Vergleichende Wirtschaftlichkeitsanalyse des Kälbermastsystems "Freiluftkalb" und der konventionellen IP-SUISSE-Labelmast - Gesellschaft ...
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Originalarbeiten | Original contributions Vergleichende Wirtschaftlichkeitsanalyse des Kälbermastsystems «Freiluftkalb» und der konventionellen IP-SUISSE- Labelmast J. Becker1, A. Steiner1, M. Meylan1, B. Hauser2, U. Straub3 1Nutztierklinik, Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern, Bern; 2IP-SUISSE, Schweizerische Vereinigung integriert roduzierender Bauern und Bäuerinnen, Zollikofen; 3AGRIDEA, landwirtschaftliche Beratungszentrale der p kantonalen Fachstellen, Lindau Zusammenfassung Comparative economic analysis https://doi.org/ 10.17236/sat00293 of the new concept for veal calf Bei der Entwicklung neuer Tierhaltungssysteme wird fattening «outdoor veal calf» and Eingereicht: 27.08.2020 versucht, diese im Hinblick auf ausgewählte Parameter Angenommen: 22.01.2020 the conventional IP-SUISSE label zu testen und zu evaluieren, ob eine Umstellung zu ei- nem wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Mehrwert The evaluation of new animal husbandry concepts in- gegenüber bisherigen Systemen führen würde. In einer cludes, beyond the exploration of chosen parameters, that vorhergehenden Studie wurde von Oktober 2016 bis Juli the question is addressed whether economic benefits for 2018 ein neuartiges System der Kälbermast (Freiluftkalb producers and ethical benefits for society result of the (FLK)-System) getestet. Im Vergleich zur konventionel- new system when compared to traditional systems. In a len Labelmast waren mit dem FLK-System deutlich we- previous study, a novel management and housing concept niger Antibiotika bei gleicher Tagesmastleistung und for veal production («outdoor veal calf», OVC) was test- verbessertem Tierwohl verbraucht worden; die Mortali- ed from October 2016 to July 2018. The OVC concept tät der Mastkälber war zudem tiefer. Das Ziel der aktu- was associated with distinctly lower antimicrobial use ellen Studie war die vergleichende Wirtschaftlichkeits- while average daily weight gain was similar and calf wel- analyse der beiden Haltungssysteme (FLK-Betriebe, fare better; furthermore mortality was lower compared FLKB) und der IP-SUISSE-Labelmast (Vergleichsbetrie- to conventional label fattening. The aim of the present be, VB) mithilfe der Berechnung von Deckungsbeiträ- study was to compare economics between the OVC con- gen (DB). Der DB gibt die Differenz zwischen der Leis- cept on intervention farms (IF) and the IP-SUISSE label tung eines Produktionszweiges (z. B. Schlachterlös) und concept on control farms (CF) by calculating contribu- den zuteilbaren Kosten dieses Produktionszweiges (z. B. tion margins (CM). The CM indicates the difference Futterkosten) an. In der vorliegenden Studie wurden between the performance of a production branch (e. g. zwei Varianten des DB berechnet, um die vorhandenen slaughter return) and the allocable costs for this produc- Daten detailliert auszuwerten. Beide Varianten kamen tion branch (e. g. feed costs). In the present study, two zu dem Ergebnis, dass keine wesentlichen Unterschiede different approaches were used for CM calculation to im DB zwischen dem neuen FLK-System und der IP- analyze the available data in detail. No substantial dif- SUISSE-Labelmast bestehen. Die spezifischen DB variier- ferences in CM between the OVC concept and the IP-SU- ten jedoch zwischen den Varianten, was an unterschied- ISSE concept were found in either approach. However, lichen Berechnungsgrundlagen für Mengen und Preise the specific CM varied between the approaches as differ- je Variante lag (Variante «real» mit genauen Leistungen ent calculation criteria for quantities and prices were und Kosten aus FLK-Studie sowie Variante «standardi- applied (approach «real» with accurate costs and returns siert» mit Leistungen und Preisen auf Basis des DB-Ka- from the OVC study and approach «standardized» with talogs). Die DB variierten leicht für den DB pro Arbeits- costs and returns based on the CM catalogue). The CM kraftstunde (Akh) (FLKB Variante «real»: 6.96 CHF/Akh, varied slightly for the CM per man-hour (IF «real»: Variante «standardisiert»: 4.49; VB: 7.90 bzw. 8.08) und 6.96 CHF/man-hour, «standardized»: 4.49 CHF/man- erheblich für den DB pro Mastplatz und Jahr (FLKB hour; CF: 7.90 CHF/man-hour and 8.08 CHF/man-hour, Variante «real»: –380.36 CHF, Variante «standardisiert»: respectively) and considerably for the CM per fattening –559.50; VB: –244.70 bzw. –318.80). Die Produktion space and year (IF «real»: –380.36 CHF, «standardized»: von Kalbfleisch gemäss dem FLK-System erlaubt es, ei- –559.50 CHF; CF: –244.70 CHF and –318.80 CHF, nen positiven DB/Akh in ähnlicher Höhe zu erwirt- respectively). Producing veal with the OVC concept Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS SAT | ASMV 3 | 2021 203
Originalarbeiten | Original contributions Vergleichende schaften, wie es in der konventionellen IP-SUISSE- a llowed for achieving comparable CM/man-hour as in W irtschaftlichkeitsanalyse Labelmast möglich ist. Demnach werden die wirt - conventional label production. Thus, the farmers’ eco- des Kälbermastsystems «Freiluftkalb» und der schaftlichen Interessen der Tierhaltenden im neuen nomic interests should be warranted when implementing konventionellen IP-SUISSE- Haltungssystem mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht the OVC concept. Labelmast vernachlässigt. Key words: veal production, husbandry concept, contri J. Becker et al. Schlüsselwörter: Kälbermast, Haltungssystem, Deckungs- bution margin, profitability beitrag, Wirtschaftlichkeit Einleitung gruppen gemeinsam genutzten Luftraum (+ 9.7 Tages- dosen antibiotischer Behandlung pro Tierjahr (td/tj), In der Schweizer Kälbermast sind wiederholt ein hoher p < 0.01), einer fehlenden Quarantäne nach Zukauf Antibiotikaeinsatz und eine hohe Prävalenz antibiotika- (+ 8.3 td/tj, p = 0.03) sowie einer fehlenden klinischen resistenter Keime beobachtet worden.12,13,19,21,22 Ausser- Ankaufsuntersuchung (+ 7.9 td/tj, p = 0.04) assoziiert.13 dem führt eine ungenügende Tiergesundheit zu Ein- Die wichtigsten Faktoren, die auf diesen Betrieben mit schränkungen des Tierwohls und zu steigender einem Risiko für erhöhte Mortalität assoziiert waren, Mortalität bei Mastkälbern (MK).1,2,12 Um diesen Um- waren Körpergewichtsunterschiede ≥ 50 kg innerhalb ständen zu begegnen ist ein neues Haltungs- und Ma- einer Bucht (OR = 2.0 für Unterschiede > 100 kg vs. nagementsystem («Freiluftkalb (FLK)-System») entwi- ≤ 50 kg, p < 0.01), keine Impfung gegen Atemwegser- ckelt worden.3 Wie im Folgenden beschrieben, wurde es krankungen (OR = 1.9, p < 0.001) und die Gruppen- systematisch entwickelt und war im Praxisversuch auf grösse (OR = 1.4 pro 10 Kälber, p < 0.01).13 FLK-Betrieben (FLKB) verglichen mit Vergleichsbetrie- ben (VB) mit tieferem Antibiotikaeinsatz und tieferer In einem zweiten Schritt wurde auf Basis dieser Risiko- Mortalität bei ähnlichen Tageszunahmen assoziiert. Der faktorenanalysen das FLK-System entwickelt und auf 19 Fokus der vorangegangenen FLK-Studie lag auf der Er- FLKB getestet. Als Vergleich wurden 19 VB herangezogen, fassung des Antibiotikaverbrauchs und der Mortalität, welche nach IP-SUISSE Standard (konventionelle Label- wobei der Fokus der aktuellen Studie auf der vergleichen- mast) produzierten.3 Auf den FLKB wurden gezielte Mass- den Wirtschaftlichkeitsanalyse beider Kälbermastsyste- nahmen implementiert, die die Auswirkungen der o. g. me liegt. Da sich das FLK-System aus tiermedizinischer Risikofaktoren milderten oder aufhoben. Dazu zählten Sicht für den Einsatz auf einer Vielzahl weiterer Schwei- der Zukauf aus bekannten Tierhaltungen der Umgebung zer Kälbermastbetriebe anbietet, war die ökonomische und der direkte Transport der MK vom Herkunftsbetrieb Evaluation des FLK-Systems als Teil einer umfassenden zum FLKB, die temporäre Quarantäne in Einzeliglus, die Analyse angezeigt. Die Datenerhebung (n = 1905 MK) Impfung gegen virale Lungenentzündungserreger, gefolgt ermöglichte eine mit wissenschaftlicher Methodik durch- von der Mast in kleinen Gruppen im Freien mit überdach- geführte Wirtschaftlichkeitsberechnung zweier speziali- tem und eingestreutem Auslauf. Diese Mast gemäss dem sierter Kälberhaltungssysteme der Schweiz. Derartige FLK-System war mit einem 5,3-fach tieferen Antibioti- Berechnungen, angepasst an Schweizer Bedingungen kaeinsatz im Vergleich zu VB, einer 2,1-fach tieferen Mor- sind rar, jedoch basieren die Angaben in «Deckungsbei- talität und ähnlicher Tagesmastleistung assoziiert. träge» von AGRIDEA auf Schweizer Zahlen und Werten, die gut abgestützt sind und den jährlichen Bedingungen Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das FLK-System angepasst werden. Um den Aufbau des FLK-Systems so- im Hinblick auf den Antibiotikaeinsatz und die Tierge- wie die dadurch entstandenen einmaligen und laufenden sundheit vorteilhaft ist. Die Implementierung dieses Kosten auf FLKB nachvollziehen zu können, ist es nötig, Systems in der Praxis ist jedoch nur dann realistisch, die Entwicklung des Systems kurz darzustellen. wenn die Kälbermast im FLK-System wirtschaftlich nicht nachteilig ist. Daher wurden vergleichende De- In einem ersten Schritt wurde eine umfangreiche Ana- ckungsbeiträge (DB) berechnet. Diese ergeben sich aus lyse auf Schweizer Kälbermastbetrieben durchgeführt, der Subtraktion der Kosten des Betriebszweigs «Kälber- um Risikofaktoren für einen erhöhten Antibiotikaein- mast» vom Erlös. Das Ziel der vorliegenden Studie war, satz und eine erhöhte Mortalität zu identifizieren.12,13 zu überprüfen, ob die Kälbermast mit dem FLK-System Der wichtigste Faktor, der mit einem Risiko für erhöhten im Vergleich zur IP-SUISSE-Labelmast wirtschaftlich Antibiotikaeinsatz assoziiert war, war der Zukauf von gleichwertig ist. So kann festgestellt werden, ob der MK zu Beginn der Mast (Odds Ratio (OR) = 8.9, Mehrwert des FLK-Systems, der nachgewiesenermassen p < 0.001).12 Auf Betrieben, die zusätzlich zu eigenen auf tieferem Antibiotikaeinsatz und höherem Tierwohl MK auch MK zukauften, war der erhöhte Antibioti- beruht, mit wirtschaftlichen Vorteilen oder Einbussen kaeinsatz vor allem mit einem durch mehrere Kälber- einhergeht. 204 SAT | ASMV 3 | 2021 Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions Material und Methoden datum und -ort, Geschlecht, Ohrmarkennummer, Vergleichende R asse, Transportdatum und Transportstrecke (wenn W irtschaftlichkeitsanalyse des Kälbermastsystems Betriebs- und Tierdaten zugekauft), Schlachtdatum und -ort, Schlachtgewicht «Freiluftkalb» und der Die Daten für die vorliegende Studie wurden im Rah- (SG) und Schlachtkörperqualität. Die FLKB und VB konventionellen IP-SUISSE- men der FLK-Studie zwischen Oktober 2016 und Juli unterschieden sich nicht hinsichtlich des Anteils zu Labelmast 2018 erhoben (Tierversuchsbewilligung BE 71/16).3 Auf gekaufter K älber (Mittelwert ± Standardabweichung) J. Becker et al. 19 FLKB wurden 900 Kälber gemästet. Das neue (FLKB: 62,7% ± 11,1, VB: 70,8% ± 18,1; p = 0.137), FLK-System beinhaltete den Zukauf von mindestens männlicher MK (FLKB: 77,2% ± 15,5, VB: 72,1% ± 14,5; 50% der MK aus benachbarten Herkunftsbetrieben, um p = 0.307), des Anteils an Milchrassen (FLKB: die Transportdauer auf ein Minimum (≤ 30 Minuten) zu 33,0% ± 30,1, VB: 27,0% ± 25,6; p = 0.511), Mastrassen- beschränken, und deren direkten Transport zum Mast- kreuzungen (FLKB: 37,8% ± 26,3, VB: 41,1% ± 23,2; betrieb in einem privaten Anhänger. Der gleichzeitige Transport mehrerer MK eines Herkunftsbetriebs war gestattet, jedoch nicht das Mischen von MK verschie- Tabelle 1: Schematische Darstellung der Rechenwege für den Deckungsbeitrag inklusive dener Herkunftsbetriebe während des Transports. Auf Maschinen, Bauten, Beiträge und Arbeit pro Mastplatz sowie für den Deckungsbeitrag diese Weise zugekaufte sowie auf FLKB geborene MK pro Arbeitskraftstunde für den Produktionszweig Kälbermast. wurden für mindestens drei Wochen in Einzelquaran- Deckungsbeitrag pro Mastplatz täne im Freien in Einzeliglus mit Auslauf gehalten. Zu Leistung (+), Beginn der Quarantäne wurden alle MK intranasal ge- Kosten (–), gen virale Lungenentzündungserreger geimpft (Rispoval Ergebnis (E) intranasal®, Zoetis, Rue de la Jeunesse 2, 2800 Delé- + Schlachterlös Schlachterlös geschlachteter Mastkälber mont, CH). Am Ende der Quarantäne wurden Gruppen – Tierverluste Tierverluste während der Mastperiode aus maximal zehn MK mit ähnlichem Körpergewicht E1 Leistung pro Mastkalb zusammengestellt und in einem Gruppeniglu mit über- – Remontierung Eigene und zugekaufte Mastkälber dachtem sowie eingestreutem Auslauf ebenfalls im Frei- Eigene Milch und zugekaufte Ergänzungs en gemästet. Die Vergleichsgruppe bestand aus 19 Käl- – Fütterung futter (Milchpulver, Mineralfutter, Viehsalz) bermastbetrieben, in denen nach höheren Tierwohl- und Tierarztleistungen, Impfungen und – Tiergesundheit Nachhaltigkeitsstandards als die gesetzlichen Standards Medikamente Kälber gemästet wurde (IP-SUISSE Label).11 Insgesamt Dokumente, Ohrmarken, Konfiskate, – Übriges produzierten die VB 1005 MK und wurden ebenso wie Stroh und Raufutter FLKB über mindestens ein Jahr beobachtet. Im Rahmen E2 Deckungsbeitrag pro Mastkalb der Labelproduktion mussten sie unter anderem folgen- mit Anzahl Um- Multiplikation de Voraussetzungen erfüllen: Der Zukauf von MK war triebe/Jahr erst ab einem Alter von drei Wochen gestattet, die ma- E3 Deckungsbeitrag pro Mastplatz* ximale Gruppengrösse betrug 40 MK im ReinRaus-Sys- – Mechanisierung Transporte und Tränkeautomatisierung tem und maximal 15 MK bei kontinuierlicher Bestos- – Bauten Stalleinrichtungen und Gebäude sung. Ausserdem mussten ≥50% der MK zugekauft zuteilbarer Anteil der Mastkälber an den + Beiträge werden (Studienvorgabe). Die Grundfläche für MK über Direktzahlungen 150 kg Lebendgewicht (LG) musste mindestens 4,5m 2/ – Arbeit Arbeit (Bewertung mit Lohnansatz) MK betragen, wovon 1,8m 2 eingestreut und 1,3m 2 Aus- Deckungsbeitrag inklusive Maschinen, Bauten, Beiträge und E4a senfläche (unüberdacht und dauerhaft zugänglich) sein A rbeitskraftstunden pro Mastplatz mussten. Pro MK waren mindestens 1000 kg frische Vollmilch zu vertränken, wobei zusätzliches Vertränken Deckungsbeitrag pro Mastplatz von Milchpulver gestattet war. Leistung (+), Kosten (–), Ergebnis (E) Die Grundfläche, die jedem MK zur Verfügung stand, war gleich gross in FLKB und VB. Daten auf Betriebse- E3 Deckungsbeitrag pro Mastplatz* bene wurden mithilfe eines umfangreichen Fragebogens – Mechanisierung Transporte und Tränkeautomatisierung erfasst. Daten auf Einzeltierebene wurden im Rahmen – Bauten Gebäude und Stalleinrichtungen von insgesamt 535 Betriebsbesuchen erfasst. Jeder Be- + Beiträge Anteil der Mastkälber an den Direktzahlungen trieb wurde mindestens einmal monatlich besucht, wo- durch Arbeitsauf- Division bei die Besuche jeweils von einer Person einer Gruppe wand in Stunden von drei Tierärzt/innen durchgeführt wurden. Daten E4b Deckungsbeitrag pro Arbeitskraftstunde auf Einzeltierebene wurden zusätzlich mithilfe der *D er Deckungsbeitrag pro Mastplatz ist Berechnungsgrundlage für den Deckungsbeitrag Tierverkehrsdatenbank (TVD) und elektronischer inklusive Maschinen, Bauten, Beiträge und Arbeitskraftstunden pro Mastplatz, sowie für Schlachtabrechnungen erfasst. Dazu zählten Geburts- den Deckungsbeitrag pro Arbeitskraftstunde Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS SAT | ASMV 3 | 2021 205
Originalarbeiten | Original contributions Tabelle 2: Gebäudekosten für die Kälbermast auf Freiluftkalbbetrieben (FLKB) und Vergleichsbetrieben (VB) pro Grossviehplatz (GVP)1 in CHF. Investions BK 2-Index 2017 FLK-GVP VB-GVP Kosten/GVP FLKB VB bedarf 20072 104,78% (6.875) (7.975) Baukonstruktion3 318 128,50 333 330,00 5 459,95 43 540,00 43 540,00 Güllesilo (Pos 4 3,3680) 56 395,00 59 090,00 967,90 6 650,00 7 720,00 6 650,00 7 720,00 Gülleleitung (Pos 3,4110) 1 953,00 2 050,00 33,58 230,00 270,00 230,00 270,00 Mistplatte (Pos 3,4630) 9 080,00 9 510,00 155,77 1 070,00 1 240,00 1 070,00 1 240,00 Auslauf Bodenplatte 3 239,60 3 390,00 3 390,00 3 390,00 (Pos 2,3910)5 FLKB Bodenplatte 13 706,00 14 360,00 14 360,00 14 360,00 (Pos 2,3910)6 Gebäude total 22 310,00 56 160,00 1Ein GVP ist der Platzbedarf einer Milch-, Mutter-, oder Ammenkuh oder eines Stieres > 500 kg 2per Baukostenindex (Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART: Baukostenerhebungen ART, Ettenhausen 2019) auf das Jahr 2017 hochgerechnet 3Reduzierter Wert auf Stallbauhülle des Rindviehstalls auf VB (aus: Preisbaukasten ART 2007, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Tänikon 2007) da Mastkälber nur einen Teil des Rindviehstalls beanspruchen. 4Pos (Position) = Identifikationscode des gewählten Bauelements aus dem Preisbaukasten 5Vorgeschriebene Auslauffläche von 1,3 m2 6Zusätzlich zur nötigen Grundfläche für die Einzel- und Gruppeniglus ist eine um 25% grössere Fläche für die Betonplatte veranschlagt worden, um A bstände und Manövrierraum für Tränken mit dem Milchtaxi zu gewährleisten Tabelle 3: Kosten für Stalleinrichtungen auf Freiluftkalbbetrieben (FLKB) und Vergleichsbetrieben (VB) in CHF. PBK1 2007 für BK3 -Index Kosten/MP Kälber MP 29 FLKB VB 20 MP 2 2017: 104,78% 5,00% Stalleinrichtung VB Kälbergruppenbucht 15 430,00 16 170,00 808,50 23 450,00 23 450,00 (Pos 4 2,1970) Stalleinrichtung FLKB exkl. MWST MWST inkl. MWST Anzahl Einzeliglus 4 55,10 8,0% 492,00 12 5 904,00 Gruppeniglus (inkl. Stützrad) 7 575,10 8,0% 8 181,00 2 16 362,00 Stalleinrichtung total 22 266,00 23 450,00 1Preisbaukasten ART 2007, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen 2007 2Mastplatz 3Baukostenindex aus Baukostenerhebenungen ART, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen 2019 4Pos (Position) = Identifikationscode des gewählten Bauelements aus dem Preisbaukasten p = 0.610), Zweinutzungsrassen (Kälber der Rassen Sim- der Leistung eines Produktionszweiges (Schlachterlös, mental, Fleckvieh, Braunvieh; FLKB: 29,3% ± 25,2, VB: hier pro MK) und den Kosten dieses Produktionszwei- 31,9% ± 19,1; p = 0.414), der mittleren Dauer der Mast- ges, wobei sowohl direkt zuteilbare Kosten (Futter, periode (in Tagen, FLKB: 121,2 ± 24,9, VB: 116,0 ± 26,1; Gesundheitskosten u. a., ebenfalls pro MK) als auch p = 0.603) sowie der mittleren Tagesmastleistung (in kg nur durch Aufschlüsselung zuteilbare Kosten (Maschi- LG, FLKB: 1,3 ± 0,2, VB: 1,4 ± 0,2; p = 0.244). Signifi- nen-, Gebäudekosten u. a., hier pro Mastplatz (MP)) kante Unterschiede zwischen FLKB und VB existierten berücksichtigt wurden.16 Auch Kosten, die für ein ein- hinsichtlich der Anzahl gemästeter Kälber pro 365 Ta- zelnes MK entweder gar nicht oder aber vollständig gen (FLKB: 41,0 ± 11,3, VB: 53,6 ± 11,8; p = 0.002), der anfallen (Transport vom Herkunftsbetrieb zum Mast- Mortalität (FLKB: 3,1% ± 2,3, VB: 6,3% ± 4,9; betrieb, Tierverluste, Kadaverentsorgung) wurden an- p = 0.020), der mittleren Behandlungsinzidenz (in Tagen teilsmässig pro MK umgelegt. Der Auf bau der unter antibiotischer Behandlung; FLKB: 5,9 ± 6,5, VB: DB-Rechnung erfolgte schrittweise und ist in Tabelle 31,5 ± 27,4; p < 0.001), der Anzahl behandelter MK 1 dargestellt: Ergebnis (E) 1) Leistung pro MK; E2) DB (FLKB: 15,1% ± 11,5, VB: 56,0% ± 24,3; p < 0.001) und pro MK; E3) DB pro MP; E4a) DB inkl. für die Käl- der mittleren Anzahl Behandlungen pro behandeltes bermast nötige Maschinen, Gebäude, Tierwohlbeiträge MK (FLKB: 1,7 ± 0,6, VB: 2,4 ± 0,9; p = 0.004). und Arbeitskraftstunden (Akh) pro MP sowie E4b) DB inkl. für die Kälbermast nötige Maschinen, Gebäude Berechnung des Deckungsbeitrages und Tierwohlbeiträge pro Akh. Der Begriff «Mast- Der in der vorliegenden Studie berechnete DB ist eine platz» wurde als derjenige Stallplatz definiert, der pro durch Modellrechnung ermittelte Differenz zwischen Jahr von Kälbern belegt werden kann. Die Anzahl der 206 SAT | ASMV 3 | 2021 Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions Mastplätze wurde auf Betriebsebene als mögliche ma- Tierverluste Vergleichende ximale Anzahl gleichzeitig anwesender lebendiger Käl- Der Verlust aufgrund von verendeten MK, die nicht der W irtschaftlichkeitsanalyse des Kälbermastsystems ber definiert. Der Auf bau der DB-Rechnung wurde in Schlachtung zugeführt wurden und somit keinen «Freiluftkalb» und der beiden Varianten des DB gleich umgesetzt: Variante Schlachterlös erzielten, wurde pro MK umgelegt. Dazu konventionellen IP-SUISSE- «real» (Vr), und Variante «standardisiert» (Vs). Inner- wurde der Anteil verendeter MK an allen MK errechnet, Labelmast halb beider Varianten wurde, sofern nicht anders an- dieser mit dem mittleren Schlachterlös multipliziert und J. Becker et al. gegeben, jeweils dieselbe Methodik für FLKB und VB das Ergebnis vom mittleren Schlachterlös subtrahiert angewendet. In Vr wurden der reale Erlös (Schlachter- (d.h. der theoretische Schlachterlös, der durch den ver- lös) und die realen Kosten der teilnehmenden Betriebe endeten Anteil eines MK nicht erzielt werden konnte) berücksichtigt, sofern diese verfügbar waren. In Vs (Z2). Da weder auf FLKB noch auf VB Frühschlachtun- wurden neben Erlös und Kosten auch die Mengen (z. B. gen durchgeführt wurden, wurde keine entsprechende SG) standardisiert. Durch diese Standardisierung aller Position in die Berechnung aufgenommen.1 Positionen, in denen keine systembedingten Unter- schiede bestehen, können marktwirtschaftliche Kons- Kosten für den Zukauf von MK tellationen für zukünftige Kosten und Erlöse model- Der Zukaufpreis von MK wurde auf Basis der von Pro- liert werden. viande publizierten «Wochenpreise Tränkekälber», dem Zukaufdatum (für zugekaufte MK) bzw. dem Datum Die Rechnungen wurden mit Microsoft Excel® durch- des Mastbeginns (für am Betrieb geborene MK) sowie geführt (Microsoft, Redmont, WA, USA). Alle Varian- dem standardisierten Zukaufgewicht für Schweizer MK ten des DB wurden auf Ebene der Haltungssysteme von 72,1 kg LG errechnet.1,21,23 Der Zeitpunkt des Mast- (FLKB und VB) in Schweizer Franken (CHF) berechnet. beginns eigener MK entsprach dem mittleren Zukaufal- Auf Einzeltierebene erhobene Daten wurden zuerst auf ter der zugekauften MK desselben Mastbetriebs. Auf VB Ebene des jeweiligen Kälbermastbetriebs und anschlie- entsprach der so ermittelte Wert den Kosten für den ssend auf Ebene des Haltungssystems durch Berechnung Zukauf aller MK, da ausschliesslich über den Kälber- der jeweiligen Mittelwerte aggregiert. Die Begriffe LG, handel zugekauft wurde. Auf FLKB entfiel durch den Totgewicht (TG) und SG wurden wie folgt definiert: LG: Direktzukauf die Dienstleistung des Kälberhandels, Körpergewicht vor Tod oder Schlachtung, entspricht wodurch ein um 0.50 CHF tieferer Zukaufpreis pro kg SG/0.56; TG: entspricht LG nach Tod; SG: Gewicht des LG bei MK angenommen wurde. Sowohl auf VB als Schlachtkörpers nach Schlachtung (Fleisch und Kno- auch auf FLKB wurde die betriebseigene Produktion chen, exkl. Schlachtabfälle).1,21 von MK (interne Lieferung) gemäss folgender Annahme verrechnet. Es wurden die gleichen Produktionskosten Variante «real» der Deckungs wie für zugkaufte MK abzüglich 1.50 CHF/kg LG an- beitragsrechnung genommen (Z4, Z5). Schlachterlös Der Schlachterlös, der den Tierhaltenden ausgezahlt Futterkosten wurde, berechnete sich auf Einzeltierebene mithilfe von Die eingesetzte Milch- und Milchpulvermenge wurde SG, Schlachtdatum und den wöchentlich von der Bran- im Rahmen der monatlichen Betriebsbesuche erfasst. chenorganisation «Proviande» publizierten Kilopreisen Als Preis für die Produktion eigener Milch wurde der für Kalbfleisch ab Schlachtung. Der Schlachterlös wur- Basismilchpreis aus dem DB-Katalog 2018 eingesetzt de auf Einzeltierebene unter Berücksichtigung allfälliger (0.55 CHF/kg Vollmilch) (Z7).7 Als Preis für das Milch- Gewichts-, Alters-, Fettabdeckungs- und Rotfleischab- pulver wurde der mittlere Kaufpreis aus dem DB-Kata- züge gemäss den Einkaufsbedingungen errechnet, die log 2018 verwendet (3.48 CHF/kg Milchpulver) (Z8). für das jeweilige MK in der jeweiligen Woche seitens Die Mengen an Mineralfutter und Viehsalz wurden Micarna AG galten.14,18 Ausserdem wurden allfällige nicht erfasst und daher pauschal mit je 2 kg für jedes Zuschläge (TerraSuisse-Prämie bzw. Qualitätszuschläge MK angenommen. Als Preise wurden 1.60 CHF/kg bei Taxierungen gemäss CH-TAX-Klassifizierung > T) bzw. 0.50 CHF/kg aus dem DB-Katalog 2018 verwendet und allfällige Abzüge (Qualitätsabzüge bei Taxierun- (Z9, Z10). gen < T) auf Einzeltierebene einberechnet.17 Die einzel- nen Positionen (Pos) sind in den Tabellen 5–6 darge- Reduktion der Tränke- und Futterkosten stellt. Die Pos zum Schlachterlös ist in Spalte «Position» durch Tierverluste dargestellt, Zeile 1 (Z1). Die Wochenpreise pro kg SG Da verendete MK keine vollständige Mastperiode ab- für Kälber, die laufend von der Branchenorganisation solvieren, verursachen sie keine vollständigen Tränke- «Proviande» veröffentlicht werden, waren in den Studi- und Futterkosten. Die eingesparten Kosten berechneten enjahren wie folgt (Angaben für Taxierung T3, in CHF, sich mithilfe eines Faktors (Anteil nicht-absolvierter Mittelwert ± Standardabweichung): 2016: 14,90 ± 1,52, Masttage an der Gesamtzahl der Masttage geschlachte- 2017: 15,81 ± 1,19, 2018: 15,69 ± 1,12). ter MK auf Betriebsebene, d. h. der Anteil der Mastpe- Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS SAT | ASMV 3 | 2021 207
Originalarbeiten | Original contributions Vergleichende riode eines MK für den keine Tränke- und Futterkosten Studie ergibt sich ein Entsorgungspreis von 1.70 CHF/ W irtschaftlichkeitsanalyse entstehen). Dieser Faktor ergab durch Multiplikation kg TG. Die Kosten der Kadaverentsorgung pro MK des Kälbermastsystems «Freiluftkalb» und der mit den Bruttofutterkosten eines MK die Einsparung berechnete sich mithilfe eines Faktors (Anteil des ge- konventionellen IP-SUISSE- pro MK (Z11). schätzten kumulierten TG der verendeten MK am ge- Labelmast schätzten kumulierten LG aller MK zum Zeitpunkt der J. Becker et al. Behandlungskosten geplanten Schlachtreife). Dieser Faktor, also der theo- Als Preis eines Tierarztbesuches wurden 50.00 CHF in retische Anteil eines MK, der der Kadaverentsorgung Absprache mit der Gesellschaft Schweizer Tierärztin- zugeführt wird, multipliziert mit dem mittleren LG der nen und Tierärzte (GST) angenommen (persönliche geschlachteten MK zum Zeitpunkt der Schlachtung Kommunikation C. Peter) (Z13). Da der Anteil tierärzt- und dem Entsorgungspreis pro kg TG, ergab die vor- lich behandelter MK auf FLKB tiefer war als auf VB läufigen Kosten der Kadaverentsorgung pro MK. Da (Spalte «Anteil», Z13), wurde angenommen, dass auf die Kadaverentsorgung teilweise auf Kantonsebene und FLKB pro Besuch weniger MK behandelt wurden teilweise auf Ebene der Gemeinde organisiert wird und (FLKB: 2 MK/Besuch, VB: 4 MK/Besuch). Der Preis die Kostenübernahme von 0–100% reicht, sind pau- einer Behandlung war basierend auf den Tierarztrech- schal 50% der vorläufigen Kosten angenommen wor- nungen nicht eindeutig ermittelbar und wurde auf den, um die endgültigen Entsorgungskosten zu erhal- 40.00 CHF geschätzt, was von der GST als plausibel ten (Z22). bewertet wurde (persönliche Kommunikation C. Peter) (Z14, Z15). Der mittlere Preis einer Impfdosis belief sich Vom Deckungsbeitrag pro MK zum Deckungs bei FLKB auf 11.59 CHF, was auch für die Impfungen beitrag pro Mastplatz auf VB angenommen wurde (Z16). Der Deckungsbeitrag pro MK entstand durch Subtrak- tion der direkt zuteilbaren Kosten pro MK von der Leis- Kosten für Begleitdokumente, Wiegen, tung pro MK (Z25). Da die nächste Rechenstufe Kos- Konfiskate und Ohrenmarken tenfaktoren betrifft, die nicht pro Tier, sondern pro Menge und Kosten für Begleitdokumente, Wiegen, Kon- Mastplatz anfallen (Anteile an fixen Strukturkosten wie fiskate und Ohrenmarken wurden aus dem DB-Katalog Maschinen, Bauten), musste der Deckungsbeitrag pro 2018 übernommen (Z18, Z19).7 MK in einen Deckungsbeitrag pro Mastplatz umgerech- net werden (Z26). Dazu wurde der Deckungsbeitrag pro Kosten für Einstreu MK mit der Anzahl Umtriebe pro Jahr multipliziert. Die Erfassung des Strohbedarfs war aufgrund fehlender Die Anzahl Umtriebe für FLKB und VB wurde durch Wiegeeinrichtungen nicht möglich und wurde daher Division der Anzahl MK pro Jahr durch die Anzahl der durch die Tierhaltenden geschätzt. Gemäss den Anga- Mastplätze bestimmt. ben der Tierhaltenden auf FLKB ist der Strohbedarf mit Implementierung des FLK-Systems gestiegen. Daher Transportkosten wurde ein 1,5-fach höherer Strohverbrauch auf FLKB Die Transportkosten für FLKB pro Mastplatz setzten gegenüber VB angenommen. Als Ausgangswert für sich aus der mittleren Anzahl gleichzeitig transportier- Mengen und Preise des Strohs auf VB wurden die Wer- ter MK (1,64 MK/Transport), der mittleren Transport- te aus dem DB-Katalog 2018 eingesetzt (2 Dezitonnen strecke (18,96 km), den Kosten für die Nutzung eines (dt) Trockensubstanz (TS) Stroh/MK, 18.50 CHF/dt) PWs (0.63 CHF/km gemäss TCS-Kilometerkosten) und (Z20). eines Viehanhängers (1.20 CHF/km) sowie der mittleren Anzahl der Mastplätze und dem mittleren Anteil zuge- Kosten für Heu kaufter MK auf FLKB zusammen (Z27).9 Die Transport- Die Erfassung des Heuverbrauchs war aufgrund fehlen- kosten für zugekaufte MK auf VB sind in den Kosten der Wiegeeinrichtungen nicht möglich. Menge und für den Tierzukauf inkludiert, da MK frei Hof geliefert Kosten für Dürrfutter in der Kälbermast wurden aus werden (Z5). dem DB-Katalog 2018 übernommen (0,4 dt TS Dürr- futter/MK, 34.00 CHF/dt) (Z21). Tränkeinrichtungen und Kosten für Tränkeeinrichtungen Kosten für Kadaverentsorgung Auf allen VB wurden fest installierte Tränkeautomaten Der Preis der Kadaverentsorgung wurde basierend auf verschiedener Hersteller und Ausstattungen verwendet, den Angaben der GZM Extraktionswerk AG (3250 deren Preise nicht erfasst wurden. Für VB wurden der Lyss, CH) ermittelt, da diese die Entsorgung von Tier- mittlere Preis für Tränkeautomaten mit automatischer kadavern aus sechs Kantonen gewährleistet.10 Aus den Dosierung (Transpondertechnik) und ad-libitum-Füt- pauschalen Transportkosten (225.00 CHF/MK), den terung eingesetzt (12 170.00 CHF/Stück, Offerten von: Entsorgungskosten pro kg TG (0.29 CHF/kg) sowie Wirth Fütterungsechnik AG, 5607 Hägglingen, CH) dem mittleren TG der verendeten MK der vorliegenden (Z28). Auf allen FLKB wurde der baugleiche Typ eines 208 SAT | ASMV 3 | 2021 Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions kommerziell erhältlichen halbautomatischen Fütte- schreibungssatz wurde für feste Stallbauten (inkl. Bo- Vergleichende rungsroboters verwendet («Milchtaxi», Holm&Laue, denplatten) mit 4% eingesetzt (erwartete Lebensdauer W irtschaftlichkeitsanalyse des Kälbermastsystems Westerrönfeld, DE). Der Verkaufspreis für Einzelkun- bzw. Abschreibezeit 25 Jahre) (Z32), bei mobilen Stal- «Freiluftkalb» und der den lag gemäss des Schweizer Lieferanten für Milchta- leinrichtungen mit 10% (Lebensdauer bzw. Abschreibe- konventionellen IP-SUISSE- xis pro Stück bei 8 500 CHF (Aubry Matériel SA, 2802 zeit 10 Jahre) (Z33). Auf 19 FLKB standen 19 baugleiche Labelmast Develier, CH) (Z29). Die Kosten pro Mastplatz setzten Einrichtungen, die im Rahmen des FLK-Projekts bereit- J. Becker et al. sich aus der mittleren Anzahl Mastplätze, dem Inves- gestellt wurden zur Verfügung: 12 Einzeliglus mit un- titionspreis sowie dem Kostenansatz für Abschreibung, überdachtem Auslauf (gesamte Grundfläche 4,1 m 2), 2 Reparaturen und Unterhalt (13%) zusammen.6 Gruppeniglus (13,5 m 2 ) mit Auslauf (überdacht mit Antitropfbeschichtung, 32,5 m 2), Fressgitter (10 Plätze), Kosten für Gebäude und Stalleinrichtungen Tränkekessel (32 Stück) sowie eine Heizung für die Was- Um die Kosten für Stallbauten und Stalleinrichtungen serzufuhr. Durch den Studienauf bau waren die Kosten zu schätzen, wurden Investitionspauschalen aus der für die Stalleinrichtungen auf FLKB genau bekannt «Baukostensammlung für landwirtschaftliche Betriebs- (Z33); eine detaillierte Übersicht der Kosten für Gebäu- gebäude» eingesetzt.8 Dafür sind die Kosten einer durch- de und deren Einrichtungen ist in Tabelle 2 bzw. 3 dar- schnittlichen Ausstattung aus dem Jahr 2007 eingesetzt gestellt. und mithilfe des Baukostenindex für das Studienjahr 2017 hochgerechnet worden.8 Die auf VB eingesetzten Tierwohlbeiträge Materialen für Stallbauten und Stalleinrichtungen vari- Die staatlichen Tierwohlbeiträge des sog. «Regelmässi- ierten erheblich zwischen den einzelnen VB. Der Ab- ge[n] Auslauf[s] im Freien» (RAUS)-Programms werden Tabelle 4: Übersicht über zwei Varianten vergleichender Deckungsbeiträge1 (DB) auf Freiluftkalbbetrieben (FLKB) und Ver- gleichsbetrieben (VB) von 2016–2018: Mengen und Preise aus Freiluftkalbversuch (Variante «real»); Mengen und Preise aus allgemeiner Statistik (Variante «standardisiert»). Variante «real» Variante «standardisiert» FLKB VB FLKB VB Mittlere Anzahl Mastplätze 25,21 28,95 25,00 25,00 Mittlere Anzahl Umtriebe pro Jahr 1,62 1,87 2,20 2,50 Bruttoleistung Schlachterlös2 /MK3 1 818,90 1 997,49 1 666,60 1 791,80 Tierverluste –55,84 –125,64 –28,30 –62,70 Leistung (Ertrag) je MK 1 763,06 1 871,85 1 638,30 1 729,10 Remontierungskosten 438,00 504,07 502,20 576,00 Fütterungskosten 1 028,61 1 019,89 907,60 882,20 Gesundheitskosten 37,95 129,03 17,40 60,00 Übrige Kosten 93,32 79,41 93,30 79,60 Direktkosten je MK 1 597,88 1 732,40 1 520,50 1 597,80 DB je Mastkalb 165,18 139,45 117,80 131,30 Deckungsbeitrag je MP4 und Jahr 267,77 260,98 259,20 328,30 Kosten Maschinen je MP 66,19 54,58 75,50 63,30 DB inkl. Maschinenkosten je MP 201,58 206,40 183,70 265,00 Kosten Stallbau und -einrichtungen je MP 123,83 158,40 124,90 183,90 DB inkl. Maschinen und Bauten je MP 77,75 48,00 58,80 81,10 Tierwohlbeiträge je MP 48,10 48,10 48,10 48,10 DB inkl. Maschinen, Bauten und Beiträge je MP 125,85 96,10 106,90 129,20 Arbeitskosten je MP 506,11 340,80 666,40 448,00 DB inkl. Maschinen, Bauten, Beiträge, Arbeit je MP –380,26 –244,70 –559,50 –318,80 DB inkl. Maschinen, Bauten und Beiträge je MP 125,85 96,10 106,90 129,20 Akh5 pauschal pro MP 18,08 12,17 23,80 16,00 DB inkl. Maschinen, Bauten und Beiträge je Akh 6,96 7,90 4,49 8,08 1Deckungsbeiträge 2018, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und Agridea, Lindau, Lausanne, Frick, CH, 2018; 2enthältallfällige Gewichts-, Fettabdeckungs-, Alters- und Rotfleischabzüge 3MK: Mastkalb; 4MP: Mastplatz 5Akh: Arbeitskraftstunde Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS SAT | ASMV 3 | 2021 209
Originalarbeiten | Original contributions Tabelle 5: Variante «real» des vergleichenden Deckungsbeitrags1 (DB) für 19 Freiluftkalbbetriebe (FLKB) und 19 Vergleichsbetriebe (VB) für die Jahre 2016–2018 basierend auf Mengen und Preisen aus der Freiluftkalb-Studie (in CHF). Position FLKB VB Anteil Menge Preis Total Anteil Menge Preis Total 1 Schlachterlös 2 /MK3 (kg SG) 100,00% 125,80 14,46 1 818,90 100,00% 128,46 15,55 1 997,49 Tierverluste (in % der 2 –3,07% 1 818,90 –55,84 –6,29% 1 997,49 –125,64 Brutto-Leistung) 3 Leistung (Ertrag) je MK 1 763,06 1 871,85 4 Tränkekälber, eigene (kg LG) 37,33% 72,10 5,68 152,86 29,16% 72,10 6,63 139,40 5 Tränkekälber, Zukauf (kg LG) 62,67% 72,10 6,31 285,14 70,84% 72,10 7,14 364,67 6 Remontierungskosten total 438,00 504,07 7 vertränkte Milch (kg) 1 319,33 0,55 725,63 1 432,71 0,55 787,99 8 Milchpulver (kg) 90,71 3,48 315,68 73,41 3,48 255,46 9 Mineralfutter (kg) 2,00 1,60 3,20 2,00 1,60 3,20 10 Viehsalz (kg) 2,00 0,50 1,00 2,00 0,50 1,00 Minderkosten Tierverluste 11 –1,62% 1 045,51 –16,90 –2,65% 1 047,65 –27,76 (in % Fütterungskosten) 12 Fütterungskosten total 1 028,61 1 019,89 13 Tierarzt (Anzahl Besuche/MP) 15,10% 0,83 50,00 6,28 56,00% 0,61 50,00 17,02 14 Tierarzt (Anzahl Behandlungen) 15,10% 1,66 40,00 10,04 56,00% 2,43 40,00 54,48 15 Medikamente (Behandlungen) 15,10% 1,66 40,00 10,04 56,00% 2,43 40,00 54,48 16 Impfungen (Behandlungen) 100,00% 1,00 11,59 11,59 26,32% 1,00 11,59 3,05 17 Gesundheitskosten total 37,95 129,03 Begleitdokumente, Waaglohn, 18 1,00 14,00 14,00 1,00 14,00 14,00 Konfiskate (pauschal) 19 Ohrenmarken, TVD (pauschal) 1,00 6,00 6,00 1,00 6,00 6,00 20 Stroh (dt4 TS) 3,00 18,50 55,50 2,00 18,50 37,00 21 Dürrfutter eigen (dt TS) 0,40 34,00 13,60 0,40 34,00 13,60 Kadaverentsorgung 22 1,11% 224,65 1,70 4,22 2,26% 229,40 1,70 8,81 (kg TG × Kosten) 23 Übrige Kosten total 159,10 93,32 79,41 24 Direktkosten je MK 1 597,88 1 732,40 25 Deckungsbeitrag (DB) je MK Mittlere Umtriebe/MP: 1,62 165,18 Mittlere Umtriebe/MP: 1,87 139,45 26 Deckungsbeitrag je MP 5 und Jahr Mittlere Anzahl MP: 25,21 267,77 Mittlere Anzahl MP: 28,95 260,98 27 Transportkosten (km) 61,95% 18,96 1,90 22,32 0,00 standardmässig pro Grossvieheinheit (GVE) und Tierka- beobachtung, u. a.) oder seltener (Misten, Desinfektion, tegorie ausgezahlt und konnten so den MK zugeordnet u. a.) sofern möglich getrennt erfasst. Damit konnte die werden.5,24 Gemäss der Verordnung über landwirtschaft- mittlere Anzahl Akh für FLKB und VB berechnet wer- liche Begriffe und die Anerkennung von Betriebsformen den. Als kalkulatorischer Stundenlohn für die eigene entsprechen 0,13 GVE einem MK (Tiere der Rindergat- Arbeit wurde der innerlandwirtschaftliche Lohnansatz tung bis 160 Tage). 24 Im Rahmen des Versuchs waren alle von 28.00 CHF eingesetzt (Z39).9 Betriebe bezugsberechtigt, wobei es sich bei FLKB durch die nicht RAUS-konforme Auslaufüberdachung formal Variante «standardisiert» der Deckungs- um sog. RAUS-Ersatzzahlungen in gleicher Höhe handel- beitragsrechnung te. Die Beiträge für MK beliefen sich pro Mastplatz auf Mengen und Preise wurden standardisiert und entspra- 13% der Beiträge für eine GVE (370.00 CHF/Jahr) (Z37). chen für VB den Werten, die im DB-Katalog 2018 pub- liziert wurden. Sie sind ebenso in Tabelle 6 aufgeführt. Arbeitskosten Für die Mengen bzw. Preise folgender Positionen wurden Alle Tierhaltenden machten Angaben über die Dauer auf FLKB nicht die Werte des DB-Katalogs, sondern ihrer verrichteten Arbeit für die Kälbermast. Dabei wur- proportional angepasste Werte eingesetzt, da es sich um den Arbeiten die zweimal täglich (Tränken, Füttern, offensichtliche systemische Unterschiede handelte. Pro- u. a.), einmal täglich (Fütterungsautomat waschen, Tier- portional zum Unterschied zwischen FLKB und VB aus 210 SAT | ASMV 3 | 2021 Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions Position FLKB VB Anteil Menge Preis Total Anteil Menge Preis Total 28 Kosten Tränkeautomat 0,00 3,45% 13,00% 12 170,00 54,58 29 Kosten Milchtaxis 3,97% 13,00% 8 500,00 43,87 0,00 30 Kosten Maschinen total 66,19 54,58 31 DB inkl. Maschinenkosten je MP 201,58 206,40 32 Kosten Gebäude 3,97% 4,00% 22 310,00 35,43 3,45% 4,00% 56 160,00 77,50 33 Kosten Stalleinrichtungen 3,97% 10,00% 22 266,00 88,40 3,45% 10,00% 23 450,00 80,90 Kosten Gebäude und Stall 34 123,83 158,40 einrichtungen total DB inkl. Maschinen und Bauten 35 77,75 48,00 je MP RAUS-Beträge (pro GVE6 36 100,00% 0,13 370,00 48,10 100,00% 0,13 370,00 48,10 und MP) 37 Tierwohlbeiträge total 48,10 48,10 DB inkl. Maschinen, Bauten und 38 125,85 96,10 Beiträge je MP Arbeitskosten gem, Ansatz 39 3,97% 455,3 28,00 506,11 3,45% 352,8 28,00 340,80 pro MP 40 Arbeitskosten total 506,11 340,80 DB inkl. Maschinen, Bauten, 41 –380,26 –244,70 Beiträge, Arbeit je MP DB inkl, Maschinen, Bauten und 42 125,85 96,10 Beiträge je MP 43 Akh7 pauschal pro MP 3,97% 455,3 18,08 3,45% 352,8 12,17 DB inkl. Maschinen, Bauten 44 6,96 7,90 und Beiträge je Akh 1Deckungsbeiträge 2018, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und Agridea, Lindau, Lausanne, Frick, CH, 2018; 2enthält allfällige Gewichts-, Fettabdeckungs-, Alters- und Rotfleischabzüge 3MK: Mastkalb; 4dt: Dezitonne 5MP: Mastplatz 6GVE: Grossvieheinheit (entspricht einer Kuh, aus: Verordnung über landwirtschaftliche Begriffe und die Anerkennung von Betriebsformen) 7Akh: Arbeitskraftstunde Positionen, die in Variante «real» kursiv gedruckt sind, stellen Positionen dar, deren Mengen oder Preise auf Annahmen basieren Vr wurden bei FLKB tiefere Werte für Tierverluste, Zu- rung wurde auf relevante Dezimalstellen gerundet. So kaufanteil AA-MK, kg vertränkte Milch, Minderkosten wurde die Transportstrecke pro transportiertes MK auf Tierverluste, Kadaverentsorung und mittlere Anzahl von 18,96 auf 19 km, die Anzahl der Mastplätze auf von Umtriebe/Jahr eingesetzt. Höhere Werte wurden bei 25,21 auf 25,0 (FLKB) bzw. von 28,95 auf 29,0 (VB) und FLKB für den Anteil eigener MK, Zukaufsanteil A-MK, der Anteil der Kadaverentsorgung von 1,11% auf 1,1% kg Milchpulver sowie Transport- und Arbeitskosten ein- (FLKB) bzw. 2,26% auf 2,3% auf- bzw. abgerundet. Die gesetzt. Diese Werte wurden auf Basis der Werte des Gebäude- und Stalleinrichtungsinvestitionen wurden auf DB-Katalogs berechnet, indem sie im gleichen prozen- die Hunderterstelle gerundet. Die Berechnung der Kos- tualen Verhältnis wie in der FLK-Studie eingesetzt wur- ten für Gebäude, Stalleinrichtungen sowie Tierwohlbei- den (z. B. FLKB bzw. VB: 2,2 bzw. 2,5 Umtriebe/Jahr träge orientierte sich an der Anzahl der Mastplätze. (–13%); 1,7% bzw. 3,5% Mortalität (–48%); 17.40 CHF bzw. 60.00 CHF Gesundheitskosten/MK (–71%), 23,7 bzw.: 16,0 Akh/Mastplatz (+ 48%)). Da der DB-Katalog Ergebnisse keine Preise für MK von Zweinutzungsrassen vorsieht, wurden unter Beibehaltung der realen Zukaufanteile von Deckungsbeitrag Variante «real» A- und AA-MK die MK der Zweinutzungsrassen diesen Der DB pro Mastplatz und Jahr inkl. Kosten für Ma- Kategorien zugerechnet. Aus Gründen der Standardisie- schinen, Gebäude, Stalleinrichtungen, Tierwohlbeiträge Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS SAT | ASMV 3 | 2021 211
Originalarbeiten | Original contributions Tabelle 6: Variante «standardisiert» des vergleichenden Deckungsbeitrags1 (DB) für 19 Freiluftkalbbetriebe (FLKB) und 19 Vergleichsbetriebe (VB) für die J ahre 2016–2018 basierend auf Mengen und Preisen aus der allgemeinen Statistik (Deckungsbeitragskatalog1 in CHF). Position FLKB VB Anteil Menge Preis Total Anteil Menge Preis Total 1 Schlachterlös 2 /MK3 (kg SG) 100,0% 124,00 13,44 1 666,60 100,0% 124,00 14,45 1 791,80 Tierverluste (in % der 2 –1,7% 1 666,60 –28,30 –3,5% 1 791,80 –62,70 Brutto-Leistung) 3 Leistung (Ertrag) je MK 1 638,30 1 729,10 4 Tränkekälber, eigene (kg LG) 37,0% 72,00 4,50 119,90 29,0% 72,00 5,00 104,40 5a Tränkekälber, Zukauf A (kg LG) 29,0% 72,00 6,00 125,30 28,0% 72,00 6,50 131,04 5b Tränkekälber, Zukauf AA (kg LG) 34,0% 72,00 10,50 257,00 43,0% 72,00 11,00 340,56 6 Remontierungskosten total 502,20 576,00 7 vertränkte Milch (kg) 1 043,00 0,55 573,70 1 133,00 0,55 623,20 8 Milchpulver (kg) 99,00 3,48 344,50 80,00 3,48 278,40 9 Mineralfutter (kg) 2,00 1,60 3,20 2,00 1,60 3,20 10 Viehsalz (kg) 2,00 0,50 1,00 2,00 0,50 1,00 Minderkosten Tierverluste 11 –1,6% 922,40 –14,80 –2,6% 905,80 –23,60 (in % Fütterungskosten) 12 Fütterungskosten total: 907,60 882,20 13 Tiergesundheit pauschal 29,0% 60,00 17,40 100,0% 60,00 60,00 14 15 16 17 Gesundheitskosten total 17,40 60,00 Begleitdokumente, Waaglohn, 18 1,00 14,00 14,00 1,00 14,00 14,00 Konfiskate (pauschal) 19 Ohrenmarken, TVD (pauschal) 1,00 6,00 6,00 1,00 6,00 6,00 20 Stroh (dt4 TS) 3,00 18,50 55,50 2,00 18,50 37,00 21 Dürrfutter eigen (dt4 TS) 0,40 34,00 13,60 0,40 34,00 13,60 Kadaverentsorgung 22 1,1% 225,00 1,70 4,20 2,3% 229,00 1,70 9,00 (kg TG × Kosten) 23 Übrige Kosten total: 93,30 79,60 24 Direktkosten je Tier 1 520,50 1 597,80 25 Deckungsbeitrag je MK Mittlere Umtriebe / MP: 2,2 117,80 Mittlere Umtriebe / MP: 2,5 131,30 26 Deckungsbeitrag MP 5 und Jahr Mittlere Anzahl MP: 25,0 259,20 Mittlere Anzahl MP: 25,0 328,30 sowie für die Akh betrug für Vr auf FLKB –380.26 CHF Diskussion und auf VB –244.70 CHF. Der DB pro Akh belief sich auf 6.96 CHF/Akh auf FLKB und 7.90 CHF/Akh auf Die Berechnung des vergleichenden DB hat innerhalb VB. Die detaillierten Ergebnisse sind in Tabelle 5 dar- seiner Varianten keine wesentlichen Unterschiede zwi- gestellt. Negative DB signalisieren, dass die Kosten des schen dem FLK-Betrieben und den VB pro Akh Betriebszweigs nicht mit dem Erlös des Betriebszweigs ergeben. Es ist daher davon auszugehen, dass die Käl- gedeckt werden können. bermast gemäss FLK-System, das mit tieferem Anti- biotikaeinsatz und tieferer Mortalität im Vergleich zu Deckungsbeitrag Variante «standardisiert» VB assoziiert ist, wirtschaftlich gleichwertig ist. Der Der DB pro Mastplatz Jahr inkl. Kosten für Maschi- negative DB pro Mastplatz inkl. Kosten für Maschi- nen, Gebäude, Stalleinrichtungen, Tierwohlbeiträge nen, Gebäude, Stalleinrichtungen, Tierwohlbeiträge sowie für die Akh von Vs belief sich auf FLKB auf sowie für die Akh in beiden Haltungssystemen und –559.50 CHF und auf VB auf –318.80 CHF. Der DB beiden Berechnungsvarianten zeigte, dass auf Basis der pro Akh belief sich auf 4.49 CHF auf FLKB und 8.08 erfassten und eingesetzten Mengen und Preise keine auf VB (Tabelle 6). Kostendeckung mit dem Produktionszweig Kälber- mast möglich war. Insbesondere der landwirtschaftli- 212 SAT | ASMV 3 | 2021 Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS
Originalarbeiten | Original contributions Position FLKB VB Anteil Menge Preis Total Anteil Menge Preis Total 27 Transportkosten (km) 86,6% 19,00 1,90 31,30 0,00 28 Kosten Tränkeautomat 0,00 4,0% 13,0% 12 170,00 63,30 29 Kosten Milchtaxis 4,0% 13,0% 8 500,00 44,20 0,00 30 Kosten Maschinen total 75,50 63,30 31 DB inkl. Maschinenkosten je MP 183,70 265,00 32 Kosten Gebäude 4,0% 4,0% 22 300,00 35,70 4,0% 4,0% 56 200,00 89,90 33 Kosten Stalleinrichtungen 4,0% 10,0% 22 300,00 89,20 4,0% 10,0% 23 500,00 94,00 Kosten Gebäude und Stall 34 124,90 183,90 einrichtungen total DB inkl. Maschinen und Bauten 35 58,80 81,10 je MP RAUS-Beträge (pro GVE6 36 100,0% 0,13 370,00 48,10 100,0% 0,13 370,00 48,10 und MP) 37 Tierwohlbeiträge total 48,10 48,10 DB inkl. Maschinen, Bauten und 38 106,90 129,20 Beiträge je MP 39 Arbeitskosten pauschal pro MP 23,8 28,00 666,40 16,0 28,00 448,00 40 Arbeitskosten total 666,40 448,00 DB inkl. Maschinen, Bauten, 41 559,50 –318,80 Arbeit, Beiträge je MP DB inkl. Maschinen, Bauten und 42 106,90 129,20 Beiträge je MP 43 Akh7 pauschal pro MP 100,0% 23,8 23,80 100,0% 16,0 16,00 DB inkl. Maschinen, Bauten und 44 4,49 8,08 Beiträge je Akh 1Deckungsbeiträge 2018, Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) und Agridea, Lindau, Lausanne, Frick, CH, 2018; 2enthält allfällige Gewichts-, Fettabdeckungs-, Alters- und Rotfleischabzüge 3MK: Mastkalb; 4dt: Dezitonne 5MP: Mastplatz 6GVE: Grossvieheinheit (entspricht einer Kuh, aus: Verordnung über landwirtschaftliche Begriffe und die Anerkennung von Betriebsformen) 7Akh: Arbeitskraftstunde Positionen, die in Variante «real» kursiv gedruckt sind, stellen Positionen dar, deren Mengen oder Preise auf Annahmen basieren che Lohnansatz von 28.00 CHF/Akh wirkte sich ne- meinen Betriebsführung wie Versicherungen und Steu- gativ auf das Ergebnis aus. Dieser Lohnansatz gilt als ern einkalkuliert werden. Eine Vollkostenrechnung Basiswert für die Verrechnung von Arbeitskosten unter einer Auswahl der an der Studie beteiligten Betriebe Landwirten.9 Der Arbeitsverdienst für Gesamtbetriebe wird an anderer Stelle veröffentlicht werden. oder einzelne Betriebszweige oder Produkte, der sich durch Auswertung individueller Buchhaltungsdaten Entsprechend den Erwartungen erwiesen sich die Posi- errechnen lässt, erreicht diesen Wert nur in Ausnah- tionen Fütterungskosten und Remontierungskosten mit mefällen. Der aus den Versuchszahlen kalkulierte DB/ etwa 90% als wichtigster Teil der Direktkosten je MK. Akh war in Vr und Vs für beide Haltungssysteme po- Durch die externe Abhängigkeit der Betriebsleitenden, sitiv, was verdeutlicht, dass Arbeitskosten prinzipiell, insbesondere beim Zukauf von Milchpulver und von jedoch nicht in Höhe von 28.00 CHF/Akh gedeckt MK, ist eine Steuerung dieser Kostenfaktoren vermut- wurden. Bei der Interpretation des DB/Akh ist Vor- lich nur in geringem Umfang möglich. Behandlungen, sicht nötig, da dieser nicht mit einem Stundenver- Mortalität und Kadaverentsorgung verursachten bei dienst gleichgesetzt werden darf. Um Stundenver- FLKB etwa 3–6%, bei VB je nach Variante etwa 8–15% dienste zu berechnen müssten Vollkostenrechnungen der Direktkosten pro MK. Obwohl deren Beeinflussung durchgeführt werden und darin die Kosten der allge- durch gezielte Massnahmen wie beispielsweise der Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS SAT | ASMV 3 | 2021 213
Originalarbeiten | Original contributions Vergleichende I mplementierung des FLK-Systems möglich ist, ist der talogs ergeben. Dies könnte zu einer Überschätzung des W irtschaftlichkeitsanalyse ökonomische Anreiz zur Reduzierung von Behand- DB/Mastplatz bzw. Akh auf VB geführt haben. des Kälbermastsystems «Freiluftkalb» und der lungskosten begrenzt. Die Langzeitfolgen, die durch konventionellen IP-SUISSE- unsachgemässen Antibiotikaeinsatz in Hinblick auf Für das Füttern sind auf FLKB mehr Akh nötig als auf Labelmast Resistenzbildung entstehen, sind in der vorliegenden VB, was am niedrigeren Automatisierungsgrad liegt J. Becker et al. Studie nicht einberechnet worden. Sie wurden von (Fütterung mit Milchtaxi zweimal täglich auf FLKB, einem Konsortium aus Gesundheitsbehörden und Automatenfütterung ad-libitum auf VB, Daten nicht Universitäten als enorm eingeschätzt und werden mög- gezeigt). Bei der Mast mit dem FLK-System könnten lichweise in Zukunft als Umweltkosten in Wirtschaft- Akh eingespart werden, wenn auf Automatenfütterung lichkeitsberechnungen von Tierhaltungssystemen mit umgestiegen würde. Die aufmerksame Tierbeobachtung erhöhtem Antibiotikaverbrauch einbezogen.4 Durch sollte dann aber nicht vernachlässigt werden. Zusätzlich tiefere Behandlungskosten und tiefere Tierverluste ent- könnte die Tagesmastleistung auf FLKB durch die zu- standen geringfügige Unterschiede zwischen den Hal- sätzlichen Mahlzeiten der ad-libitum Fütterung gestei- tungssystemen auf Höhe der Direktkosten je MK zu- gert werden. gunsten FLKB (Vr und Vs). Da bisher keine wissenschaftlich fundierte DB-Rech- Entgegen den Angaben des DB-Katalogs wurde eine nung für die Schweizer Kälbermast mit der gleichen Kostenersparnis von lediglich 0.50 CHF/kg LG statt Methodik durchgeführt worden ist, ist ein direkter Ver- 1.50 CHF/kg LG für auf privatem Weg zugekaufte Käl- gleich zu anderen Studien nicht möglich. Im Rahmen ber angenommen, da so unseres Erachtens die Kosten der «Zentrale[n] Auswertung von Buchhaltungsdaten» realistischer abgebildet wurden. Da der Bruttoverdienst wird jeweils ein vergleichbarer DB für die Kälbermast der Händler nicht öffentlich bekannt ist, war keine Va- je kg Zuwachs an LG berechnet, der aber keinen sinn- lidierung dieser Zahlen möglich. Die Bodenplatte auf vollen Vergleich zur vorliegenden Studie zulässt. 20 Der FLKB wurde mit einem Flächenzuschlag von 25% auf Anteil der Kosten für Remontierung und Futter an den die Grundfläche der Iglus und Ausläufe berechnet. Um Direktkosten je MK aus diesen Betriebszweigergebnis- ergonomisch arbeiten zu können (Fahren und Wenden sen sowie deren Verhältnis zueinander stimmt mit der des Milchtaxis; Misten, Waschen und Desinfizieren der vorliegenden Studie jedoch überein. Iglus, Lagerfläche), ist dadurch ein höherer Platzbedarf als die reine Grundfläche inkl. Abstandflächen der Iglus Die Methodik der DB-Rechnung wurde gewählt, um ein angenommen worden. Dieser ist für die mit je einem Modell zu erstellen, mit dem die Wirkung unterschied- Meter Abstand positionierten Einzel- und Gruppeniglus licher Preis- und Kostenverhältnisse auf die Wirtschaft- theoretisch vermutlich nicht nötig. Die für FLKB ge- lichkeit der beiden Produktionssysteme geprüft werden troffenen Annahmen führen daher unseres Erachtens kann. Die Aufschlüsselung der DB in zwei unterschied- nicht zu einer Unterschätzung der Kosten auf FLKB. liche Varianten diente dazu, festzustellen, ob die Ver- gleiche zwischen zwei Haltungssystemen durch die ge- Die Gebäude, die in Schweizer Kälbermastbetrieben wählte Variante der DB-Rechnung (inklusive der in ihr dieser Grösse eingesetzt werden, sind häufig alt und be- getroffenen plausiblen Annahmen) die Ergebnisse we- reits amortisiert. Dieser Tatsache wurde Rechnung ge- sentlich beeinflusst würden. Die DB-Rechnung der pra- tragen, indem stark reduzierte Baukosten für die Stal- xisnahen Vr auf Basis der Zahlen aus der FLK-Studie und lungen auf VB angenommen wurden. Eine Unschärfe der stark standardisierten Vs auf Basis festgesetzter Men- entsteht insbesondere durch zwei Tatsachen. Erstens gen und Preise stimmten weitgehend überein. Da in der sind die Stallungen auf VB qualitativ sehr verschieden Variante «real» jedoch deutlich weniger Annahmen ge- und reichen von sehr alten bis zu sehr neuen Gebäuden troffen wurden, zeigt diese die Hauptresultate der Stu- und Einrichtungen. Dies erschwert eine genaue Baukos- die. Dies deutet darauf hin, dass es sich sowohl bei FLKB tenschätzung im Rahmen der DB-Berechnung. Aller- als auch VB hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit um dings wird dies im Rahmen der Vollkostenrechnung vergleichbare Kälbermastsysteme handelt. Die vorlie- berücksichtigt werden, die an anderer Stelle publiziert genden Ergebnisse beziehen sich in beiden Varianten wird. Zweitens sind für die Stallungen auf allen FLKB auf die untersuchte Zeitperiode mit den dann produ- keine reduzierten Baukosten sondern Neupreise ange- zierten Mengen. Diese können je Jahr bzw. je nach An- nommen worden, obwohl diese Stallungen in Zukunft gebot und Nachfrage variabel sein. amortisiert sein werden. Der Mehrwert des neuen Kälbermastsystems «Freiluft- Unsere Methodik zur Erfassung der Arbeitszeit, die die kalb» basiert folglich nicht auf der Verbesserung ökono- anfallenden Tätigkeiten sofern möglich gestaffelt nach mischer Parameter, sondern vor allem auf dem tiefen der Häufigkeit der Ausführung erfasste, hat für VB deut- Antibiotikaeinsatz, der besseren Tiergesundheit und lich niedrigere Werte als die Referenzwerte des DB-Ka- dem besseren Tierwohl.15 Eine Verbreitung des Systems 214 SAT | ASMV 3 | 2021 Band 163, Heft 3, März 2021, 203–217, © GST | SVS
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