Winterzeit ist Virenzeit - KRANKHEITEN IM KINDESALTER - diepta.de
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PRAXIS KRANKHEITEN IM KINDESALTER Winterzeit ist Virenzeit Mit der kalten Jahreszeit steht auch die Grippesaison wieder vor der Tür. Weil sie regel- mäßig engen Kontakt zu Gleichaltrigen haben und sich häufig anstecken, gelten Kinder als Motoren der Influenza. chen Altersgenossen. Die Fol- gen: Sie stecken sich gegenseitig an und tragen die Infektionen in ihre Familien. Man schätzt, dass sich etwa 20 bis 30 Prozent aller Kinder während einer Sai- son mit der Influenza infizieren. Mit Blick auf die aktuelle Pan- demie-Situation wird zwar in diesem Winter voraussichtlich verstärkt auf Hygienemaßnah- men geachtet werden wie bei- spielsweise häufiges Lüften, Ab- stand halten, Hände nicht in den Mund … Jedoch sind diese Empfehlungen gerade mit jün- geren Kindern nur begrenzt © Maria Argutinskaya / iStock / Getty Images kompatibel. Eine Grippewelle ist daher auch in diesem Win ter zu erwarten. Normalerweise liegt der Höhepunkt in den Mo- naten Januar bis März. Wandelbare Viren Ausgelöst wird die echte Virusgrippe von Influenza-Viren. Sie kommen weltweit vor und sind bekannt dafür, dass sie sich ständig ver- ändern. Prinzipiell lassen sie sich in die Typen A und B un- A terteilen. Anhand von zwei ls wäre die Coro- Sicherheit eher ungefährlich. Schutz bietet die jährliche Grip- Oberflächenstrukturen, dem na-Pandemie nicht Nicht so die echte Influenza: Sie peimpfung, die für Kinder mit Hämagglutinin (HA) und der schon genug – mit kann auch bei Kindern schwere erhöhtem Risiko empfohlen Neuraminidase (NA), unter- Herbstbeginn ste- Verläufe mit ernstzunehmen- wird. scheiden sich die Viren des Typ hen nun auch die üblichen den Komplikationen hervor A wiederum in Subtypen wie Erkältungserreger und Influen- rufen, die eine Einweisung ins Multiplikatoren Zum einen ist beispielsweise A(H1N1) oder zaviren wieder in den Startlö- Krankenhaus erforderlich ma- das Immunsystem bei Kindern A(H3N2). Vom Typ B existieren chern. Während gewöhnliche chen können. Todesfälle treffen noch nicht voll ausgereift, zum zwei genetisch unterschiedliche Erkältungen und grippale In- zwar ganz überwiegend ältere anderen verbringen sie in Krab- Linien, die als Yamagata-Linie fekte zwar zweifellos unange- Menschen, sind aber auch bei belstuben, Kindergärten und und als Victoria-Linie bezeich- nehm sind, sind sie jedoch mit Kindern nicht ausgeschlossen. Schulen viel Zeit mit zahlrei- net werden. a 108 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2020 | www.diepta.de
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PRAXIS KRANKHEITEN IM KINDESALTER a Übertragen werden Influen- krankt leichter und ein Drittel Erkrankung mitten in einer schränkt sich die Empfehlung za-Viren hauptsächlich durch bleibt ohne Symptome. Grippe-Saison, ist die Diagnose hierzulande aber auf Kinder mit Tröpfcheninfektion, also vor Bei der überwiegenden Mehr- allein anhand der Symptome chronischen Krankheiten, bei- allem beim Husten und Niesen, heit der Kinder heilt die Grippe meist eindeutig. Weniger klar spielsweise der Atemwege (z. B. aber auch beim Händeschüt- von selbst aus. Es kann aber ist die Situation, wenn der Pa Asthma), chronische Herzkreis- teln, wenn danach mit der Hand auch zu schweren Verläufen tient nicht alle oder unspezifi- lauf-, Leber und Nierenkrank- die Schleimhäute in Mund oder mit Komplikationen kommen. sche Symptome zeigt und/oder heiten, Diabetes und andere Nase berührt werden. Die In Dazu zählen Pneumonien, die nur moderat erkrankt ist. Hier Stoffwechselkrankheiten oder kubationszeit ist kurz – bereits durch das Influenzavirus selbst ist eine sichere Abgrenzung von Immundefizienz. Die Impfung nach ein bis zwei Tagen er- oder durch eine bakterielle anderen Erregern nur mittels kann klassisch als Injektion er- krankt der Neu-Infizierte. Und: Superinfektion, etwa durch Labortest möglich. Allerdings folgen. Für Kinder und Jugend- Er kann bereits weitere Men- Pneumokokken, Staphylokok- werden diese nur bei einer klei- liche zwischen zwei und 17 Jah- schen anstecken, bevor die ken oder Haemophilus influen- nen Minderheit der Patienten ren existiert daneben auch eine Krankheit ausbricht. zae, ausgelöst werden können. durchgeführt, zum Beispiel bei Impfstoff, der wie ein Nasen- Außerdem besteht das Risiko, einem Risiko für einen schwe- spray appliziert wird. Bis der Plötzlicher Beginn Während dass sich eine bereits beste- ren Verlauf. Impfschutz aufgebaut ist, dauert bei Erkältungen die Symptome hende Lungenerkrankung ver- Bei den meisten jungen Patien- es circa zwei Wochen. Der opti- meist langsam zunehmen („drei schlechtert. Insbesondere bei ten hätte das Ergebnis ohnehin male Zeitpunkt für eine Imp- Tage kommt sie, drei Tage bleibt Kindern können auch eine Mit- keine therapeutischen Konse- fung ist Oktober oder Novem- sie, ...“), fühlt man sich bei einer telohrentzündung und bei Klein- quenzen – die Behandlung be- ber, sie kann aber bei Bedarf echten Grippe innerhalb von kindern Pseudo-Krupp-Anfälle steht so oder so aus Bettruhe auch noch später erfolgen. Schwere Komplikationen durch Influenza sind bei Kindern selten. Trotzdem sollten Kinder mit chronischen Erkrankungen oder Immundefizienz im Herbst geimpft werden. wenigen Stunden plötzlich rich- auftreten. Schließlich kann das und gegebenenfalls der Ein- Ärzte und Gesundheitspolitiker tig krank. Für Erwachsene und Influenza-Virus auf andere Or- nahme von fiebersenkenden haben dazu aufgerufen, dieses auch ältere Kinder und Jugend- gane übergreifen und zu Myo Mitteln. Bakterielle Superinfek- Jahr die Grippeimpfung beson- liche typisch sind hohes Fie sitis, Rhabdomyolyse, Enze- tionen werden mit Antibiotika ders großzügig in Anspruch zu ber, Husten, Halsschmerzen, phalitis oder Myokarditis füh- behandelt. Bei Risikopatienten nehmen, damit die Kranken- Kopf- und Gliederschmerzen, ren. Besonders gefährdet für kann die Gabe von Neuramini- häuser nicht gleichzeitig mit der Schweißausbrüche und viel- schwere Verläufe sind Kinder, dase-Hemmern sinnvoll sein. Corona-Pandemie und einer leicht auch eine laufende Nase. die bereits eine chronische größeren Grippewelle belastet Je jünger die Kinder sind, desto Grunderkrankung haben. Es Grippeimpfung Da sich In werden. Die STIKO weist dar- unspezifischer sind die Symp- wird geschätzt, dass jeden Win- fluenzaviren ständig verändern, auf hin, dass der größte Effekt tome und es können auch Übel- ter mehrere Hunderttausend versucht die Weltgesundheits- zu erzielen sei, wenn besonders keit, Erbrechen oder Durchfall Kinder Influenza-bedingt einen organisation jedes Jahr voraus- die Impfquoten in den Risiko- auftreten. Die Dauer der akuten Arzt aufsuchen, mehrere Tau- zusagen, welche Viren in der gruppen gesteigert würden. n Erkrankung beträgt ein bis zwei send Kinder, darunter beson- kommenden Saison zirkulieren Wochen. Jedoch können be ders Säuglinge und Kleinkinder, werden – auf dieser Basis wer- Dr. rer. nat. Anne Benckendorff, sonders der Husten und eine müssen im Krankenhaus be- den sodann jedes Jahr neue, an- Medizinjournalistin allgemeine Leistungsschwäche handelt werden. Todesfälle sind gepasste Impfstoffe produziert. mitunter mehrere Wochen an- sehr selten, treten aber auf. Einige Länder empfehlen die halten. Man geht davon aus, jährliche Grippeimpfung für dass etwa ein Drittel der Infi- Diagnose und Therapie alle Kinder. In Deutschland zierten das volle Krankheitsbild Weist ein Kind das volle Bild wird darüber seit einigen Jah entwickelt, etwa ein Drittel er- einer Grippe auf und liegt die ren diskutiert – bislang be- 110 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2020 | www.diepta.de
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