UNSER PRISMA - Katholisches Jugendsozialwerk München eV
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UNSER PRISMA AUSGABE 2-2020 DIE MITARBEITERZEITSCHRIFT DES KATHOLISCHEN JUGENDSOZIALWERKS MÜNCHEN E. V. ZUSAMMENHALT IM MONSIGNORE-BLEYER-HAUS WIE IN WOHNHEIM UND WERKSTÄTTEN MIT DEN AKTUELLEN HERAUSFORDERUNGEN UMGEGANGEN WIRD München. „Diese Zeit ist schon anstrengend“, gesteht Kurzarbeit und wollte etwas Sinnvolles tun. Also hat Josef Limbrunner, der das Monsignore-Bleyer-Haus sie für uns Masken genäht“, freut er sich. (MBH) des KJSW leitet. „Es gibt so viel zu tun, das zu Von seinen Mitarbeiter*innen ist der Einrichtungs- unserer eigentlichen Arbeit hinzukommt.“ Die eigent- leiter begeistert: „Wir haben eine richtig gute liche Arbeit bedeutet: Menschen mit geistiger und Stimmung, und das liegt an den motivierten und Mehrfachbeeinträchtigung in Wohnheim, Werkstät- kreativen Kolleg*innen, die immer wieder dafür sor- ten für behinderte Menschen und Förderstätten zu gen, dass die Bewohner*innen gute Laune haben.“ versorgen, zu betreuen und zu fördern. Doch nun gibt Kürzlich gab es im MBH beispielsweise einen Papier- es laufend neue Regelungen, die in kurzen Abständen fliegerwettbewerb (siehe das Foto von Sandra Erasin bei den sozialen Trägern ankommen. „Dann müssen rechts). Jede*r Teilnehmer im Haus bastelte seinen wir natürlich unsere Mitarbeiter*innen und unsere eigenen Flieger. „Ich war ‚Dicker Brummer‘“, lacht Bewohner*innen informieren und auch die Ange Josef Limbrunner. Dann wurden die Flugobjekte von Papierfliegerwettbewerb hörigen, zum Beispiel über die neuen Besuchsrege- einer Rampe abgeschossen, die erreichte Flugweite im MBH. Foto: Erasin lungen“, erklärt Josef Limbrunner. wurde gemessen. „Da hatten wir alle unseren Spaß Foto oben (Wolken): Die Werkstätten arbeiten in reduziertem Umfang, dabei.“ Riffert die Förderstätte ist noch geschlossen (Stand 26. Mai). Etwas besorgt blickt er auf die geplante Öffnung Die Betreuer*innen aus diesen Bereichen werden im der Werkstätten. Menschen mit Grunderkrankung Heimbereich eingesetzt, was allen hilft. „Uns geht wie beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen, es, Gott sei Dank, gut. Wir hatten keinen Corona- Stoffwechselerkrankungen oder Atemwegserkran Fall, weder bei den Mitarbeiter*innen noch bei den kungen hätten hier Betretungsverbot. „Etwa 80 Pro- Bewohner*innen.“ Zu den Angehörigen besteht Kon- zent unserer Werkstattgänger*innen haben eine takt und ein guter Austausch. Das MBH bekommt solche Grunderkrankung. Sie werden so schnell auch von außen Unterstützung. Josef Limbrunner nicht zurückkehren dürfen.“ Doch Josef Limbrunner denkt dabei an eine Stewardess der Lufthansa, die denkt prinzipiell positiv. „Gemeinsam bewältigen in der Nachbarschaft wohnt. „Sie ist seit Wochen in wir jede Herausforderung.“ (GR) UNSER PRISMA 2-2020 1
EDITORIAL 135 JAHRE KJSW: EIN UNRUNDER GEBURTSTAG Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, es ist schwer, Das KJSW hat in den vergangenen Jahren solide und in diesen Tagen ein Vorwort zu schreiben ohne die sparsam gewirtschaftet. Dafür haben wir so man- Corona-Krise zu erwähnen, zu klagen und Loblie- che Kritik geerntet. Aber das rettet uns in diesem der auf Helden anzustimmen. Es ist ebenso schwer Krisenjahr. einen Text zum aktuellen Geschehen aufzusetzen, der beim Erscheinen nicht schon veraltet sein soll. WIR WERDEN FEDERN LASSEN, ABER DAS KJSW IST Es ist eine Zeit, in der sich die ministeriellen Anord- UND BLEIBT GESUND UND UNSERE ARBEITSPLÄTZE Vorstand Berthold Wübbeling nungen laufend verändern, Gesundheitsbehörden SIND NICHT IN GEFAHR. Foto: rif und Heimaufsichten täglich neue Anforderungen an unsere Einrichtungen und Dienste formulieren. Sie So bin ich sicher, dass wir in 5 Jahren das Jubiläum als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen das „140 Jahre KJSW“ gemeinsam feiern können. alles umsetzen und dabei oft noch den Unmut der Betreuten oder der Angehörigen ertragen. Berthold Wübbeling DESHALB IST ES HIER JETZT DOCH NÖTIG, ALL DENEN UNTER IHNEN EIN KRÄFTIGES „VERGELT´S GOTT“ AUSZUSPRECHEN, DIE MIT IHREM EINSATZ, IHRER KRAFT UND IHRER GESUNDHEIT FÜR DIE VERSORGUNG UND DAS WOHLERGEHEN UNSERER INHALT BEWOHNER UND BETREUTEN GEKÄMPFT HABEN. HERZLICHEN DANK DAFÜR! 1 Zusammenhalt im Monsignore-Bleyer-Haus Untergegangen in den Wirren dieser Tage ist das Jubiläum „135 Jahre KJSW“. Geplant war, diesen 2 Editorial: 135 Jahre KJSW – unrunden Geburtstag im Rahmen eines großen ein unrundes Jubiläum Sommerfestes für alle im Juli im Haus-Maria-Linden 3 Der frühere Vereinsratsvorsitzende in Vaterstetten zu feiern. Daraus wird leider nichts. Msgr. Herbert Kuglstatter Traditionell lädt der Vorstand des KJSW die ehema- lebt nicht mehr ligen Mitarbeiter, die im Ruhestand sind, auf das Andrea Thiele ist neues Mitglied Münchner Oktoberfest ein. Daraus wird in diesem im Vereinsrat Jahr auch nichts. 4-7 Zeit der Masken: Corona-Facetten aus dem KJSW: Bewohner*innen AUF SO MANCHES MUSSTEN UND MÜSSEN WIR IN wollen arbeiten DIESEM JAHR VERZICHTEN. WIR MÜSSEN VERZICH- TEN UM GESUND ZU BLEIBEN. Masken nähen und Stationen bauen Damit meine ich die persönliche Gesundheit jedes Beratung per Telefon, Video und Talk Einzelnen, aber auch die Gesundheit des KJSW. Das Systemrelvant oder nicht? wirtschaftliche Überleben des KJSW in dieser Zeit Kultur im Jugendwohnheim wegbrechender Einnahmen zu sichern gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Vorstandes und der KJSW zahlt freiwillig höheres leitenden Mitarbeiter*innen. Wir setzen alle Mittel Kurzarbeitergeld und Hebel in Bewegung, um weiterhin ausreichend Dienstjubiläen Finanzzuflüsse zu sichern und, wo möglich, Kosten Geburtstage zu senken. Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir dabei bis heute erfolgreich waren. 8 Aus dem KJSW: Drei neue Fachabteilungsleitungen in Rosenheim Impressum 2 UNSER PRISMA 2-2020
Foto: Archiv des KJSW Foto: EOM/Marcus Schlaf MSGR. HERBERT ANDREA THIELE: NEUES KUGLSTATTER VERSTORBEN MITGLIED IM VEREINSRAT München. Monsignore Herbert Kuglstatter, der von Der KJSW-Vereinsrat hat ein neues Mitglied: Andrea 1980 bis 2007 Vereinsratsvorsitzender des KJSW war, Thiele. Sie folgt auf Dr. Elke Hümmeler, die die Ruhe- lebt nicht mehr. Er wurde 83 Jahre alt. Am 8. Mai phase ihrer Altersteilzeit erreicht hat. Andrea Thiele wurde er Corona-bedingt im kleinen Kreis auf dem ist Diözesanbeauftragte der Erzdiözese München und Münchner Ostfriedhof beigesetzt. Der beliebte Geist- Freising für die caritativen Verbände und Träger. Damit liche hat sich mit viel Leidenschaft für die Belange ist sie für rund 20.000 hauptamtliche und mindes- der Bewohner*innen der Einrichtungen sowie der tens so viele ehrenamtliche Mitarbeiter*innen zustän- Klient*innen der ambulanten Dienste eingesetzt. dig. Zudem leitet sie in Nachfolge von Elke Hümmeler kommissarisch das Ressort 6 – Caritas und Beratung Herbert Kuglstatter war 23 Jahre lang Stadtpfar- – im Erzbischöflichen Ordinariat. Die gebürtige Traun- rer von St. Peter, Münchens ältester Pfarrkirche. steinerin ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern Er wurde 1965 im Dom zu Freising zum Priester im Altern von 19 und 13 Jahren. Neben einer kaufmän- geweiht. Nach Stationen in Lenggries, München- nischen Ausbildung und dem Studium Religionspäd- St. Martin und St. Heinrich wurde Kuglstatter schließ- agogik/Kirchliche Bildungsarbeit an der Uni Eichstätt lich 1983 zum Stadtpfarrer von St. Peter ernannt. hat sie auch den Studiengang Organization Studies an Msgr. Herbert Kuglstatter war nicht nur Vereinsrats- der Universität Hildesheim abgeschlossen. Außerdem vorsitzender des KJSW, sondern auch Stiftungsrats- ist Andrea Thiele nach der Ausbildung in systemischer vorsitzender der Stiftung St. Zeno in Kirchseeon. Vor Organisationsentwicklung systemischer Coach. zwölf Jahren setzte sich Kuglstatter dann zur Ruhe „Wir freuen uns sehr, dass Frau Thiele nun dem KJSW- – in einer kleinen Einliegerwohnung des Alten- und Vereinsrat angehört“, betont der geschäftsführende Pflegeheims St. Elisabeth in Schliersee. Dort war er Vorstand Egon Forchhammer. Fachvorstand Berthold nach wie vor als Seelsorger aktiv und beliebt bei den Wübbeling ergänzt: „Wir kennen sie seit langem und Bewohner*innen. fühlen uns gut bei ihr aufgehoben.“ Andrea Thiele ist eines von insgesamt sechs Mitgliedern des KJSW-Ver- Das KJSW bleibt ihm in Dankbarkeit verbunden. einsrats, dessen Vorsitzender Domkapitular Klaus Peter Franzl ist. (rif) AUS DER GRABREDE VON KJSW-EHRENMITGLIED CHRISTL BEINHOFER FÜR MSGR. KUGLSTATTER Herbert Kuglstatter wurde 1936 in Obermenzing als Sohn des Brauereidirektors Joseph Kuglstatter geboren. Seine Mutter war promovierte Mathematik- und Physiklehrerin… Trotz oder gerade wegen seiner großbürgerlichen Abstammung hatte er nie die Bedürftigkeit von weniger gut ausgestatteten Mitmenschen aus den Augen verloren. Aus dem Umfeld seines Vaters kannte er viele Persönlichkeiten, deren fachliche und finanzielle Kompetenzen er nutzte. Ich möchte zwei Punkte sei- ner Persönlichkeit hervorheben: Seinen Unternehmergeist und seine soziale Ader. Wegen seiner sozialen Ader hat Stadtpfarrer Kuglstatter 1980 ehrenamtlich den Vorsitz im Vereinsrat des Katholischen Jugendsozialwerkes übernommen. Bis zu seinem Ausscheiden 2007 hat er sich mit großem Engagement um die Belange vieler Jugendlicher in den zahlreichen Einrichtungen gekümmert. Vergelt’s Gott! UNSER PRISMA 2-2020 3
Konzert zum Tag der Pflege vor dem Altenheim Elisabeth. Foto: AHE/KJSW ZEIT DER MASKEN CORONA-FACETTEN AUS DEM KJSW BEWOHNER*INNEN WOLLEN ARBEITEN Rosenheim. „Ich bin ja schon länger in leitender Auch vier Mitarbeiter*innen waren positiv getes- Funktion tätig, aber an eine vergleichbare Situation tet. Drei waren allerdings nicht im Gruppendienst kann ich mich überhaupt nicht erinnern“, seufzt und konnten deshalb leichter für die Zeit der Qua- Thomas Bacher, Gesamtleiter der Dienste und Ein- rantäne aus dem Dienst genommen werden. Sie richtungen für Menschen mit Behinderung des sind mittlerweile alle wieder vollständig genesen. KJSW in Rosenheim. Die Stadt und der Landkreis „Unsere Arbeit im Salzburger Weg ist bis auf unsere Rosenheim waren und sind ein Corona-Hotspot. Quarantänegruppen so verlaufen, wie sonst auch; in „Angesichts dieser Tatsache haben wir bisher richtig den Betreuten Wohngruppen und im Emmy-Schus- Glück gehabt“, weiß Thomas Bacher. ter-Haus waren sehr viele belastende Einzeldienste Doch ganz ist das Virus nicht am KJSW vorübergan- der Mitarbeiter*innen die Folge“, berichtet Thomas gen. Fünf Bewohner*innen einer Außenwohngruppe Bacher. waren positiv getestet. Mittlerweile sind wieder alle gesund. Im Emmy-Schuster-Haus gab es drei Betrof- „DIE BEWOHNER*INNEN, DIE IN EINER FÖRDER- fene, von denen einer Symptome in der Lunge hatte, STÄTTE ODER WERKSTATT TÄTIG SIND, LEIDEN aber Corona ließ sich nicht im Test nachweisen. DARUNTER, DASS SIE NICHT ARBEITEN KÖNNEN. Ein positiv getesteter Bewohner starb infolge von DESHALB FREUEN SICH ALLE, DASS DIE RÜCKKEHR Desinfektions- Komplikationen durch eine chronische Erkrankung, SUKZESSIVE MÖGLICH IST, WENN DIE ARBEIT AUCH mittelspende der Wasserburger also nicht „an“ Corona, sondern „mit“ Corona. WEGEN DER ABSTÄNDE ANDERS VERLAUFEN WIRD.“ Arzneimittelfirma Durch die Pandemie war bis Redaktionsschluss Recipharm an die Dienste und (25. Mai) weder hier noch bei einer weiteren verstor- Deshalb werden in naher Zukunft dann auch Grup- Einrichtungen des KJSW in Rosenheim. benen Bewohnerin eine wirksame Abschiedsarbeit pen ganztags in Räumen des Wohnheims arbeiten, Foto: KJSW RO möglich, so wie sie in Rosenheim sonst üblich ist. was bisher nur stundenweise möglich ist. Zwischen- zeitlich mussten alle Werkstattmitarbeiter*innen und Förderstättenbesucher*innen tagsüber in den Gruppen bleiben. Hier waren die Mitarbeiter*innen sehr gefragt um keinen „Lagerkoller“ aufkommen zu lassen. Möglich wurde das durch die Integration der Mitarbeiter aus den Nachtdiensten in die Tagschich- ten und das Anheuern von Zeitarbeiter*innen für die Nachtschichten. Dass die Zeit mit Corona belastend ist, merkt Tho- mas Bacher auch an sich selbst. Der passionierte Rennradler fährt normalerweise in der ganzen war- men Jahreszeit etwa 2500 Kilometer mit seinem Rennrad. Doch im Jahr 2020 ist das anders: „Heuer waren es bis Mitte Mai schon mehr als 1300 Kilo- meter, weil ich das Radeln zum ‚Runterkommen‘ gebraucht habe.“ 4 UNSER PRISMA 2-2020
Masken nähen Sabine Schnitzler (schwarzes T-Shirt) und Lisa Prugger Bau der Isolierstation im Haus Maria Linden durch Mitglieder der (altrosa T-Shirt). Fotos: Michael Liebmann/KJSW Jugendgruppe des Technischen Hilfswerks Markt Schwaben. MASKEN NÄHEN UND BERATUNG PER TELEFON, STATIONEN BAUEN VIDEO UND IM PARK Vaterstetten. Szenenwechsel ins Haus Maria Linden. München. Wie kann man ambulant in der Erzie- Hier leben 100 Bewohner*innen mit psychischen hungshilfe arbeiten, wenn man nicht mehr zu und Mehrfachbeeinträchtigungen. Dazu kommen den Klient*innen in die Wohnung darf? Bei den Plätze in ambulanten Betreuungsformen. „Wir Ambulanten Erziehungshilfen (AEH) in München- haben bisher Glück im Zusammenhang mit Corona Moosach hat man sich dazu einiges einfallen gehabt“, sagt Michael Liebmann. Der Leiter des HML lassen, wie Dienststellenleiter Erich Mehlsteibl ist froh, weil die Bewohner*innen bisher von einer berichtet. „Am Anfang haben wir vor allem viel tele- Infektion verschont geblieben sind. foniert. Manche Familie haben wir jeden Tag ange- Allerdings ist eine Mitarbeiterin erkrankt und bis rufen“, erklärt der Sozialpädagoge. Später sei man Redaktionsschluss noch nicht wieder ganz genesen. dann, wo immer möglich, auf Videochats umgestie- „Das ist tragisch, denn wir vermuten, dass sie sich gen. Zur Wahrung des Datenschutzes wurde keine überhaupt erst angesteckt hat, als sie in einer Reihe bekannte Plattform wie Skype verwendet, sondern mit möglicherweise erkrankten Menschen auf ihre das kostenlose Mediziner-Programm von Red Medi- Testung gewartet hat. Aber das können wir nicht cal. „Kontakt per Video ist insofern besser, weil man beweisen“, erklärt Michael Liebmann. Kolleg*innen dann auch die Kinder sieht und mitbekommt, wie es und Bewohner*innen seien nicht betroffen gewesen. ihnen geht.“ In Einzelfällen wurde unter Einhaltung Im Haus Maria Linden haben bis Redaktionsschluss aller Hygiene- und Abstandsregeln auch in den Räu- keine gruppenübergreifenden Veranstaltungen men der AEH beraten. Solche Hinweise mehr stattgefunden. Die Wohngruppen wer- Seit dem 27. April treffen sich die Sozialarbeiter*innen waren beim ers- ten Gottesdienst den getrennt voneinander versorgt und begleitet. wieder mit einzelnen Familienmitgliedern im Freien, nach über zweiein- COVID 19 beeinflusst die Arbeit im HML stark. „Wir etwa in Parks oder Grünanlagen. „Das ist ein wich- halb Monaten in der Kapelle des Hauses haben zum Beispiel unseren normalen Konferenz- tiger Schritt“, weiß der Sozialpädagoge. „Manche Maria Linden zu sehen. raum in eine Nähstube für Masken umgewandelt. haben sich aus Angst vor Corona überhaupt nicht Foto: Monika Kaukal. Unsere Meetings halten wir im großen Foyer im mehr aus ihren Wohnungen herausgetraut.“ Die Abstand von zwei Metern voneinander ein“, schil- Stimmung war in den meist beengten Räumen dert Michael Liebmann eine der aktuellen Verände- nicht gut. Vor allem die Väter waren gereizt, wenn rungen. Im Haus Maria Linden wurde auf Wunsch sie gerade in die Arbeitslosigkeit oder die Kurzarbeit des Landratsamts auch eine Isolierstation eingerich- geschickt wurden. „Deshalb ist es wichtig, immer tet, damit für den Fall eines Ausbruchs Zimmer für wieder nach dem Rechten zu sehen.“ Ein Gutes kann Erkrankte zur Verfügung stehen. Am 25. Mai fand Erich Mehlsteibl für die Arbeit der AEH sehen: Durch in der Kapelle ein Gottesdienst statt, der mit stren- die besonderen Umstände sei es nicht so schwer, gen Hygiene- und Schutzmaßnahmen abgehalten mit der ganzen Familien Termine zu finden. „Sonst wurde. „So konnten wir uns wenigstens von den vier haben wir oft das Problem, dass wir kaum Kontakte Personen verabschieden, die in den letzten Mona- oder gemeinsame Treffen vereinbaren können.“ ten im HML gestorben sind, ganz ohne Corona“, sagt Michael Liebmann. UNSER PRISMA 2-2020 5
Konzert im JWGH München-Süd. Bild: Thomas Frank/KJSW SYSTEMRELEVANT ODER NICHT? KULTUR IM JUGENDWOHNHEIM Zufrieden ist Mehlsteibl damit, dass die AEH von München. Ein hochklassiges Konzert gab es dieser Anfang an als quasi systemrelevant eingeschätzt Tage im Jugendwohn- und Gästehaus München wurde (#häusliche Gewalt). „Kurzarbeit ist für uns Süd. Gregor Arnsberg und Dimitry Romano spielten zum Glück kein Thema, anders als in der KistE“, am Flügel im Speisesaal Werke von Bach, Beethoven betont er. Denn die Einrichtung der Offenen Kinder- und Chopin. Die Fenster waren dabei weit geöffnet, und Jugendarbeit im Hasenbergl, die er ebenfalls denn draußen saßen mit Sicherheitsabstand die leitet, ist sofort nach Start der Ausgangsbeschrän- Gäste der Aufführung. kungen geschlossen worden. Bis zum Redaktions „WIR WOLLEN GERADE JETZT UNSEREN VERBLIEBE- schluss (25. Mai) gibt es dort erst beschränkte NEN BEWOHNER*INNEN KULTUR BIETEN, DAMIT SIE Einzelangebote von 12 Stunden Dauer pro Woche EIN GEMEINSCHAFTSERLEBNIS HABEN KÖNNEN“, im Außenbereich. Außerdem gibt es das KistE- erklärt Thomas Frank, der Leiter des Jugendwohn- Radio, das dreimal pro Woche sendet und bisher von und Gästehauses München-Süd. Die Veranstaltung 110 Abonnenten gehört wird. kommt gut an. Es gibt Pläne für ein weiteres Konzert im Sommer, dann in einem größeren Rahmen. „UNS IST WICHTIG, DASS DIE JUGENDLICHEN Die Wohnheime des KJSW gehören zu den Einrich- WIEDERKOMMEN KÖNNEN UND NICHT NUR tungen, die von der Corona-Pandemie am stärksten VEREINZELT DAHEIM AUF DEM SOFA SITZEN. HIER betroffen sind. In München-Süd, wo normalerweise FINDEN SIE JEMANDEN ZUM REDEN“, BETONT rund 200 Personen untergebracht werden können, MEHLSTEIBL. leben derzeit nur knapp 30 Bewohner*innen. Natio- nale und internationale Partnerorganisationen, die Trotzdem gilt die Freizeitstätte KistE nicht als sys- sonst viele Plätze für junge Leute in Ausbildungspro- temrelevant. Das bedeutet für die Mitarbeiter*innen grammen buchen, haben ihre Buchungen storniert, seit 1. Mai zu 70 Prozent Kurzarbeit. Mehlsteibl da die Grenzen geschlossen sind und bis gerade eben ärgert sich darüber, dass für die Offene Kinder- und auch kein Unterricht stattfinden konnte. Dieser Ein- Jugendarbeit dieselben Regelungen gelten wie bruch auf der Einnahmeseite hat in den Jugend- für Saunen, Thermen und Bordelle. „Da haben die wohnheimen zu Kurzarbeit geführt – zum ersten Mal Entscheider*innen etwas nicht verstanden!“ in der 135-jährigen Geschichte des KJSW. Dennoch setzen sich alle Mitarbeiter*innen dafür ein, dass sich die anwesenden Bewohner*innen wohl fühlen. DIENSTJUBILÄEN Stefan Wagner, Behindertenhilfe Rosenheim 25 Jahre Bozica Damjanovic, Behindertenhilfe Rosenheim 15 Jahre Heike Kondula, Behindertenhilfe Rosenheim 10 Jahre Werner Rieger, Monsignore-Bleyer-Haus 25 Jahre Liselotte Mayer, Monsignore-Bleyer-Haus 10 Jahre Thomas Frank, Leiter des Jugendwohn- und Gabriele Fry, MAV 20 Jahre Gästehauses München- Süd, mit Mundschutz. Foto: Gabriele Riffert/KJSW 6 UNSER PRISMA 2-2020
Das „Kinopolis Landshut“ hat den Therapeutischen Wohngemeinschaf- ten des Katholischen Jugendsozialwerks Landshut Popcorn, Nachos mit Dips und Getränke im Wert von mehreren Hundert Euro geschenkt. Das Kinopolis musste aufgrund der Corona- Krise seinen Lager bestand reduzieren. Die Jugendlichen freuten sich über diese tolle Spende. Foto: KJSW Landshut Von Kurzarbeit sind auch die Jugendwohnheime Mün- chen-Nord sowie Landshut mit Deggendorf betroffen, weil nur noch wenige Bewohner vor Ort sein dürfen. Deshalb haben sich unter dem Dach des Landescari- tasverbands Betreiber von Jugendwohnheimen wie das KJSW mit einem Brief an Ministerpräsident Mar- kus Söder gewandt. Sie fordern einen Defizitausgleich für Einrichtungen des Jugendwohnens für Blockschü- ler aufgrund der Corona-Pandemie. Die Mitarbeiter*innen der Jugendwohnheime hoffen vor allem darauf, dass bald wieder mehr junge Gäste kommen dürfen. In der Zwischenzeit sind sie enga- giert dabei, den verbliebenen Bewohner*innen eine gute Zeit zu ermöglichen. GEBURTSTAGE APRIL Und noch eine Spende gab es für das Jugend- Simon Cohrs, JWH Süd 20 Jahre wohnheim Landshut: Birgit Luczak-Strasser, Dienststelle Landshut 50 Jahre Das Amt für Ernäh- Roman Rivec, Haus-Maria-Linden 55 Jahre KJSW ZAHLT FREIWILLIG HÖHERES rung, Landwirtschaft Roland Fieger, Ambulante Erziehungshilfe 65 Jahre KURZARBEITERGELD und Forsten übergab zwei Dienstfahrräder, Rosalinda Muhr, Dienststelle Landshut 45 Jahre Ortswechsel in die KJSW-Geschäftsstelle. „Wir tun die die Jugendlichen nutzen können. Katharina Hribar, Haus-Maria-Linden 30 Jahre unser Bestes, um den Betrieb am Laufen zu hal- Foto: KJSW Landshut Mojca Ruf, Behindertenhilfe Rosenheim 45 Jahre ten“, sagt Leiterin Petra Naßl. Bei Rechnungen, die Markus Rösch, Monsignore-Bleyer-Haus 50 Jahre bezahlt werden müssen, achten sie und ihr Team Rita Pop, Altenheim Elisabeth Rosenheim 50 Jahre darauf, dass sie zügig überwiesen werden. „Heute Anica Bilic, Behindertenhilfe Rosenheim 50 Jahre Ulrich Schweigert, Monsignore-Bleyer-Haus 55 Jahre freut sich jeder, wenn er nicht auf sein Geld warten muss.“ Auch die Gehaltszahlungen laufen natür- MAI lich regulär weiter. Wer als Mitarbeiter*in des KJSW Heike Theiss, Dienststelle Landshut 40 Jahre Kurzarbeitergeld beziehen muss, hat sicher schon Rudolf Swientek, Dienststelle Landshut 55 Jahre festgestellt, dass es höher ist, als die gesetzlich vor- Reiner Rotzler, Dienststelle Landshut 50 Jahre geschriebenen 60 beziehungsweise 67 Prozent (bei Manuela Luger, Dienststelle Landshut 50 Jahre Familien). „Das KJSW überweist von Anfang an frei- Mandy Koenig, Behindertenhilfe Rosenheim 50 Jahre willig 80 Prozent und 87 Prozent“, erklärt Petra Naßl. JUNI Sie klingt hörbar froh darüber, dass sich das KJSW Natalia Petrushanskaya, Dienststelle Landshut 40 Jahre auch für die eigenen Mitarbeiter*innen engagiert. Karin Klotz, Dienststelle Landshut 40 Jahre (GR) Inna Schlee, Altenheim Elisabeth Rosenheim 45 Jahre Natasa Spirova, Behindertenhilfe Rosenheim 40 Jahre Elke Heinzelmann, JWH Nord 65 Jahre Sladana Osmancevic, Behindertenhilfe Rosenheim 35 Jahre UNSER PRISMA 2-2020 7
Von links nach rechts: Werner Lang, AUS DEM KJSW Astrid Fiebiger und Stefanie Herzog-Bosbach. Fotos: privat (2), rif (1) DREI NEUE ABTEILUNGSLEITUNGEN FÜR ROSENHEIM Gleich drei Führungsstellen mussten in Rosenheim habe ich die Nachfolge von Dieter Pfiffer als Fachab- nach zwei Renteneintritten und einem Wechsel neu teilungsleitung ambulante Dienste übernommen. besetzt werden. Dieser Prozess ist nun abgeschlos- Privat bin ich über 30 Jahre verheiratet und habe eine sen. „Unser Prisma“ stellt die drei „Neuen“ vor: Tochter mit 31 Jahren und einen Sohn mit 21 Jahren. In meiner Freizeit liebe ich die Berge, Literatur und Kunst, Werner Lang ist der neue Leiter der Verwaltung. aber auch meinen Garten und vieles mehr .“ Er ist 51 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Mädchen im Alter von 14 und 11 Jahren. Der gebürtige Stefanie Herzog-Bosbach ist die neue Fachabtei- Rosenheimer ist Groß- und Einzelhandelskaufmann lungsleitung „Wohnheim am Salzburger Weg“. sowie Diplom Betriebswirt. Er hat den ADA-Schein Sie ist 46 Jahre alt und verheiratet. Die gebürtige und ist aus der freien Wirtschaft 2013 in den sozia- Münsterländerin lebt seit 2002 in Bayern. Die Erzie- len Bereich gewechselt. Er war Verwaltungsleiter der herin und Sozialwirtin hat bereits in der stationä- Stiftung Attl und ist nun für das KJSW in Rosenheim ren Jugendhilfe gearbeitet und mit Menschen mit tätig. Sei berufliches Credo lautet: „Veränderungen Beeinträchtigung. Seit 2013 ist sie beim KJSW tätig. lassen sich oftmals nicht aufhalten oder verhindern. Zunächst war sie Fachkraft in Gruppe 2 im Salzbur- Aber sie lassen sich managen.“ Er sieht sich als Team ger Weg, ab 2016 war sie Gruppenleiterin. Player, liebt Sport, joggt regelmäßig, betreibt aktiv Taekwondo und wandert gern in den Bergen. Er fährt gerne Ski, liest viel und bildet sich weiter. IMPRESSUM Unser Prisma – Die Mitarbeiterzeitschrift des KJSW: Nummer 2-2020 Astrid Fiebiger leitet nun die Fachabteilung Ambu- Katholisches Jugendsozialwerk München e. V., lante Dienste. Sie schreibt über sich: „Nach meiner Forstenrieder Allee 107, 81476 München Ausbildung zur Erzieherin habe ich im Herbst 1995 Erscheinungsweise: beim Katholischen Jugendsozialwerk beim Auf- Viermal jährlich zum 15.3., 15.6., 15.9. und 15.12. Redaktionsschluss ist jeweils der 25. des Vormonats. bau der Intensivgruppe am Salzburgerweg meine V. i. S. d. P.: Tätigkeit begonnen. Nach einem Jahr im Gruppen- Egon Forchhammer, Vorstand, Berthold Wübbeling, Vorstand dienst wurde ich pädagogischer Fachdienst in die- Redaktion: Dr. Gabriele Riffert, pressestelle@kjsw.de, Telefon 0151 / 10 78 79 91 oder 089 / 810 59 210. ser Gruppe. Nach einer einjährigen Babypause fing Grafik, Layout: Melanie von Mendel, ich 1999 im Bereich ambulant begleitetes Wohnen mvm-Grafikdesign, Ismaning an. 2009 begann ich mit dem berufsbegleiteten Stu- Druck: die druckbörse, Straubing, www.diedruckboerse.de dium „soziale Arbeit“ und wechselte dann auch in den Gedruckt auf vom Blauen Engel zertifiziertem Papier, das ressourcenschonend, umweltfreundlich und zu 100 Prozent Bereich der Offenen Behindertenarbeit. Seit Mai 2020 aus Altpapier hergestellt wurde. 8 UNSER PRISMA 2-2020
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