Vorbericht der Juni-Auktion 2021 - Französische Orientalisten

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Vorbericht der Juni-Auktion 2021 - Französische Orientalisten
Vorbericht der Juni-Auktion 2021
Französische Orientalisten

Im Vordergrund reitet ein Händler auf seinem Esel, am Boden haben sich einige
müde Marktfahrer bereits hingesetzt und über den Köpfen der zahlreichen Besu-
cherinnen und Besucher ist die flirrende Hitze beinahe physisch spürbar - Henri
Jean Pontoy (1888–1968) hat das bunte Treiben auf der Djemaa el Fna in Mar-
rakech mit luftig gesetzten Farbtupfern auf die Leinwand gebannt. Dank eines
Stipendiums kann der in Reims geborene Künstler 1926 durch Nordafrika reisen,
wo er vor allem Tunesien und Marokko besucht. Er gehört zu den letzten Vertre-
tern des neoklassischen Orientalismus. Sein stimmungsvolles Gemälde (Kat. Nr.
3244) wird an der kommenden Auktion für 10‘000.– bis 15‘000.– Franken ausge-
rufen. Eine intimere Marktszene zeigt Jacques Majorelle (1886–1962), der 1886
in Nancy geborene Sohn des bekannten Designers Louis Majorelle. Nach seiner
Ausbildung an der Académie Julian in Paris unternimmt er ebenfalls ausgedehnte
Reisen nach Nordafrika. In Marrakech baut er sich ein Haus und legt sich einen
Garten mit Pflanzen aus allen Kontinenten an. Der Jardin Majorelle ist heute eine
der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Marokkos. Zwischen 1945 und 1952
besucht Majorelle zudem verschiedene Länder in Westafrika, u.a. Guinea. Dort
hat er 1952 die beiden Marktfrauen von Macenta in ihrer traditionellen Kleidung
mit feinen, pastellfarbenen Pinselstrichen gemalt. Das Werk aus Schweizer Privat-
besitz (Kat. Nr. 3246) ist auf 20‘000.– bis 30‘000.– Franken taxiert.

Genfer Schule in Irland

                                                                            Die Genfer Schule des 19. Jahrhunderts ist mit neun interessan-
                                                                            ten Werken vertreten. Besonders erwähnenswert ist die „Paysage
                                                                            animé près d‘un abreuvoir antique entouré de grands arbres“ von
                                                                            Pierre Louis De la Rive (1753–1817) aus dem Jahr 1811 (Kat.
                                                                            Nr. 3101) mit einer Schätzung von 6‘000.– bis 12‘000.– Franken.
                                                                            Das sich im Vordergrund abspielende Drama zwischen Menschen
                                                                            und aufgeschreckten Tieren widerspiegelt sich in den dräuenden
                                                                            Wolken am Himmel. Das Gemälde aus Zürcher Privatbesitz stammt
                                                                            ursprünglich aus der Collection Marc-Auguste Pictet, Genf (1752–
                                                                            1825), einem wissenschaftlichen Journalisten und experimentellem
                                                                            Naturphilosophen. Von Alexandre Calame (1810–1864), dem wohl
                                                                            berühmtesten Künstler dieser Malschule, kommt die „Vue du Wet-
                                                                            terhorn, effet du matin“ von 1839 mit 16‘000.– bis 26‘000.– Fran-
                                                                            ken zum Ausruf (Kat. Nr. 3103). Es entsteht im Auftrag eines M.
                                                                            Higgins aus Irland, findet aber auf verschlungenen Wegen zurück in
                                                                            die Schweiz, wo es 1924 bei der Galerie Bollag versteigert wird und
                                                                            sich seither im selben Familienbesitz befindet.

Watteau-Figuren und Liebespaar

Detailreiche Landschaftsdarstellungen finden sich nicht nur auf Leinwand gemalt,
sondern auch auf feinen glatten Oberflächen wie Email oder Porzellan. So zeigt eine
englische Email-Doppeldose (Kat. Nr. 216) aus dem späten 18. Jahrhundert all-
seitig Landschafts- und Architekturdarstellungen mit farbiger Figurenstaffage. Das
erlesene Sammlerstück kommt für 300.– bis 400.– Franken unter den Hammer.
Eine Flusslandschaft mit Watteau-Figuren ist hingegen auf einer Vierpassschale aus
Meissner Porzellan (um 1745, Kat. Nr. 514) dargestellt, die für 400.– bis 600.– Fran-
ken eine neue Besitzerin sucht. Eine Parklandschaft mit Liebespaar beim Angeln
ist schliesslich auf einer Tapisserie aus Aubusson (Kat. Nr. 918) zu sehen. Die feine
Seidenarbeit aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist von einer floralen Bordüre um-
geben und wird für 2‘000.– bis 3‘000.– Franken angeboten.

Schuler Auktionen AG – Seestrasse 341 – CH-8038 Zürich – Schweiz
T + 41 43 399 70 10 – F + 41 43 399 70 11 – info@schulerauktionen.ch – www.schulerauktionen.ch                                             1/3
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Altschliff-Diamanten und Paraiba-Turmaline

Aus dem hochkarätigen und breitgefächerten Schmuck-Angebot sticht ein
Diamant-Collier (um 1915, Kat. Nr. 2009) hervor, das Réne Boivin aus Paris
zugeschrieben werden kann. Das Collier aus Platin und Gelbgold im Garland-
Stil ist mit Altschliff-Diamanten und Diamantrosen besetzt (5‘000.–/10‘000.–).
Die perfekt an das Schmuckstück angepasste Lederbox mit Prägung „René
Boivin Joaillier à Paris, 27, rue des Pyramides“ lässt den Schluss zu, dass es
sich um ein Stück aus der ersten Schaffensphase Boivins handelt. Anfangs
sind seine Entwürfe - noch ganz dem Geschmack des späten 19. Jahrhun-
derts entsprechend - reich ausgestattet und aufwendig ausgearbeitet. Zu die-
sem antiken Collier gesellt sich eine Edelstein-Sammlung aus den Lagerbe-
ständen des Geschäfts von Maya Sulger, welche sowohl farbige Diamanten
wie auch Farbsteine umfasst. Für die Goldschmiedin, die bei Burch-Korrodi
unter Kurt Aepli gearbeitet und später über 50 Jahre lang ihr eigenes Atelier
in Zug geführt hat, war die Auseinandersetzung mit Steinen immer sehr span-
nend. Höhepunkte waren dabei Arbeiten mit Paraiba-Turmalinen. Vier solcher
Steine, die durch ihr kräftiges Neonblau zu betören vermögen (Kat. Nr. 2140,
2144, 2145 und 2147, ohne Abb.) werden mit einem Zertifikat zu Schätzprei-
sen zwischen 1‘000.– und 10‘000.– Franken versteigert.

«Reine de Naples» und «Kalahari»

                                                                       Der herrliche Blick auf den Golf von Neapel dient als Inspiration für die
                                                                       allererste Damen-Armbanduhr, die Abraham-Louis Breguet für Caroline Bo-
                                                                       naparte, die Schwester Napoleons und Königin von Neapel, kreiert. In An-
                                                                       lehnung an diese elegante Uhr ist die Linie «Reine de Naples» entstanden,
                                                                       aus der ein apartes Exemplar (Kat. Nr. 2225) aus den 2010er Jahren mit
                                                                       Gehäuse aus Weissgold und Sichtboden mit einer Taxe von 10‘000.– bis
                                                                       20‘000.– Franken auf eine neue Trägerin wartet. Ein Highlight für Samm-
                                                                       ler und Kenner von Vintage-Armbanduhren ist hingegen ein Longines Fly-
                                                                       back Chronograph von 1936 (Kat. Nr. 2205), ein früher und daher seltener
                                                                       Schaltrad-Chronograph mit Gelbgold-Gehäuse (4‘500.–/6‘000.–). Mit einer
                                                                       facettenreichen Offerte an Taschen, Gürteln und Foulards vermag die Ab-
                                                                       teilung Accessoires de Mode die Damenwelt zu verzaubern. Neben einer
                                                                       klassischen «Kelly sellier» 32 von Hermès aus hellbraunem Epsom-Leder
                                                                       (Kat. Nr. 2324, 4‘000.–/6‘000.–) kommt auch eine Louis Vuitton-«Kalahari»
                                                                       zum Ausruf. Die Schultertasche aus der Frühling-Sommer Kollektion 2009
                                                                       (Kat. Nr. 2346) ist auf 1‘200.– bis 1‘800.– Franken angesetzt.

Porzellan, Eisen und Bronze

So vielfältig wie die Ursprungsländer so mannigfaltig sind auch deren kunst-
handwerkliche Erzeugnisse. So spannt die Asiatica-Abteilung den Bogen
von chinesischem Porzellan über japanische Eisenarbeiten zu Bronzefiguren
aus Tibet. Zur ersten Gruppe gehört ein Tischstellschirm (Kat. Nr. 1159),
dessen Porzellanplatte Wang Qi (1884-1937) zugeschrieben wird. Sie zeigt
einen Unsterblichen mit einem Jungen unter einem Kiefernbaum und kommt
für 3‘000.– bis 6‘000.– Franken zur Versteigerung. Für eine japanische
Deckeldose (Kat. Nr. 1046) aus der Meiji-Zeit sind hingegen 1‘800.– bis
2‘000.– Franken veranschlagt. Die in Eisen gefertigte, mit Gold- und Silber-
zogan verzierte Dose in Form einer Pflaumenblüte und eines Fächers ist von
Komai Otojirô (1842–1917) signiert. Die 34-armige Gottheit Vajrabhairava
Yamantaka (Kat. Nr. 1060), eine tibetochinesische Bronze aus dem 18./19.
Jahrhundert, sucht für 8‘000.– bis 12‘000.– Franken einen Käufer.

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T + 41 43 399 70 10 – F + 41 43 399 70 11 – info@schulerauktionen.ch – www.schulerauktionen.ch                                              2/3
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Girlanden und Urania

Aus der Möbel-Offerte sticht eine italienische Louis XVI-Kommode (Kat. Nr. 3738)
hervor, die reich in der Art von Giuseppe Maggiolini (1738–1814) intarsiert ist. Die drei
Schauseiten zeigen Girlanden und feine Blumenranken. Das erlesene Möbelstück ist auf
2‘000.– bis 4‘000.– Franken eingeschätzt. Wer einen bequemen Sessel zur Entspan-
nung sucht, dem sei ein Regency-Armlehnstuhl (Kat. Nr. 3711, 500.–/1‘000.–) emp-
fohlen, der mit einem dunkelgrünen Lederbezug gepolstert ist. Mehr als ein einfacher
Zeitmesser stellt eine französische Kaminuhr (Kat. Nr. 3912x) aus der Zeit um 1820 dar,
deren Gehäuse aus feuervergoldeter Bronze gestaltet ist. Die eigentliche Uhr wird von
einem Himmelsglobus auf einer Säule sowie der Urania als Allegorie der Astronomie flan-
kiert. Für das äusserst fein gearbeitete, gangfähige Stück ist die Schätzung auf 1‘000.–
bis 2‘000.– Franken angesetzt.

Murano, Finnland und Turgi

                                                           In der Abteilung «Vintage Design und Klassiker» finden sich internationale Namen genauso wie
                                                           einheimische Designer. Den Anfang macht der Lampenfuss «Fasce orizzontale» (Kat. Nr. 3511)
                                                           von Venini, Murano, aus den 1950er Jahren nach dem Entwurf von Fulvio Bianconi. Der Fuss aus
                                                           farblosem, grün unterfangenem Glas mit aufgeschmolzenen roten Bändern kommt für 2‘000.– bis
                                                           3‘000.– Franken unter den Hammer. Mit einer Taxe von 2‘000.– bis 4‘000.– Franken wird der Stuhl
                                                           «B31» von Alvar Aalto (Kat. Nr. 3524) in einer frühen Ausführung von Huonekalu-ja Rakennustyöteh-
                                                           das Oy, Finnland ausgerufen. Die Stehleuchte «Prof. Moor» (Kat. Nr. 3527), 1950 von Carl Moor für
                                                           BAG Turgi (Schweiz) entworfen, stellt mit ihren verstellbaren Lampenschirmen die Quintessenz des
                                                           Mid-Century-Stils dar. Sie sucht für 1‘000.– bis 2’000.– Franken einen neuen Besitzer.

Skurril und humorvoll

Einen starken Gegensatz zu den in klaren Formen und kräftigen Farben gestalteten
Design-Objekten stehen die witzigen, skurrilen und hintersinnigen Werke von Ma-
ria Palatini (geb. 1952). Die Autodidaktin ist mit drei Objekten und fünf Gemälden
vertreten. Ihre Installation «Promenadenmischung» (Kat. Nr. 3438, 300.–/500.–)
besteht aus drei bemalten Eiern, die ein elegant gekleidetes Ehepaar mit Sohn
darstellen. Eine andere Objektarbeit besteht aus zwei Eiern, die als Kater und
Katze bemalt sind (Kat. Nr. 3439, 300.–/500.–). Sie sitzen auf einem Tisch und
haben ihre beiden Schwänze zur Verlobung verschämt ineinander verschlungen.
Nach Anfängen in der Malerei ist die 1938 in Luzern geborene Margaretha Dubach
vornehmlich als Objektkünstlerin tätig. Sie verwendet Materialien wie Werkzeuge,
Schriftblätter, Stoffe, Knochen oder Federn für ihre Kunstwerke. Als Beispiel der
kleinen Werkgruppe im Angebot der Juni-Auktion sei ein kleiner Schaukasten er-
wähnt (Kat. Nr. 3418), der für 500.– bis 800.– Franken zum Ausruf kommt. Aus
Keramik, Federn und einem Stoffband mit Schleife hat die Künstlerin darin einen
humorvollen Vogel-BH gestaltet.

Termine

Nächste Auktion
14. und 16. bis 18. Juni 2021
Ausstellung
5. bis 11. Juni 2021

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