Belastung durch Schichtarbeit - Friedhelm Nachreiner Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung e.V. ...

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Belastung durch Schichtarbeit

                                 Friedhelm Nachreiner

Gesellschaft für Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologische Forschung e.V.,
                                         Oldenburg

Vortrag im Rahmen der Fachtagung „Schichtarbeit“ der Hans Böckler Stiftung, Kassel, 2012-02-28
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Themen

¾ Was ist Schichtarbeit
¾ Grundlagen / Grundprobleme
¾ Auswirkungen
  – Sicherheit
  – Gesundheit
     • Lebensarbeitszeitperspektiven
  – Soziale Teilhabe
  – unterschiedliche Wirkungen unterschiedlicher Systeme
¾ Aktuelle Diskussionsthemen
¾ Fazit
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Nachtarbeit / Schichtarbeit

¾ gesetzliche Festlegung von Nachtarbeit im
  Arbeitszeitgesetz

aber

¾ keinerlei gesetzliche Festlegungen von
  Schichtarbeit
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Leistung im Tagesverlauf (Bjerner et al., Graf)
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Circadian-Rhythmus der Körpertemperatur

       ¾ Körpertemperatur als Zeitserie
 37
36,9   Temperature [°C]
36,8
36,7
36,6
36,5
36,4
36,3
36,2
36,1
 36
        Mo          Tu    We     Thu         Fri         Sat       Sun
                               Temperature
                                                   (Colquhoun et al. 1968b)
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Körpertemperatur und Arbeitszeit

            ¾ Köpertemperatur und Arbeitszeit als Zeitserien

              37                                                          1

                                                                              Arbeitszeit [ja (1) /nein (0)]
            36,9
            36,8
Temp [°C]

            36,7
            36,6
            36,5                                                          0,5
            36,4
            36,3
            36,2
            36,1
              36                                                          0
                   Mo     Tu     We       Thu       Fri       Sat   Sun
                               Working-Time     Temperature
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Sozialer Rhythmus - Nutzbarkeit von Zeit

    Verlauf des sozialen Rhythmus, operationalisiert durch die Nutzbarkeit von Freizeit
    (nach Hinnenberg, 2006)
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Interferenz zwischen Arbeitszeit und
nutzbarer Freizeit

      Beide Zeitserien (regelm. AZ und sozialer Rhythmus) gemeinsam
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Interferenz zwischen Arbeitszeit und
nutzbarer Freizeit

  Beispiel für die Lage von unregelm. AZ im Verhältnis zum sozialen Rhythmus
(Mehr-) Belastung durch Schichtarbeit

¾ Lage der Arbeitszeit
   – asynchron zu biologischen Rhythmen
   – asynchron zu sozialen Rhythmen

¾ Lage der arbeitsfreien Zeit
   – asynchron zu biologischen Rhythmen
   – asynchron zu sozialen Rhythmen
Grundproblem der Schichtarbeit

¾ Desynchronisation rhythmisch gesteuerter
  Prozesse
   – biologische Prozesse
     • circadiane Rhythmen
        – endogene Schwingung
        – exogene Synchronisation (Zeitgeber)

   – soziale Prozesse
     • Rhythmus der Abend- und Wochenendgesellschaft
Folgen dieser Desynchronisation

¾ Störungen insbesondere in rhythmisch gesteuerten
  Funktionen

   – Funktionen, die selbst einem circadianen Rhythmus
     unterliegen

   – Bereiche, die einer (normativen) zeitlichen Struktur
     unterliegen
Folgen der Desynchronisation

¾ Störungen der Leistungsfähigkeit
   – z.B. erhöhtes Risiko von Fehlhandlungen
¾ Schlafstörungen
   – Verschiedenste Formen

¾ Störungen des Verdauungssystems
   – Verschiedenste Formen
     • Hinweise auf Diabetes II

¾ Störungen des Herz-Kreislaufsystems
¾ Soziale Beeinträchtigungen
Folgen der Desynchronisation

¾ Störungen insbesondere in rhythmisch gesteuerten
  Funktionen
   – Funktionen, die selbst einem circadianen Rhythmus
     unterliegen
   – Bereiche, die einer (normativen) zeitlichen Struktur
     unterliegen

¾ Krebs als Folge von Schichtarbeit ??
   – Wie soll man sich das vorstellen ?
Schichtarbeit als Auslöser für Krebs ?

¾ Hypothese: Störung der Melatoninproduktion
   – ebenfalls tagesrhyhmisch gesteuert, über Licht
      • Unterdrückung der Melatoninproduktion durch Licht
        während der Nachtarbeit
      • dadurch Schwächung der Antikörperbildung
      • dadurch höheres Risiko für Krebs

   – Ursache ist die sog. „Chronodisruption“
      • Was ist das ???
      • Ja / nein oder quantifizierbar
Schichtarbeit als Auslöser für Krebs ? Befundlage

 ¾ Bei Tieren experimenteller Nachweis möglich
    – Nachweis der Auslöschung des Rhythmus in den
      Zellen (zelluläre Basis)

 ¾ Bei Menschen wahrscheinlich
    – aber nicht sicher
    – einige wenige Studien legen ein - sehr geringes -
      höheres Risiko nahe, andere nicht
Schichtarbeit als Auslöser für Krebs ? Befundlage

 ¾ Kritik
    – Messung der Chronodisruption, was ist das?
    – Messung der Exposition
       •    nur bei Nachtschicht ?
       •    verschiedene Formen von Schichtsystemen?
       •    wie lange wurden diese Systeme gefahren?
       •    welche „Erholungszeiten“ lagen dazwischen?
    – Erhebliche Kontamination
       • Ausgewählte Stichproben
             – mit weiteren bekannten Risikofaktoren
    – Ursache – Wirkungszusammenhang nicht belegt
Unterschiedliche Systeme
 – unterschiedliche Wirkungen !!!

¾ Klassifikation der Systeme nach ihren Merkmalen
  – Permanente Systeme vs Wechselschicht
  – mit / ohne Nachtarbeit
    (diskonti, teilkonti Vollkonti)
  – mit / ohne Wochenendarbeit
    (diskonti, teilkonti Vollkonti)

  – Lang rotiert (z.B. 7 Nächte) vs kurz rotiert (2 Nächte)
  – Rückwärtswechsel (N-S-F) vs Vorwärtswechsel (F-S-N)
     • und deren Kombinationen
Beeinträchtigungen des Familienlebens
Wahrgenommene gesundheitliche Beeinträchtigungen in
         Abhängigkeit vom Schichtsystem
Lage und Risiko
   Relatives Risiko

                                Tageszeit

nach Folkard & Lombardi, 2004
Lage / Verteilung und Risiko

                          Tag
                          Nacht
       Relatives Risiko

                            1.            2.            3.        4.
                                  Aufeinanderfolgende Schichten

nach Folkard & Lombardi, 2004
Dauer und Unfallrisiko, nach Schichtbeginn

                                   1000
relatives Risiko [dimensionslos]

                                    100

                                     10

                                                                 Beginn 06h     Beginn 14h    Beginn 22h
                                      1
                                          5   6   7   8   9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 0    1   2   3   4   5   6   7   8

                                                                                 Tageszeit
Ad hoc Aufteilung

                    R2 = 0,92
EU 2000 / Schlafstörungen

     Gesundheitliche Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
                             Schlafstörungen (EU-Befragung)
    S+ V+ I+
    S+ V+ I-
    S+ V- I+
    S+ V- I-

    S- V+ I+
    S- V+ I-
    S- V- I+
    S- V- I-

          S+..                                                 Schichtarbeit
          S-..                                                  Schichtarbeit
          .V+.
          .V-.                                                 Variabilität
                                                                Variabilität
          ..I+
          ..I-                                                 Einfluss
                                                                 Einfluss

                 0               0,05               0,1        0,15             0,2
                                 gering
                               < low                          hoch
                                                               high >
Costa, G. et al. , 2003, As time goes by. Stockholm: SALTSA
Lage und Gesundheit
   Gesundheitliche Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
                     Magenbeschwerden (EU-Befragung)

  S+   V+   I+
  S+   V+   I-
  S+   V-   I+
  S+   V-   I-

  S-   V+   I+
  S-   V+   I-
  S-   V-   I+
  S-   V-   I-

       S+..                                  Schichtarbeit
       S-..
       .V+.                                  Variabilität
       .V-.
       ..I+                                  Einfluss
       ..I-

                 0    0,02         0,04   0,06              0,08   0,1
                       < low
                          gering                    high >
                                                   hoch
Befindlichkeitsstörungen, Polizeibericht 1981
Modell der äquivalenten Dosis

                               14

                               12 
work load [Intensity / time]

                               10

                                8

                                6

                                4

                                2

                                0
                                    15   20   25   30     35    40    45    50       55   60   65   70
                                                        age [years] / years worked
Modell der äquivalenten Dosis

                               14

                               12 
work load [intensity / time]

                               10

                                8

                                6

                                4

                                2

                                0
                                    15   20   25   30     35    40    45    50       55   60   65   70
                                                        age [years] / years worked
Modell der äquivalenten Dosis

                               14

                               12 
work load [intensity / time]

                               10

                                8

                                6

                                4

                                2

                                0
                                    15   20   25   30     35    40    45    50       55   60   65   70
                                                        age [years] / years worked
Kumulierte Überlebenshäufigkeiten
Kumulierte Überlebenswahrscheinlichkeiten
Kumulierte Überlebenswahrscheinlichkeiten
Kumulierte Überlebenswahrscheinlichkeit für EDF
Kumulierte Überlebenswahrscheinlichkeit für EDF
Kumulierte Überlebenswahrscheinlichkeit für EDF
Risikofunktion für Einschränkung Dienstfähigkeit
              Risiko (Hazard) für Einschränkung Dienstfähigkeit
              in Abhängigkeit von der Anzahl Jahre im WSD, MEK usw.

                                 2004 - 2008 insgesamt (nur Personen mit WSD)
                 0,6

                           Hazard-Rate (MAVG)
                 0,5
                           0-9 Jahre
                           10-21 Jahre
                 0,4
Hazard-Rate

                           22+ Jahre

                 0,3

                 0,2

                 0,1

                 0,0
                       0   5         10         15     20       25       30     35   40
                                            Jahre im WSD, MEK usw.
(MAVG = gleitende Mittelwerte)
Risikofunktionen für Dauer der Schichtarbeit
              Trends der Hazard-Raten für Einschränkung Dienstfähigkeit
              in Abhängigkeit von der Anzahl Jahre im WSD, MEK usw.

                            2004 - 2008 insgesamt (nur Personen mit WSD)
                 1,2

                   1             Hazard-Rate (MAVG)
                                 Trend 0-9 Jahre
                 0,8             Trend 10-21 Jahre
Hazard-Rate

                                 Trend (exp.) 22+ Jahre
                 0,6

                 0,4

                 0,2

                   0

                 -0,2
                        0    5          10         15     20       25     30   35   40
                                                 Jahre im WSD, MEK usw.
(MAVG = gleitende Mittelwerte)
Risiko EDF und Dienstunfähigkeit in Abh. Dauer WSD
Überlebenshäufigkeit Aktive vs. Ehemalige

                   Vergleich Noch-Beschäftigte und Pensionäre

                                                             Noch-Beschäftigte
                  100
                                                             Pensionäre

                   80
Überlebende [%]

                   60

                   40

                   20

                    0
                        20   25   30      35      40       45       50     55    60
                                       Alter in Jahren (Ereignis)
Soziale Beeinträchtigungen, Polizeibericht 1981
Soziale Beeinträchtigungen, Polizeibericht 1981
Beeinträchtigungen des Familienlebens
Systemvergleich
   Ausreichend Zeit für Kinder

         [%]
   100
    90
    80
    70
                                      nein
    60
                                      eher nein
    50
                                      eher ja
    40
                                      ja
    30
    20
    10
     0
               KV     LR         LV
Auswirkungen auf die Kinder
Auswirkungen auf die Kinder
Auswirkungen auf die Kinder
Auswirkungen auf die Kinder
Auswirkungen auf die Kinder
Unterschiedliche Wirkungen untersch. Systeme
       Schwierigkeiten bei der Planung familiärer
                   Freizeitaktivitäten

100%

80%

                                                         nie
60%
                                                         selten
                                                         oft
40%
                                                         immer

20%

 0%
           LR                 LV                    KV
Unterschiedliche Wirkungen untersch. Systeme

         Häufigkeit von "Lesen" als Freizeitbeschäftigung
  100%

   80%

                                                   oft
   60%
                                                   manchmal
                                                   selten
   40%
                                                   nie

   20%

    0%
               LR           LV           KV
Unterschiedliche Wirkungen untersch. Systeme

 Beziehung zur Partnerin

 100%

  80%

                                           schlecht
  60%
                                           eher gut
                                           gut
  40%
                                           sehr gut

  20%

   0%
           LR         LV          KV
Unterschiedliche Wirkungen untersch. Systeme

Beschwerden der Kinder über die Arbeitszeit
100%

80%

                                               immer
60%
                                               manchmal
                                               selten
40%
                                               nie

20%

 0%
           LR              LV             KV
Auswirkungen auf Kinder
Auswirkungen auf Kinder
Auswirkungen auf Kinder
Auswirkungen auf die Kinder
Auswirkungen auf die Kinder
Auswirkungen auf Kinder
Arbeitszeit als Zeitreihe

    ¾ Zeitreihe Arbeitszeit
          (0 = arbeitsfrei / 1 = Arbeitszeit)

    1

  0,5

    0
        Mo      Di      Mi     Do          Fr   Sa   So
                             Arbeitszeit
Dynamik – Ergebnisse von Spektralanalysen

                   50
                                                                regelmäßig
                   40                                           variabel
Spektrale Dichte

                   30

                   20

                   10

                   0
                        0 12 24 36 48 60 72 84 96 08 20 32 44 56 68 80 92
                                                  1 1 1 1 1 1 1 1
                                            Periode (Std.)
Dynamik / Strukturiertheit und Beschwerden
Häufigkeit gesundheitlicher Beeinträchtigungen unter verschiedenen Formen
flexibler Arbeitszeiten (Vollzeitsysteme)

                   ¾ Magenbeschwerden -
                  ¾ Verdauungsprobleme -
             ¾   Übelkeit / Appetitlosigkeit -
     ¾ Häufiges Aufstoßen / Sodbrennen -
                       ¾ Schlafstörungen -
                      ¾    Schwindelgefühl -
             ¾ Innere Unruhe / Nervosität -
                                                                        cluster 1
                          ¾ Herzschmerzen -
                                                                        cluster 2
 ¾ Mutlosigkeit / Traurigkeit / Bedrückung -                            cluster 3
                                                                        cluster 4
                                                                        cluster 5
                                             1       2           3              4

                                                 regelmäßig   unregelmäßig
Dynamik / Strukturiertheit und Beschwerden
Teilzeitsysteme
                   Magenbeschwerden

                  Verdauungsprobleme

             Übelkeit / Appetitlosigkeit

     Häufiges Aufstoßen / Sodbrennen

                       Schlafstörungen

                       Schwindelgefühl

             Innere Unruhe / Nervosität

           Atembeschwerden / Luftnot
                                                   cluster 1 (regelmäßig)
                        Herzschmerzen              cluster 2
                                                   cluster 3
   Pochen und Pulsieren in den Adern               cluster 4 (unregelmäßig)

Mutlosigkeit / Traurigkeit / Bedrückung

                                           1   2          3                   4
Nutzbarkeit [Punkte]

                                                                       10

                                       0
                                           2
                                               4
                                                        6
                                                              8
                             00 - 01
                             01 - 02
                             02 - 03
                             03 - 04
                             04 - 05
                             05 - 06
                             06 - 07
                             07 - 08
                             08 - 09
                             09 - 10
                             10 - 11
                             11 - 12
                             12 - 13
                             13 - 14

                 Tageszeit
                             14 - 15
                             15 - 16
                             16 - 17
                             17 - 18
                             18 - 19
                                                                            Bewertung der Nutzbarkeit von Zeit

                             19 - 20
                             20 - 21
                             21 - 22
                             22 - 23
                             23 - 00
                                       Mo
                                         Di
                                              Mi
                                                   Do
                                                        Fr

nach Zegger (2007)
                                                             Sa
                                                                  So
Sozialer Rhythmus

              Nutzbarkeit der Zeit im Zeitverlauf z-standardisiert
                                                Montag - Donnerstag
                     1,5                                              1,5
                            Baer 1982 z
                            Hornberger 1994 z
                       1                                              1
                            Hinnenberg 2005 z
                            Zegger 2007 z
                     0,5                                              0,5

                                                                             Nutzbarkeit [z]
   Nutzbarkeit [z]

                       0                                              0

                     -0,5                                             -0,5

                      -1                                              -1

                     -1,5                                             -1,5

                      -2                                              -2
                            10-11
                            11-12
                            12-13
                            13-14
                            14-15
                            15-16
                            16-17
                            17-18
                            18-19
                            19-20
                            00-01
                            01-02
                            02-03
                            03-04
                            04-05
                            05-06
                            06-07
                            07-08
                            08-09
                            09-10

                            20-21
                            21-22
                            22-23
                            23-24
                                                     Tageszeit
Sozialer Rhythmus
              Nutzbarkeit der Zeit im Zeitverlauf z-standardisiert
                                             Sonntag
                  1,5                                                1,5
                         Baer 1982 z
                         Hornberger 1994 z
                    1                                                1
                         Hinnenberg 2005 z
                         Zegger 2007 z
                  0,5                                                0,5

                                                                            Nutzbarkeit [z]
Nutzbarkeit [z]

                    0                                                0

                  -0,5                                               -0,5

                   -1                                                -1

                  -1,5                                               -1,5

                   -2                                                -2
                         00-01
                         01-02
                         02-03
                         03-04
                         04-05
                         05-06
                         06-07
                         07-08
                         08-09
                         09-10
                         10-11
                         11-12
                         12-13
                         13-14
                         14-15
                         15-16
                         16-17
                         17-18
                         18-19
                         19-20
                         20-21
                         21-22
                         22-23
                         23-24
                                             Tageszeit
Sozialer Rhythmus - Nutzbarkeit von Zeit

    Verlauf des sozialen Rhythmus, operationalisiert durch die Nutzbarkeit von Freizeit
    (nach Hinnenberg, 2006)
Interferenz zwischen Arbeitszeit und
nutzbarer Freizeit?

      Beide Zeitserien (regelm. AZ und sozialer Rhythmus) gemeinsam
Interferenz zwischen Arbeitszeit und
nutzbarer Freizeit?

  Beispiel für die Lage von unregelm. AZ im Verhältnis zum sozialen Rhythmus
Phasenverschiebung

¾ Ermittlung der Phasenverschiebung
  (φ) zwischen 2 Signalen
¾ Berechnet für den Tagesrhythmus
  (24 Std.) und Wochenrhythmus (168
  Std.) der AZ und des sozialen
  Rhythmus
¾ Notation:
   – φ24: Phasenverschiebung
     zwischen den Tagesrhythmen
     der AZ und der nutzbaren
     Freizeit
   – φ168: Phasenverschiebung
     zwischen den
     Wochenrhythmen der AZ und
     nutzbaren Freizeit               Graph zweier Sinuskurven mit Phasen-
                                      verschiebung φ = π/2
Spektrale Dichte, Phasenverschiebung und
soziale Beeinträchtigungen

                                           1,5                                            P24h +
   soziale Beeinträchtigung [Faktorwert]

                                                                                          P24h -
                                             1

                                           0,5

                                             0

                                           -0,5

                                            -1
                                                  0-3        3-6         6-9         >9
                                                        Phasenverschiebung [ |h| ]
Körpertemperatur und Arbeitszeit

            ¾ Köpertemperatur und Arbeitszeit als Zeitserien

              37                                                          1

                                                                              Arbeitszeit [ja (1) /nein (0)]
            36,9
            36,8
Temp [°C]

            36,7
            36,6
            36,5                                                          0,5
            36,4
            36,3
            36,2
            36,1
              36                                                          0
                   Mo     Tu     We       Thu       Fri       Sat   Sun
                               Working-Time     Temperature
Phasenverschiebung von Temperatur und AZ
EU 2000 / Schlafstörungen

     Gesundheitliche Beschwerden bei flexiblen Arbeitszeiten
                             Schlafstörungen (EU-Befragung)
    S+ V+ I+
    S+ V+ I-
    S+ V- I+
    S+ V- I-

    S- V+ I+
    S- V+ I-
    S- V- I+
    S- V- I-

          S+..                                                  Schichtarbeit
          S-..                                                   Schichtarbeit
          .V+.
          .V-.                                                  Variabilität
                                                                 Variabilität
          ..I+
          ..I-                                                    Einfluss
                                                                Einfluss
                 0               0,05               0,1         0,15             0,2
                                 gering
                               < low                          hoch
                                                                high >
Costa, G. et al. , 2003, As time goes by. Stockholm: SALTSA
EU 2000 / Soziale Beeinträchtigungen

           Arbeitszeit passt zum privaten und sozialen Leben

 S+   V+   I+
 S+   V+   I-
 S+   V-   I+
 S+   V-   I-

 S-   V+   I+
 S-   V+   I-
 S-   V-   I+
 S-   V-   I-

       S+..
       S-..
       .V+.
       .V-.
       ..I+
       ..I-

                1   1,2       1,4   1,6   1,8   2       2,2     2,4
                    < passt                         passt nicht >
Verlässlichkeit und Gesundheit

        Häufigkeit von Änderungen und Beeinträchtigungen
        Faktorwerte (gepolt)
 0,8

 0,6

 0,4

 0,2

   0

 -0,2

 -0,4

 -0,6          psychovegetative Beschwerden        gastrointestinale Beschwerden
               Familie                             Freizeit
 -0,8
            nie      sehr selten      selten     ab und zu      oft       sehr oft
                                   Häufigkeit von "Notfällen"
Strukturmodell in EU 2005 (EU 15)
Samstage       Sonntage     Schicht         Nacht

                                            ,16*
              Lage AZ                                               wöchentl. AZ
                                -,35                 -,17

                                       Vereinbarkeit
 Modellgüte:
                          ,11                 -,24            ,06
 CFI = .941
 NFI = .937
                                           PVB
 RMSEA = .031

Müdigkeit       Magen     Kopfschmerz Schlafprobl.      Reizbarkeit   Ängstlichkeit   Stress

*(Kovarianz der Fehler)
Individuelle Unterschiede

¾ Eulen und Lerchen
   – Belege für Voraussagemöglichkeiten fehlen
   – Varianzaufklärung
   – Genetisch / sozial bedingte Verhaltensmuster

   – Selektionsmassnahmen ?
   – Individuelle Schichtpläne ?
   – Permanente Systeme ?

¾ Präventive Verhaltensweisen
Alterns- vs. altersgerechte Systeme

¾ Prävention muss Vorrang vor Reparatur haben

¾ Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten so
  gestalten, dass man darin unbeeinträchtigt alt
  werden kann

¾ Wer soll bei altersgerechten Systemen die
  Belastung auffangen / übernehmen ?
Lichttherapie

¾ Gabe hoher Lichtmengen während der Nacht
   – zur Verschiebung des circadianen Rhythmus
      • Eingriff in die hormonelle Steuerung
      • klappt im Labor
      • Übertragbarkeit in die Praxis

   – Was nützt die Verschiebung ?
      • Permanente Systeme ?
         – auch für die Freizeit
         – auch für soziale Aktivitäten

   – Menschen sind nicht nur biologische sondern auch
     soziale Wesen
Soziale Absicherung / Unterstützung

¾ Schichtarbeiter brauchen soziale Unterstützung
   – nichts für Alleinlebende

¾ Schichtarbeit ist für Alleinlebende kaum erträglich
Umbau der Gesellschaft

¾ Umbau der Gesellschaft zu einer Rund um die Uhr
  Gesellschaft ?

¾ Zerstörung des sozialen Rhythmus ?
   – Konsequenzen ?
Rund um die Uhr
Arbeitszeitgestaltung !

  ¾ Lieber vernünftige Arbeitszeitsysteme, die die
    Desynchronisation und darüber das Risiko
    von gesundheitlichen und sozialen
    Beeinträchtigungen minimieren
Konsequenzen

¾ Schichtsysteme mit minimalem
  Beeinträchtigungsrisiko
  – auswählen / gestalten / umsetzen

  – Hilfsmittel
     • z.B. INQA Portal zur Schichtarbeit
        – http://inqa.gawo-ev.de/cms/
     • und Bewertungsinstrument
       „Arbeitszeiten online bewerten“
        – http://gawo.no-ip.org:8080/
     • z.B. BASS 4 / 5
        – oder auch ähnliche Systeme
Fazit (1)

¾ Die vorliegenden Befunde belegen sehr deutlich, dass die
  konkrete Gestaltung der Arbeitszeit eine Gefährdung der
  Sicherheit, Gesundheit und der sozialen Teilhabe bewirken
  kann
¾ Aus diesem Grunde erscheint eine detaillierte
  Gefährdungsbeurteilung der jeweils verfahrenen
  Arbeitszeitsysteme unabdingbar.
¾ Bei dieser Gefährdungsbeurteilung sollte nicht lediglich auf
  Gesetzeskonformität abgehoben werden,
¾ vielmehr müssen die gesicherten arbeitswissenschaftlichen
  Erkenntnisse in die Beurteilung und Gestaltung der
  Arbeitszeit einbezogen werden
Fazit (2)
¾ Bei der Beurteilung der einzelnen Komponenten eines
  Arbeitszeitsystems ist auch deren Zusammenwirken zu
  berücksichtigen

¾ Dabei ist auch das Zusammenwirken der zeitlichen Aspekte
  der Belastung mit der Art und Intensität der Belastung zu
  berücksichtigen

¾ Ziel muss es sein, Arbeitssysteme auszuwählen oder zu
  entwickeln, die das Risiko von Beeinträchtigungen der
  Sicherheit, der Gesundheit und der sozialen Teilhabe
  minimieren
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !

Kontakte für weitere Informationen:

friedhelm.nachreiner@gawo-ev.de
www.gawo-ev.de
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