US-Handelspolitik / US-Section 232 - Fakten und Positionen Stand: 29. März 2018
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Sachstand › Am 23. März 2018 wurde von den USA ein pauschaler Wertzoll in Höhe von 25% auf Stahlimporte auf der Grundlage von US-Section 232 (Bedrohung der nationalen Sicherheit) verhängt. › Die EU ist von der Anwendung der Zölle zumindest bis zum 1. Mai 2018 ausgenommen. Bis dahin sollen die Verhandlungen über etwaige handels- bzw. sicherheitspolitische Zugeständnisse der EU an die USA abgeschlossen sein. › Weitere temporäre Ausnahmen bestehen für Kanada, Mexiko, Australien, Argentinien und Brasilien. Südkorea wurde inzwischen dauerhaft von den Zöllen befreit. Die US-Stahlexporte des Landes werden jedoch auf dem Niveau von 2017 kontingentiert. › Am 26. März 2018 hat die Europäische Kommission die Eröffnung eines Safeguard-Verfahrens zum Schutz der EU-Stahlindustrie bekannt gegeben. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 2
Positionen der Stahlindustrie (I) › EU-Kommission und Bundesregierung müssen alle politischen Möglichkeiten ausschöpfen, um die EU dauerhaft von den US-Maßnahmen auszunehmen. Dafür muss das Zeitfenster bis zum 1. Mai 2018 intensiv genutzt werden. › Parallel muss die EU konsequent ihre Stahlindustrie vor den zu erwartenden Handelsumlenkungen schützen. Selbst wenn die getroffenen Länderausnahmen bestehen bleiben sollten, wäre der EU-Markt durch die partielle Abschottung des US-Marktes weiterhin substantielle Risiken ausgesetzt. › Die Stahlindustrie begrüßt, dass am 26. März 2018 die Europäische Kommission ein Schutzklauselverfahren (Safeguard) eröffnet hat, das nahezu alle von den US-Maßnahmen betroffenen Produktgruppen abdeckt. Ein solches Instrument basiert auf den Regeln der WTO auf und unterscheidet sich daher deutlich von den WTO-widrigen Strafzöllen der USA. Die Stahlindustrie in Deutschland setzt sich seit jeher für ein regelgebundenes Verhalten im Rahmen der WTO ein. › Alleiniges Ziel der Safeguards ist es, Verwerfungen aus den US-Maßnahmen im europäischen Markt einzugrenzen, nicht aber den Markt abzuschotten. Daher sollten Kontingente eingeführt werden, die die traditionellen Stahl- Lieferströme in die EU unangetastet lassen. Zölle würden somit nur dann greifen, wenn diese Importmengen überschritten werden (tariff quota). 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 3
Positionen der Stahlindustrie (II) › Die Einführung von Zollkontingenten würde verhindern, dass andere WTO- Mitgliedsländer auf die Schutzklauselmaßnahmen der EU mit Vergeltungs- bzw. Kompensationszöllen reagieren. Die Schutzmaßnahmen für die Stahlindustrie sind folglich nicht mit der Gefahr verbunden, zu einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts beizutragen. › Die Stahlindustrie in Deutschland spricht sich dafür aus, dass die EU- Kommission eine Klage bei der WTO einreicht mit dem Ziel, die USA mittelfristig dazu zu veranlassen, die Strafmaßnahmen vollständig und gegen alle Länder wieder aufzuheben. › Zudem ist es erforderlich, gemeinsam mit den USA die Anstrengungen zum Abbau der globalen Überkapazitäten im Rahmen des Globalen Stahlforums der G20 fortzusetzen bzw. zu intensivieren. Bis zum nächsten Treffen der G20-Regierungschefs im Juli sollten deutliche Fortschritte beim Ziel, marktverzerrende Subventionen abzubauen, erkennbar sein. Auch sollte im Schulterschluss mit den USA auf China eingewirkt werden, seine weiterhin enormen Überkapazitäten im Stahlbereich rascher als geplant abzubauen. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 4
Bedeutung der Stahlexporte Deutschlands und der EU in die USA (Steel Mill Products*) Deutschland: Drittland-Ausfuhr EU-28 Ausfuhr Gesamt Gesamt 2017 Anteile in % 2017 Anteile in % Europa ohne EU/GUS 18% USA 29% 28% 30% 5% Asien o. N. u. M. Osten 5% 6,2 Mio. t Afrika 30,6 Mio. t GUS 4% 20% 9% 16% 22% Übrige 14% Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Die USA sind für die Stahlindustrie in Deutschland der wichtigste Markt außerhalb der EU. Rund 1,3 Mio. Tonnen Stahl fließen in das Land. Das entspricht 4 % der Gesamtexporte Deutschlands bzw. 22 % der deutschen Exporte in Nicht-EU-Länder (Drittlandexporte). *Walzstahl, Stahlrohre und geschmiedetes Material 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 5
Größte Stahl-Importeure in den US-Markt Größte Importeure in die USA 2017 Steel Mill Products (Mio. t) (Gesamt: 35,3) Kanada 5,9 EU 5,0 Brasilien 4,7 Südkorea ca. 1 Mio. t weiterhin betroffen 3,4 Mexiko 3,3 Russland 2,9 Von US Zöllen Section 232 erfasst Türkei 2,0 Japan 1,7 13,6 Mio.t Taiwan 1,2 39% China 0,9 61% Indien 0,8 21,7 Mio. t Vietnam 0,7 ausgenommen nicht ausgenommen Quelle: amtl. Außenhandelsstatistik Trotz der vorläufigen Befreiung werden weite Teile des US-Marktes von den Maßnahmen erfasst. Es drohen Umlenkungseffekte von bis zu 14 Mio. Tonnen. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 6
Umleitungseffekte in die EU sind wahrscheinlich US-Importeure bereits auf Ähnliche Abnehmerstrukturen dem EU-Markt etabliert in beiden Ländern Verwundbarer EU-Stahlmarkt Bedeutende Stahlimporteure USA: Anteil der Sektoren am Stahlbedarf 2017 Europäische Union ... der EU 2017* Elektr. übrige 2% ungeschützter offener (Mio. t Steel Mill Products) Aus- 7,7 Bau Wirtschaftsraum rüstung 4,9 3% 41% keine Handelsrestriktionen 4,1 Haus- kein Importzoll auf Stahlprodukte halts- waren Metallwaren 4% 11% Auto Maschi- 25% Russland Türkei Indien nen *) ohne EU-Binnenhandel 14% Quelle: AISI ... der USA 2017* EU: Anteil der Sektoren am Stahlbedarf 2017 (Mio. t Steel Mill Products) übrige 3% Bau 2,9 Haus- 40% 2,0 halts- 0,8 waren 4% Metall- waren 16% Maschi- Auto Russland Türkei Indien 21% nen *) ohne Importe aus Mexiko und Kanada 16% Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Quelle: Eurofer und eigene Berechnungen Ein erheblicher Teil der umgeleiteten Mengen wird in den EU-Raum fließen. Damit droht ein Importanstieg von mehreren Millionen Tonnen. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 7
Wirtschaftliches Umfeld: EU-Stahlkonjunktur ist trotz leichter Erholung noch immer fragil Marktversorgung EU-28 EU-28: Auslastung der Rohstahlkapazitäten (in Millionen Tonnen) (in % der effektiven Vollauslastung) 200 100% 186 180 90% 87% -14% 81% -7% 160 80% 160 140 70% 120 60% 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Quelle: Eurofer Quelle: Worldsteel (Rohstahlproduktion), OECD (Kapazität) EU-Stahlimporte aus Dritten Ländern EU-Stahlexporte (Mio. Tonnen, Steel Mill Products) (Mio. Tonnen, Steel Mill Products) 45 40 40,1 40,4 36,5 36,5 40 36,8 35 33,1 35 -22% 31,0 +59% 30,6 30 30 27,5 29,5 25 25 2013 2014 2015 2016 2017 2013 2014 2015 2016 2017 Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik Die EU-Stahlimportkrise ist noch nicht überwunden. Eine erneute Eskalation wäre eine ernste Bedrohung für die Stahlindustrie in Deutschland und der EU. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 8
Safeguards zur Vermeidung von Handelsumlenkungen Safeguard-Verfahren Die EU Kommission muss beweisen, dass der Importanstieg Abschottung durch (1) beträchtlich ist, Section 232 (2) eine bedeutende Schädigung für die EU-Industrie verursacht wurde oder die Gefahr einer bedeutenden Schädigung droht, (3) auf unvorhergesehene Entwicklungen zurückzuführen ist, (4) Safeguards im EU-Interesse sind. › gelten für alle Importe eines Produkts, unabhängig von der Herkunft › sind deshalb nicht diskriminierend › führen nicht zu Retorsionsmaßnahmen › einziges Instrument, das Handelsumlenkungen vermeiden kann und WTO-konform ist Ziel der Safeguard-Maßnahme: › Eingrenzung von Verwerfungen aus US-Maßnahmen im EU-Markt › keine Abschottung des EU Stahlmarktes › Einführung von Kontingenten, die die traditionellen Stahl- Lieferströme in die EU unangetastet lassen › Zölle würden somit nur dann greifen, wenn diese Importmengen überschritten werden (tariff quota) Quelle: WV Stahl Die Stahlindustrie begrüßt, dass die Europäische Kommission am 26. März 2018 ein Safeguard-Verfahren eröffnet hat. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 9
Strukturkrise beim Stahl bleibt bestehen – laut OECD belaufen sich die Überkapazitäten auf fast 600 Mio. t Welt: Angebot und Produktion Zunahme der Rohstahlkapazität nach Regionen (Millionen Tonnen) (2010-2017, in Millionen Tonnen) 2 600 2 400 248 48 2 200 47 China 2 000 47 Rest Asien +576 Mio. t 6 Indien 1 800 Mittl. Osten 6 GUS +460 Mio. t 6 Türkei 1 600 Afrika Rohstahlkapazität, nominal -4 Japan 1 400 EU 28 Rohstahlerzeugung -25 1 200 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 -50 0 50 100 150 200 250 300 350 400 Quelle: OECD (März. 2018) Quelle: OECD, März 2018 (Kapazitäten) und worldsteel (Produktion) Auf China entfallen rund 60 % des weltweiten Kapazitätsaufbaus zwischen 2010 und 2017. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 10
Global Forum on Steel Excess Capacity: Neue multi- laterale Kooperationsarchitektur für die globale Stahl- industrie OECD-Länder (G20-Mitglieder) Interessierte OECD-Länder (Nicht-G20-Mitglieder) Rohstahlproduktion 2016 (Mio. Tonnen) Rohstahlproduktion 2016 (Mio. Tonnen) China 808,4 Spanien 13,6 Europäische Union 162,1 Japan 104,8 Polen 9,0 Indien 95,6 Belgien 7,7 USA 78,5 Russland 70,8 Österreich 7,4 Südkorea 68,6 Niederlande 6,9 Deutschland 42,1 Türkei 33,2 Slowakei 4,8 Brasilien 31,3 Schweden 4,6 Italien 23,4 Mexiko 18,8 Anteil Welt: 93% Finnland 4,1 Frankreich 14,4 Luxemburg 2,2 Kanada 12,6 Anteil Welt: 4% UK 7,6 Schweiz 1,5 Südafrika 6,1 Ungarn 1,3 Saudi Arabien 5,5 Australien 5,3 Griechenland 1,2 Indonesien 5,0 Norwegen 0,6 Argentinien 4,1 Quelle: Worldsteel Quelle: Worldsteel Die gemeinsamen Anstrengungen zum Abbau globaler Überkapazitäten im Rahmen des Globalen Forums der G20 müssen fortgesetzt bzw. intensiviert werden. 29.03.2018 US-Handelspolitik / Section 232 Seite 11
Handlungsempfehlungen des Global Forum on Steel Excess Capacity Sicherstellung Beseitigung von Herstellung eines Level- marktwirtschaftlicher Subventionen und allen Playing-Fields für alle Rahmenbedingungen sonstigen staatlichen Marktteilnehmer im Unterstützungsmaßnahmen Stahlbereich Abfederung sozialer Effekte Staatliche Schließungsziele Fusionen sollen im Einklang bei Restrukturierungen im müssen begleitet werden von mit marktwirtschaftlichen Stahlbereich marktwirtschaftlichen Prinzipien stehen Reformen Abkehr von Schaffung von Transparenz, Überwachung und Exportfinanzierungen, die zu vor allem über politische Anpassung der Überkapazitäten im Anpassungs- und Maßnahmen durch das Stahlbereich beitragen Stützungsmaßnahmen Globale Stahlforum Quelle: GFSEC, Fortschrittsbericht v. 30.11.2017 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 12
Hintergrundmaterial
Wichtigste Stahlnettoimporteure / -exporteure der Welt Kanada 17 13 27 22 Ukraine -2 -1 EU-28 Russland USA Türkei 35 31 -11 -10 0 -22 -25 -2 94 61 Japan MENA 4 Indien 7 Mexiko 1 0 China 7 12 Iran -6 -6 -20 ASEAN -31 Südkorea 12 13 -51 -64 Brasilien 2016 2017 Nettoexporteur *Walzstahl, Stahlrohre, geschmiedetes Material Nettoimporteur 2017 vorläufig Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 14
Die größten Stahlimporteure Welt Größte Importeure 2017 Steel Mill Products (Mio.t) (Gesamt: 343) EU-28 40,4 USA 35,3 Südkorea 19,3 Türkei 15,8 Thailand 14,5 China 13,9 Mexiko 11,6 Indonesien 11,1 Indien 8,9 Kanada 8,8 *vorläufige Zahlen Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik EU und USA gehören zu den größten stahlimportierenden Regionen der Welt. 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 15
Die größten Stahlimporteure in den EU-Markt Größte Importeure in die EU 2017 Steel Mill Products (Mio.t) (Gesamt: 40,4) Russland 7,7 Ukraine 5,1 Türkei 4,9 China 4,3 Indien 4,1 Südkorea 3,3 Brasilien 2,3 Taiwan 1,3 Schweiz 1,1 Belarus 0,9 Quelle: Amtl. Außenhandelsstatistik 29.03.2018 US-Handelspolitik / US-Section 232 Seite 16
US-Handelspolitik / US-Section 232 Fakten und Positionen Stand: 29. März 2018 Disclaimer: Es wird keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben übernommen. Die Präsentation darf nur zu rechtmäßigen Zwecken verwendet werden. Die Verwendung der Präsentation erfolgt in eigener Verantwortung des Verwenders.
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