WUNDER & RÄTSEL DO 31. März 2022 Iserlohn, Parktheater 20.00 Uhr FR 1. April 2022 Kölner Philharmonie 20.00 Uhr - WDR

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WUNDER & RÄTSEL DO 31. März 2022 Iserlohn, Parktheater 20.00 Uhr FR 1. April 2022 Kölner Philharmonie 20.00 Uhr - WDR
WUNDER &
  RÄTSEL
   DO 31. März 2022
Iserlohn, Parktheater
           20.00 Uhr

    FR 1. April 2022
             Kölner
      Philharmonie
          20.00 Uhr
WUNDER & RÄTSEL DO 31. März 2022 Iserlohn, Parktheater 20.00 Uhr FR 1. April 2022 Kölner Philharmonie 20.00 Uhr - WDR
PROGRAMM

Aaron Jay Kernis
Musica Celestis
für Streichorchester

Peter Tschaikowsky
Konzert D-Dur
für Violine und Orchester op. 35
I. Allegro moderato
II. Canzonetta. Andante
III. Finale. Allegro vivacissimo

PAUSE

Edward Elgar
Variationen über ein eigenes Thema op. 36
»Enigma-Variationen«
Andante (Thema) – I. L’istesso tempo (C. A. E.) –
II. Allegro (H. D. S.-P.) – III. Allegretto (R. B. T.) –
IV. Allegro di molto (W. M. B.) – V. Moderato (R. P. A.) –
VI. Andantino (Ysobel) – VII. Presto (Troyte) – VIII. Allegretto (W. N.) –
IX. Adagio (Nimrod) – X. Intermezzo. Allegretto (Dorabella) –
XI. Allegro di molto (G. R. S.) – XII. Andante (B. G. N.) –
XIII. Romanza. Moderato (***) – XIV. Finale. Allegro – Presto (E. D. U.)

Daniel Lozakovich Violine
WDR Sinfonieorchester
Gemma New Leitung

im radio (fr)
WDR 3 live

zum nachhören
30 Tage im WDR 3 Konzertplayer
AARON JAY
                       KERNIS
                       *1960
                       Musica Celestis

Der in Philadelphia geborene Aaron Jay Kernis begann seine musikali-
sche Laufbahn mit einem Violin- und Klavierstudium, erste Komposi-
tionen legte er schon mit 13 Jahren vor. Zu seinen späteren Kompo-
sitionslehrern gehörte unter anderem John Adams. Kernis zählt heute
zu den bekanntesten zeitgenössischen amerikanischen Komponisten;
für sein Streichquartett Nr. 2 erhielt er 1998 den »Pulitzer-Preis«.

Kernis ist ein Komponist der »gemäßigten Moderne«. Seine Musik
verfängt, sie wirkt unmittelbar und stellt die Hörer:innen nicht vor
die Hürden einer intellektuell schwer zu durchdringenden Komplexi-
tät. Man könnte sie »eklektisch« nennen. »Musica Celestis« wurde
von Kernis nach dem langsamen zweiten Satz seines ersten Streich-
quartetts (1990) für Streichorchester mit zusätzlichen Kontrabässen
arrangiert. Ort der Uraufführung am 30. März 1992 war San Francisco.

Der Komponist gab dem rund elfminütigen Stück einige persönliche
Anmerkungen mit auf den Weg. »Musica Celestis« ist inspiriert von
der mittelalterlichen Vorstellung der Titelworte, die sich auf das
Singen der Engel im Himmel zum ewigen Lob Gottes beziehen. Mit ei-
nem Satz des fränkischen Schriftstellers Aurelian von Réôme aus dem
9. Jahrhundert ausgedrückt: »Das Amt des Singens gefällt Gott, wenn
es mit einem wachen Geist ausgeführt wird, wenn wir auf diese Wei-
se die Chöre der Engel nachahmen, von denen man sagt, dass sie das
Lob des Herrn ohne Unterlass singen.« Aaron Kernis erklärt weiter:
»Ich glaube nicht sonderlich an Engel, fand dies aber ein starkes Bild,
das durch das Hören von viel mittelalterlicher Musik verstärkt wurde,
insbesondere durch das zum Himmel strebende Werk Hildegard von
Bingens. Dieser musikalische Satz folgt einer einfachen, raumgreifen-
den Melodie und einem harmonischen Muster durch eine Reihe
von Variationen (wie eine Passacaglia) und Modulationen. Er wird
von einer Einleitung und einer Coda eingerahmt.«

Man mag aus dieser einfach strukturierten Musik eine Nähe zu Barbers
berühmtem »Adagio for Strings« heraushören, vielleicht auch zu Beet-
hovens »Heiligem Dankgesang« aus dem Streichquartett op. 132 oder
an die Klanglichkeit von Richard Wagners »Lohengrin« erinnert werden.
PETER
                        TSCHAI-
                        KOWSKY
                        1840 – 1893
                        Violinkonzert D-Dur op. 35

Ja, Kritiker können gnadenlos sein, und sie können gewaltig irren. Wie
der Wiener Musikpapst Eduard Hanslick, der Tschaikowskys Violin-
konzert auf eine Art und Weise niedermachte, wie es heute wohl nie-
mand mehr wagen würde. Hanslick hörte aus dem Werk unter ande-
rem »ein seltsames Gemisch von Originalität und Rohheit, von glück-
lichen Einfällen und trostlosem Raffinement« heraus. Da werde »nicht
mehr Violine gespielt, sondern Violine gezaust, gerissen, gebleut«.
Tschaikowsky konnte die verbalen Entgleisungen von Hanslick bis zu
seinem Lebensende auswendig zitieren. Doch letztlich stand der Kom-
ponist über dieser Kritik, er verstand es, sich mit Ironie davon zu dis-
tanzieren. Das Urteil über sein Violinkonzert fällte die Nachwelt, bald
gehörte es zum eisernen Bestand des romantischen Konzertreper-
toires. Ein Meisterwerk.

Das Solo verlangt in den Außensätzen eine enorme Virtuosität. Der
berühmte russische Geiger Leopold Auer, der eigentlich die Urauf-
führung in St. Petersburg übernehmen sollte, hielt es damals gar für
unspielbar. Erst Adolf Brodsky, der spätere Widmungsträger, wagte
am 4. Dezember 1881, das Konzert erstmals mit den Wiener Philhar-
monikern unter Hans Richter öffentlich zu spielen. Tschaikowsky zeigte
sich »gerührt von Brodskys Kühnheit, sich zum ersten Mal mit einem
so schwierigen, neuartigen Werk hervorzuwagen«.

Tschaikowsky komponierte sein Violinkonzert im Frühjahr 1879 in nur
wenigen Wochen in Clarens am Genfer See, kurz nach der Vollendung
seiner Oper »Eugen Onegin« und der vierten Sinfonie. Virtuosität gibt
es viel in diesem Werk, aber auch beglückende Momente von Aufrich-
tigkeit und Seelentiefe. Über den langsamen Mittelsatz, eine »Canzo-
netta«, schrieb Tschaikowskys Gönnerin Nadeschda von Meck: »Wie
viel Poesie und welche Sehnsucht in diesen Sons voilés, den geheim-
nisvollen Tönen«. Und der Geiger Yehudi Menuhin sagte einmal, man
solle bei der Interpretation immer daran denken, dass Tschaikowsky
auch ein Ballettkomponist war.
EDWARD
                        ELGAR
                        1857 – 1934
                        Enigma-Variationen op. 36

Trotz einer Reihe von Achtungserfolgen sollten erst die sogenannten
»Enigma-Variationen« Edward Elgar in die oberste Riege der Kom-
ponist:innen Großbritanniens emporsteigen lassen. In einem Brief vom
Oktober 1898 an seinen vertrauten Freund August Johannes Jaeger,
einen aus Düsseldorf stammenden Lektor des britischen Verlages
Novello, findet sich der erste Hinweis auf dieses ungewöhnliche Werk.
Da heißt es: »Ich habe einen Satz von Variationen (für Orchester)
über ein eigenes Thema skizziert: Die Variationen haben mir Spaß
gemacht, weil ich sie mit den Spitznamen einiger besonderer Freunde
überschrieben habe. Sie sind Nimrod. Das heißt, ich habe die Varia-
tionen jeweils so geschrieben, dass ich die Stimmung des oder der
›Beteiligten‹ darstelle. Ich habe mir dabei einfach versucht vorzustel-
len, wie der bzw. die ›Beteiligte‹ die Variation geschrieben hätte –
wenn er/sie dumm genug wäre, zu komponieren. Es ist ein kurioser
Einfall, und das Ergebnis ist für die hinter den Kulissen amüsant ge-
nug und wird auch den Hörer nicht stören, der davon nichts weiß.«

Das sind die »Enigma-Variationen«: 14 Charakterstücke, die besondere
Menschentypen beschreiben, in Form von scharfsinnigen Karikaturen
oder auch liebevollen Porträts aus dem Kreis von Bekannten, Freund:in-
nen und Kolleg:innen des Komponisten. Ihre kryptisch anmutenden
Titel werden wohl nie ganz zu enträtseln sein. Elgars berühmtes Or-
chesterwerk steckt also voller Geheimnisse, was diese farbkräftige
und magische Musik immer wieder interessant macht. Man kann sie
natürlich auch genießen, ohne alles Hintergründige darin zu begreifen.

Die »Enigma-Variationen« erlebten am 19. Juni 1899 in der Londoner
St. James’s Hall ihre Uraufführung unter der Leitung von Hans Richter.
Der Erfolg bei Publikum und Kritik war durchschlagend, wenn auch
die Widmung des Werkes, »To my friends pictured within«, einige Ver-
wirrung auslöste. Die »Times« merkte etwa an, es sei »für den Unein-
geweihten offensichtlich unmöglich, die Bedeutung des Werkes zu
erörtern«.

Norbert Hornig
DANIEL
LOZA-
KOVICH
\	geboren 2001 in Stockholm
\ Beginn mit dem Geigenspiel im
   Alter von knapp sieben Jahren, nur
   zwei Jahre später Solodebüt mit
   den Moskauer Virtuosen unter \ als gefragter Recitalist Auftritte
   Vladimir Spivakov                     im Concertgebouw Amsterdam,
\ ab 2012 Studium bei Josef              in der Elbphilharmonie Hamburg
   Rissin an der Hochschule für          und im Théâtre des Champs-
   Musik Karlsruhe, seit 2015            Élysées in Paris sowie bei Festi-
   Betreuung durch Eduard                vals wie dem Verbier Festival,
   Wulfson in Genf                       den Sommets Musicaux de
\	regelmäßig Konzerte mit dem           Gstaad, dem Schleswig-
   Boston Symphony Orchestra,            Holstein Musik Festival und
   dem Cleveland Orchestra, dem          dem Tanglewood Music
   Orchestre National de France,         Festival
   dem Orchestre de Paris, dem        \ Kammermusikpartner von
   hr-Sinfonieorchester, den             Renaud Capuçon, Emanuel Ax,
   Göteborger Symphonikern,              Maxim Vengerov, Shlomo Mintz,
   dem Royal Stockholm Philhar-          Denis Matsuev und Khatia
   monic Orchestra, dem Swedish          Buniatishvili
   Radio Symphony Orchestra          \ 2018 Debütalbum mit Violin-
    und dem Orchestre de la Suisse       konzerten von Bach und der
    Romande                              Solo-Partita Nr. 2; 2019 »None
\ Zusammenarbeit mit Diri-               but the lonely heart« mit Wer-
    gent:innen wie Semyon Bych-          ken von Tschaikowsky (darun-
    kov, Christoph Eschenbach,           ter das Violinkonzert), begleitet
    Andris Nelsons, Krzysztof            vom National Philharmonic
    Urbański, Esa-Pekka Salonen,         Orchestra of Russia unter Vladi-
    Neeme Järvi, Tugan Sokhiev,          mir Spivakov; 2020 Beethovens
    Vasily Petrenko, Lahav Shani,        Violinkonzert mit den Münchner
    Nathalie Stutzmann und Lorenzo       Philharmonikern unter Valery
    Viotti                               Gergiev
                                      \ seine Instrumente: die beiden
                                         Stradivari-Geigen »ex-Baron
                                         Rothschild« und »ex-Le Reynier«
                                      \	zuletzt Gast beim WDR Sin-
                                         fonieorchester im Juni 2021
GEMMA
NEW
\ geboren in Neuseeland
\ seit 2022 Chefdirigentin
  des New Zealand Symphony
  Orchestra
\ außerdem Musikdirektorin               mit Licht- und visuellen Kunst-
  des Hamilton Philharmonic              installationen; außerdem Ein-
  Orchestra in Kanada und Erste          führung von Familien- und
  Gastdirigentin des Dallas              Schulkonzerten
  Symphony Orchestra                 \   2016–20 Resident Conductor
\ 2021 ausgezeichnet mit dem             des St. Louis Symphony Orches-
  renommierten Sir Georg Solti           tra und Musikdirektorin des
  Conducting Award                       St. Louis Symphony Youth Or-
\ Zusammenarbeit mit Orches-             chestra
  tern wie dem New York Phil-        \   ehemaliger Dudamel Conduc-
  harmonic, dem Cleveland                ting Fellow beim Los Angeles
  Orchestra, dem Philadelphia            Philharmonic, zuvor Associate
  Orchestra, dem Orchestre               Conductor der New Jersey
  symphonique de Montréal,               Symphony
  dem Los Angeles Philharmonic,      \   2018 Conducting Fellow am
  der San Francisco Symphony,            Tanglewood Music Center,
  dem BBC Philharmonic, dem              dort Leitung der Uraufführung
  Hallé Orchestra, dem Helsinki          von Michael Gandolfis »In
  Philharmonic Orchestra und             America«
  dem Beethoven Orchester            \   ehemalige Stipendiatin des
  Bonn                                   David A. Karetsky Memorial
\ besondere Affinität zur Neuen          Fellowship beim Aspen Music
  Musik                                  Festival
\ 2010 Gründung des Lunar            \   als Stipendiatin Studium der
  Ensemble, einer neunköpfigen           Musik von Felix Mendelssohn
  Gruppe für zeitgenössische             Bartholdy bei Kurt Masur in
  Musik mit dreißig Urauffüh-            Leipzig
  rungen in sechs Spielzeiten        \   erstmals zu Gast beim WDR
\ als Musikdirektorin des Hamil-         Sinfonieorchester
  ton Philharmonic Orchestra
  Gründung der ersten »Intimate
  and Immersive«-Konzertreihe:
  Verbindung des Kernrepertoi-
  res mit zeitgenössischer, elekt-
  ronischer oder Indie-Musik,
WDR
SINFONIEORCHESTER
\ 1947 gegründet                  \ jüngste Auszeichnungen: »Preis
\ Chefdirigent seit 2019:           der Deutschen Schallplatten-
  Cristian Măcelaru                 kritik« (Bestenliste 2-2020)
\ ehemalige Chefdirigenten:         für Luciano Berios »Chemins«
  Christoph von Dohnányi,           sowie für Violinkonzerte von
  Zdeněk Mácal, Hiroshi Waka-       Franz Joseph Clement, letztere
  sugi, Gary Bertini, Hans Vonk,    auch ausgezeichnet mit dem
  Semyon Bychkov und Jukka-         Opus Klassik 2020
  Pekka Saraste                   \ neueste CDs: unter Cristian
\ Gastdirigenten unter anderem:     Măcelaru das Violinkonzert
  Lorin Maazel, Claudio Abbado,     von Johannes Brahms mit
  Zubin Mehta, Marek Janowski,      Emmanuel Tjeknavorian so-
  Christoph Eschenbach, Peter       wie unter Marek Janowski alle
  Eötvös, Ton Koopman, Man-         neun Beethoven-Sinfonien
  fred Honeck, Andris Nelsons, \ leidenschaftliches Engagement
  Jakub Hrůša und Krzysztof         in der Musikvermittlung für ein
  Urbański                          breites Publikum, für innovative
\ erfolgreiche Konzertreisen        Konzertformen und digitale
  durch Europa, Russland, Japan,    Musikprojekte
  China, Südkorea, die USA und
  Südamerika
\ regelmäßig Radio-, Fernseh-
  und Livestream-Übertragun-        BILDNACHWEISE
  gen, zahlreiche Schallplatten-
                                    Titel: Gemma New © Roy Cox, Hinter-
  einspielungen und Auftrags-       grund © WDR/Tillmann Franzen
                                    Innenteil: Aaron Jay Kernis © Richard
  kompositionen                     Bowditch, Peter Tschaikowsky
                                    © akg-images, Edward Elgar
\ CD-Veröffentlichungen unter       © WDR/IMAGO, Daniel Lozakovich
  anderem mit Werken von Beet-      © Lev Efimov, Gemma New © Roy Cox

  hoven, Brahms, Mahler, Rach-
                                    IMPRESSUM
  maninow, Schostakowitsch,
  Schönberg, Strauss, Strawinsky,   Herausgegeben von
                                    Westdeutscher Rundfunk Köln
  Verdi und Wagner                  Anstalt des öffentlichen Rechts
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                                        Sebastian König

                                        März 2022
                                        Änderungen vorbehalten
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