VERÖFFENTLICHUNGS-ENTWURF - Leitfaden - Energiekennzahlen für KMU Ableitung aussagekräftiger Energiekennzahlen Datensammlung, Datenanalyse und ...
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1 VERÖFFENTLICHUNGS-ENTWURF - Leitfaden – Energiekennzahlen für KMU Ableitung aussagekräftiger Energiekennzahlen Datensammlung, Datenanalyse und Auswertung Autor: Dr. Nathanael Harfst Juli 2021
2 Übersicht verwendeter Icons: Statistikbegriffe Bezug zur DIN EN ISO 50001:2018 Bezug zur Klimawirkung Arbeitshilfen
3 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................... 4 1.1 Ziel und Systematik von Energiekennzahlen .................4 1.2 Vergleichbarkeit von EnPI-Werten.................................4 1.3 Arten von Energiekennzahlen........................................6 1.4 EnPIs als Funktionen .....................................................6 1.5 Vorteile der Nutzung von Energieverbrauchsmodellen .8 1.6 Analyse von Zusammenhängen ....................................9 1.7 Schwerpunktorientierte Vorgehensweise ....................12 1.8 Datenbeschaffung........................................................12 2 Schritt-für-Schritt Anleitung zur Sammlung, Analyse und Auswertung von Energiedaten ............................................ 13 2.1 Bereitgestellte Arbeitshilfen .........................................13 2.2 Datensammlung...........................................................13 2.3 Identifikation von „Einzel-Abhängigkeiten“ (x-y- Diagramme) ................................................................14 2.4 Identifikation von simultanen Einflüssen mehrerer Variablen .....................................................................15 2.4.1 Multivariate Regression mit „StatFi“......................... 15 2.4.2 Multivariate Regression mit der Excel-Datenanalyse- Funktion ................................................................................ 16 2.4.3 Ergebnisse – „Wo muss ich hingucken und was muss da stehen?“ ........................................................................... 16 2.5 Überwachung und Darstellung der Verbesserung der energiebezogenen Leistung ........................................18 2.6 Identifikation von Energieeinsparpotentialen und Ansätze zu deren Ausnutzung ....................................19
4 gleichswert (Referenzwert). Erst der Vergleich des Be- 1 Einleitung richtswertes mit einem Referenzwert ermöglicht eine Bewertung der Situation. 1.1 Ziel und Systematik von Energiekennzah- Um eine Überwachung und Steuerung des Energie- len einsatzes zu ermöglichen, werden den Werten im Be- Kennzahlen im Allgemeinen dienen dazu, quantifizier- trachtungszeitraum regelmäßig zwei Referenzwerte bare Sachverhalte zusammenfassend in einer Ziffer gegenübergestellt: auszudrücken. Sie definieren dabei die „Art der Mes- 1. Vergangenheitswerte (energetische Aus- sung“, anhand der die Kennzahlen-Werte ermittelt gangsbasis – eng: energy baseline [EnB]) und werden. Diese können 2. Plan- bzw. Zielwerte (z. B. Ausgangsbasis minus 10%). • Einzelwerte (etwa elektrische Leistung [kW]), • Summenwerte (z.B. Sonnenstunden einer Region Abbildung 1 verdeutlicht die Zusammenhänge. [h]), • Verhältniswerte (z.B. Kraftstoffverbrauch pro 100 Kilometer [l/100km]) oder • Werte aus Modellen mit mehreren Einflussfakto- ren (etwa der Kapitalwert einer Investition unter Berücksichtigung aller Zahlungsströme, Zinsen und Laufzeiten) sein. Kennzahlen-Werte ermöglichen somit eine zusam- menfassende und definierte zahlenmäßige Darstel- lung bestimmter Sachverhalte. Die Quantifizierung der Sachlage dient allerdings keinem Selbstzweck, son- dern sollte auf ein definiertes Erkenntnisziel ausge- richtet sein. Abbildung 1: Systematik Energiekennzahlen Gleiches gilt auch für Energie(leistungs)kennzahlen Die EnPI bestimmt die „Art der Messung“, die für die (EnPIs – eng: energy performance indicators). Diese Quantifizierung des jeweiligen energiebezogenen dienen gemäß der internationalen Energiemanage- Sachverhaltes gewählt wurde. Ergebnisse der Mes- mentsystemnorm ISO 50001 der Messung, Überwa- sung sind die EnPI-Werte. Die EnPI dient somit der chung und Steuerung der energiebezogenen Leis- Bestimmung verschiedener Werte: der Ausgangssitu- tung1 – etwa von Anlagen, Prozessen oder Unterneh- ation (Baseline-EnPI-Wert), der Zielsetzung (Ziel- men. Ziel der Messung, Überwachung und Steuerung EnPI-Wert – etwa Baseline minus x %) sowie der Er- ist letztlich die Minimierung des Energieverbrauchs mittlung der aktuellen EnPI-Werte. Auf Basis dieser und der damit verbundenen Kosten und Emissionen. Werte erfolgt die Bewertung der Veränderung bzw. die Auf Basis von EnPI-Werten soll dabei bestimmt wer- Nachverfolgung des Erreichten durch den Vergleich den, ob ein betrachteter Prozess in energetischer Hin- der Ausgangssituation und des Zielwertes mit der Ist- sicht „so läuft wie er soll“. Zur adäquaten Bewertung Situation (Nummern 1 – 3 in Abbildung 1). und Steuerung der energetischen Situation sind da- bei immer zwei Kennzahlen-Werte nötig. Ein Wert aus 1.2 Vergleichbarkeit von EnPI-Werten dem Zeitraum der bewertet werden soll (Berichtszeit- raum) – etwa das vergangene Jahr – und ein Ver- Um eine wirksame Steuerung etablieren zu können, ist es wichtig, Energiekennzahlen (die Art der Mes- sung) so zu gestalten, dass sie die tatsächliche und 1 Die internationale Energiemanagementsystemnorm Energieverbrauchs, der Energieeffizienz und des ISO 50001 spricht von der energiebezogenen Leis- Energieeinsatzes. tung als zentrale Zielgröße des Energiemanagements. Diese ist definiert als messbares Ergebnis bzgl. des
5 beeinflussbare energiebezogene Leistung einer Or- ter dem Verbrauch von 2019. Allerdings war der Win- ganisation und ihrer Prozesse widerspiegeln. Es ist ter auch „wärmer“. Daher lagen die Gradtage bei daher anzustreben, Einflussfaktoren des Energiever- 2 500 Kd anstatt bei 3 000 Kd. brauchs, die sich von der Organisation nicht beeinflus- sen lassen, etwa Außentemperaturen (vorgegeben von der Natur) oder Produktionsmengen (vorgegeben vom Kunden), bei der Beurteilung der energetischen Situation zu berücksichtigen. Mit anderen Worten ist anzustreben, dass die miteinander verglichenen Werte (Referenz-Werte und Ist-Werte) an relevante Änderungen nicht beeinflussbarer Faktoren angepasst werden, um einen aussagekräftigen Vergleich zu ge- währleisten. Beispielsweise schwankt der Heizenergieverbrauch Abbildung 2: Beispielhafte Bestimmung eines eines Gebäudes regelmäßig in Abhängigkeit von der normalisierten Ausgangswertes in Bezug Außentemperatur. Der Vergleich absoluter Heizener- auf den Heizenergieverbrauch gieverbräuche kann daher nur eine eingeschränkte Aussage darüber zulassen, wie wirksam eine energe- Zur Beurteilung des Nutzerverhaltens ist der Vergleich tische Sanierung war, oder ob sich die Nutzer im Ge- der absoluten Verbräuche nutzlos. Entscheidend ist bäude energieeffizient verhalten – etwa durch Stoßlüf- der Wert, der bei 2 500 Gradtagen „zu erwarten gewe- ten statt dauerhaft gekippter Fenster bei laufender sen wäre“. Dieser ergibt sich aus dem Durchschnitts- Heizung. So ist es denkbar, dass sich die Nutzer des verbrauch pro Gradtag des Jahres 2019 multipliziert Gebäudes energieeffizient verhalten, der absolute mit den tatsächlichen Gradtagen in 2020. Energieverbrauch auf Grund eines kälteren Winters dennoch höher liegt als im Vorjahr. Erwarteter Gasverbrauch2020: 3 kWh/Kd * 2 500 Kd = 7 500 kWh Um Energieeffizienzkennzahlen im beschriebenen Fall auf das Erkenntnisziel – „Haben sich die Nutzer des Dieser an die tatsächlichen Bedingungen angepasste Gebäudes energieeffizient verhalten?“ – auszurichten, (normalisierte) Referenzwert macht deutlich, dass im sind die von den Nutzern bzw. von der Organisation Jahr 2020 500 kWh mehr verbraucht wurden, als bei nicht beeinflussbaren Effekte beim Vergleich der Ver- den gegebenen Gradtagen zu erwarten gewesen wä- brauchswerte zu berücksichtigen. Heizenergiever- ren. Dass diese „einfache“ Betrachtung, auf Basis des bräuche werden daher regelmäßig „witterungsberei- durchschnittlichen Verbrauchs pro Gradtag, problema- nigt“ – mit anderen Worten der Einfluss der Außen- tisch sein kann wird in Abschnitt 1.6 aufgezeigt, in temperatur wird im Referenzwert und im Ist-Wert be- dem, reale Daten zu dem hier dargestellten Beispiel rücksichtigt. Erst hierdurch wird es möglich, Verände- detaillierter analysiert werden. rungen, die nicht auf die Außentemperatur zurückzu- Auch der Energieverbrauch von Unternehmen, Pro- führen sind, sichtbar zu machen – etwa effizienteres zessen und Anlagen wird regelmäßig durch eine Viel- Verhalten der Gebäudenutzer. zahl von Faktoren beeinflusst. Hierzu zählen unter an- Abbildung 2 zeigt eine solche Anpassung (Normali- derem Produktionsmengen, Arbeitsstunden, Witte- sierung) beispielhaft auf. Im Jahr 2019 lag der Gas- rungsverhältnisse etc. Die oben genannte Vorgehens- verbrauch des Gebäudes bei 9 000 kWh bei 3 000 weise – erwartete Energieverbräuche mit gemesse- Gradtagen [Kd].2 Unter der Annahme, dass der Hei- nen zu Vergleichen – lässt sich daher auch auf Pro- zenergieverbrauch maßgeblich von der Außentempe- duktionsprozesse übertragen. Die „Funktion“ zur Be- ratur abhängt, hieße dies, dass ein Gradtag [Kd] einen rechnung normalisierter Referenzwertes ist dabei ab- Verbrauch von 3 kWh „verursacht“. Im Jahr 2020 lag hängig von der Art und Menge der berücksichtigten der Gasverbrauch bei 8 000 kWh also 2 000 kWh un- Einflussfaktoren. 2 Produkt aus der Differenz der Innenraum- und Au- ßentemperatur und der Dauer der Differenzen in „Kel- vin*Days“ [Kd]
6 Die ISO 50001:2018 nennt Faktoren, die einen we- Wert ist dann entweder eine Absolutzahl oder eine sentlichen Einfluss auf die energiebezogene Leistung Verhältniszahl. haben und routinemäßig schwanken, „relevante Vari- Eine einfache Metrik führt zu gemessenen absoluten ablen“. Liegen solche vor, sind diese beim Aufbau von Werten. Bei der Verwendung der einfachen Metrik zur EnPIs zu berücksichtigen. Darüber hinaus schreibt die Überwachung der energiebezogenen Leistung werden Norm vor, dass EnPI-Werte beim Vorliegen relevanter daher absolute Referenz-Werte – aus der Vergangen- Variablen „normalisiert“ werden müssen. Die Normali- heit (EnB) oder absolut formulierte Zielwerte (z. B. sierung dient der Anpassung von EnPI-Werten, so- 20 000 kWh im Juni 2018) – mit aktuellen gemesse- dass ein Vergleich unter (möglichst) gleichwertigen nen Ist-Werten (z. B. 19 000 kWh im Juni 2019) vergli- Bedingungen gewährleistet wird. Werden relevante chen, um mögliche Unterschiede festzustellen bzw. Variablen nicht oder nur teilweise berücksichtigt, ver- eine Verbesserung nachzuweisen. Eine Anpassung lieren Energiekennzahlen regelmäßig an Aussagekraft an Einflussfaktoren (Normalisierung) wird nicht vorge- und ihre Eignung für die Steuerung des Energieeinsat- nommen. zes schwächt sich ab. Für die Überwachung, Mes- sung und Steuerung der energiebezogenen Leistung Verhältniskennzahlen stellen den Energieverbrauch ist daher nur der Vergleich zwischen der normalisier- hingegen ins Verhältnis zu einer Einflussgröße. Häu- ten Ausgangsbasis und dem Wert des Berichtszeit- fig wird auch vom spezifischen Energieverbrauch ge- raums relevant. Abbildung 3 verdeutlicht die Syste- sprochen, bei dem der Energieverbrauch etwa auf die matik der Nutzung der normalisierten EnB für das Bei- Produktionsmenge bezogen wird, z. B. Kilowattstunde spiel aus Abbildung 2. pro Tonne (kWh/t). Als Letztes nennt die Norm noch Modelle. Dabei han- delt es sich um Funktionen, mit denen sich der Ener- gieverbrauch auf Basis von Einflussfaktoren bestim- men lässt. Die Bestimmung der Funktion basiert regel- mäßig auf • statistischen Berechnungen auf Basis von Vergangenheitswerten, • bekannten naturwissenschaftlichen Zusam- menhängen, • Simulationen o. Ä. Die Funktionen helfen dabei normalisierte – also an die tatsächlichen Gegebenheiten angepassten EnPI- Abbildung 3: Systematik normalisierter EnPI-Werte – Werte, zu berechnen, die in der Folge z. B. mit ge- Abweichungsanalyse Gasverbrauch messenen Werten verglichen werden. Ergebnisse der Modelle sind regelmäßig Absolutwerte, für bestimmte Bei dem in Abbildung 2 gezeigten Beispiel wäre Zeiträume – etwa der Stromverbrauch pro Tag, Wo- ebenso die Nutzung einer Verhältniskennzahl – hier che, Monat oder Jahr. kWh/Kd – denkbar, da nur eine Einflussgröße vorlag. Die Nutzung berechneter normalisierter Verbrauchs- 1.4 EnPIs als Funktionen werte (mit Hilfe von Energieverbrauchsfunktionen) und gemessener Absolutwerte, ist der Nutzung von Ver- Alle von der ISO 50001 genannten „Arten“ von EnPIs hältniskennzahlen – wie im nächsten Abschnitt noch lassen sich als Verbrauchs-Funktionen ausdrücken, beschrieben wird – jedoch vorzuziehen. Dies auch, anhand derer sich der erwartete Energieverbrauch be- wenn nur eine Variable und keine „Grundlast“ vorliegt, stimmen lässt. Im Folgenden findet sich eine Be- was zudem äußerst selten vorkommen dürfte. schreibung der einzelnen EnPI-Arten als Funktion. Darüber hinaus wird gezeigt, dass die Nutzung von Funktionen viele Vorteile gegenüber dem Einsatz von 1.3 Arten von Energiekennzahlen klassischen Verhältniskennzahlen hat. Daher wird an Die ISO 50001:2018 beschreibt in der Definition von dieser Stelle empfohlen zur Bewertung der energiebe- EnPIs, dass diese als „einfache Metrik, Verhältnis zogenen Leistung immer erwartete Verbräuche (er- oder Modell“ ausgedrückt werden können. Der EnPI- rechnet auf Basis von Energieverbrauchsfunktionen)
7 Abbildung 4: Beispielhafte Bestimmung der Effizienz der Produktion in Bezug auf den Stromverbrauch mit gemessenen Verbräuchen zu vergleichen und die und ohne Grundlast zeigt die Nutzung des Verhältnis- Differenzen zu bewerten. ses „kWh/t“ in einer Funktion. Einfache Metrik (nicht normalisierter Verbrauch) Die einfache Metrik kann nur dann als geeignete Kennzahl dienen, wenn davon auszugehen ist, dass keine wesentlichen, sich routinemäßig ändernde, Ein- flussfaktoren (relevante Variablen) auf den Energie- verbrauch vorliegen. Somit liegt der einfachen Metrik ein „Energieverbrauchsmodell“ zugrunde, das zeigt, dass der Energieverbrauch nahezu unabhängig von Einflüssen und damit konstant ist (vgl. Abbildung 5). Eine solche Situation ist jedoch in der Praxis kaum auffindbar. Die Funktion zur Berechnung des erwarteten Energieverbrauchs könnte etwa lauten: Energieverbrauchpro_Woche = 20 MWh. Abbildung 6: Energieverbrauchsfunktion mit einer Variablen und ohne Grundlast Die Vorgehensweise gleicht der in Abbildung 2 be- schriebenen Vorgehensweise zum Gasverbrauch in Abhängigkeit der Außentemperatur. Gegeben sei die Verhältniskennzahl „kWh/t“ mit einem Wert von 5 kWh/t im Jahr 2019 bei 2 000 Tonnen Produktions- menge und folglich einem Energieverbrauch von 10 000 kWh. Im Jahr 2020 lag der EnPI-Wert bei 4 kWh/t bei einer Produktionsmenge von 4 000 Tonnen und einem Energieverbrauch von 16 000 kWh. Die Veränderung von 5 kWh/t auf 4 kWh/t zeigt eine Ver- besserung der Energieeffizienz von 20 %. Diese pro- Abbildung 5: Energieverbrauchsfunktion „einfa- zentuale Auswertung lässt allerdings keine direkte che Metrik“ Aussage dazu zu, wie viel Energie in kWh gegenüber der Ausgangssituation (5 kWh/t) eingespart wurde. Verhältniszahl Hierzu ist die produzierte Menge zu berücksichtigen. Auch ausgehend von Verhältniskennzahlen lassen Um die Einsparungen in kWh zu ermitteln, wäre zu sich Energieverbrauchsmodelle formulieren. Abbil- prüfen, welcher Energieverbrauch auf Basis des spe- dung 6: Energieverbrauchsfunktion mit einer Variablen zifischen Verbrauchs von 5 kWh/t in 2019 zu erwarten
8 gewesen wäre – also eine normalisierte EnB zu be- den wie der Regression mit einem oder mehreren Ein- rechnen. Um den erwarteten Energieverbrauch auf flussfaktoren ermittelt. Der internationale Leitfaden Basis der Verhältniskennzahl zu errechnen, lässt sich zum Aufbau und Nutzung geeigneter EnPIs „ISO die folgende Funktion formulieren. 50006“ nennt solche Modelle „statistische Modelle“. Erwarteter Energieverbrauch2020(t)= 5 kWh/tWert aus 2019 * 4 000 t2020 = 20 000 kWh Der zu erwartende Energieverbrauch für 2020 liegt mit 20 000 kWh somit 4 000 kWh höher als der tatsächli- che gemessene Energieverbrauch mit 16 000 kWh. Der EnPI als „Art der Messung“ zur Bestimmung des Referenzwertes lautet in einem solchen Fall: EnPIProduktion = 5 kWh/t * Produktionsmenge [t]. Entscheidend ist bei der Nutzung einer solchen Funk- Abbildung 7: Energieverbrauchsfunktionen tion auf Basis einer Verhältniskennzahl allerdings, „Statistisches Modell" dass diese impliziert, dass es keine Grundlast gibt, da bei einer Produktion von null Tonnen kein Energiever- Bei der Berücksichtigung von einer Variable und einer brauch zu erwarten wäre (vgl. Abbildung 6) – dies linearen Grundform beschreibt die Funktion regelmä- dürfte jedoch selten der Fall sein. ßig eine Linie, die die y-Achse oberhalb des Null- Punkts schneidet und somit eine Grundlast aufzeigt Praxishinweis (vgl. Abbildung 7 – links). Bei zwei Variablen be- Wenn gleich sich die einfache Metrik als auch die Verhältnis- schreibt die Funktion eine Fläche, auf der sich der er- kennzahl in Funktionen überführen lassen, ist zu betonen, wartete Energieverbrauch in Abhängigkeit von der dass ihre Relevanz zur adäquaten Bewertung der energiebe- Ausprägung der Variablen und einer möglichen zogenen Leistung gering ist. Denn in der Praxis lassen sich Grundlast bewegen sollte (vgl. Abbildung 7 – rechts). kaum Prozesse finden, die keine Einflussgrößen (einfache Statistische Modelle ermöglichen somit Zusammen- Metrik) bzw. keine Grundlasten (Verhältniskennzahlen) haben. hänge innerhalb von Vergangenheitsdaten aufzude- Um den Einfluss von möglichen Faktoren und von Grundlas- cken und diese in Funktionen zu beschreiben. Hierbei ten berücksichtigen zu können, ist es wichtig, Funktionen zu ist es möglich einzelne aber auch mehrere Variablen ermitteln, die die tatsächlichen Einflüsse bestmöglich abbil- und „Grundlasten“ zu ermitteln. Da solche Modelle die den. Dies geschieht regelmäßig auf Basis statistischer Analy- Grundlage der zu diesem Leitfaden gehörenden Ar- sen von Vergangenheitsdaten, aus denen sich dann soge- beitshilfen bilden, wird im Folgenden noch einmal ver- nannte statistische Modelle ergeben. Dieser Leitfaden zielt da- tieft auf die Vorteile der Nutzung von Energiever- her explizit auf diese Ermittlung von Energieverbrauchsfunkti- brauchsfunktionen – zur Berechnung erwarteter Ener- onen auf Basis von Vergangenheitsdaten mit statistischen Mit- gieverbräuche eingegangen. teln und deren Auswertung ab. Hierzu bietet Kapitel 2 neben der Beschreibung der Vorge- 1.5 Vorteile der Nutzung von Energiever- hensweise zur Datensammlung auch eine Anleitung zur Ana- brauchsmodellen lyse der gesammelten Daten. Für die Datensammlung, Ana- lyse und Auswertung lassen sich über den neben- Aggregation von EnPI-Werten stehenden QR-Code Excel basierte Arbeitshilfen Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass Funktio- herunterladen, deren Nutzung im Kapitel 2 beschrie- nen es ermöglichen, alle EnPI-Werte unabhängig von ben sind. der Art und Anzahl der Einflussgrößen in der gleichen Einheit darzustellen (etwa kWh). Hierdurch lassen sich die EnPI-Werte aufaddieren, da sie die gleiche Statistische Modelle Einheit besitzen. Beispielhaft ließen sich die Differen- Energieverbrauchsmodelle können grundsätzlich alle zen aus dem Beispiel 1 (Gasverbrauch der Heizung) denkbaren Formen annehmen und daher auch mehr und Beispiel 2 (Stromverbrauch der Produktion) auf- als eine Variable und Grundlasten bzw. Konstanten addieren. berücksichtigen. Häufig wird die Funktion aus vergan- genheitsbezogenen Daten durch statistische Metho-
9 Lägen hingegen die Verhältniskennzahlen Kilowatt- • Verbrauchsreduktionen bei unterschiedlichen stunde pro Gradtag (kWh/Kd) für den einen und Kilo- Anlagen und Bereichen lassen sich unabhän- wattstunde pro Tonne (kWh/t) für den anderen Pro- gig von der „Art“ der Einflussfaktoren aufad- zess vor, ließen sich die Verbesserungen dieser dieren; Kennzahlen nicht ohne weiteres zusammenfassen, da • Verbrauchsreduktionen lassen sich über Zeit- sie nicht die gleiche Einheit besitzen. Bei der Umstel- räume aufaddieren; lung zu Verbrauchsfunktionen hingegen ergäben sich • Verbrauchsreduktionen lassen sich direkt in für beide Prozesse Energieverbrauchsprognosen, die CO2- und Kosten-Einsparungen umrechnen. sich zusammenfassen und mit Ist- oder Zielwerten Entscheidend ist letztlich die „richtige“ Funktion vergleichen lassen. zu finden, die die relevanten Einflüsse berücksich- tigt und somit eine adäquate Berechnung erwarte- Differenz Beispiel 1 GasverbrauchVerwaltung [kWh] = - 500 kWh ter Energieverbräuche erlaubt. Der nächste Ab- schnitt bietet hierzu eine Einleitung. Im Kapitel 2 Differenz Beispiel 2 Produktion [kWh] = 500 kWh findet sich daran anschließend eine Schritt-für- Differenz gesamt = 0 kWh Schritt-Anleitung zur Umsetzung der beschriebe- nen Schritte zur Datensammlung sowie deren Analyse und Auswertung. Möglichkeit der Berücksichtigung von Grund- lasten und mehreren Einflussfaktoren 1.6 Analyse von Zusammenhängen Ein weiterer und entscheidender Vorteil besteht darin, Wie im vorigen Abschnitt beschrieben, ist es hilfreich dass Modelle die Möglichkeit bieten, den tatsächlichen Energieverbräuche anhand von Funktionen zu be- Einfluss mehrerer Faktoren und auch Grundlasten zu schreiben. Hierzu ist der Einfluss einzelner Einfluss- berücksichtigen. Dies ist, wie bereits erwähnt, bei Ver- faktoren zu quantifizieren. Es geht im Grunde genom- hältniskennzahlen und einfachen Metriken nicht mög- men darum, herauszufinden, wie sich der Energiever- lich. brauch bei Schwankungen relevanter Variablen (Ein- Zusätzliche finanzielle und klimabezogene flussfaktoren) verhält. Dabei handelt es sich um eine Auswertungsmöglichkeiten individuelle Analyse des Energieverbrauchs des je- Durch den Vergleich zwischen dem erwarteten (auf weiligen betrachteten Prozesses, der Einrichtung oder Basis der Funktion) und dem tatsächlichen Energie- des Unternehmens, die die tatsächlichen Rahmenge- verbrauch zeigen sich die Auswirkungen von Energie- gebenheiten berücksichtigt. Wie bereits erwähnt, hel- effizienzmaßnahmen direkt in Kilowattstunden. Diese fen bei der Identifikation der relevanten Treiber und können durch einfache Multiplikation mit spezifischen der Beschreibung der funktionalen Zusammenhänge Energiekosten als finanzielle Einsparungen oder statistische Analysen – insbesondere die Regression. durch Multiplikation mit spezifischen CO2- Die Regression errechnet eine Funktion, die den Emmisionswerten als absolute CO2-Einsparungen Zusammenhang von Variablen innerhalb vorhan- dargestellt werden. Diese Werte lassen sich wiederum dener Daten möglichst genau beschreibt. auch über alle Prozesse und Abteilungen hinweg zu- Dabei soll der funktionale Zusammenhang zwi- sammenfassen und auch für Organisationen als Gan- schen einer zes ausweisen. Aussagekräftige EnPIs auf Basis von Modellen bilden hierdurch auch eine geeignete Grund- • abhängigen Variable (hier der Energieverbrauch) lage zur Bestimmung und Nachverfolgung der Klima- bestmöglich durch wirkung von energiebezogenen Maßnahmen. Die zum • eine oder mehrere unabhängige Variablen (Pro- Download angebotenen Arbeitshilfen bieten hierzu duktionsmenge, Außentemperatur etc.) beschrie- auch Hilfestellung im Reiter „Auswertung“. ben werden. Zusammenfassend ergeben sich die folgenden Vor- Es wird eine Funktion bestimmt, bei der die Ab- teile bei der Nutzung von Energieverbrauchsmodellen: stände (Fehler) zwischen der Funktion und den zu • Mehrere Einflussfaktoren und mögliche Grunde gelegten IST-Daten am niedrigsten ist. Grundlasten lassen sich berücksichtigen; Für den Fall, dass es nur einen relevanten Einfluss- faktor gibt, lässt sich die Regressionsfunktion mit ei- nem einfachen x-y-Diagramm und der „Trendlinien- funktion“ ermitteln (für eine Anleitung zur Umsetzung
10 in Excel siehe Abschnitt 2.3). Hierzu sind Daten zum Energieverbrauch und dem vermuteten Einflussfaktor zu sammeln und auszuwerten. Gegeben seien beispielhaft die Daten in Tabelle 1, die den Heizenergieverbrauch (Gas) und die Gradtage ei- nes Standortes über ein Jahr zeigen. Der Energiever- brauch lag, ähnlich wie im Eingangsbeispiel, bei 9 010 kWh bei 3 011 Gradtagen. Sodass auf Basis einer ein- fachen Division zunächst vermutet werden könnte, dass pro Gradtag der Energieverbrauch um 3 kWh steigen würde. Nun setzen wir diese beiden Werte je- doch nicht direkt ins Verhältnis, sondern analysieren, wie die Abhängigkeiten in den Daten und damit in der Realität tatsächlich waren. Abbildung 8: xy-Diagramm "Heizenergieverbrauch Tabelle 1: Beispieldaten Heizenergieverbrauch vs. Gradtage" Zeitraum Gradtage Heizenergieverbrauch Im vorliegenden Fall zeigt sich, dass die Gradtage, (2019) [Kd] Gas [kWh] Januar 598 1 414 welche maßgeblich auf der Außentemperatur basie- Februar 397 916 ren, die Veränderungen des Gasverbrauchs über die März 325 1 007 Monate hinweg nahezu vollständig erklären, denn die April 345 921 Mai 95 475 gemessenen Werte liegen nahe an der Trendlinie. Juni 0 260 Die deutliche Abhängigkeit zeigt sich auch im soge- Juli 0 218 August 4 252 nannten Bestimmtheitsmaß „R2“ mit einem Wert von September 168 635 0,976. Das R2 weist vereinfacht gesagt auf, welcher Oktober 210 607 Anteil der Schwankungen im Energieverbrauch sich November 393 1 038 Dezember 476 1 267 anhand der ermittelten Funktion erklären lässt. Es Summe 3 011 9 010 liegt daher immer zwischen 0 und 1. Ein R2 von 1 be- deutet, dass sich 100% der Veränderung durch die Hierzu erstellen wir ein xy-Diagramm. Abbildung 8 Funktion erklären lassen (perfekter Zusammenhang). zeigt die Daten aus Tabelle 1 in einem solchen Ein R2 von 0 würde zeigen, dass 0 % der Verände- xy-Diagramm. Neben den Datenpunkten lassen wir rung des Energieverbrauchs durch die gegenüberge- uns auch die Trendlinie (blau gestrichelte Linie) anzei- stellte Variable erklärt werden können (kein Zusam- gen. Diese ist eine Gerade, die den Zusammenhang menhang). zwischen dem Gasverbrauch und den Gradtagen bestmöglich beschreibt. Die Trendlinie wird auch Re- Die Funktion, die die Gerade in Abbildung 8 be- gressionsgerade genannt, da die Steigung (Koeffizient schreibt, lässt sich in entsprechenden Tabellenkalku- der Gradtage) und der Achsenabschnitt (Grundlast) lationsprogrammen einfach anzeigen. Im hier be- auf Basis einer Regression berechnet wird. schriebenen Beispiel macht diese deutlich, dass der Energieverbrauch pro Gradtag um ca. 2 kWh steigt (anstatt der auf Basis eines Verhältnisses vermuteten 3 kWh) und eine von der Außentemperatur unabhän- giger Wärmebedarf i. H. v. ca. 250 kWh pro Monat vorliegt. Ein solcher Sockelverbrauch ergibt sich bei der Betrachtung von Heizenergieverbräuchen regel- mäßig aus dem Warmwasserbedarf für Brauchwas- ser, welcher nicht von der Außentemperatur abhängt. Die Funktion zur Berechnung des erwarteten Energie- verbrauchs pro Monat lautet daher: Erwarteter Gasverbrauchpro Monat: 1,98 kWh/Kd * Kd + 253,78 kWh Diese Funktion lässt sich nun in 2020 nutzen, um den erwarteten Energieverbrauch mit Hilfe der Gradtage
11 aus 2020 zu ermitteln. Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse 2019 berechnen, kämen wir zu dem Schluss, dass der Berechnung. sich die Bewohner ineffizient verhalten hätten, da der Heizenergieverbrauch etwa 500 kWh über dem ge- Tabelle 2: Beispielhafter Heizenergieverbrauch messenen Wert läge (siehe Tabelle 3). (Gas) 2020 – Messung und Berechnung Tabelle 3: Auswertung auf Basis eines einfachen Zeitraum Grad- Heizenergie- Erwarteter Ener- Verhältnisses (2020) tage verbrauch gieverbrauch (Re- [Kd] Gas [kWh] gression) [kWh] Zeitraum Grad- Heizenergie- Erwarteter Ener- Januar 374 1 077 994 (2020) tage verbrauch gieverbrauch Februar 473 1 274 1 191 [Kd] Gas [kWh] (Verhältniskenn- März 398 1 105 1 042 zahl) [kWh] April 188 594 626 Mai 50 280 353 Januar 374 1 077 1 118 Februar 473 1 274 1 416 Juni 0 171 254 März 398 1 105 1 191 Juli 0 224 254 April 188 594 563 August 7 181 268 Mai 50 280 149 September 127 491 505 Juni 0 171 0 Oktober 187 615 624 Juli 0 224 0 November 327 960 901 Dezember 370 1 024 987 August 7 181 22 September 127 491 379 Summe 2 501 7 996 8 000 Oktober 187 615 560 Die Auswertung zeigt, dass der auf Basis der Regres- November 327 960 977 Dezember 370 1 024 1 108 sionsfunktion berechnete und der gemessene Jahres- Summe 2 501 7 996 7 483 energieverbräuche in etwa gleich sind – sich die Nut- zer des Gebäudes in 2020 also in etwa genauso effi- Diese Fehleinschätzung entstünde dadurch, dass der zient verhalten haben wie in 2019. von der Außentemperatur unabhängige Verbrauch für Warmwasser (relativ konstanter Grundverbrauch) bei Abbildung 9 zeigt den Verlauf der gemessenen und dieser Betrachtung nicht adäquat berücksichtigt berechneten Verbräuche. Es wird deutlich, dass sich würde. auf Basis der Funktion nicht nur der Jahresverbrauch, sondern auch die Verbräuche der einzelnen Monate Dem „Aufwand“ für die Durchführung der Datenana- recht gut berechnen lassen. Sich ergebende Abwei- lyse (Regression) steht die Aussagefähigkeit der Er- chungen können ausgehend von den Ergebnissen gebnisse gegenüber. Die Regression und damit die analysiert und ggf. Gegenmaßnahmen eingeleitet wer- Quantifizierung der tatsächlichen individuellen Verhält- den. nisse ist daher immer dann der Vorzug zu gewähren, wenn die Ergebnisse die realen Verhältnisse mög- lichst belastbar widerspiegeln sollen – etwa bei der Darstellung der Verbesserung der energiebezogenen Leistung im Rahmen eines EnMS gemäß ISO 50001 oder der Bewertung der Effektivität von Energieein- sparmaßnahmen. Insbesondere wenn Energiever- bräuche kontinuierlich geplant, überwacht und opti- miert – also wirklich gesteuert – werden sollen, ist es von zentraler Bedeutung, dass die Funktionen die Normalisierung nicht beeinflussbarer Faktoren ermög- lichen. Neben der einfachen Regression mit einer Variable, die sich – wie hier gezeigt – mit einem x-y-Diagramm und der Trendlinienfunktion durchführen lässt, können Abbildung 9: Berechneter vs. gemessener Energiever- auch mehrere Einflussfaktoren gleichzeitig berück- brauch auf Basis der Regressionsfunktion sichtigt werden, was zu einer multivariaten Regres- sion führt. Zentrales Ergebnis solcher Analysen ist „Lohnt sich der Aufwand für die Analyse ggü. der Nutzung ebenso eine Funktion, mit der sich der erwartete Ener- einer Funktion auf Basis eines einfachen Verhältnisses?“ gieverbrauch in Abhängigkeit von mehreren Faktoren Würden wir den erwarteten Energieverbrauch auf Ba- errechnen lässt. Die bereitgestellten Beispieldateien sis des einfachen Verhältnisses zwischen den Gradta- gen und dem Energieverbrauch von rund 3 kWh/Kd in
12 beinhalten solche Analysen. Kapitel 2 bietet eine An- relevanten Daten für die jeweiligen wesentlichen Pro- leitung dazu, wie Sie mit Excel Ihre eigenen Daten zesse, Anlagen und Bereiche zu sammeln, zu analy- sammeln, analysieren und auswerten können. sieren und auszuwerten. 1.7 Schwerpunktorientierte Vorgehensweise Da die Ableitung geeigneter EnPIs mit einem gewis- sen Aufwand verbunden ist, sollten zunächst die we- sentlichen energieverbrauchenden Prozesse und An- lagen in den Fokus genommen werden. Es ist daher ratsam sich zunächst mit wenigen, energieintensiven Prozessen, Anlagen bzw. Bereichen zu beschäftigen, da hier zu erwarten ist, dass der Nutzen (Energieein- sparungen und die damit verbundenen Kosteneinspa- rungen) den Aufwand für die Analyse und Bewertung der Energieverbräuche übersteigen. Eine solche Schwerpunktorientierung beinhaltet auch die ISO 50001:2018. Die Norm fordert, dass Organi- sationen im Rahmen der energetischen Bewertung sogenannte wesentliche Energieeinsätze (eng: signifi- cant energy uses; [SEUs]) abgrenzen, die dann im Detail betrachtet werden sollen. Diese SEUs sind laut der Norm Energieeinsätze, die entweder wesentlichen Anteil am absoluten Energieverbrauch haben und/oder wesentliches Potential zur Verbesserung der energiebezogenen Leistung bieten. Die ISO 50001 fordert, dass für jedes SEU mindestens eine EnPI festgelegt und überwacht wird. 1.8 Datenbeschaffung Grundlegende Voraussetzung für die Energiedaten- analyse und die Ermittlung von Energieverbrauchs- funktionen und die spätere Gegenüberstellung von Zielwerten ist die adäquate Ermittlung und Bewertung von Energieverbrauchsdaten. Im Abschnitt 6.6. be- schreibt die ISO 50001:2018 daher die Anforderungen an die Sammlung relevanter energiemanagementbe- zogener Daten. Die zentralen zu erfassenden Daten sind der Energie- verbrauch der Organisation und der SEUs sowie Da- ten zu möglichen Einflussfaktoren. Für jeden Bereich, etwa die SEUs, den Sie Überwachen wollen und mög- liche Verbesserungen gegenüber der EnB auswerten möchten, sind Ist-Werte zu erfassen, die eine Über- prüfung des aktuellen Zustandes ermöglichen. Voraussetzung hierfür ist, dass für die definierten Steuerungsobjekte (regelmäßig die SEUs) eine ver- lässliche Datenerfassung des Energieverbrauchs und der relevanten Variablen vorliegen sollte. Die bereitgestellten und im nächsten Kapitel näher er- läuterten Arbeitshilfen sollen Ihnen dabei helfen, die
13 2 Schritt-für-Schritt Anleitung zur Daten Ihres Energieversorgers. Bestenfalls liegen Ihnen Viertelstundenwerte vor, die sich Sammlung, Analyse und Aus- nach Belieben zu Tages-, Wochen-, oder Mo- wertung von Energiedaten natsdaten aggregieren lassen. 3. Überlegen Sie, welche Faktoren einen Ein- 2.1 Bereitgestellte Arbeitshilfen fluss auf den Energieverbrauch des betrachte- ten Prozesses oder Bereichs haben können, Das folgende Kapitel beschreibt die Nutzung der be- unabhängig davon, ob Ihnen die Daten vorlie- reitgestellten Arbeitshilfen zur Sammlung, Analyse gen. und Auswertung Ihrer Daten mit Screenshots der Excel-Datei und Handlungsanweisungen. Bei den Ar- 4. Bestimmen Sie, zu welchen der möglichen beitshilfen stehen drei unterschiedliche Varianten zur Faktoren Daten vorliegen könnten. Verfügung, die jeweils mit einem Beispiel befüllt oder 5. Besorgen Sie Daten zu diesen Einflussfakto- als Blanko-Version vorliegen. Die Varianten ergeben ren in möglichst kleiner zeitlicher Granularität. sich aus der jeweiligen Granularität der Daten. Es gibt Häufig gibt es im Controlling oder der Produk- Dateien für Tages-, Wochen- und Monatsdaten. tionsleitung mehr Daten zu den Prozessen als Die in der folgenden Anleitung verwendeten Screen- zunächst angenommen. shots stammen aus der Beispieldatei zu den Tagesda- 6. Haben Sie Daten zu den Energieverbräuchen ten. Die Vorgehensweise ist jedoch bei allen Varian- und möglichen Einflussfaktoren gesammelt, ten die Gleiche und wird daher nur einmal aufgezeigt. prüfen Sie deren Plausibilität und löschen Sie Selbstverständlich können Sie die bereitgestellten Da- ggf. unplausible Werte bzw. schließen Sie teien auch dahingehend anpassen, dass diese die diese von der Analyse aus. Verwendung stündlicher oder chargenbezogener Werte ermöglicht. Die Vorgehensweise ist bei der Nut- 7. Aggregieren Sie die gesammelten und geprüf- zung unterschiedlichster Granularität möglich. Wichtig ten Daten auf die kleinste gemeinsame Zeit- ist lediglich, dass alle Daten – also Energieverbräu- einheit. Sollte diese kleiner als ein Tag sein, che, Produktionsdaten oder Daten zu anderen Ein- ist es ratsam, die Daten auf Tagesbasis zu flussfaktoren – jeweils in der gleichen zeitlichen Gra- aggregieren, um die Menge der Daten zu re- nularität vorliegen. Nur so lassen sich die gegenseiti- duzieren. Achten Sie bei der Aggregation da- gen Abhängigkeiten ermitteln. rauf, dass je nach Art der Daten, Summen- werte (etwa bei Energieverbräuchen und Pro- Grundsätzlich gilt: duktionsmengen) oder Durchschnittswerte Die Qualität der Analyse und damit die Aussagekraft (etwa bei Temperaturen) verwendet werden. der Kennzahlen hängt von der Qualität (Menge und Für eine reibungslose Aggregation der Daten Verlässlichkeit) der verwendeten Daten ab. bietet sich die Nutzung von Pivot Tabellen an. 8. Übertragen Sie nun die Daten in die für die 2.2 Datensammlung gewählte zeitliche Granularität passende Ar- beitshilfe im Reiter „Grunddaten“. Voraussetzung für die Aufstellung und Nutzung geeig- neter Kennzahlen ist, dass entsprechende Daten zum 9. Beschriften Sie die Kopfzeilen möglichst ein- Energieverbrauch und zu den möglichen Einflussfak- deutig und geben Sie dort auch die Einheit der toren vorliegen. Daten z. B. „kWh“, „t“, „Stück“ etc. an. 1. Bestimmen Sie hierzu zunächst den Prozess In den bereitgestellten Arbeitshilfen finden Sie einige oder Bereich, den Sie analysieren möchten. allgemeingültige Daten zu einigen möglichen Einfluss- faktoren. Hierbei handelt es sich zum einen um Wet- 2. Sammeln Sie Daten zu den Energieverbräu- terdaten des Deutsche Wetterdienstes3 (bis Ende chen dieses Prozesses – entweder durch ei- 2020): gene Messung oder z. B. durch den Abruf von 3 Über den folgenden Link lassen sich historische https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimadatendeutschl Wetterdaten, des Deutschen Wetterdienstes Kosten- and/klimadatendeutschland.html los herunterladen:
14 - durchschnittliche Temperaturen (Düsseldorf), sich der Trend optisch erkennen lässt und umso näher - durchschnittliche relative Luftfeuchte (Düssel- das R2 an 1 liegt, desto wichtiger scheint der Einfluss dorf). der betrachteten Variablen zu sein. Zum anderen sind dort Daten zu Wichtig: Zur abschließenden Bewertung der Zusam- menhänge bei mehreren Variablen sind diese immer - Gradtagen (abgeleitet aus den Wetterdaten) gleichzeitig zu berücksichtigen – etwa mit Add-Inn und "Excel-Datenanalyse/Regression" oder "StatFI" – - der Art der Tage, also hierzu mehr im nächsten Abschnitt. o bei den Tagesdaten eine 1 oder 0 Codierung dazu, ob es sich um einen Sollten Sie weitere xy-Diagramme benötigen, markie- Arbeitstag handelt oder nicht und ren Sie die Daten der zwei gegenüberzustellenden o bei den Wochen und Monatsdaten Spalten und gehen Sie zum Reiter „Einfügen“ und die Anzahl der Arbeitstage in einer wählen Sie Punktdiagramm (siehe Abbildung 11 rote Woche oder in einem Monat Ovale). hinterlegt. Die Daten zu den Arbeitstagen basieren auf Informationen zu Wochenenden und gesetzlichen Fei- ertagen in NRW und sind ggf. an die Arbeitsgegeben- heiten und Schichtsysteme in Ihrem Unternehmen an- zupassen. 2.3 Identifikation von „Einzel-Abhängigkei- ten“ (x-y-Diagramme) Haben Sie die Daten eingetragen ergeben sich auto- matisch die entsprechenden xy-Diagramme (siehe Ab- bildung 10). Abbildung 11: Einfügen eines xy-Diagramms Über die Filterfunktion beim Datum lassen sich auch einzelne Tage, Monate oder Jahre von der Analyse ausschließen (siehe Abbildung 11 grüner Kasten). Wenn Sie die Filterfunktion nutzen, wirkt sich dies di- rekt auf die xy-Diagramme inkl. der Trendlinien-Funkti- onen und R2-Werte aus. Durch den Ausschluss einzel- ner Tage ist es auch möglich „Ausreißer“ von der Ana- lyse auszuschließen, ohne die dazu gehörigen Daten zu löschen. Funktion mit einer Variablen Für den Fall, dass nur Daten zu einer Variable vorlie- gen oder nur eine der betrachteten Variablen eine um- fassende Erklärung der Veränderungen bietet, kann die im xy-Diagramm angezeigte Funktion für die wei- tere Auswertung genutzt werden. In einem solchen Fall wäre eine Analyse mit mehreren Variablen (siehe Abschnitt 2.4) nicht unbedingt notwendig. Es wird an Abbildung 10: Übersicht der Einzelabhängigkeiten dieser Stelle allerdings dazu geraten, den Einfluss al- ler gesammelten Daten auf den Energieverbrauch an- Neben den Punktwolken finden Sie ebenfalls vorein- hand einer Regression mit mehreren Variablen zu prü- gestellt die jeweiligen linearen Trendlinien und Ihre fen. Die Vorgehensweise hierzu findet sich im folgen- Funktionen sowie die Werte des R2. Auf Basis der xy- den Abschnitt. Diagramme ergibt sich i. d. R. ein erster Eindruck dazu, welche Variablen einen größeren und welche ei- nen kleineren Einfluss haben könnten. Umso besser
15 2.4 Identifikation von simultanen Einflüssen mehrerer Variablen Da sich der simultane Einfluss mehrerer Variablen nicht mehr mit Hilfe von xy-Diagrammen ermitteln lässt, müssen andere Instrumente zur Datenanalyse genutzt werden. Hierfür gibt es vielfältige Softwarean- wendungen außerhalb von Excel – etwa SPSS, Minitab, STATA, R, etc. Aber auch Excel selbst bietet eine Datenanalysefunktion, die zunächst bei den Add- Ins aktiviert werden muss. Darüber hinaus gibt es Abbildung 13: Starten der Regressionsfunktion in auch Statistik-Add-Ins anderer Anbieter, die sich in StatFi Excel integrieren lassen. Im Folgenden wird die Es öffnet sich ein neues Fenster. Durchführung der Regression mit mehreren Variablen sowohl mit der excelinternen Datenanalyse-Funktion 3. Wählen Sie dort den zu analysierenden Ener- als auch mit dem Excel-Add-In StatFi der Firma „Ana- gieverbrauch als „abhängige Variable“. lystsoft“ kurz aufgezeigt. Das Excel-Addin „StatFi“ 4. „Loggen“ Sie die Variablen, die zur Erklärung kann über den folgenden Link heruntergeladen wer- des Energieverbrauchs genutzt werden sollen den (http://www.analystsoft.com/en/products/statfi/). als unabhängige Variablen ein. Es besteht auch die Möglichkeit eine Testversion zu 5. Wählen Sie die gewünschten Grafiken aus, nutzen. die ans Ende der Ergebnisse angehangen werden sollen. Die Anleitung bezieht sich maßgeblich auf die Durch- 6. Führen Sie die Regression mit „OK“ aus führung der Regression. Der Abschnitt schließt mit ei- (siehe Abbildung 14). nem kurzen Überblick zur Interpretation der Ergeb- nisse, die folgendermaßen überschrieben ist: „Wo muss ich hingucken und was muss da stehen?“. 2.4.1 Multivariate Regression mit „StatFi“ 1. Installieren Sie das Add-Inn. 2. Stellen Sie die Sprache auf Deutsch (siehe Abbildung 12). Abbildung 14: Auswahl der Variablen für die Re- gression in StatFi Es öffnet sich ein neues Excel-Tabellenblatt mit den Ergebnissen. Dort findet sich neben statistischen Prüf- größen, auf die im Abschnitt 2.4.3 z. T. eingegangen Abbildung 12: Änderung Spracheinstellung StatFi wird, auch die Funktion (siehe Abbildung 15 roter Kas- ten), die im Folgenden für die Auswertung zukünftiger Um eine Regression durchzuführen, klicken Sie im Energieverbräuche genutzt werden kann. Reiter „StatFi“ auf das Feld „Regression“ und wählen Sie „Lineare Regression“ aus (siehe Abbildung 13).
16 6. Führen Sie die Regression mit „OK“ aus (vgl. Abbildung 17). Abbildung 15: Ergebnisse der Regression mit StatFi 2.4.2 Multivariate Regression mit der Excel- Abbildung 17: Auswahl der Variablen mit der Datenanalyse-Funktion Excel-Datenanalysefunktion Es öffnet sich ein neues Fenster mit den Ergebnissen. Wie bereits erwähnt, bietet Excel mit der Datenanaly- Die Energieverbrauchsfunktion wird nicht angezeigt. sefunktion ebenso die Möglichkeit, Regressionen mit Die jeweiligen Koeffizienten der Variablen finden sich mehreren Variablen durchzuführen. in der dritten Tabelle von oben (vgl. roter Kasten Ab- 1. Gehen Sie hierfür auf den Reiter „Daten“ und bildung 18) wählen Sie ganz rechts „Datenanalyse“ aus. 2. Es öffnet sich ein Fenster, indem verschie- dene „Analyse Tools“ zur Auswahl stehen. 3. Wählen Sie „Regression“ aus (vgl. Abbildung 16). Abbildung 18: Ergebnisse der Regression mit der Excel-Datenanalysefunktion 2.4.3 Ergebnisse – „Wo muss ich hingucken und was muss da stehen?“ Abbildung 16: Starten der Regression mit der Excel-Datenanalysefunktion Bei den Ergebnissen der Regression schauen Sie zu- nächst auf die Funktion. Prüfen Sie, ob die dargestell- Es öffnet sich erneut ein neues Fenster. ten Einflüsse aus theoretischer Sicht Sinn ergeben – 4. Wählen sie bei „Input Y Range“ die Daten etwa, dass bei steigender Temperatur der Stromver- zum Energieverbrauch aus und bei „Input X brauch für ein Kühlaggregat steigt. Range“ die Daten zu den relevanten Variab- Betrachten Sie das R2, welches Ihnen zeigt, welchen len. Anteil der Schwankungen des Energieverbrauchs mit Beachten Sie, dass es zu Fehlermeldungen kommen den genutzten Variablen erklärt werden kann. Es gibt kann, wenn in den ausgewählten Datenbereichen keinen Grenzwert für die Höhe des R2. In der Regel leere Zellen sind. Diese Einschränkung gibt es beim deuten hohe Werte (>0,7) darauf hin, dass Sie die we- vorher beschrieben Add-In „StatFi“ nicht. Bei Datens- sentlichen Einflussfaktoren berücksichtigt haben. Aber ätzen mit leeren Zellen wäre daher eine Analyse mit auch Funktionen mit kleinerem R2 bieten meist einen „StatFi“ vorzuziehen oder ein Datensatz ohne leere deutlichen Vorteil gegenüber der Nutzung von Verhält- Zellen zu erstellen. niskennzahlen. 5. Wählen Sie die gewünschten Auswertungs- Prüfen Sie, dass in der Spalte zu den p-Werten Werte grafiken aus. kleiner 0,05 (ggf. 0,1 bei Monatswerten) stehen – also die Koeffizienten statistische Signifikanz aufweisen.
17 Variablen, die höhere p-Werten ausweisen, sollten Variablen zur Erklärung des Energieverbrauchs her- von der Analyse ausgeschlossen werden. Denn hohe angezogen haben. p-Werte deuten darauf hin, dass der Einfluss der je- Liegt der VIF zweier Koeffizienten über fünf, schließen weiligen Variablen nicht systematisch ist, sondern Sie eine der Variablen von der Analyse aus, da eine auch zufällig sein könnte. hohe Korrelation zwischen den relevanten Variablen Prüfen Sie auch die Werte des VIF (diese werden bei zu falschen Ergebnissen führen kann, die sich nicht der Excel-Datenanalysefunktion nicht ausgegeben). zwingend im R2 oder den p-Werten niederschlagen. Hierbei handelt es sich um einen Indikator, der Hin- Beachten Sie, dass es sich bei den obigen Beschrei- weise darauf gibt, ob Sie mehrere zu ähnliche bungen um eine starke Vereinfachung bzgl. der Prü- fung der statistischen Grenzwerte handelt. Sollten Sie unsicher bei der Interpretation der Ergebnisse sein, ziehen Sie bestenfalls einen Energieexperten mit Sta- tistikkenntnissen zu Rate. Abbildung 19: Ergebnisse der Regression mit StatFi Abbildung 20: Ergebnisse der Regression mit der Excel-Da- tenanalysefunktion
18 2.5 Überwachung und Darstellung der Ver- spezifischen Energiekosten und CO2- besserung der energiebezogenen Leis- Emissionsfaktoren. tung 8. Vergleichen Sie regelmäßig die berechneten mit den gemessenen Werten und versuchen 1. Übertragen Sie zunächst die Daten des Ener- Sie bei wesentlichen Abweichungen zu er- gieverbrauchs und der relevanten Variablen gründen, wodurch diese entstanden sind, um (nur der Variablen, die sich nun auch in der steigende Verbräuche zu vermeiden und Effi- Funktion wiederfinden) aus dem Reiter zienzsteigerungen zu nutzen. Die kumulierten „Grunddaten“ in die Tabelle im Reiter „Aus- Differenzen zwischen den errechneten und wertung“. gemessenen Werten dienen neben der Über- 2. Kopieren Sie die Funktion aus den Regressi- wachung auch dem Nachweis der Verbesse- onsergebnissen. Wenn Sie die Analyse auf rung der energiebezogenen Leistung für den Basis des xy-Diagramms durchgeführt haben, betrachteten Prozess, der von der ISO 50001 übertragen Sie die dort angezeigte Formel der gefordert wird. Trendlinie. 3. Fügen Sie die Funktion ab dem Gleichheits- zeichen in der Spalte für den „errechneten Energieverbrauch“ ein. Beginnen Sie mit der ersten Zeile, in der Daten zum Energiever- brauch und den relevanten Variablen vorlie- gen. 4. Ersetzen Sie den Text in der Formel durch Abbildung 22: Auswertung auf Basis des berech- den entsprechenden Zellbezug – etwa „produ- neten und gemessenen Energieverbrauchs zierte Fläche [m2] durch „D732“ (siehe Abbil- dung 21). Für eine einfachere Analyse der Verläufe werden in den Arbeitshilfen neben der bedingten farblichen For- matierung der Zellen (vgl. Abbildung 23) noch drei Li- nien-Diagramme angezeigt (vgl. Abbildung 23). Abbildung 21: Übertragung der Funktion im Arbeitsblatt Auswertung 5. Machen Sie einen Doppelklick auf dem klei- nen Quadrat unten rechts in der Zelle mit der eingetragenen Formel, um die Spalte automa- tisch bis zum Ende der Tabelle auszufüllen. 6. Pflegen Sie nun fortlaufend die aktuellen Da- ten zum Energieverbrauch und zu den rele- vanten Variablen in die Datei ein. 7. Stellen Sie sicher, dass sich die automatische Berechnung der Differenz zwischen dem be- rechneten und gemessenen Energiever- Abbildung 23: Grafische Darstellung der Verände- brauch auf die richtigen Spalten innerhalb der rungen der energiebezogenen Leistung Auswertungstabelle bezieht. Die kumulierten Werte sowie die dazu gehörigen finanziellen Das erste Diagramm zeigt die Einzelabweichungen und klimabezogenen Werte ergeben sich au- zwischen Berechnung und Messung für jeden Tag. tomatisch in Abhängigkeit der eingetragenen
19 Das zweite Diagramm zeigt die kumulierten bzw. auf- Im vorliegenden Fall etwa zeigt sich, dass es Wochen- addierten Abweichungen, welche letztlich die Verän- enden zu geben scheint, an denen der Energiever- derung der energiebezogenen Leistung aufzeigt. brauch auf Null abgesenkt werden kann (siehe Abbil- dung 24 – roter Kreis), während an den anderen Wo- Das dritte Diagramm stellt die Berechnung und Mes- chenenden eine gewisse Grundlast vorzuliegen sung des Energieverbrauchs gegenüber und bietet scheint. Nach Prüfung der Gegebenheiten in der Pro- eine geeignete grafische Grundlage zur Identifikation duktion stellte sich im gezeigten Fall heraus, dass von relevanten Abweichungen und z.T. auch von Po- eine Abschaltung am Wochenende grundsätzlich tentialen – worauf im nächsten Abschnitt noch kurz möglich sei, hierzu aber eine Veränderung der Steue- eingegangen wird. rung vorgenommen werden muss. An den Wochenen- Erstellen Sie für jeden wesentlichen Prozess eine den mit null Verbrauch wurde eine vollständige Ab- Auswertungsdatei und pflegen Sie regelmäßig Daten schaltung auf Grund von Wartungsarbeiten vorgenom- zu den Energieverbräuchen sowie den relevanten Va- men. riablen ein. Hierdurch erfüllen Sie die Anforderungen Einsparungen im Fallbeispiel: der ISO 50001 an die Dokumentation der relevanten Variablen und Energieverbräuche für SEUs sowie die Bei einer mittleren Grundlast an Samstagen und Anforderungen an die Überwachung der energiebezo- Sonntagen von 420 kWh/Tag ergaben sich durch die genen Leistung. Gleichzeitig werden Sie in die Lage Änderungen der Steuerung, die eine vollständige Ab- versetzt, bei den Prozessen und Bereichen, in denen schaltung der Anlage ermöglichte, Einsparungen in Maßnahmen durchgeführt wurden, einen Nachweis Höhe von etwa 43 680 kWh (420 kWh *2 Tage* 52 der Verbesserung der energiebezogenen Leistung ge- Wochen). genüber der Ausgangsbasis zu erbringen. Die Datenanalyse und das regelmäßige Monitoring bieten somit Möglichkeiten, Effizienzpotentiale zu ent- 2.6 Identifikation von Energieeinsparpotentia- decken und in der Folge der Umsetzung von Maßnah- len und Ansätze zu deren Ausnutzung men auch deren Wirkung nachzuverfolgen. Ausgehend von den Ergebnissen der Auswertung las- Sie können ihre Daten nutzen, um ein vertieftes Ver- sen sich immer wieder auch konkrete Maßnahmen zur ständnis für Ihre Energieflüsse und die relevanten Verbesserung der energiebezogenen Leistung identifi- Treiber Ihres Energieverbrauchs zu ermöglichen. Viel zieren. Erfolg! Abbildung 24: Potentialaufdeckung auf Basis der Ergebnisse der Analyse
20 Autor Ansprechpartner Dr. Nathanael Harfst EnergieAgentur.NRW mail@nathanaelharfst.de Impressum Bildnachweise EnergieAgentur.NRW GmbH Roßstraße 92 40476 Düsseldorf Telefon: 0211/837-1930 hotline@energieagentur.nrw www.energieagentur.nrw © EnergieAgentur.NRW Stand Gestaltung 05/2021
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