50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.

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50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
1969
                               Caritasverband
                             2019

                                  für die Stadt
                           Castrop-Rauxel e.V.

50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel
50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
1969
      2019   Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

vor 50 Jahren gründeten Ehrenamtliche        Auch eines unserer jüngsten Angebote,         seitigkeit der caritativen Aufgaben immer
und Dechant Inkmann aus unserer Stadt        der Fachdienst Integration und Migration,     wieder vor Augen führen müssen, um
den Caritasverband, den wir heute ken-       möchte ich hier gerne erwähnen. Dieser        mitgestalten zu können. Und eben das
nen. Und diese Gründungsmitglieder           Bereich bietet ein niederschwelliges An-      macht ihre Arbeit so spannend. Der Ca-
hatten zunächst die Idee, Fachkräfte zu      gebot der vielfältigsten Hilfestellungen      ritasrat gibt neben den hauptamtlichen
suchen, die sich speziell um Kinder mit      für Flüchtlinge und Asylsuchende mit all      Mitarbeitern nach außen ein Gesicht und
Behinderung kümmerten und die mit ihrer      ihren Fragen und Problemen. Hier konnte       ist gleichzeitig das Bindeglied zu den Kir-
Arbeit die Ehrenamtlichen kontinuierlich     zeitnah ein qualifiziertes und vielfältiges   chengemeinden.
unterstützen. Damals ahnte keiner von        Angebot geschaffen werden.
ihnen, dass sie den Grundstein für einen                                                   Doch lesen Sie auf den folgenden Sei-
Verband legten, der in seiner Bedeutung      Strukturell hat sich in der Verbandsarbeit    ten selbst, was unsere ehrenamtlichen
aus dem Gesamtbild unserer Stadt heute       im Laufe der Jahre natürlich einiges ver-     und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
nicht mehr wegzudenken ist.                  ändert. So übernimmt seit dem Jahr 2014       Mitarbeiter tun, wofür sie stehen und was
                                             der ehrenamtliche Vorstand als „Caritas-      „Caritas“ für sie bedeutet.
Über die Jahrzehnte hinweg ergab sich        rat“ Aufsichtspflichten und leitet mit dem
immer wieder neuer Bedarf im Kinder-, Ju-    hauptamtlichen Vorstand die Geschicke         Ihr
gend- und Familienbereich. Heute ist der     des Verbandes. Wir als Mitglieder des
Caritasverband nicht nur Träger verschie-    derzeitigen Caritasrates sind sicher, dass
dener Kindertageseinrichtungen, sondern      dieser besondere Einschnitt der richtige
er bietet auch mit seinem Jugendhilfezen-    Weg ist, um der Geschäftstätigkeit ei-
trum gezielt Unterstützung für Familien in   nes wachsenden Verbandes gerecht zu           Heinz-Rudolf Berkenkopf
schwierigen Lebenslagen an.                  werden und um Verantwortung zu über-          Vorsitzender des Caritasrates
                                             nehmen für vielfältige caritative Hilfen in
Inzwischen gehören auch die Senioren         naher und ferner Zukunft.
zu unserem Klientel. Und mit unseren ar-
mutsorientierten Diensten wie Suppenkü-      Der ehrenamtlich arbeitende Caritasrat
che, Kleiderkammer und Tafel erreichen       ist geprägt von Persönlichkeiten mit un-
wir viele von den Menschen, die deutlich     terschiedlichsten Professionen, die sich
am Rande stehen.                             aus ihrem je eigenen Blickwinkel die Viel-
50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

viele Verbände feiern derzeit runde Ge-
burtstage und alle haben an ihren je-
weiligen Orten ein sehr eigenes Profil.
Die Caritas symbolisiert ihr Wirken im
Flammenkreuz. Denn „Caritas“ bedeutet        Vorständin Veronika Borghorst und Heinz-Rudolf Berkenkopf, Vorsitzender
Liebe, Wohltätigkeit und Wertschätzung       des Caritasrates.
und damit gleichwohl eine Aufforderung
an jeden Christen, sich von ihrem Sym-
bol, dem Flammenkreuz, „entflammen“          An dieser Stelle danke ich allen Ehren-     Eines ist sicher; auch in Zukunft wird
zu lassen.                                   und Hauptamtlichen, die in den vergan-      es für uns immer wieder viele Heraus-
                                             genen 50 Jahren den Weg des Caritas-        forderungen und Gelegenheiten geben,
Vor 50 Jahren wurde unser Verband von        verbandes mitgegangen sind und das          unsere Gesellschaft im positiven Sinne
Ehrenamtlichen und dem Dechanten aus         heutige Profil des Verbandes mitgestal-     mitzugestalten und Menschen, die am
der Taufe gehoben. Es war für uns alle ein   tet, geprägt und mit Leben gefüllt haben.   Rande stehen, von ehrenamtlicher und
besonderes Glück, dass wir mit einem         Ohne Sie wäre die Satzung ein hohles        hauptamtlicher Seite genau die Hilfe
der Gründungsmitglieder, Herrn Werner        Konstrukt geblieben.                        anzubieten, die sie benötigen. Und ge-
Czerwinski, am 28. Januar dieses Jah-                                                    nau das macht caritative Hilfe aus: dem
res noch ein Gespräch dazu geführt ha-       Ich wünsche mir, dass alle, die sich für    Hilfsbedürftigen möglichst in Augenhö-
ben. Er hat begeistert von den Anfängen      Caritas einsetzen, sich auch in Zukunft     he zu begegnen und ihm zu helfen mit
des Caritasverbandes erzählt, von der        als Teil eines Ganzen zum Wohle unserer     Herz und Hand.
Aufbruchstimmung, von der Notwen-            Stadt verstehen.
digkeit, Hilfen haupt- und ehrenamtlich                                                  Es grüßt Sie vielmals
zu organisieren. Herr Werner Czerwinski      Mein Dank geht auch an unsere verläss-
war langjähriges Vorstandsmitglied und       lichen Partner wie die Kirchengemein-
stellvertretender Vorsitzender. Leider ist   den, die Fachverbände der Caritas- und
er am 1. Mai verstorben. Das Interview       Vinzenzkonferenzen, an den Malteser
in diesem Bericht möchten wir Ihnen be-      Hilfsdienst, die Katholische Altenheim-     Veronika Borghorst
sonders empfehlen.                           und Krankenhaushilfe, die St. Lukas-Ge-     Vorständin
                                             sellschaft sowie an die Verwaltung und
                                             Politik.

                                                                                                                             3
50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Caritas
Gründungsniederschrift
vom 4. Juli 1969

                                                                               dt.
                                                       s Einrichtung in der Sta
                              Villa Vogel: Erste Carita

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50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
GEHmeinsam – Familien schützen und begleiten

Der Caritasverband für die Stadt Cast-       Die Geflüchteten sind mittlerweile gut        Hier kommen Eltern unterschiedlicher
rop-Rauxel e.V. (CV) verfügt über lang-      in ihrer neuen Heimat angekommen,             Nationalitäten miteinander in Kontakt, die
jährige Erfahrung und ein vielfältiges       nur wenige neue kommen nach und der           ähnliche Fragen und Probleme haben.
Angebot an Diensten für Menschen mit         Schwerpunkt des Ehrenamts liegt nun           Sie können Erfahrungen austauschen
und ohne Migrationshintergrund: Allge-       in der Integrationsarbeit. Es müssen neu      und über Themen reden, die sie beschäf-
meine Sozialberatung, Fachdienst für         Angebote geschaffen und bestehende             tigen wie z.B. Erziehungsfragen, wie sie
Integration und Migration, Senioren-         erweitert werden.                             ihre Kinder beschäftigen können, welche
beratung, ambulante Erziehungshilfen,                                                      Anträge gestellt werden müssen. Die The-
Erziehungsberatungsstelle, integrative       Sowohl im Fachdienst für Integration und      men richten sich nach den Bedürfnissen
Kindertagesstätte,     Frühförderstelle,     Migration (FIM) als auch in der Frühförde-    der Eltern. Durch dieses niederschwelli-
Kleiderkammer, Castroper Tafel etc. Die      rung und der Integrativen Kindertages-        ge Angebot, die verbandseigenen Fach-
Angebote sind niederschwellig und of-        stätte wurde festgestellt, dass es meh-       dienste und die enge Vernetzung z.B. mit
fen für Menschen mit und ohne Migrati-       rere Familien mit Migrationshintergrund       den „Frühen Hilfen“ und dem Jugendamt
onshintergrund.                              gibt, in denen Kinder mit einer Behinde-      der Stadt Castrop-Rauxel, bietet sich die
                                             rung leben. Der Austausch und die Zu-         Gelegenheit, Eltern bei Bedarf weiterfüh-
Vor allem Kinder, Jugendliche und deren      sammenarbeit in Selbsthilfegruppen, wie       rende Hilfen anzubieten.
Familien, die in den benachteiligten So-     sie in Deutschland in großer Vielfalt be-
zialräumen aufwachsen, sind von dem          stehen, ist für viele hier lebende Migrant/   Diese Gruppe soll durch eine hauptamtli-
Mangel an ökonomischen Ressourcen            innen und Flüchtlinge unterschiedlichster     che Mitarbeiterin und eine Ehrenamtliche
betroffen. Durch ihre Eltern frühzeitig       Nationalitäten nahezu unbekannt. Hinzu        begleitet werden.
mit Armut konfrontiert, wachsen sie von      kommt, dass die unterschiedliche Spra-
Beginn an mit dem Gefühl der Chancen-        che und die unterschiedlichen Sprach-         Spendenkonto:
losigkeit und Perspektivlosigkeit auf. Da-   ebenen spezielle Probleme für Menschen        Bank für Kirche und Caritas eG
durch verfügen sie häufig über weniger       aus anderen Kulturkreisen darstellen.         Paderborn
oder nicht ausreichende Kompetenzen,         Um diesen Familien eine niederschwelli-       IBAN: DE91 4726 0307 0010 9719 09
die sie für eine erfolgreiche Schul- und     ge Möglichkeit der Begegnung und des          BIC: GENODEM1BKC
Berufslaufbahn benötigen. Bei Kindern        Austausches zu bieten, soll eine interkul-    Stichwort: GEHmeinsam
aus Familien mit Fluchthintergrund kom-      turelle Eltern-Kind-Gruppe für Familien
men zusätzlich Sprachprobleme und            und deren Angehörigen mit einer Behin-
unterschiedliche soziokulturelle Hinter-     derung entstehen.
gründe hinzu. Ein Teil der Kinder besucht
nach dem Unterricht die „Offene Ganz-
tagsschule“ (OGS), aber nicht alle Kin-
der können mit diesem Angebot versorgt
werden.

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50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Das Gespräch mit Herrn Werner Czerwinski führte Frau Plamper am 28. Januar in Vorbereitung für diesen Bericht.
Teilgenommen haben daran auch Frau Czerwinski, Pfarrer Eckert und Frau Borghorst. Herr Czerwinski ist am 1. Mai verstorben.
Aber wir möchten gerne den Stil beibehalten, um die Atmosphäre des Gesprächs authentisch beizubehalten.

Die Kinder brauch(t)en unsere Hilfe
Gespräch mit Gründungsmitglied Werner Czerwinski

Mit der Villa Vogel an der Wittener Str.
kam die verbandliche Caritas nach
Castrop-Rauxel. Die Caritas und Werner
Czerwinski gehören einfach zusammen.
Und das 50-jährige Jubiläum, das der
Caritasverband in diesem Jahr feiert,
hat für ihn zudem eine ganz besonde-
re Bedeutung. Denn der 92-Jährige ist
Gründungsmitglied, war lange Jahre im
Vorstand des Caritasverbandes tätig
und ist bis heute, trotz caritativem „Ru-
hestand“ über die aktuellen Entwicklun-
gen im Verband bestens informiert.

Noch gut erinnert sich Werner Czerwins-
ki aber auch an die Anfänge des carita-
tiven Engagements in Castrop-Rauxel.
Es waren Kinderaugen, die in eine Welt
schauten, die für sie scheinbar keine
Zukunft bot. Sie lebten „versteckt“ ohne
Anerkennung, ohne Wertschätzung und          Veronika Borghorst und Pfarrer Eckert im Gespräch mit Werner Czerwinski.
wurden häufig als Last empfunden. Das
Schicksal dieser Kinder mit körperlicher     entdecken konnten. „Die Villa Vogel war    Struktur zu geben. So wurde am 4.Juli
oder geistiger Behinderung rührte einige     die erste Einrichtung für Kinder mit Be-   1969 der Caritasverband für die Stadt
Ehrenamtliche in den 60er Jahren an.         hinderung überhaupt in der Stadt“, er-     Castrop-Rauxel gegründet. „Mit allen
„Für diese Kinder müssen wir etwas           klärt Werner Czerwinski.                   Rechten und Pflichten eines eingetrage-
tun“, das war die Vision. Und so wurde                                                  nen Vereins“, erläutert Werner Czerwin-
die Villa Vogel für sie für einige Stunden   Doch mit dem mit der Zeit immer grö-       ski. Zum ersten Vorsitzenden wurde der
„Zuflucht“ - ein Ort, an dem sie unbe-       ßer werdenden Umfang der ehrenamt-         damalige Stadtdirektor Theodor Elting
fangen sie selbst sein durften und ihre      lichen Tätigkeit wuchs die Notwendig-      gewählt.
Talente im Rahmen ihrer Möglichkeiten        keit, dem Engagement eine offizielle

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50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
„An ehrenamtlichen Helfern und Hel-
ferinnen hat es uns nicht gefehlt. Die
Menschen hatten im Krieg genug Leid
erfahren und Not gesehen. Diese Erfah-
rungen machten sie hilfsbereit und man
war auf besondere Weise dem anderen
zugetan.“ Die Gründung des Caritas-

                                            Caritas und Pastoral
verbandes für die Stadt Castrop-Rauxel
sei ein wichtiger Schritt gewesen. „Es
ermöglichte uns, hauptamtliche Mitar-
beiter und Fachkräfte für die Kinder- und   Drei Fragen an Pfarrer Eckert
Jugendbetreuung einzustellen.“

Zur Caritas gekommen sei er damals          Pfarrer Franz-Josef Eckert ist seit 1999 Mitglied im Vorstand bzw.
über seine Arbeit in der Kirchengemein-     jetzt Caritasrat.
de St. Elisabeth in Obercastrop, im De-
kanatsrat und im Sozialamt der Stadt        Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang die Gemeindecari-
Castrop-Rauxel, erzählt Werner Czer-        tas in Castrop-Rauxel?
winski. „Eigentlich wie die Jungfrau zum
Kinde“, scherzt der 92-Jährige heute        Gemeindecaritas ist gelebte Kirche im Ehrenamt. Dabei wird sie
gern. Aber gerade seine multifunktionale    von der verbandlichen Caritas und der Pastoral vor Ort unterstützt.
Tätigkeit habe vieles erleichtert.
                                            Welche Ziele hat die Gemeindecaritas?
Zahlreiche Bilder und Zeitungsartikel
füllen Alben, die er nun gerade im Jubi-    Die Gemeindecaritas kümmert sich um Menschen, die von Armut
läumsjahr gern mal wieder in die Hand       und Benachteiligung betroffen sind. In Castrop-Rauxel gehören
nimmt, denn in der 50-jährigen Ge-          beispielsweise die Besuchsdienste, Seniorenbegleitung, der
schichte des Caritasverbandes wurden        Ambulante Hospizdienst, die Castroper Tafel und die Suppen-
die Angebote für Kinder mit Behinde-        küche dazu.
rung kontinuierlich weiterentwickelt und
den jeweiligen Bedürfnissen in Castrop-     Wie wird sich die Gemeindecaritas in der Zukunft entwickeln?
Rauxel angepasst.
                                            Voraussichtlich werden aufgrund der demographischen und
„Wir haben das große Glück, dass der        gesellschaftlichen Entwicklung die Ansprechpartner immer we-
Caritasverband in der Stadt einen ho-       niger. Das Ehrenamt rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr wird
hen Stellenwert hat und von allen Seiten    es nicht mehr geben, sondern sich eher auf Projekte bezogen
Anerkennung genießt. Er wird in vielerlei   gestalten. Eine große Herausforderung stellen auch die neuen
Hinsicht von den Bürgern, Firmen, Insti-    Pastoralen Räume dar. Da stehen wir noch ganz am Anfang. Eine
tutionen und Vereinen unterstützt“, fasst   Zusammenlegung der einzelnen Gruppen in der Gemeindecaritas
Werner Czerwinski zusammen.                 könnte zum Beispiel eine große Chance sein, Aktivitäten nachhal-
                                            tig zu bündeln.

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2019   Castrop-Rauxel

                                                          Karl-Josef                   Heinz-Rudolf     Pfarrer Franz-Josef       Brigitte
                                                           Krekeler                    Berkenkopf              Eckert             Jasper

Sieben Köpfe für den Caritasrat
Ehrenamtliche bilden das Aufsichtsgremium im Caritasverband
für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.

Eines haben die Mitglieder im Caritasrat    ben, die er zum Wohle der Gesellschaft       „Die Mitarbeit im Caritasrat ist in gewis-
gemeinsam. Sie sagen „Ja“ zur konkre-       einsetzen könne. „Man muss sie nur für       ser Weise schon eine besondere Her-
ten Hilfe für Menschen in Not und über-     sich entdecken.“ Und das gilt auch für       ausforderung“, sagt Burkhard Edeler.
nehmen dafür die Verantwortung im Ca-       die sieben Köpfe des Caritasrates.           „Man sollte nicht nur einen Blick für die
ritasverband. „Die Worte und Taten Jesu                                                  Bedarfe der Menschen im Lebensumfeld
Christi sind unsere Richtschnur“. Das ist   Über viele Jahre und teils sogar über        haben. Es schadet auch nicht, wenn man
der Leitgedanke der Caritas. Caritas be-    Jahrzehnte haben der Vorsitzende des         sich mit Finanzen auskennt und betriebs-
deutet, den Hilfebedürftigen zur Seite zu   Caritasrates Heinz-Rudolf Berkenkopf,        wirtschaftliches Wissen mitbringt“, denn
stehen und nicht nur über Nächstenlie-      der stellvertretende Vorsitzende Rein-       die Aufgaben des Caritasrates seien viel-
be zu reden, sondern zu leben.              hard Pauli, Burkhard Edeler, Brigitte        fältig.
                                            Jasper, Karl-Josef Krekeler, Prof. Dr.
„Die Nächstenliebe ist Aufgabe und Ver-     Wolfgang Meyer und Pfarrer Franz-Josef       Seit Inkrafttreten der neuen Satzung
pflichtung eines jeden Christen“, bringt    Eckert als beratendes Mitglied in geist-     im Jahr 2014 gibt es, wie bereits nahe-
es Reinhard Pauli auf den Punkt. Da-        lichen Fragen die Caritas ehrenamtlich       zu bundesweit in der Caritas, auch in
bei sei es egal, ob ehrenamtlich oder       begleitet und mit ihrer Berufung belebt,     Castrop-Rauxel keine hauptberufliche
hauptamtlich. Gleichwohl sei sie auch       bevor sie die Herausforderung als Cari-      Geschäftsführung mit ehrenamtlichen
eine Berufung. Jeder Mensch habe Ga-        tasratsmitglied annahmen.                    Vorstand mehr. Veronika Borghorst lei-

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50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
Prof. Dr. Wolfgang        Burkhard                                                        Reinhard
      Meyer                Edeler                                                          Pauli

                                                                                                       1999: Veronika Borghorst
       tet nun hauptamtlich als Vorständin die                                                         übernimmt die Position
       Geschicke des Caritasverbandes. Der                                                             der Geschäftsführerin vom
       Caritasrat fungiert als Aufsichtsgremi-                                                         scheidenden Geschäftsfüh-
       um und genehmigt unter anderem den                                                              rer Gereon Labusch (links).
       Verbandshaushalt und entlastet den                                                              Vorsitzender Theodor Elting
       Vorstand. Gemeinsam werden Entschei-                                                            (rechts) freut sich auf eine er-
       dungen der grundsätzlichen Ausrich-                                                             folgreiche Zusammenarbeit.
       tung und Entwicklung diskutiert und
       entschieden, so steht es in der Satzung:   te. Vermehrt rücken die Senioren in den     Berkenkopf nicht nehmen, selbst den
       „Der Caritasrat hat die Aufgabe, über      Blick, dies entspricht der demographi-      Kochlöffel zu schwingen.
       alle wichtigen Verbandsangelegenheiten     schen Entwicklung.
       zu beraten und zu beschließen.“                                                        In den vergangenen fünf Jahrzehnten
                                                  „Außerdem habe der Caritasrat auch          ist beim Caritasverband viel passiert.
       „Unser Caritasverband hat hauptamtli-      „die Basis“ mit ihrem caritativen Handeln   Zeit für die Generation des Aufbaus, des
       che Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in    im Blick, so Pfarrer Franz-Josef Eckert.    Ausbaus und die Impulsgeber für die Zu-
       den verschiedensten Bereichen“, erklärt    Das bedeutet, dass neben all dem „Ver-      kunft auch daran zu denken, die Arbeit
       Heinz-Rudolf Berkenkopf. „Schwer-          waltungskram“, den die Führung des          in jüngere Hände zu legen, in Hände,
       punkt bilden die Fachdienste für Kinder,   Caritasverbandes mit sich bringt, die       die mit Blick auf die christlichen Werte
       Jugendliche und Familie.“ Zudem sei        Mitglieder des Caritasrates auch immer      an der Gestaltung des kirchlichen und
       der Verband auch Träger von Kinderta-      ein offenes Ohr für die Caritas in den       gesellschaftlichen Lebens wie sie selbst
       gesstätten. Hinzu kämen weitere Fach-      Gemeinden und die Vernetzung haben.         nachhaltig mitwirken wollen. Der Appell
       dienste wie für Migration und Senioren     Bei einem Besuch der ehrenamtlich or-       lautet: „Caritas(rat) - ich bin dabei!“
       sowie die Castroper Tafel und die Sup-     ganisierten „Kochgruppe International“
       penküche als armutsorientierte Angebo-     ließ es sich beispielsweise Heinz-Rudolf

                                                                                                                                     9
50 Jahre Caritas für Castrop-Rauxel - Caritasverband für die Stadt Castrop-Rauxel e.V.
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Ehrenamt                       „Wer nichts tut, macht sich schuldig“

„Die Caritas hält mich jung“, sagt Brigit-                                                                             Brigitte Jasper:
te Jasper aus Ickern. Mit über 70 Jahren                                                                               „Die Caritas
ist sie noch aktives Mitglied im Carita-                                                                               hält mich jung“
srat und auch sonst in Sachen Caritas
vielseitig engagiert und hat dafür bereits
das Ehrenzeichen des Deutschen Cari-
tasverbandes in Gold erhalten.

Wenn Brigitte Jasper gefragt wird, wie sie
zur Caritas kam, so lautet ihre Antwort:
„.Frau Kaese von der Caritaskonferenz in
Ickern ist schuld. Sie hat mich angerufen.
Hör mal, wir brauchen Verstärkung bei
der Caritas.“ Und Brigitte Jasper sagte
„Ja“. So begann ihre Karriere 1980 als
Caritäterin – wie sie sich selbst auch be-
zeichnet. Sechs Jahre später, im Herbst
1986, wurde sie zur Vorsitzenden der
Caritaskonferenzen im damaligen Deka-        Eine besondere Eigenschaft der „erprob-         Ein weiterer Meilenstein ihrer Arbeit ist die
nat Castrop-Rauxel gewählt und gehörte       ten“ Ehrenamtlichen ist, dass sie einen         Beteiligung an der konzeptionellen Ent-
dem Dekanatsleitungsteam mit Christine       Blick dafür hat, wo Hilfe gebraucht wird        wicklung des Ambulanten Hospizdiens-
Kaese und Ilse Schülken an. Seit 1987 ist    und entsprechend dazu bedarfsgerechte           tes Castrop-Rauxel.
sie Mitglied im heutigen Caritasrat (ehe-    Projekte initiiert. Das Zitat von Erich Käst-
mals Vorstand) des Caritasverbandes.         ner „Wer nichts tut, macht sich schuldig“       Mit der Flüchtlingswelle kamen neue eh-
„Es hat in Castrop-Rauxel eine lange Tra-    ist ihr Motto. „Das heißt zum Beispiel,         renamtliche Aufgaben auf sie zu. Sie fand
dition, dass die Vorsitzende der Caritas-    wer sich nur in den Sessel setzt und dann       Mitstreiterinnen und Mitstreiter und bietet
konferenzen auch Mitglied im Caritasrat      meckert und kritisiert, ist als Ehrenamtler     seit dem Sommer 2014 einmal wöchent-
ist“, erklärt Jasper. So werde die enge      nicht gut zu gebrauchen. Ihm fehlen Herz        lich einen Sprachkurs an, organisiert
Verbundenheit von ehren- und hauptamt-       und Hand und Geistesblitze, um seine            Umzüge und sucht Möbel und Haus-
licher Caritas auch strukturell deutlich     Ideen in die Tat umzusetzen.“                   haltswaren für „ihre Schützlinge“. Gleich-
und die Zusammenarbeit und Vernetzung                                                        wohl vermittelt sie Hilfe durch den Cari-
in die Gemeinden hinein gestärkt.            Als Caritäterin war Brigitte Jasper maß-        tas-Fachdienst Integration und Migration.
                                             geblich am Aufbau der Suppenküche               Die Zusammenarbeit der verschiedenen
                                             im Jahr 1993 und fünf Jahre später am           Professionen und Träger ist ihr bei ihrer
                                             Ausbau an der Castroper Tafel beteiligt.        Arbeit wichtig.

10
Seit über 40 Jahren
                                                              spendet der Löschzug            Wer an seinem Nächsten
                                                              der Freiwilligen Feu-           vorübergeht, der geht auch an Gott
                                                              erwehr Merklinde die            vorüber.
                                                              Einnahmen aus der                                   Martin Luther
                                                              Tannenbaum-Aktion
                                                              dem Caritasverband.
                                                                                              Frau Christa Kaese ist am 17. Mai
                                                                                              2019 verstorben. Sie war viele Jahre
                                                                                              die Vorsitzende der Caritaskonferen-
                                                                                              zen in St. Antonius Ickern. Sie hatte
                                                                                              immer ein offenes Ohr für soziale
                                                                                              und wirtschaftliche Notlagen. Gerne
Derzeit habe sie kein neues Projekt im         Jasper. Die ehrenamtliche Flüchtlingsar-       unterstützte sie Familien und Kinder,
Blick, „aber alte sind immer zu verbes-        beit ist mit all ihren Facetten nach wie vor   damit diese teilhaben konnten.
sern und ausbaufähig“. So schwebe ihr          für sie eine Herausforderung. „Ich würde
zum Beispiel vor, „dass wir bei unserer        mich freuen, wenn ich noch viele „Mittä-       Doch als Politikerin fragte sich nach
Arbeit mit den Flüchtlingen einen Kreis        ter“ finden könnte.“                           Ursachen, nach Hintergründen –
von Patenfamilien finden. Denn nur so                                                         schaute nach vorne, um Verände-
können wir den jungen Leuten bei der           Die Caritäterin Brigitte Jasper ist sich si-   rung bewirken zu können.
Integration am besten helfen. Nur so kön-      cher: „Das Ehrenamt ist absolut keine Ein-
nen wir ihnen ein Stück neue Heimat ge-        bahnstraße. Ich habe in den Jahrzehnten        Sie war langjähriges Mitglied der
ben.“ Denn Integration habe auch etwas         nicht nur vieles gelernt an theoretischen      Vertreterversammlung des Caritas-
mit Geborgenheit und Mitmenschlichkeit         und praktischen Dingen, sondern auch           verbandes, interessierte sich sehr
zu tun.                                        bei den Begegnungen viele Menschen             für die vielfältigen Aufgaben und
                                               kennenlernen dürfen und immer viel Ver-        Dienste. Wichtig war ihr die Ver-
„Dazu gehört auch meine „Erfindung“ des        trauen und Mitmenschlichkeit erfahren,         bindung der ehrenamtlichen und
sogenannten „Weltcafe“, auf das ich sehr       was mich immer wieder dankbar macht.“          verbandlichen Caritasarbeit. Dabei
stolz bin und dafür sehr schnell Mitstreiter                                                  hatte sie im Leitungsteam der Ca-
finden konnte.“ Einmal an einem Sams-          Für ihre Zukunft und für die Caritas           ritaskonferenzen immer die ganze
tag im Monat treffen sich dort Flüchtlinge      wünscht sich Brigitte Jasper: „Ich möch-       Stadt Castrop-Rauxel im Blick.
und Einheimisch zu einem ausgiebigem           te ansteckend wirken auf die Menschen
„Klönfrühstück“ in den Räumen der evan-        und auf dass sie sich anstecken lassen,        Möge sie ruhen in Frieden.
gelischen Kirchengemeinde St. Petri. „Da       Notwendiges zu tun, um neue Projekte
wird gefrühstückt, geredet, gelacht, klei-     mit anzuschieben und durchzuführen.
ne und größere Probleme werden ange-           Gemeinsam Ideen zu entwickeln - viel-
sprochen und jeder fühlt sich akzeptiert.      leicht für ein neues Stück partnerschaft-
Das ist übrigens auch ein wunderbares          licher Kirche, das ist mein Traum.“
Beispiel für selbstverständliche ökume-
nische Zusammenarbeit“, findet Brigitte

                                                                                                                              11
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Ehrenamt                        Den Tagen mehr Leben geben

Nina Vogel ist Koordinatorin beim Am-
bulanten Hospizdienst Castrop-Rauxel.
Für die Dipl.-Pädagogin und Spracht-
herapeutin ein Metier, dass sie vor
neue Hausforderungen stellt. „Ich habe
schon früh Berührungen mit Sterben-
den und Verstorbenen gehabt. Der Tod
war bei uns kein Tabuthema.“, sagt sie.
„Für mich gehört der Tod zum Leben.
Nun hat es sich ergeben, dass ich mich
auch beruflich in diese Richtung orien-
tieren konnte.“

Seit November vergangenen Jahres
bringt Nina Vogel Menschen, denen auf-
grund ihrer Erkrankung nur noch eine ab-
sehbare Lebenszeit zur Verfügung steht        tung primär im häuslichen Umfeld erfolgt.     den, die weiteren fachlichen Input geben.
und ehrenamtliche Sterbebegleiter/innen       Aber dem ist nicht so“, erklärt die Koordi-   Und gelegentlich besuchen wir auswär-
zusammen. Das Leitwort lautet: Dem Le-        natorin. „Rund 80 Prozent der Begleitun-      tige Veranstaltungen zum Thema ambu-
ben nicht mehr Tage geben, sondern den        gen finden in stationären Pflegeeinrich-      lante Sterbebegleitung.“
Tagen mehr Leben. „Die persönlichen           tungen statt. Zudem hat in den letzten
und sozialen Wünsche sowie spirituelle        Jahren die Zahl der stationären Hospize       Zurzeit engagieren sich 22 Ehrenamtliche
Bedürfnisse unserer Klienten stehen bei       zugenommen und die Hemmschwelle,              in der Sterbebegleitung beim Ambulanten
der Begleitung im Mittelpunkt.“               sich nach einem Hospizplatz umzusehen,        Hospizdienst. In naher Zukunft plant Nina
                                              ist längst nicht mehr so hoch. “              Vogel einen neuen Befähigungskurs, um
Rund anderthalb Stunden in der Woche                                                        neue Interessenten für das Ehrenamt zu
schenken die Ehrenamtlichen den ster-         Auf ihre ehrenamtliche Aufgabe beim           gewinnen. „Der Ambulante Hospizdienst
benskranken Menschen Zeit. „Wenn die          Hospizdienst werden die Sterbebeglei-         versteht sich als Ergänzung zu bestehen-
Besuche im häuslichen Umfeld stattfin-        ter/innen in Seminaren von Nina Vogel         den Hilfsangeboten.“
den, stellt diese Zeit auch für die Angehö-   und Gastreferenten sorgfältig vorbereitet
rigen eine Entlastung dar“, erläutert Nina    und später auch weiter betreut. „Einmal
Vogel. Sie bietet ihnen die Möglichkeit,      im Monat finden Treffen mit Gelegen-
etwas für sich zu tun. „Allgemein geht        heit zum gegenseitigen Austausch statt.
man davon aus, dass die Sterbebeglei-         Ebenso werden Fachreferenten eingela-

12
Ehrensache!
Drei Fragen an Nina Vogel
                                                                                Vermittlungsstelle für
                                                                                bürgerliches Engagement
Was trägt Ihre Arbeit?

Die vielen positiven Eindrücke und                                              Wer sich ehrenamtlich engagieren möch-
Rückmeldungen unserer Ehrenamt-                                                 te, aber noch nicht genau weiß wie und
lichen. Sie empfinden ihre Tätigkeit                                            wo, der ist bei der Freiwilligenbörse Eh-
nicht nur als geben, sondern sie sagen                                          rensache! an der richtigen Stelle. Sie ist
auch, dass ihre Tätigkeit für sie selbst                                        die Vermittlungsstelle für bürgerschaftli-
bereichernd ist. Außerdem ist die Zu-                                           ches Engagement beim Caritasverband.
sammenarbeit mit Menschen die Ba-                                               Sie bringt Menschen, die ein Ehrenamt
sis, auf der ich gerne arbeite!                                                 für sich suchen und Einrichtungen, die
                                                                                ehrenamtliche Betätigungsfelder anbie-
Was hat sich für Sie mit Ihrer neuen Auf-                                       ten, zusammen.
gabe verändert?
                                                                                Eine Gruppe Ehrenamtlicher hat sich vor
Als gläubiger Mensch nehme ich mei-                                             gut zehn Jahren zusammengeschlossen,
ne Umwelt noch bewusster wahr - und         Nina Vogel                          um sich des Themas Ehrenamts anzu-
auch die Zeit. Wir haben bildlich ge-                                           nehmen. Ehrenamtliche engagieren sich
sprochen nur eine Tasse voll Leben und                                          für das Ehrenamt.
damit sollte man sorgfältig umgehen.        Kontakt/Information: Nina Vogel,
                                            Tel: 0 23 05 / 9 23 55 30           Die Ehrensache! ist die Anlauf- und
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?      n.vogel@caritas-castrop-rauxel.de   Beratungsstelle für das bürgerliche En-
                                                                                gagement in Castrop-Rauxel. Auch ei-
Ich bin optimistisch und bin mir sicher,                                        gene Ideen und Aktionen können bei der
dass der Hospizgedanke in unserer                                               Ehrensache vorgestellt und umgesetzt
Gesellschaft noch mehr an Bedeutung                                             werden.
gewinnen wird. Speziell für unseren
Dienst wünsche ich mir, dass das Wis-                                           Kontakt/Information:
sen um die ambulante Begleitung in                                              Astrid Dähnke,
Castrop-Rauxel größer und selbstver-                                            Telefon: 0 23 05 / 9 20 83 12,
ständlicher wird.                                                               a.daehnke@caritas-castrop-rauxel.de

                                                                                                                    13
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

                                                                       Gemeinnützige Arbeit, Festanstellung,
Menschen für die Caritas                                               Ehrenamt

Manchmal führt der Weg um ein paar           altersbedingt endete, aber ihr Einsatz für
Ecken zum gewünschten (Berufs-)Ziel          die Caritas längst noch nicht vorbei war.
wie beispielsweise bei Elisabeth Bau-
er. Sie kam 1997 aus Kasachstan nach         „Auf der einen Seite freute ich mich ja
Deutschland.                                 auf den Ruhestand, aber auf der an-
                                             deren Seite fehlte mir die Caritas, die
„Für mich war klar, dass ich arbeiten ge-    Begegnung mit den Menschen schon
hen und auf keinen Fall Sozialhilfe in An-   sehr.“ Und so hielt sie weiterhin Kontakt
spruch nehmen wollte.“ Sie lernte relativ    zu ihren ehemaligen Arbeitskolleginnen
schnell die deutsche Sprache, besuch-        und Kollegen. Seniorenberaterin Elisa-
te über das Arbeitsamt Computerkurse         beth Kister schien etwas zu ahnen und
und schaute sich immer wieder nach Tä-       holte sie schließlich zurück.
tigkeitsfeldern um. So bekam sie im Jahr
2000 eine gemeinnützige Tätigkeit beim       Ehrenamtlich unterstützt Elisabeth Bau-
Caritasverband. Nach weiteren Schulun-       er seit 2016 das Angebot für Senioren
gen über das Arbeitsamt erhielt sie 2005     „Urlaub ohne Koffer“. Heute hilft sie re-
dann ihren ersten befristeten Dienstver-     gelmäßig bei der Durchführung des Le-        Elisabeth Bauer
trag beim Caritasverband und arbeitete       secafes. In gemütlicher Runde werden
am Empfang. „Das war eine große He-          Kurzgeschichten, Gedichte, heitere und
rausforderung für mich, aber ich kann-       besinnliche Texte vorgelesen, die thema-
te die Caritas bald in- und auswendig.       tisch aus dem täglichen Leben gegriffen
Schließlich war ich die erste Anlaufstel-    sind und zum Gespräch und Austausch
le“, erinnert sich Ruheständlerin. „Und      einladen.
jeden Tag kam etwas Neues hinzu.“
                                             „Das macht mir großen Spaß“, schwärmt
Die folgenden zehn Jahre vergingen wie       Elisabeth Bauer. „Ich serviere Kaffee und
im Flug. 2015 hieß es dann Abschied          Gebäck, höre mir die Lesungen an und
nehmen. Für sie bedeutet das zwar, dass      komme auch mit den Gästen ins Ge-
ihre Zeit als hauptamtliche Mitarbeiterin    spräch. Später helfe ich dann noch beim
in der Verwaltung des Caritasverbandes       Aufräumen.“ Inzwischen sei sie dort die
                                             „gute Fee“, sagt Elisabeth Kister. „Wer
                                             sich bei uns engagiert, ist nie allein.“

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Suppenküche lädt zur warmen Mahlzeit ein

Jedes Jahr zum Namenstag der Hl. Eli-        Täglich kommen zwischen 20 und 30
sabeth von Thüringen am 19. Novem-           Gäste. Zum Monatsende sind es immer
ber öffnet die Suppenküche in der Cari-       mehr, weiß das Team der Ehrenamt-
tas-Geschäftsstelle am Lambertusplatz        lichen aus Erfahrung. In der Gemein-
ihre Pforten. Bis Ostern servieren rund      schaft schmecke es ihnen noch besser.
40 Ehrenamtliche im Wechsel täglich          Die Zutaten für die frisch zubereiteten
eine warme Mahlzeit für Bedürftige in        Mahlzeiten spenden heimische Super-
der Stadt. Auch an den Wochenenden           märkte an die Tafel.
und Feiertagen sind Ehrenamtliche da,
die für eine warme Mahlzeit sorgen,          In der Öffentlichkeit stößt das Angebot
Zeit für ein Gespräch mitbringen, die        auf große Akzeptanz. So geht der Dank
da sind.                                     für die Unterstützung in den über 25
                                             Jahren nicht nur an die ehrenamtlichen
„Die Suppenküche ist keine Almosen-          Helferinnen und Helfer, „von denen ei-
ausgabe. Sie ist für Menschen mit gerin-     nige schon von Anfang an mit dabei
gem Einkommen eine soziale Anlaufstel-       sind“, so die Vorständin, sondern auch
le. Dort gibt es ist nicht nur eine warme    an alle (Einzel-)Spender und Sponsoren.
Mahlzeit, die ihnen wichtig ist. Sie hilft   Mit ihrer Hilfe ist es zwischendurch so-   Die Suppenküche öffnet täglich um
den meisten von Armut Betroffenen auch        gar möglich, zusätzliche Lebensmittel zu   11.30 Uhr bis 13.30 Uhr.
aus der Isolation ihrer Wohnung heraus-      kaufen, die im Regelsortiment der Cast-
zukommen und ist so zugleich ein Ort         roper Tafel nicht vorhanden sind.          Zwischen dem 19. November und
der Begegnung und des Austausches                                                       Ostern ist montags bis freitags der
für Menschen in ähnlichen Lebensla-                                                     Begegnungsraum am Vormittag ge-
gen“, beschreibt Veronika Borghorst,                                                    öffnet.
Vorständin des Caritasverbandes, das
Angebot. „Sie ist das Wohnzimmer für                                                    Kontakt/Information:
Menschen, die aus welchen Gründen                                                       Nina Diring, Tel: 0 23 05 / 9 23 55 36,
auch immer am Rande der Gesellschaft                                                    n.diring@caritas-castrop-rauxel.de
stehen.“ Zudem sei die Suppenküche für
viele Betroffene der einzige feste Punkt
in ihrer Tagestruktur.

                                                                                                                             15
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Menschen für die Caritas                                                 Mit „Balu und Du“ fing alles an

Annika Reese und Madeleine Ra-
destock haben, dort wo sie sich einst
ehrenamtlich engagierten, ihre berufli-
che Heimat gefunden. Obwohl die bei-
den Frauen inzwischen hauptamtlich für
den Caritasverband tätig sind, erinnern
sie sich noch gern daran, wie alles mit
dem Projekt „Balu und Du“ begann. In
Anlehnung an Balu und Mogli aus dem
Literaturklassiker „Dschungelbuch“ be-
gleiten junge Erwachsene ein Jahr lang
ein Kind aus Familien mit Unterstüt-
zungsbedarf bei der Lebensgestaltung.

„Als ich meine „Mogli“ kennenlernte, war
sie sechs Jahre alt“, erzählt Annika Ree-
se. „Wir haben viel zusammen unternom-
men und wir bauten mit der Zeit eine Art
Freundschaft auf. Gelegentlich hören wir       Annika Reese                                 Madeleine Radestock
heute noch voneinander. Für mich ist es
spannend zu erfahren, wie sie sie sich
entwickelt und war sie jetzt so macht.“        Weise nun in dem Bereich tätig, den sie      Jahre alt, als sie ihn kennenlernte. „Das
                                               als Balu kennenlernte. Sie wünscht sich,     Projekt kannte der Junge schon.“ Sein
Heute arbeitet die 25jährige als Sozialar-     weiterhin dazu beitragen zu können „dass     älterer Bruder habe bereits vor ihm vom
beiterin in den flexiblen ambulanten Er-       Familien soweit möglich das werden, was      „Balu und Du“-Projekt profitiert. So sei
ziehungshilfen des Caritasverbandes und        sie sein sollten, eine Gemeinschaft“.        ihr der Junge ganz aufgeschlossen und
unterstützt und begleitet Familien, die                                                     erwartungsvoll begegnet. „Es war für uns
Hilfe bei ihren Erziehungsaufgaben benö-       Für Madeleine Radestock (27) fing die        beide schön zum Beispiel kleine gemein-
tigen oder mit belastenden Alltagssituati-     „Karriere“ bei der Caritas ebenfalls mit     same Ausflüge zu unternehmen.
onen überfordert sind. Ein Ziel ist, Entlas-   dem Projekt „Balu und Du“ an. Sie ent-
tung und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben,       schied sich für das Projekt, weil „ich mir   Inzwischen ist Madeleine Radestock Er-
damit die Familien ihren Alltag erfolgreich    wünschte, etwas Gutes für benachteilig-      zieherin in der Integrativen Kindertages-
meistern können. So ist sie in gewisser        te Kinder zu tun.“ Ihr „Mogli“ war sieben    stätte an der Oskarstraße. Demnächst

16
Balu und Du“ ist eine Freiwilligentä-
                                                                                     tigkeit, die benachteiligte Kinder im
                                                                                     Grundschulalter fördert. Es ist ein
                                                                                     bundesweites, wissenschaftlich be-
                                                                                     gleitetes Programm. Junge Erwach-
                                                                                     sene zwischen 17 und 30 Jahren
                                                                                     stehen einem Kind ein Jahr lang als
                                                                                     „großer Freund“ oder „große Freun-
                                                                                     din“ zur Seite.

                                                                                     Mit einem „großen Freund“ oder einer
                                                                                     „großen Freundin“ an der Seite un-
                                                                                     ternehmen die Kinder Aktivitäten und
                                                                                     machen neue Erfahrungen außerhalb
wird sie als U3-Fachkraft in die neue      Leben zu sammeln, denn „man gibt nicht    von Schule.
Kindertagesstätte am Meisenweg wech-       nur, sondern bekommt auch sehr viel zu-
seln. „Die entsprechende Fortbildung hat   rück“. Gleichwohl könne ehrenamtliches    Ziel ist, Kinder im Grundschulalter, die
mir der Caritasverband ermöglicht.“ Auf    Engagement ein beruflicher „Türöffner“ -   etwas mehr Zuwendung brauchen,
die neue Herausforderung freue sie sich    wie bei ihnen beiden - sein.              in ihrer Entwicklung zu fördern und
schon sehr.                                                                          außerschulische Lernanregungen zu
                                                                                     bieten.
Annika Reese und Madeleine Radestock
sind sich einig: Das Ehrenamt ist eine                                               Kontakt/Information:
gute Möglichkeit, als junger Mensch                                                  Ines Carralero
Neues zu entdecken, sich selbst weiter-                                              Tel. 02305 92355-22
zuentwickeln und Erfahrungen für das                                                 i.carralero@caritas-castrop-rauxel.de

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1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Menschen für die Caritas                                                40 Jahre Kindergarten

1. Oktober 2019: Genau 40 Jahre arbei-       reich. Ein ganz besonderer Entwicklungs-
tet Ilona Winkler-Gabka an diesem Tag        schritt sei für sie die Umstrukturierung
in der Integrativen Kindertagesstätte        des heilpädagogischen Kindergartens in
in der Oskarstraße. Wenn sie von ihrer       eine integrative Kindertagestätte gewe-
Arbeit erzählt, ist ihre Begeisterung für    sen.
ihren Beruf zu spüren.
                                             „Wir sind ja als heilpädagogischer Kin-
„Es war für mich nie eine Frage, dass        dergarten den umgekehrten Inklusions-
ich mal beruflich etwas mit Kindern ma-      weg gegangen. Wir haben nicht Kinder
chen wollte“, erzählt die Erzieherin. „Ich   mit Behinderung „neu“ in die Einrichtung
habe für mich auch ganz bewusst dafür        aufgenommen, sondern haben Kinder
entschieden, mich um Kinder mit Behin-       ohne Behinderung dazu geholt“, erklärt
derung zu kümmern.“ Berührungsängste         Ilona Winkler-Gabka. „Und das Konzept
habe sie nie gehabt. „Für mich war es        ist geglückt.“ Nach wie vor entscheiden
schon damals selbstverständlich, dass        sich Eltern gezielt für die Integrative Kin-
Kinder mit Behinderung zu unserer Ge-        dertagesstätte, weil sie den Gedanken
sellschaft gehören.“                         der Inklusion bewusst mittragen.               Ilona Winkler-Gabka

Als sie 1979 in der Oskarstraße anfing,      Bei der Antwort auf die Frage, wie die
war die heutige Integrative Kinderta-        Kinder es finden, braucht die Erzieherin       Wunderbare an ihrer Arbeit sei, „dass
gesstätte noch ein heilpädagogischer         nicht lange überlegen. „Sie sind neugierig     man nicht nur gibt, sondern auch so viel
Kindergarten. „Es gab damals nur zwei        aufeinander. Sie fragen auch: „Was hast        zurückbekommt. Da sind die kleinen und
Gruppen. Heute sind es vier“, erinnert       du denn? Warum sitzt du im Rollstuhl?          großen Entwicklungsfortschritte, die wir
sich die 59-Jährige. Nachdem sie einige      Die Kinder gehen völlig ungezwungen            mit unserer pädagogischen Arbeit errei-
Jahre als Zweitkraft eine Kindergruppe       ohne Vorurteile miteinander um und ler-        chen können, aber auch das gute Gefühl,
betreute, übernahm sie die Gruppenlei-       nen vor allem auch voneinander.“               dass sich die Kinder bei uns in der Ein-
tung und wurde später stellvertretende                                                      richtung wohlfühlen“. Der Kontakt zu den
Kindergartenleiterin.                        Dass sie sich für die heilpädagogische         Eltern sei ebenfalls gut. Für die Zukunft
                                             und nun integrative Betreuung von Kin-         wünsche sie sich, „noch bessere Rah-
„Es gab immer wieder neue Herausforde-       dern entschieden hat, habe sie nie be-         menbedingungen, die die Inklusion wei-
rungen.“ Gerade im pädagogischen Be-         reut, sagt Ilona Winkler-Gabka. Das            ter voranbringen“.

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Frühförderung                                Spaß im Bällebad

Das Aneinanderklackern der bunten            In der Regel findet die Einzelförderung
Bälle mischt sich mit fröhlichem La-         einmal wöchentlich in den Räumlichkei-
chen. Die Kinder zwischen zwei und           ten der Einrichtung statt. Darüber hinaus
vier Jahren haben sichtlich ihren Spaß       ist Gruppenförderung möglich. Der För-
im großen Bällebad. Eines der Kinder         derplan richtet sich nach den Bedarfen
greift immer wieder nach einem der ver-      des einzelnen Kindes.
schiedenfarbigen Bälle, dreht und wen-
det sie, hält sie sich an die Nase, um an    Nach einer langen Verhandlungszeit bie-
ihnen zu schnuppern.                         tet die Frühförderstelle neben der rein
                                             heilpädagogischen Frühförderung seit
Die Sinne der Kinder auf besondere Wei-      2018 auch die Interdisziplinäre Frühför-
se ansprechen, das ist auch ein Ziel der     derung an. „Ein Vorteil der interdisziplinä-
Frühförderung. Susanna Flinkerbusch ist      ren Maßnahmen ist, dass das Kind, die
Leiterin der Frühförderstelle und zugleich   Familie und das Lebensumfeld ganzheit-         Alle Fachkräfte beobachten die Kinder
zuständig für die Heilpädagogische Fach-     lich betrachtet werden.“ so Flinkerbusch.      in ihrer Entwicklung und planen die ent-
beratung beim Caritasverband.                                                               sprechende individuelle Förderung. „Der
                                             Die Frühförderung des Caritasverban-           Familie entstehen keine Kosten. Diese
Zu ihr kommen Familien mit Kindern,          des ist ein Angebot, das von den Eltern        übernimmt auf Antrag der Erziehungsbe-
die in ihrer Entwicklung verzögert oder      freiwillig in Anspruch genommen werden         rechtigten das Kreissozialamt Reckling-
behindert sind. In der Frühförderung er-     kann. Außer für Castrop-Rauxel sind wir        hausen und die jeweilige Krankenkasse,“
fahren die Kinder nachhaltige individu-      auch für die Städte Datteln, Oer-Erken-        erklärt Flinkerbusch.
elle Betreuung und Förderung und die         schwick und Waltrop zuständig.“
Eltern Unterstützung beim Umgang mit                                                        Am Anfang jeder Förderung steht ein
ihren „auffälligen“ Kindern. „Mit der För-    Das Team der Frühförderstelle ist daher        ausführliches Beratungsgespräch, in
dermaßnahme sollte so früh wie möglich       ein interdisziplinäres, mit verschiedenen      dem die Situation des Kindes geklärt und
begonnen werden“, rät Susanna Flin-          Professionen. Heilpädagogik, Logopädie         das weitere Vorgehen vereinbart werden.
kerbusch. „Man kann schon nach der           und Ergotherapie werden vorgehalten,           Dafür ist noch keine ärztliche Verordnung
Geburt anfangen und die Förderung bis        die kinderärztliche und psychologische         notwendig, aber sie kann auch schon
zum Schuleintritt fortführen.“ Zudem eig-    Beratung werden in Kooperation mit der         gerne direkt mitgebracht werden.
ne sich die Frühförderung als nachhalti-     Kinderklinik Datteln in der Frühförderstel-
ge Unterstützung mit fachspezifischen        le gewährleistet. Daneben gibt es noch         Kontakt/Information:
therapeutischen und medizinischen Be-        Kooperationsverträge mit therapeuti-           Susanna Flinkerbusch, Tel: 0 23 05 / 3 42 01
handlungsschwerpunkten.                      schen Praxen, z.B. Physiotherapie.             fruehfoerderung@caritas-castrop-rauxel.de

                                                                                                                                  19
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Kindertageseinrichtungen                                                  Komm und spiele auch mit mir

Im Jahr 2012 wurde die heilpädagogi-
sche Kindertagesstätte in der Oskar-
straße integrativ. „Steinig war der Weg
und für uns und eine große Heraus-
forderung“, erinnert sich Leiterin Miri-
am Leidag-Tietze an die Zeit der Um-
strukturierung vom heilpädagogischen
Kindergarten zur Integrativen Kinder-
tagesstätte. Doch das Team habe die
bürokratischen Hürden und die um-
fangreichen Umbauarbeiten der Räum-
lichkeiten gern auf sich genommen, um
den Kindern mit und ohne Behinderung
in Zukunft gemeinsam die bestmögli-
che Betreuung zu bieten. „Das Lachen
der Kinder motiviert uns nach wie vor
jeden Tag aufs Neue.“

Genau genommen bildete die Arbeit mit
Menschen mit Behinderung den Grund-        Die Tagesbildungsstätte wurde mit Ein-         Nach wie vor sind es aber nicht nur die
stein für die Gründung des Caritasver-     führung der Schulpflicht aufgelöst. Die        Kinder, die sie und ihr Team auf Trab
bands für die Stadt Castrop-Rauxel vor     Kinder im Schulalter besuchten ab dann         halten. Es ist auch zum einen der hohe
50 Jahren. Denn damals kümmerten sich      die Sonderschule der Stadt Waltrop, die        Anspruch an die eigene Arbeit und zum
einige Bürger aus der Stadt zunächst       Kinder im Vorschulalter den heilpädago-        anderen sind es die neuen Gesetze und
ehrenamtlich um behinderte Kinder in       gischen Kindergarten.                          Novellierungen bestehender gesetzli-
der Villa Vogel, der Tagesbildungsstätte                                                  cher Rahmenbedingungen, die verwal-
für Menschen mit geistiger Behinderung     „Seit 1978 gibt es die gesetzliche Schul-      tungstechnisch und strukturell immer
an der Wittener Straße. Zudem habe die     pflicht für alle Kinder, unabhängig ihrer      wieder Veränderungen für den Kinderta-
Einstellung der Gesellschaft gegenüber     Fähigkeiten und Einschränkungen. In            gesstätte-Betrieb mit sich bringen.
Menschen mit Behinderung in den ver-       den 80er Jahren stand die Forderung
gangenen Jahrzehnten einen enormen         nach Recht auf Selbstbestimmung und            So löste im Jahr 2008 das Kinderbil-
Wandel erfahren.                           der sozialen Integration im Mittelpunkt“,      dungsgesetz (KiBiz) des Bundes das
                                           erläutert Miriam Leidag-Tietze. Seit 2001      Gesetz für Tageseinrichtungen für Kin-
                                           arbeitet sie erst als Erzieherin, später als   der (GTK) des Landes ab. „Am 26. März
                                           Heilpädagogin in der Kindertagesstätte         2009 trat das Übereinkommen der Ver-
                                           in der Oskarstraße.                            einten Nationen über die Rechte von

20
Menschen mit Behinderungen in Kraft
und setzte neue Maßstäbe“, blickt Miri-
am Leidag-Tietze zurück. „Die Vertrags-
staaten wie auch Deutschland verpflich-
ten sich, ein inklusives Bildungswesen
zu schaffen.“

2010 beschloss die Landesregierung eine
schrittweise Revision des KiBiz. Die ers-
te Revisionsstufe gilt seit dem 1. August
2011. „Unter anderem wurde der Perso-          1977: Umwandlung der Caritas Tagesbildungsstätte in eine Sonderschule für
nalschlüssel für die U3-Betreuung durch        geistig behinderte Kinder.
zusätzliche Personalkraftstunden verbes-
sert und die Elternbeitragsfreiheit im letz-
ten Jahr vor der Einschulung eingeführt“,      Miriam Leidag-Tietze. „Diese Therapie        Das Angebot für Kinder im Vorschulalter
führt die Kindertagesstätten-Leiterin aus.     ist vorrangig für Kinder mit besonderem      wird erweitert. Im Frühjahr 2020 wird die
Die zweite Revisionsstufe, sieht seit 1.       Förderbedarf gedacht“. Aber auch Kin-        Kindertageseinrichtung am Meisenweg
August 2014 verbesserte Bildungschan-          der aus den Regelgruppen nehmen dar-         eröffnet. Da der Bedarf an Kindergar-
cen und Bildungsgerechtigkeit für die          an teil.“ So fährt einmal wöchentlich eine   tenplätzen sehr hoch ist, wird dort eine
Kinder vor. Seit 2016 bis heute stünden        achtköpfige Gruppe in Begleitung von         fünfgruppige Einrichtung gebaut. An-
zudem die Kindpauschalen im Mittel-            zwei Pädagogen nach Waltrop.                 meldungen sind jetzt schon möglich.
punkt der Revision.
                                               Seit 2013 darf sich die Kindertagesein-
„Als ich in die Oskarstraße kam, hatte         richtung zudem Familienzentrum nen-          Kontakt/Information:
ich so gut wie keine Erfahrung im Um-          nen. Familienzentren sind Anlaufstellen      Miriam Leidag-Tietze
gang mit Kindern mit Behinderung“, sagt        für die ganze Familie. Familienbildung,      Tel: 0 23 05 / 8 17 60
die 39-Jährige. Die Ausbildungsrichtlini-      Familienberatung und Kinderbetreuung         kindergarten@caritas-castrop-rauxel.de
en hätten diesen Bereich gar nicht abge-       sind vernetzt und bieten einen Überblick
deckt. „Es war für mich wie ein Sprung         über Angebote für Familien im Stadtteil,
ins kalte Wasser. Es gab aber Fort- und        der Familienzentren selbst wie beispiels-
Weiterbildungsangebote. Die spätere            weise Familien- und Erziehungsbera-
Ausbildung zur staatlich anerkannten           tung, Elterncafe sowie Krabbel-, Spiel
Heilpädagogin hat der Caritasverband           und Bewegungsgruppen. Zur Zeit hält
ermöglicht.“                                   die Integrative Kindertagesstätte in der
                                               Oskarstraße 28 Regelplätze und bis zu
Das Betreuungsangebot und die För-             26 Heilpädagogische Plätze für Kinder
dermöglichkeiten in der Integrativen           im Alter zwischen zwei und sechs Jah-
Kindertagesstätte in der Oskarstraße           ren aus Castrop-Rauxel, Datteln, Oer-Er-
sind vielfältig. „Ein zusätzliches Ange-       kenschwick und Waltrop vor.
bot unserer Einrichtung ist zum Beispiel
das Heilpädagogische Reiten“, erzählt

                                                                                                                               21
1969
       50 Jahre Caritas für
2019   Castrop-Rauxel

Tafel International                       Eine kulinarische Reise um die Welt

                                                                                    Türkischer Kisir (Bulg
                                                                                                                    ursalat)

Seit fast drei Jahren treffen sich Frau-
                                                 Tafel
                                                                                    Zubereitung
                                                                                           tung
                                                                                                                         ca. 30 Minuten
en und Männer, um gemeinsam zu
                                               Freu(n)de
                                                                                   Zwei Gläs
                                                                                        Gläser Bulgur in einen
                                                                                                               Schüssel geben.                 2 Gläser
                                                                                   Anschließen
kochen, zu essen und Gemeinschaft
                                                                                          ieß d zwei Gläser heiße
                                                                                   dazu gebe                      s Wasser                    Bulgur
                                                                                         eben.Schüssel zudecken
                                                                                   quellen lassen                 und Bulgur
                                                                                           las    .                                           1 Zitrone
zu erleben. Das Kennenlernen der ver-                                             Die Zwiebebe eln und eine Knoblauch
                                                                                                                                              1El Paprikamark
                                                                                                                       zehe                   2El Tomatenmark
schiedenen Gerichte fordert und för-                                              zerkleinern.
                                                                                          nern
                                                                                  Alles in ein
                                                                                           eine Pfanne geben mit
                                                                                                                  Olivenöl
                                                                                                                                             Salz und Pfeffer
                                                                                                                                             Lauchzwiebeln
dert Verständnis, Kommunikation und
                                                                                  bedecken en uund anbraten.
                                                                                 Die Lauch                                                   ½ bunt Petersilie
                                                                                           chzzwiebeln und die Peters
                                                                                 hacken.Die                           ilie klein             2 Zwiebeln
                                                                                           Die Zitronen pressen.
Begegnung. Es macht allen Spaß und                                               Die restlic
                                                                                 geben und
                                                                                           ich
                                                                                             hen Zutaten zu den Zwieb
                                                                                           nd noch etwas anbraten.
                                                                                                                         eln
                                                                                                                                            1 Knoblauchzehe
                                                                                                                                            Olivenöl

jeder und jede probiert neugierig, was                                           Zwiebel Mis
                                                                                 gut verme
                                                                                           Mischung zum Bulgur
                                                                                         mengngen.
                                                                                                                 geben und
                                                                                                                                            Salatblätter zum
                                                                                                                                            Dekorieren

gekocht wurde.                                                                   Die Peters
                                                                                          rsilie
                                                                                            ili
                                                                                            ilie
                                                                                               e und die Lauchzwieb
                                                                                                                     el dazuge- Für vegan
                                                                                                                                    4-6g Persone
                                                                                                                                    4-6  Pe      n
                                                                                 ben, noch mal gut umrü
                                                                                                           hren.
                                                                                 Zum Schluss den Zitron
                                                                                                          ensaft hinzugeben
                                                                                 und nochmal gut vermi
                                                                                                          schen.
Ein weiteres wichtiges Moment bei den                                            Mit SalatblätterZeresh   k Polo
                                                                                                  Dekorieren .      mit Hähnchen

„deutschen“ Gerichten war und ist, dass                                                           Zubereitung
die Kundinnen und Kunden der Castro-
                                                                                                                                          ca. 60 Minuten

                                                                                                Reis:
                                                                                                                                                               Für das Hähnchen:
per Tafel lernen, aus den angebotenen                                                           Reis waschen, bis das Wasser klar
                                                                                                TL Safran in einem Mörser mahlen,
                                                                                                                                   ist. ¼
                                                                                                                                     mit 25
                                                                                                                                                              1 Zwiebel
                                                                                                                                                              1 TL Kurkuma
Lebensmitteln gesundes und abwechs-                                                            ml kochendem Wasser aufgieße
                                                                                               Seite stellen. Den Reis ca. 10 Min
                                                                                                                                 n und zur
                                                                                                                                  in einem
                                                                                                                                                              4 Lorbeerblätter
                                                                                               Topf mit Salzwasser kochen (er sollte                          ¼ TL Safranfäden
lungsreiches Essen zu kochen.                                                                  dente sein) und anschließend in
                                                                                                                                       al
                                                                                                                                 einem Sieb
                                                                                               abgießen. In dem Topf Butter erhitzen
                                                                                                                                                              Salz, Pfeffer
                                                                                                                                        , 50 ml              Für den Reis:
                                                                                               kochendes Wasser und 2 Eßl Safranw                            4 Tassen Basma-
                                                                                                                                       asser
                                                                                              zufügen und den abgetropften Reis
                                                                                                                                     ku-                     ti-Reis
Dank einer Förderung                                                                          gelförmig schichten.
                                                                                              Den Deckel des Topfes in ein Geschirr
                                                                                                                                        tuch
                                                                                                                                                             1 TL Salz
                                                                                                                                                             ¼ TL Safran
                                                                                              einschlagen und den Reis bei niedrige
des Bundesverbandes                                                                           Tempera
                                                                                              T
                                                                                              den
                                                                                                        tur 45 Min dämpfen. Auf dem Bo-
                                                                                              d entsteht eine Reiskruste, die
                                                                                                                                         r                  1 EL Butter
                                                                                                                                                            Für die Berberitze:
                                                                                                                                 auf einem
der Tafeln in Deutsch-                                                                        extra
                                                                                              e     Teller serviert wird.                                   200 g Berberitze*
                                                                                                                                                            1 EL Butter

land war und ist dieses
                      s                                                                      Hähnche
                                                                                             H
                                                                                             Zwiebeln
                                                                                             Z
                                                                                                      n:
                                                                                                       schälen und achteln, in einer
                                                                                                                                                            3 EL brauner Zucker
                                                                                                                                                           ¼ TL Zimt
                                                                                             großen
                                                                                             g
Projekt möglich.                                                                             Kurkuma
                                                                                             K
                                                                                                    Pfanne mit Öl anbraten und mit
                                                                                                      bestreuen. Hähnchenkeulen auf
                                                                                                                                     die
                                                                                                                                                           3 EL Soße von
                                                                                                                                                           fertigen Hähnchen-
                                                                                             Zwiebeln
                                                                                             Z        legen, mit Safran bestreuen,
                                                                                                                                                           keulen

Das Kochbuch wird ab                                                                                                                                       Für 4 Personen
                                                          1969
                                                          2019 Caritasverband

                                                                 für die Stadt
                                                         Castrop-Rauxel e.V.
dem 4. Juli verkauft. Der
                        er
Erlös wird für das Projekt
                       ekt
GEHmeinsam eingesetzt.  zt.

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Eine neue Heimat in
Migration                     einem fremden Land
                                                                                          1997: Das Thema „Migration und
                                                                                          Integration“ war auch schon Thema
Seit jeher sind Menschen immer wieder       bei der Bewältigung von Kriegs- und           im Sommerlager der Kinder in Wes-
auf der Flucht vor Naturkatastrophen,       Fluchttraumata machen ebenfalls einen         ternohe
Verfolgung und Kriegswirren. Viele fin-     großen Teil ihrer Arbeit aus.
den eine neue Heimat in einem ihnen
zunächst fremden Land. Sie erfahren         „Eines unserer Ziele ist, individuelle Ori-   Für das Netzwerk mit den ehrenamtli-
Hilfe und fassen Fuß. Auch der Cari-        entierungshilfen für eine gelingende In-      chen Initiativen und den Dolmetscher-
tasverband Castrop-Rauxel beteiligte        tegration in Deutschland zu vermitteln.“      pool ist die Ehrensamtkoordinatorin
sich mit verschiedenen Projekten an         Immer wieder begegnen ihr dabei auch          Astrid Dähnke zuständig. „Das schöne
der Ersthilfe für Geflüchtete während       Einzelschicksale, die sie berühren. „In ei-   ist, das inzwischen auch zahlreiche Ge-
der Flüchtlingswelle 2015/2016. Ging        nem Fall benötigte beispielsweise ein Kind    flüchtete sich ehrenamtlich zum Beispiel
es damals zunächst darum, die Erst-         einer Familie spezielle medizinische Hilfe    als Dolmetscher einbringen“, erklärt die
versorgung zu sichern, steht heute die      in einer Hamburger Klinik. Wir konnten        Koordinatorin. Zurzeit betreut sie fast 200
nachhaltige, zukunftsorientierte Inter-     das möglich machen.“ Nach wie vor sei         Ehrenamtliche, die mit zahlreichen ver-
grations- und Migrationsarbeit im Mittel-   der Beratungsbedarf hoch, erläutert Lisa      schiedenen Projekten Flüchtlingen Hilfe
punkt. Lisa Gröne und Klaus Meyer sind      Gröne. „Im vergangenen Jahr haben wir         und Unterstützung anbieten. Sie werden
die Ansprechpartner beim Fachdienst         für unser ganzes Einzugsgebiet mit Cast-      entweder vom Caritasverband als Träger
für Integration und Migration beim Cari-    rop-Rauxel, Oer-Erkenschwick, Marl und        unterstützt, von Kirchengemeinden ini-
tasverband, der im Januar 2016 offiziell      Datteln rund 2900 Beratungen gezählt.“        tiiert oder von gemeinnützigen Vereinen
seine Arbeit aufnahm. Sie bieten seit-                                                    organisiert.
dem kompetente Hilfe für Flüchtlinge im     Ihr Kollege Klaus Meyer ist Ansprechpart-
Asylverfahren und mit einem gesicher-       ner, wenn es um Aufenthaltsfragen und         Das Angebot ist vielfältig. Es reicht von
ten Aufenthaltsstatus, Migranten sowie      sozialrechtliche Themen sowie um die In-      ehrenamtlicher Beratung über Deutsch-
Spätaussiedler und EU-Bürger an.            tegration bei Bildung, Ausbildung und Ar-     kurse, der Kinderkleiderkammer „CarLa“
                                            beit geht. Außerdem fallen die Familien-      und die Castroper Tafel bis hin zur „Koch-
„Das Beratungsspektrum ist weit ge-         zusammenführung und Netzwerkarbeit in         gruppe International“ sowie Nähgruppen
fasst“, sagt Lisa Gröne. Zu ihren Aufga-    sein Ressort. „Das ist schon eine Heraus-     für Frauen - Angebote, die aus der Stadt
ben gehört unter anderem die Migrations-    forderung. Man kann keine Wunder voll-        nicht mehr wegzudenken sind.
beratung von erwachsenen Zuwanderern        bringen, aber in vielen Fällen erfolgreich
über 27 Jahre mit festem Aufenthalts-       helfen. So war beispielsweise zu Beginn       Kontakt/Information:
status innerhalb der ersten drei Jahre.     der Flüchtlingswelle eine junge schwan-       Fachdienst Migration,
„Ausnahmen sind jüngere Menschen mit        gere Frau bei uns in Castrop-Rauxel un-       Lisa Gröne, Tel: 0 23 05 / 9 20 83 16,
erwachsenenähnlichen Problemen und          tergebracht und ihr Mann in Aachen.“          l.groene@caritas-castrop-rauxel.de,
Menschen mit einer guten Bleibepers-        Als dann das Paar nach etlichen Bemü-         Klaus Meyer, Tel.: 0 23 05 / 9 20 83 12,
pektive wie Geflüchtete aus Syrien, Iran,   hungen wieder zusammen fand und sein          k.meyer@caritas-castrop-rauxel.de
Irak, Eritrea und Somalia.“ Gespräche zu    Glück kaum fassen konnte, sei ihm das         Astrid Dähnke, Tel: 0 23 05 / 9 20 83 12,
Zukunftsperspektiven und Unterstützung      schon nahe gegangen.                          a.daehnke@caritas-castrop-rauxel.de

                                                                                                                               23
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