2x Rheinfelden - MIT ALLEN VERANSTALTUNGEN AUS DER LITERARISCHEN WERKSTATT
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2x Rheinfelden Das Kultur- und Stadtmagazin beider Rheinfelden 54 | September/Oktober 2017 | gratis erhältlich SCHWERPUNKT SCHREIBEN SAMANTHA BRÖCHIN LIEBT VAMPIRE EIN RHEINFELDER AUTOR UND REGISSEUR IM GESPRÄCH MIT VALENTIN ZUMSTEG EIN KRIMIAUTOR BERICHTET AUS DER LITERARISCHEN WERKSTATT … MIT ALLEN VERANSTALTUNGEN IM SEPTEMBER UND OKTOBER
Anzeige Silvester im Schiff Mit voller Fahrt ins neue Jahr! Lassen Sie das Jahr bei einem Gala-Dinner mit Tanz und Live-Musik genussvoll ausklingen. Garantiert mit bestem Blick auf die Rheinbrücke und das grosse Feuerwerk! 6-Gang-Menü CHF 148.– (inkl. 1 Glas Champagner zum Apéro und Mitternachts-Snack) Sonntag, 31. Dezember 2017, ab 18.30 Uhr Hotel Schiff am Rhein*** Marktgasse 60, CH-4310 Rheinfelden Reservation: T +41 61 836 22 22 oder hotelschiff.ch AUSSTELLUNG JOHANNITERKAPELLE offene ateliers 26. August -17. September 2017 Freddy Allemann Handschrift 44 Kulturschaffende zeigen Harr y Hermes Mischtechnik ihre Werke in Rheinfelden und Laurent Charles Fotografie der Region. Dora Freiermuth Objekte Florina Huber Keramik Rolf Meyer Fotografie 16.– 17. September 2017 Lisa Greber Malerei VERNISSAGE Sa. 14–18 Uhr, So. 11–18 Uhr Sa, 26.8. 14 Uhr ÖFFNUNGSZEITEN Ein Kulturengagement der Stadt Rheinfelden 26.8.- 17.9. 2017 kultur-rheinfelden.ch Sa/So 14 bis 18 Uhr KONZERTE Mit Unterstützung von Sa, 2.9. 19 Uhr Gopfredstutz, Maederneffruffing Fr, 8.9. 19 Uhr Mo Vene zaraz.ch Sa,16.9. 19 Uhr Gino Suter, Andrei Ichtchenko Johannitergasse , 4310 Rheinfelden 2
m Liebe Leserin, lieber Leser, Rheinfelden it dem Federkiel Lebenswert. Liebenswert. schreibt man heute nicht mehr, selbst der Füllhalter ist nur IMPRESSUM noch selten in Gebrauch. Wir Herausgeber widmen uns in dieser Ausga- Stadt Rheinfelden (Schweiz), Stadt Rheinfelden (Baden) be dem Schreiben. Sie werden einwerfen, dass das doch nichts besonderes ist, schliess- Redaktion Heft 54 Claudius Beck, Stephanie Braun, Brigitte Brügger, lich muss auch der Inhalt dieses Magazins einmal aufge- Sina Gubser, Peter Löwe schrieben werden. Doch wir haben professionelle Autoren Fotos: Autoren, wenn nicht anders vermerkt. in beiden Rheinfelden im Auge, wie auch Menschen, die Titelfoto Hans Christof Wagner »nebenher« Bücher schreiben oder ihre Ergüsse in Blogs und Webseiten in die Welt hinausposaunen. Auch treffen Realisation Peter Löwe, www.Loewe-Werbeagentur.com sich Autoren in Gruppen, was unter dem Begriff Literatur- werkstatt bekannt ist und es gibt eine Trainerin für bes- Auflage 6.000 Exemplare ISSN 1664-4778 seres Schreiben. Erstaunlich, was sich alles innerhalb der Verteilung Mauern dieser beiden Rheinfelden ereignet und sichtbar Auslage in Gemeindeverwaltungen, Geschäften, wird, wenn man einmal den Fokus darauf legt. Bibliotheken, Schulen und Kultureinrichtungen Bezug im Abo möglich: Infos auf der vorletzten Seite Rheinfelden (Schweiz): Verteilung an Abonnenten Ich lade Sie ein, die Autoren näher kennenzulernen: der Neuen Fricktaler Zeitung Vom Krimi, Science Fiction, Reisebuch und Biografie, Kontakt für Redaktion und Inserate in Rheinfelden/D Lebensgeschichte und Ratgeber. Vieles kommt aus Rhein- Kulturamt der Stadt, Claudius Beck, felden in den Buchhandel, das vielfältige Verlagsleben Rathaus, Kirchplatz 2, D-79618 Rheinfelden des OZ-Verlags gar nicht miteingeschlossen. Journalisten c.beck@rheinfelden-baden.de, Tel.: +49 7623 95-237 Kontakt Kalender Rheinfelden/D: sind Vielschreiber schlechthin, wir haben in eine Zeitungs s.braun@rheinfelden-baden.de redaktion und in die PR-Abteilung einer Behörde ge- schaut. Kontakt für Redaktion, Kalender in Rheinfelden/CH Stadtbüro/Kulturbüro, Brigitte Brügger Rathaus, Marktgasse 16, CH-4310 Rheinfelden Lassen Sie sich verführen von unserem Kulturmagazin 2xrheinfelden@rheinfelden.ch, Tel.: +41 61 835 51 11 und geniessen Sie das vielfältige Herbstangebot der Rheinfelder Kultur. Kontakt für Inserate in Rheinfelden/CH Fricktaler Medien AG, Herr Roberto Pombar, Baslerstrasse 10, 4310 Rheinfelden roberto.pombar@fricktalermedien.ch, Tel. +41 61 835 00 52 Ihr Claudius Beck Inserate- und Redaktionsschluss für die Ausgabe November/Dezember: 30. September 2017 Leiter des Kulturamts Rheinfelden (Baden) Schwerpunkt: Schreiben EDITORIAL 3
«ICH BIN EIN WAHNSINNIGER VAMPIR-FAN» Samantha Bröchin hat bisher zwei Bücher veröffentlicht Das Schreiben gehört zu den gros- sen Leidenschaften der 38-jährigen Rheinfelderin. Derzeit ist Samantha Bröchin daran, ihr drittes Buch zu schreiben. B ereits in der vierten Klasse begann Samantha Bröchin Geschichten zu schreiben. «Damals waren es noch Liebesgeschichten», lacht sie. Später, in der Oberstufe, widmete sie sich Fantasy The- men. Das ist eine Welt, die sie, die ur- sprünglich tiermedizinische Praxisassis- tentin lernte und heute das Restaurant Gambrinus in Rheinfelden führt, interes- siert. «Ich bin ein wahnsinniger Vampir- Fan. Vampire sind schnell, stark und schön. Zudem fasziniert mich das ewige Leben und die mystische Welt», verrät sie. Samantha Bröchin führt das Restaurant Gambrinus in Rheinfelden und arbeitet an ihrem dritten Buch. So liegt es auf der Hand, dass in ihrem ersten Roman «Wächter der Finsternis», der 2010 erschienen ist, Dämonen vorkommen. Samantha Bröchin hat schon einige Schick- Dankbar ist Samantha Bröchin für die Im 2. Roman «Vergessene Kriegerin» erzählt salsschläge erlitten. Der frühe Tod ihrer schöne Beziehung zu ihrem Vater und ih- sie von Vampiren. «Mein drittes Buch han- Mutter sowie den Verlust ihres Bruders prä- rem jüngeren Bruder Samuel. Auch wenn delt weder von Dämonen noch von Vampi- gen ihr Leben. 2012, zwei Jahre nachdem sie ihr Vater mit seiner Frau und Samanthas ren, aber Magie kommt trotzdem vor», ihre Mutter verlor, starb ihr Bruder Marius Stiefbruder schon viele Jahre auf einer schmunzelt sie. 32-jährig überraschend an einem Aorta- Farm in Texas lebt, versucht Samantha die Riss. «Ich bin ein sehr gläubiger Mensch. Familie so oft wie möglich zu besuchen. Flucht vor der Wirklichkeit Aber damals, nachdem ich die beiden Men- Während zwei Jahren war ihre Mutter, wel- schen, die mir am nächsten standen, in so Schicksalschläge im aktuellen Werk cher sie sehr nahe stand, schwer krank. Sie kurzer Zeit verloren hatte, wendete ich mich verarbeitet starb 2010, im gleichen Jahr, als Samantha für gewisse Zeit von allem ab, was mir gut In ihrem aktuellen Werk, das sie plant bis Bröchin ihr erstes Werk veröffentlichte. In tat.» Ende Jahr abzuschliessen, verarbeitet sie dieser schwierigen Zeit nutzte sie das Schrei- die Verluste ihrer Mutter und ihres Bruders ben, um abzutauchen und Abstand zum re- Samantha Bröchin glaubt fest daran, dass Marius. Oftmals schreibt sie nachts oder in alen Leben zu gewinnen. Ursprünglich woll- die Energie von Menschen, auch nach ih- ihrer Freizeit. Auch in den Ferien zieht sie te sie das Werk nicht rem Tod, nicht verlo- sich gerne zurück an ihren Schreibtisch veröffentlichen, bis «Schon in der Schule liebte ich es, ren geht. «Das spüre und taucht ein in die Welt, in welcher sich eine Freundin das Ge- Aufsätze zu schreiben. Meine Auf- ich», sagt sie und ist die Figuren ihrer Geschichten bewegen. schriebene las und sätze waren immer am längsten.» froh, sich in beson- «Schon in der Schule liebte ich es, Aufsätze ihr empfahl, ein Buch ders traurigen Mo- zu schreiben. Meine Aufsätze waren im- herauszugeben. Glücklich ist sie, dass sie ment daran orientieren zu können. «Ich mer am längsten.» Seit ihrer Kindheit ist kurz vor dem Tod ihrer Mutter noch Gele- glaube, dass Geister sehr wohl existieren.» das Schreiben ihre ganz grosse Leiden- genheit hatte, ihr ein Probeexemplar ihres Sie erinnert sich, wie ihre Mutter ihr früher schaft. Es bedeutet für sie ein wunderbarer ersten Werkes zu zeigen. Geistergeschichten erzählte und sie ge- Ausgleich zum Alltag und gibt ihr Gelegen- meinsam mitten in der Nacht den Friedhof heit, sich für eine gewisse Zeit in ihre eige- besuchten und über Geister sprachen. ne Fantasie-Welt zurückzuziehen. Janine Tschopp 4 TITELTHEMA
DIE SCHILLERNDE LEBENSGESCHICHTE EINES RHEINFELDERS René Portmann hat ein autobiografisches Buch über seine bewegte Kindheit, Jugend und seine sieben Jahre in Thailand geschrieben. Palmen, Strand, Meer und eine einfache Hütte: Dieses Bild ziert das Cover des autobiografischen Buches „Ich habe dich nie vergessen“ von René Portmann. Auf 141 Seiten schildert der Autor seine abenteuerliche Lebensgeschichte. Was der aus Rheinfelden stammende 54-jährige Familienvater in jungen Jahren auf verschlungenen Lebenswegen erlebt hat, ist filmreif. René Portmann: „Ich habe dich nie vergessen“, Edition Wortschatz; ISBN 978-3-943362-38-1, 14,90 Euro, 17,08 CHF E ntspannt sitzt René Portmann bei und Abenteuerlust getrieben, unternahm unter dem Baum seiner Kindheit und hör- unserem Gespräch in einem Café, Portmann nach einer Lehre als Zimmer- te die Stimme. im roten T-Shirt, Tätowierungen an mann 1988 eine Reise durch Südostasien, beiden Unterarmen, ein Band mit einem machte Motorradtouren durch den Das alles führte zu dem Buchprojekt, an Kreuz um den Hals: ein Mann, der nach Dschungel, verliebte sich in die Insel dem er dreieinhalb Jahre gearbeitet hat. vielen Irrungen und Wirrungen mit sich Phuket, hegte Auswanderer-Gedanken. Darin beschreibt er seine Kindheit, Ju- im Reinen ist. Wieder zurück, geriet er an die Auto-Ma- gend, die Flucht nach Thailand, die Erleb- fia, die illegal Autos verschob. Doch Port- nisse in der Donaumetropole, die Sinnsu- René Portmann ist in Degerfelden aufge- mann wollte raus aus den kriminellen che im Strandhaus auf Phuket, die wachsen. Er war erst fünf, als seine Mutter Machenschaften. „Das ist kein ehrliches Rückkehr nach Deutschland. Das Schrei- den Vater verließ und die Familie ausein- Leben gewesen.“ Durch Zusammenarbeit ben empfand er als „harte Arbeit“. Ging es ander gerissen wurde. Als Junge sei er ein mit den Behörden bekam er Immunität doch darum, die Fülle von prägenden Er- „Lausbub“ gewesen, in der Art eines Huck- zugesichert und flog nach Thailand. eignissen und Geschichten auf das We- leberry Finn. Einer, der die Schule sentliche zu komprimieren. Für den Neu- schwänzte, lieber am Rhein als im Unter- Autor bedeutet das Buch auch einen »Ich gründete eine Jugendgang, richt saß, und abends „Aktenzeichen XY“ schonungslos ehrlichen Blick nach innen, klaute, machte Einbrüche in und Gangsterfilme anguckte. Die Revolver- ein Aufarbeiten seiner Vergangenheit mit Läden und Kaufhäusern, rief das helden und Ganoven faszinierten ihn: „Ich ihren unrühmlichen Kapiteln, ihren Jugendamt auf den Plan.« wollte auch einer von ihnen sein.“ Er grün- Schatten- und Sonnenseiten. Flüssig und dete eine Jugendgang, klaute, machte Ein- lebendig lesbar sollte es auch sein, „Aben- brüche in Läden und Kaufhäusern, rief das Sieben Jahre blieb Portmann auf der Insel teuer, Krimi und Autobiografie zugleich“. Jugendamt auf den Plan. Eine problemati- Phuket, baute sich eine neue Existenz auf, Portmann vergleicht das Feilen an den sche Kindheit, die aber auch geprägt war machte eine Fischfarm und eine Brezelbä- Sätzen mit einem „Klotz Stein, an dem von der intensiven Liebe zur Natur, beson- ckerei auf, die richtig florierten. Als „Reise- man meißelt“. ders zu einem Baum in seinem Heimat- Vogel“ pendelte er zwischen Thailand und dorf. Unter diesem Baum hat er als Junge Wien. In der Donaumetropole hatte er ei- Im Nachwort schildert er sein aktuelles Le- oft gebetet, in den Himmel geschaut und nen Top-Job in einem Edelclub, verkehrte ben: Mit Frau Tanja, Sohn, Tochter und Fragen an Gott gestellt. Die Stille der Na- in der schillernden Szene mit Prominenz Pflegekind wohnt er in Liestal und arbei- tur, die Schöpfung hat ihm Kraft gegeben, wie Popstar Falco. Doch dann zog sich er tet seit zehn Jahren als mobiler Streetwor- und eines Tages hörte er eine Stimme, die zurück auf die Insel, lebte wie Robinson ker für das Jugendsozialwerk Sissach. Als auf seine Fragen antwortete - ein Erlebnis, Crusoe in einer schlichten Strandhütte Streetworker kümmert er sich um Jugend- das ihn zutiefst bewegte. und hatte dort ein übernatürliches Erleb- liche auf der Straße, die aus sozial schwie- nis: Er sah ein Licht, „das nicht von dieser rigen Verhältnissen kommen, hält auch Mit 14 zog ihn die erste Discothek am Ort Welt war“. Diese spirituelle Erfahrung Vorträge. Und hat endlich sein Glück und magisch in Bann. Er durfte Platten aufle- brachte eine gravierende Änderung in seine Bestimmung gefunden. gen, an der Bar mithelfen und schlitterte sein Leben. Nach der Rückkehr stellte er immer tiefer in das Szene-Milieu der Dis- sich der Justiz, arbeitete auf Kreuzfahrt- Roswitha Frey cos, Clubs und Bars hinein. Von Fernweh schiffen. Und stand nach 30 Jahren wieder TITELTHEMA 5
Der schreibende Globetrotter und Theatermann Thomas Blubacher Ein vielseitiger Rheinfelder Autor und Regisseur A uf dem Buchmarkt hat er Doppelbiografie der Geschwister Eleonora sich mit vielbeachteten und Francesco von Mendelssohn, die zu Künstlerbiografien und den glamourösesten und extravagantes- Büchern über Emigranten- ten Künstlern der Weimarer Republik ge- schicksale einen Namen hörten, in der Nazizeit emigrieren muss- gemacht. Blubacher gilt als Spezialist für ten und elend zugrunde gingen. Ebenso gefährdete Existenzen, biografische Brü- spannend liest sich die Biografie „Die vie- che und Abstürze, für Lebensgeschichten len Leben der Ruth Landshoff-Yorck“, in vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der Blubacher den Weg der jüdischen der 1920er- und 1930er-Jahre, der Kriegs- Schriftstellerin vom It-Girl im Berlin der und Nachkriegszeit. Goldenen Zwanziger zur „Grand Old Lady“ Anfangs verfasste der promovierte der alternativen Kulturszene New Yorks in Theaterwissenschaftler, der an den Uni- den 1960er-Jahren schildert. Solche Künst- versitäten Bern, Wien und Long Beach un- lerbiografien verlangen enormen Recher- terrichtete, ausschließlich wissenschaftli- che-Aufwand, Geduld und einen langen che Texte, doch dann wuchs in ihm der Atem. Die Arbeit an dem Buch über die Wunsch, ein breiteres Publikum zu errei- Mendelssohns zum Beispiel zog sich acht chen. Parallel zu seiner praktischen Thea- Jahre hin. terarbeit an Bühnen im ganzen deutsch- „Irgendwann wird es zur Detektivar- Der Autor und Theaterwissenschaftler Thomas sprachigen Raum entwickelte sich das beit“, schildert der Autor die sensible An- Blubacher hat sich mit Künstlerbiografien und Büchern Schreiben sukzessive zu einem zweiten näherung an historische Persönlichkeiten, über Emigrantenschicksale einen Namen gemacht. Als Beruf, und in den vergangenen Jahren hat an Leben voller Brüche und Umbrüche, die Theater-Regisseur inszeniert er am liebsten Gegenwarts- stücke. Blubacher sogar mehr geschrieben als in- er Stück für Stück wie ein Mosaik zusam- szeniert. mensetzt. Und manchmal hilft auch ein wenig Glück: Auf einem Speicher in New Den Notizblock und das Laptop hat Mittlerweile hat der Autor ein gutes Dut- York entdeckte er unvermutet in verstaub- Thomas Blubacher immer dabei, zend Bücher über Künstler, Dichter, Thea- ten Kisten Hunderte unbekannter Doku- ter- und Filmgrößen in namhaften Verla- mente von Ruth Landshoff-Yorck, die heu- wenn er unterwegs ist. In über 60 gen veröffentlicht. Darunter eine Biografie te im Deutschen Literaturarchiv Marbach Länder haben die Recherchen für sei- über den Schauspieler, Regisseur und In- aufbewahrt werden. „Wenn man immer ne Buchprojekte den in Rheinfelden tendanten Gustaf Gründgens, dessen am- wieder die Briefe liest, die ein Mensch ge- aufgewachsenen Autor und Thea- bivalente Rolle im Dritten Reich Blubacher terregisseur schon geführt. Ob er differenziert beleuchtet. Internationale auf einem Dachboden in New York Resonanz erfuhr auch „Gibt es etwas Schö- unbekannte Dokumente aus einem neres als Sehnsucht?“, seine hoch gelobte Nachlass aufstöbert, in Wien, Los Angeles oder Amsterdam mit Zeit- zeugen spricht, sich in Berlin in his- torisches Quellenmaterial vergräbt, in Indonesien oder auf Schiffstouren in der Karibik, dem Indischen Oze- an und den norwegischen Fjorden Eindrücke sammelt: Im Zuge seiner Arbeit als Buchautor kommt der 49-Jährige in der ganzen Welt her- um. 6 TITELTHEMA
schrieben hat, seine Notizen und viel- Studios, wo der Regisseur von Oscar-Ge- auch dieser leichtfüßige Stil für den Autor leicht sogar Tagebücher, bekommt man winnern wie Ellen Burstyn und Martin Schwerarbeit, er hat lange an den Sätzen ein Gespür dafür, wie er gedacht hat, wie Landau lernen durfte. gefeilt. Der Lohn: Sein Buch über Kreuz- er gefühlt hat.“ Hilfreich sind nicht zuletzt Längst hat Blubacher sein literarisches fahrten wurde im Frühjahr mit dem die oft zeitintensiven Gespräche mit Spektrum über sein Spezialgebiet hinaus BuchAward der Internationalen Touris- Freunden, Kollegen und Verwandten. erweitert. Er hat im Insel Verlag ein unter- mus Börse Berlin ausgezeichnet. „Man muss diese Geschichten jetzt schrei- haltsames Buch über Alltägliches und Ku- ben, solange man die letzten Zeitzeugen rioses aus Großmutters Zeiten herausge- Obgleich zuletzt das Schreiben dominier- noch befragen kann“, sagt Blubacher. bracht und zuletzt zwei Bände für die te, hat Blubacher sein eigentliches Metier, Besonders gerne holt er vergessene Leben erfolgreiche Reise-Reihe des Piper Verlags das Theater, nie aus dem Blick verloren. wieder ans Licht, so wie in seinem neues- verfasst: „Gebrauchsanweisung für Bali“ Wie er seinen Regiestil beschreiben wür- ten, im Frühjahr 2018 erscheinenden Buch und „Gebrauchsanweisung für Kreuzfahr- de? „Ich habe keinen Stil, sondern versu- über die Schauspielerin Ruth Hellberg. Sie ten“. Literarische Führer der etwas ande- che, für jedes Werk die geeignete Form zu verkehrte als UFA-Star mit den Größen ren Art, in denen er aus subjektiver Sicht finden.“ Die Liste von Dramen, die er an des Dritten Reichs und musste zugleich über Land, Leute, Alltag und Kultur der Theatern zwischen Basel und Bremerha- ihren „halbjüdischen“ Sohn schützen, des- Insel Bali, die er vielfach bereist hat, sowie ven, Tübingen und Wien inszeniert hat, ist sen emigrierter Vater ein den Nazis beson- über die besondere Art des Urlaubs auf beeindruckend. Es sind Klassiker darunter, ders verhasster Verleger war. Zurzeit ar- Boulevardkomödien und Psychothriller, beitet Blubacher außerdem an einem »Nach vielen Jahren in staubigen doch am liebsten führt er Regie bei Gegen- Buchprojekt über zwei hoch betagte Archiven hat mich das Schicksal wartsstücken, in denen es um existenziel- Schwestern aus Berlin, die mit ihren El- in die weite Welt und an die fri- le Themen geht, wie Sarah Kanes „Zer- tern das Naziregime nur dank der Hilfe sche Meeresluft geschickt.« bombt“ oder Thomas Vinterbergs „Fest“. des NS-Geheimdienstchefs Wilhelm Cana- Am Schauspielhaus Zürich zeigte er die ris überlebten. schwimmenden Ozeanriesen schreibt. Schweizer Erstaufführung von „Jimmy, „In den Biografien steht kein noch so „Nach vielen Jahren in staubigen, neonbe- Traumgeschöpf“ der Kanadierin Marie belanglos scheinendes Detail, das ich leuchteten Archiven hat es das Schicksal Brassard, in Los Angeles setzte er die ame- nicht überprüft habe.“ Auch die Orte, über gut mit mir gemeint und mich in die wei- rikanische Erstaufführung von Helmut die er schreibt, kennt er aus eigener An- te Welt und an die frische Meeresluft ge- Kraussers „Leatherface“ in Szene. Seine schauung, etwa Pacific Palisades, jenen schickt“, kommentiert Blubacher die Ar- jüngste Regiearbeit führte ihn im Sommer Stadtteil von Los Angeles, in dem etliche beit an diesen Reisebüchern. Auf zum dritten Mal zu den Tiroler Volks- von den Nazis vertriebene Literaten, Mu- Luxuslinern und Großseglern über die schauspielen, wo er nach zwei opulenten siker, Film- und Theaterschaffende Zu- Weltmeere zu schippern, in Schiffsberei- Freilichtspektakeln diesmal ein konzent- flucht fanden – packend nachzulesen in che zu gelangen, zu denen Passagiere nor- riertes Kammerspiel auf die Bühne brach- Blubachers Buch „Paradies in schwerer malerweise keinen Zugang haben, und te: „Lampedusa“, ein brandaktuelles Thea- Zeit“. Dort lebte er 2002 als „Writer in Re- das bunte Leben an Bord zu beschreiben, terstück zur Flüchtlingskrise, geschrieben sidence“ in der Villa Aurora, dem einsti- hat Blubachers Horizont nicht nur geogra- vom englischen Shooting-Star Anders gen Haus Lion Feuchtwangers: „Dieser fisch erweitert. Diese „Gebrauchsanwei- Lustgarten, hochkarätig besetzt. Aufenthalt hat mir viele Türen geöffnet.“ sungen“ unterscheiden sich deutlich von Unter anderem die des legendären Actors den Künstlerbiografien. Gleichwohl ist Nicht nur als Regisseur arbeitet Blubacher immer wieder mit bekannten Darstellern von Katharina Thalbach bis August Diehl zusammen, auch aus seinen Büchern liest er oft gemeinsam mit Schauspiel-Promi- nenz wie Senta Berger, Michael Heltau oder Charles Brauer: „Das hilft natürlich, ein großes Publikum zu erreichen.“ Über- haupt liebt er es, auf Lesereise zu gehen – und das nicht nur in Deutschland. Jüngst hat er auf einer Literaturkreuzfahrt über den Atlantik aus seinen Künstlerbiografi- en gelesen und damit die Passagiere un- terhalten, gemeinsam mit Guido Knopp und Wladimir Kaminer. In diesem Winter ist er für Lesungen auf einer Amazonas- Schiffsreise und 2019 auf einer Kreuzfahrt in Südostasien gebucht. Darauf freut sich der schreibende Globetrotter schon sehr. Roswitha Frey TITELTHEMA 7
Valentin Zumsteg, stellvertretender Chefredaktor der Neuen Fricktaler Zeitung: «Ich schreibe gerne über Menschen» Valentin Zumsteg an seinem Arbeitsplatz V alentin Zumsteg ist stellver- Herr Zumsteg, wie sind Sie Journalist ge- in Luzern besucht. 1996 wurde ich Redak- tretender Chefredaktor der worden, jemand, der mit dem Schreiben tor der Basler Zeitung und habe in dieser seinen Lebensunterhalt verdient? Zeit vor allem aus dem Fricktal berichtet. Neuen Fricktaler Zeitung mit 2004 wechselte ich dann zur NFZ, die da- Sitz in Rheinfelden. Der 44-Jährige Zumsteg: Nach der Volksschule und einem mals noch, vor der Fusion mit dem Frick- über seinen Werdegang, seine Moti- Jahr an einem Collège im Schweizer Jura taler Boten, Fricktaler Zeitung hiess. vation zu schreiben und über einen habe ich eine Banklehre gemacht und an- Beruf, der für ihn auch nach mehr schliessend auch hauptberuflich bei einer Sie sind also schon seit mehr als 20 Jahren als 20 Jahren nichts an Lebendigkeit, Bank gearbeitet. Gleichzeitig begann ich Profi-Schreiber. Wie hat sich das Schreiben nach Feierabend und an Wochenenden als in dieser Zeit verändert, durchs Internet, die Vielfalt und Reiz verloren hat. freier Mitarbeiter bei der Basler Zeitung digitale Revolution? zu schreiben. Zeitungen haben mich im- mer interessiert, ich las viel, schon früh Eigentlich gar nicht so stark, nur dass ich und mit grossem Vergnügen das deutsche jetzt eben für ganz viele verschiedene Ka- Magazin Der Spiegel. Der Journalismus näle schreibe, für die gedruckte Zeitung, hat mich schnell gepackt. Klar war, dass er für die Online-Ausgabe, für soziale Netz- mein Beruf werden sollte. Als sich die werke und für unsere Smartphone-App. Chance bot, habe ich ein Volontariat beim Das macht den Job schnelllebiger, aber damaligen Badener Tagblatt absolviert auch vielfältiger und interessanter. Da wir und das Medienausbildungszentrum MAZ Layouter im Hause haben, kann ich mich 8 TITELTHEMA
Hilfsmittel eines Zeitungsredaktors immer noch weitgehend aufs Schreiben eigener Texte und aufs Redigieren von Beiträgen von Kollegen, freien Mitarbei- tern und aus externen Quellen konzent- rieren. Natürlich kommen die Fotos hinzu, die ich selbst mache. Was macht für Sie eine gute Geschichte aus? Sie muss die Menschen berühren, zum Nachdenken anregen, vielleicht zum La- chen bringen. Eine gute Geschichte hat mit den Menschen, die sie lesen, etwas zu tun, sie spricht diese an. Die besten Ge- schichten und Ideen erhält man oft, wenn man mit Leuten über etwas ganz anderes redet. Professionelles Schreiben in einer Tageszei- nen Einblick bekommen hätte. Am liebs- men zu können. Die Demokratie ist darauf tung. Wie viel davon ist Ausbildung, wie viel ten schreibe ich über Brisantes aus Politik, angewiesen, dass es eine breite offene learning by doing? Gesellschaft und Wirtschaft. Weniger liegt Diskussion gibt. Den Medien kommt dabei mir der Sport, den überlasse ich lieber den eine wichtige Rolle zu. Das geht heute teil- In meinem Volontariat und in den Kursen Kollegen. weise vergessen. Als Journalist habe ich des MAZ habe ich viel Theorie gelernt, er- das Privileg, dass ich alles und jeden fra- fahren, was das Medienrecht ausmacht Sind Sie selbst immer zufrieden mit Ihren gen kann, das gefällt mir. und worauf es bei den diversen journalis- Texten? tischen Genres ankommt, also Nachricht, Die Nähe zu den Leuten, die Lokalmedien Bericht, Reportage, Kommentar, Feature Oft feile ich schon lange daran herum, ge- pflegen – ist das für Sie Fluch oder Segen? oder Interview. Aber ich denke, dass der rade an Porträts. Und oft ergibt sich, steht praktische Einstieg in den Beruf noch im- der Einstieg erst einmal, der Rest irgend- Im Lokaljournalismus ist es sicher wichtig, mer viel learning by doing ist, als freier wie von ganz allein. dass man Leute kennt. Genauso wichtig Mitarbeiter, oft ein Stück weit reingewor- ist aber, dass man sich nicht vereinnah- fen ins kalte Wasser nach dem Motto: Jetzt Sie schreiben für eine Regionalzeitung. Wie men lässt. Man muss auch mal jemanden mach da mal eine Geschichte draus. motivieren Sie sich? Woher holen Sie sich auf den Schlips treten und die Reaktionen Inspiration? aushalten. Auf der anderen Seite be- Was geht Ihnen schnell von der Hand und kommt man aber, gerade aufgrund der was liegt Ihnen weniger? Eigentlich vor allem aus der Bedeutung, Nähe zum Leser, auch sehr viele positive die meines Erachtens Regionalzeitungen Rückmeldungen. Ich schreibe gerne über Menschen, was in der Schweiz haben. Gerade in der direk- aber oft auch eine besondere Herausforde- ten Demokratie ist es wichtig, dass die Hans Christof Wagner rung ist. Ich will Menschen unab- ihnen ja gerecht «Die besten Geschichten und Ideen hängige Informa- werden. Wenn erhält man oft, wenn man mit Leuten tionen erhalten, man sich mit ei- über etwas ganz anderes redet.» um auf nationa- nem Menschen ler, kantonaler für ein Portrait unterhält, öffnet sich im- und lokaler Ebene nicht nur bei Wahlen, mer eine neue Welt, in die man sonst kei- sondern auch bei Sachfragen mitbestim- TITELTHEMA 9
Im Gespräch mit Mediensprecherin Chantal Hommes-Olaf Die Stadt informiert ihre Bürger online Wir befinden uns im 5. Stock des Rathauses am Kirchplatz. Im Zimmer 512 treffen wir Chantal Hommes-Olaf. Seit März 2016 leitet sie die Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Rheinfelden/Baden. Wer auf die- sem Stuhl sitzt, sollte bestens informiert sein, muss wissen wie die Verwal- tung tickt, wie sie plant und wie sie handelt. Nur so kann die Kommunikati- onsstelle zwischen Rathaus und Bürger über das aktuelle Geschehen, über Entwicklungen und Planungsabläufe gut nach außen kommunizieren. D ie studierte Volkswirtin Chantal „Bürgerinformationssystem“ können die Hommes-Olaf hat eben die The- Bürger zu öffentlichen Sitzungen von Ge- men der letzten Gemeinderatssit- meinderat und Ausschüssen die Vorlagen zung vor den Sommerferien für die städti- abrufen. Im Vergleich zu früher eine kom- sche Homepage aufgearbeitet und in den fortable Dienstleistung! Die Digitalisie- Schirm getippt. Kurz und bündig infor- rung kommt der Absicht, Bürger an der miert sie über die zweieinhalbstündige Meinungsbildung zu wichtigen Projekten Diskussion zur A 98,5 Karsau-Schwörstadt teilhaben zu lassen, entgegen. (ökologische Ausgleichsmaßnahmen). Auf die Diskussionsbeiträge von Ratsmitglie- Seit etwa zehn Jahren ist die Stadt Rhein- dern und Bürgern selbst geht sie nicht ein. felden online im Internet. Im Rathaus Das überlässt sie den Lokalzeitungen. Auf wird überlegt, die Homepage zu überar- der Homepage geht es mehr um eine beiten und auf den neuesten Stand zu kommunalpolitische Gesamtschau. bringen. „Denn wir wissen, dass sich das Das Internet nutzt die Stadt intensiv Leseverhalten und die Nutzung der Medi- Chantal Hommes-Olaf informiert die Bürger über das Internet. zur Information ihrer Bürgerinnen und en in den letzten Jahren rasant verändert Bürger. Chantal Hommes-Olaf wird bei hat“, so die Pressesprecherin. Für sie ist ihrer Arbeit von ihrer Stellvertreterin Sil- Kommunikation nie zu Ende und ein fort- via Waßmer und der Grafikerin Susanne laufender Prozess. „Wir müssen immer Für grafisch gestaltete Produkte sind Lais unterstützt. Nicht nur die großen The- noch besser werden“, unterstreicht sie, ebenfalls die Mitarbeiterinnen der Presse- men der Kommunalpolitik haben die drei wie sehr die Anforderungen der Öffent- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie Frauen im Blick. Sie bieten auch einen lichkeit gegenüber der Stadt und ihren bereiten die von den Ämtern und Fachab- umfangreichen Service. Ankündigungen Ämtern gewachsen sind. teilungen gelieferten Inhalte auf und for- für Konzerte oder auch das Schachturnier mulieren die Texte. Vor uns liegen die at- im Bürgertreffpunkt „Gambrinus“ müssen Längst greifen nicht nur jüngere, sondern traktiven Broschüren zur Sanierung des getextet und auf die Website gestellt wer- auch ältere Menschen von PC, Tablet oder Rathauses und die zweimal jährlich er- den. Ebenso erhalten die örtlichen Medien Smartphone auf Informationen im Inter- scheinende Rheinfelder Energiezeitung. diese Meldungen. net zu. Die sozialen Netzwerke Facebook, „Wir verstehen unsere Arbeit nicht im Twitter oder der Sinne von Marke- Auf eine gute Zusammenarbeit mit den Video-Kanal You- »Bei uns steht die Information ting“, sagt Chantal Spitzen der Stadt, aber auch den Ämtern Tube sind für die über Fakten, Zahlen und Daten Hommes-Olaf. Dies und Abteilungen ist die Öffentlichkeitsar- Medienabteilung im Vordergrund.« ist mehr eine Auf- beit angewiesen. „Wir sind für sie die An- noch außen vor. gabe von Touris- laufstelle“, sagt Hommes-Olaf. Bleiben wir „Sie mit Neuigkeiten zu füttern, muss auch mus, Kultur und Wirtschaftsförderung. noch auf der Homepage. Die Stadt bemüht personell zu leisten sein“, spricht Hommes- „Bei uns steht die Information über Fak- sich, ihre Arbeit nach außen transparent Olaf die Rahmenbedingungen an. Das Ju- ten, Zahlen und Daten im Vordergrund.“ zu gestalten. Links führen beispielsweise gendreferat und die Kulturabteilung sind zum „Rheinsteg“ mit umfangreichen In- hingegen seit Jahren in Facebook aktiv, um Intensiv gepflegt wird der direkte Draht formationen und Fotos. Über den Link zusätzlich Kontakte aufzubauen. zu den drei Lokalredaktionen – Badische 10 TITELTHEMA
»Wir wollen keine Haus- und Hofbericht erstattung, sondern eine kritisch-konstruktive Begleitung durch die Medien.« Zur Person Chantal Hommes-Olaf, 1969 in Re- gensburg geboren, absolvierte nach dem Abitur beim Fremden- verkehrsverband Ostbayern eine Ausbildung im Tourismus, studier- te Volkswirtschaft in Bordeaux und Freiburg und war bei der Grün 99 in Weil am Rhein zuständig für die Pressearbeit und das Marketing. Mehrere Jahre arbeitete die Mutter von zwei Kindern freiberuflich für die Redaktion der Weiler Zeitung. 2011 übernahm sie die Pressearbeit bei der Internationalen Bauausstel- lung Basel (IBA 2020). Seit März 2016 ist sie für die Presse- und Öf- fentlichkeitsarbeit bei der Stadt Rheinfelden (Baden) verantwort- lich und sieht in dieser Aufgabe eine neue berufliche Herausforde- rung. Zeitung, Die Oberbadische und Südkurier; beim Spatenstich zur Erweiterung der Klär- bei Themen von überregionaler Bedeu- anlage Schwörstadt, „sind wir dabei“. Mit tung auch zum Rundfunk und Fernsehen. einem Bild illustrierte man den Text für die Für grafisch gestaltete Produkte sind ebenfalls die Wie stehen Sie zu einer kritischen Bericht- Homepage. Im Vorfeld dazu wurden Fak- Mitarbeiterinnen der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. erstattung? „Wir wollen keine Haus- und ten und Informationen aufbereitet. Hofberichterstattung, sondern eine kri- Eine gute Zusammenarbeit mit den lokalen Tageszeitung ist in diesem Bereich sehr wichtig. tisch-konstruktive Begleitung durch die Unverzichtbar ist für Chantal Hommes- Medien“, zeigt sich Hommes-Olaf offen Olaf die Teilnahme an den Sitzungen des für unterschiedliche Meinungen. „Ich per- Gemeinderates. „Ich muss Dinge verstan- sönlich schätze den kritischen Kommen- den haben, um darüber auch schreiben zu tar in der Zeitung“, fügt sie hinzu. Ihre können.“ Trockene Vorlagen reichten nicht. Stabsstelle sieht sich bei Recherchen von Sie verstehe es als Auftrag, Kommunalpoli- sie in Rheinfelden als offen, kritisch, aber Journalisten nicht als Bremsklotz. Die Me- tik für alle verständlich darzustellen. auch als „sehr sympathisch“ ein. Der Brü- dien haben jederzeit Zugang zu den Fach- Zu den spannenden Themen zählen ge- ckenschlag in die Schweizer Nachbarstadt leuten. „Gerne öffnen wir ihnen die Türen genwärtig der Rheinsteg, die Autobahn eröffnet zudem noch ganz neue Perspekti- im Rathaus.“ und die Stadtplanung mit einigen neuen ven in der Medienarbeit. „Unsere Arbeit Projekten. Das mache auch die Arbeit für lichtet das gesamte Spektrum städtischen Öffentlichkeitsarbeit hat bei Bürgermeis- die Presse und Öffentlichkeitsarbeit inter- Lebens ab“, so die engagierte Medienfrau ter Klaus Eberhardt einen hohen Stellen- essant. „Bei uns ist kein Tag wie der ande- am Ende unseres Gespräches. wert. Mit ihm spricht die Pressechefin Ter- re.“ Hommes-Olaf sucht gerne den Kon- minpläne ab. Bei manchen Terminen, so takt zu den Menschen. Und diese schätzt Horst Donner TITELTHEMA 11
…UND PLÖTZLICH SIEHST DU Ralf H. Dorweiler hat bereits sieben regionale Krimis veröffentlicht. Sein erster historischer Roman ist seit Februar auf dem Markt. Selbst ist Ralf H. Dorweiler kein großer Leser von Kriminalromanen – er schreibt lieber Krimis. Und das mit Leiden- schaft und Akribie. Der 44-Jährige, geboren im rheinland-pfälzischen Nastätten (Taunus), der nach dem Studium von Theater-, Film- und Fernseh-Wissenschaften in Köln an den Hochrhein kam, in Hägelberg wohnt und seit zehn Jahren als Redakteur bei der Badischen Zeitung in Rheinfelden arbeitet, blickt inzwischen voller Stolz auf S eine ganze Krimi-Reihe. einen Erstlingsroman „Mord auf über den Schwarzwald „111 Orte im derfloßes. Ungezähmte Naturgewalten Alemannisch“ publizierte er im Schwarzwald, die man gesehen haben und skrupellose Widersacher machen die Emons-Verlag aus Köln im Jahr muss“. Fahrt zu einem gefährlichen Abenteuer. 2006. Damit begann die sieben- Doch auf Jacob wartet noch eine andere teilige Badische Krimireihe um Testdieb Rainer-Maria Schlaicher und sei- nen Basset Dr. Watson, die ein bemerkens- I m Februar dieses Jahres erschien als jüngstes Werk sein neuer Roman, „Der Pakt der Flößer“, und zwar dies im renom- Herausforderung: die Liebe zur schönen Kaufmannstochter Isabella, die einem Händler aus Amsterdam versprochen ist ... werter Publikumserfolg wurde. Während mierten Verlag Bastei Lübbe. In diesem er in der Folge praktisch jährlich einen Roman veröffentlichte (2007 „Ein Teufel zu viel“, 2008 „Schwarzwälder Schinken“, packenden historischen Abenteuerroman kommt dem Rhein eine entscheidende Rolle zu, indem sich 700 Personen auf eine A ktuell arbeitet Dorweiler an einem weiteren Buch mit historischem Hin- tergrund, nämlich „Das Geheimnis des 2009 „Badische Blutsbrüder“, 2010 spannende Floßreise aus der Wolfacher Glasbläsers“. Das Werk um einen Glasma- „Sauschwobe!“, 2011 „Zum Kuckuck“ und Gegend in Richtung Amsterdam im Jahr cher aus Hauenstein soll im Januar 2018 schließlich (2013 „Salamitaktik“), erschie- 1698 begeben. Der Flößersohn Jacob erscheinen. Und damit soll natürlich noch nen in mehreren Anthologien Kurzge- brennt darauf, die Welt zu entdecken. Als lange nicht Schluss sein. „Ich hab’ noch un- schichten und ein zusammen mit seiner die Wolfacher mit einer gewaltigen Holz- glaublich viele Ideen“, sagt Dorweiler. Man Frau, der Opernsängerin Daniela Bianca lieferung nach Amsterdam aufbrechen, ist darf also gespannt sein. Gierok, ein ungewöhnlicher Reiseführer auch er mit an Bord des riesigen Hollän- 12 TITELTHEMA
ÜBERALL LEICHEN „Und als es mich einmal gepackt hatte und der erste Krimi auf dem Markt war, fängst Du plötzlich an, überall Leichen zu sehen“, plaudert er aus dem Näh- kästchen und davon, dass ihm stets viel durch den Kopf geht. Gleichwohl sind seine Krimis nicht bluttriefende und düstere Geschichten. „Die Bücher ha- ben stets viele lustige und unterhal- tende Elemente“, erklärt er. Dabei liebt er es, ein wenig ein Spielchen mit dem Leser zu treiben und nicht G erade mal elf Jahre alt war der kleine Ralf, als ihn die das Schreiben ge- packt und in den Bann gezogen hat. „Da- allzu früh zu verraten, wer denn letztlich der Mörder ist. „Damit, dass ich’s meinen Lesern nicht zu mals hab ich viel Karl May gelesen2, erin- leicht mache, habe ich, glaube ich, nert er sich. Die 36 Bände habe er immer gut gelegen“, ist er sich si- regelrecht verschlungen. Doch damit cher. nicht genug. Schnell keimte der Wunsch, etwas Eigenes zu schreiben. Er griff zu Pa- pier und Stift, brachte rund 70 Seiten zu- sammen über eine Reise von Deutschland V iele illustre Figuren hat der Autor in seinen Taschenbüchern entwickelt. Seine Lieblingsfigur in seinen Kriminalro- bei dem immer mal wieder Personen aus den Zuhörerreihen zu Akteuren werden. nach Amerika. „Fertig wurde das Buch manen ist aber „Vor allem dann, leider nicht“, bedauert er. In der Folgezeit ganz eindeutig ein »Und als es mich einmal gepackt wenn es gilt, Passa- brachte er dann immer mal wieder etwas gewisser Erwin hatte und der erste Krimi auf dem gen auf Aleman- zu Papier, jedoch ohne, dass dies zur Veröf- Trefzer aus Maul- Markt war, fängst Du plötzlich an, nisch vorzulesen“, fentlichung kam. Im Jahr 2005 war’s dann, burg, der Nachbar überall Leichen zu sehen“.« lacht der 44-Jähri- inzwischen 32-jährig, hieß für ihn die De- des Ermittlers. ge. Das hatte er an- vise: Wenn nicht jetzt, dann nie mehr. Und „Der Erwin ist fangs selbst auch so kam es dann 2006 tatsächlich zur Rea- auch der Liebling der meisten meiner Le- mal gemacht. Doch als ihm eine ältere lisierung des ersten Badischen Krimis. ser“, weiß Dorweiler. Das hat er nämlich Dame versicherte, dass sich das Dorwei- immer wieder bei seinen zahlreichen Le- ler-Alemannisch absolut nicht authen- W ie kommt der Autor nun zu seinem Stoff? „Ich hab’ und hatte immer schon viele Ideen im Kopf“, sagt er lapi- sungen zu hören bekommen. Und a pro- pos Lesungen: Die sind bei Dorweiler ein ganz besonderes Programm. „Es gefällt tisch anhöre, kam flugs die Einsicht, dies künftig zu lassen. „Und das bleibt auch so“, betont der gebürtige Rheinland-Pfäl- dar. Immer halte er zudem Augen und Oh- mir, daraus eine Show zu machen“, um- zer. ren offen, spreche viel mit den Menschen. schreibt er sein unterhaltsames Konzept, Gerd Lustig TITELTHEMA 13
von links: Cornel Mülhardt, Julia Mestriner-Phillipp, Hella Lopez-Eberhard und Paul Seitz schreiben gerne zusammen. Literarische Werkstatt im Gambrinus SCHREIBEN – OHNE DRUCK, NUR MIT SPASS! Um einen Ecktisch im Bürgertreff- raschelt. Die Schreiber sind konzen- „Aber Opa soll doch an uns punkt Gambrinus herum sitzen triert und die niedergeschriebenen denken, wenn er fort ist, sonst still ein vier Frauen und Männer. Texte werden länger. Zweimal im fühlt er sich so alleine.“ – „Er ist ja nicht alleine, da hat es ja noch Manchmal kommen auch mehr. Lei- Monat trifft sich die Gruppe zur lite- viele andere Leute.“ – „Aber die se schreiben sie in Blöcke oder Notiz- rarischen Werkstatt im Gambrinus, kennt er doch gar nicht und du bücher. Ein Mann schreibt in einen um gemeinsam zu schreiben und weißt, dass er keine Leute mag, Laptop, seine Finger klackern leise sich über die kleinen Werke auszu- die er nicht kennt. Die wissen auch auf der Tastatur. Ein Räuspern durch- tauschen. gar nicht, dass er auch nett sein bricht die angenehme Ruhe. Papier kann. Manchmal.“ Ich schwieg. 14 TITELTHEMA
S o endet der Dialog. Cornel Mülhardt Mit Schreibwerkstätten beschäftigt sich die Lopez-Eberhard hat zusammen mit ande- klappt seinen Laptop zu. Lobende frühere Fremdsprachenkorrespondentin ren Schreibern einer Internet-Gruppe und anerkennende Sätze der Zuhö- schon länger und hat auch schon Einiges an schon drei Bücher mit Kurzgeschichten rer fallen zu dem vom ihn verfassten Text. Übungsmaterial zusammen getragen. Sch- veröffentlicht und Mülhardt hat ein Fach- Das war die Aufgabe, einen Dialog zu sch- reiben ist seit der Kindheit ihr Hobby und buch über Molekularbiologie geschrieben. reiben. Hella Lopez-Eberhard hatte dafür seit 25 Jahren beschäftigt sie sich intensiv Julia Mestriner-Phillipp hat auf Portugie- einleitende Sätze vorbereitet, von denen damit. „Ich bin immer bei Kurzgeschichten sisch ihre Familienbiografie veröffentlicht aus jeder seinen Gedanken freien Lauf las- geblieben, weil ich das Gefühl hatte für ei- und ein Kinderbuch, welches auch in klei- sen konnte. „Das sind Schreibübungen“, nen Roman reicht es nicht“, meint Lopez- ner Auflage auf Deutsch erschienen ist. erklärt Mülhardt. „Wir lassen uns von ei- Eberhard. Das Kindermärchen handelt von der Biene nem Thema inspirieren und haben dann Melita, die im Wald verloren geht. „Das 20 Minuten Zeit zu schreiben.“ Dem Gan- „Jetzt fängt es an zu regnen.“ habe ich aber schon fast alles auf einem zen einen Titel zu geben, ist da meistens – „Was schlägst du vor?“ – „Ich Literaturfest in der Schweiz verkauft“, er- nicht möglich, aber der Austausch mit den schlage gar nichts vor. Ich wollte zählt Mestriner-Phillipp, die vor 23 Jahren anderen Hobbyschreibern steht auch klar nur sagen, dass es deine Idee war, aus Brasilien nach Rheinfelden gekom- im Vordergrund. diesen Umweg zu fahren. Wenn wir men ist. Außer dem Schreiben liegt ihr da sind, müssen wir patschnass auf auch die Malerei, womit sie als Lehrerin Die Gruppe ins Leben gerufen, hat Hella die Bühne.“ an verschiedenen Schulen und als Kurslei- Lopez-Eberhard und auch organisatorisch terin ihr Geld verdient. „Wir haben Zeit leitet sie die literarische Werkstatt. Sie So beginnt der Text von Paul Seitz. „Hella zum Schreiben. Es gibt kein Druck. Wenn möchte aber nicht als Kursleiterin be- hat uns den Anfangssatz ‚Es fängt an zu reg- alle fertig sind, lesen wir uns vor, nur mit trachtet werden. „Wenn ich nicht da bin, nen‘ vorgegeben, und da ist mir ein Konflikt Spaß“, schätzt sie an der literarischen bekommt auch ein anderer den Schlüssel“, gekommen“, erklärt Seitz seinen Dialog um Werkstatt. sagt Lopez-Eberhard. „Es ist nicht so, dass zwei Theaterschauspieler, die auf dem Weg ich lehre. Wir wollen uns nur gegenseitig zu ihrem Auftritt sind. Sein Text füllt zwei Viele in der Gruppe kennen sich schon anregen und lernen viel voneinander.“ sauber beschriebene A4-Blätter. „Mich hatte länger, haben sich privat getroffen oder es eben auch völlig erwischt, das konnte ich waren zusammen im früheren Literatur- da gleich verwenden.“ Seitz ist Lehrer im treff im Familienzentrum, wo Texte auch Foto: Karl W. Moos , www.moosfoto.de Ruhestand und hat das Schreiben aus Spaß öffentlich vorgetragen wurden. Lopez- angefangen. „Ich koche jeden Tag und höre Eberhard hatte vor Jahren, als sie nach dann moderne Literatur im Radio“, erzählt Rheinfelden kam, auch an der damaligen er. „Wenn ich das höre, mich damit beschäf- Schreibwerkstatt der Volkshochschule tige, merke ich manchmal, wie das hand- teilgenommen, und schon in ihrer frühe- werklich gemacht ist.“ Außer dem Spaß ist ren Heimat in Calw ähnliche Angebote für Seitz beim Schreiben auch die Selbster- besucht. Als sich die Möglichkeit auftat im kenntnis wichtig. „Es macht mir Spaß, weil Bürgertreffpunkt Gambrinus den Raum ich meine Grenzen erkenne.“ zu nutzen, hat sie die Chance ergriffen, um wieder eine öffentliche Schreibwerk- INFOBOX statt zu gründen. „Wir sind aber keine Schule, sondern ein loses Treffen von Leu- Die literarische Werkstatt trifft sich regelmäßig immer am zweiten und vierten ten, die gerne schreiben“, sagt Lopez-Eber- Montag eines Monats um 18 Uhr im Bürgertreffpunkt Gambrinus, Friedrichstraße 6. hard. „Es kann jeder kommen, der einfach gerne schreibt.“ Weitere Informationen gibt es bei Hella Lopez-Eberhard unter Horatio Gollin Telefon 07623 62203 TITELTHEMA 15
Türöffnerin ZUR WELT DES SCHREIBENS Christine Mafli liebt das Schreiben und will in Workshops auch andere davon begeistern. Bücher sind ihr Metier. Doch Chris- aufzustossen, die Hemmschwelle zu besei- zeigt sie Bilder oder sie bringt Musik mit: tine Mafli möchte nicht nur die tigen, die mitunter schon im Schulalter Dann sollen die angehenden Kreativ- gelegt worden ist. Weil der Lehrer sagte: Schreiber aufschreiben, was sie beim Be- Menschen zum Lesen bringen, son- Dein Stil ist nicht gut, du hast kein Talent. trachten oder Zuhören empfunden haben. dern auch zum Schreiben – in Work- Wenn es plötzlich zu regnen beginnt, wird Bei vielen habe das zu Blockaden geführt, shops in Rheinfelden vermittelt sie das Selbstvertrauen erschüttert, berichtet das zum Thema: Wie hört sich das Fallen den Zugang dazu. sie. Dann kommen sie, oft erst im reiferen der Tropfen an? Wie riecht es? Welche Er- J Alter, zu ihr und besuchen ihre Work- innerungen werden wach? Ihr Grundan- ahrelang kannten die Leute die in Ba- shops, in denen es fast alles gibt, eines liegen: Die Wahrnehmung entwickeln sel arbeitende und in Stein lebende aber niemals: Kritik an den Kreationen und mit allen Sinnen schreiben. Bibliothekarin als Geschichten- und der Anderen. Es geht weder um Recht- Märchenerzählerin. Und warum will sie schreibung, noch Grammatik, noch um Block und Stift sind die Werkzeuge. Obwohl jetzt, dass Menschen nicht nur fremden die Anforderungen der Literaturwissen- – bei Christine Mafli dürfen diese durch- Texten lauschen, sondern die eigenen auf- schaft an die verschiedenen Genres. Was aus auch mal edlerer Natur sein: ein hand- schreiben? Auf diese Frage antwortet sie zählt, ist allein das eigene persönliche geschöpftes Papier mit Struktur, ein hoch- mit einem Zitat der französischen Schrift- Empfinden schriftlich auszudrücken, erst wertiger Füllfederhalter, welcher der stellerin Anaïs Nin: «Ich hielt immer Aus- einmal den Mut dazu zu finden. «In mei- Hand schmeichelt. Viele malen, um sich schau nach der Möglichkeit einer Bega- nen Workshops sollen die Teilnehmer ein Ventil zu verschaffen. Christine Maflis bung, denn die Kreativität des anderen spontan sein, einmal das Gedankenkarus- Klientel sind Menschen, die das schrei- nährt auch die eigene.» sell im Kopf abstellen und mit Zuversicht bend tun – und das oft nicht minder far- auf Bauch und Herz hören», sagt Christine benreich. Sie will den Menschen also sagen: Zu lesen, Mafli. was andere aufgeschrieben haben, kann Hans Christof Wagner auch Inspiration dafür sein, selbst zur Fe- Bei Übungen kommt die Wortbox zum Ein- der zu greifen. Das ist wohl die zentrale satz: Workshop-Besucher ziehen daraus kleine Zettel, auf denen einzelne Worte Nächster Workshop: Botschaft ihrer Workshops, die sie seit Ja- oder ganze Sätze stehen. Daraus sollen sie ab 9. Oktober; 18–20.30 Uhr nuar 2017 anbietet: Jeder kann schreiben, dann eine Geschichte stricken. Manchmal Pro Senectute, Bahnhofstrasse 26 es geht nur darum, die innere Türe dazu ➜ Telefon: 079 2304167 «Ich hielt immer Ausschau nach der Möglich- kreativgeschichten@hispeed.ch keit einer Begabung, denn die Kreativität des anderen nährt auch die eigene 16 TITELTHEMA
Nicht Bloggerin, sondern Administratorin Stadtgärtle ist online »Auf der Webseite gibt es einfach mehr Möglichkeiten in der Gestaltung und man kann es viel detaillierter und zusammenhängender darstellen als bei Facebook.« Seit der Teilnahme der beiden Rheinfelden an dem europäischen Grünwettbewerb Entente Florale ist eine Urban-Gardening-Gruppe in der Metzgergrube aktiv. Blu- men und Gemüsebeete wurden angelegt, Weidenhüttchen erstellt, ein lebendiger Treffpunkt für ver- schiedene Gruppe hat sich um die Hobbygärtner herum entwickelt. Stephanie Bewernick von der Gärt- nergruppe hat es in die Hand ge- nommen, das bunte Treiben in der ehemaligen Kiesgrube zu doku- mentieren. Einen Facebook-Auftritt und eine Website hat sie für das Stadtgärtle, wie die Gärtnergruppe Stephanie Bewernick bearbeitet die Website daheim an ihrem Schreibtisch. die Fläche in der Metzgergrube seit Anfang des Jahres nennt, eingerich- „Da Facebook schon beschränkt ist, habe tet. ich dann auch die Website aufgebaut“, er- D zählt Bewernick. „Da gibt es einfach mehr ie 36jährige Rheinfelderin kommt Möglichkeiten in der Gestaltung und man regelmäßig in das Stadtgärtle, wo kann es viel detaillierter und zusammen- auch ihr fünfjähriger Sohn voll hängender darstellen als bei Facebook, wo auf seine Kosten kommt und sich immer einfach nur ein Post auf den anderen richtig austoben kann. Aufgewachsen ist folgt.“ Die Seite bordet aber nicht vor In- Bewernick im Ortsteil Eichsel, sie lebte formationen über, sondern beschränkt zwischenzeitlich in Freiburg und Berlin, weitergehen könnte. Nicht nur für die sich auf ein gutes Dutzend Unterseiten, und wohnt seit einigen Jahren wieder in Gruppe, sondern auch für Außenstehende, die textlich kurz und bündig mit anspre- der Kernstadt. Sie war nicht von Anfang damit sie den Hintergrund und die Ent- chenden Bildern untermalt die Entwick- an bei den Hobbygärtnern, sondern stieß wicklung sehen können.“ Auf Facebook lung, die Gärtnergruppe oder einzelne erst ein halbes Jahr später zu der Gruppe, finden sich verschiedene Fotoalben und Projekte und Aktionen vorstellt. Die Web- wo eine Freundin schon aktiv war und nur regelmäßig ein- bis zweimal in der Woche site hat auch eine Blog-Funktion, aller- Gutes zu berichten wusste. Daheim auf postet Bewernick Neuigkeiten und Bilder dings hat Bewernick erst einen Beitrag ihren Balkon beschränkt, nutzte sie die einer Aktion, etwa wenn die Kleinen des eingestellt. Sie sieht sich auch nicht als Gelegenheit ihrer Leidenschaft, dem Gärt- St.-Michael-Kindergartens im Kindergar- Bloggerin, sondern eher als Administrato- nern, nachzukommen und geht längst ten-Beet werkeln oder Schüler der Karl- rin. Jetzt wo die Website im Großen und fast täglich ins Stadtgärtle, wenigstens Rolfus-Schule die Bienenstöcke von Imker Ganzen fertig ist, wird aber auch der Blog um zu gießen, wenn hohe Temperaturen Martial Châteauvieux besuchen, Organi- eine größere Rolle spielen. den Pflanzen zu setzen. satorisches oder Neuigkeiten aus den wö- chentlichen Treffen mit Joachim Schlage- Horatio Gollin „Vor ungefähr drei Monaten habe ich mit ter, der die Gruppe leitet. Facebook angefangen, damit wir als Mit- glieder eine Plattform haben, wo wir Fotos Das Stadtgärtle ist im Internet unter der Adresse www.stadtgaertle.jimdo.com anschauen können, von dem was im Gar- zu finden und hat auch unter dem Namen Stadtgärtle einen Auftritt bei Facebook ten passiert“, erklärt Bewernick ihre Moti- bzw. ist über die Googlesuche mit ‚Stadtgärtle Rheinfelden‘ leicht zu finden. vation. „Dann dachte ich, dass es auch TITELTHEMA 17
Zämme läbe – zämme schaffe – zämme fiire – uf em Dinkelberg Nordschwaben feiert seinen 750. Geburtstag gern. Der Abend wird vom Gesangsverein mit Liedeinlagen und Vorführungen des Turnvereins umrahmt. Zum Ausklang sind alle zur Musik von Mario Stracuzzi zum Tan- zen eingeladen. Das Fest am Sonntag be- ginnt mit einem ökumenischem Gottes- dienst und einem Frühschoppenkonzert der Latschari-Clique, die zur Freude der Kleinen auch das Latscharizügle mitbringen. Am Nachmittag spielt eine Bläserklasse der Kar- sauer Christian-Heinrich-Zeller-Schule, das Jugendorchester Rheinfelden tritt auf und auch die Cheerleader aus Hausen im Wie- sental zeigen, was sie können. Das Jubiläumsprogramm geht noch bis in den Dezember weiter. Beim Programm werden aber alle Generationen berücksich- tigt, etwa die Kinder mit dem Ferienpro- Die Stadtgärtnerei hat vor dem Nordschwabener Rathaus einen Jubiläums-Blumenschmuck angelegt. gramm, das seinen Abschluss mit dem Clown Dido und einer Kinderdisco in der Gemeindehalle findet, oder ältere Semester 750 Jahre Geschichte und lebendig Das Motto „zämme läbe – zämme schaffe – mit einem Seniorenausflug an die Chrysan- wie eh und je, so präsentiert sich zämme fiire – uf em Dinkelberg“ zieht sich thema in Lahr. „Wir waren erstaunt, was da der Ortsteil Nordschwaben in sei- wie ein roter Faden durch das Nordschwa- alles zusammen gekommen ist, als wir für bener Jubiläumsjahr. „Das Motto hat sich nem Jubiläumsjahr. Über das ganze das Jubiläum Ideen gesammelt haben“, er- bislang bewahrheitet“, meint Rübsam, der Jahr hinweg reiht sich ein Event an der Spruch beim Wandern im Schwarzwald zählt Rübsam. Alle Vereine bringen sich ein den anderen. Neben den ohnehin eingefallen ist. „Wir haben nichts Griffiges und auch privat engagierte Nordschwabe- ner tragen zum Gelingen des Jubiläumsjah- schon zahlreichen Veranstaltungen gefunden, aber wenn man den Kopf frei hat, dann kommt es. res bei. Bei 750 Jahren hat man aber auch wie dem Neu- Und das trifft den einen guten Grund zu feiern. jahrsempfang in »Zämme läbe – zämme schaffe – Horatio Gollin Nagel auf den der Gemeinde- zämme fiire – uf em Dinkelberg.« Kopf.“ Der Dinkel- halle, der Schrad- berg ist mit Absicht 2. September, ab 14 Uhr, Gemeindehalle departy oder dem Dorfhock des Ge- Teil des Mottos, weil nicht nur die Nord- Abschlussfest Kinderferienprogramm sangsvereins wird das Jubeljahr mit schwabener zum Feiern eingeladen sind, 16. September, ab 19.30 Uhr, Gemeindehalle besonderen Anlässen wie Sonder- sondern mehr einbezogen werden sollen. Dorffest, Festakt, u.v.m. ausstellungen, einem historischen Zum Dorfhock kamen so auch erstmals die 17. September, ab 10 Uhr, Gemeindehalle Ortschaftsräte aus Dossenbach und Wiechs Stammtisch oder einem Jubiläums- Dorffest, Gottesdienst, Konzerte, u.v.m. zusammen nach Nordschwaben, sogar die Flohmarkt begangen. „Für uns ist es Schwörstädter Bürgermeisterin Christine 1.–29. Oktober, Mauritiuskapelle Ausstellung „Die Mauritiuskappelle im das Wichtigste, dass wir nach 750 Trautwein-Domschat nahm teil. Treffen mit Oktoberlicht“ Jahren kein Schlafdorf sind“, erklärt Vertretern beider Dörfern haben in Nord- 7. Oktober, ab 15 Uhr, 8. Oktober, ab 12 Uhr, Ortsvorsteherin Rita Rübsam. „Wir schwaben gute Tradition, bislang fanden Schopfheimer Str. 38, Schüremetzgete haben uns immer weiterentwickelt diese aber getrennt statt. 21. Oktober, Gemeindehalle Das große Festwochenende zum Jubilä- Konzert Gesangsverein Nordschwaben und wir sind richtig stolz auf unser um steht am 16. und 17. September an. Am ganzjähriges Jubiläumsprogramm. 1.–24. Dezember, im ganzen Dorf Samstag gibt es den Festakt mit geladenen Adventsfenster Das muss man erst mal auf die Beine Gästen wie Oberbürgermeister Klaus Eber- 17. Dezember, ab 18 Uhr, Gemeindehalle stellen.“ hardt und und Bürgermeisterin Diana Stö- Adv.-Konzert des Musikverein Wiechs cker, den Norschwabener Vereinen und Bür- 18 NORDSCHWABEN FEIERT
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