BACHELORARBEIT im Studiengang Forstwirtschaft - Lehrgebiet: vorgelegt von am Erstprüfer Zweitprüfer

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BACHELORARBEIT im Studiengang Forstwirtschaft - Lehrgebiet: vorgelegt von am Erstprüfer Zweitprüfer
FAKULTÄT
RESSOURCENMANAGEMENT
GÖTTINGEN

BACHELORARBEIT
im Studiengang Forstwirtschaft
Lehrgebiet:     Forstliche Standortskunde

vorgelegt von   Lena Blendermann

am              12.04.2017

Erstprüfer      Prof. Dr. Helge Walentowski

Zweitprüfer     Dr. Peter Meyer
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Danksagung
In erster Linie möchte ich meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. Helge Walentowski für sein
großes Interesse an dieser Arbeit und für die vielen hilfreichen Gespräche danken. Sie
waren mir eine große Unterstützung. Auch meinem Zweitbetreuer Herrn Dr. Peter Meyer
danke ich für das Entstehen dieser Arbeit und die Bereitschaft, sie zu bewerten.

Ein großer Dank gilt Herrn Henning Städtler, der mir jederzeit seine Hilfe anbot und mir
mit  viel  Freude  den  „Märchenwald“  ein erstes Mal präsentierte, und Herrn Klaus Weinreis,
der mir eine freie Arbeit im Einbecker Stadtwald ermöglichte und mich zudem mit Karten-
material und forstlichen Daten über das Waldgebiet ausstattete.

Herrn Dr. Heinz Bußler, Herrn Martin Lauterbach und Herrn Markus Blaschke danke ich
sehr   für   die   Auswertungen   der   Artenlisten   des   Einbecker   „Märchenwaldes“.   Auch   diese  
haben mir sehr geholfen.

Zu guter Letzt möchte ich meiner Familie und meinen Freunden für das Interesse an mei-
ner Arbeit und natürlich für das abschließende Korrekturlesen danken.
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„Man  sieht  die  Blumen  welken  und  die  Blätter  fallen,  aber  man  sieht  auch  Früchte  
reifen und neue Knospen keimen. Das Leben gehört den Lebendigen an, und wer
                         lebt, muss auf Wechsel gefasst  sein.“

                               Johann Wolfgang von Goethe
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Inhalt
Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................................... I

Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................... II

Tabellenverzeichnis ....................................................................................................................... III

1. Einleitung ...................................................................................................................................... 1

2.  Untersuchungsgebiet  „Märchenwald“  im  Einbecker  Stadtwald ........................................... 2
   2.1 Naturräumliche Gegebenheiten .......................................................................................... 2
   2.2  Historie  des  „Märchenwaldes“ ............................................................................................ 3

3. Material und Methoden zur Habitatbaumerfassung ............................................................... 5
   3.1 Geräte zur Aufnahme ........................................................................................................... 5
   3.2  Aufnahmeverfahren  im  „Märchenwald“ ............................................................................. 5
   3.3 Aufnahmeverfahren im Wirtschaftswald ............................................................................ 6
   3.4 Kategorisierung der Baummikrohabitate ........................................................................... 7
   3.5 Auswahl von Leitarten .......................................................................................................... 9

4. Ergebnisse ................................................................................................................................... 9
   4.1  Ergebnisse  im  „Märchenwald“ ............................................................................................ 9
   4.2 Ergebnisse im Wirtschaftswald ......................................................................................... 12
   4.3  Vorkommen  und  Lebensraumansprüche  ausgewählter  Leitarten  im  „Märchenwald“
   ...................................................................................................................................................... 15
       4.3.1 Vögel.............................................................................................................................. 15
       4.3.2 Xylobionte Käfer........................................................................................................... 20
       4.3.3 Pilze ............................................................................................................................... 22

5. Diskussion .................................................................................................................................. 25
   5.1  Eignung  der  vorhandenen  Strukturen  für  Leitarten  im  „Märchenwald“....................... 25
       5.1.1 Vögel.............................................................................................................................. 25
       5.1.2 Xylobionte Käfer........................................................................................................... 27
       5.1.3 Pilze ............................................................................................................................... 29
       5.1.4 Zukunftsaussicht für die Leitarten ............................................................................. 30
   5.2 Eignung der vorhandenen Strukturen für Leitarten im Wirtschaftswald ..................... 32
       5.2.1 Vögel.............................................................................................................................. 33
       5.2.2 Xylobionte Käfer........................................................................................................... 34
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5.2.3 Pilze ............................................................................................................................... 35
   5.3 Erhaltungsmaßnahmen für Leitarten im Wirtschaftswald ............................................. 36
   5.4 Vergleichsdaten der Mikrohabitatstrukturen aus dem hessischen Forstamt Hanau-
   Wolfgang ..................................................................................................................................... 40
   5.5 Methodenkritik ..................................................................................................................... 42

6. Fazit............................................................................................................................................. 42

Literaturverzeichnis ....................................................................................................................... 44

Anhang ............................................................................................................................................. IV
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung  1:  Lage  des  Einbecker  „Märchenwaldes" ................................................................. 2

Abbildung  2:  Baumartenverteilung  der  Habitatbäume  im  „Märchenwald“ ............................ 10

Abbildung  3:  Übersicht  Mikrohabitatstrukturen  im  „Märchenwald“ ........................................ 11

Abbildung 4: Übersicht Hauptvertreter  der  Mikrohabitatstrukturen  im  „Märchenwald“ ....... 12

Abbildung 5: Baumartenverteilung der Habitatbäume in Abt. 38 des Wirtschaftswaldes .. 13

Abbildung 6: Übersicht Mikrohabitatstrukturen in Abt. 38 des Wirtschaftswaldes .............. 14

Abbildung 7: Übersicht Hauptvertreter der Mikrohabitatstrukturen in Abt. 38 des
Wirtschaftswaldes.......................................................................................................................... 14

Abbildung 8: Übersicht Mikrohabitatstrukturen im "Märchenwald" und in Abt. 38 des
Wirtschaftswaldes bezogen auf 1 ha.......................................................................................... 15

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Abkürzungsverzeichnis
aLh Andere Laubbäume mit hoher Lebensdauer

aLn Andere Laubbäume mit niedriger Lebensdauer

BHD Brusthöhendurchmesser

BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

BWI Bundeswaldinventur

bzw. beziehungsweise

cm Zentimeter

FFH-Richtlinie Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie

ha Hektar

insb. insbesondere

LÖWE Langfristige ökologische Waldentwicklung

m Meter

m³ Kubikmeter

mind. mindestens

mündl. Mitt. mündliche Mitteilung

N Anzahl

schriftl. Mitt. schriftliche Mitteilung

Stk. Stück

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Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kategorien der Baummikrohabitate ........................................................................... 7

Tabelle 2: Lebensraumansprüche der Leitarten ....................................................................... 24

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1. Einleitung
Rund ein Drittel der Fläche Deutschlands ist bewaldet. Sie bildet heute aufgrund der jahr-
hundertelangen Nutzungsgeschichte durch den Menschen einen „Kulturwald“.  Die Erwar-
tungen an den Wald sind in der Vergangenheit gestiegen. So erfüllt dieser gegenwärtig
neben seiner Nutzfunktion zusätzlich eine Erholungsfunktion für den Menschen und eine
Schutzfunktion. Letztere widmet sich insbesondere dem Erhalt des Lebensraumes Wald.
Neben etwa 140 Wirbeltierarten und 6.500 Insektenarten besiedeln etliche Pflanzen-,
Flechten-, Moos- und Pilzarten die Wälder Deutschlands (BUNDESMINISTERIUM FÜR
ERNÄHRUNG UND LANDWIRTSCHAFT (BMEL) 2017).

Der bewirtschaftete Wald gilt als eine der naturnahesten Landnutzungsformen Deutsch-
lands. Das bedeutet jedoch nicht, dass seine Strukturen denen eines naturbelassenen
Waldes entsprechen. Eine Abnahme von Biotopen, Entmischung und Verarmung von eng
miteinander verzahnten Strukturelementen sowie eine Isolierung von Lebensräumen
durch Zersplitterung sind die Folgen jahrhundertelanger Waldnutzungsformen. Beispiels-
weise werden Bäume im Wirtschaftswald mit Erreichen der Hiebsreife mit etwa 100 bis
140 Jahren aus dem Waldgefüge entnommen. In sogenannten Naturwäldern, die ihrer
natürlichen Entwicklung überlassen werden, erreichen Bäume dagegen ein Alter von 400
bis 600 Jahren. In der Regel eignen sie sich erst in diesem hohen Alter als Lebensraum
für viele Organismen (HEISS 1990, S. 62).

„Urwälder“,  die  seit jeher von menschlichen Eingriffen ausgenommen sind, gibt es heute
in Deutschland nicht mehr (BMEL 2016). Um einigen Waldflächen jedoch zukünftig die
Möglichkeit  zu  geben,  sich  natürlich  zu  entwickeln,  setzt  die  „Nationale  Strategie  zur  bio-
logischen   Vielfalt“   (BUNDESMINISTERIUM   FÜR   UMWELT, NATURSCHUTZ UND RE-
AKTORSICHERHEIT 2007) das Ziel fest, bis zum Jahr 2020 fünf Prozent der Waldfläche
Deutschlands einer natürlichen Entwicklung zu überlassen.

Ein Gebiet, das seit dem 29. Mai 2012 seiner natürlichen Sukzession überlassen wird, ist
der knapp 24 ha große sogenannte „Märchenwald“   des   Einbecker   Stadtwaldes.   Ihm   ist  
nicht nur ein großer Wert für zahlreiche Erholungssuchende zuzuschreiben, er trägt auch
eine bedeutende Rolle für diverse Organismengruppen. Schon ein erster Eindruck lässt
eine bemerkenswerte Struktur- und Habitatvielfalt des  „Märchenwaldes“  erahnen.

Im  Folgenden  wird  der  „Märchenwald“  einschließlich  seiner  Mikrohabitatstrukturen an Ha-
bitatbäumen und seiner damit verbundenen gegenwärtigen sowie zukünftigen Bedeutung

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für die Tier- und Pilzwelt beschrieben und erläutert. Auch der anliegende Wirtschaftswald
wird dabei beleuchtet.

2. Untersuchungsgebiet „Märchenwald“ im Einbecker Stadtwald
2.1 Naturräumliche Gegebenheiten

Der Einbecker Stadtwald liegt im Süden Niedersachsens. Er lässt sich dem Wuchsgebiet
„Weserbergland“   und   dem   Wuchsbezirk   „Unteres   Weser-Leinebergland“   zuordnen.   Der  
Stadtwald umfasst eine Fläche von 570,9 ha, von denen 539,5 ha die Holzbodenfläche
darstellen. Die Abteilungen 39 a1 und 40 b bilden mit einer Fläche von 23,8 ha den „Mär-
chenwald“ (HOPPE 2007) (Abb. 1).

Abbildung 1:  Lage  des  Einbecker  „Märchenwaldes"

Mit Ausnahme von zwei Abteilungen liegt der Einbecker Stadtwald als geschlossener
Waldkomplex   auf   dem   „Hube“-Höhenzug. Im nördlichen Teil ist die Geländeausformung
geprägt durch einen breiten, von Ost nach West verlaufenden, Rücken, der in den Abtei-
lungen 36 bis 41 Richtung Norden abfällt. Mit einer Höhenlage zwischen 165 und 367 m
über Normalnull liegt der Einbecker Stadtwald in der kollinen bis submontanen Höhenstu-
fe (HOPPE 2007).

Die Standorte des Stadtforstes sind überwiegend durch Kalkgestein geprägt oder stark
von diesem beeinflusst. Dabei bilden Oberer-, Mittlerer- und Unterer Muschelkalk den
Großteil der geologischen Formationen. Kleinflächig bilden Oberer Buntsandstein und
Keuper den Boden. Durch starke Lößüberlagerungen verliert das Grundgestein Einfluss.
Die Böden des Einbecker Stadtwaldes sind überwiegend stauwasserfrei bei einer mäßig

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frisch bis frischen Wasserversorgung. Die Nährstoffversorgung liegt im guten bis sehr
guten Bereich. Je nach Stärke der Lößlehmüberlagerung sind überwiegend mittelgründige
bis sehr tiefgründige Böden vorzufinden. Nur selten und insbesondere an Steilhängen
sind die Böden sehr flachgründig und flachgründig (HOPPE 2007).

Das Klima des Einbecker Stadtwaldes ist gemäßigt. Die Niederschlagsmengen erreichen
800 mm im Jahr. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,2°C. In der forstlichen Vegetati-
onsperiode entspricht dieser Wert 14,4°C. Aus der Differenz der Temperaturen des
wärmsten und kältesten Monats des Jahres ergibt sich eine Jahresschwankung der Luft-
temperatur von 16,8°C (HOPPE 2007). Damit ist der Stadtwald von einem subkontinenta-
len Klima geprägt (HETSCH und GAERTIG 2011, S. 4).

2.2 Historie des  „Märchenwaldes“

Der im „Märchenwald“ gelegene nach Norden abfallende Hang trägt den Namen
„Wendfeld“.   Diese   Bezeichnung   gleicht   der   der   mittelalterlichen   Wüstung   Wendfeld,   die  
als  „gewonnenes  Feld“  verstanden  wird.  Der Name zeugt davon, dass das Ackerland dem
Wald abgewonnen wurde. In der südöstlichen Ecke des heutigen „Märchenwaldes“ lag die
Siedlung Wendfeld. Die Entstehung der Siedlung erfolgte wahrscheinlich in einer hochmit-
telalterlichen Expansionsphase der Landwirtschaft. Heute weisen jedoch keine Spuren
durch beispielsweise Wölbäcker oder Lesesteinhaufen mehr auf das Dorf und dessen
Ackernutzung hin. Möglicherweise war die Siedlungsphase zu kurz, um derartige Spuren
zu hinterlassen. Der Grund für das kurzweilige Bestehen der Siedlung kann heute nicht
mehr nachvollzogen werden. Die kurhannoversche Karte von 1783 zeigt das Wendfeld
schließlich wieder als geschlossen bewaldeten Teil des Stadtwaldes (STÄDTLER und
KÜCHLER o.J. d).

Über die Geschichte der Wiederbewaldung des Wendfeldes existieren zwei unterschiedli-
che Sagen, verfasst von Georg Schambach und Wilhelm Müller. Sie wurden im Jahr 1855
in  dem  Band  „Niedersächsische  Sagen  und  Märchen“  veröffentlicht.  Die  Sagen  stimmen  
sich in zwei Aspekten überein. So wurden laut beider Erzählungen Teile des Wendfeldes
mit Eichen aufgeforstet. Zudem werden Grenzstreitigkeiten mit Braunschweig themati-
siert. Die Grenze zum Fürsten-/ Herzogtum Braunschweig verlief etwa ab dem 12. Jahr-
hundert am Nordrand des Wendfeldes. Um keine Teile des Wendfeldes zu verlieren, stell-
ten die Einbecker die Holznutzung im heutigen „Märchenwald“ ein. Die Grenze zwischen
Braunschweig und Einbeck wurde scheinbar im 14. Jahrhundert mit einer Landwehr gesi-
chert. Der damals angelegte Wall ist bis heute am Nord- und Nordostrand des „Märchen-

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waldes“ wahrzunehmen. Er bildet gegenwärtig die Stadtforstgrenze (STÄDTLER und
KÜCHLER o.J. d).

Im Jahr 1620 müssen Teile des ca. 100 ha großen Wendfeldes der Waldweidenutzung
unterlegen haben. Darauf schließt eine Urkunde von Herzog Friedrich Ulrich zu Braun-
schweig, die belegt, dass die Stadt Einbeck dem Herzog zur Beilegung eines Streits um
Jagd- und Huterechte auf dem Wendfeld eine Abfindung zahlte (STÄDTLER und KÜCH-
LER o.J. d).

Im  folgenden   Jahr   wurde   eine   Karte  des  „Einbeckischen  Stadt-Geholtzes“   angefertigt,   in  
der   der   Stadtwald   in   „Buch-Holtz“   und   „Eich-Holtz   oder   Wendfeld“   eingeteilt   wird
(STÄDTLER und KÜCHLER o.J. d).

Die ersten forstlichen Aufzeichnungen über den Einbecker Stadtwald sind auf das Jahr
1747 zurückzuführen. Darin wird ein fast ausschließlicher Mittelwald mäßiger Holzqualitä-
ten beschrieben. Dominiert wurde dieser durch die Buche. Zu den Mischbaumarten zähl-
ten Eichen, Eschen, Ahorn und Hainbuchen. Nadelholz war nicht vorhanden (HOPPE
2007). Mithilfe der Mittelwaldbewirtschaftung wurde Bauholz durch die Pflanzung von Ei-
chen   gewonnen   während   in   der   sogenannten   „Hau-Schicht“   Brennholzgewinnung   durch  
Kahlschläge stattfand (STÄDTLER und KÜCHLER o.J. c). Die heute ältesten Eichen des
„Märchenwaldes“ stammen aus dieser Zeit (STÄDTLER und KÜCHLER o.J. d). Mit der
Aufstellung von Wirtschaftsplänen durch Betriebsregelungen verbesserte sich die Qualität
der Bestände in den Jahren 1802, 1849 und 1869 (HOPPE 2007).

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Nadelholz-Aufforstungen, gebildet durch
Fichte, vollzogen (HOPPE 2007). In den Jahren 1907 und 1918 wurden dagegen Eichen,
Buchen und in der Abteilung 40 auch Bergahorn gepflanzt. Etwa zehn Jahre später folg-
ten Fichten- und Lärchen-Pflanzungen. Mit diesem Zeitpunkt wurde der „Märchenwald“ in
einen hochwaldartigen Wirtschaftswald umgewandelt, in dem Pflegemaßnahmen und der
Aushieb einzelner Stämme als Bewirtschaftungsmaßnahmen geplant wurden. Ab dem
Jahr 1950 lag der wirtschaftliche Schwerpunkt des „Märchenwaldes“ auf Werthölzern der
Eichen, Eschen und Bergahorn (STÄDTLER und KÜCHLER o.J. d).

Der „Märchenwald“ wird heute  als  „historisch  alter  Wald“ angesehen, da er seit mehreren
Jahrhunderten kontinuierlich bewaldet blieb. Damit gilt er als Refugialstandort, der in Zei-
ten der Waldzerstörung etlichen Tier- und Pflanzenarten das Überleben ermöglichte. In
unseren heutigen Wäldern bestehen nur kleine Teile aus einer solchen jahrhundertelan-
gen Kontinuität. Historisch alte Wälder gelten als Keimzellen für die Wiederbesiedlung
unserer neu entstandenen Wälder (MEYER et al. 2006, S. 18). Am 29. Mai 2012 wurde

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der „Märchenwald“ mit Beschluss des Umweltschutzes der Stadt Einbeck angesichts sei-
nes hohen Schutzwertes aus der forstlichen Nutzung ausgeschlossen (STÄDTLER und
KÜCHLER o.J. b). Anfang Mai des darauf folgenden Jahres erfolgte eine letzte forstliche
Maßnahme in Form einer Pflanzung von 40 Eichen. Diese fand auf einer Lichtung statt,
die durch den Holzeinschlag alter Eschen entstanden war. Seitdem wird der „Märchen-
wald“   gegenwärtig    sowie    zukünftig   seiner   natürlichen   Entwicklung    überlassen
(STÄDTLER und KÜCHLER o.J. d).

3. Material und Methoden zur Habitatbaumerfassung
3.1 Geräte zur Aufnahme

Für die Aufnahme der Habitatbäume im „Märchenwald“ sowie in der anliegenden Abtei-
lung 38 des Wirtschaftswaldes wurden ein selbsterstellter Aufnahmebogen (siehe Anhang
1, S. V) mit den zu erfassenden Parametern, die Forstbetriebskarte des Einbecker Stadt-
waldes, ein GPS Gerät (Garmin GPSMAP 62st), eine Kluppe mit 80 cm Länge, ein Fern-
glas und eine Kamera verwendet. Ein weiteres Hilfsmittel für die Außenarbeit stellte der
„Katalog der Baummikrohabitate“ von KRAUS et al. (2016) dar.

3.2 Aufnahmeverfahren im „Märchenwald“

Zu Beginn der Arbeit fand eine Einführung in das Erkennen und Bestimmen von Habitat-
bäumen durch den Einbecker Waldökologen Henning Städtler im Gelände statt.

Anschließend wurde das Aufnahmeverfahren festgelegt. Im vergangenen Jahr wurden die
Habitatbäume des Einbecker Wirtschaftswaldes erfasst. Mithilfe des dabei angewandten
Verfahrens sollten  nun  auch  die  Habitatbäume  des  „Märchenwaldes“  aufgenommen  wer-
den, um die Ergebnisse der zwei Erfassungen zukünftig miteinander vergleichen zu kön-
nen.

Bevor die Habitatbaumerfassung im „Märchenwald“ begann, wurde ein Aufnahmebogen
mit den zu untersuchenden Parametern erstellt. Diese bestehen aus der Identifikations-
nummer des einzelnen Habitatbaumes, der Baumart, dem Brusthöhendurchmesser (BHD)
und den vorzufindenden Mikrohabitaten, die in Kategorien eingestuft wurden. Diese wur-
den   aus   der   Bestimmungshilfe   „Katalog   der   Baummikrohabitate“   (KRAUS et al. 2016)
übernommen.

Der Einbecker „Märchenwald“ wurde nun systematisch durchschritten indem die zwei Ab-
teilungen jeweils von einem Rand bis zum gegenüberliegenden linienförmig abgelaufen
wurden. Bereits aus einiger Entfernung wurden die Bäume vom Stammfuß bis in die Kro-

                                                                                            5
ne betrachtet. Bei der Entdeckung eines Habitatbaumes wurde dieser noch einmal ge-
nauer aus der Nähe untersucht. Besonders wichtig war es dabei, den Baum von allen
Seiten zu prüfen, um sicherzugehen, keine Mikrohabitate zu übersehen. Dem Habitat-
baum   wurde   nun   eine   Identifikationsnummer   mit   dem   Kürzel   „HB“   und   einer   laufenden  
Nummer zugewiesen. Diese wurde auf dem Aufnahmebogen notiert. Gleichzeitig wurde
mit dieser Nummer der Standpunkt des Habitatbaumes im GPS-Gerät gespeichert, um
den Baum zukünftig leichter auffinden zu können. Anschließend wurde die Baumart des
jeweiligen Habitatbaumes schriftlich festgehalten. Der BHD wurde auf der vorgesehenen
Höhe von 1,30 m gemessen und notiert. Nun folgte der wichtigste Teil der Aufnahme. Die
vorzufindenden Mikrohabitate wurden mit einem Kürzel in den Aufnahmebogen aufgelis-
tet. Abschließend wurden die einzelnen Habitate fotografisch festgehalten. Im Anschluss
an die Erfassung wurden die gesammelten Daten in einer Excel-Tabelle zusammenge-
führt und ausgewertet.

Neben den Habitatbäumen sollte ursprünglich ebenfalls das Totholz im „Märchenwald“
erfasst werden. Aufgrund des zu großen zeitlichen Aufwandes wurde dies nicht umge-
setzt. Alternativ wurden Daten der Totholzmengen übernommen, die im Rahmen einer
Bachelorarbeit im Jahr 2013 erhoben wurden.

3.3 Aufnahmeverfahren im Wirtschaftswald

Die Habitatbäume im Einbecker Wirtschaftswald wurden bereits im vergangenen Jahr
erfasst.   Die   Aufnahmeparameter          waren     dabei    allerdings    andere     als   bei   der
Habitatbaumerfassung im „Märchenwald“. Um die Ergebnisse der Flächen miteinander
vergleichen zu können, wurde ein Teil des Wirtschaftswaldes noch einmal untersucht.
Repräsentativ für die gesamte Fläche wurde für die Untersuchung die Abteilung 38 aus-
gewählt. Sie verläuft östlich anliegend an den „Märchenwald“, weist eine mit den restli-
chen Abteilungen des Wirtschaftswaldes vergleichsweise hohe Habitatbaumanzahl auf
und präsentiert eine große Diversität an Baumarten.

Da die Standorte der Habitatbäume in dieser Abteilung bereits digital sowie in einer Karte
verarbeitet festgehalten wurden, verlief das Auffinden der einzelnen Bäume problemlos.
Die Erfassung erfolgte anhand des gleichen Ablaufes wie der im  „Märchenwald“. Lediglich
Nadelbäume, die als Habitate ausgewiesen wurden, wurden bei der erneuten Untersu-
chung aufgrund ihres geringeren naturschutzfachlichen Wertes außer Acht gelassen. An-
schließend wurden die Daten elektronisch in einer Excel-Tabelle festgehalten und ausge-
wertet.

                                                                                                       6
3.4 Kategorisierung der Baummikrohabitate

Grundlage   der   Habitatbaumerfassung   im   Einbecker  Wald  stellte  der   „Katalog   der   Baum-
mikrohabitate“  von KRAUS et al. (2016) dar. Dieser unterteilt Mikrohabitate in acht Haupt-
kategorien, die aus insgesamt 20 Ober- und 60 Unterkategorien bestehen. Die Hauptka-
tegorien setzen sich zusammen aus „Höhlen“, „Stammverletzungen und Bruchwunden“,
„Rinde“, „Totholz“, „Deformierung/ Wuchsform“, „Epiphyten“, „Nester“, „Andere“. Hier ist
zu ergänzen, dass die Kategorie der besonderen Rinden-Merkmale botanisch korrekt
„Rinde/   Borke“   und   die   Struktur   „grobe   Rinde   bzw. raue   Borke“   heißen   sollte  
(WALENTOWSKI, mündl. Mitt. 25.01.2017). Außerdem ist der Kategorie der Epiphyten
die   Bezeichnung   „Baumpilze“   hinzuzufügen.   Die folgende Tabelle veranschaulicht die
Kategorien der Baummikrohabitate.

Tabelle 1: Kategorien der Baummikrohabitate

                                              Kürzel der
Hauptkategorie        Oberkategorie                              Beschreibung
                                              Unterkategorie
                                              CV11               Höhleneingang ø 4 cm
                                              CV12               Höhleneingang ø 5-6 cm
                                              CV13               Höhleneingang ø > 10 cm
                      Spechthöhlen                               Fraßlöcher  ø  ≥  10  cm,  Aushöhlung  
                                              CV14
                                                                 konisch geformt
                                                                 Höhlenetagen (mind. 3 Stk. innerhalb
                                              CV15
                                                                 von 2 m)
                                                                 Baumhöhle mit Bodenkontakt und
                                              CV21
                                                                 Mulm  ø  ≥  10  cm
                                                                 Baumhöhle mit Bodenkontakt und
                                              CV22
                                                                 Mulm  ø  ≥  30  cm
                                                                 Stammhöhle mit Mulm, ohne Boden-
                      Stamm- und              CV23
                                                                 kontakt  ø  ≥  10  cm
                      Mulmhöhlen
                                                                 Stammhöhle mit Mulm, ohne Boden-
                                              CV24
                                                                 kontakt  ø  ≥  30  cm
                                              CV25               Halboffene  Stammhöhle  ø  ≥  30  cm
Höhlen                                                           Kaminartiger Hohlraum, oben offen,
                                              CV26
                                                                 ø  ≥  30  cm
                                                                 Faulhöhle am Stamm durch Astab-
                                              CV31
                                                                 bruch  ø  ≥  5  cm
                      Asthöhlen                                  Faulhöhle am Stamm durch Astab-
                                              CV32
                                                                 bruch  ø  ≥  10  cm
                                              CV33               Hohler  Ast  ø  ≥  10  cm
                                                                 Topfförmige Wölbung am Stammfuß
                                              CV41
                                                                 ø  ≥  3  cm
                                                                 Topfförmige Wölbung am Stammfuß
                      Dendrotelme und         CV42
                                                                 ø  ≥  15  cm
                      wassergefüllte
                      Baumhöhlungen                              Topfförmige Wölbung in der Krone
                                              CV43
                                                                 ø  ≥  5  cm
                                                                 Topfförmige Wölbung in der Krone
                                              CV44
                                                                 ø  ≥  15  cm
                      Insektengallerien       CV51               Einzelne kleine Bohrlöcher
                      und Bohrlöcher          CV52               Bohrlöcher  ø  ≥  2  cm

                                                                                                   7
IN11   25 - 600 cm², Zerfallsstufe < 3
                    Freiliegendes Splint-   IN12   > 600 cm², Zerfallsstufe < 3
                    holz                    IN13   25 - 600 cm², Zerfallsstufe = 3
                                            IN14   > 600 cm², Zerfallsstufe = 3
                                                   Stammbruch,  ø  ≥  20  cm  an  Bruch-
                                            IN21
                                                   stelle
                                                   Kronenbruch/ Zwieselabbruch, Frei-
                    Freiliegendes Kern-     IN22
                                                   liegendes  Kernholz  ≥  300  cm²
Stammverletzungen   holz/ Stamm- und
und Bruchwunden     Kronenbruch                    Starkastabbruch,  ø  ≥  20  cm  an  
                                            IN23
                                                   Bruchstelle
                                                   Zersplitterter  Stamm,  ø  ≥  20  cm  an  
                                            IN24
                                                   Bruchstelle
                                                   Länge  ≥  30  cm,  Breite  >  1  cm,  Tiefe  
                                            IN31
                                                   > 10 cm
                                                   Länge  ≥  100  cm,  Breite  >  1  cm,  Tiefe  
                    Risse und Spalten       IN32
                                                   > 10 cm
                                            IN33   Blitzrinne
                                            IN34   Brandnarbe,  ≥  600  cm²
                                                   Öffnung an Unterseite, Breite > 1 cm,
                                            BA11
                                                   Tiefe > 10 cm, Höhe > 10 cm
                    Rindentaschen
Rinde/ Borke                                       Öffnung an Oberseite, Breite > 1 cm,
                                            BA12
                                                   Tiefe > 10 cm, Höhe > 10 cm
                    Rindenstruktur          BA21   Grobe Rindenstruktur
                    Totäste/ Kronentot-            Verschiedene Zerfallsstadien, Kon-
Totholz                                     DE1
                    holz                           takt zu lebendem Holz
                                                   Natürlicher Hohlraum am Wurzelan-
                                            GR11
                                                   lauf,  ≥  ø  5  cm
                                                   Natürlicher Hohlraum am Wurzelan-
                    Stammfußhöhlen          GR12
                                                   lauf,  ≥  ø  10  cm
Deformierung/ un-                                  Natürliche  Stammspalte,  Länge  ≥  30  
gewöhnliche                                 GR13
                                                   cm
Wuchsform
                                            GR21   Hexenbesen,  ø  ≥  50  cm
                    Hexenbesen
                                            GR22   Wasserreiser
                    Krebse und Maser-       GR31   Krebsartiges Wachstum, ø > 20 cm
                    knollen                 GR32   Krebs im Zerfallsstadium, ø > 20 cm
                                            EP11   Einjährige Porlinge, ø > 5 cm
                                            EP12   Mehrjährige Porlinge, ø > 10 cm
                    Pilzfruchtkörper               Ständerpilze, Champignonartige, ø >
                                            EP13
                                                   5 cm
                                            EP14   Große Ascomyceten, ø > 5 cm
                    Myxomyceten             EP21   Ø > 5 cm
Epiphyten und
Baumpilze                                          Epiphytische Moose, Bedeckungs-
                                            EP31
                                                   grad > 25 %
                                                   Epiphytische Blatt- und Strauchflech-
                    Epiphytische Krypto-    EP32
                                                   ten, Bedeckungsgrad > 25 %
                    und Phanerogame
                                            EP33   Lianen, Bedeckungsgrad > 25 %
                                            EP34   Epiphytische Farne, > 5 Farnwedel
                                            EP35   Misteln
                                                   Nester größerer Wirbeltiere, ø >
                                            NE11
                                                   80 cm
Nester              Nester                         Nester kleinerer Wirbeltiere, ø >
                                            NE12
                                                   10 cm
                                            NE21   Nester wirbelloser Tiere im Baum-

                                                                                           8
stamm
                                             OT11             Saftfluss, > 50 cm
                     Saft- und Harzfluss
                                             OT12             Harzfluss, Harztaschen, > 50 cm
Andere
                                             OT21             In Krone
                     Mikroböden
                                             OT22             An Rinde

3.5 Auswahl von Leitarten

In den vergangenen Jahren wurden im Einbecker „Märchenwald“ Untersuchungen zu den
Vorkommen einiger Organismengruppen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in öffent-
lich zugänglichen Artenlisten festgehalten. Für die Bewertung der Habitatstrukturen im
„Märchenwald“ wurden zu Beginn der Erfassung die Artenlisten der Vögel, Käfer und Pilze
genauer betrachtet. Zwischen den Jahren 2014 und 2016 wurden im „Märchenwald“ 400
Käferarten (SCHMIDT 2015), 316 Pilzarten (EHLERT et al. 2016) und 41 Vogelarten
(HONDONG et al. 2014) nachgewiesen. Da eine Berücksichtigung all dieser Arten den
Rahmen einer Bachelorarbeit überschritten hätte, wurden repräsentativ für die einzelnen
Gruppen lediglich einige Leitarten betrachtet. Als Leitarten gelten Arten, die mit hoher
Beständigkeit in verschiedenen Beständen eines gleichen Biotoptyps vorkommen
(SCHAEFER 2012, S.159) und in diesem Biotop wesentlich höhere Dichten erreichen als
in anderen (NENTWIG et al. 2012, S. 186). Für die Auswahl dieser Arten wurden Exper-
ten zu Rate gezogen. Der Coleopterologe Dr. Heinz Bußler wertete die Artenliste der Kä-
fer aus. Die Grundlage für die Auswahl der Pilz-Leitarten   stellte   der   „Naturnähezeiger   -
Holz bewohnende Pilze als Indikatoren für Strukturqualität im Wald“  von  BLASCHKE  et al.
(2009) dar. Der Analyse der Vogel-Artenliste widmete sich der Ornithologe Martin Lauter-
bach. Aus den Auswertungen resultieren zehn Leitarten für die Gruppe der Käfer, zwei für
die der Pilze und neun Arten der Vögel. Auf die ausgewählten Leitarten wird im weiteren
Verlauf der Arbeit expliziter eingegangen.

4. Ergebnisse
4.1  Ergebnisse  im  „Märchenwald“

Im   „Märchenwald“   wurden   1.247 Habitatbäume auf einer Gesamtfläche von 23,8 ha er-
fasst. Das entspricht 52 Habitatbäumen pro Hektar. Sie sind gleichmäßig verteilt mit ge-
ringen Abständen zueinander im Gelände gelegen (siehe Anhang 2, S. VI).

Die Habitatbäume des   „Märchenwaldes“   können acht verschiedenen Baumarten zuge-
ordnet werden. Diese lassen sich gemäß der Bundeswaldinventur (BWI) 2012 in vier
Baumarten-Gruppen einteilen (THÜNEN-INSTITUT 2012). Den größten Anteil trägt dabei
die Gruppe der „anderen   Laubbäume   mit   hoher   Lebensdauer“ (aLh), bestehend aus

                                                                                                9
Esche (Fraxinus excelsior), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Hainbuche (Carpinus
betulus), Spitzahorn (Acer platanoides) und Ulme (Ulmus glabra), mit 41,4 %. Einen ähn-
lich hohen Wert erreicht die Gruppe der Eichenarten (Quercus robur, Quercus petraea)
mit einem Anteil von 40,1 %. Mit 15,6 % steht die in Deutschland nur aus Fagus sylvatica
gebildete Gruppe der Buchen an dritter Stelle. Die der Gruppe der „anderen  Laubbäu-
me   mit   niedriger   Lebensdauer“   (aLn) zuzuordnenden Birkenarten (Betula pendula,
Betula pubescens) stellen nur 3 % der Habitatbäume dar (Abbildung 2).

           2,2          0,9
                                        Eiche
                    3                   Esche
              6,3
                                        Buche
       15,2                    40,1
                                        Bergahorn
                                        Hainbuche
        15,6                            Birke
                        16,8            Spitzahorn
                                        Ulme

Abbildung 2:  Baumartenverteilung  der  Habitatbäume  im  „Märchenwald“

In  Bezug  auf  die  Durchmesserstärken  sind  die  Habitatbäume  des  „Märchenwaldes“  über-
wiegend dem starken Baumholz (Altholz) zuzuordnen. Dies zeichnet sich durch einen
BHD von mindestens 50 cm aus. Im Untersuchungsgebiet zählen zu dem Altholz rund 75
% der Habitatbäume. Davon haben 239 Stück einen BHD von mindestens 80 cm, womit
sie als totholzreiche Uraltbäume gelten. Mittleres Baumholz, das einem BHD zwischen 36
und 50 cm entspricht, wurde bei etwa 20 % der erfassten Bäume festgestellt. Ein Anteil
von 5,3 % wurde dem geringen Baumholz mit einem BHD zwischen 21 und 35 cm zuge-
ordnet. Die restlichen 0,5 % der Habitatbäume hatten einen BHD von maximal 21 cm.

Hinsichtlich   der   Strukturuntersuchung   auf   Basis   des   „Katalogs   der   Baummikrohabitate“  
(KRAUS et al. 2016) wurden insgesamt 3476 Mikrohabitate an den 1247 erfassten Bäu-
men festgestellt. Der   Großteil   der   Habitatbäume   des   „Märchenwaldes“   fällt dabei in die
Kategorie der Höhlenbäume. So wiesen 34 % aller aufgenommenen Habitatbäume eine
Asthöhle mit einem Durchmesser von mindestens 5 cm (CV31) auf. Asthöhlen mit einem
Durchmesser von mindestens 10 cm (CV33) wurden an 30 % der Habitatbäume festge-
stellt. Dendrotelme oder wassergefüllte Baumhöhlungen im Kronenbereich mit einem
Durchmesser von mindestens 5 cm (CV43) stellen mit knapp 24 % den drittgrößten Anteil
der Höhlenbäume dar.

                                                                                                  10
Einen weiteren Schwerpunkt bilden Bäume mit Kronentotholz oder Totästen (DE1). In
diese Kategorie fallen etwas mehr als die Hälfte der Habitatbäume.

Besondere Rinden-Merkmale in  Form  von  „groben Rindenstrukturen“  (BA21)  wurden  bei  
rund 32 % der Habitatbäume festgestellt.

Die Kategorie der Stammverletzungen und Bruchwunden erreicht nahezu gleiche Wer-
te wie die der Rinde/ Borke. Hauptvertreter stellt hier die Unterkategorie der Starkastab-
brüche (IN23) mit einem Anteil von 14 % dar.

Der Kategorie der Deformierung und ungewöhnlichen Wuchsform sind etwas weniger
Habitatbäume zuzuordnen als der vorherig genannten. Mit rund 18 % nimmt das krebsar-
tige Wachstum mit einem Durchmesser von mindestens 20 cm (GR31) hier den größten
Anteil ein.

Zu der Kategorie der Habitatbäume mit Epiphyten und Baumpilzen ließen sich deutlich
weniger Habitatbäume ordnen. Lediglich 2,2 % der Bäume weisen mehrjährige Porlinge
mit einem Durchmesser über 10 cm (EP12) auf und stellen damit die stärkste Unterkate-
gorie dieser Gruppe dar.

Den Hauptkategorien „Nester“ und „Andere“ wurden nahezu keine Habitatbäume zu-
gewiesen.

Die Abbildungen 3 und 4 bieten eine Übersicht darüber, welche Habitatstrukturen im
„Märchenwald“   überwiegend   vorzufinden   sind.   Im   Anhang   sind   repräsentativ   für   die   ein-
zelnen Mikrohabitate Fotos der Habitatbäume hinterlegt (siehe Anhang 3, S. VII - XXIV).

                                                  Anzahl Mikrohabitate auf gesamter Fläche
                                      0     200      400     600    800 1000 1200 1400           1600
                           Höhlen
 Stammverletzungen/ Bruchwunden
                     Rinde/ Borke
           Totäste/ Kronentotholz
       Deformierung/ Wuchsform
             Epiphyten/ Baumpilze
                           Nester
                          Andere

Abbildung 3: Übersicht  Mikrohabitatstrukturen  im  „Märchenwald“

                                                                                                      11
60                                                   Totäste/
                                                                           Kronentotholz
                         50
   prozentualer Anteil

                              Höhlen                                    Rinde/       Deformierung/
                         40
                                                                        Borke         Wuchsform
                         30                    Stammverletzungen                                 Epiphyten/
                                                 / Bruchwunden                                   Baumpilze
                         20

                         10

                          0

                              IN13
                              IN11
                              IN12

                              IN14
                              IN21
                              IN22
                              IN23

                              EP12
                              CV11
                              CV12
                              CV21
                              CV31
                              CV32
                              CV33
                              CV43
                              CV44
                              CV51

                              BA11
                              BA12
                              BA21

                              GR11
                              GR12
                              GR22
                              GR31
                               DE1

                              EP33
Abbildung 4: Übersicht Hauptvertreter  der  Mikrohabitatstrukturen  im  „Märchenwald“

Neben den festgestellten 52 Habitatbäumen pro Hektar ist   der   „Märchenwald“ aktuell
durch 41,8 m³ Totholz pro Hektar geprägt. Darunter fallen 35,7 m³/ha liegendes und 6,1
m³/ha stehendes Totholz. Die Ergebnisse der Totholzmengen stammen aus der Vegetati-
onsstrukturuntersuchung von FIEGLER (2015, S. 21), die im Jahr 2013 erhoben wurde.

4.2 Ergebnisse im Wirtschaftswald

Die Abteilung 38 des Einbecker Wirtschaftswaldes weist 74 Habitatbäume auf einer Flä-
che von 16,7 ha auf. Das entspricht vier Habitatbäumen pro Hektar. Sie sind in kleinen
Gruppen, aber auch einzeln stehend im Gelände verteilt vorzufinden (siehe Anhang 2, S.
VI).

Hinsichtlich  der  Baumarten  weist  die  Abteilung  38  eine  dem  „Märchenwald“  ähnliche  Ver-
teilung auf. So nimmt das aLh den Großteil der Habitatbäume (56,7 %) ein. Darunter zäh-
len die Baumarten Bergahorn (Acer pseudoplatanus) und Esche (Fraxinus excelsior). An-
ders   als   im   „Märchenwald“   bildet   daneben  jedoch   nicht   die  Gruppe   der   Eichen,   sondern  
die der Buchen (Fagus sylvatica) mit einem Anteil von 43,2 % den zweitgrößten Schwer-
punkt. Die Eichen-Gruppe (Quercus robur, Quercus petraea) wird in Abteilung 38 dage-
gen von nur 21,6 % der Habitatbäume vertreten. Das aLn, bestehend aus Birkenarten
(Betula pendula, Betula pubescens) und Kirsche (Prunus avium), erreicht mit 8,1 % der
Habitatbäume den geringsten Wert (Abbildung 5).

                                                                                                        12
5,4 2,7
       5,4
                                         Buche
                                         Eiche
                          43,2           Bergahorn
       21,6
                                         Esche
                                         Birke
               21,6                      Kirsche

Abbildung 5: Baumartenverteilung der Habitatbäume in Abt. 38 des Wirtschaftswaldes

Die   erfassten   BHD   zeigen,   wie   auch   im   „Märchenwald“,   einen   Schwerpunkt   im   Bereich  
des starken Baumholzes. Begründet ist dies darin, dass Waldbäume erst mit Erreichen
der   Altholzphase   (BHD   ≥   50   cm)   von   außen   wahrnehmbare   Mikrohabitat-Merkmale in
Form von Alterungssymptomen ausbilden. Das führt dazu, dass Bäume in der Regel erst
in dieser Phase als Habitatbäume klassifiziert werden können. Rund 80 % der Habitat-
bäume im Wirtschaftswald erreichen einen BHD von mindestens 50 cm und gelten damit
als Altholz. Darunter zählen vier totholzreiche Uraltbäume mit einer Stärke von mindes-
tens 80 cm. Das mittlere Baumholz (BHD 36 - 50 cm) vertritt 20 % der Habitatbäume.
Bäume, die mit einem schwächeren BHD in die Klasse des geringen Baumholzes fallen,
wurden nicht aufgefunden.

In Abteilung 38 wurden an den 74 erfassten Habitatbäumen insgesamt 163 Mikrohabitate
festgestellt. Wie   im   „Märchenwald“   zeigen   die   Ergebnisse   der   Habitatbaumerfassung   in  
Bezug auf die Strukturuntersuchungen auch hier einen deutlichen Schwerpunkt im Be-
reich der Höhlen.   Im   Gegensatz   zu   den   Bäumen   im   „Märchenwald“   nehmen   in diesem
Gebiet jedoch solche den größten Anteil (58,1 %) ein, die ein Dendrotelm oder eine was-
sergefüllte Baumhöhlung im Kronenbereich (CV43) aufweisen. Daneben tragen die Habi-
tatbäume mit einer Asthöhle (CV31, CV33) einen hohen Anteil, der in den einzelnen Ka-
tegorien jeweils um die 20 % entspricht.

Die Habitatbäume mit Totästen oder Kronentotholz (DE1) sind im Wirtschaftswald zwar
mit einem deutlich geringeren Wert vertreten   als   im   „Märchenwald“,   trotzdem   stellen   sie  
mit einem Anteil von 28 % einen weiteren Schwerpunkt dar.

Stammverletzungen, Bruchwunden und besondere Rinden- bzw. Borkenstrukturen
sind in Abteilung 38 prozentual betrachtet an etwas weniger Bäumen festgestellt worden
als im   „Märchenwald“.   Die   Habitatbäume   mit   „grober   Rindenstruktur“   (BA21)   sind   dabei  
mit rund 20 % und die der Starkastabbrüche (IN23) mit etwa 11 % vertreten.

                                                                                                     13
Im Bereich der Deformierung und ungewöhnlichen Wuchsform spielt das krebsartige
Wachstum (GR31) eine große Rolle. Es umfasst 11 % der untersuchten Habitatbäume.

Die Kletterpflanzen (EP33) bilden einen Schwerpunkt in der Kategorie der Epiphyten und
Baumpilze. Von ihnen sind 4 % der Habitatbäume betroffen.

Den Kategorien der Nester und anderen Habitate konnten keine Bäume zugewiesen
werden.

Die Abbildungen 6 und 7 zeigen einen Überblick darüber, welche Strukturmerkmale in
welchem Umfang an den Habitatbäumen des Wirtschaftswaldes nachgewiesen worden.

                                                                                                    Anzahl Mikrohabitate auf gesamter Fläche
                                                                               0          10         20    30   40    50     60   70     80                                           90          100
                           Höhlen
 Stammverletzungen/ Bruchwunden
                     Rinde/ Borke
           Totäste/ Kronentotholz
       Deformierung/ Wuchsform
             Epiphyten/ Baumpilze
                           Nester
                          Andere

Abbildung 6: Übersicht Mikrohabitatstrukturen in Abt. 38 des Wirtschaftswaldes

                         60

                         50                                                                                                                      Totäste/
   prozentualer Anteil

                                                                                                                                              Kronentotholz
                         40
                                                    Höhlen                                                                                 Rinde/              Deformierung/
                         30                                                                                                                Borke                Wuchsform
                         20                                                                      Stammverletzungen
                                                                                                   / Bruchwunden                                                                Epiphyten/
                         10                                                                                                                                                     Baumpilze

                          0
                                                                                                                                                         DE1

                                                                                                                                                                             EP11
                                                                                                                                                                                    EP12
                                                                                                                                                                                           EP31
                                                                                                                                                                                                  EP33
                                                                                                 IN11
                                                                                                        IN13
                                                                                                               IN21
                                                                                                                      IN22
                                                                                                                             IN23
                                                                                                                                    IN32
                                                                                                                                           BA11
                                                                                                                                                  BA21

                                                                                                                                                               GR22
                                                                                                                                                                      GR31
                              CV11
                                     CV12
                                            CV14
                                                   CV31
                                                          CV32
                                                                 CV33
                                                                        CV41
                                                                                   CV43
                                                                                          CV51

Abbildung 7: Übersicht Hauptvertreter der Mikrohabitatstrukturen in Abt. 38 des Wirtschaftswaldes

Insgesamt betrachtet lässt sich feststellen, dass die Schwerpunkte hinsichtlich der Habi-
tatstrukturen   im   „Märchenwald“   sowie  in  Abteilung  38   in  den  gleichen  Kategorien liegen.
Höhlen, Totäste/ Kronentotholz, besondere Rinden-Merkmale, Krebse und Starkastabbrü-
che bilden die Hauptvertreter der Habitatbäume. Dabei unterscheiden sich lediglich die
Gewichtungen innerhalb der einzelnen Kategorien. Ein weiterer Unterschied liegt in der

                                                                                                                                                                                                    14
Anzahl der vorgefundenen Habitate (Abbildung 8).  Der  „Märchenwald“  weist  146  Mikroha-
bitatstrukturen pro Hektar auf. In Abteilung 38 sind dem gegenüber 10 Strukturelemente
pro Hektar zu finden.

                                           Anzahl Mikrohabitate pro Hektar
                                       0    10    20   30   40   50    60    70

                              Höhlen
 Stammverletzungen und Bruchwunden
                                                                                  Wirtschaftswald
                        Rinde/ Borke
                             Totholz                                              „  Märchenwald“
           Deformierung/ Wuchsform
                Epiphyten/ Baumpilze
                              Nester
                             Andere

Abbildung 8: Übersicht Mikrohabitatstrukturen im "Märchenwald" und in Abt. 38 des Wirtschaftswal-
des bezogen auf 1 ha

In den Abteilungen des Einbecker Wirtschaftswaldes wurden in der Vergangenheit keine
Totholzmengen erhoben. Die letzte Forsteinrichtung weist lediglich darauf hin, dass im
Rahmen einer PEFC-Zertifizierung aus dem Jahr 2002 festgestellt wurde, dass der
Stadtwald über mehr als ausreichende Totholzmengen verfügt (HOPPE 2007). In dieser
Erhebung  ist  jedoch  auch  der  Totholzvorrat  des  „Märchenwaldes“  enthalten.

4.3 Vorkommen und Lebensraumansprüche ausgewählter Leitarten im „Mär-
chenwald“

Um beurteilen zu können, ob die Strukturen des „Märchenwaldes“ sowie die des Wirt-
schaftswaldes für die im „Märchenwald“ als Leitarten identifizierten Vögel, holzbewohnen-
den Käfer und Pilze geeignet sind, werden zunächst deren Lebensraumansprüche ge-
nauer betrachtet.

4.3.1 Vögel

Im Jahr 2014 wurden im „Märchenwald“ 41 Vogelarten erfasst. Dazu zählen Taubenvögel,
Greifvögel, Eulen, Regenpfeifartige, Spechtvögel und Singvögel (HONDONG et al. 2014).
Repräsentativ für die Gruppe der Vögel wurden für diese Arbeit neun Vogelarten als Leit-
arten für den „Märchenwald“ bestimmt.

Der Großteil dieser neun Arten gehört der Gruppe der Spechtvögel an. Mit einer Körper-
größe von bis zu 55 cm ist der Schwarzspecht (Dryocopus martius) der größte im „Mär-
chenwald“ lebende Specht (FIEDLER 2015; S. 533). Sein Revier umfasst eine Mindest-

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größe von 150 bis 800 ha Waldfläche. Verfügt ein Waldgebiet über genügend Altholz,
kann der Schwarzspecht beinahe alle Waldlebensräume besiedeln. Sein Aktionsraum
kann dabei über mehrere voneinander getrennte Waldflächen reichen. Insbesondere Bu-
chen und Kiefern mit einem Mindestalter von 100 Jahren stellen einen Lebensraum für
den Schwarzspecht dar. Für die Anlage einer Brut- und Schlafhöhle sind Bäume mit ho-
hem Kronenansatz geeignet, durch die ein freier Anflug zur Höhle gewährleistet wird. Die
Höhle wird unterhalb des Kronenansatzes auf etwa vier bis zwölf Meter Höhe angelegt. In
diesem Bereich weist der Baum meist einen Durchmesser von mehr als 30 cm auf. Eine
Höhle wird vom Schwarzspecht über mehrere Jahre genutzt. Als Nahrungsgrundlage die-
nen diesem Specht Ameisen, weswegen in seinem Revier oft Nadelholz vorhanden ist
(LAUTERBACH et al. 2014, S. 42). Am Beispiel eines Bergmischwaldes zeigen SCHERZ-
INGER und SCHUMACHER (2004) welche unterschiedlichen Habitatqualitäten die ein-
zelnen Waldentwicklungsphasen eines Waldes für die Vögel bieten. So ist der Schwarz-
specht erst mit Beginn des zunehmenden Totholz- und Starkholzanteiles und entstehen-
der Lücken im Bestand im Wald vorzufinden. In der darauf folgenden Zerfalls- und Zu-
sammenbruchphase ist der Schwarzspecht weiterhin anzutreffen. Neben den Waldent-
wicklungsphasen    sind dem     Spechtvogel folgende      Habitatstrukturen   zuzuordnen:
aufgekippte Wurzelteller, Lager- und Moderholz, Dürr- und Bruchwipfel, Bruchstämme,
Hochstubben, Bruchholz-Verhau, Spechthöhlen diverser Größen, Risse und Spaltenhöh-
len, Borkenrauigkeit, hochstämmige Althölzer und epiphytische Flechten und Moose
(SCHERZINGER und SCHUMACHER 2004, S. 242). Ein weiteres positiv wirkendes
Strukturelement ist liegendes Laubtotholz (MÜLLER 2005, S. 53). Laut der Roten Liste
der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel von 2007 gilt der Schwarz-
specht als ungefährdet (HONDONG et al. 2014, S. 1).

Der Grünspecht (Picus viridis) benötigt für sein Revier eine Fläche von 100 bis 200 ha,
wobei das Brutrevier im Optimalfall 20 bis 30 ha pro Brutpaar beträgt. Er besiedelt halbof-
fene Landschaften, die mosaikartig mit alten Laub- und Mischwäldern und Offenlandflä-
chen verzahnt sind. Große, geschlossene Waldflächen werden von ihm gemieden. Seine
Höhle baut der Grünspecht an Schadstellen, wie beispielsweise faulen Astlöchern, meist
in Nähe des Waldrandes. Dafür bevorzugt er Buche, Linde, Eiche, andere Weichlaubhöl-
zer und Edellaubhölzer. Selten ist seine Höhle an Fichten oder Tannen zu finden. Auf
maximal zehn Meter Höhe wird eine Grünspechthöhle angelegt, die über mehrere Jahre
besiedelt wird. Wie der Schwarzspecht, ernährt sich auch der Grünspecht hauptsächlich
von Ameisen (LAUTERBACH et al. 2014, S. 33). Der Grünspecht ist insbesondere in der
Zerfallsphase und der Zusammenbruchphase eines Waldes zu finden (SCHERZINGER
und SCHUMACHER 2004, S. 222). Dabei ist er in folgenden Habitatstrukturen anzutref-

                                                                                        16
fen: aufgekippte Wurzelteller, Lager- und Moderholz, Dürr- und Bruchwipfel, Bruchstäm-
me, Hochstubben, Bruchholz-Verhau, Spechthöhlen diverser Größen, Risse und Spalten-
höhlen und Borkenrauigkeit (SCHERZINGER und SCHUMACHER 2004, S. 242). Nach
der Roten Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brutvögel von 2007 ist der
Grünspecht als gefährdet einzustufen (HONDONG et al. 2014, S. 1).

Das Balzrevier des Grauspechtes (Picus canus) umfasst 100 bis 200 ha. Sein Jahres-
streifgebiet erstreckt sich hingegen über etwa 500 ha. Als Teilgebiet eines größeren Re-
vieres können dem Specht bereits Flächen ab 0,2 ha in Agrarlandschaften oder Altbu-
chenhorsten ausreichen. Er präferiert reich strukturierte, alte Laub- und Mischwälder, die
an halboffene Landschaften anschließen. Doch auch innerhalb größerer Waldgebiete lebt
der Grauspecht, solange diese nicht dicht geschlossen sind. Dabei bevorzugt er Buchen-,
Eichen-, Au- und Bruchwälder. Da der Grauspecht seine Höhle in morsche Baumpartien
in eineinhalb bis acht Meter Höhe anlegt, können diese in der Regel nicht langjährig ge-
nutzt werden. Zusätzlich zu der Bruthöhle werden in der Balzzeit regelmäßig weitere Höh-
len geschaffen (LAUTERBACH et al. 2014, S. 33). Die Zusammenbruchphase eines Wal-
des stellt den wichtigsten Teil-Lebensraum dieser Spechtart dar (SCHERZINGER und
SCHUMACHER 2004, S. 222). Genau wie der Grünspecht bevorzugt auch der Grau-
specht folgende Habitatstrukturen: aufgekippte Wurzelteller, Lager- und Moderholz, Dürr-
und Bruchwipfel, Bruchstämme, Hochstubben, Bruchholz-Verhau, Spechthöhlen diverser
Größen, Risse und Spaltenhöhlen und Borkenrauigkeit (SCHERZINGER und SCHUMA-
CHER 2004, S. 242). Die Rote Liste der in Niedersachsen und Bremen gefährdeten Brut-
vögel von 2007 schätzt den Grauspecht als vom Aussterben bedroht ein (HONDONG et
al. 2014, S. 1).

Im Vergleich zu den vorherig beschriebenen Spechtarten ist der Flächenbedarf des Mit-
telspechtes (Dendrocopus medius) gering. Er beträgt zehn bis 20 ha für ein Revier. Teil-
weise genügen einem Brutpaar drei Hektar. Der Mittelspecht besiedelt alte, strukturreiche
Laubbaumbestände, dessen Bäume eine raue Borke aufweisen. In Anbetracht dieser Af-
finität ist er insbesondere in Au- und Eichenwäldern zu finden. In Buchenwäldern ist er
dagegen in der Alters- und Zerfallsphase ab einem Bestandesalter von 200 Jahren anzu-
treffen (LAUTERBACH et al. 2014, S. 38; SCHERZINGER und SCHUMACHER 2004, S.
222), da die glattrindige Buche erst in diesem Alter raue Borke bildet. Nadelbaumanteile
wirken sich laut MÜLLER (2005) negativ auf das Vorkommen des Mittelspechtes aus.
Seine Höhle gründet der Mittelspecht bevorzugt an alten Eichen, alten Buchen und ande-
ren rauborkigen Baumarten. Platziert wird sie im unteren und mittleren Bereich der Kro-
nenschicht auf etwa sechs bis acht Meter Höhe. Teilweise liegen dabei mehrere

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Spechtlöcher übereinander, von denen die unterste Höhle schließlich besetzt wird (LAU-
TERBACH et al. 2014, S. 38). Der Mittelspecht nutzt ein weites Spektrum an
Habitatelementen. Dazu zählen aufgekippte Wurzelteller, Lager- und Moderholz, Dürr-
und Bruchwipfel, Bruchstämme, Hochstubben, Bruchholz-Verhau, Spechthöhlen diverser
Größen, Risse und Spaltenhöhlen, Borkenrauigkeit, hochstämmige Althölzer, epiphytische
Flechten, Moose und Stammholz mit Pilzbefall (SCHERZINGER und SCHUMACHER
2004, S. 242). Der Mittelspecht gilt in Niedersachsen und Bremen nach der Roten Liste
der gefährdeten Brutvögel von 2007 als ungefährdet (HONDONG et al. 2014, S. 1).

Der Kleinspecht (Dendrocopus minor) hält sich im Jahresverlauf auf einer Fläche von bis
zu 500 ha auf. In der Balzzeit beansprucht er eine Fläche von 100 bis 150 ha Größe und
in der Brutzeit reguliert sich der Flächenbedarf auf 15 bis 50 ha. Dabei besiedelt der
Kleinspecht Laubbaumbestände, wie beispielsweise alte Buchen- und Eichenwälder, in
denen ein hoher Totholzanteil vorzufinden ist, Hartholzauwälder, Bruch- und Moorwälder
und Weichlaubholzauen. In alten Buchen- und Eichenwäldern hält er sich insbesondere
im Kronentotholzbereich auf. Er legt seine Höhle dort teilweise bis in 25 m hohen Stäm-
men oder Ästen an, die eine fortgeschrittene Fäule aufweisen. Häufig sind seine Höhlen
an der Unterseite von Ästen zu finden. Angelegt wird die Höhle des Kleinspechtes in Bu-
chen mit Weißfäule, Totästen von Eichen, Weichlaubhölzern und Obstbäumen (LAUTER-
BACH et al. 2014, S. 37). Der Kleinspecht ist eine Indikatorart für alte phasenreiche Bu-
chenwälder (MÜLLER 2005, S. 59, S. 175). Insbesondere in der Waldentwicklungsphase
des Zerfalles ist er dort anzutreffen (SCHERZINGER und SCHUMACHER 2004, S. 222).
Dabei sind ihm folgende Habitatstrukturen förderlich: Dürr- und Bruchwipfel, Bruchstäm-
me, Hochstubben, Bruchholz-Verhau, Spechthöhlen diverser Größen, Risse und Spalten-
höhlen, Borkenrauigkeit und Stammholz mit Pilzbefall (SCHERZINGER und SCHUMA-
CHER 2004, S. 242). Der Kleinspecht gilt in Niedersachsen und Bremen nach der Roten
Liste der gefährdeten Brutvögel von 2007 als gefährdet (HONDONG et al. 2014, S. 1).

Neben den Spechtvögeln gelten zwei Arten der Taubenvögel als Leitarten für den „Mär-
chenwald“. Eine davon ist die Hohltaube (Columba oenas). Da sie, sobald ein ausrei-
chendes Höhlenangebot vorhanden ist, zu den Koloniebrütern zählt, ist ihr Nestrevier sehr
klein. Um ihre Höhle herum ist sie in einem Bereich von ein bis drei Kilometern aktiv. Die
Bruthöhle der Hohltaube befindet sich in größeren Baumbeständen mit Nähe zu Freiflä-
chen   drei   bis   fünf   Kilometer   tief   im   Wald.   Dort   besiedelt   sie   ehemalige
Schwarzspechthöhlen. Außerhalb des Waldes begibt sie sich auf Nahrungssuche nach
Samen, Trieben und Knospen (LAUTERBACH et al. 2014, S. 36). Nach SCHERZINGER
und SCHUMACHER (2004) besiedelt die Hohltaube vorrangig Wälder, die sich in der

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