Waldzustandsbericht 2018 - BERICHT ÜBER DEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND DES WALDES IN NRW - Umwelt.NRW

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Waldzustandsbericht 2018 - BERICHT ÜBER DEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND DES WALDES IN NRW - Umwelt.NRW
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Waldzustandsbericht
2018  BERICHT ÜBER DEN ÖKOLOGISCHEN
      ZUSTAND DES WALDES IN NRW

                    www.umwelt.nrw.de
Waldzustandsbericht 2018 - BERICHT ÜBER DEN ÖKOLOGISCHEN ZUSTAND DES WALDES IN NRW - Umwelt.NRW
Die Waldzustandserhebung für Nordrhein-Westfalen ist Teil des forstlichen Umweltmonitorings NRW
und trägt zur Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie Wald NRW bei.

Wichtige Instrumente zur Umsetzung der Klimaanpassungsstrategie Wald sind das neue Wald-
baukonzept NRW, die landesweite forstliche Standortkarte und das Waldinformationssystem NRW
(insbesondere das neue Internetportal Waldinfo.NRW).

Weitere Informationen finden Sie im Bereich „Wald“ unter www.umwelt.nrw.de.
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    Inhalt

    Vorwort                                                  4

    Der Waldzustand 2018 im Überblick                        6

    Die Vitalität der Baumkronen 2018                        9

    Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018          29

    Der Sturm „Friederike“ und der Borkenkäferbefall 2018   38

    Phänologische Beobachtungen an Waldbäumen 2018          46

    Das forstliche Umweltmonitoring                         54

    Links und weiterführende Informationen                  59

    Abbildungs- und Tabellenverzeichnis                     60

    Impressum                                               62
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Vorwort

SEHR GEEHRTE LESERINNEN UND LESER,

in diesem Jahr ist der Zustand unserer Wälder äußerst         ausmaß noch andauern, wird derzeit davon ausge-
schlecht und sehr besorgniserregend – so schlecht wie         gangen, dass dies die größte Borkenkäferkalamität
schon lange nicht mehr. Allein die Dauerbeobachtungen         in NRW seit mehreren Jahrzehnten ist.
der Baumkronen, die als Indikator für die Vitalität dienen,
zeigen in diesem Jahr die schlechtesten Ergebnisse            Angesicht der bereits jetzt feststellbaren sowie der
seit Beginn der Erhebungen vor über 30 Jahren. Fast           prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels
80 Prozent aller erfassten Bäume zeigen eine schwache         dürften die Belastungen für die Wälder und die Heraus-
oder deutliche Kronenverlichtung, nur etwas über              forderungen für die Waldbewirtschaftung weiter zu-
20 Prozent zeigen keine Verlichtung. Die Kronenschäden        nehmen. So hat sich die Jahresmitteltemperatur seit
bewegen sich zwar schon seit etwa dem Jahr 2000 auf           Beginn der Messungen im Jahr 1881 deutlich erhöht.
einem hohen Schadensniveau und es gab – wie in 2014           Die derzeitigen Prognosen zu den Auswirkungen des
– schon früher ähnlich schlechte Jahresergebnisse,            Klimawandels in Nordrhein-Westfalen basieren auf
aber in diesem Jahr sind sie besonders ernst.                 globalen Modellen mit verschiedenen Szenarien und
                                                              unterschiedlichen Betrachtungszeiträumen.
Als Ursachen für den schlechten Waldzustand haben
in diesem Jahr gleich mehrere Faktoren sehr ungüns-           Für die nahe Zukunft (2021–2050) beinhalten für
tig zusammengewirkt. So hat zunächst zu Beginn des            Nordrhein-Westfalen ausgewählte Klimaszenarien einen
Jahres der Sturm „Friederike“ durch umgeworfene und           Anstieg der mittleren Jahrestemperatur um 0,7 bis
abgebrochene Bäume erhebliche Schäden verursacht.             1,5 Grad Celsius bzw. um 0,8 bis 1,7 Grad Celsius.
Nordrhein-Westfalen war in Deutschland am stärksten           Bei den Szenarien für die ferne Zukunft (2071–2100)
betroffen. Die extreme Sommertrockenheit hat die              wirken sich die Modellannahmen stärker aus. Hier
Wälder sehr belastet und ihre Widerstandskraft ge-            beinhalten die Klimaszenarien einen Anstieg der mitt-
schwächt. So waren die Monate April bis August 2018           leren Jahrestemperatur um 1,5 bis 2,6 Grad Celsius
die wärmsten und sonnenscheinreichsten und gehörten           bzw. um 3,0 bis 4,3 Grad Celsius.
zugleich zu den niederschlagsärmsten Monaten seit
Beginn der Aufzeichnungen des Deutschen Wetter-               Für die Niederschlagsentwicklung sind die Ergebnisse
dienstes im Jahr 1881. Hinzu kommt noch die beson-            der Klimamodellrechnungen nicht so eindeutig wie
ders starke Borkenkäferkalamität in den Nadelwäldern.         für die Lufttemperatur. Dies bezieht sich sowohl auf
Durch das Sturmholz, die Sommertrockenheit und die            die Richtung der Entwicklung (Zu- oder Abnahmen)
geschwächten Bäume konnten sich die beiden Borken-            als auch auf die größere Spannweite zwischen den
käferarten Buchdrucker und Kupferstecher sehr stark           Szenarien. Insgesamt beinhalten die Klimaszenarien eine
vermehren. Auch wenn die Erhebungen zum Schadens-             Zunahme der Niederschläge. Für die Sommerperiode,
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die für die Vegetationszeit der Wälder besonders wichtig     Hierbei nimmt das neue Waldbaukonzept für Nordrhein-
ist, beinhalten die Szenarien jedoch auch deutliche          Westfalen eine zentrale Rolle ein. Es ist eine Empfehlung
Abnahmen der Niederschläge (z. B. für die ferne Zukunft      mit vielen Varianten und Wahlmöglichkeiten und richtet
–23,6 bis +26,9 %).                                          sich an alle Waldeigentumsarten des Landes. Von grund-
                                                             sätzlicher Bedeutung ist die Entwicklung standortge-
Die aktuellen Schadensereignisse und die zu erwartenden      rechter und strukturierter Mischwälder. Hierbei stehen
langfristigen Veränderungen im Klimawandel zeigen            die heimischen Baumarten und die Verwendung geeig-
deutlich, dass unsere heimischen Wälder zunehmenden          neten Vermehrungsgutes im Vordergrund. Die Landes-
Belastungen ausgesetzt sein werden und die Wald-             regierung unterstützt die Anwendung des neuen Wald-
bewirtschaftung vor großen Herausforderungen steht.          baukonzepts durch Informations-, Beratungs- und
In Anbetracht der bereits stattgefundenen Umwelt-            Schulungsangebote sowie durch Fördermöglichkeiten.
veränderungen wie die Belastung der Waldböden durch
Stoffeinträge und angesichts des Klimawandels müssen         Wichtige unterstützende Instrumente sind u. a. die
die Stabilität, die Widerstandskraft und die Resilienz der   landesweite forstliche Standortkarte, die Fachinforma-
Wälder erhöht werden. Zudem sollten die Risiken für die      tionssysteme zum Klimawandel und das neue Wald-
Forstbetriebe sowie für die Waldeigentümerinnen und          informationssystem NRW.
Waldeigentümer so weit wie möglich verringert werden.
                                                             In diesen Instrumenten sieht die Landesregierung einen
Unsere Wälder und ihre vielfältigen Funktionen und           wichtigen Anfang. Da die Anpassung der Waldbewirt-
Leistungen müssen erhalten bleiben. Wälder leisten           schaftung an den Klimawandel eine langfristige Aufgabe
positive Beiträge zum Boden- und Wasserschutz, zur           ist, werden die Konzepte und Instrumente mit den sich
Luftreinhaltung und zur Verbesserung des Klimas sowie        verändernden Wissens- und Datengrundlagen periodisch
zum Erhalt der Biodiversität. Wälder sind Einkommens-        weiterentwickelt.
quelle für Waldbesitzer und Produktionsstätte des
nachwachsenden Rohstoffs Holz und somit Ausgangs-            All dies wird dazu beitragen, die Wälder Nordrhein-West-
punkt der Wertschöpfungskette im Cluster der Forst-          falens als unser wertvolles Gut mit seinen vielfältigen
und Holzwirtschaft.                                          Funktionen auch im Klimawandel für die nächsten Gene-
                                                             rationen zu erhalten und nachhaltig zu bewirtschaften.
Eine Erhöhung der Stabilität und der Resilienz der
Wälder sowie eine Risikoverringerung für die Forst-
betriebe bedeutet, dass die Bewirtschaftungskonzepte         Ihre
angepasst werden müssen und verfügbare Daten-
grundlagen und moderne Informationstechnologien
genutzt werden sollten. Dies ist umso wichtiger,
weil eine zeitgemäße und zukunftsorientierte Bewirt-         Ursula Heinen-Esser
schaftung der Wälder im Klimawandel zunehmend                Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und
komplexer und aufwendiger werden wird.                       Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

Die Landesregierung hat im Kontext ihrer Klima-
anpassungsstrategie wichtige neue Instrumente
für den Erhalt und die Bewirtschaftung der Wälder
entwickelt, die den Waldbesitz unterstützen.
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6 | Der Waldzustand 2018 im Überblick

Der Waldzustand 2018 im Überblick

Das aktuelle Jahr steht ganz unter dem Einfluss des       Die EICHE hat mit ihren tief reichenden Wurzeln auf
Hitzesommers. Neben der lang anhaltenden Dürre haben      vielen Standorten noch recht lange Wasser im Boden
sich aber noch weitere Stressfaktoren auf den Wald        erreichen können. Doch dann musste auch sie der
ausgewirkt. Fast alle Baumarten haben stärker frukti-     anhaltenden Trockenheit nachgeben. Raupenfraß und
fiziert und viele Samen gebildet. Die Wetterbedingungen   Bildung von vielen Eicheln verschärften die Belastungen.
waren für die meisten Insekten ideal. Verbliebenes        Die Eiche ist wieder die Baumart mit den höchsten
Sturmholz in den Wäldern nach dem Orkan „Friederike“      Verlichtungsprozenten in NRW.
zum Jahresbeginn sorgte für ideale Brutmöglichkeiten
für Borkenkäfer. Der Befall der Fichten war dement-       Unter der langen Dürrezeit hat die BUCHE bedeutend
sprechend außergewöhnlich hoch.                           gelitten. Sie hat regional besonders früh ihre Blätter
                                                          abgeworfen und zeigte verstärkt Trockniserscheinungen.
Hinzu kommt, dass die immissionsgeschädigten              Nach nur einer kleinen Pause im letzten Jahr war dies-
Waldböden immer noch nicht wiederhergestellt sind.        jährig in den meisten Buchenbeständen wieder eine
                                                          starke Mast mit unzähligen Bucheckern zu verzeichnen.
Insgesamt haben sich diese Mehrfachbelastungen            Viele Kulturen sind vertrocknet.
gegenseitig verstärkt und so zum schlechtesten Wald-
zustand seit Beginn der Untersuchungen 1984 geführt.
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7 | Der Waldzustand 2018 im Überblick

Für die FICHTE war durch ihr meist flaches Wurzelsystem
die Beeinträchtigung durch Wassermangel früh und
ausgeprägt spürbar. Dramatisch war und ist jedoch der
folgende Befall mit Borkenkäfern. Das ganze Ausmaß
wird man frühestens zum Jahresende, nach dem winter-
bedingten Erliegen der Käferaktivitäten, bemessen können.
Die Fichte zeigt 2018 die schlechtesten Benadelungs-
werte seit Beginn der Zeitreihe.

Die KIEFER gilt als eine Baumart, die mit Wassermangel
etwas besser zurechtkommt als die anderen heimischen
Hauptbaumarten. Dennoch hat sie die lange Dürreperiode
auf vielen Standorten belastet. In Verbindung mit einer
starken Zapfenbildung sind so trotzdem hohe Verlichtungs-
werte zustande gekommen. Im Vergleich zu den anderen
Baumarten ist die Kiefer jedoch noch am wenigsten
geschädigt.

WITTERUNGSVERHÄLTNISSE

Das Jahr 2018 war geprägt von neuen Hitze- und Dürre-
rekorden. Die Monate April bis August 2018 stellten die
wärmsten sowie sonnenscheinreichsten und zugleich
mit die niederschlagsärmsten Monate seit Beginn der
DWD-Aufzeichnungen im Jahr 1881 dar.

Die mittlere Temperatur dieser Monate lag in NRW
                                                             Die dünnblättrigen Birken waren früh von den Trockenschäden betroffen.
mit 17,4 °C um 3,6 °C über dem langjährigen Mittel
(1961–1990) und übertraf die beiden bisherigen Rekord-
jahre 1947 und 2003 um mehr als 1 °C. Gleichzeitig wurde
mit nur 214 L m-2 die niedrigste Niederschlagssumme
seit 1976 gemessen.

Dem ausgesprochen trockenen und kalten Februar und
März 2018 folgte ein rapider Temperaturanstieg, der zu
einem schnellen und frühen Austrieb der Waldbäume
führte. Der April 2018 war bundesweit der wärmste April
seit 1881. In NRW lag die mittlere Temperatur fast 5 °C
über dem langjährigen Mittel.

Im Juli zog eine außergewöhnliche Hitzewelle über NRW,
die von äußerst sonnenscheinreichen und extrem trocke-
nen Bedingungen begleitet wurde. Im August setzten sich
                                                             Dunkle Wolken über dem Wald waren selten in diesem Jahr.
diese Bedingungen weiter fort. Obwohl der Bodenwasser-
speicher gut gefüllt in das Frühjahr gestartet war, führte
die lang anhaltende Hitze- und Dürrephase ab Ende Juli zu
massivem Wassermangel, der eine erhebliche Belastung
für die Waldbäume in NRW darstellte.
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8 | Der Waldzustand 2018 im Überblick

STURM UND BORKENKÄFER                                       FORSTLICHES UMWELTMONITORING

Das Jahr 2018 wurde aus der Sicht des Waldschutzes          Das forstliche Umweltmonitoring ist aus der Debatte
vom Sturm „Friederike“ und der sich im Laufe des Jahres     über die neuartigen Waldschäden hervorgegangen und
aufbauenden Borkenkäferkalamität geprägt. Der Haupt-        wird bundesweit seit 1984 durchgeführt. Seit 1985 ist
schwärmflug der Borkenkäfer begann in diesem Jahr           es in das europaweite Monitoring eingebunden.
Mitte April. Aufgrund der hohen Sommer- und Herbst-
temperaturen konnten sich bis Ende September in vielen      Die übergeordneten Ziele des forstlichen Umweltmoni-
Landesteilen drei vollständige Generationen ausbilden.      torings liegen in
                                                            1) der Untersuchung des Status und der Entwicklung der
Dem Sturm „Friederike“ fielen in NRW viele Bäume –             erfassten Waldökosysteme und
insgesamt 2,5 Millionen Festmeter – zum Opfer. Hiermit      2) der Analyse von Ursachen-Wirkungszusammenhängen.
war NRW das am meisten betroffene Bundesland. Das
durch diesen Sturm angefallene bruttaugliche Fichten-       Daher basiert das forstliche Umweltmonitoring auf zwei
holz nutzten die Borkenkäferarten Buchdrucker und           sich ergänzenden Säulen, der landesweit repräsentativen
Kupferstecher, um dort zu hohen Populationsdichten          Erhebung auf einem systematischen Stichprobennetz
anzuwachsen. Begünstigt wurde dies durch die hohen          (Level I) und dem intensiven Monitoring auf ausgewählten
Durchschnittstemperaturen des Sommers und die in            Dauerbeobachtungsflächen (Level II).
diesem Jahr landesweit ausgeprägte Dürre. Die Fichten
waren in diesem Jahr so stark geschwächt, dass sie          Das Level-I-Programm umfasst die Waldzustandserhebung,
sich gegen die attackierenden Borkenkäfer nicht mehr        die Bodenzustandserhebung und die immissionsökolo-
ausreichend schützen konnten. Nach bisherigen Schät-        gische Waldzustandserhebung. Das intensive Monitoring
zungen sind in diesem Jahr in NRW mehr als 2 Millionen      vertieft die Erhebungen und Erkenntnisse aus dem Level-
Festmeter Fichtenholz von den Borkenkäferarten be-          I-Monitoring. Die Ergebnisse des forstlichen Umweltmoni-
fallen worden. Somit handelt es sich um das seit Jahr-      torings gewinnen auch im Hinblick auf Auswirkungen des
zehnten größte Schadereignis mit weitreichenden             Klimawandels auf Waldökosysteme in NRW an Bedeutung.
Folgen für die betroffenen Wälder und Waldbesitzer.

PHÄNOLOGIE

In Nordrhein-Westfalen gehören auf 18 Dauerbeobach-
tungsflächen phänologische Aufnahmen zum Unter-
suchungsprogramm des forstlichen Umweltmonitorings.
Dabei werden vor allem die Hauptbaumarten Buche,
Eiche, Fichte und Kiefer beobachtet.

Hohe Temperaturen bereits in der ersten Aprilhälfte
führten im Frühjahr 2018 zu einem recht frühen Blatt-
austrieb, der bei der Eiche im Mittel 14 Tage und bei der
Buche sogar 18 Tage früher als im Jahr 2017 lag. In der
Zeitreihe seit 2001 ist lediglich in den Jahren 2009,
2011 und 2014 ein früherer Austrieb zu verzeichnen.

Die meisten Bäume haben auch geblüht, wobei die Blüte
bei Eiche und Fichte am stärksten war.

Bei der Länge der Vegetationszeit ergibt sich bei Eiche
und Buche ein deutlicher Trend zu einer zunehmend
längeren Vegetationsperiode.                                Markierter Probebaum
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9 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

Die Vitalität der Baumkronen 2018

Die Baumkronen sind ein aussagekräftiger Weiser           Durch die kontinuierlichen Untersuchungen sind nicht
für den Gesundheitszustand des Waldes. Die Wald-          nur Aussagen zum aktuellen Jahr möglich, sondern
zustandserfassung bewertet an ihnen neben dem             es können besonders gut die langjährigen Trends bei
Nadel-/Blattverlust verschiedenste Indikatoren, die       den einzelnen Baumarten durch Zeitreihen dargestellt
Einfluss auf das Erscheinungsbild der Baumkronen          werden. Diese Erhebungen vermögen zudem wichtige
haben. Dazu zählen besonders Vergilbung, Fruktifikation   Informationen zur aktuellen Diskussion zu den mög-
sowie weitere biotische und abiotische Faktoren.          lichen Auswirkungen des prognostizierten Klimawandels
                                                          beizusteuern. Zudem steht damit über einen längeren
Für die jährlichen Erhebungen zum Waldzustand sind        Zeitraum wertvolles Datenmaterial für das forstliche
für den Gesamtwald in NRW seit 1984 Stichproben-          Umweltmonitoring zur Verfügung.
punkte im Raster von 4 x 4 km festgelegt worden.
Dabei werden aktuell an 560 Stichprobenpunkten
mehr als 10.300 Einzelbäume untersucht. Die Probe-
bäume sind dauerhaft markiert und werden regelmäßig
von forstlichen Spezialisten aufgenommen.
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10 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

DATEN FÜR DEN                               VERLICHTUNGSSTUFEN                      HAUPTERGEBNISSE
BUNDESDEUTSCHEN
                                            Die Klassifizierung der Kronenver-      In diesem Jahr hat sich der Wald-
UND EUROPÄISCHEN
                                            lichtung erfolgt gemäß der nach-        zustand als Summe über alle
WALDZUSTANDSBERICHT                         stehenden bundesweit einheitlichen      Baumarten bemerkenswert ver-
                                            Tabelle (Tab. 1). Unter Einbeziehung    schlechtert. Im Vergleich zum Vorjahr
Im Raster von 16 x 16 km erfolgt eine       von Vergilbungsstufen entstehen         hat die deutliche Kronenverlichtung
zusätzliche Stichprobenerhebung,            daraus die kombinierten Schad-          um 14 Prozentpunkte zugenommen.
deren Daten für den bundesweiten            stufen. Dabei werden die Stufen         Der Anteil der ungeschädigten
Waldzustandsbericht verwendet               2 bis 4 zur „deutlichen Kronenver-      Bäume ist auf 22 Prozent gesunken,
werden. Alle Bundesländer steuern           lichtung“ zusammengefasst.              während sich die schwache Kronen-
dazu ihre Erhebungsergebnisse bei.                                                  verlichtung bei 39 Prozent einge-
                                            In den folgenden Grafiken werden        pendelt hat (Abb. 1).
Die deutschen Ergebnisse finden zudem       die Verlichtungsstufen zur besseren
Eingang in europäische und inter-           Übersicht gruppiert und in Ampel-
nationale Berichte zum Waldzustand.         farben dargestellt.

                                                                                            TABELLE 1

                    Kronenverlichtung in Stufen
                    Schadstufe          Verlichtung      Bezeichnung

                          0               0–10 %         ohne Kronenverlichtung

                           1              11–25 %        Warnstufe (schwache Kronenverlichtung)

                          2               26–60 %        mittelstarke Kronenverlichtung
                          3               61–99 %        starke Kronenverlichtung
                          4               100 %          abgestorben

                                                                                          ABBILDUNG 1

                    Prozentuale Verteilung
                    der Kronenverlichtung                                      39   22
                    für die Summe aller
                    Baumarten und                                                    ohne
                    Altersbereiche in NRW

                                                                    deutlich         schwach
                    Verlichtungsstufen
                    Waldzustandserhebung 2018
                    in Prozent
                                                                           39
11 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

Die deutlichen Kronenschäden sind in diesem Jahr                      Der Anteil der Kronen ohne Verlichtung hat sich
sprunghaft angestiegen. Wie in Abbildung 2 (S. 12)                    ebenfalls markant verschlechtert. Auch hier sind die
zu erkennen ist, haben sie den höchsten Wert seit                     tiefsten Werte in der ganzen Zeitreihe erreicht worden.
Beginn der Untersuchungen 1984 erreicht. Nur das
starke Mastjahr 2014 kann mit einem ähnlich hohen                     Mit 39 Prozent liegen die Werte der Warnstufe im
Wert aufwarten.                                                       mittleren langjährigen Bereich.

                   Der Wintersturm „Friederike“ hat auch im Laubholz drastische Spuren hinterlassen.

                   Im zeitigen Frühjahr konnten die Bäume noch gut austreiben.
12 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                                                                                                                   ABBILDUNG 2

Entwicklung des Kronenzustandes aller Baumarten | 1984 bis 2018
                       Fläche in Prozent1

2018                                                  39                                                          39                                               22

2017                                       25                                                   45                                                           30

2016                                            29                                                    43                                                      28

2015                                        26                                                   46                                                           28

2014                                                 36                                                      41                                                   23

2013                                            29                                                    44                                                      27

2012                                       25                                               41                                                          34

2011                                             33                                                        43                                                     24

2010                                   23                                                   45                                                           32

2009                                   21                                             41                                                            38

2008                                       25                                                 44                                                         31

2007                                        27                                                   44                                                          29

2006                                        27                                                        48                                                          25

2005                                       25                                                   45                                                           30

2004                                            29                                                   42                                                      29

2003                                       24                                                    49                                                           27

2002                                    24                                                  43                                                           33

2001                                        27                                              38                                                          35

2000                                            30                                               36                                                     34

1999                                    24                                                 43                                                           34

1998                                   21                                       33                                                            46

1997                                   21                                  39                                                                      41

19962

1995                             14                                       37                                                                 49

1994                             14                                    36                                                                    50

1993                              16                                      33                                                             51

1992                              16                                      34                                                                 50

1991                         11                                 31                                                                  59

1990                          12                                29                                                                  58

1989                         10                                29                                                                 61

1988                         10                            28                                                                    62

19873                             16                                 29                                                                 55

1986                         10                                30                                                                  60

1985                         9                            26                                                                  65

1984                         10                                31                                                                  59

                      0               10              20             30              40              50            60              70              80                  90       100

                            deutliche Kronenverlichtung        schwache Kronenverlichtung (Warnstufe)       ohne Kronenverlichtung

1
    Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen Jahren vergleichbar
13 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

Neben der Sichtweise auf Verlichtungsstufen gewährt                  storben. Dabei muss bedacht werden, dass sich die
die Darstellung von Mittelwerten einen Einblick in                   extremen Einflussfaktoren auf den Wald in diesem Jahr
den durchschnittlichen Schadverlauf der Baumarten.                   erst in den Folgejahren vermehrt auswirken werden.
In diesem Jahr hat der mittlere Nadel-/Blattverlust einen
neuen Höchststand erreicht. Mit fast 26 Prozent haben                Die Werte der Absterberate bewegen sich in der Zeit-
sich die bisher höchsten Werte in der Zeitreihe ergeben              reihe in einem engen Fenster zwischen 0,07 Prozent als
(Abb. 3). Die Grafik zeigt zudem, dass die Verlustwerte              Minimum und 0,44 Prozent als Maximalwert. Im Mittel
insgesamt über die Jahre prinzipiell stetig zugenommen               über alle Jahre liegt die Absterberate bei 0,21 Prozent.
haben.
                                                                     2018 ist es zu einer leichten Senkung der Absterberate
Für den Gesundheitszustand des Waldes ist die Absterbe-              bei den Hauptbaumarten gekommen (Abb. 4). Ledig-
rate ein grundlegender Indikator. In ihn gehen die Bäume             lich bei den Buchen musste eine geringe Zunahme ver-
der Schadstufe 4 ein. Von den ca. 10.300 untersuchten                zeichnet werden. Insgesamt hat sich die Absterberate
Bäumen waren in diesem Jahr etwa 0,4 Prozent abge-                   im Vergleich zum Vorjahr nur wenig verändert.

                                                                                              ABBILDUNG 3

                    Mittlerer Nadel-/Blattverlust aller Baumarten
                               Zeitreihe in Prozent*
                    30

                    25

                    20

                    15

                    10
                            1985              1990      1995      2000      2005       2010     2015 2018

                                                                                              ABBILDUNG 4

                    Absterberaten aller Baumarten
                                Zeitreihe in Prozent*
                    2,5

                    2,0

                    1,5

                    1,0

                    0,5

                    0,0
                               1985            1990      1995     2000       2005      2010     2015 2018
                                       Buche              Eiche           Fichte            Kiefer
                    *
                        1996 keine Erhebung
14 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

Der Kronenzustand der einzelnen Baumarten unterscheidet sich häufig von den summarischen Ergebnissen des
Gesamtwaldes. Deshalb werden die Hauptbaumarten im Folgenden noch einmal getrennt betrachtet.

ERGEBNISSE ZU DEN                                            den anderen Hauptbaumarten werden noch recht lange
                                                             hohe Verlichtungsprozente angegeben, bevor die Kurven
WICHTIGSTEN BAUMARTEN
                                                             langsam abfallen. Wie jedes Jahr, zeigt die Kurve der
Tabelle 2 lässt einen differenzierten Blick auf die          Kiefer das Maximum im gelben Bereich der Warnstufe.
einzelnen Baumarten zu. Dabei sind die Altersgruppen
zusammengefasst. Die folgende Wertung der Ergebnis-          2018 war wieder ein Samenjahr. Fast alle Waldbaumarten
se bezieht sich auf die Veränderung zu den Zahlen des        haben stärker fruktifiziert und viele Früchte ausgebildet
Vorjahres.                                                   (Abb. 6, S. 15). Jedoch führte die Trockenheit häufig dazu,
                                                             dass die Früchte nicht ausreifen konnten und vorzeitig im
Das Diagramm in Abbildung 5 (S. 15) lässt erkennen,          unreifen Zustand von den Bäumen abgeworfen wurden.
dass bei der Eiche die größten Häufigkeiten im roten         Der Anteil der tauben Samen war zudem vielerorts über-
Bereich der deutlichen Kronenverlichtung liegen. Auch bei    durchschnittlich hoch.

                                                                                                              TABELLE 2

Schadstufen je Baumartengruppe | 2018
Ergebnisse der Waldzustandserfassung (in Klammern Vergleichsdaten aus 2017)
                                                        Anteile der Schadstufen in Prozent
                                  Baumartenfläche        0                    1                     2‒4
                                  nach Landeswald-       ohne Kronen-         schwache Kronen-      deutliche Kronen-
Baumart                           inventur in Hektar     verlichtung          verlichtung           verlichtung
Fichte                                260.700                27 (34)               36 (42)               37 (24)
Kiefer                                  65.500               12 (13)               60 (68)               28 (19)
Sonstige Nadelbäume                     51.200               40 (48)               40 (39)               20 (13)
Summe Nadelbäume                      377.400                26 (32)               40 (46)               34 (22)
Buche                                 167.900                17 (30)               35 (43)               48 (27)
Eiche                                 136.300                15 (24)               35 (43)               50 (33)
Sonstige Laubbäume                    200.600                20 (29)               43 (48)               37 (23)
Summe Laubbäume                       504.800                18 (28)               38 (45)               44 (27)
Summe NRW                             882.200                22 (30)               39 (45)               39 (25)
15 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                                      ABBILDUNG 5

                  Verteilung der Nadel-/Blattverluste bei den Hauptbaumarten
                  | 2018
                            Häufigkeitsverteilung der Verlichtungsprozente
                            (farbige Hinterlegung der Verlichtungsstufen)

                    25

                    20

                    15

                    10

                    5

                    0
                              0     5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

                                        Buche            Eiche               Fichte       Kiefer

                                                                                      ABBILDUNG 6

                  Anteil der Fruktifikation je Baumart | 2018
                  Angaben in Prozent
                   100

                    90

                    80

                    70

                    60

                    50

                    40

                    30

                    20

                    10

                     0
                                       Buche             Eiche               Fichte      Kiefer
                  stark
                  mittel
                  gering
                  nicht vorhanden
16 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

EICHE

Der Anteil der deutlich geschädigten Eichen ist in diesem
Jahr mit einem großen Sprung von 17 Prozentpunkten
angestiegen und beläuft sich damit auf 50 Prozent. Bei
den Bäumen ohne Kronenverlichtung musste ebenfalls
                                                              Wegen der Trockenheit sind viele Eicheln zu früh und unausgereift
eine Verschlechterung verzeichnet werden. Die Werte           abgeworfen worden.
haben um 9 Prozentpunkte abgenommen und betragen
nun nur noch 15 Prozent. Die Warnstufe der schwachen
Kronenverlichtung hat entsprechend abgenommen und             Der Mehltaupilz, der insbesondere auf den Eichenblättern
liegt diesjährig bei 35 Prozent (Abb. 7, S. 17).              der frischen Regenerationsbelaubung, die sich nach Blatt-
                                                              fraß bildet, häufig vorkommt, hat in diesem Jahr nur eine
Mit diesem Ergebnis ist die Eiche erneut die Baumart mit      untergeordnete Rolle gespielt. Die Befallsstärke belief sich
dem schlechtesten Kronenzustand in NRW.                       insgesamt auf einer moderaten Höhe.

Die Eichen haben mit ihrem tief reichenden Wurzelwerk         Die Wärme liebenden Eichenprachtkäfer befallen die Eichen
anfänglich der Trockenheit auf vielen Standorten bis Mitte/   in wiederkehrenden Wellen. Sie sind auch in diesem Jahr
Ende Juli noch begegnen können. Ab dann zeigte die lang       in den Eichenkronen aktiv gewesen und haben die Bäume
anhaltende Dürre jedoch auch in den Eichenwäldern Trock-      beeinträchtigt.
niserscheinungen und Blattverluste in den Baumkronen.
                                                              2018 war für fast alle Baumarten ein Mastjahr. Die Eichen
Die jungen Bäume haben noch stärker unter der Trocken-        haben landesweit stärker fruktifiziert und viele Eicheln
heit gelitten. Viele Eichenkulturen sind vertrocknet und      gebildet (Abb. 6, S. 15). Das geht insbesondere in Trocken-
haben diesen Sommer nicht überlebt.                           jahren auf Kosten der Blattentwicklung. Mit der Frucht-
                                                              bildung ist somit eine weitere Belastung der Eichen ent-
Die Wetterbedingungen im Frühjahr haben die Entwick-          standen.
lung von vielen Insektenarten begünstigt. So haben
die Schmetterlingsraupen von Eichenwickler und Frost-         Durch die Trockenheit mussten die Bäume ihren Wasser-
spanner, die vornehmlich an Eichenblättern fressen,           haushalt stärker regulieren. So konnten viele Eicheln
eine höhere Populationsstärke ausbilden können. Dem-          nicht bis zur völligen Reife versorgt werden und wurden
entsprechend lag der Blattfraß auf einem oberen mitt-         vorzeitig von den Bäumen abgeworfen. Stellenweise war
leren Niveau (Abb. 8, S. 18).                                 der Boden unter den Eichen mit unreifen und trockenen
                                                              Eicheln bedeckt.
Für die Baumkronen ist ein mittlerer Insektenfraß jedoch
folgenschwerer, als starke Fraßaktivität. Wird die Eiche      Ab 2002 sind die Eichen in der Waldzustandserfassung
im Frühjahr stark befressen, besitzt sie die Fähigkeit,       zusätzlich in Stiel- und Traubeneichen unterschieden und
die fehlende Blattmasse durch neuen und weiteren              gesondert erfasst worden. Damit kann man die beiden bei
Blattaustrieb zu regenerieren, sodass im Sommer vom           uns vorkommenden Eichenarten noch einmal getrennt
Insektenfraß meist nichts mehr zu erkennen ist. Bei           analysieren. Insbesondere unter der Fragestellung, welche
leichtem und mittlerem Fraß unterbleibt aber die Regene-      Baumarten den Herausforderungen des Klimawandels
ration des Blattwerks weitestgehend und die Eiche zeigt       besser begegnen können, kann eine solche Betrachtung
im Sommer deutliche Fraßspuren und höhere Blattverluste.      Impulse beisteuern. Dabei zeigt sich, dass die Traubeneiche
Dieser Effekt konnte auch in diesem Jahr beobachtet           durchgängig weniger stark von Blattverlusten beeinträch-
werden und führte so zu höheren Verlichtungsprozenten.        tigt ist, als die Stieleiche (Abb. 9, S. 18).
17 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                          ABBILDUNG 7

Entwicklung der Kronenverlichtung
bei Eichen | 1984 bis 2018
                   Fläche in Prozent1

2018                                 50                             35                  15

2017                           33                         43                       24

2016                           29                        41                    30

2015                                40                         41                   19

2014                                 48                             37                  15

2013                                     52                         31              17

2012                                     54                         30                  16

2011                                46                             37               18

2010                                     54                         30                  16

2009                            39                            36                   25

2008                                 51                             30              19

2007                                43                         35                   22

2006                           32                         43                       25

2005                                42                         39                   18

2004                            39                            37                   24

2003                            40                             43                   18

2002                           29                        45                        26

2001                                44                         35                   22

2000                            39                            40                    21

1999                                 51                             32                  17

1998                            36                        35                       28

1997                                 47                            34               19

19962

1995                      20                        46                         34

1994                       26                            47                        27
                                                                                                   Eichengruppe mit geschädigten Oberkronen
1993                           31                        39                    30

1992                           27                        40                    33

1991                      18                       42                         41

1990                  13                      39                          48

1989                      19                       41                         40

1988                      17                       42                         41

19873                     19                       40                         41

1986                  9                  38                              52

1985                  7              32                              61                               deutliche Kronenverlichtung  
                                                                                                          
1984                5           29                                  66                                schwache Kronenverlichtung (Warnstufe)     

                  0                 20             40          60             80             100      ohne Kronenverlichtung
1
  Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen
in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen
Jahren vergleichbar
18 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                                           ABBILDUNG 8

                  Befall der Eichen mit Schmetterlingsraupen | 1989 bis 2018
                  Angaben in Prozent*
                      100

                       90

                       80

                       70

                       60

                       50

                       40

                       30

                       20

                       10

                         0
                              1989     1992        1997       2002         2007     2012          2018

                                   stark             gering

                  *
                      1996 keine Erhebung

                                                                                           ABBILDUNG 9

                  Mittlerer Blattverlust bei Stiel- und Traubeneiche |
                  2002 bis 2018
                  Angaben in Prozent*
                       40

                       35

                       30

                       25

                       20

                       15

                       10

                         5

                         0
                               2002         2004   2006   2008      2010   2012   2014     2016   2018

                                   Stieleiche        Traubeneiche
19 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

BUCHE                                                        Wie bei der Eiche, wurden auch die Buchenfrüchte trocknis-
                                                             bedingt teilweise vorzeitig und unreif von den Bäumen
2018 war ein hartes Jahr für die Buche. Die deutliche        abgeworfen. Etliche Bucheckern waren obendrein taub.
Kronenverlichtung hat sich um stattliche 21 Prozent-
punkte auf 48 Prozent gesteigert. Gesunde Buchen             Da unter dem Niederschlagsdefizit zunächst die oberen
sind nur noch zu 17 Prozent vorhanden. Die Warnstufe         Bodenschichten austrocknen, reagieren besonders die
ist mit 35 Prozent ausgeprägt (Abb. 10, S. 20).              jungen Bäume mit ihren noch nicht so tief reichenden
                                                             Wurzeln auf den fehlenden Niederschlag. Etliche Kulturen
Nach einer nur kurzen Erholungsphase im letzten Jahr         wiesen Trockenschäden auf bis hin zum Totalausfall auf
ist die Buche jetzt wieder unter starken Druck geraten.      ganzer Fläche.
Sie hat unter der Dürre beträchtlich gelitten und stellen-
weise schon früh ihre Blätter abgeworfen. Der vorzeitige     Der Befall durch den Springrüssler-Käfer bewegte sich auf
Blattabfall, der schon vor dem durchschnittlichen Ende       einem unteren normalen Grad. Der Buchenspringrüssler
der Vegetationszeit begonnen hat, wird bei den Außen-        ist ein beständiger Schädling in unseren Buchenbeständen.
aufnahmen jedes Jahr festgehalten. Abbildung 11 (S. 21)      Für die Buchen in NRW kann eine gewisse Befallsstärke
zeigt, dass dieses Phänomen in der diesjährigen Höhe in      als normal angesehen werden, die von den Bäumen auch
der Zeitreihe noch niemals erreicht worden ist. Stellen-     verkraftet wird. Erst bei stärkerem Befall kommt es zu
weise war der Waldboden unter den Buchenkronen schon         Vitalitätseinbußen.
Ende Juli/Anfang August mit trockenen Blättern übersät.

Zum Transpirationsschutz hatten zudem einige Buchen
ihre Blätter eingerollt, was die Kronen transparenter
erscheinen ließ.

Die an sich schon hohe Belastung durch die Umwelt-
bedingungen wurde durch ein erneutes starkes Mastjahr
zusätzlich verschärft. Nachdem im letzten Jahr kaum
Früchte gebildet worden sind, haben die Buchen in diesem
Jahr wieder, mit lokalen Unterschieden, sehr viele Buch-
eckern ausgebildet (Abb. 12, S. 21). Wenn dies geschieht,
werden weniger und oft kleinere Blätter produziert. Die
Blattanzahl und Blattmasse nimmt dann stark ab, was
zu höheren Verlichtungsprozenten führt. Prinzipiell ist
die Frucht- und Samenbildung kein Schaden, sondern
ein normaler biologischer Vorgang. Auffallend ist jedoch
die Häufigkeit dieser Mastjahre.

                                                             Die Buchen haben wieder in diesem Jahr viele Bucheckern gebildet.
Die Waldbäume entwickeln nicht jedes Jahr Früchte.
Zwischen den Mastjahren lagen in der Vergangenheit
immer mehrere Jahre, in denen keine oder nur wenige
Früchte gebildet wurden. In der letzten Zeit musste
beobachtet werden, dass die Jahre mit starkem Frucht-
anhang in immer kürzeren Abständen auftraten.
20 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                       ABBILDUNG 10

Entwicklung der Kronenverlichtung
bei Buchen | 1984 bis 2018
                   Fläche in Prozent1

2018                                48                           35                  17

2017                       27                     43                            30

2016                                 48                        35                    17

2015                       24                     49                            27

2014                                  55                            33                12

2013                       29                        43                         28

2012                       28                     41                            31

2011                                  55                          33                  12

2010                      19                    52                              28

2009                           33                     42                         25

2008                       25                    46                             29

2007                            42                          38                   21

2006                           34                      42                        23

2005                           35                         44                     21

2004                                 49                          35                  16

2003                       25                        53                          22

2002                            37                        40                     23

2001                            38                        39                     23

2000                                 52                          29                  19
                                                                                                 Um sich vor zu starker Transpiration zu schützen, rollen einige Buchen
1999                       28                         52                             20          ihre Blätter ein.

1998                       29                    38                         33

1997                      20                    51                              30

19962

1995                       28                     45                            27

1994                      20                 46                             35

1993                       25                    43                             32

1992                       29                     41                            30

1991                      18               39                              43

1990                       28                    39                         32

1989                  9               38                              53

1988                  10              37                              54

19873                          34                      41                        25

1986                  8              36                               56

1985                  6         30                               64                                  deutliche Kronenverlichtung  
                                                                                                         
1984                  6          32                               62                                 schwache Kronenverlichtung (Warnstufe)     

                  0             20          40              60             80              100       ohne Kronenverlichtung
1
  Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen
in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen
Jahren vergleichbar
21 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                                          ABBILDUNG 11

                  Vorzeitiger Blattabfall bei Buchen | 1989 bis 2018
                  Angaben in Prozent*

                       16

                       14

                       12

                       10

                         8

                         6

                         4

                         2

                         0
                              1989     1992     1997         2002           2007   2012          2018

                                   stark           gering

                                                                                          ABBILDUNG 12

                  Intensität der Fruchtbildung bei Buchen | 1989 bis 2018
                  Angaben in Prozent*
                      100

                       80

                       60

                       40

                       20

                         0
                              1989     1992     1997         2002           2007   2012          2018

                                   stark           mittel          gering

                  *
                      1996 keine Erhebung
22 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

FICHTE                                                     Eine weitere Erschwernis ergab sich durch die ausge-
                                                           prägte diesjährige Fruktifikation (Abb. 14, S. 24). Viele
Auch für die Fichte war dieses Jahr besonders belastend.   Fichten haben im Frühjahr stark geblüht und in der Folge
Mehrere einschneidende Stressfaktoren sind zusammen-       zahlreiche Zapfen ausgebildet. Das ist für die Bäume
gekommen und haben dazu geführt, dass die schlech-         stets ein großer Kraftakt. Die an der Spitze eines Triebes
testen Werte seit Beginn der Untersuchungen erzielt        gebildeten Zapfen bewirken zudem, dass der Haupttrieb
worden sind.                                               des Zweiges im aktuellen Jahr ausfällt. Insgesamt wird
                                                           durch die starke Fruktifikation weniger Nadelmasse
Die deutliche Kronenverlichtung hat mit 37 Prozent den     gebildet, was im Erscheinungsbild der Baumkronen
bisherigen Maximalwert erreicht. Die Steigerungsrate       deutlich zu sehen ist. Die Nadelverlust-Prozente sind
liegt bei 13 Prozentpunkten (Abb. 13, S. 23). Auch der     dementsprechend hoch.
Anteil der gesunden Fichten hat abgenommen. Er ist um
7 Prozentpunkte auf jetzt 27 Prozent gefallen. Dieses
Niveau ist schon einmal in den Jahren 2006 und 2014
erreicht worden. Die Warnstufe liegt bei 36 Prozent.

Der Fichte hat in diesem Jahr die Trockenheit besonders
zugesetzt. Als Baumart, die überwiegend flach wurzelt,
reagiert sie besonders schnell auf Wassermangel, der
sich zuerst in den oberen Bodenschichten bemerkbar
gemacht hat. Bei Kulturen ist es auf mehreren Flächen
zu trockenheitsbedingten Ausfällen gekommen.

Das starke Wasserdefizit hat die Fichten unter hohen
Stress gesetzt und die Vitalität der Bäume erheblich
eingeschränkt. Dies wirkte sich besonders negativ auf
die Abwehr von Borkenkäfern aus. Fichten können
Borkenkäferangriffen normalerweise durch einen erhöh-
ten Harzfluss begegnen. Die Käfer werden dann meist
schon beim Einbohren in die Rinde im Harz ertränkt.
Durch die Trockenheit in diesem Jahr waren viele Fichten
aber nicht mehr in der Lage, ausreichend Harz zu bilden.

Die Borkenkäfersituation ist 2018 als besorgniserregend
zu bezeichnen. Durch den Sturm „Friederike“ zu Jahres-
beginn sind viele Fichten abgebrochen oder umgekippt
worden. Nicht alles Sturmholz konnte bisher aufgear-
beitet und aus dem Wald entfernt werden. Somit hat im
warmen Frühjahr für die ersten Borkenkäfer ausreichen-
des Brutmaterial zur Verfügung gestanden. Die weitere
                                                           Einzelne Fichten waren in diesem Jahr mit Zapfen übersät.
Wetterentwicklung begünstigte die Käferpopulation
enorm und hat zu einer Massenvermehrung mit mehreren
Generationen geführt. Die geschwächten Fichten hatten
dem Käferbefall nichts mehr entgegenzusetzen.
23 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                                  ABBILDUNG 13

    Entwicklung der Kronenverlichtung bei Fichten
    | 1984 bis 2018
                       Fläche in Prozent1

    2018                            37                            36                    27

    2017                       24                        42                            34

    2016                           30                        40                         30

    2015                       28                            41                        31

    2014                           33                         40                        27

    2013                       26                            45                         29

    2012                      21                        42                             37

    2011                       27                            43                        31

    2010                      18                        45                             37

    2009                  15                       39                             45

    2008                      20                        43                             36

    2007                       23                        46                            31

    2006                       26                            46                         28

    2005                       23                       40                             37

    2004                      20                        44                             36

    2003                      20                        45                             35

    2002                      19                    40                             41

    2001                       23                   35                             42

    2000                       24                   31                            46

    1999                  14                   38                                 48

    1998                  16                  29                             55

    1997                  14                  31                             55

    19962

    1995                  9              28                                 63

    1994                  12             26                                 62

    1993                  12             26                                 62

    1992                  10            26                                  64

    1991                  9             24                              67

    1990                  8         23                                  69

    1989                  7         21                                  72

    1988                  8         22                                  70

    19873                 12            21                              67

    1986                  11            23                              67

    1985                  10            22                              68                         deutliche Kronenverlichtung  
                                                                                                       
    1984                  11             29                                  60                    schwache Kronenverlichtung (Warnstufe)     

                      0              20             40                 60          80        100   ohne Kronenverlichtung
    1
     Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen
    in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen
    Jahren vergleichbar
24 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                                                   ABBILDUNG 14

                  Intensität der Fruchtbildung bei Fichten | 1989 bis 2018
                  Angaben in Prozent*
                      100

                       80

                       60

                       40

                       20

                         0
                              1989     1992       1997            2002          2007        2012          2018

                                   stark           mittel          gering
                  *
                      1996 keine Erhebung

                                Borkenkäfer lassen die stark fruchtende Fichte absterben.
25 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

KIEFER                                                       Blüte und Zapfenanhang waren in diesem Jahr beträcht-
                                                             lich. Auch für die Kiefer war 2018 ein stärkeres Fruchtjahr
Die Kiefer ist die Baumart in NRW, bei der die schwachen
                                                             (Abb. 6, S. 15).
Schäden, auch als Warnstufe bezeichnet, mit 60 Prozent
den höchsten Anteil einnehmen (Abb. 15, S. 26). Die Kiefer
                                                             Generell gilt die Kiefer als trockenheitsverträglicher
weist prinzipiell einen verhältnismäßig geringeren Anteil
                                                             als die meisten anderen heimischen Hauptbaumarten.
an deutlichen Schäden auf, aber gleichzeitig sind auch
                                                             Trotzdem hat die lang anhaltende Dürre ihr auf vielen
recht wenige gesund. Daraus ergibt sich ein stark aus-
                                                             Standorten zu schaffen gemacht. In Verbindung mit der
geprägter Bereich der schwachen Kronenverlichtung.
                                                             starken Mast sind so auch bei dieser Baumart erhöhte
                                                             Verlichtungswerte entstanden. Trotz des gesteigerten
Bei den deutlichen Schäden hat 2018 ein stärkerer
                                                             Nadelverlustes ist die Kiefer im Vergleich zu den anderen
Anstieg um 9 Prozentpunkte stattgefunden. Verlichtungen
                                                             Hauptbaumarten noch am wenigsten geschädigt.
in dieser Höhe hat es zuletzt um 1984 und dann wieder
1999 gegeben.

Bei den Bäumen ohne Verlichtung ist mit 12 Prozent
etwa der Vorjahreswert erreicht worden. Dies ist in dieser
Stufe erneut der schlechteste Wert in der Zeitreihe.

                    Lichter Kiefernbestand
26 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

                                                                        ABBILDUNG 15

Entwicklung der Kronenverlichtung bei Kiefern
| 1984 bis 2018
                   Fläche in Prozent1

2018                           28                             60                       12

2017                      19                              68                          13

2016                  13                            65                            22

2015                      16                             68                           16

2014                       23                             61                          16

2013                       24                                61                       15

2012                  13                           58                            29

2011                      18                         58                           24

2010                  15                            55                           29

2009                  14                            60                           27

2008                      20                            56                        24

2007                  13                       53                            35

2006                      18                            62                        21

2005                  12                             69                               19

2004                      19                        53                           28

2003                      20                             61                           19

2002                  15                            57                           28

2001                      20                        51                           29

2000                      17                       50                        34

1999                       26                                59                       15

1998                  11                  46                           43

1997                  14                 48                            39

1996   2

1995                  12                      48                            40

1994                  14                       50                            36

1993                  8                   47                            46

1992                  13                      44                            43

1991                  9                  38                            53

1990                  9                  38                            54

1989                  11                 39                            50

1988                      17                   41                           42

19873                 7                  43                            50

1986                      21                        48                           31

1985                           30                        44                      26               deutliche Kronenverlichtung  
                                                                                                      
1984                           31                            48                   22              schwache Kronenverlichtung (Warnstufe)     

                  0                 20          40                60        80              100   ohne Kronenverlichtung

1
  Durch Rundungsdifferenzen können in einzelnen Jahren kleine Abweichungen
in der Gesamtsumme entstehen; 2 kein Landesergebnis; 3 nur bedingt mit den übrigen
Jahren vergleichbar
27 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

FAZIT BEI DEN HAUPTBAUMARTEN                                 Alle Bewertungen des Waldzustandes spielen sich zudem
                                                             vor der Kulisse von immer noch beeinträchtigten Wald-
2018 steht ganz im Zeichen des trockenen „Jahrhundert-       böden ab. Zwar konnten diverse Untersuchungen eine
sommers“. Neben der lang anhaltenden Dürre haben             langsame Besserung des Bodenzustandes verzeichnen,
aber noch weitere Stressfaktoren für den Wald Raum           jedoch kann von einer Wiederherstellung der Böden noch
gegriffen. Fast alle Baumarten haben stärker fruktifiziert   nicht gesprochen werden.
und viele Samen gebildet. Nicht alle konnten ausreifen.
Die Wetterbedingungen waren für die meisten Insekten         • Die EICHE hat mit ihren tief reichenden Wurzeln auf
ideal. Der Befall der Waldbäume mit Schadinsekten war          vielen Standorten noch recht lange Wasser im Boden
dementsprechend hoch.                                          erreichen können. Doch dann musste auch sie der
                                                               anhaltenden Trockenheit nachgeben. Raupenfraß und
Insgesamt haben sich diese Mehrfachbelastungen gegen-          Bildung von vielen Eicheln verstärkten die Belastungen.
seitig verstärkt und so zum schlechtesten Waldzustand          Die Eiche ist wieder die Baumart mit den höchsten
seit Beginn der Untersuchungen 1984 geführt.                   Verlichtungsprozenten in NRW.

                                                             • Unter der langen Dürrezeit hat die BUCHE bedeutend
                                                               gelitten. Sie hat regional besonders früh ihre Blätter
                                                               abgeworfen und zeigte verstärkt Trockniserscheinungen.
                                                               Nach nur einer kleinen Pause im letzten Jahr war
                                                               in diesem Jahr in den meisten Buchenbeständen
                                                               wieder eine starke Mast mit unzähligen Bucheckern
                                                               zu verzeichnen. Viele Kulturen sind vertrocknet.

                                                             • Für die FICHTE war durch ihr meist flaches Wurzel-
                                                               system die Beeinträchtigung durch Wassermangel
                                                               früh und ausgeprägt spürbar. Dramatisch war und ist
                                                               jedoch der folgende Befall mit Borkenkäfern. Das ganze
                                                               Ausmaß wird man frühestens zum Jahresende, nach
                                                               dem winterbedingten Erliegen der Käferaktivitäten,
                                                               bemessen können. Die Fichte zeigt 2018 die schlech-
                                                               testen Benadelungswerte seit Beginn der Zeitreihe.

                                                             • Die KIEFER gilt als eine Baumart, die mit Wassermangel
                                                               etwas besser zurechtkommt als die anderen heimischen
                                                               Hauptbaumarten. Dennoch hat sie die lange Dürre-
                                                               periode auf vielen Standorten belastet. In Verbindung
                                                               mit einer starken Zapfenbildung sind so trotzdem hohe
                                                               Verlichtungswerte zustande gekommen. Im Vergleich
                                                               zu den anderen Baumarten ist die Kiefer jedoch noch
                                                               am wenigsten geschädigt.

Sterbende Käferfichte mit sich ablösender Rinde
28 | Die Vitalität der Baumkronen 2018

AUSWIRKUNG DER TROCKENHEIT
AUF DIE WALDBÄUME

Trockene und heiße Sommer kommen in unseren Breiten
immer wieder vor und sind prinzipiell nichts Ungewöhn-
liches. Unsere heimische Natur ist darauf eingestellt und
kommt in der Regel mit diesem Wetter zurecht. Doch
der Sommer 2018 ragt aus den langjährigen Messreihen
mit mehreren Rekordwerten heraus. Insbesondere die
Temperaturen und die Dauer der Dürreperiode waren
außergewöhnlich hoch. Er dürfte wohl als „Jahrhundert-
sommer“ eingestuft werden.

An den Waldrändern und besonders entlang der Straßen
                                                             Ein Feldgehölz mit spätsommerlichen Trocknisschäden
und Wege konnte man in diesem Jahr schon ab Anfang
Juli die ersten trockenen Blätter an den Bäumen
erkennen. Im weiteren Verlauf nahmen die Trocknis-           So haben besonders Eichen und Buchen ihre Früchte
erscheinungen zu und man musste vermehrt Bäume               vorzeitig unreif und vertrocknet verloren. Häufig waren
mit komplett vertrockneten Kronen beobachten.                Eicheln und Bucheckern zudem taub.

In den geschlossenen Waldbeständen machte sich die           Da die gesamte Energie- und Nährstoffversorgung nur
Trockenheit meist etwas später bemerkbar. Der Wald           noch eingeschränkt vonstattenging, lief das Wachstum
kann mit seinem Pumpwerk an vernetzten Wurzel-               der Bäume auf Sparflamme. Unter der zunehmender
systemen auch das Wasser in den tieferen Boden-              Belastung muss davon ausgegangen werden, dass es
schichten erreichen. Hier dauerte es, standörtlich unter-    bei vielen Bäumen sogar frühzeitig ganz eingestellt
schiedlich, bis ca. Anfang August, bis sich das Wasser-      worden ist. Das bedeutet Zuwachsverluste, die sich in
defizit erkennbar auswirkte. Dabei waren die flachwur-       schmaleren Jahresringen bemerkbar machen.
zelnden Baumarten wie die Fichte stärker betroffen.
                                                             Von besonderer Bedeutung ist der Befall der Fichten
Junge Bäume sind weniger widerstandsfähig als alter          mit Borkenkäfern in diesem Jahr. Das Wetter förderte
Wald. Deshalb sind sehr viele Kulturen mit Jungpflanzen      die Käferentwicklung und führte zu einem außergewöhn-
der Dürre erlegen und großflächig vertrocknet.               lich hohen Borkenkäferbefall. Begünstigt wurde die
                                                             Massenvermehrung durch Sturmholz aus dem Winter-
Wassermangel bedeutet Stress für die Waldbäume.              sturm „Friederike“, das den Käfern ideale Brutvoraus-
Diverse biologische Kreisläufe werden eingeschränkt.         setzungen bot.
Die Bäume versuchen zunächst den Transpirationsverlust
zu reduzieren. Bei einigen Laubbäumen konnte man             Durch den Wassermangel war die Harzbildung bei vielen
beobachten, dass sie ihre Blätter gefaltet oder sogar        Fichten nicht mehr ausreichend möglich. Mit dem Harz-
eingerollt hatten. Das verringert zwar die Transpirations-   fluss können sich die Bäume gegen einbohrende Käfer
fläche und schützt vor zu starker Sonneneinstrahlung,        wehren, indem sie diese ertränken. Die durch Trockenheit
vermindert aber auch die Photosynthese.                      und Zapfenbildung schon vorgeschwächten Fichten hatten
                                                             den Käfern vielerorts nichts mehr entgegenzusetzen.
Mit der Zunahme der Trockenheit haben besonders
die Buchen ihre Blätter und die Fichten ihre Nadeln          Wegen der langen Trockenheit ist auch die Waldbrand-
verfrüht abgeworfen. Blätter und Nadeln haben stellen-       gefahr deutlich angestiegen. Mehrfach hat der Waldbrand-
weise schon Ende August den ganzen Waldboden wie             gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
im Herbst bedeckt.                                           Höchstwerte verzeichnet. Besonders gefährdet sind
                                                             dabei Nadelhölzer, die in ihrer Biomasse leicht entzünd-
2018 war auch ein Mastjahr. Fast alle Baumarten haben        liche ätherische Öle enthalten. Stocken diese Wälder
stärker fruktifiziert. Die Früchte konnten durch die         z. B. auf trocken-sandigen Standorten, steigt die Wald-
Dürre vielerorts aber nicht ausreichend versorgt werden.     brandgefahr enorm.
29 | Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018

Die Witterungsverhältnisse
bis zum Sommer 2018

                                                        Tensiometer zur Messung der Bodenwasserspannung auf der Level-II-Fläche Haard

Das Jahr 2018 stellte neue Wetterrekorde auf. In diesem          indirekte Effekte, indem die Witterung z. B. die Anlage
Sommer waren die bundesweiten Pressemitteilungen                 von Blütenknospen beeinflusst. Von Relevanz ist nicht
geprägt von Meldungen über Hitzewellen, extreme                  nur der Witterungsverlauf des aktuellen Jahres, sondern
Dürre, massive Ertragseinbußen in der Landwirtschaft             auch des Vorjahres. Die Wälder sind im Allgemeinen gut
und erhebliche Waldbrandgefahr. Bereits der April                an die durchschnittlichen Bedingungen des jeweiligen
brachte einen neuen Temperaturrekord. Die Monate                 Standorts angepasst, daher gibt der Vergleich der
April bis August 2018 stellten die wärmsten sowie                aktuellen Wetterverhältnisse mit dem langjährigen
sonnenscheinreichsten und zugleich mit die nieder-               Mittel eine erste Einschätzung der aktuellen Situation.
schlagsärmsten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen
im Jahr 1881 dar.                                                Im Folgenden werden die Witterungsverhältnisse in
                                                                 NRW bis zum Sommer 2018 im Detail betrachtet und
Die Witterung spielt eine entscheidende Rolle für die            Rückschlüsse für die Waldbäume gezogen. Als Daten-
Entwicklung des Waldzustandes. Zum einen gibt es                 grundlage dienen Wetteraufzeichnungen des DWD
direkte Effekte der Witterung auf den Zustand der                sowie Messungen des LANUV, die im Rahmen des
Waldbäume z. B. durch Sommertrockenheit, Stürme                  bundesweiten forstlichen Umweltmonitorings auf
sowie Früh- und Spätfröste, zum anderen gibt es                  den Level-II-Flächen in NRW durchgeführt werden.
30 | Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018

KLIMA UND WITTERUNGSVERHÄLTNISSE                                                        Oktober gehörte bundesweit zu den wärmsten seit 1881.
                                                                                        Der Januar war ebenfalls außergewöhnlich niederschlags-
IN NRW
                                                                                        reich und zugleich mit im Mittel 4,7 °C (1961–1990: 1,2 °C)
                                                                                        ausgesprochen warm. Bundesweit war der Januar der
Das Klima in NRW wird durch maritimen Einfluss geprägt
                                                                                        sechstwärmste Januar seit 1881. Am 18. Januar zog das
und geht mit kühlen Sommern und milden Wintern einher.
                                                                                        Orkantief „Friederike“ über NRW und verursachte schwere
Der globale Klimawandel führt auch in NRW zu Verände-
                                                                                        Schäden. Der Februar sowie der März 2018 waren trocken
rungen, dies zeigt sich in den Messungen des Deutschen
                                                                                        und kalt. Anfang April kam es zu einem rapiden Tempe-
Wetterdienstes (DWD). Landesweit ist die Jahresmittel-
                                                                                        raturanstieg. Der April 2018 war bundesweit der wärmste
temperatur seit Beginn der DWD-Messungen 1881 um
1,5 °C und die mittlere jährliche Niederschlagssumme um                                 April seit 1881. In NRW lag die mittlere Temperatur mit
100 L m-2 (entspricht mm) angestiegen (LANUV 2018*).                                    12,8 °C fast 5 °C über dem Mittel der Referenzperiode.
                                                                                        Gleichzeitig wies der April ein Niederschlagsdefizit bei
Die mittlere Temperatur ab Beginn des Nadel-/Blatt-                                     überdurchschnittlicher Sonnenscheindauer auf. Der
austriebs bis zum Zeitpunkt der Waldzustandserhebung                                    Mai 2018 war auch ungewöhnlich warm, niederschlags-
(April bis August) zeigt ebenfalls ab Anfang der 1980er-                                arm und ausgesprochen sonnenscheinreich (280 h;
bis Ende der 1990er-Jahre einen deutlichen Anstieg                                      1961–1990: 190 h). In NRW kam es im Mai und Juni 2018
(Abb. 1, S. 31). Seitdem ist die Temperatur im Mittel bis                               wiederkehrend zu lokal heftigen Gewitterregen. Obwohl
2017 auf hohem Level konstant geblieben. Die höchsten                                   der Juni bundesweit sehr warm, extrem trocken und
mittleren Temperaturen (April bis August) wurden bis                                    sonnenscheinreich war, gehörte NRW zu den vergleichs-
dahin in den Jahren 1947 und 2003 mit jeweils 16,3 °C                                   weise kühlen und sonnenscheinarmen Bundesländern.
gemessen. Das Jahr 2018 übertrifft diese beiden Jahre                                   Im Juli zog eine außergewöhnliche Hitzewelle über NRW.
mit 17,4 °C bei Weitem und liegt 3,6 °C über dem Mittel                                 In Duisburg-Baerl wurde am 26. Juli die höchste Tempe-
der Referenzperiode (1961–1990).                                                        ratur von 38 °C gemessen. Die mittlere Temperatur lag
                                                                                        mit 20,9 °C um 3,9 °C höher als in der Referenzperiode.
Obwohl die Jahresniederschlagssumme im Mittel                                           Gleichzeitig war der Juli äußerst sonnenscheinreich
zugenommen hat, liegt keine Erhöhung der Nieder-                                        (315 h; 1961–1990: 187 h) und mit nur 25 L m-2 extrem
schlagssumme von April bis August vor. Insbesondere                                     trocken (1961–1990: 82 L m-2). Damit war NRW im Juli das
in den letzten zehn Jahren wurden in diesen Monaten                                     zweitniederschlagsärmste Bundesland. Die extreme Hitze
vergleichsweise niedrige Niederschlagssummen                                            und Dürre brachte u. a. erhebliche Auswirkungen für die
beobachtet (Referenzperiode 1961–1990: 373 L m-2,                                       Landwirtschaft (Ertragseinbußen) mit sich. Im August
2008–2018: 338 L m-2). Im Jahr 2018 wurde mit nur                                       2018 setzten sich die extremen Bedingungen weiter fort.
214 L m-2 die niedrigste Niederschlagssumme seit 1976                                   Der August gehörte bundesweit zu den drei wärmsten seit
(196 L m-2) gemessen.                                                                   1881. Insgesamt stellten die Monate April bis August 2018
                                                                                        die wärmsten sowie sonnenscheinreichsten und zugleich
Der Vergleich der Monatsniederschlagssummen zeigt,                                      mit die niederschlagsärmsten Monate seit Beginn der
dass in den letzten zehn Jahren (2008–2017) im Herbst                                   Messungen 1881 dar (vgl. Abb. 3, S. 32).
und Winter etwa genauso viel Niederschlag gefallen ist
wie in der Referenzperiode (Abb. 2, S. 31). Im Frühjahr                                 Die Temperatur- und Niederschlagsabweichungen von
und im Sommer dagegen wurden in den letzten zehn                                        April bis August waren regional verschieden (Abb. 4 und
Jahren deutlich niedrigere Niederschlagssummen ge-                                      Abb. 5, S. 33). Im April war ganz NRW von extrem hohen
messen, insbesondere in den Monaten März bis Mai.                                       Temperaturabweichungen betroffen, während sich in den
Im Jahr 2018 wurden zusätzlich extrem niedrige Werte                                    anderen Monaten deutlichere regionale Unterschiede
im Februar, Juni, Juli und August beobachtet.                                           zeigten. Im Juli wurden z. B. extrem hohe Temperatur-
                                                                                        abweichungen im Westen von NRW gemessen (Nieder-
Im Folgenden werden die Besonderheiten des Witterungs-                                  rheinisches Tiefland, Niederrheinische Bucht, Eifel,
verlaufs ab der zweiten Jahreshälfte 2017 betrachtet                                    Bergisches Land). In der Westhälfte von NRW traten
(Abb. 3, S. 32). Die zweite Jahreshälfte war deutlich nieder-                           gleichzeitig außergewöhnlich hohe Niederschlagsdefizite
schlagsreich und insgesamt warm, aber sonnenschein-                                     auf. Im August war dagegen insbesondere der Osten von
arm im Vergleich zur Referenzperiode. Insbesondere der                                  NRW (z. B. Weserbergland) von Hitze und Trockenheit
Juli war mit 130 L m-2 (1961–1990: 82 L m-2) sehr nass. Der                             betroffen.

* LANUV (2018). Wald und Klima in Nordrhein-Westfalen – Ein Beitrag zum Landeswaldbericht. Recklinghausen, 13 S.
31 | Die Witterungsverhältnisse bis zum Sommer 2018

                                                                                                         ABBILDUNG 1

                  Zeitverlauf der mittleren Temperatur | April bis August
                  1881 bis 2018
                        Mittel April bis August               10-jähriger gleitender Durchschnitt

                  Mittlere Temperatur in °C
                   18

                   17

                   16

                   15

                   14

                   13

                   12
                          1880        1900           1920       1940       1960          1980           2000      2020   Datenquelle: DWD

                                                                                                         ABBILDUNG 2

                  Monatsniederschlagssummen |
                  2008 bis 2017 und 2018 (bis August)
                  Vergleich mit der Referenzperiode (1961–1990)

                        1961–1990            2008–2017              2018

                  Niederschlagssumme in L m-2
                  120

                  100

                   80

                   60

                   40

                   20

                    0
                               Jan.

                                      Feb.

                                              März

                                                      April

                                                              Mai

                                                                    Juni

                                                                           Juli

                                                                                  Aug.

                                                                                         Sept.

                                                                                                 Okt.

                                                                                                          Nov.

                                                                                                                 Dez.

                                                                                                                         Datenquelle: DWD
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