Weltbewusst - Science Center Netzwerk

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Weltbewusst - Science Center Netzwerk
17. DEZEMBER 2016

                          Weltbewusst
            Wissenschaftsvermittlung im Dienst der Nachhaltigkeit

17 ZIELE FÜR DIE WELT          ECSITE 2016                     HYPATIA!
Der Aktionstag des Science-    Die internationale Konferenz    Das neue EU-Projekt stellt die
Center-Netzwerks machte die    thematisierte neue Konzepte     gendersensible Vermittlung von
Ziele der UNO (be-)greifbar.   der Wissenschaftsvermittlung.   MINT Themen ins Zentrum.
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EDITORIAL                                                   INHALT
                                                            3       Inspiration nehmen und geben. Vorwort von Margit Fischer
                                                            4       Ein „nachhaltiger“ Aktionstag – Der 1. Internationale Tag
Liebe Leserin, lieber Leser,                                        der Science Center und Science Museen im Zeichen der SDGs
was für ein Jahr! Wie oft bringt ein Jahr so viele ein-     5       Es ist machbar – Interview mit Martin Nesirky zu den
schneidende Ereignisse? Wir haben große Herausfor-                  Nachhaltigkeitszielen der UNO
derungen für politische Institutionen erlebt, aber auch
ökologische Zäsuren – wie zum Beispiel das in diesem        6       In 17 Zielen um die Welt. Reportage
Jahr besonders rapide Wegschmelzen des grönländischen       8       Our Goals for the Next Years: Increasing
Eisschilds. Oft fühlt man sich als Individuum in diesem             Participation – Interview mit Linda Conlon
Wirrwarr etwas verloren, fast schon hilflos und ohne Mit-
tel, entgegenzusteuern: Den Klimawandel aufzuhalten,        9       „Wie war der Aktionstag für Sie?“ – Feedback der
die Natur und ihre Ressourcen schonender zu nutzen,                 TeilnehmerInnen und BesucherInnen
die soziale Ungerechtigkeit und Ungleichheiten zwischen     10 ECSITE 2016 – Österreich im Zentrum der
Menschen zu verringern.                                        internationalen Wissenschaftsvermittlung
Umso schöner und wichtiger, dass weltweit zahlreiche
Menschen, Initiativen und Institutionen existieren,
                                                            12 Pimp Your Shirt! Der Ferienspiel-Workshop des
die uns täglich aufs Neue daran erinnern, dass wir
                                                               ScienceCenter Netzwerks
nicht hilflos sind, sondern viel stärker, als wir es        14 Hypatia – Toolkit für Genderinklusion
selber glauben.
                                                            15 ScienceCenter-Netzwerk – Wo KOOPERATION groß
Da gibt es zum Beispiel in Österreich unser Netzwerk,
                                                               geschrieben wird
das vor über zehn Jahren entstand und mittlerwei-
le 170 Organisationen und Einzelpersonen vereint.
Dieses Netzwerk wird durch Zusammenarbeit und
Austausch, Dialog und Respekt vor der Arbeit des/
der Anderen genährt und aufrechterhalten. Es ist
unermüdlich und zeigt, dass man gemeinsam Großes
bewegen und bewirken kann. Im Bildungsbereich,
wenn es gelingt, Lernen über (Natur)Wissenschaf-
ten attraktiv und freudvoll zu gestalten – auch für
Mädchen. In Museen und Science Centern, wenn
Kooperationen und Austausch zu spannenden Akti-
vitäten führen. Und für Nachhaltigkeit und soziale
Gerechtigkeit, wenn ein Aktionstag abstrakte Ziele in
konkrete Handlungsmöglichkeiten übersetzt. Welt-
                                                                                                                                   7
bewusst und optimistisch nutzten wir die Kraft des 1.
Internationalen Tages der Science Center und Science
Museen, um die österreichische Öffentlichkeit mittels
                                                                                                                               12
Hands-on und Minds-on Aktivitäten auf die globalen
Herausforderungen unserer Zeit aufmerksam zu ma-
chen, Bewusstsein dafür zu wecken sowie zumindest
ansatzweise auf einige Möglichkeiten zur alltäglichen
Bekämpfung der vielen sozialen und ökonomischen

                                                                11
Ungleichheiten hinzuweisen.
Wir können Vieles verbessern, Schlimmes verhindern
und wir können noch mehr Gutes erreichen, wenn wir
zusammenarbeiten, wenn wir gemeinsam agieren, uns
gegenseitig unterstützen und einander zuhören. Dazu
braucht es Toleranz, Respekt und Geduld für einander.
Das lehren uns die Geschichte bzw. die Geschichten              IMPRESSUM
vieler Frauen und Männer vor uns – und das lässt sich           Die Publikation „Weltbewusst“ erscheint als entgeltliche Beilage
auch Hands-on und Minds-on jeden Tag und an jedem               zur Wiener Zeitung am 17. Dezember 2016. Für den Inhalt verant-
Ort aufs Neue erfahren, wenn wir offen und neugierig            wortlich: Verein ScienceCenter-Netzwerk, Landstraßer Hauptstraße
                                                                71/1/309, 1030 Wien; Hersteller: Wiener Zeitung GmbH, Media Quarter
durchs Leben gehen.
                                                                Marx 3.3, 1030 Wien, Maria-Jacobi-Gasse 1; AutorInnen: Sarah Funk,
                                                                Cathren Landsgesell, Heidrun Schulze, Barbara Streicher, Maja Toš;
Viel Freude beim Lesen wünscht                                  Layout, Gestaltung und Cover-Illustration: Irma Tulek; Druck: Nieder-
                                                                österreichisches Pressehaus Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H.,
Maja Toš                                                        Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten
Verein ScienceCenter-Netzwerk

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Vorwort von Margit Fischer

INSPIRATION NEHMEN UND GEBEN

M
          ein persönliches Engagement
          zum Thema Bildung und Ler-
          nen verdanke ich der Inspirati-
on durch die internationale Science Cen-
ter Community. Als ich vor über zwanzig
Jahren auf diese Art des informellen,
spielerischen, selbstbestimmten Ler-
nens aufmerksam wurde, konnten wir
von Science Centern in Österreich nur
träumen. Aber die KollegInnen auf den
internationalen Konferenzen haben
mich immer motiviert, dran zu bleiben
und unseren eigenen Weg für Österrei-
ch zu finden. Und es ist uns gelungen,
wie es das vergangene Jahr ganz beson-
ders zeigt:
Im Juni 2016 kamen über 1.000
Science Center ExpertInnen aus über
                                            Foto: Barbara Streicher

50 Ländern zur wichtigsten europäischen
Tagung für Wissenschaftsvermittlung,
der ECSITE, in Graz zusammen. Weil
wir als ScienceCenter-Netzwerk mitt-
lerweile ein geschätzter internationaler
Partner sind, und weil wir in Österreich
ein einzigartiges, spannendes Modell
aufzuweisen haben – ein bundesweites                              lichkeit und zu den wichtigsten globalen    spiration für die internationale Commu-
Netzwerk mit 170 PartnerInnen, die Sci-                           Themen. Gemeinsam mit der UNESCO            nity sind, zeigte die Einladung zur Live-
ence-Center-Aktivitäten für Jung und Alt                          feierten Science Center weltweit mit        Schaltung unseres Programms zu einer
mit großer Begeisterung entwickeln, an-                           vielen Aktivitäten den 1. Internationalen   UNESCO-Konferenz in Paris.
bieten und nutzen. „Colours of Coopera-                           Tag der Science Center und Science Mu-      Ich bin stolz und glücklich über diese Ent-
tion“ war unser Motto für die Konferenz,                          seen. Als musterhaftes Beispiel wurde       wicklungen und danke allen unseren Part-
denn Vielfalt und gemeinsames Tun prägt                           unser österreichischer Beitrag gesehen      nerInnen und UnterstützerInnen für die
unsere Arbeitsweise und den Austausch                             – denn in einem reichhaltigen, interak-     ausgezeichnete Zusammenarbeit!
im Netzwerk.                                                      tiven Programm konnten BesucherInnen
Am 10. November 2016 stellten wir                                 alle 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung   Margit Fischer
diese Kooperationsstärke erneut unter                             erleben, verstehen und diskutieren. Dass    Vorsitzende Verein
Beweis, diesmal für eine breite Öffent-                           wir mit unseren Aktivitäten nun auch In-    ScienceCenter-Netzwerk

                           Der Verein ScienceCenter-Netzwerk dankt seinen UnterstützerInnen:

                                                                                     3
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EIN „NACHHALTIGER“
AKTIONSTAG
Mit dem ScienceCenter-Netzwerk die
Nachhaltigkeitsziele der UNO entdecken.
Von Sarah Funk

( Nur) 17 Ziele um die Welt zu verändern?!   Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen        selbst – SchülerInnen, Familien und die
Ja, sagen 193 Regierungs- und Staatschefs,   weltweit. Anlass war der erste Internatio-   interessierte Öffentlichkeit – standen an-
die letztes Jahr die Agenda 2030 für nach-   nale Tag der Science Center und Museen       dere Dinge im Vordergrund: Spannende
haltige Entwicklung beschlossen haben.       in Kooperation mit der UNESCO mit über       Diskussionen mit WissenschaftlerInnen,
Was hinter den Nachhaltigkeitszielen der     300 Veranstaltungen von A wie Atlanta bis    Entdeckungsreise durchs Museum mit in-
Vereinten Nationen steckt, das konnten die   Z wie Zagreb. Eine hochrangige Konferenz     teraktiven Stationen, Vertiefung nach ei-
über 1.000 BesucherInnen des Naturhisto-     im Hauptquartier der UNESCO in Paris         genem Interesse in der Lese-/Medienecke
rischen Museum Wiens am 10. November         brachte führende Expertinnen und Exper-      sowie intensive Gespräche mit Jungfor-
2016 beim Aktionstag des ScienceCenter-      ten zusammen, um über den Beitrag von        scherInnen zur Frage, was jede/r Einzelne
Netzwerks spielerisch erkunden.              Science Centern und Museen zur Lösung        beitragen kann.
Nicht nur in Wien – auf der ganzen Welt      globaler Probleme zu diskutieren. Mit ei-    Möglich wurde das vielfältige und bunte
standen an diesem Tag globale Heraus-        ner Live-Schaltung ins Naturhistorische      Angebot durch die Beteiligung von über
forderungen wie Klimawandel, Ernäh-          Museum Wien erhielt der Aktionstag           20 PartnerInnen des ScienceCenter-
rungssicherheit und Armutsbekämpfung         des ScienceCenter-Netzwerks besondere        Netzwerks und darüber hinaus. Allen
auf dem Programm von Science Centern         Sichtbarkeit im internationalen Kontext.     Mitwirkenden sei an dieser Stelle herz-
und Museen – und damit von Millionen         Für die BesucherInnen des Aktionstags        lich gedankt!

                                                                 4
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ES IST MACHBAR

                                                                                                                                              Foto: UNIS Vienna/Nikoleta Haffar
Bis 2030 will die UNO alle 17 Nachhaltigkeitsziele umsetzen.
Wie das gehen könnte, erklärt Martin Nesirky, Direktor des
Informationsdienstes der Vereinten Nationen (UNIS) Wien
im Interview mit Sarah Funk

Sarah Funk: Was hat sich die Weltgemein-     Armutsbekämpfung Hand in Hand gehen
schaft mit den 17 Zielen für nachhaltige     muss mit wirtschaftlichem Wachstum,
Entwicklung bis 2030 vorgenommen?            Frieden und Gerechtigkeit, Klimaschutz         für alle zu erreichen, ohne die Erde weiter
Martin Nesirky: Trotz vieler Herausforde-    und Themen wie Bildung, Gesundheit und         zu schädigen. Der Prozess, in dem die Ziele
rungen leben wir in einer Zeit der Hoff-     Beschäftigung. Man kann es auch so be-         entwickelt wurden, ist beispiellos: sowohl
nung, denn die 17 Ziele für nachhaltige      schreiben: Die 17 Ziele umfassen die drei      die Mitgliedsstaaten, als auch der Privatsek-
Entwicklung sind eine große Chance, den      Dimensionen nachhaltiger Entwicklung,          tor, Forscher, die Zivilgesellschaft und 7 Mil-
Planeten wieder auf einen guten Kurs zu      also wirtschaftliches Wachstum, soziale        lionen Menschen weltweit waren beteiligt.
bringen. Die 2030 Agenda für nachhaltige     Inklusion und Umweltschutz. Bei einem
Entwicklung bietet für Milliarden Men-       solchen Themenspektrum ist natürlich die       Was kann jede/r Einzelne dazu beitragen?
schen auf der ganzen Welt die Aussicht       Bandbreite potenzieller Partner enorm. Der     Jeder Einzelne von uns kann seinen Teil
auf eine bessere Zukunft. Die Staatsober-    Schlüssel zum Erfolg liegt in Partnerschaf-    tun. Dazu haben wir gemeinsam mit
häupter der Welt haben sich bei einem        ten, in der Zusammenarbeit aller. Nur ge-      Partnern zum Beispiel auch eine App für
historischen UNO-Gipfel im September         meinsam können die Ziele erreicht werden.      Smartphones entwickelt. Sie heißt „SDGs
2015 in New York dazu verpflichtet, bis      Nationale Regierungen, der Privatsektor,       in Action“. Dort kann man einen für sich
2030 Armut zu beenden, und Klimawan-         die gesamte Zivilgesellschaft, der normale     selbst wichtigen Bereich herauspicken. Ein
del und Ungleichheiten zu bekämpfen.         Bürger sind gefordert. Jeder ist Teil davon.   kleiner Schritt könnte zum Beispiel sein,
                                                                                            sprichwörtlich einen Schritt zu tun und das
Was zeichnet die Agenda 2030 im Ver-         Wie realistisch ist die Realisierung der       Auto stehen zu lassen. Oder auf Strom aus
gleich zu bisherigen Entwicklungsagenden     Ziele bis 2030 – auch in Hinblick auf die      erneuerbaren Energien umzusteigen. Oder
der Vereinten Nationen besonders aus?        jüngsten politischen Entwicklungen,            sich vor Ort, in seiner Nachbarschaft für an-
Es ist eine Weltagenda. Das heißt, die 17    etwa in den USA?                               dere zu engagieren. Die Zahl der Möglich-
Ziele für nachhaltige Entwicklung schlie-    Es ist natürlich ein Prozess, aber der Zeit-   keiten ist enorm. Dazu kommt, dass die Ver-
ßen zum ersten Mal alle Staaten ein, nicht   raum von 15 Jahren ist angemessen. Man         netzung durch soziale Medien von großer
nur Entwicklungsländer. Natürlich bauen      muss bedenken, dass die 17 Ziele alle mit-     Bedeutung ist. Sie erhöht die Durchschlags-
sie auf dem Erfolg der Millennium Deve-      einander verwoben sind. Es ist machbar.        kraft. Es ist wichtig, dass sich Menschen
lopment Goals auf, aber gleichzeitig gehen   Auch UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon           zusammentun und austauschen. Besonders
sie einen bedeutenden Schritt weiter. Sie    hat wiederholt von einem inspirierenden        junge Menschen können so die Chance nut-
sind einzigartig, da sie anerkennen, dass    Ziel gesprochen, um Frieden und Wohlstand      zen und ihre Zukunft mitgestalten.

                                                                  5
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IN 17 ZIELEN UM DIE WELT
Von wegen abstrakt: Der Aktionstag des ScienceCenter-Netz-
werks machte die UN-Nachhaltigkeitsziele am 10. Novem-
ber 2016 konkret und greifbar. Im Naturhistorischen Museum
in Wien begaben sich viele SchülerInnen gemeinsam mit ihren
LehrerInnen an diesem Tag auf Entdeckungsreise und er-
fuhren, was sie beitragen können, um die Ziele zu erreichen.
Von Cathren Landsgesell

B
       evor es richtig losgeht, bekomme ich       Goals) wurden 2015 von den Vereinten Na-         bei diesem Thema einfinden, nicken. Eine
       eine exklusive Vorführung: Der Me-         tionen definiert. Sie umfassen Ziele wie die     Antwort haben sie auch nicht. Mit Sonnen-
       teorologe Thomas Wostal erklärt mir,       Beseitigung von extremer Armut, die Be-          energie vielleicht? „Dann muss man das
wie man eine Wolke in einer Plastikflasche        kämpfung des Klimawandels oder das Errei-        heute schon machen“, sagt einer.
erzeugt. Er füllt die Flasche mit etwas Was-      chen von Geschlechtergleichheit. Bis 2030        Von Station zu Station wird deutlicher, dass
ser, pumpt zusätzlich Luft hinein und lässt sie   haben sich die Staats- und Regierungschefs       die Nachhaltigkeitsziele mitnichten ab-
schlagartig wieder heraus. In der Flasche sieht   für die Realisierung Zeit gegeben. „Ein gro-     strakt sind. Die eigene Betroffenheit, auch
man jetzt ein milchiges Gebilde wabern. Eine      ßer Anspruch“, wie Martin Nesirky, Direktor      meine, wächst. Ziel Nummer 12 heißt „Für
Wolke. „Wolken sind Ansammlungen von              des Informationsdienstes der Vereinten Na-       nachhaltige Konsum- und Produktions-
Wassermolekülen, die sich bei Abkühlung an        tionen (UNIS) Wien, zur Eröffnung des Akti-      muster sorgen“. An der entsprechenden
Partikel geheftet haben“, sagt er. Im Naturhi-    onstages sagte. Den über 20 PartnerInnen         Station steht Monika Müller vom Natur-
storischen Museum vertritt Wostal an diesem       des ScienceCenter-Netzwerks gelang es            historischen Museum vor einem in seine
Aktionstag des ScienceCenter-Netzwerks mit        an diesem Aktionstag aber, diesen großen         Einzelteile zerlegten Handy. In einem Setz-
der „Wetterwerkstatt“ das Nachhaltigkeits-        Anspruch begreifbar zu machen. Wichtiger         kasten sind die Metalle und Seltenen Erden
ziel Nummer 13, „Maßnahmen zum Klima-             noch: Alle 17 Stationen vermochten es, den       zu sehen, aus denen diese Teile bestehen:
schutz“. Neben der Wolkenflasche gibt es          jungen BesucherInnen Handlungsmöglich-           unter anderem das bekannte Gold, aber
hier allerhand zum Thema Wolken zu sehen          keiten aufzuzeigen. Was können sie konkret       auch Coltan, ein Erz. Es gilt inzwischen als
und zu erleben. „Wir dachten, wir nehmen          tun, um die Ziele zu erreichen? Was pas-         „Blutdiamant“, weil es unter den fürchter-
etwas Alltägliches, das alle kennen, aus die-     siert, wenn die Ziele nicht erreicht werden?     lichsten Bedingungen in Bergwerken vor
sem Riesenthema Klima und Wetter“, sagt er.        „Vorwärts! Mit viel Energie wegstarten!“        allem in der Republik Kongo gewonnen
Wostal möchte den SchülerInnen, die bald zu       Maria Grübl vom Netzwerk-Partner „Son-           wird. „Man sieht, es stecken sehr viele
seiner Station kommen werden, vermitteln,         nenwelt“ aus dem Waldviertel feuert              wertvolle, aber ebenso problematische
wie komplex Wolken sind, und welche Rolle         einen Schüler an, der sich auf das Stand-        Rohstoffe in einem Smartphone“, sagt Mül-
sie für das Weltklima spielen. Selbst für die     fahrrad geschwungen hat. Es kommt nicht          ler. „Zu wertvoll, um es einfach wegzuwer-
Klimaforschung ist letzteres noch weitgehend      in die Gänge. Eigentlich soll damit Energie      fen.“ Genau diese Botschaft kommt auch
unbekanntes Terrain. „Wolken haben einen          erzeugt werden. Für das Nachhaltigkeits-         bei den SchülerInnen an, die begeistert
großen klimatischen Einfluss, aber man kann       ziel „Bezahlbare und nachhaltige Energie“,       untersuchen, wie ihr Smartphone eigent-
diesen im Moment nur ungenau bestimmen.           Nummer 7, muss man offenbar kräftiger            lich aufgebaut ist. Vielleicht halten sie sich
Da man unter anderem noch nicht weiß, wel-        in die Pedale treten. Der Schüler kommt          etwas zurück bei ihrem nächsten Wunsch
che Partikel eine Haufenwolke braucht, um         ins Schwitzen. „Wieviel Energie habe ich?“       nach einem neuen Tablet oder Handy.
sich zu bilden“, sagt Wostal.                     „Wenn Du den ganzen Tag so weiter trittst,       Doch was ist, wenn man sich das neue
Das ScienceCenter-Netzwerk hat den 1. In-         reicht es für einen kleinen Kühlschrank“,        Handy gar nicht erst leisten kann, weil man
ternationalen Tag der Science Center und          sagt Grübl. Die Sonnenwelt macht erfahr-         arm ist? Die Station zu Nachhaltigkeitsziel
Science Museen, der in Kooperation mit            bar, dass Energie nicht einfach aus der          Nummer 1, der Bekämpfung von extremer
der UNESCO am 10. November 2016 welt-             Steckdose kommt. Man muss sie produzie-          Armut, ist dazu angetan, Diskussionen
weit stattfand, dazu genutzt, gleich alle 17      ren. Nur, wie? „Es ist längst allen klar, dass   auszulösen, Was heißt eigentlich Armut?
globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung        wir mit den fossilen Energieträgern am           Der Verein ScienceCenter-Netzwerk stellt
zum Thema zu machen. Diese so genann-             Ende sind“, sagt Grübl. Die anwesenden           vor allem viele Fragen: Ist man schon
ten „SDGs“ (Sustainable Development               Schüler, es sind bislang nur Jungs, die sich     arm, wenn man sich keinen Urlaub leisten

                                                                        6
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Fotos: Verein ScienceCenter-Netzwerk/APA/Hörmandinger

                                                                                                                                                         Wohnkomplex besser, den sich viele Fami-
                                                                                                                                                         lien teilen. Der Wohnkomplex ist auch das
                                                                                                                                                         nachhaltigere Wohnmodell.
                                                                                                                                                         Die Nachhaltigkeitsziele werden sich nicht
                                                                                                                                                         ebenso einfach von selbst realisieren las-
                                                                                                                                                         sen. Und dennoch: Andrea Frantz-Pittner,
                                                                                                                                                         Leiterin des NaturErlebnisPark Graz, die
                                                                                                                                                         an Station Nummer 15 steht, ist über-
                                                                                                                                                         zeugt, dass sich viele Nachhaltigkeitsfra-
                                                                                                                                                         gen leichter beantworten lassen, wenn
                                                                                                                                                         man die Bedürfnisse von Kindern und
                                                                                                                                                         Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt:
                                                                                                                                                         „Wenn man sie lässt, entwickeln sie auch
                                                                                                                                                         die Ideen, wie ihre Bedürfnisse gerecht
                                                                                                                                                         umgesetzt werden können.“

                                                        kann? Gibt es mehr Menschen in Österrei-       sagt Strachwitz. Ein/e durchschnittliche
                                                        ch, die sich keinen Urlaub leisten können      ÖsterreicherIn könnte damit ihren Was-
                                                        oder keine Heizung und Warmwasser?             serbedarf 81 Tage lang decken.
                                                        Macht Geld glücklich? „Die Debatten, die       Wie Kinder und Jugendliche eine Stadt bau-
                                                        wir hier erleben, sind extrem engagiert        en würden, kann man bei Station 11 sehen.
                                                        und kontrovers“, berichtet Felix Schneider     Sie steht für das Ziel „Nachhaltige Städte
                                                        vom Verein ScienceCenter-Netzwerk.             und Gemeinden“. Das Architekturzentrum
                                                        Bei Barbara Strachwitz vom Netzwerk-           Wien will „Die Stadt der kurzen Wege“
                                                        partner FLIP, dem Financial Life Park,         näherbringen. Viel muss Lucia Hofer, die
                                                        kann man sich außerdem fragen, ob              Vermittlerin, nicht dazu erklären. Wie von
                                                        Konsum glücklich macht. Die neue Jeans         selbst entstehen auf dem Boden des Natur-
                                                        zum Beispiel. Strachwitz erklärt anhand        historischen Museums mit verschiedenen
                                                        einer Kleiderpuppe mit Bluse und Jeans,        Bauelementen die Konzepte für nachhal-
                                                        wieviel Wasser, Energie, Arbeitsstunden,       tige Stadtviertel. Ein Entwurf richtet den
                                                        Transportkilometer usw. in der Kleidung        Stadtteil zum Fluss hin aus, hier gibt es Frei-
                                                        stecken. Wie hoch bzw. niedrig die Löhne       zeitmöglichkeiten und große Grünflächen.
                                                        sind, die den ArbeiterInnen bleiben. Das       Letzteren geben die Jugendlichen den mei-
                                                        dazugehörende Nachhaltigkeitsziel heißt        sten Raum. Ein eigenes Heim, Porsche und
                                                        „Dauerhaftes, inklusives und nachhal-          Pool gilt den Jugendlichen als Nachweis
                                                        tiges Wirtschaftswachstum, produktive          von Reichtum, darin leben wollen sie aber
                                                        Vollbeschäftigung und menschenwürdige          nicht unbedingt. „Ich will meine Freunde
                                                        Arbeit für alle fördern“. Eine einzige Jeans   besuchen und im Keller einen Probenraum
                                                        braucht 8.000 bis 11.000 Liter Wasser,         haben“, sagt einer. Er findet deshalb einen

                                                                                                                             7
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OUR GOALS FOR THE NEXT
YEARS: INCREASING
PARTICIPATION
Do Science Centres need their own special day?
Linda Conlon, Chair of the Association of Science and
Technology Centres (ASTC) says yes, here’s why.
Interview von Barbara Streicher

                                                                                                                                              Foto: International Centre for Life, UK
Barbara Streicher: In November 2016,           one particular day to address an impor-         Science centers and museums pooled
the world has not only celebrated              tant issue and doing it under the auspices      their strengths to promote the Sustai-
Universal Children’s Day, World Diabetes       of such a well-established, reputable, in-      nable Development Goals. What role
Day and World Science Day but also the         ternational body as UNESCO contributes a        does science play to meet these global
1st International Science Center and           lot to the success.                             challenges?
Science Museum Day. Why do we need                                                             One of the things that emerged in our
a dedicated day for science centers and        More than 300 events in 55 countries            discussions was that these are 17 inter-
museums?                                       and 20 time zones around the world took         related goals and one of the speakers in
Linda Conlon: We need a dedicated day,         place during that day. What are your            our conference pointed out that making
because it is always good to have a coll-      dreams for the next year?                       progress in one goal could be to the de-
ected focus. Science centers are doing         What we are trying to do is to collect all of   triment of another goal. This led to a dee-
incredibly good things, but it is very dif-    the evidence of this year, looking at what      per discussion about the role of science.
ficult to keep track of all of those. So it    worked and what did not work. It would          We pride ourselves on being evidence
is very important for science centers to       be fantastic to attempt to double that          based, on being logical, and that science
address some defined important goals,          number of events.                               can be an answer. But if you look at what
which is exactly what the sustainable de-      There are vast areas of the world where         has happened in the last few months in
velopment goals are. Each of the 17 goals      there are very few science centers yet.         the UK with Brexit or with the elections in
addresses an incredibly important issue,       So maybe two things we need to think            the United States – there is a lot of emo-
which means that science centers have a        about for the next year: increasing parti-      tion out there. We are not robots, we are
very broad canvas upon which they can          cipation and looking at capacity building       human beings and we are shaped by our
choose to interpret one, two, three, four      in areas without science centers and en-        environment, our upbringing, our perso-
or all seventeen of those goals like you did   suring implicit political backing. We also      nal belief-systems and science probably.
in Austria. Having a day provides us with      need to have a wider discussion and a           So despite the evidence, scientific or any
an opportunity to have a collected voice       five or a ten year horizon, to ask oursel-      other type, we have to recognize increa-
and to demonstrate the collective impact       ves how does success look like, where           singly that even in the face of overwhel-
of the sector. And what people tend to         do we want to be at the end of this pe-         ming evidence people can still feel with
remember is the celebratory element of         riod. It is potentially the most ambitious      their heart, so the role of science is not
something. So this is not instead of all the   global initiative that we have ever un-         sacrosanct. This is a rolling debate that is
work that we do, it is in addition to. Using   dertaken as a field.                            not going to go away.

                                                                    8
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                                                                                                                            Wir haben TeilnehmerInnen und BesucherInnen um Feedback gebeten.

                                                                                                                            Dr. Andrea Frantz-Pittner                                                      Edwin Fichtinger
                                                                                                                            NaturErlebnisPark – Partner im                                                 Lehrer GRG 12, Erlgasse 32-34, 1120 Wien
                                                                                                                            ScienceCenter-Netzwerk                                                         Tolle Veranstaltung in einem spannenden
                                                                                                                            …durch den Affensaal, vorbei an den                                            Ambiente, didaktisch sehr gut aufge-
                                                                                                                            Bären und beim Bison links abbiegen…                                           bauter Ablauf mit Einführung und selbst-
                                                                                                                            der uns zugewiesene Standplatz im ge-                                          ständigem Suchen und Forschen. Meine
                                                                                                                            diegenen Ambiente der hundertjährigen                                          SchülerInnen haben sofort mit voller Be-
                                                                                                                            Sammlungen im Naturhistorischen Mu-                                            geisterung mitgemacht. Ihre Erkenntnisse
                                                                                                                                                                                                       1
                                                                                                                            seum bildete einen reizvollen Kontrast zu                                      waren überraschend viele, äußerst positiv,
                                                                                                                            den lebhaften Diskussionen über hochak-                                        nachdenklich, Mut machend und so, dass
                                                                                                                            tuelle Themen unserer Zeit. Gratulation                                        wir jetzt im Unterricht in der Schule darauf
                                                                                                                            zu einer gelungenen Veranstaltung mit                                          aufbauend weitermachen wollen. Eine
                                                                                                                            viel Potential für Folgeaktivitäten! (1)                                       Pinnwand mit Eindrücken am Gang des
                                                                                                                                                                                                           GRG 12 hat schon viele Rückmeldungen
                                                                                                                            Iris Ott                                                                       gebracht, in den Pausen ergibt sich eine
                                                                                                                            Naturhistorisches Museum Wien                                                  rege Diskussion davor und das ist für mich
                                                                                                                            Mit einem umfangreichen und stimmigen                                          als Lehrer ein besonders wichtiges Ergeb-
                                                                                                                                                                                                       2
                                                                                                                            Programm wurde das NHM Wien zum                                                nis dieses Ausfluges. (5)
                                                                                                                            Schauplatz für ein internationales Format,
                                                                                                                            das das gesellschaftspolitisch überaus re-                                     Katha
Fotos: (1) Andrea Frantz-Pittner, NHM Wien, K. Kracher (2), Vera Schüller (3), ÖFSE (4), Edwin Fichtinger (5), privat (6)

                                                                                                                            levante Thema der Nachhaltigkeit aufgriff.                                     Klasse 4C, GRG 12
                                                                                                                            Die hohe Qualität der interaktiven Stati-                                      Ich fand diesen Ausflug in das NHM be-
                                                                                                                            onen bedeutender Partnerinstitutionen                                          sonders spannend, weil so viele fremde
                                                                                                                            steigerte an diesem Tag die Qualität des                                       Menschen, die sehr sympathisch waren,
                                                                                                                            Museumserlebnisses für jede einzelne Be-                                       uns ein sehr trockenes Thema auf tolle
                                                                                                                            sucherin – auf unterhaltsame Weise rund-                                       Weise nähergebracht haben und wir da-
                                                                                                                            um informiert und am Puls der Zeit! (2)                                    3   bei auch noch vollkommen selbststän-
                                                                                                                                                                                                           dig auf uns alleine gestellt das Museum
                                                                                                                            Julia Huber                                                                    durchforschen konnten. Ich habe echt
                                                                                                                            Jungforscherin & Vermittlerin                                                  Wichtiges gelernt und werde bei mir an-
                                                                                                                            am Aktionstag                                                                  fangen, einiges zu ändern, um die Welt
                                                                                                                            Tolle Veranstaltung. Ich habe mit vielen                                       ein wenig besser zu machen. (5)
                                                                                                                            jungen Menschen über unterschiedliche
                                                                                                                            Themen, die wichtig für eine nachhaltige                                       Gabi und Lien
                                                                                                                            Entwicklung sind, gesprochen und disku-                                        Klasse 4C, GRG 12
                                                                                                                            tiert. Insbesondere habe ich mich bemüht,                                  4   Mir hat am besten die Station 5 gefallen,
                                                                                                                            einen Bezug zur Alltagsrealität herzustellen                                   hier haben wir viel Neues über tolle Frauen
                                                                                                                            und Möglichkeiten für Handlungsoptionen                                        gelernt. Besonders gut fanden wir, dass
                                                                                                                            aufzuzeigen. Dabei ist immer wieder klar                                       man überall etwas selber machen durfte,
                                                                                                                            geworden, dass Jugendliche sich gerne für                                      das war wirklich sehr gelungen. (5)
                                                                                                                            ein gutes Leben für alle sowie einen gesun-
                                                                                                                            den Planeten einsetzen möchten. (3)                                            Hilde & Josef Kobler
                                                                                                                                                                                                           BesucherInnen
                                                                                                                            Michael Obrovsky                                                               Zufällig erfuhren wir im Internet, dass die 17
                                                                                                                            Österreichische Forschungsstiftung                                         5   nachhaltigen Ziele der UNO im NHM einen
                                                                                                                            für internationale Entwicklung                                                 Tag lang vorgestellt werden. Das war die
                                                                                                                            Es ist sehr erfreulich, dass Jugendliche                                       Chance, diese Ziele kennenzulernen. Wir
                                                                                                                            auch Interesse an komplexen Themen ha-                                         hatten einen spannenden Tag. Nach persön-
                                                                                                                            ben und sich sowohl mit großer Neugier als                                     lichem Interesse wählten wir einige der 17
                                                                                                                            auch mit einer gesunden Portion Selbstsi-                                      Stationen aus, und stellten unsere Fragen.
                                                                                                                            cherheit an Diskussionen und Gesprächen                                        Mit vielen Informationen, anschaulichen
                                                                                                                            mit gut überlegten Fragen beteiligen.                                          Experimenten und anregenden Gesprächen
                                                                                                                            Umso wichtiger ist es, die Jugendlichen                                        wurde unsere Neugier belohnt. Nur ein Tag
                                                                                                                            und ihre Fragen ernst zu nehmen. (4)                                       6   war zu kurz für alle Stationen. (6)

                                                                                                                                                                                       9
Weltbewusst - Science Center Netzwerk
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ECSITE 2016: ÖSTERREICH IM
ZENTRUM DER INTERNATIONALEN
WISSENSCHAFTSVERMITTLUNG
Zum ersten Mal fand die Jahreskonferenz der europäischen
Science Center „ECSITE“ in Österreich statt. Unter dem
Motto „Colours of Cooperation“ diskutierten die über tausend
internationalen TeilnehmerInnen in Graz neue Konzepte der
Vermittlung von Wissenschaft und Technik.
Von Barbara Streicher

1081
                         BesucherInnen aus    Mit dem Gesamtbild der Veranstaltung          kurse den Kontext eines Museums aktiv
                         53 Ländern welt-     konnte sich Österreich als Land positio-      nutzen, wenn sich muslimische Frauen
                         weit lockte die      nieren, in dem offene Zusammenarbeit,         mit österreichischen Pensionistinnen über
Annual Conference der ECSITE (European        Science Center und innovative Bildung als     Alltagskultur austauschen, wenn junge
Network of Science Centers and Science        wertvoll gelten, das unterstrichen auch       Geflüchtete eine Ausstellung mit entwi-
Museums) im Juni 2016 in Graz herbei.         Bildungsministerin Sonja Hammerschmid         ckeln oder wenn ein Wissens°raum (Pop-
Das liegt einerseits an der Bedeutung, die    und (mittlerweile Alt-) Bundespräsident       up Science Center des Vereins Science-
Hands-on Wissenschaftsvermittlung inter-      Heinz Fischer in ihren Eröffnungsreden.       Center-Netzwerk) gezielt in der Nähe von
national erlangt hat. Natürlich auch an der   Eine internationale Konferenz ist aber        Flüchtlingsunterkünften eingerichtet wird
Attraktivität des steirischen Frühsommers.    nicht nur eine Gelegenheit zur Präsenta-      und dabei mit Hilfsorganisationen koo-
Und ganz wesentlich am österreichischen       tion, sie erlaubt es, weltweite Trends mit    periert. Seit kurzem bündelt die Website
ScienceCenter-Netzwerk, das in der inter-     der eigenen Entwicklung zu vergleichen.       www.gemmahin.at kulturelle und wissen-
nationalen Szene als spannende Struktur       Im Folgenden sind daher einige wich-          schaftliche Angebote, die sozialbenachtei-
gilt und hervorragenden Ruf genießt.          tige Konferenzthemen herausgegriffen,         ligte Menschen, insbesondere Menschen
Das Konferenzmotto „Colours of Coope-         um anhand dieser auszuloten: Wie steht        mit Migrations- bzw. Fluchthintergrund
ration“ zeigte sich schon darin, dass das     Österreich´s Science Center Community         ansprechen möchten.
Event vom Kindermuseum Graz FRida &           im internationalen Vergleich da?
freD, dem Universalmuseum Joanneum                                                          Science capital – ist Wissenschaft etwas
und dem Verein ScienceCenter-Netzwerk         Inklusion – für wen sind wir ansprechend?     für mich?
gemeinsam organisiert wurde. Koope-           „Aufrüttelnd und provokant“, so be-           Junge Menschen für (Natur-)Wissenschaf-
rationen waren auch zentral für die von       zeichneten viele TeilnehmerInnen die          ten bzw. MINT-Fächer zu interessieren, ist
zahlreichen NetzwerkpartnerInnen mit          Keynote-Lecture von Elizabeth Rasekoala.      Zielsetzung vieler Science Center und Mu-
interaktiven, wissenschaftlichen Stationen    Denn die südafrikanische Wissenschaft-        seen. Warum viele Kinder und Jugendliche
gestaltete „Nocturne“ im Grazer Joanne-       lerin prangerte schonungslos Sexismus,        Naturwissenschaften zwar ganz interes-
umsviertel und für ein einzigartiges, öf-     Rassismus und Eurozentrismus an, die in       sant finden, aber nicht als Karriereweg für
fentlichen Event:                             großen Teilen der westlichen Forschung        sich sehen, versucht das Konzept „Science
                                              und Wissenschaftskommunikation nach           Capital“ zu erklären. Das am Londoner
Ecsite für alle                               wie vor verbreitet seien. Die Reaktionen      Kings College entwickelte Modell beruht
Fast 100 einzelne Elemente, jeweils auf       schwankten zwischen Abwehrhaltung und         auf Bourdieus Kapitalbegriff und identifi-
einer Europalette montiert… Aus diesen        Betroffenheit.                                ziert acht Dimensionen dafür, ob Natur-
entstand in der Grazer Messehalle eine        Zugleich gab die Konferenz den vielfältigen   wissenschaft als „etwas für mich“ gesehen
riesige Kettenreaktionsmaschine, bei der      Bemühungen Raum, mit denen Science            wird. Das hängt nicht nur mit fachlichem
ein Anfangsimpuls ganze 13 Minuten            Center und Museen bewusst auf besonde-        Wissen und Zugang zu außerschulischen
lang über Seilzüge, Kugelbahnen, Pendel,      re, oft schwer erreichbarere Zielgruppen      Angeboten zusammen, sondern auch da-
aber auch über chemische Reaktionen,          zugehen. Gleich im ersten Jahr des großen     mit, ob es im näheren Umfeld Menschen
solarbetriebene Marsrover u.v.m. bis zum      Flüchtlingsandrangs entstanden Projekte,      gibt, die für ihren Beruf oder ihr Hobby
letzten Dominostein übertragen wurde.         die Flüchtlingen nicht nur Zugang zu Mu-      naturwissenschaftliche Kompetenzen nut-
Erdacht und gebaut hatten die einzelnen       seen und Bildungseinrichtungen geben,         zen und im Alltag darüber sprechen.
Elemente Schulklassen, Universitätsinsti-     sondern auch deren eigene Stimmen und         Einige europäische Science Center bezie-
tute, Firmen und vor-Ort-BesucherInnen,       Perspektiven wertschätzend aufgreifen.        hen mittlerweile das Konzept „Science
alle verständlicherweise stolz auf ihren      Science Center und Museen, die sich als       Capital“ als diagnostisches Tool oder
jeweiligen Beitrag zum großen, koopera-       Orte der Begegnung verstehen und Wis-         in der Konzeption ihrer Aktivitäten ein.
tiven Ganzen. Öffentlichkeit und Konfe-       senschaft als verbindende Sprache nut-        Wissenschaftsvermittlung auf Basis so-
renzteilnehmerInnen waren gleicherma-         zen – dazu leistet Österreich sehr gute       ziologischer Forschung bzw. Theorien zu
ßen begeistert.                               Beiträge. Wenn beispielsweise Deutsch-        betreiben, ist in Österreich (noch) kaum

                                                                  10
Fotos: (1)(2)(3) Ecsite/fini Agentur, (4) Barbara Streicher                                                      WWW.SCIENCE-CENTER-NET.AT

                                                                                                                             1                                                                    2

                                                                                                                             3                                                                    4

                                                             (1) Diskussion mit Elizabeth Rasekoala, (2) Ecsite für alle – die große Kettenreaktionsmaschine,(3) Lebhafte Konferenz-Session,
                                                             (4) Stofftiere zerlegen im Maker Space

                                                             üblich. Bei MINT-Aktivitäten neben Faszi-     und Science Center beginnen ihre Rol-         lungen zu setzen. Wichtig ist dabei die
                                                             nation zu wecken auch Alltagsbezug und        le erst zu definieren, könnten jedoch zu      kompetente und wertschätzende Beglei-
                                                             Berufsspektren aufzuzeigen gewinnt je-        spannenden Hubs für Responsible Science       tung mit der richtigen Balance aus Fragen,
                                                             doch auch hierzulande an Bedeutung.           und Citizen Science werden.                   Tipps, und alleine lassen, um Lernzyklen
                                                                                                                                                         mit Erfolg, Fehlschlägen, Frust, Fortschritt
                                                             Citizen Science – warum nicht auch im         Making und Tinkering – was lernt man          und Stolz zu ermöglichen. Solche offenen
                                                             Science Center?                               beim technischen Basteln?                     Lernsettings können die im 21. Jahrhun-
                                                             Forschung soll auch die Bevölkerung mit       Etliche TeilnehmerInnen reisten mit einem     dert nötigen Kompetenzen schulen und
                                                             einbeziehen, so der Grundgedanke von          Stofftier zur heurigen ECSITE-Konferenz.      identitätsbildend wirken.
                                                             Citizen Science und Responsible Science       Angesagt war jedoch nicht Kuscheln, son-      In Österreich ist die Maker Communi-
                                                             Ansätzen. Dieser Trend spiegelt sich auch     dern kreatives Lernen. Zunächst durch         ty durchaus aktiv (in Happylabs, Maker
                                                             in zunehmenden Kooperationen zwischen         Tüfteln, wie die elektronischen Bauteile      Faires, OTELOs), jedoch noch kaum im
                                                             Science Centern, Museen und Forschungs-       im Inneren ausschauen könnten, anschlie-      Science Center Bereich. Die zuvor be-
                                                             einrichtungen wider. Das Vertrauen, das       ßend durch Zerlegen und Verstehen, am         schriebene „Ecsite für alle“ regte jedoch
                                                             museale Einrichtungen in der Bevölkerung      Ende durch kreatives Zusammensetzen           in letzter Zeit auch Wiener Museen an,
                                                             genießen, kann für deren intensivere Be-      zu neuen, beweglichen Phantasiewesen.         selbst mit ihren BesucherInnen Kettenre-
                                                             teiligung an Forschung genutzt werden.        Ein Maker Space oder Tinkering-Bereich        aktionen, Kugelbahnen und ähnliches zu
                                                             In Österreich liegen Responsible Science      ist mittlerweile in vielen Science Centern    gestalten.
                                                             und Citizen Science derzeit politisch voll    präsent. Ausgestattet mit Materialien und     Fazit: Internationale Trends werden auch
                                                             im Trend, werden trotz unterzeichneter        anregenden, simplen Ideen zur Nutzung         in der österreichischen Science Center
                                                             Strategie jedoch bisher eher von einzel-      technischer Prinzipien bieten sie ihren       Szene wirksam, die sich vor allem durch
                                                             nen WissenschaftlerInnen umgesetzt, oft       BesucherInnen die Inspiration, sich selbst    die vielfältigen Ansätze im aktiven Netz-
                                                             in Zusammenarbeit mit Schulen. Museen         kreative und komplexere Aufgabenstel-         werk auszeichnet.

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PIMP YOUR SHIRT!
Wie bringt man Kinder und Eltern zum gemeinsam Tüfteln
und T-Shirts zum Leuchten? Mit etwas Technik, Kreativität und
vielfältigen Kooperationen! Ein Bericht über die Ferienspiel-
Workshops „Pimp Your Shirt“ des ScienceCenter-Netzwerks.
Von Heidrun Schulze

E
      ine ungewohnte Ruhe und Kon-            Batterien und LED-Lämpchen. Hierbei
      zentration liegt an diesem Som-         waren Kreativität, technisches Verständ-
      mertag über einer Gruppe von            nis und handwerkliches Geschick gefragt
rund 20 Kindern und Erwachsenen, die          – und vor allem Teamwork zwischen den
gerade über grafischen Entwürfen und          Kindern und ihren Eltern, Großeltern oder
Kleidungsstücken tüfteln: Wie näht man        älteren Geschwistern.
einen Stromkreis in einen liebevoll auf       Unterstützt wurden die Eltern-Kind-Teams
Stoff gezeichneten Pokemon, Drachen,          durch ExplainerInnen des Vereins Science-
Pferdekopf oder in eine coole Skyline         Center-Netzwerk und durch Lehrlinge von
von Wien ein, damit später mittels LED-       Kapsch, die ihr technisches Know-how
Lämpchen die roten Wangen, die Tier-          einbrachten. So vielfältig wie die krea-
augen oder das Riesenrad zum Leuch-           tiven Entwürfe der TeilnehmerInnen wa-
ten gebracht werden?                          ren nämlich auch die technischen Fragen:
Dieser Herausforderung stellten sich heu-     Wie nähe ich eine Parallelschaltung in
er in den letzten beiden Ferienwochen         einen Stromkreis ein? In welche Richtung
rund 100 Kinder zwischen 8 und 14 Jahren      fließt der Strom? Wie öffne und schließe
und ihre erwachsenen Begleitpersonen in       ich meinen Stromkreis, damit die LEDs nur
zehn Workshops, die seit 2013 vom Ver-        auf Wunsch leuchten?
ein ScienceCenter-Netzwerk in Koopera-        Die Antworten auf diese Fragen sollten
tion mit dem Technologie-Unternehmen          die Teams durch Entwerfen, Ausprobie-
Kapsch im Rahmen des wienXtra-ferien-         ren, Analysieren von möglichen Fehlern
spiels jeweils zu wechselnden Themen          und Verbessern selbst erforschen. Das
veranstaltet werden.                          Vermittlungsteam war dabei beratend                                                       1
                                              und helfend zur Stelle; durch unterstüt-
Teamwork                                      zende Fragen motivierten sie Eltern und     Internationale Impulse, lokale
In diesem Jahr lautete das Motto „Pimp        Kinder dazu, eigenständig auf Lösungen      Kooperationen
Your Shirt“ und bot einen Einblick in so-     zu kommen, und zum Schluss neben            Eine wichtige Impulsquelle für das Ar-
genannte e-Textilien, in diesem Fall in die   dem leuchtenden Shirt auch das Erfolgs-     beiten mit e-Textilien war für uns das Ex-
Ausstattung von T-Shirts, Stofftaschen        erlebnis mitzunehmen, es „selbst ge-        ploratorium in San Francisco, das unter
oder Kappen mit genähten Stromkreisen,        schafft zu haben“.                          anderem eine Werkstatt betreibt, in der
                                                                                          sogenannte Tinkering-Aktivitäten entwi-
                                                                                          ckelt werden. Diese vereinen technische
                                                                                          und kreative Ansätze und regen zum Aus-
                                                                                          probieren und Weiterentwickeln an.
                                                                                          Um die Idee der e-Textilien in einem re-
                                                                                          lativ kurzen Workshop und mit Kindern
                                                                                          erfolgreich umsetzen zu können, bedurfte
                                                                                          es jedoch noch weiterer Expertise, speziell
                                                                                          zu effektvollen, aber dennoch einfachen
                                                                                          textilen und technischen Gestaltungsmög-
                                                                                          lichkeiten. Dazu arbeiteten wir mit Paul-
                                                                                          Reza Klein und Walter Lunzer von der Uni-
                                                                                          versität für Angewandte Kunst in Wien,
                                                                                          die an der Schnittstelle von Kunst, Design
                                                                                          und Kunstpädagogik/Kunstvermittlung ar-
                                                                                          beiten und in der Gestaltung von e-Texti-
                                                                                          lien und „Smart Wearables“ bereits Erfah-
                                                                                          rung hatten, sowie mit der Kunststudentin
                                                                                          Martina Zodl und der Physikstudentin und
                                                                                          Explainerin Mira Yordanova zusammen.

                                                                 12
                                                                                    2
WWW.SCIENCE-CENTER-NET.AT

                                                                                        Auf der Basis der so entstandenen ge-         und den jeweiligen Diskursen zu Kinderer-
                                                                                        stalterischen Ideen und technischen           ziehung und Bildungsfragen.
                                                                                        Vorgaben entwickelten wir im Verein           Unser Ziel war es, Eltern nicht nur als
                                                                                        ScienceCenter-Netzwerk ein passendes          Begleitpersonen, sondern aktiv teil-
                                                                                        Vermittlungskonzept, in denen sowohl          nehmen zu lassen, und damit die Zu-
                                                                                        das Experimentieren als auch konkrete         sammenarbeit zwischen ihnen und den
                                                                                        Resultate ihren Platz hatten.                 Kindern zu fördern: Eltern und Kinder
                                                                                                                                      sollten individuelle Lernerfahrungen ma-
                                                                                                                                                                                   3
                                                                                        Kooperationen zwischen Kindern                chen und ihre jeweiligen Kompetenzen
                                                                                        und Eltern fördern                            einbringen. So skizzierten Eltern (bzw.
                                                                                        Ein weiterer Aspekt der Workshop-Reihe,       Großeltern) und Kinder die parallelen
                                                                                        der sie im Bereich der technikorientierten    Stromkreise gemeinsam und diskutier-
                                                                                        Freizeitangebote so besonders macht, ist      ten miteinander, wann die LEDs leuchten
                                                                                        die gemischte Zielgruppe. Workshop-For-       würden und wann nicht. Später, bei der
                                                                                        mate, die Erwachsene als Lernbegleite-        Umsetzung der Entwürfe, waren dann
                                                                                        rInnen ihrer Kinder aktiv einbeziehen und     meist vier Hände gefragt, um etwa die
                                                                                        die Kooperation zwischen Kindern und          Batteriehalterung und die LEDs mit dem
                                                                                        Erwachsenen bewusst fördern möchten,          leitenden Faden so anzunähen, dass der
                                                                                        sind noch eher die Ausnahme.                  Strom auch verlässlich fließen konnte.
                                                                                        Dabei ist der Ansatz innovativ und vielver-   Manche Teams gestalteten sogar zwei
                                                                                        sprechend – nicht nur aus der Perspektive     Werkstücke im Partnerlook, sodass die
                                                                                        der Technik-Nachwuchsförderung, son-          Ergebnisse ihrer Teamarbeit in dop-
                                                                                        dern auch im Sinne des entdeckenden           peltem Sinn sichtbar wurden.
                                                                                                                                                                                   4
                                                                                        und kooperativen Lernens. Geht es doch
                                                                                        darum, dass Eltern und Kinder gemein-         Vom Workshop in den Unterricht
Fotos: (1)(2)(3)(4) Kapsch Group/Roland Rudolph, (5)(6) Verein ScienceCenter-Netzwerk

                                                                                        sam etwas Neues lernen und ihre je-           Kleidungsstücke mit Stromkreisen und
                                                                                        weiligen individuellen Sichtweisen und        LEDs zu benähen und dabei physikalisches
                                                                                        Kompetenzen in die Lösung einer wissen-       oder technisches Wissen zu erwerben
                                                                                        schaftlichen oder technischen Aufgabe         und anzuwenden, eignet sich aber nicht
                                                                                        einbringen sollen.                            nur für Freizeitaktivitäten, sondern eben-
                                                                                        Unsere Idee, Technik- und Wissenschafts-      so für fächerübergreifenden Unterricht
                                                                                        vermittlungs-Workshops für Eltern und         in der Schule. Das Thema „e-Textilien“
                                                                                        Kinder zu entwickeln, wurde inspiriert        lässt sich etwa als Projekt zwischen Phy-
                                                                                        durch die Erfahrungen des EU-Projekts         sikunterricht, technischem und textilem
                                                                                        „Facilitating Engagement of Adults in Sci-    Werken, Bildnerischer Erziehung und In-
                                                                                        ence and Technology (FEAST)“. Ziel dieses     formatik vielseitig vertiefen – durch kom-
                                                                                        Projekts war es, mit Blick auf die zentrale   plexe Schaltkreise, Anwendung textiler
                                                                                        Rolle der Eltern in der Entwicklung und       Druckverfahren, und das Programmieren
                                                                                                                                                                                   5
                                                                                        Wissensaneignung ihrer Kinder, durch          und Einnähen von Platinen, um „smarte“
                                                                                        gemeinsame Lernerfahrungen letztlich          Kleidungsstücke herzustellen.
                                                                                        zu einem größeren Interesse an Wissen-        Gefragt sind hier vielfältige Kooperati-
                                                                                        schaft und Technik und besseren Ver-          onen zwischen den einzelnen Fächern
                                                                                        ständnis beizutragen.                         und eine Veränderung herkömmlicher
                                                                                        Internationale Studien zeigen, dass Eltern    schulischer Strukturen, um fächerüber-
                                                                                        ihre Rolle dabei unterschiedlich interpre-    greifenden, projektorientieren Unterricht
                                                                                        tieren – abhängig von ihren Selbstkonzep-     einfacher umsetzen zu können. Ein Blick
                                                                                        ten: „Fühle ich mich selbst allgemein / in    zurück auf die konzentriert und begeis-
                                                                                        dem Thema kompetent genug? Kann ich           tert arbeitenden Kinder und Erwachse-
                                                                                        mein Wissen gut weitergeben?“, sowie          nen in den Ferienspiel-Workshops zeigt,
                                                                                        beeinflusst vom soziokulturellen Kontext      dass es sich lohnt!

                                                                                                                                                         13
                                                                                                                                                                                   6
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                                                HYPATIA – TOOLKIT FÜR
                                                GENDERINKLUSION
                                                Das EU-Projekt „Hypatia“ bringt AkteurInnen aus Science
                                                Centern und Museen, Schulen, Universitäten und der Industrie
                                                zusammen. Das Ziel: Für gendersensible Vermittlung sensibili-
                                                sieren und Mädchen für die MINT-Fächer zu begeistern.
                                                Von Sarah Funk
Foto: Digidaan/NEMO Science Museum, Amsterdam

                                                                                                                                            um“ in einem Toolkit öffentlich zugänglich
                                                                                                                                            gemacht und Lehrkräfte-Fortbildungen in
                                                                                                                                            ganz Europa durchgeführt. Andererseits
                                                                                                                                            werden in allen am Projekt beteiligten
                                                                                                                                            Ländern so genannte „Hubs“ gegründet,
                                                                                                                                            in denen VertreterInnen der genannten
                                                                                                                                            Gruppen zusammenkommen, um neue
                                                                                                                                            Formate kennenzulernen, Erfahrungen
                                                                                                                                            auszutauschen und voneinander zu lernen.

                                                                                                                                            Auch Jugendliche sind gefragt!
                                                                                                                                            In „Teenager-Panels“ können Mädchen
                                                                                                                                            und Buben ihre Perspektive einbringen,
                                                                                                                                            Inhalte testen und auch selbst produzie-
                                                                                                                                            ren – etwa im Rahmen der Online-Kampa-
                                                                                                                                            gne „Expect Everything“. Insgesamt sollen

                                      Z
                                                       urückgezogen und bescheiden, so        junge Frauen einschlagen, ist stark von       mehr als 250.000 Jugendliche und 50.000
                                                       lautete das Weiblichkeitsideal der     Geschlechterstereotypen abhängig, doch        Lehrkräfte erreicht werden.
                                                       Antike. Hätte Hypatia von Alexandria   auch andere Faktoren, wie etwa der fa-
                                                (ca. 370 – 415) diesem Frauenbild entspro-    miliäre Hintergrund, spielen eine wesent-
                                                chen, wüssten wir heute nichts über sie.      liche Rolle. Fest steht: Die Ausdifferen-
                                                Doch Hypatia war eine allseits bekannte       zierung nach Geschlecht innerhalb von

                                                                                                                                                                                               Foto: www.facebook.com/hypatiaproject
                                                Persönlichkeit, die am öffentlichen Leben     Ausbildung und Arbeit hat in der Regel ne-
                                                der Männer teilnahm. Als bedeutende Na-       gative Auswirkungen auf Frauen, darunter
                                                turwissenschaftlerin lehrte sie Mathematik,   schlechtere Bezahlung und geringere Auf-
                                                Astronomie und Philosophie an der Univer-     stiegschancen.
                                                sität von Alexandria in einer Zeit, wo Wis-
                                                senschaft den Männern vorbehalten war.        Genderinklusive Vermittlung
                                                1.600 Jahre später inspirierte diese außer-   von Wissenschaft & Technik
                                                gewöhnlich intelligente, selbstbewusste       Um der Geschlechterungleichheit im
                                                und mutige Frau das EU-Projekt „Hypatia“      MINT-Bereich entgegenzuwirken, setzt
                                                (2015 – 2018), das im Hier und Heute ei-      das mit 1,5 Millionen Euro dotierte Ho-
                                                nen gesellschaftlichen Wandel befördern       rizon-2020-Projekt „Hypatia“ dort an,
                                                will. Im Jahr 2016 stehen naturwissen-        wo Naturwissenschaften und Technik an
                                                schaftliche und technische Ausbildungs-       junge Menschen vermittelt werden – in         Hypatia von Alexandria
                                                wege allen Mädchen und Frauen offen           Schule und Lehre, an Universitäten und
                                                – theoretisch. Denn noch immer entschei-      Fachhochschulen, in Industriebetrieben,       Weiterlesen:
                                                det sich der Großteil der jungen Frauen       Museen und Science Centern.                   science-center-net.at/hypatia
                                                gegen einen Beruf im MINT-Bereich.                                                          expecteverything.eu
                                                MINT steht für Mathematik, Informatik,        Das Ziel: Lehrkräfte, AusbilderInnen, For-    hypatiaproject.eu
                                                Naturwissenschaften und Technik – Dis-        scherInnen und MuseumspädagogInnen
                                                                                                                                            Der Verein ScienceCenter-Netzwerk koordiniert
                                                ziplinen, die männlich konnotiert sind        aus 14 europäischen Ländern, darunter
                                                                                                                                            die Aktivitäten für Österreich und lädt Interes-
                                                und in denen trotz steigender Nachfrage       Österreich, für genderinklusive Vermittlung   sierte zur Beteiligung ein. Von Februar 2017
                                                nach qualifizierten Fachkräften besonders     zu sensibilisieren. Dazu werden einerseits    bis Juni 2018 werden vier Vernetzungstreffen
                                                festgefahrene Strukturen der Stereoty-        bewährte Methoden und Aktivitäten für         stattfinden. Kontakt: Mag. Sarah Funk,
                                                pisierung bestehen. Welchen Karriereweg       die Felder „Schule“, „Industrie“ und „Muse-   funk@science-center-net.at

                                                                                                                  14
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Foto: Ecsite/fini Agentur

                           SCIENCECENTER-NETZWERK
                           Wo KOOPERATION groß geschrieben wird

                                                      Forschung                                                                   Vermittlung
                           Abteilung Gleichstellungspolitik • Johannes Kepler Universität Linz •             Anna Hillbrand • Arge KIWI • Astronomisches Büro Wien •
                            AECC Physik (Österreichisches Kompetenzzentrum für Didaktik der               Aula der Wissenschaften • Botanischer Garten der Universität
                            Physik) • AECC Bio (Österreichisches Kompetenzzentrum für Didak-               Innsbruck, Grüne Schule • Biofaction • Brainobic • Echophy-
                              tik der Biologie) • AIT / Innovation Systems Department • Alpen-            sics • energie:autark • Experimentierwerkstatt Wien • Monika
                             Adria-Universität Klagenfurt • Bettina Ruttensteiner-Poller • Biolo-           Fiby • Förderkreis Astronomie und Raumfahrt – „Der Orion“
                           gische Station Marchegg • Carmen Wageneder-Schmid • Christiane                    • Fun Science • Haus der Mathematik • IFAU – Institut für
                            Losert-Valiente Kroon • Zentrum für Citizen Science • Erich Grießler          angewandte Umweltbildung • InnoC HappyLab • Internationa-
                             • FH Joanneum, Digitale Medientechnologien • FH Salzburg, Infor-              le Akademie Traunkirchen • Junge Uni FH Krems • Junge Uni
                              mationstechnik & Systemmanagement • FH St. Pölten • FH Tech-                 Innsbruck • KinderBOKU • Kinderbüro Uni Wien • KinderUni
                             nikum Kärnten • Forschungszentrum für historische Minderheiten                    Graz • Verein klasse!forschung • Kultur.GUT.natur – Das
                              • Frank Amort • FWF – Der Wissenschaftsfonds • HEPHY Institut                  Umweltbildungszentrum Wiener Neustadt • Laber´s Lab •
                            für Hochenergiephysik • International Institute for Applied Systems           math.space • MATHE – Cool! • Harald Mattenberger • Monika
                           (IIASA) • IST Austria • Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauen-            Mayer • Nationalpark Neusiedler See • Österreichischer
                            förderung und Geschlechterforschung (Med. Uni Innsbruck) • Max                Astronomischer Verein • NaturErlebnisPark Science Education
                           F. Perutz Laboratories • Michaela Topolnik • ÖAW – Österreichische                Center • Open Science • PHAROS Int. • Planetarium, Kuff-
                             Akademie der Wissenschaften • OCG – Österreichische Computer                  ner- und Urania Sternwarte • Quantensprung • Science Pool
                            Gesellschaft • SERI – Sustainable Europe Research Institute • Sonja            • Science Labs Wels (FH Oberösterreich) • SCI.E.S.COM • sf2
                              Gruber • St. Anna Kinderkrebsforschung • Stefan-Meyer-Institut                 Science Film Festival • Technische Universität Wien – Tech-
                            für subatomare Physik • Technische Universität Graz • teilchen.at •             nik im Kindergarten • Technologykids • Teenage Think Tank
                            Ulrike Plettenbacher • Universität für Bodenkultur • WasserCluster                • TiRoLab • UmweltBildungAustria – Grüne Insel • Urban
                                          Lunz • ZSI – Zentrum für Soziale Innovation                      Care – Achtsamkeit in der Stadt • VIFKIDS Kinderakademie •
                                                                                                            Viktor-Franz-Hess-Gesellschaft • Wanderklasse – Verein für
                                                        Bildung                                            BauKulturVermittlung • Wetterwerkstatt.at • Wiener Arbeits-
                           Barbara Wenk • Begabungsförderungszentrum Stadtschulrat Wien                      gemeinschaft für Astronomie • Wissensfabrik Österreich •
                             • BildungGrenzenlos • BORG Vereinsgasse • Büchereien Wien •                                wissens.wert.welt • WWF Österreich
                           Christa Koenne • Förderverein Technische Bildung & • Förderver-
                             ein Technische Bildung Wien • Future Wings Privatstiftung/ CAP                                    Kunst & Medien
                             • Gerald Grois • Günther Vormayr • AHS Rahlgasse • Ida Regl •                Claudia Weinzierl • Eva Obermüller • Hansjörg Mikesch (szenen-
                            IMST • IMST3 Kärnten • Kindergarten Sonnenschein • Leo Ludick                 bild.at) • heureka (Falter) • Institut für Neue Kulturtechnologien
                           • OVS 15 Friedrichsplatz • PH Burgenland • PH Wien • Science on                   • Jeanette Müller • Leophard Wasserkunst • Michael Knopp
                            Stage • Schule im Aufbruch • Sylvia Mertz • talentify.me • Teach                • Martin Kunze • Rapp & Wimberger Kultur- und Medienpro-
                           for Austria • Theodor Duenbostl • Verband der Chemielehrer Ös-                  jekte • Renate Quehenberger • ScienceClip.at • Universität für
                           terreichs • Young Science – Zentrum für die Zusammenarbeit von                 angewandte Kunst Wien • Werner Hollunder • Wolfgang Renner
                                   Wissenschaft und Schule • Wiener Volkshochschulen                                          • AVL Cultural Foundation

                                                        Museen                                                                     Wirtschaft
                            Ars Electronica Center Linz • Audioversum Innsbruck • AzW Archi-              AustriaTech • biolution • Cox Orange • Event Marketing Services
                            tekturzentrum Wien • EXPI (Science Center Gotschuchen) • FRida                 • Faszination Technik • FFG – Die Österreichische Forschungs-
                              & freD Kindermuseum Graz • Haus der Musik Wien • Haus der                   förderungsgesellschaft • Imagination Computer Services • Kraft-
                           Natur Salzburg • Haus der Wissenschaft Graz • Inatura Erlebnis Na-             werk Living Technologies • Kultur & Gut Unternehmensberatung
                           turschau Dornbirn • Nationalpark Hohe Tauern • Naturhistorisches                 e.U. • Martin Herfurt (toothR) • oekopark Hartberg • OTELO
                            Museum Wien • Österreichisches Museum für Volkskunde • Son-                    eGen • Plattform St. Pölten 2020 • RIC - Regionales Innovations
                             nenwelt Großschönau • Technisches Museum Wien • Universal-                    Centrum • Technologiezentrum Attnang • Technologiezentrum
                            museum Joanneum Graz • UnterWasserReich Naturpark Schrems                     Salzkammergut • uma information technology • Verdandi GmbH
                              • Welios Wels • Wien Museum • ZOOM Kindermuseum Wien                            • zaehlwert solutions KG • Zukunftsakademie Mostviertel

                                                                                                     15
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