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© LBS Redl

             BERICHT des Standortanwalts

                                       Hafen Wien
                             „Vom Schüttgut-Hafen zur
                       trimodalen Logistikdrehscheibe“
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Medieninhaber und Verlagsort: Wirtschaftskammer Wien | Straße der Wiener Wirtschaft 1 | 1020 Wien
E standortanwalt@wkw.at | W www.standortanwalt.wien | Redaktion: Andrea Faast und Christian Wenzl
Hersteller: SPV-DRUCK GESELLSCHAFT M.B.H, 2214 Auersthal | Grafik: Marketing der WK Wien

2                                                             Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
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INHALT
      Bedeutung der Donau für die Binnenschifffahrt und die Rolle der EU................................6

      Wien, ein sicherer Hafen.......................................................................................................10

      Wirtschaftsfaktor Hafen........................................................................................................13

      Investitionen im letzten Jahrzehnt........................................................................................15

      Blick in die Zukunft................................................................................................................19

      Conclusio...............................................................................................................................25

      Hintergrund zur volkswirtschaftlichen Berechnungsmethode des Standortanwaltes........26

      Anhang...................................................................................................................................27

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                                                              3
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Dr. Alexander Biach
                              Wiener Standortanwalt

Die Versorgung mit Waren und Gütern ist ein zentrales Element einer funktionierenden Volkswirtschaft. Zwar
ist Österreich ein Exportland, viele Waren und Rohstoffe müssen aber auch importiert werden. Dabei kommt
den verschiedenen Verkehrsträgern eine entscheidende Bedeutung beim effizienten und klimafreundlichen
Transport zu. Was es bedeutet, wenn der Verkehrsträger Wasser ausfällt, zeigte sich zuletzt durch den Schiff-
fahrtsstau im Suezkanal. Nichts geht mehr, Lieferungen kommen wochenlang am Zielort nicht an, ein Verlust
für die Wirtschaft. Und auch während der weltweiten pandemiebedingten Lockdowns brach der internationale
Warenverkehr beinahe völlig zusammen. Flugzeuge blieben am Boden, Hochseeschiffe in ihren Häfen. Und
dennoch, es wurden Waren weithin transportiert, um die Grundversorgung der Menschen sicherzustellen.

Der Erfolg eines Wirtschaftsstandortes hängt maßgeblich davon ab, wie der Verkehr fließen kann, wie schnell
die Waren von A nach B transportiert werden. Die Metropolregion Wien als zusammenhängender Wirtschafts-
standort mitten im Herzen von Europa kann da auf ein funktionierendes, gesund gewachsenes Verkehrssystem
bauen. Da sind einerseits die leistungsstarken nationalen und internationalen Schienenverkehrsanbindungen
an den wichtigen TEN-Routen. Österreich verfügt zudem mit der Rail Cargo Austria über die zweitgrößte Gü-
terverkehrsbahn Europas. Es birgt enorme Vorteile, wenn man diese Marktmacht auf die Schiene bringt.

Mit dem Flughafen Wien haben wir einen mittelgroßen Flughafen, der im Warentransport in naher Zukunft
wieder zu alter Stärke finden wird. Das Straßennetz ist rund um die Bundeshauptstadt gut ausgebaut, wenn
auch weitere Investitionen, wie zum Beispiel in den Lückenschluss des Autobahnnetzes mit der 6. Donauque-
rung, notwendig sind. Und mit dem Hafen Wien verfügen wir über einen trimodalen Binnenschifffahrts-Hub,
der vor allem im Container- und Schüttgutgeschäft von Bedeutung ist. Wenn man so will, haben wir am Stand-
ort Wien alle Komponenten für den reibungslosen Warentransport und den Betrieb eines Logistik-Hubs von
internationalem Format.

Als Standortanwaltschaft haben wir uns dem volkswirtschaftlichen Impact des Hafen Wien und den jüngst
getätigten Investitionen – wie zum Beispiel in das Alberner Hafentor – gewidmet. Auch wenn die ökonomische
Bedeutung des Hafens und der Binnenschifffahrt nicht an jene der Verkehrsträger Schiene, Straße und Luft
heranreichen mag, so nimmt der Hafen doch eine wichtige, strategische Relevanz ein. Und genau da gilt es
anzusetzen: Denn über den klugen Ausbau der strategischen Bedeutung kann der Hafen als trimodaler Logis-
tik-Hub künftig weiter an volkswirtschaftlicher Bedeutung gewinnen.
In einem weiteren Schritt gilt es, alle relevanten Player und Stakeholder – von den Logistikunternehmen und
den Speditionen bis zu den Infrastrukturbetreibern wie von Schienenterminals – für ein konzertiertes Gesamt-
logistikkonzept zu gewinnen. Wenn es gelingt das Dreieck Hafen Wien, Inzersdorf und Flughafen weiterzuent-
wickeln, die Standorte zu stärken, weitere moderne und leistungsfähige Flächen zu schaffen, die Verteilung
und den Weitertransport zu optimieren und klimafreundlicher zu gestalten, dann wäre das ein enormer Fort-
schritt für den gesamten Wirtschaftsstandort Wien und den Wohlstand unserer Bevölkerung.

Ich werde mich gemeinsam mit meinem Standortanwalt-Team im Rahmen meiner Möglichkeiten dafür ein-
setzen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Vergnügen beim Durchblättern unseres Berichts und interes-
sante neue Einblicke in die Binnenschifffahrt an der Donau in Wien.
                                                                                                                          © Foto Weinwurm

Ihr
Alexander Biach

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KommR Peter Hanke
                                                       Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit,
                                                       Internationales und Wiener Stadtwerke

                    Der Hafen Wien ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor im Herzen der Stadt. Dank seiner Lage im Zentrum Euro-
                    pas ist er eine wichtige Schnittstelle internationaler Handels- und Transportwege und punktet darüber hinaus
                    mit seiner optimalen direkten Anbindung an die drei Verkehrsträger Schiff, Eisenbahn und LKW sowie mit
                    der Nähe zum Flughafen Wien-Schwechat. Mit seinen drei Frachthäfen – dem Hafen Freudenau, dem Hafen
                    Albern und dem Ölhafen Lobau – spielt er als Drehscheibe für Waren und Güter aller Art eine entscheidende
                    Rolle und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt.

                    Mit einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern ist er eines der größten Güterverkehrszentren in Öster-
                    reich. Mehr als 100 Unternehmen der Speditions- und Transportbranche sowie anderer Wirtschaftszweige ha-
                    ben hier ihren Firmensitz. Insgesamt bietet das Logistikzentrum Hafen Wien rund 5.000 Beschäftigten einen
                    Arbeitsplatz.

                    Um den Hafen Wien nachhaltig für die Zukunft zu rüsten, wird kontinuierliche in seine Infrastruktur investiert.
                    Seit dem Jahr 2006 wird der Hafen Wien konsequent zu einer modernen und leistungsstarken Logistikdreh-
                    scheibe ausgebaut. Allein in den letzten zehn Jahren wurden vom Hafen Wien gemeinsam mit der Wien Hol-
                    ding, der Stadt Wien und externen Partner*innen über 200 Millionen Euro investiert, unter anderem in neue
                    Umschlagseinrichtungen, eine neue Straßen- und Schieneninfrastruktur, den Containerterminal, die Land-
                    gewinnung, den Hochwasserschutz und neue Immobilienprojekte auf dem Areal wie zum Beispiel das HQ7.
                    Aktuell laufen die Arbeiten am Hochwasserschutztor im Hafen Albern. Aber auch die Abläufe im operativen
                    Geschäft werden konsequent optimiert, mit digitalen Systemen und durch Automatisierung.

                    Darüber hinaus werden neue Akzente im Umwelt- und Klimaschutz gesetzt. Seit August 2018 wird das Con-
                    tainerterminal der Hafen Wien-Tochter WienCont mit 100 Prozent grüner Energie aus Wasserkraft versorgt.
                    Rund 160 Tonnen CO2 pro Jahr können dadurch eingespart werden. Auch zwei Photovoltaikanlagen wurden
                    am Hafenareal errichtet, die gemeinsam rund 25 Prozent des gesamten Strombedarfs aus Sonnenenergie vor
                    Ort decken.

                    Überdies ist der Hafen Wien auch Innovationsplattform: Mit der Denk- und Innovationswerkstatt „thinkport
                    VIENNA“ des Hafen Wien in Kooperation mit der BOKU wurde 2017 ein offenes Mobilitätslabor geschaffen, das
                    sich mit den Herausforderungen der Logistik in urbanen Ballungsräumen umfassend und langfristig ausein-
                    andersetzt. Denn die Logistik in der Stadt spielt für Wien als Smart City eine entscheidende Rolle.

                    Der Hafen Wien leistet damit nicht nur für einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung, son-
                    dern sichert als wichtiges Infrastruktur- und Versorgungsunternehmen auch langfristig die Lebensqualität
                    für alle Wienerinnen und Wiener.

                    Ihr
                    Peter Hanke
© David Bohmann

                  Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                         5
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1                        Bedeutung der Donau für
                         die Binnenschifffahrt und
                         die Rolle der EU

    Die Donau ist mit einer Gesamtlänge von 2.857
    km nach der Wolga der zweitlängste Fluss
                                                       tur- und Landschaftsräume sowie Klimazonen
                                                       reicht weit zurück. Jedenfalls wurde bereits
    Europas. In einzigartiger Weise verbindet die      mit dem Pariser Friedensvertrag 1856 die Eu-
    Donau zehn Anrainerstaaten (Deutschland, Ös-       ropäische Donaukommission, damals mit Sitz
    terreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien,     in Sulina (Rumänien), gegründet. Die heute
    Bulgarien, Rumänien, Moldawien und die Uk-         tätige Europäische Donaukommission wurde
    raine). Jahrhunderte war die Donau einer der       1948 mit einem Übereinkommen in Belgrad
    bedeutendsten Verkehrswege Europas, der            gegründet und hat seit 1954 ihren Sitz in Bu-
    durch die politische Teilung Europas nach dem      dapest. Mitglieder der Donaukommission sind
    2. Weltkrieg lange Zeit unterbrochen war. Seit-    Bulgarien, Deutschland, Kroatien, Moldawien,
    her besteht viel Bemühen, die Donau wieder         Österreich, Rumänien, Russland, Serbien, die
    zu einem bedeutenden Verkehrsweg zu entwi-         Slowakei, die Ukraine und Ungarn.
    ckeln. Aber die Organisation einer effizienten
    und reibungslosen Logistikkette durch zehn
    Länder ist kein leichtes Unterfangen.
                                                       Internationale Zusammenarbeit
                                                       Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde
                                                       1990 die erste EU-Donauraumstrategie ver-
    Schöne blaue Donau                                 fasst. Das wurde von WKÖ-Präsident Christoph
    Die Donau als „Strom“ in der Bundeshymne           Leitl 2006 auf der EU-Binnenschifffahrtskonfe-
    und im Donauwalzer als „Blaue Donau“ hat es        renz anlässlich der österreichischen EU-Prä-
    leicht. Viel besungen, oft gemalt und poetisch     sidentschaft kommentiert: „Die Wasserstraße
    zitiert, prägt der Fluss im Herzen Europas die     Donau kann nur dann am Transportmarkt eine
    mittel- und südosteuropäische Identität. Neben     wesentliche Rolle spielen, wenn die Verläss-
    der Kunst & Kultur spielt die Donau natürlich      lichkeit der Schifffahrt ganzjährig gegeben ist.“
    auch noch eine andere Hauptrolle. So ist sie als
    Verkehrsader seit Jahrhunderten unverzicht-        Seither wurden von den Verkehrsministern der
    bar, ebenso als Energieträger für Wasserkraft-     Donauanrainerstaaten wiederholt Deklara-
    werke und immer mehr Bedeutung gewinnt sie         tionen für ein harmonisiertes Wasserstraßen-
    als Erholungsraum und Naturschutzgebiet.           management unterzeichnet. Parallel befassen
    Die Wahrnehmung der unterschiedlichen Kul-         sich zahlreiche internationale Organisationen

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mit der Donau als Transportweg:                    Neuer EU-Maßnahmenplan
       ƒ Pro Danube International
       ƒ Danube Commission                                Im Jahr 2020 wurde von der EU eine Revision
       ƒ Danube Ports Network                             des Aktionsplans zur „European Strategie for
       ƒ DG Move Rhine-Danube Corridor                    the Danube Region (EUSDR)“ beschlossen. Der
       ƒ Interreg Danube Transnational Programme          neue Aktionsplan umfasst nun zwölf Priori-
       ƒ European Federation of Inlandports               ty Areas und insgesamt 85 neue Maßnahmen.
                                                          Darin enthalten sind die Verbesserung der
       Der Hafen Wien trägt bei Institutionen wie Da-     Wasserstraßen- und Hafeninfrastruktur, die
       nube Ports Network, Danube Commission,             Flottenmodernisierung, die Weiterführung der
       EFIP sowie IGÖD (Interessensgemeinschaft           Ausrollung des Flussinformationssystems, die
       öffentlicher Donauhäfen Österreich) aktiv zur      Qualitätssteigerung in Ausbildung und Berufs-
       Vernetzung auf nationaler und europäischer         ausübung und die Vereinfachung und Digita-
       Ebene bei. Er vertritt seine Interessen bei in-    lisierung der administrativen Prozesse. Der
       ternationalen Konferenzen wie Smart Rivers         Aktionsplan ist ein wichtiges Instrument, da er
       und PIANC (World Association for Waterborne        die Finanzierung der Maßnahmen durch den
       Transport Infrastructure) sowie in Arbeitsgrup-    Struktur- und Kohäsionsfonds der EU vorberei-
       pen im Rhein-Donau Corridor Forum auf euro-        tet. Ebenfalls 2020 wurde von den Verkehrsmi-
       päischer Ebene in Brüssel. In europäischen         nistern (außer Ungarn) ein Ministerbeschluss
       Forschungs-Förderprogrammen wie Intereg            über die abgestimmte und gemeinsame Vor-
       Danube Transnational Programm, CEF, Hori-          gehensweise in Naturraum- und Instandhal-
       zon 2020 sowie in nationalen Förderprogram-        tungsfragen der Wasserstraße unterfertigt.
       men von FFG und Wirtschaftsagentur wurden
       und werden Aktivitäten gefördert, getreu dem       Der Green Deal als Zukunftschance für den
       Motto: international vereint für die Wasserstra-   Wasserweg Donau
       ße ein- und auftreten. Denn sie ist der unbe-      Ein weiteres bedeutendes Dokument für die
       stritten ökologischste und in vielen Fällen auch   Binnenschifffahrt an der Donau ist der „Euro-
       ökonomischste Weg, große Gütermengen und           päische Green Deal“. Hier wird die Binnen-
       Schwergut zu transportieren.                       schifffahrt als Schlüsselmöglichkeit zur Öko-

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logisierung des Frachtverkehrs in Europa          die wichtigsten europäischen Seehäfen. Durch
    betrachtet. Der Schlüssel zum Erfolg führt        ihre trimodale Infrastruktur erfüllen die vier öf-
    daher nur über eine Steigerung der Integration    fentlichen Donau-Häfen Linz, Enns, Krems und
    der Binnenschifffahrt in multimodale Supply-      Wien diese Anforderung und tragen wesentlich
    Chains. Das aus dem Green Deal hervorge-          zur Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen
    hende Förderprogramm „Next Generation EU“         Wirtschaft bei. Neben hochwertigen Logistik-
    stellt eine einzigartige Fördermöglichkeit für    anlagen und Immobilien bieten die Häfen eine
    die Binnenschifffahrt dar.                        Vielzahl an Dienstleistungen und Services im
                                                      Bereich Logistik/Güterverkehr an. Die Wasser-
    Für die Binnenschifffahrt ist die EU-Strate-      straße Donau ermöglicht damit optimale Ex-
    gie für den Donauraum äußerst wichtig. Die        pansionsmöglichkeiten zu den stark wachsen-
    internationale Zusammenarbeit trägt dazu bei,     den Märkten in Südosteuropa. Deshalb ist die
    Wissen auszutauschen und dieses auch an die       weitere Stärkung der Wasserstraße Donau ein
    entsprechenden Stakeholder weiterzugeben.         wesentlicher Schwerpunkt auf der Agenda der
    Fritz Lehr, kaufmännischer Geschäftsführer        österreichischen Häfen.
    des Hafen Wien ist auch Präsident der Euro-
    päischen Föderation für Binnenhäfen (EFIP).       Und das manifestiert sich in internationalen
    Er unterstreicht die Bedeutung der Binnenhä-      Kooperationen. So war der Hafen Wien Pro-
    fen im logistischen Kontext: „Die Binnenhäfen     jektpartner im EU-Projekt INWAPO „Upgrading
    sind die Schnittstellen und Drehscheiben des      of Inland Waterways and Sea Ports“, das sich
    logistischen Netzwerkes Europas und spielen       mit der Stärkung von Binnenwasserstraßen
    als Enabler von Green Logistics eine wichtige     und Seehäfen beschäftigt hat. Auch das Projekt
    Rolle in der Herausforderung Klimawandel.“        „Port Scout“ gehört hier genannt. Es ermög-
                                                      licht mittels neutraler Internetplattform Verla-
                                                      dern, Spediteuren, Reedereien, Schiffsmaklern
    Die Binnenhäfen in Österreich                     und Schiffsbesitzern, der Industrie und den
    Der Produktions- und Industriestandort Öster-     Häfen eine Bündelung von Ladungen. Der Ha-
    reich benötigt wirtschaftlich attraktive Logis-   fen Wien bietet dieses Service seinen Kunden
    tikstrukturen sowie optimale Anbindungen an       seit fünf Jahren an.

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Im Namen der Republik                             Lärm, Emissionen und Unfällen und durch eine
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       Innerhalb Österreichs ist die viadonau, die       und hohe Laderaumkapazität) im Vergleich zu
       österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft        anderen Verkehrsträgern aus.
       mbH, für die drei Themenbereiche Binnen-
       schifffahrt, Ökologie und Hochwasserschutz        Damit die Donau als Wasserweg funktioniert,
       auf der Donau verantwortlich. Letztes Jahr        müssen immer wieder größere Instandhal-
       wurde das Aktionsprogramm Donau mit 23            tungsarbeiten getätigt werden. Diese finden
       Maßnahmen konkret vereinbart. Dass hier           vor allem auf der freien Fließstrecke in der Wa-
       laufend etwas passiert ist notwendig, immer-      chau und zwischen Wien und der Staatsgrenze
       hin bringt es die Donau in Österreich auf 350     statt. Dort müssen Seichtstellen durch Bag-
       Flusskilometer. Die Transportmöglichkeiten        gerarbeiten beseitigt werden. Dabei wird mit
       der Binnenschifffahrt zeichnen sich vor allem     modernster GPS-Technik die Lage der Fahr-
       dadurch aus, dass sie sehr kostengünstig sind.    rinne markiert. Aber auch die Schleusen in den
       Daneben zeichnet sich die Schifffahrt wegen       Kraftwerken sind für die Schifffahrt regelmäßig
       niedriger externer Kosten in den Bereichen        zu warten und Instand zu halten.

        ƒ Im Jahr 2019 wurden auf dem österreichischen Teil der Donau 8,5 Millionen Tonnen an Gütern
          befördert.

        ƒ Mit einer Anzahl von 8.094 Beförderungen wurde eine Gesamttransportleistung (In- und Aus-
          landsstrecke) von 8,4 Milliarden Tonnenkilometer erbracht.
                                                                                                                Quelle: Statistik Österreich

        ƒ Der wasserseitige Güterumschlag auf dem inländischen Abschnitt der Donau lag bei 7,0 Millio-
          nen Tonnen.

        ƒ An den neun österreichischen Schleusen wurden insgesamt 65.886 Güterschiffe geschleust.

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                      9
2                          Wien, ein sicherer Hafen

     Historische Entwicklung                               Abgang eines Eisstoßes zerquetschte 30 Schiffe.
                                                           Anstelle des Donaukanals wurde schließlich im
     Die erste Schiffsanlegestelle unter der heutigen      Jahr 1899 mit dem Bau des Freudenauer Hafens
     Ruprechtskirche existierte seit der römischen         als Winterhafen begonnen, der bereits drei Jahre
     Kaiserzeit bis ins Mittelalter und darüber hinaus.    später eröffnet und schon im ersten Winter stark
     Erst das Aufkommen der Dampfschiffe, die mit          frequentiert wurde.
     Sand- oder Schotterböden ihre Probleme hat-
     ten, zeitigte eine Neuentwicklung. Im Jahr 1875,      In den Jahren 1938 und 1939 beschlossen die
     also direkt nach der finalisierten Regulierung der    Nationalsozialisten, Wien zu einem Großhafen
     Donau, entstand an ihrem rechten Ufer der ers-        auszubauen. Es folgte der Bau eines Hafenbe-
     te Stromhafen. Es war ein rund zwölf Kilometer        ckens in der Lobau („Ölhafen“, 1942–1944) sowie
     offener Kai. Schifffahrtsgesellschaften aus nahe-     bereits zuvor eines am rechten Donauufer bei
     liegenden Staaten hatten hier ihre Liegeplätze        Albern (1940–1942). Der Hafen Lobau war nicht
     mit Güterschuppen, Magazinen und Speichern.           nur als mitteleuropäischer Erdöl- und Kohleum-
     Die Stadt Wien nutzte Kühl- und Gefrierhäuser         schlagshafen geplant, sondern sollte auch die
     vor Ort. Das größte Problem damals war, dass          Einmündung des Donau-Oder-Kanals in die Do-
     der Stromhafen bei Hochwasser und Eisstößen           nau markieren. Wegen des Zweiten Weltkriegs
     wenig Schutz bot, weshalb 1892 mit dem Ausbau         (1939–1945) mussten Teile der Pläne über Bord
     des Donaukanals zum Handels-, Schutz- und             geworfen und die beiden Häfen in einer „Light-
     Winterhafen begonnen wurde. Doch das Projekt          Version“ errichtet werden.
     erlitt Schiffbruch. Der Donaukanal konnte nicht
     wie projektiert als Hafen fertiggestellt werden, da   1962 erfolgte die Gründung der „Wiener Hafenbe-
     das Geld ausging. Doch die Investitionen waren        triebsgesellschaft“. Der Winterhafen in der Freu-
     nicht nutzlos versenkt, denn das Projekt brachte      denau sowie die Häfen Albern und Lobau schie-
     ein paar architektonische Kleinode Otto Wagners       den damit aus dem Wiener Magistratsverband
     (1841– 1918) hervor. Darunter etwa die Wehran-        aus. Seit den 1980er-Jahren wurde und wird der
     lage Nussdorf.                                        Hafen Wien kontinuierlich ausgebaut und mo-
                                                           dernisiert sowie um moderne Erweiterungen wie
     Warum ein Schutzhafen eine wichtige Sache ist,        den Container-Terminal (2008) oder das Hafentor
     bekam Wien dann im Jahr 1881 zu spüren. Der           in der Freudenau (2010) aufgewertet.

10                                                                  Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
© Hafen Wien

                           Bedeutung des Hafen Wien in
                                                                               santestes Logistikzentrum. Allein durch seine
                           Österreich/International                            Anbindung an drei schienengebundene TEN-T
                                                                               Knoten (Rhein-Donau Korridor, Baltisch-Ad-
                           An der Donau gibt es vier öffentliche Häfen Linz,   riatischer Korridor und Balkan-/Ost-Med Kor-
                           Enns, Krems und Wien in denen rund 50 Prozent       ridor) und die geographische Mittellage zwi-
                           des Güterumschlages an der österreichischen         schen Schwarzem Meer (2000 km Entfernung)
                           Donau abgewickelt werden. Rund ein Drittel wie-     und Nordsee (1500 km) stellt der Hafen Wien
                           derum wird im Hafen der Voest Alpine in Linz um-    einen attraktiven Verkehrsknotenpunkt dar.
                           geschlagen.
                                                                               Die Hafen Wien Gruppe, die zur Wien Holding
                           Die Wasserstraße Donau ermöglicht optimale          gehört, betreibt mit ihren Tochtergesellschaf-
                           Expansionsmöglichkeiten zu den stark wach-          ten drei große Güterhäfen: den Hafen Freu-
                           senden Märkten in Südosteuropa. In Wien, Linz,      denau, den Hafen Albern sowie den Ölhafen
                           Krems und Enns ist man sich einig, dass der         Lobau. Pro Jahr werden dort rund 1.200 Fracht-
                           Produktions- und Industriestandort Österreich       schiffe abgefertigt. Es sind vor allem Mineral-
                           wirtschaftlich attraktive Logistikstrukturen so-    ölprodukte, aber auch Streusalz, Baustoffe wie
                           wie eine optimale Anbindung an die wichtigsten      Zement oder Stahl, sowie landwirtschaftliche
                           europäischen Seehäfen benötigt. In der Inter-       Produkte, die die Donaumetropole über den
                           essengemeinschaft öffentlicher Donauhäfen           Wasserweg erreichen.
                           (IGÖD) sind diese vier öffentlichen österreichi-
                           schen Häfen verbunden, der Vorsitz wird von
                           der Geschäftsführung des Hafens Wien wahr-
                                                                               Transformation vom Schüttgut-
                           genommen. Hier arbeitet man gemeinsam an            hafen zum trimodalen Logistik-
                           der Donauraumstrategie und wickelt EU-ge-
                           förderte Projekte ab.
                                                                               hub
                                                                               Der Hafen Wien hat sich in den letzten Jahren gut
© Hafen Wien GmbH

                           Heute ist der Hafen Wien mit seinen drei Millio-    entwickelt. War es früher die einfache Abwick-
                           nen Quadratmetern Fläche der größte öffent-         lung von Schüttgut, geht die Entwicklung nun in
                           liche Donauhafen und Ostösterreichs impo-           Richtung moderner Güterverkehrszentren. Im

                    Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                         11
Hafen Wien sind mit Wasserstraße, Schiene          Am Standort Hafen Wien sind 133 Unterneh-
        und Straße drei Verkehrsträger verknüpft. Die      men ansässig, die rund 5.000 Arbeitnehmer
        bestmögliche Verknüpfung dieser drei Ele-          beschäftigt. Diese Unternehmen haben zudem
        mente macht das Geschäft des Hafens für die        über 250 Gewerbeberechtigungen. Die meisten
        verladende Wirtschaft aus. Die Einbindung der      Betriebe sind aus der Speditionsbranche, ge-
        Wasserstraße Donau in die Logistikketten wird      folgt vom Handel mit Automobilen, Kleintrans-
        durch den Aufbau von Liniendiensten zusätz-        porteuren und Handel mit Baustoffen.
        lich gefördert.

Spartenzugehörigkeiten der Betriebe
am Standort Hafen Wien

            90
                      85

            80
                                      72
            70

            60
                                                   55

            50

            40

            30

            20                                                       17
                                                                                        15
                                                                                                         12
            10

             0
                 Transport und   Gewerbe und      Handel       Information und    Tourismus und       Industrie
                    Verkehr       Handwerk                        Consulting     Freizeitwirtschaft

  12                                                                Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
3                                      Wirtschaftsfaktor Hafen

       Ökonomische Bedeutung                                                            gen in den anderen Bundesländern entsteht
       Welche volkswirtschaftliche Bedeutung der                                        in ganz Österreich ein Beitrag zum Bruttoin-
       Hafen Wien hat, hat der Standortanwalt be-                                       landsprodukt in Höhe von 72 Mio. Euro.
       rechnet. Basis der Berechnungen sind die Da-
       ten des Geschäftsberichts aus dem Jahr 2019.                                     Insgesamt (direkt, indirekt und induziert) wer-
       Diese wurden mit dem GAW-Wertschöpfungs-                                         den durch den Hafen Wien jährlich knapp 430
       rechner (siehe Kapitel 8) analysiert.                                            Personen in Wien in unselbständige Beschäfti-
                                                                                        gung gebracht bzw. gehalten – dies entspricht
       Der Hafen Wien erwirtschaftete 2019 einen                                        rund 375 fiktiven Jahresvollzeitäquivalenten.
       Umsatz in Höhe von 36,5 Mio. Euro1. Dadurch                                      Österreichweit beträgt der Beschäftigungs-
       wird direkt, indirekt und induziert eine jähr-                                   effekt rund 530 Jahresvollzeitäquivalente. Die
       liche Bruttowertschöpfung von knapp 50 Mio.                                      öffentliche Hand profitiert dadurch in Form von
       Euro in Wien generiert. Dies bedeutet einen                                      staatlichen Rückflüssen aus Steuern und Ab-
       Beitrag zum Wiener Bruttoregionalprodukt in                                      gaben in Höhe von über 25 Mio. Euro pro Jahr.
       Höhe von über 54 Mio. Euro. Von der geschaf-                                     Bei 80 Prozent der in Wien geschaffenen bzw.
       fenen Wertschöpfung profitieren einerseits                                       gesicherten Beschäftigungsverhältnisse han-
       die Wiener Unternehmen durch Betriebsüber-                                       delt es sich um Vollzeitjobs. Die Branchen,
       schüsse von knapp 30 Mio. Euro (drei Viertel                                     die am meisten vom Betrieb des Hafen Wiens
       davon entstehen in KMU) und andererseits die                                     profitieren sind Grundstücks- und Wohnungs-
       Arbeitnehmer durch eine Lohnsumme in Höhe                                        wesen, Verkehr und Lagerei, Baubranche, der
       von 20 Mio. Euro. Durch Branchenverflechtun-                                     Handel und der Produktionssektor.

       1 Gesamtumsatz aller Geschäftsbereiche der Hafen Wien-Gruppe: Business Unit Lagerlogistik, Business Unit Autoterminal, Business Unit Massen- & Schwergut
       und Hafenbetrieb, Geschäftsgruppe Immobilien, WienCont Containerterminal GmbH, TerminalSped Speditionsgesellschaft m.b.H. und Fehringer‘s Technical Service
       Consulting GmbH

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                                                                               13
Ökonomische Bedeutung Hafen Wien

                         Bruttowertschöpfung                                        Jobs Wien

                         49,5      Mio. Euro                                        375 VZÄ                1

                                                                                    Jobs Ö gesamt
                         Bruttoregionalprodukt (BRP)              --
                                                                                    526 VZÄ
                         54,2
                                                                                                           1

                                   Mio. Euro

                                                                                    Steuern und Abgaben
                         BIP Österreich                                             in Österreich
                                                                          €
                         71,6      Mio. Euro                                        25,4             Mio. Euro

     Quelle: GAW, 2021
                                                                                    1
                                                                                        VZÄ = Jahres-Vollzeitäquivalent

     Ökonomische Bedeutung nach den wichtigsten Branchen
     Bruttowertschöpfung
      Grundstücks- und Wohnungswesen                      11,2 Mio. EUR
      Verkehr und Lagerei                                 10,4 Mio. EUR
      Bau                                                 5,4     Mio. EUR
      Herstellung von Waren                               4,1     Mio. EUR
      Handel, Instandhaltung und Reparatur von KfZ        4,0     Mio. EUR

     Unselbständig Beschäftigte (Jahresvollzeitäquivalente)
      Bau                                                  67      VZÄ
      Verkehr und Lagerei                                  61      VZÄ
      Handel, Instandhaltung und Reparatur von KfZ         45      VZÄ
      Grundstücks- und Wohnungswesen                       43      VZÄ
      Herstellung von Waren                                38      VZÄ

                                                                Quelle: GAW, 2021

14                                                                Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
4                                      Investitionen im
                                       letzten Jahrzehnt

       In den vergangenen zehn Jahren wurde der
       Ausbau des Wiener Hafens durch öffentliche
       und privatwirtschaftliche Investitionen in Höhe
                                                          von 76,5 Mio. Euro2 wurde eine Bruttowert-
                                                          schöpfung von 80 Mio. Euro in Wien generiert.
                                                          Das entspricht wiederum einem Beitrag zum
       von 200 Mio. Euro stark vorangetrieben. Allei-     Bruttoregionalprodukt (Wien) in Höhe von 88
       ne für das Projekt Hafentor Albern, welches in     Mio. Euro. In zehn Jahren wurden dadurch 840
       Kooperation von Bund, Land und Hafen finan-        Arbeitsplätze in Wien geschaffen bzw. gesichert,
       ziert wird, wurden insgesamt rund 22 Mio. Euro     diese entsprechen rund 750 Jahresvollzeitäqui-
       veranschlagt. Das ist genau die gleiche Investi-   valenten.
       tionssumme, wie beim Hafentor Freudenau, das
       im Jahr 2010 eröffnet wurde. Dieser Stahlriese     Österreichweit betragen die Effekte über 130
       ist 26,5 Meter lang, 13,5 Meter hoch und 200       Mio. Euro an BIP-Beitrag sowie 1.160 geschaf-
       Tonnen schwer. Im letzten Jahrzehnt wurde zu-      fene/gesicherte Arbeitsplätze (in Jahresvoll-
       dem in neue Umschlagseinrichtungen, in eine        zeitäquivalenten). Der öffentlichen Hand kamen
       neue Straßen- und Schieneninfrastruktur, in        Rückflüsse aus Steuern und Abgaben im Aus-
       den Containerterminal, in die Landgewinnung,       maß von 50 Mio. Euro zugute.
       in hafenspezifische Ausrüstungen und in Sanie-
       rungsmaßnahmen insbesondere für Gebäude            Durch die Durchführung der aktuell geplanten
       und neue Immobilienprojekte, wie zum Beispiel      Investitionen für 2021 in Höhe von 21,3 Mio. Euro
       auf dem Areal HQ7 investiert. Eine der strate-     würde eine Bruttowertschöpfung von 26 Mio.
       gisch spannendsten Investitionen der letzten       Euro in Wien generiert (Beitrag zum Wiener
       Jahre war die Landgewinnung durch die Ver-         Bruttoregionalprodukt: 28 Mio. Euro) und knapp
       kleinerung des Hafenbeckens.                       260 Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert
                                                          (entspricht 230 Jahresvollzeitäquivalenten). Ös-
                                                          terreichweit würden die Effekte knapp 37 Mio.
       Allein-Investitionen der Hafen                     Euro an BIP-Beitrag sowie insgesamt 300 ge-
       Wien Gruppe                                        schaffene bzw. gesicherte Arbeitsplätze (in Jah-
                                                          resvollzeitäquivalenten) betragen. Daraus erge-
       Allein durch die Gesamtinvestitionen der Hafen     ben sich staatliche Rückflüsse aus Steuern und
       Wien-Gruppe im Zeitraum 2010 bis 2020 in Höhe      Abgaben in Höhe von 14 Mio. Euro.

       2 Summe aller technischen Investitionen

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                        15
Jede in den Hafen Wien investierte 1 Mio. Euro    Etappe über 35.000 Quadratmeter Land dabei
     schafft damit 1,7 Mio. Euro an zusätzlicher       dem Wasser abgerungen. Trotz Verkleinerung
     Wertschöpfung, 15 Jobs (in Jahresvollzeitäqui-    der Hafenbeckenfläche bleibt genügend Platz
     valenten) und staatliche Rückflüsse aus Steuern   für alle Schiffsverkehre, da die heute eingesetz-
     und Abgaben in Höhe rund 660.000 Euro.            ten Schiffe deutlich weniger Manövrierfläche
     Durch die Investitionstätigkeit des Hafen Wiens   brauchen als die Schiffsflotten der Vergangen-
     profitieren vor allem die Baubranche, Grund-      heit. 2015 wurden die Arbeiten für die Uferver-
     stücks- und Wohnungswesen, Produktionssek-        bauung fertiggestellt – eine Stahlspundwand
     tor, der Handel, Beherbergung und Gastrono-       mit einer Gesamtlänge von über 500 Metern
     mie sowie freiberufliche, wissenschaftliche und   wurde errichtet. An dieser können bis zu fünf
     technische Dienstleistungen.                      Frachtschiffe anlegen und mittels einer mobilen
                                                       Kraneinrichtung mit Gütern be- und entladen
                                                       werden. Bei den Arbeiten legte der Hafen Wien
     Projekt Landgewinnung Hafen                       großen Wert auf eine ökologische Vorgangswei-
     Freudenau                                         se. So stammt das Aushubmaterial, das in das
                                                       Hafenbecken eingebracht wurde, von anderen
     Mit dem Projekt „Landgewinnung Hafen Freu-        Großbaustellen in Wien. Dabei handelte es sich
     denau“ wurde von 2013 bis 2015 mehr Platz für     um hochwertiges absolut kontaminationsfreies
     neue Umschlag- und Lagereinrichtungen ge-         Material, das bis zu einer Schütthöhe von 10 Me-
     schaffen, um den Hafen Wien für steigende Gü-     tern eingebracht wurde.
     termengen zu rüsten. Dabei wurde das Hafen-
     becken um rund 20 Prozent durch Einbringung       Durch das Projekt Landgewinnung wird das im-
     von ca. 700.000 m³ Schüttmaterial verkleinert.    mer wichtiger werdende Containergeschäft ge-
     Auf den so gewonnenen neuen Flächen konnten       stärkt und erweitert. Doris Pulker-Rohrhofer,
                                                                                                                        © Hafen Wien GmbH

     neue Anlagen für den Warenumschlag errichtet      Geschäftsführerin Hafen Wien, weist auf einen
     werden. Im Jahr 2013 wurden in einer ersten       eleganten Nebeneffekt hin: „So günstig, wie das

16                                                             Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
Land durch Aufschüttung gewonnen werden            becken laufen noch bis Ende Jänner 2022, um
       kann, könnte der Hafen Wien es niemals kaufen.     den gigantischen Stahlriesen planmäßig fertig
       Für das Projekt Landgewinnung konnte der Ha-       zu stellen. 30 Meter lang, 14,25 Meter hoch und
       fen Wien eine EU-Förderung in Höhe von bis zu      ca. 250 Tonnen schwer soll das neue, komplett
       5,4 Millionen Euro buchstäblich ‚ins Trockene‘     aus Stahl gefertigte Hafentor werden. Um dem
       bringen.“                                          riesigen Druck, der mit dem Hochwasser ver-
                                                          bunden ist, Stand zu halten, hat der Stahlkör-
       Zusätzlich wurde in den vergangenen Jahren in      per eine Stärke von 2,1 Metern und entspricht
       die Errichtung von zwei Salzlagerhallen inves-     der Höhe eines 3-stöckigen Gebäudes. Das Ha-
       tiert, das Bürogebäude umgebaut (Parkplatz         fentor arbeitet nach dem Prinzip eines Schie-
       und Empfang), die Spundwand verlängert, der        betores: Noch bevor ein heranziehendes Hoch-
       Containerterminal sowie das Schwergutzent-         wasser die Stadtgrenze von Wien erreicht, wird
       rum im Hafen Albern ausgebaut. Im Jahr 2017        das Hafentor geschlossen. Je nach lokalem
       wurde auch in ein neues Sicherheitssystem im       Wasserstand dauert es 20 bis 30 Minuten, bis
       Bereich des Freilagers und Autoterminals inves-    das mächtige Tor den Hafen dichtmacht. Den
       tiert, 2018 wurden dann fünf Förderbandeinhei-     Wasserstand innerhalb des geschützten Ha-
       ten gekauft und das Dach der Rohstofflagerhal-     fenbeckens regelt danach ein eigenes Pump-
       le erneuert. Im Jahr 2020 wurden Investitionen     werk. Drei große Tauchpumpen ermöglichen
       von über sieben Mio. Euro getätigt. Bei dieser     ein Abpumpen von rund zwei m3 Wasser pro
       Investitionssumme steht vor allem der Bau des      Sekunde.
       Hafentors Albern im Fokus.
                                                          Durch die Investitionen in den Bau des zusätz-
                                                          lichen Hochwasserschutzes werden regional-
       Hafentor Albern – ein Stahl-                       und volkswirtschaftliche Effekte in Höhe von 14
       koloss                                             Mio. Euro (Bruttowertschöpfung) bzw. 16 Mio.
                                                          Euro Beitrag zum Bruttoregionalprodukt sowie
       Ein Zukunftsprojekt das maßgeblich dazu bei-       knapp 150 neue bzw. gesicherte Jobs (entspre-
       tragen soll, dass der Hafen als kritische Infra-   chen 132 fiktiven Jahresvollzeitäquivalenten) in
       struktur jederzeit zur Verfügung stehen kann,      Wien generiert. Österreichweit belaufen sich
       ist die Errichtung des Hafentors Albern. Szena-    die Effekte auf rund 33 Mio. Euro BIP-Beitrag
       rien wie beim Hochwasser in den Jahren 2002        und 300 Arbeitsplätze in Jahresvollzeitäquiva-
       und 2013, wo das Hafengelände in Albern bis        lenten. Knapp 13 Mio. Euro fließen der öffent-
       zu über einem Meter unter Wasser stand, sol-       lichen Hand in Form von Steuern und Abgaben
       len damit der Vergangenheit angehören. Vom         wieder zurück.
       Hochwasserschutztor profitiert nicht nur der
       Hafen Wien selbst, sondern auch die rund 20        Jede in den Bau des Hafentors eingesetzte Mio.
       Unternehmen mit ihren etwa 100 Beschäftig-         Euro schafft damit 1,5 Mio. Euro an zusätzlicher
       ten, die im Hafen Albern angesiedelt sind.         Wertschöpfung, 14 Jobs (in Jahresvollzeitäqui-
                                                          valenten) und staatliche Rückflüsse aus Steu-
       Um den Hafen Albern künftig vor Hochwasser         ern und Abgaben von rund 580.000 Euro.
       zu schützen, werden rund 22 Mio. Euro für das
       neue Hafentor investiert. Der Bund übernimmt       Neben der Baubranche profitieren von dem
       50 Prozent der Gesamtinvestitionskosten. Der       Projekt am meisten die Produktion, freiberuf-
       neue Hochwasserschutz ist für ein Jahrhun-         lichen, wissenschaftlichen und technischen
       dert-Hochwasser mit einer Durchflussmenge          Dienstleistungen, der Handel, Grundstücks-
       der Donau von 14.000 m3 Wasser pro Sekunde         und Wohnungswesen sowie Beherbergung und
       ausgelegt. Die Arbeiten im Alberner Hafen-         Gastronomie.

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                       17
© David Bohmann
     Effekte Bau Alberner Hafentor

               € 22     Investitionskosten1

                                 Mio. Euro
                                                                    Jobs Wien

                                                                    132 VZÄ               2

                        Bruttowertschöpfung                         Jobs Ö gesamt

                        14,4          Mio. Euro
                                                      -             298 VZÄ               2

                                                      -
                        Bruttoregionalprodukt (BRP)

                        15,7          Mio. Euro                     Steuern und Abgaben
                                                                    in Österreich
                        BIP Österreich
                                                                    12,7
                                                            €
                        33,0           Mio. Euro
                                                                                   Mio. Euro

     1
         inkl. Förderungen durch Bund + Land Wien                                       Quelle: GAW, 2021
     2
         VZÄ = Jahres-Vollzeitäquivalent

18                                                    Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
5      trimodaler Terminal
                               Blick in die Zukunft

       Der Hafen Wien als moderner

       Die WienCont hat in den letzten Jahren ihre
                                                           Der Hafen Wien hat angekündigt auch weiter zu
                                                           investieren und nennt bereits neue Projekte:

       strategische Entwicklung zum trimodalen Ter-
                                                           Digitalisierung in der Hafen-
       minalbetrieb begonnen. Dazu ist es notwendig,       logistik
       Prozesse zu optimieren, neue Services anzu-
       bieten und natürlich neue Verbindungen zu           Administrative Abläufe wurden durch das Wa-
       schaffen. Die Grafik auf Seite 18 zeigt das Ziel-   renwirtschaftssystem FRASPED NG optimiert.
       bild der Zugverbindungen für 2025 mit Desti-        Zudem erfolgte im November 2020 in den stra-
       nationen und Anzahl der Verbindungen pro Wo-        tegisch wichtigen Arealen des Hafen Freudenau
       che. Im letzten Jahr wurden dafür die Weichen       das Upgrade auf Highspeed-Internet. Eine neue
       gestellt:                                           Datenleitung gewährleistet schnelleres und sta-
                                                           bileres Internet und eine Erhöhung der Ausfall-
                                                           sicherheit. Die papierlose Abwicklung aller Ge-
       Erweitertes Zugangebot                              schäftsfälle sowie digitalisierte Schnittstellen zu
       Die WienCont wird im Jahr 2021 ihr Zugange-         den Kunden sind erklärte Ziele.
       bot weiter ausbauen und die bestehenden Ver-
       bindungen stärken. Neue Anbindungen in die
       Niederlande als auch nach Rumänien stehen
                                                           Dienstleistungs-Ausweitung im
       dabei im 1. Halbjahr auf der Tagesordnung um        Autoterminal
       das kontinuierliche Wachstum weiter voran zu
       treiben. Mit dem Ausbau und der Verstärkung         Fahrten im Bereich der Business Unit Autologis-
       der Türkeiroute besetzt der Hafen Wien eine         tik wurden anhand eines Algorithmus optimiert.
       bisher nicht im Fokus stehende Strecke, da die      Eine neue Software und moderne Scanner sol-
       meisten Anbindungen im Güterverkehr derzeit         len künftig noch mehr Effizienz bringen. Eine
       zu den Häfen in Koper und Triest führen. Mit        Erweiterung der Dienstleistung im Bereich der
       dem Aufbau dieser neuen Routen soll der tri-        E-Mobilität (E-Ladestellen am Gelände), ebenso
       modale Terminal in Zukunft starke Steigerun-        wie ein erweitertes Angebot von Werkstätten-
       gen im Umschlag generieren.                         Services werden derzeit umgesetzt.

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                           19
Zielbild 2025

                                                                                 Diese Destinationen werden vom Hafen Wien
                                                                                 im Jahr 2025 bedient.

                                                                                                       Quelle WienCont Container Terminal GmbH

            Online Verkauf und Online                            aller relevanten Komponenten (IN-Gate, Kran,
                                                                 Stapler und Checker) mit TOM eine Abarbei-
            Marketing                                            tung in Echtzeit umgesetzt und gleichzeitig das
            Der Hafen Wien hat kürzlich seinen Webauftritt       Papier abgelöst.
            mit einem Language-Matching-Tool (Inhalte
            werden dem User in verschiedenen Sprachver-
            sionen ausgegeben) optimiert. Darauf aufbau-
                                                                 Kapazitätssteigerungen
            end sollen auch der Online-Verkauf evaluiert         Mit Anfang 2021 wurden zwei Projekte bei
            und Modernisierungsschritte gesetzt werden.          WienCont am Standort Freudenau umgesetzt,
                                                                 um zusätzliche Kapazitäten für Wachstum zu
                                                                 schaffen.
            Neues Verkehrskonzept in
            der Business Unit Massen- &                          Das erste Projekt ist die Erweiterung des kran-
                                                                 bedienbaren Bereiches auf dem Bahn-Termi-
            Schwergut und Hafenbetrieb                           nal 1, welches gemeinsam mit der ÖBB-Infra-
            Verkehrswege- und Lagerflächen werden in der         struktur AG bis Ende März 2021 finalisiert wird.
            Business Unit Massen- & Schwergut und Hafen-         Dadurch kann bei jedem einzelnen Zug ein Wa-
            betrieb optimiert. Das Ziel ist es, Umschlags- und   gen mehr abgewickelt und befördert werden,
            Lagertätigkeiten effizienter abwickeln zu können.    was sowohl den Kunden als auch WienCont zu-
                                                                 gutekommt.
            Papierloses Terminal durch                           Das zweite Projekt ist eine Gefahrgutwanne auf
            Vernetzung                                           Stapler-Terminal 2, das baulich ab April 2021
                                                                 bis zum Ende des Sommers umgesetzt wird.
            Mit der Eigenentwicklung der Terminal Ma-            Hierbei wird eine sichere Abstellfläche für Ge-
            nagement Software (TOM) wurde im Zuge der            fahrgut-Container errichtet, um Voll-Container
            Prozessautomatisierung eine weitere techni-          sowohl mit Kränen als auch mit Staplern zu be-
            sche Optimierung umgesetzt: das papierlose           handeln und somit Kapazitäten zu schaffen.
            Terminal. Hierbei wurden durch Vernetzung

      20                                                                  Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
Containerstauen                                   Thinkport Vienna ist ein Mobilitätslabor, das
                                                         sich in Kooperation mit der Universität für Bo-
       Der Hafen Wien positioniert sich nicht nur im     denkultur Wien den Herausforderungen der
       klassischen Dienstleistungsgeschäft, sondern      Logistik in urbanen Ballungsräumen stellt. Der
       ist auch Nischenplayer im Bereich Stuffen- und    Thinkport Vienna ist seit 2017 im Hafen Wien
       Strippen. Stuffen und strippen ist eine Tätig-    angesiedelt. Mission ist es, Katalysator und
       keit zum Handling von Containern, dabei geht      Multiplikator für neue Technologien, Dienstleis-
       es um die effizienteste Art der Containerver-     tungen, Prozesse und Wissen zu sein, um güter-
       ladung und Containerlagerung, die nur von er-     logistische Innovationen in Wien zu entwickeln,
       fahrenem Personal ausgeführt werden kann.         zu testen und umzusetzen. Der Wissenstrans-
       Durch die spezifische Ausstattung kann im Ha-     fer spielt eine wichtige Rolle: So finden regel-
       fen Wien eine ideale Containerbehandlung in       mäßig Stakeholder-Workshops unter anderem
       den Bereichen Im- und Export, Stuffen, Strip-     zum Thema Citylogistik statt. Insgesamt wurden
       pen, Kommissionieren sowie in der Lagerung        in den letzten Jahren rund 8.000 Personen mit
       und Verteilung der Produkte garantiert werden.    Aktionen erreicht. Thinkport Vienna organisierte
                                                         im Jahr 2019 gemeinsam mit dem Hafen Wien
                                                         und der Botschaft des Königreichs der Nieder-
       Beitrag zur Citylogistik                          lande in Wien den ersten durchgehend elektri-
                                                         schen temperaturgeführten Transport aus den
       2014/15 wurde das Projekt IMPALA vom Austri-      Niederlanden nach Wien.
       an Institute of Technology für den Hafen Wien
       umgesetzt. Ziel des Projektes war es, abzuklä-    Der Hafen Wien ist generell als Brutstätte im
       ren inwieweit intermodale Knotenpunkte wie        Bereich der Logistik zu sehen. Das zeigen hier
       der Hafen Wien sich als urbane Logistikzent-      einige weitere Beiträge und weitere Player:
       ren unter Einbeziehung elektrisch betriebener
       Fahrzeuge für die Feinverteilung in der Stadt     Das Zustell-Service „HUBERT“ wurde vom
       eignen. Die Ergebnisse des Projektes haben ge-    Thinkport Vienna ins Leben gerufen und steht
       zeigt, dass der Hafen Wien als Standort für ein   für eine nachhaltige und effiziente Nahversor-
       Güterverteilzentrum geeignet ist. Die elektro-    gung von Geschäfts- und Gewerbebetrieben.
       mobile Feinverteilung ist möglich und Sharing-    Der Hafen Wien lässt hier erproben, wie eine
       konzepte könnten sinnvoll eingesetzt werden.      Last Mile-Alternative in der Praxis aussehen
       Deshalb war die Ansiedlung von Thinkport Vien-    kann. Güter werden am Hafen Wien gebündelt
       na der nächste sinnvolle Schritt.                 und mittels umweltfreundlicher Rundläufe zu-
                                                         gestellt. Das bringt den Vorteil einer besseren

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                      21
© Johannes Schiller
     Planbarkeit der Zustellung mit sich. Durch die    wie europäische Binnenhäfen in ihrer Rolle
     gebündelte Lieferung wird auch ein wertvoller     als multimodale Verkehrsknotenpunkte, einen
     Beitrag zur Reduktion von Abgasen in der Stadt    Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten
     geleistet. Beim Projekt HUBERT werden Waren       können. Gesucht wurde nach innovativen Lö-
     vorübergehend im HQ7 zwischengelagert, um         sungen in drei Kategorien Service, Location
     sie dann gebündelt mit Elektrofahrzeugen an       und Connectivity.
     B2B-Empfänger zuzustellen. Durch die Bünde-
     lung der Paketströme werden Mehrfachfahrten       Bundesvereinigung Logistik (BVL)
     vermieden, was nicht nur CO² reduziert, son-      Die BVL hat 2011 ihren Firmensitz in den Ha-
     dern auch für weniger Verkehr und Feinstaub-      fen Wien verlagert. Die BVL ist mit 950 Mit-
     emissionen sowie für einen verbesserten Ver-      gliedern die größte österreichische Logistik-
     kehrsfluss sorgt. Darüber hinaus wird durch       plattform. Die Gründung der BVL ist vor mehr
     HUBERT eine individuelle und flexible Lieferung   als 40 Jahren erfolgt. Heute zählen die zahl-
     möglich. Bei Lieferungen mit HUBERT kommen        reichen Veranstaltungen wie der Österreichi-
     zwei eigene Elektrofahrzeuge zum Einsatz. Die     sche Logistikdialog, der mittlerweile auch in
     Entsorgung des Verpackungsmaterials entfällt      den Bundesländern abgehalten wird, zu den
     ebenfalls für die Kunden, denn HUBERT küm-        bekanntesten Veranstaltungen der Logistik-
     mert sich auch um die Kartonagenmitnahme,         branche. Mit dem Standort im Hafen Wien hat
     Retouren und den First Mile Versand. Das Ser-     sich eine thematische Zusammenarbeit ent-
     vice von HUBERT wird gemeinsam mit Kunden         wickelt und vertieft. Insbesondere in Hinblick
     laufend weiterentwickelt.                         auf die Innovationen im Logistikbereich und
     Open Innovation Challenge for Inland Ports        die nachhaltige Entwicklung des Container-
     Mit der Challenge wurden Ideen gesammelt,         terminals.

22                                                             Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
Forum Green Logistics 2020                        Ökologisierung im Hafen Wien
       Das Forum Green Logistics beschäftigte sich
       im Jahr 2020 mit dem Thema “Wie funk-             Der Hafen Wien ist selbst kein Betreiber von
       tioniert Logistik, wenn nichts mehr funktio-      Binnenschiffen, sondern eine Logistikdreh-
       niert? - blackOUT-greenIN”. Im Rahmen der         scheibe. Der Übergang zu neuen Geschäftsmo-
       Veranstaltung ging man auf Verfügbarkeit,         dellen des Hafen Wiens ist einerseits von Digi-
       Zuverlässigkeit, Planbarkeit im Kontext von       talisierung und anderseits von Nachhaltigkeit
       Extremereignissen ein. Das Forum Green Lo-        geprägt. In den letzten Jahren ist das Thema
       gistics ist eine zukunftsweisende, nachhaltig     Klimawandel immer mehr in den Vordergrund
       orientierte Wissens- und Vernetzungsplatt-        gerückt. Hier haben Binnenhäfen eine Schlüs-
       form, die auf Transportwirtschaft und Logis-      selrolle, da erst die Multimodalität ermög-
       tik fokussiert. Langfristig soll das Forum dazu   licht, das jeweils geeignete, umweltfreundli-
       beitragen, Gütermobilität grüner, sozialer und    che Transportmittel zu wählen. Also für große
       effizienter zu gestalten, indem das Bewusst-      Mengen an Schüttgütern das Binnenschiff, den
       sein für die damit verbundenen Prozesse und       LKW für die letzte Meile und den Bahntrans-
       Technologien bei allen Akteuren erhöht und        port für schneller zu liefernde Güter. Darüber
       das Branchenimage gestärkt wird.                  hinaus soll die Produktion von CO² möglichst
       Weitere Projekte:                                 vermieden werden. Daher betreibt der Hafen
        ƒ MUKE - Meta-Untersuchung kritischer Er-        Wien seit August 2018 den gesamten Contai-
          folgsfaktoren von Lösungen im Bereich Gü-      nerterminal mit 100 Prozent Wasserkraft.
          terverkehr und Transportlogistik
        ƒ INNS’PAKET - Koordinierte und kooperative      Um dieses Vorhaben auch in Zukunft aktiv zu
          Zustellung von Paketen und Kleinsendungen      betreiben, hat die WienCont eine klimaaktiv-
          im Großraum Innsbruck                          mobil Partnerschaft mit dem Bundesministe-
        ƒ RemiHub -Nutzbarkeit von ÖV-Betriebsflä-       rium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT)
          chen für nachhaltige City-Logistik             abgeschlossen. Der Startschuss dafür ist be-
        ƒ MIHU - Analyse von Kooperationsmöglich-        reits 2017 mit der im Hafen installierten Pho-
          keiten für urbane Midi-Hubs - ein Stakehol-    tovoltaikanlage gefallen. Auch die WienCont
          der-übergreifender Ansatz zur effizienten      wird bereits seit Anfang 2018 zu 100 Prozent
          Infrastrukturnutzung                           mit grüner Energie aus Wasserkraft versorgt.
        ƒ SCHNURRR - Entwicklung und Erprobung           Durch die Versorgung mit Wasserkraft werden
          eines mobilen Systems zur Erfassung der        rund 160 Tonnen CO² pro Jahr in Wien einge-
          Belegung von Zonen für den ruhenden Gü-        spart.
          terverkehr
        ƒ e-Pack - elektrischer Lastenroller             Das Solarkraftwerk in Freudenau erzeugt Son-
                                                         nenenergie für umgerechnet knapp 120 Wiener
                                                         Haushalte, das entspricht einer jährlichen Er-
                                                         zeugung von 290.000 Kilowattstunden (kWh).

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                     23
Insgesamt wurden 1.076 Solarmodule auf einer    In einem nächsten Schritt hat die Österreichi-
     Fläche von rund 4.000 Quadratmetern verbaut.    sche Energieagentur eine CO²-Bilanz des Ha-
     Die Anlage kommt somit auf eine Leistung von    fen Wien und der WienCont erstellt. Der Ge-
     280 Kilowatt Peak (kWp).                        samtenergieverbrauch liegt aktuell bei 4.571
                                                     MWh/Jahr (Hafen Wien) sowie 4.396 MWh/Jahr
     Auch am Standort HQ7 wird beinahe ein Fünftel   (WienCont).
     des gesamten Strombedarfs aus Sonnenener-
     gie vor Ort gedeckt. Insgesamt wurden 1.066     Die Energieagentur rechnet mit einem Re-
     Solarmodule auf einer Fläche von rund 5.500     duktionspotenzial beim Energieverbrauch für
     Quadratmetern verbaut. Die Anlage kommt         Transportleistungen von 1.000 tkm (Tonnen-
     somit auf eine Leistung von rund 300 Kilowatt   kilometer) auf einem trimodalen Standort von
     Peak (kWp).                                     42,7 Prozent gegenüber einem monomodalen
                                                     (ausschließlich mit straßengebundenem Gü-
     Auch die ÖBB-Infrastruktur AG hat ihre Bahn-    terverkehr) und von 20 Prozent gegenüber ei-
     stromversorgung für sämtliche Züge im Hafen     nem bimodalen Standort.
     Wien auf 100 Prozent grünen Strom umgestellt.
     Darüber hinaus liefert die ÖBB Strom für die
     Containerkräne, der ebenfalls zu 100 Prozent
     aus grünem Strom besteht.

24                                                           Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
6                              Conclusio

       Der Hafen Wien stellt eine der wichtigen
       Transportinfrastrukturen im Wiener Raum
       dar. Die Entwicklung der letzten Jahre ist
       durchaus positiv, wenngleich die Pandemie
       mit gesunkenen Warenumsätze im Jahr 2020
                                                         nauquerung durch den S1-Lobautunnel liegt
                                                         der Hafen dann auch an einer weiteren wich-
                                                         tigen Verkehrsachse, die man als zentraler
                                                         multimodaler Warenumschlagplatz positiv zu
                                                         nutzen kann.
       einen Rückschlag bedeutet. Durch die bereits
       erfolgte Diversifizierung des Angebotes für       Genauso wichtig erscheint in diesem Zusam-
       unterschiedlichste Gütertransporte und Lo-        menhang der im Jahr 2021 gestartete Ausbau
       gistikleistungen zeigt aber, dass der Hafen gut   der Zugsverbindungen. Dieser und die kon-
       gerüstet in die Zukunft blicken kann. Dennoch     tinuierliche Ergänzung weiterer Schienen-
       ist wie bei vielen anderen Infrastrukturein-      verkehre wird ganz entscheidend für positive
       richtungen im Wiener Raum darauf zu achten,       Entwicklung des Hafen Wien sein. Neben Ver-
       den Anschluss an die großen Warenströme           bindungen zu den Seehäfen in Koper und Tri-
       rechtzeitig zu erkennen und in die Unter-         est ist der Ausbau der Türkeiroute hier als ein
       nehmensstrategie einzubinden. Das zeigt vor       erster Schritt besonders hervorzuheben.
       allem ein Vergleich mit dem Hafen Duisburg,
       der sich bereits vor Jahren auf die Verkehre      Eine grundlegende Aufgabe am Standort wird
       nach Asien, insbesondere von und nach Chi-        der Ausbau der Betriebsflächen durch Land-
       na, gestützt hat. Duisburg ist heute mit einer    gewinnung und Ankauf sein. Nur so kann si-
       Wertschöpfung von drei Mrd. Euro und 400          chergestellt werden, dass weitere Betriebsan-
       wöchentlichen Kombiverkehrsverbindungen           siedlungen im Hafenbereich möglich werden.
       zu 100 direkten Zielen in Europa und Asien,       Erst damit schafft man die Basis für eine Stei-
       ein Gigant unter den Binnenhäfen. In den acht     gerung der Bruttowertschöpfung von derzeit
       multimodalen Containerterminals in Duisburg       50 Mio. Euro und die Schaffung neuer Arbeits-
       werden ca. 30 Prozent des gesamten Handels        plätze. Generell ist die Absicherung von Be-
       mit China umgeschlagen.                           triebsgebieten in der Stadt – insbesondere in
                                                         Lagen mit hoher Standortgunst wie am Hafen
       Der Hafen Wien könnte sich daran ein Beispiel     Wien – in den nächsten Jahren von besonde-
       nehmen und sich auf die weitere Entwicklung       rer Bedeutung. Durch die gezielte Ansiedlung
       der WienCont samt neuer Terminalanlagen im        weiterer Betriebe aus dem Logistikbereich hat
       Dreieck Hafen Wien, Inzersdorf und Flughafen      der Hafen Wien die Chance, seine Rolle als Ci-
       stützen. Mit der Errichtung der sechsten Do-      tylogistikstandort kontinuierlich auszubauen.

Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe                                                     25

                                   Kapitel 8: Hintergrund zur volkswirtschaftlichen Berechnungsmethode des

7
                                   Standortanwaltes

                                   Eigens für die Berechnung der regional- und volkswirtschaftlichen Effekte ein
                                   Infrastrukturprojekte wurde von der Gesellschaft für angewandte
                                   Wirtschaftsforschung (GAW) ein eigenes Wertschöpfungstool auf Ebene der
                                   Bundesländer konzipiert. Das regionale Modell für Wien steht dem Wiener
                                   Standortanwalt exklusiv zur Verfügung.

                        Hintergrund zur
                                   Beim GAW-Wertschöpfungsrechner handelt sich um eine Verbindung aus Input
                                   Output-Modell und ökonometrischem Modell, mit welchem die ökonomischen

                        volkswirtschaftlichen
                                   Kreislaufzusammenhänge der jeweils betrachteten Untersuchungseinheit in ü
                                   100 Einzelgleichungen unter Einbindung von mehreren hundert
                                   Wirtschaftsindikatoren abgebildet werden.
                        Berechnungsmethode
                                   Unter Eingabe eines Nachfrageimpulses (Investition oder Konsum) können so d
                                   Auswirkungen der Durchführung eines Projekts auf die zentralen
                        des Standortanwaltes
                                   makroökonomischen Aggregate (Wertschöpfung, Beschäftigung, Einkommen s
                                   staatliche Rückflüsse) berechnet werden. Das Modell ermöglicht auch eine
                                   Darstellung von direkten, indirekten und induzierten Effekten:
                                   Direkte Effekte:    Ergeben sich unmittelbar aus einem ökonomischen Impuls
 Eigens für die Berechnung der regional- und           aus der
                                                   Indirekte    Investitionssumme
                                                             Effekte:               für ein
                                                                      Ergeben sich über     Projekt)
                                                                                         Vorleis-
 volkswirtschaftlichen Effekte einzelner Infra-    tungen bei den Zulieferbranchen
                                  Indirekte Effekte:   Ergeben sich über Vorleistungen bei den Zulieferbranchen
 strukturprojekte wurde von der Gesellschaft       Induzierte Effekte: Ergeben sich aus dem Kon-
 für angewandte Wirtschaftsforschung
                                  Induzierte       sumErgeben
                                         (GAW)Effekte:  der zusätzlich  Beschäftigten
                                                                 sich aus  dem Konsum aus der
                                                                                          direkten
                                                                                              zusätzlich Beschäftigte
 ein eigenes Wertschöpfungstool auf Ebene der      und direkten
                                                       indirektenund
                                                                  Effekten
                                                                       indirekten Effekten
 Bundesländer konzipiert. Das regionale Modell
 für Wien steht dem Wiener Standortanwalt ex-
 klusiv zur Verfügung.

 Beim GAW-Wertschöpfungsrechner handelt
 es sich um eine Verbindung aus Input-Out-
 put-Modell und ökonometrischem Modell, mit
 welchem die ökonomischen Kreislaufzusam-
 menhänge der jeweils betrachteten Untersu-
 chungseinheit in über 100 Einzelgleichungen
 unter Einbindung von mehreren hundert Wirt-
 schaftsindikatoren abgebildet werden.

 Unter Eingabe eines Nachfrageimpulses (In-
 vestition oder Konsum) können so die Auswir-
 kungen der Durchführung eines Projekts auf
 die zentralen makroökonomischen Aggregate
 (Wertschöpfung, Beschäftigung, Einkommen
 sowie staatliche Rückflüsse) berechnet wer-
 den.
                                                       Quelle: GAW, 2019
 Das Modell ermöglicht auch eine Darstellung von
 direkten, indirekten und induzierten Effekten:
                                                   Liegen detaillierte Informationen zum jeweili-
 Direkte Effekte: Ergeben sich unmittelbar aus     gen Projekt bzw. Nachfrageimpuls vor, können
 einem ökonomischen Impuls (z.B. aus der In-       die Ergebnisse auch nach ihrer sektoralen und
 vestitionssumme für ein Projekt)                  zeitlichen Wirkung dargestellt werden.

26                                                              Vom Schüttgut-Hafen zur trimodalen Logistikdrehscheibe
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