ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER

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ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
ZOO BASEL MAGAZIN
         FREUNDEVEREIN ZOO BASEL
                        NUMMER     27   2019
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
Inhalt

                                                 3 Worte des Vereinspräsidenten                        Guter Rat ist billig
                                                                                                       Viele Menschen begegnen der medizinischen Welt eines Spitals mit einer gewis-
                                                         Aktuelles aus dem Zolli
                                                                                                       sen Skepsis. Aus unterschiedlichsten Gründen verhalten sich Patientinnen und
                                       		 4            Brillenpinguine                                 Patienten gegenüber Ärztinnen und Ärzten kritisch. Sie fragen nach. Doch selbst
                                       			             Neue Badelandschaft                             wenn sie eine Zweitmeinung über eine vorgeschlagene Massnahme einholen
                                       		 6            Bakterien, Pilze, Schnecken, Käfer              wollen, befragen sie mit Sicherheit eine Fachperson und keinen noch so sympa-
                                       			             Guten Tag, ich bin Ihr Destruent                thischen Laien. Wer auf dem Operationstisch liegt, zieht an diesem Ort die medi-
                                                                                                       zinische Fachperson einem kritischen Gesundheitspolitiker vor.
                                       		 8            Eichhörnchen                                    Weshalb ist das eigentlich seit einiger Zeit bei einem Zoologischen Garten an-
                                       			             Springen und Klettern zwischen den Gehegen      ders? Nicht nur im Vorfeld, auch nach der Volksabstimmung über das Ozea-
                                       		 10           Schildkröten                                    nium in Basel fühlen sich erstaunlich viele Leute dazu berufen, dem Zoo Basel Rat-
                                                       Vielfalt zu Wasser und zu Lande                 schläge zu erteilen. Die «Schweiz am Wochenende» vom 31. August zum Beispiel
                                                                                                       brachte einen zweiseitigen Bericht über den «Zolli» nach der verlorenen Abstim-
                                                       Hinter den Kulissen                             mung. Trotz sorgfältiger Lektüre ist es mir nicht wirklich gelungen, die Botschaft
                                                                                                       der Journalisten zu verstehen. Es wurde nach einem Plan B gerufen. Dies, obwohl
                                       		 14 Ernährung                                                 das nächste Projekt durch den Zoo Basel bereits in Angriff genommen wurde. Die
                                       			 Ernährungsberatung für Zolli-Tiere                          aktuelle Planungslogik der Zoo-Verantwortlichen interessierte nicht wirklich.
                                                                                                       Zitiert wird unter anderem ein Basler Politiker, der an vorderster Front das Oze-
                                                       Forschung                                       anium bekämpfte. Er schlug treuherzig vor, das Vogelhaus auf die Heuwaage zu

                                       		 18 Mikroplastik                                              verschieben. Es ist ihm einfach entgangen, dass gegenwärtig die Renovation des
                                                                                                       Vogelhauses in vollem Gange ist – aber nicht auf der Heuwaage.
                                                       Wie gefährlich ist es für Meeresorganismen?
                                                                                                       In zunehmenden Masse – so will mir scheinen – wird die Fachkompetenz der bio-
                                                                                                       logisch oder tiermedizinisch Ausgebildeten des Zoos in Zweifel gezogen. Die Vor-
Impressum
Ausgabe November 2019                  		     19       In Kürze                                        behalte gehen oft weit über die gesunde Skepsis hinaus, die immer und überall am
                                                                                                       Platz ist. Wenn die Fachleute des Zoos ihren Kritikern widersprechen, dann heisst
Herausgeber                            		     19       Veranstaltungen                                 es schnell, sie würden sich dem Gespräch verweigern. Eine begründete, fachlich
Freundeverein Zoo Basel
c/o Zoologischer Garten Basel          		     20       Freundeverein Zoo Basel                         gestützte Meinung ist jedoch keine Gesprächsverweigerung, sondern ein Stand-
Binningerstrasse 40, CH - 4054 Basel                                                                   punkt. Was ist eigentlich falsch daran, wenn sich die Mitarbeitenden des Zolli als
freunde @ zoobasel.ch
Newsletter:
                                       		     20       Vorschau                                        Fachleute verstehen? Dazu kommt, dass sich selbst Fachleute nicht immer einig
www.zoobasel.ch/newsletter                                                                             sind. Deshalb gibt es nationale und internationale Gremien, die in einem durch-
Postkonto: 40-4413-2                         Beilage   Poster für Kinder
IBAN: CH28 0900 0000 4000 4413 2                                                                       aus kritischen Gespräch ihre Positionen überdenken. Dieser intensive Austausch
Redaktion                              			 Wer frisst was?                                             führt nachweisbar und bei jedem Zoobesuch überprüfbar zur Innovation. Der
Zoo Basel                                                                                              Zolli verändert sich ständig, das weiss jeder Langzeitbeobachter.
Bilder                                                                                                 Es gibt allerdings eine Grenze der Gesprächsbereitschaft. Wer die Abschaffung
Zoo Basel, ausser Seite 18:
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozean-                                                                    der Zoologischen Gärten fordert, auch jene in Raten, darf bei Zoomitarbeitenden
forschung Kiel: Jonas Martin (oben, mitte)                                                             und den Mitgliedern des Freundevereins nicht auf Einverständnis hoffen und
Vanessa Rüttler (unten)
                                                                                                       schon gar nicht pochen. Wir meinen, dass das Konzept mit lebenden Tieren rich-
Gestaltung                                                                                             tig ist. Die Idee, wonach Tiere ausschliesslich in einer einzigen – vermeintlich
Karin Rütsche, Basel;
www.focus-grafik.ch                                                                                    natürlichen – Lebensnorm ein tiergerechtes Dasein leben können, halten wir für
Lithografie                                                                                            nicht nachweisbar, ja für schlicht falsch.
Bildpunkt AG, Münchenstein
                                                                                                       Müssen eigentlich Zoos zeitgemäss sein? Vielleicht besteht ihre Aufgabe eher da-
Druck                                                                                                  rin, dem Zeitgeist zu widerstehen. Peter Schmid
Werner Druck & Medien AG, Basel
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Mai 2020

Titelblatt: Asiatischer Zwergotter
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
4                                       Aktuelles aus dem Zolli | Brillenpinguine                                           5

                                        Neue Badelandschaft für die Brillenpinguine
Im Frühling 2019 schloss der Zoo        Die Brillenpinguinanlage geht auf das Jahr 1938 zurück. 2008 wurde sie im
Basel den Umbau der Brillen-            Landbereich erweitert. Um den Pinguinen eine bessere Schwimmmöglichkeit
pinguinanlage ab. Die Anlage wurde      zu bieten, beschloss man 2017, die alte Anlage umzubauen und deren gesamte
aufgewertet und das Becken we-          Fläche als Becken zu nutzen. Die Pinguine können nun eine grössere Wasserflä-
sentlich vergrössert und erneuert.      che und vor allem auch einen tieferen Wasserbereich zum Schwimmen nutzen.
Anfänglich benutzten es die Vögel       Der Umbau fand ausserhalb der Brutsaison statt, um die Tiere nicht beim Brüten
eher zögerlich, aber mittlerweile ist   zu stören. Pünktlich zur Brutsaison durften sie die erneuerten Nestboxen im
das tägliche Bad im neuen Becken        hinteren Bereich der Anlage inspizieren. Den Pinguinen schienen sie zu gefal-
zum grossen Vergnügen geworden.         len. Sie besetzten die Nester schnell und legten ihre Eier hinein. Mittlerweile
Der Zoo Basel züchtet die vom           sind auch schon einige Jungvögel geschlüpft.
Aussterben bedrohten Vögel aus          Der neue Wasserbereich war den Pinguinen anfangs suspekt. Mit der Zeit und
Südafrika seit 1949.                    durch die Motivation der Tierpfleger verflog das Misstrauen, und inzwischen
                                        geniessen die Pinguine die neuen Schwimm- und Bademöglichkeiten täglich.
                                        Gerne springen sie auf die Inseln, umschwimmen Hindernisse und tauchen
                                        durch den Unterwassertunnel. Dass ihnen das neue Becken ein abwechslungs-
                                        reicheres Schwimmerlebnis bietet, ist offensichtlich.
                                        Verbessert hat sich auch der Wasserverbrauch, der dank der neu eingebauten
                                        Filteranlage deutlich reduziert wurde. Die Tierpfleger müssen das Becken nun
                                        nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch alle acht Wochen entleeren, putzen
                                        und neu füllen. Dies führt dazu, dass der «Swimmingpool» eher zu einem na-
                                        turnahen Teich geworden ist. Deshalb ist das Wasser nicht mehr immer ganz
                                        klar und der Boden des Beckens ist mit Algen bewachsen.
                                        In der Natur verbringen Brillenpinguine einen Grossteil ihres Lebens im Was-
                                        ser, da sie ausserhalb der Brutzeit ihrer Nahrung, welche vor allem aus Fisch
                                        besteht, hinterherschwimmen. Nur während der Brut verbringen sie viel Zeit an
                                        Land, wobei die Elterntiere Fische zum Füttern der Jungen heranschaffen. Ha-
                                        ben sie – wie im Zoo – die Wahl, weil sie nicht ausschliesslich im Wasser nach
                                        Futter suchen müssen, verbringen sie viel mehr Zeit an Land.
                                        Brillenpinguine leben im südlichen Afrika (Südafrika und Namibia) und wer-
                                        den von der IUCN (International Union for Conservation of Nature) als stark
                                        gefährdet eingestuft. Sie stehen auf der Roten Liste. Die grösste Herausforde-
                                        rung für ihren Bestand ist, dass die Fischbestände abnehmen (unter anderem
                                        wegen der starken Befischung) und die Vögel nicht genügend Nahrung für die
                                        Aufzucht der Jungen finden. In Südafrika versucht die Organisation SANCCOB
                                        dem entgegenzuwirken: Ihre Mitarbeiter sammeln Junge ein, die nicht mehr ge-
                                        füttert werden, und füttern sie, bis sie gross genug sind, um wieder freigelassen
                                        zu werden. Der Zoo Basel unterstützt diese Organisation seit 2009 jährlich mit
                                        einem finanziellen Beitrag. Adrian Baumeyer
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
6                                                 Aktuelles aus dem Zolli | Bakterien, Pilze, Schnecken, Käfer                                                                                                                                                                                 7

                                                  Guten Tag, ich bin Ihr Destruent!
Wir alle konsumieren fleissig und                 Täglich konsumieren Menschen und Tiere auf der ganzen Welt Unmengen an                                       Milieu, sei es durch Rodung, durch Überwässerung, Verschmutzung etc. führt
auf vielfältige Weise täglich                     pflanzlichem und tierischem Material. Im Kreislauf des Lebens gehört Fressen                                 dazu, dass der Boden mit seinen Destruenten seine Arbeit nicht mehr tätigen
grosse Mengen an pflanzlichem                     und Gefressenwerden selbstverständlich zum Alltag. Doch wo konsumiert                                        kann. Er verarmt, Destruenten sterben ab, und der Boden als Nahrungsquelle
und tierischem Material. Das                      wird, entsteht Abfall. In der Natur entsteht Abfall durch das Absterben und den                              für das Wachstum neuer Pflanzen steht nicht mehr zur Verfügung.
Fressen und Gefressenwerden                       Tod von Pflanzen und Tieren. Was geschieht damit? Und wer kümmert sich um                                    Im Etoschahaus arbeitet eine ganze Armada von Destruenten, vom Rosenkäfer
ist ein Kreislauf, dem ein entschei-              die «Entsorgung» der Leichen, Knochenreste oder des ganzen Kots, der täglich                                 bis zum Bakterium. Sie zeigen den Besuchern sehr eindrücklich, wie schnell
dendes Glied nicht fehlen darf:                   produziert wird? Dieses Thema klingt erst einmal eher unappetitlich und steht                                und gründlich sie nicht nur Pflanzen, sondern auch eine tote Maus zersetzen
der Abbau. Denn ohne Abbau gibt                   weniger im Fokus des Interesses. Fakt ist jedoch, dass wohl der wichtigste Teil                              und zu Bodensubstrat verarbeiten können. Es wuselt auf allen Ebenen, auf dem
es keinen Neubau. Die Destruenten                 im Kreislauf des Lebens der Abbau ist. Ohne Abbau gibt es keinen Neubau und                                  Boden wie auch im Erdreich.
bilden eine Gruppe von eher un-                   ohne Abbau würden wir im eigenen Dreck ersticken.                                                            Es bleibt zu hoffen, dass immer mehr Menschen verstehen, wie wichtig diese
scheinbaren Lebewesen, die dafür                  Jeder Konsument lässt Unmengen an Abfall zurück: Das Spektrum reicht von                                     eher ungeliebten Lebewesen für unser eigenes Leben und Wohlbefinden auf
sorgen, dass unsere Welt nicht                    Essensresten, nicht verwertbarem oder unverdaubarem Futter bis hin zu Aus-                                   dieser Erde sind. Denn ohne sie wäre ein Leben für den Menschen, wie wir es
im stinkenden Abfall ertrinkt.                    scheidungen und abgestorbenen Pflanzen und toten Tieren. Dies alles landet                                   derzeit auf der Erde kennen, nicht mehr denkbar. Friederike von Houwald
Sie leben im Boden und sorgen                     erst einmal auf dem Boden. Dort beginnt ein ganz eigenes Kapitel im sogenann-
dafür, dass Abfall zersetzt wird und              ten Nahrungskreislauf, der für viele Menschen unsichtbar ist oder dem, wenn
der Boden durch den dabei ge-                     sichtbar, mit leichtem Ekel begegnet wird: Auf und im Boden leben Wesen, die
bildeten Humus gesund bleibt. Sie                 kriechen, schleimen, vernetzen und zersetzen. Es sind die sogenannten Dest-
helfen, dass neues Leben entste-                  ruenten, die Aufräumer, die Abbauer. Korrekt übersetzt ist ein Destruent ein
hen kann. Erst damit schliesst sich               Zerstörer. In der Ökologie bezeichnet man damit einen Organismus, der organi-
der Kreislauf von Fressen und Ge-                 sche Substanzen abbaut und sie in ihre anorganischen Bestandteile zerlegt. Und
fressenwerden.                                    diese Bestandteile bilden wiederum die Grundlage für neues Leben.
                                                  Aber was genau ist ein Destruent und was frisst er? Destruenten sind in der Re-
                                                  gel Bakterien und Pilze, aber auch Schnecken und Käfer, welche in der Boden-
                                                  schicht leben und beim Abbau von totem organischen Material helfen. Nimmt
                                                  man diese Lebewesen genauer unter die Lupe, verwandelt sich der Ekel in Hoch-
                                                  achtung: Diese Lebewesen schaffen es, ALLES, was an organischem Material an-
                                                  fällt (von Kot bis zu Leichen), so zu zersetzen, dass als Endprodukt ein wunder-
                                                  barer Waldboden zurückbleibt, aus dem sich neues Leben entwickeln kann. Sie
                                                  sind hochspezialisiert und helfen sich gegenseitig: Die einen zerlegen das Gro-
                                                  be, die nächsten zersetzen das Feine. Deshalb ist es so wichtig, dass der Lebens-
                                                  raum Boden nicht an seiner Arbeit gehindert wird. Eine Veränderung in seinem

Im Etoschahaus wird den Besucherinnen             Destruenten bauen eine tote Maus innerhalb von einem Tag praktisch vollständig ab (von links nach rechts).                                                                                  Dicranorhina derbyana und Pachnoda sinuata,
und Besuchern der Nahrungskreislauf aufgezeigt.                                                                                                                                                                                               zwei von rund 3000 heute bekannten Rosenkäfer-Arten
                                                                                                                                                                                                                                              (Käfer oben, Larve drittes Bild von oben).
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
8                                     Aktuelles aus dem Zolli | Eichhörnchen                                                                                                                                                       9

                                      Eichhörnchen –
                                      Springen und Klettern zwischen den Gehegen
Eichhörnchen gehören zu den Na-       Der Zolli mit seinem schönen alten Baumbestand ist ein geschätzter Lebens-       Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe, während
getieren, haben aber als Alles-       raum des Eichhörnchens. Besonders die Nüsse des Schwarznussbaums haben es        der sie die meiste Zeit in ihren Kobeln verbringen. Diese Bauten werden hoch
fresser ein sehr breites Nahrungs-    den Tieren angetan, und im Herbst fallen auf den Wegen die aufgenagten Nüsse     in den Bäumen aus Zweigen und Blättern in einer Astgabel angelegt und weich
spektrum. Für den Winter legen        auf. Eichhörnchen gehören zu den Allesfressern, ihr Nahrungsspektrum um-         ausgepolstert. Der Kobel schützt die Tiere vor Wind, Kälte und Regen, in ihm
sie Vorräte an, die sie im Boden      fasst wirbellose Tiere, Samen, Beeren, Rinde, Knospen, Vogeleier, junge Vögel    kommen auch die Jungen zur Welt. Die Tiere nutzen immer mehrere Kobel.
vergraben. Obwohl im Zolli vorwie-    und Pilze. Für den Winter legen sie Nahrungsvorräte an. Da Eichhörnchen trotz    Eichhörnchen können sehr gut springen und klettern. Wenn sie im Winter
gend rotbraune Tiere gesehen          ihres gut entwickelten Geruchssinns nicht alle angelegten Futterverstecke wie-   Nahrung brauchen, kommen sie auf den Boden. Dann können sie im Zolli beim
werden, überwiegt schweizweit die     der finden, können manche Samen keimen. Dies verleiht den Tieren eine wich-      Ausgraben ihrer Nüsse beobachtet werden. Beatrice Steck
dunkelbraune Fellfarbe. Eich-         tige Rolle bei der Verjüngung des Waldes.
hörnchen haben ein grosses Ver-       Eichhörnchen sind meist Einzelgänger, doch kommt es vor, dass sich mehrere
breitungsgebiet und sind nicht        Individuen ein «Kobel» genanntes Nest teilen. Männchen und Weibchen lassen
gefährdet, jedoch sind ihre Be-       sich beim Eichhörnchen nicht unterscheiden. Im Zolli gibt es sowohl rotbraun
stände in Gegenden, wo das            als auch dunkelbraun gefärbte Tiere.
amerikanische Grauhörnchen aus-       Im Rahmen der Arbeiten für einen neuen Säugetieratlas wurde im Herbst 2017
gesetzt wurde, stark zurückge-        die Aktion «Eichhörnchen: Welche Farbe hat dein Pelz?» lanciert. Dabei wur-
gangen. Im Winter lassen sich gut     den Bürger aufgerufen, Beobachtungen von Eichhörnchen auf den Plattformen
ihre Nester entdecken, die sie hoch   «Stadtwildtiere» und «Wilde Nachbarn» zu melden. Es zeigte sich, dass etwa
in den Bäumen anlegen.                zwei Drittel der Tiere ein dunkelbraunes und nur etwa ein Drittel ein fuchs-
                                      braunes Fell tragen. Um möglichst viele Informationen über Vorkommen und
                                      Verbreitung von Eichhörnchen und weiteren Säugetierarten zu erhalten, ist die
                                      Mitarbeit der Bevölkerung sehr wichtig, und die beiden Plattformen können
                                      weiterhin für Beobachtungsmeldungen genutzt werden.
                                      Eichhörnchen haben ein sehr grosses Verbreitungsgebiet, es umfasst fast ganz
                                      Europa, Nord- und Ostasien bis zum Pazifik. Ihr typischer Lebensraum sind
                                      boreale Nadelwälder, doch in Europa sind sie auch in Laub- und Mischwäldern
                                      anzutreffen und als Kulturfolger sogar in Parks und Gärten. Aufgrund des gros-
                                      sen Verbreitungsgebietes wird das Eichhörnchen als nicht gefährdet eingestuft,
                                      jedoch gehen in einigen Gebieten die Bestände zurück. Dies ist besonders in
                                      England der Fall, wo das aus Nordamerika eingeschleppte Grauhörnchen das
                                      Eichhörnchen fast vollständig verdrängt hat. Das Grauhörnchen ist grösser und
                                      stärker als das einheimische Eichhörnchen und zudem gegen eine bestimmte
                                      Virenkrankheit immun, die es auf das einheimische Eichhörnchen überträgt
                                      und so seinen Rückgang noch beschleunigt. Auch in Italien gibt es eine Grau-
                                      hörnchenpopulation, die aus Menschenhaltung entkam.
                                      Grauhörnchen können sich allerdings nur in Laub- und Mischwäldern gegen
                                      einheimische Eichhörnchen behaupten, in Nadelwäldern haben letztere die
                                      besseren Überlebenschancen. Auch scheint das Vorkommen eines ihrer Haupt-
                                      feinde, des Baummarders, den einheimischen Eichhörnchen letztlich mehr zu
                                      nützen als zu schaden, da dieser Marder sich eher an den weniger wendigen
                                      Grauhörnchen vergreift. Zudem können Eichhörnchen auch Katzen und grös-
                                      seren Eulen und Greifvögeln zum Opfer fallen.

                                                                                                                       Nur ein Drittel der Eichhörnchen sind fuchsbraun, die anderen haben ein dunkelbraunes Fell (oben rechts).
                                                                                                                       Junge Eichhörnchen verlassen nach sechs Wochen erstmals das Nest (grosses Bild).
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
10                                                      Aktuelles aus dem Zolli | Schildkröten                                                                                                                                            11

                                                        Zu Wasser und zu Lande –
                                                        die Vielfalt der Schildkröten
Das charakteristische Körpermerk-                       Es gibt rund 270 beschriebene Schildkrötenarten, die sich in zwei Unterordnun-
mal der Schildkröten ist der Panzer,                    gen aufteilen: Die «Halsberger» findet man auf der nördlichen und südlichen
der sie deutlich von allen anderen                      Halbkugel. Sie ziehen ihren Kopf gerade in Körperlängsrichtung zurück. Die
Tieren unterscheidet. Alle Schild-                      «Halswender», deren Hals in der Regel so lang ist, dass sie ihn nicht zurückzie-
kröten haben einen Panzer, aber                         hen können, legen ihn S-förmig seitlich zusammen und ziehen ihn quer zum
sein Bau ist sehr unterschiedlich.                      Körper ein. Halswender-Schildkröten leben immer im Wasser und sind nur in
Variabel sind auch die Lebensräume                      der südlichen Hemisphäre verbreitet. Ein Beispiel für diese Unterordnung ist
der Schildkröten. Die ersten fossilen                   die im Zoo Basel lebende die Breitbrust-Spitzkopfschildkröte in der Anlage der
echten Schildkröten existierten vor                     Australischen Krokodile.
etwa 200 Millionen Jahren. Damit                        Wie bei allen Reptilien hängt bei Schildkröten die Körpertemperatur von der
sind sie eine der ältesten noch                         Umgebungstemperatur ab (Ektothermie). Sie produzieren aus ihren Stoffwech-
lebenden Tiergruppen. Viele Arten                       selvorgängen keine Wärme, sondern müssen ihre Wärmeregulation durch Ver-
sind heute leider aufgrund der                          halten steuern. Dies bedeutet, dass sie sich beispielsweise morgens in der Sonne
Zerstörung ihres Lebensraums durch                      aufwärmen und bei heissen Temperaturen über Mittag in Höhlen eingraben
den Menschen stark bedroht.                             oder sich in den Schatten von Büschen zurückziehen. Dementsprechend findet
                                                        man Schildkröten vorwiegend in den tropischen und subtropischen Regionen
                                                        der Erde. In der Schweiz ist lediglich die Europäische Sumpfschildkröte hei-
                                                        misch, die im Norden bis ins südliche Schweden und Litauen vorkommt. In den
                                                        tropischen Regionen findet man Schildkröten in allen Lebensräumen, in Step-
                                                        pen, Savannen und Wäldern bis in dichte Regenwälder, aber auch in Wüsten
                                                        und in felsigen Gebieten. Sie leben im offenen Meer genauso wie im Süsswas-
                                                        ser, und dort sowohl in Seen und breiten Flüssen als auch in schnell fliessenden
                                                        Gebirgsbächen, aber auch in kleinen Tümpeln und Sumpfgebieten. Die meisten
                                                        Arten von Süsswasserschildkröten kommen in Südostasien und Nordamerika
                                                        vor. Mehr als die Hälfte aller 42 Landschildkrötenarten findet man in Afrika,
                                                        mehr als ein Viertel sogar ausschliesslich im südlichen Afrika, so auch die
                                                        Strahlen- und die Spaltenschildkröte, die im Zoo Basel gezeigt werden.
                                                        Der Schildkrötenpanzer hat vor allem eine Schutzfunktion. Er besteht aus ei-
                                                        nem Knochenpanzer aus mehreren fest ineinander verzahnten Platten und den
                                                        darüberliegenden, für uns sichtbaren Hornschilden. Manche Schildkröten-
                                                        gruppen, wie die Gelenkschildkröten oder die Scharnierschildkröten, haben
                                                        ihren Panzer gleichsam zu einer Ritterrüstung ausgebaut und schützen ihre
                                                        Weichteile, indem über diese Gelenke Teile des Panzers abklappen und ihn so
                                                        verschliessen. Bei anderen Schildkrötenarten – etwa der Papua-Weichschild-
                                                        kröte, die bald im Vivarium einzieht – ersetzt eine lederartige Haut die harten
                                                        Hornschilde. Auch der Panzer der Geierschildkröte ist reduziert und bietet kei-
                                                        nen Schutz mehr, zumal ihr Kopf so gross ist, dass die Schildkröte ihn nicht
                                                        unter den Panzer ziehen kann. Diese Art ist aber so aggressiv und verfügt über
                                                        so starke Kiefer, dass sie trotzdem kaum Feinde fürchten muss. Anders verhält
                                                        es sich bei der Spaltenschildkröte, deren Knochenpanzer so weich und flach
                                                        ist, dass ihr Entdecker vermutete, ein krankes Tier vor sich zu haben. Dieser
                                                        nachgiebige Panzer bietet ebenfalls keinen Schutz, ermöglicht es der Spalten-
Dank ihrem weichen, flachen Panzer kann sich die                                                                                           Der Kopf der Geierschildkröte ist so gross, dass sie ihn nicht unter den Panzer ziehen kann.
Spaltenschildkröte bei Gefahr in Felsspalten flüchten
(oben adultes Tier, unten Jungtiere).
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
12   Aktuelles aus dem Zolli | Schildkröten                                                                                                                                                                                                13

                                                                                                   schildkröte aber, bei Gefahr in enge Felsspalten zu flüchten und sich dort zu
                                                                                                   verkeilen.
                                                                                                   Die meisten Schildkrötenarten sind heute von der Ausrottung bedroht. Haupt-
                                                                                                   grund ist in den meisten Fällen die Zerstörung der Lebensräume. Gegen diese
                                                                                                   Bedrohung schützt leider auch der härteste Panzer nicht – ebensowenig gegen
                                                                                                   aus anderen Gebieten eingeschleppte Schildkrötenarten, die einheimische Ar-
                                                                                                   ten verdrängen. Paradebeispiel hierfür ist die Rotwangen-Schmuckschildkröte,
                                                                                                   die in sehr unterschiedlichen Klimabedingungen leben kann und in vielen Tei-
                                                                                                   len der Welt eingebürgert wurde. In der Schweiz verdrängt sie die eigentlich
                                                                                                   heimische Europäische Sumpfschildkröte.
                                                                                                   Eine weitere grosse Gefahr für Schildkröten ist der Lebensmittelhandel in Ost-
                                                                                                   asien. Gerade die Entnahme von grossen Weibchen hat für die jeweiligen Popu-
                                                                                                   lationen gravierende Folgen. Da die Weibchen die Eier ablegen sind sie es, die
                                                                                                   wesentlich zu deren Erhalt beitragen. Nicht zu unterschätzen sind auch die Fol-
                                                                                                   gen der Klimaerwärmung: Ob aus einem Ei ein Männchen oder ein Weibchen
                                                                                                   schlüpft, wird bei Schildkröten meist nicht über die Geschlechtschromosomen,
                                                                                                   sondern über die Bruttemperatur bestimmt. Steigende Temperaturen beeinflus-
                                                                                                   sen deshalb die Zusammensetzung einer Population und damit das Überleben
                                                                                                   von Arten.
                                                                                                   Ein weiteres Beispiel dafür, dass auch ein stabiler Panzer und eine Verbreitung
                                                                                                   weit weg von Ostasien keine Überlebensgarantie sind, ist die Strahlenschild-
                                                                                                   kröte aus Madagaskar. Diese Art wird bis etwa 40 Zentimeter lang und 15 Ki-
                                                                                                   logramm schwer. Sie macht der schwarze Rückenpanzer mit der individuellen
                                                                                                   und für jedes Schild einzigartigen gelben Strahlenzeichnung interessant für den
                                                                                                   Heimtierhandel und ihre Grösse interessant für den Lebensmittelhandel. Somit
                                                                                                   ist das Absammeln der Tiere im grossen Stil neben der Lebensraumzerstörung
                                                                                                   die Hauptgefahr für diese Art. Ging man vor 15 Jahren noch von bis zu 12 Millio-
                                                                                                   nen freilebenden Strahlenschildkröten aus, schätzt man heute, dass pro Jahr bis
                                                                                                   241’000 Tiere abgesammelt werden. Schwer bewaffnete Wilderer transportieren
                                                                                                   sie in grossen Lastwagen ab und schmuggeln sie per Flugzeug bis nach Ostasien.
                                                                                                   Zuvor werden sie oft monatelang ohne Nahrung und Wasser in Lagern gehal-            Strahlenschildkröte schlüpft aus dem Ei (oberstes Bild).
                                                                                                   ten. In Madagaskar entdeckte man in den letzten Jahren mehrere Häuser, in de-
                                                                                                   ren Räumen bis zu 12’000 Tiere lebend gebunkert wurden. Diese Tiere mussten
                                                                                                   notfallmässig medizinisch versorgt und in gute Haltungen gebracht werden.
                                                                                                   Sie sollen irgendwann wieder in geschützten Gebieten angesiedelt werden. Das
                                                                                                   Problem ist, dass solche Gebiete erst ausgewiesen werden müssen, und es muss
                                                                                                   auch sichergestellt sein, dass die Tiere keine Krankheitserreger mit ins Freiland
                                                                                                   nehmen. Seit 2008 steht die Strahlenschildkröte auf der Roten Liste als von der
                                                                                                   Ausrottung bedroht. Man schätzt, dass der Bestand in etwa 45 Jahren erloschen
                                                                                                   sein wird. Der Zoo Basel hat darauf reagiert und fokussiert sich auf die Haltung
                                                                                                   der Strahlenschildkröten, die seit 2016 auch gezüchtet werden. Fabian Schmidt.

     Seit 2008 steht die Strahlenschildkröte auf der Roten Liste als von der Ausrottung bedroht.
     Im Zoo Basel werden sie seit 2016 gezüchtet. Hier eine junge Strahlenschildkröte.
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
14                                                    Hinter den Kulissen | Ernährung                                                                                                                                                                15

                                                      Ernährungsberatung für Zolli-Tiere
Etwas Abwechslung im Speiseplan?                      Die Gorillas sind quasi die Kühe unter den Menschenaffen. Während Orang-
Ja klar, wir kochen einfach Reis                      Utans und insbesondere Schimpansen energiereichere Früchte und auch mal
anstatt Teigwaren, oder darf’s mal                    tierisches Eiweiss in Form von Fleisch oder Eiern zu sich nehmen, halten sich
vegetarisch sein? Bei einem Alles-                    die Gorillas vorwiegend an Blätter, Knospen und Wildfrüchte. Vergleicht man
fresser wie uns Menschen gibt                         den Bauchumfang der Gorillas mit demjenigen der Schimpansen, wird dies
es viele Möglichkeiten. Wie ist es                    deutlich – Gorillas haben eine deutlich grössere Gärkammer, um ihre vorwie-
aber bei einem reinen Pflanzen-                       gend pflanzliche Nahrung zu verdauen, ähnlich wie eine Kuh. Deswegen ist
oder Fleischfresser? So unter-                        auch der Speiseplan im Zolli bei allen Menschenaffenarten unterschiedlich.
schiedlich Gorillas und Zwergotter                    Der Tag bei den Gorillas startet mit dem beliebten Fenchel, von dem die Goril-
sind, werden doch bei beiden Tier-                    lagruppe täglich über sechs Kilogramm frisst. Bei der Fütterung in die Hand
arten Beschäftigung und Abwechs-                      – wobei darauf geachtet wird, dass alle Tiere ihre Ration erhalten – kann der
lung grossgeschrieben. Auch im                        Tierpfleger auch gleich einen Gesundheitscheck machen. Nachdem der erste
Zolli gibt’s vielfältige Menüpläne                    Hunger gestillt ist, werden die Tiere ein erstes Mal ermuntert, einen Spazier-
und zwischendurch spezielle Lecke-                    gang nach draussen zu machen und die dort gestreuten Pellets zusammenzusu-
reien.                                                chen. Die Pellets stellen die Versorgung mit Vitaminen und Mineralien sicher.
                                                      Da die Tiere die kleinen Stückchen einzeln einsammeln müssen, sind Pellets
                                                      aber auch ein sinnvoller Ersatz für die Futtersuche. Während die Gorillas draus-
                                                      sen sind, putzen die Tierpfleger die Innenanlagen, eine nach der anderen, und
                                                      servieren dann den nächsten Gang in Form von gedämpftem Gemüse, Salat und
                                                      Ästen. Die Zusammensetzung des gedämpften Gemüses ändert sich geringfügig
                                                      von Tag zu Tag, wobei Zwiebeln und Knollensellerie mit Randen oder Kohlrabi
                                                      kombiniert werden. Die Kartoffeln sind für die älteste Gorilladame «Quarta»
                                                      reserviert, als energiereicher Snack zwischendurch. Sie weiss genau, in welchen
                                                      Situationen sie von der Gruppe nicht beobachtet wird und geht dann kurz zum
                                                      Pfleger, um die begehrten Stücke abzuholen.
                                                      Während die Gorillas am späten Morgen ihr Futter zusammensuchen, laufen
                                                      die Zwergotter von Futterstelle zu Futterstelle und kontrollieren, ob in der Zwi-
                                                      schenzeit etwas für sie zugänglich ist. Ihre Futterstellen sind von den Tierpfle-
                                                      gern entworfene Mobiles. Das Futter wird auf drei der vier Kessel verteilt. Der
                                                      vierte Kessel enthält Eis und ist anfänglich schwerer als die Futterkessel. Das
                                                      Eis schmilzt und das Wasser tropft durch ein Loch aus dem Kessel, der immer
                                                      mehr an Gewicht verliert. Sobald die Seite mit den Futterkesseln schwerer ist
                                                      als der Eiskessel, kippt das Mobile und die Tiere können sich das Futter holen.
                                                      Jeden Morgen werden alle vier Mobiles mit Futter und mit unterschiedlich gros-
                                                      sen Eisblöcken gefüllt, sodass viermal täglich, zu unterschiedlichen Zeiten an
                                                      unterschiedlichen Standorten, Futter zur Verfügung steht.
                                                      Auch den Gorillas wird das Futter an so vielen verschiedenen Orten wie mög-
                                                      lich angeboten, zum Beispiel auch in der Höhe: Salat und Broccoli werden so auf
                                                      dem Netz platziert, dass die grossen Affen ihre Pfunde hochhieven müssen und
                                                      den Salat «in den Bäumen» verspeisen. Die clevereren und älteren Tiere war-
                                                      ten unten, denn von den «Bäumen» fällt immer wieder etwas herunter. Ebenso
                                                      streuen die Tierpfleger mehrmals täglich kleine Futterstücke auf der Aussen-
Tagesration für einen Gorilla: ein reichhaltiger                                                                                          Die Gorillas im Zoo Basel müssen sich ihr Futter zusammensuchen oder es aus einer Futterbox herauspuhlen
Gemüseteller (oben). Gorillas sind Pflanzenfresser.                                                                                       (oben, erstes Bild). Manchmal gibt’s Baumnüsse (Mitte), Randen (rechts) oder Kokosnüsse (unten).
In der Natur fressen sie vor allem Blätter,
Knospen und Wildfrüchte.
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
16                                                Hinter den Kulissen | Ernährung                                                                                                                              17

                                                  anlage: Hier kommen Rüebli, Süsskartoffeln, Vierkornflocken, Sonnenblumen-
                                                  oder Kürbiskerne, Nüsse oder Pellets zum Einsatz. Die Futterkästen werden täg-
                                                  lich mit Leckereien gefüllt, und die Gorillas puhlen das Futter mit Stöckchen
                                                  aus den mit Löchern versehenen Kästen.
                                                  Das Werkzeug der Zwergotter sind hingegen ihre geschickten Hände. Die klei-
                                                  nen Jäger leben in Flussläufen oder an der Küste und ernähren sich von Klein-
                                                  tieren wie Muscheln, Krebsen und Schnecken, die sie knacken oder öffnen müs-
                                                  sen. So stehen bei ihnen auch im Zolli vor allem Meeresfrüchte wie Krabben,
                                                  Shrimps, Herz- und Miesmuscheln auf dem Speiseplan; ergänzt durch verschie-
                                                  dene Fischarten, Insekten oder Mäuse aus der Zolli-eigenen Zucht. Zwergotter
                                                  neigen dazu, Nierensteine zu bekommen. Verschiedene Faktoren scheinen da-
                                                  bei eine Rolle zu spielen, und besonders betroffen sind Zwergotter, die nur Fi-
                                                  sche oder gar nur pflanzliche Nahrung erhalten. Dank einer Futterumstellung
                                                  und der vermehrten Fütterung von Meeresfrüchten blieben die Otter im Zolli
                                                  bisher davon verschont.
                                                  Am Nachmittag wird bei den Gorillas je nach Saison und Angebot gesnackt:
                                                  mal Radieschen, Spargeln oder Krautstiel oder auch ganze Maispflanzen, Bana-
                                                  nenblätter, Kräuter oder Kokosnüsse. Ebenso gibt es Abwechslung bei den Äs-
                                                  ten, die zur Verfügung stehen – im Sommer sind es Äste mit Blättern, im Herbst
                                                  nach der Ernte die Äste von Zwetschgenbäumen, im Winter von Kirschbäumen.
                                                  Je nach Gusto fressen die Tiere vor allem die Blätter oder knabbern die gesamte
                                                  Rinde ab.
                                                  Als Pflanzenfresser sind die Gorillas häufig den ganzen Tag mit der Nahrungs-
                                                  suche beschäftigt. Denn pflanzliche Nahrung enthält viel weniger verdauliche
                                                  Energie als die eiweissreiche tierische Nahrung. Zudem muss sie kaum vergärt
                                                  werden – dies erklärt auch die schlanke Figur der Zwergotter. Als Raubtiere kön-
                                                  nen diese auch grössere Mengen Futter in ihrem dehnbaren Magen aufnehmen,
                                                  das sie dann in Ruhe verdauen.
                                                  Während die Zwergotter den Tag mit vollem Bauch bei einem Nickerchen aus-
                                                  klingen lassen, kommt bei den Gorillas während der Abendfütterung nochmals
                                                  Bewegung auf. Der Tierpfleger gibt das Futter wieder direkt in die Hand und
                                                  kann sich so nochmals vergewissern, dass mit jedem Tier alles in Ordnung ist.
                                                  Bei dieser Fütterung ändert der Speiseplan fast täglich. Für Abwechslung sor-
                                                  gen im Zolli die Gurken-, Peperoni- und Tomatentage. Diese Gemüse werden
                                                  nicht zusammen in einer Mahlzeit verfüttert, da sonst die ranghöchsten Tiere
                                                  den rangniederen die beliebteren Stücke klauen würden. So gibt es für alle das
                                                  Gleiche und es kann kein Neid aufkommen. Fabia Wyss

Tagesration für einen Zwergotter:                                                                                                    Als Futterstelle für die Zwergotter dient ein Mobile aus Futterkesseln.
Meeresfrüchte-Teller aus Fisch, Garnelen, Krebs
und mit einer Maus-Beilage.
ZOO BASEL MAGAZIN FREUNDEVEREIN ZOO BASEL 27201 9 NUMMER
18                                                  Forschung | Mikroplastik                                                                                                                                                                                                          19

                                                    Wie gefährlich ist Mikroplastik
                                                    für Meeresorganismen?                                                               In Kürze                                                                                            Veranstaltungen
Als Mikroplastik bezeichnet man                     Fast überall lässt sich Mikroplastik nachweisen: auf Äckern, an Stränden, in        NEU- UND UMBAU DES VOGELHAUSES                         ZOO BASEL UNTERSTÜTZT VOGEL-
kleine Kunststoffpartikel, die                      Bergseen, im Polareis, im Schnee der Alpen und sogar in der Tiefsee. Das wirft      Das 1927 eröffnete, vom Architekten                    ZUCHTSTATION IN INDONESIEN                   ZOLLI NIGGI NÄGGI
entstehen, wenn grössere Plastik-                   die Frage auf, ob die Allgegenwart dieses Materials, das es erst seit kurzer Zeit   Heinrich Flügel erbaute Vogelhaus hat                  Indonesiens Vogelwelt ist eine der
                                                                                                                                                                                                                                            Freitag, 6. Dezember 2019
                                                                                                                                                                                                                                            Santiglaus und Schmutzli sind im Zolli unter-
teile verwittern oder wenn sich                     gibt, Folgen für die Umwelt hat. Wir wissen, dass eine Reihe von Meerestieren       Sanierungsbedarf. Es ist zurzeit ge-                   artenreichsten der Welt. Wegen des           wegs. Bei den Flamingos und den Brillen-
Alltagsgegenstände, wie beispiels-                  Mikroplastik aufnimmt, weil sie es für Nahrung halten oder weil sie es nicht        schlossen und wird saniert sowie mit                   illegalen Fangs und des Handels mit          pinguinen können Kinder einen Vers aufsa-
weise Autoreifen, abnutzen.                         von ihrer Nahrung trennen können. Es ist aber noch unklar, ob dies die Tiere        Neubauten ergänzt. Zur Gesamtanlage                    Wildvögeln sind diverse Arten aber in        gen oder ein Lied vortragen und erhalten ein
                                                                                                                                                                                                                                            kleines Geschenk. In Zusammenarbeit mit
Die winzigen Partikel reichern sich                 schädigt. Diese Frage muss aber dringend beantwortet werden, denn viele der         zählen auch eine Anlage für Zwergot-                   ihrer Existenz stark gefährdet. Dies
                                                                                                                                                                                                                                            Coop gibt es für Besucherinnen und Be-
zurzeit weltweit in der Umwelt an.                  Organismen, die Mikroplastik aufnehmen, stehen an der Basis von Nahrungs-           ter und die Erweiterung der Pelikanan-                 ergab eine im September 2015 veröf-          sucher zudem einen Bon für einen Gratis-
                                                    netzen, etwa Planktonkrebse, oder sind wichtige Ökosystembildner, etwa Mu-          lage. Mit der Eröffnung der Gesamt-                    fentlichte Untersuchung der Arten-           Grättimann («s’het solangs het»).
                                                    scheln. Wenn diese Tiere durch Mikroplastik geschädigt werden, kann das weit-       anlage wird im ersten Halbjahr 2022                    schutzorganisation Traffic. Vom Aus-         Gratis-Eintritt für Kinder bis 15 Jahre, 30 %
                                                                                                                                                                                                                                            Vergünstigung auf restliche Eintritte,
                                                    reichende Folgen für ganze Ökosysteme haben.                                        gerechnet. Die Vögel werden während                    sterben bedroht sind unter anderem           Abos sind gültig.
                                                    Der Frage nach den Auswirkungen von Mikroplastik auf Meerestiere hat sich           der Bauzeit in der «Vogelstation»                      auch der Balistar, die Schamadrossel
                                                    das internationale Forschungs- und Ausbildungsprogramm GAME (Globaler               untergebracht, die für das Publikum                    oder der Beo. Mit einer Vogelzuchtsta-       150-JAHR-JUBILÄUM DER
                                                    Ansatz durch modulare Experimente) bereits in insgesamt vier globalen For-          nicht einsehbar ist.                                   tion im Taman Safari Park in Prigen          ORNITHOLOGISCHEN GESELLSCHAFT
                                                                                                                                                                                                                                            BASEL
                                                    schungsprojekten gewidmet. Im Rahmen von GAME werden zeitgleich an ver-                                                                    (Ost-Java) soll dieser Entwicklung nun       Samstag und Sonntag, 16./17. Mai 2020
                                                    schiedenen Orten weltweit identische Experimente zu einer Fragestellung                                                                    vor Ort entgegengewirkt werden.              Jeweils von 10 –16 Uhr
                                                    durchgeführt. Dieser Ansatz erlaubt es zu untersuchen, ob die Folgen einer Um-                                                             Die seltenen Vögel werden dort gezüch-       Die Ornithologische Gesellschaft Basel (OGB)
                                                    weltveränderung – wie eben die Verschmutzung der Meere mit Mikroplastik –                                                                  tet und ausgewildert, um wieder eine         feiert ihr 150-jähriges Jubiläum.
                                                                                                                                                                                                                                            Die Entstehungsgeschichten der OGB und
                                                    überall dieselben sind oder ob Ökosysteme in den Tropen anders reagieren als                                                               Wildpopulation aufzubauen. Die               des Zoo Basel sind seit jeher eng mitein-
                                                    solche in kalten Meeren. GAME gibt es seit 2002, und jährlich wird eine globale                                                            Vögel werden zudem verkauft, um den          ander verknüpft. Die OGB stellt sich vor und
                                                    Studie zu einem Thema durchgeführt.                                                                                                        illegalen Handel mit Wildvögeln              wird zu diesem speziellen Anlass in kosten-
                                                    Bei GAME geht es nicht nur um Forschung. Das Programm dient auch der Aus-                                                                  einzudämmen. In der Vogelzuchtsta-           losen Führungen über die einheimische
                                                                                                                                                                                                                                            Vogelwelt zwischen den Gehegen aufklären.
                                                    bildung von jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Diese haben                                                                  tion im Taman Safari Park soll
                                                    die Möglichkeit, im Rahmen von GAME ihre Masterarbeit anzufertigen. An                                                                     die lokale Bevölkerung überdies im
                                                    GAME können Studierende aus aller Welt teilnehmen. In der Regel stammen                                                                    Umgang mit den Vögeln geschult
                                                    sie von Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz und von den                                                               werden. Die Bewohnerinnen und Be-
                                                    Partnerinstituten, die im Rahmen des Programms mit dem Helmholtz-Zentrum                                                                   wohner erhalten Informationen
                                                    für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) zusammenarbeiten.                                                                                         über eine artgerechte und nachhaltige
                                                    In den Jahren 2013, 2014, 2016 und 2019 wurden im Rahmen von GAME Experi-                                                                  Haltung dieser prächtigen Tiere.
                                                    mente durchgeführt, die die Auswirkung von Mikroplastik auf filtrierende Or-                                                               Der Zoo Basel unterstützt das Projekt
                                                    ganismen wie Muscheln untersuchten. Diese Tiere sind dafür prädestiniert, die                                                              seit dem Jahr 2017.
                                                    feinen Partikel aufzunehmen, denn sie filtern wenig selektiv Material aus der
                                                    Wassersäule. Die an weltweit elf Standorten durchgeführten Experimente erga-
                                                    ben, dass die Effekte des Mikroplastiks stark von den Umweltbedingungen ab-                                                                                                             NEWSLETTER ZOO BASEL
                                                    hängen. Sind die Tiere schon geschwächt, kann das Mikroplastik sie schädigen.                                                                                                           Möchten Sie regelmässig per Email über
                                                    Vor allem Wärmestress, der während sommerlicher Hitzewellen auftritt, kann                                                                                                              die Neuigkeiten im Zoo Basel informiert
                                                    die Tiere empfindlicher gegenüber den Plastikpartikeln machen. Gesunde Mu-                                                                                                              werden? Dann melden Sie sich an unter:
                                                    scheln zeigten sich in den Versuchen sehr robust. Im zurzeit laufenden Projekt                                                                                                          www.zoobasel.ch/newsletter.
                                                    untersuchen Studierende aus acht Ländern, ob sich Mikroplastik in seiner Wir-                                                                                                           Zoologischer Garten Basel AG,
                                                    kung grundsätzlich von natürlichen Partikeln gleicher Grösse, wie beispiels-                                                                                                            Binningerstrasse 40, 4054 Basel
                                                    weise Ton, unterscheidet. Erste Daten werden gegen Ende des Jahres vorliegen.                                                                                                           Telefon +41 (0)61 295 35 35
                                                                                                                                                                                                                                            zoo@zoobasel.ch | www.zoobasel.ch
                                                    Mark Lenz, GEOMAR, www.geomar.de/go/game
Mikroplastik-Teilchen im Wasser, Plastikabfall am                                                                                       Das Vogelhaus vor dem Umbau (oben).                    Der Bestand an Beos nimmt in der Natur ab.
Strand. Das GAME-Forschungsprogramm erforscht die                                                                                       Visualisierungen des Um- und Neubaus (Mitte, unten).
Auswirkungen von Mikroplastik auf Meerestiere
(von oben nach unten).
Freundeverein Zoo Basel
Mitgliedschaft                                                             Vorschau
Haben Sie sich schon mal gefragt, was sich hinter den Kulissen des
Zoo Basel abspielt? Als Mitglied des Freundevereins können Sie dies und
vieles mehr erfahren.
Fachleute des Zoos führen Sie mit spannenden Themen durch die vier
Zolli-Jahreszeiten und geben Ihnen zusätzlich an zwei weiteren Veran-
staltungen einen exklusiven Einblick in den Alltag des Zolli. Als Freundin
oder Freund des Zoo Basel erhalten Sie zudem den Zolli-Jahresbericht
und zweimal jährlich das «Zoo Basel Magazin». Eine jährliche «Freunde-
Reise» sowie ein spannender Vortrag an der Generalversammlung run-
den unsere Aktivitäten ab. Unsere jungen Mitglieder treffen sich bei den
ZolliGumpern, um gemeinsam auf Entdeckungstour zu gehen.
Interessiert? Anmeldung unter www.zoobasel.ch/freunde – oder via           Wilde Vogelwelt
Freunde-Flyer, welchen Sie an jeder Zolli-Kasse beziehen können.           Die naturnahe Zolli-Landschaft bietet
                                                                           Lebensraum für wildlebende Vögel.
Aktivitäten der Freunde                                                    Darunter sind viele Dauergäste, aber
Für die Freunde-Rundgänge ist eine telefonische Anmeldung                  manchmal werden auch überraschende
erforderlich (061 295 35 35).                                              Entdeckungen gemacht.
Anmeldung ab vier Wochen vor dem Termin möglich.
Die Themen der Vorträge «Freunde wissen mehr» sind unter
www.zoobasel.ch /freunde zu finden. Anmeldung ist nicht erforderlich,
das Zolli-Restaurant ist jeweils ab 18.30 Uhr offen.
Montag, 27. Januar 2020, 18.15 – 19.15 Uhr
Freunde-Rundgang Winter, Anmeldung erforderlich
Samstag, 2. Mai 2020, 7.45 – 8.45 Uhr
Freunde-Rundgang Frühling (inkl. Kaffee und Gipfeli),
Anmeldung erforderlich
Dienstag, 9. Juni 2020, 19.30 Uhr, Zolli-Restaurant
Freunde-Generalversammlung
Donnerstag, 25. Juni 2020, 19 Uhr, Zolli-Restaurant
«Freunde wissen mehr», Vortrag, ohne Anmeldung
Freitag, 21. August 2020, 20 –21 Uhr
Freunde-Rundgang Sommer, Anmeldung erforderlich
Samstag, 12. September 2020
Freunde-Reise
Samstag, 17. Oktober 2020, 10 –11 Uhr
Freunde-Rundgang, Herbst, Anmeldung erforderlich
Donnerstag, 5. November 2020, 19 Uhr, Zolli-Restaurant
«Freunde wissen mehr», Vortrag, ohne Anmeldung

ZolliGumper
Kinderangebot des Freundevereins
Infos unter www.zolligumper.ch
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