3.2 Bevölkerungsentwicklung in China - Wachstum und Bewegung ohne Ende? - Ernst Klett Verlag
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Quelle: 978-3-623-29720-0 TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe, S. 78 - 81; S. 84/85 3.2 Bevölkerungsentwicklung in China – Wachstum und Bewegung ohne Ende? # Ein-Kind-Politik in der chinesischen Alltagspropaganda $ Volkszählung % Wanderung übers Meer „Im November 2000 führte C[hina] die bis- „Hinter sich eine Mauer aus Fels und den of- lang größte Volkszählung in der Geschichte fen daliegenden Ozean vor sich, neigten die der Menschheit durch. Rund 5 Mio. Helfer ver- Menschen aus dem Südosten folglich dazu, suchten innerhalb von zehn Tagen sämtliche bei Hungersnöten und in Zeiten politischen Einwohner des Landes zu erfassen. Es sollten Aufruhrs übers Meer und nicht ins Landesin- Informationen über Zahl der Geburten, Wan- nere zu gehen. Von den schätzungsweise 20 derbewegungen, Altersstruktur und häusli- bis 25 Millionen Chinesen, die von Singapur chen Stand gesammelt werden. Der Zensus bis London und San Francisco verstreut sind, sollte auch diejenigen Kinder erfassen, die im stammen mehr als 90 % ursprünglich aus dem Verstoß gegen die staatliche Ein-Kind-Politik Südosten.“ geboren und meist in den Statistiken nicht David Pearce: Die südchinesische Küste. Sampanhäfen und die Gezeiten des Umbruchs. In: National Geographic Society: China. erfasst worden waren.“ RV Verlag Stuttgart: 1993, S. 471 f. Aktuell 2002. Dortmund: Harenberg Lexikon Verlag 2001, S. 427 China ist nicht nur eines der größten Länder der Damals – unter ganz anderen ökonomischen und Erde, es war – soweit zurückverfolgbar – meist gesellschaftlichen Bedingungen – wie heute ist auch immer das bevölkerungsreichste. Die Han- ein zentrales Problem des Landes die Ernährung Kaiser zählten um die Zeitenwende ca. 58 Mio. der Bevölkerung. Über die Jahrtausende hinweg Untertanen, das Römische Reich hatte zum glei- war es die Pflicht der jeweils Herrschenden, die chen Zeitpunkt ca. 55 – 60 Mio. Einwohner. Die Wasserversorgung sicherzustellen, Kanäle für gesamte Erdbevölkerung betrug um Christi Ge- den Transport der Waren anzulegen und Neuland burt schätzungsweise 160 Mio., d. h., ein Drittel zu erschließen. Immer dann, wenn die Ernährung waren Chinesen. Heute sind ca. ein Fünftel der nicht sichergestellt werden konnte, kam es bis in Weltbevölkerung Chinesen. Damit wird deutlich: die jüngste Zeit zu erheblichen Wanderungsbe- Die Entwicklung der Weltbevölkerung wurde im- wegungen innerhalb des Staates, aber auch zum mer von China entscheidend mitgeprägt. Verlassen des Landes. 78 3 Volksrepublik China – Weltmacht des 21. Jahrhunderts?
Quelle: 978-3-623-29720-0 TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe, S. 78 - 81; S. 84/85 3.2 Bevölkerungsentwicklung in China Mrd. Einwohner 1,7 mu UN-Schätzungen: Maximal- 1,6 variante 1 mu Land = 1/15 ha = 1,5 Mittlere- 666 m2 variante 1,4 Mimimal- 1,3 variante 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 60-Mio.-Niveau 80-Mio.-Niveau 110-Mio.-Niveau 140-Mio.- 410-Mio.- (0752) (7601110) (12101570) Niveau Niveau 0,7 (1700 (1910 erreicht) erreicht) 0,6 Han- Kaiser Tang- Song- Kaiser Ming- Qing- 0,5 Dynastie Sui Dynastie Dynastie Yuan Dynastie Dynastie 0,4 0,3 0,2 0,1 0 0 500 1000 1500 2000 & Bevölkerungswachstum Chinas seit der Zeitenwende Verschiedene Quellen nach: www.iiasa.ac.at/RESEARCH/LUC/ChinaFood/data/pop/pop_21_m.htm Die Entwicklung der Bevölkerung hat seit jeher Söhne zu haben wurde als großes Glück ange- die Chinesen bewegt. In der traditionellen chi- sehen. Auch politisch wurde mit einer großen nesischen Gesellschaft bestand ein Zwang zur Bevölkerungszahl immer eine gewisse Macht- Eheschließung und der Wunsch nach Kindern. stellung mitverknüpft. Die demographische Ent- wicklung war immer wieder durch hohe Bevöl- ' Folgen des Bevölkerungswachstums kerungsverluste infolge von Kriegen (auch von „Lebten 1700 ca. 200 Millionen Menschen in Bürgerkriegen) und Naturkatastrophen (Über- China, waren es um 1800 schon ca. 400 Milli- schwemmungen, Erdbeben) gekennzeichnet. onen! Kamen um 1740 auf den Kopf der Be- Deshalb wurde eine hohe ! Geburtenrate als völkerung ca. 3,86 mu Land, waren es um 1840 Ausgleich für vorausgehende Bevölkerungsver- lediglich 1,86. Irgendwann um 1750 ging das luste angesehen. heikle Gleichgewicht zwischen Hydrographie und Demographie endgültig verloren. Die 1 Erklären Sie, warum die traditionelle chinesische Überzähligen drängten in die Ungunstgebiete; Gesellschaft eine hohe Kinderzahl anstrebte. damals wurden die süd- und südwestlichen 2 Informieren Sie sich mithilfe eines Geschichts- Provinzen bis auf die Hügelkämme hinauf lexikons über die besonderen Leistungen bzw. hanchinesisch kolonisiert … In diesem Prozess Erfolge der chinesischen Dynastien wie z. B. Han einer zweiten Landnahme ging der zuvor noch oder Ming. bedeutende Waldbestand fast völlig verloren, 3 Diskutieren Sie mögliche Probleme, die mit dem was die ökologische Balance nachhaltig störte. derzeitigen starken Bevölkerungsanstieg in China China wurde das Land mit der massivsten verbunden sind. Bodenerosion und den gewaltigsten Über- 4 Stellen Sie einen Zusammenhang her, zwischen schwemmungen der modernen Epoche.“ der Bedeutung der Volkszählung im Jahre 2000 Rainer Hoffmann: Geschichte. In: Brunhild Staiger (Hrsg): Län- und den verschiedenen UN-Prognosen über die derbericht China. Darmstadt: Primus 2000, S. 55 Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahre 2050. 79
Quelle: 978-3-623-29720-0 TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe, S. 78 - 81; S. 84/85 Bevölkerungswachstum – Wandel in der staatlichen Bewertung ( Zitat von Mao zum Bevölkerungswachstum Die Folgen der „Bevölkerungsexplosion“ wurden „Es ist eine ausgezeichnete Sache, dass China noch verstärkt durch die Auswirkungen der eine große Bevölkerung hat. Sogar wenn sich Umwandlung des feudalkapitalistischen Wirt- die Bevölkerung Chinas auf ein Vielfaches er- schaftssystems in die kommunistische ! Plan- höht, wird es trotzdem möglich sein, eine Lö- wirtschaft und die Tatsache, dass weite Teile des sung zu finden. Die Lösung heißt Produktion.“ Landes sich wegen der natürlichen Bedingungen Mao Zedong. Ausgewählte Werke, Bd. IV. Beijing 1969, nicht intensiv landwirtschaftlich nutzen lassen. S. 481 ff., zitiert nach: Scharping, T.: Bevölkerungspolitik. In: Erhard Louven: Chinas Wirtschaft zu Beginn der 90er-Jahre, In den 1950er-Jahren lag die ! Geburtenrate Hamburg: Institut für Asienkunde 1989, S. 29 – 53 zeitweise noch über 35 ‰. Schon damals traten massive Versorgungsprobleme auf. Deshalb Diese Einschätzung Mao Zedongs, des Gründers wurden in den 1960er-Jahren erste Maßnahmen der kommunistischen VR China, war verhäng- zur Geburtenkontrolle ergriffen. So gründete nisvoll, zielte sie doch nur auf eine zunehmende man beispielsweise Beratungsstellen für Fa- Zahl von Arbeitskräften ab, die für die Produk- milienplanung. Ab 1971 wurde als Idealbild die tion von Gütern und Dienstleistungen notwen- Zwei-Kind-Familie und die Spätehe propagiert, dig erschien, damit durch Wachstum die wirt- Letztere um den Generationenabstand zu ver- schaftliche Entwicklung vorankommen sollte. größern. Nicht vorausgesehen wurde Folgendes: Die Be- Nach Maos Tod (1976) beschlossen seine Nach- völkerung hat sich seit der Gründung der Volks- folger – um die Auswirkungen des extremen Be- republik 1949 bis zum Jahr 2006 von ca. 580 Mio. völkerungsanstiegs in den Griff zu bekommen – auf 1,31 Mrd. mehr als verdoppelt. Damit wuchs ein repressives Programm zur Eindämmung der sie im Durchschnitt der vergangenen 57 Jahre hohen Geburtenrate. Dieses wurde nach 1979 jährlich um knapp 13 Mio. Menschen. Dies be- unter dem Stichwort „Ein-Kind-Politik“ bekannt. deutet eine schwer lösbare Aufgabe im Hinblick Erst Anfang 2000 erfolgte seine Ablösung durch auf zusätzlich erforderliche Nahrungsmittel, die Zielsetzung der „Zwei-Kind-Familie“. Das „Ein- Wohnungen, Arbeitsplätze und vieles mehr. Kind-Programm“ bestand einerseits aus materi- 80 3 Volksrepublik China – Weltmacht des 21. Jahrhunderts?
Quelle: 978-3-623-29720-0 TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe, S. 78 - 81; S. 84/85 3.2 Bevölkerungsentwicklung in China ellen Anreizen, sich an die staatliche Vorgabe zu Die rigide Bevölkerungspolitik wird in ihrer Wir- Danwei (chin. Einheit) halten, andererseits aus einschneidenden Sankti- kung unterschiedlich beurteilt. So ist der deut- Gesellschaftliche onen bei Nichteinhaltung. liche Rückgang der Geburtenrate und die damit Organisationsebene, Die Anreize für die Einhaltung beinhalteten u. a.: verbundene Verringerung des Bevölkerungsan- die Produktions- und – Gehaltszulagen bis zu 10 %, stiegs durchaus als Erfolg zu werten. Dies Konsumbereiche umfasst, – Garantie auf Bildung, Arbeitsplatz und Wohn- insbesondere auch unter Beachtung der Tatsa- d. h., Arbeits- und raum für Einzelkinder, che, dass sich zwischen 1960 und 2000 die Lebensbereiche sind eng – erhöhte Zuteilung bei subventionierten durchschnittliche Lebenserwartung – u. a. we- verbunden. Die Danwei Grundnahrungsmitteln. gen verbesserter ärztlicher Versorgung – ver- weist nicht nur Arbeit Dies waren die Sanktionen bei Nichteinhaltung: doppelte und mit der in westlichen Industrielän- zu, verteilt Löhne und – zehnprozentige Gehaltskürzung für beide dern vergleichbar ist. Die ! Fruchtbarkeitsrate Prämien, sondern mischt Ehepartner auf die Dauer von 14 Jahren, (Geburten je Frau) lag 1970 noch bei knapp 6, sich teilweise formell – Streichung zahlreicher Sozialleistungen, z. B. 2006 betrug sie durchschnittlich nur noch 1,7. über gewählte Organe, Wohnraumzuteilung ab dem 3. Kind, Trotzdem wächst die Bevölkerung weiter. Die teilweise informell, d. h. – sozialer Druck durch Betriebe, Wohneinhei- Absenkung der Fruchtbarkeitsrate wirkt sich durch bloßen sozialen ten (Danweis) bis zur Zwangsabtreibung. erst in Zukunft aus. Druck, in allgemeine Etwa 90 % der jungen Familien wurden von der und private Belange ein. Ein-Kind-Politik betroffen, für den Rest gab es + „ ,Ein-Kind-Politik‘ aufgegeben. Die Danwei fühlt sich Ausnahmen, etwa für nationale Minderheiten …Mitte 2000 lockerte die chinesische Regie- nicht nur für Produktion, (Mongolen, Tibeter u. a.). Ab den 1990er-Jahren rung die seit 1980 geltende Ein-Kind-Politik. Verteilung, Privatleben, durfte man auf dem Land zwei Kinder haben, Die chinesische Familienplanungskommis- Justiz (im Sinne guten falls das Erstgeborene ein Mädchen war. sion ordnete für über 600 Distrikte des Lan- Zuredens und Schlichtens), des an, keine Sanktionen mehr gegen Fami- für Sicherheitsfragen und * Umgehungstaktiken lien mit mehr als einem Kind zu verhängen. für die Berufslaufbahn „Die Taktiken, diese Politik zu umgehen, Stattdessen sollten die Aufklärung verstärkt ihrer Mitglieder zuständig, waren vielfältig. Wenn man es sich leisten und mehr Verhütungsmittel verteilt werden. sondern besorgt auch die konnte, nahm man die geforderte Geldstrafe Ein Grund für die Lockerung ist die Vermutung Daseinsvorsorge. einfach in Kauf, man nennt das, ,einen Sohn chinesischer Demographen, dass spätestens zu einem ausgehandelten Preis kaufen‘ … Ein ab 2040 die Bevölkerungszahl wieder sinken anderer Weg bestand darin, die ,Geburtenre- könnte. Außerdem führte die Ein-Kind-Politik gelungen zu umgehen‘ … Die auf dem Lande in vielen Teilen des Landes zu einem starken üblichen Hausgeburten waren ohnehin weni- Missverhältnis von Mädchen und Jungen, ger leicht zu kontrollieren als die städtischen da schwangere Frauen häufig Fruchtwasser- Krankenhausgeburten, für die eine Schwan- analysen durchführen und das Ungeborene gerschaftsgenehmigung vorgelegt werden abtreiben ließen, wenn es ein Mädchen war. muss. War das erste Kind ein Mädchen, so Trotz Kritik internationaler Menschenrechts- wurden gelegentlich Adoptionen arrangiert organisationen an den scharfen Sanktionen, oder das Kind wurde eine Zeit lang versteckt. die bei Verstößen gegen die Ein-Kind-Politik So erklärt sich beispielsweise, dass der Zensus verhängt wurden (z. B. Zwangsabtreibungen, von 1990 mehr achtjährige Kinder auswies als hohe Geldstrafen), wird der Erfolg der chine- 1982 geboren waren.“ sischen Familienplanung anerkannt. Ohne Bettina Gransow: Gesellschaft. In: Brunhild Staiger, a. a. O., S. 183 die Ein-Kind-Politik gäbe es nach offiziellen Schätzungen in C[hina] 2001 rund 330 Mio. Einwohner mehr.“ 5 Stellen Sie Zusammenhänge zwischen den ver- Aktuell 2002, ebenda schiedenen Phasen der Bevölkerungspolitik und der Geburten- und Sterberate und der Entwick- lung der Gesamtbevölkerung her. 81
Quelle: 978-3-623-29720-0 TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe, S. 78 - 81; S. 84/85 Folgen der Bevölkerungsentwicklung – die Ungleichheit nimmt zu Das Ergebnis der staatlichen Eingriffe (Ein-Kind- Räumliche Bevölkerungsverteilung Politik usw.) ist ein beschleunigter Ablauf des Die Bevölkerungsverteilung bzw. die Bevölke- demographischen Übergangs. Die Annäherung rungsdichte ist in China sehr ungleichmäßig. der ! Geburtenrate an die ! Sterberate ist Der Durchschnittswert von 137 Ew./km² (2006) typisch für den Wandel von der Agrargesell- sagt nur wenig aus. Der Osten Chinas zählt mit schaft zur Industriegesellschaft. Dies schlägt zu den dichtestbesiedelten Gebieten der Erde, sich im Altersaufbau der chinesischen Bevölke- während die Wüstengebiete in Westchina fast rung nieder. menschenleer sind. Die wachstumsstarken Küs- Den höchsten Prozentanteil an der Gesamtbe- tenprovinzen im Osten und Süden wurden da- völkerung wiesen 2000 die 20- bis 25-Jährigen bei zum Ziel der Abwanderer aus dem Westen auf, was auch darauf zurückzuführen ist, dass und Zentralchina. um 1980 ein deutliches Ansteigen der Gebur- Für die VR China lässt sich insgesamt ein zuneh- tenrate zu beobachten war. Bei den nachfolgen- mender Verstädterungsprozess feststellen, wie den Jahrgängen lassen sich bereits deutlich die er typisch ist für viele Entwicklungs- und Schwel- Auswirkungen der Bevölkerungspolitik erken- lenländer. Er lässt sich auch an der Zahl der Mil- nen. Ohne staatliche Eingriffe hätte China in lionenstädte ablesen. Allerdings lief dieser Pro- kommenden Jahrzehnten noch erheblich grö- zess im Vergleich zu anderen Ländern zunächst ßere Probleme – resultierend aus dem starken relativ langsam ab. Dies ist ein Ergebnis der Ein- Anstieg – zu bewältigen. So kommen Prognosen griffe in die natürliche und räumliche Bevölke- zu der Auffassung, dass im Jahre 2020 ohne rungsbewegung. staatliche Eingriffe die Bevölkerungszahl um ca. Aktionen zur Umsiedlung städtischer Bevölke- 250 Mio. Menschen höher liegen würde. rung (nach dem Motto „Unterstützt das Binnen- Allerdings ist zu berücksichtigen, dass sich der land, die Grenzregionen und die Bauern“), aber Altersaufbau in Stadt und Land unterscheidet. auch das Hukou-System hatten langfristig be- Aufgrund der Ausnahmeregelungen und Um- trachtet nur bedingt Erfolg. gehungsmöglichkeiten der Geburtenregelungs- maßnahmen ist die Alterspyramide für die ländliche Bevölkerung denen von Entwicklungs- 1 Stadt-Land-Verteilung (%) der chinesischen Bevölkerung ländern noch deutlich ähnlicher. Jahr Anteil der Bevölkerung Bundesrepublik VR China Deutschland Landbevölkerung Stadtbevölkerung älter als 75 Jahre 1953 87 13 75 70 1965 82 18 65 männlich weiblich 60 1982 79 21 55 50 1990 74 26 45 40 1995 70 30 35 1998 67 33 30 25 2002 68 32 20 15 2006 61 39 10 5 6% 5% 4% 3% 2% 1% 1% 2% 3% 4% 5% 6% Anteil an der Gesamtbevölkerung 0 Alterspyramide China 2000 (letzte Volkszählung) 84 3 Volksrepublik China – Weltmacht des 21. Jahrhunderts?
Quelle: 978-3-623-29720-0 TERRA Russland und China, Themenband Zwei Weltmächte im Wandel, Oberstufe, S. 78 - 81; S. 84/85 3.2 Bevölkerungsentwicklung in China 80 90 100 110 120 130 140 ee Städte rt H e 50 ls ys I > 3000000 Einwohner ch R U S S ik L A N D a Je n i nisej Ba ur > 1000000 Einwohner l o ga Am en > 500000 Einwohner K A S A C H S TA N Heilon gj el S a n > 100000 Einwohner Tsitsihar ng i g (Qiqihar) j Chinesische Mauer i a n g i Harbin e M O N G O L E I J USB. Jilin l KIRGISISTAN Urumtschi i l (Ürümqi) Changchun i n o g Japanisches Shenyang 40 TADSCHI- n KISTAN Tarim o Li Fushun I M Peking ao Anshan X i n j i a n g n n e (Beijing) i ning NORD- Meer In e r G Baotou Tangshan e a KOREA du Datong b Tientsin Dalian s x i n (Tianjin) H e Taiyuan Shijiazhuang Gelbes S ÜD- Ningxia Zibo g S h a a n x i S h a n o Meer gh P. o Tsingtau n Handan JAPAN s Jinan (Qingdao) Hw an Q i n g h a i d n a Lanzhou S h u Jiangsu Luoyang Zhengzhou Nanking INDIEN Xi’an H e n A n a n (Nanjing) 30 N T i b e t Huainan Shanghai Ga EP h A Hefei u ng Chengdu u Wuhan H L i es Sa Tsang ekian b e i Hangzhou Ningbo Bevölkerungsdichte po S i c h u a n gts g luë n Zhejiang Ostchinesisches Ja n < 10 Einwohner / kmπ BHUTAN Tschungking (Chongqing) Changsha Nanchang Bra h maputr a Fujian 10 – 50 Einwohner / kmπ Hunan INDIEN Guizhou Meer 50 – 100 Einwohner / kmπ Jiangxi Taipeh I W A N BANGLA- Fuzhou Kunming Guiyang 100 – 200 Einwohner / kmπ DESCH Hsi Guangzhou Yu n n a n i a ng k 200 – 500 Einwohner / kmπ G u a n g x i (Kanton) o n g M e ko d T A Nanning ng 500 – 1000 Einwohner / kmπ Kaohsiung ua Hongkong 20 ng MYANMAR G > 1000 Einwohner / kmπ VIETNAM (Xianggang) 0 500 Golf 1000 km von LAOS THAILAND Hainan Südchinesisches Meer PHILIPPINEN Bengalen 2 Administrative Gliederung und Bevölkerungsdichte Chinas zu Beginn des dritten Jahrtausends Nach China 2002. Beijing: Verlag Neuer Stern 2002, S. 22 f. 8 Vergleichen Sie den Altersaufbau der Bevölkerung Chinas mit dem der Bundesrepublik Deutschland (Grafik 14). 9 Beschreiben Sie die Verteilung der Bevölkerung Chinas und nennen Sie mögliche Gründe. 10 Begründen Sie den in jüngster Zeit verstärkt ab- laufenden Verstädterungsprozess. 85
Quelle: 978-3-623-29420-9 FUNDAMENTE Kursthemen Der asiatisch-pazifische Raum, Schülerbuch, Oberstufe, S. 102 Wirtschaftliche und soziale Folgen – Zunahme von Disparitäten Wirtschaftliche Probleme durch den exorbi- Die zunehmende Kriminalität in China wird auch tanten Bevölkerungsanstieg. mit der unkontrollierten Land-Stadt-Wanderung in - „Für das Jahr 2050 wird statt der 1,07 Mrd. Verbindung gebracht. Am Rande der Städte entste- Menschen, die in früheren Hochrechnungen pro- hen die für Entwicklungsländer typischen Slums, in jiziert wurden, eine Zahl von ca. 1,4 bis 1,5 Mrd. China als Migrationsstädte bezeichnet. In Shanghai zugrundegelegt. Bei einem höheren Fertilitäts- wird für 2000 die Zahl der Migranten auf 6,5 Mio. niveau, als dieses die niedrigen Zuwachsraten geschätzt. Deshalb wird bereits seit den 1980er Jah- der 1990er Jahre suggerieren, kann die Gesamt- ren versucht, die Wanderarbeiter wieder in ihre bevölkerung im Jahre 2050 auch leicht auf offiziellen Wohnorte auf dem Land umzusiedeln. ca. 1,6 Mrd. steigen. Dies sind erschreckende So begann z.B. 1998 in Beijing ein umfangreiches Aussichten, weil damit Chinas reale Bevölke- Programm zur Rückführung von Wanderarbeitern rungszahl mehr als doppelt so hoch wie das von und Obdachlosen. Bei intensiven Kontrollen durch chinesischen Wissenschaftlern anhand ökono- die Polizei wurden damals ca. 1,5 Mio. Menschen mischer und ökologischer Daten empfohlene aufgegriffen, die illegal in Peking wohnten, und in Optimum von 0,7 Mrd. Menschen ausfallen wird. ihre Heimatgebiete zurückgebracht. China wird demgemäß seine Modernisierung und Industrialisierung unter den Bedingungen eines ständigen großen Bevölkerungsüberhangs leisten müssen. Ökologische Probleme wie Landhunger und Übernutzung sowie dadurch ausgelöste Erscheinungen wie Luft- und Wasserverschmut- zung, Bodenerosion, Entwaldung und Deserti- fikation werden unter solchen Verhältnissen mit hoher Wahrscheinlichkeit zunehmen. Schwierig stellt sich auch die Getreideversorgung der Bevöl- kerung dar. Sollten hier keine durchgreifenden Änderungen im Preis- und Finanzierungssystem für die Getreideproduktion erfolgen oder ein agro- technischer Durchbruch eintreten, kann leicht M 3.11 Bodenerosion in der Inneren Mongolei eine Stagnation der Pro-Kopf-Versorgung dro- hen. Dem wäre nur durch eine erhöhte Import- tätigkeit ... zu begegnen. Auch die Beschäftigungssituation in China wird unter den geschilderten Rahmenbedingungen äußerst angespannt bleiben. Aus der heutigen Altersstruktur der Bevölkerung lässt sich eine Zunahme des Arbeitskräftepotenzials um netto 230 bis 250 Mio. Menschen zwischen 1990 und 2020 ableiten. Ausbildung und Arbeitsplätze für diese riesige Zahl an zusätzlichen Erwerbsperso- nen zu schaffen, wird ein Hauptproblem der chinesischen Wirtschaftspolitik bleiben. ... Der offene Ausbruch von Massenarbeitslosigkeit bleibt ein Damoklesschwert, das über China hängt und sowohl durch die Wirtschaftsreformen als auch durch demographische Entwicklungen bedingt ist. ...“ Thomas Scharping, ebenda, mit Aktualisierungen des Autors 102
Quelle: 978-3-623-29729-3 TERRA Russland und China, Zwei Weltmächte im Wandel, Lehrerband, Oberstufe, S. 37 Aufgabe 5 Zusammenhänge zwischen den verschiede- nen Phasen der Bevölkerungspolitik und der Geburten- und Sterberate und der Entwicklung der Gesamtbevöl- kerung Phase Geburtenrate Sterberate Gesamtbevölkerung 1950er-Jahre: keine staatli- hoch; typisch für Agrar- stark rückläufig, außer bei kontinuierlicher und starker chen Eingriffe staaten bzw. Entwicklungs- „Großem Sprung nach vorn“ Anstieg, außer „Großer länder Sprung nach vorn“ 1960er-Jahre: erste Maß- zunächst starker Anstieg als Rückgang auf altes Niveau, nach wenigen Jahren Rück- nahmen zur Familienpla- Folge des „Großen Sprungs dann weiter leicht sinkend läufigkeit weiterer Anstieg nung nach vorn“, später rückläu- fig auf hohem Niveau Ab 1971: Zwei-Kind-Politik Rückgang der Geburtenrate leichter Rückgang auf das weiterer Anstieg auf die Hälfte Niveau westlicher Industrie- staaten Ab 1979: Ein-Kind-Politik schwankend auf immer weiterhin niedrig weiterhin kontinuierlicher noch relativ hohem Niveau Anstieg Ab 2000: Zwei-Kind-Politik leicht rückläufig niedrig, leicht sinkend geringere Zuwachsraten
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