Book-Readern wird
        derzeit kaum Musik gespeichert.

          Frage: Haben Sie im Jahr 2010 die Möglichkeit genutzt, Medieninhalte, die auf
          Festplatten, die anderen Personen gehören, gespeichert sind, zu tauschen?

                                                                                                                                    sehr häufig
                Gesamt 1 2%                14%                 17%                                                                  häufig
                                                                                                                                    selten

           10 – 19 Jahre 2%         7%                               28%                         38%

           20 – 29 Jahre 1        5%                           31%                               37%

           30 – 39 Jahre    3%             17%                        19%

           40 – 49 Jahre 2%              12%                 14%
                                                                                                                            Quelle: GfK Panel
                                                                                                                            Services (Brennerstudie)
           50 + Jahre             6%     6%
           in % der                                                                                                         Abbildung 8
           Bevölkerung     0%              10%                      20%            30%            40%                50%

        17 Prozent der Bundesbürger haben 2010 mit Freunden oder Bekannten Medieninhalte per Fest-
        platte getauscht. Besonders hoch ist dieser Anteil bei den 10- bis 19-Jährigen und den 20- bis 29-
        Jährigen. Mehr als jeder Dritte in dieser Altersgruppe nutzt dieses einfache Verfahren bereits,
        um Medieninhalte anderer zu konsumieren. Unter den 10- bis 19-Jährigen geschieht das bei neun
        Prozent bereits häufig oder sehr häufig.
                                                                                                                                                                  19
Musikindustrie_RZ_26:Layout 1              15.02.2012              13:35 Uhr            Seite 20

              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              IMMER MEHR ALBEN WERDEN
              AUS DEM NETZ GELADEN
                   500

                                                    412 Mio.
                   400              383 Mio.                         374 Mio.                                                                                         illegale
                                                                                                                                                                      Track-Downloads
                                                                                       312 Mio.          316 Mio.
                   300                                                                                                     258 Mio.
                                                                                                                                                                      illegale
                   200                                                                                                                       185 Mio.
                                                                                                                                                                      Alben-Downloads

                   100
                                                                                                                                   34 Mio.           46 Mio.
                                          17 Mio.          20 Mio.           18 Mio.           16 Mio.           29 Mio.
                                                                                                                                                                      Abbildung 9
                   Menge in           2004            2005             2006              2007                  2008          2009              2010
                   Mio. Stück
                                      Definition illegal: Personen, die angegeben haben, Musik-Downloads von Tauschbörsen/Sharehostern/privaten
                                      Websites/Blogs/Foren/ftp-Servern/ Newsgroups getätigt zu haben
                                      Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie)

              Im Rahmen der Umstellung von der Brennerstudie auf die DCN-Studie wurden 2010 erstmals die illega-
              len Downloads aus den Alben, auf Basis der durchschnittlichen Track-Anzahl pro Album, in Einzeltitel
              umgerechnet. Dabei zeigte sich, dass die Gesamtzahl der illegal heruntergeladenen Songs in den zehn
              Jahren der Brennerstudie kontinuierlich gewachsen ist. Die Zahl der illegalen Albendownloads stieg
              innerhalb von drei Jahren von 29 Millionen auf 46 Millionen an. Damit wurden 2010 zwei Drittel aller
              im Internet heruntergeladenen Alben illegal beschafft.

                   1.400

                                                                                                                                                                       kostenpflichtige
                                                                                                                                                           247 Mio.    Musiktitel
                   1.200

                                                                                                                                         171 Mio.          81 Mio.     kostenlose
                   1.000                                                                                                                                               Musiktitel (Homepage)
                                                                                                                                         87 Mio.           152 Mio.

                                                                                                                       109 Mio.          164 Mio.
                                                                 43 Mio.                                                                                               kostenlose
                    800                                                                                                                                                Musiktitel (Web 2.0)1
                                                                                                                       80 Mio.
                                                                 98 Mio.           56 Mio.
                                               16 Mio.
                                               102 Mio.                            80 Mio.
                                                                                                     69 Mio.
                    600                                                                                                                                                Musiktitel von illegalen
                                                                                                     70 Mio.                                               898 Mio.    Plattformen (Tausch-
                                                                                                                                                                       börsen, Sharehoster)
                                                                                                                                         775 Mio.
                    400
                                                                                                                       746 Mio.                                        Alben-Downloads werden anhand
                                               630 Mio.          711 Mio.          648 Mio.          543 Mio.                                                          der in Deutschland durchschnitt-
                                                                                                                                                                       lichen Track-Anzahl pro Album
                                                                                                                                                                       umgerechnet. Jahr 2010: 15,58;
                    200                                                                                                                                                2009: 15,41; 2008: 14,69;
                                                                                                                                                                       2007: 14,69; 2006: 14,89;
                                                                                                                                                                       2005: 14,73; 2004: 14,81

                                                                                                                                                                       Abbildung 10
                    In Mio. Stück       2004              2005              2006              2007              2008              2009              2010
                           1 Kostenlose Musiktitel (Web 2.0, z. B. YouTube) erst seit 2009 erhoben

                           Quelle: PhonoNet/BVMI, GfK Panel Services (Brennerstudie)

              Mit der Diversifizierung des legalen Musikangebots im Internet ist der Anteil kostenpflichtiger
              Download-Titel zwischen 2004 und 2010 deutlich von 16 Millionen Tracks auf 247 Millionen Tracks
              gestiegen. Parallel dazu hat auch die Zahl der Musiktitel, die von illegalen Plattformen (Tausch-
              börsen, Sharehoster o. Ä.) kostenlos aus dem Netz geladen wurden, weiter zugenommen. 2010
              erreichte der Anteil der illegal beschafften Songs annähernd die 900-Millionen-Marke.

              20
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                                                                                                          M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

        SHAREHOSTER SIND DIE NR. 1 BEI DER ILLEGALEN
        NUTZUNG VON ONLINE-MUSIKANGEBOTEN
          Häufigste Musiknutzungsquellen in % der Befragten

           Kostenpflichtige Downloadplattformen/-portale                                                                             32%
                                                                                                                                     30%        2010

           Musik als Video-Streaming                                                                                             30%
                                                                                                                                 23%
                                                                                                                                                2009
           Musik von Online-Radios                                                               12%
                                                                                                 8%

           Sharehoster                                                                    7%
                                                                                          8%

           Offizielle Webseiten von Künstlern                                        4%
                                                                                     5%

                                                                                3%
           BitTorrent und Verzeichnisdienste                                    3%

                                                                                 2%
           Musik auf Social Networks                                             4%

           Extrem günstige Downloadplattformen/-portale                     2%
                                                                            1%

                                                                                1%
           Musik per E-Mail o. a. von Freunden zugeschickt bekommen             3%

                                                                            1%
           Blogs/Foren                                                      2%

                                                                                1%
           Streamripping auf Plattformen wie flatster, musicmonster             3%

                                                                           1%
           Webseiten von Fanclubs                                          1%

                                                                                 1%
           andere Peer-to-Peer-Netzwerke                                         4%

                                                                            1%
           Newsgroup-Services                                               2%

                                                                           1%
           Online-Musikmagazine
                                                                           0%
                                                                                                                                               Abbildung 11
                                                                      0%         5%        10%     15%   20%       25%        30%        35%
          Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie)

        Während die Nutzung kostenpflichtiger Downloadplattformen 2010 nur leicht gewachsen ist, geht
        der Nutzertrend im Internet vor allem auch zum kostenlosen Streaming von Musikvideos. Haupt-
        quelle ist das werbefinanzierte YouTube von Google. So ist der Anteil der User, die angeben, am
        häufigsten Musik per kostenlosen Video-Stream zu nutzen, inzwischen fast genauso groß wie der
        Anteil derer, die sich meistens kostenpflichtig Musik aus dem Netz laden. Daneben gewinnt auch
        das Musikhören aus Web-Radios kontinuierlich an Bedeutung. Bei der illegalen Nutzung von Online-
        Musikangeboten liegen Sharehoster in der Popularität der User ganz vorn.

                                                                                                                                                21
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              M U S I K I M D I G I TA L E N W A N D E L

              BREITBANDAUSSTATTUNG WÄCHST SCHNELLER
              ALS DIE ZAHL DER MUSIK-DOWNLOADER

                   40

                                                                                                            Personen mit Breit-
                                                                                                            band-Internetzugang
                   35

                                                                                                            Personen, die Musik
                   30                                                                                       downloaden (gesamt)

                                                                                                            Personen, die Musik
                   25                                                                                       illegal downloaden

                   20                                                                                       Personen, die Musik
                                                                                                            kostenpflichtig
                                                                                                            downloaden
                   15

                   10

                    5

                     0                                                                                      Abbildung 12
                   Anzahl           2004            2005             2006    2007      2008   2009   2010
                   Personen
                   in Mio.

                        Quelle: GfK Panel Services (Brennerstudie)

              Über 35 Millionen Online-Nutzer in Deutschland verfügen heute über einen Breitband-Inter-
              netzugang. 2004 waren das erst 15 Millionen. Doch während sich die Breitbandausstattung
              in den Haushalten mehr als verdoppelt hat, ist die Zahl der Personen, die sich Musik aus dem
              Internet laden, nur von 7,3 auf 12,1 Millionen gestiegen. Mit 3,1 Millionen ist die Zahl der
              illegalen Downloader zwar ungefähr gleich geblieben, was auch an der konsequenten Durch-
              setzung der Rechte liegen dürfte. Dennoch ist die Zahl illegal heruntergeladener Tracks wei-
              ter gestiegen und hat 2010 sogar einen leichten Sprung gemacht. Während sich bei den ein-
              zelnen Musiktiteln wegen ihrer geringen Dateigröße der Breitband-Internetzugang kaum
              auswirkt, nimmt die Zahl der illegal genutzten Musikalben und Musikvideos signifikant zu,
              weil sich die Zeit für den Download deutlich reduziert.

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