Waldzustandsbericht 2018 - BERICHT ÜBER DEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND DES WALDES IN NRW - Umwelt.NRW
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Langfassung Waldzustandsbericht 2018 BERICHT ÜBER DEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND DES WALDES IN NRW www.umwelt.nrw.de
Die Waldzustandserhebung für Nordrhein-Westfalen ist Teil des forstlichen Umweltmonitorings NRW und trägt zur Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie Wald NRW bei. Wichtige Instrumente zur Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie Wald sind das neue Wald- baukonzept NRW, die landesweite forstliche Standortkarte und das Waldinformationssystem NRW (insbesondere das neue Internetportal Waldinfo.NRW). Weitere Informationen finden Sie im Bereich „Wald“ unter www.umwelt.nrw.de.
3 Inhalt Vorwort 4 Der Waldzustand 2018 im Überblick 6 Die Vitalität der Baumkronen 2018 9 Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018 29 Der Sturm „Friederike“ und der Borkenkäferbefall 2018 38 Phänologische Beobachtungen an Waldbäumen 2018 46 Das forstliche Umweltmonitoring 54 Links und weiterführende Informationen 59 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 60 Impressum 62
4 Vorwort SEHR GEEHRTE LESERINNEN UND LESER, in diesem Jahr ist der Zustand unserer Wälder äußerst ausmaß noch andauern, wird derzeit davon ausge- schlecht und sehr besorgniserregend – so schlecht wie gangen, dass dies die größte Borkenkäferkalamität schon lange nicht mehr. Allein die Dauerbeobachtungen in NRW seit mehreren Jahrzehnten ist. der Baumkronen, die als Indikator für die Vitalität dienen, zeigen in diesem Jahr die schlechtesten Ergebnisse Angesicht der bereits jetzt feststellbaren sowie der seit Beginn der Erhebungen vor über 30 Jahren. Fast prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels 80 Prozent aller erfassten Bäume zeigen eine schwache dürften die Belastungen für die Wälder und die Heraus- oder deutliche Kronenverlichtung, nur etwas über forderungen für die Waldbewirtschaftung weiter zu- 20 Prozent zeigen keine Verlichtung. Die Kronenschäden nehmen. So hat sich die Jahresmitteltemperatur seit bewegen sich zwar schon seit etwa dem Jahr 2000 auf Beginn der Messungen im Jahr 1881 deutlich erhöht. einem hohen Schadensniveau und es gab – wie in 2014 Die derzeitigen Prognosen zu den Auswirkungen des – schon früher ähnlich schlechte Jahresergebnisse, Klimawandels in Nordrhein-Westfalen basieren auf aber in diesem Jahr sind sie besonders ernst. globalen Modellen mit verschiedenen Szenarien und unterschiedlichen Betrachtungszeiträumen. Als Ursachen für den schlechten Waldzustand haben in diesem Jahr gleich mehrere Faktoren sehr ungüns- Für die nahe Zukunft (2021–2050) beinhalten für tig zusammengewirkt. So hat zunächst zu Beginn des Nordrhein-Westfalen ausgewählte Klimaszenarien einen Jahres der Sturm „Friederike“ durch umgeworfene und Anstieg der mittleren Jahrestemperatur um 0,7 bis abgebrochene Bäume erhebliche Schäden verursacht. 1,5 Grad Celsius bzw. um 0,8 bis 1,7 Grad Celsius. Nordrhein-Westfalen war in Deutschland am stärksten Bei den Szenarien für die ferne Zukunft (2071–2100) betroffen. Die extreme Sommertrockenheit hat die wirken sich die Modellannahmen stärker aus. Hier Wälder sehr belastet und ihre Widerstandskraft ge- beinhalten die Klimaszenarien einen Anstieg der mitt- schwächt. So waren die Monate April bis August 2018 leren Jahrestemperatur um 1,5 bis 2,6 Grad Celsius die wärmsten und sonnenscheinreichsten und gehörten bzw. um 3,0 bis 4,3 Grad Celsius. zugleich zu den niederschlagsärmsten Monaten seit Beginn der Aufzeichnungen des Deutschen Wetter- Für die Niederschlagsentwicklung sind die Ergebnisse dienstes im Jahr 1881. Hinzu kommt noch die beson- der Klimamodellrechnungen nicht so eindeutig wie ders starke Borkenkäferkalamität in den Nadelwäldern. für die Lufttemperatur. Dies bezieht sich sowohl auf Durch das Sturmholz, die Sommertrockenheit und die die Richtung der Entwicklung (Zu- oder Abnahmen) geschwächten Bäume konnten sich die beiden Borken- als auch auf die größere Spannweite zwischen den käferarten Buchdrucker und Kupferstecher sehr stark Szenarien. Insgesamt beinhalten die Klimaszenarien eine vermehren. Auch wenn die Erhebungen zum Schadens- Zunahme der Niederschläge. Für die Sommerperiode,
5 die für die Vegetationszeit der Wälder besonders wichtig Hierbei nimmt das neue Waldbaukonzept für Nordrhein- ist, beinhalten die Szenarien jedoch auch deutliche Westfalen eine zentrale Rolle ein. Es ist eine Empfehlung Abnahmen der Niederschläge (z. B. für die ferne Zukunft mit vielen Varianten und Wahlmöglichkeiten und richtet –23,6 bis +26,9 %). sich an alle Waldeigentumsarten des Landes. Von grund- sätzlicher Bedeutung ist die Entwicklung standortge- Die aktuellen Schadensereignisse und die zu erwartenden rechter und strukturierter Mischwälder. Hierbei stehen langfristigen Veränderungen im Klimawandel zeigen die heimischen Baumarten und die Verwendung geeig- deutlich, dass unsere heimischen Wälder zunehmenden neten Vermehrungsgutes im Vordergrund. Die Landes- Belastungen ausgesetzt sein werden und die Wald- regierung unterstützt die Anwendung des neuen Wald- bewirtschaftung vor großen Herausforderungen steht. baukonzepts durch Informations-, Beratungs- und In Anbetracht der bereits stattgefundenen Umwelt- Schulungsangebote sowie durch Fördermöglichkeiten. veränderungen wie die Belastung der Waldböden durch Stoffeinträge und angesichts des Klimawandels müssen Wichtige unterstützende Instrumente sind u. a. die die Stabilität, die Widerstandskraft und die Resilienz der landesweite forstliche Standortkarte, die Fachinforma- Wälder erhöht werden. Zudem sollten die Risiken für die tionssysteme zum Klimawandel und das neue Wald- Forstbetriebe sowie für die Waldeigentümerinnen und informationssystem NRW. Waldeigentümer so weit wie möglich verringert werden. In diesen Instrumenten sieht die Landesregierung einen Unsere Wälder und ihre vielfältigen Funktionen und wichtigen Anfang. Da die Anpassung der Waldbewirt- Leistungen müssen erhalten bleiben. Wälder leisten schaftung an den Klimawandel eine langfristige Aufgabe positive Beiträge zum Boden- und Wasserschutz, zur ist, werden die Konzepte und Instrumente mit den sich Luftreinhaltung und zur Verbesserung des Klimas sowie verändernden Wissens- und Datengrundlagen periodisch zum Erhalt der Biodiversität. Wälder sind Einkommens- weiterentwickelt. quelle für Waldbesitzer und Produktionsstätte des nachwachsenden Rohstoffs Holz und somit Ausgangs- All dies wird dazu beitragen, die Wälder Nordrhein-West- punkt der Wertschöpfungskette im Cluster der Forst- falens als unser wertvolles Gut mit seinen vielfältigen und Holzwirtschaft. Funktionen auch im Klimawandel für die nächsten Gene- rationen zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften. Eine Erhöhung der Stabilität und der Resilienz der Wälder sowie eine Risikoverringerung für die Forst- betriebe bedeutet, dass die Bewirtschaftungskonzepte Ihre angepasst werden müssen und verfügbare Daten- grundlagen und moderne Informationstechnologien genutzt werden sollten. Dies ist umso wichtiger, weil eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Bewirt- Ursula Heinen-Esser schaftung der Wälder im Klimawandel zunehmend Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und komplexer und aufwendiger werden wird. Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Die Landesregierung hat im Kontext ihrer Klima- anpassungsstrategie wichtige neue Instrumente für den Erhalt und die Bewirtschaftung der Wälder entwickelt, die den Waldbesitz unterstützen.
6 | Der Waldzustand 2018 im Überblick Der Waldzustand 2018 im Überblick Das aktuelle Jahr steht ganz unter dem Einfluss des Die EICHE hat mit ihren tief reichenden Wurzeln auf Hitzesommers. Neben der lang anhaltenden Dürre haben vielen Standorten noch recht lange Wasser im Boden sich aber noch weitere Stressfaktoren auf den Wald erreichen können. Doch dann musste auch sie der ausgewirkt. Fast alle Baumarten haben stärker frukti- anhaltenden Trockenheit nachgeben. Raupenfraß und fiziert und viele Samen gebildet. Die Wetterbedingungen Bildung von vielen Eicheln verschärften die Belastungen. waren für die meisten Insekten ideal. Verbliebenes Die Eiche ist wieder die Baumart mit den höchsten Sturmholz in den Wäldern nach dem Orkan „Friederike“ Verlichtungsprozenten in NRW. zum Jahresbeginn sorgte für ideale Brutmöglichkeiten für Borkenkäfer. Der Befall der Fichten war dement- Unter der langen Dürrezeit hat die BUCHE bedeutend sprechend außergewöhnlich hoch. gelitten. Sie hat regional besonders früh ihre Blätter abgeworfen und zeigte verstärkt Trockniserscheinungen. Hinzu kommt, dass die immissionsgeschädigten Nach nur einer kleinen Pause im letzten Jahr war dies- Waldböden immer noch nicht wiederhergestellt sind. jährig in den meisten Buchenbeständen wieder eine starke Mast mit unzähligen Bucheckern zu verzeichnen. Insgesamt haben sich diese Mehrfachbelastungen Viele Kulturen sind vertrocknet. gegenseitig verstärkt und so zum schlechtesten Wald- zustand seit Beginn der Untersuchungen 1984 geführt.
7 | Der Waldzustand 2018 im Überblick Für die FICHTE war durch ihr meist flaches Wurzelsystem die Beeinträchtigung durch Wassermangel früh und ausgeprägt spürbar. Dramatisch war und ist jedoch der folgende Befall mit Borkenkäfern. Das ganze Ausmaß wird man frühestens zum Jahresende, nach dem winter- bedingten Erliegen der Käferaktivitäten, bemessen können. Die Fichte zeigt 2018 die schlechtesten Benadelungs- werte seit Beginn der Zeitreihe. Die KIEFER gilt als eine Baumart, die mit Wassermangel etwas besser zurechtkommt als die anderen heimischen Hauptbaumarten. Dennoch hat sie die lange Dürreperiode auf vielen Standorten belastet. In Verbindung mit einer starken Zapfenbildung sind so trotzdem hohe Verlichtungs- werte zustande gekommen. Im Vergleich zu den anderen Baumarten ist die Kiefer jedoch noch am wenigsten geschädigt. WITTERUNGSVERHÄLTNISSE Das Jahr 2018 war geprägt von neuen Hitze- und Dürre- rekorden. Die Monate April bis August 2018 stellten die wärmsten sowie sonnenscheinreichsten und zugleich mit die niederschlagsärmsten Monate seit Beginn der DWD-Aufzeichnungen im Jahr 1881 dar. Die mittlere Temperatur dieser Monate lag in NRW Die dünnblättrigen Birken waren früh von den Trockenschäden betroffen. mit 17,4 °C um 3,6 °C über dem langjährigen Mittel (1961–1990) und übertraf die beiden bisherigen Rekord- jahre 1947 und 2003 um mehr als 1 °C. Gleichzeitig wurde mit nur 214 L m-2 die niedrigste Niederschlagssumme seit 1976 gemessen. Dem ausgesprochen trockenen und kalten Februar und März 2018 folgte ein rapider Temperaturanstieg, der zu einem schnellen und frühen Austrieb der Waldbäume führte. Der April 2018 war bundesweit der wärmste April seit 1881. In NRW lag die mittlere Temperatur fast 5 °C über dem langjährigen Mittel. Im Juli zog eine außergewöhnliche Hitzewelle über NRW, die von äußerst sonnenscheinreichen und extrem trocke- nen Bedingungen begleitet wurde. Im August setzten sich Dunkle Wolken über dem Wald waren selten in diesem Jahr. diese Bedingungen weiter fort. Obwohl der Bodenwasser- speicher gut gefüllt in das Frühjahr gestartet war, führte die lang anhaltende Hitze- und Dürrephase ab Ende Juli zu massivem Wassermangel, der eine erhebliche Belastung für die Waldbäume in NRW darstellte.
8 | Der Waldzustand 2018 im Überblick STURM UND BORKENKÄFER FORSTLICHES UMWELTMONITORING Das Jahr 2018 wurde aus der Sicht des Waldschutzes Das forstliche Umweltmonitoring ist aus der Debatte vom Sturm „Friederike“ und der sich im Laufe des Jahres über die neuartigen Waldschäden hervorgegangen und aufbauenden Borkenkäferkalamität geprägt. Der Haupt- wird bundesweit seit 1984 durchgeführt. Seit 1985 ist schwärmflug der Borkenkäfer begann in diesem Jahr es in das europaweite Monitoring eingebunden. Mitte April. Aufgrund der hohen Sommer- und Herbst- temperaturen konnten sich bis Ende September in vielen Die übergeordneten Ziele des forstlichen Umweltmoni- Landesteilen drei vollständige Generationen ausbilden. torings liegen in 1) der Untersuchung des Status und der Entwicklung der Dem Sturm „Friederike“ fielen in NRW viele Bäume – erfassten Waldökosysteme und insgesamt 2,5 Millionen Festmeter – zum Opfer. Hiermit 2) der Analyse von Ursachen-Wirkungszusammenhängen. war NRW das am meisten betroffene Bundesland. Das durch diesen Sturm angefallene bruttaugliche Fichten- Daher basiert das forstliche Umweltmonitoring auf zwei holz nutzten die Borkenkäferarten Buchdrucker und sich ergänzenden Säulen, der landesweit repräsentativen Kupferstecher, um dort zu hohen Populationsdichten Erhebung auf einem systematischen Stichprobennetz anzuwachsen. Begünstigt wurde dies durch die hohen (Level I) und dem intensiven Monitoring auf ausgewählten Durchschnittstemperaturen des Sommers und die in Dauerbeobachtungsflächen (Level II). diesem Jahr landesweit ausgeprägte Dürre. Die Fichten waren in diesem Jahr so stark geschwächt, dass sie Das Level-I-Programm umfasst die Waldzustandserhebung, sich gegen die attackierenden Borkenkäfer nicht mehr die Bodenzustandserhebung und die immissionsökolo- ausreichend schützen konnten. Nach bisherigen Schät- gische Waldzustandserhebung. Das intensive Monitoring zungen sind in diesem Jahr in NRW mehr als 2 Millionen vertieft die Erhebungen und Erkenntnisse aus dem Level- Festmeter Fichtenholz von den Borkenkäferarten be- I-Monitoring. Die Ergebnisse des forstlichen Umweltmoni- fallen worden. Somit handelt es sich um das seit Jahr- torings gewinnen auch im Hinblick auf Auswirkungen des zehnten größte Schadereignis mit weitreichenden Klimawandels auf Waldökosysteme in NRW an Bedeutung. Folgen für die betroffenen Wälder und Waldbesitzer. PHÄNOLOGIE In Nordrhein-Westfalen gehören auf 18 Dauerbeobach- tungsflächen phänologische Aufnahmen zum Unter- suchungsprogramm des forstlichen Umweltmonitorings. Dabei werden vor allem die Hauptbaumarten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer beobachtet. Hohe Temperaturen bereits in der ersten Aprilhälfte führten im Frühjahr 2018 zu einem recht frühen Blatt- austrieb, der bei der Eiche im Mittel 14 Tage und bei der Buche sogar 18 Tage früher als im Jahr 2017 lag. In der Zeitreihe seit 2001 ist lediglich in den Jahren 2009, 2011 und 2014 ein früherer Austrieb zu verzeichnen. Die meisten Bäume haben auch geblüht, wobei die Blüte bei Eiche und Fichte am stärksten war. Bei der Länge der Vegetationszeit ergibt sich bei Eiche und Buche ein deutlicher Trend zu einer zunehmend längeren Vegetationsperiode. Markierter Probebaum
9 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 Die Vitalität der Baumkronen 2018 Die Baumkronen sind ein aussagekräftiger Weiser Durch die kontinuierlichen Untersuchungen sind nicht für den Gesundheitszustand des Waldes. Die Wald- nur Aussagen zum aktuellen Jahr möglich, sondern zustandserfassung bewertet an ihnen neben dem es können besonders gut die langjährigen Trends bei Nadel-/Blattverlust verschiedenste Indikatoren, die den einzelnen Baumarten durch Zeitreihen dargestellt Einfluss auf das Erscheinungsbild der Baumkronen werden. Diese Erhebungen vermögen zudem wichtige haben. Dazu zählen besonders Vergilbung, Fruktifikation Informationen zur aktuellen Diskussion zu den mög- sowie weitere biotische und abiotische Faktoren. lichen Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels beizusteuern. Zudem steht damit über einen längeren Für die jährlichen Erhebungen zum Waldzustand sind Zeitraum wertvolles Datenmaterial für das forstliche für den Gesamtwald in NRW seit 1984 Stichproben- Umweltmonitoring zur Verfügung. punkte im Raster von 4 x 4 km festgelegt worden. Dabei werden aktuell an 560 Stichprobenpunkten mehr als 10.300 Einzelbäume untersucht. Die Probe- bäume sind dauerhaft markiert und werden regelmäßig von forstlichen Spezialisten aufgenommen.
10 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 DATEN FÜR DEN VERLICHTUNGSSTUFEN HAUPTERGEBNISSE BUNDESDEUTSCHEN Die Klassifizierung der Kronenver- In diesem Jahr hat sich der Wald- UND EUROPÄISCHEN lichtung erfolgt gemäß der nach- zustand als Summe über alle WALDZUSTANDSBERICHT stehenden bundesweit einheitlichen Baumarten bemerkenswert ver- Tabelle (Tab. 1). Unter Einbeziehung schlechtert. Im Vergleich zum Vorjahr Im Raster von 16 x 16 km erfolgt eine von Vergilbungsstufen entstehen hat die deutliche Kronenverlichtung zusätzliche Stichprobenerhebung, daraus die kombinierten Schad- um 14 Prozentpunkte zugenommen. deren Daten für den bundesweiten stufen. Dabei werden die Stufen Der Anteil der ungeschädigten Waldzustandsbericht verwendet 2 bis 4 zur „deutlichen Kronenver- Bäume ist auf 22 Prozent gesunken, werden. Alle Bundesländer steuern lichtung“ zusammengefasst. während sich die schwache Kronen- dazu ihre Erhebungsergebnisse bei. verlichtung bei 39 Prozent einge- In den folgenden Grafiken werden pendelt hat (Abb. 1). Die deutschen Ergebnisse finden zudem die Verlichtungsstufen zur besseren Eingang in europäische und inter- Übersicht gruppiert und in Ampel- nationale Berichte zum Waldzustand. farben dargestellt. TABELLE 1 Kronenverlichtung in Stufen Schadstufe Verlichtung Bezeichnung 0 0–10 % ohne Kronenverlichtung 1 11–25 % Warnstufe (schwache Kronenverlichtung) 2 26–60 % mittelstarke Kronenverlichtung 3 61–99 % starke Kronenverlichtung 4 100 % abgestorben ABBILDUNG 1 Prozentuale Verteilung der Kronenverlichtung 39 22 für die Summe aller Baumarten und ohne Altersbereiche in NRW deutlich schwach Verlichtungsstufen Waldzustandserhebung 2018 in Prozent 39
11 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 Die deutlichen Kronenschäden sind in diesem Jahr Der Anteil der Kronen ohne Verlichtung hat sich sprunghaft angestiegen. Wie in Abbildung 2 (S. 12) ebenfalls markant verschlechtert. Auch hier sind die zu erkennen ist, haben sie den höchsten Wert seit tiefsten Werte in der ganzen Zeitreihe erreicht worden. Beginn der Untersuchungen 1984 erreicht. Nur das starke Mastjahr 2014 kann mit einem ähnlich hohen Mit 39 Prozent liegen die Werte der Warnstufe im Wert aufwarten. mittleren langjährigen Bereich. Der Wintersturm „Friederike“ hat auch im Laubholz drastische Spuren hinterlassen. Im zeitigen Frühjahr konnten die Bäume noch gut austreiben.
12 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 2 Entwicklung des Kronenzustandes aller Baumarten | 1984 bis 2018 Fläche in Prozent1 2018 39 39 22 2017 25 45 30 2016 29 43 28 2015 26 46 28 2014 36 41 23 2013 29 44 27 2012 25 41 34 2011 33 43 24 2010 23 45 32 2009 21 41 38 2008 25 44 31 2007 27 44 29 2006 27 48 25 2005 25 45 30 2004 29 42 29 2003 24 49 27 2002 24 43 33 2001 27 38 35 2000 30 36 34 1999 24 43 34 1998 21 33 46 1997 21 39 41 19962 1995 14 37 49 1994 14 36 50 1993 16 33 51 1992 16 34 50 1991 11 31 59 1990 12 29 58 1989 10 29 61 1988 10 28 62 19873 16 29 55 1986 10 30 60 1985 9 26 65 1984 10 31 59 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 deutliche Kronenverlichtung schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) ohne Kronenverlichtung 1 Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar
13 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 Neben der Sichtweise auf Verlichtungsstufen gewährt storben. Dabei muss bedacht werden, dass sich die die Darstellung von Mittelwerten einen Einblick in extremen Einflussfaktoren auf den Wald in diesem Jahr den durchschnittlichen Schadverlauf der Baumarten. erst in den Folgejahren vermehrt auswirken werden. In diesem Jahr hat der mittlere Nadel-/Blattverlust einen neuen Höchststand erreicht. Mit fast 26 Prozent haben Die Werte der Absterberate bewegen sich in der Zeit- sich die bisher höchsten Werte in der Zeitreihe ergeben reihe in einem engen Fenster zwischen 0,07 Prozent als (Abb. 3). Die Grafik zeigt zudem, dass die Verlustwerte Minimum und 0,44 Prozent als Maximalwert. Im Mittel insgesamt über die Jahre prinzipiell stetig zugenommen über alle Jahre liegt die Absterberate bei 0,21 Prozent. haben. 2018 ist es zu einer leichten Senkung der Absterberate Für den Gesundheitszustand des Waldes ist die Absterbe- bei den Hauptbaumarten gekommen (Abb. 4). Ledig- rate ein grundlegender Indikator. In ihn gehen die Bäume lich bei den Buchen musste eine geringe Zunahme ver- der Schadstufe 4 ein. Von den ca. 10.300 untersuchten zeichnet werden. Insgesamt hat sich die Absterberate Bäumen waren in diesem Jahr etwa 0,4 Prozent abge- im Vergleich zum Vorjahr nur wenig verändert. ABBILDUNG 3 Mittlerer Nadel-/Blattverlust aller Baumarten Zeitreihe in Prozent* 30 25 20 15 10 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2018 ABBILDUNG 4 Absterberaten aller Baumarten Zeitreihe in Prozent* 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 0,0 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2018 Buche Eiche Fichte Kiefer * 1996 keine Erhebung
14 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 Der Kronenzustand der einzelnen Baumarten unterscheidet sich häufig von den summarischen Ergebnissen des Gesamtwaldes. Deshalb werden die Hauptbaumarten im Folgenden noch einmal getrennt betrachtet. ERGEBNISSE ZU DEN den anderen Hauptbaumarten werden noch recht lange hohe Verlichtungsprozente angegeben, bevor die Kurven WICHTIGSTEN BAUMARTEN langsam abfallen. Wie jedes Jahr, zeigt die Kurve der Tabelle 2 lässt einen differenzierten Blick auf die Kiefer das Maximum im gelben Bereich der Warnstufe. einzelnen Baumarten zu. Dabei sind die Altersgruppen zusammengefasst. Die folgende Wertung der Ergebnis- 2018 war wieder ein Samenjahr. Fast alle Waldbaumarten se bezieht sich auf die Veränderung zu den Zahlen des haben stärker fruktifiziert und viele Früchte ausgebildet Vorjahres. (Abb. 6, S. 15). Jedoch führte die Trockenheit häufig dazu, dass die Früchte nicht ausreifen konnten und vorzeitig im Das Diagramm in Abbildung 5 (S. 15) lässt erkennen, unreifen Zustand von den Bäumen abgeworfen wurden. dass bei der Eiche die größten Häufigkeiten im roten Der Anteil der tauben Samen war zudem vielerorts über- Bereich der deutlichen Kronenverlichtung liegen. Auch bei durchschnittlich hoch. TABELLE 2 Schadstufen je Baumartengruppe | 2018 Ergebnisse der Waldzustandserfassung (in Klammern Vergleichsdaten aus 2017) Anteile der Schadstufen in Prozent Baumartenfläche 0 1 2‒4 nach Landeswald- ohne Kronen- schwache Kronen- deutliche Kronen- Baumart inventur in Hektar verlichtung verlichtung verlichtung Fichte 260.700 27 (34) 36 (42) 37 (24) Kiefer 65.500 12 (13) 60 (68) 28 (19) Sonstige Nadelbäume 51.200 40 (48) 40 (39) 20 (13) Summe Nadelbäume 377.400 26 (32) 40 (46) 34 (22) Buche 167.900 17 (30) 35 (43) 48 (27) Eiche 136.300 15 (24) 35 (43) 50 (33) Sonstige Laubbäume 200.600 20 (29) 43 (48) 37 (23) Summe Laubbäume 504.800 18 (28) 38 (45) 44 (27) Summe NRW 882.200 22 (30) 39 (45) 39 (25)
15 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 5 Verteilung der Nadel-/Blattverluste bei den Hauptbaumarten | 2018 Häufigkeitsverteilung der Verlichtungsprozente (farbige Hinterlegung der Verlichtungsstufen) 25 20 15 10 5 0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 Buche Eiche Fichte Kiefer ABBILDUNG 6 Anteil der Fruktifikation je Baumart | 2018 Angaben in Prozent 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Buche Eiche Fichte Kiefer stark mittel gering nicht vorhanden
16 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 EICHE Der Anteil der deutlich geschädigten Eichen ist in diesem Jahr mit einem großen Sprung von 17 Prozentpunkten angestiegen und beläuft sich damit auf 50 Prozent. Bei den Bäumen ohne Kronenverlichtung musste ebenfalls Wegen der Trockenheit sind viele Eicheln zu früh und unausgereift eine Verschlechterung verzeichnet werden. Die Werte abgeworfen worden. haben um 9 Prozentpunkte abgenommen und betragen nun nur noch 15 Prozent. Die Warnstufe der schwachen Kronenverlichtung hat entsprechend abgenommen und Der Mehltaupilz, der insbesondere auf den Eichenblättern liegt diesjährig bei 35 Prozent (Abb. 7, S. 17). der frischen Regenerationsbelaubung, die sich nach Blatt- fraß bildet, häufig vorkommt, hat in diesem Jahr nur eine Mit diesem Ergebnis ist die Eiche erneut die Baumart mit untergeordnete Rolle gespielt. Die Befallsstärke belief sich dem schlechtesten Kronenzustand in NRW. insgesamt auf einer moderaten Höhe. Die Eichen haben mit ihrem tief reichenden Wurzelwerk Die Wärme liebenden Eichenprachtkäfer befallen die Eichen anfänglich der Trockenheit auf vielen Standorten bis Mitte/ in wiederkehrenden Wellen. Sie sind auch in diesem Jahr Ende Juli noch begegnen können. Ab dann zeigte die lang in den Eichenkronen aktiv gewesen und haben die Bäume anhaltende Dürre jedoch auch in den Eichenwäldern Trock- beeinträchtigt. niserscheinungen und Blattverluste in den Baumkronen. 2018 war für fast alle Baumarten ein Mastjahr. Die Eichen Die jungen Bäume haben noch stärker unter der Trocken- haben landesweit stärker fruktifiziert und viele Eicheln heit gelitten. Viele Eichenkulturen sind vertrocknet und gebildet (Abb. 6, S. 15). Das geht insbesondere in Trocken- haben diesen Sommer nicht überlebt. jahren auf Kosten der Blattentwicklung. Mit der Frucht- bildung ist somit eine weitere Belastung der Eichen ent- Die Wetterbedingungen im Frühjahr haben die Entwick- standen. lung von vielen Insektenarten begünstigt. So haben die Schmetterlingsraupen von Eichenwickler und Frost- Durch die Trockenheit mussten die Bäume ihren Wasser- spanner, die vornehmlich an Eichenblättern fressen, haushalt stärker regulieren. So konnten viele Eicheln eine höhere Populationsstärke ausbilden können. Dem- nicht bis zur völligen Reife versorgt werden und wurden entsprechend lag der Blattfraß auf einem oberen mitt- vorzeitig von den Bäumen abgeworfen. Stellenweise war leren Niveau (Abb. 8, S. 18). der Boden unter den Eichen mit unreifen und trockenen Eicheln bedeckt. Für die Baumkronen ist ein mittlerer Insektenfraß jedoch folgenschwerer, als starke Fraßaktivität. Wird die Eiche Ab 2002 sind die Eichen in der Waldzustandserfassung im Frühjahr stark befressen, besitzt sie die Fähigkeit, zusätzlich in Stiel- und Traubeneichen unterschieden und die fehlende Blattmasse durch neuen und weiteren gesondert erfasst worden. Damit kann man die beiden bei Blattaustrieb zu regenerieren, sodass im Sommer vom uns vorkommenden Eichenarten noch einmal getrennt Insektenfraß meist nichts mehr zu erkennen ist. Bei analysieren. Insbesondere unter der Fragestellung, welche leichtem und mittlerem Fraß unterbleibt aber die Regene- Baumarten den Herausforderungen des Klimawandels ration des Blattwerks weitestgehend und die Eiche zeigt besser begegnen können, kann eine solche Betrachtung im Sommer deutliche Fraßspuren und höhere Blattverluste. Impulse beisteuern. Dabei zeigt sich, dass die Traubeneiche Dieser Effekt konnte auch in diesem Jahr beobachtet durchgängig weniger stark von Blattverlusten beeinträch- werden und führte so zu höheren Verlichtungsprozenten. tigt ist, als die Stieleiche (Abb. 9, S. 18).
17 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 7 Entwicklung der Kronenverlichtung bei Eichen | 1984 bis 2018 Fläche in Prozent1 2018 50 35 15 2017 33 43 24 2016 29 41 30 2015 40 41 19 2014 48 37 15 2013 52 31 17 2012 54 30 16 2011 46 37 18 2010 54 30 16 2009 39 36 25 2008 51 30 19 2007 43 35 22 2006 32 43 25 2005 42 39 18 2004 39 37 24 2003 40 43 18 2002 29 45 26 2001 44 35 22 2000 39 40 21 1999 51 32 17 1998 36 35 28 1997 47 34 19 19962 1995 20 46 34 1994 26 47 27 Eichengruppe mit geschädigten Oberkronen 1993 31 39 30 1992 27 40 33 1991 18 42 41 1990 13 39 48 1989 19 41 40 1988 17 42 41 19873 19 40 41 1986 9 38 52 1985 7 32 61 deutliche Kronenverlichtung 1984 5 29 66 schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) 0 20 40 60 80 100 ohne Kronenverlichtung 1 Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar
18 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 8 Befall der Eichen mit Schmetterlingsraupen | 1989 bis 2018 Angaben in Prozent* 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1989 1992 1997 2002 2007 2012 2018 stark gering * 1996 keine Erhebung ABBILDUNG 9 Mittlerer Blattverlust bei Stiel- und Traubeneiche | 2002 bis 2018 Angaben in Prozent* 40 35 30 25 20 15 10 5 0 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Stieleiche Traubeneiche
19 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 BUCHE Wie bei der Eiche, wurden auch die Buchenfrüchte trocknis- bedingt teilweise vorzeitig und unreif von den Bäumen 2018 war ein hartes Jahr für die Buche. Die deutliche abgeworfen. Etliche Bucheckern waren obendrein taub. Kronenverlichtung hat sich um stattliche 21 Prozent- punkte auf 48 Prozent gesteigert. Gesunde Buchen Da unter dem Niederschlagsdefizit zunächst die oberen sind nur noch zu 17 Prozent vorhanden. Die Warnstufe Bodenschichten austrocknen, reagieren besonders die ist mit 35 Prozent ausgeprägt (Abb. 10, S. 20). jungen Bäume mit ihren noch nicht so tief reichenden Wurzeln auf den fehlenden Niederschlag. Etliche Kulturen Nach einer nur kurzen Erholungsphase im letzten Jahr wiesen Trockenschäden auf bis hin zum Totalausfall auf ist die Buche jetzt wieder unter starken Druck geraten. ganzer Fläche. Sie hat unter der Dürre beträchtlich gelitten und stellen- weise schon früh ihre Blätter abgeworfen. Der vorzeitige Der Befall durch den Springrüssler-Käfer bewegte sich auf Blattabfall, der schon vor dem durchschnittlichen Ende einem unteren normalen Grad. Der Buchenspringrüssler der Vegetationszeit begonnen hat, wird bei den Außen- ist ein beständiger Schädling in unseren Buchenbeständen. aufnahmen jedes Jahr festgehalten. Abbildung 11 (S. 21) Für die Buchen in NRW kann eine gewisse Befallsstärke zeigt, dass dieses Phänomen in der diesjährigen Höhe in als normal angesehen werden, die von den Bäumen auch der Zeitreihe noch niemals erreicht worden ist. Stellen- verkraftet wird. Erst bei stärkerem Befall kommt es zu weise war der Waldboden unter den Buchenkronen schon Vitalitätseinbußen. Ende Juli/Anfang August mit trockenen Blättern übersät. Zum Transpirationsschutz hatten zudem einige Buchen ihre Blätter eingerollt, was die Kronen transparenter erscheinen ließ. Die an sich schon hohe Belastung durch die Umwelt- bedingungen wurde durch ein erneutes starkes Mastjahr zusätzlich verschärft. Nachdem im letzten Jahr kaum Früchte gebildet worden sind, haben die Buchen in diesem Jahr wieder, mit lokalen Unterschieden, sehr viele Buch- eckern ausgebildet (Abb. 12, S. 21). Wenn dies geschieht, werden weniger und oft kleinere Blätter produziert. Die Blattanzahl und Blattmasse nimmt dann stark ab, was zu höheren Verlichtungsprozenten führt. Prinzipiell ist die Frucht- und Samenbildung kein Schaden, sondern ein normaler biologischer Vorgang. Auffallend ist jedoch die Häufigkeit dieser Mastjahre. Die Buchen haben wieder in diesem Jahr viele Bucheckern gebildet. Die Waldbäume entwickeln nicht jedes Jahr Früchte. Zwischen den Mastjahren lagen in der Vergangenheit immer mehrere Jahre, in denen keine oder nur wenige Früchte gebildet wurden. In der letzten Zeit musste beobachtet werden, dass die Jahre mit starkem Frucht- anhang in immer kürzeren Abständen auftraten.
20 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 10 Entwicklung der Kronenverlichtung bei Buchen | 1984 bis 2018 Fläche in Prozent1 2018 48 35 17 2017 27 43 30 2016 48 35 17 2015 24 49 27 2014 55 33 12 2013 29 43 28 2012 28 41 31 2011 55 33 12 2010 19 52 28 2009 33 42 25 2008 25 46 29 2007 42 38 21 2006 34 42 23 2005 35 44 21 2004 49 35 16 2003 25 53 22 2002 37 40 23 2001 38 39 23 2000 52 29 19 Um sich vor zu starker Transpiration zu schützen, rollen einige Buchen 1999 28 52 20 ihre Blätter ein. 1998 29 38 33 1997 20 51 30 19962 1995 28 45 27 1994 20 46 35 1993 25 43 32 1992 29 41 30 1991 18 39 43 1990 28 39 32 1989 9 38 53 1988 10 37 54 19873 34 41 25 1986 8 36 56 1985 6 30 64 deutliche Kronenverlichtung 1984 6 32 62 schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) 0 20 40 60 80 100 ohne Kronenverlichtung 1 Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar
21 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 11 Vorzeitiger Blattabfall bei Buchen | 1989 bis 2018 Angaben in Prozent* 16 14 12 10 8 6 4 2 0 1989 1992 1997 2002 2007 2012 2018 stark gering ABBILDUNG 12 Intensität der Fruchtbildung bei Buchen | 1989 bis 2018 Angaben in Prozent* 100 80 60 40 20 0 1989 1992 1997 2002 2007 2012 2018 stark mittel gering * 1996 keine Erhebung
22 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 FICHTE Eine weitere Erschwernis ergab sich durch die ausge- prägte diesjährige Fruktifikation (Abb. 14, S. 24). Viele Auch für die Fichte war dieses Jahr besonders belastend. Fichten haben im Frühjahr stark geblüht und in der Folge Mehrere einschneidende Stressfaktoren sind zusammen- zahlreiche Zapfen ausgebildet. Das ist für die Bäume gekommen und haben dazu geführt, dass die schlech- stets ein großer Kraftakt. Die an der Spitze eines Triebes testen Werte seit Beginn der Untersuchungen erzielt gebildeten Zapfen bewirken zudem, dass der Haupttrieb worden sind. des Zweiges im aktuellen Jahr ausfällt. Insgesamt wird durch die starke Fruktifikation weniger Nadelmasse Die deutliche Kronenverlichtung hat mit 37 Prozent den gebildet, was im Erscheinungsbild der Baumkronen bisherigen Maximalwert erreicht. Die Steigerungsrate deutlich zu sehen ist. Die Nadelverlust-Prozente sind liegt bei 13 Prozentpunkten (Abb. 13, S. 23). Auch der dementsprechend hoch. Anteil der gesunden Fichten hat abgenommen. Er ist um 7 Prozentpunkte auf jetzt 27 Prozent gefallen. Dieses Niveau ist schon einmal in den Jahren 2006 und 2014 erreicht worden. Die Warnstufe liegt bei 36 Prozent. Der Fichte hat in diesem Jahr die Trockenheit besonders zugesetzt. Als Baumart, die überwiegend flach wurzelt, reagiert sie besonders schnell auf Wassermangel, der sich zuerst in den oberen Bodenschichten bemerkbar gemacht hat. Bei Kulturen ist es auf mehreren Flächen zu trockenheitsbedingten Ausfällen gekommen. Das starke Wasserdefizit hat die Fichten unter hohen Stress gesetzt und die Vitalität der Bäume erheblich eingeschränkt. Dies wirkte sich besonders negativ auf die Abwehr von Borkenkäfern aus. Fichten können Borkenkäferangriffen normalerweise durch einen erhöh- ten Harzfluss begegnen. Die Käfer werden dann meist schon beim Einbohren in die Rinde im Harz ertränkt. Durch die Trockenheit in diesem Jahr waren viele Fichten aber nicht mehr in der Lage, ausreichend Harz zu bilden. Die Borkenkäfersituation ist 2018 als besorgniserregend zu bezeichnen. Durch den Sturm „Friederike“ zu Jahres- beginn sind viele Fichten abgebrochen oder umgekippt worden. Nicht alles Sturmholz konnte bisher aufgear- beitet und aus dem Wald entfernt werden. Somit hat im warmen Frühjahr für die ersten Borkenkäfer ausreichen- des Brutmaterial zur Verfügung gestanden. Die weitere Einzelne Fichten waren in diesem Jahr mit Zapfen übersät. Wetterentwicklung begünstigte die Käferpopulation enorm und hat zu einer Massenvermehrung mit mehreren Generationen geführt. Die geschwächten Fichten hatten dem Käferbefall nichts mehr entgegenzusetzen.
23 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 13 Entwicklung der Kronenverlichtung bei Fichten | 1984 bis 2018 Fläche in Prozent1 2018 37 36 27 2017 24 42 34 2016 30 40 30 2015 28 41 31 2014 33 40 27 2013 26 45 29 2012 21 42 37 2011 27 43 31 2010 18 45 37 2009 15 39 45 2008 20 43 36 2007 23 46 31 2006 26 46 28 2005 23 40 37 2004 20 44 36 2003 20 45 35 2002 19 40 41 2001 23 35 42 2000 24 31 46 1999 14 38 48 1998 16 29 55 1997 14 31 55 19962 1995 9 28 63 1994 12 26 62 1993 12 26 62 1992 10 26 64 1991 9 24 67 1990 8 23 69 1989 7 21 72 1988 8 22 70 19873 12 21 67 1986 11 23 67 1985 10 22 68 deutliche Kronenverlichtung 1984 11 29 60 schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) 0 20 40 60 80 100 ohne Kronenverlichtung 1 Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar
24 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 14 Intensität der Fruchtbildung bei Fichten | 1989 bis 2018 Angaben in Prozent* 100 80 60 40 20 0 1989 1992 1997 2002 2007 2012 2018 stark mittel gering * 1996 keine Erhebung Borkenkäfer lassen die stark fruchtende Fichte absterben.
25 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 KIEFER Blüte und Zapfenanhang waren in diesem Jahr beträcht- lich. Auch für die Kiefer war 2018 ein stärkeres Fruchtjahr Die Kiefer ist die Baumart in NRW, bei der die schwachen (Abb. 6, S. 15). Schäden, auch als Warnstufe bezeichnet, mit 60 Prozent den höchsten Anteil einnehmen (Abb. 15, S. 26). Die Kiefer Generell gilt die Kiefer als trockenheitsverträglicher weist prinzipiell einen verhältnismäßig geringeren Anteil als die meisten anderen heimischen Hauptbaumarten. an deutlichen Schäden auf, aber gleichzeitig sind auch Trotzdem hat die lang anhaltende Dürre ihr auf vielen recht wenige gesund. Daraus ergibt sich ein stark aus- Standorten zu schaffen gemacht. In Verbindung mit der geprägter Bereich der schwachen Kronenverlichtung. starken Mast sind so auch bei dieser Baumart erhöhte Verlichtungswerte entstanden. Trotz des gesteigerten Bei den deutlichen Schäden hat 2018 ein stärkerer Nadelverlustes ist die Kiefer im Vergleich zu den anderen Anstieg um 9 Prozentpunkte stattgefunden. Verlichtungen Hauptbaumarten noch am wenigsten geschädigt. in dieser Höhe hat es zuletzt um 1984 und dann wieder 1999 gegeben. Bei den Bäumen ohne Verlichtung ist mit 12 Prozent etwa der Vorjahreswert erreicht worden. Dies ist in dieser Stufe erneut der schlechteste Wert in der Zeitreihe. Lichter Kiefernbestand
26 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 ABBILDUNG 15 Entwicklung der Kronenverlichtung bei Kiefern | 1984 bis 2018 Fläche in Prozent1 2018 28 60 12 2017 19 68 13 2016 13 65 22 2015 16 68 16 2014 23 61 16 2013 24 61 15 2012 13 58 29 2011 18 58 24 2010 15 55 29 2009 14 60 27 2008 20 56 24 2007 13 53 35 2006 18 62 21 2005 12 69 19 2004 19 53 28 2003 20 61 19 2002 15 57 28 2001 20 51 29 2000 17 50 34 1999 26 59 15 1998 11 46 43 1997 14 48 39 1996 2 1995 12 48 40 1994 14 50 36 1993 8 47 46 1992 13 44 43 1991 9 38 53 1990 9 38 54 1989 11 39 50 1988 17 41 42 19873 7 43 50 1986 21 48 31 1985 30 44 26 deutliche Kronenverlichtung 1984 31 48 22 schwache Kronenverlichtung (Warnstufe) 0 20 40 60 80 100 ohne Kronenverlichtung 1 Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar
27 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 FAZIT BEI DEN HAUPTBAUMARTEN Alle Bewertungen des Waldzustandes spielen sich zudem vor der Kulisse von immer noch beeinträchtigten Wald- 2018 steht ganz im Zeichen des trockenen „Jahrhundert- böden ab. Zwar konnten diverse Untersuchungen eine sommers“. Neben der lang anhaltenden Dürre haben langsame Besserung des Bodenzustandes verzeichnen, aber noch weitere Stressfaktoren für den Wald Raum jedoch kann von einer Wiederherstellung der Böden noch gegriffen. Fast alle Baumarten haben stärker fruktifiziert nicht gesprochen werden. und viele Samen gebildet. Nicht alle konnten ausreifen. Die Wetterbedingungen waren für die meisten Insekten • Die EICHE hat mit ihren tief reichenden Wurzeln auf ideal. Der Befall der Waldbäume mit Schadinsekten war vielen Standorten noch recht lange Wasser im Boden dementsprechend hoch. erreichen können. Doch dann musste auch sie der anhaltenden Trockenheit nachgeben. Raupenfraß und Insgesamt haben sich diese Mehrfachbelastungen gegen- Bildung von vielen Eicheln verstärkten die Belastungen. seitig verstärkt und so zum schlechtesten Waldzustand Die Eiche ist wieder die Baumart mit den höchsten seit Beginn der Untersuchungen 1984 geführt. Verlichtungsprozenten in NRW. • Unter der langen Dürrezeit hat die BUCHE bedeutend gelitten. Sie hat regional besonders früh ihre Blätter abgeworfen und zeigte verstärkt Trockniserscheinungen. Nach nur einer kleinen Pause im letzten Jahr war in diesem Jahr in den meisten Buchenbeständen wieder eine starke Mast mit unzähligen Bucheckern zu verzeichnen. Viele Kulturen sind vertrocknet. • Für die FICHTE war durch ihr meist flaches Wurzel- system die Beeinträchtigung durch Wassermangel früh und ausgeprägt spürbar. Dramatisch war und ist jedoch der folgende Befall mit Borkenkäfern. Das ganze Ausmaß wird man frühestens zum Jahresende, nach dem winterbedingten Erliegen der Käferaktivitäten, bemessen können. Die Fichte zeigt 2018 die schlech- testen Benadelungswerte seit Beginn der Zeitreihe. • Die KIEFER gilt als eine Baumart, die mit Wassermangel etwas besser zurechtkommt als die anderen heimischen Hauptbaumarten. Dennoch hat sie die lange Dürre- periode auf vielen Standorten belastet. In Verbindung mit einer starken Zapfenbildung sind so trotzdem hohe Verlichtungswerte zustande gekommen. Im Vergleich zu den anderen Baumarten ist die Kiefer jedoch noch am wenigsten geschädigt. Sterbende Käferfichte mit sich ablösender Rinde
28 | Die Vitalität der Baumkronen 2018 AUSWIRKUNG DER TROCKENHEIT AUF DIE WALDBÄUME Trockene und heiße Sommer kommen in unseren Breiten immer wieder vor und sind prinzipiell nichts Ungewöhn- liches. Unsere heimische Natur ist darauf eingestellt und kommt in der Regel mit diesem Wetter zurecht. Doch der Sommer 2018 ragt aus den langjährigen Messreihen mit mehreren Rekordwerten heraus. Insbesondere die Temperaturen und die Dauer der Dürreperiode waren außergewöhnlich hoch. Er dürfte wohl als „Jahrhundert- sommer“ eingestuft werden. An den Waldrändern und besonders entlang der Straßen Ein Feldgehölz mit spätsommerlichen Trocknisschäden und Wege konnte man in diesem Jahr schon ab Anfang Juli die ersten trockenen Blätter an den Bäumen erkennen. Im weiteren Verlauf nahmen die Trocknis- So haben besonders Eichen und Buchen ihre Früchte erscheinungen zu und man musste vermehrt Bäume vorzeitig unreif und vertrocknet verloren. Häufig waren mit komplett vertrockneten Kronen beobachten. Eicheln und Bucheckern zudem taub. In den geschlossenen Waldbeständen machte sich die Da die gesamte Energie- und Nährstoffversorgung nur Trockenheit meist etwas später bemerkbar. Der Wald noch eingeschränkt vonstattenging, lief das Wachstum kann mit seinem Pumpwerk an vernetzten Wurzel- der Bäume auf Sparflamme. Unter der zunehmender systemen auch das Wasser in den tieferen Boden- Belastung muss davon ausgegangen werden, dass es schichten erreichen. Hier dauerte es, standörtlich unter- bei vielen Bäumen sogar frühzeitig ganz eingestellt schiedlich, bis ca. Anfang August, bis sich das Wasser- worden ist. Das bedeutet Zuwachsverluste, die sich in defizit erkennbar auswirkte. Dabei waren die flachwur- schmaleren Jahresringen bemerkbar machen. zelnden Baumarten wie die Fichte stärker betroffen. Von besonderer Bedeutung ist der Befall der Fichten Junge Bäume sind weniger widerstandsfähig als alter mit Borkenkäfern in diesem Jahr. Das Wetter förderte Wald. Deshalb sind sehr viele Kulturen mit Jungpflanzen die Käferentwicklung und führte zu einem außergewöhn- der Dürre erlegen und großflächig vertrocknet. lich hohen Borkenkäferbefall. Begünstigt wurde die Massenvermehrung durch Sturmholz aus dem Winter- Wassermangel bedeutet Stress für die Waldbäume. sturm „Friederike“, das den Käfern ideale Brutvoraus- Diverse biologische Kreisläufe werden eingeschränkt. setzungen bot. Die Bäume versuchen zunächst den Transpirationsverlust zu reduzieren. Bei einigen Laubbäumen konnte man Durch den Wassermangel war die Harzbildung bei vielen beobachten, dass sie ihre Blätter gefaltet oder sogar Fichten nicht mehr ausreichend möglich. Mit dem Harz- eingerollt hatten. Das verringert zwar die Transpirations- fluss können sich die Bäume gegen einbohrende Käfer fläche und schützt vor zu starker Sonneneinstrahlung, wehren, indem sie diese ertränken. Die durch Trockenheit vermindert aber auch die Photosynthese. und Zapfenbildung schon vorgeschwächten Fichten hatten den Käfern vielerorts nichts mehr entgegenzusetzen. Mit der Zunahme der Trockenheit haben besonders die Buchen ihre Blätter und die Fichten ihre Nadeln Wegen der langen Trockenheit ist auch die Waldbrand- verfrüht abgeworfen. Blätter und Nadeln haben stellen- gefahr deutlich angestiegen. Mehrfach hat der Waldbrand- weise schon Ende August den ganzen Waldboden wie gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Herbst bedeckt. Höchstwerte verzeichnet. Besonders gefährdet sind dabei Nadelhölzer, die in ihrer Biomasse leicht entzünd- 2018 war auch ein Mastjahr. Fast alle Baumarten haben liche ätherische Öle enthalten. Stocken diese Wälder stärker fruktifiziert. Die Früchte konnten durch die z. B. auf trocken-sandigen Standorten, steigt die Wald- Dürre vielerorts aber nicht ausreichend versorgt werden. brandgefahr enorm.
29 | Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018 Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018 Tensiometer zur Messung der Bodenwasserspannung auf der Level-II-Fläche Haard Das Jahr 2018 stellte neue Wetterrekorde auf. In diesem indirekte Effekte, indem die Witterung z. B. die Anlage Sommer waren die bundesweiten Pressemitteilungen von Blütenknospen beeinflusst. Von Relevanz ist nicht geprägt von Meldungen über Hitzewellen, extreme nur der Witterungsverlauf des aktuellen Jahres, sondern Dürre, massive Ertragseinbußen in der Landwirtschaft auch des Vorjahres. Die Wälder sind im Allgemeinen gut und erhebliche Waldbrandgefahr. Bereits der April an die durchschnittlichen Bedingungen des jeweiligen brachte einen neuen Temperaturrekord. Die Monate Standorts angepasst, daher gibt der Vergleich der April bis August 2018 stellten die wärmsten sowie aktuellen Wetterverhältnisse mit dem langjährigen sonnenscheinreichsten und zugleich mit die nieder- Mittel eine erste Einschätzung der aktuellen Situation. schlagsärmsten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 dar. Im Folgenden werden die Witterungsverhältnisse in NRW bis zum Sommer 2018 im Detail betrachtet und Die Witterung spielt eine entscheidende Rolle für die Rückschlüsse für die Waldbäume gezogen. Als Daten- Entwicklung des Waldzustandes. Zum einen gibt es grundlage dienen Wetteraufzeichnungen des DWD direkte Effekte der Witterung auf den Zustand der sowie Messungen des LANUV, die im Rahmen des Waldbäume z. B. durch Sommertrockenheit, Stürme bundesweiten forstlichen Umweltmonitorings auf sowie Früh- und Spätfröste, zum anderen gibt es den Level-II-Flächen in NRW durchgeführt werden.
30 | Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018 KLIMA UND WITTERUNGSVERHÄLTNISSE Oktober gehörte bundesweit zu den wärmsten seit 1881. Der Januar war ebenfalls außergewöhnlich niederschlags- IN NRW reich und zugleich mit im Mittel 4,7 °C (1961–1990: 1,2 °C) ausgesprochen warm. Bundesweit war der Januar der Das Klima in NRW wird durch maritimen Einfluss geprägt sechstwärmste Januar seit 1881. Am 18. Januar zog das und geht mit kühlen Sommern und milden Wintern einher. Orkantief „Friederike“ über NRW und verursachte schwere Der globale Klimawandel führt auch in NRW zu Verände- Schäden. Der Februar sowie der März 2018 waren trocken rungen, dies zeigt sich in den Messungen des Deutschen und kalt. Anfang April kam es zu einem rapiden Tempe- Wetterdienstes (DWD). Landesweit ist die Jahresmittel- raturanstieg. Der April 2018 war bundesweit der wärmste temperatur seit Beginn der DWD-Messungen 1881 um 1,5 °C und die mittlere jährliche Niederschlagssumme um April seit 1881. In NRW lag die mittlere Temperatur mit 100 L m-2 (entspricht mm) angestiegen (LANUV 2018*). 12,8 °C fast 5 °C über dem Mittel der Referenzperiode. Gleichzeitig wies der April ein Niederschlagsdefizit bei Die mittlere Temperatur ab Beginn des Nadel-/Blatt- überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer auf. Der austriebs bis zum Zeitpunkt der Waldzustandserhebung Mai 2018 war auch ungewöhnlich warm, niederschlags- (April bis August) zeigt ebenfalls ab Anfang der 1980er- arm und ausgesprochen sonnenscheinreich (280 h; bis Ende der 1990er-Jahre einen deutlichen Anstieg 1961–1990: 190 h). In NRW kam es im Mai und Juni 2018 (Abb. 1, S. 31). Seitdem ist die Temperatur im Mittel bis wiederkehrend zu lokal heftigen Gewitterregen. Obwohl 2017 auf hohem Level konstant geblieben. Die höchsten der Juni bundesweit sehr warm, extrem trocken und mittleren Temperaturen (April bis August) wurden bis sonnenscheinreich war, gehörte NRW zu den vergleichs- dahin in den Jahren 1947 und 2003 mit jeweils 16,3 °C weise kühlen und sonnenscheinarmen Bundesländern. gemessen. Das Jahr 2018 übertrifft diese beiden Jahre Im Juli zog eine außergewöhnliche Hitzewelle über NRW. mit 17,4 °C bei Weitem und liegt 3,6 °C über dem Mittel In Duisburg-Baerl wurde am 26. Juli die höchste Tempe- der Referenzperiode (1961–1990). ratur von 38 °C gemessen. Die mittlere Temperatur lag mit 20,9 °C um 3,9 °C höher als in der Referenzperiode. Obwohl die Jahresniederschlagssumme im Mittel Gleichzeitig war der Juli äußerst sonnenscheinreich zugenommen hat, liegt keine Erhöhung der Nieder- (315 h; 1961–1990: 187 h) und mit nur 25 L m-2 extrem schlagssumme von April bis August vor. Insbesondere trocken (1961–1990: 82 L m-2). Damit war NRW im Juli das in den letzten zehn Jahren wurden in diesen Monaten zweitniederschlagsärmste Bundesland. Die extreme Hitze vergleichsweise niedrige Niederschlagssummen und Dürre brachte u. a. erhebliche Auswirkungen für die beobachtet (Referenzperiode 1961–1990: 373 L m-2, Landwirtschaft (Ertragseinbußen) mit sich. Im August 2008–2018: 338 L m-2). Im Jahr 2018 wurde mit nur 2018 setzten sich die extremen Bedingungen weiter fort. 214 L m-2 die niedrigste Niederschlagssumme seit 1976 Der August gehörte bundesweit zu den drei wärmsten seit (196 L m-2) gemessen. 1881. Insgesamt stellten die Monate April bis August 2018 die wärmsten sowie sonnenscheinreichsten und zugleich Der Vergleich der Monatsniederschlagssummen zeigt, mit die niederschlagsärmsten Monate seit Beginn der dass in den letzten zehn Jahren (2008–2017) im Herbst Messungen 1881 dar (vgl. Abb. 3, S. 32). und Winter etwa genauso viel Niederschlag gefallen ist wie in der Referenzperiode (Abb. 2, S. 31). Im Frühjahr Die Temperatur- und Niederschlagsabweichungen von und im Sommer dagegen wurden in den letzten zehn April bis August waren regional verschieden (Abb. 4 und Jahren deutlich niedrigere Niederschlagssummen ge- Abb. 5, S. 33). Im April war ganz NRW von extrem hohen messen, insbesondere in den Monaten März bis Mai. Temperaturabweichungen betroffen, während sich in den Im Jahr 2018 wurden zusätzlich extrem niedrige Werte anderen Monaten deutlichere regionale Unterschiede im Februar, Juni, Juli und August beobachtet. zeigten. Im Juli wurden z. B. extrem hohe Temperatur- abweichungen im Westen von NRW gemessen (Nieder- Im Folgenden werden die Besonderheiten des Witterungs- rheinisches Tiefland, Niederrheinische Bucht, Eifel, verlaufs ab der zweiten Jahreshälfte 2017 betrachtet Bergisches Land). In der Westhälfte von NRW traten (Abb. 3, S. 32). Die zweite Jahreshälfte war deutlich nieder- gleichzeitig außergewöhnlich hohe Niederschlagsdefizite schlagsreich und insgesamt warm, aber sonnenschein- auf. Im August war dagegen insbesondere der Osten von arm im Vergleich zur Referenzperiode. Insbesondere der NRW (z. B. Weserbergland) von Hitze und Trockenheit Juli war mit 130 L m-2 (1961–1990: 82 L m-2) sehr nass. Der betroffen. * LANUV (2018). Wald und Klima in Nordrhein-Westfalen – Ein Beitrag zum Landeswaldbericht. Recklinghausen, 13 S.
31 | Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018 ABBILDUNG 1 Zeitverlauf der mittleren Temperatur | April bis August 1881 bis 2018 Mittel April bis August 10-jähriger gleitender Durchschnitt Mittlere Temperatur in °C 18 17 16 15 14 13 12 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 2020 Datenquelle: DWD ABBILDUNG 2 Monatsniederschlagssummen | 2008 bis 2017 und 2018 (bis August) Vergleich mit der Referenzperiode (1961–1990) 1961–1990 2008–2017 2018 Niederschlagssumme in L m-2 120 100 80 60 40 20 0 Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Datenquelle: DWD
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