Vielfältige Tierwelt in Gossau

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Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vielfältige Tierwelt in Gossau

Dank Landschaftsentwicklungskonzept LEK und Vernetzungsprojekt

und dank sachgerechter Bewirtschaftung durch die Landwirte und Waldbesitzer

bietet Gossau Lebensraum für viele Tierarten

Foto: HSR Kasper Ammann

Gemeinde Gossau, Landschaftsvorstand Heiri Wintsch
HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Peter Bolliger und Marco Bertschinger
André Rey, Tierökologe Zürich

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Vielfältige Tierwelt in Gossau
Inhaltsverzeichnis

Säugetiere………………………………                   Feldhase                                                     3
Vögel                                    Distelfink                                                   4
                                         Dorngrasmücke                                                5
                                         Goldammer                                                    6
                                         Grünspecht                                                   7
                                         Kiebitz                                                      8
                                         Neuntöter                                                    9
                                         Rohrammer                                                   10
                                         Sumpfrohrsänger                                             11
                                         Teichrohrsänger                                             12
Reptilien                                Blindschleiche                                              13
                                         Waldeidechse                                                14
Libellen                                 Blauflügel-Prachtlibelle                                    15
                                         Frühe Heidelibelle                                          16
                                         Gefleckte Smaragdlibelle                                    17
                                         Kleine Königslibelle                                        18
                                         Kleiner Blaupfeil                                           19
                                         Spitzenfleck                                                20
                                         Südlicher Blaupfeil                                         21
                                         Westliche Keiljungfer                                       22
                                         Zweigestreifte Quelljungfer                                 23
Heuschrecken                             Feldgrille                                                  24
                                         Grosse Goldschrecke                                         25
                                         Lauchschrecke                                               26
                                         Langflügelige Schwertschrecke                               27
                                         Roesels Beisschrecke                                        28
                                         Sumpfgrashüpfer                                             29
                                         Sumpfgrille                                                 30
                                         Sumpfschrecke                                               31
                                         Warzenbeisser                                               32
Tagfalter                                Aurorafalter                                                33
                                         Brauner Feuerfalter                                         34
                                         Dunkler Dickkopffalter                                      35
                                         Gewöhnliches Widderchen                                     36
                                         Kleiner Würfelfalter                                        37
                                         Malvendickkopffalter                                        38
                                         Märzveilchenfalter                                          39
                                         Mauerfuchs                                                  40
                                         Schachbrett                                                 41
                                         Schwalbenschwanz                                            42
                                         Senfweissling                                               43
                                         Silberscheckenfalter                                        44
                                         Skabiosenscheckenfalter                                     45
                                         Tagpfauenauge                                               46
                                         Violetter Silberfalter                                      47

Die vorliegende Broschüre zeigt diejenigen Tierarten in Gossau, welche speziell gefördert werden sollen. Nicht
aufgeführt sind alltägliche Arten, wie Amseln und Meisen, auch wenn diese ein wesentlicher Teil der
Artenvielfalt sind und uns erfreuen.

Die Broschüre wendet sich an die Landwirte, Waldbesitzer, Gemeindearbeiter und auch an die Gartenbe-sitzer
in Gossau. Sie zeigt die Tierarten und ihre Ansprüche und gibt Hinweise, mit welchen Massnahmen diese
gefördert werden können. Viele dieser Massnahmen kommen mehreren Tierarten zu gut.
Beispiele sind:

           Anlage von Buntbrachen, dornenreichen Hecken und extensiv genutzten Wiesen
           Gestaffelter Schnitt von Wiesen und stehen lassen von Altgrasstreifen
           Lichte Wälder und Hochstammobstgärten mit alten Bäumen erhalten und fördern
           Stufige Waldränder, Laub- und Asthaufen schaffen
           Schilf- und Hochstaudenfluren abschnittsweise schneiden, so dass die Hälfte über den Winter stehen
            bleibt
           Gestalten von naturnahen Gärten und Tolerieren von Brennesselbeständen
           Belassen von Krausäumen und abgeblühter Pflanzen in Gärten und Parks

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Vielfältige Tierwelt in Gossau
Säugetiere

Feldhase
Lepus europaeus

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                     Foto: G. Klaut

Verbreitung          Der Feldhase besiedelt alle Teile der Schweiz. Schwer-
                     punkt ist das Mittalland und die klimatisch begünstigten
                     Tallagen der Alpen und des Jura. Die Art steigt bis in Hö-
                     hen von 1500 m.ü.M.

Ökologie, Biologie   Der Feldhase ist vorwiegend dämmerungs- und nachtak-
                     tiv. Seine Nahrung besteht aus verschiedenen Pflanzen-
                     teilen, welche nach einmaligen Durchlaufen des Verdau-
                     ungstraktes als Kot erneut gefressen wird. Die Weibchen
                     des Feldhasen sind sehr produktiv und können 3-5 mal
                     pro Jahr Junge werfen (total ca. 10/Jahr). Die Art ist nicht
                     territorial.

Lebensraum           Der Feldhase bewohnt offene Acker- und Wiesenbauge-
                     biete welche mit Hecken, kleinen Wäldchen und Brach-
                     land durchzogen sind.

Massnahmen           Förderung von strukturreichen Acker- und Wiesen-
                     baugebieten. Anlage von Buntbrachen, Hecken und ex-
                     tensiv genutzten Wiesen.

                                                                              3
Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Distelfink
Carduelis carduelis

                      Foto: Peter Bolliger

Verbreitung           Der Distelfink kommt in der ganzen Schweiz vor und steigt
                      im Jura bis 1000 m, in den Alpen bis ca. 1400 m (lokal bis
                      1900 m). Verbreitungslücken bestehen vor allem in den
                      Zentralalpen und in den Südtälern.

Ökologie, Biologie    Der Distelfink hält sich gerne in der Nähe von Siedlungen
                      auf. Er zeigt eine starke Bindung an Wildkrautfluren und
                      Ruderalvegetation, wo er die nötigen Sämereien findet. Er
                      baut sein Nest in Astgabeln in der Krone von mittelhohen
                      Laubbäumen

Lebensraum            Der Distelfink nistet an Waldrändern, in Hochstamm-
                      Obstgärten und in Siedlungen. Auf der Suche nach Säme-
                      reien, seiner Hauptnahrung, streift er selbst zur Brutzeit
                      weit umher. Sämereien verzehrende Distelfinken beo-
                      bachtet man in blütenreichen Wiesen, auf Brach- und Ru-
                      deralflächen, in Gärten oder entlang von Wegen mit
                      Krautsäumen.

Massnahmen            Samenangebot vermehren durch Belassen von Kraut-
                      säumen und -fluren sowie abgeblühter Pflanzen in Gärten
                      und Parkanlagen, Förderung blütenreicher Wiesen und
                      Gärten.

                                                                             4
Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Dorngrasmücke
Sylvia communis

                       Foto: G.Klaut

  Verbreitung          Die Dorngrasmücke kommt in der ganzen Schweiz in den
                       tiefen Lagen vor. Die höchtgelegenen Bruznachweise lie-
                       gen bei ca. 1500 m. Heute ist das ganze Areal nur noch
                       lückenhaft besiedelt.

  Ökologie, Biologie   Die Dorngrasmücke ist ein Insektenfresser (Spinnen,
                       Heuschrecken, Tagfalter) und überwintert südlich der Sa-
                       hara (Langstreckenzieher). Das Nest wird in niederem
                       Dornengestrüpp angelegt.

  Lebensraum           Die Dorngrasmücke ist eine typische Art ungenutzter
                       Randzonen der offenen Kulturlandschaft. Sie zeigt eine
                       starke Bindung an dornenreiche Niederhecken welche
                       von mehrjährigen Krautfluren und Altgrasbeständen um-
                       geben sind. Die Art ist auf ein reiches Insektenangebot
                       angewiesen.

  Massnahmen           Magerwiesen mit niederen Dornenhecken und ausge-
                       dehnten Krautfluren erhalten (pflegen!) und fördern. Stü-
                       rungen durch Menschen möglichst gering halten.

                                                                             5
Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Goldammer
Emberiza citrinella

                      Foto: Markus Jenny

Verbreitung           Das Verbreitungsareal der Goldammer in der Schweiz
                      deckt sich recht gut mit dem Vorkommen von Ackerbau.
                      Jura und Mittelland sind geschlossen besiedelt, ebenso
                      die Täler der Zentralalpen. Die Goldammer fehlt dagegen
                      weitgehend in höheren Lagen der Nordalpen.

Ökologie, Biologie    Im Frühling und Sommer lebt die Goldammer von Insek-
                      ten und deren Larven; nach Abblühen der ersten Kräuter
                      im Mai/Juni werden Sämmereien immer wichtiger. In
                      strengen Wintern wandert die Goldammer in den Mittel-
                      meerraum ab, in schneefreien, milden Wintern bilden sich
                      Trupps von mehreren dutzend Goldammern, die auf der
                      Suche nach Sämereien weit umherstreifen und am Abend
                      in einer Gehölzgruppe nächtigen. Im Frühling sind Gold-
                      ammern streng territorial und verteidigen ihr Revier durch
                      anhaltendes Singen.

Lebensraum            Die Goldammer besiedelt Hecken, Gehölzstreifen, Wald-
                      ränder und verwilderte Gärten im bzw. am Rand des Kul-
                      turlandes. Vereinzelt trifft man sie auch in grossen Verjün-
                      gungsflächen im Waldesinnern an.

Massnahmen            Dichte Hecken und stufige Waldränder erhalten und för-
                      dern. Die Art lässt sich mit Buntbrachen gut fördern.

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Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Grünspecht
Picus viridis

                     Foto: G.Klaut

Verbreitung          Der Grünspecht ist ein Jahresvogel und kommt in der
                     ganzen Schweiz bis zur Baumgrenze vor.

Ökologie, Biologie   Der Grünspecht ernährt sich von Insekten, insbesondere
                     von Ameisen bzw. deren Puppen und Larven, die er am
                     Boden aufspürt. Er brütet in selbstgezimmerten Baumhöh-
                     len.

Lebensraum           Der Grünspecht besiedelt lichte, durch Grasflächen aufge-
                     lockerte Wälder mit reichem Altholzbestand und angren-
                     zenden Wiesen. Diese Ansprüche erfüllen Laubholzwäl-
                     der mit lichten Stellen und Waldwiesen, subalpine Lär-
                     chenwälder, Auenwälder, Kastanienhaine, Obstanlagen,
                     Parks und durchgrünte Siedlungsquartiere.

Massnahmen           Lichte Wälder und Hochstammobstgärten mit alten Bäu-
                     men erhalten und fördern.

                                                                           7
Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Kiebitz
Vanellus vanellus

Rote Liste CH: CR
Vom Aussterben bedroht

                                         Foto: Marcel Ruppen

Verbreitung                             Der Kiebitzbestand ist Ende der Siebzigerjahre drastisch um 80%
                                        auf rund 100 Brutpaare pro Jahr zusammengebrochen. Der Be-
                                        stand verteilt sich auf 25 - 30 Brutplätze in der Schweiz. Die wich-
                                        tigsten davon liegen in Ackerbaugebieten (Wauwilermoos/LU),
                                        Feuchtgebieten (Neeracherried/ZH, Frauenwinkel und Nuolener
                                        Ried/SZ,      Auried/FR),     revitalisierten  Flächen    (Flachsee
                                        Unterlunkhofen/AG, Fraubrunnenmoos/BE) und auf Flachdächern
                                        (Flughafen Kloten/ZH, Emmen/LU).

Ökologie, Biologie                      Der Kiebitz ist von Ende Februar bis im November bei uns anzu-
                                        treffen. Als Kurzstreckenzieher überwintern unsere Kiebitze v.a. an
                                        der Atlantikküste in Frankreich und im Mittelmeerraum.
                                        Die Brutzeit beginnt ab April in Flächen mit kurzer Vegetation. Die
                                        Art macht ein offenes Bodennest und legt 4 gut getarnte Eier. Die
                                        Jungen sind Nestflüchter und auf ein reiches, zugängliches Insek-
                                        tenangebot in weichen, feuchten Böden angewiesen. Die Wirbello-
                                        sen werden aus dem Boden gepickt, Regenwürmer werden mit
                                        dem Fuss aus dem Boden an die Oberfläche geklopft (Imitation
                                        von Regen). Die Kiebitzküken werden im Alter von 35 -40 Tagen
                                        flügge.

Lebensraum                              Der Kiebitz bevorzugt zur Brutzeit offen, flache Ebenen mit locke-
                                        rer, niedriger Vegetation und möglichst wenigen vertikalen Struktu-
                                        ren wie Büschen, Bäumen, Hecken. Ursprünglich wurden
                                        Seggenriede, Pfeifengraswiesen, feuchte Wiesen und Weiden be-
                                        siedelt. Heute besetzt der Kiebitz zusätzlich Ackerland, Brachland
                                        und kurzrasige Flächen auf Flugplätzen, seltener auch trockenere
                                        Schotter- und Ruderalflächen. Für den Nistplatz wird lückige, kurze
                                        Vegetation bevorzugt. Nach dem Schlüpfen sind für die Jungen
                                        nahrungsreiche Flächen mit Deckung und wenig Hindernissen
                                        wichtig.

Massnahmen                              Erhalt von Feuchtgebieten und Wiedervernässen von ehemaligen
                                        Feuchtwiesen, Schaffung von temporären Flachgewässern und
                                        nassen Geländemulden mit langer Randlinie. Auf Ackerflächen:
                                        Schutz vor landwirtschaftlichen Maschineneingriffen und Schaffung
                                        eines Angebots an geeigneten, weit gepflanzten Kulturen. Schutz
                                        vor Beutegreifern mit Weidezäunen; Schutz vor Störungen durch
                                        Information, Besucherlenkung, temporäre Wegschliessung und
                                        Leinenpflicht für Hunde.

Autor: ZVS Zürcher Vogelschutz/Birdlife Zürich, Mathias Villiger

                                                                                                          8
Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Neuntöter
Lanius collurio

                     Foto: Markus Jenny

Verbreitung          Der Neuntöter besiedelt alle Landesteile mit Ausnahme
                     der alpinen Stufe. Seine dichtesten Bestände findet man
                     in mittleren Lagen zwischen 800 und 1300 m, wo in Hang-
                     lagen, die von ihm verlangten Habitat-Requisiten (Hecken,
                     magere Wiesen, Insektenreichtum) am ehesten anzutref-
                     fen sind.

Ökologie, Biologie   Nester des Neuntöters befinden sich in dichten Hecken,
                     meistens nur 0,5–1,5 m über Boden. Als spezialisierter In-
                     sektenjäger verharrt er während Minuten auf immer den-
                     selben Ansitzen in seinem Revier, namentlich auf Bü-
                     schen, Pfählen oder Drahtleitungen. Im Stossflug stürzt er
                     sich vom Ansitz auf seine Beute. Heuschrecken, Käfer,
                     kleine Reptilien u.ä. werden erbeutet und später gelegent-
                     lich im Buschwerk aufgespiesst oder eingeklemmt. Bei
                     diesen Beutedepots handelt es sich möglicherweise um
                     „Vorratslager“ für Tage mit schlechter Witterung. Der
                     Neuntöter brütet jährlich nur einmal; seine Aufenthalts-
                     dauer im Brutgebiet reicht von Mitte Mai bis Mitte August.
                     Als „Ostzieher“ überquert der Neuntöter auf seinem Weg
                     ins Winterquartier in Ostafrika den Balken, Kleinasien und
                     die Arabische Halbinsel.

Lebensraum           Offene Landschaften mit dornenreichen Hecken und in-
                     sektenreichen, lückigen und/oder kurzhalmigen Wiesen
                     und Weiden im Umkreis von 100–200 m um den Brutplatz.
                     Gelegentlich an Waldrändern (Brombeer-Gestrüp) oder in
                     umfangreichen Waldlichtungen. Wichtig ist ein grosses
                     Angebot an Insekten und kleinen Wirbeltieren sowie An-
                     sitzwarten auf Büschen, Bäumen oder Pfählen.

Massnahmen           Förderung von dichten, dornenreichen Hecken in extensiv
                     genutzten, zeitweise kurzhalmigen Wiesen und Weiden.

                                                                            9
Vielfältige Tierwelt in Gossau
Vögel

Rohrammer
Emberitza schoeniclus

                        Foto: G.Klaut

Verbreitung             Die Rohrammer bewohnt die niederen Lagen des Mittel-
                        landes. Im Jura besiedelt die Art die Seeufer und Feucht-
                        gebiete der Talsohlen, in den Alpen findet man sie nur in
                        den grossen Tälern. In der Südschweiz brütet die Rohr-
                        ammer nur in der Magadinoebene. Die Art steigt selten
                        über 800 m.ü.M..

Ökologie, Biologie      Die Art baut das Nest bevorzugt in Riedwiesen. Das Nest
                        wird am Boden angelegt. Die Nahrung besteht im Sommer
                        vorwiegend aus Spinnen und Insekten. Im Winter ernährt
                        sich der Kurzstrecken-Teilzieher hauptsächlich von Gras
                        und Schifsamen.

Lebensraum              Die Rohrammer ist eine typische Art der Feuchtgebiete.
                        Sie besiedelt Riedwiesen und Schilfbestände die mit ein-
                        zelnen Büschen und Bäumen durchsetzt sind.

Massnahmen              Erhaltung und Förderung von natürlichen Feuchtgebieten
                        und Gewässerufern insbesondere von Riedwiesen und
                        Schilfröhrricht. Die Riedwiesen sollen traditionell im Sep-
                        tember gemäht werden. Wichtig für die Nahrungsgrundla-
                        ge der Rohrammer ist das Belassen von Altgrasstreifen
                        (Insekten für die Aufzucht der Jungen). Der Schnitt der
                        Schilff- und Hochstaudenfluren soll im Herbst abschnitt-
                        weise alternierend zur Hälfte erfolgen, damit immer ein
                        Teil über Winter stehen bleibt. Einzelne Büsche und Bäu-
                        me in Feuchtgebieten erhalten und fördern.

                                                                               10
Vögel

Sumpfrohrsänger
Acrocephalus palustris

                         Foto: G.Klaut

Verbreitung              Der Sumpfrohrsänger bewohnt die Seen- und Flussgebie-
                         te der Nordschweiz und steigt selten über 1000 Meter auf.
                         Südlich der Alpen gibt es nur wenige Vorkommen der Art.

Ökologie, Biologie       Die Art baut das Nest bevorzugt in Hochstaudenfluren.
                         Das Nest wird meist zwischen die Halme von Spierstau-
                         den oder Brennesseln gefochten. Früher brütete die Art
                         auch in Getreidefeldern. Die Nahrung besteht aus Spin-
                         nen und Insekten.

Lebensraum               Der Sumpfrohrsänger ist typisch für naturnahe Fluss- und
                         Seeufer. Er brütet aber auch fern von Gewässern, wenn
                         ausreichend Hochstaudenfluren mit Spierstaude und
                         Brennessel vorhanden sind.

Massnahmen               Erhaltung und Förderung von natürlichen Gewässerufern
                         insbesondere von Hochstaudenfluren. Der Schnitt der
                         Hochstaudenfluren soll abschnittweise alternierend zur
                         Hälfte erfolgen. Der Schnitt soll im Herbst vorgenommen
                         werden.

                                                                              11
Vögel

Teichrohrsänger
Acrocephalus scirpaceus

                          Foto: Internet unbekannter Herkunft

Verbreitung               Weit verbreitete Brutvogelart in Europa und der Schweiz un-
                          terhalb von 700 m ü. M. Lokal auch höher.
                          Langstreckenzieher, der in Westafrika überwintert. In der
                          Schweiz von Mitte April bis Mitte Oktober anzutreffen.

Ökologie, Biologie        Eine der singfreudigsten Arten, mit beinahe ununterbroche-
                          nem, rhythmischem Gesang mit regelmässigen Wiederholun-
                          gen. Sitzt oft schief auf einem Schilfhalm und springt auf die-
                          sem auf und ab. Die Brutzeit dauert von Mitte Mai bis Mitte
                          August, wobei das typische napfförmige Nest und den Schilf-
                          halmen befestigt wird. Entlang des Neuenburgersees erreicht
                          die Art die höchste Brutdichte der Schweiz (ca. 2000-2500
                          Paare). Der Teichrohrsänger ist der häufigste Wirtsvogel des
                          Kuckucks. In erster Linie gehören Zweiflügler, Blattläuse,
                          Eintags- und Köcherfliegen, Spinnen und kleine Wasser-
                          schnecken zur Beute des Teichrohrsängers. Ab und zu wer-
                          den kleine Beeren und Samen aufgenommen
Lebensraum                Bewohnt Schilfgebiete und ist deshalb auf das Vorhanden-
                          sein von Feuchtgebieten angewiesen. Er ist aber eher an-
                          spruchslos und kann bereits in 50 cm breiten Schilfstreifen
                          erfolgreich brüten.
Massnahmen                Der Teichrohrsänger ist in der Schweiz nicht gefährdet. Die
                          grösste Gefahr droht ihm, im Verlust von Feuchtgebieten und
                          Schilfvorkommen, sowohl in der Schweiz, wie auch im Über-
                          winterungsgebiet und auf dem Zug. Ihm dient das abschnitt-
                          weise Stehenlassen von Altschilfbeständen, in denen er sich
                          im Frühjahr nach der Ankunft niederlassen kann. Das neue
                          Schilfwachstum setzt jeweils erst ab Mai bei warmem Wetter
                          richtig ein.

                          (2010: Balzari und Gygax, Vogelarten der Schweiz, Haupt. Bern.)

                                                                                            12
Reptilien

Blindschleiche
Angius fragilis

                     Foto: André Rey

Verbreitung          Die Blindschleiche ist in der ganzen Schweiz weit verbrei-
                     tet und steigt bis in Höhen von über 2000 m.ü.M..

Ökologie, Biologie   Die Blindschleiche ernährt sich vor allem von Nackt-
                     schnecken und Würmern. Sie frisst aber gelegentlich auch
                     Insekten. Das Weibchen bringt die Jungen oft in Laub-
                     oder Komposthaufen zur Welt.

Lebensraum           Blindschleichen leben an luftfeuchten, eher schattigen
                     Stellen, in Hecken, Waldrändern, an Ufern von Bächen
                     und Teichen, in Kies- und Tongruben und in Gärten und
                     Parkanlagen. Man findet sie dort oft unter Steinen oder in
                     Stein-, Heu- oder Komposthaufen sowie in Holzstapeln.

Massnahmen           Strukturreiche Hecken mit Krautsäumen, Laub- und Ast-
                     haufen erhalten und fördern.

                                                                           13
Reptilien

Waldeidechse
Lacerta vivipara

                     Foto: André Rey

Verbreitung          Die Waldeidechse kommt im gesamten Gebiet der Alpen-
                     nordseite und der Zentralalpen, bis auf eine Höhe von
                     3000 m.ü.M. vor. Ihre Verbreitungsschwerpunkte liegen im
                     Wallis, in den Alpen und Voralpen und im Jura.

Ökologie, Biologie   Die Waldeidechse ernährt sich hauptsächlich von Insek-
                     ten, Regenwürmern und Spinnen. Die Jungen werden le-
                     bend geboren.

Lebensraum           Die Waldeidechse lebt in den tiefen Lagen gern in feuch-
                     ten Biotopen wie Gräben, Bach- und Teichufer sowie
                     Moor und Riedgebiete aber auch in lichten Wäldern und
                     Waldrändern. In der subalpinen Stufe besiedelt sie südex-
                     ponierte Wiesen. Wichtige Habitatselemente sind vegeta-
                     tionsfreie Stellen und Kleinstrukturen wie Baumstrünke
                     und Asthaufen.

Massnahmen           Strukturreiche, ungepflegte wechselschattige Wälder und
                     Waldränder erhalten und fördern. Schaffung von Klein-
                     strukturen in Feuchtgebieten und entlang von Gräben.

                                                                          14
Libellen

Blauflügel-Prachtlibelle
Calyopteryx virgo

                           Foto: André Rey

Verbreitung                Die Blauflügel-Prachtlibelle kommt an sauerstoffreichen
                           Fliessgewässern der Äschenregion in der ganzen
                           Schweiz vor. Sie wird in den tieferen Flussregionen von
                           der Gebänderten Prachtlibelle abgelöst.

Ökologie, Biologie         Die Larve ist auf schnellfliessende, kühle und sauerstoff-
                           reiche Bäche und Flüsse mit heterogener Sohlenstruktur
                           angewiesen. Sie ernährt sich vor allem von Insektenlarven
                           und Krebstieren. Das Larvenstadium dauert zwei Jahre.
                           Als adultes Insekt stellt sie kleinen Fluginsekten nach. Für
                           den Schlupfvorgang werden aus dem Wasser ragende
                           Planzen benötigt. Die männlichen Tiere überwachen von
                           über das Wasser hängenden Sitzwarten aus ihr Revier.

Lebensraum                 Die Blauflügel-Prachtlibelle besiedelt offene Uferpartien
                           von Bächen und Flüssen. Wie erwähnt sind im Wasser
                           stehende Vegetation (v.a. Weiden, Einzelbüsche und
                           Hochstauden), Sitzwarten und eine gute Wasserqualität
                           für die Art bedeutsam.

Massnahmen                 Erhaltung und Förderung von naturnahen Fliessgewäs-
                           sern mit natürlicher Gewässersohle und unverbauten
                           Ufern. Die Uferbestockung sollte nicht mehr als 40 %
                           ausmachen, die übrigen Flächen sollten offen bleiben
                           (Hochstauden Wiesen). Erhaltung einer guten Wasser-
                           qualität. Mahd der Uferböschungen erst ab Ende August
                           vornehmen. Gewässerbett-Unterhalt abschnittweise im
                           Winter (April - Oktober) vornehmen.

                                                                                   15
Libellen

Frühe Heidelibelle
Sympetrum fonscolombii

                         Foto: André Rey

Verbreitung              Die Frühe Heidelibelle wird aus allen Landesteilen gemel-
                         det, am häufigsten fliegt sie jedoch in den tiefen Lagen
                         des Mittellandes. Die Art zählt zu den Wanderlibellen und
                         fliegt je nach Witterungsverlauf in unterschiedlicher Anzahl
                         ein. Daneben pflanzt sich die Art auch fort und überwintert
                         auch erfolgreich. Nach einer erfolgreichen Fortpflanzung
                         wandern die geschlüpften Tiere oft ab und suchen sich
                         neue Fortpflanzungs-gewässer.

Ökologie, Biologie       Die Eiablage erfolgt im Flug über der freien Wasserfläche.
                         Die Larvenentwicklung dauert 7-9 Wochen. In günstigen
                         Jahren können bis zu 3 Gegerationen pro Jahr möglich
                         sein. Die Larven leben räuberisch von Insektenlarven,
                         Kleinkrebsen und ähnlichem. Die Imagos jagen nach Flug-
                         insekten. Die Schlüpfperiode der Imagos dauert beinahe
                         die gesamte Vegetationsperiode und erstreckt sich vom
                         Mai bis November.

Lebensraum               Die Art besiedelt bevorzugt temporäre, flache und gut
                         besonnte Gewässer wie Grubengewässer oder überflutete
                         Wiesen und Äcker.

Massnahmen               Flachen Pioniertümpel erhalten und neuschaffen, Förde-
                         rung von überfluteten Wiesen und Äckern.

                                                                                 16
Libellen

Gefleckte Smaragdlibelle
Somatochlora flavomaculata

                             Foto: Hansruedi Wildermuth

Verbreitung                  Die Gefleckte Smaragdlibelle kommt vor allem im östli-
                             chen und westlichen Mittelland vor, gelegentlich findet
                             man die Art auch in den tiefgelegenen Alpentälern und
                             im Tessin. Die Art steigt in Höhen von etwa 600, seltener
                             auch bis 1000 m.ü.M..

Ökologie, Biologie           Die Eiablage erfolgt über flachem Wasser, oft in dichter
                             Vegetation versteckt. Die Larvenentwicklung dauert drei
                             Jahre. Larve ernährt sich vor allem von Insektenlarven
                             und Krebstieren. Als adultes Insekt stellt sie kleinen
                             Fluginsekten nach.

Lebensraum                   Fliegt über Flachmooren und Sumpfwiesen mit einge-
                             streuten Kleingewässern sowie über dicht verwachsenen
                             Verlandungszonen von Flüssen und Seen, langsam flies-
                             senden Gräben und Bächen. Die Larvengewässer mit
                             Schlammgrund können zeitweise austrocknen, ohne dass
                             die Tiere Schaden nehmen.

Massnahmen                   Erhaltung und Förderung von naturnahen Flachmooren,
                             Sumpfwiesen und Verlandungszonen mit eingestreuten
                             Tümpeln, Schlenken, Gräben und alten Torfstichen.

                                                                                   17
Libellen

Kleine Königslibelle
Anax parthenope

                       Foto: G. Klaut

Verbreitung            Die Kleine Königslibelle ist vor allem im Mittelland verbrei-
                       tet, seltener findet man sie auch in den tief gelegenen
                       Voralpentälern, im Wallis und im Tessin. Die wärmelei-
                       bende Art ist erst seit einigen Jahren im Mittelland boden-
                       ständig gewreden. Sie steigt bis in eine Höhe von 600,
                       seltener auch bis 1100 m-ü.M..

Ökologie, Biologie     Die Eier werden an lebensed oder totes Pflanzenmaterial
                       an der Wasseroberfläche abgelegt. Die Larven leben in
                       sonnigem Flachwasser zwischen untergetauchten Pflan-
                       zen. Sie haben eine variable, von der Temperatur abhän-
                       gige Entwicklungszeit von mehreren Monaten bis zu zwei
                       Jahren. In günstigen Jahren können zwei Gerationen her-
                       vorgebracht werden. Sowohl die Larve als auch die Libelle
                       ernährt sich räuberisch von kleinen Wassertieren (Insek-
                       tenlarven, Kaulquappen) respektive Fluginsekten.

Lebensraum             Die Kleine Königslibelle besiedelt schilfbestandene Seen
                       und Altarme mit Schwimm- und Tauchblattvegetation, so-
                       wie kleinen Pioniergewässer.

Massnahmen             Erhaltung und Förderung von vegetationsreichen Kies-
                       grubengewässern, sowie Pioniertümpeln.

                                                                                18
Libellen

Kleiner Blaupfeil
Orthetrum coerulescens

Rote Liste CH: NT
Potentiell gefährdet

                         Foto: André Rey

Verbreitung              Der Kleine Blaupfeil kommt in der ganzen Schweiz bis auf
                         eine Höhe von 1800 m.ü.M. vor. Er ist im ganzen Gebiet
                         ziemlich selten, einzig im Kanton Zürich ist die Art relativ
                         häufig.

Ökologie, Biologie       Die Eiablage erfolgt in flache Gewässerbereiche über
                         Schlamm aus Ton, Lehm, Torf oder Kalk sowie über lo-
                         ckeren Beständen submerser Vegetation. In fliessenden
                         Gewässern werden die Eier stets in stömungsarmen Be-
                         reichen abgelegt. Die Larven haben eine Entwicklungszeit
                         von zwei Jahren. Sowohl die Larve als auch die Libelle
                         ernährt sich räuberisch von kleinen Wassertieren (Insek-
                         tenlarven, Kaulquappen) respektive Fluginsekten. Die Art
                         ist in der Regel standorttreu, kann aber wenn geeignete
                         Wanderkorridore vorhanden sind bis zu 60 Km weite Stre-
                         cken zurücklegen.

Lebensraum               Die Art ist typisch für Quellmoore und Hangrieder, wo sie
                         Quelltümpel, Rinnsale und Hangbächlein besiedelt.

Massnahmen               Erhaltung und Förderung von Hangriedern, Quellmooren
                         sowie Wiesenbächlein und -Gräben. Erhaltung eines ho-
                         hen Grundwasserspiegels und Verhinderung von Nähr-
                         stoffeintrag durch Pufferzonen. Erhaltung von Mähwiesen
                         in den angrenzenden Gebieten (möglichst wenig Um-
                         bruchflächen). Ufernahe Vegetation nur einmal im Herbst
                         mähen. Gewässerunterhalt generell abschnittweise vor-
                         nehmen.

                                                                                 19
Libellen

Spitzenfleck
Libellula filva

                     Foto: André Rey

Verbreitung          Der Spitzenfleck ist im Mittelland verbreitet, kommt aber
                     zerstreut und nur lokal häufiger vor. In der Westschweiz
                     sind nur noch zwei Fundorte bekannt Die Art steigt bis in
                     eine Höhe von 700 m.ü.M..

Ökologie, Biologie   Die Eiablage erfolgt über seichten Stellen an
                     Seggenhorsten oder über freier Wasserfläche in der Nähe
                     eines Röhrichtsaumes. Die Larvenentwicklung dauert
                     zwei Jahre. Sowohl die Larve als auch die Libelle ernährt
                     sich räuberisch von kleinen Wassertieren (Insektenlarven,
                     Kaulquappen) respektive Fluginsekten.

Lebensraum           Der Spitzenfleck ist ein typischer Bewohner der Auen von
                     Tieflandflüssen. Er besiedelt eher grosse, saubere und
                     nicht zu warme, vegetationsreiche stehende oder langsam
                     fliessende Gewässer mit guter Besonnung und freier
                     Wasserfläche. Weiter scheinen Uferröhrichte und wald-
                     ähnliche Partien für sein Vorkommen nötig zu sein.

Massnahmen           Partielle Auslichtung des Baumbestandes an Auengewäs-
                     sern um die Beschattung des Uferröhrrichts gering zu hal-
                     ten (südexponierte Seite). Uferpartien abschnittweise im
                     Herbst mähen. Pufferzonen ausscheiden zur Verhinde-
                     rung von Nährstoffeintrag. Gewässerunterhalt, insbeson-
                     dere die Mahd der krautigen Uferpartien abschnittweise
                     vornehmen. Das Gewässer sollte frei von Graskarpfen
                     gehalten werden.

                                                                          20
Libellen

Südlicher Blaupfeil
Orthetrum brunneum

                      Foto: André Rey

Verbreitung           Der Südliche Blaupfeil ist vor allem im wärmeren Mittel-
                      land verbreitet, besonders entland der Flusstäler von Aa-
                      re, Reuss und Thur. Lokal kommt die Art auch im Wallis
                      und Tessin vor.

Ökologie, Biologie    Die Männchen setzen sich gerne an vegetationsfreie Stel-
                      len am Ufer. Die Larven leben eingegraben im feinen
                      Grund des Ufers, ihre Entwicklung dauert 2 Jahre. Sowohl
                      die Larve als auch die Libelle ernährt sich räuberisch von
                      kleinen Wassertieren (Insektenlarven, Kaulquappen) res-
                      pektive Fluginsekten.

Lebensraum            Die Art lebt an langsam fliessenden kleinen Gräben und
                      an spärlich bewachsenen, flachen Weihern mit lehmig-
                      kiesigem Untergrund. Man findet den Südlichen Blaupfeil
                      aber auch in Quellrinnsalen von Kiesgruben.

Massnahmen            Langsam fliessende, vegetationsarme Rinnsale oder
                      Teiche mit kiesig-lehmigen Untergrund erhalten und neu
                      anlegen. Unterhalt etappenweise vornehmen. Gräben und
                      Fliessgewässer abschnittweise entkrauten und Ufer offen
                      und Gehölzfrei halten. Wo möglich Ufer abflachen.

                                                                            21
Libellen

Westliche Keiljungfer
Gomphus pulcellus

Rote Liste CH: VU
Verletzlich

                        Foto: A. Rey

Verbreitung             Die Westliche Keiljungfer besiedelt das Mittelland und
                        kommt vereinzelnt auch im Wallis vor. Sie fehlt im Jura
                        und im Tessin. Sie steigt in Höhen um 800 Meter.

Ökologie, Biologie      Die Eiablage erfolgt auf der freien Wasseroberfläche. Die
                        Larvenentwicklung dauert 2 bis 3 Jahre. Die Larve ernährt
                        sich räuberisch von kleinen Wassertieren (v.a. Bachflohk-
                        rebse und Insektenlarven). Die Libelle jagt nach Flugin-
                        sekten.

Lebensraum              Die westliche Keiljungfer ist die einzige einheimische
                        Flussjungfer welche vorzugsweise stehende Gewässer
                        besiedelt. Sie bevorzugt klare, vegetationsarme Gewässer
                        mit Kies-Ufern, kommt aber auch in langsam fliessenden
                        Flussabschnitten, Stauseen und in eutrophen Moorwei-
                        hern vor. Die wesentlichsten Eigenschaften des Lebens-
                        raumes sind gut besonnte Gewässer mit vegetationsar-
                        men, flach auslaufenden Ufern mit sandig-kiesigem Sub-
                        strat, denen tiefere Wasserzonen mit schlammigem Fein-
                        sediment vorgelagert ist. Die Imagos benötigen für die
                        Jagd und als Ruhehabitat ufernahe Wiesen. Die Larven
                        benötigen eine gute Wasserqualität und leben in sandigen
                        Bereichen mit Ansammlungen von totem Pflanzenmaterial
                        (z.B. Fallaub).

Massnahmen              Erhaltung und Förderung von stehenden Pionier-
                        gewässern mit kiesig-sandigen Ufern und nahegelegenen
                        extensiv genutzten Wiesen. Pflege- und Entbu-
                        schungsmassnahmen sollen bei mehreren kleineren Ge-
                        wässern im Rotationsprinzip, bei grösseren Gewässern
                        abschnittweise erfolgen. Extensiv genutzte Pufferzonen
                        (mind. 10 m) entlang der Gewässer ausscheiden.

                                                                             22
Libellen

Zweigestreifte Quelljungfer
Cordulegaster boltonii

                              Foto: André Rey

Verbreitung                   Die Zweigetreifte Quelljungfer lebt in den tiefen und mittle-
                              ren Lagen der ganzen Schweiz. Sie steigt in Höhen um
                              1800 Meter.

Ökologie, Biologie            Die Eiablage erfolgt durch Einpflügen des Hinterleibs in
                              das Sediment. Die Larvenentwicklung dauert 3 bis 5 Jah-
                              re. Die Larve ernährt sich räuberisch von kleinen Wasser-
                              tieren (v.a. Bachflohkrebse und Insektenlarven), die Libel-
                              le jagt Fluginsekten.

Lebensraum                    Die Larven leben eingegraben im feinen Sediment von
                              strömungsarmen Bereichen von Bächen und Gräben. Be-
                              sonders typisch sind Quellaustritte mit Kalktuffablagerun-
                              gen. Dort findet man sie in kleinsten, kaum tellergrossen
                              Wasseransammlungen. Oft handelt es sich dabei mehr
                              um überrieselte Moospolster als um erkennbare Gewäs-
                              ser. Die Art kann sich nur in Gewässern entwickeln die
                              nicht von Gehölzen oder Schilf überwachsen sind.
                              Fortpflanzugshabitate der Art sind langsamfliessende,
                              seichte und vegetationsarme Quellrinnsale, Bäche und
                              Gräben im Offenland sowie im Wald. Als Jagdhabitat der
                              Imagos sind Waldlichtungen und Streuwiesen bekannt.

Massnahmen                    Erhaltung und Förderung von kleinen, langsam fliessen-
                              den Quellbächen und Gräben im Offenland sowie im Wald
                              ohne Verbauungen und ohne starke Verkrautung. An Stel-
                              len mit Drüsigem Springkraut (Impatiens glandulifera) wird
                              eine schonende Beweidung empfohlen.

                                                                                       23
Heuschrecken

Feldgrille
Gryllus campestris

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Die Feldgrille besiedelt tiefgelegene und warme Gebiete
                                der ganzen Schweiz. Sie steigt bis in eine Höhe von 600
                                m.ü.M..

Ökologie, Biologie              Die Feldgrille ist überwiegend herbivor. Es werden ver-
                                schiedene Gräser und Kräuter, seltener auch tote Tiere
                                und kleine Insekten verzehrt. Das Weibchen legt die Eier
                                meist in ihrer selbst gegrabenen Höhle in den Boden ab.

Lebensraum                      Die Feldgrille ist eine wärme- und trockenheitsliebende
                                Art. Sie besiedelt trockene Wiesen und Weiden, trockene
                                Waldränder, Ruderalflächen und trockene Stellen in
                                Feuchtgebieten. Aufgrund der Höheren Sonneneinstrah-
                                lung werden Hanglagen mit niederer und lückiger Vegeta-
                                tion bevorzugt.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse beträgt etwa 3 ha. Selten treten
                                geflügelte Disperser auf.

Massnahmen                      Erhaltung und Förderung von südexponierten Wiesen und
                                Weiden in Hanglagen oder Böschungen. Förderung von
                                niedriger und lückiger Vegetation.

                                                                                    24
Heuschrecken

Grosse Goldschrecke
Chrysochraon dispar

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Die Grosse Goldschrecke besiedelt die Nordschweiz und
                                das Wallis. Sie steigt bis in eine Höhe von 1000 m.ü.M..

Ökologie, Biologie              Die Grosse Goldschrecke frisst neben Gräsern wie Pfei-
                                fengras auch krautige Pflanzen und Blätter von Sträu-
                                chern. Die Eier werden in markhaltige Stengel von Him-
                                beere, Engelwurz, Rohrkolben, Kratzdisteln, Binsen und
                                Seggen (nicht in Schilf) abgelegt.

Lebensraum                      Die Art besiedelt Feuchtwiesen, Hochmoor- und Graben-
                                ränder, aber auch Schlagfluren und langrasige Trockenra-
                                sen. Durch ihr Eiablageverhalten ist die Art auf verbrachte
                                Stellen oder ungemähte Säume angewiesen.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse ist unbekannt. Flugfähige Disper-
                                ser sind bekannt. Die Art ist sehr Ortstreu. Es können Dis-
                                tanzen (normale flugunfähige Form) von midestens 120 m
                                bei Weibchen resp. 160 m bei Männchen zurückgelegt
                                werden.

Massnahmen                      Erhaltung und Förderung von feuchten Graben- Wald- und
                                Heckensäumen. Ausscheidung von Pufferzonen entlang
                                von Gewässern. Wichtig sind parziell unngemähte Flä-
                                chen welche über Winter stehen bleiben.

                                                                                       25
Heuschrecken

Lauchschrecke
Mecostethus parapleurus

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Die Lauchschrecke ist den tiefen Lagen des Mittellandes,
                                des Jura, des Wallis und im Tessin verbreitet. Die Art ist
                                vielerorts zurückgegangen.

Ökologie, Biologie              Das Weibchen legt die Eier in den Boden. Die Art ernährt
                                sich von verschiedenen Gräsern.

Lebensraum                      Die Lauchschrecke bewohnt feuchte Wiesen und Gewäs-
                                serufer. Sie kommt aber gelegentlich auch auf trockenen,
                                langrasigen Wiesen vor.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse ist unbekannt. Die Tiere sind flug-
                                fähig und können geeignete Biotope in Umkreis von einem
                                Kilometer Entfernung innerhalb von drei Jahren besiedeln.

Massnahmen                      Extensiv genutzte Wiesen und feuchte Hochstaudenfluren
                                und Riedwiesen erhalten und fördern. Da Heuschrecken
                                empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagie-
                                ren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. Weiter
                                sollen Altgrasstreifen und Heckenkrautsäume stehen ge-
                                lassen werden. So können sich die Tiere das für ihr Ent-
                                wicklungsstadium optimale Mikroklima selber aussuchen.

                                                                                      26
Heuschrecken

Langflügelige Schwertschrecke
Conocephalus discolor

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Die Langflügelige Schwertschrecke besiedelt die tieferen
                                Lagen der ganzen Schweiz. Verbreitungsschwerpunkte
                                sind im Zürcher Oberland, um den Neuenburgersee, an
                                der Rhone und bei Genf zu finden. Die Art ist vielerorts zu-
                                rückgegangen.

Ökologie, Biologie              Das Weibchen legt die Eier mit Hilfe des Legebohrers in
                                Pflanzenstengel verschiedener Gräser und Binsen. Die Art
                                ernährt sich von verschiedenen Gräsern und Insekten.

Lebensraum                      Die Langflügelige Schwertschrecke ist eine wärmebedürf-
                                tige Art. Sie bewohnt bevorzugt feuchte Wiesen, Rieder
                                und Rohrricht, ist aber nicht zwingend an feuchte Lebens-
                                räume gebunden. So besiedelt die Art auch trockene
                                Hochstaudenfluren und langrasige Wiesenbrachen. Wich-
                                tig für die Art ist die vertikale Struktur der Vegetation (op-
                                timal 40-60 cm) und das vorhandensein von markhaltigen
                                Krautpflanzen für die Eiablage.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse ist unbekannt. Die Tiere sind flug-
                                fähig und wandern entlang von Saumstrukturen. Beson-
                                ders entlang von Fliessgewässern können die Eier durch
                                Pflanzenstengel passiv verbreitet werden.

Massnahmen                      Hochrasige Wiesen, Schilfbestände, Hochstaudenfluren
                                und Riedwiesen erhalten und fördern. Da Heuschrecken
                                empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagie-
                                ren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. So kön-
                                nen sich die Tiere das für ihr Entwicklungsstadium optima-
                                le Mikroklima selber aussuchen. Weiter sollen Altgras-
                                streifen und Heckenkrautsäume stehen gelassen werden,
                                so dass die Tiere genügend Pflanzenstengel für die Eiab-
                                lage finden.

                                                                                          27
Heuschrecken

Roesels Beisschrecke
Metrioptera Roeseli

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Die Roesels Beisschrecke besiedelt Jura, Mittelland, das
                                Wallis und Engadin. Sie steigt in eine Höhe von 2000
                                m.ü.M..

Ökologie, Biologie              Die Roesels Beisschrecke ernährt sich vorzugsweise von
                                verschiedenen Gräsern und kleinen Insekten. Die Eier
                                werden durch ein selbstgebissenes Loch in die Stengel
                                von Krautpflanzen abgelegt.

Lebensraum                      Die Art besiedelt trockene und feuchte Wiesen und Stau-
                                densäume. Man kann sie sowohl an trockenen Bahnbor-
                                ten als auch an langrasigen Flussufern finden. Sie lebt
                                auch in mässig gedüngten Wiesen.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse ist unbekannt. Die Tiere sind in
                                der Regel nicht flugfähig und können bis zu einem Kilome-
                                ter zurücklegen. Die Holoptere (lange Flügel, flugfähig)
                                Form der Art kann dann Distanzen von bis zu 5 Kilome-
                                tern überwinden.

Massnahmen                      Erhalten und fördern von extensiv bewirtschafteten Wie-
                                sen und Krautsäumen. Da Heuschrecken empfindlich auf
                                mikroklimatische Veränderungen reagieren, sollen die
                                Wiesen gestaffelt gemäht werden. Weiter sollen Altgras-
                                streifen und Heckenkrautsäume stehen gelassen werden.
                                So können sich die Tiere das für ihr Entwicklungsstadium
                                optimale Mikroklima selber aussuchen. Zudem ist bei Ar-
                                ten die ihre Eier in Pflanzenstengel legen, das stehenlas-
                                sen von Altgrasstreifen und Staudensäumen über den
                                Winter besonders wichtig (Überwinterung der Eier).

                                                                                      28
Heuschrecken

Sumpfgrashüpfer
Chorthippus montanus

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Der Sumpfgrashüpfer besiedelt die ganze Schweiz mit
                                Ausnahme der Alpensüdseite. Er steigt bis in eine Höhe
                                von 1500 m.ü.M..

Ökologie, Biologie              Der Sumpfgrashüpfer ernährt sich von Pfeifengras, Schilf,
                                und verschiedenen Seggenarten. Die Eiablage erfolgt in
                                feuchte Erde oder in den Wurzelfilz von Carex-Bulten.

Lebensraum                      Der Sumpfgrashüpfer zählt zu den Arten welche die
                                feuchtesten Lebensräume besiedeln. In der montanen
                                Höhenstufe ist die Art dann nicht mehr ganz so hygrophil.
                                Der Sumpfgrashüpfer ist ein typischer Bewohner von
                                feuchten und staunassen Wiesen sowie Waldmooren. Die
                                Art ist auf nicht allzu dichte und nicht allzu hohe (max. 40
                                cm.) Vegetation angewiesen.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Als Mindestarealgrösse werden in der Literatur mehrere
                                Hektaren angegeben. Neue Biotope werden durch flugfä-
                                hige Tiere besiedelt (makroptere Form).

Massnahmen                      Erhaltung und Förderung von extensiv (1-2 Schnitte) ge-
                                nutzten nassen Wiesen und Weiden. Da Heuschrecken
                                empfindlich auf mikroklimatische Veränderungen reagie-
                                ren, sollen die Wiesen gestaffelt gemäht werden. Weiter
                                sollen Altgrasstreifen und Heckenkrautsäume stehen ge-
                                lassen werden. So können sich die Tiere das für ihr Ent-
                                wicklungsstadium optimale Mikroklima selber aussuchen.

                                                                                        29
Heuschrecken

Sumpfgrille
Pteronemobius heydenii

Rote Liste CH: 2
Stark grfährdet

                                Foto: A. Rey

Verbreitung                     Die Sumpfgrille lebt in tiefgelegenen, warmen Gebieten
                                der Schweiz. Ihre Verbreitungsschwerpunkte sind die Re-
                                gionen um den Genfer- Bieler- Thuner- und
                                Neuenburgersee, das östliche Mittelland und das Tessin.
                                Sie steigt bis in eine Höhe von 850 m.ü.M..

Ökologie, Biologie              Die Sumpfgrille ist überwiegend herbivor. Es werden ver-
                                schiedene Gräser und Kräuter, seltener auch tote Insek-
                                ten verzehrt. Das Weibchen legt die Eier in feuchte Bo-
                                denstellen ab.

Lebensraum                      Die Sumpfgrille ist eine wärme- und feuchtigkeitsliebende
                                Art. Sie besiedelt vernässte, extensiv genutzte Wiesen
                                und Weiden wie Pfeifengraswiesen, Klein- und Grosseg-
                                genrieder. Bevorzugt wird ein kleinflächiges Mosaik aus
                                verschiedenen trockenen, feuchten und offenen Flächen.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse beträgt etwa 100 m2. Die Mobili-
                                tät der Art ist kurz nach der Imaginalhäuting vermutlich re-
                                lativ gross, weil alle Individuen lange Flügel besitzen. Spä-
                                ter werden die Flügelspitzen abgeworfen.

Massnahmen                      Erhaltung und Förderung von Kalkflachmooren und an-
                                grenzender Flächen. Die Bewirtschaftung der Flächen soll
                                extensiv sein, kann aber sowohl durch Beweidung,
                                Sommermad oder Herbstmad erfolgen.

                                                                                         30
Heuschrecken

Sumpfschrecke
Stethophyma grossum

Rote Liste CH: 2
Stark gefährdet

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Die Sumpfschrecke besiedelt die ganze Schweiz. Sie
                                steigt bis in eine Höhe von 2400 m.ü.M..

Ökologie, Biologie              Die Sumpfschrecke frisst verschiedene Gräser und Seg-
                                gen. Die Eier werden in einen Cocon eigehüllt in den Bo-
                                den und zwischen Gräsern abgelegt.

Lebensraum                      Die Sumpfschrecke ist sehr hygrophil und besiedelt ex-
                                tensiv genutzte Binsen- und Seggenrieder. Bevorzugt
                                werden Grosseggenrieder, man trifft die Art aber auch an
                                Grabenrändern mit unterschiedlicher Vegetation und in
                                Pfeifengraswiesen mit umfangreichen Seggeneinschlüs-
                                sen. Weitere Voraussetzungen für das Vorkommen der
                                Art ist eine extensive Bewirtschaftung und eine lückige
                                niedere Vegetationsstruktur.

Mindestarealgrösse, Mobilität   Die Mindestarealgrösse beträgt 400-1200 m2. Geignete
                                Biotope in bis zu 400 m Entfernung können innerhalb von
                                zwei Jahren besiedelt werden. Männliche Tiere können
                                bis zu 1500 m zurücklegen. Es sind funktionsfähige
                                Ausbreitungschneisen von 5 m Breite bekannt.

Massnahmen                      Erhaltung und Förderung von extensiv genutzten Nass-
                                wiesen (1-2 Schnitte, kein Mulchen, keine Düngung). Er-
                                haltung von Grabenrändern welche nur einmal pro Jahr
                                abschnittweise gemäht werden dürfen. Förderlich für die
                                Art ist ein Nebeneinader gemähter und ungemähter
                                Nasswiesenparzellen.

                                                                                    31
Heuschrecken

Warzenbeisser
Deticus verrucivorus

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                                Foto: André Rey

Verbreitung                     Der Warzenbeisser besiedelt die ganze Schweiz bis in die
                                subalpine Sufe. Im Mittelland kommt die Art nur
                                vereinzelnt in Feuchtgebieten oder Magerwiesen vor.

Ökologie, Biologie              Die Nahrung der Larven und Imagos besteht aus 2/3 tieri-
                                scher und 1/3 pflanzlicher Kost. Dabei werden neben Kä-
                                fern vorwiegend Heuschrecken und deren Larven gefres-
                                sen. Die Eier werden bevorzugt in vegetationslosen oder
                                wenig bewachsenen Boden abgelegt. Das Substrat darf
                                nicht zu sandig sein und muss eine hohe Wasserkapazität
                                aufweisen. Die Eier überliegen mindestens ein Jahr im
                                Boden und schlüpfen frühestens im 2. Frühjahr. Die Lar-
                                ven schlüpfen Mitte April und sind ab Juli erwachsen.

Lebensraum                      Der Warzenbeisser benötigt für die Embrionalentwicklung
                                hohe Temperaturen und eine relativ hohe Bodenfeuchtig-
                                keit. Er besiedelt daher Magerwiesen in niederschlagsrei-
                                chen Regionen, sowie Flachmoore mit hoher Wärmeein-
                                strahlung. Wichtig sind Wechsel von dichter und kurzrasi-
                                ger Vegetation, sowie offene Bodenstellen

Mindestarealgrösse, Mobilität   Das Mobilitätsverhalten der Art wird von verschiedenen
                                Autoren unterschiedlich eingeschätzt. Die Mobilität der Art
                                ist trotz gutem Flugvermögen vermutlich gering und liegt
                                maximal bei 100 m. Das Minimumareal wird in der Litera-
                                tur mit 2.4 ha bezeichnet.

Massnahmen                      Erhalten und Fördern von sonnigen, extensiv genutzten,
                                saumreichen Magerwiesen und Flachmooren mit stellen-
                                weise lückiger Vegetation. Heuschrecken reagieren emp-
                                findlich auf mikroklimatische Veränderungen welche z.B.
                                bei einer Mahd erfolgen. Wichtig ist daher ein gestaffeltes,
                                kleinräumiges Mähen der Wiesen und das Belassen von
                                Altgrasstreifen und Krautsäumen. Magerwiesen ab Mitte
                                Juli, Riedwiesen ab September mähen (jeweils max 1
                                Schnitt).

                                                                                        32
Tagfalter

Aurorafalter
Anthocharis cardamines

                         Foto: Stefan Hose

Verbreitung              Der Aurorafalter kommt in der ganzen Schweiz von der kollinen
                         bis in die subalpine Stufe vor. Die Art ist vielerorts immer noch
                         häufig, gebietsweise ist jedoch ein leichter Rückgang festzustel-
                         len.

Ökologie, Biologie       Der Aurorafalter ist die erste Tagfalterart welche im Frühling
                         schlüpft. Das Weibchen legt die Eier in der Regel auf die Blüten
                         des Wiesenschaumkrautes (Cardamine pratensis). Es werden
                         aber     auch   andere    Kreuzblütler    (Brassicaceae)     wie
                         Knoblauchsrauke angenommen. Die Raupe ernährt sich von Blü-
                         ten und Schoten. Die Verpuppung findet an Grashalmen statt.

Lebensraum               Der Aurorafalter besiedelt frische Waldränder und lichte Wälder
                         mit angrenzenden, blütenreichen Wiesen. Wichtig für die Art sind
                         waldrandnahe, extensiv genutzte mesophile Wiesen (mit mittlerer
                         Nährstoff- und Wasserversorgung) und strukturreiche Waldrän-
                         der mit einem vorgelagerten Krautsaum.

Massnahmen               Frische Waldränder mit Krautsäumen und angrenzenden blüten-
                         reichen Wiesen erhalten und fördern. Waldrandnahe Wiesen und
                         Waldlichtungen mit Wiesenschaumkraut ab 15. Juni 2 x mähen.
                         Bei jedem Wiesen-Schnitt sollten an wechselnden Stellen Alt-
                         grasstreifen stehen gelassen werden (ca. 10%). So finden die
                         Falter auch nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier,
                         Raupen und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut
                         abgeführt.

                                                                                      33
Tagfalter

Brauner Feuerfalter
Lycaena tityrus

                      Foto: André Rey

Verbreitung           Der Braune Feuerfalter kommt in der ganzen Schweiz
                      vor und steigt bis auf 2500 Meter. Im Mittelland ist die Art
                      gebietsweise zurückgegangen.

Ökologie, Biologie    Das Weibchen legt die Eier an den Blattbasen von Wie-
                      senampfer (Rumex acetosa) und Kleinem Sauerampfer
                      (Rumex acetosella) ab. Die Verpuppung findet am Boden
                      statt. Der Falter saugt gerne an Tymian (Thymus
                      serpyllum), Dost (Origanum vulgare) und Margriten
                      (Leucanthemum vulgare).

Lebensraum            Der Braune Feuerfalter ist eine mesophile Art. Er lebt in
                      langrasigen, extensiv genutzten Wiesen welche reich an
                      Sauerampfer sind. Die Art besiedelt sowohl mässig tro-
                      ckene als auch mässig feuchte Wiesen in welchen die
                      Raupenfutterpflanze vorkommt. Wichtig für die Falter
                      sind blütenreiche Saumgesellschaften zur Nektarauf-
                      nahme.

Massnahmen            Erhaltung und Förderung extensiv genutzter Wiesen und
                      blütenreicher Saumgesellschaften. Wichtig ist auch das
                      gestaffelte Mähen der Wiesen und das Belassen von Alt-
                      grasstreifen über Winter. So finden die Falter auch nach
                      der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen und
                      Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut ab-
                      geführt.

                                                                               34
Tagfalter

Dunkler Dickkopffalter
Erynnis tages

                         Foto: André Rey

Verbreitung              Der Dunkle Dickkopffalter kommt in der ganzem Schweiz
                         vor und steigt bis in eine Höhe von 2000 m.ü.M.. Im Mit-
                         telland ist die Art gebietweise zurückgegangen.

Ökologie, Biologie       Die Eier werden an Hornklee (Lotus corniculatus), Hufei-
                         senklee (Hypocrepis comosa) oder Bunte Kornwicke
                         (Coronilla varia) abgelegt. Die Falter saugen gern an
                         Kriechendem Günsel (Ajuga reptans) oder Frühlings-
                         Fingerkraut (Potentilla neumanniana), und sonnen sich
                         mit     Vorliebe    auf   offenen    Humusstellen.    Zur
                         Überdauerung von Schlechtwetterperioden hängen sie
                         sich gern an den Blütenstand von Betonie (Betonica
                         officinalis) und Johanniskraut (Hypericum perforatum).

Lebensraum               Die Art fliegt auf trockenen und wechselfeuchten Mager-
                         wiesen und extensiv genutzten Weiden, auf denen die
                         Raupenfutterpflanze wächst. In der subalpinen Stufe fin-
                         det man die Art auch in Waldlichtungen und entlang von
                         Waldwegen.

Massnahmen               Erhaltung und Förderung von Magerwiesen und extensiv
                         genutzten Weiden. Wichtig ist auch das gestaffelte Mä-
                         hen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen
                         und Krautsäumen über Winter. So finden die Falter auch
                         nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen
                         und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut
                         abgeführt.

                                                                               35
Tagfalter

Gewöhnliches Widderchen
Zygaena fillipendulae

                          Foto: André Rey

Verbreitung               Das Gewöhnliche Widderchen besiedelt alle Teile der
                          Schweiz und steigt bis in die alpine Stufe.

Ökologie, Biologie        Die Eier werden an Hornklee (Lotus corniculatus) abge-
                          legt. In der Literatur werden noch einige weitere Futter-
                          pflanzen genannt (Fabaceaen). Die Falter saugen bevor-
                          zugt an lila und violetten Blüten wie Knautie (Knautia
                          arvensis), Skabiose (Scabiosa columbaris), Flockenblu-
                          me (Centaurea jacea), Wasserdost (Eupatorium
                          cannabinum), Teufelsabbiss (Succisa pratensis) und Lu-
                          zerne (Medicagi sativa).

Lebensraum                Die Art besiedelt unterschiedliche Lebensräume wie Ma-
                          gerwiesen, Feuchtwiesen, Ruderalflächen, mageren Bö-
                          schungen und extensiv genutzte Flächen im Siedlungs-
                          gebiet.

Massnahmen                Erhaltung und Förderung von extensiv genutzten Wiesen
                          und Ruderalflächen. Wichtig ist auch das gestaffelte Mä-
                          hen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen
                          und Krautsäumen über Winter. So finden die Falter auch
                          nach der Mahd noch genügend Nektar und Eier, Raupen
                          und Puppen werden nicht vollständig mit dem Schnittgut
                          abgeführt.

                                                                                36
Tagfalter

Kleiner Würfelfalter
Pyrgus malvae

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                       Foto: André Rey

Verbreitung            Der Kleine Würfelfalter kommt auf der Alpennordseite, im
                       Mittelland sowie im Jura vor. Er steigt bis in eine Höhe
                       von über 2000 m.ü.M..

Ökologie, Biologie     Das Weibchen legt die Eier an die Blattunterseite von
                       Frühlingsfingerkraut (Potentilla neumanniana) und Auf-
                       rechtem Fingerkraut (Potentilla errecta) ab. Die Verpup-
                       pung findet an der Basis Raupenfutterpflanze statt. Der
                       Falter saugt gerne an Frühlingsfingerkraut, Kriechendem
                       Günsel (Ajuga reptans), Mehlprimel (Primula farinosa)
                       und     Eisenhutblättrigem    Hahnenfuss     (Ranunculus
                       aconitifolius).

Lebensraum             Der Kleine Würfelfalter lebt in Magerwiesen und Flach-
                       mooren.

Massnahmen             Erhaltung und Förderung von extensiv genutzten Mager-
                       wiesen und Riedwiesen. Wichtig ist auch das gestaffelte
                       Mähen der Wiesen und das Belassen von Altgrasstreifen
                       über Winter. So finden die Falter auch nach der Mahd
                       noch genügend Nektar und Eier, Raupen und Puppen
                       werden nicht vollständig mit dem Schnittgut abgeführt.

                                                                            37
Tagfalter

Malvendickkopffalter
Charcharodus alceae

Rote Liste CH: 1
Vom Aussterben bedroht

                         Foto: André Rey

Verbreitung              Der Malvendickkopffalter kommt in der Schweiz lokal bis
                         in Höhen von 1000 m.ü.M. vor. In den letzten Jahren hat
                         sich die Art wieder ausgebreitet und ist gebietweise wie-
                         der häufiger geworden.

Ökologie, Biologie       Das Weibchen legt die Eier auf die Blattoberseite der
                         Kleinen Malve (Malva neglecta) und der Wilden Malve
                         (Malva sylvestris) ab. Weiter werden Sigmarswurz
                         (Malva alceae) und Stockrose (Alcea officinalis) als Rau-
                         penfutterpflanzen genannt. Die Verpuppung findet in der
                         Streueschicht am Boden statt. Der Falter saugt gerne an
                         Kriechendem Günsel (Ajuga reptans), Acker-taubnessel
                         (Lamium purpureum) und Waldimmergrün (Vinca minor).

Lebensraum               Der Malvendickkopffalter ist eine wärmeliebende Art. Er
                         besiedelt Rebberge, Steinbrüche, Ruderalstellen, verbra-
                         chende Glatthaferwiesen und einschürige Magerwiesen.

Massnahmen               Erhaltung und Förderung von Wildkrautfluren an tro-
                         ckenwarmen Stellen, welche nur alle 1-2 Jahre gemäht
                         werden. Erhaltung von trockenwarmen, einschürigen
                         Magerwiesen. Förderung der erwähnten Malvenarten.

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Tagfalter

Märzveilchenfalter
Argynnis adippe
Syn. Fabriciana adippe

Rote Liste CH: 3
gefährdet

                         Foto: André Rey

Verbreitung              Der Märzveilchenfalter besiedelt die ganze Schweiz bis
                         in die subalpine Stufe. Das westliche und zentrale Mittel-
                         land hat die Art weitgehend geräumt.

Ökologie, Biologie       Das Weibchen legt die Eier auf das Waldveilchen (Viola
                         reichenbachiana) und Feldsteifmutterchen (Viola tricolor).

Lebensraum               Der Märzveilchenfalter bewohnt Magerwiesen die an
                         Waldränder grenzen oder von Hecken durchzogen sind,
                         sowie    lichter  Wald      und   Schlagfluren. Der
                         Larvallebensraum der Art sind warme Krautsaume.

Massnahmen               Erhaltung und Förderung von extensiv genutzten Mager-
                         wiesen mit angrenzenden, nur parziell gemähten Wald-
                         oder Heckensäumen. Wiesen gestaffelt ab Juli 1-2 mal
                         mähen, Krautsäume alternierend abschnittweise zu 50%
                         mähen.

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Tagfalter

Mauerfuchs
Lasiommata megera

                     Foto: André Rey

Verbreitung          Der Mauerfuchs, ursprünglich in der ganzen Schweiz in
                     der kollinen und montanen (bis subalpin) Stufe verbreitet,
                     und war bis vor wenigen Jahren aus dem Mittelland und
                     der Zentralschweiz fast verschwunden. Neuerdings brei-
                     tet sich die Art wieder aus und ist gebietsweise häufiger
                     geworden.

Ökologie, Biologie   Das Weibchen legt die Eier vorwiegend auf verdorrte
                     Grasbüschel. Die Raupe frisst die Blätter der Aufrechten
                     Trespe (Bromus erectus) und verschiedenen Schwingel-
                     arten (Festuca spec.). Die Verpuppung findet auf Stei-
                     nen, Holzstücken oder dürrem Gras statt. Der Falter be-
                     sucht Blüten verschiedener Pflanzenarten.

Lebensraum           Der Mauerfuchs liebt warme, trockene Biotope. Dazu
                     gehören Rebberge, extensiv bewirtschaftete Wiesenbö-
                     schungen und Waldränder. Sonnenplätze auf Trocken-
                     mauern oder Schotterböden sind wichtige Lebensraum-
                     elemente.

Massnahmen           Trockene Magerwiesen mit Schotter- oder Felsstellen,
                     oder Trockenmauern erhalten und fördern. Wichtig ist
                     auch das gestaffelte Mähen der Wiesen und das Belas-
                     sen von Altgrasstreifen und Krautsäumen über Winter.
                     So finden die Falter auch nach der Mahd noch genügend
                     Nektar und Eier, Raupen und Puppen werden nicht voll-
                     ständig mit dem Schnittgut abgeführt.

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