Empfehlungen für Kursleitende - zur barrierefreien Erwachsenenbildung

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Empfehlungen für Kursleitende - zur barrierefreien Erwachsenenbildung
Volkshochschule
           Leipzig

Empfehlungen für Kursleitende
zur barrierefreien
Erwachsenenbildung
Empfehlungen für Kursleitende - zur barrierefreien Erwachsenenbildung
Inhalte                                                Liebe Kursleiterin, lieber Kursleiter,

                                                       die Volkshochschule Leipzig ist „das kommunale Weiterbil-
                                                       dungszentrum für alle Leipziger und Leipzigerinnen“, so for-
Seite 4       Allgemeine Tipps                         muliert es unser Leitbild. Offenheit und Vielfalt sind Prinzipi-
                                                       en und Merkmale der Volkshochschularbeit. Menschen mit
                                                       körperlichen oder geistigen Einschränkungen, mit Lese- und
Seite 5       Tipps zur Kommunikation                  Schreibdefiziten sowie Menschen mit Migrationshintergrund
                                                       suchen und finden verstärkt Bildungsangebote in der Volks-
                                                       hochschule. Es ist unsere Aufgabe, Strukturen vorzugeben,
Seite 6 - 7   Menschen mit eingeschränkter Mobilität   die auch Menschen mit speziellen Teilnahmebedürfnissen
                                                       den Zugang und die Teilhabe ermöglichen.

Seite 7 - 8   Menschen mit Sehbehinderungen            Diese Handlungsempfehlungen sollen Ihnen Hintergrundin-
                                                       formationen zu verschiedenen Behinderungen zur Verfügung
                                                       stellen. Sie sind ein Baustein, um den pädagogischen Alltag
Seite 8 - 9   Menschen mit Hörbehinderungen            an der Volkshochschule inklusiver und barrierefreier zu ge-
                                                       stalten. Dabei ist uns bewusst, dass nicht alle auftretenden
                                                       Fragen und Probleme angesprochen werden können. Einiges
Seite 10      Menschen mit Lernschwierigkeiten         in den angegebenen Empfehlungen wird Ihnen selbstver-
              und/oder geistiger Behinderung           ständlich vorkommen. Vertrauen Sie Ihrer Menschenkenntnis,
                                                       Ihren sozialen Kompetenzen und Ihrer Lebenserfahrung.
Seite 11      weiterführende Informationen
                                                       Signalisieren Sie Ihrem/r Pädagogischen Mitarbeiter/-in Prob-
                                                       leme, sobald Sie sie bemerken. Wir unterstützen Sie jederzeit.
Seite 12      Ansprechpartnerin                        Nicht immer erfahren wir von den besonderen Bedürfnissen
                                                       unserer Teilnehmenden und brauchen daher Ihren Hinweis.

                                                       Herzlichen Dank!

                                                       Heike Richter
                                                       Leiterin der Volkshochschule Leipzig

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Allgemeine Tipps                                           Tipps zur Kommunikation

•   Weisen Sie die Beteiligten darauf hin, dass Beein-     •   Sprechen Sie die Teilnehmenden selbst an
    trächtigungen oder benötigte Hilfsmittel bereits bei       und nicht die Begleitperson bzw. den/die
    der Anmeldung angegeben werden können, damit               Gebärdensprachdolmetscher/-in.
    Sie sich als Kursleiter/-in, aber auch anderes VHS-    •   Bieten Sie Unterstützung an und fragen Sie nach, wie
    Personal, entsprechend vorbereiten können.                 Sie helfen können.
•   Akzeptieren Sie die Anwesenheit von Assistenz          •   Sprechen Sie mit den betreffenden Personen vor und
    (Begleitperson oder Hilfsmittel, z.B. Hund).               nach dem Kurs, ob diese ggf. noch Wünsche oder
•   Lassen Sie technische Hilfsmittel zu und akzep-            Bedürfnisse haben, die Sie umsetzen oder weiterlei-
    tieren Sie ggf. dadurch hervorgerufene Störungen           ten können.
    (z.B. akustische durch die Vorlesefunktion des Rea-    •   Fragen Sie ggf. nach, wenn Sie etwas nicht verstan-
    ders).                                                     den haben und haben Sie Geduld, wenn es mal nicht
•   Nehmen Sie selbstständig Kontakt zu den betreffen-         so schnell geht.
    den Personen auf.                                      •   Sprechen Sie deutlich und nicht zu schnell. Achten
•   Verwenden Sie verschiedene Methoden und Mög-               Sie auf Ihr Mundbild.
    lichkeiten (sprechen Sie immer zwei Sinne an: visu-    •   Fragen Sie regelmäßig nach, ob die Inhalte verstan-
    ell, auditiv, taktil…).                                    den wurden.
•   Versuchen Sie bei Teilnehmenden mit Mobili-            •   Sprechen Sie Konflikte/Probleme, die sich zwischen
    tätseinschränkung auch mit der Sprachmotorik (z.B.         Teilnehmenden mit Behinderung und anderen Teil-
    Stottern, undeutlich oder langsam artikulierend)           nehmenden ergeben, offen an.
    bewusst differenziert zu arbeiten, indem sie den
    betreffenden Teilnehmenden Aufgabenteile/Rollen
    zuweisen, die sie ausfüllen und in denen sie sich
    gleichwertig fühlen können.

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Menschen mit eingeschränkter Mobilität                          •   Berücksichtigen Sie die „Räder-Füße-Regel“ (Ist mein
                                                                    Kurs durchgängig barrierefrei nutzbar?).
                                                                •   Für Teilnehmende, die in Veranstaltungen nicht selbst
Eingeschränkte Mobilität meint den dauerhaften oder zeitwei-        (mit)schreiben können, sollte nach Alternativen gesucht
ligen Verlust der Beweglichkeit verschiedenen Grades durch          werden (z.B. Skripte, Kopien vorbereiten, Aufzeichnun-
Alter, Krankheit oder Unfall, der eine uneingeschränkte Teil-       gen der Veranstaltung gestatten, Schreibassistenz anbie-
nahme am öffentlichen Leben nur mit Fortbewegungshilfen             ten).
ermöglicht. Hierzu zählen vor allem: Rollstuhl, Gehstock/-
stütze, Rollator, ggf. Elektromobil.

Tipps zur „Veranstaltungsdidaktik“                              Menschen mit Sehbehinderungen
•   Bitte informieren Sie die VHS, wenn an Ihrem Kurs
    Menschen mit Mobilitätseinschränkung teilnehmen, für        Unter Sehbehinderungen werden verschiedene Ausprägun-
    den Fall, dass die VHS dies nicht bereits registriert und   gen von Sehschwäche und Blindheit verstanden.
    adäquat reagiert hat.                                       Dazu gehören auch Farbenblindheit, Lichtempfindlichkeit oder
•   Fragen Sie Ihre Teilnehmenden mit Mobilitätseinschrän-      Schwierigkeiten, im Dunkeln zu sehen. Während Menschen
    kungen zu Kurs-/Veranstaltungsstart nach ihren spe-         ohne Seheinschränkungen fast alle Informationen über das
    ziellen Unterstützungswünschen und bieten Sie Un-           Auge aufnehmen, müssen Blinde diese über andere Sinnes-
    terstützung an, ggf. auch in Absprache mit anderen          organe rezipieren. Sehbehinderte benötigen Hilfsmittel.
    Kursteilnehmenden (z.B. „Möchten Sie, dass ich/Herr X
    Sie immer am Haupteingang abholt?).                         Tipps zur „Veranstaltungsdidaktik“
•   Informieren Sie sich vorab, ob und wo sich im Gebäude
    Lift, Rampen und behindertengerechte Toiletten, Garde-      •   Sehbehinderte und Sehschwache können sich in der Re-
    roben etc. befinden.                                            gel gut orientieren; haben aber Probleme mit der Vielzahl
•   Erzeugen Sie für den Dialog mit Rollstuhlnutzer/-innen          an gedruckten/bewegten und visuellen Informationen, die
    „Augenhöhe“ (sich gegenübersitzen, hinhocken).                  in Kursen oft verwendet werden.
•   Achten Sie bei Arbeit an Wand, Tafel und dergleichen auf    •   Verwenden Sie serifenfreie vergrößerte Schrift (14pkt
    erreichbare Arbeitshöhen.                                       fett), Bilder und Grafiken mit starkem Kontrast und klaren
•   Achten Sie auf bequeme Stühle, die auch einfaches Set-          Konturen – sowohl an der Tafel/Flipchart als auch in Prä-
    zen und Aufstehen ermöglichen. Ist ein höhenverstellba-         sentationen und auf Arbeitsblättern.
    rer Tisch von Vorteil? Derlei Anforderungen nimmt unsere    •   Reduzieren Sie die schriftlichen Informationen in Präsen-
    Raumplanung/HPM entgegen.                                       tationen, auf Tafeln etc. – „entschlacken“ sie diese auf
                                                                    das Wesentliche.

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•   Verbalisieren Sie grafische oder filmische Darstellungen.     Tipps zur „Veranstaltungsdidaktik“
•   Sprechen Sie laut und deutlich, vermeiden Sie ungenaue
    Bezeichnungen wie „dies“ und „dort“. Achten Sie auf Ton-      •   Wenden Sie sich den betreffenden Menschen während
    lage, Sprachmelodie und Lautstärke.                               des Sprechens zu, damit diese Ihr Mundbild sehen kön-
•   Bedenken Sie, dass nonverbale Signale nicht gesehen               nen. Artikulieren Sie sauber, aber nicht übertrieben.
    werden können (Lächeln, Gesten, Mimik).                       •   Passen Sie ggf. die Sitzordnung an (Stuhlkreis, Viereck,
•   Sprechen Sie die betroffenen Personen in der Veranstal-           Halbkreis), damit der Sichtkontakt zu allen Teilnehmen-
    tung mit Namen an.                                                den vorhanden ist.
•   Sorgen Sie für eine gute Beleuchtung des Raumes.              •   Sprechen Sie deutlich, in normaler Lautstärke und mit
    Schalten Sie die Raumbeleuchtung aus, wenn Sie Bea-               mittlerem Tempo. Dabei ist es hilfreich, wenn Sie Ihre
    mer, Interaktive Tafeln u.ä. verwenden.                           Worte mit Mimik und Gestik unterstreichen.
•   Stellen Sie Kopien Ihrer Manuskripte, Tafelbilder, Folien     •   Setzen Sie visuelle Medien ein (Kopien, Arbeitsblätter,
    etc. zur Verfügung, idealerweise bereits im Voraus.               Flipchart etc., auch digitale Materialien).
•   Erlauben Sie die Aufnahme Ihrer Veranstaltung.                •   Nutzen Sie ggf. ein Mikrofon. Achten Sie während des
•   Unterbinden Sie Nebengeräusche: Ruhe im Raum, Fens-               Sprechens darauf, dass Ihr Mund nicht vom Mikrofon ver-
    ter und Türen schließen usw., ggf. fordern Sie einen alter-       deckt wird.
    nativen Raum an.                                              •   Achten Sie darauf, dass nicht mehrere Personen zur glei-
•   Weisen Sie sehbehinderte Kursteilnehmende bereits                 chen Zeit sprechen und vergewissern Sie sich, ob alles
    beim Betreten des Raumes verbal-beschreibend auf freie            richtig verstanden wurde. Wiederholen Sie ggf. Beiträge
    Plätze hin; bieten Sie ggf. ihre entgegengestreckte Hand          von anderen, besonders wenn Sie eine Soundanlage be-
    an und führen Sie die Person zum freien Platz.                    nutzen.
                                                                  •   Erlauben Sie die Aufnahme Ihrer Veranstaltung.
                                                                  •   Teilen Sie wichtige Informationen immer auch schriftlich
                                                                      mit.
Menschen mit Hörbehinderungen                                     •   Achten Sie darauf, dass Fenster und Türen geschlossen
                                                                      sind. Minimieren Sie Hintergrund- und Störgeräusche.
                                                                  •   Vermeiden Sie es, während des Sprechens am Computer
Unter Hörbehinderungen werden verschiedene Ausprägun-                 zu tippen oder in Ihren Unterlagen zu blättern.
gen von Einschränkungen der auditiven Sinneswahrnehmung           •   Kommunizieren Sie, über welches Thema Sie gerade
verstanden. Dazu gehören Schwerhörigkeit und Gehörlosig-              sprechen und kündigen Sie Themenwechsel an. Es kann
keit. Sprache, aber auch Geräusche werden von den betroffe-           außerdem hilfreich sein, Fragen, Aufgaben etc. anzukün-
nen Personen nicht oder nur teilweise aufgenommen.                    digen.
                                                                  •   Wenn Sie die hörbeeinträchtigte Person nicht verstanden
                                                                      haben, fragen Sie nach. Wiederholen Sie ggf. das Gesag-
                                                                      te und vergewissern Sie sich, ob Sie die Person richtig
                                                                      verstanden haben.
                                                                  •   Zuhören und Verstehen ist für hörbeeinträchtigte Men-
                                                                      schen sehr anstrengend. Planen Sie deshalb genügend
                                                                      Pausen ein, möglichst halbstündlich.

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Menschen mit Lernschwierigkeiten und/                           Weiterführende Informationen
oder geistiger Behinderung

Hierunter werden angeborene Störungen der Aufmerksam-           Sag es einfach! Europäische Richtlinien für die Erstellung
keit, der Wahrnehmung, des Gedächtnisses, der Kommuni-          von leicht lesbaren Informationen für Menschen mit geistiger
kation sowie Beeinträchtigungen der Fähigkeit, Handeln zu       Behinderung für Autoren, Herausgeber, Informationsdienste,
planen und Probleme zu lösen, verstanden. Es gibt keinen        Übersetzer und anderen interessierte Personen:
Konsens über eine einheitliche Bezeichnung von Menschen         www.webforall.info/wp-content/uploads/2012/12/EURichtli-
mit kognitiven Beeinträchtigungen.                              nie_sag_es_einfach.pdf

Tipps zur „Veranstaltungsdidaktik“
                                                                Wie macht man einen guten Vortrag? Netzwerk People First
•    Bieten Sie Orientierungshilfen an, vor allem in der An-    Deutschland e.V.:
     fangsphase, z.B. Namensschilder, -aufkleber, Sitzplan      www.menschzuerst.de/media/pdf/vortragsheft.pdf
     usw.
•    Verwenden Sie möglichst einfache Sprache nach der
     „kiss-Regel“ (keep it short and simple).                   Barrierefreie Erwachsenenbildung. Ein Projektbericht und
•    Vermeiden Sie Fremdwörter und Fachausdrücke.               Praxisleitfaden für mehr Barrierefreiheit und Inklusion in der
•    Sorgen Sie für eine Atmosphäre der Ruhe und Koopera-       Weiterbildung, VHS Mainz:
     tion.                                                      www.vhs-mainz.de/infos-und-service/barrierefreiheit/down-
•    Schaffen Sie Sicherheit, z.B. durch Klarheit der Kurs-     loads/projektbericht-und-praxisleitfaden-barrierefreie-er-
     struktur, der Verfahrensabläufe und durch Handlungs-       wachsenenbildung.html
     möglichkeiten für jeden Teilnehmenden.
•    Unterstützen Sie die Aufmerksamkeit und lenken Sie die
     Wahrnehmung der Lerninhalte durch vielfältige Methoden     So gelingt inklusive Erwachsenenbildung.Der Bamberger Weg
     der Präsentation und Erarbeitung.                          zu einer inklusiven Volkshochschule – ein Praxisleitfaden
•    Fördern Sie die Verarbeitung von Informationen, indem      Michael Hemm, Lebenshilfe Bamberg e.V.
     Sie neben geeigneten Anwendungsübungen auch Zeit für       Auflage 2018, DIN A4, Broschüre, durchgehend farbig, 144
     unterschiedliche Lerntempi einplanen.                      Seiten
•    Schaffen Sie Raum, um über Probleme zu sprechen und        Verlag der Bundesvereinigung Lebenshilfe; ISBN: 978-3-
     Lösungen gemeinsam zu entwickeln.                          88617-915-2
•    Nehmen Sie wahr, welche Unterstützung in emotionaler       19,50 Euro (Exemplar vor Ort vorhanden)
     Hinsicht für ein förderliches Lern- und Arbeitsklima ge-
     wünscht oder notwendig ist.
•    Sorgen Sie dafür, dass schnellere Lernende Freiraum
     sinnvoll nutzen, während langsamere Lernende an den
     Aufgaben arbeiten.
•    Sorgen Sie für Lernerfolge und ermuntern Sie zum Ler-
     nen.

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Volkshochschule
                Leipzig

     Ansprechpartnerin bei Fragen und
     Hinweisen zum Thema Inklusion

     Heike Büttner
     Pädagogische Mitarbeiterin
     Tel. 0341 - 123 6059
     heike.buettner@leipzig.de
     www.vhs-leipzig.de

     Stadt Leipzig
     Volkshochschule
     Löhrstr. 3 - 7
     04105 Leipzig

     Titelfoto: www.pixabay.com
     Foto Vorwort: Volkshochschule Leipzig

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