2021 Verfahrensbeschreibung Zuchtwertschätzung Milchziegen
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
2021 Verfahrensbeschreibung Zuchtwertschätzung Milchziegen Herold, Pera; Hamann, Henning LGL 24.06.2021
Verfahrensbeschreibung Zuchtwertschätzung Milchziegen Die Zuchtwertschätzung für Milchziegen erfolgt im Auftrag des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und des Landesverbandes Bayerischer Ziegenzüchter e.V. Durchgeführt vom Zuchtwertschätzteam Baden-Württemberg, in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierzucht, Landesanstalt für Landwirtschaft, Grub. Stand: Juni 2021 Gültigkeit: ab Juni 2021 Zuchtwertschätzteam am LGL Kornwestheim und an der LSZ Boxberg Dr. Henning Hamann Priv.-Doz. Dr. Pera Herold Frau Antje Lange Email: Tierzucht@lgl.bwl.de 1
Inhalt Datenherkunft und Merkmale ...............................................................................................3 Datengrundlage ...............................................................................................................3 Leistungsdaten .............................................................................................................3 Pedigreedaten ..............................................................................................................3 Ziegendatenverbund als Grundlage der Zuchtwertschätzung ............................................3 Begriffsbestimmungen und Merkmalsdefinitionen..............................................................4 Datenprüfung und Datenaufbereitung...................................................................................4 Basisinformationen...........................................................................................................4 Pedigreedaten..................................................................................................................4 Unterteilung der Tiere nach Erstlammalter ........................................................................4 Berücksichtigung der Laktionsnummer .............................................................................5 Einteilung von Herden-Jahres-Saison-Klassen..................................................................5 Datenbestand zur Zuchtwertschätzung April 2014.............................................................6 Zuchtwertschätzung.............................................................................................................7 Modell..............................................................................................................................7 Sicherheiten der Zuchtwerte .............................................................................................8 Indexbildung für Teilzuchtwerte ........................................................................................8 Natural- und Relativzuchtwerte .........................................................................................8 Veröffentlichung der Zuchtwerte .......................................................................................9 Termine der Zuchtwertschätzung......................................................................................9 2
Datenherkunft und Merkmale Datengrundlage Für jede Zuchtwertschätzung werden die Pedigree- und Leistungsdaten von den Zucht- und Leistungskontrollverbänden in Baden-Württemberg und Bayern dem Zuchtwertschätzteam Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Leistungsdaten Derzeit liegen Leistungsdaten aus der Milchleistungskontrolle sowie zur Fruchtbarkeit vor. Es werden alle auf Plausibilität geprüften Leistungsbeobachtungen ab dem Geburtsjahr 1984 verwendet. Pedigreedaten Zu allen Tieren mit plausiblen Leistungsdaten werden alle bekannten bzw. plausiblen Vorfahren zum Aufbau der Verwandtschaftsmatrix verwendet. Für unbekannte Vorfahren werden genetische Herkunftsgruppen (Phantomeltern) definiert. Ziegendatenverbund als Grundlage der Zuchtwertschätzung Der Ziegendatenverbund befindet sich derzeit noch in der Entwicklung. Der Datenfluss für die Pedigree- und Leistungsdaten erfolgt direkt von den Zuchtverbänden und LKVs in Baden- Württemberg und Bayern an die Zuchtwertschätzstelle bzw. für die Zuchtwerte von der Zuchtwertschätzstelle zurück an die Zuchtverbände und LKVs. Abbildung 1: Datenfluss bei der Zuchtwertschätzung Milchziegen nach Einführung des ZDV 3
Begriffsbestimmungen und Merkmalsdefinitionen Milchleistungsprüfung (MLP) Feldprüfung Milchleistung Milchmenge in kg [M-kg], bezogen auf die 240-Tage-Laktationsleistung Fettmenge Fettmenge in kg [F-kg], bezogen auf die 240-Tage-Laktationsleistung Fettprozent durchschnittlicher Fettgehalt in % [F-%] Eiweißmenge Eiweißmenge in kg [E-kg], bezogen auf die 240-Tage- Laktationsleistung Eiweißprozent durchschnittlicher Eiweißgehalt in % [E-%] Fruchtbarkeitsleistung Anzahl geborener weiblicher Kitze Anzahl geborener männlicher Kitze Anzahl geborener Zwitter Anzahl totgeborener Kitze Datenprüfung und Datenaufbereitung Basisinformationen An der Zuchtwertschätzung nehmen derzeit der Ziegenzuchtverband Baden -Württemberg e.V. und der Landesverband Bayerischer Ziegenzüchter e.V. teil. Die Zuchtwertschätzung wird zunächst für die Rassen Bunte und Weiße Deutsche Edelziege durchgeführt. Pedigreedaten Allgemeine Prüfkriterien und Codierung: Merkmal Prüfung Rasse BDE ‚01‘; WDE ‚02‘ Geburtsdatum muss bekannt sein Geschlecht männlich 1; weiblich 2 Unterteilung der Tiere nach Erstlammalter Beide betrachten Milchziegenrassen sind saisonal, das heißt, die Ziegen werden i.d.R. im Sommer/Herbst zugelassen und lammen im Frühjahr ab. Die meisten weiblichen Jungtiere werden noch im Jahr ihrer Geburt das erste Mal gedeckt. Ein kleinerer Teil hingegen wird erst im Folgejahr das erste Mal gedeckt. Damit ergibt sich eine zweigipfelige Verteilungskurve beim Erstlammalter, mit einem Peak bei ca. 13 Monaten und einem kleineren Peak bei 25 Monaten. Um den Einfluss des Erstlammalters auf die späteren Laktationsleistungen zu berücksichtigen, erfolgt eine Klasseneinteilung des Erstlammalters (Abbildung 2). Tiere, die vor dem 620. Lebenstag erstmalig gelammt haben, bilden eine Klasse, während die Tiere, die älter als 620 Tage bei der ersten Lammung waren, eine zweite Klasse bilden. Alle Tiere, deren 4
Erstlammalter nicht bestimmbar ist (weil z.B. Informationen zur ersten Lammung und der darauf folgenden Laktation fehlen), bilden eine dritte Klasse. Abbildung 2: Alter der Ziegen (in Monaten) bei der ersten Ablammung Berücksichtigung der Laktationsnummer Es werden alle erfassten und plausiblen Laktationen eines Tieres berücksichtigt. Auch spätere Laktationen mit einer hohen Laktationsnummer werden in die Zuchtwertschätzung mit einbezogen. Bei der Rasse BDE erreicht die höchste beobachtete Laktationsnummer den Wert 16, während bei der Rasse WDE der entsprechende Wert 12 ist (Stand April 2014). Da aber die Besetzung der höheren Laktationsnummern sehr schwach ist, werden alle Laktationsnummern ≥ 7 zu einer Klasse (7+) zusammengefasst. Somit gibt es 7 Laktationsklassen. Einteilung von Herden-Jahres-Saison-Klassen Um in der Zuchtwertschätzung regionale und zeitliche Umwelteinflüsse zu berücksichtigen, werden Herden-Jahres-Saison-Klassen gebildet. Einflüsse, die Unterschiede zwischen Betrieben verursachen (z.B. unterschiedliche Haltung, Fütterung und Management) sollten über den Herdeneffekt berücksichtigt werden. Zeitliche Umwelteinflüsse gehen in den Jahres- Saison-Effekt ein. Aus beiden Einteilungen ergeben sich die Herden-Jahres-Saison-Klassen. Da es aber große Unterschiede in den Herdengrößen gibt, und die Jahres -Saison-Klassen ausreichend besetzt sein sollten, wird die Länge einer Jahres-Saison variabel gehandhabt. Bei größeren Herden kann die Saison innerhalb eines Jahres kürzer definiert werden, di eses ermöglicht eine bessere Berücksichtigung saisonaler Einflüsse. Bei kleineren Herden mit wenigen Tieren muss eine Saison entsprechend länger definiert werden, um eine ausreichend große Klasse und Vergleichsgruppe bilden zu können. 5
Datenbestand zur Zuchtwertschätzung April 2014 Nach Plausibilitätsprüfungen werden zur Zuchtwertschätzung April 2014 insgesamt 44.096 Laktationen aus Bayern (BY) und Baden-Württemberg (BW) berücksichtigt. In Tabelle 1 ist die Verteilung nach Rassen und Bundesländern dargestellt. Tabelle 1: Anzahl Laktationen nach Rasse und Bundesland BW BY gesamt BDE 10.421 26.529 36.950 WDE 1.397 5.749 7.146 gesamt 11.818 32.278 44.096 Nach Rassen getrennt ergaben sich folgende Werte für die beschreibenden Größen (Tabelle 2). Tabelle 2: Mittelwerte, Standardabweichungen, Minimum- und Maximum-Werte für die 5 Milchleistungsmerkmale, nach Rasse getrennt Mittel Std.Abw. Minimum Maximum BDE M-kg 647,8 227,0 92,0 1.829,0 (n=36.950) F-kg 21,7 8,5 3,0 89,9 E-kg 20,1 6,9 3,1 57,3 F-% 3,4 0,5 1,5 6,0 E-% 3,1 0,3 2,1 4,2 WDE M-kg 662,5 241,0 109,0 1.749,0 (n=7.146) F-kg 22,0 8,6 2,6 72,0 E-kg 20,9 7,3 2,6 52,4 F-% 3,3 0,5 1,5 6,0 E-% 3,2 0,3 2,1 4,2 Die Verteilung der 44.096 Laktationen nach Rassen und Laktationsklassen ist in Tabelle 3 dargestellt. Tabelle 3: Verteilung der Laktationen nach Rassen und Laktationsklassen Lakt.-Kl. BDE WDE gesamt 1 8.831 1.864 10.695 2 8.152 1.723 .9875 3 6.379 1.299 7.678 4 4.801 955 5.756 5 3.333 596 3.929 6 2.275 361 2.636 7+ 3.179 348 3.527 gesamt 36.950 7.146 44.096 Die 44.096 berücksichtigten Laktationen wurden von insgesamt 16.487 Ziegen erbracht (durchschnittlich 2,7 Laktationen pro Ziege), davon lammten 8.029 Ziegen vor dem 620. Lebenstag ab, 2.477 Ziegen nach dem 620. Lebenstag und bei 5.981 Ziegen war das 6
Erstlammalter nicht zu bestimmen. Die Aufteilung der Laktationen in Herden-Jahres-Saison- Klassen ergab 3.060 dieser Gruppen, so dass in einer Vergleichsgruppe im Durchschnitt 14,1 Laktationen zusammengefasst werden. Zuchtwertschätzung Es werden Zuchtwerte für die fünf oben aufgeführten Milchleistungsmerkmale durchgeführt. Um keine Autokorrelationen zu berücksichtigen, werden zwei Schätzläufe mit je drei Merkmalen durchgeführt, wobei in dem einen Lauf die Merkmale Milchmenge, Fettmenge und Eiweißmenge kombiniert werden, während im zweiten Lauf das Merkmal Milchmenge zusammen mit den Merkmalen Fettgehalt und Eiweißgehalt ausgewertet wird. Die dabei verwendeten Heritabilitäten und genetische Korrelationen sind in Tabelle 4 zu finden. Tabelle 1: Heritabilitäten (Diagonale) und genetische Korrelationen für Milchleistungsmerkmale Milchmenge FettmengeEiweißmenge Fettgehalt Eiweißgehalt Milchmenge 0.334 0.673 0.872 -0.177 -0.249 Fettmenge 0.388 0.800 0.598 0.230 Eiweißmenge 0.347 0.111 0.249 Fettgehalt 0.484 0.552 Eiweißgehalt 0.518 Modell Das statistische Modell beinhaltet neben die bereits erwähnten Faktoren Erstlammaltersklasse, Laktationsnummer und Herden-Jahres-Saison. Der Einfluss des Faktors Rasse wird dadurch berücksichtigt, dass beim Aufbau der zur Zuchtwertschätzung nötigen Pedigree-Datei rassespezifische genetische Gruppen gebildet werden. Dabei werden die Basistiere der Populationen (Tiere, von denen Vater- und Mutterinformationen fehlen) weiterhin noch nach Geburtsjahrgangsklassen und Geschlecht unterteilt . Da es bei der Rasse BDE mehr Basistiere gibt, können hier mehr genetische Gruppen gebildet werden (n = 10), während es bei der Rasse WDE vier genetische Gruppen berücksichtigt werden. Da wiederholte Leistungen eines Tieres (=Laktationen) möglich sind, handelt es sich um ein Wiederholbarkeitsmodell, das neben dem additiv-genetischen Effekt des Tieres auch den permanenten Umwelteffekt des Tieres umfasst. Die Modellgleichung sieht folgendermaßen aus: Yijklmn = µ + LNj + ELAk + hjsl + pem + an + eijklmn Yijklmn Beobachtungswert (Milch-kg, Fett-/Eiweiß-g, Fett-/Eiweiß-%) µ Modellkonstante LNj Laktationsnummer j = 1-7+ (fix) ELAk Erstlammaltersklasse k (fix) hjsl Herden-Jahr-Saison-Effekt (zufällig) pem permanenter Tiereffekt (zufällig) an additive genetischer Effekt des Tieres (zufällig) eijklmn Residuum (zufällig) 7
Sicherheiten der Zuchtwerte Die Sicherheit der geschätzten Zuchtwerte gibt Hinweise darauf, wie gut der geschätzte Zuchtwert mit dem unbekannten wahren Zuchtwert übereinstimmt und im welchen Maß sich der geschätzte Zuchtwert beim Hinzukommen neuer Informationen bei späteren Zuchtwertschätzungen noch verändern kann. Die Sicherheit ist abhängig von: Erfassungsgenauigkeit des betrachten Merkmals Erblichkeit des Merkmals (Heritabilität) Informationsart (einmalige Leistung, wiederholte Leistung) Informationsquelle und Beziehung zum Probanden (Eigenleistung, Ahnenleistung, Nachkommenleistung) Informationsmenge Datenstruktur / Vergleichbarkeit (Vergleichsgruppe, genetische Verknüpfung) Indexbildung für Teilzuchtwerte Derzeit wird zusätzlich zu den Einzel-Zuchtwerten ein Milchwert ausgewiesen. Dieser setzt sich aus den Merkmalen Milchmenge, Fett- und Eiweißmenge zusammen. Die Gewichtung der Merkmale erfolgt nach den wirtschaftlichen Gewichten, die sich am Auszahlungspreis einer Molkerei orientieren: Milchmenge 0,27 €/kg Milch Fettmenge 7,00 €/kg Fett Eiweißmenge 8,50 €/kg Eiweiß Daraus ergibt sich eine Gewichtung im Milchwert von Milchmenge 27% Fettmenge 39% Eiweißmenge 34% Natural- und Relativzuchtwerte Zuchtwerte können als Natural- oder als Relativzuchtwerte ausgegeben werden. Naturalzuchtwerte haben immer die physikalische Einheit ihres Ausgangsmerkmales, z.B. kg. Dieses erschwert die Vergleichbarkeit zwischen den Zuchtwerten verschiedener Merkmale. Daher werden die Naturalzuchtwerte transformiert und zu Relativzuchtwerten umgewandelt. Bei Ziegen werden dabei die Zuchtwerte der aktuellen Population auf 100 gesetzt mit einer Streuung der wahren Zuchtwerte von 20 Punkten. Da in dieser Zuchtwertschätzung zwei Rassen berücksichtigt werden, müssen auch zwei Gruppen von sogenannten Referenztieren definiert werden, über die die aktuellen Populationen beschrieben werden. Sowohl für die Rasse BDE als auch für die Rasse WDE werden hier jeweils alle männlichen und weiblichen Tiere berücksichtigt, die nicht älter als 10 Jahre sind. Zusätzlich besteht die Anforderung an ein Referenztier, dass die Sicherheit des geschätzten Milchwertes eine bestimmte Grenze überschreitet, bei BDE hat diese Grenze den Wert 60%, während bei der Rasse WDE auf Grund allgemein niedriger Sicherheiten die Grenze 50% beträgt. 8
Veröffentlichung der Zuchtwerte Die Veröffentlichung erfolgt in Abhängigkeit von den Sicherheiten der Zuchtwerte, die Veröffentlichungsgrenzen werden innerhalb der Merkmalskomplexe definiert. Die Sicherheit bei den Milchleistungsmerkmalen sowie dem Milchwert muss für die Veröffentlichung mindestens 20% betragen. Die Ergebnisse der Zuchtwertschätzung werden über Schnittstellen an die LKV in Bayern und Baden-Württemberg übermittelt und den Züchtern im LKV-Herdenmanager zur Verfügung gestellt. Termine der Zuchtwertschätzung Die Zuchtwertschätzung wird einmal jährlich im Januar am Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg durchgeführt werden. Zusätzlich werden anlässlich des gemeinsamen Bockmarktes Pedigreezuchtwerte für die Jungböcke berechnet und im Marktkatalog veröffentlicht. Die Veröffentlichungsgrenze beträgt hierbei ebenfalls mindestens 20% Sicherheit beim Milchwert. 9
Sie können auch lesen