Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher

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Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher
Risiken der aktuellen
     Pilotenausbildung unter dem
     Aspekt des Air France Unfalles
                  2009

     Marc Siegenthaler, Fürsprecher
                     28. März 2012

                      Inhalt
1.   Ausgangslage
2.   Flugverlauf AF 447
3.   Erkenntnisse BEA
4.   Les absents ont toujours tort
5.   Was könnte vorgefallen sein?
6.   Zur heutigen MPL Ausbildung
7.   Fazit
Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher
1. Ausgangslage
• Schlussbericht noch nicht vorhanden
• Somit reine Mutmassungen
• Keine Schuldzuweisungen an Crew, Operator,
  Manufacturer etc.
• Keine rechtliche Würdigung
• Diskussionsgrundlagen:
  ‐ Zwischenberichte BEA, Fachliteratur
  ‐ Gespräche mit Fachleuten / Piloten

           2.1 Flugverlauf AF 447
•   Sonntag 31.5.2009
•   Airbus A330‐203
•   F‐GZCP (operated by Air France)
•   Linienflug AF 447 Rio de Janeiro – Paris (CDG)
•   12 Crew (3 Piloten, 9 Flugbegleiter)
•   216 PAX
•   2210 LT Freigabe zum Starten der Triebwerke
Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher
2.2. Flugverlauf grafisch

              3. Erkenntnisse (BEA)
                               27.5.2011
(BEA = Bureau d‘enquêtes et d‘analyses pour la sécurité de l‘aviation civile)
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4. Les absents ont toujours tort

     4.1 Andere Ansichten
Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher
5. Was könnte vorgefallen sein?
• Heftiges Gewitter als Ursache der Vereisung
  (aller?) Pitot‐Rohre
• Folge daraus ist eine unreliable speed
  indication und nachfolgend ein ADR Failure
  (ADR=Air Data reference units)
• Das wiederum hat Auswirkungen auf die
  Systematik bezüglich der Flight controls law
  reconfiguration

               5.1 Übersicht
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5.2 Flight controls law reconfiguration
Unterscheide: normal law /alternate law /direct law

    5.3 Unreliable Speed Indication
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5.4. Stall Recovery

5.5 Reaktionen des flying pilot
Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher
5.6 Problem „Stall recovery“

                                    Anstellwinkel ca. 35 Grad

  • Gemäss Checklist: „Nose down pitch control“
  • Wurde zumindest teilweise gemäss Grafik 5.4 ausgeführt
  • ABER:
   Es wurde auch gezogen, da möglicherweise overspeed auch
    Thema war, resp. ev. overspeed protection aktiv war
   Dadurch geht Trimmung mit nach hinten resp. „oben“
   Bei Wechsel von normal zu alternate Law geht gemäss diverser
    Aussagen Trimmung nicht mehr nach vorne wenn manuell
    gestossen wird

                       5.7 Folgen?
• Trimmung hinterer Anschlag – drücken hat
  wenig Wirkung
• Fuel hinten – Hecklastigkeit verstärkt Situation
• Vollgas – wirkt negativ nach oben, da
  Triebwerke unter dem Flügel
• Fazit: Drücken mit Vollgas verbessert Situation
  nicht und bewirkt keinen Stall recovery
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5.8 Ausweg?
• In diversen Gesprächen mit Airbus Piloten
  wäre Throttle idle, Trimmung von Hand nach
  vorne, Drücken, stets Wing Level halten, ein
  möglicher Ausweg aus dem Stall gewesen.
• ABER:
Diese Situation erkennen und entsprechend
  reagieren in wenigen Sekunden bei sehr
  hohem Workload, absolut dunkler Nacht und
  garstigen Wetterverhältnissen auf FL 380?

  6. Zur heutigen MPL Ausbildung
   Heute: Vom Fussgänger ins Airlinercockpit

                      MPL Training Concept
Risiken der aktuellen Pilotenausbildung unter dem Aspekt des Air France Unfalles 2009 Marc Siegenthaler, Fürsprecher
6.1 Unterscheide ATP / MPL

                                                6.2 MPL Training
JAR-MPL Training Scheme                                                                                                               acc. AMC JAR-FCL 1.520 & 1.525

                                                                                     MPL Training Scheme
                                                     Minimum 240 hours of training, including “Pilot Flying” (PF) and “ Pilot Non Flying” (PNF)

                                                                                                             Flight and simulated flight training media              Ground training
                              Phase of training                                  Training items
                                                                                                                   - Minimum level requirement -                         media

                             Phase 4 - Advanced                        • CRM                                  Aeroplane: Turbine
                                                                                                                                                 12 take-offs
                                                                       • Landing training                     Multi-engine
                                                                                                                                                      and
                             Type rating training within an airline    • Alll weather                         Multi-crew certified
                                                                                                                                                   Landings
                             oriented environment                      • LOFT                                 -------------------------------
                                                                                                                                                      as PF
                                                                       • Abnormal procedures                  FSTD:
                                                                                                                                                ------------------
                                                                       • Normal procedures                    FS Level D or C +
                                                                                                                                                   PF / PNF
                                                                                                              ATC simulation

                             Phase 3 - Intermediate                    • CRM                                  FSTD:
 Integrated TEM Principles

                                                                       • LOFT                                 representing a ME turbine
                             Application of multi-crew operations      • Abnormal procedures                  powered aeroplane to be
                             in a high performance multi-engine        • Normal procedures                    operated with a co-pilot             PF/PNF
                                                                                                              and qualified to an
                             turbine aeroplane                         • Multi-crew                           Equivalent standard to
                                                                       • Instrument flight                    Level B + ATC simulation
                                                                                                                                                                            • CBT
                                                                                                                                                                        • E-learning
                                                                                                                                                                     • Part task Trainer
                             Phase 2 - Basic                                                                                                                            • Classroom
                                                                                                              Aeroplane:
                                                                       • CRM
                                                                                                              Single or multi-engine
                             Introduction of multi-crew                • PF / PNF complement
                             operations and instrument flight          • IFR Cross-country                                                         PF/PNF
                                                                                                              -------------------------------
                                                                       • Instrument flight
                                                                                                              FSTD:
                                                                                                              FNPT II + MCC

                                                                       •
                                                                       •CRM
                             Phase 1 - Core Flying Skills
                                                                       • VFR Cross-country                    Aeroplane:
                                                                       • Solo flight                          Single or multi-engine
                             Specific basic single pilot
                                                                       • Basic instrument flight
                             Training                                                                                                                  PF
                                                                       • Principles of flight                 -------------------------------
                                                                       • Cockpit procedures                   FSTD:
                                                                       • Upset recovery                       FNPT I / BITD
                                                                       • Night flight
6.3 MPL Ausbildung: upset recovery
• MPL schreibt upset recovery vor, was auch auf
  Schulflugzeugen absolviert werden kann.
• Bei SAT z.B. wird dies jedoch auf Extra 300
  absolviert, was Mehrkosten von ca. CHF
  3‘000.– mit sich bringt.
• Vorteil: Schüler arbeitet nur mit „Stand by
  Instrumenten“.

   6.4 SAT: Training mit Extra 300
7. Fazit
• Problem Schnittstelle Mensch‐Computer heisst
  auch: „The more we automate the more we need to
  get back to the basics of flying! Physically hands on
  stick and throttle“.
   (Paul Cantois F 16 Fighter Pilot and Capt. A 330)

• Pilotenausbildung muss darauf Rücksicht nehmen.
  Sicher gut investiert ist das upset revovery auf Extra
  300.
• Akroausbildung wo immer möglich fördern: Im
  Ernstfall unterstützen die Systeme den Piloten nur
  bedingt wenn überhaupt (Digitales Geplauder im
  Cockpit...).

 7.1 Konsequenzen für FTO / Operators

 • SAT: Nimmt Stall‐Problematik in grosser Höhe
   in Ausbildung auf.
 • SWISS: Refresher Schwergewicht mit gleicher
   Thematik im Simulator.
 • AIR FRANCE: Neues Fluganalyse Protokoll
7.2 Fluganalyse Protokoll AF
                                                                               Genf, 15. März 2012

                                                                            MEDIENMITTEILUNG

Oberstes Gebot: Alles für die Flugsicherheit

Ein wesentlicher Fortschritt: Air France führt ein neues Fluganalyse-Protokoll ein
           Höhere Reaktionsfähigkeit
           Schaffung einer neuen Funktion: der «Gatekeeper»

Am 24. Februar 2012 unterzeichnete Air France zusammen mit der Piloten-Gewerkschaft                  Flugsicherheit. Es ermöglicht Air France, an der Spitze dieser Kompetenzkette zu bleiben und
SNPL-AF ALPA ein neues Fluganalyse-Protokoll. Air France war die erste Fluggesellschaft,             die Empfehlungen des externen Expertenteams umzusetzen», sagte Eric Schramm, EVP
die 1974 zur Verbesserung der Flugsicherheit eine systematische Fluganalyse einführte. Nun           Flight Operations bei Air France.
übernimmt Air France einmal mehr eine Vorreiterrolle, indem sie in enger Abstimmung mit
einem externen Expertenteam das neue Protokoll entwickelte.                                          Zusammen mit ihren drei regionalen Tochtergesellschaften, wickelt Air France in Frankreich,
                                                                                                     Europa und weltweit täglich 1500 Flüge ab. Ihre Flotte umfasst 387 Flugzeuge. Seit 2004 sind
Was ist das Fluganalyse-Protokoll?                                                                   Air France und KLM eine der führenden europäischen Transportgruppen. Zwischen 2010 und
                                                                                                     2011 beförderten Air France und KLM 71,3 Millionen Passagiere.
Jeder Flug zeichnet rund hundert verschiedene Messwerte wie Flughöhe, Flugbahn oder An-
gaben über nahe liegende Flughäfen auf. Die zuständige Abteilung, welche diese Daten ana-
lysiert, ist angewiesen, die wichtigsten Punkte so herauszuarbeiten, dass Air France die Si-
cherheit auf den täglich 1500 Flügen verbessern kann. Die Analyse erlaubt es Air France,
Verbesserungs- und Präventionsstrategien zu entwickeln und damit die Flugsicherheit auf ein
höchstmögliches Niveau – über dem Branchenstandard – anzuheben.

Was ist neu an diesem Protokoll?

Das neue Protokoll erhöht die Reaktionsfähigkeit von Air France, da für die Analyse von Flug-
situationen weniger Zeit benötigt wird.

Es beinhaltet ausserdem eine neue Flugsicherheitsfunktion: Der sogenannte «Gatekeeper»
pflegt persönlichen Kontakt zur Besatzung, zum Flugkapitän sowie zu den Co-Piloten, um von
diesen Fachleuten möglichst rasch zusätzliche Informationen zur jeweiligen Flugsituation zu
beschaffen.

Diese Gatekeeper sind dann in der Lage, individuelle vorbeugende Massnahmen und Lö-
sungsvorschläge für die betroffenen Piloten bereitzustellen und diesen die nötigen Tools,
Ratschläge, Methoden oder Trainings zu unterbreiten, damit sie auf jede neue Situation best-
möglich reagieren können.

Auf betrieblicher Ebene trifft sich alle zwei Monate ein Ausschuss, um Verbesserungen für
allgemeine operative Prozesse, die Ausrüstung, die Infrastruktur, Crew-Trainings und den
Flugzeugunterhalt zu besprechen und entsprechende Optimierungsmassnahmen zu entwi-
ckeln.

«Unsere Piloten sind damit einverstanden, während ihrer Arbeitszeit rund um die Uhr über-
prüft und getestet zu werden. Das neue Protokoll ist ein grosser Fortschritt im Bereich der
AIR FRANCE KLM Public Relations Alpes et Balkans
Anna Lisa REPETTO                                  Tél. +41 22 799 00 33
29, route de Pré-Bois                              Fax +41 22 799 00 10
Postfach 91                                        Email: alrepetto@airfrance.fr
CH-1215 Genève 15
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