Editorial - Das Magazin mit ...

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Ausgabe 4 – November 2013

Das Magazin mit unternehmerischen Visionen

Editorial

                 Dr. Alexander Filli
                                                und das Münster! Durch teilweise pionier­
                                                hafte Aktivitäten – man denke etwa an das
                                                                                               Der Basler Zolli im
                 Advokat und Notar              indische Panzernashorn oder die Aufzucht       Wandel der Zeit
                 ThomannFischer Rechtsanwälte   von Gorillababy Goma im Hause von Zolli­
                 und Notare                     direktor Lang – hat er nicht nur zoologische
                 filli@thomannfischer.ch        Erhaltungsmassnahmen von weltweiter                 Der Basler Zolli als Wirtschafts-
                                                Bedeutung gefördert, sondern auch unse­         2   faktor
                                                re Stadt aufs Beste beworben. Grund
                                                genug für die Redaktion, unserem Zoologi­
                                                schen Garten die vorliegende Ausgabe zu
Den Zoologischen Garten Basel zu den            widmen und ihn unter verschiedenen              4   «Mehr als einfach Tiere sammeln»

bedeutendsten Institutionen unserer Region      Aspekten etwas näher zu beleuchten.
zu zählen, ist ohne Zweifel angebracht.         Möge unserem «Zolli» auch in Zukunft so
Hand aufs Herz: Wer von uns verbindet           viel Sympathie entgegengebracht werden              Bedrohungen und Chancen des
nicht einen guten Teil seiner frühkind­         wie in den bisherigen 139 Jahren seines         6   Erfolgsmodells Zoo
lichen Erinnerungen mit Besuchen im             Bestehens. Dann wird Basel spätestens zu
«Zolli»? Wer von uns Eltern hat dieses          dessen 150-jährigem Jubiläum mit dem
                                                                                                    Vom Ozeanium und anderen
Erlebnis nicht jeweils am Sonntagmorgen
seinen eigenen Kindern weitervermittelt?
                                                Ozeanium an der Heuwaage über eine
                                                neue Attraktion internationalen Ranges
                                                                                                7   Visionen
Der «Zolli» gehört zu Basel wie der Rhein       verfügen!

Eine Publikation der Handelskammer beider Basel, der Advokatenkammer Basel und des Basellandschaftlichen Anwaltsverbands
                        mit grosszügiger Unterstützung der Jubiläumsstiftung La Roche & Co Banquiers
Der Basler Zolli als Wirtschaftsfaktor

                                                      weckt. Er ist in der Region die kompe­       eröffnete Aussenanlage des Zolli für die
                 François M. Labhardt                 tente Informationsquelle für Fragen zu       verschiedenen Affenarten zu sehen. Auch
                 Teilhaber La Roche 1787, Privat­     lebenden Tieren und ihrer Rolle in der       beim geplanten Neubau der Elefantenan­
                 banquiers                            Natur.                                       lage «Tembea» geht es vor allem darum,
                 Vizepräsident VR Zoologischer                                                     den afrikanischen Elefanten mehr Raum
                 Garten Basel AG                    • Naturschutz: Der Zoo Basel regt dazu         und Beschäftigungsmöglichkeiten zur Ver­
                 fml@lrc.ch                           an, über die Natur nachzudenken und          fügung zu stellen und der neuen Tierhal­
                                                      einen Beitrag zu ihrem Schutz zu leis­       tungsform im Elefantenhaus Rechnung zu
                                                      ten. Er beteiligt sich an Naturschutz­       tragen.
Eine wissenschaftliche Studie über die                projekten.
wirtschaftliche Bedeutung des Zoo Basel                                                            Zahlen und Fakten
liegt aktuell nicht vor. Es gibt aber ver­          • Forschung: Der Zoo Basel forscht in          Die Gesellschaftsform
schiedene Faktoren, die darauf hinweisen,             den Bereichen Artenschutz, Tierhaltung       Die Zoologischer Garten Basel AG, wie der
dass der Zolli zu den wichtigsten KMU                 und Tiergesundheit. Er arbeitet mit Uni­     Basler Zolli offiziell im Handelsregister
unserer Region zählt.                                 versitäten und anderen wissenschaft­         eingetragen ist, trägt das Rechtskleid
                                                      lichen Institutionen zusammen.               einer Aktiengesellschaft. Das Aktienkapi­
«Erleben, was es zu bewahren gilt». Die­                                                           tal von CHF 425‘000.– ist aufgeteilt in 1‘700
sen wunderbaren Leitsatz unseres Basler             Die Art und Weise, wie Tiere im Zolli gehal­   Namenaktien mit einem Nominalwert von
Zoologischen Gartens kann man durchaus              ten werden, hat sich im Verlaufe der ver­      CHF 250.–. Die Aktien werden nur selten
auch mehrfach deuten. Natürlich gilt die            gangen 139 Jahre stark verändert. Im 19.       gehandelt und der Preis bewegt sich in
Aussage in erster Linie den Tieren, ihren           Jahrhundert wurden vor allem Tiergattun­       den letzten Monaten bei rund CHF 9‘500.–.
Lebensräumen und jenen Menschen, die                gen gezeigt, die in unserer Region nicht       Das Aktionariat ist sehr stabil und Aktien
sie in unserem liebevoll «Zolli» genannten          mehr in freier Natur anzutreffen waren.        werden gerne innerhalb der Familie weiter
Tierpark pflegen. Aber man darf auch                Noch im gleichen Jahrhundert kamen mit         vererbt. Rund 1‘100 Aktionäre halten diese
annehmen, dass er sich an die rund 1,8              Löwen und einem Orang Utan die ersten          Aktien. Die Aktiengesellschaft hat einen
Millionen Besucher richtet, die dieses              «Exoten» in den Zolli. Später galt es vor      gemeinnützigen Status. Dies ist auch der
Stück Natur mitten in der Stadt jedes Jahr          allem, eine möglichst grosse Anzahl von        Grund, weshalb Spenden an den Zoo Basel
besuchen und geniessen. Und er bedeutet             Spezies zu zeigen. Die Gehege waren            steuerlich abzugsfähig sind. Der Zolli
Herausforderung und Ansporn an die gros­            entsprechend klein. Als Unterhaltungsat­       strebt nicht nach Gewinn.
se Zahl von Damen, Herren, Familien und             traktion wurde damals auch «Zirkus im
Institutionen, die das Bestehen und Gedei­          Zolliformat» angeboten: Geeignete Tiere        Die Erfolgsrechnung
hen des Zolli seit dessen Gründung im               führten unter der Leitung ihrer Pfleger        Gemäss Geschäftsbericht belief sich der
Jahr 1874 mit Geld- und Naturalspenden              Kunststücke vor. So konnte man viele Jahre     reine Betriebsertrag im Jahr 2012 auf rund
ermöglicht haben und weiter möglich                 lang die Elefanten bei ihren Auftritten in     CHF 10 Mio. und der reine Betriebsaufwand
machen.                                             der eigens erbauten Arena bewundern und        – ohne Bau- und Planungskosten – auf
                                                    sogar auf ihnen reiten. Seit einigen Jahren    rund CHF 17,8 Mio. Schnell wird deshalb
Philosophie und Zielsetzung                         sind Zoologische Gärten generell darum         klar, dass der Zolli auf Spenden angewie­
Die Institution Zoologischer Garten Basel           bemüht, den Menschen möglichst auf Dis­        sen ist. Neu- und Umbauten können und
ruht auf den vier Säulen Erholung, Bil­             tanz zum Tier zu halten. Damit soll sicher­    müssen aus Spenden finanziert werden. Im
dung, Naturschutz und Forschung.                    gestellt werden, dass diese ihr natürliches    vergangenen Jahr durfte der Zolli Spenden,
                                                    Verhalten in der Gruppe organisieren kön­      Geschenke, Legate und Patenschaften von
• Erholung: Der Zoo Basel führt die                 nen. Im Jargon redet man von «protected        CHF 23,5 Mio. entgegen nehmen. Es wurden
  Besuchenden in die Schönheit der                  contact» in der Tierhaltung. Alle neu          auch CHF 13,3 Mio. aus zweckbestimmten
  Natur und bietet Erholung in einer                erbauten und sanierten Gehege offerieren       Fonds aufgelöst. Der Zoo Basel führt seine
  naturnahen Parklandschaft. Er stellt              ihren Bewohnern auch viel mehr Raum.           Restaurants und die Shops in eigener
  Tier und Natur in den Mittelpunkt und             Heute ist nicht mehr die Anzahl gehaltener     Regie. Diese Betriebe steuern zusammen
  lässt Architektur, Technik und Logistik           Exemplare ein wichtiges Kriterium, son­        ein Ergebnis von rund CHF 1,04 Mio. bei.
  in den Hintergrund treten.                        dern im Vordergrund steht die Möglichkeit,
                                                    dass sich die Tiere möglichst artengerecht     Besucher und staatliche Unterstützung
• Bildung: Der Zoo Basel vermittelt Wis­            und in grosszügig bemessenen Platz­            Im Jahr 2012 besuchten über 1,8 Millionen
  sen, indem er Tiere und ihre Lebens­              verhältnissen bewegen können. In diesem        Besucherinnen und Besucher unseren
  räume veranschaulicht und Neugierde               Lichte ist auch die im vergangenen Jahr        Zoologischen Garten. Das zeigt, dass der

2
Basler Zolli eine der attraktivsten und des­    erschwert wird. Der Verein will aber vor      Zusammenfassung und Zukunft
halb meistbesuchten Institutionen der           allem die Idee des weltweiten Naturschut­     Wie eingangs erwähnt, sind die Grundpfei­
Schweiz ist. Der Kanton Basel-Stadt zahlt       zes in breiten Kreisen stärker verankern.     ler des Zoo Basel die Bildung, der Natur­
an den Zolli einen Abgeltungsbetrag von                                                       schutz, die Forschung und die Erholung.
CHF 1,45 Mio., die umliegenden Gemein­          Wirtschaftliche Bedeutung                     Der Zolli ist aber auch stark im Herzen
den unterstützen ihn mit einem Betrag von       Eine wissenschaftliche Studie über die        unserer Bevölkerung verankert und viele
total CHF 65‘350.–. Von staatlicher Seite       wirtschaftliche Bedeutung des Zoo Basel       Kindheitserinnerungen und Emotionen
wird der Besuch demnach mit einem               liegt aktuell nicht vor. Dennoch darf man     sind mit dieser Traditionsinstitution ver­
Betrag von CHF –.80 pro Eintritt subven­        sagen, dass der Zolli zu den wichtigsten      bunden. Baslerinnen und Basler gehen als
tioniert. Seit der Eröffnung am 3. Juli 1874    Klein- und Mittelbetrieben unserer Region     Kinder mit ihren Eltern in den Zolli, besu­
besuchten über 80 Millionen Besucherin­         gezählt werden kann. Die Ausgaben von         chen ihn als Erwachsene mit dem eigenen
nen und Besucher die Anlagen, unter             über CHF 53 Mio. im Jahre 2012 und sogar      Nachwuchs und flanieren schliesslich mit
ihnen viele Schulklassen aus dem In- und        fast CHF 56 Mio. im Jahre 2011 sind bedeu­    ihren Enkeln durch diese prächtige
Ausland. Im vergangenen Jahr organisier­        tend. Davon profitieren viele Betriebe der    Grünoase mitten in unserer Stadt. Viele
ten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter        Region als Zulieferer. In den vergangenen     von ihnen besuchen den Zolli regelmässig
des Zoo Basel 1‘070 Führungen mit über          Jahren flossen hohe Beträge in den Bau        und beobachten die Entwicklungen in der
24‘000 Teilnehmenden. Das laufende Jahr         und die Sanierung von Anlagen, und ähnli­     Anlage und in den Gehegen. Sie kennen
2013 dürfte einen neuen Besucherrekord          che Investitionen werden auch in Zukunft      viele Tiere beim Namen und an ihrem
aufstellen. Auch wurden bis Ende August         fällig. Vor der Tür stehen die Gesamtsanie­   besonderen Verhalten. So war und ist der
mehr Abonnemente verkauft als je zuvor          rung des Restaurantgebäudes und der           Zoologische Garten Basel eine wichtige
im gleichen Zeitraum.                           Neubau der Elefantenanlage. In den kom­       und wunderbare Einrichtung unserer
                                                menden Jahren soll das Ozeanium reali­        Stadt. Viele Generationen haben sie immer
Tiere und mitarbeitende Menschen                siert werden. Allerdings muss zuerst des­     wieder neu wertgeschätzt und ihr mit
Im Zoo Basel leben 6‘810 Tiere von 609          sen Finanzierung gesichert sein. Mit einer    Spenden, Legaten, Geschenken und Paten­
verschiedenen Arten. Sie werden von rund        Kostenschätzung von rund CHF 80 Mio. ist      schaften ihr Vertrauen geschenkt und ihre
75 Pflegern, Gärtnern und Handwerkern           es das grösste Vorhaben in der Geschichte     Existenz ermöglicht. Denn die Weisheit
365 Tage im Jahr betreut. 125 Mitarbeiten­      des Zolli. Man darf auch ohne wissen­         «Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist
de sind in den Zolli-Restaurants, im Zolli-     schaftliche Untermauerung davon ausge­        alles nichts» gilt auch für unseren gelieb­
Shop, an den Kassen und in der Verwal­          hen, dass Besucherinnen und Besucher,         ten Zolli. Deshalb hoffen wir, dass die
tung beschäftigt. Insgesamt entsprechen         die eine längere Anfahrt in Kauf nehmen,      Bevölkerung ihn weiterhin so grosszügig
die 200 Arbeitsstellen rund 145 Vollzeit­       in der Stadt zusätzliche Ausgaben tätigen.    mit Vergabungen unterstützt, auf dass
stellen. Alle Mitarbeitenden leisten eine       In jedem Fall ist der Zoologische Garten      noch viele Generationen diese Anlage
enorme Arbeit, setzen sich mit überdurch­       eine grosse Attraktion, die viele Menschen    geniessen können.
schnittlichem Engagement und zu jeder           zusätzlich in unsere Stadt zu locken ver­
Zeit für die Belange unseres Zolli ein.         mag. Viele Besucherinnen und Besucher
Ihnen gebührt grosses Lob und ein herzli­       benutzen das öffentliche Verkehrsmittel.
cher Dank. Nur dank diesem Einsatz ist          Bei den Schweizerischen Bundesbahnen
jederzeit gewährleistet, dass die Tiere         kann ein besonderes Ticket gelöst werden,
bestmögliche Betreuung erhalten.                in welchem die Fahrt und der Eintritt in
                                                den Zoo bereits enthalten sind. Wer mit
Der Freundeverein Zoo Basel                     dem Auto anreist, entrichtet in der Regel
Mit Zuwendungen und Öffentlichkeitsarbeit       Parkgebühren. Und last not least: Obwohl
unterstützt der Freundeverein den Zolli in      Spenden an den Zoo Basel steuerfrei getä­       François M. Labhardt
bedeutender Art und Weise. Die 2‘640 Mit­       tigt werden können, sind die Mitarbeiten­
                                                                                                ist Teilhaber der alteingesessenen Basler
glieder sind eine wesentliche Stütze für        den natürlich nicht von Einkommenssteu­
                                                                                                Privatbank La Roche 1787. An der General­
unseren Zolli und leisten ehrenamtlich eine     ern befreit. Ein nicht unwesentlicher Teil
                                                                                                versammlung 2012 ist er in den Verwal­
grosse Arbeit. Auch finanziell wird der Zolli   der Einnahmen fliesst als Mehrwertsteuer
                                                                                                tungsrat der Zoo Basel AG gewählt worden
entlastet. Derzeit finanziert der Freunde­      an den Staat. Hinzu kommen Steuern von
                                                                                                und bekleidet dort das Amt des Vize­
verein das Projekt «Fuchssicherheit». Dabei     Beteiligten, welche Aufträge aus dem Zoo
                                                                                                präsidenten. Der Verwaltungsrat arbeitet
geht es darum, die Zäune um den Zoo             erhalten. Der Verwaltungsrat schliesslich
                                                                                                ehrenamtlich.
derart zu verstärken, dass wildlebenden         stellt sich ehrenamtlich zur Verfügung und
Füchsen das Eindringen in den Tierpark          bezieht keinerlei Entschädigungen.

                                                                                                                                            3
«Mehr als einfach Tiere sammeln...»
                                                 dem Bund haben wir festgestellt, dass wir    jeweils genetisch gesunde Zootierpopula­
                                                 bei der Eisbärenzucht im Zoo entweder        tionen aufrechterhalten und Inzucht ver­
                   Dr. med. vet. Olivier Pagan
                                                 ganz vieles ändern oder uns von ihnen        mieden.
                   Direktor Zoo Basel
                                                 verabschieden müssen. Verschwunden ist
                   pagan@zoobasel.ch
                                                 sodann der Tiger, weil wir uns mit dem       Wo steht der Zoo Basel auf dem Level der
                                                 Bau der Etoscha-Anlage für das südliche      internationalen Zoophilosophie und wo
                                                 Afrika und damit für den Löwen entschie­     gibt es noch Nachholbedarf?
                                                 den haben. Es sind aber auch neue Tiere      «State of the Art» sind wir auf jeden Fall
                                                 dazu gekommen: Im Zusammenhang mit           bei den Erhaltungszuchtprogrammen und
Das Unternehmen «Zoo Basel AG» hat               der Darstellung des Nahrungskreislaufs       deren Koordination. Und natürlich bei den
mit Dr. Olivier Pagan nun schon seit über        sind das im Etoscha-Haus kleinere Tier­      neu realisierten Themen-Anlagen. Dass
einem Jahrzehnt einen engagierten und            arten wie die Heuschrecke, das Borsten­      wir diese so konsequent aufbauen, beein­
begeisterungsfähigen Direktor. Im Inter­         hörnchen, der Klippschliefer oder auch       druckt die Zoo-Welt und es zeigt auch ein
view gibt er Auskunft über «seinen Zolli»,       der Siedelweber mit seinem grossen Nest.     bisschen den Pioniergeist, der dem Zolli
über die Unternehmensphilosophie und             Und dann ist da immer noch der Wunsch,       immer schon eigen war. Nachholbedarf
-ziele, aber auch über die Chancen und           im Zolli einmal den grossen Pandabären       haben wir sicher bei unserer «Eulenburg»,
Herausforderungen der nächsten Jahre.            zu halten, als Emblem für den Natur­         sie ist nicht mehr zeitgemäss. Früher
                                                 schutz.                                      dachte man, Eulen müsse man in einer
Herr Pagan, Sie sind seit 20 Jahren beim                                                      Burg zeigen, obwohl der Uhu in den Wäl­
Zolli und seit 12 Jahren dessen Direktor.        Sie haben für den Verzicht auf gewisse       dern des Juras mittlerweile längst wieder
Was hat sich in dieser Zeitspanne verän­         Tierarten Zuchtgründe oder konzeptio­        angesiedelt ist.
dert?                                            nelle Überlegungen angeführt. Gibt es
Der Zolli hat sich kontinuierlich entwickelt.    auch internationale Trends, die das Hal­     Wo steht der Zoo Basel in einem globalen
Man sammelt nicht mehr einfach Tiere und         ten gewisser Tiere in den Hintergrund        Ranking?
stellt pro Anlage eine Tierart aus, sondern      treten lassen oder gar verbieten?            2010 hat Anthony Sheridan, ein pensio­
man versucht, Tiere gemeinsam zu zeigen,         Verboten ist Gott sei Dank noch nichts.      nierter Oekonom, der alle Zoos der Welt
welche auch in der Natur miteinander             International geht der Trend – beeinflusst   bereist hat, anhand von rund 30 Kriterien
leben, also den Alltag der Tiere nachzu­         vom Umweltgipfel 1992 in Rio de Janeiro      ein Zoo-Ranking erstellt und es dieses
bilden. Neu ist auch, dass man ganze             – weg vom systematischen Sammeln der         Jahr aktualisiert. Vor drei Jahren waren
Themenanlagen realisiert: wir haben uns          Tiere («Animal Collection») hin zu einer     wir in Europa die Nummer 6, jetzt sind wir
Ende der 80erJahre mit der Afrika-Anlage         artenschützerisch motivierten Erhaltungs­    sogar auf den fünften Rang vorgestossen.
erstmals an eine solche Themenanlage             zucht von seltenen und bedrohten Tier­
herangetastet. Danach bauten wir das             arten. Das wird auch koordiniert; wir im     Wie ist die Zusammenarbeit mit andern
Etoscha- und das Gamgoas-Haus, mit der           Basler Zoo sind verantwortlich für die       Zoos? Gibt es Partner-Zollis, mit denen
Idee, nicht einfach wieder ein Raubtierhaus      Erhaltungszuchtprogramme der Panzer­         Sie besonders engen Kontakt haben?
zu bauen, sondern biologische Zusam­             nashörner, der Zwergflusspferde und der      Früher gab es eher Zoo-Freundschaften.
menhänge wie den Nahrungskreislauf zu            Somali-Wildesel. Dabei wurden durch          Seit der Einführung der Erhaltungszucht­
vermitteln. Anschliessend kam «Australis»        einen internationalen Tieraustausch          programme Mitte der 80er-Jahre arbeiten
mit australischen Buschhühnern und dem
Känguru, an dessen Beispiel wir die spezi­
ellen Fortpflanzungsstrategien von Beutel­
tieren thematisierten. Im neuen Nashorn­
haus ist das Thema die Bedrohung dieser
Tiere, und schliesslich wurde letztes Jahr
mit der Geigy-Anlage die neue Erlebniswelt
der Menschenaffen fertiggestellt. Die Art
und Weise, wie man einen Zoo «macht»,
hat sich also schon sehr geändert.

Gewisse Tiere sind verschwunden, man
zeigt sie nicht mehr. Warum?
Verschwunden sind zum Beispiel die Eis­
bären. Aufgrund einer Standortbestim­
mung zusammen mit dem Zoo Zürich und

4
alle Zoos partnerschaftlich zusammen,          das Projekt fliessen; pro Jahr ergibt das      ne kennen, der Tag ist fast nicht planbar,
indem man der «Zoo Community» gegen­           doch CHF 80‘000 bis 100‘000.–! Ich möchte      und das macht die Arbeit extrem interes­
seitig unentgeltlich Tiere zur Verfügung       gern noch ein internes Projekt erwähnen,       sant. Es gibt natürlich auch die andern
stellt. Die Zoos organisieren sich weltweit    das im weitesten Sinne auch zum Natur­         Momente. So werde ich – um das aktuellste
auch in Verbänden wie wir im Verein            schutz gehört. Anno 2011/12 haben wir          Beispiel zu nehmen – nie verstehen, dass
«zooschweiz» und, zusammen mit weite­          das Heiz-System des Zolli völlig neu konzi­    jemand dem Zolli als Institution, die ide-
ren 60 Zoos, im Verein der deutschen Zoo­      piert und sparen gegenüber früher nun          elle Ziele verfolgt, über Jahre hinweg Geld
direktoren (VDZ) oder der EAZA (European       ganz massiv Heizöl. Zum Vergleich: Vor 27      unterschlagen kann. Da bricht für mich
Associa­tion of Zoos and Aquaria) und der      Jahren benötigte man zum Heizen jährlich       eine Welt zusammen.
WAZA (World Association of Zoos & Aqua­        650‘000 l Öl, heute sind es noch 17‘000!
riums – hier war der Zolli Gründungsmit­       Darauf sind wir stolz und ich finde, das       Was bedeutet Ihnen die Unterstützung
glied). Gemeinsam haben wir eine starke        darf das grüne Basel durchaus wissen.          der Basler Bevölkerung?
Stimme und Einfluss, beispielsweise auf                                                       Ohne die solide Verankerung in der Basler
die Ausbildung des Personals, die Tier­        Schauen wir nun noch 20 Jahre voraus.          Bevölkerung, ohne diese grosse und breite
gesetzgebung oder den Naturschutz.             Sie schlagen 2013 wieder alle Besucher­        Unterstützung, die wir erfahren, wäre der
                                               rekorde. Wird das so weitergehen?              Zolli nicht zu betreiben, zumindest nicht
Eine weitere Säule ist die Forschung.          Unser Bestreben ist es, die aktuellen          in dieser Qualität. Ich spreche dabei nicht
Welche Ihrer Aufgaben und Tätigkeiten          Besucherzahlen zu halten. Im Vordergrund       ausschliesslich vom grossen Mäzenaten­
fällt unter diesen Begriff?                    stehen aber ideelle Ziele: Wir wollen die      tum, sondern auch von all den vielen klei­
Tradition in Basel hat die ethologische For­   Leute mit dem, was wir tun, begeistern.        neren Spenden. Die Leute haben den Zolli
schung, bekannt geworden in der Öffent­        Wir sind natürlich stolz und froh, wenn die    einfach gern. Ich bin immer beeindruckt,
lichkeit durch Jörg Hess, der bei den Men­     Zahlen steigen, aber das kann nicht das        wenn ich mit Leuten spreche, die grade
schenaffen die Mutter-Kind Beziehung           primäre Ziel sein. Dann kommen in den          einen andern Zoo besucht haben und mir
studiert und herausgefunden hat, dass es       nächsten 20 Jahren grosse Projekte auf         dann sagen: «Wissen Sie, ich war im Zoo
diesbezüglich zwischen den Gorillas in der     uns zu: die neue Elefantenanlage, die          XY, das war toll, die haben diese und jene
Natur und denen im Zoo gar keinen derart       Sanierung des Restaurants und natürlich        neue Anlage, aber ich komme unglaublich
grossen Unterschied gibt. Leider haben wir     das Ozeanium an der Heuwaage. Die              gerne wieder in den Zolli.» Ein wichtiger
intern nicht genügend Forschungskapazi­        Arbeit geht uns also nicht aus.                Faktor ist dabei, dass wir in Basel als einer
täten, deshalb arbeiten wir zurzeit mit der                                                   der wenigen Zoos tatsächlich einen zoolo­
Uni Basel, der Uni Neuenburg und dem           Die Gesellschaft verändert sich rasch.         gischen Garten haben. Diese Ambiance
Tierspital Bern zusammen. Der Tierbe­          Glauben Sie, dass die Menschen in 20           mit der Stimmung, die der Garten hergibt,
stand wird mit sog. «Case Reports» lau­        Jahren überhaupt noch Tiere anschauen          das ist ein unique selling point des Zolli.
fend überwacht, kranke oder tote Tiere         und dafür Eintritt zahlen wollen?              Anthony Sheridan formulierte das mir
werden untersucht, allfällige Erkenntnisse     Ja! Definitiv! Zoos wird es immer mehr         gegenüber einmal so: «That is not a Zoo,
werden für die Prävention genutzt. Im Zolli    brauchen, weil sich vor allem die urbane       that is a garden with animals.» Ich meine,
entstehen auch regelmässig Bachelor-,          Gesellschaft tatsächlich immer mehr von        zu diesem speziellen Garten müssen wir
Master oder Doktorarbeiten.                    den Tieren und der Natur entfernt. Wenn        Sorge tragen!
                                               Sie im Zolli, im Vivarium die glänzenden       Interview: Roger Thiriet
Sie haben den Naturschutz als Aufgabe          Äuglein der Kinder – also der kommenden
des Zoos bezeichnet und Sie unterstützen       Generation – sehen, wenn sie mit Lebendi­
selber gewisse externe Projekte. Was           gem konfrontiert werden, dann wird klar:         Olivier Pagan
bringt das dem Zolli?                          Wenn es ihn nicht schon gäbe, müsste             geboren 1963 in Dübendorf, aufgewach­
Wir unterstützen Projekte im Zusammen­         man den Zolli schleunigst erfinden!              sen in der Romandie, studierte an der
hang mit Tieren, die wir im Basler Zolli                                                        Universität Bern Veterinärmedizin. 1993
selber auch halten. Zum Beispiel das Pan­      Wann glänzen Ihre Augen? Wann haben              promovierte er mit einer Dissertation
zernashorn: Das zeigen wir selber und          Sie tolle Erlebnisse im Beruf? Und gibt es       über Reptilienkrankheiten zum Dr. med.
koordinieren die Zucht für ganz Europa.        auch Tage, an denen Sie denken: «Ich wäre        vet. und wurde im selben Jahr Zoo-Tier­
Deshalb unterstützen wir ein Projekt in        doch lieber Helikopterpilot geworden»?           arzt im Basler Zolli. Seit April 2002 ist er
Nordindien, wo das Panzernashorn und           Glänzende Augen habe ich sehr häufig,            dessen Direktor und engagiert sich auch
sein Lebensraum aus verschiedenen              seit Anfang, als ich noch als Tierarzt im        international für Zoo-Fragen, Tier- und
Gründen bedroht sind. Wir machen das           Zolli tätig war. Es ist ein Lotto-Sechser,       Naturschutz. Pagan ist verheiratet, Jog­
aber nicht etwa mit Zolli-Spenden, son­        hier arbeiten zu dürfen, und zwar egal, in       ger und Marathonläufer sowie, zusammen
dern lassen von jedem Eintrittsbillet 15       welcher Position und mit welcher Aufgabe.        mit seiner Frau, begeisterter Segler.
Rappen und von jedem Abo CHF 1.50 in           Wichtig ist, dass wir praktisch keine Routi­

                                                                                                                                               5
Bedrohungen und Chancen des Erfolgsmodells Zoo
                                                pro Tierart und -anzahl vor. Diese ist aller­   und in der Nacht auf den Aussenanlagen
                  Dr. iur. Martin Lenz          dings zu hinterfragen und erscheint auch        gehalten, jedoch immer wieder in die Ställe
                  Advokat und Notar bei         an vielfacher Stelle als fragwürdig: Für        oder in den Vorhof geholt, trainiert, gewo­
                  Lenz Caemmerer                zwei Luchse wird eine Aussenanlage von          gen, behandelt und gepflegt. Gefüttert wer­
                  Verwaltungsrat Zoologischer   30 m2, für zwei rund viermal leichtere          den sie mehrmals täglich im Stall, auf den
                  Garten Basel AG               europäische Wildkatzen jedoch eine von          Aussenanlagen und im Bad, wobei Nah­
                  martin.lenz@lclaw.ch          40 m2 gefordert. Zwei Goldnackenaras            rung wie Äste auch zur Beschäftigung und
                                                müssen in einer Voliere von der Grösse          zur Befriedigung des Spieltriebs eingesetzt
                                                eines Kinderzimmers, zwei in etwa gleich        wird. Dass dies artgerechter Haltung ent­
Ist das Halten von wilden Tieren in einem       grosse Graupapageien können demgegen­           spricht, sieht man daran, dass die Tiere
zoologischen Garten wie dem Basler Zoo          über in einem kleinen Käfig gehalten            kein abnormales Verhalten zeigen, aber
gerechtfertigt? Welche ethischen Grund­         werden. Wieso wird für drei weibliche afri­     auch in den Zuchterfolgen, die der Zoo
sätze sind für eine artgerechte Tier­           kanische Elefantenkühe eine gleich grosse       Basel aufweisen kann. Die Geburt des Nas­
haltung wichtig? Welche Einschränkungen         Aussenanlage von 500 m2 gefordert wie für       hornjungen Kiran im Freilauf, bei dem die
ergeben sich durch die Tierschutzgesetz­        zwei in der Regel etwa halb so schwere          Mutter frei wählen konnte, wo und wie sie
gebung? Dr. Martin Lenz, Verwaltungsrat         und grosse Nashornkühe? Das lässt sich          gebären will, und bei der entgegen sonsti­
des Zoo Basel, geht diesen Fragen im            trotz des sozialeren Verhaltens von Elefan­     gen Geburten das ältere Kalb Henna nicht
folgenden Beitrag nach.                         ten nicht erklären. Die Liste kann beliebig     bereits von der Mutter getrennt wurde,
                                                erweitert werden und sie zeigt, dass            sondern anwesend war, ist die erste Geburt
Haben Sie sich über die Geburt des Nas­         bei der Definition des Raumbedarfs in der       in dieser Art in einem europäischen Zoo
horns Kiran im Basler Zoo gefreut? Oder         Tierschutzverordnung zu wenig auf wis­          überhaupt.
waren Sie betrübt darüber, dass ein wildes      senschaftliche Erkenntnisse Rücksicht
Tier in einem Zoo-Gehege zur Welt kam?          genommen wurde.                                 Importverbot von Delphin und Wal
Die grundlegende Frage des Sinns einer                                                          Ein Tierschutz, der auf wissenschaftlichen
Tierhaltung im Zoo ist zweifellos berech­                                                       Überlegungen basiert, schränkt daher die
tigt. Verneint man sie, muss man Zoologi­                                                       Tierhaltung in einem wissenschaftlich
sche Gärten letztlich verbieten. Zoos haben                                                     geführten Zoo wie dem Zoo Basel nicht ein
allerdings in erster Linie mit weitaus                                                          – nur besteht die Gefahr, dass primär
konkreteren rechtlichen Einschränkungen                                                         basierend auf Emotionen und unter dem
zu kämpfen, wobei vorauszuschicken ist,                                                         Vorwand des Tierschutzes Forderungen
dass unter der Tierhaltung in einem Zoo                                                         und damit rechtliche Einschränkungen auf­
oder Park stets nur die wissenschaftliche                                                       gestellt werden, die nicht wissenschaftlich
Betreuung verstanden und gutgeheissen                                                           fundiert sind. Als Beispiel dafür kann das
wird; eine Tierhaltung, die nur zur Unter­                                                      Importverbot von Delphinen und Walen in
haltung von Menschen dient, ist dagegen                                                         die Schweiz angeführt werden, welches in
abzulehnen.                                                                                     das Tierschutzgesetz aufgenommen wurde.
                                                                                                Unsere Volksvertreter haben festgehalten,
Wieviel Platz braucht ein Tier?                                                                 dass eine artgerechte Haltung dieser Tiere
Das Tierschutzgesetz (TSchG) fordert in                                                         in der Schweiz nicht möglich sei, was in
Art. 4 die Rücksichtnahme auf die Tiere in                                                      dieser Absolutheit sicherlich nicht richtig
bestmöglicher Weise und die Sorge um                                                            sein kann, zumal gar nicht definiert wurde,
deren Wohlergehen. Zudem setzt die art­                                                         was das artgerechte Halten von Delphinen
gerechte Haltung voraus, dass den Tieren        Auch Abwechslung ist wichtig                    beinhaltet. Vielmehr hätte die Haltung im
keine Schmerzen, Leiden oder Schäden            Ohnehin ist genügend Platz zwar erforder­       konkreten Fall im Rahmen des Bewilli­
zugefügt und sie weder in Angst versetzt        lich, aber nicht allein ausschlaggebend.        gungsverfahrens, welches für das gewerbs­
noch in anderer Weise in ihrer Würde            Das Wohlergehen eines Tieres definiert          mässige Halten von Wildtieren nach Art. 7
missachtet werden. Das bedeutet, dass           sich nicht hauptsächlich über die zur Verfü­    Abs. 3 TSchG i.V.m. Art. 90 TSchV vorge­
den Tieren die Möglichkeit gegeben wer­         gung gestellte Fläche, sondern nebst Nah­       schrieben ist, gegebenenfalls verändert
den muss, sich so weit als möglich so zu        rung und Fortpflanzung auch über eine           oder verboten werden müssen. Eine Ände­
verhalten wie sie es in freier Wildbahn         abwechslungsreiche Tierhaltung und gutes        rung des Tierschutzgesetzes wäre dafür
grundsätzlich auch tun würden. In Bezug         Management. So bietet die Nashornanlage         nicht erforderlich gewesen. Obwohl der Zoo
auf die platzmässigen Anforderungen             des Zoo Basel zwei Aussenanlagen mit            Basel keine vom Importverbot betroffenen
schreibt die Tierschutzverordnung (TSchV)       Bademöglichkeiten, einen Vorhof und vier        Tierarten hält, wäre es leichtsinnig, diesen
in ihrem Anhang 2 detailliert die für das       Ställe, wovon zwei wiederum mit Bad. Im         Entscheid als für ihn unproblematisch zu
Halten von Wildtieren notwendige Fläche         Sommer werden die Nashörner am Tag              bezeichnen. Mit dem erstmaligen Verbot

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einer individuellen Tierart ist ein gefährli­      hautnah miterleben. Durch den Zoo Basel         Rechtfertigt dies nicht letztlich die artge­
cher Präzedenzfall geschaffen worden, und          lernen sie, was der artgerechte Umgang          rechte Tierhaltung von wilden Tieren in
es kann allen Beteuerungen zum Trotz               mit Tieren beinhaltet und wie mit Tieren        Gehegen? Ich bin der Meinung, Sie dürfen
nicht ausgeschlossen werden, dass irgend­          umzugehen ist.                                  sich zusammen mit dem Zoo Basel unein­
wann weitere Tierarten folgen werden,                                                              geschränkt über die Geburt des Nashorn­
zumal die Volksvertreter sich einer Anhö­          Zoo und Artenschutz                             jungen Kiran freuen.
rung fachkundiger Kreise mehrheitlich ver­         Heute leben etwa noch 29‘000 Nashörner
schlossen und letztlich populistisch ent­          in freier Natur. Ihr Bestand ist jedoch
schieden haben.                                    stark bedroht, weil deren Horn in Jemen für
                                                   Dolchgriffe und in Ostasien als Medikament
Naturschutz, Forschung und Bildung                 gegen Fieber und Schmerzen verwendet
Der Zoo Basel dient der Erholung und hilft         wird. Von den asiatischen Nashornarten ist
dem Naturschutz. Er fördert darüber hin­           das indische Panzernashorn gefährdet, das         Dr. Martin Lenz
aus die Forschung, die zu wissenschaft­            Java- und Sumatra-Nashorn vom Ausster­            geboren 1969 in Liestal, studierte in Basel
lichen Erkenntnissen führt. Er vermittelt          ben bedroht. Beim afrikanischen Breitmaul-        und Lausanne Rechtswissenschaften, die
zudem – und dies erscheint mir die wich­           bzw. Spitzmaulnashorn ist von den insge­          er 1993 mit dem Lizentiat abschloss. Nach
tigste Aufgabe – Bildung. Im Jahr 2012             samt sechs Unterarten eine ausgestorben,          Weiterbildungsjahren in New York und
hatte der Zoo Basel über 1,8 Millionen             drei sind vom Aus­sterben bedroht und die         Paris erlangte er 1996 – 1998 das Anwalts-
Besucherinnen und Besucher. Davon                  restlichen zwei gefährdet. Den verantwor­         und Notariatspatent; seit 1999 arbeitet er
waren 4‘987 Schulklassen mit insgesamt             tungsvollen Umgang mit Tieren insbeson­           in der international tätigen Anwaltskanz­
83‘133 Schülerinnen und Schülern und               dere den zukünftigen Generationen näher           lei Lenz Caemmer in Basel. Dem Basler
unzählige Kinder in Begleitung von Fami­           zu bringen, ist daher nötiger denn je. Denn       Zolli ist Dr. Martin Lenz seit Mitte 2006 als
lienangehörigen. Im Kinderzolli können             wir schützen nur was wir lieben, wir lieben       Verwaltungsratsmitglied verbunden.
Kinder zudem ihre ersten Begegnungen               nur was wir kennen und wir kennen nur das,
mit grösseren oder kleineren Haustieren            was uns beigebracht wurde.

Vom Ozeanium und anderen Visionen
                                                   heimischen Tierwelt näher zu bringen. Die       auch exotische Tiere in unserem Garten
                                                   Vision konkretisierte sich im Plan einer        angesiedelt; den Anfang machten Löwen
                  Elisabeth Simonius-Gruner
                                                   Gruppe von Bürgern, einen entsprechenden        und ein Orang Utan.
                  Verwaltungsratspräsidentin der
                                                   Zoologischen Garten anzulegen. Dies war
                  Zoologischer Garten Basel AG
                                                   nur möglich, weil von Seiten der Einwohner,     Startschwierigkeiten
                  e.simonius@vtxmail.ch
                                                   der Bürger sowie der Behörden bedeutende        Schon damals hatte die Kommission auch
                                                   finanzielle Opfer erbracht wurden. Eine für     bezüglich der Finanzierung des Zoos eine
                                                   die Entwicklung des Projekts eingesetzte        Vision, die in den kommenden Jahren ver­
                                                   Kommission erhielt von den Eigentümern,         wirklicht und weiterentwickelt werden
Dank einiger visionärer Vogelkundler ist           der Einwohnergemeinde und dem Spital zu         sollte. Ein entsprechender Aufruf an die
der Basler Zoologische Garten vor rund             günstigen Bedingungen das Landstück zwi­        Bevölkerung, sich an einer Aktiengesell­
140 Jahren entstanden und hat seither              schen dem Birsig und dem Rümelinsbach.          schaft zu beteiligen, wurde sehr gut aufge­
immer wieder von den Visionen mutiger                                                              nommen und in kürzester Zeit wurden CHF
Leute profitiert. Unter diesem Aspekt              Eine Vision wird Realität                       218‘000.– in unverzinslichen Aktien gezeich­
beleuchtet Elisabeth Simonius, Verwal­             Im Januar 1873 wurde eine Planskizze und        net. Zwei Jahre später stellte sich aller­
tungsratspräsidentin der Zoo Basel AG,             ein «Aufruf zur Beteiligung an der Grün­        dings heraus, dass diese Summe nicht
einige Stationen aus der Vergangenheit,            dung eines zoologischen Gartens in Basel»       ausreicht und die Verantwortlichen fragten
der Gegenwart und der Zukunft des Zolli.           erlassen. Mit Erfolg: Der Zolli öffnete seine   sich, ob der Zoologische Garten nicht bes­
                                                   Tore am 3. Juli 1874. Er war der erste Zoo­     ser wieder geschlossen werden sollte.
Im Jahre 1872 hatte die Ornithologische            logische Garten in der Schweiz und er           Doch die Initianten liessen nicht locker.
Gesellschaft Basel die Vision, den Baslerin­       sollte vorerst vor allem die Tiere der          Ihre Vision nach zwei Jahren wieder fallen
nen und Baslern, aber auch den übrigen             Alpengegend und einige interessante Tiere       zu lassen, war für sie undenkbar! Eine
Bewohnern der Region, die Vielfalt der ein­        aus Europa zeigen. Schon bald aber wurden       erneut einberufene Generalversammlung

                                                                                                                                                     7
ernannte einen 7er-Ausschuss, der sich                       mung zusammen mit dem Bund und dem                             wenn nicht das grösste Unterfangen, das
um zusätzliche Gelder bemühen sollte.                        Zoo Zürich vorgenommen. Aufgrund die­                          der Zoo je in Angriff genommen hat. Wir
Diese Aktion war zwar erfolgreich, aber                      ser Absprachen hat sich der Zolli vor allem                    sind zuversichtlich, dass wir mit dieser
auch in den kommenden Jahren wurden die                      für die Tiere aus dem Süden von Afrika                         «Vision» genügend Geldgeber begeistern,
Gelder immer wieder knapp. Mit viel Fanta­                   entschieden. Zu unserem grossen Bedau­                         die uns die Realisierung dieser faszinieren­
sie und Aktivitäten wie zum Beispiel Los­                    ern müssen wir aus Platzgründen auf                            den Zolli-Erweiterung ermöglichen!
verkäufen, Sonntagskonzerten, dem Gast­                      Tiger und Eisbären verzichten.
spiel einer Nubier-Karawane sowie vielen                                                                                    Spenden nötig und willkommen
andern Projekten hielt sich der Zolli über                   Vision «Grosser Panda»                                         Die visionären Ideen werden den Verant­
Wasser, bis er 1901 dank eines Legats von                    In jüngster Zeit haben sich die Visionen in                    wortlichen auch in Zukunft nicht ausge­
Johann Beck über CHF 750‘000.– (heute                        Bezug auf die Entwicklung unseres Zolli                        hen. Es ist zu hoffen, dass die bereits
wären das ca. CHF 9,5 Mio.) finanzielle                      insofern verändert, als wir nicht nur ein­                     geplanten, aber auch weitere, neue Pro­
Sicherheit erlangte.                                         zelne Tiere, sondern vor allem biologische                     jekte verwirklicht werden können. Dafür
                                                             Zusammenhänge und Tiergruppen, die                             ist unser Zolli weiterhin auf die ideelle
140 Jahre «Vision Zolli»                                     auch in der Natur zusammen leben, zeigen                       und materielle Unterstützung der Basler
Visionen haben den Basler Zoo zu jeder                       wollen. Beispiele dafür sind das Etoscha-                      Bevölkerung angewiesen. Jede Spende,
Zeit seiner fast hundertvierzigjährigen                      Haus, die Afrikaanlage, das Australis, die                     und sei sie noch so klein, hilft mit, zukünf­
Geschichte begleitet. Dank einer mutigen                     Nashörner und bald auch die Elefanten,                         tige Zolli-Visionen Wirklichkeit werden zu
Gruppe von Persönlichkeiten, die an die                      deren Anlage in den nächsten Jahren neu                        lassen!
Zukunft des Gartens glaubte, hat er über­                    gebaut wird. Eine weitere Vision: Langfristig
lebt und immer mehr Personen haben die                       soll im Sauter-Garten eine Asien-Anlage
«Vision Zolli» bis in die heutige Zeit unter­                mit dem Grossen Pandabären Einzug halten.
stützt. In der neueren Zeit werden visionäre                                                                                    Elisabeth Simonius-Gruner
Ideen und Projekte allerdings immer stär­                    Vision «Ozeanium»
                                                                                                                                geboren 1944 in Basel, ist verheiratet und
ker durch gesetzliche Vorschriften in der                    Ein ganz grosses Projekt schliesslich, das
                                                                                                                                Mutter von drei erwachsenen Söhnen. Seit
Tierhaltung und beim Tierschutz beein­                       wir verwirklichen möchten, ist der Bau
                                                                                                                                Februar 2000 gehört sie dem Verwal­
flusst; umso mehr ist Kreativität und Flexi­                 eines Ozeaniums auf der Heuwaage. Unter
                                                                                                                                tungsrat der Aktiengesellschaft Zoologi­
bilität gefragt. Zum Beispiel werden Mini­                   dem Motto «Basel liegt am Meer» sollen
                                                                                                                                scher Garten AG an und seit Oktober 2006
malflächen für Tiere vorgeschrieben, die                     verschiedenste Lebewesen des Meeres
                                                                                                                                ist sie dessen Präsidentin. Die langjährige
dazu führen, dass wir aus Platzgründen                       gezeigt und dadurch das Bewusstsein
                                                                                                                                ehemalige Grossrätin und Vizepräsidentin
nicht mehr so viele Tierarten halten kön­                    geweckt werden, dass jeder Mensch letzt­
                                                                                                                                der Liberalen Basel-Stadt und Schweiz ist
nen, wie wir es uns wünschen. Dabei muss                     lich mit dem Ozean verbunden ist. Nach­
                                                                                                                                heute Honorarkonsulin von Belgien. Sie
man bedenken, dass viele Tierarten nur                       dem der Grosse Rat einer Umzonung zuge­
                                                                                                                                war und ist in verschiedenen Verwal­
überleben, weil man sie in den Tiergärten                    stimmt hat, welche den Bau eines grossen
                                                                                                                                tungsräten und engagiert sich in diversen
züchtet und gleichzeitig in situ entspre­                    Gebäudes auf der Heuwaage möglich
                                                                                                                                Institutionen für die Belange der Region.
chende Projekte unterstützt. Wir haben                       macht, ist die Planung in vollem Gange.
aus diesem Grunde eine Standortbestim­                       Das Ozeanium ist wohl eines der grössten,

    IMPRESSUM Nummer 4/2013, erscheint viermal jährlich.
    HERAUSGEBER: Handelskammer beider Basel (info@hkbb.ch), Advokatenkammer Basel, Basellandschaftlicher Anwaltsverband (sekretariat@advokaturambahnhof.ch)
    grosszügig unterstützt von der Jubiläumsstiftung La Roche & Co (jubilaeumsstiftung@larochebanquiers.ch)
    REDAKTION: Dr. Philip R. Baumann, Dr. iur. Alexander Filli, Dr. iur. Roland Gass, Dr. iur. Urs D. Gloor, Martina Hilker, MLaw Andrea Tarnutzer-Münch, lic. phil. I Roger Thiriet
    LAYOUT: Elmar Wozilka, Handelskammer beider Basel, Druck: bc medien ag, Münchenstein
    ADRESSE: «tribune», Aeschenvorstadt 67, Postfach, 4010 Basel Telefon: +41 61 270 60 61 Telefax: +41 61 270 60 65 E-mail: tribune@hkbb.ch
    Tribune ist eine offizielle Publikation der herausgebenden Organisationen für deren Mitglieder.
    Der Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen. Für Nichtmitglieder kostet das Jahresabonnement CHF 20.–

                   AZB
               CH-4010 Basel
                P.P. / Journal

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