Vegetationsbrandsituation Deutschland 2020 Lage - Gefahren - Prognose - Forderungen - Eine aktuelle Einschätzung der vfdb, verfasst von Dr. Ulrich ...
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Vegetationsbrandsituation Deutschland 2020 Lage – Gefahren – Prognose – Forderungen Eine aktuelle Einschätzung der vfdb, verfasst von Dr. Ulrich Cimolino
Vegetationsbrandsituation in Deutschland • Lage Führungseinheiten EL Abschnittsleiter Einsatzleiter Pressesprecher Abschnittsleiter Zugführer Zugführer Zugführer Zugführer • Gefahren EINSATZLEITWAGEN • Prognosen „Spezialisten“ koordiniert Versorgung und Logistik - Förster • Forderungen - - Meteorologen Ggf. Geologen Löschwasserabwürfe - Ggf. Eigentümer Löschfahrzeuge Löschmannschaften (ggf. Fahrzeugbesatzungen)
Lage (Stand der Einschätzung: 28.05.2020) • Frühjahrsbedingt trockene Vegetation, v.a. trockenes Schilf und Buschwerk • Längere Trockenheit (seit Jahresbeginn in weiten Teilen Deutschlands, seit 2018 insgesamt viel zu wenig Niederschläge!) • Im späten Frühjahr und im kommenden Sommer tagelange und immer stärkere Sonneneinstrahlung • Weitere Aussichten v.a. im Westen und Norden: keine nennenswerten Niederschläge • Viel vorgeschädigte Vegetation (Sturm- und Trockenschäden – und nach den Berichten von Forst und Holz NRW mittlerweile auch massiv im Laubholzbestand!), in der Folge weite Flächen mit Borkenkäferbefall, mittlerweile auch in sonst gesunden Beständen.
Gefahren • Schnelle Brandausbreitung, v.a. mit dem Wind und hangaufwärts • Schnelle Entwicklung großflächiger Feuer, • die sich auch in tiefere Bodenschichten fressen könnten, ehemalige (Hoch-)Moore und trockene Heideflächen sind da besonders betroffen, • die tagelange Einsätze zur Folge haben, die körperlich sehr anstrengend sind und eine Vielfalt an Ressourcen erfordern. • Feuerwehrangehörige ohne ausreichende Ausbildung, mit falscher PSA und der falschen Einsatztaktik kommen sehr schnell in sehr gefährliche Situationen. • Sonderproblematik: Munitionsreste!
Munition(sverdachtsflächen) und Vegetationsbrände… Fotos: Hanl, Otte, LSTE Brandenburg
Prognose • Wenn der Waldumbau nicht stärker aktiv von der Feuerwehr begleitet wird, werden sich im Zuge der “Entfichtung“ bei längeren Trockenphasen mit Wind Feuer entwickeln, die wir in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. • Wenn die Feuerwehren nicht die taktischen und technischen Voraussetzungen schaffen sowie den richtigen Umgang in allen Ebenen in der Ausbildung umsetzen, werden wir in absehbarer Zeit wieder Tote im Einsatz zu beklagen haben! • Das kann nicht nur die Feuerwehren betreffen, sondern auch zur Unterstützung eingesetzte Land- oder Forstwirte.
Forderungen – Waldbau und Umweltschutz • Forstwirtschaft, Umwelt- bzw. Naturschutz und Feuerwehren müssen als Partner eng zusammen arbeiten. • Gemeinsame Lösungen müssen gefunden werden – oder Bereiche definiert werden, die ggf. von vornherein aufgegeben werden, wenn es dort brennt. • Vorbeugender Waldbrandschutz muss aktiv mehr berücksichtigt werden: • Wegeunterhaltung bzw. –wiederherstellung • Schneisen vorbereiten und unterhalten • Löschwasserentnahmestellen vorbereiten und unterhalten • Bewuchs steuern (von Nadelmonokulturen, hin zu Mischwäldern), aber akzeptieren, wenn das nicht – oder nur sehr langfristig geht – • Maßnahmen der Feuerwehr anpassen.
Schranken statt Felsbrocken! Foto: Hauptvogel Foto: Hanl
Forderungen – Munitionsverdachtsflächen • Munitionsverdachtsflächen müssen geräumt werden! (Polen hat das über ein EU-Projekt zumindest für eine definierte Bodentiefe auch geschafft!) • Wo das flächig zunächst nicht geht müssen übergangsweise Lösungen her! • Wege für die Feuerwehr räumen! • Fortlaufend angepasste Kartierung! • Definieren der Gefahrenbereiche! • Sichere Schneisen in adäquater Entfernung vorbereiten und unterhalten! • Geeignete Unterstützungstechnik beschaffen und unterhalten (gepanzerte Einsatzfahrzeuge!)
Forderungen – Taktik und Technik • Jeweils vorhandene Technik und Taktik muss richtig eingesetzt werden! • Geeignete PSA muss überall vorhanden sein! • Ausbildung muss angepasst werden! • Fortbildung muss regelmäßig erfolgen! • Taktik muss fortgeschrieben werden! • Teilweise muss wieder spezielle Technik beschafft und unterhalten werden, vom • Vom geländegängigen TLF-W • Über geländegängige Führungs- und Unterstützungsfahrzeuge • Zu G-TLF • Und mehr geeigneten Luftfahrzeugen zur Brandbekämpfung aus der Luft! • Dazu mehr und bessere und schnellere Erkundungsmöglichkeiten aus der Luft.
Foto: @fire Foto: Kosac Forderungen – Taktik und Technik Fotos: @fire, Dr. Cimolino 2 x, Korac
Forderung: Einsatz verbundener Einheiten Führungseinheiten Einsatzleiter Pressesprecher Abschnittsleiter Abschnittsleiter EL Zugführer Zugführer Zugführer Zugführer EINSATZLEITWAGEN koordiniert „Spezialisten“ Versorgung und Logistik - Förster - Meteorologen - Ggf. Geologen Löschwasserabwürfe - Ggf. Eigentümer Löschfahrzeuge Löschmannschaften (ggf. Fahrzeugbesatzungen) Grafik: Dr. Cimolino
Forschungsbedarf zur Vegetationsbrandbekämpfung • Entwicklung eines angepassten Atemschutzes für lange körperliche Arbeit im Freien. • Reduzierung der Einatemwiderstände, • Optimierung der Gewichte/Passformen bzw. • Gebläsefilter? • Untersuchung der (Rest-)Risiken von alten Kampfmitteln von der Reichswehr über die Wehrmacht, die Bundeswehr und allen anderen auf deutschem Boden eingesetzten oder übenden Streitkräften der letzten ca. 130 Jahre (seit Verwendung von Explosivmunition!). Daraus • Sicherheitsabstände anpassen! (Müssen es immer 500/1000 m sein?) • Passende Technik entwickeln (geschützte/gepanzerte Fahrzeuge in der richtigen Kategorie) und dafür Einsatztaktiken entwickeln. • Ferngesteuerte bzw. teil-autonom agierende Einheiten entwickeln, für die Bereiche, in denen auch danach keine bemannten Fahrzeugen eingesetzt werden können. • Waldumbau und seine Folgen für die Gefahrenabwehr? • Überprüfung der waldbaulichen Maßnahmen der letzten Jahrzehnte in Bezug auf deren Eignung gerade in Bezug auf ihre Nachhaltigkeit auch unter dem Einfluß ggf. längerer und intensiverer Großbrände. • Auswirkungen des Waldumbaus („Entfichtung“) auf die Waldbrandgefährdung bzw. Entwicklung der Lagen? • Anpassungen der Taktik bzw. Technik • Automatisierte Erstellung, Übermittlung und Darstellung von Lagebildern aus verschiedenen Quellen (Video, Foto, Infrarot über (un-)bemannte Luftfahrzeuge, Satelliten etc.) • Untersuchung taktischer Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit, z.B. Wetlinig vs aktive Verteidigung bzw. vs breitere Schneise; oder Wasserwerfereinsatz vs Mop Up (aufsuchen und aufgraben der Glutnester per Hand oder maschinell, sparsamer Wassereinsatz) • Laufende forschende Begleitung von großen Einsätzen (weltweit – wie es auch andere entwickelte Länder machen), um rechtzeitig Entwicklungen erkennen zu können. (Von der Veränderung der Gesellschaft bzw. der Nutzung von Land/Vegetation, über wetter-/klimabedingte Änderungen der Vegetation bis hin zu taktischen/technischen Änderungen in der Gefahrenabwehr.) • Entwicklung geeigneterer Ausbildungsmodelle, um schneller Informationen an die Basis zu bekommen! • Erforschung der Maßnahmen von Vor- und Gegenfeuer in Bezug auf unsere Vegetation sowie dafür geeigneter Ausbildungsverfahren und einer Umsetzungskontrolle zusammen mit den Forstbereichen.
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