Valenzinformation im monolingualen englischen Lerner-wörterbuch und im bilingualen Wörterbuch englisch-deutsch
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Michael Klotz Valenzinformation im monolingualen englischen Lerner- wörterbuch und im bilingualen Wörterbuch englisch- deutsch Valency information is of crucial importance for non-native speakers when it comes to the production of text. The present article compares the strategies which are em- ployed for the encoding of such information in monolingual English learners' dic- tionaries with those used in bilingual German-English dictionaries. It emerges firstly that both types of dictionaries operate under very different conditions and secondly follow different traditions with respect to the encoding of valency infor- mation; it is probably fair to say that the constant urge for innovation and improve- ment which has characterised the development of syntactic information in English learners' dictionaries in the last decades has left their bilingual counterparts largely unaffected. The discussion of different encoding strategies is complemented by a statistical study, in which the amount of valency information given for English verbs, adjectives and nouns in the English-German part of the three large bilingual dictionaries considered is compared to the results of an earlier study which dealt with four major English learners' dictionaries. The statistical comparison shows that although English learners' dictionaries can be said to be superior with respect to the encoding of valency information, bilingual dictionaries do not necessarily lag behind when it comes to the amount of information given. 1 1. Einführung In einer kürzlich durchgeführten Untersuchung legte Herbst (1999, 231f.) einer Gruppe von 96 Englischstudenten – Anfängern ebenso wie höheren Semestern – 40 aus einem Korpus entnommene Sätze zur Bewertung vor. Elf davon waren manipuliert und enthielten Valenzfehler. Der Bewertungstest ergab, dass die Studenten einerseits viele der Valenzfehler übersahen,
62 ZfAL 35, 2001. 61-79. andererseits aber auch authentische Korpusbelege, die den Studenten unvertraute Konstruktionen enthielten, im Hinblick auf ihre grammatische Richtigkeit in Zweifel zogen. Untersuchungen wie die hier kurz referierte, demonstrieren die Probleme, die Valenzeigenschaften Nicht-Muttersprachlern bereiten; dies gilt sowohl für den Bereich der fremdsprachigen Produktion als auch für den Bereich der – ja tagtäglich im Fremdsprachenunterricht stattfindenden – bewertenden Rezeption, d.h. der Bewertung von fremdsprachigen Schüleräußerungen durch Lehrer und Kursleiter. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, welche Hilfestellung mono- und bilinguale Wörterbücher für das Englische ihren Benutzern im Hinblick auf Valenzinformation leisten. Berücksichtigt werden sollen dabei zum einen die vier etablierten englischen Lernerwörterbücher von Oxford University Press, Longman, Collins Cobuild sowie Cambridge University Press; zum anderen die großen Ausgaben der zweisprachigen deutsch- englischen Wörterbücher von Langenscheidt, Oxford-Duden und Pons- Collins.1 Die Frage nach dem Umgang mit Valenzinformation teilt sich dabei in die zwei Aspekte von: - Qualität der Valenzinformation, d.h. der Frage nach der Art der Dar- stellung dieser Information in den Wörterbüchern, sowie - Quantität der Valenzinformation, d.h. der Frage nach der Vollständigkeit ihrer Erfassung. Wir widmen uns zunächst dem qualitativen Aspekt und beginnen mit den ein- sprachigen englischen Wörterbüchern. 2. Qualitative Aspekte 1.1 2.1 Valenzinformation in monolingualen englischen Lernerwörterbüchern Die Einsicht vom Wert von Valenzinformation im pädagogischen Wörterbuch hat in der englischen Lexikographie schon in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts wesentlich zur Entwicklung von speziellen Lernerwörterbüchern beigetragen (vgl. Cowie 1999), die als Typus bis heute den pädagogischen Wörterbuchmarkt für das Englische dominieren. Ein wesentliches Merkmal des ersten – von A. S. Hornby entwickelten und ab 1948 unter dem Titel Oxford Advanced Learners' Dictionary (OALD) 1 Vgl. die genaueren Angaben im Literaturverzeichnis.
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 63 bekannt gewordenen – Lernerwörterbuches war ein System von 25 Patternkodes – teilweise mit weiteren Subkategorien –, die das Valenzverhalten der im Wörterbuch enthaltenen Verben kodifizierten. Der folgende Eintrag zum Verb love entstammt der dritten Auflage des OALD, in die das System der Patternkodes mit nur leichten Veränderungen übernommen worden war. Die Valenzinformation findet sich hier in den in eckigen Klammern angegebenen Kodes wie [VP6A]. Abbildung 1: love in OALD 3 Unbeschadet des zweifelsfrei großen Verdienstes, den sich Hornby mit der Entwicklung des OALD um die englische Lexikographie erworben hat, liegen doch auch die Nachteile von Hornbys System – zumindest für den heutigen Be-trachter – klar auf der Hand: - Zum einen beschreiben die Patterns nur die Valenz der Verben. Va- lente Adjektive und Substantive finden keine Beachtung, wenn auch deren Valenzen teilweise aus Patternillustrationen (vgl. unten S.11) und Beispielsätzen ableitbar sind. - Zum zweiten sind die Kodes nicht transparent (Herbst 1989, 100). Dies zwingt die Benutzer zu ständigem Nachschlagen in der Einlei- tung, wo die Bedeutung der Kodes erläutert ist. Noch gravierender ist jedoch die Tatsache, dass Benutzern, die die erläuternden Einfüh- rungen zum Wörterbuch nicht gelesen haben – und welcher Benutzer tut das schon? – gar nicht klar sein dürfte, dass die Sequenzen von Buchstaben und Zahlen im Wörterbucheintrag syntaktische Informa- tion enthalten. - Letztlich ist auch die mangelnde Zuordnung von Patternkode und Beispielsatz zu kritisieren (Heath 1985, 340). Wie aus dem Eintrag zu love unter Gliederungspunkt 4 hervorgeht, listet das Wörterbuch zunächst alle Kodes und lässt dann Beispielsätze folgen, die aber in
64 ZfAL 35, 2001. 61-79. ihrer Reihenfolge nicht mit der Liste der Valenzkodes übereinstimmen. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft; dies gilt auch für die englischen Lernerwörterbücher, denn mit der Einführung des Longman Dictionary of Contemporary English (LDOCE), später des Collins Cobuild English Dictionary (CCED) und des Cambridge Dictionary of International English (CIDE) sorgte der wettbewerbsbedingte Innovationsdruck dafür, dass die Herausgeber der vier großen englischen Lernerwörterbücher die oben beschriebenen Schwächen längst behoben haben. So verzeichnen die aktuellen Auflagen aller vier Wörterbücher neben den Verbvalenzen auch Valenzen von Adjektiven und Substantiven. Darüber hinaus macht der unten abgebildete Eintrag zu love aus der fünften Auflage des OALD deutlich, dass die Patternkodes transparent geworden sind: Abbildung 2: love in OALD 5 Vn steht für die Ergänzung eines Verbs durch ein noun (phrase), V.to inf für die Ergänzung durch einen mit to eingeleiteten Infinitivsatz, etc. Zudem folgt dem Kode jeweils direkt ein Beispiel zur Illustration. Der Eintrag ist also – neben der Bedeutung – wesentlich nach Valenzgesichtspunkten strukturiert. Der hohe Stellenwert, den die englischen Lernerwörterbücher der Valenzinformation beimessen, zeigt sich in besonderer Weise auch im Layout der COBUILD-Wörterbücher, in denen eine extra Spalte neben dem Eintrag im wesentlichen der Kodifizierung von grammatischer Information und insbesondere der Valenzpatterns des Lemmas gewidmet ist.
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 65 Abbildung 3: love in CCED 2 Ein wichtiger Aspekt der Gestaltung der Patterns ist – wie Aarts (1999, 24) bemerkt – schließlich auch, dass die neuesten Auflagen der Wörterbücher mit Ausnahme des CIDE auf funktionale Kategorien wie „Objekt“ verzichten und rein formbezogene Labels verwenden. Dies erscheint deshalb von Vorteil, weil funktionale Kategorien letztlich nur auf der Basis eines grammatischen Modells interpretierbar sind; Formkategorien wie noun phrase oder infinitive clause sind dagegen in viel höherem Maße theorieneutral. Schon der hier erfolgte kurze Überblick macht den hohen Standard der engli- schen Lernerwörterbücher in bezug auf die Darstellung von Valenzinformationen deutlich.2 1 . 22.2 Valenzinformation in bilingualen englisch-deutschen Wörterbüchern 2 Eine ausführlichere Diskussion der Entwicklung der Valenzangaben im englischen Lernerwörterbuch findet sich etwa bei Herbst (1989, 99ff.)
66 ZfAL 35, 2001. 61-79. Bei den zweisprachigen Wörterbüchern ist die Situation insofern wesentlich komplizierter, als ein valentes englisches Wort nicht nur als Lemma im eng- lisch-deutschen, sondern auch als Äquivalent im deutsch-englischen Teil des Wörterbuchs auftaucht. An welcher Stelle soll die Valenzinformation also verzeichnet sein? Geht man davon aus, dass Valenzinformation insbesondere bei der Sprachproduktion eine Rolle spielt, so ist klar, dass weniger die Lemmata als vielmehr die Äquivalente im Hinblick auf ihre Valenz kommentiert werden müssen.3 Für die Zwecke der Sprachproduktion ist also der Ort der Beschreibung englischer Valenzen der deutsch-englische Wörterbuchteil. Als Äquivalent findet sich ein Wort jedoch nicht nur an einer, sondern an mehreren Stellen im Wörterbuch verteilt. Beispielsweise ist das Verb decide in insgesamt 38 Einträgen des deutsch-englischen Teils des Duden-Oxford Großwörterbuchs (DOGW) enthalten. Bei den hier ausschnittsweise abgebildeten sechs Einträgen kann decide als direktes Äquivalent zum Lemma gelten.4 Abbildung 4: decide als Äquivalent in DOGW (CD-Rom Version) befinden ... 3. unr. itr. V. über etw. (Akk.) befinden: decide [on] sth.; make a decision on sth.; darüber habe ich nicht zu befinden: that's not for me to decide beschließen ... a) (entscheiden) beschließen, etw. zu tun decide or resolve to do sth.; ... bestimmen ... (festsetzen) decide on; ... jmdn. zum od. als Nach- folger bestimmen: decide on sb. as one's successor; ... entscheiden 1. unr. refl. V. a) decide; sich für/gegen jmdn./etw. entscheiden: decide on or in favour of/against sb./sth.; sich nicht entscheiden können be unable to make up one's mind; ... 2. unr. itr. V. über etw. (Akk.) entscheiden: decide on or settle sth. 3. unr. tr. V. a) (bestimmen) decide on ; der Richter entschied, dass ... the judge decided or ruled that ...; b) (den Ausschlag geben für) decide entschließen unr. refl. V. decide; make up one's mind; sich ent- schließen, etw. zu tun decide or resolve to do sth.; sich 3 Grundlegend ist in diesem Zusammenhang natürlich die auf _c&erba zurückgehende Unterscheidung von aktivem und passivem Wörterbuchgebrauch. Vgl. Kromann et al. (1984). 4 Die Einträge entstammen der CD-Rom Version des DOGW. Unterstreichungen in den Artikeln stammen vom Autor.
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 67 dazu entschließen: decide to do it; sich zu einer Reise/zur Heirat entschließen: decide to make a jour- ney/to marry; ich kann mich zu nichts entschließen: I can't make up my mind; sich anders entschließen: change one's mind ermitteln 1. tr. V. a) (herausfinden) ascertain, determine ; discover ; establish, determine ; decide ; ... Die Durchsicht der Einträge macht deutlich, dass jeweils nur ein Teil des Pat- ternparadigmas zu decide verzeichnet ist. Dies liegt zum einen wohl daran, dass eine vollständige Aufzählung aller möglichen Patterns an mehreren Orten zuviel Raum in Anspruch nehmen würde. Zum anderen werden jeweils nur diejenigen Patterns des Äquivalents verzeichnet, die einem Pattern des deutschen Lemmas entsprechen. So findet sich im Eintrag zu beschließen die Konstruktion decide to do s t h ., weil sie der deutschen Konstruktion beschließen, etwas zu tun entspricht. Decide on sth. oder decide against sth. sind jedoch mangels einer entsprechenden deutschen Konstruktion mit b e s c h l i e ß e n nicht enthalten. Hier zeigt sich deutlich ein Grundcharakteristikum des zweisprachigen Wörterbuchs: die Darstellung der Zielsprache wird wesentlich durch die Gegebenheiten der Ausgangssprache beeinflusst. Der Blickpunkt vom deutschen Lemma aus erlaubt immer nur Teilansichten des englischen Äquivalents und seiner Valenzeigenschaften. Wir sehen das Englische durch die deutsche Brille. Dies steht im klaren Widerspruch zu der von Kromann et al. (1991, 2772) erhobenen Forderung, nach der es gerade die voneinander abweichenden grammatischen Eigen- schaften von Lemma und Äquivalent sind, die der Kommentierung bedürfen. Abbildung 5: decide in DOGW
68 ZfAL 35, 2001. 61-79. Der hier abgebildete Eintrag zu decide im englisch-deutschen Teil des Duden- Oxford Großwörterbuchs bietet denn auch einen wesentlich besseren Überblick über die Konstruktionsmöglichkeiten des Lemmas. Bedenkt man zusätzlich, dass Valenzangaben nicht nur für die Produktion, sondern auch für die eingangs erwähnte bewertende Rezeption eine Rolle spielen, so ist klar, dass eine Darstellung von Valenzpatterns nicht nur für die Äquivalente, sondern eben auch für die Lemmata sinnvoll und notwendig ist. Das zweisprachige Wörterbuch ist so mit einem Ausmaß an Redundanz belastet, der dem einsprachigen Lernerwörterbuch fremd ist. Im Hinblick auf die Darstellung der Valenzinformation haben sich die bei den Lernerwörterbüchern üblichen Kodes in den zweisprachigen Wörterbüchern nie eingebürgert. Stattdessen benutzen die zweisprachigen Wörterbücher eine Reihe verschiedener Darstellungsmittel; Herbst (1985) nennt in diesem Zu- sammenhang 1. die Angabe der Wortart, 2. Konstruktionsindikatoren, 3. Patternillustrationen sowie 4. Beispiele. Die ersten drei genannten Arten der Darstellung von Valenzinformation lassen sich dabei vielleicht von den Beispielen als „abstrahierende Darstellungsarten“ abgrenzen. Alle vier Darstellungsarten finden sich auch im oben abgebildeten Eintrag zu decide aus dem DOGW (Abb. 5) und sollen im folgenden ausführlicher kommentiert werden: 1. Wortartangaben wie v.t. und v.i. lassen erkennen, ob dem Verb ein Objekt folgt oder nicht und stellen in diesem Sinne Valenzinformation dar. Das DOGW benutzt ebenso wie das Pons Collins Großwörterbuch (PCGW) und Langenscheidts Handwörterbuch (LHW) Labels für transitive, intransitive und reflexive Verben sowie Hilfsverben; darüber hinaus enthalten die Wörterbücher ein Label copula für das Verb be und im Falle des DOGW auch become, merkwürdigerweise jedoch nicht für andere Kopulaverben wie grow (old) oder seem (tired), die als intransitiv klassifiziert werden. Die Wortartangaben sind aus zumindest zwei Gründen problematisch: Zum einen ist nicht klar, welche Ergänzung als Objekt und welches Verb damit als transitiv gilt. Tabelle 1: Behandlung von VERB + to-INF Konstruktionen DOGW PCGW LHW
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 69 decline + to-INF tr. tr. tr. want + to-INF tr. tr. tr. pretend + to-INF tr. tr. tr. hope + to-INF tr. tr. -- decide + to-INF tr. -- intr. agree + to-INF intr. tr. intr. consent + to-INF intr. intr. intr. hesitate + to-INF intr. intr. intr. long + to-INF intr. intr. intr. Alle der hier aufgeführten Infinitivergänzungen wären im Sinne etwa der englischen Standardgrammatik von Quirk et al. (1985) als Objekte zu werten, und die Verben damit als transitiv. Alle drei Wörterbücher führen jedoch die verzeichneten Infinitivkonstruktionen in einigen Fällen unter dem transitiven, in anderen Fällen unter dem intransitiven Gebrauch des Verbs. Letzteres scheint besonders dann der Fall zu sein, wenn das Verb NPs als Objekt nicht zulässt. Wie die Fälle von a g r e e und decide zeigen, sind sich die Wörterbücher in ihren Analysen dabei keineswegs immer einig. Und auch dem Benutzer dürfte wohl nur schwer zu vermitteln sein, warum decline in he declined to pay her back ein transitives Verb ist, consent in he consented to pay her back jedoch nicht. Darüber, wie Termini wie transitiv und intransitiv zu verstehen sind, gibt keines der Wörterbücher genauer Auskunft. Ein weiterer Schwachpunkt der in allen drei Wörterbüchern praktizierten Subkategoriserung der Wortart Verb ist, dass nicht zwischen mono-, di- und komplex-transitiven Verben unterschieden wird (vgl. auch Herbst 1985, 321). So gelten etwa im LHW like in I like fast cars, offer in offer s.o. a cigarette und consider in consider s.o. (to be) a fool gleichermaßen als transitiv. Die Valenzeigenschaften der Verben sind durch die Wortartangabe also deutlich unterdeterminiert, eine Schwäche, die nicht immer durch weitere Angaben zur Valenz ausgeglichen wird, wie der Eintrag zu pronounce aus dem LHW verdeutlicht:
70 ZfAL 35, 2001. 61-79. Abbildung 6: pronounce in LHW Nirgends wird aus dem Eintrag ersichtlich, in welchen Konstruktionen pro- nounce als komplex-transitves Verb stehen kann. Der Benutzer wird im Unklaren darüber gelassen, dass etwa a doctor pronounced him dead möglich ist, nicht jedoch *a doctor pronounced him for dead, wie dies das deutsche Äquivalent erklären für unter Gliederungspunkt 2 nahe legt. 2. Als Konstruktionsindikatoren bezeichnet Herbst die meist in Klammern ge- setzten expliziten Hinweise auf die Valenzeigenschaften des Lemmas. Oft fin- den sich hier – wie auch im Beispieleintrag zu decide (Abb. 5) – Präpositionen, die einem Verb, Adjektiv oder Substantiv folgen können; darüber hinaus existieren jedoch auch Angaben wie to inf für eine dem Lemma folgende Infinitivkonstruktion oder t h a t für den that-clause. Problematisch ist an den Konstruktionsindikatoren, dass sie zwar über die Form einzelner Ergänzungen Auskunft geben, nicht aber das gesamte Pattern darstellen. Abbildung 7: advise in LHW
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 71 So lässt sich aus der Konstruktionsangabe (of von) unter 3 im Eintrag advise des LHW das Pattern advise + N + of N (z.B. in Don't forget to advise them of any change in your financial affairs. BNC EE0) nur dann erschließen, wenn man berücksichtigt, dass die Konstruktionsangabe unter dem transitiven Gebrauch des Verbs verzeichnet ist. Ob dem Benutzer eine derartige Kombi- nationsaufgabe zuzumuten ist, darf bezweifelt werden. 3. Patternillustrationen, wie decide to do sth unter 1b im Eintrag zu decide (Abb. 5) haben gegenüber den Konstruktionsindikatoren den Vorteil, dass das gesamte Pattern abgebildet wird. Von den Beispielen unterscheiden sie sich durch die fehlende lexikalische Füllung der Ergänzungsstellen. Durch die Verwendung von semantisch leeren Platzhaltern wie do und sth. machen sie deutlich, dass das Pattern allgemeine Gültigkeit besitzt und auf verschiedene Weise lexikalisch gefüllt werden kann. Patternillustrationen bilden so viel- leicht die beste Art der Darstellung von Valenzinformation in den untersuch- ten zweisprachigen Wörterbüchern. Interessanterweise hat auch das OALD neben Patternkodes immer schon Patternillustrationen zur Darstellung von Valenzinformationen verwendet, und auch in LDOCE (3. Auflage) haben Patternillustrationen die sonst im Bereich der Lernerwörterbücher üblichen Kodes weitgehend ersetzt. Problematisch ist an den Patternillustrationen allenfalls, dass auch Platzhalter wie do und sth. minimale semantische Information enthalten, wobei nicht klar ist, ob diese als Selektionsrestriktion bei der lexikalischen Füllung des Patterns zu verstehen ist, oder nicht. So legt beispielsweise die Patternillustration be nasty about sb. im Eintrag nasty des PCGW den falschen Schluss nahe, dass die Leerstelle nur durch Substantive mit dem semantischen Merkmal [+belebt] besetzt werden kann. 4. Auch aus Beispielen, wie decide the winner unter Gliederungspunkt 1a im Eintrag zu decide (Abb. 5) lässt sich schließlich Valenzinformation ableiten. Herbst (1985, 320) kritisiert Beispiele als Darstellungsmittel von Valenzinformation jedoch dahingehend, dass nicht immer klar ist, inwieweit von einem Beispiel generalisiert werden kann. Die Berechtigung dieser Kritik wird klar, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der in den zweisprachigen Wörterbüchern enthaltenen Syntagmen nicht die typische freie Verwendung des Lemmas, sondern die mehr oder weniger lexikalisierten und idiomatisierten Wendungen betrifft. So ist unklar, ob sich etwa aus dem im PCGW unter leave verzeichneten Satz this leaves me free for the afternoon
72 ZfAL 35, 2001. 61-79. auch Sätze wie ?Working through the files left me busy for hours oder ?Watching the olympics all night had left him tired in the morning ableiten lassen. In diesem Sinne wäre es wichtig, Beispiele, die eine relativ freie Relexikalisierung des zugrunde liegenden syntaktischen Patterns erlauben, auch typographisch von Wendungen zu unterscheiden, bei denen die Lexik weitgehend fixiert ist. Zusammenfassend muss man so zu dem Schluss kommen, dass die großen zweisprachigen englisch-deutschen Wörterbücher gegenüber den einsprachi- gen englischen Lernerwörterbüchern im Hinblick auf die Darstellung von Va- lenzinformation deutlich abfallen. Von systematischer Darstellung, wie sie in den englischen Lernerwörterbüchern üblich ist, kann hier kaum die Rede sein. 3. Quantitative Aspekte Die folgende statistische Studie zum Erfassungsgrad von Valenzpatterns soll abschließend klären, inwieweit die englischen Lernerwörterbücher ihren zweisprachigen Pendants nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ überlegen sind. Da mit Klotz (1999) bereits eine quantitative Studie zu den englischen Lernerwörterbüchern vorliegt, werden sich die folgenden statistischen Diagramme auf die Verhältnisse in den oben diskutierten zweisprachigen Wörterbüchern beschränken. Auf die bereits erfolgte Studie zu den englischen Lernerwörterbüchern wird dabei bei Bedarf Bezug genommen. Die im Folgenden präsentierten Statistiken zur Erfassung von Verb-, Adjektiv- und Substantivvalenzen in DOGW, PCGW und LHW basieren auf den Patternlisten eines an den Universitäten Erlangen, Augsburg und Reading angesiedelten Valenzwörterbuch-Projekts für das Englische.5 Die Statistiken erfassen das Vorkommen der Valenzen von je 50 Verben, Adjektiven und Substantiven; als getrennte Patterns gezählt wurden dabei: - erstens, alle möglichen Kombinationen der Ergänzungen zu Patterns, also z.B. talk to N, talk about N und talk to N about N als drei Pat- terns, 5 Auskunft zu diesem Projekt geben Herbst (1999), Herbst/ Klotz (1998) sowie Klotz (1997).
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 73 - und zweitens, die verschiedenen formalen Realisierungen von Präpo- sitional-Ergänzungen also z.B. begin with N, begin with V-ing und begin with N V-ing als drei Patterns. Insgesamt ergab sich so eine Patternliste von 1284 Patterns, auf deren Vor- kommen die englisch-deutschen Teile der drei großen bilingualen Wörterbü- cher überprüft wurden. Als vorhanden galt dabei ein Pattern, wenn es aus ei- ner der in 0 diskutierten Darstellungsarten im Eintrag ersichtlich bzw. ableit- bar war. Eine weitere Unterteilung der Lemmata in ihre verschiedenen Be- deutungen, die unter valenztheoretischem Gesichtspunkt sicherlich wün- schenswert gewesen wäre, wurde aus Gründen der praktischen Durchführbar- keit nicht unternommen.6 Diagramm 1: Gesamterfassung der Patterns 100% 80% 60% 40% 20% 0% Gesamt DOGW PCGW LHW 100% 39% 41% 29% Diagramm 1 zeigt das Gesamtvorkommen der untersuchten Patterns in den drei Wörterbüchern. Das DOGW ebenso wie das PCGW erfassen ca. 40% der in der zugrunde gelegten Liste enthaltenen Patterns. Deutlich geringer ist die Erfassungsrate des LHW mit unter 30%. Die Parallelstudie zu den zur Zeit der Studie neuesten Auflagen der englischen Lernerwörterbücher (Klotz 1999) ergab auch dort eine Erfassungsrate von ca. 40% , so dass zumindest die großen zweisprachigen Wörterbücher von Duden-Oxford und Pons- Collins in dieser Hinsicht den englischen Lernerwörterbüchern nicht nachstehen. Die insgesamt bei allen betrachteten Wörterbüchern auf den ersten Blick niedrig erschei-nende Erfassungsrate der Patterns muss insofern relativiert werden, als die Erfassung aller Valenzpatterns eines Wortes weder für das allgemeine Lerner-wörterbuch noch für das zweisprachige 6 Vgl. ausführlicher zu diesen Punkten auch Klotz (1999).
74 ZfAL 35, 2001. 61-79. Wörterbuch die einzige und damit zentrale Aufgabe sein kann. Vielmehr kann es bei diesen letztlich nur darum gehen, die wichtigsten und üblichsten Valenzpatterns eines Wortes darzu-stellen. Diagramm 2: Grad der Patternübereinstimmung drei Wb 22% kein Wb 49% zwei Wb 12% ein Wb 17% Über die sich in diesem Zusammenhang stellende Frage nach dem Grad der Patternübereinstimmung in den drei zweisprachigen Wörterbüchern gibt Dia- gramm 2 Auskunft. Wie aus dem Diagramm hervorgeht sind ca. 22% der un- tersuchten Patterns in allen drei Wörterbüchern enthalten, ca. 49% dagegen in keinem. Daneben finden sich jedoch auch ca. 29% der Patterns, die sich in mindestens einem, nicht jedoch in allen drei Wörterbüchern wiederfinden. Offenbar besteht zumindest zu einem gewissen Grade keine Einigkeit darüber, welche Patterns als wichtig in den Eintrag eines Lemmas aufzunehmen sind. Auch dieses Ergebnis entspricht im Wesentlichen den bei den englischen Lernerwörterbüchern vorgefundenen Verhältnissen.
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 75 Diagramm 3: Patternerfassung getrennt nach Wortarten 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% DOGW PCGW LHW Verben 55% 53% 44% Adjektive 23% 29% 14% Substantive 28% 33% 17% Diagramm 3 zeigt den Erfassungsgrad der Patterns getrennt für Verben, Ad- jektive und Substantive. Das Diagramm verdeutlicht, dass die Valenzpatterns von Verben allgemein besser erfasst werden, als diejenigen von Adjektiven und Substantiven. Wiederum entspricht dies im Wesentlichen den bei der Un- tersuchung der englischen Lernerwörterbücher vorgefundenen Verhältnissen. Die aus dem Diagramm ersichtliche, leicht bessere Erfassung von Adjektiv- und Substantivvalenzen im PCGW gegenüber dem DOGW ist – wie der χ2 - Test ergibt – statistisch nicht signifikant. Hochsignifikant ist dagegen die deutlich geringere Erfassungsrate besonders von Adjektiv- und Substantiv- patterns in LHW gegenüber den anderen beiden Wörterbüchern. 7 Das letzte Diagramm wendet sich schließlich der Frage nach der Art der Dar- stellung von Valenzinformation in den drei Wörterbüchern zu. Getrennt ausgezählt wurden hierzu - Patterns, die nur aus den Beispielen erschließbar sind, - Patterns, die nur durch abstrahierende Mittel (Wortartangaben, Kon- struktionsindikatoren oder Patternillustrationen), aber ohne weitere Exemplifizierung, dargestellt sind, und - Patterns, die durch mehrere Darstellungsformen, meist eines der abstrahierenden Mittel und ein oder mehrere Beispiele, zum Ausdruck gebracht werden. 7 Zur Abschätzung der statistischen Signifikanz durch den χ 2-Test vgl. etwa Wood/ Fletcher/ Hughes 1986, 139ff.)
76 ZfAL 35, 2001. 61-79. Ein statistisches Vorgehen ist in diesem Bereich insofern nicht ohne Probleme, als die von Herbst vorgeschlagenen Darstellungsarten letztlich Prototypen sind. So finden sich in den Einträgen beispielsweise auch halblexikalisierte Mischformen zwischen Patternillustration und Beispiel vom Typ employ one's time on sth., die bei der statistischen Auswertung den Beispielen zugerechnet wurden. Diagramm 4 beschränkt sich zudem auf die Darstellungsformen in Verbeinträgen. Diagramm 4: Darstellungsart der Valenzinformation in den Verbeinträgen 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% DOGW PCGW LHW mehrere DA 31% 43% 24% nur W|P|K 30% 20% 52% nur Bsp. 39% 37% 24% Das Diagramm macht deutlich, dass sowohl im DOGW als auch im PCGW ein wesentlicher Teil der enthaltenen Valenzinformation nur aus den enthalte- nen Beispielen und Wendungen zu erschließen ist. Im Gegensatz dazu bietet das LHW Valenzinformation bevorzugt in Form der abstrakteren Darstel- lungsarten, häufig ohne weitere Illustration durch ein Beispiel. Beides steht in deutlichem Kontrast zum Vorgehen der englischen Lernerwörterbücher, in denen besonders im Bereich der Verbvalenz sehr konsequent abstrakte Pat- ternkodes und Beispiele gepaart sind. So bieten sowohl das OALD 5 als auch CCED 2 für über 80% der in der statistischen Studie ausgezählten Patterns sowohl Kode als auch Beispiel. 4. Schluss Die oben dargestellten Untersuchungen haben deutlich gemacht, dass die zweisprachigen englisch-deutschen Wörterbücher ihren einsprachigen engli- schen Vettern weniger hinsichtlich der Menge der enthaltenen Valenzinfor-
M. Klotz: Valenzinformation im monolingualen englischen... 77 mation, als vielmehr im Hinblick auf die systematische Darstellung dieser In- formation unterlegen sind. Diese Unterlegenheit ist teilweise das Ergebnis verschiedener lexikographischer Traditionen: In den einsprachigen englischen Lernerwörterbüchern nimmt seit Hornby die syntaktische Information einen wichtigen Platz ein; als Folge davon wurden die Darstellungstechniken im Laufe der Zeit konsequent weiterentwickelt. Die zweisprachigen Wörterbü- cher sehen sich dagegen in erster Linie als Übersetzungswörterbücher, in de- nen das Verhältnis von Lemma und Äquivalent sowie die Übersetzung ganzer lexikalisierter Syntagmen im Vordergrund steht. Syntaktische Information fällt dabei oft eher als Nebeneffekt an, wie Diagramm 4 oben verdeutlichte: knappe 40% der Valenzinformation in den untersuchten Einträgen des DOGW und PCGW ist nur aus den Beispielen bzw. lexikalisierten Wendungen zu entnehmen. Verbessern ließe sich diese Situation hinsichtlich der Kommentierung der Lemmata durch die konsequente Anwendung einer Darstellungsart für Va- lenzinformation. Am geeignetsten erscheinen hier, wie oben ausgeführt, die auch in den einsprachigen Lernerwörterbüchern des Englischen wieder in stärkerem Maße verwendeten Patternillustrationen, die dann allerdings im jeweiligen Eintrag einen Informationsblock bilden sollten, der deutlich von den Beispielen und lexikalisierten Wendungen getrennt ist. Verzichtet man zudem bei den Patternillustrationen auf die – hier wohl unnötigen – Übersetzungen, so würde sich de facto ein hybrider Eintrag ergeben, der sowohl Züge des mono- als auch des bilingualen Wörterbuchs enthält.8 Anders verhält sich die Situation im Hinblick auf die valenzsyntaktische Kommentierung der Äquivalente. Obwohl im Hinblick auf die Sprachproduktion gerade hier syntaktische Information von großer Bedeutung wäre, verbietet sich – zumindest im gedruckten Wörterbuch – eine systematische syntaktische Kommentierung der Äquivalente wohl schon aus Platzgründen. Für das zweisprachige Wörterbuch ergeben sich hier vom Typ bedingte Probleme, die sich im einsprachigen Wörterbuch gar nicht erst stellen. Chancen bietet an dieser Stelle das elektronische Medium. Die Möglichkeit, die Einträge hypertextuell zu verknüpfen und somit mühelos vom Äquivalent aus den Haupteintrag des betreffenden Wortes anzusteuern, wo die relevante 8 Verzichtet man, wie dies etwa Jacobsen et al. (1991) vorschlagen, auch auf die Überset- zung von Beispielen und übersetzt nur die lexikalisierten Wendungen, so würde sich dieser hybride Charakter des Eintrags noch verstärken.
78 ZfAL 35, 2001. 61-79. syntaktische Information systematisch dargestellt ist, macht eine syntaktische Kommentierung der Äquivalente weitgehend überflüssig. Dabei beschränken sich die Möglichkeiten der hypertextuellen Verknüpfung natürlich nicht nur auf die Artikel eines Wörterbuchs, sondern sind auch zwischen Wörterbü- chern, also etwa einem bi- und einem monolingualen, vorstellbar. Dem zwei- sprachigen Wörterbuch käme dabei im Wesentlichen die Rolle zu, eine Zugriffsstruktur zur Verfügung zu stellen, über die sich fremdsprachige Wör- ter auffinden ließen; die weitere (grammatische, kollokationelle, etc.) Kom- mentierung des Wortes wäre dagegen Sache des hypertextuell verknüpften einsprachigen Wörterbuchs. Dabei wäre es sicherlich wünschenswert, wenn auch nicht zwingend notwendig, dass die so verknüpften Wörterbücher unter einer grafischen Oberfläche vereint sind. Einen vielversprechenden Ansatz hiefür liefert etwa die aus einer Kooperation der Verlage Brockhaus, Duden, Langenscheidt und Meyer hervorgegangene PC-Bibliothek. Innerhalb dieser Reihe finden sich etwa auch elektronische Versionen des LHW sowie des DOGW. Vielleicht könnten ja die Verlage Duden und Langenscheidt ihre Beziehungen zu Oxford University Press und Longman dahingehend nutzen, dass auch Versionen des OALD bzw. des LDOCE im Rahmen der PC-Bibliothek zur Verfügung gestellt würden. Die Benutzer würden es ihnen danken. Literatur Cambridge International Language Dictionary. Hrsg. P. Procter. Cambridge 1995 (CIDE) Collins Cobuild Englisch Language Dictionary. Hrsg. J. Sinclair. London 21995 (CCED 2) Longman Dictionary of Contemporary English. Hrsg. D. Summers. Harlow 31995 (LDOCE 3) Oxford Advanced Learner's Dictionary. Hrsg. A. S. Hornby. Oxford 31974 (OALD 3) Oxford Advanced Learner's Dictionary. Hrsg. J. Crowther. Oxford 51995 (OALD 5) Duden Oxford Großwörterbuch Englisch. Hrsg. von der Duden Redaktion und Oxford University Press. Mannheim 2 1999. (DOGW) Langenscheidts Handwörterbuch Englisch. Hrsg. H. Messinger (Englisch – deutscher Teil) und S. Brough (Deutsch – englischer Teil). Berlin 1996 (LHW)
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