WAS IST EIGENTLICH EIN - SOFTDECCHTTPS://WWW.SOFTDECC.COMFILEADMIN /2017 _DEFINITION_LMS

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26                              Was ist ein LMS?

                                     Was ist eigentlich ein
                                            Learning Management System?
                                                                                                                                    von Annette Bouzo

                                     Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Social Learning? Oder was
                                     ist überhaupt der Unterschied zwischen Gamification und Game Based
                                     Learning? Im Learning-Bereich gibt es eine ganze Reihe von Buzzwörtern,
                                     die bestimmte Methoden oder Technologien beschreiben sollen, aber in
                                     der Regel keine allgemeingültigen Definitionen besitzen. Fragt man bei-
                                     spielsweise auf einer Messe wie der LEARNTEC Besucher und Ausstel-
                                     ler nach der Definition von Mobile Learning, bekommt man vermutlich so
                                     viele unterschiedliche Antworten, wie man zuvor Personen befragt hat.
                                     Selbst ein so gängiger Begriff wie „eLearning“ ist im Endeffekt nichts
                                     weiter als ein Kunstbegriff, der je nach Person, Projekt oder Unternehmen
                                     und den damit verknüpften Interessen sowie Erfahrungen anders verwen-
                                     det und interpretiert wird.

                                     LMS-Definition – einfach, klar und eindeutig?              „Unter dem Begriff Lernplattform bzw. Learning Ma-
                                                                                                nagement System (LMS) versteht man ein Softwaresys-
                                     Im Zeitalter von Digitalisierung mit zunehmendem           tem, das unter einer zentralen Oberfläche mehrere
                                     Wettbewerbsdruck, erklärungsbedürftigen Produkten,         aufgabenspezifische Teilprogramme integriert, mit de-
                                     hohen Erwartungen sowohl von Kunden als auch von           nen verschiedene Lernszenarien unterstützt werden.
                                     den eigenen Mitarbeitern sowie strengen und ver-           Ausgehend vom ursprünglichen E-Learning-Ansatz
                                     bindlichen gesetzlichen Vorgaben ist die Komplexität       hat sich der Konsens entwickelt, dass das sogenannte
                                     der Themen und die Vielzahl der oftmals betroffenen        Blended Learning die Lernaktivitäten der meisten An-
                                     Stakeholder ohne passende Software-Unterstützung           wender am besten unterstützt, weswegen aktuell die
DIE AUTORIN                          in der Regel nicht zu bewältigen. Im Bereich ‚Corpo-       meisten LMS diesen Ansatz verfolgen. Gemeinsam ist
                                     rate Learning‘ stellen Learning Management Systeme         all diesen Lernumgebungen, dass sie Werkzeuge zur
                                     deshalb noch immer die zentrale Infrastruktur für die      Erstellung, Kommunikation und Verwaltung von Lern-
                                     Organisation und Verwaltung von Lernen in Unter-           inhalten, sowie zur Koordination von web-basierten
                                     nehmen dar. Doch die Suche nach einem geeigneten           Lernangeboten und zur Beurteilung der Lernenden
                                     System erweist sich oftmals als schwierig, nicht zu-       enthalten.“
                                     letzt dadurch, dass es für die zahlreichen Softwarelö-
                                     sungen keine einheitliche Nomenklatur gibt. Software-      Nimmt man diese beiden Definitionen als Ausgangs-
                                     Hersteller haben nicht selten kein Interesse an einer      lage, so ergeben sich folgende erste Erkenntnisse.
                                     eindeutigen Klärung. Daher wird der Begriff LMS oft        Zum einen werden bei Wikipedia die beiden Begrif-
                                     in ähnlich irreführendem Kontext verwendet, wie der        fe Lernplattform und Learning Management System
                                     Begriff ‚Platzangst‘ in Verbindung mit engen Räumen.       als Synonyme benutzt. Darüber hinaus handelt es
                                     Doch was ist eigentlich ein LMS?                           sich demnach bei LMS um eine Software, die im Kern
                                                                                                als Schnittstelle zwischen Lehrenden und Lernen-
                                     Wikipedia, welches explizit NICHT als wissenschaftliche    den fungiert und Organisation von Lernvorgängen
                                     Quelle gilt, liefert zum Einstieg folgende Definitionen:   unterstützt. Als typische Funktionen werden Werk-
Annette Bouzo                                                                                   zeuge zur Erstellung von Inhalten, Kommunikation
                                     „Eine Lernplattform bzw. Learning Management Sys-          und Verwaltung von Lerninhalten, Koordination von
ist als Elearning Managerin (CELM)   tem (LMS) ist ein komplexes Content-Management-            Lernangeboten sowie die Beurteilung der Lernenden
bei SoftDeCC Software GmbH           System, das der Bereitstellung von Lerninhalten und        genannt.
seit 2007 für das Marketing des      der Organisation von Lernvorgängen dient. Aufgabe
etablierten LMS TCmanager®           einer web-basierten Lernumgebung ist, die Kommu-           Im Rahmen unseres jährlichen Themenheftes „Praxis-
verantwortlich. Ursprünglich         nikation zwischen Lernenden und Lehrenden zu er-           ratgeber & Markt“ behandelt das eLearning Journal
als Seminarverwaltung für            möglichen. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen Bil-    seit mehreren Jahren auch ausführlich das Thema LMS
Trainingszentren konzipiert,         dungsanbieter und lernender Person. Nicht darunter         und hat in diesem Kontext auch die Frage aufgegriffen,
organisiert TCmanager heute als      fallen Bildungsinhalte, die über das Internet angeboten    was ein LMS eigentlich ist und welche Funktionen ein
webbasiertes LMS mit vielseitigen    werden, wie die üblichen Webpräsenzen oder -portale.       solches System typischerweise hat. Als Grundfunkti-
Portalen und eLearning-Plattform     Vorteile einer Lernplattform sind Entlastung im Lehr-      onen wurden in dem Artikel „Learning Management
professionelle Qualifizierungspro-   betrieb, die Regelung des Informationsflusses, Verein-     Systeme – (K)ein Buch mit sieben Siegeln?!?“ 2016
zesse in Akademien, Industrie und    fachung des Lernens und Übernahme zahlreicher Ver-         beispielsweise das Lerner-/Usermanagement, ein Ka-
Personalentwicklung. SoftDeCC ist    waltungsaufgaben.“                                         talog, eine Content-Plattform, die Kursverwaltung, ein
seit 1998 eine feste Komponente                                                                 Veranstaltungsmanagement, eine Bildungshistorie,
des professionellen Bildungsma-      Das synonym verwendete Wort Lernplattform wird fol-        eine Reporting-Funktion sowie die Fakturierung ge-
nagements.                           gendermaßen erklärt:                                       nannt.

              eLearning Journal | Praxisratgeber 2017/2018: eLearning in Unternehmen nachhaltig einsetzen
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Was ist ein LMS?    27

ii Mögliche Darstellung eines Qualifikationsprofils im Mitarbeiterportal (hier TCmanager LMS).

LMS = Ansichtssache?                                      im Internet darstellen, welches in seinen Funktionen bei
                                                          weitem nicht mehr mit einem LMS zu vergleichen ist.
Diese drei Beispiele zeigen, wie schwierig es ist eine
allgemeingültige Definition für LMS zu finden bzw.        Als Lernplattform wird jedoch oft jede Art Por-
aufzustellen. Selbst bei der Aufzählung der Funktio-      tal bezeichnet, die Lerninhalte, vielleicht auch nur
nen gibt es scheinbar deutliche Unterschiede. Gehört      Schulungskataloge, darstellt. Das gleiche gilt für un-
Fakturierung wirklich zu den Haupteigenschaften           ternehmensinterne Social Media-Anwendungen, Kolla-
eines LMS? Wie sieht es bei dem Veranstaltungsma-         borationstools, wie Webinar-Software (virtueller Klas-
nagement aus? Es stimmt zwar, dass mittlerweile vie-      senraum). Bei einem derart strapazierfähigen Begriff
le LMS auch das Management von Präsenzveranstal-          lohnt sich genaues Nachfragen, um Missverständnisse
tungen allen voran im Kontext von Blended Learning        zu vermeiden. Klar ist, dass eine Social Media-Anwen-
ermöglichen, doch ist diese Funktion bei weitem nicht     dung oder ein virtueller Klassenraum keine übergrei-
in allen Systemen integriert, die auf dem Markt als       fende, koordinierende Rolle im Gesamtsystem haben,
LMS verfügbar sind. Gleiches gilt auch für die Kom-       sondern bei entsprechendem Bedarf wichtige Lernfor-
munikationsmethoden wie Chats oder Foren. Auch            mate sind. Diese können als Bestandteile (Subsysteme)
hier gilt, dass viele LMS mittlerweile unter dem Buzz-    integriert oder über Schnittstellen an das LMS ange-
word „Social Learning“ Foren, Chats, Blogs, Wikis und     bunden sein.
ähnliches integriert haben, doch sind diese Tools bei
weitem nicht in allen LMS präsent. Es gibt berechtig-     Auf dem Markt sind unter dem Begriff Lernplattform
te Zweifel, ob sie überhaupt zu den Grundfunktionen       auch strikt themengebundene, gewerbliche Portale zu
eines LMS gehören.                                        finden, die unternehmensunabhängig bestimmte stan-
                                                          dardisierte Lerninhalte anbieten. Dies können Inhalte
Lernplattform vs. LMS                                     für einzelne Interessengruppen sein. Dieser heteroge-
                                                          ne Markt bietet eine Vielzahl in Qualität und Aktualität
Die Definition von Wikipedia wirft weitere Fragen auf:    stark schwankende Angebote für das Erlernen von z.
ist der Begriff Lernplattform wirklich ein Synonym für    B. Sicherheitsbestimmungen, Vorbereitung auf Füh-
das Learning Management System? Möglicherweise ist        rerschein- und IHK-Prüfungen. Diese sind eigenstän-
der Begriff Lernplattform der unschärfste und am will-    dige Geschäftsmodelle, ähnlich einer Leihbücherei.
kürlichsten verwendete Begriff. Es stimmt zwar, dass      Sie haben mit einem Learning Management System in
Lernplattform und LMS im Sprachgebrauch gerne als         eigentlichen Sinne nichts zu tun, da ihnen keine echte
austauschbare Begriffe verwendet werden, jedoch kann      Integration in die Prozess- und Lernlandschaft des Un-
eine Lernplattform auch nur ein Portal mit Lerninhalten   ternehmens erfolgt.
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28                Was ist ein LMS?

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                      LEARNING MANAGEMENT SYSTEM - Semantische Analyse

                      Der Exkurs in die Semantik soll die Bedeutung des         laboration, kommen dagegen nicht in einschlägigen
                      Wortkonstruktes LEARNING MANAGEMENT SYSTEM                Definitionen vor.
                      klären. Dazu sollen die einzelnen Wortteile unter-
                      sucht und danach zueinander in Kontext gesetzt            + System
                      werden.
                                                                                Ein System ist eine geordnete Gesamtheit von Ele-
                      Learning                                                  menten, zwischen denen Beziehungen bestehen
                                                                                (vgl. Ulrich, 2001, S. 105), oder analog dazu: Ein
                      Die Bedeutung des Wortes Learning (Lernen) ist da-        System besteht aus Elementen, die miteinander in
                      bei nicht besonders zwiespältig. Merriam Webster          Beziehung stehen und einen gemeinsamen Zweck
                      (Webster, 2017) bezieht sich auf den Akt oder die         verfolgen (vgl. Forrester, 1971, S. 13ff).
                      Lernerfahrung einer Person, den zielgerichteten
                      Zuwachs an Wissen oder Kenntnissen durch Unter-           Zur Definition des jeweiligen Systems muss auch
                      weisung oder Studium und eine Verhaltensänderung          dessen Eingliederung in die Systemumwelt berück-
                      durch Erfahrung.                                          sichtigt werden. Ein System kann aus Subsystem
                                                                                (Teilsystemen) aufgebaut sein, oder selbst Teil eines
                      •   the act or experience of one that learns              übergeordneten Systems sein. Kleinere Teile eines
                      •   knowledge or skill acquired by instruction or study   Systems werden gemeinhin als Systemelemente be-
                      •   modification of a behavioral tendency by experi-      zeichnet. Weitere Merkmale eines Systems sind die
                          ence (such as exposure to conditioning)               Beziehungen der (Sub-) Systeme und Systemelemen-
                                                                                te zu- und untereinander, sowie zu seiner Umwelt. Zur
                      Merriam Webster differenziert zwischen dem Wissen         Untersuchung der Wirksamkeit von Systemen können
                      einerseits und Lernen andererseits, welches explizit      zwei Perspektiven bemüht werden. Eine atomistische,
                      durch formale Gegebenheiten gekennzeichnet ist.           welche die Systemelemente und deren Einzelcharak-
                                                                                teristika untersucht und eine holistische, welche auf
                      “knowledge applies to facts or ideas acquired by          die Zusammenhänge der Elemente, Systeme und de-
                      study, investigation, observation, or experience […]      ren Wechselwirkungen zueinander fokussiert.
                      learning applies to knowledge acquired especially
                      through formal, often advanced, schooling.”               Um Wirkung und Verhalten eines Systems zu ver-
                                                                                stehen, müssen beide Sichten kombiniert werden.
                      + Management                                              Werden dabei mehrere Systemebenen betrachtet
                                                                                spricht man von einer ganzheitlichen Betrachtung
                      Allgegenwärtig findet der Begriff Management Ver-         (vgl. Bleicher, 2011, S. 52). Dies ist besonders not-
                      wendung. Aus dem angloamerikanischen abgeleitet,          wendig in Systemen (also Unternehmen), in denen
                      steht er ja nach Kontext mal für verwalten, organi-       Menschen handeln, da diese aufgrund des zwangs-
                      sieren, leiten oder auch ‚etwas zustande bringen‘.        läufigen Austauschs mit ihrer Systemumwelt ständi-
                      Doch steht der Begriff nicht nur für einen Prozess,       gen Veränderungen unterliegen (vgl. Ulrich / Probst,
                      sondern wird auch unter der Funktionsperspektive          2001, S. 60).
                      mit Führung gleichgesetzt. Dies impliziert typischer-
                      weise eine gewisse Autorität und Entscheidungs-           = Learning Management System
                      gewalt. In englischsprachiger Literatur wird dafür
                      gerne auch das Wort ‚Leadership‘ verwendet. Funk-         Grammatikalisch spezifizieren die letzteren Worte
                      tionale Führung umfasst Aufgaben und Handlungen           den Fokus des Beginns des Wortkonstrukts. Nicht
                      zur zielorientierten Gestaltung, Lenkung und Ent-         diskutiert werden kann also die Zweckgebundenheit
                      wicklung eines Systems, während das institutionale        des Management Systems (Lernen). Aus den Einzel-
                      Führungsverständnis die richtungsgebende Instanz          definitionen lässt sich also ableiten, das ein Lear-
                      einer hierarchischen Organisation (und damit eines        ning Management System die führende Instanz
                      Systems) meint (Vgl. Hummel/Zander, 2008, S.1;            im Bereich des organisationalen Lernens ist, eine
                      Stähle, 199, S. 65 und Steinmann/Schreyögg, 205,          zentrale Einheit also, der die Planung, Durchfüh-
                      S.6). Auch die letztere Interpretation impliziert eine    rung und Kontrolle der Lernprozesse obliegt, diese
                      Entscheidungsgewalt über zielgerichtete Maßnah-           zeitgerecht steuert und auswertet. Die Definition
                      men und Handlungen.                                       von Brandon Hall:

                      Management meint also die Organisation, Verwal-           „A Learning Management System is software that
                      tung von einzelnen Teilen, auch die Zuordnung von         automates the administration of training events.
                      Teilen zueinander oder die zielgerichtete Definition      The LMS registers users, track courses in a catalog,
                      von Prozessen, deren Abstimmung aufeinander und           and records data from learners; it also provides ap-
                      deren Unterstützung. Wörter wie Erstellung oder           propriate reports to management. The database ca-
                      Generierung von Inhalten, Medienformate oder Kol-         pabilities of the LMS extend to additional functions

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Was ist ein LMS?   29

  such as company management, online assessment,           ten professionellen Anwendungen, die in Unterneh-
  personalization and other resources.“ (Hall, 2001)       men eingesetzt werden, treffen also in der Regel
                                                           auch auf ERP und Warenwirtschaftssysteme zu.
  scheint sich also gut zu eignen. Augenfällig ist, dass
  Hall keinen Hinweis gibt, wer das LMS bedient, ob        Zielgruppe?
  also Trainingsadministratoren, Trainer oder Lerner
  bestimmte Funktionen nutzen und damit bestimmte          Weiter fällt auf, dass die von Schulmeister ange-
  Ereignisketten / Prozesse auslösen.                      nommene Rollenverteilung einen Schwerpunkt auf
                                                           die Bedeutung des Trainers legt, was nicht begrün-
  Nach Schulmeister sind die konstituierenden Ele-         det wird. Diese Interpretation hat ihren Ursprung im
  mente eines Learning Management Systems die              Hochschulwesen und der hier zentralen Bedeutung
  Funktionsbereiche:                                       des Studienleiters/ Dozenten in diesem Zusammen-
                                                           hang.
  •   Benutzerverwaltung
  •   Kursverwaltung                                       Dieser Ansatz ist allerdings für Unternehmen nur
  •   Rollen und Rechte                                    bedingt geeignet. Hier kümmert sich die Firmenaka-
  •   Kommunikationsmethoden und -werkzeuge                demie, HR oder Personalentwicklung in der Regel
  •   Darstellung der Kursinhalte, Lernobjekte und Me-     um die Administration des Learning Management
      dien (Schulmeister, 2003, S. 12)                     Systems, den Teilnehmerkreis und die Lernprozes-
                                                           se, währen der Trainer oft rein für die Durchführung
  Die Punkte Benutzerverwaltung, Rollen und Rechte         verantwortlich ist. Im Unternehmen bezieht sich die
  sowie ein Spektrum an Kommunikationsmethoden             Gesamtheit der Strategie und des Trainingskonzepts
  und -werkzeugen sind kennzeichnend für die meis-         letztendlich auf die Unternehmensziele.

Dauertrend: Blended Learning                               nicht zwangsläufig auf die Notwendigkeit einer fes-
                                                           ten Integration hin.
Wieso wird in der Charakterisierung für LMS auf
Blended Learning eingegangen? Der Grund hierfür            Der Bedarf von Unternehmen an Autorentools ist
dürfte schlicht in der Historie zu finden sein: Der        extrem unterschiedlich. Da sind zum einen Unter-
Hype der Nullerjahre um das Web 2.0 und die da-            nehmen, die mit standardisierten elektronischen
malige Begeisterung um WBTs und Elearning, das             Inhalten wunderbar zurechtkommen und so ver-
damals als billiges Allheilmittel für Schulungshe-         gleichsweise kostengünstig schulen. Eine weitere
rausforderungen aller Art gehandelt wurde ist ab-          Gruppe sieht überhaupt keinen Bedarf an Elearning-
geflaut. Elearning hat das damals vorherrschende           Produkten, weil entweder die Thematik elektronisch
Präsenztraining nicht abgelöst. Die Prognose, dass         nicht abgebildet wird, die Trainingsphilosophie dem
informelles Lernen nicht andere Trainingsformen er-        entgegensteht oder die Zielgruppe damit nicht er-
setzen wird, dürfte realistisch sein. Vielmehr dürfte      reicht wird.
künftig mit einem Mehr an ausgewogenen, individu-
ellen Lernpfaden und ein zielgruppen- und objektop-        Andere, auch international agierende Unternehmen,
timierter Medien und Formaten gerechnet werden,            welche Elearningformate verwenden, sind eventuell
kurz mit vielschichtigen, komplexeren Lernszena-           an bestimmte Darstellungsformen gebunden oder
rien. Für den Umgang mit dieser Entwicklung sind           arbeiten dauerhaft mit einer internen oder externen
Learning Management Systeme unabdingbar.                   Agentur, so dass ein im LMS integriertes Autorentoll
                                                           zwar vorhanden ist, aber nicht genutzt wird.
LMS = All Inclusive?
                                                           Letztendlich gibt es selbstverständlich auch eine
Haben wirklich alle Learning Management Systeme            Interessentengruppe, für die die Funktionen eines
ein Werkzeug zur Erstellung von Lerninhalten integ-        integrierten Autorentools von großer Bedeutung
riert, wie es in der Definition von Wikipedia nahege-      sind. Hat ein LMS jedoch ein Autorentool oder ei-
legt wird und vor allem, ist dies sinnvoll?                nen Testgenerator integriert, stellt sich die Frage, ob
                                                           die angebotenen Funktionen wirklich ausreichend
Bei dem Thema integriertes Autorentool bzw. ein            sind, damit Lerninhalte für unterschiedlichste Zwe-
Werkzeug zur Erstellung von Lerninhalten ergeben           cke und Zielgruppen erstellt werden können. Gerade
sich die gleichen Einwände, wie bereits bei der der        auch im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen soll-
Unterstützung von Blended Learning – Konzepten             te sorgfältig und individuell die Eignung einer integ-
und Kollaborationstools. Es stimmt zwar, dass die Ei-      rierten Lösung geprüft werden. Denn im Hinblick auf
genproduktion von Lerneinheiten gerade im Kontext          die Zukunft kann kein LMS Hersteller garantieren,
von Unternehmen mittlerweile eine wichtige Rolle in        dass gerade sein Autorentool flexibel genug ist auch
den Trainingsstrategien einnimmt, jedoch weist das         zukünftige Medienformate unterstützen zu können.
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30                Was ist ein LMS?

                       Ist ein Autorentool wichtiger Aspekt, dann kann es       treffen. Natürlich kann eine digitale Bildungslandschaft
                       auch sinnvoll sein, sich für ein separates, externes     auch Plattformen für Kollaboration wie z. B. Webinar-
                       Autorentool zu entscheiden und ein LMS zu wählen,        software oder Social Media Elementen anbieten. Diese
                       welche die jeweiligen Formate unabhängig ausspielt.      können über Schnittstellen mit dem Learning Manage-
                       Moderne Learning Management Systeme können               ment System verknüpft werden und müssen nicht fest
                       die Produkte unterschiedlichster Autorentools, typi-     integriert sein. Ebenso kann ein Virtual Classroom,
                       scherweise WBTs, herstellerunabhängig einbinden          eine Webinar- oder Konferenz-Software unabhängig
                       und dem Lerner zur Verfügung stellen. Relevant ist       vom LMS als Stand-Alone-Lösung eingesetzt werden,
                       hierbei für den Lernenden, dass eventuell benötig-       wenn darüber beispielsweise generell die Kommuni-
                       te Zusatzprogramme wie z. B. ein Mediaplayer oder        kation im Unternehmen erfolgt. Dies kann ggfs. einen
                       ein pdf-Reader vorhanden sind, um die Inhalte auf        Medienbruch darstellen, wenn auf Wirtschaftlichkeit
                       der Elearning-Plattform oder im Mitarbeiterportal zu     mittels IT-gestützter Lernprozesse Wert gelegt wird.
                       starten, zu lesen oder bearbeiten zu können. Für den
                       Lerner spielt es kaum eine Rolle, auf welchem Lauf-      Ferner ist zu beachten, dass die erhältliche Webinar-
                       werk oder welchem Serverbereich das Produkt des          software wie z. B. Adobe Connect oder BigBlueBell
                       Autorentools physisch liegt. Das Learning Manage-        sich in Kosten, Funktions- und Leistungsspektrum
                       ment System kennt den richtigen Pfad in der System-      erheblich voneinander unterscheiden und somit
                       landschaft und verwaltet die Aufrufberechtigungen        nicht für jedes Unternehmen gleichermaßen geeig-
                       gemäß den Vorgaben. Dies können z. B. vorausge-          net sind. Problematisch ist das Zusammenspiel erst
                       setzte Qualifikationen (Testergebnisse) sein, ein be-    dann, wenn bestimmte Formate fehlerhaft sind oder
                       stimmtes Zeitfenster oder eine bestimmte Rolle des       gar nicht weiterentwickelt werden. Hier muss dann
                       Mitarbeiters im Unternehmen.                             die IT-Abteilung mit den Herstellern kommunizieren
                                                                                und herausfinden, ob z.B. die Konferenz-Software
                       Ein integriertes Autorentool stellt also in der Regel    komplett ausgetauscht werden muss oder eine Neu-
                       keinen entscheidenden Faktor bei der Kaufentschei-       konfiguration, ein Software-Update oder ein Worka-
                       dung dar. Anderen Faktoren wie Flexibilität und Zu-      round Abhilfe schafft.
                       kunftssicherheit wird typischerweise eine höhere
                       Gewichtung beigemessen. Letztendlich ergibt sich         Lerninhalte, Methodik und Didaktik von Inhalten sind
                       daraus, dass Autorentools nicht zu den Grundfunkti-      also keine LMS-Themen. Lernbedarfe sind hochindi-
                       onen eines LMS gehören. Dies ist auch das Ergebnis       viduell. Je nach Zielgruppe, Einsatzbereich, Lernziel
                       einer Vergleichsstudie von Brandon Hall, welche sich     sind unterschiedliche Medien und Formate sinnvoll.
                       mit Learning Management Systemen befasst:                Hierbei handelt es sich um die Domäne der Pädago-
                                                                                gen, Trainer und Didaktiker.
                       „It usually does not include its own authoring capa-
                       bilities; instead it focuses on managing courses crea-   Die Anwenderperspektive
                       ted from a variety of sources“ (Hall, 2001, S. 533).
                                                                                Auch die Berechnungsgrundlage für Softwarelizen-
                       Die gleiche Argumentation dürfte auch auf Kollabo-       zen bietet Anlass zur Diskussion. Oft orientieren sich
                       rationsplattformen, Virtuelle Klassenzimmer etc. zu-     die Kosten an der Anzahl der Nutzerzahlen in der

                       i MSS: Darstellungsmöglichkeit des Trainingsstatus eines Teams im Portal der Führungskraft.

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Was ist ein LMS?   31

       Das LMS für professionelle
       Organisation von Lernprozessen
       O

.com
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32                Was ist ein LMS?

                       ii Darstellungsmöglichkeit des Trainingsportfolios auf der Akademiewebsite.

                       Datenbank. Doch wer sind eigentlich diese Nutzer,      dem firmeneigenen Server liegt, oder auf ein ex-
                       die auch User oder Anwender genannt werden?            ternes Rechenzentrum zugreift.

                       Tatsächlich werden mit dem Wort Nutzer oft die Ler-    Auch die Entscheidung, ob das LMS in der eigenen
                       nenden gemeint. Das mehrwertstiftende Funktions-       Rechnerlandschaft gewartet wird oder ob ein ex-
                       spektrum eines LMS wird allerdings vor allem von       ternes Rechenzentrum das System hostet, ist eine
                       den Trainingsadministratoren, also z. B. der Akade-    Frage der IT-Richtlinien, der Sicherheits- oder Un-
                       mie oder der Personalentwicklung genutzt, weswe-       ternehmenspolitik, hat aber keinen Einfluss auf den
                       gen diese auch als Kernnutzer gelten. Doch werden      individuellen Lernprozess. Das gleiche gilt auch für
                       Gründen der Effektivität oft auch Funktionsbündel      die Frage ob die Softwarelizenzen gekauft oder für
                       an Führungskräfte oder Trainer delegiert. Diesen       die Nutzung geleast (SaaS) werden.
                       ‚Nebennutzern‘ stehen in ihren gesicherten Trai-
                       ningsportalen typischerweise bestimmte Ausschnitt      Typischerweise möchten Unternehmen ihre Lern-
                       des LMS zur Verfügung, mit denen Sie Qualifikati-      inhalte natürlich in geschützten Bereichen, also im
                       onen bestätigen, Genehmigungs- oder Buchungs-          Intranet oder passwortgeschützten Portalen wissen.
                       prozesse anstoßen oder den Lernstatus ihres Teams      Produktwissen, interne Prozessunterweisungen stel-
                       verfolgen können.                                      len wettbewerbsrelevante Informationen dar und
                                                                              müssen daher nachvollziehbarerweise geschützt
                       Der Lernende kommt mit dem LMS nur auf Portal-         werden.
                       ebene in Berührung, wenn er Lerninhalte oder seine
                       Historie abruft, Kurse bucht oder Feedbackbögen        WBTs können theoretisch auch vollkommen unge-
                       ausfüllt. Hier ist die grafische Oberfläche in einer   schützt auf einer beliebigen Website durch einen
                       einfachen Benutzbarkeit (Usability) von Bedeutung.     Link aufgerufen werden, ohne dass eine separate
                       Dies ist jedoch nicht die Aufgabe des Learning Ma-     Elearning-Plattform bemüht wird. Sind Nachweissi-
                       nagement Systems, sondern abhängig von Corpo-          cherheit z.B. bei Compliance- und Security-Themen
                       rate Design, dem Content Management System, den        relevant, so ist ein LMS mit entsprechenden Funk-
                       eingesetzten didaktischen Lernmedien und deren         tionen unumgänglich. Eine E(!)Learning-Plattform
                       Darstellungsmöglichkeiten.                             – im Gegensatz zum oft verwendeten Begriff Lern-
                                                                              plattform - ermöglicht dies bei SCORM- oder AICC-
                       Dem Lerner kann also auf unterschiedlichen Ober-       fähigen Inhalten
                       flächen agieren. SingleSignOn bietet dem Ler-
                       nenden die Möglichkeit sich nahtlos im Intranet,       LMS im Unternehmen
                       seinem persönlichen Mitarbeiterportal und auf
                       der Lernplattform zu bewegen, ohne dass ihm die        Unterschiedliche Organisationsformen wie Hoch-
                       Systemunterschiede notwendigerweise auffallen.         schulen, Forschung und Entwicklung sowie Unter-
                       Durchgängig einheitlich gestaltete Oberflächen         nehmen haben unterschiedliche Zielsetzungen an
                       lassen die Frage auf welcher Plattform man sich        ihre Lernprozesse definiert. Daraus ergeben sich
                       befindet, ob man auf interne oder externe Anwen-       unterschiedliche Anforderungen an die jeweils benö-
                       dungen zugreift, oft gar nicht aufkommen. Für den      tigte Software-Unterstützung, sei es administrativ,
                       Lerner ist es irrelevant, ob das WBT ‚physisch‘ auf    medial oder inhaltlich. Auch die Anzahl der Lernen-

     eLearning Journal | Praxisratgeber 2017/2018: eLearning in Unternehmen nachhaltig einsetzen
Was ist ein LMS?   33

den, die Komplexität der Inhalte, die Verbindlichkeit             Compliance) herrschen in Unternehmen oft forma-
eines bestimmten Wissenserwerbs oder Optionen                     lere Lernprozesse vor, als an Hochschulen oder im
spielen eine große Rolle.                                         Forschungsbereich. Dabei haben sich bestimmte
                                                                  Funktionen herauskristallisiert, die für Learning
Allerdings gibt es bestimmte Funktionen, die über-                Management Systeme in der Wirtschaft besonders
greifend und allgemeingültig zu den Grundfunktio-                 relevant sind:
nen eines LMS zu gehören scheinen, wie etwa das
Lerner-/Usermanagement, die Administration von                    •      Seminarverwaltung
Kursdaten, Zuweisung elektronischer Lerneinhei-                   •      Qualifizierungsmanagement (verwandt bzw. auch
ten und Rechten für definierbare Zielgruppen sowie                       komplementär verwendet: Kompetenzmanage-
Auswertungen. Dabei scheint es sich um Funktionen                        ment, Talent- und Zertifizierungsmanagement,
zu handeln, die, unabhängig von einer bestimmten                         Bildungskampagnen)
Definition oder einem bestimmten Produkt, Bestand-                •      Individuelle Portalzugänge für unterschiedliche
teil der Software sein müssen, damit diese als ein                       Interessengruppen (Mitarbeiter, Fachhändler, Trai-
LMS klassifiziert werden kann. Doch gibt es über-                        ner, Führungskräfte, Trainingsadministratoren…)
haupt eine allgemeingültige Definition für LMS? Und               •      Qualitätssicherung und Reporting: Feedback, Trai-
wie könnte eine solche Definition aussehen?                              ningsstatistiken, Auswertungen, Gap-Analysen…)
                                                                  •      Ggfs.: Kollaborationsplattformen und andere Me-
Anforderungen von Unternehmen: Die Gestaltung                            dien (Webinar-Software, Social Media…)
von Lern- und Schulungsprozessen in Unterneh-                     •      Ggfs.: Elearning-Plattform
men ist hochindividuell. Außerdem entwickeln sich
die Prozesse dynamisch mit den Anforderungen der                  Diese integrativen Bestandteile können in ihrer Be-
Unternehmensstrategie weiter. Themengebiete wie                   deutung für Unternehmen individuell unterschied-
Produkt- und Serviceschulungen, Compliance und                    lich gewichtet werden. Sie müssen in ihrer Konfigu-
Security werden im Gegenzug zu anderen Bereichen                  ration und ihrem Einsatz zum Unternehmensbedarf
nicht ergebnisoffen geschult. Daraus ergeben sich                 passen und sich auch an zukünftige Entwicklungen
typischerweise messbare Zieldefinitionen.                         anpassen lassen.

Anforderungen an LMS: Ein modernes Learning                       Fazit: Schwerpunkt Management
Management System muss sich flexibel anpassen
lassen um die abzubildenden Prozesse sinnvoll zu                  Unsere (Unternehmens-) Umwelt wird komplexer.
unterstützen und Entwicklungen zu dokumentieren.                  Steigende Anforderungen an den Servicebereich,
Dies gilt insbesondere für die individuelle Zuweisung             Digitalisierung und Fachkräftemangel sind nur ei-
von Rechten und die daraus resultierende Nutzung                  nige der Faktoren, welche professionellem Lernen
von Funktionspaketen für unterschiedliche Zielgrup-               im Unternehmen immer mehr Bedeutung verleihen.
pen wie Trainer und Führungskräfte.                               Im Rahmen der Digitalisierung geht die Bedeutung
                                                                  von Software noch weiter. In digitalen Unternehmen
Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung und                   ist aber das gesamte Geschäftsmodell um Informa-
branchenrelevanten gesetzlichen Vorgaben (z.B.                    tionstechnologie herum aufgebaut. IT wird zum un-

                                                                                      Autorentools und
                      eLearning-Plattform,                                             deren Produkte:
                       Webinar-Software,                                            WBTs, Tests, Lern-Apps,
                                                           Trainer                    Learning Nuggets
                      Virtual Classrooms...
                                                             Portal
                                                           für Trainer
                                                                                                        Potenzial-
                                                                                                        Analysen
      Social Media,
      Chats, Foren,                                          LMS
       Austausch-                                      Bildungskampagnen                                        Learning Analytics,
       gruppen...
                                    ESS                   Qualifizierung                                         People Analytics,
                                                       Seminarverwaltung                  MSS
                                                                                                                    Big Data...
                              Portalzugriff für                  ...                  Portalzugriff für
                           Lernende (Mitarbeiter,
                                                                                    Führungskräfte und
                             externe Fach- und
                                                                                 Trainingsadministratoren
                          Servicekräfte, Partner...)
                                                          Schnittstellen
                                                       zum Datenaustausch

                                HR, Finance, Corporate Directory, externe Platformen

ii Elemente eines Learning Mangement Systems.
34                Was ist ein LMS?

                       entbehrlichen und integralen Kernbestandteil des       von komplexen Organisationskonstrukten muss das
                       Business (Werth, 2016, S. 191). Diesen Ansatz auf      LMS die unterschiedlichen Ebenen abstrahieren und
                       jede Branche und jeden Unternehmensteil Unter-         auswerten können.
                       nehmen zu übertragen, würde zu weit führen. Aller-
                       dings sind viele Aspekte auf betriebliche Lern- und    Dabei sind bestimmte Funktionalitäten unabdingbar:
                       Leistungsprozesse übertragbar oder bieten Optimie-
                       rungsansätze.                                          •   Trainingsadministration
                                                                              •   Qualifikationsmanagement
                       Die Vielfalt der Einzelelemente, deren Ausprä-         •   Kommunikationsunterstützung
                       gungen und Wirkungszusammenhänge mit ihren             •   Reporting
                       Wechselwirkungen sind so komplex, dass Software-
                       Unterstützung unabdinglich ist, um Entwicklungen       Welche Bestandteile das optimale LMS darüber hin-
                       und Lernprozesse noch zielgerichtet begleiten zu       aus benötigt wird, bleibt der Trainingsstrategie und
                       können.                                                dem Bedarf des Unternehmens bzw. der Hochschule
                                                                              geschuldet.
                                                                INFO
                                                                              In Anbetracht der wenig hilfreichen, sich über-
                       Definition Learning Management System:                 lappenden oder unprofessionell verwendeten Be-
                                                                              grifflichkeiten ist es dringend notwendig, sich
                        In einem Unternehmen ist ein LMS ist die führen-      sorgfältig mit den eigenen Anforderungen ausein-
                        de Software, in dem professionelle Lernprozesse       anderzusetzen und unterschiedliche Optionen zu
                        systematisch verwaltet, organisiert und (teil-) au-   erwägen.
                        tomatisiert abgewickelt werden.
                                                                              Ein LMS ist nicht notwendigerweise ein in sich ab-
                                                                              geschlossenes Produkt, das ‚am Stück‘ erworben
                       Wichtig ist also vielmehr, dass das LMS die daraus     und implementiert wird. Gerade um Flexibilität und
                       resultierenden unterschiedlichen Anforderungen         Zukunftssicherheit zu bewahren empfehlen sich
                       an die Administration von Qualifizierungsprogram-      flexibel konfigurierbare Softwarekomponenten, die
                       men und Bildungskampagnen abdecken kann. Im            durch modulare, integrationsfähige Komponenten
                       einfachsten Fall müssen Einzelkomponenten wie z.       erweitert oder über Schnittstellen in die System-
                       B. Präsenzveranstaltungen mit Metadaten wie Vo-        landschaft eingebettet werden. Neben dem Funk-
                       raussetzungen, Zeit, Ort und Namen (Teilnehmer,        tionsumfang für Qualifizierungsprozesse sind die
                       Trainer) versehen und die reibungslose Organisation    durchgehende Prozessunterstützung und der mög-
                       unterstützen, erreichte Qualifikationen dokumentie-    liche Integrationsgrad in die Systemlandschaft die
                       ren und zu einem Bildungsprofil in Zusammenhang        signifikanten Merkmale, welche den Mehrwert eines
                       bringen.                                               Learning Management Systems ausmachen.

                       Der Mehrwert eines LMS wird dann besonders deut-       Mehr als ein Learning System
                       lich, wenn es gilt, innerhalb von Bildungskampagnen
                       vielen Teilnehmern zeitgerecht individuelle Lernpfa-   Der Schwerpunkt eines Learning Management Sys-
                       de zu zuweisen und die Durchführung zu gewähr-         tems muss entsprechend notwendigerweise auf der
                       leisten. Bei Qualifizierungsprogrammen innerhalb       Bedeutung des Wortes ‚Management‘ liegen, also

                       ii TCmanager Dashboard des Trainingsadministrators (Akademie, Personalentwicklung).

     eLearning Journal | Praxisratgeber 2017/2018: eLearning in Unternehmen nachhaltig einsetzen
Was ist ein LMS?                         35

dem zielgerichtet koordinierenden Funktionspaket.                                                  Im Zeitalter der Digitalisierung scheint eine flexib-
Ansonsten wäre der Begriff ‚Learning System‘ mehr                                                  lere Zuweisung feingranularer Rechte, flexibel defi-
als ausreichend.                                                                                   nierbarer Rollen und kontinuierliche Aktualisierung
                                                                                                   von Prozessen angemessener, um den Ansprüchen
Kommunikationsmethoden und -Werkzeuge, die von                                                     unserer zunehmend agilen (Unternehmens-) Umwelt
Schulmeister als notwendiger Bestandteil eines LMS                                                 gerecht zu werden.
vorausgesetzt werden, nehmen nicht Bezug auf die
Kollaborationsmittel und verwendeten Lernmedien der                                                Besonders der Integration des Learning Manage-
Lernenden. Diese sind integrale Bestandteile der ge-                                               ment Systems in die Softwarelandschaft des Unter-
nannten Medien. Die erwähnten Kommunikationsme-                                                    nehmens kommt dabei erhöhte Bedeutung zu, damit
thoden und -werkzeuge beziehen sich sinnvollerweise                                                ein ganzheitliches, aktuelles Informationssystem
auf die Schulungsorganisation, konkret auf die Korres-                                             entsteht. Dabei soll die Software wirtschaftlich ge-
pondenz und den Informationsaustausch zwischen                                                     mäß der IT-Richtlinien und jeweiligen Sicherheits-
Schulungszentrum, Teilnehmern, Trainern und ggfs.                                                  bestimmungen von der Unternehmens-IT oder dem
Führungskräften oder weiteren involvierten Parteien.                                               Dienstleister gewartet werden können.
Was sich hier standardisiert abwickeln lässt, wie Einla-
dungen, Rechnungen, Genehmigungen, Zertifikate und                                                 Es kann sinnvoll sein von digitalen Bildungsland-
Erinnerungen kann auch terminbezogen automatisiert                                                 schaften zu sprechen, wenn von der Gesamtheit der
werden.                                                                                            IT-gestützten Lernprozesse die Rede ist.

                                                                                                                                                                           INFO
  Kernfrage: Wozu dient eigentlich ein LMS?

  Software, konkret auch das LMS, hat dabei die Aufga-                                             von Routinetätigkeiten zu entlasten. Herkömmlicher-
  be Prozesse da, wo es sinnvoll und wirtschaftlich ist,                                           weise wird Software, also auch ein LMS, als Rationali-
  zu automatisieren, die Daten und Informationen ohne                                              sierungsinstrument gesehen. Vielschichtige und kom-
  Medienbrüche rechtzeitig, vollständig und sicher an die                                          plexe Prozesse im Corporate Learning werden durch
  berechtigten Stellen weiterzuleiten und die Anwender                                             ein LMS zunehmend transparent und evaluierbar.

Literatur
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