Vorlesung zum Grundpraktikum im WS 2021/22 "Einführung in die experimentelle Chemie" Liebig-Laboratorium - Lehrstuhl für Bioanorganische- und ...
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Lehrstuhl für Bioanorganische- und Koordinationschemie Apl. Prof. Dr. Hans-Christian Böttcher Vorlesung zum Grundpraktikum im WS 2021/22 „Einführung in die experimentelle Chemie“ Liebig-Laboratorium 14. November 2022
Elektrochemie/Kapitel 6 im Praktikumsskript #2
Redoxchemie #3
Spannungsreihe #4
Spannungsreihe #5
Spannungsreihe #6
Spannungsreihe: NWE #7
Spannungsreihe: NWE #8
Spannungsreihe #9
Spannungsreihe: Nernst-Gleichung # 10
Nernst-Gleichung # 11
Nernst-Gleichung: Halbzelle # 12
Elektrochemie: Kapitel 6 (im Praktikumsskript) # 13
Leitfähigkeit von Ionen in wässriger Lösung Die Leitfähigkeit von Ionen in wässriger Lösung steigt: • je größer die Konzentration der Ionen ist (mit Einschränkung bei hohen Konzentrationen – Viskosität steigt!), • je größer die Ionenladung ist (M+ M2+ M3+), • je größer die Beweglichkeit der Ionen ist (Ionenradius vs. Hydrathülle; Grotthuß-Mechanismus), • je größer die Temperatur ist (Viskosität sinkt; ca. 2.5% pro Grad) # 14
Leitfähigkeit/Literatur Die Leitfähigkeit von Ionen in wässriger Lösung: • Ionenbeweglichkeit nimmt jedoch bei sehr hohen (!) Konzentrationen ab: elektrostatische Beeinflussung der Ionen. (vgl. Frage 6.3 im Skript) • Literatur: Jander/Blasius, 2005, S. 481-485. # 15
Leitfähigkeit von Ionen in wässriger Lösung: Kationen Ionenäquivalentleitfähigkeit (18 °C, cm2 -1 mol-1) H+ 315 (Grotthuß-Mechanismus!) Li+ 33 Na+ 44 K+ 65 Cs+ 68 • Aufgrund des steigenden Radius sollte erwartet werden, dass die Beweglichkeit in einer Gruppe abnimmt, aber: kleine Ionen bilden größere Hydrathüllen aus, damit werden sie unbeweglicher! # 16
Hydrathüllen: Beispiele von Solvaten der Salze • Lithiumsalze kristallisieren i.d.R. mit 12 H2O (-dodecahydrat) • Natriumsalze kristallisieren i.d.R. mit 9 H2O (-nonahydrat) • Kaliumsalze kristallisieren i.d.R. mit 4 H2O (-tetrahydrat) # 17
Leitfähigkeit von Ionen in wässriger Lösung: Anionen Ionenäquivalentleitfähigkeit (18 °C, cm2 -1 mol-1) OH− 174 (Grotthuß-Mechanismus!) F− 47 Cl− 65 Br− 67 I− 68 • ähnlicher Hydrathülleneffekt wie bei den Kationen (s.o.) # 18
Grotthuß-Mechanismus • besonderer Wanderungsmechanismus bei Oxonium- bzw. Hydroxidionen (Kettenmechanismus), • in Lösung werden größere Netzwerke (Aggregate) über Wasserstoffbrückenbindungen gebildet, • Protonen lagern sich am Kettenende an, und zwischen den einzelnen Molekülen erfolgt ein „Bindungsumklappen“, und schließlich wird nur die Ladung transportiert und nicht das ursprünglich angelagerte Proton selbst! (s. Video Wikipedia: „Grotthuß-Mechanismus“) # 19
Konduktometrische HCl- Bestimmung (einzeln) # 20
Salzsäure/Essigsäure- Bestimmung (Versuch 6.5) # 21
Galvanische Zellen # 22
Galvanische Zellen # 23
Galvanische Zellen # 24
Galvanische Zellen # 25
Galvanische Zellen • Nun sehen wir uns ein bekanntes galvanisches Element an, das Daniell-Element: Wir berechnen die Zellenspannung für dieses Element mit den angegebenen Konzentrationen. Beachten Sie dabei die übliche Schreibweise der Zellanordnung! Zn / Zn2+ (c = 1 mol/L) // Cu2+ (c = 1 mol/L) / Cu Gegeben: E0 (Zn2+/Zn) = −0.76 V und E0 (Cu2+/Cu) = +0.34 V # 26
Galvanische Zellen: Daniell-Element # 27
Galvanische Zellen: Daniell-Element Vorgänge: Anodische Oxidation (Minuspol der Batterie) Zn → Zn2+ + 2 e− (unedel; Zink geht in Lösung) Kathodische Reduktion (Pluspol der Batterie) Cu2+ + 2 e− → Cu (edel; Kupfer scheidet sich ab) # 28
Galvanische Zelle: Berechnung Zur Lösung der Aufgabe sollten zunächst die Potenziale der Halbzellen bei den angegebenen Konzentrationen berechnet werden: E1 (Zn2+/Zn; c = 1 mol/L) = −0.76 V E2 (Cu2+/Cu; c = 1 mol/L) = +0.34 V (Bei diesen Konzentrationen handelt es sich um Standard- Bedingungen; kann also direkt aus der Spannungsreihe abgelesen werden!) Die gesuchte Zellenspannung entspricht nun der elektromotorischen Kraft (EMK) dieser Zellanordnung. Sie errechnet sich aus der Differenz der jeweiligen Einzelpotenziale: EMK = E = EKathode − EAnode = 0.34 V −(−0.76) V = +1.10 V # 29
NWE: Berechnungen # 30
NWE: Aufbau # 31
NWE: Berechnungen # 32
NWE: pH-Wertabhängigkeit # 33
Bsp.: Reaktion mit unedlen Metallen E(NWE) = 0.00 V (bei 25 °C und pH = 0.00) Wie groß E(NWE) bei pH = 5.00 (z.B. 10−5 molare Salzsäure)? Lösung: E(NWE) = − 0.059 V pH (s.o.) Bei pH = 5.00 errechnet sich: E(NWE) = − 0.295 V Beispiel: Sn2+ + 2 e− → Sn (E0 = − 0.136 V) Zinn löst sich zwar in 1-molarer Salzsäure (pH = 0.00), es löst sich aber nicht in einer Salzsäure beim pH = 5.00! # 34
Galvanische Zellen: Konzentrationselement/-kette • Konzentrationsketten sind galvanische Elemente, wobei die einzelnen Halbzellen auf derselben Elektrode (erster Art) basieren, jedoch in unterschiedlichen Konzentrationen vorliegen. Daraus resultiert schließlich eine Potenzialdifferenz (E), und man spricht von Elektroden zweiter Art. • Aufgabe: In zwei unterschiedlich konzentrierte CuSO4-Lösungen (10−3 mol/L bzw. 10−6 mol/L) tauchen jeweils Kupferstäbe. Berechnen Sie die Spannung zwischen den beiden Elektroden, wenn diese Halbzellen zu einem galvanischen Element verbunden werden. Halbzellen durch Diaphragma getrennt: Cu / Cu2+ (c = 10−3 mol/L) // Cu2+(c = 10−6 mol/L) / Cu # 35
Konzentrationselement: vgl. Versuch 6.3 und Frage 6.10 • In der konzentrierten Lösung werden nun Kupfer(II)-Ionen reduziert und elementares Kupfer am Kupferstab abgeschieden: Cu2+ + 2 e− → Cu (kathodische Reduktion, Pluspol der Batterie) • In der verdünnten Lösung werden Kupfer(II)-Ionen oxidiert und der Kupferstab beginnt sich aufzulösen: Cu → Cu2++ 2 e− (anodische Oxidation, Minuspol der Batterie) • Beachten: E0 = 0.00 V, da dasselbe Elektrodensystem! # 36
Galvanische Zellen: Konzentrationselement Rechnung Zellspannung ist jetzt nur noch von der Konzentration abhängig: Uz = E (Kathode) − E (Anode) = 0.059/2 lg [(cKathode) / (cAnode)] Uz = 0.03 lg (103) = 0.09 V. Im Anodenbereich nimmt die Cu(II)-Konzentration zu, im Kathodenbereich nimmt diese ab. Beide Reaktionen kommen zum Stillstand, wenn die Konzentrationen in beiden Halbzellen gleich sind, d.h., E = 0.00 V. # 37
Galvanische Zellen: Bleiakkumulator (Versuch 6.4) # 38
Bleiakkumulator (Versuch 6.4) # 39
Galvanische Zellen: Bleiakkumulator (Versuch 6.4) # 40
Galvanische Zellen: Bleiakku # 41
Galvanische Zelle vs. Elektrolysezelle Galvanisches Element Elektrolysezelle freiwilliger Prozess erzwungener Prozess G 0 G 0 (Gewinnung von elektr. Energie) (Zufuhr von elektr. Energie) Bsp.: Bsp.: Daniell-Element Gravimetrische Cu-Bestimmung Anodische Oxidation (−) Anodische Oxidation (+) Kathodische Reduktion (+) Kathodische Reduktion (−) Physikalische Stromrichtung Technische Stromrichtung (Elektronen fließen zum Pluspol) (Elektronen fließen zum Minuspol) # 42
Polung einer Gleichstromquelle (Versuch 6.2) # 43
Polung einer Gleichstromquelle (Versuch 6.2) # 44
Elektrogravimetrie: Versuch 6.6 Elektrogravimetrie: Abscheidung eines Stoffes an einer inerten Elektrode, d.h. das Kathodenmaterial muss mindestens so edel sein wie das abzuscheidende Material. Für das System Kupfer(II)-sulfat (+0.34 V) und Platin (+1.19 V) ist das gewährleistet: Kathodische Reduktion (Minuspol!): Kupfer wird abgeschieden Anodische Oxidation (Pluspol!): Wasser wird zu Sauerstoff und Protonen zersetzt. (Literaturhinweis: Jander/Blasius, 2005, S. 471-473) # 45
Elektrogravimetrie: Versuch 6.6 Elektrodenvorgänge: Kathodische Reduktion (Pt-Netz, Minuspol): Cu2+ + 2 e− → Cu (Auswaage des Platinnetzes) Anodische Oxidation (Pt-Spirale, Pluspol): 2 H2O → O2 + 4 e− + 4 H+ (Gasbildung!) • Temperaturerhöhung auf 70 °C zur Verbesserung der Leitfähigkeit: schnellere Abscheidung • starkes Rühren zur Verringerung der Diffusionsschicht an der Kathode # 46
Elektrogravimetrie: Versuch 6.6 • Warum sollte die Salpetersäure keine Chlorid-Ionen enthalten? Platin ist zwar „edel“ mit E0(Pt2+/Pt) = 1.19 V, aber: E0(Cl2/2Cl−) = 1.36 V Somit würde sich Platin in stark saurer Lösung in Gegenwart von Chlorid auflösen! 2 Cl− → Cl2 + 2 e− (Bildung von Chlor) Folgereaktion: Pt + Cl2 → PtCl2 weitere Folgereaktion: PtCl2 + 2 Cl− → [PtCl4]2− Bei Komplexbildung wird das Pt-Potenzial weiter erniedrigt, da die Konzentration der Platin(II)-Ionen sinkt (vgl. „Königswasser“). # 47
Elektrogravimetrie: Versuch 6.6 Während der Elektrolyse: Beim Absinken von [Cu2+] um eine Zehnerpotenz muss die Zersetzungsspannung um 0.03 V (vgl. Nernst: 0.059/2) erhöht werden. Das Potenzial sollte aber während der gesamten Abscheidung möglichst konstant bleiben! Beispiel: [Cu2+] sinkt von 10−1 auf 10−6 5 Zehnerpotenzen: 5 0.03 V = 0.15 V (Absenkung des Potenzials) (Ist aber beim Versuch 6.6 nicht so wichtig, da die Zersetzungsspannung von 2.5 bis 3.0 V hoch genug ist!) # 48
Hilfestellung zu: Aufgabe 6.23 (S. 95 unten) Zunächst klären, wie groß das Potenzial der NWE bei pH = 1.00 ist (vgl. Folie 32): E(NWE) = − 0.059 V pH bei pH = 1.00 gilt also: E = − 0.059 V D.h., bei pH = 1.00 beginnt bei diesem Potenzialwert die Wasserstoffentwicklung einzusetzen; bei E(Cu2+/Cu) liegt hingegen keine pH-Wertabhängigkeit vor! Setzen Sie jetzt die beiden Potenziale gleich und lösen mathematisch auf: − 0.059 = 0.345 + 0.03 lg [Cu2+] usw. (Sie werden finden, dass ein extrem kleiner Wert herauskommt. Das sollte ja auch so sein, sonst wäre diese Bestimmungsmethode hier nicht geeignet.) # 49
Besonderheiten innerhalb der Spannungsreihe Alle unedlen Metalle, die unterhalb der NWE stehen (negativeres Potenzial; E 0.00 V), werden von Säuren gelöst und setzen dabei Wasserstoff frei (pH = 0.00). Ausnahmen: pH-Wertabhängigkeit der NWE beachten (vgl. Aufgabe zum Zinn, Folie 34) Passivierungsvorgänge (Oxidschichten, z.B. an Al, Zn u.a.) Diese Metalle sollten schon heftig mit Wasser reagieren, tun es aber nicht! Kinetische Hemmungen; Überspannungseffekte # 50
Besonderheiten: Passivierung Aluminium (E0 = − 1.69 V) oder Eisen (E0 = − 0.41 V) sollten sich in konzentrierter Salpetersäure heftig (!) auflösen. Läuft aber nicht ab! Die stark oxidierende Säure bildet sehr rasch eine Oxidschicht an der Oberfläche der Metalle aus, die das Auflösen verhindert. Interessant: geht nur mit konzentrierter Säure (Transport in Stahltanks ist möglich!), mit verdünnter Salpetersäure würde sich der Stahltank auflösen! # 51
Überspannung • höhere Spannung bei elektrolytischen Abscheidungen vieler Ionen, die zusätzlich erforderlich ist, als es mittels der Nernst- Gleichung vorausberechnet wird. • abhängig von Ionenart, Elektrodenmaterial, Stromdichte, Temperatur Ursachen: kinetische Hemmung von Teilvorgängen der elektrochemischen Reaktion; häufig bei Reaktionen, wenn Gase beteiligt sind: Zersetzungsspannung = E (berechnet) + Überspannung # 52
Überspannung Beispiel: Elektrolyse einer Salzsäure-Lösung an einer Graphit-Anode: Wegen der Sauerstoff-Überspannung wird Chlor gebildet (E = +1.36 V) und nicht Wasser zu Sauerstoff oxidiert (E = +1.23 V). Gegen die Regel: Aufgrund der Potenziallage sollte eben erst Sauerstoff entstehen, da die Anode zunächst die Teilchen mit dem kleineren E0-Wert oxidieren sollte. Spielt evtl. beim Versuch „Polung einer Batterie“ eine Rolle? # 53
„Königswasser“ 3 Teile konzentrierte Salzsäure + 1 Teil konzentrierte Salpetersäure 3 HCl + HNO3 → Cl2 + NOCl + 2 H2O Nitrosylchlorid Lösen von Gold und Platin (u.a. Komplexbildung) Silber löst sich schon in konzentrierter Salpetersäure (allein): „Scheidewasser“. # 54
Klausur am 8. Februar 2023 Anmeldung über LSF erforderlich!! Wer nicht angemeldet ist, darf nicht mitschreiben. (2. Klausur am 31. März 2023) # 55
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