12 Armut - Sozialbericht Kanton Solothurn
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259 Armut 12 Armut 259 12.4 Finanzielle Leistungen 275 12.1 Einleitung 260 12.4.1 Organisation und Leistungen der Sozialhilfe 275 12.2 Was ist Armut? 261 12.4.2 Prämienverbilligung 280 12.3 Armutslagen 262 12.4.3 Alimentenbevorschussung 282 12.3.1 Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung 262 12.5 Erfolge in der Armutsbekämpfung 283 12.3.2 Anzahl armutsbetroffene und 12.5.1 Entwicklung der Fallzahlen in der Sozialhilfe 283 armutsgefährdete Personen 264 12.5.2 Entwicklung der Sozialhilfequote 284 12.3.3 Schulden und materielle Entbehrungen 266 12.5.3 Dauer des Sozialhilfebezugs 285 12.3.4 Armutsbetroffenheit der Erwerbstätigen 268 12.5.4 Gründe für die Beendigung 12.3.5 Unterstützungseinheiten und des Sozialhilfebezugs 286 Inanspruchnahme von Sozialhilfe 269 12.6 Fazit 287 12.3.6 Profil der Unterstützungseinheiten 12.7 Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick 290 und Sozialhilfebezüger/innen 271 12.8 Literatur 291
260 Armut 12 Armut Gruppe von 7.6% der Wohnbevölkerung (2002) hinzu, die in finanzieller Hinsicht in knapp über der Armutsgrenze angesiedelten Haushalten le- ben und damit als armutsgefährdet gelten. Hier- zu ist auch eine der massgeblichen Aussagen im Sozialbericht 2005 formuliert, nämlich dass die Armutsgefährdung weite Bevölkerungskreise betrifft. Diese Kernaussage stützt sich auch auf das Ergebnis, dass im Kanton Solothurn 13% der Bevölkerung in Haushalten leben, deren Vermö- gen weniger als einen Monat für die Fortführung 12.1 Einleitung des Lebensstandards ausreicht. Armut ist ein Phänomen, das mit vielen Für das Jahr 2004 wird im Sozialbericht weiteren Themen des vorliegenden Berichts Be- 2005 ein Höchststand an Unterstützungseinhei- züge aufweist. Denn Armut ist mehr als nur ein ten mit Sozialhilfebezug ausgewiesen. Seit 1970 Mangel an finanziellen Ressourcen (Einkommen lag der Anteil der Bevölkerung mit Sozialhilfebe- und Vermögen), sondern kann vielschichtige Un- zug mit 3.1% der Wohnbevölkerung nie so hoch. terprivilegierungen in verschiedenen Lebensbe- reichen umfassen. Zugleich sind finanzielle und Eine letzte Kernaussage im Themenfeld Ar- materielle Ressourcen und Güter eine zentrale mut im Sozialbericht 2005 betrifft die Working Voraussetzung, um in unterschiedlichen Berei- Poor, also erwerbstätige Personen, die trotz Er- chen der Gesellschaft teilhaben zu können. Viel- werbseinkommen unterhalb der Armutsgrenze schichtig wirkt sich daher eine entsprechende leben. Deren Zahl wird für den Espace Mittelland Unterversorgung aus. als überdurchschnittlich hoch ausgewiesen: Im Jahr 2002 liegt der Anteil der Erwerbstätigen, die Im Folgenden richtet sich der Fokus vor al- von Armut betroffen sind, bei 8.1% (Schweiz: lem auf das Ausmass von Armut, generell und bei 6.5%). unterschiedlichen Betroffenengruppen, sowie auf verschiedene finanzielle Sicherungssysteme Es ist zu prüfen, wie sich die Zahl armutsge- zur Bekämpfung von Armut. fährdeter Personen und Sozialhilfebeziehender weiter entwickelt hat und ob die Armutsbetrof- Ein Blick auf das Ausmass von Armut ist fenheit unter den Erwerbstätigen im Espace Mit- notwendig, auch wenn die Schweiz ein gut aus- telland besonders hoch bleibt. Vorgängig bedarf gebautes System der sozialen Sicherheit kennt. es – in Abschnitt 12.2 – einiger Erläuterungen, Im Oktober 2012 hat das Bundesamt für Statistik wie das Phänomen der Armut erfasst werden auf Basis einer neuen Erhebung (SILC) und neuer kann. Berechnungen bekannt gegeben, dass 7.9% der ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz Normative Vorgaben oder rund 600’000 Personen von Armut betrof- In Paragraph 1 des Sozialgesetzes ist als Ziel fen sind (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b). festgelegt, Armut oder soziale Notlagen zu ver- hindern, zu beheben oder zu mindern (§ 1, BGS Die Bekämpfung der Armut bleibt eine 831.1). Diese übergeordnete Zielvorgabe sozial- grosse gesellschaftspolitische Herausforderung politischen Wirkens findet im Rahmen der Legis- und rangiert auch auf der politischen Prioritäten- laturplanung oder der Integrierten Aufgaben- liste. Davon zeugen etwa die gesamtschweizeri- und Finanzplanung keine unmittelbare sche Strategie zur Armutsbekämpfung des Bun- Konkretisierung. Indirekt gibt es allerdings eine des (vgl. Bundesrat 2010) oder die Initiative der Reihe von Bezügen zur Armutsbekämpfung, wie Caritas zur Halbierung der Armut (www.ar- etwa beispielsweise das Legislaturziel (für die Pe- mut-halbieren.ch). riode 2009 bis 2013) «Jugendarbeitslosigkeit be- kämpfen» (C.3.2). Für die Legislaturplanung 2013 Im Rahmen des Sozialberichts 2005 und auf bis 2017 ist allerdings in Aussicht gestellt, eine Basis der Schweizerischen Gesundheitsbefragung kantonale Strategie zur Bekämpfung von Armut (SGB) konnte eine Armutsquote auf kantonaler auszuarbeiten (RRB 2012/2277). Ebene für das Jahr 2002 berechnet und mit 4.6% ausgewiesen werden. Dies ist eine tiefere Quote Für das Handlungsfeld der Armutsbekämp- als der gesamtschweizerische Wert von 5.3%. Ne- fung gibt es bislang kein eigenständiges Leitbild. ben den Armutsbetroffenen kommt eine weitere Die Konkretisierung von normativen Vorgaben
Armut 261 beschränkt sich daher auf Ziele im Rahmen des minimum unterschritten wird, das ort-, zeit- und Globalbudgets des Amts für soziale Sicherheit kontextabhängig zu definieren ist. Die Armuts- (2009 bis 2012). Dort findet sich die Vorgabe, die grenze ist folglich vom jeweiligen historisch ge- kantonale Sozialhilfequote unter den schweize- gebenen und regionalen Wohlstandsniveau ei- rischen Durchschnitt zu senken. ner Gesellschaft abhängig. Die Bestimmung von Armut kann des Wei- teren danach unterschieden werden, welche Di- Normative Vorgabe Armut mensionen bzw. Messgrössen einer Armutsdefi- nition zugrunde liegen. Am häufigsten spielen Menschen in sozialen Notlagen helfen oder hier finanzielle Ressourcen und damit Einkom- Überlebenshilfe gewähren (Nr. 31) mensarmut eine Schlüsselrolle. Materielle Armut Indikator: Sozialhilfequote senken (unter bestimmt sich demnach darüber, ob jemand über dem schweizerischen Durchschnitt) (Nr. 321) ein unzureichendes Einkommen verfügt (vgl. Ziel: % = -0.2% (Soll 2011) Bundesamt für Statistik 2012b, 10). Quelle: Globalbudget «soziale Sicherheit» (SGB 169/2009) Die Gleichsetzung von Armut mit einem Mangel an finanziellen Mitteln vernachlässigt je- doch, dass Armut auch Einschränkungen in weite- ren Lebensbereichen bedeutet (vgl. Gärtner 2012, 12.2 Was ist Armut? 99). Armut äussert sich entsprechend in spezifi- schen, mehrfach belasteten Lebenssituationen. Die Frage, was unter Armut zu verstehen Deren Berücksichtigung erfordert, über eine ist, ist nicht einfach zu beantworten. In der Sozi- Gleichsetzung von Armut mit mangelnden finan- alstatistik, im wissenschaftlichen Diskurs wie ziellen Ressourcen (Ressourcenansatz) hinauszu- auch in der sozialpolitischen Diskussion gibt es gehen und eine mehrdimensionale Sicht auf Ar- unterschiedliche Verständnisse und Definitionen mut einzubringen. Diesen Anspruch vermögen in von Armut. der Armutsforschung Zugänge wie etwa der Le- benslagenansatz oder Capability-Approach bzw. Die verschiedenen Zugänge lassen sich zu- der Ansatz der Verwirklichungschancen einzulö- nächst dahingehend unterscheiden, wie weit ein sen (vgl. Lessmann 2009; Sen 1992; Nahnsen 1975). objektiver oder subjektiver Bewertungsblickwin- kel zur Anwendung kommt. Eine subjektive Ar- Die Mehrdimensionalität von Armut wird mut beruht auf der Einschätzung der betroffe- an mehreren Stellen dieses Sozialberichts als Ein- nen Personen im Hinblick darauf, sich auf Basis schränkung von Entfaltungsmöglichkeiten und individueller Werturteile als armutsbetroffen zu Teilhabechancen in verschiedenen gesellschaftli- bezeichnen (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b, chen Lebensdimensionen sichtbar. Auf den Zu- 9). Eine objektive Definition stützt sich dagegen sammenhang von sozialpolitischen Leistungen auf (ein oder) mehrere überprüfbare Merkmale, und Verwirklichungschancen geht auch das Kapi- wie insbesondere die Höhe des Einkommens. tel Exkurs: Eigenverantwortung und soziale Si- cherheit in besonderem Masse ein. Eine weitere zentrale Unterscheidung ist jene in absolute oder relative Armut. Armut ab- Im vorliegenden Kapitel steht jedoch ein solut zu fassen heisst, ein Existenzminimum zu Verständnis von Armut im Vordergrund, das definieren, dessen Unterschreiten mit Armut durch die vorhandenen Daten auch einlösbar ist. gleichgesetzt wird. Die Grenze richtet sich hier- Der Begriff der Armut wird daher im Folgenden bei an existenziellen Bedürfnissen (nach Woh- als Einkommensarmut gefasst und die Armuts- nung, Essen, Kleidung usw.) aus: «Arm ist, wer grenze bestimmt sich relativ zur gesellschaftli- nicht über die Dinge verfügt, die zum Überleben chen Entwicklung. Analog wie im Sozialbericht notwendig sind» (Lessmann 2011, 23). 2005 kommen die beiden Konzepte «Armut» und «Armutsgefährdung» zur Anwendung. De- Eine relative Armutsdefinition hingegen ren genaue Operationalisierung erfolgt spezi- orientiert sich nicht an existenziellen Bedürfnis- fisch für zwei unterschiedliche Datenquellen: sen. Vielmehr sind die Bezüge relativ und erlau- ben die Berücksichtigung der gesellschaftlichen Armut und Armutsgefährdung (SGB): Auf Wohlstandsentwicklung in einem bestimmten Basis der Schweizerischen Gesundheitsbefragung Kontext. Von Armut ist jemand dann betroffen, (SGB) lassen sich die beiden Konzepte für das wenn ein bestimmtes sozio-kulturelles Existenz- Jahr 2007 für den Raum Espace Mittelland und
262 Armut die gesamte Schweiz beziehen und mit den Er- pflichtungen werden durch das sogenannte Äqui- gebnissen zum Jahr 2002 vergleichen. valenzeinkommen berücksichtigt. Es bildet ab, dass grössere Haushalte relative Einsparmöglichkeiten Armut und Armutsgefährdung (SILC): Seit haben, da gewisse Ausgaben (wie z.B. Essen, Mie- 2008 steht mit der Befragung SILC (Statistics on te, Telefonanschluss) nicht für jedes Haushaltsmit- Income and Living Conditions) eine Datenquelle glied separat anfallen. Für einen vergleichbaren zur Verfügung, die auf Ebene Bund 2012 eine Lebensstandard reicht somit einem Ehepaar weni- Überarbeitung der Armutsstatistik und eine neue ger als das doppelte Einkommen im Vergleich zu Konzeption Armut und Armutsgefährdung er- einer alleinstehenden Person. möglicht hat (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b). SILC erlaubt Aussagen für den Raum Espace Mit- Die Berechnung des Äquivalenzeinkom- telland und gesamtschweizerisch für den Zeit- mens erfolgt je nach Datenquelle unterschied- raum 2008 bis 2010 (bzw. zu einzelnen Indikato- lich: Im Rahmen der SGB wird das Äquivalenzein- ren bis 2011). kommen 1 über das Nettoeinkommen berechnet, während im Rahmen der SILC das verfügbare Die Revision der Armutsstatistik 2012 schliesst Äquivalenzeinkommen ermittelt wird. 2 Letztere auch eine Änderung bei der Erfassung von «Wor- schliesst mehr Abzüge ein und berücksichtigt king Poor» ein. Auf Basis von SILC stehen neu die auch Wohnkosten. Armut und Armutsgefährdung von Erwerbstätigen im Vordergrund, deren Ausmass nicht mehr mit Mittleres Äquivalenzeinkommen Zahlen zu Working Poor vor 2008 vergleichbar ist. Das Äquivalenzeinkommen (SGB) ist im Espace Mittelland geringer als in der gesamten Die Begriffe und Konzepte werden im fol- Schweizer Bevölkerung. Das durchschnittliche genden Abschnitt jeweils aufgeführt und spezi- monatliche Äquivalenzeinkommen pro Person fisch definiert. liegt in der Schweiz 2007 bei 4’123 Franken und damit mehr als 350 Franken höher als im Espace Mittelland mit 3’750 Franken (siehe Abbildung 12.3 Armutslagen 12.1; J10.01). Die Medianwerte zeigen an, dass 50% der Personen im Espace Mittelland ein Äqui- Die Situation im Bereich der Armut er- schliesst sich zunächst über Angaben zum (ge- 1 Äquivalenzeinkommen (SGB): Das Äquivalenzeinkommen wichteten) Haushaltseinkommen der Wohnbe- wird ausgehend vom Haushaltsnettoeinkommen berechnet. völkerung im Espace Mittelland. Dieser Zugang Dieses ergibt sich aus der Frage: «Wie hoch ungefähr ist das ermöglicht es, in einem weiteren Schritt die Zahl gesamte monatliche Nettoeinkommen von Ihrem Haushalt? Das heisst die Summe von allen Einkommen von allen Haus- der armutsbetroffenen und der armutsgefährde- haltsmitgliedern zusammengezählt, nach Abzug von den ob- ten Personen zu ermitteln. Ergänzend lassen sich ligatorischen Sozialversicherungsbeiträgen und den Pensi- Angaben zur Verschuldungssituation der Bevöl- onskassenbeiträgen, zuzüglich bzw. abzüglich allfälliger Alimente.» Um den Unterschieden in Bezug auf Haushalts- kerung sowie zu materiellen Entbehrungen an- grösse und -zusammensetzung Rechnung zu tragen, wird das fügen. Da die Sozialhilfe bei finanzieller Bedürf- Haushaltseinkommen auf einen Einpersonenhaushalt umge- rechnet, das heisst durch die dem Haushalt entsprechende tigkeit das zentrale Sicherungssystem bildet, «Äquivalenzgrösse» dividiert. Diese wird ermittelt, indem die ergänzen die Zahl sowie das Profil der Sozialhil- einzelnen Personen des Haushalts gewichtet werden: Die ers- febeziehenden das Bild zur Einkommensarmut. te erwachsene Person mit 1.0, die zweite und jede weitere im Alter von 14 Jahren und mehr mit 0.5 sowie jedes Kind unter Die Beschreibung einer spezifischen Gruppe, 14 Jahren mit 0.3 (gemäss OECD-Äquivalenzskala). Die «Äqui- nämlich der armutsbetroffenen Erwerbstätigen, valenzgrösse» ergibt sich aus der Summe dieser Gewichte. schliesst den folgenden Abschnitt ab. 2 Äquivalenzeinkommen (SILC): Das verfügbare Äquivalen- zeinkommen wird berechnet, indem vom Bruttoeinkommen 12.3.1 Äquivalenzeinkommen die obligatorischen Transferausgaben (Sozialversicherungs- der Bevölkerung beiträge, Steuern, Prämien für die Krankenkassengrundversi- cherung und regelmässige Transferzahlungen an andere Die Summe aller Einkommen eines Haus- Haushalte wie z.B. Alimente) abgezogen werden und der halts ist ein möglicher Indikator für die materiel- Restbetrag durch die Äquivalenzgrösse des Haushalts divi- diert wird. Die finanziellen Vorteile von selbst genutztem le Lage eines Haushalts. Sie berücksichtigt jedoch Wohneigentum oder von Mietobjekten, deren Mietzinsen nicht die Grösse eines Haushaltes und vermag unter der marktüblichen Miete liegen, werden im verfügba- damit nur bedingt zu informieren, welcher Le- ren Äquivalenzeinkommen durch eine «fiktive Miete» be- rücksichtigt. Dabei handelt es sich um den Nutzungswert des bensstandard mit einem bestimmten Einkom- Objekts nach Abzug der effektiv bezahlten Wohnkosten. Die men erzielt werden kann. Äquivalenzgrösse wird ermittelt, indem der ältesten Person des Haushalts das Gewicht 1.0 zugewiesen wird, für jede wei- tere Person ab 14 Jahren wird das Gewicht 0.5, für jedes Kind Die unterschiedlichen Haushaltskonstellatio- unter 14 Jahren wird das Gewicht 0.3 festgelegt. Anschlies- nen und somit auch spezifischen Ausgabenver- send wird die Summe der zugeordneten Werte berechnet.
Armut 263 valenzeinkommen von weniger als 3’261 Franken Tabelle 12.1: Median des verfügbaren monatli- (Schweiz: 3’500 Franken) aufweisen. Dies ent- chen Äquivalenzeinkommens, Espace Mittelland spricht dem Einkommen eines Ein-Personen-Haus- und Schweiz, 2008 – 2010 halts; umgerechnet auf eine Familie mit zwei Kin- dern unter 14 Jahren, welche eine Äquivalenzgrösse Quelle: SILC, C gewichtete Daten von 2.1 aufweist, ergibt dies ein Haushaltsein- Espace Mittelland Schweiz kommen von 6’848 Franken. Jahr in Franken +/- in Franken +/- 2008 3’492 138 3’780 147 Bereits 2002 betrug das mediane Äquivalen- zeinkommen in der Schweiz 3’500 Franken. Der 2009 3’668 131 3’981 71 vergleichbare Wert für den Kanton Solothurn, der 2010 3’688 143 3’964 66 für das Jahr 2002 ermittelt werden konnte, betrug Bemerkung: 3’333 Franken (SGB). Da dieser Wert leicht höher +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls als der Vergleichswert 2007 für den Espace Mittel- land (3’261 Franken) ist, ist davon auszugehen, dass die Einkommenslage des Kantons Solothurn Ein Blick auf die untersten Einkommen mit der Zuordnung zum Raum Espace Mittelland zeigt, dass im Espace Mittelland der erste Dezil- tendenziell eher zu tief angesetzt wird. wert 2010 bei 1’912 Franken liegt. Das heisst, dass 10% der Bevölkerung ein monatliches ver- Abbildung 12.1: Mittleres monatliches fügbares Äquivalenzeinkommen von maximal Äquivalenzeinkommen, Espace Mittelland knapp 1’900 Franken haben (2007: 1’703 Fran- und Schweiz, 2007 ken) (Grenze bei 95%-Vertrauensintervall auf Basis des Jahreseinkommens: 1’243 Franken bzw. Quelle: SGB, gewichtete Daten 1’641 Franken). Gesamtschweizerisch liegt der erste Dezilwert höher, bei 2’129 Franken (Grenze 5’000 bei 95%-Vertrauensintervall auf Basis des Jahres- 4’123 einkommens: 672 Franken). 4’000 3’750 3’500 3’261 Äquivalenzeinkommen nach Alter 3’000 Das monatliche Äquivalenzeinkommen (SGB) liegt im Espace Mittelland bei allen Al- 2’000 tersklassen unterhalb der jeweiligen gesamt- schweizerischen Referenzwerte (siehe Abbildung 1’000 12.2; J10.03). Bei den 15- bis 24-Jährigen liegt das monatliche Äquivalenzeinkommen im Espace 0 Mittelland 2007 bei 2’600 Franken, in der gleichen Mittelwert in Fr. Median in Fr. Altersklasse auf Ebene Schweiz bei 2’800 Franken. Espace Mittelland Schweiz Das höchste Einkommen ist bei 60- bis 69-jährigen Personen mit 3’733 Franken im Espace Mittelland (Schweiz: 4’000 Franken) festzustellen. Die im Vergleich zur gesamten Schweiz eher schlechtere Einkommenssituation im Raum Espace Mittelland bestätigt sich auch, wenn das In allen Altersklassen ist das durchschnittli- verfügbare Äquivalenzeinkommen (SILC) berück- che, gewichtete Einkommen im Espace sichtigt wird. Mittelland tiefer als das Schweizer Mittel (2007). Das durchschnittliche, gewichtete Einkom- men im Espace Mittelland liegt 2010 unter dem Schweizer Mittel. Im Jahr 2010 beträgt der Median des ver- fügbaren Äquivalenzeinkommens im Espace Mit- telland 3’688 Franken. Gesamtschweizerisch liegt dieser Betrag mit 3’964 Franken knapp 300 Fran- ken höher (siehe Tabelle 12.1; J10.02). Gegen- über 2008 sind diese Einkommenswerte um je knapp 200 Franken gestiegen.
264 Armut Abbildung 12.2: Median des monatlichen eine Erhöhung der Armutsquoten festzustellen. Äquivalenzeinkommens, nach Altersklasse, Zum anderen weist der Kanton Solothurn noch Espace Mittelland und Schweiz, 2007 2002 mit 4.6% eine im Vergleich zum Espace Mit- telland leicht unterdurchschnittlich hohe Ar- Quelle: SGB, gewichtete Daten mutsquote auf. Daher ist anzunehmen, dass die Armutsquote 2007 des Raumes Espace Mittelland 5’000 mit 10.6% das Ausmass an Armutsbetroffenheit 4’500 im Kanton Solothurn eher etwas überschätzt 3’800 4’000 4’000 4’000 (siehe hierzu unten). 3’400 3’500 3’044 2’800 3’700 3’733 3’000 3’500 Tabelle 12.2: Armuts- und Armutsgefährdungs- 2’500 3’133 2’600 2’800 quote (SGB), Espace Mittelland (Kanton Solo- 2’000 thurn) und Schweiz, 2002 und 2007 1’500 1’000 Quelle: SGB, gewichtete Daten 500 0 Armutsgefähr- Armutsquote (SGB) dungsquote (SGB) 15–24 25–34 35–44 45–59 60–69 70 und Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre mehr in % in % Jahre Region 2002 2007 2002 2007 Espace Mittelland Kanton 4.6 12.2 Schweiz - - Solothurn Bemerkung: Espace 5.8 10.6 13.9 19.8 Mittelland Angaben in Franken. Schweiz 5.3 8.9 13.0 17.5 12.3.2 Anzahl armutsbetroffene und Eine weniger strenge Einkommensgrenze armutsgefährdete Personen gibt der Begriff der «Armutsgefährdung» 4 ge- Das Äquivalenzeinkommen bildet die mäss SGB vor. Die Grenze des Äquivalenzeinkom- Grundlage zur Berechnung des Ausmasses an Ar- mens liegt gesamtschweizerisch bei monatlich mut. Die Bemessung der Armut erfolgt über zwei 2’100 Franken, was dem Monatseinkommen ei- unterschiedliche Zugänge: mit den Daten der ner alleinstehenden Person entspricht. Für eine SGB von 2007 um einen Vergleich mit 2002 und Familie mit zwei Kindern bedeutet dies ein Haus- den Angaben im Sozialbericht 2005 zu gewähr- haltseinkommen von 4’410 Franken. Tabelle 12.2 leisten, und mit den Daten aus SILC, um aktuelle- verdeutlicht, dass gesamtschweizerisch im Jahr re Daten aus dem Jahre 2010 nutzen zu können. 2007 17.5% der Bevölkerung einem Haushalt an- gehören, dessen Äquivalenzeinkommen weniger Armutsbetroffenheit und Armuts- als 2’100 Franken pro Monat beträgt (2002: gefährdung SGB 13%). Im Espace Mittelland ist der Anteil von ar- Die Berechnung von Armut stützt sich zu- mutsgefährdeten Personen im Jahr 2007 mit nächst auf eine spezifische, im Sozialbericht 2005 19.8% leicht höher als der gesamtschweizerische eingeführte Definition von Armut. 3 Gemäss die- Anteil ((J10.05 5). Im Jahr 2002 war dieser Anteil im ser Definition resultiert für das Jahr 2007 eine Kanton Solothurn mit 12.2% geringer und damit Grenze von 1’750 Franken pro Monat. Diese leicht tiefer als der gesamtschweizerische Anteil Summe repräsentiert die Einkommensgrenze für von 13% (Espace Mittelland: 13.9%). einen Ein-Personen-Haushalt; für eine Familie mit zwei Kindern entspricht sie einem monatli- chen Einkommen von 3’675 Franken. Gesamtschweizerisch zählen 2007 8.9% der 3 Armut SGB: Armut im monetären Sinn liegt dann vor, wenn eine Person ein Äquivalenzeinkommen aufweist, das weni- Wohnbevölkerung (ab 15 Jahren) zu den armuts- ger als die Hälfte (50%) des gesamtschweizerischen media- betroffenen Personen (2002: 5.3%) (siehe Tabelle nen Äquivalenzeinkommens beträgt. Zu Berechnung des 12.2; J10.04). Für den Raum Espace Mittelland re- Äquivalenzeinkommens, siehe Fussnote 1. sultiert eine höhere Armutsquote, die bei glei- 4 Armutsgefährdung (SGB): Eine Armutsgefährdung liegt bei cher Einkommensgrenze bei 10.6% liegt (2002: jenen Personen vor, deren verfügbares Äquivalenzeinkom- 5.8%). Damit zeigen sich zwei Entwicklungslini- men weniger als 60% des gesamtschweizerischen medianen Äquivalenzeinkommens beträgt. In den Angaben zu Perso- en: Von 2002 bis 2007 ist zum einen gesamt- nen mit Armutsgefährdung sind auch die Armutsbetroffenen schweizerisch wie auch für den Espace Mittelland eingeschlossen.
Armut 265 Armutsbetroffenheit und kommensdaten führen. Solche stellt die Statistik Armutsgefährdung SILC der direkten Bundessteuer 2009 zur Verfügung, Die Berechnung einer Armutsquote 5 sowie wenn der Anteil der Steuerpflichtigen mit gerin- des Anteils an Personen, die armutsgefährdet 6 gen steuerbaren Einkommen der betroffenen sind, erfolgt im Folgenden auf Basis der Daten Kantone beigezogen wird (siehe Tabelle 12.4). von SILC und auf eine spezifische Weise. Tabelle 12.4: Anteil der Steuerpflichtigen nach Bemessen nach dieser Konzeption sind 2010 Stufen mit geringen steuerbaren Einkommen 7.8% der Schweizer Bevölkerung armutsbetroffen und Bevölkerungsanteil, Grossregionen Espace (vgl. Bundesamt für Statistik 2012a). Die Grossre- Mittelland und Nordwestschweiz, 2009 gion Espace Mittelland weist jedoch eine im Ver- gleich zur gesamten Schweiz erhöhte Armutsquo- Quellen: DBST, BEVO (INES) te von 10.4% auf (siehe Tabelle 12.3; J10.06). 6 Anteil der Steuerpflichtigen in % Im Vergleich zu 2008 ist die Armutsquote in Anteil der Bevölke- dieser Grossregion tendenziell eher zurückgegan- Grossregion in % 30'500 bis 60'799 Einkommen von 30'499 Franken Einkommen bis gen (2008: 11.2%); auf Ebene Schweiz ist die Ar- Stufen 1 und 2 steuerbaren steuerbaren mutsquote 2008 noch leicht höher (Schweiz 2008: Stufe 1: mit Stufe 2: mit rung in der 9.1%; vgl. Bundesamt für Statistik 2012b, 5). Franken Total Grossregion / Tabelle 12.3: Armuts- und Armutsgefährdungs- Kanton quote (SILC), Espace Mittelland und Schweiz, Espace Mittelland 2010 Solothurn 9.8 39.7 49.5 14.5 Freiburg 11.5 37.9 49.4 15.7 Quelle: SILC, C gewichtete Daten Neuenburg 13.0 39.0 52.0 9.9 Armutsgefähr- Jura 14.9 41.3 56.2 4.0 Armutsquote (SILC) dungsquote (SILC) Bern 10.8 42.0 52.8 55.9 Region in % +/- in % +/- Nordwestschweiz Espace 10.4 1.8 19.3 2.4 Basel-Stadt 12.6 37.9 50.5 17.7 Mittelland Basel-Land 7.3 34.0 41.2 25.7 Schweiz 7.8 0.7 14.2 1.0 Aargau 8.5 38.0 46.4 56.6 Bemerkungen: Bemerkungen: +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls. Berücksichtigt sind die sogenannten «Normalfälle». Stufen Berechnung inkl. fiktive Miete (siehe Fussnote 2). Die Armuts- der Einkommen gemäss Steuerstatistik. quote auf Ebene Schweiz liegt bei Berechnung ohne fiktive Bevölkerung: Ständige Wohnbevölkerung. Miete bei 7.9% (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b). 5 Armut (SILC): Massgebend für die Armutsdefinition ist das Im Jahr 2010 liegt die Armutsgefährdungs- soziale Existenzminimum. Als arm gelten demnach Personen, die nicht über die Mittel verfügen, um die für ein gesellschaft- schwelle für einen Einpersonenhaushalt bei einem lich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistun- verfügbaren Äquivalenzeinkommen von 2’374 gen zu erwerben. Die Armutsgrenze orientiert sich an den Franken pro Monat. Dies entspricht 60% des Me- Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS): Die Armutsgrenze besteht aus einem Pauschalbetrag dians des verfügbaren Äquivalenzeinkommens. für den Lebensunterhalt, den individuellen Wohnkosten so- Unterhalb dieser Schwelle liegen im Espace Mit- wie monatlich 100 Franken pro Person ab 16 Jahren für weite- telland 19.3% der Personen und gelten damit als re Auslagen. Im Jahr 2010 beträgt die Armutsgrenze bei einer Einzelperson bei durchschnittlich 2’243 Franken pro Monat. armutsgefährdet, gesamtschweizerisch beträgt Eine Person gilt als arm, wenn sie in einem Haushalt lebt, des- der Anteil 14.2% (siehe Tabelle 12.3; J10.07). 7 sen verfügbares Haushaltseinkommen unter dieser so berech- neten Armutsgrenze liegt. Diese an den SKOS-Richtlinien ori- entierte Armutsgrenze ist aufgrund der Berechnung nicht Schätzung der Armutsquote für den unmittelbar mit jener Grenze vergleichbar, wenn 50% des Kanton Solothurn medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens als Armuts- grenze gewählt würde. Gemäss den gesamtschweizerischen Die Datenlage erlaubt keine exakte Schät- Berechnungen wären im letzteren Fall die Armutsgrenze und zung der Armutslage im Kanton Solothurn. Durch daher auch die Armutsquote leicht tiefer (vgl. BFS 2012, 5). die Zuordnung zum Espace Mittelland, zum Ver- 6 Armutsgefährdung (SILC): Eine Armutsgefährdung liegt bei bund mit den Kantonen Bern, Neuenburg, Jura jenen Personen vor, deren verfügbares Äquivalenzeinkom- und Freiburg, sind die Armutsverhältnisse nicht men weniger als 60% des gesamtschweizerischen verfügba- unmittelbar übertragbar. Die Diskussion einer ren medianen Äquivalenzeinkommens beträgt. Das verfüg- bare Äquivalenzeinkommen berechnet sich gemäss Fussnote möglichen dadurch resultierenden Verzerrung der 2. In den Angaben zu Personen mit Armutsgefährdung sind Armutssituation lässt sich nur auf Basis von Ein- auch die Armutsbetroffenen eingeschlossen.
266 Armut Unter den Kantonen des Espace Mittelland Finanzielles Auskommen weist der Kanton Solothurn 2009 mit 9.8% den Zunächst lässt sich ermitteln, wie weit das geringsten Anteil an geringen steuerbaren Ein- Einkommen – gemäss Selbstbeurteilung der be- kommen (unter 30’500 Franken) auf. Auch der fragten Bevölkerung – für die Finanzierung des Kanton Bern, der aufgrund seiner Bevölkerungs- aktuellen Lebensstandards ausreicht. Auf die Fra- grösse für die Grossregion besonders ins Gewicht ge – «Wenn Sie die gesamten Einkommen von fällt, weist mit 10.8% einen höheren Anteil auf. Ihrem Haushalt zusammenzählen, wie kommen Es ist daher grundsätzlich von einer Überschät- Sie bis zum Monatsende finanziell über die Run- zung der Armutssituation für den Kanton Solo- den, d.h. wie können Sie die monatlich notwen- thurn auszugehen, wenn die Armutsquote (SILC) digen Ausgaben bezahlen?» – antworten 2011 des Espace Mittelland von 10.4% übertragen im Espace Mittelland 14.7%, dass dies schwierig wird. Allerdings zeigt der Vergleich mit der geo- oder sehr schwierig ist (Schweiz: 12.8%) (SILC; C die graphisch benachbarten Grossregion Nordwest- Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls betragen schweiz, welche 2010 eine Armutsquote (SILC) 2.9% bzw. 1.5%). Einfach bzw. sehr einfach für von 6.9% aufweist, dass der Kanton Solothurn die notwendigsten Ausgaben können, gemäss ei- mehr tiefe Steuereinkommen als die Kantone Ba- gener Einschätzung 2011 im Espace Mittelland sel-Land und Aargau aufweist. Aufgrund dieser 41.4% (Schweiz: 43.9%) der Personen aufkom- Relationen ist anzunehmen, dass die Armutsbe- men (SILC;C die Grenzen des 95%-Vertrauensin- troffenheit für den Kanton Solothurn im Bereich tervalls betragen 2.8% bzw. 1.4%; J10.08). 8 zwischen den beiden Grossregionen liegen dürf- te. Für den Kanton Solothurn lassen sich daher Differenzierter ist das finanzielle Auskom- die Armutsquote auf 9% und die Armutsgefähr- men in Abbildung 12.3 beschrieben. Rund die dung auf 17% schätzen (Basis: SILC). Hälfte der Bevölkerung im Espace Mittelland wie auch gesamtschweizerisch gehört einem Haus- 12.3.3 Schulden und materielle halt an, der einen Teil des Einkommens auf die Entbehrungen Seite legen und sparen kann. Bei der anderen Eine Berichterstattung über die Höhe von Hälfte der Bevölkerung ist keine Reservenbil- Einkommen lässt offen, welches finanzielle Aus- dung möglich: 42% der Bevölkerung im Espace kommen damit jeweils möglich ist und wie weit Mittelland (Schweiz: 40%) geben so viel aus wie Haushalte sich auch verschulden. Zu diesen The- auch Einkommen da ist. Des Weiteren leben im men liefert die Befragung SILC einige Angaben, Espace Mittelland 6% der Bevölkerung (Schweiz: konkret zum finanziellen Auskommen, zu materi- 6%) von ihrem Vermögen und 3% verschulden ellen Entbehrungen sowie Zahlungsrückständen. sich (Schweiz: 2%). Abbildung 12.3: Selbstbeurteilung der finanziellen Situation des Haushalts, Espace Mittelland und Schweiz, 2011 Quelle: SILC, C gewichtete Daten Anteil der Bevölkerung in % der in einem Haushalt lebt, der: Schwierigkeiten hat, für die not- 15 wendigsten Ausgaben aufzukommen 13 sich verschuldet 3 2 sein Vermögen, seine 6 Reserven aufbraucht 6 soviel ausgibt, wie hineinkommt 42 40 Geld auf die Seite legt 49 52 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Espace Mittelland Schweiz Bemerkung: Mit Angabe der Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls.
Armut 267 Diese Angaben decken sich mit dem Bild, das Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls betragen aufgrund der Steuerstatistik zu zeichnen ist (siehe 3.1% bzw. 1.1%). Kapitel Einkommen und Vermögen): Die grosse Mehrheit der Steuereröffnungen, nämlich 77%, Knapp 10% der Bevölkerung im Espace Mit- weisen 2010 kein steuerbares Vermögen auf. telland berichten 2010 von einem Zahlungs- rückstand bei einer finanziellen Verpflichtung Materielle Entbehrungen (siehe Tabelle 12.6; J10.10). Der grösste Anteil ist Welcher Lebensstandard realisiert werden bei Sachkrediten mit 9% (Schweiz 10%) festzustel- kann bzw. welche Einschränkungen vorkommen, len. Seltener, mit Anteilen von 4% bis 6% im Espa- lässt sich anhand von ausgewählten Dimensionen ce Mittelland, kommen nach Selbsteinschätzung zu materiellen Entbehrungen prüfen (siehe Ta- der Bevölkerung Zahlungsrückstände bei der Mie- belle 12.5; J10.09). Unerwartete Ausgaben in der te, bei Rechnungen für Wasser, Strom, Gas und Höhe von 2’000 Franken können 2011 im Espace Heizung oder bei Krankenkassenprämien vor. Mittelland mehr als ein Fünftel der Bevölkerung nicht finanzieren (Schweiz: 19%). Eine Woche Fe- Tabelle 12.6: Anteil Personen mit Zahlungsrück- rien auswärts ist für knapp 11% der Bevölkerung ständen bei (ausgewählten) finanziellen Ver- nicht finanzierbar. Seltener sind Einschränkungen pflichtungen, Espace Mittelland und Schweiz, in Bezug auf regelmässige fleisch- oder fischhalti- 2010 ge Mahlzeiten oder einen Autobesitz. Quelle: SILC, C gewichtete Daten Tabelle 12.5: Anteil Personen mit (ausgewähl- Espace ten) materiellen Entbehrungen, Espace Mittel- Mittelland Schweiz land und Schweiz, 2011 Anteil der Bevölkerung mit Zahlungsrückständen bei… in % +/- in % +/- Quelle: SILC, C gewichtete Daten Miete 4.6 2.9 4.3 1.1 Espace Rechnungen für Wasser, 5.6 1.4 5.2 0.8 Mittelland Schweiz Strom, Gas und Heizung Anteil der Bevölkerung mit Krankenkassenprämien 4.6 1.6 4.3 0.7 zu wenig finanziellen Ressourcen, um in der Lage Sachkrediten 9.2 4.5 11.5 3.1 zu sein… in % +/- in % +/- Bemerkung: unerwartete Ausgaben in der 20.3 2.6 18.7 1.4 +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls. Höhe von 2’000 Franken zu tätigen eine Woche Ferien pro Jahr 10.5 1.9 8.8 1.0 weg von zu Hause zu Die Schwierigkeiten, finanziellen Verpflich- finanzieren tungen nachkommen zu können, belegen auch jeden zweiten Tag eine 1.3 0.8 1.5 0.6 die Zahl der Zahlungsbefehle und der Pfändun- fleisch- oder fischhaltige gen im Kanton Solothurn. Die Daten basieren auf Mahlzeit (oder vegetarische einer Bundesstatistik, die zeigt, dass die Zahl der Entsprechung) zu haben ausgestellten Zahlungsbefehle sowie von Pfän- im Besitz eines Autos zu sein 3.5 1.1 3.4 0.5 dungen im Kanton Solothurn seit 2000 tendenzi- Bemerkung: ell ansteigend ist (siehe Abbildung 12.4). Im Jahr 2011 wird im Kanton Solothurn ein Höchstwert +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls. erreicht, mit insgesamt 113’069 Zahlungsbefehlen und 62’918 Pfändungen. Der Anstieg der Zah- lungsbefehle zwischen 2000 (85’293) und 2011 Schulden und Zahlungsrückstände (113’069) beträgt 33%. Im Vergleich dazu steigt In Bezug auf die Schuldensituation lässt sich die Zahl der Zahlungsbefehle gesamtschweizerisch ergänzen, dass im Espace Mittelland 2008 14.8% zwischen 2000 (2’153’280) und 2011 (2’692’526) der Bevölkerung in einem Haushalt leben, deren um 25% an. Im Jahr 2012 ist die Zahl der Zahlungs- Mitglieder mindestens einen Konsumkredit auf- befehle im Kanton Solothurn wieder rückläufig, weisen (Schweiz: 14.1%) (SILC, C gewichtete Daten; auf 106’190 Fälle. Die Pfändungen nehmen im die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls betra- Kanton Solothurn zwischen 2000 (44’409) und gen 3.2% bzw. 1.3%). Am häufigsten kommt da- 2011 (62’918) um 42% zu, bevor ein leichter Rück- bei ein Fahrzeugleasing vor, im Espace Mittelland gang auf 62’494 im Jahr 2012 festzustellen ist. Ge- gehören 2008 11.4% der Bevölkerung einem samtschweizerisch nehmen die Pfändungen von Haushalt mit solch einer Verpflichtung an 1’027’219 (2000) auf 1’424’481 (2011) und damit (Schweiz: 10.3%) (SILC,C gewichtete Daten; die um 37% zu.
268 Armut Abbildung 12.4: Anzahl Zahlungsbefehle und Pfändungen, Kanton Solothurn, 2000 – 2012 Die Armutsquote der Erwerbstätigen liegt 2010 im Espace Mittelland mit 4.5% über- Quelle: BETRKONK durchschnittlich hoch. 120’000 100’000 Im Jahr 2010 sind im Espace Mittelland 4.5% der Erwerbstätigen von Armut betroffen, dies ist 80’000 ein Prozentpunkt höher als die entsprechende 60’000 Armutsquote in der Gesamtschweiz (3.5%) (siehe 40’000 Tabelle 12.7; J10.11). Im Vergleich zu 2008 ist der Anteil im Espace Mittelland rückläufig. 20’000 0 Tabelle 12.7: Armutsquote (SILC) der Erwerbstä- tigen, Espace Mittelland und Schweiz, 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2008 – 2010 Zahlungsbefehle Quelle: SILC, C gewichtete Daten Pfändungen Espace Bemerkung: Mittelland Schweiz Erfasst sind alle ausgestellten Zahlungsbefehle (unabhängig Jahr in % +/- in % +/- von Rückzug, Zustellung oder Aufhebung) sowie alle tatsäch- 2008 6.3 1.4 5.2 0.7 lich vollzogenen Pfändungen. 2009 4.6 1.3 3.9 0.6 2010 4.5 1.1 3.5 0.5 12.3.4 Armutsbetroffenheit der Bemerkung: Erwerbstätigen +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls. Eine besondere Gruppe von Armutsbetrof- fenen stellen die Working Poor dar. Es handelt sich hierbei um erwerbstätige Personen, die trotz Im Jahr 2010 ist die Armutsquote bei den Erwerbseinkommen unterhalb der Armutsgren- Erwerbstätigen im Espace Mittelland unter allen ze leben. Die Definition des Konzepts von Wor- Grossregionen am zweithöchsten. Nur das Tessin king Poor erfährt 2012 eine Überarbeitung und weist mit 5.4% einen knapp höheren Wert aus; mit SILC eine neue Datenbasis, wodurch eine den tiefsten Anteil verzeichnet die Nordwest- Vergleichbarkeit mit Zahlen zu Working Poor vor schweiz mit 2.6% (SILC, C gewichtete Daten; die 2008 nicht gegeben ist. Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls zu diesen Zahlen betragen für das Tessin 3.3% und für die Bisher beschränkte sich die Basis der Wor- Nordwestschweiz 1.4%). king Poor auf Erwerbstätige in Haushalten, die einen kumulierten Erwerbsumfang von mindes- Die im regionalen Vergleich erhöhte Betrof- tens 90% resp. 36 Stunden pro Woche aufweisen fenheit im Raum Espace Mittelland zeigt sich (vgl. Bundesamt für Statistik 2012b). In der Gross- auch in Bezug auf die Armutsgefährdung (SILC).C region Espace Mittelland ergab sich auf dieser Im Jahr 2010 sind 9.7% der Erwerbstätigen ar- Basis für das Jahr 2002 eine Working Poor-Quote mutsgefährdet, während der gesamtschweizeri- von 8.1% (Schweiz: 6.5%). sche Anteil bei 7% liegt (siehe Tabelle 12.8; J10.12). Gegenüber 2008 ist der Anteil der Ar- Neu bezieht sich das Konzept auf die Ar- mutsgefährdung im Espace Mittelland rückläufig mutsbetroffenheit und -gefährdung der erwerbs- (2008: 12.1%). Dieser weist jedoch 2010 nach der tätigen Bevölkerung.7 Damit wird kein minimaler Grossregion Tessin (12.4%) unter den sieben Erwerbsumfang des Haushaltes – wie im Konzept Grossregionen der Schweiz den zweithöchsten von «Working Poor» – vorausgesetzt (vgl. Bundes- Wert auf (SILC, C gewichtete Daten). amt für Statistik 2012b, 65). Im Vergleich zur ge- samten Bevölkerung ist unter den Erwerbstätigen eine tiefere Armutsbetroffenheit auszumachen.
Armut 269 Tabelle 12.8: Armutsgefährdungsquote (SILC) zungsquote 11 im Kanton Solothurn beträgt 2011 der Erwerbstätigen, Espace Mittelland und 4.4%, d.h. etwas weniger als jeder 20. Privathaus- Schweiz, 2008 – 2010 halt wird damit von der Sozialhilfe unterstützt. Quelle: SILC, C gewichtete Daten Tabelle 12.9: Sozialhilfequote und Unterstüt- Espace zungsquote Kanton Solothurn und Schweiz, Mittelland Schweiz 2011 Jahr in % +/- in % +/- Quelle: SOSTAT 2008 12.1 2.3 9.1 0.9 2009 9.9 1.9 7.7 0.8 Kanton Solothurn Schweiz 2010 9.7 1.7 7.0 0.8 Art der Quote Quote in % Quote in % Bemerkung: Sozialhilfequote 3.2 3.0 +/- bezeichnet die Grenzen des 95%-Vertrauensintervalls. Unterstützungsquote 4.4 4.2 Bemerkung: 12.3.5 Unterstützungseinheiten und Unterstützungsquote basiert nur auf Privathaushalten. Inanspruchnahme von Sozialhilfe Die öffentliche Sozialhilfe hat im System der sozialen Sicherheit in der Schweiz eine besondere Im interkantonalen Vergleich der Sozialhilfe- Stellung. Als bedarfsabhängige Leistung bildet quoten liegt der Kanton Solothurn 2011 mit einer sie gewissermassen ein letztes Auffangnetz bei Quote von 3.2% im vordersten Viertel: Er hat die finanziellen Notlagen (vgl. Bundesamt für Statis- sechsthöchste Sozialhilfequote unter allen Kanto- tik 2011, 76). Deren Inanspruchnahme wird im nen, deren Quoten von 6.7% (Neuenburg) bis Folgenden als Ganzes und im inter- wie auch in- 0.9% (Nidwalden) reichen (siehe Abbildung 12.5). nerkantonalen Vergleich beschrieben. Anzahl Unterstützungseinheiten und unterstützte Personen Personen, die von der Sozialhilfe finanzielle 7 Armutsbetroffenheit von Erwerbstätigen: Als Erwerbstätige Hilfe erhalten, werden im Folgenden als Sozialhil- gelten Personen ab 18 Jahren, die im Vorjahr der Erhebung während mindestens der Hälfte der Monate einer selbständi- feempfänger/innen bzw. unterstützte Personen 8 gen oder unselbständigen Erwerbstätigkeit nachgingen (als bezeichnet. Sie gehören jeweils einer Unterstüt- häufigster Erwerbsstatus). Die Grundgesamtheit von Analy- zungseinheit 9 an, welche eine weitere eigenstän- sen zur Armutsbetroffenheit von Erwerbstätigen bilden alle Personen ab 18 Jahren in Schweizer Privathaushalten. Die dige Analysekategorie bildet. Untersuchungsein- Armutsbetroffenheit bezieht sich auf die Definition von Ar- heiten können eine oder auch mehrere Personen mut (SILC) (siehe oben, Fussnote 5). umfassen und bilden die eigentlichen «Fälle» in 8 Sozialhilfeempfänger/innen: Erfasste Mitglieder einer Un- der Sozialhilfe. terstützungseinheit, welche Sozialhilfe beziehen. Daher auch der Begriff «unterstützte Person». Im Jahr 2011 werden im Kanton Solothurn 9 Unterstützungseinheit in der Sozialhilfe: Darunter wird die 8’111 Personen von der Sozialhilfe unterstützt wirtschaftliche Einheit verstanden, die für die Leistungsberech- (Schweiz: 236’133 Personen). Dies entspricht ei- nung und -ausrichtung in der Sozialhilfe relevant ist. Neben allein lebenden Einzelpersonen zählen miteinander verwandte ner Sozialhilfequote 10 von 3.2%. Dieser Anteil an Personen, die im gleichen Haushalt leben, zur gleichen Unter- der Bevölkerung mit Sozialhilfebezug ist damit stützungseinheit: Ehepaare, Ehepaare mit Kindern, Elternteile leicht höher als die gesamtschweizerische Sozial- mit minderjährigen Kindern. Gemäss der allgemeinen Praxis in den Sozialdiensten umfasst eine Unterstützungseinheit die im hilfequote, die 2011 bei 3.0% liegt (siehe Tabelle gleichen Haushalt lebenden Ehegatten sowie die unmündigen 12.9; J11.01). Kinder, die mit ihren Eltern respektive einem Elternteil zusam- menleben. Konkubinatspartner/innen, Geschwister, Kollegen, oder ähnliches zählen grundsätzlich nicht zur Unterstützungs- einheit. Alle Personen einer Unterstützungseinheit einschliess- Die Sozialhilfequote im Kanton Solothurn lich der Antrag stellenden Person gelten als unterstützte Perso- nen bzw. Sozialhilfeempfänger/innen. liegt 2011 bei 3.2% (Schweiz: 3.0%). Im in- terkantonalen Vergleich ist dies die sechst- 10 Sozialhilfequote: Die Sozialhilfequote berechnet sich als höchste kantonale Quote. Anteil der von der Sozialhilfe unterstützten Personen (Sozial- hilfeempfänger/innen) in Relation zur ständigen Wohnbevöl- kerung. Die Angabe erfolgt in %. 11 Der Kanton Solothurn zählt 2011 insgesamt Unterstützungsquote in der Sozialhilfe: Die Unterstützungs- quote berechnet sich als Anteil der Unterstützungseinheiten 5’153 Unterstützungseinheiten in der Sozialhilfe. (nur Privathaushalte) in Relation zu allen Privathaushalten Schweizweit sind es deren 144’717. Die Unterstüt- (auf Basis der Volkszählung 2000). Die Angabe erfolgt in %.
270 Armut Abbildung 12.5: Sozialhilfequote, alle Kantone und Schweiz, 2011 Quelle: SOSTAT 8.0% 6.7% 7.0% 5.9% 6.0% 4.9% 5.0% 4.2% 4.0% 4.0% 3.2% 3.2% 3.0% 3.0% 2.4% 2.3% 2.3% 2.2% 2.1% 2.0% 2.0% 2.0% 1.9% 1.8% 1.6% 1.6% 1.4% 2.0% 1.4% 1.2% 1.1% 1.1% 0.9% 0.9% 1.0% 0.0% NE BS VD BE GE SO ZH CH FR BL SH JU SG TI LU GL AG AR TG ZG SZ VS OW GR UR AI NW Sozialhilfebezug nach Sozialhilferegionen Tabelle 12.10: Anzahl Unterstützungseinheiten und Bezirken und unterstützte Personen (Sozialhilfe) und Die Zahl der Unterstützungseinheiten und Sozialhilfequote, Kanton Solothurn der unterstützten Personen variiert stark zwi- (Sozialregionen), 2011 schen den Sozialregionen (siehe Tabelle 12.10). Die grösste Quote ist in der Sozialregion Olten Quelle: SOSTAT mit 1’080 Unterstützungseinheiten und 1’653 un- Anzahl Unter- stützungsein- Anzahlunter- terstützen Personen im Jahr 2011 festzustellen. quote in % Sozialhilfe- Dies entspricht einer Sozialhilfequote von 6.4%. Personen stützte In den Sozialregionen wie Wasseramt Süd oder heiten Oberes Niederamt sind demgegenüber weniger Sozialregion als 200 Unterstützungseinheiten auszumachen. Olten 1’080 1’653 6.4 Die tiefste Sozialhilfequote kennt die Sozialregi- on Bucheggberg, Biberist, Lohn-Ammannsegg Zuchwil-Luterbach 390 610 5.1 (BBL) mit 1.9%. Die Sozialhilfequote nach Sozial- Oberer Leberberg 680 1’058 4.2 region ist auch in Abbildung 12.6 ersichtlich. Solothurn 399 588 3.7 Wasseramt Ost 317 515 3.6 Unteres Niederamt - 370 557 3.0 Die Sozialhilfequote variiert 2011 in den SRUN Sozialregionen zwischen 6.4% (Olten) und Untergäu 283 480 2.8 1.9% (Bucheggberg, Biberist, Lohn-Am- Wasseramt Süd 174 277 2.5 mannsegg - BBL). Mittlerer und unterer 252 423 2.4 Leberberg - MUL Thal-Gäu 489 781 2.4 Eine Gliederung des Sozialhilfebezugs nach Dorneck 261 451 2.3 Bezirken verändert vor allem die Grössenordnun- Thierstein 217 325 2.3 gen (siehe Tabelle 12.11). Die höchste Dossier- zahl sowie Sozialhilfequote weist der Bezirk Ol- Oberes Niederamt - SON 163 262 2.0 ten auf: es werden 4.0% der Bevölkerung von Bucheggberg, Biberist, 234 352 1.9 Lohn-Ammannsegg - BBL der Sozialhilfe unterstützt. Der Bezirk Buchegg- berg hingegen zählt 48 unterstützte Personen, Bemerkung: was einer Sozialhilfequote von 0.6% entspricht. Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011. Die Summe der Daten der Sozialregionen liegt aufgrund von Der Bezirk Bucheggberg weist 2011 mit 0.6% Doppelzählungen über dem Total auf Ebene Kanton. die deutlich tiefste Sozialhilfequote auf.
Armut 271 Abbildung 12.6: Sozialhilfequote, Kanton Solothurn (Sozialregionen), 2011 Quelle: SOSTAT Dorneck Thierstein Oberes Niederamt - SON Unteres Niederamt - SRUN Olten Untergäu Thal-Gäu MUL (Mittlerer und unterer Leberberg) Zuchwil-Luterbach Oberer Leberberg Sozialhilfequote in % Wasseramt Ost 1.9–2.3 2.3–2.4 Wasseramt Süd 2.4–2.9 BBL (Bucheggberg, Biberist, Lohn-Ammannsegg) 2.9–3.9 3.9–6.4 Tabelle 12.11: Anzahl Unterstützungseinheiten 12.3.6 Profil der Unterstützungseinheiten und unterstützte Personen (Sozialhilfe) und und Sozialhilfebezüger/innen Sozialhilfequote, Kanton Solothurn (Bezirke), Eine differenzierte Analyse jener Unterstüt- 2011 zungseinheiten und Personengruppen, die Sozi- alhilfe beziehen, gibt im Folgenden Aufschluss Quelle: SOSTAT über Merkmale der Sozialhilfeklientel und damit Anzahl Unter- Anzahl über besondere Risikokonstellationen. stützungsein- unterstützte Sozialhilfe- Bezirk heiten Personen quote in % Profil der Unterstützungseinheiten Olten 1’317 2’061 4.0 Unterstützungseinheiten nach Fallstruktur Gösgen 552 850 3.7 Im Jahr 2011 werden insgesamt 5’153 Fälle Solothurn 399 588 3.7 von der Sozialhilfe wirtschaftlich unterstützt. Wasseramt 1’066 1’684 3.5 Mehrheitlich handelt es sich dabei um Ein-Perso- Lebern 921 1’465 3.4 nen-Fälle mit einem Anteil von 58% (siehe Tabel- le 12.12; J11.02). Die nächstgrösste Gruppe bil- Gäu 261 442 2.4 den Alleinerziehende, welche rund 17% der Thal 220 328 2.3 Unterstützungseinheiten bilden. Paare mit oder Dorneck 262 452 2.3 ohne Kinder sind eher von geringerer Bedeu- Thierstein 213 321 2.3 tung, mit Anteilen von etwa 9% bzw. 5%. Im Bucheggberg 33 48 0.6 Vergleich zu 2005 wächst der Anteil vor allem bei Bemerkung: Ein-Personen-Fällen, während Personen in statio- nären Einrichtungen oder Heimen absolut und Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011. relativ rückläufig sind (siehe Tabelle 12.12). Die Summe der Bezirksdaten liegt aufgrund von Doppelzählun- gen über dem Total auf Ebene Kanton.
272 Armut stützungsquote mit 6.4% auf (Schweiz: keine An- Die grösste Gruppe unter den Unterstüt- gabe). Im Vergleich dazu tragen Paare mit Kin- zungseinheiten bilden 2011 Ein-Personen- dern mit 1.5% (Schweiz: 1.7%) und ohne Kinder Fälle mit einem Anteil von 58%. mit 0.8% (Schweiz: 0.8%) ein geringes Risiko ei- nes Sozialhilfebezugs. Tabelle 12.12: Anzahl und Verteilung der Unter- Abbildung 12.7: Unterstützungsquote bei stützungseinheiten nach Fallstruktur, Kanton Privathaushalten nach Fallstruktur, Kanton Solothurn, 2005 und 2011 Solothurn, 2011 Quelle: SOSTAT Quelle: SOSTAT 2005 2011 35% Anzahl Unterstüt- Anzahl Unterstüt- 30% zungseinheiten zungseinheiten 25% Anteil in % Anteil in % 19.7% 20% Fallstruktur 15% Stationäre Einrichtungen, 708 16.5 492 9.7 10% Heime 6.4% 5% 4.4% Besondere Wohnformen 185 4.3 68 1.3 Ein-Personen-Fälle 2’029 47.2 2’946 58 0% 1.5% 0.8% Alleinerziehende 681 15.8 879 17.3 (a alte e de n er nd er nd en e) nd h Paare mit Kinder 502 11.7 441 8.7 be l Ki eh us l Ki le ha ne zi in it er Paare ohne Kinder 182 4.2 243 4.8 at oh m le in iv Al e e le Pr ar ar Andere 14 0.3 8 0.2 Al Pa Pa Total (gültige Fälle) 4’301 100 5’077 100 Ohne Angaben 50 76 Bemerkungen: Total 4’351 5’153 Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011, ohne Dop- pelzählungen. Bemerkungen: Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug in der Berechnung der Unterstützungsquote auf Basis der Volkszäh- Erhebungsperiode 2005 bzw. 2011, ohne Doppelzählungen. lung 2000. Daten 2005 auf Basis einer Hochrechnung von Stichproben- Gemeinden. Profil der Sozialhilfebeziehenden Die Zusammensetzung der Sozialhilfeklien- tel lässt sich auf Ebene der unterstützten Perso- Unterstützungsquote nach Fallstruktur nen analysieren. Das Profil der Sozialhilfebezie- Für Personen in Privathaushalten lässt sich henden wird im Folgenden nach Zivilstand, eine Unterstützungsquote berechnen, indem die Geschlecht, Nationalität, Alter, Bildung und Er- Zahl der Haushalte in der Sozialhilfe mit der An- werbssituation aufgeschlüsselt. zahl der verschiedenen Haushaltsformen gemäss Volkszählung des Jahres 2000 verglichen wird (sie- Zivilstand und Geschlecht der he Abbildung 12.7). Für alle Privathaushalte Sozialhilfebezüger/innen berechnet sich die Unterstützungsquote mit 4.4%. Frauen sind mit einem Anteil von 51% ge- genüber den Männern unter den unterstützten Personen leicht stärker vertreten (2’874 Frauen Die Unterstützungsquote ist bei Alleinerzie- zu 2’762 Männern). Die Verteilung der Geschlech- henden mit 19.7% deutlich am höchsten. ter variiert jedoch erheblich nach Zivilstand: Von den unterstützten männlichen Erwachsenen sind Deutlich über dieser Quote liegt der Sozial- 2011 rund 48% ledig, während bei den Frauen hilfebezug von Alleinerziehenden, die eine Un- der vergleichbare Anteil rund 36% beträgt (siehe terstützungsquote von knapp 19.7% aufweisen Tabelle 12.13; J11.03). Vor allem die Gruppe der (Schweiz: 17.4%). Auch alleinlebende Personen Geschiedenen ist bei den von der Sozialhilfe un- – die den Hauptteil der Ein-Personen-Fälle bilden terstützten Frauen mit rund 25% höher als bei – weisen eine überdurchschnittlich hohe Unter- den Männern mit rund 17%. Auch in Bezug auf
Armut 273 die Sozialhilfequote zeigen sich Unterschiede: Tabelle 12.14: Anzahl, Verteilung und Sozialhil- Bei geschiedenen Frauen ist diese mit 6.4% leicht fequote unterstützter Personen nach Nationali- höher als bei geschiedenen Männern mit 5.5%. tät und Geschlecht, Kanton Solothurn, 2011 Für beide Geschlechter birgt die Scheidung damit das grösste zivilstandspezifische Sozialhilferisiko, Quelle: SOSTAT denn für ledige Männer und Frauen ist die Sozi- Anteil an alhilfequote mit 4.1% bzw. 3.9% tiefer. stützten Sozialhilfe- Nationalität Anzahl Personen in % quote in % Schweizer 2’224 48.6 2.2 Geschiedene Frauen machen 2011 knapp Schweizerinnen 2’351 51.4 2.2 einen Viertel der Sozialhilfebezügerinnen Total Schweizer/ 4’578 56.8 2.2 aus, bei einer Sozialhilfequote von 6.4%. innen Ausländer 1’752 50.2 6.6 Ausländerinnen 1’733 49.7 7.3 Tabelle 12.13: Anzahl, Verteilung und Sozialhil- Total Ausländer/ 3’487 43.2 6.9 fequote unterstützter Personen nach Zivilstand innen und Geschlecht, Kanton Solothurn, 2011 Total 8’065 Quelle: SOSTAT Bemerkung: Männer Frauen Basis bilden Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011, ohne Doppelzählungen. Anteil in % Anteil in % quote in % quote in % Sozialhilfe- Sozialhilfe- Anzahl Anzahl Zivilstand Personen mit ausländischer Nationalität ledig 1’338 48.4 4.1 1’026 35.7 3.9 weisen eine Sozialhilfequote von 6.9% auf. verheiratet 938 34.0 1.6 1’089 37.9 1.9 verwitwet 26 0.9 0.9 51 1.8 0.4 geschieden 460 16.7 5.5 708 24.6 6.4 Bei den Ausländern und Ausländerinnen Total 2’762 100.0 2’874 100.0 mit Sozialhilfebezug handelt es sich 2011 gross- mehrheitlich um niedergelassene Ausländer/in- Bemerkungen: nen (Bewilligung B) mit einem Anteil von 71.5% Verheiratete Personen inkl. getrennt und inkl. eingetragene (von insgesamt 3’487 Personen). Jahresaufent- Partnerschaft. halter/innen machen 22.6% aus. Vorläufig Auf- genommene mit einem Anteil von 0.5% (8 Perso- Basis: Unterstützungseinheiten mit Leistungsbezug 2011, Per- sonen ab 18 Jahren, ohne Doppelzählungen, bei weiteren Mit- nen) und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge gliedern der Unterstützungseinheit nur reguläre Fälle. mit 2.8% (96 Personen) sind vergleichsweise klei- ne Gruppen (SOSTAT). T Nationalität und Geschlecht Unter den Personen ausländischer Nationa- Eine Analyse der Herkunft der Klientel zeigt lität (3’487 Personen) machen 2011 Personen aus auf, dass Personen mit ausländischer Herkunft mit der EU (27 Länder) und EFTA-Ländern 24% aus. 3’487 unterstützten Personen einen Anteil von Aus dem übrigen Europa (inkl. Türkei) stammen 43% unter der Sozialhilfeklientel im Jahr 2011 52%, während auf Asien und Afrika noch 12% ausmachen. Diesen stehen 4’578 Personen mit bzw. 7% entfallen (übrige: 5%). Schweizer Nationalität gegenüber, was einem An- teil von 57% entspricht (SOSTAT; T J11.04). Alter Der Sozialhilfebezug variiert stark in Ab- Damit kommt der ausländischen Wohnbe- hängigkeit des Alters. Die Gruppe der Kinder völkerung eine Sozialhilfequote von 6.9% (gan- und Jugendlichen bis 17 Jahren umfassen 2011 ze Schweiz: 6.0%) zu, während für Schweizer/in- 2’426 Personen und bilden einen Anteil von 29% nen eine Sozialhilfequote von 2.2% (ganze unter den unterstützen Personen. Zu den jungen Schweiz: 2.1%) resultiert (siehe Tabelle 12.14). Erwachsenen, im Alter von 18 bis 25 Jahren, zäh- Unter der ausländischen Wohnbevölkerung be- len knapp 16% der Sozialhilfebeziehenden. Ab rechnet sich für Frauen mit 7.3% eine leicht hö- dem 56. Altersjahr ist die Zahl der unterstützten here Sozialhilfequote als für Männer (6.6%). Personen rückläufig, es sind insgesamt 739 Perso- nen im Alter ab 56 Jahren.
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