US-Handelspolitik / US-Section 232
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31.05.2018 Sachstand › Am 23. März 2018 wurde von den USA ein pauschaler Zoll in Höhe von 25% auf Stahlimporte auf der Grundlage von US-Section 232 (Bedrohung der nationalen Sicherheit) verhängt. › Am 30. April 2018 wurde eine weitere Zollbefreiung bis zum 1. Juni 2018 für die EU, Kanada und Mexiko verkündet. Mit Mexiko und Kanada verhandeln die USA im Rahmen der NAFTA-Gespräche weiter. › Argentinien, Australien, Brasilien und Südkorea haben innerhalb der Nachverhandlungsfrist erfolgreich über dauerhafte Ausnahmeregelungen verhandelt. Dabei wurde einer Kontingentierung der Stahlexporte in die USA zugestimmt. › Die EU-Kommission hat öffentlich geäußert, dass sie nicht bereit sei, sich auf eine freiwillige Begrenzung der Exporte in Richtung USA einzulassen. Dies werde nicht konform mit dem WTO-Recht sein. › Am 26. März 2018 hat die Europäische Kommission die Eröffnung eines Safeguard-Verfahrens zum Schutz der EU-Stahlindustrie bekannt gegeben. Seite 2 2
31.05.2018 Bedeutung der Stahlexporte Deutschlands und der EU in die USA (Steel Mill Products*) Deutschland: Drittland-Ausfuhr EU-28 Ausfuhr Gesamt Gesamt 2017 Anteile in % 2017 Anteile in % Europa ohne EU/GUS 18% USA 29% 28% 30% 5% Asien o. N. u. M. Osten 5% 6,2 Mio. t Afrika 30,6 Mio. t GUS 4% 20% 9% 16% 22% Übrige 14% Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Die USA sind für die Stahlindustrie in Deutschland der wichtigste Markt außerhalb der EU. Rund 1,3 Mio. Tonnen Stahl fließen in das Land. Das entspricht 4 % der Gesamtexporte Deutschlands bzw. 22 % der deutschen Exporte in Nicht-EU-Länder (Drittlandexporte). *Walzstahl, Stahlrohre und geschmiedetes Material Seite 3 3
31.05.2018 Der EU-Stahlhandel verläuft seit vielen Jahren störungsfrei! Steel mill products: In Kraft befindliche AD-Maßnahmen der Exporte 2017 USA im Stahlbereich am 31.12.2017: 125 0,4 Mio. t Deutschland: 3 Rest: 122 › Der Anteil der in Kraft befindlichen 5,0Mio. t Antidumpingzölle gegen Deutschland an den gesamten AD-Maßnahmen der USA im Stahlbereich liegt bei nur ca. 2 % Quelle. amtl. Außenhandelsstatistik, International Trade Administration: Global Steel Trade Monitor; WV Stahl › Es bestehen keine Importzölle auf Walzstahllieferungen. › Deutsche Unternehmen waren bislang nur selten das Ziel von US-Antidumpingmaßnahmen. › Der deutsche Exportüberschuss der Stahlindustrie basiert somit allein auf Wettbewerbsstärke und qualitativen Vorteilen deutscher Stahlprodukte. Seite 4 4
31.05.2018 Aktuelle Importtendenzen: EU als größter Importmarkt hatte zuletzt die höchsten Zuwächse TOP-10 Stahl-Importländer (2017, in Millionen Tonnen Steel Mill-Products) 40 35 19 16 14 14 12 11 9 7 Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik › Die EU steht im Fokus der drohenden Umleitungseffekte. Seite 5 5
31.05.2018 Vorläufige Zolldaten belegen erste Umleitungseffekte Quelle: Amtlich Außenhandelsstatistik, Vorläufige Importüberwachung der Europäischen Kommission für Lang- und Flacherzeugnisse • Es zeigen sich bereits deutliche Importsteigerungen am äußeren Rand. • Länder, die nicht von den US-Maßnahmen ausgenommen wurden, zeigen kräftige Liefersteigerungen in den EU-Raum. Seite 6 6
31.05.2018 Größte Stahl-Importeure in den US-Markt Größte Importeure in die USA 2017 Steel Mill Products (Mio. t) (Gesamt: 35,3) Kanada 5,9 EU 5,0 Brasilien 4,7 ca. 1 Mio. t Südkorea weiterhin betroffen 3,4 Mexiko 3,3 Russland 2,9 Von US Zöllen Section 232 erfasst Türkei 2,0 Japan 1,7 13,6 Mio.t Taiwan 1,2 39% China 0,9 61% Indien 0,8 21,7 Mio. t Vietnam 0,7 ausgenommen nicht ausgenommen Quelle: amtl. Außenhandelsstatistik Sollte es zu einer Verhandlungslösung nach südkoreanischem Muster für die temporär befreiten Länder kommen, wären 50 % der US-Importe von Maßnahmen betroffen. Es drohen Umleitungseffekte in diesem Fall von bis zu 20 Mio. Tonnen. Seite 7 7
31.05.2018 Umleitungseffekte in die EU sind wahrscheinlich US-Importeure bereits auf Ähnliche Abnehmerstrukturen dem EU-Markt etabliert in beiden Ländern Verwundbarer EU-Stahlmarkt Bedeutende Stahlimporteure USA: Anteil der Sektoren am Stahlbedarf 2017 Europäische Union ... der EU 2017* Elektr. übrige 2% ungeschützter offener (Mio. t Steel Mill Products) Aus- 7,7 Bau Wirtschaftsraum rüstung 4,9 3% 41% keine Handelsrestriktionen 4,1 Haus- kein Importzoll auf Stahlprodukte halts- Metallware waren n 4% 11% Auto Maschi- 25% Russland Türkei Indien nen *) ohne EU-Binnenhandel 14% Quelle: AISI ... der USA 2017* EU: Anteil der Sektoren am Stahlbedarf 2017 (Mio. t Steel Mill Products) übrige 3% Bau 2,9 Haus- 40% 2,0 halts- 0,8 waren 4% Metall- waren 16% Maschi- Auto Russland Türkei Indien 21% nen *) ohne Importe aus Mexiko und Kanada 16% Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Quelle: Eurofer und eigene Berechnungen Ein erheblicher Teil der umgeleiteten Mengen wird in den EU-Raum fließen. Damit droht ein Importanstieg von mehreren Millionen Tonnen. Seite 8 8
31.05.2018 Wirtschaftliches Umfeld: EU-Stahlkonjunktur ist trotz leichter Erholung noch immer fragil Marktversorgung EU-28 EU-28: Auslastung der Rohstahlkapazitäten (in Millionen Tonnen) (in % der effektiven Vollauslastung) 200 100% 186 180 90% 87% -14% -7% 81% 160 80% 160 140 70% 120 60% 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Quelle: Eurofer Quelle: Worldsteel (Rohstahlproduktion), OECD (Kapazität) EU-Stahlimporte aus Dritten Ländern EU-Stahlexporte (Mio. Tonnen, Steel Mill Products) (Mio. Tonnen, Steel Mill Products) 45 40 40,1 40,4 36,5 36,5 40 36,8 35 33,1 35 -22% 31,0 +59% 30,6 30 30 27,5 29,5 25 25 2013 2014 2015 2016 2017 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Die EU-Stahlimportkrise ist noch nicht überwunden. Eine erneute Eskalation wäre eine ernste Bedrohung für die Stahlindustrie in Deutschland und der EU. Seite 9 9
31.05.2018 Safeguards zur Vermeidung von Handelsumlenkungen Safeguard-Verfahren Abschottung durch Die EU Kommission muss beweisen, dass der Importanstieg (1) beträchtlich ist, Section 232 (2) eine bedeutende Schädigung für die EU-Industrie verursacht wurde oder die Gefahr einer bedeutenden Schädigung droht, (3) auf unvorhergesehene Entwicklungen zurückzuführen ist, (4) Safeguards im EU-Interesse sind. › gelten für alle Importe eines Produkts, unabhängig von der Herkunft › sind deshalb nicht diskriminierend › führen nicht zu Retorsionsmaßnahmen › einziges Instrument, das Handelsumlenkungen vermeiden kann und WTO-konform ist Ziel der Safeguard-Maßnahme: › Eingrenzung von Verwerfungen aus US-Maßnahmen im EU-Markt › keine Abschottung des EU Stahlmarktes › Einführung von nichtdiskriminierenden Länderkontingenten › Zölle würden somit nur dann greifen, wenn diese Importmengen überschritten werden (tariff quota) Quelle: WV Stahl Die Stahlindustrie begrüßt, dass die Europäische Kommission am 26. März 2018 ein Safeguard-Verfahren eröffnet hat. Seite 10 10
31.05.2018 Bestehende Handelsschutzmaßnahmen der EU bieten keinen Schutz vor Umlenkungseffekten Größte Stahlimporteure in die USA Bestehende Antidumping - Steel mill products 2017 (Mio t) - /Antisubventions-Maßnahmen der EU (Anzahl: 24) Vietnam; Indien;0,7 China; 0,8 Rest; 2,8 Kanada; Rest ; China; 0,9 11 Quelle: EU Kommission und Außenhandelsstatistik 5,9 8 Taiwan; 1,2 EU; 5 Japan; 1,7 Türkei; 2 Russ- Indien; land; 2,9 Brasilien 2 ; 4,7 Russ- Mexiko; Süd- 3,3 korea; land ; 3,4 3 Gegen die Lieferländer, von denen Handelsumlenkungen zu erwarten sind, bestehen in der EU fast keine Handelsschutzmaßnahmen. So richtet sich ein Großteil der bestehenden EU-Handelsschutzmaßnahmen gegen China. Chinesische Stahlimporte spielen in den USA fast nur eine untergeordnete Rolle. Seite 11 11
31.05.2018 Reaktionen auf die US-Sec. 232 Strafzölle im Stahlbereich - Beispiele USA: (28.3.2018) Section 232 (nationale Sicherheit) Zollsatz v. 25 % auf Stahlprodukte EU: Einleitung eines Kanada: Safeguardverfahrens (26.3.2018) Russland: Geplante Verschärfung des WTO-Beschwerde WTO-Beschwerde nationalen Handelsschutzes zum Schutz vor steigenden Importen durch Handelsumleitungen China: WTO-Beschwerde Costa Rica: Vergeltungsmaßnahmen: Zölle auf 128 US- Einleitung eines Safeguard- Produkte im Wert von 3 Mrd USD (zwischen Indien: Verfahrens Stabstahl, Profile (2018/03) 15% auf Nahtlosrohre und 25 % auf Aluschrott) WTO- Türkei: Beschwerde Einleitung eines Safeguardverfahrens (27.4.2018) auf Flachstahl, Walzdraht, Stabstahl, Profile, Schienen Rohre, Rostfrei Flach * Quelle: WTO, Pressemitteilungen, WV Stahl Seite 12 12
31.05.2018 Strukturkrise beim Stahl bleibt bestehen – laut OECD belaufen sich die Überkapazitäten auf fast 600 Mio. t Welt: Angebot und Produktion Zunahme der Rohstahlkapazität nach Regionen (Millionen Tonnen) (2010-2017, in Millionen Tonnen) 2 600 2 400 248 48 2 200 47 China 47 Rest Asien 2 000 +576 Mio. t Indien 6 Mittl. Osten 1 800 6 GUS +460 Mio. t Türkei 1 600 6 Afrika -4 Japan Rohstahlkapazität, nominal EU 28 1 400 -25 Rohstahlerzeugung 1 200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 -50 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Quelle: OECD (März. 2018) Quelle: OECD, März 2018 (Kapazitäten) und worldsteel (Produktion) Auf China entfallen rund 60 % des weltweiten Kapazitätsaufbaus zwischen 2010 und 2017. Seite 13 13
31.05.2018 Global Forum on Steel Excess Capacity: Neue multi- laterale Kooperationsarchitektur für die globale Stahl- industrie OECD-Länder (G20-Mitglieder) Interessierte OECD-Länder (Nicht-G20-Mitglieder) Rohstahlproduktion 2016 (Mio. Tonnen) Rohstahlproduktion 2016 (Mio. Tonnen) China 808,4 Spanien 13,6 Europäische Union 162,1 Japan 104,8 Polen 9,0 Indien 95,6 Belgien 7,7 USA 78,5 Russland 70,8 Österreich 7,4 Südkorea 68,6 Niederlande 6,9 Deutschland 42,1 Türkei 33,2 Slowakei 4,8 Brasilien 31,3 Schweden 4,6 Italien 23,4 Anteil Welt: 93% Finnland 4,1 Mexiko 18,8 Frankreich 14,4 Luxemburg 2,2 Kanada 12,6 Anteil Welt: 4% Schweiz 1,5 UK 7,6 Südafrika 6,1 Ungarn 1,3 Saudi Arabien 5,5 Griechenl… 1,2 Australien 5,3 Indonesien 5,0 Norwegen 0,6 Argentinien 4,1 Quelle: Worldsteel Die gemeinsamen Anstrengungen zum Abbau globaler Überkapazitäten im Rahmen des Globalen Forums der G20 müssen fortgesetzt bzw. intensiviert werden. Seite 14 14
31.05.2018 Handlungsempfehlungen des Global Forum on Steel Excess Capacity Sicherstellung Beseitigung von Herstellung eines Level- marktwirtschaftlicher Subventionen und allen Playing-Fields für alle Rahmenbedingungen sonstigen staatlichen Marktteilnehmer im Unterstützungsmaßnahmen Stahlbereich Abfederung sozialer Effekte Staatliche Schließungsziele Fusionen sollen im Einklang bei Restrukturierungen im müssen begleitet werden von mit marktwirtschaftlichen Stahlbereich marktwirtschaftlichen Prinzipien stehen Reformen Abkehr von Schaffung von Transparenz, Überwachung und Exportfinanzierungen, die zu vor allem über politische Anpassung der Überkapazitäten im Anpassungs- und Maßnahmen durch das Stahlbereich beitragen Stützungsmaßnahmen Globale Stahlforum Quelle: GFSEC, Fortschrittsbericht v. 30.11.2017 Seite 15 15
31.05.2018 Schlussfolgerungen › EU-Kommission und Bundesregierung müssen sich weiter dafür einsetzen, die EU dauerhaft von den US-Maßnahmen zu befreien. › Die Stahlindustrie in Deutschland spricht sich gegen eine „freiwillige“ Selbstbeschränkung der EU-Lieferungen in die USA aus, so wie es andere Länder akzeptiert haben. Sie stützt damit den Kurs der EU bzw. der Bundesregierung. › Gleichzeitig muss die EU konsequent ihre Stahlindustrie vor den zu erwartenden Handelsumlenkungen schützen. Erste Importeffekte sind bereits deutlich zu spüren. Unabhängig wie die Verhandlungen mit den USA ausgehen, bleibt der EU- Markt durch die partielle Abschottung des US-Marktes weiterhin substantielle Risiken ausgesetzt. › Die Stahlindustrie begrüßt, dass am 26. März 2018 die Europäische Kommission ein Schutzklauselverfahren (Safeguard) eröffnet hat, das nahezu alle von den US-Maßnahmen betroffenen Produktgruppen abdeckt. Ein solches Instrument basiert auf den Regeln der WTO, ist nicht-diskriminierend und unterscheidet sich daher deutlich von den WTO-widrigen Strafzöllen der USA. › Die gemeinsamen Anstrengungen mit den USA zum Abbau der globalen Überkapazitäten im Rahmen des Globalen Stahlforums der G20, müssen fortzusetzt bzw. intensiviert werden. Seite 16 16
31.05.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Disclaimer: Es wird keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernommen. Die Präsentation darf nur zu rechtmäßigen Zwecken verwendet werden. Die Verwendung der Präsentation erfolgt in eigener Verantwortung des Verwenders. 17
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