Marokko Konjunkturbericht Bauindustrie - Oktober 2016

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Marokko
Konjunkturbericht
Bauindustrie

Oktober 2016

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Marktbericht Bauwirtschaft – Marokko

Tunis (gtai) - Marokkos Wirtschaft wird 2017 real um rund 3,6% wachsen, folgt man dem Wirtschafts-
dienst Economist Intelligence Unit (EIU). Die Wachstumsprognose setzt allerdings durchschnittliche
Niederschläge im kommenden Jahr voraus. Weichen diese – was häufig geschieht - nach oben oder
unten ab, dann wird das auch für das Gesamtwachstum große Auswirkungen haben. Die Baukonjunktur
hat sich 2016 leicht erholt; eine Entwicklung, die sich 2017 fortsetzen wird. Vor allem im Tiefbau gibt es
für ausländische Unternehmen Geschäftsmöglichkeiten.

1. Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts

Für 2017 rechnet der Wirtschaftsdienst EIU im Industrie- und Dienstleistungssektor mit einem
Realwachstum von jeweils 2,7 und 2,1%. Für 2016 erwartet die EIU niedrigere Wachstumsraten von 1,0
beziehungsweise 1,5%. Der Agrarsektor soll 2017 um 10,5% zulegen und das Gesamtwachstum wie bereits
erwähnt bei 3,6% liegen. Das für 2016 erwartete und für ein Entwicklungsland zu niedrige
Wirtschaftswachstum von 1,7% ist vor allem dem Einbruch im Agrarsektor geschuldet. Wegen schwacher
Regenfälle 2015/2016 ist der Sektor real um rund 11% eingebrochen. Die Landwirtschaft mit einem BIP-
Anteil von rund 12% strahlt mit seinem hohen Beschäftigungsanteil (39% der Gesamtbeschäftigung) stark
auf den Konsum ab und spielt bei guten Ernten eine wichtige Rolle für die Minderung des
Warenbilanzdefizits.

Die Prognose für 2017 bleibt auch Ende 2016 unsicher. Sie ist zum einen stark abhängig von der
europäischen Konjunktur. Die europäische Wirtschaft ist wichtiger Nachfrager von Waren und
bedeutendste Herkunftsregion von Touristen und von Überweisungen im Ausland lebender Marokkaner.
Weitere Voraussetzungen für die Erholung sind außerdem eine Fortsetzung der moderat anziehenden
Weltmarktpreise für Phosphat und ausreichende Regenfälle.

Im 3. Quartal 2016 zeichnet sich eine moderate Erholung im Industriesektor ab. Gut entwickeln sich die
Phosphatverarbeitung (+6,7% gegenüber 3. Quartal des Vorjahres), der Automobilbau und die
Textilindustrie (+2,1%). Ebenso ist eine, wenn auch schwache, Erholung im Bausektor festzustellen
(+1,2%). Die Nahrungsmittelverarbeitung bleibt hingegen in direkter Abhängigkeit von der Landwirtschaft
schwach. Der Bergbau (fast ausschließlich Phosphat) erholt sich mit einem Plus im 3. Quartal gegenüber
2015 von 0,9% und einem Minus von 1,2% im 2. Quartal nur langsam. Auch der für das Land wichtige
Tourismus konnte sich im 3. Quartal 2016 erholen, aber nur schleppend. Ähnliches gilt für den Transport
mit 1,2%. Die Telekommunikation weist im 3. Quartal weiterhin hohe Zugkraft auf.

Wirtschaftliche Entwicklung 2014 bis 2018 (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)
                                         2014          2015             2016 1)        2017 2)    2018 2)
 BIP                                     2,6           4,5              1,7            3,6        3,3
 Einfuhr (cif) 3)                        3,3           -3,1             3,5            2,5        2,9
 Bruttoanlageinvestitionen               -2,1          1,5              2,2            2,3        2,6
 Privater Verbrauch                      4,1           4,6              2,4            4,3        3,8
1) Schätzung; 2) Prognose; 3) Waren und Dienstleistungen
Quelle: EIU, Country Report Morocco, Oktober 2016

Die Finanzlage Marokkos hat sich spürbar verbessert. Für 2016 ist in der Leistungsbilanz ein geringes Plus
von 0,4% zu erwarten; 2017 liegt es mit vom IWF vorhergesagten 0,1% praktisch bei null. Das sind vor
allem für nordafrikanische Verhältnisse sehr gute Werte. Marokkos Leistungsbilanz profitiert insbesondere
von den stark gefallenen Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Chronisch bleibt die Ausfuhrdeckung im
Warenverkehr von gerade mal knapp 55%.

                                                    2
Insgesamt sorgt eine moderate Haushaltskonsolidierung für Vertrauen. Darüber hinaus fördert der Staat
die Industrieansiedlung und baut die Infrastruktur aus. Außerdem positioniert sich Marokko über seine
See- und Flughäfen, aber auch über gute Geschäftsbeziehungen, etwa im Finanz- und Versicherungssektor
(Casablanca Financial City), zunehmend als Sprungbrett und Drehscheibe für den (west-)afrikanischen
Markt. Die Verflechtung politischer, administrativer und wirtschaftlicher Akteure kann das an sich gute
Geschäftsklima trüben.

Das marokkanische Königreich weist bei den Ansiedlungen in der Kfz-Industrie (Renault-Fabrik in Tanger
und in Kürze Peugeot in Kenitra) und dem Flugzeugteilebau (angekündigte Produktion von Boeing in
Tanger) große Erfolge auf. Trotz Erfolge bei der Industrieansiedlung ist es bislang nicht gelungen, eine
breite Beschäftigungsdynamik im Land zu generieren. Die Positivbeispiele verarbeitende Gewerbe sind
2010 bis 2012 im Jahresschnitt um 5,7% gewachsen; 2013-2015 hingegen nur noch um 2,4%. Zudem sind
im verarbeitenden Gewerbe (einschließlich Handwerk) in den letzten fünf Jahren rund 77.000 reguläre
Arbeitsstellen verloren gegangen. Das liegt insbesondere an der schwachen Entwicklung im Textilsektor.
Die Verflechtung der Industrie ist schwach, während Fachkräfte oftmals fehlen.

Das Königreich ist politisch stabil, auch wenn soziale Proteste im Oktober 2016 ein Licht auf die weiterhin
hohe Armuts- und (verdeckte) Arbeitslosenquote werfen. Nach den Wahlen im Oktober 2016 ist mit einer
gewissen Polarisierung der politischen Landschaft zu rechnen. Diese darf aber nicht darüber hinweg
täuschen, dass zuvorderst der marokkanische König Mohammed VI und sein Beraterstab weitgehend das
Sagen im Lande haben.

Wirtschaftliche Eckdaten
 Indikator                                      2015          2016 1)        Vergleichsdaten
                                                                             Deutschland 2015
 BIP (nominal, Mrd.US$)                       100,9           104,7          3.357,6
 BIP pro Kopf (US$)                           7.981           8.138          41.147
 Bevölkerung (Mio.)                           34,4            34,8           81,6
 Wechselkurs (1 Euro = x marokkanischer 10,80                 10,79
 Dirham)
1) Schätzung
Quelle: EIU, Country Report Morocco, Oktober 2016

Investitionen

2017 wird das Wachstum der Investitionen gegenüber dem Vorjahr leicht ansteigen. Die EIU rechnet für
2016 bei den Bruttoanlageinvestitionen mit 2,2%. 2015 waren es 1,5%. Private Investitionen werden 2017,
vor allem wegen bestehender Unterauslastungen im Industriesektor (vor allem Chemie, Stahl und
Zement), nur moderat zulegen. Gemäß Haushaltsentwurf für 2017 plant die marokkanische Regierung mit
einem Budget von 395,8 Mrd. Dirham (DH, rund 36 Mrd. Euro) vor dem Hintergrund einer zu erwartenden
Inflation von mehr als 2% praktisch keine Ausgabensteigerungen. Allerdings liegen die staatlichen
Investitionen mit 190 Mrd. DH (rund 17,4 Mrd. Euro) 3,6% über denen des Vorjahres. Wichtige
Schwerpunkte sind mit 28,7 Mrd. DH der Infrastrukturausbau und hier wiederum hauptsächlich der
Hafenbau sowie mit 11 Mrd. DH für Projekte bei den erneuerbaren Energien. Wegen der vielfältigen
Finanzierung multinationaler Entwicklungsbanken gelten die laufenden Infrastrukturvorhaben ohnehin als
gesichert. Auch schon geplante Ausgaben, wie die des staatlichen Phosphatkonzerns OCP (Office Chérifien
des Phosphates) vor allem zur Weiterverarbeitung von Phosphat, stützen die Investitionen.

Die ausländischen Direktinvestitionen haben sich gegenüber 2015 erholt und lagen bei umgerechnet 3,6
Mrd. Euro. Das sind auf Eurobasis 10% mehr als im Vorjahr. Wichtigster Träger für das Wachstum sind mit
knapp 280 Mio. Euro die Investitionen im Telekommunikationssektor (2014: 17,3 Mio. Euro). Ausländische
Direktinvestitionen in Großprojekte - vor allem im Hafenbau - haben um 77,1% zugelegt und lagen bei 269
Mio. Euro. In der Industrie, im Immobiliensektor und im Tourismus waren Rückgänge zu verzeichnen. Die
ausländischen Direktinvestitionen sind im 1. Halbjahr 2016 in Euro von 18,9 Mrd. Euro auf 12,3 Mrd. Euro
zurückgegangen. Genauere Zahlen sind nicht publiziert und liegen der GTAI - trotz Nachfrage – nicht vor.
2017 ist weiterhin mit stabilen ausländischen Direktinvestitionen im für die Entwicklung des Landes

                                                     3
wichtigen Industriesektor zu rechnen. 2009 lag der Anteil ausländischer Direktinvestitionen gerade mal bei
10,8% 2015 waren es 21,9%.

Potenzielle Investoren und Unternehmen, die nach Marokko exportieren wollen, sollten bei ihrer Entschei-
dung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen
Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen:

SWOT-Analyse Marokko
 Strengths (Stärken)                                  Weaknesses (Schwächen)
 Politische        Stabilität.       Verbessertes     Hohe     Armuts-     und    Analphabetenquote.
 Wirtschaftsklima. Unterstützung durch westliche      Schwerfällige   Bürokratie.   Wirtschaft  von
 Industriestaaten und arabische Golfstaaten.          Marktmacht geprägt. Abhängigkeit von volatilen
 Assoziierungsabkommen         mit     der     EU,    Einkommen (Tourismus und Phosphat) und
 einschließlich Vorzugsstatus (Statut Avancé).        Energieimporten. Bedeutender Agrarsektor stark
                                                      von Jahresniederschlägen abhängig.

 Opportunities (Chancen)                              Threats (Risiken)
 Infrastrukturausbau und Fördermaßnahmen              Weiterhin schwaches Wachstum in Europa
 locken Investoren für Industrieprojekte.             (wichtigster Handelspartner). Arbeitslosigkeit und
 Vorreiter bei Wind- und Solarenergieerzeugung.       Unterbeschäftigung vor allem bei jungen
 Gutes Sprungbrett für den westafrikanischen          Menschen. Soziale Konflikte.
 Markt.

Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum

Ein schlechtes Erntejahr 2015/16 dämpft den privaten Konsum nachhaltig, auch wenn der marokkanische
Staat Grundnahrungsmittel subventioniert. Ausgleichend wirken die - wenn auch moderaten -
Steigerungen bei den Löhnen im öffentlichen Dienst und stärkere Überweisungen von im Ausland
lebenden Marokkanern. Mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum 2017 ist im kommenden Jahr auch
eine spürbare Erholung des Privatkonsums zu erwarten. Die Abschaffung der Energiesubventionen wird
sich bei nur mäßigen Steigerungen der Weltenergiepreise nur wenig auf die ohnehin traditionell niedrige
Inflation auswirken. Vor allem der stabil gehaltene Wechselkurs des marokkanischen Dirhams bremst die
Inflation. Für 2017 und 2018 ist eine Inflationsrate von unter 2,5% zu erwarten. Trotz einer gewissen
Dynamik des Mittelstandes vor allem in den urbanen Ballungszentren bleibt bei einer weitaus höheren
Armutsquote als etwa in Tunesien und selbst in Ägypten die Entwicklung des Massenkonsums schwach.
Traditionell fallen die Einkommen der marokkanischen Oberschicht im regionalen Vergleich besonders
hoch aus.

Baukonjunktur und Strukturdaten

In der zweiten Hälfte 2016 erholt sich der marokkanische Bausektor leicht. Bessere Verkaufszahlen bei
Zement und - laut Unternehmensumfragen - eine leichte Aufhellung bei den Auftragsaussichten
bestätigen dies. Zu erwarten ist eine moderat anziehende Baukonjunktur 2017. Die Überkapazitäten bei
der Baustoffindustrie (Zement und Baustahl) verringern sich jedoch nur langsam. Der Sektor bleibt
weiterhin hinter seiner Dynamik in der Zeit vor 2009 zurück. Wichtige Stütze für die Baukonjunktur ist der
staatlich geförderte Wohnungsbau. Hier wird es auch in Zukunft laufend Projekte geben, diese fallen
allerdings hinter den Zielen zurück.

                                                     4
Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in Marokko (Veränderung in %)
 Kennziffer                                             2014         2015           2016 1)        Änd. 16/15
                                                                                                   1)
 Fertiggestellte Wohneinheiten                        104.929      206.973         71.541          -11,3
 .davon Sozialwohnungen                               69.460       k.A.            64.032          k.A.
 Wohneinheiten im Bau                                 150.911      225.116         81.451          -8,0
 .davon staatlich geförderter Wohnungsbau             116.712      k.A.            71.186          k.A.
 Zementverkäufe (in Mio. t)                           14,1         14,3            7,5             1,7
 Ausl. Direktinvestitionen in Immobilien (in Mrd. 10,8             10,5            k.A.            k.A.
 DH)
 Ausl. Direktinvestitionen im Tourismus (in Mrd. 3,4               2,3             k.A.          k.A.
 DH)
 Großprojekte im Bausektor                            1,8          2,9             k.A.          k.A.
1) 6 Monate; 2) Januar bis September 2015
Quellen: Fédération Nationale des Promoteurs Immobilier, Immobilier en Chiffres Oktober 2014 und Juli
2016; Ministère de l’Habitat et de l’Urbanisme, September 2016; Amdi (Agence Marocaine de
Développement des Investissements) 2016

Trotz der nur langsamen Erholung im Bausektor sind die Aussichten für ausländische Anbieter gut. Grund
hierfür ist vor allem die Auftragslage bei Großprojekten: insbesondere in den Bereichen Energie,
Schienenverkehr und bei Stadtentwicklungen. Bei den geplanten und gegenwärtig ausgeschriebenen
Projekten überwiegt laut Wirtschaftsdienst MEED Projects mit einem Volumen von 17,4 Mrd. US$ der
Energiesektor. In diesem Bereich führt die Solarkraft mit 6,86 Mrd. US$, gefolgt von Kraftwerken auf der
Basis von Hydrokarbonaten. Allerdings dürften die Realisierungschancen bei Kraftwerken auf der Basis
konventioneller Energieträger günstiger ausfallen als in der Solarkraft. Geplante Projekte im Bereich
Windkraft fallen nach Abschluss beziehungsweise mit dem Baustart einer Reihe von Projekten mit 1,18
Mrd. US$ eher gering aus.

Auf den Energiesektor folgen Projekte der Verkehrsinfrastruktur. Das Volumen beläuft sich hier auf 16,39
Mrd. US$. Größter Posten ist dabei der Schienenverkehr mit 12,4 Mrd. US$. Allerdings fällt, bis auf schon
laufende Projekte, ein Großteil der noch in Planung befindlichen Schienenprojekte eher unter die
Kategorie der frühen Ideenphase. Eine zügige Umsetzung ist eher im Hafenbau mit einem Projektvolumen
von insgesamt 3,06 Mrd. US$ zu erwarten. Der Umfang von in der Pipeline befindlichen Großprojekten im
Hochbau liegt bei 6,5 Mrd. US$. Dabei handelt es sich um Stadtentwicklungen für den gehobenen Bedarf
in unterschiedlichen Kombinationen: Wohnelemente in Kombination mit Büro-, Einkaufs-, Freizeit-,
Bildungseinrichtungen und Hotels sowie gegebenenfalls Jachthäfen.

2. Hochbau

Marktlage und Marktentwicklung

Weder bei den staatlich gestützten Wohnungsbauprogrammen, noch beim Bau von Eigenheimen oder im
Tourismussektor sind große Impulse zu erwarten. Vor allem in Marrakesch ist die Bauflaute im Tourismus
zu spüren. Eine Reihe geplanter Luxusresorts sind dort endgültig gestrichen. Ausländer vor allem aus
Europa halten sich zudem beim für Marokko wichtigen Kauf von Zweithäusern zurück, während
Bauentwickler aus dem arabischen Golf, wegen nach der Finanzkrise 2008 und der gefallenen
Weltenergiepreise, weltweit ihre Großprojekte zurückgefahren haben. Casablanca, Rabat und Tanger
heben sich, aufgrund von Bauinvestitionen in Freizeit, Hotellerie und Geschäftszentren, positiv ab. Der
Ausbau der großen Stadtsiedlungen ist im Gange, hinkt aber den Zeitplänen hinterher.

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Wohnungsbau und Stadtsiedlungen

Der marokkanische Staat unterstützt den Wohnungsbau, indem er angebotsseitig den Bau geförderter
Wohnungen von Steuern auf Baumaterialien sowie von der Einkommenssteuer und Gesellschaftssteuer
befreit. Die angebotenen Wohnungen sind im Gegenzug je nach Kategorie in Größe und Preis festgelegt.
Ziel der Politik ist, die wachsende Bevölkerung mit preiswertem Wohnraum zu versorgen und die Armuts-
siedlungen zu beseitigen. Dafür müssten bis 2020 laut Wohnungsbauministerium (Ministère de
l’ Habitat, de l’ Urbanisme et de la Politique de la Ville) 1,4 Mio. neue Wohnungen entstehen. Davon
entfallen 52% auf Wohnungen für neue Haushalte und 48% auf die Elendsviertel einschließlich eines
Anteils an baufälligem und überaltertem Wohnraum.

Auch die Mittelschicht soll nach dem Willen der marokkanischen Regierung erschwinglichen Wohnraum
erhalten. Der Bedarf an neuen Wohnungen, so das Wohnungsbauministerium Anfang 2016, verteilt sich
wie folgt: 866.000 für Sozialwohnungen zu 140.000 DH, 139.700 für Sozialwohnungen zu 250.000 DH,
154.000 günstige Wohnungen, 121.700 Wohnungen mittleren Standards und 70.000 für den oberen
Standard.

Die Gründe für den langsamen Wohnungsbau sind vielfältig. Die ärmeren Bevölkerungsschichten können
sich die Sozialwohnungen ab 140.000 DH (rund 12.850 Euro) trotz gestützter Kredite offensichtlich nicht
leisten, während sich die Finanzierung für gehobene Wohnungen der Mittelschicht wegen hoher
Kreditzinsen und Grundstücksspekulation im Luxusbereich schwierig gestaltet. Zudem ist der überwiegend
auf Satellitenstädte entfallende Wohnraum wenig attraktiv. Es mangelt oftmals an Infrastruktur, Einkauf-
möglichkeiten und sozialen Diensten (Schulen und Krankenhäuser). Noch problematischer ist, dass die
Siedlungen ohne Gewerbegebiete oder sonstige siedlungsnahe Arbeitsplätze wirtschaftlich zu wenig
eingebunden sind. Mit weiteren Investitionen versucht die Regierung diese Mängel in den schon
bestehenden Siedlungen zu beheben.

Angefangen wurde mit dem Bau einer Stadtsiedlung namens Zenata im Großraum Casablanca.
Entwicklerin ist die marokkanische Rentenkasse Caisse de Dépôt et de Gestion (CDG). Die Stadtsiedlung ist
laut Plan 2042 komplett abgeschlossen, umfasst Bildungseinrichtungen einschließlich einer Universität,
Kliniken, Büros, ein kommerzielles Zentrum und Hotels und soll, nach mehreren Bauphasen, schließlich
300.000 Menschen beherbergen. Der staatliche Phosphatkonzern OCP (Office Chérifien des Phosphates)
hat außerdem den Baustart der Stadtsiedlung Mazagan bei der Küstenstadt El Jadida (rund 100 km südlich
von Casablanca) für 2016 avisiert und plant den Ausbau der Ville Verte Mohammad VI. In der Diskussion
sind des Weiteren zwei Großsiedlungen: zum einen Tagdirt bei Agadir und zum anderen eine Siedlung in
Nähe der Freihandelszone Atlantic Free Zone bei Kenitra.

Bautätigkeit in Großsiedlungen
 Stadt               Einwohner        /   Investitionen     Führendes Entwicklungsunternehmen / Laufende
                     Fläche         bei   (in Mrd. Euro)    Baumaßnahmen und -pläne
                     Fertigstellung
 Tamansourt          450.000/ 1.200 ha    1,36 1)           Al Omrane / Soziale Einrichtungen und
 (Marrakesch)                                               Verkehrsinfrastruktur
 Tamesna(Rabat)      250.000/ 840 ha      0,5 1)            Al Omrane / Universität und Konferenzräume
 Lakhyata            300.000 / 1.560      3,1               Al Omrane / 600 Wohnungen sind im Bau
 (Casablanca)        ha
 Chrafate (Tanger)   150.000 / 770 ha     1,7               Al Omrane / nach langen Verzögerungen
                                                            Realisierung Ende 2016 bei über 40%
 Zenata              300.000       (bis 1,9                 CDG / erste Bauphase
 (Großraum           2030) / 1.830 ha
 Casablanca)
 Mazagan             134.000       (bis    0,46             OCP / Baustart erste Bauphase für 2016 avisiert:
 (zwischen           2034) / 1.300 ha                       Wohnungen,         Hotels,   Einkaufs-      und
 Azemmour und                                               Freizeiteinrichtungen
 Jadida)

                                                    6
Technopol Foum 12.000 Einwohner k.A.                    OCP / Entwicklungsphase 2016 – 2022: Siedlung
 El     Oued       /                                     mit       wissenschaftlichen     Einrichtungen,
 Laayoune                                                einschließlich Studentenwohnheim
 Ville         verte 100.000 / 1.000 k.A.                OCP / Wohnungen im Bau
 Bénguerir (70 km ha
 nördlich       von
 Marrakesch)
1) Investitionssumme im Rahmen des plan de relance ab 2012
Quelle: GTAI-Recherchen, 2015 und 2016

Tourismus und anspruchsvoller Hochbau

Der Tourismus ist eine zentrale wirtschaftliche Stütze für die marokkanische Wirtschaft. Im Jahr 2015 hat
er unmittelbare 7,7%, indirekt 17,5% zum BIP beigetragen, so der internationale Tourismusverband WTTC.
Mit einer beeindruckenden landschaftlichen Vielfalt, langen Küstenstränden und einem reichen und
vielfältigen Kulturerbe bietet Marokko hervorragende touristische Voraussetzungen.

Die Übernachtungszahlen haben 2012 bis 2015 im Jahresschnitt um 2% und die Bettenzahl im Gesamt-
zeitraum um 42.754 zugelegt. 13% der Betten sind 5-Sterne-Hotels zuzuordnen. Alleine 2016 kommen
20.000 Betten hinzu. Insgesamt bleibt der Tourismus hinter den Erwartungen des Entwicklungsprogramms
für den Tourismus Vision 2020. Dieser hat eine Verdoppelung der Einkünfte und Besucherzahlen auf 20
Mio. bis 2020 zum Ziel; 2015 liegen die Besucherzahlen mit 10,2 Mio. nur etwas höher als 2010 mit 9,3
Mio. Zudem sind bislang gerade mal 27.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden. Bis 2020 sollen es
470.000 sein.

Fördermaßnahmen Vision 2020 (Auszug)
 Befreiung von Importzöllen für Ausrüstungsgüter für die Förderung und Entwicklung des Projektes.
 Mehrwertsteuerbefreiung für Investitionsgüter, Maschinen und Anlagen, die in Marokko erworben
 werden für einen Zeitraum von 24 Monaten ab dem Zeitpunkt der Tätigkeit der Gesellschaft.
 Mehrwertsteuerbefreiung für Importe von Investitionsgütern, Maschinen und Anlagen für einen
 Zeitraum von 36 Monaten.
 Vollständige Befreiung von der Unternehmenssteuer (IS: impôt sur les sociétés) für einen Zeitraum von
 fünf Jahren und eine Reduktion von 17,5% über diesen Zeitraum hinaus.
 Vollständige Befreiung der Einkommenssteuer (IR: impôt revenus) in der Höhe des Umsatzes in
 ausländischen Währungen für Hotel-Gesellschaften für einen Zeitraum von fünf Jahren und eine 50%-
 Reduktion über diesen Zeitraum hinaus.
Quelle: Agence Marocaine de Développement des Investissements, AMDI, ohne Veröffentlichungsdatum,
entnommen aus Webseite Oktober 2016

Avisiert sind im Plan Vision 2020 private Investitionen von rund 140 Mrd. DH (rund 12,4 Mrd. Euro),
während der Staat die Investitionen steuerlich fördert und in die Grundstückserschließung investiert. Dazu
will das marokkanische Königreich zwischen 2011 und 2020 Ausgaben in Höhe von 32 Mrd. DH (rund 2,9
Mrd. Euro) beitragen. Vision 2020 schließt an den Plan Azur 2010 an, in dem vor allem die Entwicklung
großer Strandanlagen konzipiert waren. Bislang sind die Großanlagen nur zum Teil vorangekommen. Für
die Entwicklung des Tourismus wiegen die auf Halt gesetzten und gestrichenen Tourismusprojekte in
Marrakesch besonders schwer. Die Lancierung von Hotelprojekten vor allem für Geschäftsreisende hat
sich in den letzten beiden Jahren vor allem auf Casablanca konzentriert. Auch 2017 ist mit dem Baustart
weiterer Hotels zu rechnen.

Casablanca

Das marokkanische Wirtschaftszentrum Casablanca war bislang kaum vom Tourismus erschlossen. Im
Segment Geschäftsreisende waren die Kapazitäten bislang eher klein. Von einer Krise im Hotelbau ist in
Casablanca nichts zu spüren. Bis 2018 ist der Bau von 22 neuen Hotels mit 5.600 Betten zu erwarten, so

                                                    7
der Stand Ende 2015. Hierzu zählen der geplante Bau zweier Häuser der portugiesischen Hotelgruppe
Sana Hotels, die 2019 in Betrieb gehen sollen.

Im Bau ist das Projekt Wessal Casablanca Port. Hauptfinanzier des auf 730 Mio. US$ veranschlagten Vorha-
bens ist der Fonds Wessal. Die Baufläche von Wessal Casablanca Port (Casablanca Marina) beträgt 12 ha
(0,12 qkm). Parallel zu dem Projekt erfolgt im Hafen von Casablanca die Umwidmung der bestehenden
Reparaturwerft und des Fischereihafens in einen Terminal für große Kreuzfahrtschiffe. Auch eine neue
Anlegestelle für die Fischerboote ist vorgesehen. Mit dem Projekt Wessal Casablanca Port verspricht sich
die marokkanische Regierung, in Sachen mangelnder touristischer Infrastruktur etwas Abhilfe zu schaffen.
Gleichzeitig soll die am Hafen gelegene Altstadt renoviert werden. Wessal investiert außerdem in
Tourismusprojekte in Rabat (Bouregreg).

Rabat

Das Projekt Wessal Bouregreg in Rabat schließt nach Bab al Bahr ein weiteres Entwicklungsprojekt für das
Premiumsegment im Flusstal des Bouregreg an. Kernstück des von Wessal finanzierten Projekts ist der Bau
eines modernistischen Theaters (Stararchitektin: Zaha Hadid), dessen Grundstein der marokkanische König
im Oktober 2014 gelegt hat. Zu dem insgesamt 790 Mio. Euro teuren Vorhaben auf 110 ha gehört noch ein
Museum, ein Jachthafen, Hotels und gehobene Wohnanlagen. Geplante Fertigstellung des
Gesamtprojektes ist 2020.

Marrakesch

Mit einem beeindruckenden Panorama der häufig schneebedeckten Hänge des Hohen Atlas sind einige
neue Hotels, Villen, Golf- und Poloplätze eröffnet worden beziehungsweise im Bau. Weitere Großprojekte
sind allerdings auf Halt gesetzt oder gestrichen. Marrakesch gilt als wichtiger Ort für den Neubau und die
Instandsetzung von Erst- und Zweitwohnsitzen vor allem wohlhabender Europäer. Hier haben die
geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und Nordafrika und die schwache Konjunktur in Frankreich
die Nachfrage spürbar gebremst. Eine Reihe von Projekten auf Basis einer Finanzierung vor allem aus den
Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und einem Projektwert von insgesamt rund 1,875 Mrd. US$
können endgültig als gestrichen gelten. Neue Großprojekte sind nicht geplant.

Tanger

Neben dem Ausbau des Tiefseehafens Tanger Med, dem Umbau und der Modernisierung des alten Hafens
von Tanger und einem TGV-Anschluss (siehe auch Kapitel zur Infrastruktur) ist die Modernisierung und
Umwidmung des alten Hafengeländes von Tanger geplant. Das Vorhaben würde rund 26 Mrd. DH (2,3
Mrd. Euro) kosten, so Zeitungsmeldungen. Teile der Projekte hierzu sind im Bau, andere auf Halt gesetzt.
Mittels der Konversion der ehemaligen Lagerhallen sind zusätzlich ein Kongresszentrum sowie ein
Museum (15.000 qm) geplant. Mehr als 30 ha des Hafengeländes sind für touristische und kulturelle
Veranstaltungen (einschließlich Multiplexkino) bestimmt. Hinzu sollen Büroräume und Einkaufszeilen
kommen. Auch ein Seilbahn-System ist geplant, und zwar eine Verbindung zwischen Stadtzentrum,
Marina, Fischereihafen und Kasbah. Mittelfristig sind Übernachtungskapazitäten von insgesamt 1.600
Betten avisiert. Vor allem Projekte für das Premiumsegment sind auf Halt gesetzt.

Energieeffizienz im Gebäudebau

Gebäude verbrauchen in Marokko rund 36% des nationalen Energieverbrauchs, 29% davon entfallen auf
Wohnviertel und 7% auf den Dienstleistungssektor. Im 3. Quartal 2015 sind die thermischen
Bauvorschriften für Marokko (Le Règlement Thermique de Construction au Maroc, RTCM) in Kraft
getreten. Damit erhält die Marktentwicklung für energiesparendes Bauen ein wichtiges Fundament.
Allerdings erschweren fehlendes konformes Material und Mehrkosten den Übergang zu einer besseren
Energie-bilanz. Mehr noch: das Gesetz sieht keine Sanktionen bei Nicht-Einhaltung der energetischen

                                                     8
Vorschriften vor. Die neue Gebäudeenergieverordnung soll vielmehr den Bausektor dazu bewegen,
Mindestanforderungen zur Energieeinsparung einzuhalten.

Die für Neubauten geltenden Normen decken folgende vier Schwerpunkte ab: die Kühlung und Beheizung
von Gebäuden, Isolierung und der Aufbau solarthermischer Anlagen vor allem für Krankenhäuser, Hotels
und Mehrfamilienhäuser. Ziel ist es, den Energieverbrauch von Gebäuden bis 2020 um 12% zu reduzieren.
Das Gesetz sieht vor, dass jeder Antragsteller einer Baugenehmigung die Normen und Standards, die in
Bezug auf Energieeffizienz festgelegt worden sind, einhalten muss. Jeder Antrag muss eine Umwelt-
verträglichkeitsprüfung enthalten. Ausnahme ist der Bau von Einzelhäusern auf dem Land. Unternehmen
sind ab einem bestimmten Grenzwert gezwungen, jährliche Energieaudits durchzuführen. In dem Gesetz
sind Pilotprojekte vorgesehen, in denen der Bauherr für die Umsetzung energieeffizienten Bauens
Subventionen erhält. Nachhaltiges Bauen hat bei der Errichtung beziehungsweise Ausbau der
Siedlungsstädte an Bedeutung gewonnen.

Projekte

Großprojekte im Hochbau im Großraum Casablanca
 Projekt                    Entwickler            Projektkosten (in Stand / Anmerkung
                                                  Mio. US$)
 Casablanca Towers          Dubai Holding         600               Gestrichen / Bau von Türmen und
                                                                    einer Mall in Casablanca
 New           Casablanca   Groupe Caisse de      590               Im Bau / Bau von Luxushotels,
 Marina                     Dépôt et de Gestion                     Einkaufs- und Freizeitanlagen,
                                                                    einschließlich Hochhaus
 Grand    Théâtre      in   Casa Aménagement      170               Im Bau / Gebaut wird ein
 Casablanca                                                         Auditorium mit 1.800 Sitzen und
                                                                    ein Theater mit 600 Sitzen
 Vert Marine                Saham Group           85                Im Bau / Gebaut wird ein Luxus-
                                                                    Wohnprojekt
 Marjane Marina             Aldar Properties      50                Im Bau/ Shopping Center

 Grand Aquarium             Al         Manar      26                Vorstudie / größtes Aquarium in
                            Development                             der Marina von Casablanca auf
                                                                    einer Fläche von 15.000 qm
 Rahabilitation      Ain Casa Aménagement         25                Im Bau
 Sebaa Zoo Park
 Rehabilitation    Arab Casa Aménagement          10                Vorstudie
 League Park
Quelle: MEED Projects, September 2016

Großprojekte im Hochbau in Rabat
 Projekt                    Entwickler            Projektkosten     Stand / Anmerkung
                                                  (in Mio. US$)
 Al Noor Turm               Middle        East    1.500             Entwurf / 114 Stockwerke /
                            Development LLC                         höchstes Hochhaus Afrikas
 Green Tech Valley          Marita Group          257               Vorstudie/      Freizeits- und
                                                                    Geschäftszentrum
 Rabat Shopping Mall        Aksal Group           250               Entwurf/ Fläche 6 ha

 Hotel                      Eagle Hills           250               Im Bau / 184 Zimmer

                                                   9
Grand Théâtre in Rabat     Bouregreg Valley     165             Im Bau / Theater mit 2.050 Sitzen
                            Development
                            Agency
 Hochhaus                   private Entwickler   100             Entwurf / Appartements, Büros

Quelle: MEED Projects, September 2016

Großprojekte im Hochbau in Tanger und Umgebung
 Projekt                    Entwickler           Projektkosten   Stand / Anmerkung
                                                 (in Mio. US$)
 Tinja Project              Emaar Properties     1.000           Auf Halt / Villenviertel mit Infra-
                                                                 struktur
 Al              Houara     Qatari Diar Real     1.000           Im Bau / Bau eines Beach Resort
 Development                Estate Investment                    mit Villen, Appartements, Hotels,
                            Company                              Verkaufsstellen und Sportanlagen
 Villa Royale               Gulf      Holdings   800             Auf Halt / Bau von Villen,
                            Company                              Residenzen, Schule, Klinikum,
                                                                 Luxushotel
 Azla Real Estate Project   Kudla                692             Gestrichen / Bau in Larache von
                                                                 Luxusvillen und Appartements,
                                                                 Hotel,     Golfplätze,   Einkaufs-,
                                                                 Freizeit- und Sportanlage
 Tanger City Center         Inveravante          260             Im Bau / Bau von Wohnungen,
                                                                 Hotels und Einkaufszentrum
 Tetouan Stadion            Innenministerium     71              Ausschreibung / über 40.000 Plätze

 Hilton Tanger City         Inveravante          60              Im Bau / Bau von Hotel mit 182
 Center      Hotel    &                                          Zimmern und Residenzen in Tanger
 Residences
 Rehabilitation von Tazi    Katara Hospitality   55              Ausschreibung / Luxushotel mit
 Palace                                                          120 Zimmern bei Tanger
 Golf    and    Racquet    Qatari Diar Real      50              Im Bau
 Country Club              Estate Investment
                           Company
Quelle: MEED Projects, September 2016

Großprojekte im Hochbau in Marrakesch
 Projekt                    Entwickler           Projektkosten   Stand / Anmerkung
                                                 (in Mio. US$)
 Rotal         Ranches      Gulf Finance House   1.000           Im Bau/ Hotels, Villen, Wohnungen
 Marrakesch
 Park Hyatt Marrakesch      Alliances Group      800             Im Bau / Hotel, Villen, Wohnungen

 Marrakesch City of         Green Valley Real    136             Im Bau/ Villen
 Green Valley               Estate
 Marrakesch M Avenue        Downtown Hotel       68              Entwurf / Avenue von 500 m mit
                            Corporation                          Hotels, Wohnungen, Restaurants
                                                                 und Cafés
Quelle: MEED Projects, September 2016

                                                 10
Weitere Großprojekte im Hochbau
 Projekt                   Entwickler      Projektkosten    Stand / Anmerkung
                                           (in Mio. US$)
 The Taghazout             CDG 1)          2.000            Im Bau

 Bahia Golf Beach          ONAPAR          1.200            Im Bau / wird gebaut in der Region von
                                                            Chaouia-Ouardigha,          Wohneinheiten,
                                                            Luxusvillen, Golfplatz, ein Strandhotel, ein
                                                            Golfhotel, ein Strandclub und Reitanlagen
 Cala iris Resort          Medz            410              Gestrichen / Hotel, Villen, Wohnungen,
                                                            Golfplätze in Al Hoceima
 Four Seasons Resort       Akwa Group      120              Entwurf / Hotel wird gebaut, 56 private
 Agadir                                                     Residenzen in Agadir
 Mariott Hotel Tagjazout   Alliances       88               Im Bau / 132 Zimmer
                           Group
 Gemischt      genutztes   Tasweek         55               Vorstudie     /    Gesundheitseinrichtung,
 Projekt in Agadir                                          Wohnprojekte, Einzelhandel, Tourismus
 Agadirland                Ministerium     48               Vorstudie / Freizeitpark
                           für
                           Tourismus
 Taghazout Bay Beach       CDG 1)          33               Vorstudie / 170 Zimmer
 Resort and Spa
1) Caisse des Dépôts et de Gestion
Quelle: MEED Projects, September 2016

3. Tiefbau / Infrastrukturbau

Marktlage und Marktentwicklung

Straßenbau

Aufträge im Straßenbau dürften in den kommenden Jahren anziehen. So plant das marokkanische
Königreich bis 2035 Investitionen in den Straßenbau in Höhe von rund 23 Mrd. Euro, so der marokkanische
Minister für Transport, Ausrüstung und Logistik Aziz Rabbah in Juni 2016. Insgesamt sollen neue Auto-
bahn- und Schnellstraßen mit einer Gesamtlänge von 5.500 km und einem Investitionswert von 8,8 Mrd.
Euro entstehen. Hinzu kommen Landstraßen mit einer Länge von 30.000 km und einem Projektwert von
2,8 Mrd. Euro. Zudem sind 11,4 Mrd. Euro sind für den Ausbau und die Instandsetzung der gegebenen
Straßeninfrastruktur vorgesehen. Ende 2016 wird das gesamte Autobahnnetz 1.800 km umfassen. Anfang
des Jahres waren es noch rund 1.600 km.

Im Rahmen der Ausbauvorhaben des Straßennetzes plant die marokkanische Regierung Öffentlich-Private-
Partnerschaften (ÖPP) für fünf Straßenverbindungen im Norden des Landes mit einer Gesamtlänge von
434 km. Dabei handelt es sich um unter anderem die Verbindung zwischen der am Mittelmeer liegenden
Hafenstadt Nador mit der Autobahnstrecke Fès-Oujada, um eine Anbindung zum Hafen Nador West Med
(im Bau) und Verbindungen zwischen den ebenso im Norden befindlichen Städten Tanger-Tetouan (circa
60 km) sowie zwischen Fès und Taounate (80 km). Zur Umsetzung der Projekte hat die Regierung im
September 2016 eine Machbarkeitsstudie angekündigt. Des Weiteren hat das marokkanische Verkehrs-
ministerium Ende Oktober Machbarkeitsstudien im Rahmen von ÖPP für drei weitere Autobahnstrecken
ausgeschrieben: Rabat-Casablanca-Continentale (57 km), Marrakesch – El Kelaa (65 km) und eine
Umfahrung von Agadir (62 km).

                                                   11
Schienenverkehr

Laut Bericht des Weltwirtschaftsforums 2015-2016 ist Marokko mit seiner Schieneninfrastruktur in Afrika
führend und liegt weltweit auf Rang 33. Insgesamt verfügt das Königreich über ein Streckennetz von 3.657
km Eisenbahnlinie, davon sind 2.238 km elektrifiziert. Die Passagierzahl ist von 2004 bis 2014 von jährlich
18 Mio. auf 39,5 Mio. gestiegen. Die Frachtmenge beträgt 34,6 Mio.t. Phosphat und Phosphatprodukte
machen alleine 3/4 der Transporte aus. Nationales Zugunternehmen ist die ONCF Maroc (Office National
des Chemins de Fer).

Im 1. Quartal 2018 ist die Inbetriebnahme der ersten Hochgeschwindigkeitsstrecke Afrikas avisiert. Dabei
handelt es sich um die Verbindung Tanger-Casablanca. Langfristiges Ziel ist die sogenannte „Atlantik-Linie“,
die neben Tanger, Rabat und Casablanca auch Essaouira und Agadir und die Verbindung mit Marrakesch
umfasst. Außerdem ist eine Verbindung nach Oujda im Nordosten für eine „transmaghrebinische Linie“
nach Algier und Tunis geplant. Die ONCF und die französische SNCF haben ein Unternehmen gegründet,
das in Zukunft die marokkanische Schnellbahn unterhalten soll. Neben dem TGV ist die Modernisierung
des bestehenden Eisenbahnnetzes und von Bahnhöfen geplant oder im Gange.

Mit dem Ziel eine nachhaltige Mobilität zu schaffen sieht der Entwicklungsplan Rail Maroc 2040 den wei-
teren Ausbau des Netzes vor. Ziel sei, so der Geschäftsführer der ONCF in einem Interview Ende Juli 2016,
75% des Strombedarfs der marokkanischen Bahn mit Windenergie zu decken. Rail Maroc 2040 umfasst
zudem 50 Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 35,4 Mrd. Euro. Darin sollen rund 43 Städte
mit mehr als 100.000 Einwohnern ans Bahnnetz angeschlossen werden. Gegenwärtig sind es 23 Städte.
Damit würden 87% der marokkanischen Bevölkerung über einen Zugang zum Schienennetz verfügen. Die
Quote für den Gütertransport über die Schiene soll von derzeit 8% auf 13% erhöht werden.

Öffentlicher Nahverkehr

In Rabat ist eine zweite Straßenbahnlinie im Bau. Die Inbetriebnahme des ersten Abschnittes ist für Ende
2016 und die Erweiterung für 2019 vorgesehen. In Casablanca ist die Erweiterung der Linie 1 um 15 km
und der Baustart für die Linie 2 (22,5 km) erfolgt. Im Mai haben Beratungsunternehmen aus Frankreich,
Schweden, Italien und der Türkei Angebote zur Vorplanung dreier weiterer Linien (3,4 und 5) gemacht. Die
Verkehrsgesellschaft Casa Transport hat sich außerdem für den Aufbau eines Bussystems (Bus à Haut
Niveau de Service, BHNS) entschieden. In der Diskussion ist eine Nahverkehrsstrecke (57 km) vom
Flughafen Casablanca nach Mohammedia. Auch Straßenbahnlinien für Fès, Marrakesch und weitere
Städten sind immer wieder in der Diskussion. Wichtigste ausländische Akteure im Straßenbahnbau in
Rabat und Casablanca sind die französischen Unternehmen Alstom (Schienenwagen für Casablanca und
Rabat), Systra (Consulting für Casablanca und Rabat) und Veolia Transdev (Betrieb Rabat) sowie RATP
(Betrieb Casablanca). Des Weiteren ist eine Straßenbahn und Seilbahn in Tanger geplant.

Flughafenbau

Marokko zählt 16 internationale, zehn nationale, sechs Militärflughäfen und mehr als 20 weitere
Landepisten. Zur Entwicklung des Luftverkehrs wurde 2012 ein Strategieplan entwickelt. Die Regierung
rechnet mit Investitionen in Höhe von 25 Mrd. DH (rund 2,25 Mrd. Euro). Rund die Hälfte der geplanten
Ausgaben ist für die Modernisierung und den Ausbau des Flughafens Casablanca/ Mohammed V
vorgesehen. Der Strategieplan, der auf insgesamt 15 Flughäfen Anwendung findet, soll bis 2035 umgesetzt
werden. Arbeiten für den Ausbau von Kapazitäten sind im Gange (Nador, Errachidia, Marrakesch, Guelmim
und Zagora) und stehen kurz vor dem Abschluss. Die 2015 erwartete Eröffnung eines neuen Terminals des
Flughafens Marrakesch Menara wird Pressemeldungen zufolge erst 2017 erfolgen. Bis 2020 sind Ausgaben
von mehr als 120 Mio. Euro für die Luftverkehrsnavigation avisiert.

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Hafenbau

In Marokko ist Bewegung im Hafenbau zu verzeichnen. Der an der Straße von Gibraltar liegende Hafen
Tanger Med bekommt zwei weitere Containerterminals. Nachdem im März 2016 der niederländische
Hafenbetreiber APM Terminals eine Betriebskonzession für den Terminal TC4 für 30 Jahre zu 758 Mio. US$
unterzeichnet hat, gilt der Ausbau des Tiefseehafens als gesichert. Der Terminal TC4 wird eine Kapazität
von 4,2 Mio. TEU (20 Fuß-Container Äquivalent) fassen. Vertraglich ist die Inbetriebnahme des TC4 für
Januar 2019 avisiert. APM Terminals hat auch eine Option erhalten, die Containerkapazität auf 5,2 TEU
auszubauen. Hierfür sind Flächen für den Hafenbetreiber reserviert. Für den jetzt kleiner ausgelegten
Terminal TC3 liegt die Frachtkapazität bei 1,3 TEU. Diesen wird der marokkanische Staatsbetrieb Marsa
Maroc für so genannte Common User bewirtschaften. Die Baggerarbeiten für das Erweiterungsprojekt
Tanger Med II seien so Pressemeldungen praktisch schon seit einem Jahr abgeschlossen. Die
Ausschreibung für die Kaianlagen sei für Oktober 2016 vorgesehen. Der Hafen Tanger Med gilt als eines
der wichtigsten Großprojekte Marokkos. Tanger Med wird nach kompletter Fertigstellung vom derzeit
viertgrößten voraussichtlich zum nach Port Suez in Ägypten zweitwichtigsten Tiefseehafen am Mittelmeer
avancieren. An den Hafen angeschlossen sind mehrere Industriezonen.

Eine Ausschreibung läuft für den Tiefseehafen Kenitra Atlantique (rund 130 km nordöstlich von
Casablanca). Konzipiert ist der Hafen für den Import von Erdöl und Flüssiggas und den Export von Massen-
stückgütern und hier vor allem für die Kfz-Ausfuhr. Grund dafür ist der Mitte 2015 zwischen dem
Vorstandsvorsitzenden der PSA-Gruppe (Peugeot und Citroen) und dem marokkanischen Industrieminister
vereinbarte Bau eines Pkw-Werkes in Kenitra.

Im Mai 2016 hat ein Konsortium aus der STFA Holding Co, der Société Générale des Travaux du Maroc und
Jan de Nul den Zuschlag für den Tiefseehafen Nador West erhalten. Eine starke Komponente für den Hafen
werden die Löschung von Öl und – zur Belieferung eines in der Region im Bau befindlichen Kraftwerkes -
Kohle einnehmen. Der Hafen ist für eine Jahreskapazität von 25 Mio.t Öl, 7 Mio.t Kohle, 3 Mio. TEU und 3
Mio. t für weitere Güter dimensioniert. Dem Konzept Tanger Med folgend ist für Nador West eine an den
Hafen angeschlossene Industrie- und Freihandelszone geplant. Diese würde sich auf 1.500 ha erstrecken.
Fertigstellung ist für 2021 vorgesehen. Nador West liegt am Mittelmeer im Nordosten des Königreiches.

Vier Jahre nach Baustart ist die Erweiterung des Hafens Jorf Lasfar (rund 120 km südwestlich von
Casablanca) weit fortgeschritten. Hierbei handelt es sich um die Erweiterung und Modernisierung von
Kaianlagen für den Export von Düngemittel und Phosphatgesteinen und für den Import von Kohle und
festem Schwefel. An den Hafen schließen eine expandierende Auf- und Weiterverarbeitung des im Lande
abgebauten Phosphats sowie ein Mitte 2014 erweitertes Kohlekraft- und ein Stahlwerk an. Im Bau ist ein
weiterer Kohlehafen bei Safi (rund 235 km südlich von Casablanca); dies für die Belieferung eines in der
Nähe liegenden Kraftwerks (Fertigstellung 2018). Safi ist neben Jorf Lasfar ein weiteres Zentrum für die
Phosphatverarbeitung.

Staudämme, Wassertransfers und Entsalzungsanlagen

Um den steigenden Wasserbedarf zu decken, hat die marokkanische Regierung bis 2030 den Bau von 13
größeren Staudämmen angekündigt. Gegenwärtig gibt es 135 größere und 100 kleinere und mittlere
Staudämme. Die theoretische Gesamtkapazität liegt bei 17,5 Mrd. cbm. Verlandungen von Staudämmen
sind allerdings chronisch. Zu rechnen ist mit Ausschreibungen für die Staudämme Agdez in der Provinz
Zagora und Toudgha in Tinghir. Das Investitionsvolumen beträgt laut Ministerium für Wasser und
Landwirtschaft umgerechnet rund 170 Mio. Euro.

In der Entwurfsphase sind Pläne für einen groß angelegten Nord-Süd-Wassertransfer. Die veranschlagten
Projektkosten liegen bei rund 3,5 Mrd. Euro. Ziel des Großprojektes ist es, ungenutztes Wasser aus den
nördlichen Flussbassins in die Mitte des Königreiches zum Ballungszentrum Casablanca sowie nach
Marrakesch zu leiten. In der Hauptsache ist das Projekt darauf ausgerichtet, die südlicher gelegenen
Flussbassins zum Zwecke der landwirtschaftlichen Nutzung mit mehr Wasser zu versorgen. In dem
Wasserbauprojekt würden bis 2030 maximal 45 cbm pro Sekunde in einem Leitungs-, Kanal-, und
Pumpsystem über eine Entfernung von 500 km transportiert. Der Trinkwassertransfer Agadir - Ait Baha mit
einem Transport über 56 km und einem Projektwert von rund 100 Mio. US$ ist schon seit über einem Jahr

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in der Präqualifikationsphase. Erster Termin für die Veröffentlichung der präqualifizierten Unternehmen
war März 2015.

Um die Wasserknappheit zu reduzieren, setzt Marokko verstärkt auf die Meerwasserentsalzung. Bislang
gibt es rund zehn kleine Meerwasserentsalzungsanlagen mit einer Kapazität von 35.000 cbm/Tag. Nach
langen Verzögerungen ist ein Werk in Cap Ghir rund 40 km nördlich von Agadir im Bau. Die Tageskapazität
des Werkes beträgt bei Fertigstellung 100.000 cbm/Tag und wird im Rahmen einer Public-private-
Partnership (PPP) zwischen dem spanischen Technologiekonzern Abengoa sowie mit dem
Investitionsfonds Inframaroc (gehört zu CDG: Caisse de Dépôt et de Gestion) gebaut und betrieben. In der
Diskussion sind im Rahmen von PPP Meerwasserentsalzungsanlagen in Casablanca, Al Hoceima und
Tanger. Für die Realisierung der Meerwasserentsalzungsanlagen müssten 27 Mrd. US$ mobilisiert werden.

Erneuerbare Energien

Marokko ist afrikanischer Vorreiter bei den erneuerbaren Energien. Bis 2020 sind Kapazitäten bei der
Stromerzeugung mittels Wind-, Solar- und Wasserkraft von jeweils 2.000 MW geplant. Damit würden die
regenerativen Energien rund 42% der gesamten Kraftwerkskapazitäten stellen. Bis 2030 sollen es zudem
52% werden.

Die Gesetzeslage zur Förderung der erneuerbaren Energien ist für regionale Verhältnisse gut. Zentral ist
das Gesetz Nr. 13-09, das im März 2010 in Kraft getreten ist. Dieses erlaubt jeder juristischen und natür-
lichen Person, Energie aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Es ermöglicht allerdings keine
Einspeisung von erneuerbaren Energien ins Niedrigstromnetz und damit keinen flächendeckenden Einsatz
(Privathaushalte und Kleinbetriebe). Möglich ist hingegen die Stromproduktion für den Eigenbedarf oder
für Abnehmer mit Anschluss an das Hochspannungsnetz. Infolgedessen können Betriebe (etwa
Zementwerke) oder auch Gemeinden beliefert werden.

Im Juni 2016 hat die marokkanische Regierung die Rollen der wichtigsten Institutionen für die
erneuerbaren Energien grundlegend neu definiert. Der bisherigen Solarbehörde Masen (Moroccan Agency
for Solar Energy) fällt nunmehr als Moroccan agency for sustainable energy das gesamte öffentliche
Aufgabenfeld der erneuerbaren Energien zu. Hierzu wurden insbesondere dem nationalen Energie- und
Wasserversorger ONEE alle in Entwicklung befindlichen Solar- und Windenergieprojekte entzogen und der
neuen Masen zugeschlagen. Auch die Energiebehörde ADEREE muss als weitere staatliche Institution ihre
Aufgaben im Bereich der erneuerbaren Energien an die Masen abgeben. Im Zuge dessen beschränkt sich
das Tätigkeitsfeld der ADEREE nur noch auf die Energieeffizienz. Die staatliche Organisation wurde
umbenannt in AMEE (Agence marocaine pour l’efficacité énergétique).

Solarthermie

2009 hat das marokkanische Königreich den Solarplan Le Programme Marocain de l’Energie Solaire oder
kurz Plan Solaire aufgelegt. Im Plan Solaire sind Großanlagen für Technologien auf Basis der Solarthermie
(CSP, Concentrated Solar Power) vorgesehen. Der Fotovoltaik (FV) ist ein Anteil von 20% vorbehalten, so
die Masen 2013. Dieser Anteil könnte allerdings im Laufe der Zeit höher ausfallen. Der Solarplan umfasst
ursprünglich sechs Standorte, in denen unterschiedliche solartechnische Großanlagen zur Anwendung
kommen sollen. In der Diskussion sind nach jüngstem Stand, neben Ain Beni Mathar (im Nordosten) und
Ouarzazate (südliches Zentrum), wo schon Anlagen stehen beziehungsweise im Bau sind, Midelt
(nördliches Zentrum), Tata (Südosten), Foum al Oued (bei Laayoune, Westsahara), Boujdour (Westsahara)
und Sebkhat Tah (Westsahara). Die Gesamtkapazität der Großanalagen soll laut Masen bis 2020 bei
mindestens 2 GW liegen. Bau und Betrieb erfolgen im Rahmen Öffentlich-Privater-Partnerschaften, deren
Grundlange Abnahmeverträge zwischen dem nationalen Energie- und Wasserversorger ONEE
beziehungsweise der neu strukturierten Masen und den privaten Betreibern der Großanlagen sind.

Fertiggestellt ist zum einen das schon 2011 in Betrieb gegangene CSP-Kraftwerk in Ain Beni Mathar mit 20
MW, das zusätzlich an ein Gaskraftwerk angeschlossen ist, und zum anderen im Februar 2016 das
Solarkraftwerk Noor 1 in Ouarzazate mit 160 MW. Die Anlage Noor 2 und Noor 3 in Ouarzazate sind im
Bau und weisen eine Kapazität von jeweils 200 MW und 340 MW auf. Noor 4 (70 MW) ist gegenwärtig
ausgeschrieben (Stand Ende Oktober 2016). Die Stromerzeugung in Noor 1 erfolgt über Parabolrinnen-

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Technik. Finanziert wird die Großanlage unter anderem von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), der
französischen Entwicklungsbank AFD, der Weltbank und der Europäischen Investitionsbank (EIB). Zudem
vergibt die KfW-Bank 654 Mio. Euro für den Bau von Noor 2 (mit Kraftwerksturm) und Noor 3. Mit einem
Anteil von 70% ist der saudi-arabische Privatkonzern Acwa-Power Haupteigner von Noor 1. Auf Masen
entfallen 25%. Die Ausschreibung für Noor 2 (200 MW) und Noor 3 (150 MW, mit Solarturm) hat ein Joint
Venture aus Acwa und dem spanischen Technologieunternehmen Sener Ingeniera gewonnen.

Die Kosten für die Pläne in der Solarthermie für die 2.000 MW werden sich offiziellen Angaben zufolge auf
rund 9 Mrd. US$ belaufen. Das ist weitaus höher als die für die Aufstellung von ebenso 2 GW in der Wind-
energie veranschlagten 3,5 Mrd. US$. Die Gestehungskosten betragen - so eine Schätzung der Masen für
das zu dem Zeitpunkt nicht fertiggestellte Noor-1-Projekt - hohe 12 Euro-Cent. Die Masen geht jedoch
davon aus, dass diese in den Folgeprojekten deutlich gesenkt werden können. Noor 4 in Ouarzazate wird
ein Fotovoltaik-Kraftwerk.

Fotovoltaik

Zunehmend wächst der Markt für Fotovoltaik-Flächenanlagen in Marokko; dies sowohl in Ergänzung zu
den Anlagen der großen CSP-Projekte als auch unabhängig davon. Sogenannte Noor FV- Projekte umfassen
vor allem die Errichtung mittelgroßer FV-Flächenanlagen von 20-30 MW. Die Präqualifikation für das
Projekt Noor Tafilalet ist abgeschlossen. Das von der Weltbank finanzierte Projekt umfasst drei Standorte
mit 25 MW in Erfoud, Zagora und Missour. Die Ausschreibung zur Präqualifikation ist in einem weiteren
Programm namens Noor Atlas für Ende 2016 zu erwarten. Dabei geht es um eine Nennleistung von 200
MW, die auf drei Standorte im südlichen und fünf im östlichen Atlasgebirge verteilt ist. Auch hier sind die
Ausschreibungen für die Präqualifikation Ende 2016 vorgesehen. Ko-Finanziers von Noor-Atlas sind die Kfw
und die Europäische Investitionsbank. Für Anfang 2017 sind Ausschreibungen für die 200 bis 225 MW im
Rahmen von Noor Argana geplant. FV-betriebene Pumpen für die Landwirtschaft stellen eine wichtige
Marktnische dar.

Vor dem Hintergrund stark gefallener (und in Zukunft vermutlich weiter fallender) Preise für FV-Anlagen,
ist in weiten Bereichen Netzparität gegeben und das nicht nur in netzfernen Gebieten, wo die Kosten für
den Netzanschluss hoch ausfallen. Netzparität oder auch Grid-parity liegt dann vor, wenn der vom
Endverbraucher produzierte Strom dieselben Kosten verursacht, wie der Kauf von Strom vom
Netzanbieter. Die Strompreise sind zwar subventioniert, fallen aber im regionalen Vergleich für private
Haushalte und das Gewerbe relativ hoch aus. Ein dezentraler Ausbau von FV durch den Endverbraucher
steht in Marokko trotzdem nicht auf der Tagesordnung.

Windkraft

Marokko (einschließlich die Westsahara) verfügt über außerordentlich gute Voraussetzungen für die
Windenergie. In der Region Essaouira, Tanger und Tetouan erreichen die Windgeschwindigkeiten auf 40 m
Höhe 9,5 bis 11 m/s (Dakhla, Tarfaya und Taza 7,5 m/s bis 9,5 m/s).Gegenwärtig sind Windkraftanlagen im
Wert von knapp 2,8 Mrd. US$ und mit einer Kapazität von 1.420 MW ausgeschrieben oder im Bau. Neben
Projekten der ONEE beziehungsweise von Masen sind Private an der Stromproduktion beteiligt. So baut
gegenwärtig ein Joint Venture, das sich mehrheitlich aus der Acwa-Power zusammensetzt, einen Windpark
bei Tanger mit 120 MW. Weitere private Anbieter liefern im Rahmen einer unabhängigen
Energieproduktion insbesondere an die Zementindustrie.

Der Technologiekonzern Siemens hat im März 2016 bestätigt, dass er in Tanger eine Fabrik für
Windmühlenflügel bauen wird. Siemens hatte Ende 2015 zusammen mit Nareva (gehört zur Holding des
marokkanischen Königs) und der italienischen Enel den Zuschlag für den Bau von Windkraftkraftanlagen
mit einem Projektwert in Höhe von 1,33 Mrd. US$ und einer Gesamtkapazität von 850 MW erhalten. Die
Ausschreibung hat die heimische Herstellung von Komponenten zur Auflage.

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Wasserkraft

Eine gute Marktentwicklung ist bei kleinen Wasserkraftwerken gegeben, die insbesondere der Versorgung
von Bergdörfern ohne Netzanschluss dienen sollen. In diesem Kontext plant die Platinum Power, eine
Tochter der US-amerikanischen Brookstone Partners, im Atlasgebirge (Tillouguite und Bouteferda) an Zu-
flüssen des Umm Erribia-Flusses vier kleinere Wasserkraftwerke von 8 MW bis 30 MW. Die Kraftwerke
sollen im Rahmen einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft und auf der Basis von festgelegten Einspeise-
tarifen betrieben werden. Der Umm Erribia fließt rund 90 km südlich von Casablanca ins Meer. Zu
erwarten sind Ausschreibungen weiterer hydroelektrischer Anlagen. Für das circa 70 km nordöstlich von
Agadir gelegene Pumpspeicherkraftwerk Abdelmoumen (Projektkosten 300 Mio. US$; 2x175 MW) haben
sich sieben Unternehmen präqualifiziert.

Konventioneller Kraftwerksbau

Marokko ist in ein weitreichendes Gas-to-Power-Programm eingestiegen. Das Vorhaben umfasst den Bau
eines Flüssiggas-Terminals in Jorf Lasfar (rund 120 km südlich von Casablanca), ein Kraftwerk (4 x 600 MW)
unweit des Hafens, ein Erdgaslager und eine Pipeline. Das Projekt wird Marokko den Import von bis zu 7
Mrd. cbm im Jahr und damit die Versorgung weiterer Kraftwerke erlauben. In der Diskussion ist, die
Pipeline mit der nach Spanien führenden Maghreb-Europa-Gaspipelinie (GME) zu verbinden. Die GME
liefert Gas aus Hassi M´Rel in Algerien nach Europa. Dem internationalen Lob für die nachhaltige
Orientierung Marokkos zum Trotz, erfolgt in dem Königreich ein beachtlicher Zubau neuer
Kohlekraftwerke. Diese werden zu einer Steigerung der Kohleimporte von gegenwärtig circa 3,5 Mio.t auf
6 Mio.t führen. Ebenso ist der Ausbau von Dieselkraftwerken geplant.

Projekte

Straßenbau
 Projekt                         Entwickler         Projektkosten       Stand / Anmerkung
                                                    (in Mio. US$)
 Erweiterung       Verbindung MET 2)                154                    Vorstudie / Erweiterung und
 Marrakesch-Ouarzazate                                                     Verdopplung der Straße
 Zufahrtstrasse                     ONEE 1)            30                  Entwurf / Bau einer Zufahrtstrasse
 Erweiterung       Casablanca- ADM 3)                  26                  Ausschreibung / 21 km
 Berrechid
1) Office National de l’Electricité et de l’Eau; 2) Ministère de l’Equipement et de Transport; 3) Société
Nationale des Autoroutes du Maroc
Quelle: MEED Projects, September 2016

Fernschiene
 Projekt                            Entwickler      Projektkosten     Stand / Anmerkung
                                                    (in Mio. US$)
 Tanger       –     Casablanca      ONCF 1)         2.850             Im Bau / Bau einer 200 km-
 Hochgeschwindigkeitszug                                              Eisenbahnlinie zwischen Tanger,
 Phase I                                                              Kenitra, Rabat und Casablanca
 Tanger       -     Casablanca      ONCF 1)         500               Im Bau / Strecke zwischen Kenitra -
 Hochgeschwindigkeitszug                                              Rabat - Casablanca
 Phase II
 Casablanca - Marrakesch            ONCF 1)         500               Vorstudie / Die Strecke soll jährlich 8
                                                                      Mio. Passagiere befördern
 Marrakesch-Essaouira               ONCF 1)         300               Vorstudie/ 180 km
 Hochgeschwindigkeitszug

                                                    16
Verdopplung der Bahnlinie         ONCF 1)         150               Vorstudie / Bahnlinie Marrakesch
 Casablanca - Marrakesch                                             nach Flughafen Mohammed V in
                                                                     Casablanca
 Eisenbahnlinie Zenata - Kenitra ONCF 1)           52                Vorstudie
 Phase 3
1) Office National des Chemins de Fer
Quelle: MEED Projects, September 2016

Öffentlicher Nahverkehr
 Projekt                           Entwickler      Projektkosten     Stand / Anmerkung
                                                   (in Mio. US$)
 Straßenbahnlinie Casablanca       Casa            1.700             Im Bau / Erweiterung des
                                   Transports                        Straßenbahnnetzes um 80 km
 Straßenbahnlinien Casablanca      Casa            1.066             Entwurf / Linie 3, 4 und 5; insgesamt
                                   Transports                        46 km
 Straßenbahn in Tanger             MET 1)          1.000             Vorstudie

 Straßenbahnlinie Casablanca        Casa           234               Vorstudie / Linie 6; 10 km
                                    Transports
1) Ministère de l’Equipement et de Transport
Quelle: MEED Projects, September 2016

Flughafenbau
 Projekt                 Entwickler     Projektkosten (in      Stand / Anmerkung
                                        Mio. US$)
 Erweiterung Terminal ONDA 1)           164                    Im Bau / Erweiterung und Sanierung des
 1 Mohammed V                                                  Terminals mit 40.000 qm
 Flughafen            in
 Casablanca
 Erweiterung Terminal ONDA 1)         100                      Vorstudie / Terminal mit 46.000 qm und
 2 Mohammed V                                                  50.000 Passagiere / Jahr
 Flughafen            in
 Casablanca
1) Office National des Aéroports;
Quelle: MEED Projects, September 2016

Hafenbau
 Entwickler / Projektbezeichnung             Investition (in   Projektstand     Anmerkung
                                             Mio. US$)
 TMSA 1) / Tanger Med 2                      1.400             im Bau           Fertigstellung: 2. Quartal 2019
 Transportministerium/ Nador West            986               im Bau           Fertigstellung 2. Quartal 2021
 Med Hafen
 APM Terminals / Terminal TC4 Tanger         866               Vorstudie        Hauptauftragsvergabe: 2. Quartal
                                                                                2017
 ANP 2) Kenitra Atlantic Hafen               800               Ausschreibung    Hauptauftragsvergabe: 4. Quartal
                                                                                2016
 SAPT 3) / Entwicklung Hafen von Tanger      740               im Bau           Fertigstellung: 4. Quartal 2020
 ANP 2) Dakhla Atlantic Hafen                660               Vorstudie        Hauptauftragsvergabe: 4. Quartal
                                                                                2017
 ONEE 4) / Hafen Safi                        486               im Bau           Fertigstellung 3. Quartal 2017
 ANP 2) / Erweiterung Hafen Casablanca       200               im Bau           Fertigstellung 4. Quartal 2016
 ANP 2)/ Sanierung von Hafen von             100               Vorstudie        Hauptauftragsvergabe 1. Quartal
 Mohammedia                                                                     2018

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