Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam - Alles Wichtige zur Kampagne 2021 ab Seite 4 - Mission 21
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Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam Alles Wichtige zur Kampagne 2021 ab Seite 4 Bildung für den Frieden im Südsudan Seite 9 Nr. 3, September 2021
Inhalt Vorwort des Direktors 3 Fokus Bildung – Kampagne 2021 4 Kampagne 2021: Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam 4 «Meine Anwesenheit war eine Last – jetzt helfe ich anderen» 5 Persönlich: Johannes Klemm 7 Angebote zum Mitmachen während der Kampagne 2021 8 Impressum begegnen Nr. 3 Projekt aktuell 9 September 2021 Bildung für Frauen am Nile Theological College, Südsudan 10 Herausgeberin: Mission 21, Evangelisches Die gute Nachricht von James B. Obwonyo, Südsudan 11 Missionswerk Basel, Missionsstrasse 21, 4009 Basel Kurz gesagt 12 «begegnen» erhalten Gönnerinnen und Gönner von Mission 21 viermal Internationale Lerngemeinschaft: Youth Summit 2021 13 jährlich ab einem Beitrag von 25.– im Jahr. Auflage: 15'000 Ex. Lebenswelten: Stimmen aus drei Kontinenten 14 Redaktion: Miriam Glass Layout: vvh-basel.ch Nachgefragt: Nachlassplanung leicht gemacht 16 Gedruckt in der Schweiz: Gremper AG, Basel ISSN: 2673-8635 Engagiert: Das Theaterensemble Johannes 17 Titelbild: Kampagne 2021: Ben, Schüler in der Schweiz und Irene, Schülerin in Archiv: Ein Bild, eine Geschichte 18 Tansania, fotografiert von Andreas Zimmermann (Ben) und Nicholas Calvin (Irene). Agenda 19 Trägervereine von Mission 21 sind die Basler Mission, die Evangelische Mission im Kwango und die Herrnhuter Mission. Die in diesem Heft vorge- stellten Programme und Projekte werden von der DEZA (EDA) mitfinanziert. Spendenkonto: PC 40-726233-2 2 begegnen 3 | 2021
Vorwort des Direktors Liebe Leserin, lieber Leser Ein möglichst breiter und inklusiver Zugang zu Bildung ist ein entscheidender Faktor, damit wir bis 2030 die nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO erreichen können. Die Corona-Pan- demie hat uns erneut daran erinnert, wie wichtig es gerade in Krisen ist, Chancengleichheit und Zusammenhalt in der Gesellschaft zu fördern. Dafür ist der Zugang zu Bildungsmöglich- keiten zentral – im globalen Süden ebenso wie bei uns. In Tansania zum Beispiel besuchen weniger als 30 Prozent der Jugendlichen eine Sekun- darschule. Aufgrund von HIV und Aids wachsen viele Kinder ohne Eltern auf. Diese Waisen werden oft ausgegrenzt, und es fehlen ihnen die soziale Unterstützung und die finanziellen Mittel, um zur Schule gehen zu können. Ähnlich haben auch andere Kinder aus armutsbetrof- fenen Familien kaum Chancen auf eine Ausbildung. Zudem leiden viele von ihnen an Mangel- ernährung und schlechter medizinischer Versorgung. Gemeinsam mit unserer Partnerkirche, der Moravian Church in Tanzania (deutsche Bezeich- nung: Herrnhuter Brüdergemeine), unterstützen wir diese Kinder, denn der tansanische Staat bietet kaum Hilfe. Die Moravian Church betreibt gemeinsam mit Mission 21 mehrere Zentren für Waisen und andere besonders verletzliche Kinder und Jugendliche. Wir ermöglichen den Kindern Schul- oder Berufsbildung, indem Schulgebühren, Schulmaterial und -uniformen übernommen werden. Die Kinder und Jugendlichen erhalten zudem medizinische Versorgung und psychosoziale Begleitung durch geschulte Mitarbeitende der Kirche. Diese Arbeit steht im Zentrum unserer diesjährigen Kampagne, über die wir in diesem Heft berichten. In der Schweiz informieren wir ebenfalls über die Situation der Kinder in Tansania. Mit unserem Bildungsangebot zum Thema «Globalisierung und Gesellschaft» tragen wir zum Verständnis für globale Zusammenhänge bei und fördern den interkulturellen Austausch. Denn unsere Zukunft bilden wir gemeinsam. Ich danke Ihnen, dass auch Sie ihren Beitrag an diese Zukunft leisten und wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Pfarrer Jochen Kirsch, Direktor Mission 21 Unsere Kampagne 2021 Mit der jährlichen Kampagne rückt Mission 21 jeweils ein Thema ihrer weltweiten Arbeit ins Zentrum. 2021 steht Bildung im Vordergrund. Wir fokussieren auf Bildung für benachteiligte Kinder in Tansania und auf Kurse in der Schweiz. Mit der Kampa- gne bieten wir viele Informationen und Möglicheiten zur Beteiligung. Mehr dazu erfahren Sie auf den folgenden Seiten und online. Kampagnenzeitraum: 26. September bis 10. Dezember 2021 Alle Informationen unter www.mission-21.org/kampagne begegnen 3 | 2021 3
Fokus Bildung – Kampagne 2021 Unsere Zukunft Besonders benachteiligt sind die vielen Wai- senkinder im Land. Mehr als eine Million tan- sanische Kinder wachsen ohne Eltern auf. Meist bilden wir haben sie Vater und Mutter wegen HIV und Aids verloren. Das HI-Virus ist in Tansania stark ver- breitet, rund 24 000 Menschen sterben jährlich gemeinsam an den Folgen der Infektion. Die elternlosen Kinder finden sich oft in einer prekären Situ- ation wieder, sie erleben Stigmatisierung und Diskriminierung. Meist werden sie von Gross- eltern oder anderen Verwandten betreut. Die Pflegefamilien sind aber mit der Aufgabe häufig überfordert. Zudem sind viele Kinder trauma- tisiert, einige selbst HIV-positiv. Zusammen mit unseren tansanischen Partnerkirchen ermöglichen wir benachteiligten Jugendlichen in Unterstützung auf vielen Ebenen Der tansanische Staat vernachlässigt diese He- Tansania den Zugang zu Bildung. Jugendlichen in der ranwachsenden weitgehend. Eine verlässliche Schweiz bieten wir Einblicke in globale Zusammenhänge Stütze ist die Herrnhuter Brüdergemeine, de- und motivieren sie zu solidarischem Handeln. ren Südprovinz und Südwestprovinz seit Jahr- zehnten Partnerkirchen von Mission 21 sind. Sie Text: Christoph Rácz, Mission 21 unterstützen Waisenkinder in der Stadt Mbeya sowie in der ländlichen Umgebung von Rungwe, Matema und Isoko. Bildung ist nicht selbstverständlich. In Ländern Die Unterstützung wird von Mission 21 mit- mit grosser Armut und starkem sozialen Gefäl- getragen. Die Kinder und Jugendlichen bekom- le haben benachteiligte Kinder und Jugendliche men Schulmaterial und Schuluniformen und kaum Chancen auf Schulbildung. Mission 21 die nötigen Gebühren für Sekundar- und Be- setzt hier an. Im Rahmen unserer internati- rufsschulen. Sie werden krankenversichert und onalen Entwicklungszusammenarbeit in 20 medizinisch betreut. Zudem werden Mitarbei- Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas tende der Partnerkichen geschult, um die Kin- ist die Förderung von Bildung eines der wich- der und Jugendlichen sowie ihre Pflegefamilien tigsten Themen. mit psychosozialer Begleitung zu unterstützen. Das gilt auch für Tansania. Im ostafrika- Die Entwicklung des Projekts ist erfreulich. nischen Land mit etwa 56 Millionen Einwohne- Viele Waisen erzielten gute Abschlüsse und ar- rinnen und Einwohnern sind rund 13 Millionen beiten inzwischen selbständig in ihren Berufen. Menschen – also ein Viertel der Bevölkerung – von extremer Armut betroffen. Vor allem Kin- Bildung in der Schweiz der und Jugendliche haben darunter zu leiden, Jugendliche in der Schweiz erfahren selten aus ihnen ist der Zugang zu Bildung oft versperrt. den Medien, wie es ihren Altersgenossinnen und -genossen geht, die unter Armut leiden und was die Ursachen für deren Armut sind. Hier setzt die Bildungsarbeit von Mission 21 an. In Kursen für Konfirmationsklassen oder Jugend- Helfen Sie mit! gruppen erhalten Jugendliche zum Beispiel Ein- blick in die Lebenswelt tansanischer Kinder. Sie erfahren, welche Herausforderung es ist, in Ermöglichen Sie benachteiligten Kindern Bildung und helfen Sie mit, in der Schweiz das Verständnis für globale Zusammenhänge zu fördern. Tansania gegen HIV und Aids zu kämpfen und Unterstützen Sie unsere Kampagne mit einer Spende oder nutzen Sie lernen Möglichkeiten kennen, wie armutsbe- unsere Angebote zum Mitmachen (siehe auch Seite 8). troffene Familien unterstützt werden können. Weitere Bildungsangebote für Kirchgemeinden Spenden: Konto PC 40-726233-2 in der Schweiz umfassen Kurse für Erwachsene www.mission-21.org/spenden zu den Themen Globalisierte Gesellschaft sowie Informationen: www.mission-21.org/kampage Religion und Entwicklung. 4 begegnen 3 | 2021
Nicholas Calvin Furaha in seiner Werkstatt in Uyole, Tansania. «Meine Anwesenheit war eine Last – jetzt helfe ich anderen» Furaha war acht, als er seine Eltern verlor. Bei einer Tante lebte er in grosser Armut. Doch dank Unterstützung während der Schulzeit und einer Berufsausbildung steht er heute auf eigenen Beinen und gibt weiter, was er gelernt hat. Text: Miriam Glass, Mission 21 Furaha Mwawa hat längst sein eigenes Leben: gnenfilm von Mission 21 macht, steht Furaha Eine Werkstatt, eine Familie, ein Haus. Doch Mwawa mitten unter den Jugendlichen. Er zeigt er kehrt immer wieder zurück an den Ort, wo ihnen Färbetechniken für Textilien und beant- er aufgefangen wurde, als es aussah, als würde wortet geduldig ihre Fragen. Am lebhaftesten sein Leben ihm entgleiten: Das Nsalaga-Zen- spricht er über sein Lieblingsthema: Dass die trum am Rande der Stadt Mbeya. Hier werden jungen Leute praktische Fähigkeiten erwerben Jugendliche betreut, die ihre Eltern verloren sollen, dass sie lernen müssen, unternehme- haben oder die in besonders schwierigen Um- risch zu denken. ständen leben. Furaha kommt zurück, um die Wände zu streichen oder kleine Reparaturen Überforderte Pflegefamilien zu machen – und um den Kindern und Jugend- Viele hier sind in derselben Situation wie Fura- lichen hier ein Vorbild zu sein. ha selbst vor rund zwanzig Jahren. Damals, er Am Tag, an dem Filmer Nicholas Calvin im war acht Jahre alt, starben beide Eltern. Er kam Nsalaga-Zentrum Aufnahmen für den Kampa- bei einer Tante unter. «Wir waren extrem arm, begegnen 3 | 2021 5
Fokus Bildung – Kampagne 2021 Nicholas Calvin Nicholas Calvin Der Film zum Projekt Irene Dickson findet im Projekt von Mission 21 materielle und psychosoziale Unterstützung. Im Bild rechts lernt sie Der tansanische Fotograf und Filmer Nicholas Calvin Mwakatobe hat Färbetechniken von Furaha Mwawa. Furaha und Irene in Mbeya besucht. Entstanden ist ein Film (7 Min), der einen Einblick ins Nsalaga-Zentrum und den Alltag in der Region gibt. Die Aufnahmen von Nicolas Calvin zeigen, wie Waisen und andere besonders verletzliche Kinder in Tansania im Projekt von Mission 21 meine Anwesenheit war eine Last.» Für Furaha unterstützt werden. schien es keine Perspektive zu geben, um der Sie können den Film auf unserer Website herunterladen Armut zu entkommen. oder als DVD bestellen: www.mission-21.org/kampagne So wie ihm geht es rund einer Million Kinder in Tansania, die ohne Eltern aufwachsen. Die meisten werden wegen HIV und Aids zu Wai- sen. Gesprochen wird darüber wenig. Furaha hat bis heute nicht erfahren, woran seine Eltern gestorben sind. Sollte es wegen des HI-Virus ge- Unter den Jugendlichen, die Furaha interes- wesen sein, wurde das nie thematisiert. Doch siert zuhören, ist Irene Dickson Mwalongo. Die die Kinder, die ihre Eltern wegen der Folgen 16-Jährige antwortet schüchtern und knapp auf einer HIV-Infektion verloren haben, werden oft Fragen zu ihrem Leben. Kurz bevor sie in die ausgegrenzt. Die Familien, die sie aufnehmen, Primarschule kam, verliess ihr Vater sie und sind mit der Betreuung häufig überfordert. die Mutter. Von da an sei das Leben sehr hart geworden, sagt sie. «Meine Mutter sammelte Nachhaltige Unterstützung den ganzen Tag Feuerholz und verkaufte es, Die Herrnhuter Brüdergemeine in Tansania, damit ich zur Schule gehen konnte.» Für mehr Partnerkirche von Mission 21 vor Ort, fängt reichte es nicht: «Wir gingen jeden Tag hungrig viele dieser Kinder auf. An vier Standorten gibt ins Bett.» es Beratungszentren für Waisen und andere besonders verletzliche Kinder und Jugendli- Kreativität und Selbstbewusstsein che. Aktuell profitieren 650 Jugendliche vom Mit dem Eintritt ins Projekt sei vieles besser Projekt. Die Mitarbeitenden kümmern sich um geworden. Jeden Samstag bekommt Irene im Schul- oder Berufsbildung und leisten soziale Nsalaga-Zentrum Hilfe bei den Hausaufgaben. Unterstützung. Doch die Arbeit geht weit darü- Sie tauscht sich mit den Betreuerinnen und ber hinaus: «Die Leute im Zentrum haben uns Gleichaltrigen aus und erhält Schulmaterialien die Liebe gegeben, die uns fehlte», sagt Furaha. und Güter des täglichen Bedarfs, etwa Seife Die Berufsausbildung, die das Projekt ihm oder Kleidung. Auf die Frage, was sie glücklich ermöglicht hat, ist der Schlüssel zu fast allem, mache, sagt sie nur ein Wort: «Bildung». was heute gut läuft in seinem Leben. Er arbeitet Furaha packt derweil seine Materialien zu- als Schweisser in seiner eigenen Werkstatt und sammen. Ihn mache es glücklich, sein Wissen bildet Mitarbeiter aus. Ein zweites Standbein ist weiterzugeben, sagt er. «Ich möchte dazu bei- die Kunst: Als Illustrator bebildert er zum Bei- tragen, dass Kinder Kreativität und Selbstbe- spiel Schulbücher. wusstsein entwickeln.» 6 begegnen 3 | 2021
Fokus Bildung – Kampagne 2021 – persönlich «Manche Kinder begleiten wir jahrelang – und das lohnt sich» Johannes Klemm verantwortet seit 2010 die Projekte von Mission 21 in Tansania. Er erzählt von seinem letzten Besuch vor Ort und von der Rolle der Partnerkirchen. Interview: Miriam Glass, Mission 21 In der Kampagne 2021 steht Bildung für Wie können wir zu dieser Solidarität beitragen? Mission 21 verletzliche Kinder und Jugendliche im Fokus. Finanzielle Hilfe ist enorm wichtig, um Grund- Warum gerade dieses Projekt? rechte wie Bildung oder Gesundheitversorgung In unserer Arbeit spielen die verletzlichsten zu gewährleisten. Sie ist eine Form der Solidari- Menschen eine Rolle. Das sind in Tansania vor tät. Uns geht es zudem um die Stärkung von Be- allem Kinder, die ihre Eltern verloren haben. ziehungen und darum, füreinander einzustehen. Wir arbeiten in Partnerschaft mit Kirchen, die sich dieser Kinder annehmen und sie un- Mission 21 betont die Beziehungen zu den Part- terstützen, insbesondere im Bereich Bildung. nerkirchen vor Ort. Warum sind diese so wichtig? Ganzheitliche Bildung ist ein Schlüssel für die Die Partnerkirchen sind das Zentrum unserer Johannes Klemm, seit Zukunft. Für die einzelnen Menschen, aber Arbeit. In Tansania sind das zwei Provinzen der 2010 verantwortlich für die auch für die gesamte Gesellschaft. Hier liegt die Herrnhuter Brüdergemeine. Sie sind bestens Projekte von Mission 21 in Bedeutung des Projekts. vernetzt, anerkannt und akzeptiert. Deshalb Tansania. sind sie wichtige Akteure des gesellschaftlichen Wann waren Sie zuletzt vor Ort? Wandels. Mithilfe der Kirchen erreichen wir die Im Februar 2020, kurz bevor Corona uns alle ge- Menschen, die am verletzlichsten sind. lähmt hat. Damals habe ich vier Kinder besucht, deren Eltern durch einen Erdrutsch ums Leben Unterstützt werden 650 Kinder und Jugendliche, gekommen waren. Er war wohl eine Folge des dabei gibt es rund eine Million Waisen. Ein Trop- Klimawandels, der Regen fällt in extremen fen auf den heissen Stein? Mengen. Das Haus wurde zur Hälfte weggeris- Wir könnten unsere Mittel auch auf 2000 Kinder sen. Die Eltern starben, aber die Kinder haben verteilen. Doch es bringt nichts, ab und zu neue überlebt. Das ist eine Tragödie, doch die Unter- Schuhe zu finanzieren. Wir möchten die Kinder stützung war enorm: Die örtliche Gemeinde, der begleiten und uns um die Bedürfnisse jedes Ein- lokale Fussballverein, die Kirche und die Nach- zelnen kümmern, so dass die Unterstützug nach- barn haben Geld für ein neues Haus gesammelt. haltig ist und die Jugendlichen selbständig wer- Über die Waisenkinderarbeit leistete auch Mis- den. Manche fördern wir über Jahre. Und es lohnt sion 21 einen Beitrag. Diese Geschichte ist bei- sich. Denn viele übernehmen später Verantwor- Johannes Klemm mit dem inzwischen verstorbenen spielhaft für mich: Die Kinder sind in grosser tung für Menschen, die ein ähnliches Schicksal Dekan des Theologischen Not. Doch es gibt auch eine starke Solidarität. haben wie sie selbst, auch finanziell. So wird der College Lutengano, 2012. Kreis der Begünstigten letztlich viel grösser. Wie hat Corona sich auf die Arbeit ausgewirkt? 2020 gab es in Tansania wenige Fälle, doch Anfang 2021 nahm die Pandemie verheerende Ausmasse an. Das erschwert die Arbeit natür- lich. Das Kampagnenprojekt konnte aber wei- terlaufen. Die Kommunikation hat sich durch den intensiveren digitalen Austausch sogar ver- bessert. Doch langfristig leidet die Beziehung, wenn man sich nur in der Zoom-Kachel sieht. Was ist Ihr Bezug zu Tansania? Als Pfarrer der Herrnhuter bin ich der Partnerkir- che verbunden. Durch die Reisen ist ein persön- licher Bezug zu herzlichen, warmen Menschen Richard Geer entstanden. Sie fehlen mir sehr. Hoffentlich werde ich bald wieder mit ihnen Reis und Huhn essen. begegnen 3 | 2021 7
Fokus Bildung – Kampagne 2021 Angebote zum Mitmachen Werden Sie Teil der Kampagne und der internationalen Lerngemeinschaft von Mission 21. Zum Beispiel mit dem Besuch von online-Veranstaltungen oder auch einfach mit dem Kauf unserer Solidaritäts-Schokolade. Geniessen oder verschenken Sie unsere Solidaritäts-Schokolade Teilen versüsst das Leben! Mit jeder bestellten Solidaritäts- Schokolade geht eine Spende an die Arbeit von Mission 21. Bestellen mit dem Talon in der Heftmitte oder via www.mission-21.org/shop Verschicken Sie unsere Weihnachtskarten Kinder und Jugendliche aus Tansania und der Schweiz haben Weihnachts- sujets gezeichnet, die nun unsere Weihnachtskarten schmücken. Eine Karte kostet CHF 5.–, inklusive Spende. Der Erlös jeder verkauften Karte fliesst in unsere Bildungsprojekte. Materialbestellung ab 26. September, Mindestbestellwert: 3 Stück Mit Talon in der Heftmitte oder online unter www.mission-21.org/kampagne oder via E-mail an christine.lehni@mission-21.org Treffen Sie die Theologin Mary Kategile Miriam Glass im «Dialog international» online Mary Kategile unterrichtet Theologie an der von Tansania? Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren Mission 21 unterstützten Teofilo Kisanji Universität machen einen Grossteil der Bevölkerung aus und in Mbeya im Südwesten von Tansania. Sie setzt sich haben wegen der Armut eingeschränkte Bildungs- seit Jahren für Gender-Gerechtigkeit und Frauenan- chancen und Berufsperspektiven. Mädchen müssen liegen ein. Im Online-Gespräch gehen wir der Frage oft von klein auf arbeiten, werden früh verheiratet nach, wieso so wenige Mädchen in Tansania wei- und brechen die Schule ab. Ungefähr jede vierte Frau terführende Schulen besuchen und welche Möglich- in Tansania kann nicht lesen. keiten es für Frauen gibt, selbständig Einkommen zu 24. November 2021, 18.00 bis 19.30 Uhr auf Zoom. generieren. Wie steht es um die sexuelle Integrität Informationen und Anmeldung: von Mädchen und Frauen und welche Entfaltungs- www.mission-21.org/dialog möglichkeiten haben Mädchen, aber auch Buben in Angebote speziell für Kirchgemeinden Für Kirchgemeinden bieten wir verschiedene Möglichkeiten, Teil unserer Kampa- gne zu werden. Dazu gehören zum Beispiel Materialien für eine Weihnachtsbaum- Aktion und für Gottesdienst und Unterricht. Wir führen selbst Kurse für Jugendliche und andere Gruppen durch und vermitteln gerne den Austausch mit unseren Fachpersonen aus Tansania und Referierenden von Mission 21. Alle Angebote für Kirchgemeinden, Pfarrpersonen und weitere Unterrichtende Miriam Glass finden Sie unter www.mission-21.org/kampagne 8 begegnen 3 | 2021
Projekt aktuell Silvano Yokwe Südsudan Projekt aktuell: «Religion als Faktor für Frieden und Entwicklung» Nach fast 50 Jahren Bürgerkrieg wünschen sich die Menschen im Südsudan nichts sehnlicher, als in Frieden zu leben. Doch die Ge- sellschaft ist auch nach Unterzeichnung eines Friedensabkommens gespalten und die Gewalt hat noch kein Ende gefunden. Mission 21 unterstützt das Friedensengagement ihrer Partnerkirche, der Presbyterianischen Kirche des Südsudan. Ein Teil der Friedens- förderung nimmt ihren Anfang im Nile Theological College. Diese kleine Hochschule vermittelt Studierenden die Fähigkeiten, um im Friedensprozess eine wichtige Rolle zu spielen. begegnen 3 | 2021 9
Projekt aktuell «Ich möchte Mädchen ermutigen und ihnen den Schulbesuch ermöglichen» Sunday Wilson Thuk studiert Theologie in Juba im Südsu- Das ist im Südsudan nicht selbstverständ- dan. Damit ist sie eine Ausnahme. Sie setzt sich dafür ein, lich. Frauen gelten weniger als Männer. Sie sind für Haushalt und Kindererziehung zuständig dass das anders wird. Denn nur mit Bildung kommen Frauen und werden kaum gefördert. Das führt dazu, voran. Und nur mit Bildung wird die Einigung der zerrissenen dass sie in der Gesellschaft kein Mitsprache- Gesellschaft im Südsudan gelingen. recht haben. Sunday Wilson Thuk aber fordert genau dies Text: Christoph Rácz, Mission 21 ein und wagt es auch, selbst ihre Stimme zu er- heben und Forderungen zu stellen. «Die Regie- rung sollte Frauenfragen mehr Aufmerksam- Silvano Yokwe keit schenken», sagt sie. Zum Beispiel müssten frühe Schwangerschaften thematisiert werden. Mädchen ohne Unterstützung seien etwa ge- zwungen, sich zu prostituieren und würden viel zu früh schwanger. «Mädchen müssen von der Regierung unterstützt werden, damit so etwas nicht passiert», betont Sunday Wilson. Sie selbst wurde von ihrem Bruder und ihrer Mutter stets ermutigt, zu studieren, sagt sie. Zu- dem erhält sie Unterstützung durch Mission 21. Das Nile Theological College wird von der Pres- byterianischen Kirche im Südsudan (PCOSS) geführt, einer Partnerkirche von Mission 21. Mission 21 vergibt an das NTC unter anderem eine feste Summe für Stipendien für Frauen. Informationen zum Projekt Friedensförderung im Lehrplan verankert Sunday Wilson und eine Mission 21 begleitet die PCOSS zudem in der Studienkollegin im Die Vergabe von Stipendien ist Teil des Projekts Unterricht am Nile «Religion als Mittel für Frieden und Entwicklung Führung des NTC und hat dazu beigetragen, die Theological College in im Südsudan». Mission 21 unterstützt die Part- Themen Friedensförderung und Versöhnung im Juba. nerkirche PCOSS beim Betreiben der staatlich Lehrplan zu verankern. Eine theologische Aus- anerkannten theologischen Hochschule Nile bildung, die auf Friedensförderung ausgerich- Theological College (NTC). Hier werden Theo- tet ist, ist entscheidend für die Entwicklung des loginnen und Theologen darin ausgebildet, den Landes. Die Hochschule leistet einen wichtigen sozialen Wandel im kriegsversehrten Land mit- Beitrag dazu. Die Studierenden sind nach der zutragen. Dank der Unterstützung erhalten Ausbildung in der Lage, sich für die Bevölke- insbesondere Frauen die Chance auf Bildung, rung ihres Landes einzusetzen. eine eigenständige Zukunft – und die Chance, eine gerechtere Gesellschaft mitzugestalten. Bildung ist essenziell für den jungen Staat, der unter mehreren Krisen leidet. Neben den Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist das Land konfrontiert mit Heuschreckenpla- Sunday Wilson Thuk ist eine von zehn Stu- gen, Überschwemmungen und den Folgen des dentinnen am Nile Theological College (NTC) Bürgerkriegs. Der grösste Teil der Schulinfra- in Südsudans Hautpstadt Juba. Neben rund 80 struktur wurde durch bewaffnete Konflikte Kommilitonen sind die Frauen hier klar in der zerstört, die Armut hindert viele Kinder am Minderheit. Sunday Wilson sagt: «Ich werde als Schulbesuch. In verschiedenen Regionen gibt es Studentin ernst genommen. Unsere Lehrkräf- weiterhin Kämpfe und Gewalt ist allgegenwär- te schauen nicht darauf, ob wir Männer oder tig, besonders auch sexualisierte Gewalt gegen Frauen sind. Ihnen ist unsere Vision wichtig.» Frauen und Mädchen. Ihre eigene Vision fasst die 25-jährige klar Durch den Bürgerkrieg war auch das NTC in Worte: «Ich möchte Mädchen ermutigen, zur betroffen. Die theologische Hochschule wurde Schule zu gehen. Dadurch erlangen sie die Mög- 1992 von der PCOSS gegründet und hatte den lichkeit, selbst über ihr Leben zu bestimmen.» Sitz etliche Jahre in der Stadt Malakal. Doch 10 begegnen 3 | 2021
Malakal wurde im Bürgerkrieg zerstört, rund 170 000 Menschen flohen. Das NTC musste 2015 Die gute Nachricht in der Hauptstadt Juba neu beginnen, mit nur zVg gerade 18 Studenten. Heute zählt das NTC wie- der 86 Studierende. Die Hochschule ist staatlich anerkannt. Das NTC ist offen für Angehörige aller Kirchen und für alle Ethnien. Und vor James Bol Obwonyo allem vermittelt es in einem Land, das viele war früher Stipendiat Wunden des Kriegs trägt, Wege zu Heilung und und ist heute Dozent am Versöhnung. Nile Theological College in Juba, Südsudan. Lösungs-Strategien für aktuelle Probleme Die Studierenden besuchen Kurse in biblischer und sozialer Ethik. Lehrveranstaltungen the- Seid zuverlässige Leitende! matisieren die gegenwärtigen, schwerwie- genden Probleme des Landes und die Studie- «Was du vor vielen Zeugen von mir gehört hast, das renden lernen und erarbeiten Lösungs- und vertraue zuverlässigen Menschen an, die dann fähig Handlungsstrategien. Nach dem Abschluss sein werden, wieder andere zu lehren.» (2 Tim. 2:2) geben sie ihr Wissen zum Beispiel in Kirchge- meinden und Schulen weiter. Eine verantwor- Als ich über diesen Vers nachdachte, stiess ich auf tungsvolle Aufgabe im bürgerkriegsversehrten das Wort «zuverlässig». In der Tat suchen unsere Südsudan. Familien, Gemeinschaften, die Nation, die Kirche und Auch Sunday Wilson Thuk möchte das er- die Welt verzweifelt nach zuverlässigen Leitenden. worbene Wissen aus ihrem Studium anderen Die Bibel ist voll von Aussagen zur Qualität verläss- Menschen vermitteln. Wie wichtig es ist, als licher Führungspersonen. Ich erwähne fünf davon. Vorbild zu wirken, erlebt sie gerade selbst: «Es Im Buch Exodus 18:21-23 nahm Mose an, dass er gibt eine Dozentin am NTC. Sie ist wirklich en- sich allein um das grosse Volk Israels kümmern gagiert und ermutigt uns ständig, als Frauen Austausch ist könnte. Sein Schwiegervater, Priester Jethro von Mi- aufzustehen und uns zu beteiligen!» zentral: Das NTC dian, führte ihm die Nachteile eines autokratischen steht Angehörigen Führungsstils vor Augen. Er sagte zu Mose: «Du aller Kirchen und aber suche dir (...) tüchtige, gottesfürchtige Männer aus, Ethnien offen. zuverlässige Männer, die unlauteren Gewinn hassen.» Silvano Yokwe Im Johannes-Evangelium (20,24-28) bat die Mutter von Jakobus und Johannes: «Lass meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.» Sie trafen sich mit Je- sus unter vier Augen, ohne dass die anderen Jünger es wussten. Als diese von dem geheimen Treffen er- fuhren, waren sie entrüstet. Es war der Beginn einer Führungskrise unter den Jüngern. Mutter und Söhne wurden von der Antwort Jesu ent- täuscht. Er sagte: «Zu wählen, wer zu meiner rechten oder linken Hand sein soll, ist nicht meine Aufgabe.» Er rief alle Jünger, auch Jakobus und Johannes, und belehrte sie in ihrem gottlosen autoritären Führungs- anspruch eines Besseren. Er sagte: «Wer aber gross sein will unter euch, der muss euer Diener sein». Eine zuverlässige Leitungsperson ist: · Eine fähige Person, berufen und mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzer Kraft im Dienst Gottes. · Eine gottesfürchtige Person, in Worten und in Taten. · Eine vertrauenswürdige Person, die Wort hält, das Böse und die Lüge meidet und die Wahrheit liebt. · Eine integre Person, die Bestechung hasst. · Eine dienende Person, die anderen nicht ihren Wir brauchen Ihre Unterstützung Willen und ihre Wünsche aufzwingt. · Ein Mensch, von Gott auserwählt, ihm zu dienen. «Kooperationsprogramm Südsudan»: Nr. 179.1001 Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 179.1001 Liebe Schwestern und Brüder in Christus! Unse- oder online: www.mission-21.org/spenden re Familien, Gemeinschaften, die Nation, die Kirche und die ganze Welt brauchen dringend zuverlässige Leitende. Möget Ihr solche sein! Gott segne Euch. begegnen 3 | 2021 11
Kurz gesagt Malaysia: Sauberes Wasser und Gemüseanbau in Palak Das Dorf Palak liegt in einer abgelegenen Gegend ßß in Sabah, der ärmsten Region Malaysias. Es ist schlecht erschlossen und von der Regierung gibt es kaum Unterstützung, um zum Beispiel Wasserlei- tungen zu bauen oder die Landwirtschaft nachhal- tig zu entwickeln. Dennoch hat sich in Palak dieses Jahr viel verändert. Gemeinsam mit der Organisation Pacos Trust engagiert sich Mission 21 für die Ausbil- dung von «Community Organizers». Dabei handelt es sich um Personen, die eigens dafür geschult werden, Bin Orozu Daky, PCOSS die Entwicklung von Gemeinden voranzubringen. In Palak haben die Community Organizers gemeinsam mit der Dorfbevölkerung neue Wassertanks gebaut. So müssen die Menschen ihr Wasser nicht mehr von weit entfernten Quellen holen, wo das Wasser oft Mädchen posieren vor der verunreinigt ist. Zudem läuft zur Zeit ein Projekt, um Baustelle für das Mäd- chenhaus des Kinderzen- Südsudan: Schlafsaal für auf dem Land der Gemeinde neue Anbauflächen zu erschliessen. Schon bald soll auf dem bisher über- trums Muhaba (Juni 2021). Mädchen ist im Bau wucherten Areal Gemüse für die Familien des Dorfes wachsen. Der Gemüseanbau dient der Ernährungs- Das Kinderzentrum Muhaba in Renk im Süd- sicherung, gerade auch vor dem Hintergrund der südan bietet benachteiligten Kindern und Versorgungsunterbrechungen durch die Massnah- Jugendlichen Schutz und Bildung. Bisher men gegen Covid-19. | MG konnten nur die Buben dort wohnen, für die Mädchen gab es keinen Schlafsaal. zVg Dies ändert sich nun. Dank grosszügiger Spenden konnte das Projekt vorangetrieben werden und ein Mädchenhaus mit Schlafräu- men, Küche und Esszimmer ist im Bau und soll dieses Jahr fertig gestellt werden. Bis- her kamen die Mädchen zum Unterricht, zum Essen und für psychosoziale Betreuung ins Kinderzentrum, mussten abends jedoch das Zentrum verlassen. Die Wege und Strassen im Südsudan sind oft unsicher und die Men- Vorbereitung des Bodens für den Gemüseanbau in Palak. schen sind unterwegs besonderen Gefahren ausgesetzt. Nun haben die Mädchen im Zentrum diesel- ben Chancen wie die Buben und können wenn DR Kongo: Fussballturnier für nötig ganz dort unterkommen. Diese Möglichkeit ist für die Kinder vor Ort Strassenkinder in Kinshasa sehr wichtig. Trotz des offiziellen Friedensab- Unsere Partnerorganisation ACCOJED engagiert kommens im Herbst 2018 gibt es weiterhin sich für den Schutz von Strassenkindern in einem gewaltsame Konflikte. Verschiedene Ethnien Quartier von Kinshasa in der Demokratischen Repu- misstrauen einander, da sie im Bürgerkrieg blik Kongo. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen gegeneinander aufgestachelt wurden. Die durch die Corona-Pandemie konnten die Projekt- Corona-Pandemie verschlimmert die Situa- verantwortlichen zahlreiche geplante Aktivitäten tion: Zehntausende leiden Hunger, die meis- umsetzen. Knapp 200 Kinder haben sich im Rah- ten Kinder können keine Schule besuchen. men des Projekts mit dem Thema Jugendkrimina- Zumindest für die Kinder im Muhaba verbes- lität, mit gewaltfreier Kommunikation und Konflikt- sert sich die Situation jedoch und sie erhalten lösung auseinandergesetzt. Um Gewalt zwischen Unterstützung und Zukunftsaussichten. | MG rivalisierenden Jugendbanden zu verringern, wurde ein Fussballturnier organisiert. Eine enge Begleitung durch ACCOJED kam 13 Kindern und Jugendlichen Bildung für die Zukunft zwischen zehn und 18 Jahren zugute. Diese wurden in ein Ausbildungsprogramm integriert. Einige be- Das Kinderzentrum Muhaba gehört zum Projekt suchten die reguläre Schule, weitere machten eine «Bildung für die Zukunft: Schulen und Kinderheim». Mechanikerausbildung, zwei eine Töpferausbildung Mehr Informationen: www.mission-21.org/projekte und eine junge Frau eine Näherinnenausbildung. Zu- Spenden: Konto PC 40-726233-2, Vermerk 179.1010 dem erhielten sie Kleider und Ausbildungsmaterial oder online: www.mission-21.org/spenden sowie unentgeltliche gesundheitliche Betreuung. | MG 12 begegnen 3 | 2021
Internationale Lerngemeinschaft Virtueller Dance-Floor: Screenshot von der Plattform «gather». Angeregter Austausch in «gather town» Der Youth Summit, ein Anlass des Jugendnetzwerks von So vielfältig wie die Workshop-Angebote prä- Mission 21, fand 2021 auf der Plattform «gather» statt. Er sentierte sich die Liste der Teilnehmenden: Rund 100 junge Erwachsene aus 30 Ländern ermöglichte ein lockeres Treffen von jungen Menschen aus 30 weltweit waren angemeldet. Trotz unterschied- Ländern im virtuellen Raum – Workshops und Party inklusive. licher lokaler Ausgangslagen, verschiedener Zeitzonen und einiger Verbindungsschwierig- Text: Miriam Glass, Mission 21 keiten kam ein reger Austausch zustande. Interaktiver virtueller Raum Sie stehen vor dem Bildschirm in ihren Woh- Mit der Plattform «gather» machte das Team nungen und lassen einen imaginären Ball in von young@mission21 aus dem Youth Summit ihrem Körper kreisen: Bonny in Taiwan, Aron weit mehr als eine weitere Online-Konferenz. in der Schweiz, Joan in Kamerun. Instruktorin Der Hauptteil des Tages fand in einem interak- Jessy gibt Anweisungen aus Berlin. «Stellt Euch tiven Raum statt, in dem Besucherinnen und vor, der Ball rollt eure Wirbelsäule hinunter und Besucher sich wie in einem Computerspiel als wieder hinauf, bis zum Scheitel». Auf drei Kon- Avatare frei bewegen und einander ansprechen tinenten legen die jungen Leute gleichzeitig die konnten. Zur Verfügung stand ein virtuelles Ge- Köpfe in den Nacken und ziehen die Bäuche ein. lände mit Eingangshalle, Café, Garten, Ausstel- lungsraum und Festivalbühne. Gestaltet und Gesundheit tänzerisch erforschen eingerichtet hatten es die Teilnehmenden des Der Workshop bei Tänzerin Jessy Layne Tud- Jugendbotschaftsprogramms von Mission 21. denham war Teil des Youth Summit 2021 am Die lockeren Gespräche unter den 5. Juni, einer Veranstaltung von young@mis- Teilnehmer*innen drehten sich um Comics und sion21 für das weltweite Jugendnetzwerk von Quarantäne, Prüfungsstress und Reisepläne – Mission 21. Das Thema: Physische, psychische Small Talk war ebenso möglich wie tieferer Aus- und spirituelle Gesundheit, während der Pan- tausch. Für letzteres standen auch ausgebildete demie und darüber hinaus. Seelsorger und Seelsorgerinnen zur Verfügung. Während Bonny, Aron und Joan sich mit dem Nach Workshops und Austausch wurde der Zusammenhang von Stress, Bewegung und Youth Summit mit einer virtuellen Party gebüh- Wohlbefinden beschäftigten, liefen zeitgleich rend abgeschlossen – wer wollte, tanzte zu Hau- zahlreiche weitere Workshops. Partner von se vor der Kamera oder liess den Avatar auf dem Mission 21 sowie externe Fachpersonen gaben Bildschirm wackeln. Im Chat und auf virtuellen Inputs zu den Erfahrungen von Geflüchteten in Ausstellungstafeln wurden Informationen aus- Hongkong, zu Trauma-Heilung in Kamerun, po- getauscht, um die bestehenden und neuen Kon- litischem Aktivismus und Self-Care. takte weiter pflegen und ausbauen zu können. begegnen 3 | 2021 13
Lebenswelten Sieben Fragen, drei Stimmen aus drei Kontinenten Wie sieht das Leben der Menschen anderswo aus? Drei Schulkinder erzählen aus ihrem Alltag – in Tansania, in Bolivien und in Malaysia. «Ich fahre 45 Minuten Bus. Der Weg ist nicht sehr weit, aber der Bus hält immer wieder an, um Leute mitzunehmen.» Lucy Festo Msigala, 12, lebt in Uyole, Tansania. Ihren Schultag verbringt sie ohne Essen. Lucy, mit wie vielen Kindern bist Du in einer Klasse? In meinem Jahrgang sind wir 50 Kinder, insgesamt besuchen 162 Kinder die Iduda Primarschule. Ich bin in der fünften Klasse. Wie sieht Dein Schulweg aus? Ich fahre bis zu 45 Minuten Bus. Der Weg ist nicht besonders weit, aber der Bus hält immer wieder an, um Leute mitzunehmen. Danach gehe ich noch zu Fuss durch eine Gegend mit Wohnhäusern. Wie verbringst Du die Pausen? Manchmal gehe ich mit meine Freundinnen nach draussen, um mich zu entspannen, manchmal bleibe ich im Klassenzimmer, um zu lernen. Was gefällt Dir an der Schule und was nicht? Ich lerne gerne und bin gerne mit meinen Freundinnen zusammen. Ich mag es aber nicht, wenn andere Schüler sich schlecht verhalten, wenn sie zum Beispiel andere schlagen. Was isst du zu Mittag und wo? Niemand kocht und ich nehme auch nichts mit. Ich esse morgens und dann erst wieder, wenn ich abends heimkomme. Was möchtest Du machen, wenn Du die Schule abgeschlossen hast? Ich möchte viel lernen, um Lehrerin zu werden. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Deinen Schulalltag ausgewirkt? Die Schule war geschlossen, aber im Moment gibt es keine Auswirkungen. 14 begegnen 3 | 2021
Williams Moya, 13 Jahre alt, lebt in Tacacoma, Bolivien. Grosse Pause gibt es bei ihm keine. Williams, mit wie vielen Kindern bist Du in einer Klasse? Wir sind 32 Kinder. Ich besuche die zweite Sekundarklasse in Tacacoma. Wie sieht Dein Schulweg aus? Ich gehe zu Fuss auf einem nicht asphaltierten Weg durch eine ländliche Ge- gend. Von meinem Haus bis zur Schule dauert es rund 15 Minuten.. Wie verbringst Du die Pausen? Bei uns gibt es ausser der Mittagspause gar keine Pausen. «Manche Mitschüler zeigen Was gefällt Dir an der Schule und was nicht? Ich mag es, in der Schule meine Freunde zu treffen. Was mir nicht gefällt: Dass keinen Respekt wir keine Pausen haben und dasss manche Mitschüler keinen Respekt zeigen. für andere.» Was isst Du zu Mittag und wo? Wir essen in der Schule, eine der Aufsichtspersonen kocht. Was möchtest Du machen, wenn Du die Schule abgeschlossen hast? Ich möchte zur Schule gehen, bis ich einen Berufsabschluss habe. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Deinen Schulalltag ausgewirkt? Corona hat uns beim Lernen stark beeinträchtigt. Wir konnten nicht mehr in die Schule. Kerly Rada, 12, lebt in Terawi Penampang, Malaysia. Während der Lockdowns hat sie ihre Freundinnen vermisst. Kerly, mit wie vielen Kindern bist Du in einer Klasse? Wir sind 24 Kinder. Ich gehe in die sechste Klasse am CLC Grace Center. Mein Klassenlehrer heisst Mr. Willson Mailam, er führt dieses Inter- view mit mir. Wie sieht Dein Schulweg aus? Ich fahre rund 15 Minuten mit dem Bus durch Wohngebiete. Wie verbringst Du die Pausen? Mit meinen Freundinnen. Wir essen, wir spielen und reden. «Ich mag es, wenn die Was gefällt Dir an der Schule und was nicht? Schule sauber ist und Ich mag es, wenn die Schule sauber ist, wenn die Lehrerinnen und Leh- der Unterricht gut.» rer gut unterrichten und ich viele Freundinnen und Freunde habe. Was ich gar nicht mag: Wenn es im Klassenzimmer schmutzig ist! Was isst Du zu Mittag und wo? Normalerweise in der Schulkantine. Wegen Covid-19 gibt mir meine Mutter im Moment Reis und Beilagen mit. Was möchtest Du machen, wenn Du die Schule abgeschlossen hast? Eine weiterführende Schule besuchen, einen guten Job finden und meine Familie unterstützen. Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Deinen Schulalltag ausgewirkt? Wir konnten nicht zur Schule gehen. Mir gefällt der online-Unterricht nicht. Ich konnte meine Freundinnen nicht sehen. Ich habe sie sehr vermisst. begegnen 3 | 2021 15
Nachgefragt Nachlassplanung leicht gemacht Ein Legat an eine gemeinnützige Organisation ist ein Weg, mit seinem Nachlass etwas Gutes zu bewirken. Anwalt Dr. Christoph Degen erklärt, was Sie bei Ihrer Nachlassplanung beachten sollten Interview: Babice Schlumpf-van Waardenburg, Mission 21 Herr Degen, was sind die wichtigsten Punkte Welche Erb*innen sind pflichtteilsgeschützt? zVg bei der Nachlassplanung? Die überlebende Ehepartner*in, die Nachkom- Man muss sich überlegen, wen man berücksich- men und – wenn Nachkommen fehlen – die El- tigen muss (Pflichtteil) und wen man darüber tern. Nach der voraussichtlich Anfang 2023 in hinaus berücksichtigen möchte (frei verfügbare Kraft tretenden Revision des Erbrechts wird Quote). Hier gibt es zwei Kategorien: Erb*innen der Pflichtteil der Eltern abgeschafft und der- sowie Vermächtnisnehmer*innen. jenige der Nachkommen auf die Hälfte des ge- setzlichen Erbteils reduziert (bisher drei Vier- Was ist der Unterschied? tel). Die Erblasser*in kann dadurch freier über Als Erbe oder Erbin erbt man den gesamten den Nachlass verfügen. Sie kann grössere Zu- Dr. Christoph Degen ist Nachlass, entweder allein oder zusammen mit wendungen an andere Personen oder auch an Anwalt und Partner bei der anderen Erb*innen. Beim Vermächtnis (gleich- gemeinnützige Organisationen machen. DUFOUR Advokatur AG in bedeutend mit Legat) erhält man einen kon- Basel. kreten Geldbetrag oder Gegenstand. «Mit der Erbrechts-Revision Was meinen Sie mit dem «gesamten Nachlass»? Er umfasst das Vermögen inklusive allfälliger können Erblasser freier über Schulden. Bei der Überschuldung des Nach- den Nachlass verfügen.» lasses kann das Erbe innert einer Frist von drei Monaten ausgeschlagen werden, sonst haften die Erben für die Schulden der verstorbenen Wie kann ich eine gemeinnützige Organisation Person. Ist man über die finanzielle Situation berücksichtigen? des Nachlasses im Unklaren, kann man die Eine Organisation wie zum Beispiel Mission 21 Aufnahme eines sog. öffentlichen Inventars kann per Testament als Vermächtnisnehmerin Weitere verlangen. Vermächtnisnehmer*innen haften dagegen nie für Schulden des Nachlasses. oder Erbin eingesetzt werden. Auch kann man eine Stiftung gründen mit dem Zweck, Pro- Fragen? jekte einer gemeinnützigen Organisation zu Dr. Christoph Degen gibt Was passiert, wenn keine Erb*innen da sind? begünstigen. Um diese Möglichkeiten voll aus- an unserem Legate-Anlass Ist niemand da, der nach Gesetz als Erb*in be- zuschöpfen, kann man einen notariell beur- in Basel im Mai 2022 In- rücksichtigt wird, sollte man testamentarisch kundeten Erbverzichtsvertrag schliessen. Hier formationen zur Nachlass- eine Erb*in festlegen. Sonst geht der Nachlass verzichten die Erb*innen freiwillig auf ihren planung und beantwortet ans Gemeinwesen. Pflichtteil. Somit wird die frei verfügbare Quote Fragen. grösser und man kann gemeinnützigen Organi- Bei Mission 21 gibt Ihnen Was sind Herausforderungen beim Erstellen sationen grössere Zuwendungen machen. Frau Babice Schlumpf ger- eines Testaments? ne Auskunft. Nehmen Sie Im Testament muss man die Pflichtteile einhal- In welchen Fällen macht das Sinn? unverbindlich Kontakt auf ten. Andernfalls können pflichtteilsgeschützte Zum Beispiel, wenn man seinen Nachkommen und bestellen Sie unseren Erb*innen verlangen, dass zu grosse Zuwen- bereits zu Lebzeiten eine grosse Schenkung aus- Ratgeber «Ihr Vermächtnis dungen reduziert («herabgesetzt») werden. gerichtet hat. Auch (heute noch) pflichtteilsge- für die Zukunft». Zudem gilt es, die Formvorschriften zu beach- schützte Eltern geben oft einen Verzicht ab. Der Telefon: 061 260 22 94 ten. Ein Testament muss handschriftlich er- Nachlass kann dann zum Beispiel einer gemein- E-mail: babice.schlumpf@ stellt werden. Wichtig sind die Unterschrift, nützigen Organisation zugewendet werden. mission21-org das Datum des Tages, an dem man das Testa- www.mission-21.org/legate ment verfasst hat, sowie der Ort, an dem man Würden Sie Mission 21 für ein Legat empfehlen? es geschrieben hat – nicht zu verwechseln mit Ja! Mission 21 ist eine etablierte Organisation. dem Geburts- oder Wohnort, was oft passiert! Sie hat Partnerschaften, die seit über 100 Jahren Weiter muss man an sogenannte Ersatzver- bestehen. In ihrer Arbeit hat sie den Tatbeweis fügungen denken: An wen geht der Nachlass, erbracht, dass sie einen sinnvollen gesellschaft- wenn eine oder mehrere Erb*innen wegfallen? lichen Zweck glaubwürdig umsetzt. 16 begegnen 3 | 2021
Engagiert «Genug geredet, steht jetzt auf!» Das Berner Theaterensemble Johannes engagiert sich gleich doppelt: Ein neues Mundarttheaterstück zum Klimawandel regt das Publikum zum Handeln an und der Erlös fliesst zur Hälfte in die Projektarbeit von Mission 21 in Nigeria. Text: Miriam Glass, Mission 21 Pfarrer Jürg Liechti ist bescheiden.«Ich bin nicht Lorenz Jost so der Theatertyp», sagt er, «mich bekommt man nicht auf eine Bühne.» Diese Sätze erstaunen, denn es war Jürg Liechti, Pfarrer in der Berner Kirchgemeinde Johannes, der 2009 mit seinem Sohn das Theaterensemble Johannes ins Leben gerufen hat. Oder? Liechti korrigiert freundlich. «Wir haben das Theater nicht ins Leben geru- fen, es ist entstanden. Es entsteht immer wieder neu aus dem, was junge Menschen in der Kinder- und Jugendarbeit einbringen.» Schon das siebte Stück inszeniert das Thea- terensemble diesen Herbst, diesmal gemeinsam mit dem Hiphop Center Bern. Das Thema: Die Klimakrise. Sie bedroht das Leben auf unserem Planeten, und doch tut sich kaum etwas, bis die Schwedin Greta Thunberg zu streiken beginnt Das Theaterensemble und viele Jugendliche sich ihr anschliessen. Im Johannes am ersten Probenwochenende neuen Theater geht es um den Klimawandel, Die Beziehungen einzelner Mitglieder des im Juni 2021. aber auch um Mobbing und Ausgrenzung. Es Ensembles zur Partnerkirche EYN sind eng. geht um Mut und Widerstand, aber auch um den 2017 reisten zwei von ihnen nach Nigeria, die Umgang mit Behinderungen. Kontakte blieben bestehen. Für Mission 21 ist diese Art der Unterstützung mehr als wertvoll Die Klimajugend spielt mit – sie ist ein Beispiel für die weltweite Gemein- «Bei uns im Kirchgemeindehaus gehen viele Ak- schaft, die wir leben und anstreben. tivistinnen und Aktivisten der Klimajugend ein Für Jürg Liechti ist auch die Theaterarbeit ein und aus», sagt Liechti. Das Theater werde selbst Beispiel für Gemeinschaft: «Bei jeder Vorstellung zur Demonstration werden. Wie das geschieht, sind die Mitwirkenden aufeinander angewiesen, verrät er noch nicht. sie brauchen einander und müssen Vertrauen ha- Das Theaterensemble Johannes engagiert ben», sagt er. «Das Schöne ist: Im Theater kann sich und ruft zum Engagement auf. Dazu ge- jeder sich mit seinen Gaben einbringen, nicht nur hört, dass der Erlös gespendet wird. Seit 2015 mit Schauspiel, auch mit Grafik, Technik, Kreati- unterstützt das Ensemble die Arbeit von vität.» Er lacht und sagt mit der Bescheidenheit, Mission 21 in Nigeria. Diesmal wird ein Projekt mit der das Gespräch begann: «Sogar mich kann berücksichtigt, in dem unter anderem Baum- man da brauchen.» schulen und nachhaltige Landwirtschaft im Zentrum stehen. Vorstellungen, Workshops, Schulangebote Vorstellungsdaten: So., 31. Oktober, 17 Uhr; Fr., 5. November, 19 Uhr; Sa., 6. November, 17 Uhr; So., 7. November, 17 Uhr; Fr., 12. November, 19 Uhr; Sa., 13. November, 17 Uhr; So., 14. November, 15 Uhr. Dauer ca. 2 Stunden Ort: Kirchgemeindehaus Johannes, Wylerstrasse 5, Bern Das Theaterensemble Johannes hat passend zum Stück Angebote für Schulen, Kirchen und Erwachsenenbildung erarbeitet. Alle Informationen unter https://theaterensemble.ch begegnen 3 | 2021 17
Foto aus dem Archiv der Basler Mission, BMA-E-30.40.010 Ein Bild, eine Geschichte ein Forum dafür zu schaffen. Wir begrüssen ausdrücklich die kritische Aufarbeitung der Geschichte – auch der eigenen – und möchten diese vorantreiben. Dahinter steht auch die Fra- ge, was wir aus der Vergangenheit für unseren heutigen Umgang mit Rassismus, Diskriminie- rung und der Geschichte der Sklaverei lernen können. Im April und Mai 2021 haben wir unter dem Titel «Mission – Slavery – Colonialism Revisi- ted» zwei Webinare zu den Themenkomplexen «Mission und Sklaverei» und «Mission und Ko- lonialismus» durchgeführt. Mit internen und externen Referierenden aus der Schweiz und aus dem Ausland haben wir eine breite Öffent- lichkeit angesprochen und nicht nur ein Fach- publikum. Fortsetzung folgt An den beiden Webinaren nahmen jeweils über Bauern bei der Feldarbeit, aufgenommen von Anna Wuhrmann zwischen 1911 und 1915. 100 Interessierte teil. Diese grosse Resonanz ist sehr erfreulich. Sie zeigt, dass die Themen Wir stellen uns vielen Menschen ein Anliegen sind und dass sie mehr darüber erfahren möchten. Aus den Prä- sentationen und den anschliessenden lebhaften der Geschichte Diskussionen ging klar hervor, dass Begriffe wie «Sklaverei» oder «Kolonialismus» sehr dif- ferenziert und aus dem jeweiligen historischen Kontext zu betrachten sind. Zwischen Missi- Die Missionstätigkeit Europas erscheint ambivalent: Neben onsgesellschaften und Kolonialmächten gab es Beispielen respektvoller Begegnung stehen solche westlicher Verbindungen, die von Spannungen und Wider- sprüchen geprägt waren. Etwa in Kamerun, von Überheblichkeit oder rassistischen Verhaltens. Wir nehmen wo das Bild zu diesem Beitrag stammt. Hier war dieses Spannungsverhältnis in den Blick. die Basler Mission in näherem Kontakt mit den Einheimischen als die Kolonialregierung. Es Text: Claudia Buess und Patrick Moser, Mission 21 kam zu Konflikten, als die Kolonialmacht Land- enteignungen plante. Die Missionare stellten Im Zusammenhang mit der Black Lives Matter- sich dabei auch auf die Seite der Einheimischen. Bewegung beschäftigt sich die Öffentlichkeit in Die Webinare und die positiven Rückmel- vielen Teilen der Welt mit den Ursprüngen von dungen haben uns dazu bewogen, weitere Ver- Rassismus und Diskriminierung. Ins Blickfeld anstaltungen zu planen. Die Online-Veranstal- gerückt sind dabei insbesondere der transat- tung «zwischen Rassismus und Respekt» bringt lantische Sklavenhandel sowie das historische während drei Tagen Interessierte aus aller Welt Erbe des Kolonialismus. Thematisiert wird ins Gespräch mit Expert*innen in vier Konti- auch immer wieder die Rolle von Missionsge- nenten (weitere Infos auf Seite 19). Zudem finden sellschaften. Mission 21 hat sich zum Ziel ge- Sie in unserem Online-Dossier Video-Aufnah- setzt, mit eigenen Veranstaltungen einen Bei- men der Webinare und Zusatz-Informationen: trag zu den aktuellen Debatten zu leisten und www.mission-21.org/mission-revisited Friends of the Archives Unser Archiv dokumentiert umfassend und in vielen Facetten mehr als 200 Jahre Missions- und Weltgeschichte. Menschen aus der ganzen Welt nutzen jedes Jahr unsere Bestände für ihre vielfältigen Forschungsfragen. Helfen Sie mit, das historische Kulturgut dieses einzigartigen Archivs zu bewahren und werden Sie Mitglied in unserem Gönnerclub «Friends of the Archives». Weitere Informationen: https://www.mission-21.org/forschungsarchiv 18 begegnen 3 | 2021
Agenda Wichtiger Hinweis zur ausserordentlichen Corona-Situation Wir müssen unser Veranstaltungsangebot den Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie anpassen. Bitte informieren Sie sich vor Ihrem Veranstaltungsbesuch auf unserer Website: www.mission-21.org/agenda Unsere Kurse können sowohl online wie auch als Präsenzkurse stattfinden. Das gesamte Kursangebot finden Sie unter: www.mission-21.org/kurse Renate Bühler Workshop zur Kamapagne für Nord-Süd-Tag Pfarr- und Lehrpersonen Sa., 30. Oktober, 9.30-16 Uhr, Bern Mi., 8. September, 18.30-19.30 Uhr, online (Zoom) Am Nord-Süd-Tag befassen sich Konfirmations- Mi., 27. Oktober, 18.30-19.30 Uhr, online (Zoom) Klassen mit globalen Themen und Fragen der Ab dem 26. September 2021 läuft die Kampagne Gerechtigkeit. Dieses Jahr geht es um die kom- «Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam» von plexe Interaktion von Konsum und Klimawandel. Mission 21. Zur Vorbereitung stellen wir in einem Anmedung und Informationen: Workshop für Pfarrpersonen und andere Unter- www.refbejuso.ch/mission21regio richtende die Materialien und Hintergrundinforma- tionen zum Thema vor. Joint Action Anmeldung: bis eine Woche vor der Veranstaltung unter Sa., 13. November bis Sa., 27. November www.mission-21/kampagne Im Aktionsmonat des internationalen Netzwerks von young@mission21 bearbeiten junge Erwach- sene gemeinsam ein Thema, indem sie weltweit Christoph Rácz Online-Summer School Aktionen dazu gestalten. Im Herbst 2021 dreht «Zwischen Rassismus und Respekt. Christliche sich alles ums Thema Essen und Ernährung. Missionen – ihr historisches Erbe und ihre Zukunft» Information und Anmeldung: Sa., 11.9.2021, 9.00-12.30 Uhr, online (Zoom) young@mission-21.org Di., 14.9.2021, 17.00-20.30 Uhr, online (Zoom) Fr., 17.9.2021, 13.00-16.30 Uhr, online (Zoom) Wie werden die Missionsgeschichte und die heu- Dialog International mit Mary Kategile, Tansania tigen kirchlichen Beziehungen aus den Perspekti- Mi., 24. November, 18.00-19.30 Uhr ven Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Europas online (Zoom) wahrgenommen? Was können wir aus der Ge- Wir sprechen mit der Theologin Mary Kategile aus schichte lernen, um heute mit Rassismus und Tansania über Bildungschancen in Tansania mit Diskriminierung umzugehen? Diese Fragen werden Fokus auf Frauen und Mädchen. Denn in Tansania in Diskussion mit Expert*innen aus vier Kontinenten kann etwa jede vierte Frau nicht lesen. Mary erforscht. Die Teilnahme ist kostenlos und auch an Kategile gehört zu den wenigen Frauen in Tansa- einzelnen Tagen möglich. In englischer Sprache mit nia, die studiert haben. Sie engagiert sich schon Übersetzung ins Spanische und Deutsche. lange für Frauenanliegen und Gendergerechtigkeit. Anmeldung und Informationen: Kontakt und Anmeldung: www.mission-21.org/summerschool monika.dipietrantonio@mission-21.org online-Registrierung: Auftaktgottesdienst zur Kampagne 2021 www.mission-21.org/dialog So., 3. Oktober, 10 Uhr Münster, Basel Missionssonntag Mit einem Gottesdienst starten wir in unsere So., 28. November, schweizweit diesjährige Kampagne «Unsere Zukunft bilden wir Am Missionssonntag, dem ersten Advent, greifen gemeinsam» zum Thema Bildung. Mara Wirthlin viele Kirchgemeinden Themen aus der weltweiten Informationen: Kirche und der Entwicklungszusammenarbeit auf. www.mission-21/kampagne Eine Möglichkeit dazu bieten die Materialien und Impulse zu unserer Kampagne «Unsere Zukunft bilden wir gemeinsam». Erkundigen Sie sich, was Missionsbazar in Ihrer Kirchgemeinde geplant ist! Sa., 30. Oktober, 10-17 Uhr Der Missionsbazar bietet Handgemachtes, Kulina- risches, Kunstgegenstände aus aller Welt und ein Kinderprogramm. Dazu lockt Feines vom Kuchen- und Dessertbuffet. www.mission-21.org/agenda begegnen 3 | 2021 19
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