Vorbericht der September-Auktion 2021 - Ein Winterthurer in Dresden

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Vorbericht der September-Auktion 2021 - Ein Winterthurer in Dresden
Vorbericht der September-Auktion 2021
Ein Winterthurer in Dresden
Der in Winterthur geborene Maler Anton Graff (1736–1813) spezialisiert sich schon
früh auf die Porträtmalerei. Seine Gabe, nicht nur das Abbild, sondern auch das
Wesen der Dargestellten auf der Leinwand zu erfassen, macht ihn bald über die
Landesgrenzen hinaus bekannt. 1766 wird er als Hofmaler nach Dresden berufen,
wo er Porträts bedeutender Politiker, Dichter und Denker der Aufklärung malt.
Einer davon ist Carl Wilhelm Müller (1728–1801), Advokat und Bürgermeister von
Leipzig, den Graff um 1766 porträtiert (Kat. Nr. 3000). Müller, der 1778 regierender
Bürgermeister von Leipzig wird, ist vielseitig interessiert. Er fördert das Kirchen-
und Schulwesen, lässt Garten- und Promenadenanlagen errichten und veranlasst
den Bau des Konzertsaals im alten Gewandhaus. Das Bildnis bleibt bis 1973 in
Leipzig, dann wird es bei Neumeister in München versteigert und gelangt in eine
Zürcher Privatsammlung. An der kommenden September-Auktion wird es für
6‘000.- bis 9‘000.- Franken ausgerufen. Dem Tessiner Künstler Augusto Sartori
(1880–1957) geht es bei seinen Bildnissen mehr um Farbklänge und Bewegung als
um die detailgetreue Wiedergabe von Gesichtszügen. So besticht sein Gemälde
(Kat. Nr. 3014, Abb. s. Dropbox) durch den Kontrast von Blau und Braun und der
Lebendigkeit der jungen Bäuerin, die eine grosse Heuchräze auf dem Rücken trägt.
Die Taxe für dieses Werk ist ebenfalls auf 6‘000.- bis 9‘000.- Franken angesetzt.

Kauffahrtei- und Camaïeu-Malerei
                                                                   Unweit von Dresden liegt Meissen, wo August der Starke 1710 eine
                                                                   Porzellan-Manufaktur gründet, die Weltberühmtheit erlangen sollte.
                                                                   Nach der Erfindung des europäischen Porzellans durch Johann Friedrich
                                                                   Böttger, lassen sich die Porzellanmaler vor allem durch asiatische Dekore
                                                                   wie Chinoiserien oder japanische Imari-Muster inspirieren. Erst später
                                                                   werden Tassen, Teller und Teekannen mit feiner Landschaftsmalerei
                                                                   und Kaufleuten, die ihre Waren verladen, dekoriert. Eine solche
                                                                   Kauffahrteiszene ziert eine Teekanne aus der Zeit um 1730/35 (Kat.
                                                                   Nr. 510), die für 2‘000.- bis 4‘000.- Franken eine neue Besitzerin
                                                                   sucht. Neben solchen Sammlerstücken kommt auch Speisegeschirr
                                                                   von Meissen zur Versteigerung. Ein besonders schönes Beispiel ist
                                                                   ein 64-teiliges Tafelservice (Kat. Nr. 16, Abb. s. Dropbox) mit Purpur-
                                                                   Camaïeu-Blumenmalerei, das auf 3‘000.- bis 6‘000.- Franken geschätzt
                                                                   ist. Bei dieser peinture en camaïeu (gemalt wie eine Kamee) handelt es
                                                                   sich um eine spezielle monochrome Maltechnik, bei der nur eine Farbe in
                                                                   unterschiedlichen Abtönungen verwendet wird.

Helmkanne und Deckelpokal
Seit der Renaissance gelten Erzeugnisse der Silberschmiedekunst
aus Augsburg als grosse Kostbarkeiten. Aber auch sakrale und
profane Gegenstände aus der Barockzeit sind bis heute gefragt.
Erwähnenswert ist eine Helmkanne (Kat. Nr. 319, um 1725/30)
des Meisters Johann Jakob Schoap I. aus Schweizer Privatbesitz.
Sie kommt mit einer Taxe von 800.- bis 1‘500.- Franken zum
Ausruf. Sammlerinnen und Liebhaber von Schweizer Silber
kommen ebenso auf ihre Kosten. So wird ein Pokal der Berner
Werkstatt Rehfues (Kat. Nr. 306, Abb. s. Dropbox), dessen
Deckelknauf in Form eines Armbrustschützen gebildet ist, für
1‘000.- bis 1‘600.- Franken angeboten. Dazu gesellt sich ein Paar
klassizistischer Kerzenstöcke (Kat. Nr. 312, Abb. s. Dropbox) des
Zürcher Silberschmieds Johannes Balber, deren schlichte und
formschöne Gestaltung bis heute überzeugen (1‘500.-/1‘800.-).

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Vorbericht der September-Auktion 2021 - Ein Winterthurer in Dresden
Spindeltaschenuhren der besonderen Art
                                                   Aus dem kleinen, aber feinen Angebot an Taschen- und Armbanduhren
                                                   stechen zwei signierte Spindeltaschenuhren hervor, die besonders
                                                   aufwändig gefertigt und verziert sind. Zum einen handelt es sich um ein
                                                   Werk von Godfrie Poy (Kat. Nr. 2000, Abb. s. Dropbox) mit einem fein
                                                   graviertem und durchbrochen gearbeitetem Silbergehäuse (London, um
                                                   1740), das für 1‘500.- bis 2‘500.- Franken unter den Hammer kommt.
                                                   Godfrie Poy(1718–1753) ist ein Ausnahme-Uhrmacher: Kein Engländer
                                                   und zunftbefreit, kann er seine Werke ausserhalb der strikt geregelten
                                                   Steuerordnung fertigen. Geschätzt wird Poy zudem für seine Stockuhren,
                                                   welche heute noch in zahlreichen Auktionen zu Höchstpreisen
                                                   gehandelt werden. Zum anderen sucht ein Kleinod des in Genf tätigen
                                                   Uhrenherstellers Philippe Cafarello Dufalga (1712–1794) einen Käufer.
                                                   Die Spindeltaschenuhr (Kat. Nr. 2001, um 1780) mit Goldgehäuse zeigt
                                                   rückseitig ein ovales Emailmedaillon mit der Darstellung eines eleganten
                                                   Herrn in lila Weste, das von Gervase Spencer (1715–1763) signiert ist.
                                                   Die luxuriöse Uhr in aussergewöhnlich gutem Erhaltungszustand wird auf
                                                   3‘000.- bis 5‘000.- Franken taxiert.

Mathäus Funk und Kaiser Friedrich
Mit dieser Barock-Kommode (Kat. Nr. 3657) macht der Berner Ebenist
Mathäus Funk (1697–1783) seinem Namen alle Ehre. Der dreischübige
Korpus mit geschweifter Front ist vierseitig gefeldert furniert und mit
gefriestem Kontrastband belegt. Nicht nur die Beschläge und Schlösser
sind original, sondern auch das Kattunpapier mit geometrischem Muster,
mit dem die Schubladen ausgeschlagen sind. Der Schätzpreis liegt bei
attraktiven 1‘500.- bis 3‘000.- Franken. Ob neben diesem Gueridon (Kat.
Nr. 3615, Abb. s. Dropbox) einmal ein blaublütiger Gast gesessen ist?
Auf der Unterseite der Platte des Napoleon III-Möbels aus Palisander
und Rosenholz klebt eine Etikette mit der Aufschrift: «Kaiser Friedrich,
Zimmer Nr. 930, Lfde Nr. 93». Das reich verzierte Beistelltischchen sucht
für 1‘000.- bis 2‘000.- Franken ein neues Zuhause. In ein elegantes
Heim gehört auch ein passender Orientteppich wie beispielsweise ein
Isfahan (Kat. Nr. 811, um 1910, Abb. s. Dropbox) mit einem Innenfeld,
das in einem seltenen Hellblau gehalten und durchgehend mit einem
dekorativen Wabengitter belegt ist. Zwei filigrane Nebenbordüren
umranden die rote, mit Blütenkompositionen und Vögeln verzierte
Hauptbordüre (1‘600.-/2‘400.-).

Jagdarmbrust und Reisepistolen
                                                                       Die von Philippe Schuler betreute Abteilung «Waffen» umfasst Blank-
                                                                       und Schusswaffen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Erwähnenswert ist
                                                                       u.a. eine deutsche Jagdarmbrust (Kat. Nr. 1065, um 1600) mit einer
                                                                       aufwändig verbeinten Fruchtholzsäule. Die Fülle der Motive führt vom
                                                                       Hirsch am Kolben zu Drachen, Schlangen, Früchten und Ranken mit
                                                                       Knospen. Für das hochwertige Sammlerstück ist eine Taxe von 2‘000.-
                                                                       bis 4‘000.- Franken veranschlagt. Historisch interessant ist zudem ein
                                                                       Prunkharnisch-Kragen (Kat. Nr. 1064, Abb. s. Dropbox) aus der ersten
                                                                       Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das qualitätsvoll getriebene Kragenstück
                                                                       zeigt ein Wappen mit Greifen als Schildhalter sowie floralen Dekor (800.-
                                                                       /1‘500.-). Nennenswert ist schliesslich ein Perkussionspistolen-Paar
                                                                       im Kasten (Kat. Nr. 1095, Abb. s. Dropbox, um 1850). Diese privaten
                                                                       Reisepistolen sind von „V. SAUERBREY IN BASEL“ signiert und
                                                                       können als eine Paradearbeit des bekannten Basler Büchsenmachers
                                                                       bezeichnet werden. Sie kommen für 4‘000.- bis 8‘000.- Franken unter
                                                                       den Hammer.

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Vorbericht der September-Auktion 2021 - Ein Winterthurer in Dresden
Celadonfarbene und spinatgrüne Jade
Aus dem reichen und vielseitigen Angebot der Asiatica-Offerte sind
drei interessante Jade-Objekte aus China besonders hervorzuheben.
Aus einer Schweizer Privatsammlung kommen ein Paar bedeutende
Tischstellschirme (Kat. Nr. 1578) aus der Qing-Dynastie zum Ausruf.
Die Tafeln sind aus celadonfarbener Jade mit apfelgrünen Adern gefertigt
und zeigen je die reliefierte Darstellung einer sitzenden Dame mit Kind
unter Bananenstaude bzw. unter Baum mit Inschriften und Gedichten
auf den Rückseiten. Für die hervorragend erhaltenen Jadetafeln ist eine
Schätzung von 50‘000.- bis 70’000.- Franken angesetzt. Ebenfalls aus
celadonfarbener Jade geschnitzt ist ein Jadeberg (Kat. Nr. 1580, Abb. s.
Dropbox), der eine Berglandschaft mit Kiefern, Pavillons und Gelehrten
wiedergibt (60‘000.-/70‘000.-). Aus spinatgrüner Jade besteht hingegen
ein Ziergefäss (Kat. Nr. 1584, Abb. s. Dropbox) aus der späten Qing-
Dynastie in Gu-Form, das zwei Makarakopf-Ringhenkel aufweist und
fein mit Taotie-Masken reliefiert ist (2‘000.-/5’000.-).

Efeu und Fingerhut
                                            Jugendstil und Art Déco sind mit hochwertigen Arbeiten der bekannten französischen
                                            Glasmanufakturen Daum und Verrerie Schneider vertreten. Als erstes soll einer
                                            Fussschale der Daum Frères (Kat. Nr. 109, um 1910) Beachtung geschenkt
                                            werden, die mit verschiedensten Techniken dekoriert ist: Mehrfarbige Pulverein- und
                                            Aufschmelzungen finden sich ebenso wie hochgeätzte und säurepolierte Flächen
                                            oder flache Nadelätzung. Die Schulter wird von einer Efeuranke umarmt. Das höchst
                                            anspruchsvoll gestaltete Objekt weist eine Schätzung von 800.- bis 1‘600.- Franken
                                            auf. In den ähnlichen Techniken verziert, jedoch mit rotem Überfang gestaltet, ist zum
                                            zweiten ein Pokal der Verrerie Schneider (Kat. Nr. 112, um 1925, Abb. s. Dropbox).
                                            Sein Floraldekor mit Fingerhut ist bereits geometrisch ausgeführt und entspricht
                                            damit dem damaligen Zeitgeschmack. Das exquisite Glasobjekt kann heute mit einer
                                            Taxe von 300.- bis 500.- Franken ersteigert werden.

Aquarell und Aussenfarbe
1885 als uneheliches Kind in Paris geboren, wird Marie Laurencin
(1885–1954) von der Mutter nach Sèvres geschickt, um in der
dortigen Manufaktur die Porzellanmalerei zu lernen. Sie intensiviert
ihre künstlerischen Studien und wird in der Académie Humbert
aufgenommen, wo sie über Georges Braque auch Picasso und
Apollinaire kennenlernt. Beide werden zu ihren Förderern und bald
stellt Laurencin ihre Werke in verschiedenen Galerien und Salons aus.
Obwohl sie von kubistischen Künstlern und ihren Theorien umgeben
ist, entwickelt die Künstlerin einen eigenen Stil. Blasse Bilder zeigen
junge Frauen umgeben von Blumen, Katzen oder Hunden. Ein solch
lyrisches Aquarell mit drei weiblichen Figuren und Hund (Kat. Nr.
3217) wird mit einer Schätzung von 8‘000.- bis 14‘000.- Franken
angeboten. Ganz anders verläuft der Werdegang von Amos Ferguson
(1920–2009) aus den Bahamas. Er verdient seinen Lebensunterhalt
zunächst als Polsterer und Flachmaler, bevor er sich als Autodidakt
der Kunst zuwendet. Ferguson benutzt mit Vorliebe Aussenfarbe für
seine farbkräftigen Bilder, die sich oft mit biblischen Geschichten oder
Themen aus seiner Heimat beschäftigen. Ein Werk (Kat. Nr. 3148,
Abb. s. Dropbox) des naiven Künstlers, das Elche vor einem gelben
Haus zeigt, kommt für 2‘600.- bis 3‘800.- Franken zur Auktion.

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