Unsere Baumeister - THEMA - Medienpreis Mittelstand
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
THEMA WELT AM SONNTAG NR. 37 15. SEPTEMBER 2019 SEITE 13 Büsten statt Bücher: Henrike Dellmann verzichtete auf ein Studium und machte eine Lehre als Stuckateurin MARLENE GAWRISCH / WELT(2) Unsere Baumeister Das Handwerk ist in der Krise – weil ihm der Nachwuchs fehlt. Die Auftragsbücher sind voll. Handwerker werden gebraucht wie noch nie. Und das ist längst nicht der einzige Grund, warum ihre Berufe glücklich machen – sie selbst und alle anderen. Aus dem Leben von acht Menschen, die es auf jeder Baustelle braucht Von Kathrin Spoerr Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von:
14 THEMA WELT AM SONNTAG NR. 37 15. SEPTEMBER 2019 E ist, wird investiert und wieder investiert. Der Golf-3, in dessen Kofferraum das Werkzeug von Dachstuhl zu Dachstuhl fuhr, wurde gegen einen Transporter eingetauscht, da passte mehr und besseres Werkzeug für größere Auf- träge hinein. Es folgte der erste Angestellte, die erste computergesteuerte Anlage, mit der man ganze Häuser bauen konnte, Bahnhofsüberda- chungen, Expo-Bühnen, viergeschossige Ho- tels und 200 Meter lange Dächer. Mit 16 hat er die Schule verlassen, mit 21 war er Meister, bald danach selbstständig. Die Handwerkskammer und das Arbeitsamt unter- stützten ihn mit Geld und Coaching. Heute hat er zwölf Angestellte. Er hat nicht mehr jeden Es war einmal ein Land, in dem sangen Kin- Tag den Hammer in der Hand, sondern sitzt der das Lied: „Wer will fleißige Handwerker oft am Computer. Er ist jetzt zwei Menschen in sehn“, und Eltern sagten: „Lern ein Hand- einem, wie die meisten erfolgreichen Unter- werk, Kind. Handwerk hat goldenen Boden.“ nehmer. Auf seiner Visitenkarte steht: Eric In demselben Land fingen Eltern irgendwann Bensemann, Zimmermeister/Geschäftsführer. an zu sagen: „Wenn du das Abi nicht schaffst, Wenn die Wände stehen, kommt der Dach- musst du Handwerker werden.“ Das Land ist decker. Deutschland. Zwischen den Sätzen liegen 50 Jahre Bildungs- II. Das Dach ist eine Konstruktion, reformen. Politische Offensiven machten ab den die darunterliegende Räume und Flächen 60er-Jahren den Weg frei für das „Abitur für alle“ nach oben hin abschließt. oder, wie Handwerkskammern es heute nennen, den „Akademisierungswahn“. Ende Juli 2019 wa- LUISA BUCK, 27, ren in Deutschland noch 30.000 Lehrstellen un- SPENGLERIN AUS WILDBERG besetzt. Die Handwerksverbände schätzen, dass Das Schönste am Job von Luisa Buck ist es, inzwischen um 250.000 Handwerker fehlen. oben zu stehen und in die Ferne zu schauen. Je Zwei Drittel der Schulabgänger streben auf die höher das Dach, desto schöner der Blick in die Hochschulen, nur ein Drittel macht eine Ausbil- Welt und auf die Stadt unter dir. Je höher das dung. Früher war es umgekehrt. Dach, desto näher bist du de r Sonne. Nur am Das bedeutet auch: Heute muss man im Strand ist es schöner, sagt sie. Vielleicht aber Durchschnitt zehn Wochen auf einen Hand- auch hier. werker warten, auf einen Bau-Handwerker so- Ihr Vater ist Spengler. Er ist am Bau für Ble- gar 14 Wochen. Gute Handwerker sind knapp che und Metall zuständig. Beide Großväter wie nie und werden behandelt wie alles, was und ein Urgroßvater waren Spengler. Ihr Bru- knapp ist: achtsam. Die Telefonnummer des der und ihr Onkel sind Spengler. Luisa Buck flexiblen und zuverlässigen Allrounders gibt wurde in eine Familie hineingeboren, in der man nur an gute Freunde weiter. Wer essen der Beruf vererbt zu werden scheint. Sie woll- will, braucht Handwerker, wer sich die Haare te den Beruf aber nicht erben, sondern eine schneiden lassen, wer ein Haus bauen will, Entscheidung fällen. Dazu musste sie Alterna- braucht Handwerker. Früh aufstehen und im tiven kennen. Sie machte ein Praktikum als Dreck arbeiten, dafür schlecht bezahlt werden. Erzieherin und eins im Fotostudio – also an So sieht das Klischee über Handwerker aus. Orten, wo Frauen das tun, was von Frauen er- Wir haben mit acht Handwerkern gespro- wartet wird. chen. Sie arbeiten im Rohbau, im Ausbau, in In- Das Ding mit Dächern ist Folgendes: Keines nenräumen und an Fassaden. Sie alle (und ist wie das andere. Es gibt die Neubauten, die noch einige mehr) sind notwendig, um ein kriegen ihr Dach nach Maß. Man bekommt die Haus zu errichten. Wenn der eine geht, kommt Detailplanung vom Architekten, und theore- der andere und fängt dort an, wo sein Vorgän- tisch kann man so ein Dach bauen, ohne vorher ger aufgehört hat. Einige lieben die groben, an- auf der Baustelle gewesen zu sein. Und es gibt dere die feinen Arbeiten. Doch es gibt etwas, die Altbauten. Was den Altbau vom Neubau un- was alle verbindet. Es ist die Zufriedenheit. Sie terscheidet: Statt Plänen gibt es Überraschun- laufen durch ihre Städte und sehen, was sie ge- gen. Sie sind unter einer oder mehreren Schich- baut haben. Sie wissen jeden Abend, was sie am ten versteckt. Man muss drunterschauen, um Tag geschafft haben. dem Dach seine Geheimnisse zu entreißen. Der Vater sagte: „Wenn du Taschengeld I. Als Rohbau bezeichnet man ein Bauwerk, brauchst, dann mach was im Betrieb.“ Sie fegte dessen äußere Kontur einschließlich der den Hof und sah den Gesellen zu. Die schlepp- Dachkonstruktion fertiggestellt ist. ten und hämmerten und bedienten gefährliche Maschinen. Sie fragte sich: Ist das ein Job für ERIC BENSEMANN, 30, ein Mädchen? ZIMMERMANN AUS RÜDERSDORF Ein altes Dach kann man einfach abreißen, Das Schönste am Job von Eric Bensemann ist im Container entsorgen und den Dachstuhl neu es, etwas Großes zu bauen. Nicht irgendwas zu vermessen. Man kann aber auch versuchen, ein bauen, was nur schön oder nützlich ist wie ein altes Dach zu verstehen. Wie haben sie damals Spielzeug oder ein Stuhl, sondern das zu bau- die Anschlüsse abgedichtet? Wie die Ecken aus- en, was den Menschen ausmacht: ein Haus, um geformt? Mit welchen Blechen arbeiteten sie? drin zu wohnen. „Es ist ein Urgefühl“, sagt er. Wo haben sie gelötet und mit was? Ein altes Was er toll findet: Jesus war Zimmermann, Dach ist so was wie ein Guckrohr in die Vergan- der Vater von Jesus war Zimmermann, und genheit des Handwerks, sagt Luisa Buck. auch er, Eric Bensemann aus Rüdersdorf in Mit 16 brauchte sie Geld für den Führer- Brandenburg, ist Zimmermann. schein. Der Vater sagte: „Wenn du Geld Anders als Jesus besitzt Eric Bensemann ei- brauchst, verdien es dir.“ Nach der mittleren ne Werkstatt, die so groß ist, dass eine Dorfkir- Reife war sie bereit für die Entscheidung. Kei- che darin Platz fände. Seine Werkstatt sieht ner ihrer Freunde war überrascht, es war, als MARLENE GAWRISCH / WELT(6) nicht aus wie eine Werkstatt, sie sieht aus wie hätten sie schon vor ihr gewusst, was richtig eine Kuppel, die unterm Himmel gespannt für sie ist. Sie lernte den Beruf des Vaters, On- wurde, um alles gleichzeitig zu sein – Schutz kels, Bruders und Großvaters. Und noch etwas vor Regen und Wind, fußballfeldgroße Fenster- anderes lernte sie: Wie es es sich anfühlt, mit fläche und außerdem ein Anblick, der jeden den Händen zu arbeiten. Nichts hat sie je so freut, der Holz und Häuser mag. zufrieden gemacht. Die Kuppel wurde nach der Methode Zollin- Wenn du ein Dach vermessen hast, gehst ger gebaut. Eine Zollingerkuppel besteht aus du in die Werkstatt, und vor dir liegt ein gro- kurzen Balken, maximal 2,80 Meter lang, die ßes, glattes Tafelblech. Es kann Bündnerfalz präzise gesägt und verschraubt werden, so- werden oder Firstabdeckung oder Kaminver- Holz und Häuser: Der Zimmer- dass ein diagonales Gittergewölbe entsteht, wahrung. Du schneidest zu, du kantest auf, du mann Eric Bensemann in der das sich selbst trägt. Die Halle unter der Kup- kantest ab, du stauchst oder dehnst das Blech. Produktionshalle seiner eigenen pel hat eine Grundfläche von 50 mal 24 Meter. Das Blech kann jede Form annehmen. Was es Firma in Rüdersdorf bei Berlin Es ist die vermutlich größte Zollinger-Kuppel wird, entscheidest du. Zum Schluss nimmst auf der ganzen Welt, und Eric Bensemann hat du deine Bleche und steigst hinauf. Du na- sie selbst entworfen und gebaut. Er sagt: „Wer gelst, lötest, kantest um, schließt an, dichtest mich hier besucht, den muss ich nicht über- ab. Dann stehst du auf dem Dach, das vorher zeugen, dass ich was von Holzbau verstehe.“ irgendein Dach war, und denkst: mein Dach. Ansonsten, sagt Bensemann, unterscheidet Sagt sie. den Zimmermann von damals nicht viel vom Wo steht geschrieben, dass ein Beruf, der so Zimmermann von heute. Er braucht Werkzeug, viel Befriedigung schafft, ein Männerberuf ist? Schrauben und Nägel, das bekam man früher Luisa Buck will irgendwann ihren Meister ma- beim Schmied und heute im Fachhandel, und chen. Sie liebt diesen Job. Es ist ein Frauenjob. er braucht Holz, das wächst im Wald. Wenn er Nachdem das Dach eingedeckt ist, kommt alles hat, stellt er Ständer, spannt Balken, fä- der Innenausbau: Fensterbauer, Verputzer, In- chert Wände aus und setzt zuletzt den Dach- stallateure. stuhl oben drauf. Eric Bensemann fasst zusam- men: Der Zimmermann liebt es grob. III. Ein Rohr ist ein runder Hohlkörper, Ein Haus, das aus Stein gebaut und mit Sty- welcher länger ist als sein Durchmesser. ropor eingepackt wurde, verhält sich wie Obst Rohrverbindungen werden geschraubt, rückgekommen ist. Es kann sein, dass sie nur in einer Plastiktüte, es verfault. Wer in so ei- gelötet, geschweißt, geklebt, geklemmt, drei Stunden geschlafen hat und dass ihr der nem Haus wohnt, muss immerzu gegen die gepresst oder gesteckt. Jetlag noch in ihren Knochen steckt. Das liegt Feuchtigkeit und gegen die Fäulnis kämpfen. daran, dass sie zwei Jobs hat. Den Job auf der „Niemand sollte in einer Plastiktüte leben“, SANDRA HUNKE, 27, Baustelle und einen auf dem Laufsteg. sagt Bensemann. ANLAGENMECHANIKERIN FÜR Sandra Hunke kann auch Klimaanlagen und Als Bensemann ein kleiner Junge war, saß er SANITÄR-, HEIZUNGS- UND Heizungen bauen, aber ihre Spezialität sind am Wohnzimmertisch und zeichnete Häuser, KLIMATECHNIK AUS SCHLANGEN Bäder. Den Stemmhammer an hellblaue Flie- während sein Vater in der Werkstatt den Dach- Das Schönste am Job von Sandra Hunke ist, sen mit Blumendekor, an rosa Muschelwasch- stuhl eines Kunden zusammenhämmerte. Spä- wenn sie eine vergammelte Nasszelle in eine becken und Kloschüsseln mit den Kalkrändern ter wollten alle Jungs Kfz-Mechaniker werden Wellnessoase verwandeln kann. Das Bad ist der von 100.000 Spülvorgängen setzen, alles run- oder zur Bundeswehr. Er fragte sich: Will ich in intimste Raum der Wohnung. Es ist der Ort, an terkloppen, was vor 30 Jahren mal schön war Stolz auf das, was er KATHRIN SPOERR/ einer Werkstatt oder in einer Kaserne gefan- dem Menschen nackt und allein sind. Kein und heute hässlich ist – „das sieht martialisch schafft: Fliesenlegermeister gen sein? Was wird mein Beitrag im Leben? Ei- Raum kann einen so sehr beschützen, keiner so aus, tatsächlich es es in großer Spaß“. Johannes Münkel nes Tages wusste er es. einsam machen wie das Badezimmer. Vor drei Jahren wurden in der Berufsschule Zuerst ist man Einzelkämpfer und lebt von Wenn Hunke Kunden besucht, kann es sein, Kandidaten für die Wahl der „Miss Hand- der Hand in den Mund, sagt er. Alles, was übrig dass sie gerade aus Tokio oder New York zu- werk“ gesucht; ein Lehrer fragte, ob sie mit- Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von:
15. SEPTEMBER 2019 WELT AM SONNTAG NR. 37 THEMA 15 die, die sind wie sie. Sie wundert sich über an- dass sie Literatur studieren wollte. Dann deren, die einen schmutzigen Beruf lernen, machte sie ein Praktikum in einem Verlag. Die aber keine Lust haben, sich schmutzig zu ma- Lektorin hing fast immer am Telefon und chen, die sich nicht bewegen mögen und sich machte PR für ihre Kunden, und die Praktikan- morgens schon auf den Feierabend freuen. ten lasen die unaufgefordert eingesandten Ma- Sie liest in den Zeitungen, dass viele Hand- nuskripte. Das war nicht die Zukunft, von der werker keinen Nachwuchs finden, aber sie sie geträumt hatte. sorgt sich nicht um die Zukunft des Hand- Sie kehrte nach dem Studium nach Hause werks. Sie sagt: „Wenn keiner mehr auf der zurück, deprimiert und ratlos. Was soll aus mir Baustelle arbeiten will, werden wir bezahlt werden, fragte sie sich. Ihre Mutter ist Akade- werden wie Chefärzte.“ mikerin, ihr Vater ist Akademiker, etwas ande- Neulich träumte Hunke, dass Karl Lagerfeld res als eine Akademikerlaufbahn war in ihrem anrief: „Sandra, ich brauche eine Klimaanlage.“ Zukunftssetzkasten nicht vorgesehen. Sie stieg in Lagerfelds Keller, baute die Anlage Auf das Naheliegende brachte sie ihre Mut- auf, und Lagerfeld überwachte die Arbeit. Als ter: „Kind, mach eine Lehre“, sagte sie. sie fertig war, drehte sie sich zu ihm. Lagerfeld „Ja“, dachte sie. „Ich mach eine Lehre.“ sah zufrieden aus. Tischlerin? Zu naheliegend. Instrumenten- Nachdem die Rohre verlegt wurden, kom- bauerin oder Goldschmiedin? Zu fummelig. Es men die Fliesenleger. sollte ein Beruf sein, der abwechslungsreich und kreativ ist, aber auch ein bisschen grob. Es IV. Fliesen sind kleinteilige, auf einen Unter- ergab sich, dass ein Freund eine Ausbildung als grund geklebte Platten, mit denen Oberflä- Stuckateur machte. „Schau es dir mal an“, sag- chen verkleidet und versiegelt werden. te der. Der Rest ging dann schnell. Anderthalb Jahre lang arbeitete sie auf der JOHANNES MÜNKEL, 29, vielleicht spannendsten Baustelle Deutsch- FLIESENLEGERMEISTER AUS lands, am Berliner Schloss. In 15 Meter Höhe HÜNFELD stellte sie Rabitzdecken her: Eisenstangen bie- Das Schönste am Job von Johannes Münkel ist gen, mit Gestänge und Drahtgeflecht verdich- es, durch die Stadt zu fahren und dabei das Ge- ten, mit Mörtel verputzen und schließlich mit fühl zu haben, durch die Wände der Häuser se- vollem Gipszierat ausschmücken. „Am Ende hen zu können, hinein in die Zimmer, die er des Tages bist du ausgepowert und zufrieden. neu gemacht hat. Und du fühlst die Kaffeetasse nicht mehr in der Wenn früher zu Hause etwas kaputtging, ka- Hand.“ men sie zu ihm, weil er gern Sachen heil mach- Was sie nicht mag an ihrem Job: dass sie jede te. Die Oma brachte die Waschmaschine, der Party als Erste verlassen muss, weil sie um Bruder das Auto, die Tante die Musikanlage. sechs rausmuss. Was sie mag: den frühen Feier- Ihm war, sagt Johannes Münkel, früh klar, dass abend. Den Wechsel zwischen Werkstatt und er etwas mit den Händen machen muss, um Baustelle. Den rauen Ton auf der Baustelle. glücklich zu werden. Er wurde Fliesenleger. Freche Sprüche, Schlagfertigkeit. Mit jedem Wenn ein neues Haus gebaut wird, ist der per Du sein. Seit sie mit ihren Händen Geld Fliesenleger der Erste, der aus etwas Rohem verdient, hat sie sich nicht mehr gefragt, was etwas Fertiges macht. Er verlegt die Platten, der Sinn der Arbeit ist. Den Sinn kann sie jeden auf denen die Menschen später barfuß gehen Tag mit den Augen sehen und mit den Händen werden. Er macht aus Mauern Wände und aus anfassen. Ob sie bis zur Rente so arbeiten Untergründen Böden. Er verwandelt Flächen kann, wie lange ihr Körper überhaupt belastbar in Oberflächen. bleiben wird, wie heute, weiß sie nicht. Bisher Er wollte nicht länger in der Schule bleiben denkt sie auch nicht darüber nach. als nötig und so nah an der Werkstatt wohnen Wenn die Wände geschmückt sind, werden wie möglich, darum verließ er die Schule nach sie gestrichen. dem Hauptschulabschluss und machte seine Ausbildung im Geschäft des Vaters. Am Anfang V. Als Anstrich bezeichnet man das schmü- arbeiteten dort 20 Gesellen, heute sind es noch ckende oder schützende Auftragen von Grun- zwölf. Fliesenleger haben es schwerer als ande- dierung und Farbe auf eine Oberfläche. re Handwerksberufe, einen Lehrling zu finden, der mehr nützt, als er schadet. Zuletzt fand CHRISTOPH HANKE, 37, Münkel Eshag, einen Flüchtling aus Afghanis- MALER AUS HALLE tan. Eshag ist 25 Jahre alt und die Sorte Das Schönste am Job von Christoph Hanke ist Mensch, die die Arbeit von allein sehen. Eshag es, ein altes Haus wieder in seinen Urzustand ist der Einzige, der Münkel helfen durfte, als er zu versetzen. das Haus renovierte, in dem früher der alte Jedes Zimmer besteht aus vier Wänden und Chef wohnte, Johannes Münkels Vater, und in einer Decke. Ob ein Zimmer am Ende warm dem heute der neue Chef wohnt, Johannes oder kühl, gemütlich oder stylisch, elegant oder Münkel. rustikal ist, bestimmt die oberste Schicht, das, Das Problem an der Sache ist, dass jeder was man sieht, der Untergrund und die Farbe. denkt, dass er es kann. Schreib einfach „Flie- Wenn ein Haus gebaut wird, kommt es die Es geht um Schönheit: Christoh Hanke senarbeiten“ auf deine Heckschreibe, die Tele- meiste Zeit auf Funktion an, sagt Christoph ist Maler und Restaurator - er wollte fonnummer dazu, dann melden sich die Leute Hanke. Wenn wir kommen, geht es um etwas sein Leben nicht mit Theorie verbringen schon. Das Problem ist, dass das funktioniert, anderes: um Gefühl. Der Maurer zieht die und Münkel hat den Grund erkannt. Es ist die Wände hoch, der Elektriker sorgt für Licht, der Wegwerfmentalität. Die Wegwerfmentalität Installateur bringt das Wasser und Wärme hat zwei Seiten, sagt er, die Nachfrage und das rein. Beim Strom gibt es an und aus, beim Was- Angebot. Es gibt Leute, die wollen alle fünf ser gibt es kalt und warm. Doch am Ende ver- Jahre einen neuen Küchenspiegel, der mög- schwindet wieder, was sie bauen. Es wird un- machen wolle. Sie schaffte es am Ende auf den lichst wenig kosten soll. Sie treffen auf Anbie- sichtbar unter den Schichten, die der nächste zweiten Platz und bekam danach ein Angebot ter, die für 15 Euro pro Stunde Baumarktfliesen Handwerker aufträgt. Die Mauern verschwin- einer Modelagentur. Seit einer Weile hat sie verlegen und die ein halbes Haus für 5000 Eu- den unter der Dämmung, die Dämmung und mehr Aufträge, als sie nebenbei schaffen kann. ro neu kacheln. die Leitungen verschwinden unterm Putz, die Sie arbeitet seitdem halbtags auf der Baustel- Münkel bezahlt seine Leute nach Tarif. Es Rohre unter dem Estrich. Dann kommt der le, damit sie Zeit für beides hat, modeln und macht ihn sauer, dass selbst ernannte Hand- Maler. Er trägt die Schicht auf, die bleibt. Mit Rohre verlegen. Kann sein, sagt sie, dass die werker mit ihren beschrifteten Kleintranspor- dieser Schicht lebt der Mensch, der hier einzie- Modellei genauso schnell zu Ende ist, wie sie tern durch die Stadt fahren und ihm Konkur- hen wird. kam. Mit der Baustelle ist es anders. Ein Le- renz machen. Sie haben nie eine Berufsschule Das ist das Schöne am Malern, findet Hanke. ben ohne Rohrzange erscheint ihr möglich, von innen gesehen, warum auch, wenn man Was er tut, umgibt den Menschen viele Jahre, aber sinnlos. unter Umgehung der Ausbildung und des Fi- manchmal ein Leben lang. Ein Bad leerzustemmen, ist ungefähr das nanzamts genauso viel verdient wie nach drei Kein Handwerker begegnet so viel Vergan- Gleiche, wie wenn ein Maler eine Leinwand Jahren Lehre. genheit wie der Maler. Wenn ein altes Haus grundiert. Beide richten sich die Flächen vor, Seine Kunden sind Menschen, die sagen: Ich neu gestrichen wird, sehen wir 100 Jahre alte die sie brauchen, um sich darauf frei entfalten lass mein Bad neu machen, ein letztes Mal viel- Tapeten und 150 Jahre alte Zeitungen. zu können. Der Maler entfaltete sich, indem er leicht – und darum richtig. Diese Leute sind of- Der Maler versteckt nicht nur die vorherigen Farbe auf die Fläche auftrug, Sandra Hunke fen für Ideen, für Verrücktes und Kreatives. Gewerke unter sich, sondern auch deren entfaltet sich, indem sie Rohre verlegt, Unter- Sie sind außerdem bereit, den Preis dafür zu Pfusch, sagt Hanke. Wenn eine Wand schief ist putzarmaturen verschraubt und Geruchsver- bezahlen. oder wenn die Decke durchhängt oder der Putz schlüsse für bodentiefe Duschzellen vorrich- Münkels Geschäft lebt inzwischen aber von wellig ist, wird der Maler erst mal zum Nach- tet. Zwischendurch muss kurz der Fliesenleger anderen Aufträgen. Krankenhäuser, Altenhei- arbeiter; er spachtelt gerade, was noch gerade ran. Wenn er fertig ist, bringt Hunke neue me, Großküchen oder Schwimmbäder fordern zu spachteln ist. Wenn nichts mehr geht, wird Waschbecken, neue Kloschüsseln und neue Ar- den Standard ein, den er liefert. Wenn sie ein der Maler zum Trickser. Er streicht die Decke maturen, die so teuer und so schön sind, dass Schwimmbad bestellen, darf der Rand auf einer so, dass man danach nicht mehr sieht, dass sie man sich nicht vorstellen kann, was ihnen in Länge von hundert Metern keinen einzigen durchhängt. Am Ende komme es nicht drauf zehn oder in 30 Jahren passieren wird. Wieder Millimeter abweichen. Solche großen Aufträge an, sie gerade zu machen, sondern darauf, sie wird jemand kommen, um die Herrlichkeit mit lassen ihn manchmal nicht schlafen. Am An- gerade aussehen zu lassen, sagt Hanke. dem Stemmhammer zu beseitigen, weil er alles fang, weil er nicht aufhören kann zu planen, am Christoph Hanke wurde Maler, weil er nach hässlich findet. Ende, weil er nicht aufhören kann, stolz zu der 10. Klasse wusste, dass er sein Leben nicht Dann ist da noch die Sache mit den verstopf- sein. mit Theorie verbringen will. Wenn er jedoch ten Toiletten. Zwei oder drei Mal im Monat Nachdem die Böden fertig sind, kommt der über die Restauration eines Kirchengewölbes geht ein Notruf ein, dann muss Hunke los, um Schmuck. spricht, über die Zusammensetzung von altem eine Toilette zu reparieren. An Tagen solcher Mörtel, die Beschichtungstechnik des 19. Jahr- Notfälle, die wegen einer noch unerforschten VI. Ein Ornament am Bau ist ein einzelnes hunderts, klingt er wie ein Theoretiker. Die Gesetzmäßigkeit immer am Wochenende pas- oder sich wiederholendes Muster, das sich an Theorie bleibt aber nicht in seinem Kopf ste- sieren, steht sie nicht mit dem Stemmhammer Fassaden und Decken von Altbauten befindet hen. Er setzt sie unmittelbar in Praxis um, in der Tür, sondern mit der Rohrreinigungsspi- und dort repräsentative, symbolische und wenn er ein Kirchengewölbe spachtelt, einen Stemmhammer, verstopfte rale. Nase zu, Spirale ins Klo, fertig. Ist unange- schmückende Funktion erfüllt. historischen Schriftzug erneuert oder eine De- Toiletten – und New York: Sandra nehm, macht keinen Spaß, aber gehört zum cke vergoldet. Hunke ist Klempnerin und Model Job, sagt Hunke. Hunke versteht viel von Bä- HENRIKE DELLMANN, 28, Mit dem Malern ist es so ähnlich wie mit dern, aber wenig von Mode. Sie trägt die Fin- STUCKATEURIN AUS BERLIN dem Lernen eines Instruments, sagt Hanke, gernägel kurz und kam noch nie auf die Idee, Das Schönste am Job von Henrike Dellmann ist man wird immer besser, je mehr man es übt. sich zu schminken. Sie kann es nicht, sie will es es, den richtigen Moment zwischen zwei mög- Bei beidem geht es um Schönheit. nicht, und auf der Baustelle interessiert es nie- lichen Katastrophen zu treffen. Ist der Gips zu Das Problem beim Malern ist, dass jeder manden, sagt sie. flüssig, fällt er einem unter den Händen zu- glaubt, mitreden zu können. Fast jeder hat Als Kind tat sie nichts lieber, als ihrem Vater, sammen. Ist er zu fest, bleibt die Schablone schon mal seine Fenster und Steckdosen ab- einem Fliesenleger, bei der Arbeit zuzusehen. drin stecken. Nur ein paar Sekunden lang ist geklebt und den Pinsel in Baumarktfarbe ge- Sie mochte den Lärm der Maschinen, eine Bau- der Gips genau richtig fest und zugleich genau taucht. Alpinaweiß auf Raufaser auftragen – stelle war ein Abenteuer. Es könnte sein, dass richtig flüssig, dass man ihn beim Tischzug in auch das ist Malerarbeit. Viele Leute glauben, sie ohne ihren Vater einen anderen Weg gegan- die Höhe formen kann. dass sie kreativ sind, wenn sie ihre Schlafzim- gen wäre. Manchmal wundert sie sich über die Henrike Dellmann liebt Bücher und machte merwand mit einem lila Streifen aufpeppen. Lehrlinge, die sie auf dem Bau trifft. Nicht über ein gutes Abitur. Sie wusste schon als Kind, Wer diese Ansprüche an sein Zuhause hat, Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von:
16 THEMA WELT AM SONNTAG NR. 37 15. SEPTEMBER 2019 braucht jemanden wie Hanke nicht. Die ande- Wenn Alex Krause seine Wohnung in Berlin- ren schon. Mitte verlässt, schläft sein Kiez noch. Seine Wenn alle Innengewerke fertig sind, kom- Nachbarn sind Studenten, Künstler, Büromen- men die Möbel. schen – Leute, die gern schön wohnen, aber noch nie eine Stichsäge in der Hand hatten, VII. Möbel (von lateinisch: mobilis; beweglich) und die Gummihandschuhe anziehen, wenn sie sind Einrichtungsgegenstände. Einbaumöbel ein Loch in die Wand bohren, weil sie Angst werden zu den Möbeln gezählt, obwohl vor einem Stromschlag haben. sie durch ihre Fixierung am Gebäude ihre Wenn diese Leute an den Tücken des Woh- Beweglichkeit verlieren. Etwas mit den Händen machen: nens gescheitert sind, rufen sie Alex Krause an, Martin Pelzer ist Tischler in Berlin darum klingelt, wenn man mit Krause redet, MARTIN PELZER, 35, ständig sein Telefon. Überall geht etwas ka- TISCHLER AUS BERLIN putt, muss verschönert oder heil gemacht wer- Das Schönste am Job von Martin Pelzer ist, den. Krause könnte zehnmal Krause sein, er wenn es ihm gelingt, zwei Stücke Holz so zu- hätte noch immer genug zu tun. sammenzufügen, dass sie wie ein Stück Holz Wenn man Krause fragt, was er alles kann, aussehen. Glücklich macht es ihn, wenn weder Ein Job für Frauen: Luisa Buck merkt man schnell, dass man die falsche Frage das Auge noch die Hand den Übergang zwi- ist Spenglerin. Wie ihr Vater – gestellt hat, weil er nicht aufhört zu antworten. schen den beiden Teilen spürt, wenn er also, und ihr Opa Die Frage müsste anders gestellt werden, fin- auf Tischlerdeutsch, „eine „formschlüssige det er. Nicht, was er kann, ist relevant, son- Verbindung“ hinbekommt. Damit das gelingt, dern, was er darf. Fenster zum Beispiel. Er darf muss viel zusammenkommen: das richtige sie grundieren, er darf sie aber nicht lackieren. Holz, die richtige Maschine sowie Geschick Muss ein Fenster lackiert werden, ruft er sei- und Augenmaß. nen Freund dazu, der Maler ist. Wenn eine Das richtige Holz – das sind nach Pelzers Wand zu mauern ist, darf Krause das Material MARLENE GAWRISCH / WELT (3) Auffassung alle heimischen Holzsorten. Außer besorgen und anreichen. Fürs Kleben der Stei- Buche. Die Buche, die hoch und gerade wächst, ne ruft er einen Kumpel an, der mal Maurer ge- die helles Holz und wenig Astlöcher hervor- lernt hat. Krause hat ein Netz von Handwer- bringt, war in den 90er-Jahren so sehr in Mode, kern gesponnen, in dessen Mitte er sitzt und dass Pelzer, der damals in die Lehre ging, auf Arbeit verteilt. Buchenholz ungefähr so reagiert wie jemand, Letzten Monat stand in seinem Auftragsbuch: der sich in seiner Kindheit an Kartoffelsalat Ikeaküche aufbauen, Wilmersdorf. überfressen hat und darum nie wieder Kartof- Wasserhahn, Dichtung reparieren oder erset- felsalat anrühren kann. Überall einsetzbar: Handwerker Alex Krause zen, Mitte. Alle anderen europäischen Hölzer haben ih- kann alles von Küche bis Basketballplatz Trockenbauwände stellen, spachteln, strei- re Stärken und Schwächen, die meisten Stär- chen, Prenzlauer Berg. ken und eigentlich gar keine Schwächen hat für Terrasse schleifen und ölen, Dahlem. Pelzer die gute alte deutsche Eiche. „Die Eiche Keller entrümpeln und streichen, Wedding. ist schön“, sagt er. „Die Eiche ist gnädig.“ In den kommenden Woche: Was, fragt sich der Ahnungslose, trägt einem Basketballplatz in einem Garten bauen, Zeh- Stück Holz ein Adjektiv ein, das sonst dem Ty- lendorf. rannen zugeordnet wird, was macht die Eiche Galerieräume spachteln, streichen, bei der „gnädig“? Hängung der neuen Ausstellungstücke helfen, Die Antwort von Pelzer klingt wie ein kur- Mitte. zer Spaziergang durch die Tücken des Werk- Waschmaschine anschließen, Prenzlauer stoffs, mit dem der Tischler zu tun hat: Die Ei- Berg. che ist standfest, leimbar, offenporig. Sie Ikeaküche aufbauen, Pankow. hängt also nicht durch, wenn sie zur Tisch- Dachstuhl Holzschutzbehandlung, Spandau. platte wird. Sie gestattet es, in feinsten Krause hat eine dreijährige Ausbildung zum Schnitten verarbeitet zu werden, ohne sich im Gas- und Heizungsinstallateur absolviert. Die Kontakt mit Farbe oder Kleber zu verziehen. Firma, in der er lernte, beschäftigte 80 Installa- LUISA BUCK Sie sieht auch mit den Gebrauchsspuren von teure. Ein Lehrling war in dieser Hierarchie die 200 Jahren noch schön aus, weil sie Kratzer unterste von 80 Stufen. Krause hatte 79 Leute und Fettfinger verzeiht, weil sie also offen ist über sich und musste sehr viel Bier holen, sagt für das, was ein Möbel ausmacht – Benutzung er. Die Gesellenprüfung hat er am Ende nicht durch Menschen. geschafft. Es folgte Hartz IV und eine Phase, in Martin Pelzer war einer von den Jungs, die der er selbst viel Bier trank. lieber durch die Gegend stromerten, als Haus- Wochen. Heute richten Abricht- und Dicken- Es hätte traurig enden können mit ihm, sagt aufgaben zu machen. Er war lieber im Wald als hobelmaschine eine Tischplatten her, und Krause. Er dachte viel darüber nach, was er al- in der Schule. wenn sie danach die Breitbandschleifmaschine les nicht hatte. Nach ein paar Monaten mit Al- Auf Bäume kann man klettern, und wenn durchläuft, ist sie so glatt, dass man ein Baby kohol und Selbstmitleid fiel ihm ein, was er man hochgeklettert ist, kann man nach unten drauf wickeln kann. Die Fräse schließlich gibt hat: einen erweiterten Hauptschulabschluss, schauen. Man kann sich unter einen Baum stel- der Kante mit 10.000 Umdrehungen pro Minu- gute Laune und zwei Hände. len, wenn es regnet. Man kann seinen Namen te jede beliebige Form. Die Maschinen haben Krause ist Einzelunternehmer. Er geht in die Rinde schnitzen. Man kann in den Wald die Arbeit des Tischlers verändert, aber eins ist überall dorthin, wo es günstig und gut sein laufen, sich verstecken, sich verirren. Man gleich geblieben: Die wichtigste Maßeinheit soll und wo Handwerksbetriebe nicht gern kann Tiere beobachten, die in Ästen, Wurzeln des Tischlers ist der Millimeter. hingehen, weil der Umsatz für den Aufwand und unter der Rinde leben. Später lernte Pel- Wenn das Haus steht, muss es repariert zu klein ist. Das mit der Buchhaltung und mit zer, dass man Bäume auch „ernten“ kann. werden. der Steuer musste er lernen. Der Rest läuft. Er wollte schnell weg von der Schule, weg Die Leute zahlen gut und schnell. Sie haben von der Theorie, etwas mit den Händen tun VIII. Der zweite Hauptsatz der Thermodyna- Angst, dass er nicht wiederkommt. Wenn und Geld verdienen. Lange fragte er sich, ob mik besagt, dass die Entropie in einem Krause morgens aufbricht, sieht er aus wie ein er einer werden will, der mit der Kettensäge geschlossenen System zunimmt. Übertragen Lastenträger. Das Material des Tages packt er Holz erntet, oder lieber einer, der sie zu Mö- auf ein Haus versteht man unter zunehmen- in einen Rucksack. Bei der Ikeaküche von Wil- beln verarbeitet. Den Ausschlag gab am Ende der Entropie die unumstößliche Tatsache, mersdorf: Bohrmaschine, Handkreissäge, Ak- dann etwas, das man nicht sehen kann. Es war dass alles, was funktioniert und neu ist, kuschrauber, Silikonpistole plus Kartusche, der Geruch, den jeder kennt, der schon mal irgendwann alt wird und kaputtgeht – farblos, Wasserwaage, Teppichmesser sowie ein Stück Holz gesägt oder gebohrt hat. Er und repariert werden muss. jede Menge Schrauben und Dübel. Über der entschied sich für die Tischlerei. Noch länger Schulter hängt eine Trittleiter. In der linken in der Schule zu bleiben, um das Abitur zu ma- ALEX KRAUSE, 40, Hand hätte er noch Platz für einen Staubsau- chen, wäre ihm sinnlos vorgekommen. Wenn ALLROUNDHANDWERKER ger gehabt, doch die Kundin sagte am Vor- er über die Zukunft seiner Kinder spricht, fällt AUS BERLIN abend, dass es einen Staubsauger schon gebe dennoch das Wort Abitur. Warum? Weil, sagt Das Schönste am Job von Alex Krause ist es, et- in der neuen Wohnung. er, das Abitur die Eintrittskarte für jeden Be- was hinzukriegen, an dem andere gescheitert Wenn Krause auf sein Leben schaut, freut er ruf ist, Handwerksberufe eingeschlossen. sind. Von einem Maurermeister hat er sich ei- sich. Das liegt daran, dass Krause sich schnell Früher brauchte der Tischler eine Säge, ei- nen Spruch abgehört: „Und das für fremde und viel freut. Und daran, dass er es geschafft nen Hobel und ein Stecheisen. Mit diesen Leute.“ Er sagt ihn immer dann, wenn etwas hat, „aus nüscht wat zu machen“. Die Ikeakü- Werkzeugen einen Tisch zu bauen dauerte vier gut geworden ist. che ist fertig. Sie ist toll geworden. ANZEIGE Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von:
Sie können auch lesen