12 Armut - Sozialbericht Kanton Solothurn

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Armut   258

12 Armut
12 Armut - Sozialbericht Kanton Solothurn
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      12       Armut                                    259   12.4     Finanzielle Leistungen                          275
      12.1     Einleitung                               260   12.4.1   Organisation und Leistungen der Sozialhilfe     275
      12.2     Was ist Armut?                           261   12.4.2   Prämienverbilligung                             280
      12.3     Armutslagen                              262   12.4.3   Alimentenbevorschussung                         282
      12.3.1   Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung      262   12.5     Erfolge in der Armutsbekämpfung                 283
      12.3.2   Anzahl armutsbetroffene und                    12.5.1   Entwicklung der Fallzahlen in der Sozialhilfe   283
               armutsgefährdete Personen                264   12.5.2   Entwicklung der Sozialhilfequote                284
      12.3.3   Schulden und materielle Entbehrungen     266   12.5.3   Dauer des Sozialhilfebezugs                     285
      12.3.4   Armutsbetroffenheit der Erwerbstätigen   268   12.5.4   Gründe für die Beendigung
      12.3.5   Unterstützungseinheiten und                             des Sozialhilfebezugs                           286
               Inanspruchnahme von Sozialhilfe          269   12.6     Fazit                                           287
      12.3.6   Profil der Unterstützungseinheiten             12.7     Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick         290
               und Sozialhilfebezüger/innen             271   12.8     Literatur                                       291
12 Armut - Sozialbericht Kanton Solothurn
260                                                        Armut

      12 Armut                                             Gruppe von 7.6% der Wohnbevölkerung (2002)
                                                           hinzu, die in finanzieller Hinsicht in knapp über
                                                           der Armutsgrenze angesiedelten Haushalten le-
                                                           ben und damit als armutsgefährdet gelten. Hier-
                                                           zu ist auch eine der massgeblichen Aussagen im
                                                           Sozialbericht 2005 formuliert, nämlich dass die
                                                           Armutsgefährdung weite Bevölkerungskreise
                                                           betrifft. Diese Kernaussage stützt sich auch auf
                                                           das Ergebnis, dass im Kanton Solothurn 13% der
                                                           Bevölkerung in Haushalten leben, deren Vermö-
                                                           gen weniger als einen Monat für die Fortführung
      12.1 Einleitung                                      des Lebensstandards ausreicht.

            Armut ist ein Phänomen, das mit vielen              Für das Jahr 2004 wird im Sozialbericht
      weiteren Themen des vorliegenden Berichts Be-        2005 ein Höchststand an Unterstützungseinhei-
      züge aufweist. Denn Armut ist mehr als nur ein       ten mit Sozialhilfebezug ausgewiesen. Seit 1970
      Mangel an finanziellen Ressourcen (Einkommen         lag der Anteil der Bevölkerung mit Sozialhilfebe-
      und Vermögen), sondern kann vielschichtige Un-       zug mit 3.1% der Wohnbevölkerung nie so hoch.
      terprivilegierungen in verschiedenen Lebensbe-
      reichen umfassen. Zugleich sind finanzielle und            Eine letzte Kernaussage im Themenfeld Ar-
      materielle Ressourcen und Güter eine zentrale        mut im Sozialbericht 2005 betrifft die Working
      Voraussetzung, um in unterschiedlichen Berei-        Poor, also erwerbstätige Personen, die trotz Er-
      chen der Gesellschaft teilhaben zu können. Viel-     werbseinkommen unterhalb der Armutsgrenze
      schichtig wirkt sich daher eine entsprechende        leben. Deren Zahl wird für den Espace Mittelland
      Unterversorgung aus.                                 als überdurchschnittlich hoch ausgewiesen: Im
                                                           Jahr 2002 liegt der Anteil der Erwerbstätigen, die
           Im Folgenden richtet sich der Fokus vor al-     von Armut betroffen sind, bei 8.1% (Schweiz:
      lem auf das Ausmass von Armut, generell und bei      6.5%).
      unterschiedlichen Betroffenengruppen, sowie
      auf verschiedene finanzielle Sicherungssysteme             Es ist zu prüfen, wie sich die Zahl armutsge-
      zur Bekämpfung von Armut.                            fährdeter Personen und Sozialhilfebeziehender
                                                           weiter entwickelt hat und ob die Armutsbetrof-
            Ein Blick auf das Ausmass von Armut ist        fenheit unter den Erwerbstätigen im Espace Mit-
      notwendig, auch wenn die Schweiz ein gut aus-        telland besonders hoch bleibt. Vorgängig bedarf
      gebautes System der sozialen Sicherheit kennt.       es – in Abschnitt 12.2 – einiger Erläuterungen,
      Im Oktober 2012 hat das Bundesamt für Statistik      wie das Phänomen der Armut erfasst werden
      auf Basis einer neuen Erhebung (SILC) und neuer      kann.
      Berechnungen bekannt gegeben, dass 7.9% der
      ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz                   Normative Vorgaben
      oder rund 600’000 Personen von Armut betrof-               In Paragraph 1 des Sozialgesetzes ist als Ziel
      fen sind (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b).       festgelegt, Armut oder soziale Notlagen zu ver-
                                                           hindern, zu beheben oder zu mindern (§ 1, BGS
             Die Bekämpfung der Armut bleibt eine          831.1). Diese übergeordnete Zielvorgabe sozial-
      grosse gesellschaftspolitische Herausforderung       politischen Wirkens findet im Rahmen der Legis-
      und rangiert auch auf der politischen Prioritäten-   laturplanung oder der Integrierten Aufgaben-
      liste. Davon zeugen etwa die gesamtschweizeri-       und      Finanzplanung     keine    unmittelbare
      sche Strategie zur Armutsbekämpfung des Bun-         Konkretisierung. Indirekt gibt es allerdings eine
      des (vgl. Bundesrat 2010) oder die Initiative der    Reihe von Bezügen zur Armutsbekämpfung, wie
      Caritas zur Halbierung der Armut (www.ar-            etwa beispielsweise das Legislaturziel (für die Pe-
      mut-halbieren.ch).                                   riode 2009 bis 2013) «Jugendarbeitslosigkeit be-
                                                           kämpfen» (C.3.2). Für die Legislaturplanung 2013
            Im Rahmen des Sozialberichts 2005 und auf      bis 2017 ist allerdings in Aussicht gestellt, eine
      Basis der Schweizerischen Gesundheitsbefragung       kantonale Strategie zur Bekämpfung von Armut
      (SGB) konnte eine Armutsquote auf kantonaler         auszuarbeiten (RRB 2012/2277).
      Ebene für das Jahr 2002 berechnet und mit 4.6%
      ausgewiesen werden. Dies ist eine tiefere Quote           Für das Handlungsfeld der Armutsbekämp-
      als der gesamtschweizerische Wert von 5.3%. Ne-      fung gibt es bislang kein eigenständiges Leitbild.
      ben den Armutsbetroffenen kommt eine weitere         Die Konkretisierung von normativen Vorgaben
12 Armut - Sozialbericht Kanton Solothurn
Armut                                                261

beschränkt sich daher auf Ziele im Rahmen des             minimum unterschritten wird, das ort-, zeit- und
Globalbudgets des Amts für soziale Sicherheit             kontextabhängig zu definieren ist. Die Armuts-
(2009 bis 2012). Dort findet sich die Vorgabe, die        grenze ist folglich vom jeweiligen historisch ge-
kantonale Sozialhilfequote unter den schweize-            gebenen und regionalen Wohlstandsniveau ei-
rischen Durchschnitt zu senken.                           ner Gesellschaft abhängig.

                                                                Die Bestimmung von Armut kann des Wei-
                                                          teren danach unterschieden werden, welche Di-
   Normative Vorgabe Armut                                mensionen bzw. Messgrössen einer Armutsdefi-
                                                          nition zugrunde liegen. Am häufigsten spielen
   Menschen in sozialen Notlagen helfen oder
                                                          hier finanzielle Ressourcen und damit Einkom-
   Überlebenshilfe gewähren (Nr. 31)
                                                          mensarmut eine Schlüsselrolle. Materielle Armut
   Indikator: Sozialhilfequote senken (unter
                                                          bestimmt sich demnach darüber, ob jemand über
   dem schweizerischen Durchschnitt) (Nr. 321)
                                                          ein unzureichendes Einkommen verfügt (vgl.
   Ziel: % = -0.2% (Soll 2011)
                                                          Bundesamt für Statistik 2012b, 10).
   Quelle: Globalbudget   «soziale   Sicherheit»   (SGB
   169/2009)                                                    Die Gleichsetzung von Armut mit einem
                                                          Mangel an finanziellen Mitteln vernachlässigt je-
                                                          doch, dass Armut auch Einschränkungen in weite-
                                                          ren Lebensbereichen bedeutet (vgl. Gärtner 2012,
12.2 Was ist Armut?                                       99). Armut äussert sich entsprechend in spezifi-
                                                          schen, mehrfach belasteten Lebenssituationen.
        Die Frage, was unter Armut zu verstehen           Deren Berücksichtigung erfordert, über eine
ist, ist nicht einfach zu beantworten. In der Sozi-       Gleichsetzung von Armut mit mangelnden finan-
alstatistik, im wissenschaftlichen Diskurs wie            ziellen Ressourcen (Ressourcenansatz) hinauszu-
auch in der sozialpolitischen Diskussion gibt es          gehen und eine mehrdimensionale Sicht auf Ar-
unterschiedliche Verständnisse und Definitionen           mut einzubringen. Diesen Anspruch vermögen in
von Armut.                                                der Armutsforschung Zugänge wie etwa der Le-
                                                          benslagenansatz oder Capability-Approach bzw.
      Die verschiedenen Zugänge lassen sich zu-           der Ansatz der Verwirklichungschancen einzulö-
nächst dahingehend unterscheiden, wie weit ein            sen (vgl. Lessmann 2009; Sen 1992; Nahnsen 1975).
objektiver oder subjektiver Bewertungsblickwin-
kel zur Anwendung kommt. Eine subjektive Ar-                    Die Mehrdimensionalität von Armut wird
mut beruht auf der Einschätzung der betroffe-             an mehreren Stellen dieses Sozialberichts als Ein-
nen Personen im Hinblick darauf, sich auf Basis           schränkung von Entfaltungsmöglichkeiten und
individueller Werturteile als armutsbetroffen zu          Teilhabechancen in verschiedenen gesellschaftli-
bezeichnen (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b,           chen Lebensdimensionen sichtbar. Auf den Zu-
9). Eine objektive Definition stützt sich dagegen         sammenhang von sozialpolitischen Leistungen
auf (ein oder) mehrere überprüfbare Merkmale,             und Verwirklichungschancen geht auch das Kapi-
wie insbesondere die Höhe des Einkommens.                 tel Exkurs: Eigenverantwortung und soziale Si-
                                                          cherheit in besonderem Masse ein.
      Eine weitere zentrale Unterscheidung ist
jene in absolute oder relative Armut. Armut ab-                 Im vorliegenden Kapitel steht jedoch ein
solut zu fassen heisst, ein Existenzminimum zu            Verständnis von Armut im Vordergrund, das
definieren, dessen Unterschreiten mit Armut               durch die vorhandenen Daten auch einlösbar ist.
gleichgesetzt wird. Die Grenze richtet sich hier-         Der Begriff der Armut wird daher im Folgenden
bei an existenziellen Bedürfnissen (nach Woh-             als Einkommensarmut gefasst und die Armuts-
nung, Essen, Kleidung usw.) aus: «Arm ist, wer            grenze bestimmt sich relativ zur gesellschaftli-
nicht über die Dinge verfügt, die zum Überleben           chen Entwicklung. Analog wie im Sozialbericht
notwendig sind» (Lessmann 2011, 23).                      2005 kommen die beiden Konzepte «Armut»
                                                          und «Armutsgefährdung» zur Anwendung. De-
      Eine relative Armutsdefinition hingegen             ren genaue Operationalisierung erfolgt spezi-
orientiert sich nicht an existenziellen Bedürfnis-        fisch für zwei unterschiedliche Datenquellen:
sen. Vielmehr sind die Bezüge relativ und erlau-
ben die Berücksichtigung der gesellschaftlichen                 Armut und Armutsgefährdung (SGB): Auf
Wohlstandsentwicklung in einem bestimmten                 Basis der Schweizerischen Gesundheitsbefragung
Kontext. Von Armut ist jemand dann betroffen,             (SGB) lassen sich die beiden Konzepte für das
wenn ein bestimmtes sozio-kulturelles Existenz-           Jahr 2007 für den Raum Espace Mittelland und
262                                                          Armut

      die gesamte Schweiz beziehen und mit den Er-           pflichtungen werden durch das sogenannte Äqui-
      gebnissen zum Jahr 2002 vergleichen.                   valenzeinkommen berücksichtigt. Es bildet ab, dass
                                                             grössere Haushalte relative Einsparmöglichkeiten
            Armut und Armutsgefährdung (SILC): Seit          haben, da gewisse Ausgaben (wie z.B. Essen, Mie-
      2008 steht mit der Befragung SILC (Statistics on       te, Telefonanschluss) nicht für jedes Haushaltsmit-
      Income and Living Conditions) eine Datenquelle         glied separat anfallen. Für einen vergleichbaren
      zur Verfügung, die auf Ebene Bund 2012 eine            Lebensstandard reicht somit einem Ehepaar weni-
      Überarbeitung der Armutsstatistik und eine neue        ger als das doppelte Einkommen im Vergleich zu
      Konzeption Armut und Armutsgefährdung er-              einer alleinstehenden Person.
      möglicht hat (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b).
      SILC erlaubt Aussagen für den Raum Espace Mit-                Die Berechnung des Äquivalenzeinkom-
      telland und gesamtschweizerisch für den Zeit-          mens erfolgt je nach Datenquelle unterschied-
      raum 2008 bis 2010 (bzw. zu einzelnen Indikato-        lich: Im Rahmen der SGB wird das Äquivalenzein-
      ren bis 2011).                                         kommen 1 über das Nettoeinkommen berechnet,
                                                             während im Rahmen der SILC das verfügbare
           Die Revision der Armutsstatistik 2012 schliesst   Äquivalenzeinkommen ermittelt wird. 2 Letztere
      auch eine Änderung bei der Erfassung von «Wor-         schliesst mehr Abzüge ein und berücksichtigt
      king Poor» ein. Auf Basis von SILC stehen neu die      auch Wohnkosten.
      Armut und Armutsgefährdung von Erwerbstätigen
      im Vordergrund, deren Ausmass nicht mehr mit                 Mittleres Äquivalenzeinkommen
      Zahlen zu Working Poor vor 2008 vergleichbar ist.            Das Äquivalenzeinkommen (SGB) ist im
                                                             Espace Mittelland geringer als in der gesamten
            Die Begriffe und Konzepte werden im fol-         Schweizer Bevölkerung. Das durchschnittliche
      genden Abschnitt jeweils aufgeführt und spezi-         monatliche Äquivalenzeinkommen pro Person
      fisch definiert.                                       liegt in der Schweiz 2007 bei 4’123 Franken und
                                                             damit mehr als 350 Franken höher als im Espace
                                                             Mittelland mit 3’750 Franken (siehe Abbildung
      12.3 Armutslagen                                       12.1; J10.01). Die Medianwerte zeigen an, dass
                                                             50% der Personen im Espace Mittelland ein Äqui-
            Die Situation im Bereich der Armut er-
      schliesst sich zunächst über Angaben zum (ge-          1
                                                               Äquivalenzeinkommen (SGB): Das Äquivalenzeinkommen
      wichteten) Haushaltseinkommen der Wohnbe-              wird ausgehend vom Haushaltsnettoeinkommen berechnet.
      völkerung im Espace Mittelland. Dieser Zugang          Dieses ergibt sich aus der Frage: «Wie hoch ungefähr ist das
      ermöglicht es, in einem weiteren Schritt die Zahl      gesamte monatliche Nettoeinkommen von Ihrem Haushalt?
                                                             Das heisst die Summe von allen Einkommen von allen Haus-
      der armutsbetroffenen und der armutsgefährde-          haltsmitgliedern zusammengezählt, nach Abzug von den ob-
      ten Personen zu ermitteln. Ergänzend lassen sich       ligatorischen Sozialversicherungsbeiträgen und den Pensi-
      Angaben zur Verschuldungssituation der Bevöl-          onskassenbeiträgen, zuzüglich bzw. abzüglich allfälliger
                                                             Alimente.» Um den Unterschieden in Bezug auf Haushalts-
      kerung sowie zu materiellen Entbehrungen an-           grösse und -zusammensetzung Rechnung zu tragen, wird das
      fügen. Da die Sozialhilfe bei finanzieller Bedürf-     Haushaltseinkommen auf einen Einpersonenhaushalt umge-
                                                             rechnet, das heisst durch die dem Haushalt entsprechende
      tigkeit das zentrale Sicherungssystem bildet,          «Äquivalenzgrösse» dividiert. Diese wird ermittelt, indem die
      ergänzen die Zahl sowie das Profil der Sozialhil-      einzelnen Personen des Haushalts gewichtet werden: Die ers-
      febeziehenden das Bild zur Einkommensarmut.            te erwachsene Person mit 1.0, die zweite und jede weitere im
                                                             Alter von 14 Jahren und mehr mit 0.5 sowie jedes Kind unter
      Die Beschreibung einer spezifischen Gruppe,            14 Jahren mit 0.3 (gemäss OECD-Äquivalenzskala). Die «Äqui-
      nämlich der armutsbetroffenen Erwerbstätigen,          valenzgrösse» ergibt sich aus der Summe dieser Gewichte.
      schliesst den folgenden Abschnitt ab.                  2
                                                               Äquivalenzeinkommen (SILC): Das verfügbare Äquivalen-
                                                             zeinkommen wird berechnet, indem vom Bruttoeinkommen
            12.3.1 Äquivalenzeinkommen                       die obligatorischen Transferausgaben (Sozialversicherungs-
            der Bevölkerung                                  beiträge, Steuern, Prämien für die Krankenkassengrundversi-
                                                             cherung und regelmässige Transferzahlungen an andere
            Die Summe aller Einkommen eines Haus-            Haushalte wie z.B. Alimente) abgezogen werden und der
      halts ist ein möglicher Indikator für die materiel-    Restbetrag durch die Äquivalenzgrösse des Haushalts divi-
                                                             diert wird. Die finanziellen Vorteile von selbst genutztem
      le Lage eines Haushalts. Sie berücksichtigt jedoch     Wohneigentum oder von Mietobjekten, deren Mietzinsen
      nicht die Grösse eines Haushaltes und vermag           unter der marktüblichen Miete liegen, werden im verfügba-
      damit nur bedingt zu informieren, welcher Le-          ren Äquivalenzeinkommen durch eine «fiktive Miete» be-
                                                             rücksichtigt. Dabei handelt es sich um den Nutzungswert des
      bensstandard mit einem bestimmten Einkom-              Objekts nach Abzug der effektiv bezahlten Wohnkosten. Die
      men erzielt werden kann.                               Äquivalenzgrösse wird ermittelt, indem der ältesten Person
                                                             des Haushalts das Gewicht 1.0 zugewiesen wird, für jede wei-
                                                             tere Person ab 14 Jahren wird das Gewicht 0.5, für jedes Kind
          Die unterschiedlichen Haushaltskonstellatio-       unter 14 Jahren wird das Gewicht 0.3 festgelegt. Anschlies-
      nen und somit auch spezifischen Ausgabenver-           send wird die Summe der zugeordneten Werte berechnet.
Armut                                                           263

valenzeinkommen von weniger als 3’261 Franken        Tabelle 12.1: Median des verfügbaren monatli-
(Schweiz: 3’500 Franken) aufweisen. Dies ent-        chen Äquivalenzeinkommens, Espace Mittelland
spricht dem Einkommen eines Ein-Personen-Haus-       und Schweiz, 2008 – 2010
halts; umgerechnet auf eine Familie mit zwei Kin-
dern unter 14 Jahren, welche eine Äquivalenzgrösse   Quelle: SILC,
                                                                C gewichtete Daten
von 2.1 aufweist, ergibt dies ein Haushaltsein-                 Espace Mittelland               Schweiz
kommen von 6’848 Franken.
                                                     Jahr    in Franken             +/-   in Franken           +/-
                                                     2008          3’492         138          3’780        147
      Bereits 2002 betrug das mediane Äquivalen-
zeinkommen in der Schweiz 3’500 Franken. Der         2009          3’668         131          3’981            71
vergleichbare Wert für den Kanton Solothurn, der     2010          3’688         143          3’964            66
für das Jahr 2002 ermittelt werden konnte, betrug    Bemerkung:
3’333 Franken (SGB). Da dieser Wert leicht höher
                                                     +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls
als der Vergleichswert 2007 für den Espace Mittel-
land (3’261 Franken) ist, ist davon auszugehen,
dass die Einkommenslage des Kantons Solothurn              Ein Blick auf die untersten Einkommen
mit der Zuordnung zum Raum Espace Mittelland         zeigt, dass im Espace Mittelland der erste Dezil-
tendenziell eher zu tief angesetzt wird.             wert 2010 bei 1’912 Franken liegt. Das heisst,
                                                     dass 10% der Bevölkerung ein monatliches ver-
Abbildung 12.1: Mittleres monatliches                fügbares Äquivalenzeinkommen von maximal
Äquivalenzeinkommen, Espace Mittelland               knapp 1’900 Franken haben (2007: 1’703 Fran-
und Schweiz, 2007                                    ken) (Grenze bei 95%-Vertrauensintervall auf
                                                     Basis des Jahreseinkommens: 1’243 Franken bzw.
Quelle: SGB, gewichtete Daten                        1’641 Franken). Gesamtschweizerisch liegt der
                                                     erste Dezilwert höher, bei 2’129 Franken (Grenze
5’000                                                bei 95%-Vertrauensintervall auf Basis des Jahres-
                        4’123
                                                     einkommens: 672 Franken).
4’000        3’750
                                             3’500
                                   3’261                   Äquivalenzeinkommen nach Alter
3’000                                                      Das monatliche Äquivalenzeinkommen
                                                     (SGB) liegt im Espace Mittelland bei allen Al-
2’000                                                tersklassen unterhalb der jeweiligen gesamt-
                                                     schweizerischen Referenzwerte (siehe Abbildung
1’000                                                12.2; J10.03). Bei den 15- bis 24-Jährigen liegt das
                                                     monatliche Äquivalenzeinkommen im Espace
    0
                                                     Mittelland 2007 bei 2’600 Franken, in der gleichen
            Mittelwert in Fr.        Median in Fr.
                                                     Altersklasse auf Ebene Schweiz bei 2’800 Franken.
         Espace Mittelland      Schweiz              Das höchste Einkommen ist bei 60- bis 69-jährigen
                                                     Personen mit 3’733 Franken im Espace Mittelland
                                                     (Schweiz: 4’000 Franken) festzustellen.
      Die im Vergleich zur gesamten Schweiz
eher schlechtere Einkommenssituation im Raum
Espace Mittelland bestätigt sich auch, wenn das
                                                         In allen Altersklassen ist das durchschnittli-
verfügbare Äquivalenzeinkommen (SILC) berück-
                                                         che, gewichtete Einkommen im Espace
sichtigt wird.
                                                         Mittelland tiefer als das Schweizer Mittel
                                                         (2007).
   Das durchschnittliche, gewichtete Einkom-
   men im Espace Mittelland liegt 2010 unter
   dem Schweizer Mittel.

      Im Jahr 2010 beträgt der Median des ver-
fügbaren Äquivalenzeinkommens im Espace Mit-
telland 3’688 Franken. Gesamtschweizerisch liegt
dieser Betrag mit 3’964 Franken knapp 300 Fran-
ken höher (siehe Tabelle 12.1; J10.02). Gegen-
über 2008 sind diese Einkommenswerte um je
knapp 200 Franken gestiegen.
264                                                            Armut

      Abbildung 12.2: Median des monatlichen                   eine Erhöhung der Armutsquoten festzustellen.
      Äquivalenzeinkommens, nach Altersklasse,                 Zum anderen weist der Kanton Solothurn noch
      Espace Mittelland und Schweiz, 2007                      2002 mit 4.6% eine im Vergleich zum Espace Mit-
                                                               telland leicht unterdurchschnittlich hohe Ar-
      Quelle: SGB, gewichtete Daten                            mutsquote auf. Daher ist anzunehmen, dass die
                                                               Armutsquote 2007 des Raumes Espace Mittelland
      5’000                                                    mit 10.6% das Ausmass an Armutsbetroffenheit
      4’500                                                    im Kanton Solothurn eher etwas überschätzt
                      3’800            4’000   4’000
      4’000                                                    (siehe hierzu unten).
                                                       3’400
      3’500                    3’044
              2’800                    3’700   3’733
      3’000           3’500                                    Tabelle 12.2: Armuts- und Armutsgefährdungs-
      2’500                                            3’133
              2’600
                               2’800                           quote (SGB), Espace Mittelland (Kanton Solo-
      2’000                                                    thurn) und Schweiz, 2002 und 2007
      1’500
      1’000                                                    Quelle: SGB, gewichtete Daten
        500
          0                                                                                            Armutsgefähr-
                                                                                Armutsquote (SGB)     dungsquote (SGB)
              15–24   25–34   35–44    45–59   60–69 70 und
              Jahre   Jahre   Jahre    Jahre   Jahre mehr                             in %                 in %
                                                      Jahre        Region          2002        2007     2002      2007
              Espace Mittelland                                    Kanton            4.6                 12.2
              Schweiz
                                                                                                  -                   -
                                                                   Solothurn
      Bemerkung:                                                   Espace            5.8       10.6      13.9      19.8
                                                                   Mittelland
      Angaben in Franken.
                                                                   Schweiz           5.3        8.9      13.0      17.5

            12.3.2 Anzahl armutsbetroffene und                       Eine weniger strenge Einkommensgrenze
            armutsgefährdete Personen                          gibt der Begriff der «Armutsgefährdung» 4 ge-
            Das Äquivalenzeinkommen bildet die                 mäss SGB vor. Die Grenze des Äquivalenzeinkom-
      Grundlage zur Berechnung des Ausmasses an Ar-            mens liegt gesamtschweizerisch bei monatlich
      mut. Die Bemessung der Armut erfolgt über zwei           2’100 Franken, was dem Monatseinkommen ei-
      unterschiedliche Zugänge: mit den Daten der              ner alleinstehenden Person entspricht. Für eine
      SGB von 2007 um einen Vergleich mit 2002 und             Familie mit zwei Kindern bedeutet dies ein Haus-
      den Angaben im Sozialbericht 2005 zu gewähr-             haltseinkommen von 4’410 Franken. Tabelle 12.2
      leisten, und mit den Daten aus SILC, um aktuelle-        verdeutlicht, dass gesamtschweizerisch im Jahr
      re Daten aus dem Jahre 2010 nutzen zu können.            2007 17.5% der Bevölkerung einem Haushalt an-
                                                               gehören, dessen Äquivalenzeinkommen weniger
           Armutsbetroffenheit und Armuts-                     als 2’100 Franken pro Monat beträgt (2002:
           gefährdung SGB                                      13%). Im Espace Mittelland ist der Anteil von ar-
           Die Berechnung von Armut stützt sich zu-            mutsgefährdeten Personen im Jahr 2007 mit
      nächst auf eine spezifische, im Sozialbericht 2005       19.8% leicht höher als der gesamtschweizerische
      eingeführte Definition von Armut. 3 Gemäss die-          Anteil ((J10.05
                                                                             5). Im Jahr 2002 war dieser Anteil im
      ser Definition resultiert für das Jahr 2007 eine         Kanton Solothurn mit 12.2% geringer und damit
      Grenze von 1’750 Franken pro Monat. Diese                leicht tiefer als der gesamtschweizerische Anteil
      Summe repräsentiert die Einkommensgrenze für             von 13% (Espace Mittelland: 13.9%).
      einen Ein-Personen-Haushalt; für eine Familie
      mit zwei Kindern entspricht sie einem monatli-
      chen Einkommen von 3’675 Franken.

            Gesamtschweizerisch zählen 2007 8.9% der           3
                                                                 Armut SGB: Armut im monetären Sinn liegt dann vor, wenn
                                                               eine Person ein Äquivalenzeinkommen aufweist, das weni-
      Wohnbevölkerung (ab 15 Jahren) zu den armuts-            ger als die Hälfte (50%) des gesamtschweizerischen media-
      betroffenen Personen (2002: 5.3%) (siehe Tabelle         nen Äquivalenzeinkommens beträgt. Zu Berechnung des
      12.2; J10.04). Für den Raum Espace Mittelland re-        Äquivalenzeinkommens, siehe Fussnote 1.
      sultiert eine höhere Armutsquote, die bei glei-          4
                                                                Armutsgefährdung (SGB): Eine Armutsgefährdung liegt bei
      cher Einkommensgrenze bei 10.6% liegt (2002:             jenen Personen vor, deren verfügbares Äquivalenzeinkom-
      5.8%). Damit zeigen sich zwei Entwicklungslini-          men weniger als 60% des gesamtschweizerischen medianen
                                                               Äquivalenzeinkommens beträgt. In den Angaben zu Perso-
      en: Von 2002 bis 2007 ist zum einen gesamt-              nen mit Armutsgefährdung sind auch die Armutsbetroffenen
      schweizerisch wie auch für den Espace Mittelland         eingeschlossen.
Armut                                                                                           265

      Armutsbetroffenheit und                                    kommensdaten führen. Solche stellt die Statistik
      Armutsgefährdung SILC                                      der direkten Bundessteuer 2009 zur Verfügung,
      Die Berechnung einer Armutsquote 5 sowie                   wenn der Anteil der Steuerpflichtigen mit gerin-
des Anteils an Personen, die armutsgefährdet 6                   gen steuerbaren Einkommen der betroffenen
sind, erfolgt im Folgenden auf Basis der Daten                   Kantone beigezogen wird (siehe Tabelle 12.4).
von SILC und auf eine spezifische Weise.
                                                                 Tabelle 12.4: Anteil der Steuerpflichtigen nach
      Bemessen nach dieser Konzeption sind 2010                  Stufen mit geringen steuerbaren Einkommen
7.8% der Schweizer Bevölkerung armutsbetroffen                   und Bevölkerungsanteil, Grossregionen Espace
(vgl. Bundesamt für Statistik 2012a). Die Grossre-               Mittelland und Nordwestschweiz, 2009
gion Espace Mittelland weist jedoch eine im Ver-
gleich zur gesamten Schweiz erhöhte Armutsquo-                   Quellen: DBST, BEVO (INES)
te von 10.4% auf (siehe Tabelle 12.3; J10.06).
                                           6                                          Anteil der Steuerpflichtigen
                                                                                                  in %
      Im Vergleich zu 2008 ist die Armutsquote in

                                                                                                                                           Anteil der Bevölke-
dieser Grossregion tendenziell eher zurückgegan-

                                                                                                                                           Grossregion in %
                                                                                                      30'500 bis 60'799
                                                                                                      Einkommen von
                                                                                     30'499 Franken
                                                                                     Einkommen bis
gen (2008: 11.2%); auf Ebene Schweiz ist die Ar-

                                                                                                                          Stufen 1 und 2
                                                                                     steuerbaren

                                                                                                      steuerbaren
mutsquote 2008 noch leicht höher (Schweiz 2008:

                                                                                     Stufe 1: mit

                                                                                                      Stufe 2: mit

                                                                                                                                           rung in der
9.1%; vgl. Bundesamt für Statistik 2012b, 5).

                                                                                                      Franken

                                                                                                                          Total
                                                                     Grossregion /
Tabelle 12.3: Armuts- und Armutsgefährdungs-                         Kanton
quote (SILC), Espace Mittelland und Schweiz,                         Espace Mittelland
2010                                                                 Solothurn               9.8                39.7      49.5                   14.5
                                                                     Freiburg               11.5                37.9      49.4                   15.7
Quelle: SILC,
           C gewichtete Daten
                                                                     Neuenburg              13.0                39.0      52.0                    9.9
                                         Armutsgefähr-               Jura                   14.9                41.3      56.2                    4.0
                Armutsquote (SILC)      dungsquote (SILC)
                                                                     Bern                   10.8                42.0      52.8                   55.9
Region               in %         +/-       in %          +/-        Nordwestschweiz
Espace               10.4         1.8       19.3         2.4         Basel-Stadt            12.6                37.9      50.5                   17.7
Mittelland
                                                                     Basel-Land              7.3                34.0      41.2                   25.7
Schweiz               7.8         0.7       14.2         1.0         Aargau                  8.5                38.0      46.4                   56.6
Bemerkungen:                                                     Bemerkungen:
+/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.         Berücksichtigt sind die sogenannten «Normalfälle». Stufen
Berechnung inkl. fiktive Miete (siehe Fussnote 2). Die Armuts-   der Einkommen gemäss Steuerstatistik.
quote auf Ebene Schweiz liegt bei Berechnung ohne fiktive        Bevölkerung: Ständige Wohnbevölkerung.
Miete bei 7.9% (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b).
                                                                 5
                                                                   Armut (SILC): Massgebend für die Armutsdefinition ist das
      Im Jahr 2010 liegt die Armutsgefährdungs-                  soziale Existenzminimum. Als arm gelten demnach Personen,
                                                                 die nicht über die Mittel verfügen, um die für ein gesellschaft-
schwelle für einen Einpersonenhaushalt bei einem                 lich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistun-
verfügbaren Äquivalenzeinkommen von 2’374                        gen zu erwerben. Die Armutsgrenze orientiert sich an den
Franken pro Monat. Dies entspricht 60% des Me-                   Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe
                                                                 (SKOS): Die Armutsgrenze besteht aus einem Pauschalbetrag
dians des verfügbaren Äquivalenzeinkommens.                      für den Lebensunterhalt, den individuellen Wohnkosten so-
Unterhalb dieser Schwelle liegen im Espace Mit-                  wie monatlich 100 Franken pro Person ab 16 Jahren für weite-
telland 19.3% der Personen und gelten damit als                  re Auslagen. Im Jahr 2010 beträgt die Armutsgrenze bei einer
                                                                 Einzelperson bei durchschnittlich 2’243 Franken pro Monat.
armutsgefährdet, gesamtschweizerisch beträgt                     Eine Person gilt als arm, wenn sie in einem Haushalt lebt, des-
der Anteil 14.2% (siehe Tabelle 12.3; J10.07).
                                           7                     sen verfügbares Haushaltseinkommen unter dieser so berech-
                                                                 neten Armutsgrenze liegt. Diese an den SKOS-Richtlinien ori-
                                                                 entierte Armutsgrenze ist aufgrund der Berechnung nicht
     Schätzung der Armutsquote für den                           unmittelbar mit jener Grenze vergleichbar, wenn 50% des
     Kanton Solothurn                                            medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens als Armuts-
                                                                 grenze gewählt würde. Gemäss den gesamtschweizerischen
     Die Datenlage erlaubt keine exakte Schät-                   Berechnungen wären im letzteren Fall die Armutsgrenze und
zung der Armutslage im Kanton Solothurn. Durch                   daher auch die Armutsquote leicht tiefer (vgl. BFS 2012, 5).
die Zuordnung zum Espace Mittelland, zum Ver-                    6
                                                                  Armutsgefährdung (SILC): Eine Armutsgefährdung liegt bei
bund mit den Kantonen Bern, Neuenburg, Jura                      jenen Personen vor, deren verfügbares Äquivalenzeinkom-
und Freiburg, sind die Armutsverhältnisse nicht                  men weniger als 60% des gesamtschweizerischen verfügba-
unmittelbar übertragbar. Die Diskussion einer                    ren medianen Äquivalenzeinkommens beträgt. Das verfüg-
                                                                 bare Äquivalenzeinkommen berechnet sich gemäss Fussnote
möglichen dadurch resultierenden Verzerrung der                  2. In den Angaben zu Personen mit Armutsgefährdung sind
Armutssituation lässt sich nur auf Basis von Ein-                auch die Armutsbetroffenen eingeschlossen.
266                                                                      Armut

             Unter den Kantonen des Espace Mittelland                          Finanzielles Auskommen
      weist der Kanton Solothurn 2009 mit 9.8% den                             Zunächst lässt sich ermitteln, wie weit das
      geringsten Anteil an geringen steuerbaren Ein-                     Einkommen – gemäss Selbstbeurteilung der be-
      kommen (unter 30’500 Franken) auf. Auch der                        fragten Bevölkerung – für die Finanzierung des
      Kanton Bern, der aufgrund seiner Bevölkerungs-                     aktuellen Lebensstandards ausreicht. Auf die Fra-
      grösse für die Grossregion besonders ins Gewicht                   ge – «Wenn Sie die gesamten Einkommen von
      fällt, weist mit 10.8% einen höheren Anteil auf.                   Ihrem Haushalt zusammenzählen, wie kommen
      Es ist daher grundsätzlich von einer Überschät-                    Sie bis zum Monatsende finanziell über die Run-
      zung der Armutssituation für den Kanton Solo-                      den, d.h. wie können Sie die monatlich notwen-
      thurn auszugehen, wenn die Armutsquote (SILC)                      digen Ausgaben bezahlen?» – antworten 2011
      des Espace Mittelland von 10.4% übertragen                         im Espace Mittelland 14.7%, dass dies schwierig
      wird. Allerdings zeigt der Vergleich mit der geo-                  oder sehr schwierig ist (Schweiz: 12.8%) (SILC;
                                                                                                                      C die
      graphisch benachbarten Grossregion Nordwest-                       Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls betragen
      schweiz, welche 2010 eine Armutsquote (SILC)                       2.9% bzw. 1.5%). Einfach bzw. sehr einfach für
      von 6.9% aufweist, dass der Kanton Solothurn                       die notwendigsten Ausgaben können, gemäss ei-
      mehr tiefe Steuereinkommen als die Kantone Ba-                     gener Einschätzung 2011 im Espace Mittelland
      sel-Land und Aargau aufweist. Aufgrund dieser                      41.4% (Schweiz: 43.9%) der Personen aufkom-
      Relationen ist anzunehmen, dass die Armutsbe-                      men (SILC;C die Grenzen des 95%-Vertrauensin-
      troffenheit für den Kanton Solothurn im Bereich                    tervalls betragen 2.8% bzw. 1.4%; J10.08).
                                                                                                                  8
      zwischen den beiden Grossregionen liegen dürf-
      te. Für den Kanton Solothurn lassen sich daher                           Differenzierter ist das finanzielle Auskom-
      die Armutsquote auf 9% und die Armutsgefähr-                       men in Abbildung 12.3 beschrieben. Rund die
      dung auf 17% schätzen (Basis: SILC).                               Hälfte der Bevölkerung im Espace Mittelland wie
                                                                         auch gesamtschweizerisch gehört einem Haus-
            12.3.3 Schulden und materielle                               halt an, der einen Teil des Einkommens auf die
            Entbehrungen                                                 Seite legen und sparen kann. Bei der anderen
            Eine Berichterstattung über die Höhe von                     Hälfte der Bevölkerung ist keine Reservenbil-
      Einkommen lässt offen, welches finanzielle Aus-                    dung möglich: 42% der Bevölkerung im Espace
      kommen damit jeweils möglich ist und wie weit                      Mittelland (Schweiz: 40%) geben so viel aus wie
      Haushalte sich auch verschulden. Zu diesen The-                    auch Einkommen da ist. Des Weiteren leben im
      men liefert die Befragung SILC einige Angaben,                     Espace Mittelland 6% der Bevölkerung (Schweiz:
      konkret zum finanziellen Auskommen, zu materi-                     6%) von ihrem Vermögen und 3% verschulden
      ellen Entbehrungen sowie Zahlungsrückständen.                      sich (Schweiz: 2%).

      Abbildung 12.3: Selbstbeurteilung der finanziellen Situation des Haushalts, Espace Mittelland und
      Schweiz, 2011

      Quelle: SILC,
                 C gewichtete Daten

                                               Anteil der Bevölkerung in % der in einem Haushalt lebt, der:

         Schwierigkeiten hat, für die not-                          15
      wendigsten Ausgaben aufzukommen                          13

                           sich verschuldet          3
                                                 2
                     sein Vermögen, seine                6
                      Reserven aufbraucht                6

          soviel ausgibt, wie hineinkommt                                                                42
                                                                                                    40

                     Geld auf die Seite legt                                                                    49
                                                                                                                     52

                                          0%             10%         20%          30%         40%             50%         60%

                                               Espace Mittelland            Schweiz

      Bemerkung:
      Mit Angabe der Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.
Armut                                                        267

     Diese Angaben decken sich mit dem Bild, das             Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls betragen
aufgrund der Steuerstatistik zu zeichnen ist (siehe          3.1% bzw. 1.1%).
Kapitel Einkommen und Vermögen): Die grosse
Mehrheit der Steuereröffnungen, nämlich 77%,                       Knapp 10% der Bevölkerung im Espace Mit-
weisen 2010 kein steuerbares Vermögen auf.                   telland berichten 2010 von einem Zahlungs-
                                                             rückstand bei einer finanziellen Verpflichtung
       Materielle Entbehrungen                               (siehe Tabelle 12.6; J10.10). Der grösste Anteil ist
       Welcher Lebensstandard realisiert werden              bei Sachkrediten mit 9% (Schweiz 10%) festzustel-
kann bzw. welche Einschränkungen vorkommen,                  len. Seltener, mit Anteilen von 4% bis 6% im Espa-
lässt sich anhand von ausgewählten Dimensionen               ce Mittelland, kommen nach Selbsteinschätzung
zu materiellen Entbehrungen prüfen (siehe Ta-                der Bevölkerung Zahlungsrückstände bei der Mie-
belle 12.5; J10.09). Unerwartete Ausgaben in der             te, bei Rechnungen für Wasser, Strom, Gas und
Höhe von 2’000 Franken können 2011 im Espace                 Heizung oder bei Krankenkassenprämien vor.
Mittelland mehr als ein Fünftel der Bevölkerung
nicht finanzieren (Schweiz: 19%). Eine Woche Fe-             Tabelle 12.6: Anteil Personen mit Zahlungsrück-
rien auswärts ist für knapp 11% der Bevölkerung              ständen bei (ausgewählten) finanziellen Ver-
nicht finanzierbar. Seltener sind Einschränkungen            pflichtungen, Espace Mittelland und Schweiz,
in Bezug auf regelmässige fleisch- oder fischhalti-          2010
ge Mahlzeiten oder einen Autobesitz.
                                                             Quelle: SILC,
                                                                        C gewichtete Daten
Tabelle 12.5: Anteil Personen mit (ausgewähl-                                                  Espace
ten) materiellen Entbehrungen, Espace Mittel-                                                 Mittelland     Schweiz
land und Schweiz, 2011                                       Anteil der Bevölkerung mit
                                                             Zahlungsrückständen bei…         in %     +/- in %     +/-
Quelle: SILC,
           C gewichtete Daten
                                                             Miete                              4.6    2.9    4.3   1.1
                                  Espace                     Rechnungen für Wasser,             5.6    1.4    5.2   0.8
                                 Mittelland     Schweiz      Strom, Gas und Heizung
Anteil der Bevölkerung mit                                   Krankenkassenprämien               4.6    1.6    4.3   0.7
zu wenig finanziellen
Ressourcen, um in der Lage                                   Sachkrediten                       9.2    4.5   11.5   3.1
zu sein…                      in %        +/- in %     +/-   Bemerkung:
unerwartete Ausgaben in der 20.3          2.6 18.7     1.4
                                                             +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.
Höhe von 2’000 Franken zu
tätigen
eine Woche Ferien pro Jahr     10.5       1.9   8.8    1.0
weg von zu Hause zu                                                Die Schwierigkeiten, finanziellen Verpflich-
finanzieren                                                  tungen nachkommen zu können, belegen auch
jeden zweiten Tag eine          1.3       0.8   1.5    0.6   die Zahl der Zahlungsbefehle und der Pfändun-
fleisch- oder fischhaltige                                   gen im Kanton Solothurn. Die Daten basieren auf
Mahlzeit (oder vegetarische                                  einer Bundesstatistik, die zeigt, dass die Zahl der
Entsprechung) zu haben                                       ausgestellten Zahlungsbefehle sowie von Pfän-
im Besitz eines Autos zu sein   3.5       1.1   3.4    0.5   dungen im Kanton Solothurn seit 2000 tendenzi-
Bemerkung:                                                   ell ansteigend ist (siehe Abbildung 12.4). Im Jahr
                                                             2011 wird im Kanton Solothurn ein Höchstwert
+/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.
                                                             erreicht, mit insgesamt 113’069 Zahlungsbefehlen
                                                             und 62’918 Pfändungen. Der Anstieg der Zah-
                                                             lungsbefehle zwischen 2000 (85’293) und 2011
      Schulden und Zahlungsrückstände                        (113’069) beträgt 33%. Im Vergleich dazu steigt
      In Bezug auf die Schuldensituation lässt sich          die Zahl der Zahlungsbefehle gesamtschweizerisch
ergänzen, dass im Espace Mittelland 2008 14.8%               zwischen 2000 (2’153’280) und 2011 (2’692’526)
der Bevölkerung in einem Haushalt leben, deren               um 25% an. Im Jahr 2012 ist die Zahl der Zahlungs-
Mitglieder mindestens einen Konsumkredit auf-                befehle im Kanton Solothurn wieder rückläufig,
weisen (Schweiz: 14.1%) (SILC,
                             C gewichtete Daten;             auf 106’190 Fälle. Die Pfändungen nehmen im
die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls betra-              Kanton Solothurn zwischen 2000 (44’409) und
gen 3.2% bzw. 1.3%). Am häufigsten kommt da-                 2011 (62’918) um 42% zu, bevor ein leichter Rück-
bei ein Fahrzeugleasing vor, im Espace Mittelland            gang auf 62’494 im Jahr 2012 festzustellen ist. Ge-
gehören 2008 11.4% der Bevölkerung einem                     samtschweizerisch nehmen die Pfändungen von
Haushalt mit solch einer Verpflichtung an                    1’027’219 (2000) auf 1’424’481 (2011) und damit
(Schweiz: 10.3%) (SILC,C gewichtete Daten; die               um 37% zu.
268                                                                                                        Armut

      Abbildung 12.4: Anzahl Zahlungsbefehle und
      Pfändungen, Kanton Solothurn, 2000 – 2012                                                                Die Armutsquote der Erwerbstätigen liegt
                                                                                                               2010 im Espace Mittelland mit 4.5% über-
      Quelle: BETRKONK                                                                                         durchschnittlich hoch.

      120’000
      100’000                                                                                                   Im Jahr 2010 sind im Espace Mittelland 4.5%
                                                                                                           der Erwerbstätigen von Armut betroffen, dies ist
       80’000                                                                                              ein Prozentpunkt höher als die entsprechende
       60’000                                                                                              Armutsquote in der Gesamtschweiz (3.5%) (siehe
       40’000
                                                                                                           Tabelle 12.7; J10.11). Im Vergleich zu 2008 ist der
                                                                                                           Anteil im Espace Mittelland rückläufig.
       20’000
            0                                                                                              Tabelle 12.7: Armutsquote (SILC) der Erwerbstä-
                                                                                                           tigen, Espace Mittelland und Schweiz,
                2000
                       2001
                              2002
                                     2003
                                            2004
                                                   2005
                                                          2006
                                                                 2007
                                                                        2008
                                                                               2009
                                                                                      2010
                                                                                             2011
                                                                                                    2012
                                                                                                           2008 – 2010
                 Zahlungsbefehle
                                                                                                           Quelle: SILC,
                                                                                                                      C gewichtete Daten
                 Pfändungen
                                                                                                                                            Espace
      Bemerkung:                                                                                                                           Mittelland      Schweiz
      Erfasst sind alle ausgestellten Zahlungsbefehle (unabhängig                                          Jahr                            in %     +/-   in %    +/-
      von Rückzug, Zustellung oder Aufhebung) sowie alle tatsäch-                                          2008                             6.3    1.4     5.2    0.7
      lich vollzogenen Pfändungen.
                                                                                                           2009                             4.6    1.3     3.9    0.6
                                                                                                           2010                             4.5    1.1     3.5    0.5
            12.3.4 Armutsbetroffenheit der                                                                 Bemerkung:
            Erwerbstätigen                                                                                 +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.
            Eine besondere Gruppe von Armutsbetrof-
      fenen stellen die Working Poor dar. Es handelt
      sich hierbei um erwerbstätige Personen, die trotz                                                         Im Jahr 2010 ist die Armutsquote bei den
      Erwerbseinkommen unterhalb der Armutsgren-                                                           Erwerbstätigen im Espace Mittelland unter allen
      ze leben. Die Definition des Konzepts von Wor-                                                       Grossregionen am zweithöchsten. Nur das Tessin
      king Poor erfährt 2012 eine Überarbeitung und                                                        weist mit 5.4% einen knapp höheren Wert aus;
      mit SILC eine neue Datenbasis, wodurch eine                                                          den tiefsten Anteil verzeichnet die Nordwest-
      Vergleichbarkeit mit Zahlen zu Working Poor vor                                                      schweiz mit 2.6% (SILC,
                                                                                                                                 C gewichtete Daten; die
      2008 nicht gegeben ist.                                                                              Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls zu diesen
                                                                                                           Zahlen betragen für das Tessin 3.3% und für die
             Bisher beschränkte sich die Basis der Wor-                                                    Nordwestschweiz 1.4%).
      king Poor auf Erwerbstätige in Haushalten, die
      einen kumulierten Erwerbsumfang von mindes-                                                               Die im regionalen Vergleich erhöhte Betrof-
      tens 90% resp. 36 Stunden pro Woche aufweisen                                                        fenheit im Raum Espace Mittelland zeigt sich
      (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b). In der Gross-                                                  auch in Bezug auf die Armutsgefährdung (SILC).C
      region Espace Mittelland ergab sich auf dieser                                                       Im Jahr 2010 sind 9.7% der Erwerbstätigen ar-
      Basis für das Jahr 2002 eine Working Poor-Quote                                                      mutsgefährdet, während der gesamtschweizeri-
      von 8.1% (Schweiz: 6.5%).                                                                            sche Anteil bei 7% liegt (siehe Tabelle 12.8;
                                                                                                           J10.12). Gegenüber 2008 ist der Anteil der Ar-
            Neu bezieht sich das Konzept auf die Ar-                                                       mutsgefährdung im Espace Mittelland rückläufig
      mutsbetroffenheit und -gefährdung der erwerbs-                                                       (2008: 12.1%). Dieser weist jedoch 2010 nach der
      tätigen Bevölkerung.7 Damit wird kein minimaler                                                      Grossregion Tessin (12.4%) unter den sieben
      Erwerbsumfang des Haushaltes – wie im Konzept                                                        Grossregionen der Schweiz den zweithöchsten
      von «Working Poor» – vorausgesetzt (vgl. Bundes-                                                     Wert auf (SILC,
                                                                                                                        C gewichtete Daten).
      amt für Statistik 2012b, 65). Im Vergleich zur ge-
      samten Bevölkerung ist unter den Erwerbstätigen
      eine tiefere Armutsbetroffenheit auszumachen.
Armut                                                              269

Tabelle 12.8: Armutsgefährdungsquote (SILC)                  zungsquote 11 im Kanton Solothurn beträgt 2011
der Erwerbstätigen, Espace Mittelland und                    4.4%, d.h. etwas weniger als jeder 20. Privathaus-
Schweiz, 2008 – 2010                                         halt wird damit von der Sozialhilfe unterstützt.

Quelle: SILC,
           C gewichtete Daten                                Tabelle 12.9: Sozialhilfequote und Unterstüt-
                                 Espace
                                                             zungsquote Kanton Solothurn und Schweiz,
                                Mittelland      Schweiz      2011
Jahr                            in %     +/-   in %    +/-
                                                             Quelle: SOSTAT
2008                            12.1    2.3     9.1    0.9
2009                             9.9    1.9     7.7    0.8                                      Kanton
                                                                                               Solothurn        Schweiz
2010                             9.7    1.7     7.0    0.8
                                                                 Art der Quote                 Quote in %      Quote in %
Bemerkung:                                                       Sozialhilfequote                       3.2             3.0
+/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.         Unterstützungsquote                    4.4             4.2

                                                             Bemerkung:
      12.3.5 Unterstützungseinheiten und                     Unterstützungsquote basiert nur auf Privathaushalten.
      Inanspruchnahme von Sozialhilfe
      Die öffentliche Sozialhilfe hat im System der
sozialen Sicherheit in der Schweiz eine besondere                  Im interkantonalen Vergleich der Sozialhilfe-
Stellung. Als bedarfsabhängige Leistung bildet               quoten liegt der Kanton Solothurn 2011 mit einer
sie gewissermassen ein letztes Auffangnetz bei               Quote von 3.2% im vordersten Viertel: Er hat die
finanziellen Notlagen (vgl. Bundesamt für Statis-            sechsthöchste Sozialhilfequote unter allen Kanto-
tik 2011, 76). Deren Inanspruchnahme wird im                 nen, deren Quoten von 6.7% (Neuenburg) bis
Folgenden als Ganzes und im inter- wie auch in-              0.9% (Nidwalden) reichen (siehe Abbildung 12.5).
nerkantonalen Vergleich beschrieben.

      Anzahl Unterstützungseinheiten und
      unterstützte Personen
      Personen, die von der Sozialhilfe finanzielle          7
                                                              Armutsbetroffenheit von Erwerbstätigen: Als Erwerbstätige
Hilfe erhalten, werden im Folgenden als Sozialhil-           gelten Personen ab 18 Jahren, die im Vorjahr der Erhebung
                                                             während mindestens der Hälfte der Monate einer selbständi-
feempfänger/innen bzw. unterstützte Personen 8               gen oder unselbständigen Erwerbstätigkeit nachgingen (als
bezeichnet. Sie gehören jeweils einer Unterstüt-             häufigster Erwerbsstatus). Die Grundgesamtheit von Analy-
zungseinheit 9 an, welche eine weitere eigenstän-            sen zur Armutsbetroffenheit von Erwerbstätigen bilden alle
                                                             Personen ab 18 Jahren in Schweizer Privathaushalten. Die
dige Analysekategorie bildet. Untersuchungsein-              Armutsbetroffenheit bezieht sich auf die Definition von Ar-
heiten können eine oder auch mehrere Personen                mut (SILC) (siehe oben, Fussnote 5).
umfassen und bilden die eigentlichen «Fälle» in              8
                                                              Sozialhilfeempfänger/innen: Erfasste Mitglieder einer Un-
der Sozialhilfe.                                             terstützungseinheit, welche Sozialhilfe beziehen. Daher auch
                                                             der Begriff «unterstützte Person».
      Im Jahr 2011 werden im Kanton Solothurn                9
                                                               Unterstützungseinheit in der Sozialhilfe: Darunter wird die
8’111 Personen von der Sozialhilfe unterstützt               wirtschaftliche Einheit verstanden, die für die Leistungsberech-
(Schweiz: 236’133 Personen). Dies entspricht ei-             nung und -ausrichtung in der Sozialhilfe relevant ist. Neben
                                                             allein lebenden Einzelpersonen zählen miteinander verwandte
ner Sozialhilfequote 10 von 3.2%. Dieser Anteil an           Personen, die im gleichen Haushalt leben, zur gleichen Unter-
der Bevölkerung mit Sozialhilfebezug ist damit               stützungseinheit: Ehepaare, Ehepaare mit Kindern, Elternteile
leicht höher als die gesamtschweizerische Sozial-            mit minderjährigen Kindern. Gemäss der allgemeinen Praxis in
                                                             den Sozialdiensten umfasst eine Unterstützungseinheit die im
hilfequote, die 2011 bei 3.0% liegt (siehe Tabelle           gleichen Haushalt lebenden Ehegatten sowie die unmündigen
12.9; J11.01).                                               Kinder, die mit ihren Eltern respektive einem Elternteil zusam-
                                                             menleben. Konkubinatspartner/innen, Geschwister, Kollegen,
                                                             oder ähnliches zählen grundsätzlich nicht zur Unterstützungs-
                                                             einheit. Alle Personen einer Unterstützungseinheit einschliess-
    Die Sozialhilfequote im Kanton Solothurn                 lich der Antrag stellenden Person gelten als unterstützte Perso-
                                                             nen bzw. Sozialhilfeempfänger/innen.
    liegt 2011 bei 3.2% (Schweiz: 3.0%). Im in-
    terkantonalen Vergleich ist dies die sechst-             10
                                                               Sozialhilfequote: Die Sozialhilfequote berechnet sich als
    höchste kantonale Quote.                                 Anteil der von der Sozialhilfe unterstützten Personen (Sozial-
                                                             hilfeempfänger/innen) in Relation zur ständigen Wohnbevöl-
                                                             kerung. Die Angabe erfolgt in %.
                                                             11
     Der Kanton Solothurn zählt 2011 insgesamt                  Unterstützungsquote in der Sozialhilfe: Die Unterstützungs-
                                                             quote berechnet sich als Anteil der Unterstützungseinheiten
5’153 Unterstützungseinheiten in der Sozialhilfe.            (nur Privathaushalte) in Relation zu allen Privathaushalten
Schweizweit sind es deren 144’717. Die Unterstüt-            (auf Basis der Volkszählung 2000). Die Angabe erfolgt in %.
270                                                                                                        Armut

      Abbildung 12.5: Sozialhilfequote, alle Kantone und Schweiz, 2011

      Quelle: SOSTAT

      8.0%
             6.7%

      7.0%
                    5.9%

      6.0%
                           4.9%

      5.0%
                                  4.2%

                                         4.0%

      4.0%
                                                3.2%

                                                       3.2%

                                                              3.0%

      3.0%
                                                                     2.4%

                                                                            2.3%

                                                                                   2.3%

                                                                                          2.2%

                                                                                                 2.1%

                                                                                                        2.0%

                                                                                                                 2.0%

                                                                                                                        2.0%

                                                                                                                               1.9%

                                                                                                                                      1.8%

                                                                                                                                             1.6%

                                                                                                                                                    1.6%

                                                                                                                                                           1.4%
      2.0%

                                                                                                                                                                   1.4%

                                                                                                                                                                          1.2%

                                                                                                                                                                                 1.1%

                                                                                                                                                                                         1.1%

                                                                                                                                                                                                0.9%

                                                                                                                                                                                                            0.9%
      1.0%

      0.0%
             NE BS VD BE GE SO ZH CH FR BL SH JU SG TI LU GL AG AR TG ZG SZ VS OW GR UR AI NW

            Sozialhilfebezug nach Sozialhilferegionen                                                      Tabelle 12.10: Anzahl Unterstützungseinheiten
            und Bezirken                                                                                   und unterstützte Personen (Sozialhilfe) und
            Die Zahl der Unterstützungseinheiten und                                                       Sozialhilfequote, Kanton Solothurn
      der unterstützten Personen variiert stark zwi-                                                       (Sozialregionen), 2011
      schen den Sozialregionen (siehe Tabelle 12.10).
      Die grösste Quote ist in der Sozialregion Olten                                                      Quelle: SOSTAT
      mit 1’080 Unterstützungseinheiten und 1’653 un-
                                                                                                                                                              Anzahl Unter-
                                                                                                                                                              stützungsein-

                                                                                                                                                                                 Anzahlunter-
      terstützen Personen im Jahr 2011 festzustellen.

                                                                                                                                                                                                       quote in %
                                                                                                                                                                                                       Sozialhilfe-
      Dies entspricht einer Sozialhilfequote von 6.4%.

                                                                                                                                                                                 Personen
                                                                                                                                                                                 stützte
      In den Sozialregionen wie Wasseramt Süd oder                                                                                                            heiten
      Oberes Niederamt sind demgegenüber weniger
                                                                                                               Sozialregion
      als 200 Unterstützungseinheiten auszumachen.
                                                                                                               Olten                                              1’080            1’653                  6.4
      Die tiefste Sozialhilfequote kennt die Sozialregi-
      on Bucheggberg, Biberist, Lohn-Ammannsegg                                                                Zuchwil-Luterbach                                   390                  610               5.1
      (BBL) mit 1.9%. Die Sozialhilfequote nach Sozial-                                                        Oberer Leberberg                                    680             1’058                  4.2
      region ist auch in Abbildung 12.6 ersichtlich.                                                           Solothurn                                           399                  588               3.7
                                                                                                               Wasseramt Ost                                       317                  515               3.6
                                                                                                               Unteres Niederamt -                                 370                  557               3.0
         Die Sozialhilfequote variiert 2011 in den                                                             SRUN
         Sozialregionen zwischen 6.4% (Olten) und                                                              Untergäu                                            283                  480               2.8
         1.9% (Bucheggberg, Biberist, Lohn-Am-                                                                 Wasseramt Süd                                       174                  277               2.5
         mannsegg - BBL).                                                                                      Mittlerer und unterer                               252                  423               2.4
                                                                                                               Leberberg - MUL
                                                                                                               Thal-Gäu                                            489                  781               2.4
            Eine Gliederung des Sozialhilfebezugs nach
                                                                                                               Dorneck                                             261                  451               2.3
      Bezirken verändert vor allem die Grössenordnun-
                                                                                                               Thierstein                                          217                  325               2.3
      gen (siehe Tabelle 12.11). Die höchste Dossier-
      zahl sowie Sozialhilfequote weist der Bezirk Ol-                                                         Oberes Niederamt - SON                              163                  262               2.0
      ten auf: es werden 4.0% der Bevölkerung von                                                              Bucheggberg, Biberist,                              234                  352               1.9
                                                                                                               Lohn-Ammannsegg - BBL
      der Sozialhilfe unterstützt. Der Bezirk Buchegg-
      berg hingegen zählt 48 unterstützte Personen,                                                        Bemerkung:
      was einer Sozialhilfequote von 0.6% entspricht.                                                      Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011.
                                                                                                           Die Summe der Daten der Sozialregionen liegt aufgrund von
         Der Bezirk Bucheggberg weist 2011 mit 0.6%                                                        Doppelzählungen über dem Total auf Ebene Kanton.
         die deutlich tiefste Sozialhilfequote auf.
Armut                                                         271

Abbildung 12.6: Sozialhilfequote, Kanton Solothurn (Sozialregionen), 2011

Quelle: SOSTAT

                                                               Dorneck

                                               Thierstein                              Oberes Niederamt - SON    Unteres Niederamt - SRUN
                                                                                                   Olten

                                                                                        Untergäu
                                                                   Thal-Gäu

                                         MUL (Mittlerer und unterer Leberberg)

                                                     Zuchwil-Luterbach
                 Oberer Leberberg
                                                                                                    Sozialhilfequote in %
                                                              Wasseramt Ost
                                                                                                       1.9–2.3
                                                                                                       2.3–2.4
                                                            Wasseramt Süd
                                                                                                       2.4–2.9
                                    BBL (Bucheggberg, Biberist, Lohn-Ammannsegg)                       2.9–3.9
                                                                                                       3.9–6.4

Tabelle 12.11: Anzahl Unterstützungseinheiten                                       12.3.6 Profil der Unterstützungseinheiten
und unterstützte Personen (Sozialhilfe) und                                         und Sozialhilfebezüger/innen
Sozialhilfequote, Kanton Solothurn (Bezirke),                                       Eine differenzierte Analyse jener Unterstüt-
2011                                                                          zungseinheiten und Personengruppen, die Sozi-
                                                                              alhilfe beziehen, gibt im Folgenden Aufschluss
Quelle: SOSTAT                                                                über Merkmale der Sozialhilfeklientel und damit
                 Anzahl Unter-      Anzahl                                    über besondere Risikokonstellationen.
                 stützungsein- unterstützte Sozialhilfe-
Bezirk                  heiten    Personen quote in %                               Profil der Unterstützungseinheiten
Olten                    1’317        2’061          4.0                            Unterstützungseinheiten nach Fallstruktur
Gösgen                       552               850               3.7                Im Jahr 2011 werden insgesamt 5’153 Fälle
Solothurn                    399               588               3.7          von der Sozialhilfe wirtschaftlich unterstützt.
Wasseramt                  1’066             1’684               3.5          Mehrheitlich handelt es sich dabei um Ein-Perso-
Lebern                       921             1’465               3.4          nen-Fälle mit einem Anteil von 58% (siehe Tabel-
                                                                              le 12.12; J11.02). Die nächstgrösste Gruppe bil-
Gäu                          261               442               2.4
                                                                              den Alleinerziehende, welche rund 17% der
Thal                         220               328               2.3
                                                                              Unterstützungseinheiten bilden. Paare mit oder
Dorneck                      262               452               2.3
                                                                              ohne Kinder sind eher von geringerer Bedeu-
Thierstein                   213               321               2.3
                                                                              tung, mit Anteilen von etwa 9% bzw. 5%. Im
Bucheggberg                   33                48               0.6          Vergleich zu 2005 wächst der Anteil vor allem bei
Bemerkung:                                                                    Ein-Personen-Fällen, während Personen in statio-
                                                                              nären Einrichtungen oder Heimen absolut und
Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011.
                                                                              relativ rückläufig sind (siehe Tabelle 12.12).
Die Summe der Bezirksdaten liegt aufgrund von Doppelzählun-
gen über dem Total auf Ebene Kanton.
272                                                                                                             Armut

                                                                                                                stützungsquote mit 6.4% auf (Schweiz: keine An-
          Die grösste Gruppe unter den Unterstüt-                                                               gabe). Im Vergleich dazu tragen Paare mit Kin-
          zungseinheiten bilden 2011 Ein-Personen-                                                              dern mit 1.5% (Schweiz: 1.7%) und ohne Kinder
          Fälle mit einem Anteil von 58%.                                                                       mit 0.8% (Schweiz: 0.8%) ein geringes Risiko ei-
                                                                                                                nes Sozialhilfebezugs.

      Tabelle 12.12: Anzahl und Verteilung der Unter-                                                           Abbildung 12.7: Unterstützungsquote bei
      stützungseinheiten nach Fallstruktur, Kanton                                                              Privathaushalten nach Fallstruktur, Kanton
      Solothurn, 2005 und 2011                                                                                  Solothurn, 2011

      Quelle: SOSTAT                                                                                            Quelle: SOSTAT

                                                2005                                2011
                                                                                                                35%
                                         Anzahl Unterstüt-

                                                                             Anzahl Unterstüt-                  30%
                                         zungseinheiten

                                                                             zungseinheiten
                                                                                                                25%
                                                              Anteil in %

                                                                                                  Anteil in %                               19.7%
                                                                                                                20%

      Fallstruktur                                                                                              15%
      Stationäre Einrichtungen,            708 16.5                            492               9.7            10%
      Heime                                                                                                                        6.4%
                                                                                                                 5%     4.4%
      Besondere Wohnformen                 185               4.3                   68            1.3
      Ein-Personen-Fälle                2’029 47.2 2’946                                          58             0%                                     1.5%      0.8%

      Alleinerziehende                     681 15.8                            879 17.3
                                                                                                                               (a alte

                                                                                                                                        e

                                                                                                                                      de

                                                                                                                                       n

                                                                                                                                      er
                                                                                                                                    nd

                                                                                                                                     er

                                                                                                                                   nd
                                                                                                                                   en
                                                                                                                                   e)

                                                                                                                                 nd
                                                                                                                                   h

      Paare mit Kinder                     502 11.7                            441               8.7                             be
                                                                                                                                  l

                                                                                                                                Ki
                                                                                                                               eh
                                                                                                                                us

                                                                                                                                 l

                                                                                                                              Ki
                                                                                                                              le
                                                                                                                            ha

                                                                                                                            ne
                                                                                                                            zi
                                                                                                                           in

                                                                                                                           it
                                                                                                                          er
      Paare ohne Kinder                    182               4.2               243               4.8
                                                                                                                         at

                                                                                                                        oh
                                                                                                                        m
                                                                                                                         le

                                                                                                                       in
                                                                                                                      iv

                                                                                                                     Al

                                                                                                                     e

                                                                                                                     e
                                                                                                                    le
                                                                                                                   Pr

                                                                                                                   ar

                                                                                                                  ar
      Andere                                   14            0.3                       8         0.2
                                                                                                                 Al

                                                                                                                Pa

                                                                                                                Pa
      Total (gültige Fälle)             4’301                100 5’077                           100
      Ohne Angaben                             50                                  76                           Bemerkungen:
      Total                             4’351                               5’153                               Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011, ohne Dop-
                                                                                                                pelzählungen.
      Bemerkungen:
      Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug in der                                            Berechnung der Unterstützungsquote auf Basis der Volkszäh-
      Erhebungsperiode 2005 bzw. 2011, ohne Doppelzählungen.                                                    lung 2000.
      Daten 2005 auf Basis einer Hochrechnung von Stichproben-
      Gemeinden.
                                                                                                                      Profil der Sozialhilfebeziehenden
                                                                                                                      Die Zusammensetzung der Sozialhilfeklien-
                                                                                                                tel lässt sich auf Ebene der unterstützten Perso-
           Unterstützungsquote nach Fallstruktur
                                                                                                                nen analysieren. Das Profil der Sozialhilfebezie-
           Für Personen in Privathaushalten lässt sich
                                                                                                                henden wird im Folgenden nach Zivilstand,
      eine Unterstützungsquote berechnen, indem die
                                                                                                                Geschlecht, Nationalität, Alter, Bildung und Er-
      Zahl der Haushalte in der Sozialhilfe mit der An-
                                                                                                                werbssituation aufgeschlüsselt.
      zahl der verschiedenen Haushaltsformen gemäss
      Volkszählung des Jahres 2000 verglichen wird (sie-
                                                                                                                      Zivilstand und Geschlecht der
      he Abbildung 12.7). Für alle Privathaushalte
                                                                                                                      Sozialhilfebezüger/innen
      berechnet sich die Unterstützungsquote mit 4.4%.
                                                                                                                      Frauen sind mit einem Anteil von 51% ge-
                                                                                                                genüber den Männern unter den unterstützten
                                                                                                                Personen leicht stärker vertreten (2’874 Frauen
          Die Unterstützungsquote ist bei Alleinerzie-
                                                                                                                zu 2’762 Männern). Die Verteilung der Geschlech-
          henden mit 19.7% deutlich am höchsten.
                                                                                                                ter variiert jedoch erheblich nach Zivilstand: Von
                                                                                                                den unterstützten männlichen Erwachsenen sind
            Deutlich über dieser Quote liegt der Sozial-                                                        2011 rund 48% ledig, während bei den Frauen
      hilfebezug von Alleinerziehenden, die eine Un-                                                            der vergleichbare Anteil rund 36% beträgt (siehe
      terstützungsquote von knapp 19.7% aufweisen                                                               Tabelle 12.13; J11.03). Vor allem die Gruppe der
      (Schweiz: 17.4%). Auch alleinlebende Personen                                                             Geschiedenen ist bei den von der Sozialhilfe un-
      – die den Hauptteil der Ein-Personen-Fälle bilden                                                         terstützten Frauen mit rund 25% höher als bei
      – weisen eine überdurchschnittlich hohe Unter-                                                            den Männern mit rund 17%. Auch in Bezug auf
Armut                                                     273

die Sozialhilfequote zeigen sich Unterschiede:                                                           Tabelle 12.14: Anzahl, Verteilung und Sozialhil-
Bei geschiedenen Frauen ist diese mit 6.4% leicht                                                        fequote unterstützter Personen nach Nationali-
höher als bei geschiedenen Männern mit 5.5%.                                                             tät und Geschlecht, Kanton Solothurn, 2011
Für beide Geschlechter birgt die Scheidung damit
das grösste zivilstandspezifische Sozialhilferisiko,                                                     Quelle: SOSTAT
denn für ledige Männer und Frauen ist die Sozi-                                                                                           Anteil an
alhilfequote mit 4.1% bzw. 3.9% tiefer.                                                                                                    stützten Sozialhilfe-
                                                                                                         Nationalität       Anzahl   Personen in % quote in %
                                                                                                         Schweizer           2’224            48.6           2.2
    Geschiedene Frauen machen 2011 knapp                                                                 Schweizerinnen      2’351            51.4           2.2
    einen Viertel der Sozialhilfebezügerinnen                                                            Total Schweizer/    4’578            56.8           2.2
    aus, bei einer Sozialhilfequote von 6.4%.                                                            innen
                                                                                                         Ausländer           1’752            50.2           6.6
                                                                                                         Ausländerinnen      1’733            49.7           7.3
Tabelle 12.13: Anzahl, Verteilung und Sozialhil-
                                                                                                         Total Ausländer/    3’487            43.2           6.9
fequote unterstützter Personen nach Zivilstand
                                                                                                         innen
und Geschlecht, Kanton Solothurn, 2011
                                                                                                         Total               8’065
Quelle: SOSTAT                                                                                           Bemerkung:
                             Männer                                      Frauen                          Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug
                                                                                                         2011, ohne Doppelzählungen.
                                Anteil in %

                                                                            Anteil in %
                                              quote in %

                                                                                          quote in %
                                              Sozialhilfe-

                                                                                          Sozialhilfe-
                    Anzahl

                                                                Anzahl

Zivilstand                                                                                                  Personen mit ausländischer Nationalität
ledig            1’338        48.4               4.1 1’026                35.7               3.9            weisen eine Sozialhilfequote von 6.9% auf.
verheiratet       938         34.0               1.6 1’089                37.9               1.9
verwitwet          26          0.9               0.9           51          1.8               0.4
geschieden        460         16.7               5.5          708         24.6               6.4               Bei den Ausländern und Ausländerinnen
Total            2’762 100.0                                 2’874 100.0
                                                                                                         mit Sozialhilfebezug handelt es sich 2011 gross-
                                                                                                         mehrheitlich um niedergelassene Ausländer/in-
Bemerkungen:                                                                                             nen (Bewilligung B) mit einem Anteil von 71.5%
Verheiratete Personen inkl. getrennt und inkl. eingetragene                                              (von insgesamt 3’487 Personen). Jahresaufent-
Partnerschaft.                                                                                           halter/innen machen 22.6% aus. Vorläufig Auf-
                                                                                                         genommene mit einem Anteil von 0.5% (8 Perso-
Basis: Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011, Per-
sonen ab 18 Jahren, ohne Doppelzählungen, bei weiteren Mit-
                                                                                                         nen) und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge
gliedern der Unterstützungseinheit nur reguläre Fälle.                                                   mit 2.8% (96 Personen) sind vergleichsweise klei-
                                                                                                         ne Gruppen (SOSTAT).
                                                                                                                            T

       Nationalität und Geschlecht                                                                              Unter den Personen ausländischer Nationa-
       Eine Analyse der Herkunft der Klientel zeigt                                                      lität (3’487 Personen) machen 2011 Personen aus
auf, dass Personen mit ausländischer Herkunft mit                                                        der EU (27 Länder) und EFTA-Ländern 24% aus.
3’487 unterstützten Personen einen Anteil von                                                            Aus dem übrigen Europa (inkl. Türkei) stammen
43% unter der Sozialhilfeklientel im Jahr 2011                                                           52%, während auf Asien und Afrika noch 12%
ausmachen. Diesen stehen 4’578 Personen mit                                                              bzw. 7% entfallen (übrige: 5%).
Schweizer Nationalität gegenüber, was einem An-
teil von 57% entspricht (SOSTAT;
                               T J11.04).                                                                     Alter
                                                                                                              Der Sozialhilfebezug variiert stark in Ab-
     Damit kommt der ausländischen Wohnbe-                                                               hängigkeit des Alters. Die Gruppe der Kinder
völkerung eine Sozialhilfequote von 6.9% (gan-                                                           und Jugendlichen bis 17 Jahren umfassen 2011
ze Schweiz: 6.0%) zu, während für Schweizer/in-                                                          2’426 Personen und bilden einen Anteil von 29%
nen eine Sozialhilfequote von 2.2% (ganze                                                                unter den unterstützen Personen. Zu den jungen
Schweiz: 2.1%) resultiert (siehe Tabelle 12.14).                                                         Erwachsenen, im Alter von 18 bis 25 Jahren, zäh-
Unter der ausländischen Wohnbevölkerung be-                                                              len knapp 16% der Sozialhilfebeziehenden. Ab
rechnet sich für Frauen mit 7.3% eine leicht hö-                                                         dem 56. Altersjahr ist die Zahl der unterstützten
here Sozialhilfequote als für Männer (6.6%).                                                             Personen rückläufig, es sind insgesamt 739 Perso-
                                                                                                         nen im Alter ab 56 Jahren.
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