20 Jahre Wasserrahmenrichtlinie: Empfehlungen des Umweltbundesamtes - position // januar 2021

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20 Jahre Wasserrahmenrichtlinie: Empfehlungen des Umweltbundesamtes - position // januar 2021
position // januar 2021
20 Jahre Wasserrahmenrichtlinie:
Empfehlungen des Umweltbundesamtes
Impressum

Herausgeber:
Umweltbundesamt
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06813 Dessau-Roßlau
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Autoren:
Abteilung II2 „Wasser und Boden“

Redaktion:
S. Naumann, J. Völker

Zitiervorgabe:
UBA (2021): 20 Jahre Wasserrahmenrichtlinie: Empfehlungen des Umweltbundesamtes.
Dessau-Rosslau, Position // Januar 2021.

Satz und Layout:
le-tex publishing services GmbH

Publikationen als pdf:
www.umweltbundesamt.de/publikationen

Bildquellen:
Titel: Marco Linke / Medieningenieurbüro Manntau

Stand: Januar 2021

ISSN 2363-8273
position // januar 2021
20 Jahre Wasserrahmenrichtlinie:
Empfehlungen des Umweltbundesamtes

Inhalt

Wo stehen wir nach 20 Jahren Wasserrahmenrichtlinie?����������������������������������������������������� 4

9 Empfehlungen für den guten Zustand unserer Gewässer������������������������������������������������� 5

Literatur������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 8
Wo stehen wir nach 20 Jahren Wasserrahmenrichtlinie?

Wo stehen wir nach 20 Jahren Wasserrahmenrichtlinie?
Gewässer haben einen hohen Wert: Sie versorgen            schaften und den Verlust natürlicher Lebensräume
uns mit dem wichtigsten Lebensmittel, sind Orte der       durch den Gewässerausbau. Die Einträge von Nähr-
Erholung, vermitteln Lebens- und Freizeitqualität,        stoffen, Chemikalien, Kunststoffen und Bakterien in
erfüllen hygienische Zwecke, sind Klimaregulatoren,       die Gewässer belasten die Ökosysteme inklusive der
werden als Verkehrswege genutzt, dienen zur Bewäs-        Trinkwasserressourcen. Vermehrt verändert auch
serung und sie sind Lebensraum für eine Vielzahl von      der Klimawandel mit langen Trockenperioden und
Tieren und Pflanzen. Ökologisch intakte Gewässer          Starkregenereignissen den natürlichen Wasserkreis-
sind Hotspots der Biodiversität.                          lauf mit Konsequenzen für die Wassernutzungen und
                                                          die Ökosysteme.
Gewässerschutz international und national
Der Schutz der Gewässer in Europa hat eine lange          Die Wasserrahmenrichtlinie
Tradition und gewinnt zunehmend an Bedeutung.             Mit der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erlebte der
Das wesentliche rechtliche Instrument auf der Ebene       Gewässerschutz ab 2000 einen Paradigmenwechsel
der EU ist die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL,              von einer regionalen Betrachtung der Verschmut-
EG 2000) zum Schutz der Seen und Flüsse, des              zungsquellen hin zu einer ökologisch und auf
Grundwassers und der Küstengewässer. Für den              Flussgebiete ausgerichteten Sichtweise. Die Frage
Schutz der Meere gilt die Meeresstrategie-Rahmen-         „Wie wirken sich die Belastungen auf die aquatischen
richtlinie (EG 2008). Ziel beider ist ein guter Zustand   Lebensgemeinschaften und den Gewässerzustand
unserer Gewässer.                                         aus?“ rückte in den Vordergrund. Die WRRL stellt
                                                          hohe Anforderungen. Sie führte dazu, dass das
Der Schutz und die Verbesserung der Gewässer ist          Überwachungsnetz der Gewässer umgestaltet
auch ein Ziel des „Green Deal“ der Europäischen           und ausgebaut und die Öffentlichkeit mehr in den
Kommission (EC 2019a) – beispielsweise die                Gewässer­schutz einbezogen wurden.
Reduktion von Nähr- und Schadstoffen in der „Vom-
Hof-auf-den-Tisch-Strategie“ (EC 2020b), der Strategie    2021 beginnt der dritte Bewirtschaftungszyklus der
für eine schadstofffreie Umwelt (EC 2020c) oder die       WRRL, mit dessen Ende 2027 alle Gewässer einen
Renaturierung von Auen und Flüssen in der Biodiver-       „guten Zustand“ erreichen müssen.
sitätsstrategie (EC 2020a). Auf globaler Ebene bilden
die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen für       Derzeit werden 96 Prozent der deutschen Grund-
Wasser die Vorgaben im Gewässer- und Meeresschutz         wasserkörper als „mengenmäßig gut“ bewertet
(UN 2017).                                                und 64 Prozent sind in einem „guten chemischen
                                                          Zustand“. Kein einziges Oberflächengewässer in
Auch Deutschland hat das Ziel, den Gewässerschutz         Deutschland erreicht den guten chemischen Zustand,
zu optimieren: Bestehende und zukünftige Strategien       weil flächendeckend Schadstoffe wie Quecksilber
zu den Themen Klima, Spurenstoffe, Arzneimittel           oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
und Wasser zeigen Lösungen zur Verbesserung der           die Grenzwerte überschreiten. Und diese Stoffe stellen
Situation auf.                                            nur einen Teil der chemischen Gewässerbelastungen
                                                          dar. Der ökologische Zustand wird lediglich für acht
Der European Green Deal, die globalen Nachhal-            Prozent der deutschen Oberflächengewässer mit
tigkeitsziele und die nationalen Strategien sind          „gut“ oder „sehr gut“ bewertet (BMUB/UBA 2016,
interdisziplinär ausgerichtet. Dazu sind kohärente        UBA 2017).
Politikansätze unerlässlich und eine Voraussetzung
für die nachhaltige Gewässer­entwicklung.                 Mit diesen Ergebnissen liegt Deutschland nach
                                                          20 Jahren WRRL weit hinter den Zielen. Wenn wir die
Trotz der zahlreichen Aktivitäten stehen unsere           Umsetzung von Gewässerschutzmaßnahmen nicht
Gewässer nach wie vor unter einem hohen Druck             massiv beschleunigen, wird es weitere Jahrzehnte
durch die Erschließung und Nutzung von Siedlungs-         dauern, bis unsere Gewässer wieder funktionsfähige
und Agrar­flächen auf Kosten von Fluss-Auenland-          Ökosysteme sind.

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9 Empfehlungen für den guten Zustand unserer Gewässer

Zu diesem Schluss gelangen auch die Europäische         regional, Bundesländer und Bund) wurden neue
Kommission mit ihrem Fitnesscheck zur WRRL              Erfahrungen gesammelt und das Wissen über unsere
(EC 2019b, KOM 2019a, 2019b) und der Sachverstän-       Gewässer­systeme erweitert und geteilt. Das ist ein
digenrat für Umweltfragen (SRU) in seinem aktuellen     Verdienst der Gewässerbewirtschaftung auf Fluss­
Umweltgutachten (SRU 2020). Der Rat stellt ein          gebietsebene – auch über die nationalen Grenzen
deutliches Umsetzungsdefizit bei den Maßnahmen          hinaus.
zum Erreichen der Umweltziele fest. Gründe hierfür
sind unzureichende personelle und finanzielle           Nach 20 Jahren WRRL ist auch deutlich geworden,
Ressourcen, fehlende Akzeptanz bei Maßnahmenträ-        dass sich der Gewässerzustand in unserer gewach-
gern, Nutzungskonkurrenzen bei Flächen und ein zu       senen, komplexen Industrie- und Dienstleitungs­
hoher Planungsaufwand.                                  gesellschaft mit den vielfältigen Nutzungsinteressen
                                                        nur mit ineinandergreifenden Maßnahmen auf allen
Bestehendes weiter ausbauen                             Bewirtschaftungsebenen verbessern lässt (Grambow
Ein integriertes Gewässermanagement mit unter-          et al. 2020, Jekel 2017, Reese et al. 2019, Trepel 2018).
schiedlichen Fachdisziplinen erfordert ein hohes Maß    Daher möchte die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft
an Kommunikation und Abstimmungsbereitschaft            Wasser innerhalb des dritten Bewirtschaftungszeit-
unter allen Beteiligten. Durch die Zusammenarbeit       raums bis Ende 2027 möglichst viele Wasserkörper in
zwischen den Behörden, den Maßnahmenträgern             den guten Zustand bringen und so viele Maßnahmen
und den Beteiligten auf allen Ebenen (lokal,            wie möglich umsetzen.

9 Empfehlungen für den guten Zustand unserer Gewässer
Das Umweltbundesamt unterstützt die Ambitionen             Ein ambitionierter Gewässerschutz ist zudem zen-
der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser mit             tral für den Schutz der menschlichen Gesundheit,
neun Empfehlungen für das Erreichen der Ziele der          sichert eine der wesentlichen Lebensgrundlagen
WRRL. Diese Empfehlungen richten sich an die für           der Menschen, trägt zu einer Weiterentwicklung
die Wasserpolitik und Umsetzung der Wasserricht-           und Sicherung des Wohlstands bei und liefert
linien zuständigen Behörden in Bund, Ländern und           einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen
Kommunen. Es werden auch Probleme der Kohärenz             Entwicklung Europas. Das Bewertungsprinzip der
des EU-Rechts und anderer Politikbereiche adressiert,      WRRL gewährleistet, dass alle für den Zustand
die entscheidend für den Erfolg im Gewässerschutz          relevanten Belastungen beachtet werden.
sind. Das Umweltbundesamt wird an der Umsetzung
dieser Empfehlungen intensiv mitwirken.                 2. Den EU-gemeinschaftlichen Umsetzungs­
                                                           prozess weiterentwickeln
1. Hohes Ambitionsniveau der Wasserrahmen-                 Das Umweltbundesamt empfiehlt, den gemein-
   richtlinie erhalten                                     samen Umsetzungsprozess der europäischen
   Die Umweltziele und die Bewertungsprinzipien            Kommission und der Mitgliedstaaten (Common
   der WRRL haben sich bewährt. In Anbetracht              Implementation Strategy, CIS) fortzuführen und
   der Defizite der Gewässerqualität, der steigenden       die Anregungen aus dem Fitness Check Prozess
   Beanspruchung durch vielfältige Nutzungen               zu nutzen (WD 2016, WD 2018, LAWA 2018a), um
   und den Herausforderungen des Klimawandels              gemeinschaftlich Lösungen für die Bewirtschaf-
   ist ein hohes Ambitionsniveau des europäischen          tungsplanung zu entwickeln.
   Gewässerschutzes in den Politiken sowie in den
   anstehenden europäischen Rechtsetzungen
   weiterhin dringend geboten.

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9 Empfehlungen für den guten Zustand unserer Gewässer

3. Digitale Berichtspflichten vereinfachen und                Größenklassen 1–3 existieren beispielsweise keine
   verbessern                                                 rechtlichen Anforderungen an die Einleitung
   Um die Umsetzung der WRRL kontinuierlich zu                von Phosphat, was in kleinen Fließgewässern
   verfolgen und den Aufwand dafür zu begrenzen,              zum Verfehlen des guten ökologischen Zustands
   ist es nötig, die digitale Berichterstattung zur           beiträgt. Der Einsatz von Düngemitteln und
   WRRL und die Datenbereitstellung über zeitge-              Pflanzenschutzmitteln auf Gewässerrandstreifen
   mäße Digitalisierungsinstrumente zu vereinfa-              verhindert das Erreichen des guten Zustands und
   chen. So wird die Kohärenz zwischen der digitalen          sollte wasserrechtlich unterbunden werden.
   und schriftlichen Berichterstattung verbessert,
   eine doppelte Berichterstattung vermieden und         5. Chemikalienrecht und Gewässerschutz­
   ein zeitnaher und aktueller Einblick in den              regelungen wirksam nutzen
   Zustand der Gewässer und die Maßnahmen­                  Zu verbessern ist die Kohärenz zwischen Wasser-
   umsetzung ermöglicht.                                    richtlinien, Stoffrecht sowie Produkt- und Anlagen­
   Auch die Berichterstattung zur Maßnahmen­                recht mit ihren untergesetzlichen technischen
   planung und -umsetzung auf nationaler Ebene              Regelwerken. Erforderlich sind übergreifende Rege-
   muss optimiert werden, weil diese als wesentliche        lungen für gewässerrelevante Chemikalien mit
   Indikatoren erlauben, den Fortschritt bei der            besonders besorgniserregenden Eigenschaften wie
   Verbesserung des Gewässerzustands zu messen              PBT-/vPvB-Stoffe, PMT-/vPvM-Stoffe1 und Stoffe mit
   und vorherzusagen. Zudem verstärkt die digitale          endokrinen Wirkungen in der Umwelt sowie ihre
   Berichterstattung die Transparenz, trägt zur Erhö-       Überwachung in den Gewässern. Qualitätsnormen
   hung der Akzeptanz für zukünftige Maßnahmen              können aus den EU-Registrierungs-, Bewertungs-
   und zur Legitimation des Mitteleinsatzes bei und         und Zulassungsverfahren abgeleitet werden. Die
   erhöht die Motivation für eine zügige Umsetzung.         Priorisierungsverfahren zur Auswahl von Stoffen
                                                            für Maßnahmen sind zu beschleunigen.2
4. Politikbereiche und Rechtsinstrumente
   den Gewässerschutzzielen anpassen                     6. Stoffeinträge frühzeitig erkennen
   Um die rechtlichen Voraussetzungen für eine              und minimieren
   Integration der Gewässerschutzbelange in                 Einträge von Chemikalien, Pestiziden und Arznei-
   andere Politikbereiche zu schaffen, empfiehlt das        mittelwirkstoffen über Produktionsabwässer in die
   Umweltbundesamt, die Gewässerpolitik besser              Gewässer sind schon an der Quelle, d. h. bei der
   mit der Landwirtschafts-, Stoff- und Energiepolitik      Herstellung und Weiterverarbeitung zu vermei-
   abzustimmen (Stockhaus et al. 2021). Neben               den. Wenn Einträge so und im weiteren Nutzungs-
   finanziellen und personellen Ressourcen sind             zyklus der Stoffe nicht vermieden werden können,
   administrative Zuständigkeiten für die Umsetzung         müssen wirksame Verfahren in der Kläranlage
   von Maßnahmen verbindlich zuzuweisen (Reese              genutzt werden (UBA 2015). Auch eine generelle
   et al. 2018).                                            Frachtreduzierung ist im Interesse der Gewässer
   Ein weiterer Grund für die Zielverfehlung ist            und besonders der Meere anzustreben. Dazu hat
   auch die fehlende Integration von Belangen des           das Umweltbundesamt 2018 „Empfehlungen zur
   Gewässerschutzes in andere Rechtsbereiche                Reduzierung von Mikroverunreinigungen in den
   außerhalb des Wasserrechts. Dringende Anpas-             Gewässern“ veröffentlicht (UBA 2018) und darin
   sungen sind beispielsweise: Die Förderfähigkeit          Ansatzpunkte für Maßnahmen in relevanten
   von Wasserkraftwerken nach dem Erneuerbare-              Stoffvollzügen dargelegt.
   Energien-Gesetz sollte unmittelbar an die
   aktuellen WHG-Anforderungen geknüpft und die
   Gewässerentwicklung in den Grundsätzen der
                                                         1   PBT: persistente, bioakkumulierbare und toxische Stoffe; vPvB: sehr (very)
   Raumordnung verankert werden. Das Agrarrecht              persitente und sehr (very) bioakkumulierbare Stoffe; PMT: persistente, mobile und
                                                             toxische Stoffe; vPvM: sehr (very) persistente und sehr (very) mobile Stoffe.
   sollte eine Übertragung von Mitteln aus der           2   Der Umweltrat der EU hat sich für eine nachhaltige Chemikalienpolitik
                                                             ausgesprochen und betont, dass „…die Bewertung chemischer Risiken und
   1. Säule in die 2. Säule der GAP ermöglichen und          das Chemikalienmanagement in den EU-Rechtsvorschriften verbessert und
                                                             durchgängig berücksichtigt werden müssen, um die Kohärenz und Wirksamkeit der
   die ökologischen Regelungen für die Umsetzung             EU-Rechtsvorschriften in Bezug auf Chemikalien zu erhöhen“ (EU Rat 2019).
                                                             Der Fitness-Check der EU-Kommission zu den Wasserrichtlinien kommt zu
   der WRRL nutzbar machen. Auch im Wasserrecht              dem Ergebnis, dass die Regelungen für Chemikalien verbessert, die Liste der
                                                             prioritären Stoffe schneller aktualisiert und neue besorgniserregende Stoffe und
   sind Anpassungen nötig: Für Kläranlagen der               Stoffmischungen besser integriert werden sollten (KOM 2019).

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9 Empfehlungen für den guten Zustand unserer Gewässer

   Um schneller stoffliche Belastungen zu erkennen,   9. Nationale Gewässerschutzinitiative initiieren
   ist ein Frühwarnsystem mit innovativen und            Der Gewässerschutz stellt – wie auch der Klima-
   digitalen Methoden der Gewässerüberwachung zu         schutz – eine gesamtgesellschaftliche Heraus-
   entwickeln.                                           forderung dar, die das Mitwirken verschiedener
                                                         Akteure erfordert. Daher empfiehlt das Umwelt-
7. Den Gewässern mehr Raum geben                         bundesamt eine Nationale Gewässerschutz­
   Das Umweltbundesamt empfiehlt die Synergien           initiative mit dem Ziel, Maßnahmen für den
   zwischen Fluss- und Auenentwicklung, Erhalt und       Gewässerschutz und begleitende Aktivitäten
   Förderung der Biodiversität, Klimaanpassung,          finanziell zu fördern, Akteure zu unterstützen und
   Erholung, Hochwasserschutz und Niedrigwasser­         das Umsetzungsdefizit von Maßnahmen abzu-
   bewirtschaftung konsequent zu nutzen und den          bauen. Diese Initiative sollte neben den Umwelt-
   Gewässern mehr Entwicklungsraum zurück                zielen der WRRL auch zukunftsweisend die neuen
   zu geben. Um zu einer planungs-, bau-, und            Herausforderungen des Klimawandels und dessen
   wasserrechtlich verankerten Flächenkulisse für        Auswirkungen auf die Gewässerbewirtschaftung
   Renaturierungsmaßnahmen zu gelangen und               berücksichtigen und sich in die nationale Wasser-
   Möglichkeiten der Flächenbeschaffung und              strategie der Bundesregierung eingliedern (BMU
   -sicherung zu eruieren, ist dieser Entwicklungs-      2018).
   raum zu ermitteln und in Flächenzielen zu
   definieren. Dazu ist die bestehende Fachgrund-     Fazit
   lage bundesweit konsequent anzuwenden (LAWA        Die Empfehlungen des Umweltbundesamtes zur
   2017).                                             Verbesserung des Gewässerschutzes spiegeln die
   In Ergänzung der vielfältigen Kommunikations-      Herausforderungen wieder, vor denen die Wasser-
   initiativen der Bundesländer und Verbände bietet   wirtschaft, die zuständigen Bundesländer und alle
   das Umweltbundesamt auf der Online-Plattform       Akteure stehen. Der Kontext der gesellschaftlichen,
   „Renaturierung von Fließgewässern“ ausführliche    technologischen, politischen und rechtlichen
   Informationen zum Flächenmanagement und zur        Randbedingungen bestimmt wesentlich den Zustand
   Flächensicherung an.                               unserer Gewässersysteme. Eine nachhaltige Verbes-
                                                      serung und die Wiederherstellung wichtiger Ökosys-
8. Gewässerschutz in der Gemeinsamen                  temfunktionen unserer Gewässer wird nur möglich
   Agrarpolitik (GAP) verankern                       sein, wenn diese prägenden Randbedingungen
   In der Europäischen Agrarpolitik muss der          integrativ gestaltet und grundlegende transformative
   Umwelt- und Gewässerschutz stärker berück-         Prozesse eingeleitet werden.
   sichtigt werden. Die Kommission Landwirtschaft
   am Umweltbundesamt (KLU) stellt fest, dass
   die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU den
   Umweltschutz vernachlässigt. Das bestehende
   System der Flächenprämien gewährleistet nicht
   den Schutz von Wasser, Klima und Artenvielfalt
   (KLU 2019).
   Das Umweltbundesamt empfiehlt daher, statt
   pauschaler Flächenprämien mit der EU-Agrar­
   förderung ökologische Leistungen, wie Gewässer-
   randstreifen und ökologische Bewirtschaftung zu
   honorieren. Die Gewässerschutzbelange sind in
   den nationalen Strategieplan aufzunehmen, um
   Benachteiligungen durch Gewässerschutzmaß-
   nahmen auszugleichen.

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Literatur

Literatur
BMU (2018): Nationaler Wasserdialog. Pressemitteilung                Grambow, M., Feustel, M., Manz, E., Arzet, K., Hafner, T., Korck,
  Nr. 200/18. Binnengewässer. 16.10.2018. https://www.                  J. (2020): Die Wasserpolitik im Anthropozän – Überlegungen,
  bmu.de/pressemitteilung/svenja-schulze-startet-nationalen-            wie wir in Europa in der Gewässerbewirtschaftung auf die
  wasserdialog.                                                         umfassenden Herausforderungen eines neuen Erdzeitalters
                                                                        richtig reagieren können. KW Korrespondenz Wasserwirt-
BMUB/UBA (2016): Die Wasserrahmenrichtlinie.                            schaft, 13, Nr. 7, 356–368.
  Deutschlands Gewässer 2015. Bonn, Dessau.
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   umweltbundesamt.de/publikationen/empfehlungen-zur-            worden ist.
   reduzierung-von-0.

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position // januar 2021
20 Jahre Wasserrahmenrichtlinie:
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