Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
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Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte Ergebnisse aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Berichte aus Energie- und Umweltforschung 1/2021 © UNSPLASH.COM, MARTIN ADAMS
Liste sowie Downloadmöglichkeit aller Berichte dieser Reihe unter http://www.nachhaltigwirtschaften.at Impressum Medieninhaber, Verleger und Herausgeber: Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Radetzkystraße 2, 1030 Wien Verantwortung und Koordination: Abteilung für Energie- und Umwelttechnologien Leiter: DI Michael Paula Die Fotos wurden, soweit nicht anders angegeben, von den ProjektnehmerInnen zur Verfügung gestellt. Auszugsweise Abdruck ist nur mit Quellenangabe gestattet. Es wird darauf verwiesen, dass alle Angaben in die- ser Publikation trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Republik Öster-reich und der Autorin/des Autors ausgeschlossen ist. Nutzungsbestimmungen: https://nachhaltigwirtschaften.at/de/impressum/
Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte Ergebnisse aus dem Forschungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Redaktionelle Gestaltung: Bianca Pfefferer, MSc Mag. (FH) Hannes Warmuth Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT) Texte aus den Projektberichten Wien, Dezember 2020 Ein Ergebnisband im Rahmen des Programms des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK)
Vorbemerkung Der vorliegende Ergebnisband stellt die Ergebnisse abgeschlossener Projekte aus dem For- schungs- und Technologieprogramm „Stadt der Zukunft“ des Bundesministeriums für Klima- schutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) vor. Dieses Programm baut auf dem langjährigen Programm „Haus der Zukunft“ auf und hat die Intention Konzepte, Technologien und Lösungen für zukünftige Städte und Stadtquartiere zu entwickeln und bei der Umsetzung zu unterstützen. Damit soll eine Entwicklung in Richtung energieeffiziente und klimaverträgliche Stadt unterstützt werden, die auch dazu beiträgt, die Lebensqualität und die wirtschaftliche Standortattraktivität zu erhöhen. Eine integrierte Planung wie auch die Berück- sichtigung von allen betroffenen Bereichen wie Energieerzeugung und -verteilung, gebaute Infrastruktur, Mobilität und Kommunikation sind dabei Voraussetzung. Um die Wirkung des Programms zu erhöhen, sind die Sichtbarkeit und leichte Verfügbarkeit der innovativen Ergebnisse ein wichtiges Anliegen. Daher werden nach dem Open Access Prin- zip möglichst alle Projektergebnisse des Programms in der Schriftenreihe des BMK publiziert und elektronisch über die Plattform www.HAUSderZukunft.at zugänglich gemacht. In diesem Sinne wünschen wir allen Interessierten und AnwenderInnen eine interessante Lektüre. DI Michael Paula Leiter der Abt. Energie- und Umwelttechnologien Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 5
Inhalt VORBEMERKUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 WÄRME- UND KÄLTENETZE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Baukastensystem für Wärmenetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Einbindung von Wärmepumpen in Wärmenetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 ENERGIEBEREITSTELLUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Wärmeversorgung für die Stadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Erdwärmenutzung in Städten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Anwendungsrichtlinien für Wärmeversorgungskonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Industrielle Energienutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Planungstool für solares Heizen und Kühlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Industrielle Abwärme für Fernwärmenetze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 WÄRMESPEICHER . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Thermochemische Speichertechnologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Speichernutzung zur Reduktion von Netzverlusten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 7
© PEXELS, DARIA SHEVTSOVA WÄRME- UND KÄLTENETZE Wachsende Ballungsräume erfordern zunehmend eine abgestimmte Stadtent- wicklung hinsichtlich Raumplanung und der Einbindung nachhaltiger Energie- und Versorgungskonzepte. Netze müssen erneuerbare Erzeugungskapazitäten aufnehmen können, die Nutzung von Abwärmepotenzialen ermöglichen und gleichzeitig Versorgungssicherheit garantieren. Dafür ist eine ganzheitliche Be- trachtungsweise erforderlich. In diesem Kapitel werden eine Methode zur Erarbeitung strategischer Ent- scheidungshilfen für städtische Energieraumplanung vorgestellt sowie Ge- schäftsmodelle, welche eine wirtschaftliche Integration von Wärmepumpen in städtische Wärmenetze zur Nutzung von Synergien zwischen Wärme- und Strommarkt erlauben. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 9
WÄRME- UND KÄLTENETZE Baukastensystem für Wärmenetze Eco.District.Heat - Potenziale und Restriktionen leitungsgebundener Wärmeversorgung in Stadtquartieren Ziel des Projektes Eco.District.Heat ist es, eine strategische Entscheidungshilfe für österreichische Städte zu entwickeln, mit der das Themengebiet leitungsgebundene Wärme- (und Kälte-) Versorgung in städtischen Energiekonzepten in Abstimmung mit energieraumplanerischen Fragestellungen aus ganzheitlicher Perspektive bearbeitet werden kann. Keywords • Wärmenetze • Entscheidungshilfe • Energieraumplanung Factbox • Eignungsprüfung einer langfristigen Versorgung von (Stadt-)quartieren mit leitungsgebundener Wärme Ballungsräume wachsen. Hinsichtlich der Die Projektergebnisse sind in einem und Kälte aus energieraum- Stadtentwicklung sind Fragen bezüglich Strategiepapier und in zielgruppenspe- planerischer Sicht der Wahl geeigneter technologischer zifischen Informationspaketen sowie als • energieraumplanerische Ent- Netzwerke für die Wärme- und Elektrizi- Entscheidungshilfe für städtische Energie- scheidungshilfe für Gemein- tätsversorgung noch nicht ausreichend raumplanung in einem Baukastensystem den, Energieversorger und geklärt. Einerseits ist die Erzielung von zusammengefasst. Mit der Baukastenme- Bauträger Energieüberschüssen aus Plusenergie- thodik können bestehende oder geplante • systemtheoretische Betrach häusern möglich, andererseits verfügt die Stadtquartiere modelliert und anhand von tung zur Verschneidung Stadt über erhebliche Abwärmepotenziale quantitativen und qualitativen Kriterien in sowohl raumplanerischer aus Elektrizitätsgewinnung, Müllverbren- Hinblick auf ihre langfristige Versorgbar- und energetischer als auch nung, Industrie und abwassertechnischer keit mit leitungsgebundener Wärme- (und materieller, ökologischer und Infrastruktur, die über Fernwärmenetze Kälte-) Versorgung analysiert werden. ökonomischer Aspekte nutzbar gemacht werden können. Damit sind die Ergebnisse in der Stadt- • Fallstudienanalyse zeigt, dass planung und Stadtgestaltung in Österreich trotz Energieeinsparung Das Projekt Eco.District.Heat schafft mit breit anwendbar. leitungsgebundene Wärme- der Entwicklung einer strategischen Ent- scheidungshilfe für österreichische Städte Mit Hilfe der Ergebnisse können Ge- und Kälteversorgung nicht nur die Grundlage für eine fundierte Ausei- meinden die für Wärmenetze geeigneten in städtischen Agglomeratio- nandersetzung mit dem Themenbereich Gebiete identifizieren und gegebenenfalls nen langfristig sinnvoll ist. „leitungsgebundene Wärme- (und Kälte-) den Anteil angeschlossener Gebäude an Versorgung“. Aufbauend auf einer system- bereits vorhandene Netze erhöhen. Die theoretischen Betrachtung werden Ent- örtliche Raumplanung kann gezielt auf die Projektleitung wicklungsszenarien bis 2050 definiert und Erfordernisse von Wärmenetzen Rück- Univ.-Prof. DI Dr. Gernot Stöglehner Stadtraumtypen charakterisiert. Basierend sicht nehmen, womit maßvoll verdichtete, Universität für Bodenkultur Wien auf der Charakterisierung erfolgt eine sinnvoll funktionsgemischte Strukturen qualitative sowie quantitative Bewertung forciert werden. Weiterer Forschungsbe- ProjektpartnerInnen im Sinne eines Baukastensystems auf vier darf wird in einer breiteren Anwendung • Österreichische Energieagentur Ebenen: des Eco.District.Heat-Baukastens und • Ressourcen Management einer kontinuierlichen Verbesserung der Agentur 1. Raumplanung und Energie Methodik gesehen. 2. Kosten 3. Ressourcen sowie 4. Umwelt und Klima 10 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
WÄRME- UND KÄLTENETZE Einbindung von Wärmepumpen in Wärmenetze fit4power2heat - Sondierung zur Realisierung des Wärmepumpenpooling für städtische Wärmenetze Die Integration von Wärmepumpen kann die Wirtschaftlichkeit bestehender Wärmenetze erhöhen und gleichzeitig den hohen Kosten für den Ausbau der Stromnetze entgegenwirken. Ziel des Projektes ist es, innovative Geschäftsmodelle für kleine und mittlere städtische Wärmenetze zu entwickeln, insbesondere hinsichtlich der Synergien zwischen Wärme- und Strommarkt. Hauptfokus ist die Anwendung eines Wärmepumpen-Poolings über mehrere Wärmenetze. Keywords • Wärmepumpen • Wärmenetze • Regelenergie Factbox • Durch die Integration von Wärmepumpen und deren Pooling können Wärmenetze an kurzfristigen Strommärk- ten teilnehmen. • Der Betrieb der Erzeuger und Speicher sowie Ge- botsstrategien wurden mit mathematischen Modellen optimiert. • Gegenüber einem reinen Biomassebetrieb können die Die massive Entwicklung von erneuer- giemarktes hinsichtlich der Verfügbarkeit Wärmeerzeugungskosten um baren Erzeugungskapazitäten führt im von Stromabnahme zu garantieren. bis zu 28% reduziert und ein österreichischen Stromnetz zu massiven bis zu 8% höheres Ergeb- Die im Rahmen des Projektes entwickel- Herausforderungen, es werden zuneh- nis vor Zinsen und Steuern ten technischen Lösungen ermöglichen mend Flexibilitätsoptionen notwendig. (EBIT) erzielt werden. eine Reduktion der Wärmeerzeugungs- Der Fernwärmemarkt hingegen sieht sich • Gleichzeitig werden die kosten um bis zu 28 % gegenüber einem mit einer großen Zahl an kleinen und Lebensdauer der Kessel er- Baseline- Szenario ohne Wärmepumpe. mittleren Biomasseanlagen konfrontiert, höht sowie Kapazitäten für Die entwickelten Geschäftsmodelle wei- wobei viele dieser Anlagen am Ende ihrer den Anschluss neuer Kunden sen ein attraktiveres Ergebnis vor Zinsen technischen Lebensdauer angelangt sind. geschaffen. und Steuern (EBIT) als das Baseline-Sze- Zusätzliche Herausforderungen bestehen nario auf (bis zu 8 % höher). in sich ändernden Marktbedingungen, was in einer reduzierten Wirtschaftlich- Neben weiteren Untersuchungen sind Projektleitung keit der Anlagen sowie einer unsicheren auch Demonstrationsprojekte erforder- Dipl. Ing. Johanna Spreitzhofer Zukunftsperspektive resultiert. lich. Die Weiterentwicklung der Kommu- Austrian Institute of nikationsinfrastruktur, Regelungs- und Ziel des Projektes ist es, innovative Ge- Technology GmbH Prognosealgorithmen ist entscheidend schäftsmodelle für eine wirtschaftliche für eine erfolgreiche Umsetzung von Ge- ProjektpartnerInnen: Integration von Wärmepumpen in kleinen schäftsmodellen zur Flexibilisierung der • ENGIE Gebäudetechnik und mittleren städtischen Wärmenetzen Wärmepumpe und damit ihrer optimier- GmbH zu entwickeln und zu bewerten, insbeson- ten Fahrweise. Zukünftige Veränderungen • ENGIE Energie GmbH dere hinsichtlich der Synergien aus dem der Strommärkte sollten ebenfalls detail- Wärme- und Strommarkt. Hauptfokus ist liert verfolgt werden, um ihre Auswirkun- die Anwendung eines Wärmepumpen- gen auf die vorgeschlagenen Geschäfts- Poolings über mehrere Wärmenetze, um modelle zu quantifizieren. somit die Anforderungen des Regelener- Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 11
WÄRME- UND KÄLTENETZE 12 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
© AEE INTEC; BIANCA PFEFFERER/ÖGUT ENERGIEBEREITSTELLUNG In dicht bebauten städtischen Gebieten ist das Platzangebot und die Ressour- cenverfügbarkeit zur Nutzung erneuerbarer Energieträger oft eingeschränkt. Andererseits stehen Energiequellen wie Abwärme oder Umgebungswärme zur Verfügung, welche mitunter nicht optimal ausgeschöpft oder in das Sys- tem integriert werden. Nachfolgend werden verschiedene Konzepte zur energie- und kostenopti- mierten Beheizung (und Temperierung) mittels Solarenergie und Erdwärme sowie die Einbindung in Anergienetze und Speichersysteme beschrieben. Außerdem werden Nutzungsmöglichkeiten industrieller Überschussenergien sowie regenerativer Energieträger im industriellen Bereich analysiert und eine Merit-Order für Regenerationswärme vorgestellt. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 13
ENERGIEBEREITSTELLUNG Wärmeversorgung für die Stadt urban pv+geotherm - Innovative Konzepte zur Versorgung großvolumiger städtischer Gebäude/Quartiere mit PV und Geothermie Im städtischen Bereich ist die Nutzung erneuerbarer Energien oft problematisch. Ziel war die Erarbeitung von Konzep- ten zur energie- und kostenoptimierten Beheizung (und ggf. Kühlung) mittels Geothermie und Photovoltaik für groß- volumige Gebäude im städtischen Bereich. Mit den Projekterkenntnissen wird es in Zukunft leichter sein, im urbanen Bereich die Nutzung erneuerbarer Energieträger ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu planen. Keywords • Energiekonzepte • Wärmeversorgung • Stadtgebiet Factbox • Im urbanen Raum ist das Potenzial lokaler Quellen für die thermische Energiever- sorgung durch Niedertem- peraturnetze (Anergienetze) hoch, Eigenabdeckung in Neubaugebieten ist möglich. • Niedrige Systemtemperatu- ren sind wesentlich. • Vorteilhaft sind Gebiete mit Die Umsetzung eines Energiekonzepts mit wurden Simulationen und Optimierungen gemischter Nutzung (Ener- Photovoltaik, Geothermie, Wärmepumpe durchgeführt. Die Ergebnisse der techni- gieraumplanung). und Großspeicher ist vor allem im dicht schen Machbarkeit, der Systemauslegung • Außenluft, Abwasser und bebauten städtischen Gebiet eine Heraus- sowie der ökonomischen und ökologi- Solarenergie haben in Ver- forderung, weil das Platzangebot und die schen Vergleiche wurden vor der Publizie- bindung mit geothermischen Ressourcen begrenzt sind. Fehlerhafte rung in einem Beirat diskutiert. Saisonspeichern das höchste Planung und Ausführung verursachen Energiepotenzial. Das Konzept des Anergienetzes, ein deutlich niedrigere Arbeitszahlen bzw. • PVT-Kollektoren sind in Aner- Niedertemperatur-Verteilnetz, an das Nutzungsgrade der Wärmepumpen von gienetzen eine wirtschaftlich verschiedene Wärmequellen sowie geothermischen Anlagen als theoretisch konkurrenzfähige Form der Wärmesenken angeschlossen sind, mit möglich wäre. Solarenergienutzung. Erdsondenspeichern ist dabei besonders Ziel des Projekts war die Erarbeitung von vorteilhaft. Die vor Ort verfügbaren erneu- Konzepten für die energie- und kosten- erbaren Energieträger sind in ausreichen- optimierte Kombination von Geothermie dem Maße vorhanden, um den Energiebe- Projektleitung (mit Wärmepumpe) und Photovoltaik darf decken zu können. Als Energiequellen DI Franz Zach sowie anderer vor Ort verfügbarer erneu- wurden Solarenergie, Abwasser, Außenluft Österreichische Energieagentur erbarer Energieträger für die Beheizung und Abwärme aus Kühlanwendungen und Kühlung im urbanen Raum. Analysen identifiziert. Die Erdsondenspeicher dienen ProjektpartnerInnen wurden anhand des Stadtentwicklungs- als Lastausgleich, als Brückenelement • Ochsner Wärmepumpen gebiets Nordwestbahnhof im 20. Wiener zwischen Wärmeangebot und -nachfrage. GmbH Gemeindebezirk durchgeführt, für das Die Mehrkosten gegenüber einer Gasver- • geohydrotherm der Bebauungsplan im Wesentlichen sorgung sind moderat. Die Realisierung • AEE INTEC feststeht, aber noch kein Energiekonzept solcher Konzepte ist daher technisch mach- ausgearbeitet wurde. bar, ökologisch vorteilhaft und wirtschaft- lich konkurrenzfähig. Zunächst erfolgte eine Analyse der geo- thermischen und solaren Nutzungsmög- Für die verstärkte Umsetzung solcher Ener- lichkeiten sowie Potenzialuntersuchungen giekonzezpte wäre zukünftig eine Förderung anderer vor Ort verfügbarer erneuerbarer aller in der Stadt verfügbarer erneuerbarer Energieträger. Auf Basis von Szenarien Energiequellen wünschenswert. 14 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
ENERGIEBEREITSTELLUNG Erdwärmenutzung in Städten Manage_GeoCity - Entwicklung einer Methodik zur koordinierten Nutzung und Bewirtschaftung der oberflächennahen Erdwärme in urbanen Räumen Anhand der Modellregion Graz wurde eine Methodik für die koordinierte Nutzung und Bewirtschaftung ober- flächennaher Erdwärme für Wärme- und Kühlanwendungen sowie saisonaler Speicherung in urbanen Räumen entwickelt. Dabei wurden Grundwasserströmungen, unterschiedliche geologische Verhältnisse, Wärme- und Kühlbedarf, Wärmeeintrag von Solaranlagen und betrieblicher Abwärme und Möglichkeiten der saisonalen Speicherung von Wärme im Untergrund berücksichtigt. Keywords • Erdwärme • Wärmespeicher • Modellierung Factbox • Heizen mit Wärmepumpen kann eine deutliche Ab- kühlung des Grundwassers bewirken • Fallbeispiel mit Erdwärme- Zahlreiche Wärmequellen in Stadtgebie- geführt. Das vorliegende Wärme- und Käl- sondenfeld: räumliche Aus- ten verursachen einerseits eine Aufwär- tepotenzial des Untergrunds wurde dem wirkungen im Erdreich sind mung des Untergrunds und Grundwassers Wärme- und Kühlbedarf gegenüberge- begrenzt (keine signifikanten Temperaturänderungen in und haben teilweise negative Auswir- stellt. Die Fallbeispiele wurden technisch, einer Entfernung von 50 m) kungen auf die Grundwasserqualität. ökonomisch und ökologisch bewertet und Andererseits stellt diese Erwärmung ein für ausgewählte Anwendungsgebiete in • Art der Strombereitstellung Potenzial für geothermische Wärme- und den Gunstzonen hochgerechnet. Ein zent- hat wesentlichen Einfluss auf die Treibhausgasemissionen Kältenutzung dar. Vor allem in urbanen rales Thema war die Berücksichtigung der der Wärmepumpensysteme Gebieten besteht das Problem, dass thermischen und wasserwirtschaftlichen eine unkoordinierte Nutzung sehr rasch Bestandssituation und die Analyse der • Optimierte Energiekonzepte zu einer gegenseitigen Beeinflussung diesbezüglichen Verbesserungsmöglich- für die Verbesserung der und somit zu einer ineffizienten Bewirt- keiten und Nutzungsoptimierung. Wirtschaftlichkeit der unter- suchten Konzepte notwendig schaftung führen kann. Das Projektziel Das Ergebnis des Projektes ist eine war die Entwicklung einer Methodik für Methodik für die koordinierte Nutzung die koordinierte Nutzung und Bewirt- und Bewirtschaftung oberflächennaher Projektleitung schaftung oberflächennaher Erdwärme Erdwärme für Wärme- und Kühlanwen- DI (FH) DI Johanna Pucker-Singer für Wärme- und Kühlanwendungen in dungen in urbanen Räumen, die die JOANNEUM RESEARCH For- urbanen Räumen. Dabei wurden mittels Grundlage für zukünftige Nutzungs- und schungsgesellschaft mbH Fallbeispielen Grundwasserströmungen, Bewirtschaftungspläne für Städte und unterschiedliche geothermische Verhält- ProjektpartnerInnen Stadtgebieten bildet. nisse des Untergrundes, Wärme- und Zukünftige Forschungsthemen sind u.a. • Grazer Energieagentur GmbH Kühlbedarf, Wärmeeintrag von Solar- und Abwärme und Möglichkeiten der saisona- die Erstellung einer zentralen „Energie- len Speicherung von Wärme im Unter- bedarfsdatenbank“ als Grundlage für grund berücksichtigt. die städtische Energieraumplanung, die Berücksichtigung der Wärmeeinbringung Dazu wurden unterirdische Gunstzonen durch tiefe Einbauten in der Grund- für oberflächennahe und grundwasser- wassermodellierung, Untersuchungen bürtige Erdwärme für die Modellregion zur Grundwasserneubildung in urbanen ausgewiesen. In diesen Gunstzonen Gebieten und begleitende Forschungs- wurden drei Fallbeispiele identifiziert und arbeiten zur Errichtung von saisonalen Wärme- und Kühlbedarfsanalysen durch- Speichern im Untergrund. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 15
ENERGIEBEREITSTELLUNG Anwendungsrichtlinien für Wärmeversorgungskonzepte ecoRegeneration: Entwicklung einer „Merit-Order“ bei Regenerations- wärme für Erdsondenfelder in urbanen Wohngebieten In urbanen Wohngebieten gibt es zu wenig aktiv-gekühlte Nutzungen, um die Abwärme des Kühlprozesses als erfor- derlich Regenerationswärme für Erdsondenfelder verwenden zu können. Das Projekt prüft verschiedene Optionen (Ab- wärme von Gewerbenutzungen in Erdgeschoßzonen, gezielte Ansiedelung von Datenzentren, zusätzliche Installation von Wärmebereitstellungssystemen) innerhalb des Siedlungsgebietes, erarbeitet Geschäftsmodelle und bewertet den Wärmepreis sämtlicher Lösungen, sodass eine Art „Merit-Order“ für Regenerationswärme erstellt werden kann. Keywords • Regenerationswärme • Erdwärmesonden • Geschäftsmodell Factbox • Konzepte mit Wärmepumpe und Erdsonden bieten geeig- nete regenerative Lösungen für die Wärme- und Kältever- sorgung. • In urbanen Wohngebieten ist ein zu geringer Kühlbedarf vorhanden, um Erdsonden Erdsondenfelder müssen thermisch rege- metern wurde eine Wirtschaftlichkeits- saisonal thermisch ausgegli- neriert werden, damit die Temperatur des rechnung nach ÖNORM M 7140 realisiert. chen bilanzieren zu können. Erdreichs nicht stetig abnimmt und sich Die technischen Konzepte wurden mit Hier sind aktive Lösungen die Effizienz des Systems verschlechtert. Stakeholdern diskutiert oder bei realen oder Technologien zur Da in urbanen Wohngebieten zu geringer Machbarkeitsstudien eingesetzt und im thermischen Regeneration Kühlbedarf für die Abwärmenutzung des Planungsprozess evaluiert. notwendig. Kühlprozesses zur Regeneration der Erd- • Gewerbeflächen im Erdge- Die Ergebnisse sind Anwendungsricht- sonden vorliegt, sind zusätzliche Lösun- schoß von Wohngebäuden linien und eine „Merit-Order“ für kos- (z.B. Supermärkte) werden gen erforderlich. tengünstige Regenerationswärme in aktiv gekühlt. Die entnom- Ziel des Projektes war die Entwicklung urbanen Wohngebieten als Hilfestellung mene Wärme kann zur von technisch-ökonomischen Grundlagen für Stadtverwaltungen, Bauträger und thermischen Regeneration für die Erzeugung von Regenerations- Planer. Mit diesen Informationen soll eine genutzt werden. wärme in urbanen Wohngebieten. Dies einfachere Realisierung von erneuerbaren beinhaltete Informationen zu technischen Wärmeversorgungskonzepten in urbanen Eckdaten, Kostendaten, Geschäftsmo- Wohngebieten forciert werden. dellen sowie die Berechnung einer Art Projektleitung Abgesehen von wirtschaftlichen Gesichts- DI Gerhard Hofer „Merit-Order“ für Lösungen zu Regene- punkten werden sich künftig vermehrt e7 Energie Markt Analyse GmbH rationswärme (Abwärme aus Gewerbe- organisatorische Fragen stellen. Mit betrieben und Datacenter, Hybridkollekto- Projektbeteiligte Unterstützung von Gebietskörperschaf- ren, Solarabsorber). ten sollten Anforderungen an Bauträger • Institute of Building Research Die Wirtschaftlichkeitsbewertung ba- gesetzt werden, um diese Konzepte & Innovation ZT-GmbH sierte auf unterschiedlichen Szenarien leichter realisieren zu können und um • Urban Innovation Vienna für Gebäudegrößen und Optionen zur eine koordinierte, unabhängig Instanz zu -Energy Center Regeneration. Kostendaten für die An- bestellen, die für den größeren Abstim- • VASKO+PARTNER INGENIEURE fangsinvestition sowie für den Betrieb mungsaufwand schon ganz zu Beginn der Ziviltechniker für Bauwesen wurden ermittelt. Mit diesen Daten und Planung des Stadtentwicklungsgebietes und Verfahrenstechnik der Annahme von Berechnungspara- steuernd tätig ist. GesmbH 16 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
ENERGIEBEREITSTELLUNG Industrielle Energienutzung PESI - Paradigmenwechsel im urbanen Energiesystem durch Synergiepotentiale mit der Industrie Analyse der Nutzungsmöglichkeiten industrieller Überschussenergien verschiedener Form (Abwärme, Ab- wasser, Abfall) sowie regenerativer Energieträger im industriellen Bereich (Solaranlagen auf Dachflächen) in angrenzenden urbanen Gebieten, die als Energieschwamm fungieren. Auf Basis realer Verbrauchs- und Verfüg- barkeitsdaten wurde ein Simulationsmodell erstellt und Möglichkeiten zu Synergien dokumentiert. Keywords • Überschussenergie • Industrie • Simulationsmodelle Factbox • Eine energetische Kopplung von Industriebetrieben und Städten ist technisch mög- lich. • Eine Bilanzierung lediglich auf Basis von Energiemen- gen ist nicht stichhaltig. Es müssen die Lastverläufe von Bedarf und Energiebe- reitstellung berücksichtigt Mehr als ein Drittel des Energiebedarfs Es konnte festgestellt werden, dass werden. in Österreich ist dem produzierenden Be- insgesamt bis zu 32% des Gesamtende- reich zuzuordnen. Industriebetriebe sind nergiebedarfs der untersuchten Städte • Bei der ökonomischen Be- nicht nur durch einen hohen Energieein- durch industrielle Energie gedeckt werden wertung der energetischen Kopplung müssen die Eigen- satz für die Produktion gekennzeichnet, können. Fast die gesamte Menge der schaften der verschiedenen sondern es fällt parallel zur Produktion anfallenden industriellen Energie kann im Technologien zentral mit- Energie z.B. in Form von Abwärme, Energiesystem der Stadt integriert wer- berücksichtigt werden. Abwasser und Abfall, an bzw. können den. Nur wenige Stunden im Jahr besteht • Bis zu 31% des Gesamt- verfügbare Dachflächen zur Gewinnung ein geringes Überangebot. energiebedarfs einer Stadt regenerativer Energie genutzt werden. So Umsetzungen zur Nutzung von industriel- können unter wirtschaft- weit möglich erfolgt eine Nutzung dieser lichen Rahmenbedingungen lem Strom (PV) sind ohne den Erhalt von Energie in den Betrieben selbst. Der nicht von der Industrie gedeckt Einspeisetarifen nicht wirtschaftlich. Die nutzbare Anteil steht grundsätzlich für werden. Stromgestehungskosten werden größten- eine externe Nutzung zur Verfügung. teils durch die Kosten der PV-Module Im Projekt werden die Strom-, Kälte- und beeinflusst. Umsetzungen zur Nutzung Wärmeerzeugung aus industrieller Ab- von industrieller Wärme sind auch ohne Projektleitung wärme, Abwasser und Abfall sowie die Investitionsförderungen wirtschaftlich. DI Dr. Matthias Theißing energetische Flächennutzung betrachtet, Die Wärmegestehungskosten werden FH JOANNEUM, Institut für Potentiale erhoben und Synergien mit stark von den Stromkosten für den Be- Energie-, Verkehrs- und dem urbanen Energiebedarf ermittelt. trieb der Fernwärme- und Wärmepumpen Umweltmanagement Vier Städte in Kombination mit lokalen beeinflusst. Industriebetrieben in der Region Murtal Projektpartner Die Nutzung industrieller Energie führt zu • DI Josef Bärnthaler werden analysiert: Zeltweg, Fohnsdorf, einer deutlichen Erhöhung der Energieef- Energieagentur Knittelfeld und Judenburg. Ziele sind die fizienz der Industriebetriebe, zur Reduk- Obersteiermark Schaffung einer Datenbasis, die Erstellung tion von CO2 Emissionen und des Bedarfs eines Simulationsmodells und die Ana- an Primärenergie, reduziert die Abhängig- lyse der ökonomischen und ökologischen keit von externen Energielieferanten und Fragestellungen. erhöht somit die Versorgungssicherheit. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 17
ENERGIEBEREITSTELLUNG Planungstool für solares Heizen und Kühlen CiQuSo - Stadtquartiere mit optimierten solar-hybriden Heiz- und Kühlsystemen Das Forschungsprojekt untersucht, evaluiert und optimiert effiziente Systemlösungen zur solaren Energieversorgung auf Gebäude- und Stadtquartiersebene. Die Anwendbarkeit der entwickelten Konzepte wird am Beispiel des Salzbur- ger Stadtquartiers Itzling demonstriert. Keywords • Solarenergie • Stadtquartiere • Visualisierungstool Factbox • Machbarkeitsstudie zur so- laren Wärmeversorgung der Salzburger Goethesiedlung durch eine Großkollektoran- lage • solare Systemlösungen: Quantifizierung des ther- mischen bzw. elektrischen Lastverschiebepotenzials und ökologische, energe- tische und wirtschaftliche Städte sind jene Orte, in denen Transfor- Zusammenfassend wurden folgende Er- Bewertung der Systeme mationen ausgelöst werden, Innovation gebnisse erreicht: • Innovative Ersatzmodell- zum Tragen kommt und die eine substan- erstellung mit Hilfe von • Evaluierte und optimierte energieeffizi- Künstlich Neuronalen Netzen tielle Dichte an AkteurInnen besitzen, um ente Systemlösungen (KNN) und Entscheidungs- die notwendigen Handlungen und Maß- • Modellierte solarhybride Energiesysteme bäumen zur vereinfachten nahmen umzusetzen. Jedoch nutzen sie • Entwickelte und angewendete Methode Abbildung des Betriebsver- ihre Nachhaltigkeitspotenziale derzeit nicht haltens solarhybrider Heiz aus. In diesem Zusammenhang spielt die zur Quartiersoptimierung und Kühlsysteme umfassende Nutzung solarer Energie in der • Machbarkeitsstudie zur solaren Wärme- Stadtplanung eine essentielle Rolle. Dieses versorgung • Demonstration der CiQuSo- Methode anhand des Salz- Projekt soll einen Beitrag zur Bereitstellung • Demonstrierte Anwendbarkeit burger Stadtviertels Itzling erster Grundlagen zu möglichen Techno- • webbasiertes CiQuSo-Visualisierungs- logiesystemlösungen mit solarem Heizen tool (Prototyp) und Kühlen auf Stadtquartiersebenum in Prinzipiell konnte die Funktionalität und der frühen Entwicklungsphase der Quar- Projektleitung Leistungsfähigkeit des entwickelten CiQu- tiersplanung bereitstellen. Tim Selke So-Frameworks nachgewiesen werden. Das Hauptziel war die Entwicklung und Für nachgelagerte Forschungs- und Ent- AIT Austrian Institute of Optimierung eines Vorplanungstools für wicklungsarbeiten erscheint die Weiter- Technology GmbH Systemlösungen zum solaren Heizen und entwicklung des CiQuSo-Frameworks 2.0 Projektpartner Kühlen auf Stadtquartiersebene. Die Quar- durch den Aufbau vereinfachter, mathema- • AEE INTEC tiersoptimierung soll aus vielen möglichen tischphysikalisch formulierter Modelle zur Technologiekombinationen geeigneter • Cofely Kältetechnik GmbH Abbildung des thermischen Gebäudever- solarhybrider Heiz- und Kühlsysteme die haltens und des energetischen Betriebs- • Salzburg Wohnbau GmbH unter Berücksichtigung des gebäudeüber- verhaltens der Gebäudetechniksysteme • S.O.L.I.D. Solarinstallation greifenden Energieaustausches beste zielführend. Dabei muss ein Kompromiss und Design GmbH identifizieren. Die Funktionalität der ent- zwischen akzeptabler Rechenzeit und aus- • Universität Innsbruck wickelten Methode wurde anhand eines reichender Flexibilität hinsichtlich System- beispielhaften Quartiers aus dem Salzbur- konfiguration und Berechnungsgüte der ger Stadtteil Itzling demonstriet. vereinfachten Modelle gefunden werden. 18 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
ENERGIEBEREITSTELLUNG Industrielle Abwärme für Fernwärmenetze OPEN HEAT GRID - Offene Wärmenetze in urbanen Hybridsystemen Primäres Forschungsthema war die Untersuchung der Möglichkeiten zur Forcierung der Einspeisung industriel- ler Abwärme in bestehende Fernwärmenetze. Die Projektergebnisse zeigen, dass Abwärme nicht kostenlos ist: trotz minimaler variabler Kosten müssen sich die Investitionskosten in üblichen Amortisationszeiten rechnen. Die Analyse zeigt, dass es keiner staatlichen Regelung im Sinne einer Einspeiseverpflichtung oder Marktlibe- ralisierung bedarf. Jedoch liegen aus ökonomischer Sicht Informationsasymmetrien vor, wodurch rationale Entscheidungen nicht immer zustande kommen. Keywords • Abwärmenutzung • Industrie • Fernwärme Factbox • Abwärme ist nicht kostenlos – Investitionskosten müssen sich in üblichen Amortisa- tionszeiten rechnen • Bestehende Wärmeerzeu- gungsanlagen: die Geste- hungskosten der Abwärme müssen die Energiekosten der Bestandsanlage unter- bieten • „Enabling guidelines“ für Energiekooperationen zwischen Einspeiser und Fernwärmenetzbetreiber Industrieunternehmen können als bi- Amortisationszeiten rechnen, woraus sich direktionaler Koppelpunkt für die Ener- ein minimaler durchschnittlicher „Einspei- • Technologieentwicklung zur gienetze Strom, Gas und Wärme dienen setarif“ ableiten lässt. In Wien und Linz ist Kostensenkung bzgl. Abwär- und Speicher- und Verschiebungspoten- eine Amortisation aktuell nur im Winter me-Aufbereitung & -speiche- ziale zwischen diesen erschließen. Hohe bzw. der Übergangszeit möglich, denn rung Mengen industrieller Abwärme stehen im Sommer steht kostenlose Fernwärme in unterschiedlichen Temperaturniveaus durch Müllverbrennung zur Verfügung. zur Verfügung. Das Projekt untersuchte, Projektleitung Die Analyse zeigt, dass die Einspeisung welche Hemmnisse für die Integration von MMag. Dr. Simon Moser aus alternativen Wärmequellen gleich industrieller Abwärme in Fernwärmenetze Energieinstitut an der Johannes einem Markt funktioniert und daher aus bestehen und wie politische Instrumente Kepler Universität Linz ökonomisch-theoretischer Sicht keiner zum Einsatz kommen können, um die Inte- staatlichen Regelung im Sinne einer Projektpartner gration von Abwärme zu forcieren. Einspeiseverpflichtung oder Marktlibera- • Austrian Institute of Technische Hemmnisse betreffen v.a. die lisierung bedarf. Höhere Investitionsför- Technology (AIT) Temperaturniveaus der Abwärme in Relati- derungen für externe Einspeiser werden • TU Wien - Institut für Ener- on zu der des Fernwärmenetzes sowie die empfohlen. Eine Substitution des Betriebs giesysteme und elektrische Auskoppelung und deren Kontinuität. Die der gasgefeuerten Heizkraftwerke ist für Antriebe meisten Technologien zur Aufbereitung Wärmenetzbetreiber von wirtschaftlichem • OMV Refining & Marketing und Speicherung sind verfügbar, aber nicht Interesse, wenn der Preis der Abwärme GmbH wirtschaftlich, da Abwärme nicht kosten- günstiger ist als die variablen Kosten beste- los ist. Zwar gehen die variablen Kosten hender Produktionseinheiten. Regelungen • voestalpine Stahl GmbH aufgefangener Abwärme gegen null, da für ein Profit-Sharing zwischen Wärme- die Bereitstellung quasi keinen Energie- netzbetreiber, Industrieunternehmen und trägereinsatz benötigt, jedoch müssen ggf. Energiedienstleister sollten bereits vor sich die Investitionskosten in üblichen der Investition angedacht werden. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 19
ENERGIEBEREITSTELLUNG 20 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
© WIEN ENERGIE/IAN EHM; UNSPLASH.COM/MARTIN KNIZE WÄRMESPEICHER In Energienetzen stimmen Energieangebot und -nachfrage oftmals zeitlich und örtlich nicht überein. Speichersysteme können diesem Ungleichgewicht entgegenwirken und so andernfalls erforderliche Investitionen in Überkapazi- täten reduzieren. In diesem Kapitel werden innovative Speichertechnologien vorgestellt, welche durch hohe Energiedichten und die Möglichkeit zur druck- und verlustlosen Speicherung Vorteile gegenüber aktuell in Fernwärmenetzen eingesetzten sensiblen Speichern aufweisen. Große Volumina, hohe Investitionskosten und hohe Wärmeverluste können dadurch reduziert werden. Darüber hinaus wird die Reduktion von Netzverlusten in Nahwärmenetzen durch den Einsatz von dezentralen Speichern näher beleuchtet. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 21
WÄRMESPEICHER Thermochemische Speichertechnologien SeasonalGridStorage - Innovative saisonale Wärmespeicher für urbane Wärmenetze Die derzeit in Fernwärmenetzen eingesetzten sensiblen Speicher zur saisonalen Speicherung von überschüssi- ger Wärme weisen einen hohen Raumbedarf sowie hohe Investitionskosten und Wärmeverluste auf. In diesem Projekt wurden Konzepte zur Nutzung innovativer Speichertechnologien, wie thermochemische Speicher mit hohen Energiedichten und der Möglichkeit der druck- und verlustlosen Speicherung entwickelt und mit Hilfe von Simulationsrechnungen in technischer, ökologischer und wirtschaftlicher Hinsicht untersucht sowie recht- liche Randbedingungen bewertet. Keywords • Energiespeicher • Wärmenetze • Einbindungskonzepte Factbox • Saisonale Speicherung von Solarenergie für Städte und Industrieunternehmen ist technologisch möglich und geeignet, um die im Winter Energieangebot und Wärmenachfrage In diesem Projekt werden neue innovative notwendige Wärme bereit- stimmen oft zeitlich und örtlich nicht Technologien analysiert, die das Prinzip zustellen und im Sommer einzuspeichern. überein, wodurch teure Überkapazitä- der thermochemischen Energiespeiche- ten geschaffen werden müssen. Urbane rung nutzen und mögliche Einbindungs- • Identifikation unterschied- Wärmenetze stehen aufgrund geänderter konzepte in urbane Netze ermittelt. Hier- licher thermochemischer Marktsituationen vor der Herausforde- für wurden drei repräsentative urbane (Sorption) und chemischer (Redox) Speichermaterialien rung neue Energieträger in bestehende Wärmenetze und deren Anforderungen Systeme zu integrieren. Mit thermischen analysiert und dynamische Szenarienrech- • Entwicklung großtechnisch Speichern lassen sich Angebot und nungen für unterschiedliche Wärmequel- umsetzbarer Konzepte für Nachfrage ausgleichen und verstärkt er- len, Einbindungskonzepte und Speicher- saisonale Speicher (Trock- neuerbare Energieträger in Wärmenetze materialien durchgeführt. nung/Reduktion im Sommer sowie Befeuchtung/ Oxida- einbinden. Ergebnisse sind die Identifikation wirt- tion im Winter) Die derzeit verwendeten sensiblen Wär- schaftlicher Technologien und Betriebs- • Lebenszyklusanalyse zeigt, mespeichertechnologien haben jedoch weisen bzw. die Darstellung ökonomisch dass die Konzepte system- einige Nachteile wie große Volumina, und energetisch sinnvoller Konzepte zur technisch konsistent sind. hohe Speichertemperaturen, Wärmever- Integration thermochemischer Speicher luste und hohe Investitionskosten. Die in Wärmenetze. Aus den Ergebnissen der Integration innovativer Speichertechno- energetischen, ökonomischen und öko- Kontakt logien und -materialien in Wärmenetze logischen Bewertungen können Aussagen Mag. Dr. Christoph Zauner kann dazu beitragen, die energetische über die erforderlichen Eigenschaften AIT Austrian Institute of sowie wirtschaftliche Performance dieser eines Systems mit thermochemischen Technology GmbH Systeme zu verbessern. Aufgrund der saisonalen Fernwärmespeichern getroffen hohen Energiedichte, der druck- und ver- werden, um konkurrenzfähige Energie für Projektpartner lustlosen Speicherung und der einfachen Wärmenetze auf unterschiedlichen Grö- Energieinstitut an der Johannes- Transportierbarkeit der Materialien kann ßenskalen bereitstellen zu können. Kepler-Universität Linz den Betrieb saisonaler Wärmespeicher für thermische Netze ermöglicht werden. 22 Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte
WÄRMESPEICHER Speichernutzung zur Reduktion von Netzverlusten TFlex - Temperaturflexibilisierung im Schwachlastbereich des Betriebs von Nahwärmenetzen Im Zuge des Vorhabens TFlex wurde untersucht, ob sich die Netzverluste bestehender Nahwärmenetze in Schwachlastzeiten dadurch verringern lassen, indem in diesen Zeiträumen das Netz abschaltet und der Wärme- bedarf der Kunden aus zuvor geladenen dezentralen Speichern bedient wird. Eine durchgängige wirtschaftliche Begleitung erlaubte es, bereits in der Projektlaufzeit technische Projekterfolge rasch in die Umsetzung zu bringen. Keywords • Nahwärmenetz • Netzverluste • Wärmespeicher Factbox • Bei den beiden untersuchten Nahwärmenetzen konnten Reduktionen der Netzverlus- te um bis zu 34% errechnet werden. • Dabei ergibt sich eine Energieeinsparung von 6% bezogen auf die in das Netz eingespeiste Energie. • Vorteil: Möglichkeit der nachträglichen Installation Ziel des Vorhabens ist die Reduktion von Speichergrößen und Regelstrategien an- von dezentralen Wärme- Netzverlusten von Nahwärmenetzen im gestellt. Außerdem wird die Integration von speichern, sodass auch bei Schwachlastbetrieb. Während vor 10 Jahren dezentral installierter Solarthermie zur wei- bereits bestehenden Netzen Systeme mit Betriebsverlusten von ca. 30 teren Entlastung der Netze betrachtet. Die die Netzverluste reduziert % durchaus nicht ungewöhnlich waren, Ergebnisse werden abschließend hinsicht- werden können. konnte bei heute neu errichteten Nah- lich ihrer wirtschaftlichen Aspekte analysiert • Die Wärmedämmung der wärmenetzen, ein entsprechendes Quali- und einer Sensitivitäts- und Risikoanalyse dezentralen Speicher hat tätscontrolling vorausgesetzt, durchwegs unterworfen. großen Einfluss auf den eine Reduktion der Verluste auf rund 15% Erfolg dieser Methode Durch den temperaturflexibilisierten Be- erreicht werden. trieb, der Installation von dezentralen Spei- In der Sondierungsstudie soll eine neuartige chern und Abschaltung des Netzes können Systemerweiterung untersucht werden, bei den betrachteten Nahwärmenetzen Projektleitung welche es ermöglicht, ohne teure Änderun- die Netzverluste um bis zu 34 % reduziert Univ. Prof. DI Dr. techn. gen am Wärmenetz die Netzverluste weiter werden. Die Einsparungen, bilanziert am Thomas Kienberger signifikant zu reduzieren. Es kommen dezen- Einspeisepunkt des Netzes, betragen dann Montanuniversität Leoben trale, bei den KundInnen installierte Wär- je nach Speicherpositionen zwischen 3 % mespeicher zum Einsatz. In den besonders und 6 %. Projektpartner verlustbehafteten Schwachlastzeiten soll • FH JOANNEUM Gesellschaft Der TFlex-Betrieb ist in der Lage, im reinen das Netz abgeschaltet und der Wärmebe- mbH Speicherbetrieb geringe Mengen an darf der Verbraucher aus, zuvor bei verlust- • Lehrstuhl für Wirtschafts- u. Kohlenstoffdioxid und Brennstoffenergie armer Netzvolllast geladenen, dezentralen Betriebswissenschaften, einzusparen, mit Einbindung der solaren Speichern bedient werden. Dabei werden Montanuniversität Leoben Erträge auch wesentlich größere Mengen. zunächst die Daten der zu betrachtenden • TB Harald Kaufmann GmbH Aus wirtschaftlicher Betrachtung ist jedoch Netze erhoben und aufbereitet. Anschlie- ausschließlich die Konstellation mit den ßend wird das energetische Modell erstellt Cluster-Speichern in bescheidenem Ausmaß und Optimierungsrechnungen hinsichtlich sinnvoll. Ergebnisband Urbane Wärme und Kälte 23
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Radetzkystraße 2, 1030 Wien bmk.gv.at
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