Vorlesung: Grundzüge "Ökologische Systemanalyse" - Einführung Stefan Rubli, Natalie von Götz, Stefanie Hellweg

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Vorlesung: Grundzüge "Ökologische Systemanalyse" - Einführung Stefan Rubli, Natalie von Götz, Stefanie Hellweg
Vorlesung:
Grundzüge “Ökologische Systemanalyse”
Einführung
Stefan Rubli, Natalie von Götz, Stefanie Hellweg

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Vorlesung: Grundzüge "Ökologische Systemanalyse" - Einführung Stefan Rubli, Natalie von Götz, Stefanie Hellweg
Organisatorisches

 Dozierende: Stefan Rubli, Natalie von Götz, Stefanie Hellweg
 Vorlesung und Übungen
 Vorlesungsunterlagen (Skript, Folien, Übungsblätter, Lösungen etc.)
   werden auf
   http://www.esd.ifu.ethz.ch/studium/lectures/20171/bachelor-
   studies/oekologische-systemanalyse.html zur Verfügung gestellt
 Hilfreiche zusätzliche Literatur wird angegeben
 Prüfung schriftlich, 2 Stunden, Sessionsprüfung, keine Hilfsmittel
   (Taschenrechner wird zur Verfügung gestellt)

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Der Zustand der Umwelt: «Planetary boundaries»

     Steffen et al. (2015), Planetary boundaries: Guiding human development on a changing
     planet, Science 347 (6223)
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Umweltanalyseinstrumente
Motivation zur Anwendung von Umweltanalyseinstrumenten

  •   Um Umweltproblemen wirksam zu begegnen, braucht es ein Verständnis von
      Ursache-Wirkungsketten. Umweltanalyseinstrumente bilden solche
      Ursache-Wirkungsketten ab und helfen dabei, die Umweltwirkungen von
      menschlichem Handeln zu quantifizieren und zu verstehen
  •   Umweltanalyseinstrumente helfen dabei, relevante Stoffflüsse, Risiken und
      Umweltauswirkungen zu identifizieren und Prioritäten für eine
      Verbesserung zu setzen; insbesondere können Entscheidungen bezüglich
      «supply chain management», Prozessoptimierung, Marketing und strategische
      Entscheidungen (z.B. Produktportfolio) unterstützt werden
  •   Umweltanalyseinstrumente helfen dabei, Zielkonflikte zu erkennen und ein
      Verschieben von Problemen zu vermeiden
  •   Umweltanalyseinstrumente unterstützen Entscheidungen in der Industrie (z.B.
      Hotspot-Analysen), von Konsumenten (z.B. Produktewahl) sowie in der Politik
      (z.B. beim Design von Nachhaltigkeitsprogrammen, Gesetzen, Labelpflichten)

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Fallbeispiel 1: Zementindustrie
Umweltrelevanz

  • Der Ressourcenbedarf von Zementwerken ist
    beträchtlich.
  • Weltweit emittiert die Zementindustrie ca. 5% der
    globalen Treibhausgase.
  • Zementwerke können Abfälle mitverbrennen und so
    primäre Roh- und Brennstoffe ersetzen; diese
    Mitverbrennung von Abfällen bietet Chancen und
    Risiken.

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Klinkerofen und Steinbruch

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Fallbeispiel 1: Einsatz alternativer Brenn- und Rohstoffe
in der Zementindustrie

         Energieträger:           Rohmaterial:
         •    Kohle               •     Kalkstein
         •    Heizöl              •     Mergel
         •    Gas                 •     Giessereisand
         •    Klärschlamm         •     Div. Gut ausgebrannte
         •    Tiermehl                  Aschen
         •    Altöl               •     Kalkschlamm aus
         •    Altreifen                 Kalksteinproduktion
         •    Plastik             •     Verunreinigtes Erdreich
         •    …                   •     …
                      Primäre Ressourcen
                             Sekundäre Ressourcen

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Vorlesung: Grundzüge "Ökologische Systemanalyse" - Einführung Stefan Rubli, Natalie von Götz, Stefanie Hellweg
Fallbeispiel 1: Einsatz alternativer Brenn- und
Rohstoffe in der Zementindustrie
1. Die Zementindustrie ist interessiert, wie sich die Verfügbarkeit von
   alternativen Roh- und Brennstoffen (z.B. Altreifen) in den nächsten
   Jahrzehnten entwickelt. Wie gehen Sie vor, um diese Frage zu beantworten?
2. Abfälle wie Klärschlamm benötigen eine Trocknung bevor sie als sekundäre
   Energieträger eingesetzt werden können. Wie kann untersucht werden, was
   ökologisch sinnvoller ist:
           a) Trocknung beim Abfallproduzenten (Kläranlage)
           b) Trocknung beim Abnehmer (Zementfabrik)
3. Die Verbrennung von Altreifen und Tiermehl steht im Verdacht, durch die
   Erhöhung von Dioxin- und Furanemissionen gesundheitliche Effekte nach
   sich zu ziehen. Wie würden Sie vorgehen, um diesen Verdacht zu erhärten
   oder zu widerlegen?

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Papierherstellung
--> Film

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Papierherstellung
Sie erhalten von der Papierfabrik den Auftrag die Material- und Energieflüsse zu
analysieren und Vorschläge für Optimierungsmassnahmen (ökologische und
ökonomische) zu machen.
• Wie gehen Sie dabei vor?
• Welche Datengrundlagen würden Sie verwenden bzw. welche Fragen würden
   Sie den Auftraggebern stellen, um zu den Datengrundlagen zu kommen?
• Wie bzw. in welcher Form würden Sie die Daten und Auswertungen
   präsentieren?
• Welche Instrumente halten Sie für geeignet, um die Daten/Ergebnisse zu
   visualisieren?
Sie möchten nun analysieren, wie hoch die Treibhausgasemissionen sind und
welche Prozessstufen der Papierherstellung die relevantesten sind.
• Wie gehen Sie vor?
• Welche Daten benötigen Sie und wie würden Sie diese sammeln?
• Wozu können die Ergebnisse Ihrer Studie nützlich sein?
Bei der Papierherstellung werden verschiedene Chemkalien eingesetzt. Sie
möchten sicherstellen, dass diese kein Risiko für die Umwelt darstellen.
• Wie gehen Sie vor?
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Lernziel der Vorlesung

Sie können die Material- und Energieflüsse sowie die
Umweltwirkungen und Risiken von technischen Systemen
quantifizieren, z.B. um umweltrelevante Prozesse zu priorisieren
und Verbesserungspotentiale zu erkennen. Sie kennen
grundlegende Umweltanalyseinstrumente wie Stoffflussanalyse,
Risikoanalyse und Ökobilanz und können existierende Studien
kritisch einschätzen. Bei Konfrontation mit einem Umweltproblem
können Sie das geeignete methodische Vorgehen identifizieren und
anwenden.

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Übersicht Umweltanalyseinstrumente
Lernziel: Methoden zur Bewertung der
Umweltwirkungen eines Systems kennenlernen und
anwenden können

     1. Stoff- und Materialflussanalyse
     2. Risikoanalyse
     3. Ökobilanz (LCA) inkl. vereinfachte Umweltindikatoren
        (Fussabdrücke)
     4. Umweltverträglichkeitsprüfung
     …

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Teil 1: Stoff-/Materialflussanalyse
Einführung

• Definition

• Anwendungsbereich

• Praxisbeispiele

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Stoffflussanalyse
Die Stoffflussanalyse ist eine Methode zur Erfassung, Beschreibung und
Interpretation von Stoffhaushaltssystemen.

Mit ihr wird in einem definierten Raum in einer bestimmten Zeitperiode
(Systemgrenzen) der Stoffumsatz quantifiziert.

                               Input             Output
                                       Prozess

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Teil 1: Stoff-/Materialflussanalyse
Einführung

• Definition

• Anwendungsbereich

• Praxisbeispiele

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Anwendungsbereich SFA/MFA

a)   Beschreibung und Interpretation von einfachen oder
     komplexen Systemen mit i.d.R. anthropogenen
     Einfluss

b)   Visualisierung der Massenflüsse und Lager in einem
     definierten System  Systemverständnis

c)   Mathematische Modellierung der Systeme für
     Prognosen der zeitlichen Entwicklung von Flüssen
     und Lagern

d)   Anwendung auf verschiedene
     Untersuchungsebenen

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Anwendungsbereich SFA/MFA

Die SFA/MFA ist nicht geeignet für:

a)    Vergleich von Umweltauswirkungen
      verschiedener Produkte/Aktivitäten innerhalb
      derselben Funktion

b)    Eine Quantifizierung der Umweltauswirkungen
      von Produkten oder Stoffen

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Teil 1: Stoff-/Materialflussanalyse
Einführung

• Definition

• Anwendungsbereich

• Praxisbeispiele

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Umweltgefährdung durch Cadmium
Beispiel Cadmium:

Verwendung als:
•      Korrosionsschutz
•      Stabilisatoren in Kunststoffen (max. 100ppm in CH)
•      Batterien
•      Pigment (z.B. in gelber Farbe)

Gesundheitsgefährdung:
•      Anreicherung in Niere und Leber
•      massive Störung des Calcium- und Phosphat-Stoffwechsels
       (Osteomalazie)
•      Skelettschrumpfung sehr schmerzhaft ► Itai itai-Krankheit.

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Umweltgefährdung durch Cadmium
Beispiel Cadmium:

Itai-itai Krankheit („aua- aua“ Krankheit)
•       Abwässer aus Zinkbergwerk über viele Jahre in
        Trinkwasser und in Reisanbau (1950)
•       Bergwerk stillgelegt ► dennoch nach 15 Jahren
        > 150 Tote
•       Flusswasser: 0,18 μg/L Cd
•       Reis: 4 μg/kg Cd
•       Niere, Leber: 4 - 8 g/kg

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Globale Cadmiumflüsse und Lager
Globale Cadmiumbilanz
                               geogen
                                              Atmosphäre

   0.7

         0.4                            0.3

                                               Ozean
           4                                   10‘000

Flüsse: 1000 t/a
                                            Erdkruste
Lager: 1000 t
                                          1‘650‘000‘000
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Globale Cadmiumflüsse und Lager
Globale Cadmiumbilanz
                               geogen                      anthropogen

                                          Atmosphäre 0.2

                                                                                        7
  0.7
                                                      2                5
        0.4                         0.3

                                                                             2                 +8
                                                                                               200
                                             Ozean
         4                                   10‘000                2                    17
Flüsse: 1000 t/a                                  3
Lager: 1000 t                               Erdkruste
                                          1‘650‘000‘000
         www.ifu.ethz.ch/ESD                                               OeSA Einführung | 20.02.2018 | 24
Dynamische Modellierung
Modellierung der Baustoffflüsse in der Schweiz

        www.ifu.ethz.ch/ESD                      OeSA Einführung | 20.02.2018 | 27
Dynamische Modellierung
Modellierung der Baustoffflüsse
Dynamische Modellierung: Wie entwickeln sich die Primär- und Sekundärbaustoffflüsse unter verschiedenen
Voraussetzungen?

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Teil 2: Produktrisikoanalyse
Einführung

• Definition

• Anwendungsbereich

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Risikoanalyse
Risikoanalyse für chemische Substanzen in Produkten

                    > 20 000 000 organische und anorganische Stoffe

  >100 000                   Cln
                                                                    Clm
                                                                            Industriechemikalien
                                                                                                           NH2
                                                         Cl
                     O                       Cl
                                                                                                                                           O
                         O                                    Cl
                                                   Cl
                         O                        Br
                                                                                                     O
                     O             Br                     Br                                                                                        H3C      CO OH
       Cl

                                   Br                     Br
                                                                        F        Cl
                                                                                            O        P

                                                                                                     O
                                                                                                           O

                                                                                                                            OH        Cl
                                                                                                                                                              Arznei-
                                        Cl
                                                  Br
                                                                    F

                                                                   Cl       Cl
                                                                                 Cl                                              O
                                                                                                                                                              mittel
                                                                                                                      Cl                       Cl                              N

  Unerwünschte                                                              Cl
                                                                                  Cl

                                                                                       Cl
                                                                                                                           Biozide                                         O
                                                                                                                                                                               C
                                                                                                                                                                                   NH 2

                                                                    Pestizide                              Cl    Cl                  OH
  NebenprodukteCl              O              Cl
                                                               Cl           Cl                   Cl
                                                                                                      Cl
                                                                                                                 Cl

                                                                                                                            O
                                                                                                                                 Sn

                                                                        N        N              Cl       Cl
               Cl              O              Cl
                                                                                                         CH3
                                             CH3        CH2 NH              N          NH CH
                                                                                                         CH3

            www.ifu.ethz.ch/ESD                                                                                                                           OeSA Einführung | 20.02.2018 | 30
Risikoanalyse
Risikoanalyse für chemische Substanzen in Produkten
Komponenten der Risikoanalyse:
• Emissionen (industriell, aus Produkten)
• Exposition (Umwelt, Mensch)
• Wirkungen (Umwelt, Mensch)

Lernziele:
• Methoden zur quantitativen Abschätzung der drei Komponenten
• Verständnis der damit verbundenen Unsicherheiten
• Einordnung der Risikoanalyse in den gesetzlichen Rahmen

Inhalte:
• Risikoanalyse für Pflanzenschutzmittel und für Industriechemikalien
• Datensuche und Modellrechnungen (Übungsaufgabe)

             www.ifu.ethz.ch/ESD                                        OeSA Einführung | 20.02.2018 | 31
Ökobilanz

Teil 3: Ökobilanz (LCA)
Einführung

• Definition

• Anwendungsbereich

• Praxisbeispiele

          www.ifu.ethz.ch/ESD   OeSA Einführung | 20.02.2018 | 32
Die Ökobilanz ist eine systematische Methode zur Untersuchung der
 Definition
Umwelteinflüsse von Produkten und Prozessen während des gesamten
Lebenszykluses.

                                            Ressourcen-
                                            aufbereitung

      Ressourcen               Entsorgung                  Herstellung   Emissionen
                                              Transport

                                             Gebrauch

         www.ifu.ethz.ch/ESD                                               OeSA Einführung | 20.02.2018 | 33
Ökobilanz = Lebensweg-Ansatz
=> Hinter 1‘000 pkm Transport steht ein Produktsystem

                              1‘000 pkm Transport
Quelle: Frischknecht, Vorlesungsunterlagen Umweltverträgliche Technologien

             www.ifu.ethz.ch/ESD                                             OeSA Einführung | 20.02.2018 | 34
Ökobilanz

Teil 3: Ökobilanz (LCA)
Einführung

• Definition

• Anwendungsbereich

• Praxisbeispiele

          www.ifu.ethz.ch/ESD   OeSA Einführung | 20.02.2018 | 35
Anwendungsbereich
Die Ökobilanz ist geeignet für:

a)     Auffinden von Verbesserungspotentialen innerhalb
       des Lebenszykluses von Produkten oder Prozessen
       (Produkt- und Prozessdesign,
       Schwachstellenanalyse)

b)     Vergleich von Umweltauswirkungen verschiedener
       Produkte/Aktivitäten innerhalb derselben Funktion
        Unterstützung bei Kaufentscheidungen
       (Ökolabels, ökologisches Marketing)

c)     Szenarienvergleiche zur Identifizierung von
       optimalen Strategien (Politik)

        www.ifu.ethz.ch/ESD                            OeSA Einführung | 20.02.2018 | 36
Anwendungsbereich
Die Ökobilanz ist nicht geeignet für:

 a)    Störfallbedingte Einwirkungen auf die Umwelt

 b)    Beantwortung von Fragen, die nur einen Stoff
       betreffen

 c)    Unterstützung bei der Standortwahl

 d)    Beurteilung des Umweltmanagementsystems eines
       einzelnen Unternehmens

        www.ifu.ethz.ch/ESD                   OeSA Einführung | 20.02.2018 | 37
Teil 2:
Teil 3: Ökobilanz     Ökobilanz (LCA)
                   (LCA)
                                Einführung
• Definition

• Anwendungsbereich

• Praxisbeispiele

 Prozessevaluation - Abwasserbehandlungsverfahren
 Produktvergleich - Einkaufstaschen
 Produktentwicklung – Aufzüge, Autos
 «Industrial Ecology» - Abfall- und Ressourcenmanagement
 Beeinflussung Konsumverhalten – Trinkwasser
 Ökolabels – Elektrizitätserzeugung, Konsumprodukte
 Infrastruktur - Rohrleitungen
 Gebäudebau und –technik – Berghütte
 Finanzwesen – Ökokredite
 Politik – politische Ziele, Gesetze

          www.ifu.ethz.ch/ESD                               OeSA Einführung | 20.02.2018 | 38
Prozessevaluation
Abwasserbehandlung in der chemischen Industrie
• Auftraggeber: Ciba SC
• Durchführung: ETH

• Funktionelle Einheit: Behandlung des Abwassers einer
  Niederlassung mit zwei Systemen

• 2 Alternativen:
   – Nassoxidation
   – Membrantechnologie

       www.ifu.ethz.ch/ESD                   OeSA Einführung | 20.02.2018 | 39
Prozessevaluation
End-of-pipe system                                                   Process-integrated system

                   Production facilities                                              Production facilities
              Product isolation: filter presses                      Product isolation: filter presses and membranfiltration

                                                  Cumulative                                                    Cumulative
 WW 1       WW 2          WW 3          WW 4      tributary         WW 1     WW 2     WW 3         WW 4         tributary
                                                  wastewater (ww)                                               wastewater (ww)
                                                  flows                                                         flows
        Reverse osmosis             Extraction                             Reverse osmosis       Extraction

                     High-pressure
                    wet air oxidation

   Mechanical-biological wastewater                  Sludge           Mechanical-biological wastewater               Sludge
              treatment                            incineration                  treatment                        incineration

              www.ifu.ethz.ch/ESD                                                                     OeSA Einführung | 20.02.2018 | 40
Prozessevaluation
                                                                                         503%
   200%
                                                                                          ~

   100%

    0%

           System System        System System    System System   System System    System System       System System
             1      2             1      2         1      2        1      2         1      2            1      2

          Abiotischer           Treibhaus-
                                Climate change
                                                   Ver-
                                                 Acidification
                                                                  Über-            Frisch-
                                                                                  AETP fresh
                                                                                                         Salz-
          Ressourcen                effekt       sauerung        düngung          wasser                wasser
           verbrauch                                                             Ökotoxizität          Ökotoxizität

          www.ifu.ethz.ch/ESD                                                                     OeSA Einführung | 20.02.2018 | 41
Produktvergleich

Einkaufstaschen Carrefour
 Auftraggeber: Carrefour
 Durchführung: Ecobilan
 Gebiet: Frankreich
 Referenzgrösse: 9000 Liter verpacken
  (Jährliches Einkaufsvolumen pro Kunde)
 4 Alternativen:
     Plastiksack (14 Liter, 1-Weg)
     Papiersack (20 Liter, 1-Weg)
     Biologisch abbaubarer Sack, aus 50% Pflanzen-Stärke und 50%
      biol. abbaubarem Polyester (25 Liter, 1-Weg)
     Plastikkorb (37 Liter, Mehrweg, 2 – 20 Zyklen)

         www.ifu.ethz.ch/ESD                         OeSA Einführung | 20.02.2018 | 42
Grün: >20% besser
Produktvergleich                                                                        Rot: >20% schlechter

                                                   Plastik-   Plastik-   Plastik-   Plastik                     Biolo-
                                        Plastik-    korb       korb       korb       -korb      Papier-         gisch
Indikator
                                         sack         2          3          4          20        sack         abbaubar
                                                   Zyklen     Zyklen     Zyklen     Zyklen                     er Sack
Konsum nicht erneuerbarer
                                           1         1.4        0.9        0.7       0.1          1.0             0.9
Primärenergie
Wasserkonsum                               1         1.3        0.9        0.7       0.1          3.3             1.0
Treibhausgasemission                       1         1.3        0.9        0.7       0.1          1.9             1.4
Versauerung                                1         1.5        1.0        0.7       0.1          1.8             1.6
Bildung photochemischer
                                           1         0.6        0.4        0.3       0.1          0.9             0.4
Oxidationsmittel
Eutrophierung (Überdüngung)                1         1.4        0.9        0.7       0.1           12             11
Abfallproduktion                           1         1.3        0.9        0.7       0.1          1.8             1.1
                                                                                                               mittel-
Relatives Risiko der „wilden Deponie“    hoch                  mittel-schwach                 schwach
                                                                                                              schwach

                                                                                               Quelle: Carrefour
              Im Jahr 2004 verkaufte Carrefour in Zusammenarbeit mit
              WWF 3.5 Millionen Einkaufstaschen in Frankreich und
              reduzierte dadurch den Verbrauch an 1-Weg-
              Plastiksäcken um 20.3%

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Produktentwicklung

Schindler
 Ziel: umweltfreundliches
  Produktdesign
 LCA von Aufzügen für die
  Produktentwicklung (90% des
  Geschäftsvolumen)

                                Quelle: Schindler

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Produktentwicklung

Aufzüge:

  2/3 der Umweltbelastung
 im Betrieb und Stand-by

     Fazit: Im Betrieb Haupt-
     Optimierungsbedarf         Quelle: Schindler Umweltbericht 2000

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Produktentwicklung

Produktverbesserungen in den
Bereichen:

1. Energieverbrauch:
- Kabinenbeleuchtung 40% Stromverbrauch
 Bewegungssensoren
- unnötige Leerfahrten  vermeiden durch
intelligente Steuerung

2. Materialien-/ Ressourcenbedarf

                                           Quelle: Schindler

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Bewertung von Produkt-Komponenten

Firmeninterne Ökobilanzen:
Beispiel BMW
  Seitenwandverkleidung der 6er Reihe
   Fragestellung: Welches Material sollte für die
    Seitenverkleidung gewählt werden?
   Vergleich: Stahl, Alu, Thermoplastik Polymere (TP),
    Duromer Plastik
    Resultat: Thermoplastik
     Polymere (TP) am besten;
     heute verwendet

                            Quelle: BMW
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Abfall-/Ressourcenmanagement
«Industrial Ecology»

                           Ressourcen       Abfälle
                              A-Z            A-Z

                                        ?

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Industrial Ecology» – Beispiel 1

 Auftraggeber: Holcim, voestalpine, BFE, BAFU, VBSA
 Durchführung: ETH
 Fragestellung: Wie können Abfälle genutzt/entsorgt
  werden, so dass der kleinste Umweltschaden / grösste
  Nutzen entsteht?
     Mitverbrennung in industriellen Prozessen (z.B. Klinkerherstellung) 
      Einsparung von Primärbrennstoffen, ggf. höhere Emissionsn
     Entsorgung durch Abfallverbrennung / Deponierung
    Exkursionen Holcim und KEZO Hinwil

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«Industrial Ecology» – Beispiel 2

 Fragestellung: Wie stark sollte Stahlschrott aufgearbeitet werden,
   damit der der kleinste Umweltschaden / grösste Nutzen entsteht?
      Verunreinigungen aus Stahlschrott (z.B. aus KVA) können durch zusätzliche
       Verarbeitungsschritte z.T. eliminiert werden (Energieeinsatz der Aufbereitung
       versus Einsparungen im Stahlwerk)

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Beeinflussung Konsumverhalten
Vergleich Hahnen-/Mineralwasser

 Auftraggeber: Schweizerischer
  Verein des Gas- und Wasserfaches
  (SVGW)
 Ziel: Bewusstseinsbildung bei
  Konsumenten und ökologische
  Entscheidungsunterstützung für die
  Produktwahl
 Durchführung: ESU-services
 Gebiet: Schweiz (Stadt/Land)
 Informationskampagne zum
  Weltwassertag (22.3.06)
 Resultat: Mineralwasser hat 90 -
  1000 mal höhere Umweltbelastung

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Beeinflussung Konsumverhalten
                                   Fazit:
                                       Ökologischer Vorteil von Hahnenwasser deutlich aufgezeigt
                                       Sensibilisierung der Bevölkerung für Ökologie von Produkten
                        100.0%
Erdöläquivalente (MJ)

                        80.0%
                                                                                        MW: Mineralwasser
                        60.0%                                                           HW: Hahnenwasser
                        40.0%

                        20.0%

                         0.0%
                                      MW       MW still,    MW       MW still,   HW still,      HW,     HW, still,
                                   sprudelnd, ungekühlt, sprudelnd, ungekühlt,   gekühlt     sprudelnd, ungekühlt
                                    gekühlt,   PET, EU    gekühlt,   PET, CH                 ungekühlt
                                    Glas, EU              PET, CH

                            Quelle: Schweizerischer Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW)

                                 www.ifu.ethz.ch/ESD                                            OeSA Einführung | 20.02.2018 | 52
Beeinflussung Konsumverhalten
Veröffentlichung (Auszug):
 Zum Weltwassertag:
   Tagesschau TSR 1, 21.3.06
   Blick, NZZ („Schweiz“-Bund, nicht „Forschung und Technik“),
    22.3.06
   Tagesanzeiger, 22.3.06
   www.presseportal.ch, 21.3.06       (Nachrichten-Website)
   www.swissinfo.org, 21.3.06         (Nachrichten-Website)
 In Fachkreisen:
   http://www.svgw.ch/deutsch/files/Oekobilanz-d.pdf, Februar 2006
    (Manuskript auf Homepage des Auftraggebers)
   Zeitschrift gwa (Gas Wasser Abwasser), Ausgabe 3/2006
   www.rueschlikon.ch, 10.3.06       (Gemeinde-Homepage)

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Ecolabels
Ziel: Auszeichnung von «best of class» Produkten
Lokale Kriterien:

                          Prüfung der                  Lokale       Ja
                      anlagenspezifischen,            Kriterien
                        lokalen Kriterien              erfüllt?
                                                                          Ökolabel-
                                                             Nein          Kriterien
                                                                            erfüllt
Globales Kriterium (Ökobilanz):                                           (Niveau 1)

                                        Eco-         globales       Ja
    Eingabe                         indicator 99     Kriterium
Anlage-Kennwerte                       Punkte         erfüllt?

                                    < 50% der              Nein

       Sachbilanz-                  Auswirkungen
         daten &                    eines modernen
       Bewertungs-                  gasbefeuerten
        methoden
                                    Blockheizkraftwerks
              www.ifu.ethz.ch/ESD                                        OeSA Einführung | 20.02.2018 | 54
Product Environmental Footprint
 Ecolabels
 Product Environment Footprint

 • Initiative der Europäischen Kommission
 • Ziele:
     • Vereinfachte produktgruppenspezifische
        Oekobilanzen (Product Environmental Footprint
        Category Rules – PEFCRs) und Benchmarks
     • Kommunikation zwischen Unternehmen
        (“business-to-business”) und an Konsumenten
        (“business-to-consumer”)
     • Befindet sich zur Zeit in Pilotphase

        www.ifu.ethz.ch/ESD                    OeSA Einführung | 20.02.2018 | 55
Infrastruktur Bewertung
Versorgungsrohre für Gebäude
Versorgungsrohre für Gebäude

 Auftraggeber: Geberit
 Durchführung: EMPA
 Fragestellung: welche Materialien sollten für
  Rohrsysteme verwendet werden?
 Funktionelle Einheit: Laufmeter Rohr mit
  20mm Innendurchmesser

 Vergleich Kunststoff-, Verbund- (Kunststoff/Alu)
  und Metallrohre
 Kunststoffrohre (PE-X) ökologisch am besten,
  obwohl kein Recycling möglich (100%
  thermische Nutzung)

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Infrastruktur Bewertung

     Quelle: Geberit
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Gebäudekonzepte
Bau einer neuen SAC-Berghütte
Fragestellung: Welche Materialien sollten verwendet werden? Welche
Energieträger sollten für den Betrieb verwendet werden?

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Finanzwesen
Alternative Bank Schweiz (ABS)
 Ziel: Anreiz für ökologisches Bauen
 Beurteilung der Bauprojekte für Hypothek Vergabe
  Aufgrund ökologischer Evaluation Reduktion
 5 Kriterien:

 3 Stufen:

                                                             Quelle: ABS

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Politische Ziele

Politische Ziele
Beispiel Besteuerung von Brennstoffen (Biofuels)
Schweizer Verordnung, die eine steuerliche
Befreiung von Biofuels an das gute Abschneiden
der Okeobilanz koppelt

                             UVEK 2009, Verordnung 641.611.21

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Politische Ziele
Nationale Ökobilanzen – Beispiel Schweiz
 Hilft dabei, politische Prioritäten zu setzen   Durchschnitt Schweiz: 12 t
                                                       CO2/Kopf/Jahr

         www.ifu.ethz.ch/ESD                                   OeSA Einführung | 20.02.2018 | 61
Politische Ziele
Umweltwirkungen des internationalen Handels
Example: CO2 embodied in international trade (Peters & Hertwich, ES&T 42 (5),
2008)

         www.ifu.ethz.ch/ESD                                  OeSA Einführung | 20.02.2018 | 62
Internationale Entwicklungen
ISO Normen
 Definition von Begriffen und einheitliches Vorgehen für die Oekobilanz
   (ISO 14040, 14044)

UNEP/SETAC Life Cycle Initiative
 Entwicklung und Disseminierung von praktisch anwendbaren
  Methoden für die Bewertung von Chancen, Umweltwirkungen, und
  “Tradeoffs” von Produkten und Dienstleistungen über deren gesamten
  Lebenszyklus (Konkretisierung der ISO-Normen)

Europäische Union
 Europäische Gesetzgebung fördert Gebrauch von LCA
  (z.B. Waste Framework Directive)

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Exkursionen
 Fachrelevante Exkursionen
1. KEZO Hinwil, Grimm AG, 11. April 2018:
    Besichtigung der Kehrrichtverbrennungsanlage KEZO mit
    angrenzender Schlackenaufbereitungsanlage sowie Besuch
    einer Kompostierungsanlage und Deponie bei der Grimm AG;
    relevant bezüglich Vorlesung Abfalltechnik sowie Ökobilanz
    /Stoffflussanalyse
3. Holcim Schweiz, 16. Mai 2018:
    Besichtigung Klinkerofen und Steinbruch; relevant bezüglich
    Stoffflussanalyse und Ökobilanz
   Die Anwesenheit wird kontrolliert; bitte bei Verhinderung
    abmelden
   Wir werden jeweils 2 gleichgrosse Gruppen bilden. Email dazu wird
    an alle Studierende versendet.

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Kehrichtverbrennungsanlage

                           Recovery of Fe,
                             Al, Cu, …

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Klinkerofen und Steinbruch

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Vorbereitende Lektüre Exkursionen

Klinkerofen/Zement:
• Bösch ME, Köhler A, Hellweg S, A Model Framework for Input- and Technology-dependent
    Life Cycle Assessment of Clinker Production, Environmental Science and Technology, 43,
    7578 - 7583, 2009
• Bösch M, Hellweg S, Identifying improvement potentials in cement production with life cycle
    assessment, Environmental Science and Technology 44 (23), 9143-9149, 2010

KVA/Vergärung/Deponie:
• Boesch ME, Vadenbo C, Saner D, Huter C, Hellweg S,, An LCA Model for Waste Incineration
  enhanced with New Technologies for Metal Recovery and Application to the Case of
  Switzerland, Waste Management 34 (2), 378-389, 2014
• Møller, J., Boldrin, A., & Christensen, T. H. Anaerobic digestion and digestate use: accounting
  of greenhouse gases and global warming contribution. Waste Management & Research,
  27(8), 813–24, 2009.

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Einen guten Semsterbeginn!!!

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