Wald. Deine Natur. Die Eichen | Quercus robur / Quercus petraea - Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
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Die Eichen I Quercus robur / Quercus petraea Die weltweit verbreiteten etwa 600 Arten der Gattung Eiche gehören zur Familie der Buchen- gewächse (Fagaceae). Als gemeinsames Merkmal weisen sie alle die Fruchtform der Eichel auf. Stieleiche (Quercus robur) und Traubeneiche (Quercus petraea) sind die heute in Deutschland verbreiteten heimischen Arten. Allerdings stellen sie mit rund zehn Prozent einen nur geringen Anteil am Wald. Ihr Name „eih“ war im germanischen alpen. Schwerpunkte bilden Mittelfrank- Sprachraum weit verbreitet. Das keltische reich und der Wienerwald, Slowenien und „Kaer“ (schön) und das lateinische quer- Rumänien. cus (Baum) haben sich im botanischen Na- men ebenfalls erhalten. Vom lateinischen esca (Speise) soll sich die Bedeutung der Ökologie Eicheln für die Schweinemast herleiten. Beide Eichen sind typische Lichtbaumar- Die Artunterscheidung Stieleiche/Trau- ten, unterschiedlich ist ihr Anspruch an beneiche erklärt sich aus dem Fruchtan- die Wasserversorgung. Generell braucht Quercus petraea, www.euforgen.org satz: einmal an langen Stielen, zum an- die Stieleiche mehr Feuchtigkeit und deren am Zweig traubenartig gehäuft. mehr Nährstoffe als die Traubeneiche. Vertrieben durch die Eiszeiten traten in Letztere bevorzugt wärmere Lagen. Auf der Eichenmischwaldzeit etwa von 5.500 gut wasserversorgten und nährstoffkräf- bis 2.500 v. Chr. Eichen waldbildend vor tigen Böden des Tieflandes ist die Stielei- allem mit Linden, Ulmen und Eschen wie- che vergesellschaftet mit Esche, Ahorn der auf. Bedingt durch den Wechsel zu ei- und Vogelkirsche. Im bodentrockenen, nem kühleren und feuchteren Klima ver- felsigen Hügelland sind der Traubeneiche drängte aber die später einwandernde Hainbuche, Winterlinde und verstärkt die Rotbuche die bisherigen Laubbaumarten. Rotbuche beigemischt. Reine Eichenwäl- Eichenbestände galten schon im frühen der existieren praktisch nicht mehr. Der Quercus robur, www.euforgen.org Mittelalter als Bau- und Brennholzreser- Waldumbau in Deutschland zielt auf den voir. Im Nieder- und Mittelwaldbetrieb Eichenmischwald, der natürlicher Lebens- wurde das Stockausschlagvermögen lan- raum vieler Pflanzen- und Tierarten ist. langfristig für eine biologische Verbesse- ge Zeit auch zur Gewinnung von Lohrinde Das natürliche Alter der Eichen wird mit rung. Aufgrund ihrer Ansprüche gelten die zum Ledergerben genutzt. Der Schweine- bis zu 800 Jahren angegeben, wobei auch beiden Eichenarten als gut gerüstet für eintrieb in den Eichenwald war bis zur Ein- höhere Alter einzelner Exemplare nicht den Klimawandel. Ein wesentlicher Hel- führung der „geregelten“ Forstwirtschaft selten sind. Im Alter zwischen 20 und 40 fer für die Mischwaldgestaltung ist der von großer Bedeutung. Jahren blühen die Eichen erstmals. Dann Eichelhäher. Für seine eigene Vorratshal- folgen unregelmäßig Mastjahre. Darun- tung versteckt er Eicheln im Waldboden, ter versteht man einen überreichen Be- findet aber nicht alle wieder. Werden die- Verbreitung hang an Eicheln. Stieleichen blühen im se nicht von anderen Tieren gefunden, In Mitteleuropa treten beide Eichenarten April/Mai, Traubeneichen ungefähr zwei keimen sie zu Eichen heran. Über 500 In- gemeinsam auf: Die Stieleiche besiedelt Wochen später. Beide windbestäuben- sektenarten, davon 400 Schmetterlinge, jedoch ein größeres Areal, südlich bis Si- den Eichen kreuzen sich leicht miteinan- leben mehr oder weniger von der Eiche. zilien und Anatolien, östlich bis zur Step- der. Die Früchte reifen ab Ende Septem- Besondere Bedeutung hat sie für die im pengrenze. Ihr Schwerpunkt ist der mit- ber bis Anfang/Ende Oktober. Früher lag zersetzenden Holz lebenden, oft sehr sel- teleuropäische, gemäßigt kontinentale der Abstand zwischen Blühjahren bei tenen Käferarten. Der prächtigste Käfer Klimabereich. Als typischer Baum der Au- fünf bis sieben Jahren, derzeit fruchten im Alteichenwald ist der Hirschkäfer. In al- engebiete kommt sie an den großen mit- Eichen fast jährlich. Eichen sind intensive ten morschen Stöcken oder stärkerem lie- teleuropäischen Flüssen Rhein, Donau Tiefwurzler. Die sich zunächst ausbilden- genden Totholz entwickeln sich über mehr und Save vor. An vielen Flüssen wurden de Pfahlwurzel wandelt sich mit zuneh- als fünf Jahre die weißen bis elf Zentime- Auenwälder durch Flussbegradigungen mendem Alter in ein senkerartiges Herz- ter langen Larven. Zum Erhalt der glänzen- zerstört und damit auch Stieleichenstand- wurzelsystem. Dichte Tonböden können den heimischen Großkäfer, wie Heldbock, orte für immer beseitigt. Die Hauptver- so von der Stieleiche erschlossen werden. Großer Rosenkäfer oder Eremit, ist Altei- breitung der Traubeneiche liegt im tiefe- Selbst auf Staunässeböden erschließen chenschutz die einzige Möglichkeit. ren Bergland. Sie wächst im Bereich der einzelne Wurzeln den verdichteten Bo- deutschen Mittelgebirge bis in die Süd- den und sorgen so für Drainage und damit
Gefahren der Antike wurde Eichenholz für Handels-, Alte Eiche Kriegs-, und Entdeckerschiffe verwendet. Stiel- und Traubeneiche sind spätfrost- Auch die heutigen Segler und Yachten sind gefährdet, vor allem die relativ früh aus- vielfach aus Eichenholz. Für gute Weine, treibende Stieleiche, die dafür gegen Brände und Whiskys sind Eichenfässer un- Winterfrost unempfindlicher ist als die erlässlich. Abgelagertes Eichenholz ist als Traubeneiche. An Stämmen der Stielei- Brennholz oder in Form von Holzkohle be- che treten Frostrisse auf, die Wundstel- gehrt. len schaffen. Wegen ihrer Rindenstruktur kann man Blitzeinschläge an Eichen gut erkennen, was der Volksmund mit dem Kulturgeschichte, Spruch „vor Eichen sollst du weichen“ Mythologie, Brauchtum quittiert. Das bedeutet jedoch nicht, dass man unter anderen Bäumen sicherer ist. Eichen nehmen einen besonderen Platz D.Schütz, pixelio.de Schmetterlinge wie Eichenwickler, Frost- in der Mythologie ein. Die nordische und spanner, Eichenprozessionsspinner und germanische Götterwelt sowie die grie- Auszügen - häufig auf deren Gerbsäure- Schwammspinner können ausgetriebe- chische Zeusmythologie kennen Eichen- gehalt basierend - empfehlen Naturme- ne Eichenbestände vollständig kahlfres- haine oder Einzelbäume. Mit Fällung der diziner auch heute noch. In Kriegszeiten sen. Schwarzwild und Mäuse haben es heiligen Eiche Irminsul durch Bonifazius dienten Eicheln geröstet und gemahlen auf die Eicheln abgesehen. Auch Reh- und erreichte die Zwangschristianisierung der als Kaffee-Ersatz. Geschrotet und gemah- Rotwild verbeißen Eichenpflanzen, -trie- Sachsen einen Wendepunkt. Für Cäsars len ist die Verwendung zum Strecken von be und -knospen. Sie schaden zusätzlich Rheinbrücken war Eiche nicht nur wegen Mehl beim Brotbacken bekannt. Mit dem durch Fegen und Schlagen mit Gehörn ihrer Dauerhaftigkeit das richtige Bauholz, Ausspruch, dass „der beste Schinken auf bzw. Geweih. sondern auch, weil es als dämonenab- der Eiche wächst“, meint man, dass die Ei- weisend galt. Mühsam aus Stämmen ge- cheln besonders wertvolles Futter für die hauene Einbäume aus Eiche waren in der Schweine waren, die früher in den Wald Holzeigenschaften Frühzeit Transportmittel und oft Sarg der getrieben wurden. Der Begriff „Vollmast“ Die Eiche gehört zu den ringporigen Laub- Krieger und Fürsten. Die eichenen Dra- hat sich im forstlichen Sprachgebrauch bäumen mit charakteristischen Früh- und chenschiffe der Wikinger galten als be- für einen besonders starken Behang an Ei- Spätholzzonen. Die Jahrringgrenzen sind sonders seetüchtig. Sie waren zugleich cheln ins 21. Jahrhundert erhalten. Histo- gut erkennbar. Farblich abgesetzt sind götterfreundliches Machtsymbol. Als risch zu werten ist die Verwendung von Splint- und Kernholz. Typisch für das Holz- Symbol mit mythischem Charakter gelten urkundenechter Eichen-Gallus-Tinte. Da- bild sind die sogenannten Markstrahlen, die vielen „1.000-jährigen“ Eichen. Diese die auf den Radialflächen als „Spiegel“ zu bildeten u.a. heilige Haine und Einfriedun- sehen sind. Das harte, schwere Eichen- gen von Höfen oder Gütern. Eichenalleen holz hat ausgezeichnete Festigkeitseigen- kennen wir aus nördlichen und östlichen Impressum: schaften und einen hohen Abnutzungswi- Ländern sowie aus den Niederlanden. Ei- Herausgeber: derstand. Es lässt sich leicht und sauber chen- und Eichenmischwälder haben Jahr- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bearbeiten, gut spalten und sägen und hunderte als Bannwälder für Schutz- und problemlos zu Furnieren aufarbeiten. Ei- Jagdgebiete gestanden. Pflanzungen von Bundesverband e. V. (SDW) chenholz lässt sich gut hobeln, profilieren, Eichen zu besonderen Anlässen „für die Meckenheimer Allee 79 · 53115 Bonn bohren und verarbeiten. Ewigkeit“ sind bekannt. Die so genann- Tel. 0228-945983-0 · Fax: 0228-945983-3 ten Eichen-Urwälder, wie beispielsweise info@sdw.de · www.sdw.de an der Sababurg (Hessen), sind nur dem Spendenkonto: Holznutzung Namen nach Urwälder, da in Mitteleuropa Sparkasse KölnBonn Eichenholz galt früher als das klassische keine vom Menschen nicht beeinflussten Konto.Nr. 31 019 995 Holz für den Hausbau (Fachwerk). Seine Wälder existieren. Weise Frauen, „Kräu- BLZ 370 501 98 biologischen und technischen Eigenschaf- terweiber“ und „Hexen“ kannten die Wir- ten wie Festigkeit, Dauerhaftigkeit und das kungen von Eichen in Volksmedizin und Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums leichte Bearbeiten des Holzes haben dazu täglichem Leben. Magie spielte damit hin- für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher- beigetragen, dass Eichenholz heute noch ein, wenn es um Pflanzen ging, die auf der schutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen gesucht ist. Das gilt für den Außen- wie für heiligen Eiche wuchsen. Das beste Beispiel Bundestages den Innenausbau und die Ausstattung mit dafür ist die Eichenmistel. Sie half nicht formschönem und/oder rustikalem Mobi- nur als Tee oder Aufguss, sondern ebenso Text: liar. Im Garten- und Landschaftsbau fin- gegen den „bösen Blick“ und sollte Dämo- SDW Bundesverband, det die Eiche wieder eine stärkere Nach- nen von den Stallungen des Viehs abhal- Lothar Gössinger frage. Der Wasser- und Schiffsbau ist ten. Tee, Aufgüsse, Gurgelwasser, Bäder Titelfoto und Poster: traditionell eine Domäne der Eiche. Seit und Umschläge mit Eichen-Extrakten oder blickwinkel.de
Die Blätter Die Frucht Die Rinde JUREC, pixelio.de A. Eberle Triopack, pixelio.de Die Blüte Das Holz für wurden Eichengallen gesammelt, die durch den Stich von Gallwespen an Ei- chenblättern entstanden und reich an Tannin sind. Eichenanbau und Eichennut- zung verraten lokale Namen und Flurbe- zeichnungen wie Eichstätt, Dreieichen- hain, Eichenberg und Eichenzell. Mit dem Namen Eiche werden häufig Vorstellun- gen von Kraft, Stärke, Dauer, Standhaftig- keit oder Ewigkeit verbunden. S. Geißler, pixelio.de SDW Steckbrief | Traubeneiche I Stieleiche Name: → Traubeneiche (Quercus petrea) Stieleiche (Quercus robur), Familie: → Buchengewächse (Fagaceae) Alter: → bis 800 Jahre Höhe: → bis 40 m Durchmesser: → 2 m und mehr Rinde: → dick, längs- und tiefgefurcht, graubraun verkehrt eiförmig Blätter: → Blattstiel 1 bis 2 cm; 8 bis 12 cm lang; 5 Blattstiel bis 1 cm; 10 bis 12 cm lang; bis 7 cm breit; wenig eingebuchtet; am 7 bis 8 cm breit; tief eingebuchtet; am Grunde keilförmig Grunde geöhrt Blüte: → einhäusig (männliche und weibliche Blüten befinden sich auf dem gleichen Baum) Eichel; walzig Früchte: → 2 bis 3 cm lang und 1 bis 1,5 cm dick; 3 bis 7 2 bis 3,5 cm lang und 1 bis 2 cm dick; 2 bis an kurzen Stielen 3 an an langen Stielen Gefährdung: → Wildverbiss, Spätfrost, Eichenwickler, Frostspanner, Eichenprozessionsspinner Holz: → Splint: weißlich; Kern: gelblichbraun; ringporig; sehr fest; Markstrahlen Verwendung: → Haus- und Möbelbau, Brücken- und Schiffsbau, (Wein)Fässer, Parkett
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