Was ist neu an den Aufgaben im aufgabenorientierten Fremd sprachenunterricht? - Babylonia

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Tema

Ingo Thonhauser
Lausanne                                    Was ist neu an den Aufgaben im
                                            aufgabenorientierten Fremd­
                                            sprachenunterricht?
                                            Einige Überlegungen und Beobachtungen

This article examines the notion            Der Sprachendidaktik mangelt es              liegt auf ihrer erfolgreichen Bewälti-
of ‘task’ in the context of language        wirklich nicht an grossen Entwürfen.         gung und im Mittelpunkt steht folglich
teaching and learning. While the            Zur Zeit spricht und schreibt man            die inhaltliche Ebene, während Ler-
main focus lies on German as a              viel über Handlungs- und Aufgaben-           nende ihre kommunikativen Absichten
                                                                                         realisieren. (GeR: 153f.)
Foreign Language, the different             orientierung, natürlich nicht nur im
meanings and interpretations                Bereich des Deutschen als Fremd- oder      Die Tatsache, dass dieses Konzept in
of tasks in English and French              Zweitsprache, sondern auch in den          der didaktischen Literatur, v.a. aber im
as Foreign Languages are also               Didaktiken anderer Sprachen, die als       GeR eine so prominente Rolle spielt,
explored. The main conclusion is            Fremd- oder Zweitsprachen gelernt          kann zum einen zur Annahme verlei-
that there seems to be some con-            werden. Der Gemeinsame europäische         ten, dass wir alle wissen, wovon wir
sensus regarding basic tenets of a          Referenzrahmen (GeR) stellt dieses         sprechen, wenn wir von „Aufgaben“
task-based approach to language             Konzept, das schon in den 80iger           und „Aufgabenorientierung“ sprechen
learning, not least due to the influ-       und 90iger Jahren diskutiert wurde,        und, zweitens, dass hinter den Begrif-
ence of the Common European                 in den Mittelpunkt. Man erfährt: „Der      fen „Aufgabe“ und „Aufgabenori-
Framework. However, whether                 hier gewählte Ansatz ist im Großen         entierung“, „tâche“ und „l’approche
tasks are conceptualised mainly             und Ganzen handlungsorientiert“, an        actionnel / par (les) tâches“ oder „task
from a learners’ or a teachers’             späterer Stelle gar „eindeutig hand-       und task-based language teaching and
perspective, leaves some room for           lungsorientiert“ (GeR: 21 bzw. 26),        learning” mehr oder minder identische
manoeuvre…                                  in der französischen Version fällt die     Konzepte stehen. In diesem Beitrag
                                            Entscheidung zwischen „très généra-        möchte ich gerade nicht von solchen
                                            lement“ und „résolument actionnel“         Annahmen ausgehen, sondern ver-
                                            ebenso schwer (CECR: 15 bzw. 19)           suchen, einige Antworten auf eine
                                            und auch die englische schwankt            scheinbar einfache Frage zu finden. Sie
                                            zwischen „generally speaking” und          lautet: Was ist neu an den Aufgaben im
                                            „distinctly action-oriented“ (CEFR:        aufgabenorientierten Unterricht1?
                                            9 bzw. 15). Wie immer dem auch             In der Beantwortung dieser Frage räu-
                                            sei, die Handlungsorientierung ist         me ich dem Diskurs im Fach Deutsch
                                            ein zentrales Konzept und, wie das         als Fremd- und Zweitsprache eine
                                            didaktisch orientierte Kapitel 7 zur       privilegierte Position ein, was jedoch
                                            „Rolle kommunikativer Aufgaben             einige Ausflüge in die anglophone und
                                            beim Fremdsprachenlehren und –ler-         frankophone Diskussion nicht verhin-
                                            nen“ zeigt, eng mit der Reflexion über     dern soll. An dieser Stelle sind zwei
                                            Aufgaben verbunden:                        Gebrauchshinweise zu diesem Beitrag
                                              Kommunikative Aufgaben im Un-            angebracht: Diese Ausflüge sind als
                                              terricht – ganz gleich, ob sie reale     Beobachtungen gedacht, wie man sie
                                              Sprachverwendung widerspiegeln oder      eben bei Ausflügen macht. Wenn sie
                                              im Wesentlichen didaktischer Art sind
                                                                                       nicht ganz daneben liegen, wäre schon
                                              – sind in dem Maße kommunikativ, in
                                              dem sie von den Lernenden verlangen,     viel gewonnen. Für eine trennscharfe
                                              Inhalte zu verstehen, auszuhandeln       Unterscheidung der Begriffe und Kon-
                                              und auszudrücken, um ein kommuni-        zepte ist es wenigstens aus der Sicht
                                              katives Ziel zu erreichen. Der Schwer-   des Autors dieses Beitrags zu früh. Der
                                              punkt einer kommunikativen Aufgabe       zweite Hinweis bezieht sich auf die für

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Babylonia ungewöhnlich grosse An-             ehrenvoll oder einfach eine Dienst-        aufbauen, strukturieren und dar-
zahl an Zitaten: sie sind da, um Texte        pflicht sein kann (2a); es kann sich       stellen“ (Neuner, Krüger, Grewer,
für sich selbst sprechen zu lassen und        aber auch um intellektuelle Aufgaben,      1981: 6). Hier werden also nicht nur
natürlich auch, um zum Weiterlesen            Denkaufgaben handeln (2b). Und             mögliche Übungsformen aufgezählt,
und –denken einzuladen.                       dann sind Aufgaben natürlich auch          sie werden explizit auf ihre Funktion
                                              die „Hausaufgaben“, wie wir sie alle       für den nun neuen Fremdsprachen-
                                              aus der Schule kennen: ebenfalls ver-      unterricht, der zu kommunikativem
                                              pflichtend, häufig weniger interessant     Handeln befähigen soll, befragt und
1 Aufgaben und Übungen. Be­                   oder ehrenvoll, sondern einfach Teil       dementsprechend geordnet.
griffsbestimmungen                            des Schullalltags (2c), zu dem sicher      Die schrittweise, zielgerichtete Ent-
Das Duden-Universalwörterbuch                 auch die in unter 2d) erwähnten Re-        wicklung kommunikativer Kompe-
verrät in seiner 6. Auflage, dass der         chenaufgaben oder –übungen gehören.        tenz steht im Mittelpunkt und den
Begriff Aufgabe höchst Unterschied-           Die Didaktik interessiert sich norma-      Lehrenden wird ein Instrument in die
liches bezeichnet: vom Aufgeben des           lerweise für die Hausaufgaben und          Hand gegeben, das didaktische Op-
Gepäcks über das Nichtfortsetzen              für all jene Aufgaben und Übungen,         tionen koordiniert und systematisch
eines Kampfes oder die Schliessung            die während des Unterrichts, hier aber     darstellt. Mit dem Begriff Übung
eines Geschäfts bis zum «Hineinspie-          sicher nicht nur des Mathematikunter-      wurde allerdings ein sehr breites und
len des Balls in das gegnerische Feld»        richts, zu bewältigen sind. Genau diese    heterogenes Spektrum an didaktischen
in manchen Sportarten. Am nächsten            Aufgaben und Übungen sind es, um           Möglichkeiten erfasst, was dazu führ-
kommen unserem Thema jedoch                   die es in diesem Abschnitt eigentlich      te, dass Anfang der 90iger Jahre das
wohl doch die nachfolgend zitierten           geht. Der Sprachenunterricht ist in der    Verhältnis von Aufgabe und Übung
Varianten der zweiten Lesart:                 Darstellung des Universalwörterbuchs       in der deutschsprachigen Didaktik
  2. a) etw., was jmdm. zu tun aufge-         anscheinend ein wenig unterreprä-          neu überdacht und präzisiert wird.
  geben ist; Auftrag, Obliegenheit: eine      sentiert.                                  Ein heute schwer greifbarer Aufsatz2
  verantwortungsvolle, reizvolle, dank-       Aufgaben waren, wie ein Blick in die       von Hans-Eberhard Piepho und Sil-
  bare A.; wichtige -n stehen ihr bevor,      Geschichte (vgl. Hüllen, 2005) lehrt,      via Serena zeigt dies und entwirft
  warten auf sie; das ist nicht meine A.
                                              schon immer Teil des Fremdspra-            bereits in Ansätzen eine didaktische
  (Pflicht); es ist nicht [die] A. (Sinn,
  Zweck, Absicht) dieser Darstellung,
                                              chenunterrichts: Je nach Methode           Vorgehensweise, die dem Konzept der
  alle möglichen Fälle zu berücksichti-       wurden und werden Texte übersetzt,         Aufgabenorientierung entspricht: „Es
  gen; sie sah es als ihre A. an, den Chef    Dialoge gelesen, nachgesprochen            geht um die didaktischen Tätigkeiten
  zu unterrichten; er bekam, erhielt die      und zur Aufführung gebracht, Lü-           im Schulalltag und um die Steuerung
  A., Geld zu beschaffen; dieses Instru-      ckentexte ausgefüllt und natürlich         der Denk- und Lernaktivitäten der
  ment hat die A. (Funktion), das Tempo       lange Wortschatzlisten auswendig           Schülerinnen und Schüler durch
  anzuzeigen; eine A. übernehmen, be-         gelernt – eine Aufgabe, die Lernende       Impulse und Aufgaben anstelle einer
  wältigen; sich einer A. [nicht] gewach-     seit Jahrhunderten demotiviert. Die        engen Lenkung durch vorgefertigte
  sen fühlen; vor einer neuen A. stehen;      kommunikative Wende steht in der           Übungen im Frontalunterricht.“ (Pie-
  sie sah sich vor die A. gestellt, die Ab-   Fremdsprachendidaktik in den 70iger        pho/Serena, 1992: 20). Im bis heute
  satzzahlen zu erhöhen; ich habe es mir
                                              Jahren für zahlreiche Veränderungen,       viel verwendeten Aufgaben-Handbuch
  zur A. gemacht (zum Ziel gesetzt), das
  Büro neu zu organisieren;                   so auch im Bereich der didaktischen        Deutsch als Fremdsprache wird die
  b) dem Denken aufgegebenes Prob-            Reflexion über jene sprachlichen           Unterscheidung noch klarer: „Als
  lem: eine schwierige, verwickelte, un-      Handlungen, die man eben Aufgaben          Übungen bezeichnen wir Beispiele
  lösbare A.;                                 nennt. Im Mittelpunkt der Diskussion       von eher bindender, als Aufgaben
  c)  Hausarbeit für die Schu-     der frühen kommunikativen Didaktik         solche von eher freisetzender Struk-
  le, Schularbeit: mündliche, schriftliche    steht dabei die Frage nach der Funktion    tur“, schreiben Ulrich Häussermann
  -n; keine -n [für/zum Montag, für den/      der Aktivitäten im Unterricht für die      und Hans-Eberhard Piepho (1996:17)
  zum 3. Februar] aufhaben; -n machen,        Ausbildung kommunikativer Kompe-           etwas kryptisch in der Einleitung, um
  erledigen;                                  tenz. Deutlich sichtbar wird dies in der   dann zu präzisieren:
  d) Rechenübung: in der letzten Mathe-
                                              1981 erschienenen „Übungstypologie           „Üben ist das bewußte Einprägen
  matikarbeit hatte sie von fünf -n zwei
  nicht lösen können.
                                              zum kommunikativen Deutschunter-             und Geläufigmachen einer als rich-
                                              richt“, deren wesentlichste Leistung         tig, wichtig und notwendig erkannten
Aufgaben sind also etwas, wozu man            „in der Begründung von Übungsse-             Fertigkeit bis zu einem Punkt der Be-
verpflichtet wird: ein Auftrag, den           quenzen liegt, die Verstehens- und           herrschung, den der Übende oder sein
man erledigen soll und der interessant,       Mitteilungsleistungen vorbereiten,           Berater sich vorgenommen hat. Stets

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konzentriert sich der Übende oder die    Aufgaben-Handbuch Deutsch als             exercises und tasks auf einem Kon-
  übende Gruppe auf die Sprache und       Fremdsprache stellen die Lernenden        tinuum zwischen Fokus auf Form
  deren angemessenen Einsatz bzw. die      in den Mittelpunkt: es wird geübt, was    („Fokus explizit auf Sprachstrukturen
  adäquate Wahl der Sprachmittel.          vom Lernenden und seinem Berater          einschließlich der Textgrammatik und
  Aufgaben lösen mentale Operatio-         als „richtig, wichtig und notwendig       Regeln der Wortbildung“ Barkowski/
  nen aus und führen erst dadurch zu      erkannte Fertigkeit“ beurteilt wird,      Krumm, 2010: 86) und kommunikati-
  sprachlichen Handlungen. Zwangs-         bei Legutke geht es hier stärker um die   ver Orientierung lokalisieren.
  läufig setzen die Kursteilnehmerinnen    Schulung linguistisch definierter Teil-   Die Grafik zeigt aber auch an fünf
  und Kursteilnehmer ihre persönlichen     fertigkeiten. Aufgaben sind hier kom-     Verfahrensweisen des Lernens im
  Erfahrungen, Assoziationen, Wahr-        plexe Handlungsangebote, die dazu         Fremdsprachenunterricht, die von
  nehmungen. Denk- und Urteilsge-          dienen, die sprachlichen Fertigkeiten     stark gesteuerten exercises/enabling
  wohnheiten ein und unterscheiden sich
                                           in Rezeption, Produktion und Interak-     tasks zu immer autonomeren, mit-
  untereinander dadurch und in der Art
  der Versprachlichung, die (im Gegen-     tion auszubilden. Dass Aufgaben Ler-      teilungsorientierten und daher ler-
  satz zum Üben) willkürlich und folg-    nende dazu motivieren können, sich        nergesteuerten tasks/communicative
  lich fehlerhaft ist (Interimsprache).“   mit all ihren persönlichen Ressourcen     tasks reichen, welche Optionen unter
  (Häussermann/Piepho, 1996: 235).         auf einen Kommunikationsprozess in        diesem Blickwinkel zur Verfügung
                                           der Fremdsprache einzulassen, diesen      stehen, ohne diese notwendigerweise
Übungen sind also im engeren Sinn          zu gestalten und dabei zu lernen, tritt   als Progression zu verstehen. Auch
Arbeit an Fertigkeiten und an der          in den Hintergrund.3                      wenn die Termini heterogen sind, die
sprachlichen Kompetenz im Sinne von                                                  Opposition Übung und Aufgabe wird
Wortschatz und Grammatik, während                                                    hier also ebenfalls sichtbar, allerdings
Aufgaben es Lernenden ermöglichen,         Exkurs: Task und tâche                    mit besonderem Augenmerk auf der
kommunikativ in der Fremdsprache           An dieser Stelle werfe ich einen          Opposition focus on form und focus
zu handeln, wobei die Korrektheit          Blick auf die englischsprachige           on meaning.
der Äusserungen als Ziel in den Hin-
tergrund tritt.
Die im Aufgaben-Handbuch Deutsch
als Fremdsprache vorgenommene
Unterscheidung zwischen Übungen
und Aufgaben wirkt fort, wie das 2010
erschienene „Fachlexikon Deutsch als
Fremd- und Zweitsprache“ zeigt. So
hält Michael Legutke, der Verfasser
des Eintrags zu „Aufgabe/Aufgaben-
orientierung“, fest, dass Übungen
„der Schulung sprachlicher Teilfer-
tigkeiten im Bereich der Grammatik,
Phonologie, der Lexik und Syntax“
dienen, während Aufgaben „kom-
plexe Handlungsangebote“ sind, die
„Lernende dazu veranlassen, die Ziel-
sprache zu verstehen, zu manipulieren,     und französischsprachige Didaktik.        Der Begriff tâche ist schwierig zu
Äußerungen in ihr zu produzieren           William Littlewood zeigt in einem         fassen und teilt sich das Feld mit
oder in ihr zu interagieren, wobei die     aufschlussreichen Beitrag, der eben-      activité, exercice und consigne. Im
Aufmerksamkeit den Bedeutungen,            falls die Perspektive der Lernenden       allgemein-didaktischen Dictionnaire
den zu lösenden Problemen, dem             zum Ausgangspunkt nimmt, dass die         des concepts fondamentaux des di-
auszuhandelnden Sinn und nicht den         Opposition „focus on forms“ und           dactiques wird der Begriff tâche in
sprachlichen Formen gilt.“ (Barkow-        „focus on meaning“ eine hilfreiche        drei Kontexten charakterisiert: einmal
ski, Krumm, 2010: 17).                     Orientierung in der Unterscheidung        als im Lehrmaterial festgeschriebenes
Bei allen Parallelen zur oben zitierten    zwischen task und exercise darstellt.     „travail à faire“ für die Lernenden, dann
Definition von Häusssermann/Piepho         Die Abbildung (Littlewood, 2004:          als Aspekt des „travail de l’enseignant“
sticht ein doch ein Unterschied ins        322) zeigt mehreres: Einmal lässt         und schliesslich als „travail de l’élève“.
Auge: Die Charakterisierungen im           sich die Unterscheidung zwischen          Die erste Bedeutung erlaubt hier eine

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Übungen sind also im
                                            engeren Sinn Arbeit an
                                            Fertigkeiten und an der
                                            sprachlichen Kompe­
Unterscheidung zwischen zwischen                                                        keineswegs synonym, sie bezeich-
exercice und tâche:
                                            tenz im Sinne von Wort­                     nen anscheinend sogar innerhalb der
  La notion de tâche permet alors d’en-     schatz und Grammatik,                       deutsch-, englisch- und französisch-
  visager les apprentissages plus globa-    während Aufgaben es                         sprachigen Didaktik Unterschiedli-
  lement que celle d’exercice; on peut la                                               ches und müssen als Begriffe daher
  considérer comme synonyme de situa-
                                            Lernenden ermögli­
                                            chen, kommunikativ in                       immer in ihrem Kontext verstanden
  tion-problème (tâche ouverte, intégra-
                                                                                        werden. So ist es wohl auch gar nicht
  tion de ressources diverses, création     der Fremdsprache zu                         sinnvoll, nach einem „typischen
  d’un contexte donnant sens à des ap-
  prentissages langagiers, préfiguration
                                            handeln.                                    Aufgabenkonzept“ der jeweiligen
  de pratiques ou d’usages extrascolai-                                                 „sprachdidaktischen Kultur“ zu
  res, etc.). (Reuter, 2007: 220)                                                       suchen, da die Globalisierung im
                                                                                        Zeitalter des Referenzrahmens auch
Der ebenso gebräuchliche Begriff            zu sein. Jean-Claude Beacco (2007)          vor der Didaktik nicht Halt macht. Ein
activité beschreibt den grösseren           kommt in seinem Buch L’approche             kleinster gemeinsamer Nenner scheint
Zusammenhang des Unterrichtsab-             par compétences dans l’enseignement         aber die Tatsache zu sein, dass Aufga-
laufs aus der Sicht der Lehrenden:          des langues weitgehend ohne den             ben offene, die Lernenden aktivierende
«L’activité concerne tout ce que met        Begriff tâches aus. Dies überrascht,        didaktische Verfahren bezeichnen, die
en œuvre le sujet didactique dans           da sich der Einfluss des GeR auf            nicht immer nur mit dem Lösen von
l’accomplissement d’une tâche»              die frankophone Didaktik gerade im          Problemen zu tun haben. Dies führt
(Reuter, 2007:11). Im Englischen            Bereich der Reflexion über Aufgaben         zum nächsten Abschnitt.
wird dagegen activity ganz allgemein        zeigt. So argumentiert Daniel Coste für
als Sammelbegriff für alle Typen von        eine Verwendung des Begriffs tâche
Unterrichtsaktivitäten gebraucht,           als Oberbegriff, der für alle Aufgaben
und zwar besonders für diejenigen,          und Übungen im Fremdsprachenun-             2 Aufgaben als Handlungsangebote
die nicht bewertet werden. Im Dic-          terricht steht.                             Zurück zu Deutsch als Fremdsprache/
tionnaire de didactique du français           De façon moins provocatrice qu’il ne      Zweitsprache: Legutkes bereits zitierte
langue étrangère et seconde (Cuq,             semble y paraitre, on dira que tout       Charakterisierung von Aufgaben im
2003) erhält man Auskunft zu allen            «exercice » entrant dans une séquence     Fachlexikon Deutsch als Fremd-
in Frage stehenden Begriffen: acti-           d’enseignement est à considérer com-      und Zweitsprache erinnert deutlich
                                              me une tâche (dans la mesure où il y a
vité ist hier ein Oberbegriff für den                                                   an David Nunans Definition, der in
                                              consigne éventuelle, objectif, résultat
„lien entre ce que font effectivement         observable et évaluable). Ainsi consi-
                                                                                        seinem einflussreichen Buch Task-
les élèves (leur tâche sur un support         dérées, une dictée, une interrogation à   based Language Teaching zunächst
donné) et l’objectif visé“, der in drei       choix multiples, une lecture avec trous   zwischen „real world tasks” (sprach-
Phasen („découverte, systématisation,         à remplir sont tout autant des tâches     lichen Handlungen ausserhalb des
utilisation“) gegliedert wird. Consig-        qu’une simulation globale ou la pré-      Klassenzimmers) und „pedagogical
ne bezeichnet den „discours visant à          paration d’une exposition (affiches,      tasks” (Aufgaben im Kontext des
la réalisation d’une tâche“, d.h. die         panneaux, envoi des invitations, cou-     Fremdsprachenunterrichts eben) un-
Formulierung der konkreten Aufga-             verture photographique ou vidéo, etc.)    terscheidet. Diese definiert er dann
benstellung. Exercice steht für stark         ou un journal de la classe.               wie folgt:
strukturierte Übungen: „l’exercice            (Coste, 2010: 501f. Hervorhebung:
                                              IT)                                         My own definition is that a pedagogi-
renvoie à un travail méthodique, for-                                                     cal task is a piece of classroom work
mel, systématique, homogène, ciblé          Diese Verwendung entspricht in vie-           that involves learners in comprehend-
vers un objectif spécifique“. „Tâche“       lem dem bereits erwähnten 7. Kapitel          ing, manipulating, producing or in-
wird in diesem Fachlexikon nicht            des GeR und zeigt sich auch in ande-          teracting in the target language while
wirklich definiert, sondern als Element     ren Publikationen, die sich deutlich          their attention is focused on mobilizing
des Lernens durch Sprachverwendung          am GeR orientieren (Rosen, 2009).             their grammatical knowledge in order
beschrieben: „…la conception d’une          Ob es sinnvoll ist, die vorhandenen           to express meaning, and in which the
                                                                                          intention is to convey meaning rather
tâche demande de croiser une analyse        Differenzierungen aufzugeben und
                                                                                          than to manipulate form. The task
fine des supports avec des objectifs (en    alles, was ein evaluierbares Resultat         should have a sense of completeness,
termes d’appropriation) afin de susciter    ergibt als tâche zu bezeichnen, bleibt        being able to stand alone as a commu-
des activités langagières riches“ (Cuq,     abzuwarten. Man kann es aber be-              nicative act in its own right with a be-
2003: 234). Tâche scheint also nicht        zweifeln.                                     ginning, a middle and an end. (Nunan,
der hauptsächlich verwendete Begriff        Aufgaben, tasks und tâches sind also          2004, 4. Hervorhebung IT)

                                      11    Babylonia 3/10    www.babylonia.ch
Aufgabenorientierung
                                              bedeutet, dass die
                                              Lernenden ihren eige­
                                              nen Lernprozess selbst
Die Verwandtschaft ist deutlich,                                                           Formen authentischen sprachlichen
es besteht jedoch ein Unterschied:
                                              steuern, auch wenn der                       Handelns zu verwirklichen“ (Port-
Nunan spricht von „classroom work“,           Grad dieser Autonomie                        mann-Tselikas, 2001: 15). Stellt die
Legutke hingegen von „komplexen               je nach Kontext und                          Aufgabenorientierung nun eine neue
Handlungsangeboten“, aus denen                Aufgabe unterschiedlich                      „Designmethode“ (Krenn, 2007) dar?
die Lernenden dann etwas machen               ausfallen kann.                              Hier kann die Antwort für den deutsch-
müssen. Eine Arbeitsaufgabe steht                                                          und englischsprachigen Diskurs kurz
einem Handlungsangebot gegenüber.                                                          ausfallen: es scheint Konsens zu sein,
Noch deutlicher wird die Metapher                                                          dass die handlungs- und aufgaben-
der Arbeitswelt bei Rod Ellis, der                                                         orientierte Didaktik als Umsetzung
Task in seinem beeindruckenden Buch             qui l’a donné à faire et qui en sera gé-   des kommunikativen Ansatzes mit
Task-based Language Learning and                néralement le destinataire et/ou l’éva-    einem neuen Schwerpunkt im Bereich
Teaching auf folgende Weise definiert:          luateur. La tâche est donc le fait d’un    der Handlungsorientierung gesehen
                                                «travailleur», qui réalise un travail
Ein task ist                                                                               wird. David Nunan spricht von einer
                                                obligé, défini et évalué par d’autres,
  … a workplan that requires learners to
                                                soumis à des contraintes temporelles
                                                                                           Realisierung der kommunikativen
  process language pragmatically in or-                                                    Philosophie „ at the level of syllabus
                                                et/ou matérielles, généralement impo-
  der to achieve an outcome that can be                                                    design and methodology“ (Nunan,
                                                sées de l’extérieur. (Reuter, 2007: 217.
  evaluated in terms of whether the cor-                                                   204: 10). In der französischsprachigen
                                                Hervorhebung IT)
  rect or appropriate propositional con-
                                                                                           Literatur hingegen wird der approche
  tent has been conveyed. To this end, it
  requires them to give primary attention
                                              Ob es sich nun um Arbeitspläne, Ar-          actionnelle/par tâches eher als Ende
  to meaning and to make use of their         beitsaufträge oder Handlungsangebote         der Ära des kommunikatives Ansatzes
  own linguistic resources, although          handelt, gemeinsam ist diesen Be-            verstanden. Dieser wird häufig als zu
  the design of the task may predispose       griffsbestimmungen, dass komplexe            sehr auf den einzelnen Lernenden und
  them to choose particular forms. A          Aufgaben zum Angelpunkt des Spra-            als „un agir sur l’autre par la langue
  task is intended to result in language      chenlernens werden und dass Lernge-          dans une situation de prise de contact
  use that bears a resemblance, direct or     legenheiten in der Bewältigung dieser        initiale“ (Puren, 2006: 37) gesehen,
  indirect, to the way language is used       Aufgaben entstehen. Solche Aufgaben          während der approche actionnelle/
  in the real world. Like other language      werden im Deutschen immer häufiger           par tâches den Lernenden als „acteur
  activities, a task can engage productive    als „Lernaufgaben“ bezeichnet, um sie        social“ definiere, der gemeinsam mit
  or receptive, and oral or written skills,
                                              von den anderen, „alten“ Aufgaben            anderen handelt („agir avec l’autre“).
  and also various cognitive processes.
  (Ellis, 2003:16)                            zu unterscheiden. Dies wurde von             Einen interessanten Überblick dazu
                                              Britta Hufeisen (2006: 91f.) und in          bietet Rosen (2010), die wie Christian
Bei Nunan und Ellis weisen Tasks              zahlreichen weiteren Beiträge des            Puren die Nähe des approche action-
drei zentrale Elemente auf: Tasks sind        Sammelbandes Aufgabenorientierung            nelle zur pédagogie du projet betont.
ein „Arbeitsplan“, der sich mehr oder         als Aufgabe (Bausch et al., 2006) sowie      Eine Sprachendidaktik, die komplexe
weniger strukturiert darstellen kann,         neuerdings von Decke-Cornill/Küs-            Aufgaben in den Mittelpunkt stellt, ist
sie implizieren Spracharbeit, in der          ter (2010: 194) vorgeschlagen. Eine          eine vielversprechende Option – so
die Mitteilungsfähigkeit im Vorder-           „Lernaufgabenorientierung“ hat sich          der unübersehbare Konsens à travers
grund steht und sie haben ein klares          als begriffliche Entsprechung für das        les langues et leurs didactiques. Ob
Resultat; man weiss sozusagen, wann           englische task-based learning jedoch         diese Aufgaben nun als Arbeitsaufga-
Feierabend ist.                               (noch) nicht durchgesetzt.                   ben oder Handlungsangebote für die
Auch in der französischsprachigen             Wichtiger als die Terminologie               Lernenden charakterisiert werden, das
Didaktik erscheint tâche eng verbun-          ist natürlich die Einschätzung des           Duden Universalwörterbuch behält
den mit „Arbeit“. Im schon erwähnten          methodisch-didaktischen Potentials           am Ende doch recht: Aufgaben sind,
Eintrag im Dictionnaire des concepts          dieses Ansatzes. Hier bringt Paul            was „ was jmdm. zu tun aufgegeben
fondamentaux des didactiques findet           Portmann-Tselikas in einem pointier-         ist“, und in diesem Fall sind es die
sich folgende allgemeine Definition,          ten Beitrag mit dem Titel „Aufgaben          Lernenden, die im besten Fall sogar
die sich allerdings nicht spezifisch          statt Fragen“ zum Ausdruck, was in           „verantwortungsvolle, reizvolle,
auf die aufgabenorientierte Didaktik          vielen Publikationen zur Aufgabeno-          dankbare“ Aufgaben bekommen. Und
bezieht:                                      rientierung zu lesen ist: „Aufgabenori-      das ist das Stichwort für den letzten
  La notion de tâche renvoie à l’idée         entierung scheint ein wichtiges Mittel       Abschnitt.
  d’un travail à faire pour répondre à la     (vielleicht das Mittel) zu sein, das es
  demande et aux attentes de la personne      erlaubt, im unterrichtlichen Rahmen

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3 „Lernwirksame“ Aufgaben. Wie             as process“ unterschieden. Auch der        rientierung, Task-based learning und
kann man diese neuen Aufgaben              bereits zitierte Eintrag im Dictionnaire   dem approche actionnelle/approche
charakterisieren?                          des concepts fondamentaux des didac-       par les tâches keineswegs ein ho-
In Legutkes „Handlungsangebot“             tiques weist auf diese Dynamik hin:        mogenes Konzept zu verstehen ist.
steckt noch mehr als nur ein „Arbeits-     «L’activité de l’élève pour effectuer      Aufgabenorientierung und Task-based
plan“: Aufgaben sind ein Angebot, da-      la tâche prescrite est un facteur de       learning werden als Anwendungen der
her dynamisch, da sie sich im Prozess      transformation de la tâche elle-même.»     Handlungsorientierung im Fremdspra-
der Bearbeitung durch die an diesem        (Reuter, 2007: 221). Soweit ist man        chenunterricht gesehen, im Franzö-
Prozess Beteiligten verändern. Mit den     sich also einig.                           sischen ist approche actionnelle der
Worten von Andreas Müller-Hartmann         Aufgabenorientierung bedeutet, dass        gebräuchliche Begriff, während sich
und Marita Schocker-von Ditfurth: „Es      die Lernenden ihren eigenen Lernpro-       approche par (les) tâches eher in der
versteht sich von selbst, dass die Gele-   zess selbst steuern, auch wenn der Grad    am GeR orientierten Literatur findet.
genheit zur sprachlichen Entwicklung,      dieser Autonomie je nach Kontext und       Ich beginne mit einer englischspra-
die in einer Aufgabe angelegt ist, nicht   Aufgabe unterschiedlich ausfallen          chigen Charakterisierung und es ist
nur durch die Aufgabe als solche aus-      kann. Wie lassen sich Aufgaben cha-        wieder Rod Ellis, der in seiner Zu-
gelöst wird, sondern vielmehr auch         rakterisieren, die diese Art des Lernens   sammenstellung von sechs „criterial
durch die Art und Weise, wie sie von       fördern und unterstützen. Im letzten       features of a task“ (Ellis, 2003:7f.) die
den Lernern genutzt wird.“ (2005: 21).     Abschnitts dieses Beitrags stelle ich      englischsprachige Diskussion seit den
In der englischsprachigen Literatur        einige mögliche Konzeptionen von           80iger Jahren auf einen Nenner bringt.
wird seit Breen (1987) in diesem Sinn      lernwirksamen Aufgaben vor und es          Ich stelle sie jeweils mit einem kurzen
zwischen „task as workplan“ und „task      wird deutlich, dass unter Aufgabeno-       eigenen Kommentar vor:

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1. A task is a workplan. Ellis unter-        oder auch einen Fokus auf einzelne     der französischen Muttersprachen-
   streicht zwar grundsätzlich, dass         Fertigkeiten bedeuten.                 didaktik:
   ein task einen Plan vorgibt, dieser    5. A task engages in cognitive proc­        L’approche par tâches est un nouveau
   kann jedoch von den Aktivitäten           esses. Die Bearbeitung eines tasks       mode d’organisation curriculaire dans
   der Lernenden verändert werden.           aktiviert kognitive Prozesse, wie        lequel contenus et méthodologie parta-
2. A task involves a primary focus           z.B. die Auswahl und Zusammen-           gent amples zones d’intersection. L’in-
   on meaning. Ein wesentliches              stellung von Information. Wichtig        géniosité de l’approche par tâches est
   Charakteristikum von tasks ist,           ist, dass Lernende die Versprach-        d’inventer une solution pour des situa-
   dass diese ein Problem aufwerfen,         lichung dieser Prozesse selbst           tions d’apprentissage complexes plon-
                                                                                      geant les enseignants … dans l’embar-
   das durch Kommunikation/Sprach-           steuern.
                                                                                      ras. Du point de vue de l’ingénierie
   verwendung sprachlich bewältigt        6. A task has a clearly defined com­        didactique, les caractéristiques de cette
   werden soll. Sprachenlernen ist das       municative outcome. Am Ende              approche sont les suivantes:
   Resultat dieses Prozesses, wobei          dieses Arbeitsprozesses steht ein        a) les tâches requièrent l’usage de la
   tasks so formuliert sein können,          klares Resultat, das es auch ermög-         langue et s’organisent à partir d’une
   dass bestimmte grammatikalische           licht einzuschätzen, wann und ob            situation problème;
   Aspekte bearbeitet werden müssen.         ein task adäquat bearbeitet wurde.       b) l’exécution de la tâche implique
   Focus on meaning muss daher focus                                                     l’intégration de ressources diverses;
   on form nicht ausschliessen.           Ellis schlägt hier Eigenschaften vor,       c) la situation-problème crée un
3. A task involves real-world proc­       die tasks erfüllen müssen, um die oben         contexte dans lequel toutes les for-
   esses of language use. Tasks kön-      charakterisierte Form des aufgabeno-           mes linguistiques acquerront leur
                                                                                         signification;
   nen durchaus für den Unterricht        rientierten Lernens zu realisieren. Der
                                                                                      d) les tâches proposées anticipent et
   konstruierte Aktivitäten darstellen,   Fokus liegt klar beim task, bei der            actualisent des procédures d’utili-
   die resultierenden Kommunika-          Aufgabe als Steuerungsinstrument der           sation équivalentes à celles qui sont
   tionsprozesse ähneln jedoch der        Lehr- und Lernsituation, auch wenn             utilisées en dehors de la classe;
   Sprachverwendung ausserhalb der        die Autonomie der Lernenden zumin-          e) les tâches se structurent en phases et
   Unterrichtssituation (z.B. Aufklä-     dest in einigen Kriterien zur Sprache          en étapes successives et corrélées,
   rung eines Missverständnisses).        kommt. Durchaus auf ähnliche Art               déterminées par le produit à élaborer
4. A task can involve any of the four     und Weise charakterisieren Joaquim             et par des critères d’ordre pédagogi-
   language skills. Arbeit an einem       Dolz, Bernard Schneuwly, Thérèse               que;
   task kann Kombinationen von Fer-       Thévenaz und Martine Wirthner den           f) les contenus et les résultats sont re-
                                                                                         lativement ouverts (la prédétermina-
   tigkeiten (z.B. lesen und schreiben)   approche par tâches im Rahmen
                                                                                         tion est approximative).
                                                                                      (Dolz/Schneuwly/Thévenaz/Wirthner,
                                                                                      2002: 12)

                                                                                    Die Ähnlichkeiten sind überraschend,
                                                                                    da sich die AutorInnen nicht auf die
                                                                                    englischsprachige Literatur beziehen.
                                                                                    Auffällig an dieser Formulierung ist,
                                                                                    dass sie die Rollen der Lehrenden
                                                                                    und Lernenden ausspart und aus-
                                                                                    schliesslich beschreibt, was tâches
                                                                                    erfordern, implizieren und bewirken.
                                                                                    Die Beschreibung des Resultats bleibt
                                                                                    hier im Vergleich zu Ellis viel offener
                                                                                    und enthält keinerlei Hinweise auf die
                                                                                    Bewertung. Im Dictionnaire de didac-
                                                                                    tique du français langue étrangère et
                                                                                    seconde (Cuq, 2003) werden im Arti-
                                                                                    kel zu tâche nur die schon genannten
                                                                                    Charakterisierungen von David Nunan
                                                                                    genannt, während sich die Beiträge
                                                                                    zweier neuerer Publikationen (Rosen,
                                                                                    2009 und Lions-Olivieri/Liria, 2009)

                                    14    Babylonia 3/10   www.babylonia.ch
zum approche actionnelle eng an die          gelten zu können. Zu einer prototypi-     chend vielfältige Formen annehmen
schon erwähnte Charakterisierung im          schen Aufgabe gehört,                     und erscheint weniger an fest definierte
GeR halten.                                  • dass Lernende allein, zu zweit oder     Abläufe, etwa nach der Formel „Pre-
                                               in einer Gruppe eine Fragestellung      Task/Task-cycle/Language Focus“
In der Didaktik des Deutschen als              bearbeiten;
                                                                                       bei Willis/Willis (2007), gebunden.
                                             • dass die Lernenden bei der Bearbei-
Fremd- und Zweitsprache schliesslich                                                   Aufgaben können das zentrale Steue-
                                               tung der Fragestellung für eine Weile
wird die Aufgabenorientierung von              auf sich gestellt sind und die Arbeit   rungselement eines Curriculums oder
Anfang an stärker aus der Sicht der            an der Lösung selbständig unterneh-     Lehrplans sein. Sie können aber auch
Lernenden formuliert. Dies zeigt sich          men;                                    nur den Gesamtzusammenhang einer
schon in der nach wie vor aktuellen          • dass die Lösung in geeigneter Weise     didaktischen Sequenz bestimmen, die
Charakterisierung von Piepho/Serena            als Resultat greifbar wird (als Text,   den Lernenden mehr oder weniger
(1992), die sich auf die frühen Arbei-         als Notiz, als Arbeitsunterlage als     Freiraum lässt, ihre eigenen Lernwege
ten der englischsprachigen Didaktik            mündliche Information für die Klas-   zu gehen. Typisch dafür ist das folgen-
beziehen und wohl daher Aufgabe                se, als Dialog oder Szene, ... );       de Zitat aus dem Lehrerhandbuch zu
mit task synonym setzen, trotzdem            • dass die Lernenden selber die In-       Ideen 1, einem neueren Lehrwerk im
aber eine eigene Perspektive finden:           formationen einholen, die ihnen fe-
                                                                                       Bereich Deutsch als Fremdsprache für
                                               hlen, bzw. von sich aus die Hilfe der
„ Ein ‚Task’ ist ein Arbeitsauftrag an                                                 die Sekundarstufe 1:
                                               Lehrkraft in Anspruch nehmen, wenn
einzelne Lernende oder Gruppen, der            dies nötig scheint;                     „Ideen folgt einem kommunikativen,
zu geistigen Tätigkeiten führt, die sich     • dass sie selber entscheiden, wann ein   aufgabenorientierten Ansatz. Alle Ak-
auf fremdsprachliche Informationen             Arbeitsschritt abgeschlossen ist und    tivitäten haben zum Ziel, das Bedürfnis
gründen und Äußerungen/Handlungen              den Ansprüchen genügt.                der Sch zu wecken, fremdsprachige
in/mit der Zielsprache auslösen.“ Tasks      (Portmann-Tselikas, 2001: 17)“            Texte und Äußerungen zu verstehen
sollen sich „vorrangig auf Bedeutun-                                                   und sich in der Fremdsprache auszu-
gen und Botschaften richten“ und           Wieder sind hier Elemente voran-            drücken.“ (Krenn, Puchta, 2009: 8)
„das erhoffte Arbeitsergebnis ziem-        gegangener Konzeptionen sichtbar,           Natürlich bedeutet das nicht, dass die
lich genau bezeichnen, ohne jedoch         deutlich wird jedoch die Hervor-            englisch- oder französischsprachige
die schöpferische Eigenleistung der        kehrung der Selbststeuerung des             Didaktik die Lernenden beiseite lässt
Schüler/innen auszuschliessen“. Diese      Lernprozesses durch die Lernenden,          oder sie gar vergessen hätte: dies würde
sollen „handeln als sie selbst und ...     die ein hohes Mass an Autonomie             ja dem Grundprinzip dieser Orientie-
ihre Lösungsvorschläge aus ihren           mitbringen müssen. Die Lehrenden            rung widersprechen, wie ein Blick in
Ansichten, Gefühlen, Erfahrungen           sind hier Lernberater/innen.                die stärker methodischen Kapitel bei
heraus“ entwickeln. (Piepho/Serena,        Wilfried Krenn schlägt vor, dass            Nunan (2004), Willis/Willis (2007)
1992: 39f.)                                lernwirksame Aufgaben drei Krite-           oder die Beiträge in Rosen (2009)
Hier finden sich die bekannten Ele-        rien genügen müssen: lernwirksame           zeigt. Auch Adams (2009: 353) resü-
mente des Arbeitsauftrages, der Arbeit     Aufgaben müssen von den Lernenden           miert in der Zusammenschau neuerer
an bestimmten sprachlichen Phäno-          als wichtig und bedeutsam („signi-          englischsprachiger Publikationen,
menen und die Ergebnisorientierung.        fikant“) erlebt werden, sie müssen          dass man sich über „the need for lear-
Vor allem aber sollen die Lernenden        Arbeit an bestimmten Fertigkeiten und       ners to be engaged“ einig ist.
sich in einer möglichst authentischen      Kenntnissen implizieren („Training“)        Wie lässt sich nun dieser letzte Ab-
kommunikativen Lernsituation wie-          und schliesslich müssen sie sinnvolle       schnitt resümieren? Die Ähnlichkeiten
derfinden, die sie zu einem grossen Teil   Prozesse der Rückmeldung („Me-              in der grundsätzlichen Ausrichtung
selbst bestimmen und steuern können        diation“) umfassen, die „Lernenden          aufgabenorientierter Konzepte sind
und die zu einem Ergebnis führt, das       helfen, den eigenen Lernprozess zu          unübersehbar. Als Kernelement er-
mitteilenswert ist und daher auch zur      reflektieren und zu steuern“ (Krenn,        scheint die authentische Kommunika-
Kommunikation motiviert.                   2007: 22). In seinem Beitrag in dieser      tionssituation, die nicht unbedingt das
Zehn Jahre später findet sich bei          Ausgabe der Babylonia vertieft Krenn        „wirkliche Leben“ ins Klassenzimmer
Portmann-Tselikas eine ganz ähnliche       die Frage nach der Signifikanz von          holen muss, sondern dadurch authen-
Liste an Anforderungen für Aufgaben        Lernaufgaben.                               tisch wird, das Lernende engagiert an
im Fremdsprachenunterricht, die zu-        In der deutschsprachigen Didaktik           der Bewältigung einer Aufgabe arbei-
mindest eine Andeutung zur Rolle der       scheint man über Aufgaben besonders         ten, die sie als relevant, signifikant oder
Lehrkraft enthält:                         aus der Perspektive der Lernenden           wenigsten einigermassen interessant
  „Arbeitsaufträge müssen einige Bedin-    nachzudenken; eine „aufgabenori-            erleben. Sprachliches Lernen erfolgt in
  gungen erfüllen, um als AUFGABE          entierte Didaktik“ kann dementspre-         den Bereichen, die für diesen Prozess

                                     15    Babylonia 3/10    www.babylonia.ch
wichtig sind, was bedeutet, dass Aufga-              26. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des        Müller-Hartmann, A. & Schocker-v Ditfurth,
                                                     Fremdsprachenunterrichts. Tübingen: Narr.            M. (2005). Aufgabenorientierung im
benorientierung und explizite Arbeit              Beacco, J.-C. (2007). L’approche par com-               Fremdsprachenunterricht: Entwicklungen.
an Strukturen, Wortschatz oder Stra-                 pétences dans l’enseignement des langues.            Forschung und Praxis, Perspektiven. In Mül-
tegien sich keineswegs ausschliessen.                Paris: Didier.                                       ler-Hartmann, A. & Schocker-v Ditfurth, M.,
Am Ende dieser Unterrichtssequenzen               Breen, Michael P. (1987). Learner Contributions         Aufgabenorientierung im Fremdsprachen-
                                                     to Task Design. In Ch. Candlin & Murphy,             unterricht - Task-Based Language Learning
sollte ein greifbares Resultat stehen,               D. Language Learning Tasks (pp. 23-46.).             and Teaching. (pp. 1-15). Tübingen: Narr.
wobei offen bleibt, ob die Lernenden                 Englewood Cliffs: Prentice-Hall.                  Piepho, H.-E., & Serena, S. (1992). Artiku-
festlegen, wann ihre Arbeit zu Ende ist           Cuq, J.-P. (Ed.). (2003). Dictionnaire de didacti-      lationsphasen ind einem aufgaben- und
oder ob ein Resultat zu erreichen ist,               que du français langue étrangère et seconde.         impulsgesteuerten Deutschunterricht. Frage-
                                                     Paris: CLE International.                            zeichen. Beiträge zur Theorie und Praxis des
für das Kriterien festgelegt wurden, die          Coste, D. (2010). Tâche, progression, curri-            Deutschunterrichts in Italien, 8(1), 20-41.
den Lernprozess evaluierbar machen.                  culum. The Canadian Modern Language               Portmann-Tselikas, P. (2001). Aufgaben statt
Soweit so globalisiert.                              Review / La revue canadienne des langues             Fragen. Sprachen lernen im Unterricht und die
                                                     vivantes, 66(4), 499-510.                            Ausbildung von Fertigkeiten. Fremdsprache
Über diesen kleinsten gemeinsamen                 Decke-Cornill, H., & Küster, L. (2010).                 Deutsch 24, 13-18.
Nenner hinaus kann man auf verschie-                 Fremdsprachendidaktik. Eine Einführung.           Puren, Ch. (2006). De l’approche communica-
dene Art und Weise über Aufgaben,                    Tübingen: Narr.                                      tive à la perspective actionnelle. Le Francais
tasks und tâches im Fremdsprachen-                Dolz, J., Schneuwly, B., Thévenaz, T., & Wirth-         dans le monde 347, 37-40.
                                                     ner, M. (2002). Les Tâches et leurs entours en    Reuter, Yves (Hg.) (2007). Dictionnaire des
unterricht nachdenken. Ob dies an                    classe de Français. Conférence introductive          concepts fondamentaux des didactiques.
„didaktischen Kulturen“ festzuma-                    du colloque. In J. Dolz, B. Schneuwly, T.            Bruxelles: de Boek.
chen ist, lasse ich aber dahingestellt.              Thévenaz & M. Wirthner Les Tâches et leurs        Rosen, E. (2010). Perspective actionnelle et
                                                     entours en classe de Français. Actes du 8e           approche par les tâches en classe de langue.
Deutlich ist, dass einflussreiche                                                                         The Canadian Modern Language Review /
                                                     colloque international de la DFLM (pp. 1-15).
Publikationen wie der GeR sich in                    Neuchâtel: CDROM.                                    La revue canadienne des langues vivantes,
allen Didaktiken bemerkbar machen.                Ellis, R. (2003). Task-based Language Learning          66(4), 487-498.
Artenvielfalt ist aber auch in der                   and Teaching. Oxford: Oxford University           Rosen E. (Hg.) (2009). La perspective action-
                                                     Press.                                               nelle et l’approche par les tâches en classe de
Didaktik ein Vorteil: Wenn Lernauf-               Häussermann, U. & Piepho, H.-E. (1996). Auf-            langue. Le français dans le monde, numéro
gaben von den Lehrenden vor allem                    gaben-Handbuch Deutsch als Fremdsprache.             spécial 45.
als Handlungsangebote für Lernende                   Abriß einer Aufgaben- und Übungstypologie.        Willis, D., & Willis, J. (2007). Doing Task-
                                                     München: Iudicium.                                   based Teaching. Oxford: Oxford University
konzipiert werden, erlaubt ihnen dies                                                                     Press.
                                                  Hufeisen, B. (2006). Schulaufgaben, Haus-
eben einen „lernorientierten“ Blick                  aufgaben, Textaufgahen, Übungsaufgaben,
auf das, was im Unterricht geschieht.                Testaufgaben, Prüfungsaufgaben, Evaluati-
Wenn dagegen die Aufgabe als Arbeits-                onsaufgahen, Kompetenzüberprufungsauf-
plan im Mittelpunkt seht, stehen der                 gaben - Was ist Aufgabenorientierung und
                                                     zu welchem Zweck könnte sie lm Fremd-
                                                                                                       Anmerkungen
Ablauf von Unterrichtssequenzen, das                 sprachenunterricht sinnvoll sein? In K.-R.
                                                                                                       1
                                                                                                         Im Folgenden werden die in diesem Beitrag
                                                                                                       zentral behandelten Begriffe kursiv gesetzt,
erwartete Resultat und damit auch ihre               Bausch, E. Burwitz-Melzer, F. G. Königs
                                                                                                       wenn sie als didaktische Termini gebraucht
Evaluierung im Mittelpunkt. Beides                   & H.-J. Krumm, Aufgabenorientierung als           werden.
                                                     Aufgabe (pp. 90-101). Tübingen: Narr.
kann sinnvoll sein – und didaktisch               Hüllen, W. (2005). Kleine Geschichte des Fremd-
                                                                                                       2
                                                                                                         Dieser Aufsatz steht unseren Leserinnen und
kompetentes Handeln bedeutet, über                                                                     Lesern als pdf unter der folgender Adresse
                                                     sprachenunterrichts. Berlin: Schmidt.             zur Verfügung: http://www.babylonia-ti.ch/
ein möglichst grosses Repertoire an               Krenn, W. (2007). Der aufgabenorientierte            fileadmin/user_upload/documents/2010-3/
Verfahren zur Planung und Durch-                     Ansatz als neue «Designmethode» der               PiephoSerena.pdf
                                                     Fremdsprachendidaktik. In H.-J. Krumm &
führung von Unterricht zu verfügen                   P. Portmann-Tselikas Theorie und Praxis. Ös-
                                                                                                       3
                                                                                                         Ich möchte hier aber festhalten, dass es hier
                                                                                                       nur um diese Definition geht. Natürlich hat
und aus dem, was man dabei erlebt,                   terreichische Beiträge zu Deutsch als Fremd-      sich gerade Michael Legutke sehr für die Ler-
zu lernen.                                           sprache 10/2006. Schwerpunkt: Aufgaben            nerorientierung im Fremdsprachenunterricht
                                                     (pp. 13-28). Innsbruck: Studienverlag.            eingesetzt hat. Ich verweise nur auf das schon
                                                  Krenn W. & Puchta H. (2008). Ideen 1. Lehrer-        klassische „Airport-Projekt“ in M. Legutke
                                                     handbuch. Ismaning: Hueber.                       (1988). Lebendiger Englischunterricht. Kom-
                                                  Littlewood, W. (2004). The task based approach:      munikative Aufgaben und Projekte für einen
Literatur                                            some questions and suggestions. ELT Journal       schüleraktivierenden Fremdsprachenunter-
Adams, R. (2009). Recent publications on             58(4), 319-326.                                   richt. Bochum: Kamp.
  task-based language teaching: a review.         Lions-Olivieri, M.-L., & Liria, P. (Eds.). (2009).
  International Journal of Applied Linguistics,      L’approche actionnelle dans l’enseignement
  19(3), 339-355.                                    des langues. Onze articles pour mieux
Barkowski, H., & Krumm, H.-J. (Hg.). (2010).         comprendre et faire le point. Barcelona:
  Fachlexikon Deutsch als Fremd- und Zweit-          difusión.                                         Ingo Thonhauser
  sprache. Tübingen: Francke.                     Nunan, D. (2004). Task-Based Language Teach-         ist professeur formateur im Bereich der Fremd-
Bausch, K.-R., Burwitz-Melzer, E., Königs, F.        ing and Learning. A comprehensively revised       sprachendidaktik mit Schwerpunkt Deutsch als
  G., & Krumm, H.-J. (Hg.). (2006). Aufgaben-        edition of Designing Tasks for the Communica-     Fremdsprache an der Haute école pédagogique
  orientierung als Aufgabe : Arbeitspapiere der      tive Language Classroom. Cambridge: CUP.          du canton de Vaud.

                                            16    Babylonia 3/10        www.babylonia.ch
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