Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at

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Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
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www. diakon.at/wien
                                Diakontakte
                                 Zeitschrift der Ständigen Diakone der Erzdiözese Wien Ausgabe 12020, Nr. 50

                      Die Erde brennt ...
                      Schöpfung und Pflege
          8 Keine verheirateten Priester …
         10 Ausbildungsleiter: Der alte und der neue
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
Inhalt                                                   Liebe Diakone,
03 Wachsen und Werden.                                   liebe Ehefrauen!
     Wir können von der Schöpfung                        Die Brände in Australien haben
     lernen.Von Spiritual Franz Ferstl                   jene im Amazonasgebiet abgelöst.
04 Schwerpunkt. Es brennt die Erde.                      In ihrer Dramatik halten sie wach,
      Schöpfung im Klimawandel                          was viele als Zeichen deuten: dass
                                                                                                                        Andreas Frank
     Von Wolfgang Stark                                  eigentlich die ganze Erde brennt.
                                                         Unter den brennenden Problemen
05 Diakon Felix: KLIMA                                   der Gegenwart haben wir in die-         DANKE, JOHANNES!
06  Der Platz an der Sonne.                             ser Ausgabe die Themen „Pflege          Einer, der die Diakone deut-
     Fordernder Dienst im Pflegeheim.                    bzw. Seelsorge für pflegebedürftige     lich als „Außenminister“ positi-
     Von Alfred Petras                                   Menschen“ und „Klimaschutz“ her-        oniert hat, ist unsere ehemali-
      Ars vivendi, ars moriendi.                        ausgehoben. Diakone, die in diesen      ger Ausbildungsleiter Johannes
     In der Krankenhaus- und Pflege-                     Bereichen als „Brandlöscher“ tätig      Fichtenbauer (siehe Seiten 10,
     heimseelsorge. Von Miljenko Lisjak                  sind, sollen in dieser Ausgabe zu       11). Ich wiederhole hier in gro-
                                                         Wort kommen.                            ßer Dankbarkeit für die 22 Jahre
07 Gedanken. Gelobt seist du Herr, ...                                                           ein paar Gedanken, die ich am 26.
     Von Franz Ferstl                                    In Reaktionen auf die letzte Ausgabe
                                                         schien manchen Diakonen die             Dezember gesagt habe.
08    Eine herbe Enttäuschung. Zum                      unbewältigbare Aufgabe eines            Ich habe Johannes immer als väter-
     Papstschreiben „Querida Amazonia“                   „Brandlöschers“ eine zu extreme         lich, streng und barmherzig wahr-
     Von Andreas Frank                                   Anforderung zu sein. Da ist es gut,     genommen. Die Kombination die-
                                                         sich wieder vor Augen zu führen:        ser Eigenschaften in einer Person
09 Auslese. Über ausgewählte Bücher                      Brandlöscher für diese Erde gibt es     kann nicht so leicht erklärt werden
     von Max Angermann
                                                         nur einen! Ich bin es nicht! Was ich    – er hat es jedenfalls gelebt. Obwohl
10 „Wie katholisch ist der ...?“                         aber bin: ein Mitarbeiter des Retters   Johannes chronisch überlastet
     Das Bilanz-Interview mit Johannes                   an einem bestimmten Ort und ge-         und überarbeitet war, hatte er stets
     Fichtenbauer. Von Ralph Schimpl                     rade in dieser Zeit. Zur Aufgabe        ein offenes Ohr für jeden, wenn es
12 Der neue Schuldirektor                                der Diakone, die an die Ränder          dringend nötig war. Er hatte ein tol-
                                                         der Gesellschaft gesendet sind, ge-     les Gespür für das Erkennen der
     Wir stellen den neuen Ausbildungs-
     leiter Peter Feigl vor.                             hört es, die Zeichen der Zeit zu er-    Echtheit einer geistlichen Berufung.
                                                         kennen, zu benennen und – ge-           Die Förderung von Stärken war
13 Einer hat gefehlt ... beim Fest der                   meinsam mit anderen Menschen            ihm ebenso ein Anliegen wie
     Diakone am Stephanitag.                             – Gesellschaft und Kirche daran zu      die Bearbeitung von Schwächen
     Von Peter Morawetz                                  erinnern!                               und       Entwicklungsbedürfnissen.
                                                                                                 Die Liebe zu den Juden, unse-
     Horizont erweitert. Jahrestagung                     Zur Sendung des Diakons gehört         ren älteren Geschwistern, hat etli-
     der Deutschen Sprecher und Aus­                     es unverzichtbar, einen konkre-
     bildungsleiter. Von Franz Ferstl
                                                                                                 che von uns sehr bewegt. Sowohl
                                                         ten Einsatz zu organisieren und         diesen Aspekt wie sein weiteres
14 Aus dem Diakonerat.                                   zu leisten. Die Tatsache, dass mit      Herzensanliegen „Ökumene“ hat
     Bericht über die Sitzung                            dem Pflegenotstand ein erhöhter         Johannes stark in die Ausbildung
     am 10. Dezember 2019.                               Gesprächs- und Seelsorgenotstand        einfließen lassen. Ein weiteres
     Von Wolfgang Aumann                                 in den Heimen einhergeht, dür-          Prägemal seiner Tätigkeit war die
                                                         fen wir nicht übersehen. Wird das       starke Einbindung der Ehefrauen
     Weiterbildung.                                      mit Reduktion der hauptamtlichen        und Familien, wie es in den unver-
     Am Institut und extern                              Einsätze in Krankenhaus- und            gesslichen Sommerstudienwochen
15 Ausbildung Weihejahrgang 2020:                        Pflegeheimseelsorge beantwortet,        zum Ausdruck gekommen ist. Nicht
     Kurz vor der Ziellinie.                             können wir dazu nicht schweigen.        unerwähnt bleiben dürfen Käse und
     Von Franz Schramml                                  Die Tatsache, dass aufgrund der         Wein. Seine Sorge galt stets auch
     Weihejahrgang 2022: Erste Zwischen-                 sündhaften Ausbeutung der Res­          der leiblichen Versorgung und dem
     bilanz. Von Peter Feigl                             sourcen eine ökologische Umkehr         Aufbau einer Kultur der Gastlichkeit
                                                         in großem Ausmaß einzufordern           an unserem Institut.
16 Kurzundgut: Unser Institut. Jubilare                  ist, muss von uns Diakonen klar und     Noch einmal und nicht überhörbar:
                                                         deutlich gesehen werden. Unser          DANKE, JOHANNES!
                                                         vom Evangelium kommender ge-            Danke auch allen unter Euch, die
                                                         sellschaftspolitischer Auftrag ver-     zu den Geschenken für Johannes
     IMPRESSUM: Medieninhaber, Herausgeber               langt es, in diesem Bereich aktiv       und Fritzi Turecek beigetragen ha-
     und Verleger: Institut für den Ständigen            zu werden. Allen Diakonen, die in
     Diakonat der ED Wien. Für den Inhalt ver-                                                   ben, besonders jenen, die durch
     antwortlich und Redaktion: Andreas Frank,           diesen beiden Not standsbereichen       Mitgestaltung des Geschenkbuches
     Gestaltung: Peter Ernst. Alle: Boltzmanngasse       wach und aktiv geworden sind, dan-
     9, 1090 Wien. Tel. 01 515 52 3870.                                                          Johannes eine Freude gemacht ha-
     DVR: 0029874(112) E-Mail: Diakonat@edw.             ke ich in besonderer Weise!             ben!
     or.at. Herstellung: Offset 3000, Industriegelände
     10,7035 Steinbrunn                                                                                                   Euer Andreas

     22 || Diakontakte
      2 Diakontakte
           DiaKontakte  1-2020,
                       3-2018,
                        3-2019,
                    3-2019,      Nr.46
                                 Nr.
                                 Nr.
                            Nr. 49   49
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Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
Wachsen und Werden
Wir können von der Schöpfung lernen
Von Spiritual Franz Ferstl                und manchmal sind die Kinder und

U
                                          Heranwachsenden in diesen Phasen
        nsere Wertschätzung gegen-        nicht wiederzuerkennen. In den
        über der Schöpfung zeigt          Wachstumsphasen verändern sich                                                    Franz Ferstl
        sich in vielen kleinen            auch die Beziehungen schlagartig
Handlungen, die wir täglich setzen.       und Eltern stellen sich manchmal
Es ist erfreulich, dass das öffentliche                                             ZUR ENTFALTUNG BRINGEN
                                          die Frage: Ist das noch mein Kind,
Bewusstsein für einen verantwor-                                                    Wir Diakone, die im Dienste Gottes
                                          das ich großgezogen habe? Auf dem
tungsbewussten Umgang mit diesem                                                    leben und für die uns anvertrauten
                                          Hintergrund unserer Erfahrung als
einmaligen und oft sehr gefährdeten                                                 Menschen da sein wollen, müssen
                                          Familienväter dürfen wir auch die
Geschenk Gottes derzeit so ins Licht                                                von der Dynamik des Lebens in der
                                          uns anvertrauten Mitmenschen in ih-
gerückt wird. Dabei können wir so                                                   Schöpfung lernen und die tägliche
                                          ren Wachstumsprozessen mensch-
vieles von der Natur für unser Leben                                                Realität der Gesellschaft annehmen.
                                          lich und geistlich begleiten.
lernen. Im täglich Wachsen und                                                      Wie damals – nach der Erfahrung
Werden wird uns gerade im Frühjahr                                                  der Urkirche, wo alle „ein Herz und
so anschaulich vor Augen geführt,         PHASE DES REIFENS                         eine Seele“ waren“ – dürfen auch wir
was Leben in sich trägt und wie es        Wenn wir uns als Kirche in al-            nicht stehen bleiben und zurückbli-
sich entwickeln und reifen kann. Es       ter Tradition als Familie Gottes          cken, sondern den Auftrag Jesu zur
ist Sinnbild für das, was in uns vor-     oder Familie Jesu Christi bezeich-        Sendung zu den Menschen wahr-
geht und was sich in uns entfalten        nen, dann müssen wir uns auch             nehmen und sie in ihrem Wachsen
will. Wie die Natur will auch unser       immer wieder fragen, in welcher           begleiten. So können wir vertrauens-
Inneres und das geistliche Leben          Familienphase wir uns gerade be-          voll auf die Erfahrung bauen und das
sich entwickeln und Früchte brin-         finden. Im Dienst am Wachsen des          „Ich bin es“, als Zusage annehmen:
gen. So gilt es in uns hineinzuhören      Reiches Gottes dürfen wir Zeugen          „Ich bin bei euch alle Tage, bis zum
und die Zeichen der Zeit – wie sie        des Wachstums zu einer lebendi-           Ende der Welt“. (Mt 28,20).
uns durch die Natur vorgezeigt wer-       gen Kirche hin sein. Auch bei uns
                                          Diakonen ist die Phase der Pioniere      Wir Menschen, als besondere
den – wahrzunehmen.
                                          vorbei. Jetzt geht es darum, sich den    Geschöpfe des Wirkens Gottes,
                                          Zeichen und Fragen der Zeit zu stel-     sind hineingestellt in eine lebendi-
WACHSTUM FÖRDERN                          len. Jesus zeigt sich immer wieder in    ge Natur, die sich besonders jetzt im
Es gilt im übertragenen Sinn einen        einer neuen Beziehungsdynamik, ob        Frühling von ihrer kreativen und viel-
geistlichen Boden zu bereiten, da-        beim Brotbrechen oder beim Zeigen        fältigen Seite zeigt. Wir dürfen mit-
mit eine Saat aufgehen kann. Es           seiner Wunder. Jede Begegnung ist        wirken, damit sich, wie in der Natur,
muss der steinige Boden aufgelo-          ein Geburtsvorgang, der existenti-       im Leben der Menschen vieles ent-
ckert werden, damit der Same nicht        ell prägt und die Wahrnehmung der        faltet. An dieser Freude und der
an der Oberfläche verdorrt und un-        Wirklichkeit dauerhaft verändert.        Dynamik großartiger Schöpfung teil-
fruchtbar bleibt. Die Umgebung der        Vgl. Joh. 21,4-7 – Ist es Jesus, der ih- zuhaben zu dürfen wünscht
wachsenden Pflanze muss mit gu-           nen da begegnet?                         Franz Ferstl.                      
ter Erde und bei Trockenheit mit ge-
                                          Wachsen und Werden wird uns gerade im Frühjahr so anschaulich vor Augen geführt ...
nügend Wasser versorgt werden.
Gesträuch, das die Sonne abhält und
das Wachstum der jungen Pflanzen
behindert, muss beseitigt werden.
So vieles, was für die Förderung
des Wachsens in der Natur gilt, ist
ein Wegweiser für unser inneres
Wachsen und Reifen. Ich bin dank-
bar, als Bauernbub aufgewachsen
zu sein und so viel aus der täglichen
Begegnung mit der Natur auf das
Leben übertragen zu können.

NICHT IMMER, WIE ICH WILL
Wir dürfen auch in der eigenen
Familie aus Wachstumsprozessen
lernen. Wachstumsprozesse sind bis-
weilen irritierend und verstörend,

                                                                                             Diakontakte 1-2020, Nr. 50   | 3
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Die Erde brennt
                                                                                                         die Sache sicher
                                                                                                         nicht besser, aber
                                                                                                         es      erleichtert
Fortsetzung des Schwerpunktes                                                                            doch so sehr das
                                                                                                         Wegschauen.

I
  n der vorigen Ausgabe haben wir           te Schöpfungsverantwortung in                               Es braucht eine
  begonnen, die brennendsten                Pfarren können euch im Übrigen                             mutige und tiefgrei-
  Themen unserer Gesellschaft und           zum Beispiel Andreas Frank und            fende Veränderung der Gesellschaft.
unserer Erde zu beleuchten und ver-         Peter Feigl p.feigl@edw.or.at ge-         Und es braucht eine Veränderung des
sucht, die Rolle der Diakone anzurei-       ben.                                      eigenen Lebensstils.
ßen. Mit Amazonien und Integration                                                    Unsere Wirtschaft benötigt drin-
                                          2. Die alternde Gesellschaft und            gend Rahmenbedingungen, die
haben wir begonnen. Im zweiten
                                             der steigende Betreuungsbedarf:          Rohstoffe und Ressourcen scho-
Teil geht es um zwei weitere große
                                             Drei Diakone, die in der                 nen und die Nutzung optimieren.
Problemfelder:
                                             Krankenseelsorge wirken, be-             Mächtige Industriezweige, die in ihrer
1. Unsere Umwelt, die Schöpfung:             richten aus ihrer persönlichen           Produktionskette nicht erneuerbare
   Was geht vor sich, wie kön-               Sicht: Alfred Petras, Miljenko           Ressourcen und billige Arbeitskräfte
   nen und sollen wir reagieren.             Lisjak und Josef Fellner.                fast ungehemmt nutzen, ja ausbeu-
   Dazu macht sich auf dieser                Weil der Platz hier in der Zeitschrift   ten, müssen zugunsten effektive-
   Doppelseite Diakon Wolfgang               nicht ausreicht, stehen auf den          rer Technologien umgebaut werden.
   Stark Gedanken, er ist hauptberuf-        Seiten 6 und 7 Kurzfassungen. Die        Eine Energiewende wird zügig erfol-
   lich in der Umweltforschung und           kompletten Berichte findet ihr im        gen müssen.
   -beratung tätig.                          Internet unter http://www.diakon.
   Gelungene Beispiele für geleb-            at/Wien/Artikel/DKT-50_1-2020/.          WAS GEHT DAS UNS
                                                                                      DIAKONE AN?

Schöpfung im Klimawandel
                                                                                      Als Diakone sehen wir uns ger-
                                                                                      ne als Christen, die eng mit Gott
                                                                                      verbunden leben und doch vie-

– Geschöpfe im Wandel                                                                 le Anknüpfungspunkte zu den
                                                                                      Lebenswelten der unterschiedlichsten
                                                                                      Menschen haben. Wir wissen zutiefst,
Von Wolfgang Stark                        von Biotopzerstörung, Flächen­              was für ein unfassbares Geschenk
                                          ver­siegelung,   Emissionen     und         Gottes die Schöpfung ist. Sie kündet

D
       ie Erde brennt. Tatsächlich sind   Ressourcenverbrauch          bedeu-         von Gottes Liebe, sie umgibt uns und
       heute zu jeder Zeit riesige        tet das glatte Gegenteil von nach-          ermöglicht ein Leben in Fülle. Keine
       Flächen rund um den Globus in      haltiger Bewirtschaftung, von hü-           Laudes, keine Vesper ohne einen
Brand. Gelegte Feuer zur Brandrodung,     ten und bewahren der Schöpfung.             Verweis auf Gottes Schöpfung.
unkontrollierbare Feuer aufgrund von      Wir zerstören unsere Mitwelt in un-         Wir kennen aber auch den zuneh-
Trockenheit, Abgase der Feuer aus         glaublicher Geschwindigkeit, wir le-        menden Materialismus, die riesi-
Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken, aus       ben massiv auf Kosten der folgen-           ge Auswahl an Produkten aller Art,
Autos und Flugzeugen, unterschied-        den Generationen, wir treten das            und auch den Druck, in Vielem mit-
lichsten Industrieanlagen. Und es         Geschenk Gottes – die Schöpfung –           halten zu müssen, am Stand zu sein.
brennt nicht in den reichen Ländern.      nicht nur mit Füßen, sondern mit rie-       Wir kennen Nöte unserer Kinder,
Welch ein Zufall.                         sigen Zerstörungsgeräten.                   Freunde und vieler Menschen. Ich
Die Sorge ist groß, die Sorge ist bren-   VERNETZUNG VON                              bin überzeugt, dass die Bewahrung
nend.                                     UMWELTZERSTÖRUNG, LEID                      einer lebenswerten und für alle ge-
                                                                                      nießbaren Schöpfung das größte
LAUDATO SI                                UND UNGERECHTIGKEIT
                                                                                      Menschheitsprojekt ist. Ein Projekt,
Der Schrei der Erde, der Schrei auch      Die oft sehr rücksichtslose Ausbeutung
                                                                                      das Herzensanliegen jedes Christen
der ausgebeuteten Menschen wird           von Ressourcen (Metalle, Erdöl, etc.),
                                                                                      sein müsste. Sind wir Diakone – wenn
endlich von der Kirche wahrgenom-         also der Abbau ohne Umweltschutz,
                                                                                      auch sehr wenige – nicht besonde-
men. Bei manchen zögerlich, bei man-      Arbeitsschutz, ohne gerechten Lohn,
                                                                                      re Multiplikatoren, Botschafter der
chen zunehmend klarer. „Das man-          führt gleichermaßen zur Zerstörung
                                          unserer Mitwelt und der Menschen.           Kirche in der Welt?
gelnde Interesse von Regierungen
weltweit an Klimafragen gleicht ei-       Die Zerstörung der Schöpfung aus            SCHRITTE IN EINE GUTE
nem kollektiven Selbstmord“, sagt         Habgier, besonders von Europa und           RICHTUNG
Bischof Sanches, immerhin Kanzler         Nordamerika aus, bewirkt auch die           Spätestens mit „Laudato si“ ist die
der päpstlichen Akademie der              Unterdrückung, Verarmung und                Bewahrung der Schöpfung und
Wissenschaften.                           Rechtlosigkeit von Menschen, von
Der Zustand unseres gemeinsamen           ganzen Völkern und großen Teilen von
Hauses, der Schöpfung, ist angsterre-     Völkern. Die Tatsache, dass das weit
gend. Vor allem die Geschwindigkeit       weg von Österreich passiert, macht

4 | DiaKontakte 1-2020, Nr. 50
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
© Gerhard Rotheneder
Ruine Aggstein mit Wachau bei Sonnenuntergang.
die Verhinderung eines zerstöreri-     die Bereitschaft, das Liebgewonnene
schen Klimawandels allgemein an-       zu schützen und zu bewahren.
erkanntes Kernthema christlicher
Sorge und Verkündigung (die öku-       KONKRETE ANSÄTZE
                                       Im Folgenden ein paar Anregungen           Großer Eisvogel, kurz nach dem Schlupf.
menische Bewegung war da z.B.
schon sehr viel früher aktiv). Die     im Privat- und im Pfarrbereich. Sie
Auseinandersetzung mit den viel-       ersetzen nicht die Mühe, die eige-
fältigen Aspekten, die persönliche     ne Situation einzuschätzen und sich        IN DER PFARRE
                                       wichtige Information zu beschaffen,        sind meist Heizung, Beleuchtung,
Aneignung der zentralen Anliegen
                                       um gute und passende Schritte zu tun.      Strom und Mobilität die besonders
von „Laudato si“ sind der erste und
                                                                                  klimawirksamen Bereiche. Fast im-
unabdingbare Schritt. Nur dann         Die klimawirksamen Aktivitäten im
                                                                                  mer existieren große Dachflächen
kann ich ehrlich und engagiert mei-    privaten Bereich sind Mobilität,
                                                                                  (Denkmalschutz beachten), die
nen eigenen Lebensstil hinterfra-      Gebäudegröße, Heizung & Kühlung,
                                                                                  für eine Photovoltaik Anlage ge-
gen und glaubhaft davon sprechen       Strom, Ernährung, Kleidung, allge-
                                                                                  nutzt werden können (geoste-
oder predigen. Es muss doch der        meine Konsumartikel und speziell
                                                                                  te Kirchen haben übrigens immer
Anspruch von uns Diakonen sein,        elektronische Geräte. Reduktion von
                                                                                  ein südseitiges Dach). Einen ge-
die Bewahrung der Schöpfung zu ei-     (Fern)Reisen, Umstieg auf die Bahn,
                                                                                  naueren Überblick liefert z.B. eine
ner Grundhaltung zu entwickeln, an-    Elektroauto und Photovoltaik-Anlage
                                                                                  Zertifizierung (EMAS), die dann
statt unreflektierten Aktionismus zu   auf dem eigenen Dach, Absenkung
                                                                                  auch verpflichtend kontinuierliche
betreiben. Und welche Rolle spielt     unnötig hoher Raumtemperatur, nicht
                                                                                  Verbesserungen erfordert. Wer vor
Gottes Schöpfung in unseren unter-     jeden Tag Fleisch am Speisezettel und
                                                                                  so einem etwas aufwändigen System
schiedlichen Liturgien?                bewusster Einkauf von Produkten der
                                                                                  zurückschreckt ist aber immer in
Nicht Angst und Drohung motivieren     Region, etc. sind dann zumindest
                                                                                  Gefahr, nach einem ambitionierten
Menschen, ist meine Erfahrung, son-    kleine private Schritte, die realistisch
                                                                                  Start auf weitere Maßnahmen zu ver-
dern die Faszination der Schöpfung,    sind und Menschen um uns herum
                                                                                  gessen! In jedem Fall empfiehlt sich
das bewusste Wahrnehmen von            mitnehmen.
                                                                                  der Kontakt zum Umweltbüro der
Gottes Geschenk entwickelt in uns                                                 Erzdiözese!                       

                                                                                          Diakontakte 1-2020, Nr. 50   | 5
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
Der Platz an der Sonne
                                                                                chen, ist hoch. Das kann
                                                                                auf Dauer auszehrend sein.
                                                                                Umso wichtiger sind für die-
Fordernder Dienst im Pflegeheim                                                 se Berufsgruppe eine tragen-
                                                                                de         Stationsgemeinschaft,
                                                                                Su­per­vision und Mitarbeiter­
Von Alfred Petras                       un­ausweichlich. Das Zuhause zu
                                                                                gespräche. Dass es in der Pfle­
                                        verlassen ist für die meisten alten

«Z
        eig mir den Platz an der                                                ge­heimeinrichtung das Ange­bot
                                        Menschen ein schwerer Schritt. Als
        Sonne, wo alle Menschen                                                 von Seelsorge und eine offene Kapelle
                                        Pflegeheimseelsorger habe ich oft er-
        sich versteh`n. Liebe allein                                            gibt, ist dazu ein wichtiger Beitrag.
                                        lebt, wie diese Menschen unter solch
ist die Sonne, drum darf die Liebe      einer großen Veränderung leiden und     Zum Schluss komme ich nochmals
nie untergeh´n.»                        sich schwer tun, die neue Situation     auf das eingangs erwähnte Land der
Mit diesem Lied aus dem Jahre           anzunehmen. Umso wichtiger ist es,      Geborgenheit. Für Menschen, die
1971 thematisiert der Sänger Udo        auf den Betreuungsstationen eine        sich bei Gott verankern, ist der Herr
Jürgens unsere Sehnsucht nach           Atmosphäre der Aufmerksamkeit,          ein Halt und Trost. Wenn bedürfti-
Liebe, Friede und Menschlichkeit.       des Verständnisses und der Herzens­     ge Menschen unter der Mühseligkeit
Die meisten Menschen kennen so          wärme zu schaffen. Die meisten          des Alters und der Einsamkeit leiden,
ein Land der Geborgenheit und des       Angehörigen halten regelmäßig Kon­      gewohnte Beziehungen verlorenge-
Angenommen-seins in erster Linie        takt zu dem alten Menschen und          hen oder wegbrechen, so ist Gott
durch die Familie, Partnerschaft        besuchen ihn nach den eigenen           doch immer da.
oder durch die Freundschaft. Das        Möglichkeiten.
                                                                                Darin sehe ich eine bedeutsa-
Wohnen in den sogenannten eige-         In meiner Tätigkeit konnte ich se-      me Aufgabe der Seelsorge: Diese
nen vier Wänden ist für uns hoch        hen, wie sich viele Schwestern,         Beziehung zu Gott zu stützen und zu
bedeutsam. Darüber hinaus ist für       Pfleger, Ärzte, Therapeuten und         stärken, damit dieses „Gottesland“
gläubige Menschen Gott ein guter        Fach­sozialbetreuer nach Kräften        weiter trägt und hält.
Heimatboden.                            und mit hohem Engagement be-
Im Laufe des Lebens sind wir mit ei-
ner Menge von Verlusten konfrontiert.
                                        mühen, den Anforderungen ge-
                                        recht zu werden. Auch habe ich          Ars vivendi,
Die schmerzlichsten Verluste sind –
denke ich – der Wegfall von sozialen
Kontakten, der Selbstbestimmung
                                        miterlebt, dass die Erwartungen
                                        und Forderungen der betreuten
                                        Menschen und deren Angehörigen
                                                                                ars moriendi
und der Mobilität. Die körperlichen     manchmal unrealistisch und überzo-      In der Krankenhaus-
Beschwerden und der Abbau der ko-       gen waren. An solchen Situationen
                                        leiden dann alle Beteiligten. Hier
                                                                                und Pflegeheimseelsorge
gnitiven Fähigkeiten schränken die
Lebensqualität ein. Das Angewiesen-     kann der/die Seelsorger/in manch-       Von Miljenko Lisjak
sein auf Hilfe und Unterstützung        mal Brückenbauer sein und in
wird mit dem Älterwerden größer.        Gesprächen entlastend einwirken.        Ein paar Gedanken zur Kultur des
                                                                                Lebens und Sterbens aus der Sicht
BRÜCKENBAUER SEIN                       GOTT IST IMMER DA                       eines Diakons, der Seelsorger im
Wenn der Bedarf an Betreuung da­heim    Der Anspruch der Betreuungs­            Pflegewohnhaus Baumgarten sowie
zu hoch wird, ist die Übersiedlung      personen, die nötigen Aufgaben          Rudolfsheim ist.
in eine Pflegeheimeinrichtung oft       sehr gut und kompetent zu ma-           Wo ich geboren wurde, an der Mur
Gespräch in der Runde                                                           in Kroatien, haben die Menschen,
                                                                                bevor sie verstorben sind, das
                                                                                Sakrament der Letzten Ölung emp-
                                                                                fangen, wie man damals sagte,
                                                                                heute Krankensalbung. Falls das
                                                                                Sakrament am Vormittag gespen-
                                                                                det wurde, sind wir Ministranten mit
                                                                                dem Pfarrer zur sterbenden Person
                                                                                nach Hause gegangen. Wir sind im-
                                                                                mer unterschiedlich empfangen wor-
                                                                                den, manchmal erwartend, dass da
                                                                                ein Wunder passiert, dass ein kran-
                                                                                ker Mensch eine neue Möglichkeit
                                                                                bekommt weiter zu leben, manch-
                                                                                mal mit der Gewissheit, dass jetzt die
                                                                                Lage ernst ist und dass das Leben auf
                                                                                dieser Welt zu Ende geht. Oft haben
                                                                                wir weinende Menschen getroffen,

6 | DiaKontakte 1-2020, Nr. 50
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
aber auch Hoffende, Gläubige,
   die auf ein Wirken Gottes war-
                                        cher Bestandteil. So wie wir einmal
                                        geboren werden, so werden wir ein-
                                                                                 Gelobt seist du, Herr,
   teten. Im Vordergrund stand im-      mal sterben. Gott hat das Leben ge-      der den Blumen die Farben,
   mer Hoffnung. Hoffnung, dass         geben, nun lebt der verstorbene
   Gott auch dort hilft, wo niemand     Mensch bei Gott weiter, in einer an-     der Blüte den Duft,
   mehr helfen kann.                    deren Dimension, die wir noch nicht
  Viele Jahre später wurde bei          kennen. Wir glauben an die Worte         der Weite die Unendlichkeit,
meinem Vater eine komplizierte          Jesu Christi: „Im Haus meines Vaters
Diagnose festgestellt, nämlich Krebs.   gibt es viele Wohnungen.“                der Schönheit die Fülle,
Ich kann mich noch genau an die                                                  der Vergangenheit
Worte des Arztes erinnern: „Gönnen      ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE
Sie ihrem Vater noch ein paar schö-     Im Jahr 2007 bin ich zum Diakon          die Erfahrung,
ne Tage oder Wochen, sonst ist          geweiht worden. Seit 2002 bin ich
von unserer Seite keine Heilung         Hauptamtlicher Seelsorger in der         der Gegenwart
                                        Krankenhaus- und Pflege­heim­seel­
oder Hoffnung auf eine Besserung
                                        sorge. Immer eine dienende, beglei-
                                                                                 den Augenblick,
zu erwarten.“ Mein Vater empfing
die Krankensalbung von unserem          tende, stärkende und tröstende Art des   der Zukunft die Vision,
Pfarrvikar Josef. Mein Vater und die    Wirkens. Keine einfache Berufung.
ganze Familie haben gehofft, ge-        Deshalb bin ich der Meinung, dass        der Not die Chance,
glaubt und gebetet. Dein Wille ge-      es ohne eine qualitative Ausbildung
schehe, beteten wir gemeinsam. Das      nicht denkbar ist, hier zu wirken.       der Unendlichkeit
war vor 27 Jahren. Mein Vater lebt      Eine ganz liebe Ordensfrau, Mitzi,       die Gegenwart,
noch immer, an der Mur. Gott sei        fragte mich aufgeregt, warum ich
Dank. Gott hilft, wo keiner mehr hel-   nicht als Diakon in der pfarrlichen      der Schuld die Einsicht,
fen kann.                               Seelsorge tätig bin. Sie meinte, es
                                        sei viel wichtiger in der Pfarre tätig   der Herzenshärte
TRÖSTEN, BEGLEITEN OHNE                 zu sein als im Pflegeheim, da dort       die Barmherzigkeit,
AUSBILDUNG                              nur alte Menschen sind, die auf das
Ein paar Tage später bin ich dann       Sterben warten, und dort reicht doch     dem Vertrauen
als Ministrant mit dem Pfarrer zum      ein älterer Priester, um die „Letzte
Begräbnis gegangen. Ich habe die        Ölung“ zu spenden. Ich bin aber          die Gelassenheit,
Menschen gekannt, die verstorben        der Meinung, dass gerade dort die
sind, ich habe ihre Familien gekannt.   Diakone sehr präsent zu sein haben.
                                                                                 der Gottverlassenheit
Am Land ist das Sterben nicht ano-      Menschen, um die ich mich kümme-         die Sehnsucht,
nym wie in Großstädten.                 re, sind weder jung noch reich. Sie
Sozialbegräbnisse am Zentralfried­      sind oft sehr krank, hoffnungslos und    der Erde die Vergänglichkeit
hof um 8:20 Uhr, keine Angehörigen,     in einem höheren Alter. Trotzdem         und dem Himmel
                                        haben sie es verdient, eine diakona-
keine Nachbarn, keine Freunde.
                                        le, dienende Seelsorge zu erleben.       seine Gegenwart schenkt.
Niemand. Am Land geht die gan-
ze Gemeinde mit zum Begräbnis.          Spiritualität im höheren Alter ist ein   (Aus: Franz Ferstl,
                                        sehr komplexes Thema.                    Mein Weg in deinen Händen.
Das ist ein Teil des Lebens. Mitten                                              Pilgergebete, Innsbruck 2015)
im Leben ist der Tod, ein natürli-      Wie ich schon erzählt habe, wurden
Beim Erstellen einer Biographie         in der Gemeinde, wo ich aufgewach-
                                        sen bin, Kranke und Sterbende nicht
                                        allein gelassen. Ihre Familie hat auch
                                        dafür Sorge getragen, dass das tägli-
                                        che Gebet geübt wurde. Gelebter
                                        Glaube in der Familie. Eine Familie
                                        der Gläubigen, nämlich die Kirche,
                                        hat sich um das Spirituelle geküm-
                                        mert. Dort, wo die Menschen gelebt
                                        haben, ist die Kirche gewesen und in
                                        diese Richtung ist sie gegangen. Die
                                        Kirche war mit den Menschen und
                                        für die Menschen da. Anwesend.
                                        So wie Jesus sagt, ich bin bei Euch
                                        alle Tage bis an das Ende der Zeit.
                                        So sollen auch wir Diakone bei den
                                        Menschen sein, in allen Bereichen
                                        des Lebens, auch im Pflegeheim.

                                                                                          DiaKontakte
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                                                                                                      1-2020, Nr. 49     7
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
Eine herbe Enttäuschung
Zum Papstschreiben „Querida Amazonia“
Von Andreas Frank                         Was aber kann die Antwort von uns           und sind keine verhinderten Priester,
                                          Diakonen sein? Unsere Vision, dass

D
                                                                                      sondern voll und ganz Seelsorger für
       ie wichtigste Botschaft des        auch im Priesterdienst verheirate-          die Menschen von heute.
       neuen        Papstschreibens       te Männer einen wertvollen Beitrag
       „Querida Amazonia“ ist der                                                     Was wirklich begrüßenswert ist:
                                          für die Seelsorge leisten können, hal-
Aufruf zur „Ökologischen Umkehr“!                                                     Papst Franziskus setzt sich für
                                          ten wir lebendig! Wenn ich hier von
Der Aufruf zur „Empörung“ über das                                                    Auf- und Ausbau des Ständigen
                                          „wir“ und „uns“ rede, beziehe ich
extreme Unrecht gegen Natur und in-                                                   Diakonates in der Amazonasregion
                                          mich auf die Linie des Instituts, die
digene Minderheiten ist eine aufrüt-                                                  ein. Immerhin! Das ist mei-
                                          sowohl im Diakonenrat als auch im
telnde Botschaft! Papst Franziskus                                                    nes Wissens das erste Mal in der
                                          Diakonenkreissprechergremium he-
übernimmt für die gesamte Welt                                                        Geschichte, dass ein Papst sich aus-
                                          rausgearbeitet worden ist. Ich weiß,
als klarster Mahner die Aufgabe,                                                      drücklich zum Aufbau des Diakonats
                                          dass manche Diakone mit dieser
für Wahrheit und Gerechtigkeit ein-                                                   in einer bestimmten Region äußert.
                                          Linie nicht mitgehen – das soll voll
zutreten – ohne Rücksichten, ob                                                       Seine bisherigen Wortmeldungen
                                          und ganz respektiert und beachtet
sein Wort gelegen oder ungelegen                                                      zum Diakonat schienen mir eher
                                          werden! Ich bitte die betreffenden
ist. Keine politischen Autoritäten                                                    zurückhaltend. Meint er vielleicht,
                                          Geschwister, sich aus dem Diskurs
– weder „Christdemokraten“ noch                                                       dass auf diesem Weg des gestärkten
                                          nicht herauszuhalten – z.B. in Form
„Sozialdemokraten“, weder UNO                                                         Diakonats auch die Möglichkeit und
                                          eines Artikels in den Diakontakten,
noch Weltklimagipfeltreffen – ha-                                                     Voraussetzung geschaffen wird, eini-
                                          der sich mit diesem Artikel ausei-
ben solch eine deutliche Sprache.                                                     ge aus den bewährten Diakonen zu
                                          nandersetzt. Trotzdem müssen die
Die „Linken“ hat er schon längst                                                      Priestern weihen zu können?
                                          Gremien auch zu Formulierungen
links überholt. Angesichts der            von Standpunkten kommen dürfen.             Was mir auch gefällt: Frauen als
Brände im Amazonasgebiet und in           Dazu gibt es sie ja auch.                   Gemeindeleiterinnen aufzuwerten. Das
Australien wird uns klar, dass wir als                                                ist nicht nur für das Amazonasgebiet
Diakone den Auftrag haben, in un-         WEITERHIN BEREIT SEIN                       lebensnotwendig, sondern wäre auch
seren Pfarren konkrete Aktionen zur       Unser Angebot als Diakone der               für unsere Diözesanreform hoch an
Bewahrung der Schöpfung durchzu-          Diözese Wien an die Kirche bleibt be-       der Zeit! Über die Pfarrleitungsteams
führen und Beiträge zur Löschung          stehen: Jene verheirateten Diakone,         oder die Leitung von Teilgemeinden
von Bränden zu liefern. Diakone sind      die eine Berufung zum Priesteramt           in der „Pfarre neu“ gibt es ja zumin-
dazu geweiht, dass sie die Nöte der       spüren und eine Fähigkeit zur               dest Ansätze in diese Richtung. Was
Zeit erkennen und ihren Dienst da-        Leitung und die Zustimmung ihrer            die Frage der Weihe von Frauen
nach ausrichten! Viele von uns wer-       Ehefrauen besitzen, sind auch prin-         zu Diakoninnen betrifft, hat das
den den Papst unterstützen und ih-        zipiell dazu bereit! Auf jeden Fall gilt:   Dokument auch keine Weiterführung
ren Einsatz für Menschenrechte und        Es soll weiterhin ein eigenständiges        gebracht. Aber auch da gilt: wir wer-
Natur verstärken.                         Diakonenamt geben! Wir stehen im            den in unserer Diakonengemeinschaft
                                          Jubiläumsjahr „50 Jahre Ständige            die Debatte zu dieser Frage offenhal-
KEINE VERHEIRATETEN                       Diakone in der Erzdiözese Wien“             ten!
PRIESTER
Die de facto Entscheidung von Papst       Indigene bei Papst Franziskus am Rande der Synode
Franziskus, dass es auch zukünftig
keine verheirateten Priester in der ka-
tholischen Kirche geben wird, emp-
finde ich als riesige Enttäuschung.
Wo ist sein Bekenntnis zur Syno­
dalität, wenn er eine Zweidrittel-
Mehrheit der Bischöfe ignoriert? Was
soll noch passieren, dass die Zeichen
der Zeit erkannt werden, als dass es
Pfarrgemeinden gibt, in denen nur
einmal pro Jahr Eucharistie gefeiert
werden kann? Ist er eingeknickt ge-
genüber den Hardlinern oder ist er
besonders schlau, indem er sich den
Weg für ein eigenes Dokument zu
gegebener Zeit offenhält? Immerhin
hat er ja das Schlussdokument der
Synode als Ganzes gutgeheißen.

8 | DiaKontakte 1-2020, Nr. 50
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
Auslese Ausgewählt von Max Angermann                                                Ausführliche Besprechung un-
                                                                                    ter http://www.diakon.at/Wien/
                                                                                    Artikel/DKT-50_1-2020/ zu lesen.

Wie solidarisch leben?                   Seit 50 Jahren ...!                       Das Thema: Die Bibel

Das Büchlein umfasst sieben The­         Das Buch, in zehn Kapitel geglie-         Verfasser dieser Broschüre ist
men, die ausgewiesene Fachleute          dert, erfordert aufmerksames und          der Referent für Sekten- und Welt­
behandeln. So stammt ein Beitrag         kritisches Lesen, um nachvollziehen       anschauungsfragen für missionari­
von Regina Polak „Zur Einheit von        zu können, in welchem Tempo sich          sche Pastoral in der Deutschen
Gottes- und Nächstenliebe“ mit einge-    das Amt des Ständigen Diakonats           Bischofskonferenz. Ihm erschien es
henden Begriffsbestimmungen, „was        weiter entwickelt hat und welche          notwendig, dass nicht nur Christen
man unter ‚Liebe‘, ‚Gott‘, ‚Nächsten‘    Spannungen in der 50-jährigen Ge­         „ihre“ Bibel genau kennen und auch
und ‚Einheit‘ versteht“. Wie „Gottes-    schichte aufgetreten sind und wo          Auskunft über ihren Glauben geb-
und Nächstenliebe konkret“ auss-         noch nachzubessern wäre, vor allem        en sollten, sondern dass die Bibel
ehen sollten, beschreibt der Jesuit      im Bereich der Krankenhausseelsorge       auch „erstaunlich viele Nichtchristen
Markus Inama, Vorstandsmitglied der      (Krankensalbung!). Lesenswerte            beschäftigt“, wie die Einleitung auf
Sozialprojekte Concordia. Rainald        Punk­te sind die Umfragen 2002 und        Seite 3 sagt. Das Leserpublikum ver-
Tippow, Leiter Pfarrcaritas und          2005 an die Ehefrauen der Diakone,        schiedener Konfessionen, Religi­    o­
Nächstenhilfe, befasst sich mit der      die dem Amt ihres Mannes trotz man-       nen, Esoterikern, Atheisten, Evan­
„Option für die Armen“ und weist         cher Probleme (Balance zwischen           ge­likale, verschiedener Berufs- und
dabei auf einschlägige Bibelstellen      Familie, Beruf und Pfarre) sehr pos-      Sozialzugehörigkeit wie Schriftsteller,
und auch auf dieses Anliegen von         itiv gegenüberstehen. Weiterer posi-      Künstler, Philosophen ist äußerst bunt.
Papst Franziskus hin.                    tiver Punkt, dass die Ehefrauen und       Alle bringen sie ihre Auslegungen
Lydia Haider berichtet, wie sie          auch die Familie in die Ausbildung        zur Sprache mit sehr unterschiedli-
durch Theaterspiel und Musizieren        sehr intensiv einbezogen werden           chem Wissensgrund und eigener
Menschen mit verschiedenen Be­hin­       und dass dort auch großer Wert auf        Lebensphilosophie. Diese Broschüre
de­r ungen in ihrer Ortschaft Kainbach   gesellschaftspolitische Fragen und        stellt einige wichtige Grundzüge im
gut in die Gemeinschaft integrie-        Sozialarbeit gelegt wird. Besonders       dritten Teil unter „Hermeneutische
ren kann. Margit Appel, Theologin        zu loben die umsichtige, wertschät-       Terminologien in weltanschauli-
und Erwachsenenbildnerin, geht auf       zende, auf der Höhe der Zeit basier-      cher Vielfalt dar. Ein sehr brauch-
„Eine kritische Würdigung des öster-     ende Ausbildung und Begleitung der        barer, niveauvoller Behelf, auch zur
reichischen Sozialstaates“ ein, Martin   Kandidaten. Treffender könnte der         Vorbereitung für Bibelrunden gut
Schenk, stellvertretender Direktor       Titel des Buches nicht sein: „Im Dienst   geeignet.                          
der Diakonie Österreichs, weist auf      der Zuversicht – Entwicklungen,
die sozialen Rechte von Bürgern          Erfahrungen, Perspektiven.“
und die Wichtigkeit eines sozialen
Staates hin, und Stefan Schulmeister,
Wirtschaftsforscher, fragt, „Wie kom-
mt der Staat zu seinem Geld?“, um die
Armut zu bekämpfen..

 Christlich geht anders                   Ferstl Franz                              Hochholzer Martin
 (Hrsg.) – Solidarisch                    Im Dienst der Zuversicht,                 Die Bibel – das geteilte Buch
 antworten gesellschaftliche              Das Amt des Diakons.                      Gebrauch und Hermeneutiken in
 Herausfor­derungen. Tyrolia 2019         Entwicklungen, Erfahrungen,               religiös-welt­anschaulicher Vielfalt
 160 Seiten,                              Perspektiven. 50 Jahre Ständiger          Nr.110. Medieninh.: Österr. Bischofs­
 ISBN: 978-3-7022-3788-2, € 10,–          Diakonat in Österreich. Tyrolia 2019      konferenz 2017, DIN A5, € 4,50

                                                                                            Diakontakte 1-2020, Nr. 50   | 9
Diakontakte - Die Erde brennt ... Schöpfung und Pflege - Diakon.at
„Wie katholisch ist der …?“
Das Bilanz-Interview mit Johannes Fichtenbauer

A
        m 26.12.2019 wurde Johannes                                                     kann. Ein weiterer Schwerpunkt war
        Fichtenbauer im Rahmen der                                                      die Homiletik-Ausbildung. Es gab da-
        Festmesse zum Stephanitag of-                                                   mals aber praktisch keine Seelsorge-
fiziell für seine 22-jährige Tätigkeit als                                              Ausbildung. Auch die Einbindung
Ausbildungsleiter des Instituts für den                                                 der Ehefrauen in die Ausbildung war
Ständigen Diakonat gedankt. Aus die-                                                    noch deutlich schwächer ausgeprägt.
sem Anlass sprach DIAKONTAKTE                                                           Mit der Übernahme der Ausbil­dungs­
mit ihm über seinen bisherigen Weg,                                                     leitung wollte ich einige der fehlen-
die eindrucksvollsten Momente bis-                                                      den Bausteine in meiner eigenen
her sowie über seine neue Aufgabe                                                       Ausbildung ergänzen und bewusst
und seine Aussicht in die Zukunft.                                                      Schwerpunkte setzen. Ich war davon
Diakontakte: Du wurdest 1995                                                            überzeugt, dass es beim Diakon nicht
zum Ständigen Diakon geweiht.                                                           um einen „geweihten Sozialarbeiter“
Wie hast Du Deinen Weg in den                                                           geht, sondern dass der Diakon in al-
Diakonat erlebt?                                                                        len drei Grundberufungen der Kirche
Fichtenbauer: In meinen jungen                                                          seinen Dienst ausübt: Verkündigung,
Jahren war es Christoph Schönborn                                                       Liturgie und Diakonie.
als junger Dominikaner, der mit mir                                                     Wurden die Ständigen Diakone früher
und meiner Frau seit Mitte der 70er                                                     in den Pfarren ausgebildet, war mir
Jahre freundschaftlich verbunden                                                        klar, dass wir zunächst ein „Zuhause“
war, der mir die Idee vom Ständigen                                                     für die Diakone und Bewerber schaf-
Diakonat nahebrachte. Er sah in den                                                     fen mussten. Nach einigem Ringen
Diakonen, und eben auch in den ver-                                                     durften wir ein 2-Zimmer-Abteil im
heirateten Diakonen, ein altes Amt,                                                     Erzbischöflichen Palais für uns ad-
das wieder neu für die Kirche gewon-                                                    aptieren. Der Unterschied zu da-
nen wurde.                                                                              vor war enorm: es gab erstmals
Im Alter von 20 bis 35 Jahren en-             ... mit seinem Mentor ...                 eine feste Anlaufstelle, mit einem
gagierte ich mich fast ausschließ-           Der Weg zum Diakonat wurde mir             Ausbildungsleiter vor Ort und einem
lich für die Gründung einer öku-             freilich nicht leicht gemacht. Sehr vie-   Sekretär.
menischen        Lebensgemeinschaft          le kirchliche Vertreter haben mir we-      Ich wusste auch, dass ich auf Dauer
mit charismatischer Spiritualität.           gen meines Freikirchen-Engagements         die Ausbildung nur dann substantiell
Weihbischof Florian Kuntner, der un-         misstraut und bezweifelten die             verbessern und vertiefen kann, wenn
sere Gemeinschaft bischöflich beglei-        Sinnhaftigkeit meines Diakonats. Die       es mir gelingt, die Ausbildungsleiter
tete, hat immer wieder angeregt, dass        Frage lautete: Wie katholisch ist der      der anderen Diözesen dafür zu gewin-
mindestens einer der Leiter Ständiger        Fichtenbauer überhaupt?                    nen. So arbeitete ich darauf hin, dass
Diakon wird.                                                                            wir für Österreich ein neues, gemein-
                                             Es war eine wunderbare Fügung,
                                             dass ich dann schließlich im               sames Ausbildungs-Schema erarbeite-
                                             November 1995, nur zwei Monate             ten, das 2005 zur Norm erhoben wur-
                                             nach Schönborns Amtsübernahme              de. Es war mir immer ein besonderes
                                             als Erzbischof von Wien, von ihm zum       Anliegen, für einzelne Bewerber und
                                             Diakon geweiht wurde.                      deren Frauen schier unüberwindli-
                                                                                        che Hindernisse auf dem Weg zum
                                             Diakontakte: Wie hat sich die Aus­         Diakonat beseitigen zu helfen.
                                             bildung seither verän­dert und wo
                                             siehst Du die Highlights während           Schon lange vor meiner Zeit waren
                                             der Zeit als Ausbildungsleiter?            die Diakonen-Kreise die sehr konkre-
                                             Fichtenbauer: Mein Ausbildungsleiter       te Form der gelebten Gemeinschaft.
                                             war der Priester Johannes Wahala.          Besonders Franz Ferstl hat sich sehr
                                             War die Ausbildung davor eher auf          dafür eingesetzt, dass wirklich je-
                                             die liturgischen Funktionen und            der Diakon mit seiner Gattin in so
                                             Pfarrdienste ausgerichtet, so woll-        einer Runde ein geschwisterliches
                                             te er, dass die Diakone ein waches         Zuhause findet. Aber ich wollte auch
                                             Bewusstsein für die materielle wie         etwas tun, um die „Bruderschaft“ zu
                                             seelische Not der Menschen entwi-          stärken. So war es mir von Anfang an
                                             ckeln und einen Blick dafür, wie ge-       ein großes Anliegen, dass die jeweili-
Engagierter Vortragender ...                 rade die Kirche hier Abhilfe schaffen      gen Weihejahrgänge zu echten Weg-

10 | Diakontakte
     DiaKontakte 3-2018,
                 1-2020,Nr.
                         Nr.46
                             49
der betonen: der Ständige Diakonat
                                                                                      darf keine Übergangserscheinung
                                                                                      in der neuesten Kirchengeschichte
                                                                                      werden. Auch wenn sich die Zu­
                                                                                      lassungskriterien für das Priester­
                                                                                      amt ändern und eventuell auch die
                                                                                      Bischöfe in Europa aus den Reihen
                                                                                      der verheirateten Diakone Männer
                                                                                      auswählen, um sie für den priesterli-
                                                                                      chen Dienst zu weihen, selbst dann
                                                                                      sollte der Ständige Diakonat als eigen-
                                                                                      ständige Weihestufe bestehen und
                                                                                      auch zahlenmäßig wachsen.
                                                                                      Es wird Diakone brauchen, die in ih-
                                                                                      ren Pfarren bzw. in ihren speziellen
                                                                                      kategorialen Bereichen der Kirche
                                                                                      als Pioniere der Evangelisierung
                                                                                      und der Diakonie zur Verfügung ste-
                                                                                      hen. Evangelisation an den „Hecken
                                                                                      und Zäunen“ der Gesellschaft wird
                                                                                      die große Herausforderung auf
                                                                                      diesem zunehmend agnostizisti-
                                                                                      schen Kontinent Europa. Wir wer-
                                                                                      den Evangelisten brauchen, die au-
                                                                                      ßerhalb der Kirchenmauern, in allen
                                                                                      Gesellschaftsgruppen präsent, zu ge-
                                                                                      legener und ungelegener Stunde,
                                                                                      den Menschen Jesus nahebringen.
... seiner besseren Hälfte Christine ...                                              Dabei geht es nicht nur um das Wort,
                                                                                      sondern vor allem um die Taten der
Gemeinschaften zusammenwach-               Jahr früher als geplant aus dem Dienst     Liebe, die dem Wort erst Gewicht gibt.
sen. Ich glaube, dass dieses Konzept       als Ausbildungsleiter zu entlassen.        Evangelisation und Diakonie sind ja
aufgegangen ist.                           Für Papst Franziskus ist die               nur die zwei verschiedenen Seiten ein
Wie ich überhaupt sagen muss: Jede         Charismatische Erneuerung nicht            und derselben Münze.
Weihe von Diakonen war für mich            eine unter vielen Bewegungen, son-         Das Interview führte Ralph Schimpl.
ein Tag großer Freude! Die Brüder          dern Querschnittsmaterie für die
und auch ihre Frauen sind mir wirk-        Erneuerung der Kirche. CHARIS              ... und mit der Abschiedstorte
lich ans Herz gewachsen. Eine andere       ist innerhalb der Kongregation für
Freude ist mir der Umstand, dass wir       die Laien und Familien angesie-
ja nicht nur die Ausbildungsstätte für     delt. In diesem Sinn arbeite ich
die zukünftigen Ständigen Diakone          jetzt wesentlich für die Weltkirche.
der Erzdiözese Wien sind, sondern          Mein      bisheriges     ökumenisches
darüber hinaus auch die Bewerber           Engagement ist wohl auch der Grund
für die Diözese Eisenstadt und die         für die Berufung meiner Person in die-
Militärdiözese Ost ausbilden. Diesen       sen Rat. Papst Franziskus ist ein neuer,
Umstand habe ich nicht nur als eine        viel beziehungsorientierterer Stil der
persönliche Ehre empfunden, son-           Ökumene sehr wichtig, besonders
dern es auch schätzen gelernt, dass        im Hinblick auf die Zusammenarbeit
diese bunte Zusammensetzung die            mit     den     Pfingstkirchen      und
Weihejahrgänge bereichert.                 Evangelikalen als wachsender Teil
Diakontakte: Welche        Aufgaben        der Christenheit.
erwarten Dich jetzt?                       Diakontakte: Was möchtest Du
Fichtenbauer: Die Berufung in die-         uns noch auf den weiteren Weg
sen internationalen Leitungsrat für        mitgeben?
die Charismatische Erneuerung na-          Fichtenbauer: Im Kapitel 29 von
mens CHARIS hat mich überraschend          Lumen Gentium zur Einführung
getroffen. Mir war sehr bald klar, dass    des Ständigen Diakonats formu-
ich diese neue Aufgabe nicht zu mei-       lierten die Konzilsväter den denk-
nem bisherigen Arbeitspensum hin-          würdigen Satz: 
Kardinal Schönborn darum, mich ein         Ich kann es nur immer und immer wie-

                                                                                              Diakontakte
                                                                                              DiaKontakte 3-2018,
                                                                                                          1-2020,Nr.
                                                                                                                  Nr.46
                                                                                                                      50   || 11
                                                                                                                              11
Der neue Schuldirektor
Wir stellen den neuen Ausbildungsleiter Peter Feigl vor

Diakontakte: Peter, wir heißen           Nicht mehr lange. In meiner Rolle
dich als neuen Ausbildungsleiter         als Pfarrleiter (Anm.: Erlöserkirche,
willkommen. Wie war dein Weg             Wien 23) steht nach 23 Jahren
zum Diakonat?                            Veränderung an. Aufgrund des
Feigl: Mein Interesse, mein Ruf          diözesanen        Prozesses      (der
und meine Bereitschaft, mich zum         Pfarrumstrukturierung) hat sich bis-
Diakon weihen und senden zu las-         lang keine gute Gelegenheit gefun-
sen, hingen sehr stark mit mei-          den. Jetzt ist meine Pfarre auf dem
ner Rolle als Gemeindeleiter ei-         Weg Richtung Pfarrverband, ein neu-
ner pfarrerlosen Pfarre zusammen.        es Team soll dafür gefunden werden.
Inspiriert durch das karitative          Guter Zeitpunkt für einen Neuanfang.    Institution Kirche in den richtungs-
Wirken eines Mitbruders und nach         Für mich heißt das, dass ich mich ab    weisenden Fragen, des möglichen
wiederholter Anfrage durch mei-          September vorerst mit meiner gan-       Einsatzes der „Viri probati“ und auch
ne Gemeinde „Wer bist du eigent-         zen Energie in die Ausbildung stür-     der ungelösten Frauenfrage besser
lich für uns?“ habe ich, entgegen        zen kann. Daneben gilt es, für mich     dienen und begleiten durch unser
den Wünschen meiner damaligen            und meine Frau, eine neue pfarrliche    praktisches Tun und daher die theo-
Berufsgemeinschaft (der akademi-         Beheimatung zu suchen.                  logische und spirituelle Vertiefung
schen PastoralassistentInnen die zu-     Diakontakte: Sind das nicht recht       nicht vernachlässigen. Dazu ge-
vor die Öffnung des Diakonenamtes        große Schuhe, mit denen du jetzt        hört die Stärkung des Bewusstseins
für Frauen erreichen wollten), diesen    gehen musst?                            und der Akzeptanz des Diakons als
weiteren Weg eingeschlagen. Ich teile    Feigl: Johannes hat vor allem           Teil des dreifachen Weiheamts der
die Anliegen der Berufsgemeinschaft      durch sein umfangreiches theolo-        Kirche. Die beste Ausbildungsleitung
bis heute, aber die Fragen aus der       gisches Wissen viele Impulse ge-        hilft aber auch dann nicht, wenn es
Gemeinde habe ich auch ernst ge-         ben können; auch ist er weltkirch-      an der Basis wenig Unterstützung
nommen. Die positiven Erfahrungen        lich sehr gut vernetzt und hat          und gemeinsame Weiterarbeit durch
mit der Entscheidung für die Weihe       vielen anderen Orten hilfreiche         Mitbrüder gibt. Auch sollten wir dem
haben mich seither oft gestärkt, be-     Impulse für die Implementierung         Bereich der lebensbegleitenden
lebt und getröstet.                      des Diakonats und der notwen­digen      Weiterbildung neuen Schwung ge-
                                                                                 ben.
Diakontakte: Und dein Weg in die         Entwicklungsschritte geben kön-
Ausbildungs­verantwortung?               nen. Meine Stärken liegen dafür in      Diakontakte: Was sollte man noch
Feigl: Vor fünf Jahren haben mich        einer langen pastoralen Erfahrung,      über dich wissen?
Johannes und Andreas in ihr Team         in unterschiedlichen Gegenden,          Feigl: Dass ich schon 30 Jahre glück-
dazu geholt. Seither habe ich mich       mit verschiedenen KollegInnen. Ich      lich mit meiner Frau Traudi, sie ist
mit vielen Ausbildungselementen          denke, dass unsere weitere Arbeit da-   ebenfalls ausgebildete Theologin,
und komplexen Fragen auseinander-        raus neue Impulse bekommen kann.        verheiratet bin, und unsere drei
setzen können. Franz Schramml hat        Zudem nützt es nichts, mit zu großen    Söhne,     nach     abgeschlossener
unser Team auf seine ruhige, prakti-     Schuhen einfach nur herumzuste-         Berufsausbildung, bereits gut eigen-
sche und stets freundliche Art gut er-   hen: man muss hineinschlüpfen und       ständig unterwegs sind, aber immer
gänzt. Die Herausforderungen einer       vorwärtsgehen, dann kommt man           gerne nach Haus kommen. Diese
schnellen Personalrochade waren          gut weiter.                             Erfahrung meiner Familie gibt mir
durch den Ruf an Johannes in den         Diakontakte: Was wirst du in der        Kraft und durch sie bleibe ich auch
päpstlichen Rat Charis durch Papst       Ausbildung verändern?                   den Themen der jungen Generation
Franziskus notwendig geworden            Feigl: Meine Vorgänger haben sehr       nahe. In meiner Freizeit gehe ich ger-
(Anm.: siehe Seite 10-11). Nachdem       gut gearbeitet und unser Curriculum     ne meinen kreativen Einfällen nach.
ich ein wenig in die Materie einge-      auf gute Beine gestellt. Das müs-       Wer sich davon ein Bild machen
arbeitet war, war es wahrschein-         sen wir nicht neu erfinden, son-        will, kann sich einfach auf meiner
lich naheliegend, dass man auf mei-      dern wie bislang regelmäßig an          Homepage www.peterfeigl.at durch-
ne Person zurückgriff. Kardinal          neue Bedürfnisse anpassen. Der          klicken. Aber ich schätze sehr die
Schönborn hat mich in diesen             Diakonat ist in unserer Diözese wirk-   Ruhe am Meer oder in den Bergen,
Dienst gerufen. Ich habe mich nie        lich gut verankert. Aber es gibt neue   mit einem guten Buch und einem
um besondere Aufgaben gerissen,          Herausforderungen: Nach 50 Jahren       Glas Wein.
bin aber immer bereit,mich neuen         sind wir aus der Diözese nicht mehr     Alles andere kann man mich ja ger-
Anforderungen zu stellen.                wegzudenken, trotzdem brauchen          ne auch persönlich fragen, bei einem
Bleibst du dann weiterhin zur            wir eine neue Vision! Wie können wir    Besuch am Institut, zu dem ihr herz-
Hälfte in der Pfarre?                    in dieser Zeit der Entfremdung der      lich eingeladen seid oder bei einem

12 | Diakontakte
     DiaKontakte 3-2018,
                 1-2020,Nr.
                         Nr.46
                             49
Einer hat gefehlt …                                                             Ausbildungsleitung zurücklegt und
                                                                                in den Rat von Charis, dem neuen
… beim Fest der Diakone am Stephanitag                                          Leitungsgremium für die charisma-
                                                                                tischen Erneuerungsbewegungen,
                                                                                wechselt. „Streng und barmher-
                                        wenig vertreten war. Auch Haydns        zig“ nannte unser Institutsleiter
Von Peter Morawetz
                                        frühromantische „Harmonie-Messe“        Andreas Frank Johannes‘ Art. In sei-
Lieber Herr Kardinal!                   trug viel zum festlichen Gottesdienst   ner Amtszeit wurden 170 Diakone
Meinen Bericht vom großen Fest der      bei. Dompropst Ernst Pucher erinner-    geweiht. Auf den emotionalen
Diakone adressiere ich vor allem an     te in seiner Predigt, dass im 20. und   Abschied – mit diakonaler Torte –
dich, den „großen Abwesenden“.          21. Jahrhundert mehr Christen zu        folgte die herzliche Begrüßung des
Auch wenn du uns gefehlt hast,          Märtyrern wurden als in den neun-       neuen Ausbildungsleiters Peter Feigl.
war alles in Feierstimmung, vom         zehn davor. Kurzfassungen schloss       Lieber Herr Kardinal, schade, dass
Wetter bis zum berstend vollen Dom.     er auf Italienisch und Englisch an.     du nicht dabei sein konntest! Bilder
Unter anderem mit 68 Diakonen im        Beim Empfang danach stand               findest du (und alle Interessierten)
Presbyterium und immerhin einigen       neben       den    Jubilaren   beson-   unter www.diakon.at/Wien/Artikel/
Minstrantinnen, durch die auch das      ders Johannes Fichtenbauer im           DKT-50_1-2020/.
tragende Geschlecht der Kirche ein      Mittelpunkt, der nach 22 Jahren die

                                                                                     Temporär verwaiste Kathedra
 Briefing in der Sakristei

 Danach Laudatio durch Andreas                            Gruppenbild mit Damen

Horizont erweitert
Jahrestagung der Deutschen Sprecher und Ausbildungsleiter
Von Franz Ferstl                        Beitrag zu „Evangelii Gaudium“ da-      ser Begegnungen mit den deutschen

A
                                        ran, welch geistlichen Impuls hier      Mitbrüdern. Der Diözesanbischof
       ls Vertreter Österreichs nahm    Papst Franziskus für die Kirche ge-     von Dresden-Meißen, Heinrich
       ich    an    der     deutschen   geben habe. Bischof Georgens vom        Timmerevers, gab uns einen Einblick
       Sprechertagung vom 14. bis 16.   Bistum Speyer machte durch seine        in die Situation der Kirche in einer
Jänner in Bautzen, Ostdeutschland,      gelebten Erfahrungen die Aktualität     ostdeutschen Diözese und legte sei-
teil. Sie stand unter dem Motto „Mit    der großen Mystikerin Madeleine         ne pastoralen Motive dar. Ich konnte
IHM und den Menschen“. P. Bernd         Delbrel für uns Diakone bewusst.        vom österreichischen Jubeljahr und
Hagenkord, langjähriger Leiter von                                              den vielen geplanten Aktionen und
Vatican News und Beauftragter           Voneinander zu lernen und unse-
                                                                                Vorhaben berichten.              
für den „Synodalen Weg“ in              re Gedanken und Erfahrungen aus-
Deutschland, erinnerte in seinem        zutauschen, ist ein Geschenk die-

                                                                                       Diakontakte
                                                                                       DiaKontakte 3-2018,
                                                                                                   1-2020,Nr.
                                                                                                           Nr.46
                                                                                                               50   || 13
                                                                                                                       13
Aus dem Diakonenrat
                                         stellt – so wie es in unserem bischöf-   der ermutigt, in solchen Fällen ei-
Wolfgang Aumann
                                         lichen Dekret steht. Aber es wird da     nen Antrag in Rom zu stellen.

A
      m Diakonenrat vom 10.              und dort von uns Diakonen eine ge-       Weihbischof Leichtfried hat auch er-
      Dezember konnte unser „Chef“,      wisse Flexibilität erforderlich sein,    sucht, positive Beispiele (einer zwei-
      Kardinal Schönborn, wegen          wenn wir auch in einer anderen           ten Ehe) zu melden. (GR Johannes
seiner schweren Erkrankung klarer-       (Teil)gemeinde gebraucht werden.         Müller ist für mich solch ein ganz po-
weise nicht teilnehmen. Wir hoffen       Da ist von allen Seiten ein großes       sitives Beispiel – nach jahrelangen
sehr, dass er bei der nächsten Sitzung   Fingerspitzengefühl vonnöten, bzw.       intensiven Bemühungen …)
Ende Februar dabei sein kann.            man muss mit allen Betroffenen vor-
                                         her reden.                               PAPST ÜBER DIAKONE
Da Max Angermann aus dem
Diakonenrat ausscheiden musste –         Bei der Umstellung auf ÖKD               Ein Thema bei der Sprechertagung
er bereitet sich ja im Priesterseminar   (=Österreichische Katholiken Datei)      war auch eine Äußerung von Papst
auf die Priesterweihe vor – begrüß-      besteht die Chance vom Eintrag ea        Franziskus über die Diakone: Er äu-
ten wir unseren Rudi Mijoc als neu-      Diakon und ha Diakon wegzukom-           ßerte sich kritisch über den litur-
es (altes) gewähltes Mitglied im DR      men. Wir alle sind Diakone.              gischen Dienst Ständiger Diakone.
herzlich.                                                                         Diakone dürften keine „Messdiener
                                         Wir dürfen uns über eine positive        erster Klasse oder Priester zweiter
Wieder waren die Themen auf der          Medienpräsenz freuen, z.B. über ein      Klasse“ sein. Er rate den Bischöfen
Agenda sehr vielfältig: Da gab es eine   Ö1-Interview in „Praxis“ am 8. Jänner.   stets, die Diakone „vom Altar fernzu-
Rückschau auf die Österreichtagung       In einem Beitrag für die Sendung         halten“, damit sie nicht zu „verhinder-
in Wiener Neustadt (11. bis 13.          „Orientierung“ am 12. Jänner kam         ten Priestern“ würden und sich bes-
Oktober) und auf den Diakonentag         u.a. unser „Senior“ Pius Zeßner-         ser auf ihren Dienst an den Armen
mit unserem Herrn Kardinal am 9.         Spitzenberg zu Wort.                     konzentrieren könnten.“ (zitiert nach
November. Beide Veranstaltungen
                                         ZWEITE EHE?                              katholisch.de vom 16.11.2019)
wurden sehr positiv gesehen, was
ich auch persönlich unterstreichen       An der letzten Sprechertagung nah-       Dies sagte der Papst im Zu­       sam­
kann.                                    men Franz Ferstl und Rosi Schöberl       menhang, dass die Kirche Gläubige
                                         (als Frauenvertreterin) teil. Ein        nicht „klerikalisieren“ solle. Nach
NEUE „ARBEITSPLÄTZE“                     sehr sensibles Thema wurde mit           Weihbischof Leichtfried solle man
Spannend und – für uns Diakone –         Weihbischof Anton Leichtfried,           diesen Satz nicht so dramatisch neh-
teilweise herausfordernd finde ich die   Referatsbischof für die Diakone, an-     men, der Papst wollte den speziellen
strukturellen Veränderungen, die in      gesprochen: Eine mögliche zweite         Dienst der Diakone aufzeigen.
unserer Diözese immer mehr Realität      Ehe eines Diakons nach dem Tod sei-      Wieder gab es eine Reihe von
werden, bzw. schon sind. Konkret:        ner Ehefrau. Weihbischof Leichtfried     Personalfragen, die im DR erörtert
Wir Diakone sind normalerweise für       hatte bei einem Rombesuch ein            wurden, immer in Hinblick auf eine
eine bestimmte Pfarrgemeinde be-         Gespräch mit Erzbischof Won,             gute Lösung.

Weiterbildung                            Gesangsschulung
                                         Sanges­wütigen.
                                                                  für     alle    12 Uhr) Wo? Start Ecke Uni­
                                                                                  tätsring/Universitätsstraße.
                                                                                                                    ver­
                                                                                                                       si­

Am Institut                              Auffrischung in Sachen „Exsultet“
                                         am 27. März 2020 (18.30 bis 21
                                                                                  Anm. erforder­lich: Tel. 01/51 552-5108
                                                                                  (BZ Floridsdorf)
Hilfe zur Selbsthilfe.                   Uhr) und „3. Evangelienton“ am 28.       Verkehr verstehen – Wie ent-
Freiwillige mit viel Berufserfahrung,    März 2020 (9.30 bis 12 Uhr). Noch        steht Verkehr?
so genannte Senior Experts, unter-       sind Plätze frei! Anmeldung über un-     Entwicklungen                    und
stützen Organisationen in Ländern        ser Sekretariat                          Zukunftsaussichten. In der heuti-
Afrikas, Asiens und Lateinamerikas
beim Aufbau von Know-how. In
                                         Extern                                   gen Zeit kommen wir um das Thema
                                                                                  Verkehr nicht herum. Es wird sehr
                                         Die Via Dolorosa von Wien. Vor           kontrovers diskutiert und analysiert
Österreich koordiniert das Jugend
                                         gut 380 Jahren veranlasste der Jesuit    ... Prof. G. Emberger wird versuchen,
Eine Welt. Bist auch du ein qualifi-
                                         Karl Musart die Errichtung eines         die Geschichte und Komplexität des
zierter Freiwilliger oder kennst du      Passionsweges vom Stephansdom
welche? … dann lass dich von die-                                                 Themas näher zu bringen und er-
                                         nach Hernals… Folgen wir die-            klären, wie Verkehr entsteht und
sem Abend inspirieren. Zu Gast Mag.      ser Spur zu Fuß und mit der              Verkehrsplanung funktioniert. 20.
Kurt Schmidl. Am 18. März 2020           Straßenbahn. Mit S. Herrmann &           März 2020 (19– 21 Uhr). Wo? BH
(18.30 bis 21 Uhr). Anmeldung über       Mag. M. Zeller. 13. März 2020 (15–       Großrußbach
unser Sekretariat                        17 Uhr) oder 17. März 2020 (10–                                                     

14 | Diakontakte
     DiaKontakte 3-2018,
                 1-2020,Nr.
                         Nr.46
                             49
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