URBAŃSKI & HADELICH Werke von Bacewicz, Barber und Mendelssohn Bartholdy - WDR
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2 programm Grażyna Bacewicz Scherzo (für Klavier) Bearbeitung für Orchester von Krzysztof Urbański – Musik der Zeit – Samuel Barber Konzert für Violine und Orchester op. 14 Grażyna Bacewicz I. Allegro moderato II. Andante III. Presto in moto perpetuo Felix Mendelssohn Bartholdy Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 »Italienische« (Fassung 1833) I. Allegro vivace Samuel Barber II. Andante con moto III. Con moto moderato IV. Saltarello. Presto Augustin Hadelich Violine WDR Sinfonieorchester Krzysztof Urbański Leitung Felix Mendelssohn Kölner Philharmonie Bartholdy im radio: WDR 3, FR 27. November 2020, 20.04 Uhr zum nachhören: WDR 3 Konzertplayer, SA 28. November bis SO 27. Dezember 2020 auf youtube: WDR Klassik, Veröffentlichungstermin wird noch bekanntgegeben
3 die werke GRAŻYNA BACEWICZ 1909 – 1969 Scherzo Außerhalb ihrer Heimat ist sie weniger bekannt, in Polen dagegen eine Nationalheldin: Grażyna Bacewicz. Komponieren bedeutete für die 1909 in Łódź geborene Komponistin weniger Inspiration als vielmehr harte Arbeit. Zugute kam ihr dabei ihre schnelle Auffassungsgabe. »Ich habe nämlich einen kleinen, unsichtbaren Motor, dank dessen ich in zehn Minuten mache, wofür andere eine Stunde brauchen: dank seiner laufe ich, anstatt zu gehen, ich kann fünfzehn Briefe in einer halben Stunde schreiben, [...] und ich wurde schon im siebenten Monat geboren.« Karol Szymanowski, der sich im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts um eine neue eigenständige polnische Musik bemühte, riet ihr, die musikalische Enge Polens zu verlassen und nach Paris zu gehen. Sie folgte seinem Rat und stu- dierte für einige Jahre bei Nadia Boulanger, der wohl berühmtesten Kompo- sitionslehrerin des 20. Jahrhunderts. Viele von Bacewicz’ Werken atmen den Geist der französischen Musik jener Zeit, den sie mit einer ganz eigenen Hand- schrift, geprägt von ihrer Doppelbegabung als Komponistin und Musikerin, bereicherte. Dazu besaß sie noch ein drittes Talent: Schon während der Uni- versitätsjahre interessierte sie sich für Philosophie und war auch bald als Schriftstellerin tätig. Rastlos und vielschichtig wie ihr Leben, bezeichnete Bacewicz auch ihren Kompositionsstil als »beständige Evolution«. »Meine Werkstatt, wie auch das Entstehen einer Komposition, ist für mich eine diskrete, rein persönliche Angelegenheit!« Grażyna Bacewicz ließ sich nicht gerne in »die Karten« schauen. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass sie über die Grenzen Polens kaum bekannt wurde. Neben Landsleuten wie den Pianist*innen Krystian Zimerman und Ewa Kupiec begeistert sich auch Krzysztof Urbański für Bacewicz’ Musik, wie er auch anhand seiner Bearbeitung des Klavier- stücks »Scherzo« deutlich macht. Zur goldenen Riege polnischer Kompo- nisten mit Lutosławski, Penderecki, Górecki und Szymanowski gehört Grażyna Bacewicz für ihn unbedingt dazu.
4 die werke SAMUEL BARBER 1910 – 1981 Konzert für Violine und Orchester op. 14 Samuel Barber, 1910 im US-Bundesstaat Pennsylvania geboren, komponierte mit zehn Jahren seine erste Oper, begann im Alter von vierzehn sein Studium und ließ sich in den Fächern Klavier, Komposition, Dirigieren und Gesang aus- bilden. Sein außergewöhnliches Talent entdeckte der Dirigent Arturo Tosca- nini und ermutigte ihn, aus dem langsamen Satz seines Streichquartetts ein Orchesterstück zu machen. So landete Barber seinen ersten großen Erfolg: das berühmte »Adagio for Strings«. Sein Konzert für Violine und Orchester op. 14 entstand kurz darauf als Auf- tragswerk des Seifenfabrikanten Samuel Fels, der es für seinen Ziehsohn, den Geiger Iso Briselli, bestellte. 1.000 Dollar bot Fels – die Hälfte davon als Vorschuss. Barber reiste in die Schweiz und nach Paris – hier entstanden die ersten beiden Sätze. Und zunächst schien Briselli zufrieden, auch wenn er sich mehr Brillanz und Virtuosität wünschte. Das versprach Barber ihm für das Finale. Doch eben dieses befand der Geiger für »unspielbar«. Fels for- derte zunächst die Anzahlung zurück, Briselli erwartete eine Umarbeitung. Doch der Komponist, der von sich selbst sagte: »Ich schreibe, was ich fühle. Ich bin kein unsicherer Komponist«, ließ sich nicht beirren. Um zu beweisen, dass sein Stück durchaus spielbar sei, legte er es einem Studienkollegen auf das Notenpult, der es beurteilen sollte. Das Ergebnis fiel eindeutig zugunsten von Barber aus. Fels beziehungsweise Briselli verzichteten auf das Recht der Uraufführung, Barber auf das noch ausstehende Honorar. Am 7. Februar 1941 spielte stattdessen Albert Spalding die Uraufführung. Dass es heute zu einem der beliebtesten Violinkonzerte vor allem in den USA gehört, hätte Iso Briselli damals sicherlich nicht erwartet. Der schwelgerische Gestus und die einprägsamen Melodien begeisterten große Geiger wie Isaac Stern oder Itzhak Perlman. Für Augustin Hadelich ist Barbers Musik »immer sehr ge- fühlvoll, sehr emotional, [...] da kann man schon eine Gänsehaut bekommen, selbst wenn man auf der Bühne steht!«
5 die werke FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY 1809 – 1847 Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90 »Italienische« Sie gehörte einfach für den Adel und das gehobene Bürgertum dazu – die Bildungsreise, deren ultimativer Höhepunkt Italien war. Auch der junge Felix Mendelssohn Bartholdy wurde von seinem Vater im Mai 1830 auf diese Grand Tour geschickt. Über Weimar – wo er Goethe traf – ging es nach München und Wien und schließlich nach Venedig, Florenz, Rom und Neapel. Eineinhalb Jahre war der junge Komponist unterwegs, berauscht von den vielen Eindrücken, die er in zahlreichen Briefen festhielt. Mendelssohn dürs- tete nach Bildung und war besessen von der Besichtigungswut, dazu stu- dierte er Notenhandschriften und fertigte handschriftlich Kopien von alten Meistern an. Erstaunlich ist, dass er neben alldem noch Zeit fand, intensiv zu kompo- nieren. Die Ouvertüre »Die Hebriden« entstand hier, und er erhielt Inspiratio- nen für seine »Italienische Sinfonie«. Im Februar 1831 schrieb er an seine Schwester Fanny: »Überhaupt geht es mit dem Componieren jetzt wieder frisch. Die ›italienische‹ Sinfonie macht große Fortschritte; es wird das lus- tigste Stück, das ich gemacht habe.« Prägnant und mit sprudelnder Frische eröffnet die Sinfonie. Doch dieser Eindruck von Leichtigkeit ist das Resultat harter Arbeit. Wie so oft bei Mendelssohn war der Kompositionsprozess mühsam und lang. Der langsame zweite Satz basiert auf dem Lied »Es war ein König in Thule« – eine Hommage an Goethe und an seinen Kompo- sitionslehrer Carl Friedrich Zelter. Das Finale gestaltet sich rasch wirbelnd und behält bis zum Schluss eine dunkle Moll-Färbung. Auch nach der Urauf- führung in London 1833 feilte Mendelssohn weiter an seiner Sinfonie, die allerdings erst dort auch ihren Beinamen »Italienische« erhielt. Der selbst- kritische Mendelssohn hätte sicherlich große Freude daran gehabt, dass sein »musikalisches Tagebuch« und seine »unglaubliche Reise« in den Süden bis heute zu den meistgespielten Werken der Orchesterliteratur zählt. Anja Renczikowski
6 mitwirkende AUGUSTIN HADELICH \\ 1984 als Sohn deutscher Eltern in Italien ge- boren, heute amerikanischer Staatsbürger \\ Studium bei Joel Smirnoff an der New Yorker Juilliard School \\ Gast bei namhaften Orchestern, darunter alle großen amerikanischen Orchester, in Europa das Concertgebouw Orchestra, das London Philharmonic Orchestra, das City of Birmingham Symphony Orchestra, die Academy of St Martin in the Fields, das Symphonieorchester des Bayerischen Rund- funks, die Münchner Philharmoniker, das \\ zahlreiche CD-Einspielungen, darunter die hr-Sinfonieorchester und das SWR Sympho- Violinkonzerte von Mendelssohn Bartholdy, nieorchester sowie in Asien das Hong Kong Tschaikowsky, Sibelius und Adès, außerdem Philharmonic Orchestra, das Seoul Philhar- »L’Arbre des songes« von Henri Dutilleux monic Orchestra und das NHK Symphony (Grammy Award 2016), die 24 Capricen von Orchestra Niccolò Paganini (2018) und die Konzerte \\ Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Her- von Brahms und Ligeti (2019) sowie jüngst bert Blomstedt, Christoph von Dohnányi, das Album »Bohemian Tales« mit dem Vio- Jukka-Pekka Saraste, Manfred Honeck, linkonzert von Dvořák und Kammermusik Andris Nelsons, Jakub Hrůša, Alan Gilbert, von Suk und Janáček Krzysztof Urbański, Leonard Slatkin, Andrés \\ sein Instrument: die »Leduc, ex Szeryng« Orozco-Estrada, Vasily Petrenko und Jaap von Giuseppe Guarneri del Gesù aus dem van Zweden Jahr 1744 \\ Auftritte bei bedeutenden Festivals, unter \\ zuletzt beim WDR Sinfonieorchester im anderem bei den Salzburger Festspielen Februar 2020 mit dem Violinkonzert von und den BBC Proms in London Brahms \\ vielfach ausgezeichnet: Goldmedaille beim Internationalen Violinwettbewerb von Indianapolis (2006), »Avery Fisher Career Grant« in New York (2009), Fellowship des Borletti-Buitoni Trust (2011), Warner Music Prize (2015), Ehrendoktorwürde der University of Exeter (2017), »Instrumentalist des Jahres« des Fachmagazins »Musical America« (2018)
7 mitwirkende KRZYSZTOF URBAŃSKI \\ geboren 1982 im polnischen Pabianice \\ 2002 – 2007 Dirigierstudium bei Antoni Wit an der Musikuniversität Fryderyk Chopin in Warschau \\ seit 2011 Musikdirektor des Indianapolis Symphony Orchestra \\ 2010 – 2017 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Trondheim Symfoniorkester, seither Ehrengastdirigent von Trondheim Symfoniorkester & Opera \\ seit 2015 Erster Gastdirigent des NDR Elbphilharmonie Orchesters \\ Zusammenarbeit mit Solist*innen wie \\ 2012 – 2016 Erster Gastdirigent des Tokyo Itzhak Perlman, Jean-Yves Thibaudet, Yefim Symphony Orchestra Bronfman, Joshua Bell, Daniil Trifonov, \\ Preisträger des Leonard Bernstein Award Julian Rachlin, Truls Mørk, Lise de la Salle, des Schleswig-Holstein Musik Festivals Emanuel Ax und Leila Josefowicz (2015), erster Preis beim internationalen \\ CD-Aufnahmen unter anderem mit Werken Dirigierwettbewerb des Musikfestivals von Dvořák, Rachmaninow, Strawinsky, Prager Frühling (2007) Schostakowitsch und Lutosławski, ein preis- \\ Gastdirigent zahlreicher bedeutender gekröntes Chopin-Album mit Jan Lisiecki, Orchester, darunter die Berliner Philhar- außerdem Martinůs Cellokonzert Nr. 1 moniker, das Gewandhausorchester Leipzig, mit den Berliner Philharmonikern und Sol die Münchner Philharmoniker, die Bamber- Gabetta sowie aktuell drei Tondichtungen ger Symphoniker, das hr-Sinfonieorchester, von Richard Strauss mit dem NDR Elb- das Tonhalle-Orchester Zürich, das London philharmonie Orchester Symphony Orchestra, das Philharmonia \\ zuletzt beim WDR Sinfonieorchester im Orchestra, das Chicago Symphony Orchestra, März 2020 das Pittsburgh Symphony Orchestra, das Los Angeles Philharmonic Orchestra, die Göteborger Symphoniker und die Sinfonia Varsovia
WDR SINFONIEORCHESTER \\ 1947 gegründet \\ neueste CDs: unter Marek Janowski alle \\ Chefdirigent seit 2019: Cristian Măcelaru neun Beethoven-Sinfonien, unter Cristian \\ ehemalige Chefdirigenten: Christoph von Măcelaru das Cellokonzert »Three Conti- Dohnányi, Zdeněk Mácal, Hiroshi Wakasugi, nents« der drei Komponisten Muhly, Helbig Gary Bertini, Hans Vonk, Semyon Bychkov und Long mit Jan Vogler, unter Reinhard und Jukka-Pekka Saraste Goebel in der Reihe »Beethoven’s World« \\ Gastdirigenten unter anderem: Lorin Maa- Werke von Salieri, Hummel und Voříšek zel, Claudio Abbado, Zubin Mehta, Marek sowie unter Jukka-Pekka Saraste die beiden Janowski, Christoph Eschenbach, Peter Cellokonzerte von Schostakowitsch mit Eötvös, Ton Koopman, Manfred Honeck, Alban Gerhardt Andris Nelsons, Jakub Hrůša und Krzysztof \\ große Leidenschaft bei der Musikvermitt- Urbański lung für ein breites Publikum, für innovative \\ erfolgreiche Konzertreisen durch Europa, Konzertformen und digitale Musikprojekte Russland, Japan, China, Südkorea, die USA und Südamerika BILDNACHWEISE \\ regelmäßige Radio-, Fernseh- und Livestream- Titel: Krzysztof Urbański © Marco Borggreve Innenteil: Übertragungen, zahlreiche Schallplatten- Grażyna Bacewicz © mauritius images/Archive PL/Alamy Samuel Barber © picture-alliance/dpa einspielungen und Auftragskompositionen Felix Mendelssohn Bartholdy © picture-alliance/akg-images \\ CD-Veröffentlichungen unter anderem mit Augustin Hadelich © Suxiao Yang Krzysztof Urbański © Marco Borggreve Werken von Beethoven, Brahms, Mahler, WDR Sinfonieorchester © WDR/Tillmann Franzen Rachmaninow, Schostakowitsch, Schön- berg, Strauss, Strawinsky, Verdi und Wagner IMPRESSUM Herausgegeben von \\ jüngste Auszeichnungen: »Preis der Deut- Westdeutscher Rundfunk Köln schen Schallplattenkritik« (Bestenliste Anstalt des öffentlichen Rechts Marketing 2-2020) für Luciano Berios »Chemins« so- Appellhofplatz 1 wie für Violinkonzerte von Franz Joseph 50667 Köln Clement, letztere auch ausgezeichnet mit Verantwortliche Redaktion Birgit Heinemann, Otto Hagedorn dem »OPUS KLASSIK« 2020 Redaktion und Produktion des Konzerts Sebastian König Oktober 2020 / Änderungen vorbehalten
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