Marokko Konjunkturbericht Bauindustrie - Oktober 2016
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Marokko Konjunkturbericht Bauindustrie Oktober 2016 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de
Marktbericht Bauwirtschaft – Marokko Tunis (gtai) - Marokkos Wirtschaft wird 2017 real um rund 3,6% wachsen, folgt man dem Wirtschafts- dienst Economist Intelligence Unit (EIU). Die Wachstumsprognose setzt allerdings durchschnittliche Niederschläge im kommenden Jahr voraus. Weichen diese – was häufig geschieht - nach oben oder unten ab, dann wird das auch für das Gesamtwachstum große Auswirkungen haben. Die Baukonjunktur hat sich 2016 leicht erholt; eine Entwicklung, die sich 2017 fortsetzen wird. Vor allem im Tiefbau gibt es für ausländische Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten. 1. Gesamtwirtschaftlicher Ausblick Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Für 2017 rechnet der Wirtschaftsdienst EIU im Industrie- und Dienstleistungssektor mit einem Realwachstum von jeweils 2,7 und 2,1%. Für 2016 erwartet die EIU niedrigere Wachstumsraten von 1,0 beziehungsweise 1,5%. Der Agrarsektor soll 2017 um 10,5% zulegen und das Gesamtwachstum wie bereits erwähnt bei 3,6% liegen. Das für 2016 erwartete und für ein Entwicklungsland zu niedrige Wirtschaftswachstum von 1,7% ist vor allem dem Einbruch im Agrarsektor geschuldet. Wegen schwacher Regenfälle 2015/2016 ist der Sektor real um rund 11% eingebrochen. Die Landwirtschaft mit einem BIP- Anteil von rund 12% strahlt mit seinem hohen Beschäftigungsanteil (39% der Gesamtbeschäftigung) stark auf den Konsum ab und spielt bei guten Ernten eine wichtige Rolle für die Minderung des Warenbilanzdefizits. Die Prognose für 2017 bleibt auch Ende 2016 unsicher. Sie ist zum einen stark abhängig von der europäischen Konjunktur. Die europäische Wirtschaft ist wichtiger Nachfrager von Waren und bedeutendste Herkunftsregion von Touristen und von Überweisungen im Ausland lebender Marokkaner. Weitere Voraussetzungen für die Erholung sind außerdem eine Fortsetzung der moderat anziehenden Weltmarktpreise für Phosphat und ausreichende Regenfälle. Im 3. Quartal 2016 zeichnet sich eine moderate Erholung im Industriesektor ab. Gut entwickeln sich die Phosphatverarbeitung (+6,7% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres), der Automobilbau und die Textilindustrie (+2,1%). Ebenso ist eine, wenn auch schwache, Erholung im Bausektor festzustellen (+1,2%). Die Nahrungsmittelverarbeitung bleibt hingegen in direkter Abhängigkeit von der Landwirtschaft schwach. Der Bergbau (fast ausschließlich Phosphat) erholt sich mit einem Plus im 3. Quartal gegenüber 2015 von 0,9% und einem Minus von 1,2% im 2. Quartal nur langsam. Auch der für das Land wichtige Tourismus konnte sich im 3. Quartal 2016 erholen, aber nur schleppend. Ähnliches gilt für den Transport mit 1,2%. Die Telekommunikation weist im 3. Quartal weiterhin hohe Zugkraft auf. Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2018 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2014 2015 2016 1) 2017 2) 2018 2) BIP 2,6 4,5 1,7 3,6 3,3 Einfuhr (cif) 3) 3,3 -3,1 3,5 2,5 2,9 Bruttoanlageinvestitionen -2,1 1,5 2,2 2,3 2,6 Privater Verbrauch 4,1 4,6 2,4 4,3 3,8 1) Schätzung; 2) Prognose; 3) Waren und Dienstleistungen Quelle: EIU, Country Report Morocco, Oktober 2016 Die Finanzlage Marokkos hat sich spürbar verbessert. Für 2016 ist in der Leistungsbilanz ein geringes Plus von 0,4% zu erwarten; 2017 liegt es mit vom IWF vorhergesagten 0,1% praktisch bei null. Das sind vor allem für nordafrikanische Verhältnisse sehr gute Werte. Marokkos Leistungsbilanz profitiert insbesondere von den stark gefallenen Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Chronisch bleibt die Ausfuhrdeckung im Warenverkehr von gerade mal knapp 55%. 2
Insgesamt sorgt eine moderate Haushaltskonsolidierung für Vertrauen. Darüber hinaus fördert der Staat die Industrieansiedlung und baut die Infrastruktur aus. Außerdem positioniert sich Marokko über seine See- und Flughäfen, aber auch über gute Geschäftsbeziehungen, etwa im Finanz- und Versicherungssektor (Casablanca Financial City), zunehmend als Sprungbrett und Drehscheibe für den (west-)afrikanischen Markt. Die Verflechtung politischer, administrativer und wirtschaftlicher Akteure kann das an sich gute Geschäftsklima trüben. Das marokkanische Königreich weist bei den Ansiedlungen in der Kfz-Industrie (Renault-Fabrik in Tanger und in Kürze Peugeot in Kenitra) und dem Flugzeugteilebau (angekündigte Produktion von Boeing in Tanger) große Erfolge auf. Trotz Erfolge bei der Industrieansiedlung ist es bislang nicht gelungen, eine breite Beschäftigungsdynamik im Land zu generieren. Die Positivbeispiele verarbeitende Gewerbe sind 2010 bis 2012 im Jahresschnitt um 5,7% gewachsen; 2013-2015 hingegen nur noch um 2,4%. Zudem sind im verarbeitenden Gewerbe (einschließlich Handwerk) in den letzten fünf Jahren rund 77.000 reguläre Arbeitsstellen verloren gegangen. Das liegt insbesondere an der schwachen Entwicklung im Textilsektor. Die Verflechtung der Industrie ist schwach, während Fachkräfte oftmals fehlen. Das Königreich ist politisch stabil, auch wenn soziale Proteste im Oktober 2016 ein Licht auf die weiterhin hohe Armuts- und (verdeckte) Arbeitslosenquote werfen. Nach den Wahlen im Oktober 2016 ist mit einer gewissen Polarisierung der politischen Landschaft zu rechnen. Diese darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass zuvorderst der marokkanische König Mohammed VI und sein Beraterstab weitgehend das Sagen im Lande haben. Wirtschaftliche Eckdaten Indikator 2015 2016 1) Vergleichsdaten Deutschland 2015 BIP (nominal, Mrd.US$) 100,9 104,7 3.357,6 BIP pro Kopf (US$) 7.981 8.138 41.147 Bevölkerung (Mio.) 34,4 34,8 81,6 Wechselkurs (1 Euro = x marokkanischer 10,80 10,79 Dirham) 1) Schätzung Quelle: EIU, Country Report Morocco, Oktober 2016 Investitionen 2017 wird das Wachstum der Investitionen gegenüber dem Vorjahr leicht ansteigen. Die EIU rechnet für 2016 bei den Bruttoanlageinvestitionen mit 2,2%. 2015 waren es 1,5%. Private Investitionen werden 2017, vor allem wegen bestehender Unterauslastungen im Industriesektor (vor allem Chemie, Stahl und Zement), nur moderat zulegen. Gemäß Haushaltsentwurf für 2017 plant die marokkanische Regierung mit einem Budget von 395,8 Mrd. Dirham (DH, rund 36 Mrd. Euro) vor dem Hintergrund einer zu erwartenden Inflation von mehr als 2% praktisch keine Ausgabensteigerungen. Allerdings liegen die staatlichen Investitionen mit 190 Mrd. DH (rund 17,4 Mrd. Euro) 3,6% über denen des Vorjahres. Wichtige Schwerpunkte sind mit 28,7 Mrd. DH der Infrastrukturausbau und hier wiederum hauptsächlich der Hafenbau sowie mit 11 Mrd. DH für Projekte bei den erneuerbaren Energien. Wegen der vielfältigen Finanzierung multinationaler Entwicklungsbanken gelten die laufenden Infrastrukturvorhaben ohnehin als gesichert. Auch schon geplante Ausgaben, wie die des staatlichen Phosphatkonzerns OCP (Office Chérifien des Phosphates) vor allem zur Weiterverarbeitung von Phosphat, stützen die Investitionen. Die ausländischen Direktinvestitionen haben sich gegenüber 2015 erholt und lagen bei umgerechnet 3,6 Mrd. Euro. Das sind auf Eurobasis 10% mehr als im Vorjahr. Wichtigster Träger für das Wachstum sind mit knapp 280 Mio. Euro die Investitionen im Telekommunikationssektor (2014: 17,3 Mio. Euro). Ausländische Direktinvestitionen in Großprojekte - vor allem im Hafenbau - haben um 77,1% zugelegt und lagen bei 269 Mio. Euro. In der Industrie, im Immobiliensektor und im Tourismus waren Rückgänge zu verzeichnen. Die ausländischen Direktinvestitionen sind im 1. Halbjahr 2016 in Euro von 18,9 Mrd. Euro auf 12,3 Mrd. Euro zurückgegangen. Genauere Zahlen sind nicht publiziert und liegen der GTAI - trotz Nachfrage – nicht vor. 2017 ist weiterhin mit stabilen ausländischen Direktinvestitionen im für die Entwicklung des Landes 3
wichtigen Industriesektor zu rechnen. 2009 lag der Anteil ausländischer Direktinvestitionen gerade mal bei 10,8% 2015 waren es 21,9%. Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Marokko exportieren wollen, sollten bei ihrer Entschei- dung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: SWOT-Analyse Marokko Strengths (Stärken) Weaknesses (Schwächen) Politische Stabilität. Verbessertes Hohe Armuts- und Analphabetenquote. Wirtschaftsklima. Unterstützung durch westliche Schwerfällige Bürokratie. Wirtschaft von Industriestaaten und arabische Golfstaaten. Marktmacht geprägt. Abhängigkeit von volatilen Assoziierungsabkommen mit der EU, Einkommen (Tourismus und Phosphat) und einschließlich Vorzugsstatus (Statut Avancé). Energieimporten. Bedeutender Agrarsektor stark von Jahresniederschlägen abhängig. Opportunities (Chancen) Threats (Risiken) Infrastrukturausbau und Fördermaßnahmen Weiterhin schwaches Wachstum in Europa locken Investoren für Industrieprojekte. (wichtigster Handelspartner). Arbeitslosigkeit und Vorreiter bei Wind- und Solarenergieerzeugung. Unterbeschäftigung vor allem bei jungen Gutes Sprungbrett für den westafrikanischen Menschen. Soziale Konflikte. Markt. Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum Ein schlechtes Erntejahr 2015/16 dämpft den privaten Konsum nachhaltig, auch wenn der marokkanische Staat Grundnahrungsmittel subventioniert. Ausgleichend wirken die - wenn auch moderaten - Steigerungen bei den Löhnen im öffentlichen Dienst und stärkere Überweisungen von im Ausland lebenden Marokkanern. Mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum 2017 ist im kommenden Jahr auch eine spürbare Erholung des Privatkonsums zu erwarten. Die Abschaffung der Energiesubventionen wird sich bei nur mäßigen Steigerungen der Weltenergiepreise nur wenig auf die ohnehin traditionell niedrige Inflation auswirken. Vor allem der stabil gehaltene Wechselkurs des marokkanischen Dirhams bremst die Inflation. Für 2017 und 2018 ist eine Inflationsrate von unter 2,5% zu erwarten. Trotz einer gewissen Dynamik des Mittelstandes vor allem in den urbanen Ballungszentren bleibt bei einer weitaus höheren Armutsquote als etwa in Tunesien und selbst in Ägypten die Entwicklung des Massenkonsums schwach. Traditionell fallen die Einkommen der marokkanischen Oberschicht im regionalen Vergleich besonders hoch aus. Baukonjunktur und Strukturdaten In der zweiten Hälfte 2016 erholt sich der marokkanische Bausektor leicht. Bessere Verkaufszahlen bei Zement und - laut Unternehmensumfragen - eine leichte Aufhellung bei den Auftragsaussichten bestätigen dies. Zu erwarten ist eine moderat anziehende Baukonjunktur 2017. Die Überkapazitäten bei der Baustoffindustrie (Zement und Baustahl) verringern sich jedoch nur langsam. Der Sektor bleibt weiterhin hinter seiner Dynamik in der Zeit vor 2009 zurück. Wichtige Stütze für die Baukonjunktur ist der staatlich geförderte Wohnungsbau. Hier wird es auch in Zukunft laufend Projekte geben, diese fallen allerdings hinter den Zielen zurück. 4
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Marokko (Veränderung in %) Kennziffer 2014 2015 2016 1) Änd. 16/15 1) Fertiggestellte Wohneinheiten 104.929 206.973 71.541 -11,3 .davon Sozialwohnungen 69.460 k.A. 64.032 k.A. Wohneinheiten im Bau 150.911 225.116 81.451 -8,0 .davon staatlich geförderter Wohnungsbau 116.712 k.A. 71.186 k.A. Zementverkäufe (in Mio. t) 14,1 14,3 7,5 1,7 Ausl. Direktinvestitionen in Immobilien (in Mrd. 10,8 10,5 k.A. k.A. DH) Ausl. Direktinvestitionen im Tourismus (in Mrd. 3,4 2,3 k.A. k.A. DH) Großprojekte im Bausektor 1,8 2,9 k.A. k.A. 1) 6 Monate; 2) Januar bis September 2015 Quellen: Fédération Nationale des Promoteurs Immobilier, Immobilier en Chiffres Oktober 2014 und Juli 2016; Ministère de l’Habitat et de l’Urbanisme, September 2016; Amdi (Agence Marocaine de Développement des Investissements) 2016 Trotz der nur langsamen Erholung im Bausektor sind die Aussichten für ausländische Anbieter gut. Grund hierfür ist vor allem die Auftragslage bei Großprojekten: insbesondere in den Bereichen Energie, Schienenverkehr und bei Stadtentwicklungen. Bei den geplanten und gegenwärtig ausgeschriebenen Projekten überwiegt laut Wirtschaftsdienst MEED Projects mit einem Volumen von 17,4 Mrd. US$ der Energiesektor. In diesem Bereich führt die Solarkraft mit 6,86 Mrd. US$, gefolgt von Kraftwerken auf der Basis von Hydrokarbonaten. Allerdings dürften die Realisierungschancen bei Kraftwerken auf der Basis konventioneller Energieträger günstiger ausfallen als in der Solarkraft. Geplante Projekte im Bereich Windkraft fallen nach Abschluss beziehungsweise mit dem Baustart einer Reihe von Projekten mit 1,18 Mrd. US$ eher gering aus. Auf den Energiesektor folgen Projekte der Verkehrsinfrastruktur. Das Volumen beläuft sich hier auf 16,39 Mrd. US$. Größter Posten ist dabei der Schienenverkehr mit 12,4 Mrd. US$. Allerdings fällt, bis auf schon laufende Projekte, ein Großteil der noch in Planung befindlichen Schienenprojekte eher unter die Kategorie der frühen Ideenphase. Eine zügige Umsetzung ist eher im Hafenbau mit einem Projektvolumen von insgesamt 3,06 Mrd. US$ zu erwarten. Der Umfang von in der Pipeline befindlichen Großprojekten im Hochbau liegt bei 6,5 Mrd. US$. Dabei handelt es sich um Stadtentwicklungen für den gehobenen Bedarf in unterschiedlichen Kombinationen: Wohnelemente in Kombination mit Büro-, Einkaufs-, Freizeit-, Bildungseinrichtungen und Hotels sowie gegebenenfalls Jachthäfen. 2. Hochbau Marktlage und Marktentwicklung Weder bei den staatlich gestützten Wohnungsbauprogrammen, noch beim Bau von Eigenheimen oder im Tourismussektor sind große Impulse zu erwarten. Vor allem in Marrakesch ist die Bauflaute im Tourismus zu spüren. Eine Reihe geplanter Luxusresorts sind dort endgültig gestrichen. Ausländer vor allem aus Europa halten sich zudem beim für Marokko wichtigen Kauf von Zweithäusern zurück, während Bauentwickler aus dem arabischen Golf, wegen nach der Finanzkrise 2008 und der gefallenen Weltenergiepreise, weltweit ihre Großprojekte zurückgefahren haben. Casablanca, Rabat und Tanger heben sich, aufgrund von Bauinvestitionen in Freizeit, Hotellerie und Geschäftszentren, positiv ab. Der Ausbau der großen Stadtsiedlungen ist im Gange, hinkt aber den Zeitplänen hinterher. 5
Wohnungsbau und Stadtsiedlungen Der marokkanische Staat unterstützt den Wohnungsbau, indem er angebotsseitig den Bau geförderter Wohnungen von Steuern auf Baumaterialien sowie von der Einkommenssteuer und Gesellschaftssteuer befreit. Die angebotenen Wohnungen sind im Gegenzug je nach Kategorie in Größe und Preis festgelegt. Ziel der Politik ist, die wachsende Bevölkerung mit preiswertem Wohnraum zu versorgen und die Armuts- siedlungen zu beseitigen. Dafür müssten bis 2020 laut Wohnungsbauministerium (Ministère de l’ Habitat, de l’ Urbanisme et de la Politique de la Ville) 1,4 Mio. neue Wohnungen entstehen. Davon entfallen 52% auf Wohnungen für neue Haushalte und 48% auf die Elendsviertel einschließlich eines Anteils an baufälligem und überaltertem Wohnraum. Auch die Mittelschicht soll nach dem Willen der marokkanischen Regierung erschwinglichen Wohnraum erhalten. Der Bedarf an neuen Wohnungen, so das Wohnungsbauministerium Anfang 2016, verteilt sich wie folgt: 866.000 für Sozialwohnungen zu 140.000 DH, 139.700 für Sozialwohnungen zu 250.000 DH, 154.000 günstige Wohnungen, 121.700 Wohnungen mittleren Standards und 70.000 für den oberen Standard. Die Gründe für den langsamen Wohnungsbau sind vielfältig. Die ärmeren Bevölkerungsschichten können sich die Sozialwohnungen ab 140.000 DH (rund 12.850 Euro) trotz gestützter Kredite offensichtlich nicht leisten, während sich die Finanzierung für gehobene Wohnungen der Mittelschicht wegen hoher Kreditzinsen und Grundstücksspekulation im Luxusbereich schwierig gestaltet. Zudem ist der überwiegend auf Satellitenstädte entfallende Wohnraum wenig attraktiv. Es mangelt oftmals an Infrastruktur, Einkauf- möglichkeiten und sozialen Diensten (Schulen und Krankenhäuser). Noch problematischer ist, dass die Siedlungen ohne Gewerbegebiete oder sonstige siedlungsnahe Arbeitsplätze wirtschaftlich zu wenig eingebunden sind. Mit weiteren Investitionen versucht die Regierung diese Mängel in den schon bestehenden Siedlungen zu beheben. Angefangen wurde mit dem Bau einer Stadtsiedlung namens Zenata im Großraum Casablanca. Entwicklerin ist die marokkanische Rentenkasse Caisse de Dépôt et de Gestion (CDG). Die Stadtsiedlung ist laut Plan 2042 komplett abgeschlossen, umfasst Bildungseinrichtungen einschließlich einer Universität, Kliniken, Büros, ein kommerzielles Zentrum und Hotels und soll, nach mehreren Bauphasen, schließlich 300.000 Menschen beherbergen. Der staatliche Phosphatkonzern OCP (Office Chérifien des Phosphates) hat außerdem den Baustart der Stadtsiedlung Mazagan bei der Küstenstadt El Jadida (rund 100 km südlich von Casablanca) für 2016 avisiert und plant den Ausbau der Ville Verte Mohammad VI. In der Diskussion sind des Weiteren zwei Großsiedlungen: zum einen Tagdirt bei Agadir und zum anderen eine Siedlung in Nähe der Freihandelszone Atlantic Free Zone bei Kenitra. Bautätigkeit in Großsiedlungen Stadt Einwohner / Investitionen Führendes Entwicklungsunternehmen / Laufende Fläche bei (in Mrd. Euro) Baumaßnahmen und -pläne Fertigstellung Tamansourt 450.000/ 1.200 ha 1,36 1) Al Omrane / Soziale Einrichtungen und (Marrakesch) Verkehrsinfrastruktur Tamesna(Rabat) 250.000/ 840 ha 0,5 1) Al Omrane / Universität und Konferenzräume Lakhyata 300.000 / 1.560 3,1 Al Omrane / 600 Wohnungen sind im Bau (Casablanca) ha Chrafate (Tanger) 150.000 / 770 ha 1,7 Al Omrane / nach langen Verzögerungen Realisierung Ende 2016 bei über 40% Zenata 300.000 (bis 1,9 CDG / erste Bauphase (Großraum 2030) / 1.830 ha Casablanca) Mazagan 134.000 (bis 0,46 OCP / Baustart erste Bauphase für 2016 avisiert: (zwischen 2034) / 1.300 ha Wohnungen, Hotels, Einkaufs- und Azemmour und Freizeiteinrichtungen Jadida) 6
Technopol Foum 12.000 Einwohner k.A. OCP / Entwicklungsphase 2016 – 2022: Siedlung El Oued / mit wissenschaftlichen Einrichtungen, Laayoune einschließlich Studentenwohnheim Ville verte 100.000 / 1.000 k.A. OCP / Wohnungen im Bau Bénguerir (70 km ha nördlich von Marrakesch) 1) Investitionssumme im Rahmen des plan de relance ab 2012 Quelle: GTAI-Recherchen, 2015 und 2016 Tourismus und anspruchsvoller Hochbau Der Tourismus ist eine zentrale wirtschaftliche Stütze für die marokkanische Wirtschaft. Im Jahr 2015 hat er unmittelbare 7,7%, indirekt 17,5% zum BIP beigetragen, so der internationale Tourismusverband WTTC. Mit einer beeindruckenden landschaftlichen Vielfalt, langen Küstenstränden und einem reichen und vielfältigen Kulturerbe bietet Marokko hervorragende touristische Voraussetzungen. Die Übernachtungszahlen haben 2012 bis 2015 im Jahresschnitt um 2% und die Bettenzahl im Gesamt- zeitraum um 42.754 zugelegt. 13% der Betten sind 5-Sterne-Hotels zuzuordnen. Alleine 2016 kommen 20.000 Betten hinzu. Insgesamt bleibt der Tourismus hinter den Erwartungen des Entwicklungsprogramms für den Tourismus Vision 2020. Dieser hat eine Verdoppelung der Einkünfte und Besucherzahlen auf 20 Mio. bis 2020 zum Ziel; 2015 liegen die Besucherzahlen mit 10,2 Mio. nur etwas höher als 2010 mit 9,3 Mio. Zudem sind bislang gerade mal 27.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Bis 2020 sollen es 470.000 sein. Fördermaßnahmen Vision 2020 (Auszug) Befreiung von Importzöllen für Ausrüstungsgüter für die Förderung und Entwicklung des Projektes. Mehrwertsteuerbefreiung für Investitionsgüter, Maschinen und Anlagen, die in Marokko erworben werden für einen Zeitraum von 24 Monaten ab dem Zeitpunkt der Tätigkeit der Gesellschaft. Mehrwertsteuerbefreiung für Importe von Investitionsgütern, Maschinen und Anlagen für einen Zeitraum von 36 Monaten. Vollständige Befreiung von der Unternehmenssteuer (IS: impôt sur les sociétés) für einen Zeitraum von fünf Jahren und eine Reduktion von 17,5% über diesen Zeitraum hinaus. Vollständige Befreiung der Einkommenssteuer (IR: impôt revenus) in der Höhe des Umsatzes in ausländischen Währungen für Hotel-Gesellschaften für einen Zeitraum von fünf Jahren und eine 50%- Reduktion über diesen Zeitraum hinaus. Quelle: Agence Marocaine de Développement des Investissements, AMDI, ohne Veröffentlichungsdatum, entnommen aus Webseite Oktober 2016 Avisiert sind im Plan Vision 2020 private Investitionen von rund 140 Mrd. DH (rund 12,4 Mrd. Euro), während der Staat die Investitionen steuerlich fördert und in die Grundstückserschließung investiert. Dazu will das marokkanische Königreich zwischen 2011 und 2020 Ausgaben in Höhe von 32 Mrd. DH (rund 2,9 Mrd. Euro) beitragen. Vision 2020 schließt an den Plan Azur 2010 an, in dem vor allem die Entwicklung großer Strandanlagen konzipiert waren. Bislang sind die Großanlagen nur zum Teil vorangekommen. Für die Entwicklung des Tourismus wiegen die auf Halt gesetzten und gestrichenen Tourismusprojekte in Marrakesch besonders schwer. Die Lancierung von Hotelprojekten vor allem für Geschäftsreisende hat sich in den letzten beiden Jahren vor allem auf Casablanca konzentriert. Auch 2017 ist mit dem Baustart weiterer Hotels zu rechnen. Casablanca Das marokkanische Wirtschaftszentrum Casablanca war bislang kaum vom Tourismus erschlossen. Im Segment Geschäftsreisende waren die Kapazitäten bislang eher klein. Von einer Krise im Hotelbau ist in Casablanca nichts zu spüren. Bis 2018 ist der Bau von 22 neuen Hotels mit 5.600 Betten zu erwarten, so 7
der Stand Ende 2015. Hierzu zählen der geplante Bau zweier Häuser der portugiesischen Hotelgruppe Sana Hotels, die 2019 in Betrieb gehen sollen. Im Bau ist das Projekt Wessal Casablanca Port. Hauptfinanzier des auf 730 Mio. US$ veranschlagten Vorha- bens ist der Fonds Wessal. Die Baufläche von Wessal Casablanca Port (Casablanca Marina) beträgt 12 ha (0,12 qkm). Parallel zu dem Projekt erfolgt im Hafen von Casablanca die Umwidmung der bestehenden Reparaturwerft und des Fischereihafens in einen Terminal für große Kreuzfahrtschiffe. Auch eine neue Anlegestelle für die Fischerboote ist vorgesehen. Mit dem Projekt Wessal Casablanca Port verspricht sich die marokkanische Regierung, in Sachen mangelnder touristischer Infrastruktur etwas Abhilfe zu schaffen. Gleichzeitig soll die am Hafen gelegene Altstadt renoviert werden. Wessal investiert außerdem in Tourismusprojekte in Rabat (Bouregreg). Rabat Das Projekt Wessal Bouregreg in Rabat schließt nach Bab al Bahr ein weiteres Entwicklungsprojekt für das Premiumsegment im Flusstal des Bouregreg an. Kernstück des von Wessal finanzierten Projekts ist der Bau eines modernistischen Theaters (Stararchitektin: Zaha Hadid), dessen Grundstein der marokkanische König im Oktober 2014 gelegt hat. Zu dem insgesamt 790 Mio. Euro teuren Vorhaben auf 110 ha gehört noch ein Museum, ein Jachthafen, Hotels und gehobene Wohnanlagen. Geplante Fertigstellung des Gesamtprojektes ist 2020. Marrakesch Mit einem beeindruckenden Panorama der häufig schneebedeckten Hänge des Hohen Atlas sind einige neue Hotels, Villen, Golf- und Poloplätze eröffnet worden beziehungsweise im Bau. Weitere Großprojekte sind allerdings auf Halt gesetzt oder gestrichen. Marrakesch gilt als wichtiger Ort für den Neubau und die Instandsetzung von Erst- und Zweitwohnsitzen vor allem wohlhabender Europäer. Hier haben die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und Nordafrika und die schwache Konjunktur in Frankreich die Nachfrage spürbar gebremst. Eine Reihe von Projekten auf Basis einer Finanzierung vor allem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und einem Projektwert von insgesamt rund 1,875 Mrd. US$ können endgültig als gestrichen gelten. Neue Großprojekte sind nicht geplant. Tanger Neben dem Ausbau des Tiefseehafens Tanger Med, dem Umbau und der Modernisierung des alten Hafens von Tanger und einem TGV-Anschluss (siehe auch Kapitel zur Infrastruktur) ist die Modernisierung und Umwidmung des alten Hafengeländes von Tanger geplant. Das Vorhaben würde rund 26 Mrd. DH (2,3 Mrd. Euro) kosten, so Zeitungsmeldungen. Teile der Projekte hierzu sind im Bau, andere auf Halt gesetzt. Mittels der Konversion der ehemaligen Lagerhallen sind zusätzlich ein Kongresszentrum sowie ein Museum (15.000 qm) geplant. Mehr als 30 ha des Hafengeländes sind für touristische und kulturelle Veranstaltungen (einschließlich Multiplexkino) bestimmt. Hinzu sollen Büroräume und Einkaufszeilen kommen. Auch ein Seilbahn-System ist geplant, und zwar eine Verbindung zwischen Stadtzentrum, Marina, Fischereihafen und Kasbah. Mittelfristig sind Übernachtungskapazitäten von insgesamt 1.600 Betten avisiert. Vor allem Projekte für das Premiumsegment sind auf Halt gesetzt. Energieeffizienz im Gebäudebau Gebäude verbrauchen in Marokko rund 36% des nationalen Energieverbrauchs, 29% davon entfallen auf Wohnviertel und 7% auf den Dienstleistungssektor. Im 3. Quartal 2015 sind die thermischen Bauvorschriften für Marokko (Le Règlement Thermique de Construction au Maroc, RTCM) in Kraft getreten. Damit erhält die Marktentwicklung für energiesparendes Bauen ein wichtiges Fundament. Allerdings erschweren fehlendes konformes Material und Mehrkosten den Übergang zu einer besseren Energie-bilanz. Mehr noch: das Gesetz sieht keine Sanktionen bei Nicht-Einhaltung der energetischen 8
Vorschriften vor. Die neue Gebäudeenergieverordnung soll vielmehr den Bausektor dazu bewegen, Mindestanforderungen zur Energieeinsparung einzuhalten. Die für Neubauten geltenden Normen decken folgende vier Schwerpunkte ab: die Kühlung und Beheizung von Gebäuden, Isolierung und der Aufbau solarthermischer Anlagen vor allem für Krankenhäuser, Hotels und Mehrfamilienhäuser. Ziel ist es, den Energieverbrauch von Gebäuden bis 2020 um 12% zu reduzieren. Das Gesetz sieht vor, dass jeder Antragsteller einer Baugenehmigung die Normen und Standards, die in Bezug auf Energieeffizienz festgelegt worden sind, einhalten muss. Jeder Antrag muss eine Umwelt- verträglichkeitsprüfung enthalten. Ausnahme ist der Bau von Einzelhäusern auf dem Land. Unternehmen sind ab einem bestimmten Grenzwert gezwungen, jährliche Energieaudits durchzuführen. In dem Gesetz sind Pilotprojekte vorgesehen, in denen der Bauherr für die Umsetzung energieeffizienten Bauens Subventionen erhält. Nachhaltiges Bauen hat bei der Errichtung beziehungsweise Ausbau der Siedlungsstädte an Bedeutung gewonnen. Projekte Großprojekte im Hochbau im Großraum Casablanca Projekt Entwickler Projektkosten (in Stand / Anmerkung Mio. US$) Casablanca Towers Dubai Holding 600 Gestrichen / Bau von Türmen und einer Mall in Casablanca New Casablanca Groupe Caisse de 590 Im Bau / Bau von Luxushotels, Marina Dépôt et de Gestion Einkaufs- und Freizeitanlagen, einschließlich Hochhaus Grand Théâtre in Casa Aménagement 170 Im Bau / Gebaut wird ein Casablanca Auditorium mit 1.800 Sitzen und ein Theater mit 600 Sitzen Vert Marine Saham Group 85 Im Bau / Gebaut wird ein Luxus- Wohnprojekt Marjane Marina Aldar Properties 50 Im Bau/ Shopping Center Grand Aquarium Al Manar 26 Vorstudie / größtes Aquarium in Development der Marina von Casablanca auf einer Fläche von 15.000 qm Rahabilitation Ain Casa Aménagement 25 Im Bau Sebaa Zoo Park Rehabilitation Arab Casa Aménagement 10 Vorstudie League Park Quelle: MEED Projects, September 2016 Großprojekte im Hochbau in Rabat Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Al Noor Turm Middle East 1.500 Entwurf / 114 Stockwerke / Development LLC höchstes Hochhaus Afrikas Green Tech Valley Marita Group 257 Vorstudie/ Freizeits- und Geschäftszentrum Rabat Shopping Mall Aksal Group 250 Entwurf/ Fläche 6 ha Hotel Eagle Hills 250 Im Bau / 184 Zimmer 9
Grand Théâtre in Rabat Bouregreg Valley 165 Im Bau / Theater mit 2.050 Sitzen Development Agency Hochhaus private Entwickler 100 Entwurf / Appartements, Büros Quelle: MEED Projects, September 2016 Großprojekte im Hochbau in Tanger und Umgebung Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Tinja Project Emaar Properties 1.000 Auf Halt / Villenviertel mit Infra- struktur Al Houara Qatari Diar Real 1.000 Im Bau / Bau eines Beach Resort Development Estate Investment mit Villen, Appartements, Hotels, Company Verkaufsstellen und Sportanlagen Villa Royale Gulf Holdings 800 Auf Halt / Bau von Villen, Company Residenzen, Schule, Klinikum, Luxushotel Azla Real Estate Project Kudla 692 Gestrichen / Bau in Larache von Luxusvillen und Appartements, Hotel, Golfplätze, Einkaufs-, Freizeit- und Sportanlage Tanger City Center Inveravante 260 Im Bau / Bau von Wohnungen, Hotels und Einkaufszentrum Tetouan Stadion Innenministerium 71 Ausschreibung / über 40.000 Plätze Hilton Tanger City Inveravante 60 Im Bau / Bau von Hotel mit 182 Center Hotel & Zimmern und Residenzen in Tanger Residences Rehabilitation von Tazi Katara Hospitality 55 Ausschreibung / Luxushotel mit Palace 120 Zimmern bei Tanger Golf and Racquet Qatari Diar Real 50 Im Bau Country Club Estate Investment Company Quelle: MEED Projects, September 2016 Großprojekte im Hochbau in Marrakesch Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Rotal Ranches Gulf Finance House 1.000 Im Bau/ Hotels, Villen, Wohnungen Marrakesch Park Hyatt Marrakesch Alliances Group 800 Im Bau / Hotel, Villen, Wohnungen Marrakesch City of Green Valley Real 136 Im Bau/ Villen Green Valley Estate Marrakesch M Avenue Downtown Hotel 68 Entwurf / Avenue von 500 m mit Corporation Hotels, Wohnungen, Restaurants und Cafés Quelle: MEED Projects, September 2016 10
Weitere Großprojekte im Hochbau Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) The Taghazout CDG 1) 2.000 Im Bau Bahia Golf Beach ONAPAR 1.200 Im Bau / wird gebaut in der Region von Chaouia-Ouardigha, Wohneinheiten, Luxusvillen, Golfplatz, ein Strandhotel, ein Golfhotel, ein Strandclub und Reitanlagen Cala iris Resort Medz 410 Gestrichen / Hotel, Villen, Wohnungen, Golfplätze in Al Hoceima Four Seasons Resort Akwa Group 120 Entwurf / Hotel wird gebaut, 56 private Agadir Residenzen in Agadir Mariott Hotel Tagjazout Alliances 88 Im Bau / 132 Zimmer Group Gemischt genutztes Tasweek 55 Vorstudie / Gesundheitseinrichtung, Projekt in Agadir Wohnprojekte, Einzelhandel, Tourismus Agadirland Ministerium 48 Vorstudie / Freizeitpark für Tourismus Taghazout Bay Beach CDG 1) 33 Vorstudie / 170 Zimmer Resort and Spa 1) Caisse des Dépôts et de Gestion Quelle: MEED Projects, September 2016 3. Tiefbau / Infrastrukturbau Marktlage und Marktentwicklung Straßenbau Aufträge im Straßenbau dürften in den kommenden Jahren anziehen. So plant das marokkanische Königreich bis 2035 Investitionen in den Straßenbau in Höhe von rund 23 Mrd. Euro, so der marokkanische Minister für Transport, Ausrüstung und Logistik Aziz Rabbah in Juni 2016. Insgesamt sollen neue Auto- bahn- und Schnellstraßen mit einer Gesamtlänge von 5.500 km und einem Investitionswert von 8,8 Mrd. Euro entstehen. Hinzu kommen Landstraßen mit einer Länge von 30.000 km und einem Projektwert von 2,8 Mrd. Euro. Zudem sind 11,4 Mrd. Euro sind für den Ausbau und die Instandsetzung der gegebenen Straßeninfrastruktur vorgesehen. Ende 2016 wird das gesamte Autobahnnetz 1.800 km umfassen. Anfang des Jahres waren es noch rund 1.600 km. Im Rahmen der Ausbauvorhaben des Straßennetzes plant die marokkanische Regierung Öffentlich-Private- Partnerschaften (ÖPP) für fünf Straßenverbindungen im Norden des Landes mit einer Gesamtlänge von 434 km. Dabei handelt es sich um unter anderem die Verbindung zwischen der am Mittelmeer liegenden Hafenstadt Nador mit der Autobahnstrecke Fès-Oujada, um eine Anbindung zum Hafen Nador West Med (im Bau) und Verbindungen zwischen den ebenso im Norden befindlichen Städten Tanger-Tetouan (circa 60 km) sowie zwischen Fès und Taounate (80 km). Zur Umsetzung der Projekte hat die Regierung im September 2016 eine Machbarkeitsstudie angekündigt. Des Weiteren hat das marokkanische Verkehrs- ministerium Ende Oktober Machbarkeitsstudien im Rahmen von ÖPP für drei weitere Autobahnstrecken ausgeschrieben: Rabat-Casablanca-Continentale (57 km), Marrakesch – El Kelaa (65 km) und eine Umfahrung von Agadir (62 km). 11
Schienenverkehr Laut Bericht des Weltwirtschaftsforums 2015-2016 ist Marokko mit seiner Schieneninfrastruktur in Afrika führend und liegt weltweit auf Rang 33. Insgesamt verfügt das Königreich über ein Streckennetz von 3.657 km Eisenbahnlinie, davon sind 2.238 km elektrifiziert. Die Passagierzahl ist von 2004 bis 2014 von jährlich 18 Mio. auf 39,5 Mio. gestiegen. Die Frachtmenge beträgt 34,6 Mio.t. Phosphat und Phosphatprodukte machen alleine 3/4 der Transporte aus. Nationales Zugunternehmen ist die ONCF Maroc (Office National des Chemins de Fer). Im 1. Quartal 2018 ist die Inbetriebnahme der ersten Hochgeschwindigkeitsstrecke Afrikas avisiert. Dabei handelt es sich um die Verbindung Tanger-Casablanca. Langfristiges Ziel ist die sogenannte „Atlantik-Linie“, die neben Tanger, Rabat und Casablanca auch Essaouira und Agadir und die Verbindung mit Marrakesch umfasst. Außerdem ist eine Verbindung nach Oujda im Nordosten für eine „transmaghrebinische Linie“ nach Algier und Tunis geplant. Die ONCF und die französische SNCF haben ein Unternehmen gegründet, das in Zukunft die marokkanische Schnellbahn unterhalten soll. Neben dem TGV ist die Modernisierung des bestehenden Eisenbahnnetzes und von Bahnhöfen geplant oder im Gange. Mit dem Ziel eine nachhaltige Mobilität zu schaffen sieht der Entwicklungsplan Rail Maroc 2040 den wei- teren Ausbau des Netzes vor. Ziel sei, so der Geschäftsführer der ONCF in einem Interview Ende Juli 2016, 75% des Strombedarfs der marokkanischen Bahn mit Windenergie zu decken. Rail Maroc 2040 umfasst zudem 50 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 35,4 Mrd. Euro. Darin sollen rund 43 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern ans Bahnnetz angeschlossen werden. Gegenwärtig sind es 23 Städte. Damit würden 87% der marokkanischen Bevölkerung über einen Zugang zum Schienennetz verfügen. Die Quote für den Gütertransport über die Schiene soll von derzeit 8% auf 13% erhöht werden. Öffentlicher Nahverkehr In Rabat ist eine zweite Straßenbahnlinie im Bau. Die Inbetriebnahme des ersten Abschnittes ist für Ende 2016 und die Erweiterung für 2019 vorgesehen. In Casablanca ist die Erweiterung der Linie 1 um 15 km und der Baustart für die Linie 2 (22,5 km) erfolgt. Im Mai haben Beratungsunternehmen aus Frankreich, Schweden, Italien und der Türkei Angebote zur Vorplanung dreier weiterer Linien (3,4 und 5) gemacht. Die Verkehrsgesellschaft Casa Transport hat sich außerdem für den Aufbau eines Bussystems (Bus à Haut Niveau de Service, BHNS) entschieden. In der Diskussion ist eine Nahverkehrsstrecke (57 km) vom Flughafen Casablanca nach Mohammedia. Auch Straßenbahnlinien für Fès, Marrakesch und weitere Städten sind immer wieder in der Diskussion. Wichtigste ausländische Akteure im Straßenbahnbau in Rabat und Casablanca sind die französischen Unternehmen Alstom (Schienenwagen für Casablanca und Rabat), Systra (Consulting für Casablanca und Rabat) und Veolia Transdev (Betrieb Rabat) sowie RATP (Betrieb Casablanca). Des Weiteren ist eine Straßenbahn und Seilbahn in Tanger geplant. Flughafenbau Marokko zählt 16 internationale, zehn nationale, sechs Militärflughäfen und mehr als 20 weitere Landepisten. Zur Entwicklung des Luftverkehrs wurde 2012 ein Strategieplan entwickelt. Die Regierung rechnet mit Investitionen in Höhe von 25 Mrd. DH (rund 2,25 Mrd. Euro). Rund die Hälfte der geplanten Ausgaben ist für die Modernisierung und den Ausbau des Flughafens Casablanca/ Mohammed V vorgesehen. Der Strategieplan, der auf insgesamt 15 Flughäfen Anwendung findet, soll bis 2035 umgesetzt werden. Arbeiten für den Ausbau von Kapazitäten sind im Gange (Nador, Errachidia, Marrakesch, Guelmim und Zagora) und stehen kurz vor dem Abschluss. Die 2015 erwartete Eröffnung eines neuen Terminals des Flughafens Marrakesch Menara wird Pressemeldungen zufolge erst 2017 erfolgen. Bis 2020 sind Ausgaben von mehr als 120 Mio. Euro für die Luftverkehrsnavigation avisiert. 12
Hafenbau In Marokko ist Bewegung im Hafenbau zu verzeichnen. Der an der Straße von Gibraltar liegende Hafen Tanger Med bekommt zwei weitere Containerterminals. Nachdem im März 2016 der niederländische Hafenbetreiber APM Terminals eine Betriebskonzession für den Terminal TC4 für 30 Jahre zu 758 Mio. US$ unterzeichnet hat, gilt der Ausbau des Tiefseehafens als gesichert. Der Terminal TC4 wird eine Kapazität von 4,2 Mio. TEU (20 Fuß-Container Äquivalent) fassen. Vertraglich ist die Inbetriebnahme des TC4 für Januar 2019 avisiert. APM Terminals hat auch eine Option erhalten, die Containerkapazität auf 5,2 TEU auszubauen. Hierfür sind Flächen für den Hafenbetreiber reserviert. Für den jetzt kleiner ausgelegten Terminal TC3 liegt die Frachtkapazität bei 1,3 TEU. Diesen wird der marokkanische Staatsbetrieb Marsa Maroc für so genannte Common User bewirtschaften. Die Baggerarbeiten für das Erweiterungsprojekt Tanger Med II seien so Pressemeldungen praktisch schon seit einem Jahr abgeschlossen. Die Ausschreibung für die Kaianlagen sei für Oktober 2016 vorgesehen. Der Hafen Tanger Med gilt als eines der wichtigsten Großprojekte Marokkos. Tanger Med wird nach kompletter Fertigstellung vom derzeit viertgrößten voraussichtlich zum nach Port Suez in Ägypten zweitwichtigsten Tiefseehafen am Mittelmeer avancieren. An den Hafen angeschlossen sind mehrere Industriezonen. Eine Ausschreibung läuft für den Tiefseehafen Kenitra Atlantique (rund 130 km nordöstlich von Casablanca). Konzipiert ist der Hafen für den Import von Erdöl und Flüssiggas und den Export von Massen- stückgütern und hier vor allem für die Kfz-Ausfuhr. Grund dafür ist der Mitte 2015 zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der PSA-Gruppe (Peugeot und Citroen) und dem marokkanischen Industrieminister vereinbarte Bau eines Pkw-Werkes in Kenitra. Im Mai 2016 hat ein Konsortium aus der STFA Holding Co, der Société Générale des Travaux du Maroc und Jan de Nul den Zuschlag für den Tiefseehafen Nador West erhalten. Eine starke Komponente für den Hafen werden die Löschung von Öl und – zur Belieferung eines in der Region im Bau befindlichen Kraftwerkes - Kohle einnehmen. Der Hafen ist für eine Jahreskapazität von 25 Mio.t Öl, 7 Mio.t Kohle, 3 Mio. TEU und 3 Mio. t für weitere Güter dimensioniert. Dem Konzept Tanger Med folgend ist für Nador West eine an den Hafen angeschlossene Industrie- und Freihandelszone geplant. Diese würde sich auf 1.500 ha erstrecken. Fertigstellung ist für 2021 vorgesehen. Nador West liegt am Mittelmeer im Nordosten des Königreiches. Vier Jahre nach Baustart ist die Erweiterung des Hafens Jorf Lasfar (rund 120 km südwestlich von Casablanca) weit fortgeschritten. Hierbei handelt es sich um die Erweiterung und Modernisierung von Kaianlagen für den Export von Düngemittel und Phosphatgesteinen und für den Import von Kohle und festem Schwefel. An den Hafen schließen eine expandierende Auf- und Weiterverarbeitung des im Lande abgebauten Phosphats sowie ein Mitte 2014 erweitertes Kohlekraft- und ein Stahlwerk an. Im Bau ist ein weiterer Kohlehafen bei Safi (rund 235 km südlich von Casablanca); dies für die Belieferung eines in der Nähe liegenden Kraftwerks (Fertigstellung 2018). Safi ist neben Jorf Lasfar ein weiteres Zentrum für die Phosphatverarbeitung. Staudämme, Wassertransfers und Entsalzungsanlagen Um den steigenden Wasserbedarf zu decken, hat die marokkanische Regierung bis 2030 den Bau von 13 größeren Staudämmen angekündigt. Gegenwärtig gibt es 135 größere und 100 kleinere und mittlere Staudämme. Die theoretische Gesamtkapazität liegt bei 17,5 Mrd. cbm. Verlandungen von Staudämmen sind allerdings chronisch. Zu rechnen ist mit Ausschreibungen für die Staudämme Agdez in der Provinz Zagora und Toudgha in Tinghir. Das Investitionsvolumen beträgt laut Ministerium für Wasser und Landwirtschaft umgerechnet rund 170 Mio. Euro. In der Entwurfsphase sind Pläne für einen groß angelegten Nord-Süd-Wassertransfer. Die veranschlagten Projektkosten liegen bei rund 3,5 Mrd. Euro. Ziel des Großprojektes ist es, ungenutztes Wasser aus den nördlichen Flussbassins in die Mitte des Königreiches zum Ballungszentrum Casablanca sowie nach Marrakesch zu leiten. In der Hauptsache ist das Projekt darauf ausgerichtet, die südlicher gelegenen Flussbassins zum Zwecke der landwirtschaftlichen Nutzung mit mehr Wasser zu versorgen. In dem Wasserbauprojekt würden bis 2030 maximal 45 cbm pro Sekunde in einem Leitungs-, Kanal-, und Pumpsystem über eine Entfernung von 500 km transportiert. Der Trinkwassertransfer Agadir - Ait Baha mit einem Transport über 56 km und einem Projektwert von rund 100 Mio. US$ ist schon seit über einem Jahr 13
in der Präqualifikationsphase. Erster Termin für die Veröffentlichung der präqualifizierten Unternehmen war März 2015. Um die Wasserknappheit zu reduzieren, setzt Marokko verstärkt auf die Meerwasserentsalzung. Bislang gibt es rund zehn kleine Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Kapazität von 35.000 cbm/Tag. Nach langen Verzögerungen ist ein Werk in Cap Ghir rund 40 km nördlich von Agadir im Bau. Die Tageskapazität des Werkes beträgt bei Fertigstellung 100.000 cbm/Tag und wird im Rahmen einer Public-private- Partnership (PPP) zwischen dem spanischen Technologiekonzern Abengoa sowie mit dem Investitionsfonds Inframaroc (gehört zu CDG: Caisse de Dépôt et de Gestion) gebaut und betrieben. In der Diskussion sind im Rahmen von PPP Meerwasserentsalzungsanlagen in Casablanca, Al Hoceima und Tanger. Für die Realisierung der Meerwasserentsalzungsanlagen müssten 27 Mrd. US$ mobilisiert werden. Erneuerbare Energien Marokko ist afrikanischer Vorreiter bei den erneuerbaren Energien. Bis 2020 sind Kapazitäten bei der Stromerzeugung mittels Wind-, Solar- und Wasserkraft von jeweils 2.000 MW geplant. Damit würden die regenerativen Energien rund 42% der gesamten Kraftwerkskapazitäten stellen. Bis 2030 sollen es zudem 52% werden. Die Gesetzeslage zur Förderung der erneuerbaren Energien ist für regionale Verhältnisse gut. Zentral ist das Gesetz Nr. 13-09, das im März 2010 in Kraft getreten ist. Dieses erlaubt jeder juristischen und natür- lichen Person, Energie aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Es ermöglicht allerdings keine Einspeisung von erneuerbaren Energien ins Niedrigstromnetz und damit keinen flächendeckenden Einsatz (Privathaushalte und Kleinbetriebe). Möglich ist hingegen die Stromproduktion für den Eigenbedarf oder für Abnehmer mit Anschluss an das Hochspannungsnetz. Infolgedessen können Betriebe (etwa Zementwerke) oder auch Gemeinden beliefert werden. Im Juni 2016 hat die marokkanische Regierung die Rollen der wichtigsten Institutionen für die erneuerbaren Energien grundlegend neu definiert. Der bisherigen Solarbehörde Masen (Moroccan Agency for Solar Energy) fällt nunmehr als Moroccan agency for sustainable energy das gesamte öffentliche Aufgabenfeld der erneuerbaren Energien zu. Hierzu wurden insbesondere dem nationalen Energie- und Wasserversorger ONEE alle in Entwicklung befindlichen Solar- und Windenergieprojekte entzogen und der neuen Masen zugeschlagen. Auch die Energiebehörde ADEREE muss als weitere staatliche Institution ihre Aufgaben im Bereich der erneuerbaren Energien an die Masen abgeben. Im Zuge dessen beschränkt sich das Tätigkeitsfeld der ADEREE nur noch auf die Energieeffizienz. Die staatliche Organisation wurde umbenannt in AMEE (Agence marocaine pour l’efficacité énergétique). Solarthermie 2009 hat das marokkanische Königreich den Solarplan Le Programme Marocain de l’Energie Solaire oder kurz Plan Solaire aufgelegt. Im Plan Solaire sind Großanlagen für Technologien auf Basis der Solarthermie (CSP, Concentrated Solar Power) vorgesehen. Der Fotovoltaik (FV) ist ein Anteil von 20% vorbehalten, so die Masen 2013. Dieser Anteil könnte allerdings im Laufe der Zeit höher ausfallen. Der Solarplan umfasst ursprünglich sechs Standorte, in denen unterschiedliche solartechnische Großanlagen zur Anwendung kommen sollen. In der Diskussion sind nach jüngstem Stand, neben Ain Beni Mathar (im Nordosten) und Ouarzazate (südliches Zentrum), wo schon Anlagen stehen beziehungsweise im Bau sind, Midelt (nördliches Zentrum), Tata (Südosten), Foum al Oued (bei Laayoune, Westsahara), Boujdour (Westsahara) und Sebkhat Tah (Westsahara). Die Gesamtkapazität der Großanalagen soll laut Masen bis 2020 bei mindestens 2 GW liegen. Bau und Betrieb erfolgen im Rahmen Öffentlich-Privater-Partnerschaften, deren Grundlange Abnahmeverträge zwischen dem nationalen Energie- und Wasserversorger ONEE beziehungsweise der neu strukturierten Masen und den privaten Betreibern der Großanlagen sind. Fertiggestellt ist zum einen das schon 2011 in Betrieb gegangene CSP-Kraftwerk in Ain Beni Mathar mit 20 MW, das zusätzlich an ein Gaskraftwerk angeschlossen ist, und zum anderen im Februar 2016 das Solarkraftwerk Noor 1 in Ouarzazate mit 160 MW. Die Anlage Noor 2 und Noor 3 in Ouarzazate sind im Bau und weisen eine Kapazität von jeweils 200 MW und 340 MW auf. Noor 4 (70 MW) ist gegenwärtig ausgeschrieben (Stand Ende Oktober 2016). Die Stromerzeugung in Noor 1 erfolgt über Parabolrinnen- 14
Technik. Finanziert wird die Großanlage unter anderem von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), der französischen Entwicklungsbank AFD, der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank (EIB). Zudem vergibt die KfW-Bank 654 Mio. Euro für den Bau von Noor 2 (mit Kraftwerksturm) und Noor 3. Mit einem Anteil von 70% ist der saudi-arabische Privatkonzern Acwa-Power Haupteigner von Noor 1. Auf Masen entfallen 25%. Die Ausschreibung für Noor 2 (200 MW) und Noor 3 (150 MW, mit Solarturm) hat ein Joint Venture aus Acwa und dem spanischen Technologieunternehmen Sener Ingeniera gewonnen. Die Kosten für die Pläne in der Solarthermie für die 2.000 MW werden sich offiziellen Angaben zufolge auf rund 9 Mrd. US$ belaufen. Das ist weitaus höher als die für die Aufstellung von ebenso 2 GW in der Wind- energie veranschlagten 3,5 Mrd. US$. Die Gestehungskosten betragen - so eine Schätzung der Masen für das zu dem Zeitpunkt nicht fertiggestellte Noor-1-Projekt - hohe 12 Euro-Cent. Die Masen geht jedoch davon aus, dass diese in den Folgeprojekten deutlich gesenkt werden können. Noor 4 in Ouarzazate wird ein Fotovoltaik-Kraftwerk. Fotovoltaik Zunehmend wächst der Markt für Fotovoltaik-Flächenanlagen in Marokko; dies sowohl in Ergänzung zu den Anlagen der großen CSP-Projekte als auch unabhängig davon. Sogenannte Noor FV- Projekte umfassen vor allem die Errichtung mittelgroßer FV-Flächenanlagen von 20-30 MW. Die Präqualifikation für das Projekt Noor Tafilalet ist abgeschlossen. Das von der Weltbank finanzierte Projekt umfasst drei Standorte mit 25 MW in Erfoud, Zagora und Missour. Die Ausschreibung zur Präqualifikation ist in einem weiteren Programm namens Noor Atlas für Ende 2016 zu erwarten. Dabei geht es um eine Nennleistung von 200 MW, die auf drei Standorte im südlichen und fünf im östlichen Atlasgebirge verteilt ist. Auch hier sind die Ausschreibungen für die Präqualifikation Ende 2016 vorgesehen. Ko-Finanziers von Noor-Atlas sind die Kfw und die Europäische Investitionsbank. Für Anfang 2017 sind Ausschreibungen für die 200 bis 225 MW im Rahmen von Noor Argana geplant. FV-betriebene Pumpen für die Landwirtschaft stellen eine wichtige Marktnische dar. Vor dem Hintergrund stark gefallener (und in Zukunft vermutlich weiter fallender) Preise für FV-Anlagen, ist in weiten Bereichen Netzparität gegeben und das nicht nur in netzfernen Gebieten, wo die Kosten für den Netzanschluss hoch ausfallen. Netzparität oder auch Grid-parity liegt dann vor, wenn der vom Endverbraucher produzierte Strom dieselben Kosten verursacht, wie der Kauf von Strom vom Netzanbieter. Die Strompreise sind zwar subventioniert, fallen aber im regionalen Vergleich für private Haushalte und das Gewerbe relativ hoch aus. Ein dezentraler Ausbau von FV durch den Endverbraucher steht in Marokko trotzdem nicht auf der Tagesordnung. Windkraft Marokko (einschließlich die Westsahara) verfügt über außerordentlich gute Voraussetzungen für die Windenergie. In der Region Essaouira, Tanger und Tetouan erreichen die Windgeschwindigkeiten auf 40 m Höhe 9,5 bis 11 m/s (Dakhla, Tarfaya und Taza 7,5 m/s bis 9,5 m/s).Gegenwärtig sind Windkraftanlagen im Wert von knapp 2,8 Mrd. US$ und mit einer Kapazität von 1.420 MW ausgeschrieben oder im Bau. Neben Projekten der ONEE beziehungsweise von Masen sind Private an der Stromproduktion beteiligt. So baut gegenwärtig ein Joint Venture, das sich mehrheitlich aus der Acwa-Power zusammensetzt, einen Windpark bei Tanger mit 120 MW. Weitere private Anbieter liefern im Rahmen einer unabhängigen Energieproduktion insbesondere an die Zementindustrie. Der Technologiekonzern Siemens hat im März 2016 bestätigt, dass er in Tanger eine Fabrik für Windmühlenflügel bauen wird. Siemens hatte Ende 2015 zusammen mit Nareva (gehört zur Holding des marokkanischen Königs) und der italienischen Enel den Zuschlag für den Bau von Windkraftkraftanlagen mit einem Projektwert in Höhe von 1,33 Mrd. US$ und einer Gesamtkapazität von 850 MW erhalten. Die Ausschreibung hat die heimische Herstellung von Komponenten zur Auflage. 15
Wasserkraft Eine gute Marktentwicklung ist bei kleinen Wasserkraftwerken gegeben, die insbesondere der Versorgung von Bergdörfern ohne Netzanschluss dienen sollen. In diesem Kontext plant die Platinum Power, eine Tochter der US-amerikanischen Brookstone Partners, im Atlasgebirge (Tillouguite und Bouteferda) an Zu- flüssen des Umm Erribia-Flusses vier kleinere Wasserkraftwerke von 8 MW bis 30 MW. Die Kraftwerke sollen im Rahmen einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft und auf der Basis von festgelegten Einspeise- tarifen betrieben werden. Der Umm Erribia fließt rund 90 km südlich von Casablanca ins Meer. Zu erwarten sind Ausschreibungen weiterer hydroelektrischer Anlagen. Für das circa 70 km nordöstlich von Agadir gelegene Pumpspeicherkraftwerk Abdelmoumen (Projektkosten 300 Mio. US$; 2x175 MW) haben sich sieben Unternehmen präqualifiziert. Konventioneller Kraftwerksbau Marokko ist in ein weitreichendes Gas-to-Power-Programm eingestiegen. Das Vorhaben umfasst den Bau eines Flüssiggas-Terminals in Jorf Lasfar (rund 120 km südlich von Casablanca), ein Kraftwerk (4 x 600 MW) unweit des Hafens, ein Erdgaslager und eine Pipeline. Das Projekt wird Marokko den Import von bis zu 7 Mrd. cbm im Jahr und damit die Versorgung weiterer Kraftwerke erlauben. In der Diskussion ist, die Pipeline mit der nach Spanien führenden Maghreb-Europa-Gaspipelinie (GME) zu verbinden. Die GME liefert Gas aus Hassi M´Rel in Algerien nach Europa. Dem internationalen Lob für die nachhaltige Orientierung Marokkos zum Trotz, erfolgt in dem Königreich ein beachtlicher Zubau neuer Kohlekraftwerke. Diese werden zu einer Steigerung der Kohleimporte von gegenwärtig circa 3,5 Mio.t auf 6 Mio.t führen. Ebenso ist der Ausbau von Dieselkraftwerken geplant. Projekte Straßenbau Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Erweiterung Verbindung MET 2) 154 Vorstudie / Erweiterung und Marrakesch-Ouarzazate Verdopplung der Straße Zufahrtstrasse ONEE 1) 30 Entwurf / Bau einer Zufahrtstrasse Erweiterung Casablanca- ADM 3) 26 Ausschreibung / 21 km Berrechid 1) Office National de l’Electricité et de l’Eau; 2) Ministère de l’Equipement et de Transport; 3) Société Nationale des Autoroutes du Maroc Quelle: MEED Projects, September 2016 Fernschiene Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Tanger – Casablanca ONCF 1) 2.850 Im Bau / Bau einer 200 km- Hochgeschwindigkeitszug Eisenbahnlinie zwischen Tanger, Phase I Kenitra, Rabat und Casablanca Tanger - Casablanca ONCF 1) 500 Im Bau / Strecke zwischen Kenitra - Hochgeschwindigkeitszug Rabat - Casablanca Phase II Casablanca - Marrakesch ONCF 1) 500 Vorstudie / Die Strecke soll jährlich 8 Mio. Passagiere befördern Marrakesch-Essaouira ONCF 1) 300 Vorstudie/ 180 km Hochgeschwindigkeitszug 16
Verdopplung der Bahnlinie ONCF 1) 150 Vorstudie / Bahnlinie Marrakesch Casablanca - Marrakesch nach Flughafen Mohammed V in Casablanca Eisenbahnlinie Zenata - Kenitra ONCF 1) 52 Vorstudie Phase 3 1) Office National des Chemins de Fer Quelle: MEED Projects, September 2016 Öffentlicher Nahverkehr Projekt Entwickler Projektkosten Stand / Anmerkung (in Mio. US$) Straßenbahnlinie Casablanca Casa 1.700 Im Bau / Erweiterung des Transports Straßenbahnnetzes um 80 km Straßenbahnlinien Casablanca Casa 1.066 Entwurf / Linie 3, 4 und 5; insgesamt Transports 46 km Straßenbahn in Tanger MET 1) 1.000 Vorstudie Straßenbahnlinie Casablanca Casa 234 Vorstudie / Linie 6; 10 km Transports 1) Ministère de l’Equipement et de Transport Quelle: MEED Projects, September 2016 Flughafenbau Projekt Entwickler Projektkosten (in Stand / Anmerkung Mio. US$) Erweiterung Terminal ONDA 1) 164 Im Bau / Erweiterung und Sanierung des 1 Mohammed V Terminals mit 40.000 qm Flughafen in Casablanca Erweiterung Terminal ONDA 1) 100 Vorstudie / Terminal mit 46.000 qm und 2 Mohammed V 50.000 Passagiere / Jahr Flughafen in Casablanca 1) Office National des Aéroports; Quelle: MEED Projects, September 2016 Hafenbau Entwickler / Projektbezeichnung Investition (in Projektstand Anmerkung Mio. US$) TMSA 1) / Tanger Med 2 1.400 im Bau Fertigstellung: 2. Quartal 2019 Transportministerium/ Nador West 986 im Bau Fertigstellung 2. Quartal 2021 Med Hafen APM Terminals / Terminal TC4 Tanger 866 Vorstudie Hauptauftragsvergabe: 2. Quartal 2017 ANP 2) Kenitra Atlantic Hafen 800 Ausschreibung Hauptauftragsvergabe: 4. Quartal 2016 SAPT 3) / Entwicklung Hafen von Tanger 740 im Bau Fertigstellung: 4. Quartal 2020 ANP 2) Dakhla Atlantic Hafen 660 Vorstudie Hauptauftragsvergabe: 4. Quartal 2017 ONEE 4) / Hafen Safi 486 im Bau Fertigstellung 3. Quartal 2017 ANP 2) / Erweiterung Hafen Casablanca 200 im Bau Fertigstellung 4. Quartal 2016 ANP 2)/ Sanierung von Hafen von 100 Vorstudie Hauptauftragsvergabe 1. Quartal Mohammedia 2018 17
Sie können auch lesen