Zürcher Wirtschaftsmonitoring Einschätzungen und Prognosen - September 2021 - Kanton Zürich
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Kanton Zürich Volkswirtschaftsdirektion Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürcher Wirtschaftsmonitoring Einschätzungen und Prognosen September 2021
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 3 Die Übersicht zur Die Erholung setzt sich fort Wirtschaftslage 5 Kanton Zürich Vorkrisenniveau fast erreicht Die meisten Branchen haben sich gut von der Krise erholt. Die Geschäftslage der Banken befin- det sich sogar auf einem Rekordhoch. Steigerungsbedarf gibt es weiterhin beim Gastgewerbe, wo noch immer Gäste fehlen. Die Arbeitslosenquote im Kanton sinkt unterdessen weiter. 8 Schweiz und Wachstum bei den Handelspartnern Alle Mitgliedsstaaten Ausland der EU, die USA und auch China konnten ihre Wirtschaftsleistung im letzten Quartal steigern. Insbesondere der Dienstleistungssektor konnte wieder aufholen. Auch die Schweizer Wirtschaft befindet sich im Aufschwung. 10 Autoren und An- sprechpersonen 11 Wirtschaftsdaten & Prognosen Impressum Herausgeber Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA) Walchestrasse 19 Postfach 8090 Zürich www.zh.ch/wirtschaftsmonitoring Redaktion Kommunikation AWA Volkswirtschaftliche Analysen Fachstelle Volkswirtschaft AWA Gestaltung Works Design, Zürich Redaktionsschluss Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 2. September 2021 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 2
Die Übersicht zur Wirtschaftslage Die Erholung setzt sich fort Die Zürcher Wirtschaft ist auf Erholungskurs: Umsätze und Geschäftserwar- tungen erreichen ein neues Hoch seit Ausbruch der Pandemie, die Arbeitslo- sigkeit sinkt kontinuierlich. Aktuelle Geschäftslage stabilisiert sich Konsum in Zürich bleibt unterdurchschnittlich Die Geschäftslage der Zürcher Unternehmen hat sich zur Jahresmitte Die Ausgaben im stationären Handel sind im Kanton Zürich Mitte hin weiter verbessert und Anfang des dritten Quartals stabilisiert. Das des dritten Quartals leicht unter das Niveau von 2019 gesunken. Der Vorkrisenniveau ist im Kanton Zürich fast erreicht. Unterschied gegenüber dem Schweizer Durchschnitt bleibt bestehen. Kartenzahlungen im Detailhandel und Bargeldtransaktionen an Aktuelle Geschäftslage in der Gesamtwirtschaft Geldautomaten, Index 100 = Durchschnitt 2019 50 150 «gut» 2. Lockdown 18.01.2021 40 30 100 20 10 0 50 –10 –20 «schlecht» –30 0 Nov 18 Nov 19 Nov 20 Okt 18 Okt 19 Okt 20 Mär 18 Aug 18 Sep 18 Mär 19 Aug 19 Sep 19 Mär 20 Aug 20 Sep 20 Mär 21 Aug 21 Apr 18 Jun 18 Apr 19 Jun 19 Apr 20 Jun 20 Apr 21 Jun 21 Mai 18 Mai 19 Mai 20 Mai 21 Jan 18 Jan 19 Jan 20 Jan 21 Feb 18 Feb 19 Feb 20 Feb 21 Jul 18 Jul 19 Jul 20 Jul 21 Dez 18 Dez 19 Dez 20 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 Kalenderwoche 2021 Kanton Zürich Schweiz Index Zürich Index Schweiz Quelle: KOF Quelle: Monitoring Consumption Switzerland Erster Aufwärtstrend im Gastgewerbe Arbeitslosigkeit sinkt kontinuierlich Die Geschäftslage im Gastgewerbe hat sich endlich verbessert, wenn Die Arbeitslosenquote im Kanton Zürich sinkt seit März 2021 kontinuier- auch auf tiefem Niveau. Der Indikator der aktuellen Geschäftslage ist lich. Im August lag sie bei 2,7 %. Das sind noch 0,7 Prozentpunkte mehr von –85 Punkten auf –58 Punkte gestiegen. als im August 2019 (vor der Pandemie). Aktuelle Geschäftslage im Gastgewerbe Arbeitslosenquote 40 «gut» 5% 20 4% 0 3% 2,7% –20 2,7% 2% –40 –60 1% –80 0% Jan 19 Feb 19 März 19 Apr 19 Mai 19 Juni 19 Juli 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 März 20 Apr 20 Mai 20 Juni 20 Juli 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Jan 21 Feb 21 März 21 Apr 21 Mai 21 Jun 21 Jul 21 Aug 21 «schlecht» –100 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 2018 2018 2018 2018 2019 2019 2019 2019 2020 2020 2020 2020 2021 2021 2021 Kanton Zürich Schweiz Kanton Zürich Schweiz Quelle: KOF Quellen: SECO, AWA Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 3
Die Übersicht zur Wirtschaftslage BIP-Vorkrisenniveau dürfte Ende Jahr erreicht sein Höhepunkt bei den Erwartungen überschritten Das reale BIP dürfte im Kanton Zürich 2020 neuesten Schätzungen Die Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind weiterhin sehr nach um 3,6 % gesunken sein. Für 2021 wird ein Wachstum von 3,9 % optimistisch, jedoch nicht mehr so euphorisch wie zuletzt. Die Mehrheit erwartet, womit das Vorkrisenniveau dieses Jahr wieder erreicht werden der Unternehmen geht von einer unveränderten Geschäftslage bis dürfte. Jahresende aus. Wachstumsrate reales BIP (im Vergleich zum Vorjahr) Erwartete Geschäftslage in den nächsten 6 Monaten 5% 40 «verbessert» 4% 30 3% 20 2% 10 1% 0 0% –10 –1% –2% –20 –3% –30 –4% –40 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 «verschlechtert» Kanton Zürich Schweiz –50 Mär 18 Nov 18 Mär 19 Nov 19 Mär 20 Nov 20 Mär 21 Mai 18 Aug 18 Sep 18 Okt 18 Mai 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Mai 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Mai 21 Aug 21 Feb 18 Jun 18 Feb 19 Jun 19 Feb 20 Jun 20 Feb 21 Jun 21 Jan 18 Apr 18 Jan 19 Apr 19 Jan 20 Apr 20 Jan 21 Apr 21 Dez 18 Dez 19 Dez 20 Jul 18 Jul 19 Jul 20 Jul 21 Kanton Zürich Schweiz Quelle: BAK Economics Quelle: KOF Voranmeldungen zur Kurzarbeit nehmen weiter ab Wirtschaft der Zürcher Handelspartner wächst wieder Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Frühjahr 2020 waren über Die wichtigsten Zürcher Handelspartner konnten sich im zweiten Quartal 30 000 Unternehmen zur Kurzarbeit vorangemeldet. Im Juli 2021 lag wirtschaftlich kräftig erholen. In der EU erzielten alle Mitgliedsländer dieser Wert wieder unter 10 000. wieder positive Wachstumsraten. Die USA und China setzten ihren Wachstumskurs derweil fort. Abrechnungspotenziale aus genehmigten Voranmeldungen Bruttoinlandprodukt im 1. Quartal 2021 und 2. Quartal 2021 zur Kurzarbeit ggü. dem Vorquartal EU Deutschland USA China 30 000 1,9% –1,6% 1,5% 1,6% 1,3% 0,4% 20 000 –0,1% –2,0% 10 000 Q4 2020 Q1 2021 0 März Apr Mai Juni Juli Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb März Apr Mai Jun Jul 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 21 21 21 21 21 21 21 Quellen: SECO, AWA Quellen: Destatis, BEA, NBSC, Eurostat Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 4
Kanton Zürich Zürcher Wirtschaft: Aufschwung hält an Im Kanton Zürich hat sich die Geschäftslage der Unternehmen weiter verbessert. Fast alle Branchen haben zu Beginn des dritten Quartals 2021 das Vorkrisenniveau erreicht oder liegen nicht mehr weit darunter. Eine Ausnahme bildet das Gastgewerbe, das noch immer stark unter den fehlen- den internationalen Geschäfts- und Städtetouristen leidet. Entspannt hat sich zudem die Situation auf dem Zürcher Arbeitsmarkt – und zwar in allen Branchen: Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Beschäftigung steigt. In den nächs- ten Monaten dürfte sich die Situation weiter stabilisieren. Im Kanton Zürich geht der wirtschaftliche Aufwärtstrend weiter. Stark verbessert hat sich die Geschäftslage bei den Banken, Nach dem starken Einbruch des Bruttoinlandproduktes (BIP) wo im dritten Quartal ein neues 13-Jahre-Hoch erreicht wur- im Jahr 2020 (–3,6 %) und den verhaltenen ersten beiden Mo- de. Verantwortlich dafür dürfte die Zunahme der bewilligten naten im Jahr 2021 hat die Wirtschaft seit März stetig an Fahrt Kredite und verwalteten Vermögen sein. aufgenommen. Die Wirtschaftsaktivität hat über den Sommer hindurch in vielen Branchen sogar wieder das Vorkrisenniveau Ob sich die Geschäftslage im Herbst und Winter weiter verbes- erreicht. sern wird, ist noch unklar. Gemäss Umfrageergebnisseen der KOF gehen zwar nach wie vor mehr Unternehmen von einer Geschäftslage verbessert sich weiter besseren als von einer schlechteren Geschäftslage in den Wie die Umfrageergebnisse der KOF Konjunkturforschungsstel- nächsten sechs Monaten aus, jedoch hat der Anteil der Pessi- le der ETH Zürich zeigen, hat sich die Geschäftslage der Zür- misten gegenüber dem zweiten Quartal wieder etwas zuge- cher Unternehmen zu Beginn des dritten Quartals 2021 gegen- nommen. Vor allem im Baugewerbe und bei den Banken sind über dem zweiten Quartal noch einmal verbessert (siehe die Erwartungen für die kommenden Monate gesunken. Die Abbildung 1). Einzig bei den verschiedenen Dienstleistungen ist steigenden Fallzahlen und die vierte Pandemiewelle dürften eine minime Verschlechterung festzustellen. Dazu zählen unter leicht auf die Geschäftserwartungen drücken. Am starken anderem der Flugverkehr, die Reisebüros und die Kultur – sie Wachstum der Zürcher Wirtschaft in diesem Jahr dürfte das alle haben noch immer mit einer tieferen Nachfrage zu kämpfen. aber wenig ändern – gemäss Prognosen von BAK Economics wird das reale BIP um 3,9 % zulegen. 1 Geschäftslage im Q3 2021 nach Branchen im Kanton Zürich, saisonbereinigt 40 Verbesserung zum Vorquartal Veränderung der Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal Gastgewerbe 20 Banken Grosshandel Industrie Detailhandel Baugewerbe 0 Schlechte Geschäftslage Verschiedene Gute Geschäftslage Dienstleistungen Anmerkung: Verschlechterung zum Vorquartal Die Grösse der Kreise zeigt den Anteil der Beschäf- –20 tigten. Dabei gilt: Je grösser der Kreis, desto mehr –80 –60 –40 –20 0 20 40 60 80 100 Beschäftigte sind in dieser Branche tätig. Aktuelle Geschäftslage Quelle: KOF, Daten von Mitte August Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 5
Kanton Zürich Etwas anders präsentiert sich die Lage im Gastgewerbe. Zum men. Betroffen davon ist vor allem die Beherbergungsbran- einen ist es die einzige Branche, die im dritten Quartal 2021 che, wie der Blick auf die Logiernächte zeigt (siehe Abbildung noch immer eine schlechte Geschäftslage aufweist, auch 2). Nach dem Lockdown und dem dadurch ausgelösten star- wenn sich die Situation gegenüber dem Vorquartal markant ken Einbruch erholte sich die Zahl der Logiernächte im Som- verbessert hat. Zum anderen steigt die Zahl der Unternehmen, mer 2020 nur wenig und blieb deutlich unterhalb des Vorkri- die mit steigenden Umsätzen rechnen – im Unterschied zu den senniveaus von 2019. anderen Branchen, in denen sie wieder fallen. Das dürfte viel mit der noch immer relativ schlechten aktuellen Geschäftslage Auch im ersten Halbjahr 2021 ist nur ein bescheidener Auf- zu tun haben. Oder anders gesagt: Das Aufholpotenzial ist so schwung feststellbar: Im Juni lag die Zahl der Logiernächte gross, dass es fast nur besser werden kann. noch immer 71 % unter dem Vorkrisenniveau. Anders in der restlichen Schweiz, wo die Differenz nur 35 % beträgt. Im Un- Zahl der Logiernächte bleibt tief terschied zum Kanton Zürich erfolgte im Sommer 2020 ein Die nach wie vor schwierige Situation im Gastgewerbe ist starker Aufwärtstrend, der zu einem grossen Teil auf die ge- nicht weiter erstaunlich. Zwar erfreuen sich viele Restaurants stiegene Zahl inländischer Touristen in den Bergregionen zu- und Bars wieder an einer gestiegenen Nachfrage, doch fehlt rückzuführen ist. es immer noch an internationalen Geschäfts- und Städtetou- risten, die vorwiegend über den Flughafen nach Zürich kom- 2 Entwicklung der Logiernächte – Vergleich Schweiz und Zürich Kanton Zürich Restliche Schweiz 4 000 000 600 000 3 000 000 2019 400 000 –35 % 2019 –71% 2 000 000 2021 2020 200 000 2021 1 000 000 2020 0 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Quellen: BFS, Berechnungen AWA Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 6
Kanton Zürich Arbeitslosigkeit sinkt kontinuierlich KOF-Umfragen Deutlich verbessert hat sich die Lage auf dem Zürcher Arbeits- markt – und zwar in allen Branchen. Nachdem die Arbeitslo- Die Umfragen der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich senquote ihren Höchststand mit 3,6 % im Februar 2021 er- basieren auf monatlichen und vierteljährlichen Erhebungen bei leiten- reicht hatte (zum Vergleich: Kurz vor dem Ausbruch der den Persönlichkeiten von Unternehmen in verschiedenen Branchen. Corona-Krise betrug sie 2,3 %), ist sie seit März 2021 nun Mo- Die Branche Verschiedene Dienstleistungen besteht aus folgenden nat für Monat gesunken und lag im August noch bei 2,7 %. Vor Unterkategorien: Verkehr, Information, Kommunikation, persönliche allem im Gastgewerbe, aber auch im Detailhandel sind wieder und freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen, viele neue Stellen entstanden. Gleichzeitig hat auch die Kurz- Dienstleistungen des Grundstück- und Wohnungswesens, Gesund- arbeit abgenommen. heits- und Sozialwesen, sonstige Dienstleistungen. Die Antworten aus einem Unternehmen werden mit dessen Beschäfti- In den nächsten Monaten dürfte sich die Lage auf dem Ar- gungszahl gewichtet. Die Antworten aller Unternehmen werden zu beitsmarkt weiter stabilisieren. Derzeit rechnen alle Zürcher Produktegruppen und Branchen zusammengefasst. Zur Abschwä- Branchen – mit Ausnahme der Banken – mit einem Stellenauf- chung der Zufallsschwankungen werden in den Grafiken in der Regel bau. Allerdings dürfte spätestens mit Beginn des Winters die saisonbereinigte Daten mit regressionsanalytisch ermittelten Randwer- Arbeitslosigkeit im Bau- und Gastgewerbe aufgrund von sai- ten dargestellt. Die geglätteten Zeitreihen werden zusätzlich noch um sonalen Effekten wieder leicht zunehmen. Wie stark sich die- Extremwerte bereinigt. ser Effekt auf die gesamte Arbeitslosenquote auswirken wird, Für detaillierte Informationen zu den KOF-Umfragen siehe hängt nicht zuletzt vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. www.kof.ethz.ch/umfragen/konjunkturumfragen 3 Beschäftigungserwartungen nach Branchen, saisonbereinigt Zunahme 40 20 0 –20 –40 –60 Abnahme –80 Mrz 19 Jun 19 Sep 19 Dez 19 Mrz 20 Jun 20 Sep 20 Dez 20 Mrz 21 Jun 21 Anmerkung: Die negativen Beschäftigungserwartungen der Industrie Banken Banken sind nicht durch die Corona-Krise bedingt. Baugewerbe Gastgewerbe Es handelt sich vielmehr um längerfristige struktu- Grosshandel Verschiedene Dienstleistungen relle Änderungen aufgrund von betrieblichen Um- Detailhandel strukturierungen und zunehmender Digitalisierung. Quelle: KOF Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 7
Schweiz und Ausland Weltwirtschaft: Zürcher Handelspartner auf dem Weg zur Normalisierung Die fortgeschrittenen Volkswirtschaften konnten ihre wirtschaftliche Situa tion im zweiten Quartal 2021 deutlich verbessern. In einigen Ländern lag die Wirtschaftsleistung bereits höher als vor Ausbruch der Pandemie. Der glo bale Dienstleistungssektor wächst inzwischen stärker als die Industrie und holt seine Wachstumsverluste auf. Durch die schnelle wirtschaftliche Erho- lung hat die Inflation weltweit zugenommen. In der Schweiz liegen die Preis- anstiege vergleichsweise tief. Gleichzeitig konnte die Schweizer Wirtschaft wieder kräftig wachsen. Eine wirtschaftliche Normalisierung ist für viele Länder in greif- stärkeres Wachstum erzielten, während sich das Wachstum bare Nähe gerückt. Dies trifft vor allem auf fortgeschrittene im verarbeitenden Gewerbe allmählich verlangsamte. Grund Volkswirtschaften zu. Sie sind in der Pandemiebekämpfung hierfür war ein schwächeres Exportgeschäft. Höhere Ver- vorangekommen und können die Wirtschaft mit Fiskalmass- kaufspreise drückten zuletzt auf die Nachfrage nach Industrie- nahmen stützen. Die Situation in Schwellen- und Entwick- produkten. lungsländern hat sich jedoch teilweise verschlechtert. Diese gegenläufigen Trends führen dazu, dass der Internationale Dienstleistungssektor holt auf Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Weltwirtschafts- Während es zu Jahresanfang vor allem die Industrie war, die wachstum in diesem Jahr vorerst unverändert bei 6,0 % be- den weltweiten Aufschwung stützte, konnte der Dienstleis- lässt. Die Prognose für das kommende Jahr wurde im Juli in- tungssektor inzwischen aufholen. Der globale Einkaufsmana- des auf 4,9 % angehoben. gerindex für Dienstleistungen lag im Juli 2021 den vierten Mo- nat in Folge über dem Index des verarbeitenden Gewerbes. Wachstum auf breiter Front bei den Handelspartnern Vielerorts konnten Dienstleistungsanbieter von den weiteren Die wichtigsten Zürcher Handelspartner verzeichneten im Öffnungsschritten der vergangenen Monate profitieren. Im zweiten Quartal 2021 allesamt ein kräftiges Wirtschafts- April 2021 erreichte so auch die globale Tourismus- und Erho- wachstum. In der Europäischen Union (EU) konnten alle Mit- lungsbranche erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder gliedsländer positive Wachstumsraten gegenüber dem Vor- den Wachstumsbereich. In den Monaten Juni und Juli war das quartal erzielen. Insgesamt hat das reale Bruttoinlandprodukt Wachstum sogar stärker als in allen anderen Branchen. Dies (BIP) der EU zwischen April und Juni um 1,9 % zugenommen, erstaunt wenig angesichts des grossen Aufholpotenzials. Das nachdem es in den beiden Vorquartalen jeweils gesunken war. Wachstum in der globalen Industrie hat sich indes abge- Im Euroraum fiel das BIP-Wachstum mit 2,0 % sogar noch et- schwächt, was auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden was stärker aus. Die Wirtschaftslage bei den Schweizer Nach- kann. Einerseits herrscht weiterhin Angebotsknappheit bei barn hat sich deutlich entspannt: In Österreich wuchs das BIP verschiedenen Industriegütern, und steigende Preise lassen um 4,3 %, in Italien um 2,7 %, in Deutschland um 1,6% und in die Nachfrage teilweise sinken. Anderseits dürfte das langsa- Frankreich um 0,9 %. Der Aufholprozess der europäischen mere Wachstum auch Zeichen einer allmählichen Normalisie- Wirtschaft hat somit begonnen. Im vierten Quartal 2021 könnte rung in den entsprechenden Wirtschaftszweigen sein. das Vorkrisenniveau dann wieder vollständig erreicht werden. Preissteigerungen dürften sich wieder mildern Die Wirtschaftsleistung der USA wuchs bereits das vierte Die schnelle Erholung der Wirtschaft hat zu einem starken An- Quartal in Folge. Mit 1,6 % fiel das BIP-Wachstum zwischen stieg der Inflation geführt. Die Wirtschaftsforscher gehen je- April und Juni ähnlich hoch aus wie im ersten Quartal 2021. doch von einem vorübergehenden Effekt aus. Zum einen sind Das Vorkrisenniveau konnte damit bereits übertroffen werden. die Preise – zum Beispiel für Erdöl oder Tourismusdienstleis- Staatliche Unterstützungsmassnahmen in Form von Unter- tungen – während der Krise stark gesunken und steigen nun nehmenskrediten sowie Fördermittel für Bundesstaaten und wieder auf ihr Vorkrisenniveau. Zum anderen haben Liefereng- regionale Verwaltungseinheiten stiegen im zweiten Quartal, pässe und Angebotsknappheit zu Preisanstiegen geführt, wel- während Sozialleistungen an Haushalte zurückgingen. Trotz- che mittelfristig wieder überwunden werden dürften. Der IWF dem nahm der private Konsum weiter zu. erwartet für die meisten Länder im kommenden Jahr eine Rückkehr der Inflation zum Vorkrisenniveau. Auch die chinesische Wirtschaft wuchs weiter, und dies deut- lich stärker als noch zu Jahresbeginn. China hatte die wirt- schaftlichen Verluste durch die Corona-Krise bereits im ver- gangenen Jahr wettgemacht. Im zweiten Quartal 2021 nahm das BIP um 1,3 % gegenüber dem Vorquartal zu. Im April und Mai waren es vor allem die Dienstleistungsbranchen, die ein Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 8
Schweiz und Ausland Schweizer Wirtschaft zurück auf Wachstumskurs Virusvarianten könnten Erholung kurzfristig abbremsen Die Schweizer Wirtschaft konnte nach den Lockerungen der Die Unternehmenserwartungen für das zweite Halbjahr 2021 Corona-Massnahmen deutlich zulegen: Das BIP wuchs im fallen sowohl in der Schweiz als auch auf globaler Ebene mo- zweiten Quartal 2021 um 1,8 %. Im ersten Quartal war es noch derater aus als für die letzten Monate. Grund dürften die ge- leicht um 0,4% gesunken. Damit liegt die Schweizer Wirt- stiegene Unsicherheit über die Verbreitung von Virusvarianten schaftsleistung nur noch 0,5 % tiefer als Ende 2019, kurz be- und mögliche wirtschaftliche Einschränkungsmassnahmen vor die Pandemie ausbrach. Sowohl die Inlands- als auch die sein. Neue Massnahmen dürften aber nicht mehr so ein- Auslandsnachfrage haben wieder zugenommen. Besonders schneidend werden wie im bisherigen Pandemieverlauf. Die hoch war das Wachstum im Dienstleistungssektor. Zu Beginn wirtschaftliche Erholung könnte sich in den Herbst- und Win- des dritten Quartals verhält sich die Branchenentwicklung in termonaten höchstens verlangsamen. Global gesehen beste- der Schweiz jedoch etwas anders als auf globaler Ebene: Der hen Abwärtsrisiken für den Fall, dass der Inflationsdruck stär- Einkaufsmanagerindex der Schweizer Industrie hat sich im Juli ker ausfallen und länger anhalten sollte als bislang abermals verbessert und ist auf ein neues Rekordhoch geklet- angenommen. Die Notenbanken stehen weltweit vor der Her- tert. Die Industrieunternehmen vermeldeten eine weitere Stei- ausforderung, die expansive Geldpolitik lange genug fortzu- gerung ihrer Produktion und des Auftragsbestands. Im führen, um den wirtschaftlichen Aufschwung zu stützen, aber Schweizer Dienstleistungssektor hat sich die Geschäftslage rechtzeitig einzugreifen, um die Preisstabilität mittel- bis lang- hingegen stabilisiert und die Wachstumsdynamik hat sich et- fristig zu sichern. In der Schweiz selbst bleibt das Inflationsri- was abgeschwächt. Gemäss den Befragungen stiegen die siko jedoch gering. Einkaufspreise in beiden Sektoren an, was jedoch nur teilwei- se zu höheren Verkaufspreisen führte. Im internationalen Ver- gleich liegen die Inflationsraten in der Schweiz sehr niedrig, wie in Abbildung 1 zu sehen ist. Dies gilt neben den Verbrau- cherpreisen auch für die Produzentenpreise. 1 Jährliche Wachstumsrate der Verbraucherpreise im Vergleich 6 5 4 3 2 in % 1 0 –1 –2 Mrz 18 Mai 18 Apr 18 Aug 18 Sep 18 Okt 18 Feb 19 Mrz 19 Apr 19 Mai 19 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mrz 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Aug 20 Sep 20 Okt 20 Nov 20 Dez 20 Jan 21 Feb 21 Mrz 21 Apr 21 Ma 21 Jun 21 Jul 21 Jan 18 Feb 18 Jun 18 Jul 18 Nov 18 Dez 18 Jan 19 Schweiz OECD EU-27 Deutschland USA China Japan Quelle: OECD, Inflation (CPI) Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 9
Autoren und Ansprechpersonen Luc Zobrist Johanna Zenk Leiter Fachstelle Volkswirtschaft Wissenschaftliche Mitarbeiterin luc.zobrist@vd.zh.ch johanna.zenk@vd.zh.ch +41 43 259 49 65 +41 43 259 49 37 Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 10
Wirtschaftsdaten & Prognosen Kanton Zürich Konjunktur Quelle 2020 IV/2020 I/2021 II/2021 Bruttoinlandprodukt, real BAK Economics, VgV. –3,6 Warenexporte, nominal BAK Economics, Vjp. –11,9 –10,9 –2,7 –2,5 Bauvorhaben BAK Economics, Vjp. –15,2 –27,9 Logiernächte (Hotel- und Kurbetriebe) BFS, Vjp. –66,8 –74,3 –69,0 174,6 Beschäftigung und Arbeitsmarkt Beschäftigte BFS, Vjp. 0,4 –0,5 –1,4 0,5 Stellensuchende SECO, Vjp. 31,8 47,3 37,8 4,2 Arbeitslosenquote SECO 3,1 3,3 3,5 3,1 Unternehmen Neueintragungen im Handelsregister BAK Economics, Vjp. 7,3 17,9 15,0 16,4 Branchenentwicklung Zürich Branche (reale Bruttowertschöpfung) Quelle 2020 2021 2022 2023 Finanzsektor BAK Economics, VgV. –0,1 2,2 1,8 1,6 Unternehmensbez. Dienstleistungen BAK Economics, VgV. –3,9 5,2 3,7 1,0 Öffentliche Dienstleistungen BAK Economics, VgV. 0,5 3,1 0,7 1,4 Grosshandel BAK Economics, VgV. –0,7 0,2 1,9 –0,2 Investitionsgüterindustrie BAK Economics, VgV. –5,0 8,9 5,8 1,9 Baugewerbe BAK Economics, VgV. –4,0 2,0 1,3 0,0 Schweiz Konjunktur Quelle 2020 IV/2020 I/2021 II/2021 Bruttoinlandprodukt, real, saisonbereinigt SECO, VgV. –2,4 –0,1 –0,4 1,8 Warenexporte, nominal Eidg. Zollverwaltung, Vjp. –7,0 –3,4 0,9 26,4 Bauvorhaben BAK Economics, Vjp. –6,2 –26,4 Logiernächte (Hotel- und Kurbetriebe) BFS, Vjp. –40,0 –45,2 –32,7 169,5 Detailhandelsumsätze, Index, real, ohne Treibstoffe, saisonbereinigt BFS, VgV. 2,8 1,8 –1,9 5,2 Beschäftigung und Arbeitsmarkt Beschäftigte BFS, Vjp. –0,1 –0,3 –0,6 0,6 Stellensuchende SECO, Vjp. 26,5 36,4 29,5 1,8 Arbeitslosenquote SECO 3,1 3,4 3,6 3,1 Löhne, nominal BFS, Vjp. 0,8 0,8 0,5 –0,8 Preise Konsumentenpreise LIK BFS, Vjp. –0,7 –0,7 –0,5 0,5 Mietpreisindex BFS, Vjp. 0,9 0,6 0,5 0,8 Geld, Zins und Währungen Rendite 10-Jahre-Bundesobligationen SNB, Sqe –0,53 –0,53 –0,27 –0,20 Wechselkurs EUR/CHF SNB, Sqe 1,08 1,08 1,11 1,10 Wechselkurs USD/CHF SNB, Sqe 0,88 0,88 0,94 0,92 Realer Wechselkursindex SNB* SNB, Sqe 115,5 115,5 110,7 111,8 Handelspartner (real, saisonbereinigt) Bruttoinlandprodukt Deutschland Destatis, VgV. –4,9 0,7 –2,0 1,6 Bruttoinlandprodukt USA BEA, VgV. –3,4 1,1 1,5 1,6 Prognosen Konjunktur, Arbeitsmarkt, Preise Quelle 2020 2021 2022 2023 Bruttoinlandprodukt Schweiz, real SECO, VgV. –2,4 3,8 3,5 Arbeitslosenquote Schweiz SECO, VgV. 3,1 3,1 2,8 Konsumententeuerung Schweiz SECO, VgV. –0,7 0,4 0,5 Bruttoinlandprodukt Kanton Zürich, real BAK Economics, VgV. –3,6 3,9 4,3 0,8 Bruttoinlandprodukt Kanton Zürich, real, sporteventbereinigt** BAK Economics, VgV. –3,5 3,9 3,0 2,0 Vjp. = Veränderung gegenüber Vorjahresperiode (in %) * Realer Wechselkursindex (Gesamtindex, KPI-basiert) VgV. = Veränderung gegenüber der Vorperiode (in %) ** Ad-hoc-Schätzung Sqe = Stand bei Quartalsende Zürcher Wirtschaftsmonitoring / September 2021 11
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