Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo

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Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
verein kirchliche
G A S S E N A R B E I T
luzern

                          Jahres-
                          bericht
                          2020
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
verein kirchliche
                           G A S S E N A R B E I T
                           luzern

                                                                                                                                     4    Bericht der Präsidentin
                                                                                                                                          Werte, Ziele und Haltungen als Fundament unserer Arbeit
                                                                                                                                     6    Rückblick der Geschäftsleitung
                                                                                                                                          Ein Jahr, das Aussergewöhnliches erforderte               Inhalt
                                                                                                                                     8    Schalter 20
                                                                                                                                          Von der Wichtigkeit persönlicher Kontakte
                                                                                                                                     10   Aufsuchende Sozialarbeit
                                                                                                                                          Nähe vermitteln trotz neuer sozialer Regeln
                                                                                                                                     12   Pilotprojekt DILU – Drogeninformation Luzern
                                                                                                                                          Neuheit im Bereich Drogeninformation
                                                                                                                                     13   Cateringangebot Mundwerk
                                                                                                                                          Verheissungsvoller Start, abrupte Wende
                                                                                                                                     14   Öffentlichkeitsarbeit | Infoveranstaltungen
                                                                                                                                          Sichtbar und wirksam durch Neues und Altbewährtes
G as s e C h u chi – K+A                                                        Herausgeber: Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern   15   Öffentlichkeitsarbeit | GasseZiitig
                                                                                Konzept und Inhalt: Franziska Reist                       Gesellschaftlich interessante Themen – gute Resonanz
                                                                                Redaktion: punkto, Nicole Habermacher                16   GasseChuchi – K+A
                                                                                Fotografie: Jutta Vogel                                   Prägende Veränderungen und Massnahmen
                                                                                Gestaltung: ARTick, Christina Niederer               18   Paradiesgässli – das Jubiläumsjahr
Pa r a di e sgä ssli                                                                                                                      Das Paradiesgässli – eine 20-jährige Erfolgsgeschichte
                                                                                Druck: Druckerei Ebikon AG
                                                                                                                                     26   Paradiesgässli
                                                                                                                                          Die Familien in ihren Grundbedürfnissen unterstützen
                                                                                © Jahresbericht 2020 / März 2021
                                                                                                                                     28   Jugendberatung Listo
                                                                                                                                          Plädoyer für direkte Begegnungen
Sc ha lt e r 20                                                                 Titelbild: Das Paradiesgässli feiert sein Jubiläum
                                                                                                                                     30   Listino Kids
                                                                                mit einem bunten Fest.
                                                                                                                                          Helfernetze stärken Familiensysteme
                                                         Murbacherstrasse 20                                                         32   Seelsorge
                                                              Postfach 4352                                                               Sich berühren lassen von den Schicksalen
                                                                6002 Luzern
A uf s u ch e n d e                                                                                                                  34   Erläuterungen zur Jahresrechnung
Soz i al a rbe it                                       Telefon 041 252 26 26                                                             Hohes Engagement und grosse Solidarität
                                                            Fax 041 252 26 24                                                        37   Jahresrechnung 2020
                                                        www.gassenarbeit.ch
                                                                                                                                     41   Gremien und Mitarbeitende
                                                               PC 60-30 609-6                                                        42   Adressen und Öffnungszeiten
Se el sorge                              IBAN Nr. CH37 0900 0000 6003 0609 6
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                      Werte, Ziele und Haltungen als Fundament unserer Arbeit
                      Seit Mitte März 2020 stellt ein Virus auch im          schnur im beruflichen Alltag dienen soll. Aktuell    Aus bekannten Gründen fand die Mitgliederver-         herzlich für das kollegiale, engagierte Miteinander.
                      Verein Kirchliche Gassenarbeit bisher Selbst-          steht die Umsetzung in den Betrieben an. Das Leit-   sammlung 2020 erstmals in der über 30-jährigen        Leider haben Martin Zumbühl und Beat Hänni,
B er i c h t de r     verständliches auf den Kopf. Die corona-               bild wird an der nächsten Mitgliederversammlung      Geschichte nicht physisch statt; die Beschlüsse       langjährige Vorstandsmitglieder, ihren Rücktritt
P r ä s ide n t i n
                      bedingten betrieblichen Einschränkungen und            2021 präsentiert.                                    wurden im Zirkularverfahren gefasst.                  bekanntgegeben. Wir verabschieden sie gebührend
                      die soziale Isolation treffen besonders die                                                                 Als Verein erfuhren wir gerade in den letzten Mona-   an der nächsten Mitgliederversammlung.
                      armuts- und suchtbetroffenen Menschen. Wer                «Unser neues Leitbild ist im gemein-              ten eindrückliche Solidarität mit den sucht- und      Der Verein Kirchliche Gassenarbeit ist auch weiter-
                      hätte je gedacht, dass sich unser Leben so                samen Austausch entstanden und auf                armutsbetroffenen Menschen – ein herzliches Dan-      hin herausgefordert, denn «Keine Gesellschaft ist
                      grundlegend verändern würde?                              die Praxis abgestimmt.»                           keschön für die Treue und Grosszügigkeit an die       frei von Sucht». Danke, wenn wir auch künftig auf
                                                                                                                                  zahlreichen Spender*innen. Ohne die finanzielle,      Ihre Solidarität und Verbundenheit mit den sucht-
                      Franziska Reist ist als Geschäftsleiterin seit Mona-   Der Vorstand hat sich zudem mit der Bedeutung        aber auch nicht ohne die ideelle Unterstützung vie-   und armutsbetroffenen Menschen zählen dürfen.
                      ten enorm herausgefordert und mit ihr die Betriebs-    von Diakonie sowie dem diakonischen Engagement       ler Menschen, Institutionen und Organisationen
                      leitenden sowie sämtliche Mitarbeitenden. Von          als Wurzel der Gassenarbeit Luzern auseinander-      wäre unsere Vereinsarbeit nicht möglich. Ein gros-    Renata Asal-Steger
                      Herzen danke ich allen für dieses grosse, beein-       gesetzt. Daraus ist ein Grundlagenpapier hervorge-   ses Merci gebührt zudem dem Zweckverband für
                      druckende Engagement.                                  gangen: «Gassenarbeit als Teil des diakonischen      institutionelle Sozialhilfe und Gesundheitsförde-
                      Neben Schwierigem war aber auch Erfreuliches           Auftrages der Kirchen». Bei dessen Erarbeitung       rung (ZiSG), der katholischen, der reformierten und
                      möglich, zum Beispiel unser neues Leitbild. Diskus-    begleiteten die beiden Theologen Beat Hänni, Mit-    der christkatholischen Kirchgemeinde der Stadt
                      sionen im Rahmen des Strategieworkshops Ende           glied des Vorstandes, und Franz Zemp, Gassenseel-    Luzern, den beiden Landeskirchen, den Pfarreien
                      November 2019 zeigten auf, dass eine vertiefte         sorger, den Vorstand fachlich. Das Dokument soll     und Kirchgemeinden sowie den unterstützenden
                      Auseinandersetzung mit den Werten, Zielen und          bei Informationsanlässen im kirchlichen Kontext      Stiftungen. Der Verein schätzt die wertvolle und
                      Haltungen des Vereins unerlässlich ist, um für die     wie bei Firm- und Konfirmationsgruppen zur Ver-      überaus gute Zusammenarbeit mit den Vertreter*in-
                      Herausforderungen in der Gassenarbeit künftig          deutlichung des diakonischen Auftrages eingesetzt    nen des Kantons, der Stadt Luzern und mit der Poli-
                      gerüstet zu sein. «Keine Gesellschaft ist frei von     werden.                                              zei. Der fachliche Austausch mit unserer Schwester-
                      Sucht – Sucht hat viele Ursachen» – dies die Über-                                                          organisation Jobdach und weiteren Institutionen
                      schrift des Leitbildes, das als praktikable Richt-                                                          bereichert uns. Ich danke den Vorstandsmitgliedern
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                          Ein Jahr, das Aussergewöhnliches erforderte
                          Der Start war freudig: Im Februar feierten wir         getragen von ihrer Erfahrung und professionellem      Alltag unserer Besuchenden. Die Mitarbeitenden          liess Edith Bosshard den Verein Kirchliche Gassen-
                          mit einem grossen Fest in der Pfarrei Maihof           Handeln. Nebst engagierten Mitarbeitenden sind        haben das ganze Jahr hindurch mit ihrem uner-           arbeit. Seit Juni ergänzt nun Kim Wunderlin das
R üc kbl ick der          das 20-jährige Jubiläum des Paradiesgässlis.           auch finanzielle Mittel nötig, die den Betrieb des    müdlichen Engagement diese angespannte Atmo-            Team der Geschäftsstelle als administrative Mit-
G e s ch ä ft sl eitung
                          Ab März stand auch bei uns alles im Zeichen            Paradiesgässlis garantieren. Seit Jahren ermögli-     sphäre aufgefangen. Sie haben den Besuchenden           arbeiterin. Lisanna Burris befristete Anstellung als
                          der Pandemie, die den Mitarbeitenden wie               chen Stiftungen, private Spendende und die öffent-    nebst der Gewährleistung der Abstandsregeln und         Mutterschaftsvertreterin endete im September.
                          unseren Klient*innen viel abverlangte.                 liche Hand sein Fortbestehen. Mein Dank gilt allen,   Hygienemassnahmen mit Rat beigestanden, haben
                                                                                 die durch ihr Mitwirken und ihre Treue oder fach-     sie aufgemuntert – und sich zu Beginn der Pande-        Und: Im Juni wurden wir mit Bravour QuaTheDA
                          Es war Sepp Riedener, der im Februar 2000 die einst    liche Inputs das Paradiesgässli seit all den Jahren   mie aufgrund des fehlenden Schutzmaterials auch         rezertifiziert, im Spätsommer erfolgte die Rezertifi-
                          im Paradiesgässli angesiedelte Anlaufstelle für dro-   unterstützen.                                         einem kleinen Risiko ausgesetzt. Für ihr wertvolles     zierung der Fachstelle UND.
                          genabhängige Eltern und ihre Kinder initiierte. Der                                                          und ausserordentliches Engagement, für ihre Ge-
                          Ort bot einen Mittagstisch und Freizeitaktivitäten.       «Wer bleibt schon gerne zuhause,                   duld sowie das Durchhalten verdienen sie einen          Franziska Reist
                          Über die Jahre ist daraus eine in der Schweiz ein-        wenn kein Daheim dazu einlädt?                     grossen Applaus!
                          zigartige, professionell geführte Beratungsstelle
                          gewachsen. Das Paradiesgässli ist heute im Pfarr-      Ab März hat Covid-19 uns überrollt. Besonders wäh-    Mitten in dieser anspruchsvollen Zeit verabschie-
                          haus der Pfarrei Maihof eingemietet. Aktuell wird es   rend des Lockdowns waren die Mitarbeitenden und       dete sich Edwin Berchtold nach 22-jähriger Tätig-
                          von 80 Familien mit rund 100 Kindern aufgesucht.       die Besuchenden unserer Angebote stark gefordert.     keit als Leiter Finanz- und Rechnungswesen sowie
                          Viele haben zum Gedeihen des Paradiesgässlis und       Der Aufruf «Bleiben Sie zuhause!» war gerade für      als stellvertretender Geschäftsleiter, um seinen ver-
                          seines Angebots beigetragen. Sie alle waren oder       unsere Klient*innen schwierig. Wer bleibt schon       dienten Ruhestand anzutreten. Edwin Berchtold
                          sind täglich mit vielen, auch belastenden, Heraus-     gerne zuhause, wenn sie/er über kein einladendes      prägte den Verein durch sein grossartiges Engage-
                          forderungen konfrontiert. Die Mitarbeitenden setzen    Daheim verfügt? Betteln war auf einmal nicht mehr     ment und seine präzise Arbeit mit und sorgte für
                          sich für tragbare Lösungen ein, die den Anliegen       möglich, die Geschäfte zu und die Grenzschlies-       äusserst stabile finanzielle Verhältnisse. Ich danke
                          der Klient*innen und jenen der Behörden in Bezug       sung verunmöglichte die Aussicht auf Substanzen       ihm ganz herzlich für sein bedeutsames Mitwirken.
                          auf einzuhaltende Vorschriften gerecht werden.         für den Drogenkonsum. Unsicherheit, Einsamkeit,       Seine Nachfolgerin als Leiterin Finanz- und Rech-
                          Diesen Balanceakt bewältigen sie mit viel Herzblut,    Angst und Ratlosigkeit überschatteten plötzlich den   nungswesen ist Anoushka Schmidli. Ende März ver-
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                      Von der Wichtigkeit persönlicher Kontakte
                      Der Alltag beim Schalter 20 war 2020 von              Schutzmassnahmen und Thekenöffnungszeit               Jahr und während der Herbstmonate. Fast die Hälfte      Nach dem anspruchsvollen Jahr 2020 setzen wir
                      Corona geprägt und unsere Klient*innen spür-          Die Schutzmassnahmen wurden von allen Mitarbei-       dieser Neuzugänge wurden vereinsintern an uns           uns zuversichtlich neue Ziele für 2021. Dabei wollen
S
B cer
    h ial
        c hte
            t rde
                20r   ten die Auswirkungen der Pandemie beson-              tenden und unseren Klient*innen sehr gut umge-        triagiert (24 Prozent Aufsuchende Sozialarbeit,         wir das neu geschaffene Leitbild des Vereins Kirch-
P r ä s ide n t i n   ders. Um sie so gut wie möglich zu unterstüt-         setzt und mitgetragen. Händewaschen und die Des-      17 Prozent GasseChuchi – K+A, 1 Prozent Paradies-       liche Gassenarbeit in den Betrieb des Schalters 20
                      zen, setzten wir alles daran, um während der          infektion des Mobiliars gehören inzwischen zum        gässli). Sechs neue Einkommensverwaltungen wur-         integrieren.
                      gesamten Zeit mit ihnen in Kontakt zu sein.           Alltag. Eine langfristige Änderung gab es bezüglich   den 2020 eröffnet, zwei wurden aufgelöst. Eine Per-
                                                                            unserer Thekenöffnungszeit, die reduziert wurde:      son ist verstorben und eine weitere Person hat in       Wir freuen uns auf intensivierte Kontakte mit Dritt-
                      Einige unserer Klient*innen waren situations-         Neu gilt eine Öffnungszeit von 10 Uhr bis 11 Uhr,     das Angebot der Sozialberatung gewechselt.              stellen und machen unsere Arbeit noch bekannter.
                      bedingt in schlechter psychischer Verfassung. Die     jeweils montags, mittwochs und freitags. Diese                                                                Anliegen und Fragen unserer Klient*innen begeg-
                      Angst und die stetige Unsicherheit während der        Umstellung hat sich bewährt.                             «Körpersprache und Augenkontakt sind                 nen wir weiterhin mit Fachwissen, Professionalität
                      beiden Pandemiewellen waren in den Beratungs-                                                                  wichtig in der Beratung. Daher waren wir             und widmen ihnen unsere Zeit.
                      gesprächen immer wieder spürbar. Während des          Neue Statistiktools                                      alle froh, als persönliche Begegnungen
                      Lockdowns im Frühling hat der Schalter 20 fast        2020 haben wir uns beim Schalter 20 auch mit Zah-        wieder möglich waren.»                               Natalie Gloor
                      ausschliesslich telefonische Beratungen geführt.      len befasst. Mithilfe unseres Klientenerfassungs-
                      Für viele Personen war es schwierig, nur über das     systems e-case haben wir neue Tools geschaffen,       Team und Ausblick
                      Telefon mit uns in Kontakt zu sein. Körpersprache     damit wir in Zukunft eine detailliertere Statistik    Beim Schalter 20 waren im letzten Jahr drei Frauen
                      und Augenkontakt sind wichtige Elemente in der        relevanter Kennzahlen erstellen können. Der Schal-    im Mutterschaftsurlaub. Seit Februar 2020 ist die
                      persönlichen Beratung. So waren wir genauso wie       ter 20 zählte per 31. Dezember 2020 142 Klient*in-    Betriebsleiterin Natalie Gloor aus ihrem Mutter-
                      unsere Klient*innen sehr froh, als der persönliche    nen (30 Prozent Frauen, 70 Prozent Männer). Das       schaftsurlaub zurück. Im Juli wurde Sandra Arnold
                      Kontakt wieder möglich war. Aller Herausforde-        Durchschnittsalter liegt bei 48 Jahren. 81 Personen   Mutter und Jan Täschler übernahm stellvertretend
                      rungen zum Trotz hat der Schalter 20 seinen Betrieb   nutzten das Angebot der Sozialberatung und 61 Per-    ihre Fallarbeit. Seit Oktober ist Olivia Allemann zu-
                      die gesamte Zeit über aufrechterhalten und war        sonen die Einkommensverwaltung. Im Jahr 2020          rück aus ihrem Mutterschaftsurlaub und wir ver-
                      immer erreichbar für die Klient*innen sowie für       haben wir 30 neue Personen aufgenommen. Die           abschiedeten ihre Stellvertreterin Lisanna Burri.
                      Drittstellen.                                         meisten dieser Anfragen erreichten uns Anfang
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                      Nähe vermitteln trotz neuer sozialer Regeln
                      Wie alle Betriebe des Vereins Kirchliche Gassen-     Chuchi – K+A angepasst, so dass wir bereits am spä-   schütteln keine Hände mehr. Was zuvor unhöflich       Zahlen, Ziele, Zuversicht
                      arbeit schaut die Aufsuchende Sozialarbeit auf       teren Nachmittag die uns bekannten Treffpunkte        erschien, ist nun neue soziale Regel.                 Insgesamt waren wir an 139 Abenden unterwegs
A u f su ch e n de    ein intensives, herausforderndes Jahr zurück.        aufsuchten. Der Gesprächsbedarf nahm während                                                                und haben acht Spitalbesuche gemacht, bedeutend
S o z i al a rbe it
                      Erfreulich war, dass wir zwei neue Mitarbeite-       dieser Zeit stark zu. Im Mai normalisierte sich die   Situativ angepasste Lösungen suchen                   weniger als im Vorjahr. Grund dafür war das
                      rinnen willkommen heissen duften und nun             Situation langsam und an den szenenrelevanten         Durch die Pandemie waren wir gefordert, Lösungen      Besuchsverbot im Spital. Wir haben 1377 Gespräche
                      zehn Teammitglieder sind. Den Betrieb konnten        Orten trafen wir wieder auf grössere Gruppen.         für die interne Kommunikation zu finden. Neue         geführt, 1055 mit Männern und 322 mit Frauen. An
                      wir trotz Corona reduziert aufrechterhalten.                                                               Erfassungsinstrumente sind entstanden und die         ein bis drei Tagen pro Woche war jeweils während
                                                                              «Wir waren herausgefordert, auf eine               digitale Kommunikation hat sich verstärkt. Die        der Mittagszeit eine Sozialarbeiterin in der Gasse-
                      Wir haben wie üblich Plätze wie das Bahnhofsareal       ganz neue Weise über unser Schaffen                Fachgruppe Beschaffungsprostitution hat ihre          Chuchi – K+A präsent, wo sie niederschwellig und
                      aufgesucht, wo oft grosse Menschenansammlungen          nachzudenken. Die Situation hat jedoch             Arbeit nach coronabedingter Pause wieder aufge-       direkt beraten und unterstützen konnte.
                      zu sehen waren. Sehr positiv hat sich der Kontakt       unserer Präsenz noch mehr Gewicht                  nommen. Auf 2021 verschoben wurde die geplante        Es war in vielerlei Hinsicht ein aufreibendes Jahr,
                      zur Zielgruppe Personen mit einer Alkoholthematik       verliehen.»                                        Kampagnenwoche zum Thema HIV und sonstige             das neue Sichtweisen auf unser Schaffen erfordert
                      entwickelt. Die eher heterogene Gruppe kennt uns                                                           sexuell übertragbare Krankheiten. Ausserdem pla-      hat. Unser Ziel ist aber gleich geblieben: den Kontakt
                      in der Zwischenzeit gut und ist für Gespräche zu-    Gerade für Menschen, die kein Zuhause haben, war      nen wir ein sechsmonatiges Monitoring der aktuel-     zu den Menschen herzustellen, die mit sonstigen
                      gänglich.                                            es eine schwierige Zeit. Sich in die eigenen vier     len Situation auf dem Strassenstrich. Ziel ist, den   Angeboten schwer erreichbar sind. Wir sind weiter-
                                                                           Wände zurückzuziehen, war für sie ja nicht mög-       Bedarf zu eruieren und allenfalls nötige Handlungs-   hin beratend und unterstützend tätig und moti-
                      Steigendes Bedürfnis nach Gesprächen                 lich. Die Situation verlieh der Präsenz der Aufsu-    schritte einzuleiten. Digital fand ein Austausch      viert, den Menschen auf der Gasse niederschwellig,
                      Im März zeigte sich im öffentlichen Raum ein kom-    chenden Sozialarbeit noch mehr Gewicht. Im Ge-        mit der Fachgruppe Gassenarbeit (FaGass) statt.       direkt und mit lächelnden Augen zu begegnen.
                      plett neues Bild. Die Gruppen waren nur noch halb    spräch konnten wir die Unsicherheiten und Sorgen      Schwerpunktthema war Corona und die Auswir-
                      so gross und es waren Kleingruppen auszumachen.      auffangen, über Wesentliches informieren und bei      kungen für die Menschen auf der Gasse. Der gemein-    Olivia Allemann
                      Viele trafen wir alleine und meist in Bewegung an.   Bedarf an unsere oder andere Angebote weiter-         same Erfahrungsaustausch hat Mut gemacht.
                      Wir waren während des Lockdowns an ein bis zwei      vermitteln. Corona bleibt ein Thema und dennoch
                      Abenden pro Woche in Luzern unterwegs. Die Ein-      hat sich alles etwas normalisiert. Wir sind mit
                      satzzeiten wurden den Öffnungszeiten der Gasse-      Masken aufsuchend unterwegs, halten Abstand und
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                     Neuheit im Bereich Drogeninformation                                                                            Verheissungsvoller Start, abrupte Wende
                     Mitte September 2020 startete das Pilotpro-            Ausserdem unterstützt DILU die Reflexion über das        Zuversichtlich ist Mundwerk ins Jahr 2020 ge-            abgesagt werden. Trotzdem, oder gerade deswegen,
                     jekt DILU – Drogeninformation Luzern. Zwei             persönliche Konsumverhalten.                             startet, mit neun erfolgreichen Caterings wäh-           sind wir zuversichtlich, dass 2021 alles gut wird.
Pilotprojekt                                                                                                                                                                                                                                        Cateringangebot
DILU – Drogen-       Mal im Monat können Personen, die psycho-                                                                       rend der ersten beiden Monate. Leider machte                                                                   Mundw e r k
                                                                                                                                                                                                                                                         Bila nz pe r
information Luzern
                     aktive Substanzen konsumieren, die Drogen                 «Mit DILU erschliessen wir eine                       die Pandemie danach unsere Planung zunichte.             Ablenkung vom (Sucht-)Alltag                               31.12.2010
                     testen und sich beraten lassen. Ein Novum in              neue Zielgruppe. Das Angebot wird                                                                              Die Pandemie zeigt, wie wichtig Angebote wie Mund-
                     der Zentralschweiz.                                       bereits rege genutzt.»                                Bereits zu Jahresbeginn verzeichneten wir 20 Vor-        werk sind. Ein Einsatz sorgt bei den Klient*innen
                                                                                                                                     reservierungen, was für positive Stimmung sorgte.        für Momente der Wertschätzung, lenkt sie ab und
                     Ein Team von vier Sozialarbeitenden nimmt die          Reges Interesse und wichtige Erkenntnisse                Die Folgen des Lockdowns trafen uns dann hart: Die       sie verdienen sich etwas dazu. Mitzuarbeiten ver-
                     Substanzproben entgegen und führt die damit ver-       Trotz der Pandemie verzeichneten wir viele Besu-         meisten Buchungen wurden storniert, verschoben           leiht Hoffnung und durchbricht den oft monotonen
                     bundenen Gespräche. Von einem autorisierten Labor      che. Es kam vor, dass wir Personen abweisen muss-        oder mussten von uns abgesagt werden.                    (Sucht-)Alltag.
                     werden die Proben analysiert. Anschliessend kön-       ten, da wir unsere Kapazitätsgrenze von fünf Pro-
                     nen die Resultate beim DILU-Team abgefragt werden.     ben pro Abend erreicht hatten. Die jüngste Person        Wellenbad der Gefühle                                       «Raus aus der Isolation und wieder
                                                                            war 18 Jahre alt, die älteste 53. Am häufigsten getes-   Wir erarbeiteten ein Schutzkonzept und kauften              mit Menschen in Kontakt kommen, das
                     Neue Zielgruppe gewinnen                               tet wurde bis anhin die Substanz MDMA (Ecstasy),         Spezialmasken, um vorbereitet zu sein, wenn die             motivierte unsere Mitarbeiter*innen
                     Damit öffnet sich der Verein Kirchliche Gassen-        gefolgt von LSD und Amphetamin. Insgesamt liessen        Behörden die Massnahmen wieder lockerten. Im                unglaublich.»
                     arbeit für eine neue Zielgruppe und stellt ein Ange-   wir 41 Proben untersuchen. Nicht alle waren unbe-        Mai erreichten uns tatsächlich wieder Anfragen und
                     bot im Bereich der Schadensminderung zur Verfü-        denklich, da sie entweder eine andere Substanz           Buchungen. Als wir im August ein erstes grosses          Oft fragen die Klient*innen nach, wann sie wieder
                     gung – eine Neuheit in der Zentralschweiz. Das Pro-    enthielten, als die, für die sie verkauft worden         Catering ausrichten durften, freuten sich alle riesig.   arbeiten können. Wir antworten einfach: «Alles
                     jekt richtet sich an Personen, die nicht auf den       waren, oder sie wiesen gesundheitsschädigende            Endlich wieder gebraucht werden, raus aus der Iso-       wird gut.» So spenden wir Trost in der Verzweiflung
                     Konsum von psychoaktiven Substanzen verzichten         Streckmittel auf. Daher warnten wir und rieten           lation und mit Menschen in Kontakt zu kommen!            über die (pandemiebedingten) Sorgen. «Alles wird
                     wollen oder können, aber meist keine problemati-       vom Konsum ab. Wir sind guten Mutes, dass das            Die Hoffnung war gross, dass die Pandemie nun            gut» – drei Worte, die für unsere Klient*innen eine
                     schen Konsummuster aufweisen. Das Projekt leistet      Angebot auch weiterhin genutzt wird.                     vorbei war. Im Herbst traf uns jedoch die zweite         wohltuende und schützende Wirkung haben.
                                                                                                                                                                                                                                                    Informationen:
                     einen Beitrag zur Früherkennung, Konsumkompe-                                                                   Welle. Sämtliche Buchungen bis und mit Januar 2021                                                             www.gassenarbeit.ch/
                     tenzen werden gefördert und Risiken minimiert.         Olivia Allemann                                          wurden storniert. Bilanz: 2020 mussten 34 Caterings      Oliver Wehrli                                         catering
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                        Sichtbar und wirksam durch Neues und Altbewährtes                                                            Gesellschaftlich interessante Themen – gute Resonanz
                        Nebst Mundwerk und GasseZiitig betreibt der           Mundwerk oder GasseZiitig stark zu reduzieren.         Covid-19 hatte 2020 auch grossen Einfluss auf            eigenen Text einer breiten Öffentlichkeit vorzustel-
                        Verein Kirchliche Gassenarbeit weitere Ange-          Glücklicherweise erweisen sich deshalb die digita-     die GasseZiitig: Erstmals seit dem Entstehungs-          len. Solche Institutionen waren beispielsweise der
Ö ff en tl ich keits-                                                                                                                                                                                                                                Öff e nt lichk e it s-
a r be i t | In fo -    bote im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. So tref-       len Kommunikationskanäle in Zeiten der Pandemie        jahr 1997 der Ziitig war der Verein gezwungen,           Treffpunkt Stutzegg, das Drop-in oder die Fach-        a r be it | Ga
                                                                                                                                                                                                                                                            Bila nzsse
                                                                                                                                                                                                                                                                    peZ r iit ig
v er an sta l tung en                                                                                                                                                                                                                                       31.12.2010
                        fen nach wie vor Infoveranstaltungen auf gros-        als umso wichtiger.                                    eine Ausgabe ersatzlos zu streichen.                     stelle Klick. Diese Form von Berichten planen wir
                        ses Interesse.                                                                                                                                                        auch in den kommenden Ausgaben und Jahren bei-
                                                                                 «Unsere neuen digitalen Kommunika-                  Am schmerzlichsten spürten dies unsere Klient*in-        zubehalten.
                        Die Infoveranstaltungen finden für Schulklassen          tionskanäle ermöglichten uns immerhin,              nen, da für sie «Nebeneinkünfte» aus dem Verkauf
                        und private Gruppen statt. Coronabedingt gab es          während der Coronapause teilweise                   ausgeblieben sind, mit denen sie gewöhnlich rech-           «Nur zwei, statt drei Ausgaben
                        im Jahr 2020 allerdings zahlreiche Absagen. Anstatt      öffentlich sichtbar zu sein.»                       nen dürfen.                                                 waren wegen Corona möglich. Aber
                        der (mindestens) geplanten 74 Gruppen, haben uns                                                             Die zwei verbliebenen GasseZiitig-Ausgaben des              diese wurden von der Bevölkerung
                        nur 33 Gruppen besucht. Als weiteres Angebot der      So bleibt der Verein Kirchliche Gassenarbeit immer-    Jahres haben sich schwerpunktmässig mit den The-            sehr wohlwollend erworben und
                        Öffentlichkeitsarbeit haben wir Anfragen für 17 In-   hin teilweise in der Öffentlichkeit ersichtlich.       men «Alkoholsucht» und «Wohnangebote» ausein-               grosszügig vergütet.»
                        terviews von Student*innen und Schüler*innen                                                                 andergesetzt. Beides sind Themen, die insbeson-
                        berücksichtigen können. Das entspricht ungefähr       GasseSchoggi und Chuchi-Bons                           dere unsere Klient*innen betreffen, die jedoch einen     Das Jahr endete für die GasseZiitig-Verkäufer*innen
                        dem langjährigen Durchschnitt.                        Erwähnung verdienen auch unsere «PR-Produkte»:         nahtlosen Übergang zur sogenannten «Normal-              einigermassen versöhnlich, da sich die Herbst- und
                                                                              einerseits die GasseSchoggi, deren Verpackung mit      gesellschaft» aufweisen und deshalb auch für ein         die Winterausgabe der GasseZiitig sehr gut verkauf-
                        Digitale Präsenz                                      einem neuen Sujet versehen wurde und nun jähr-         allgemeines Publikum lesenswert sein dürften.            ten. Rückmeldungen unserer Klient*innen zeigten,
                        Eine grosse Veränderung erfuhr der Internetauf-       lich durch eine*n Gassenkünstler*in gestaltet wird.                                                             dass die Bevölkerung die GasseZiitig sehr wohlwol-
                        tritt: Im November 2020 hat der Verein Kirchliche     Anderseits zählen auch die altbewährten Chuchi-        Solidarisch Zeichen setzen                               lend und oft auch mit einem grosszügigen Trink-
                        Gassenarbeit eine neue Webseite erhalten und          Bons dazu. Die GasseSchoggi und die Chuchi-Bons        In den letzten beiden Jahren hat sich in der Gasse-      geld versehen erworben hat. Ein Zeichen, dass Soli-
                        Social-Media-Kanäle wurden eingeführt. Durch          waren gerade während der Weihnachtszeit äusserst       Ziitig-Redaktion die Praxis etabliert, sozialen Insti-   darität auch in Zeiten, in denen alle zurückstecken
                        die Pandemieeinschränkungen war der Verein            beliebt. Sie sind auch bestellbar über die Webseite.   tutionen, die mit der gleichen oder mit ähnlichen        müssen, nach wie vor vorhanden ist.
                        Kirchliche Gassenarbeit gezwungen, viele Öffent-                                                             Zielgruppen wie der Verein Kirchliche Gassenarbeit
                        lichkeitsarbeitsangebote wie Infoveranstaltungen,     Roger Lütolf                                           arbeiten, die Gelegenheit zu bieten, sich mit einem      Roger Lütolf
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                           Prägende Veränderungen und Massnahmen
                           Ein Jahr wie jedes andere in der GasseChuchi –        den Situation angepasst. Die Betriebszeiten wurden     wiesen, ermahnt und zurechtgewiesen, was zu            Zahlen aus dem Jahr 2020
                           K+A: An 365 Tagen wurde eine ausgewogene              anfänglich stark reduziert und allmählich wieder       Frustration und zusätzlichen Konflikten führt. Im      484 Personen waren 2020 in der GasseChuchi – K+A
G a s se C h u chi – K+A   Mahlzeit angeboten, Verbände wurden ge-               normalisiert. Jedoch sind die Kapazitäten in den       Pandemiejahr ist auch Neues entstanden: In Koope-      registriert, eine Abnahme von 6 Prozent im Ver-
                           wechselt, Spritzen getauscht und ein risiko-          Räumlichkeiten weiterhin begrenzt: Die Gasse-          ration mit dem Drop-in wurden Abklärungs-              gleich zu 2019. In der GasseChuchi wurden durch-
                           armer Konsum von mitgebrachten Drogen                 Chuchi bietet nur noch Platz für 15 Personen, ver-     gespräche in der GasseChuchi – K+A durchgeführt,       schnittlich 33 Mittagessen pro Tag serviert. An
                           ermöglicht. Es wurde informiert, geredet,             teilt auf zwei Stockwerke. Auch die Kapazität in den   um einen niederschwelligen Zugang in die Substitu-     Tagen, an denen das Essen durch den Kanton finan-
                           gelacht und getrauert. Hände wurden gewa-             Konsumationsräumen wurde halbiert. Das Grund-          tionsprogramme zu ermöglichen. Der Kanton hat          ziert war, wurden 47 Essen ausgegeben, eine
                           schen und desinfiziert, Abstand gehalten, Fie-        angebot konnte trotz Pandemie aufrechterhalten         an über 100 Tagen die Kosten für das Mittagessen       Zunahme von 14 Prozent bzw. 62 Prozent im Vor-
                           ber gemessen und Masken getragen. Aber: Es            werden. Weitgehend weggefallen ist die Stuben-         der Besucher*innen übernommen. In Zusammen-            jahresvergleich. Pro Tag nutzten durchschnittlich
                           wurde kaum gejasst, musiziert oder Billard            funktion, der Raum für Austausch und Spiele sowie      arbeit mit den Ambulanten Diensten der Luzerner        49 Personen unsere Angebote und es wurden
                           gespielt, keine Hände geschüttelt, keine Feste        die niederschwellig zugänglichen Arbeitseinsätze       Psychiatrie konnte eine neue, 14-täglich angebotene    142 Zutritte in die Konsumationsräume gezählt.
                           gefeiert und Menschen umarmt, keine Grup-             in der Küche oder die längeren Gespräche zwischen      ärztliche Sprechstunde vor Ort gestartet werden.       Aufgrund der verkürzten Öffnungszeiten und der
                           pendiskussionen. 2020 war kein Jahr wie jedes         Mitarbeitenden und Klient*innen.                       Und der Boden in der Küche wurde saniert.              Kapazitätsreduktion in den Konsumationsräumen
                           andere.                                                                                                                                                             sind diese Werte 30 bzw. 44 Prozent tiefer als 2019,
                                                                                 Belastendes und Erfreuliches                              «Die unbeschwerten Momente                          lassen sich jedoch umständehalber nicht einfach
                           Die Pandemie hat den Betriebsmodus der Gasse-         Verändert hat sich die Funktion der Mitarbeitenden:       sind weniger geworden.                              mit dem Vorjahr vergleichen.
                           Chuchi – K+A in einem kaum vorstellbaren Ausmass      von Betreuung und Unterstützung hin zu Kontrolle          Alle sind stark gefordert.»
                           geprägt. Seit Mitte März 2020 ist vieles nicht mehr   und Regulierung. Diese Entwicklung ist zuneh-                                                                 Adrian Klaus
                           so, wie es vorgesehen war. Ohne das Angebot ein-      mend belastend und frustrierend. Auch für die          Innerhalb der Teams gab es Veränderungen: drei
                           zustellen, wurde innert kürzester Zeit ein neuer      Klient*innen hat sich einiges verändert: Während       Mitarbeiterinnen bezogen Mutterschaftskarenzzeit,
                           Betriebsmodus mit umfangreichen Massnahmen            des Lockdowns wurden sie vermehrt als randstän-        ein Mitarbeiter wurde pensioniert und zwei Mitarbei-
                           definiert und umgesetzt. Neue Verhaltensregeln,       dig wahrgenommen und gebrandmarkt. Und sie             tende verliessen den Betrieb. Verschiedene Arbeit-
                           Abläufe, Schutz- und Hygienemassnahmen wurden         werden verstärkt im öffentlichen Raum oder in den      spensen wurden angepasst und zwei kompetente
                           eingeführt und werden laufend der sich verändern-     sozialen Angeboten auf die geltenden Regeln hinge-     Mitarbeiter*innen konnten neu eingestellt werden.
Verein kirchliche Jahres-bericht 2020 - Zewo
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                    Das Paradiesgässli – eine 20-jährige Erfolgsgeschichte
                    Neben der Pandemie prägte 2020 ein beson-               ist zweimal umgezogen und hat sein Angebot durch       Paradiesgässli-Arbeit. Am Samstag waren die Para-
                    deres Ereignis das Paradiesgässli: Im Februar           die Jugendberatung Listo (2006) und Listino Kids       diesgässli-Familien, Quartierbewohner*innen und
P ar adie sgässli   jährte sich zum 20. Mal der Gründungstag.               (2009) erweitert und professionalisiert. Aus dem       die Öffentlichkeit zu einer bunten Kilbi geladen.
                                                                            anfänglichen Alles-in-einem-Raum-Betrieb ist eine      Neben abwechslungsreichen Aktivitäten sorgte
                    Weit im Voraus beschäftigten wir uns damit, wie         vielfältige, im Fachbereich anerkannte Institution     auch strahlender Sonnenschein für gute Stimmung.
                    dieser runde Geburtstag gebührend und unter Ein-        entstanden. Mittagstisch und Aufsuchende Familien-
                    bezug aller am Bestehen und Erfolg Beteiligten          arbeit, Jugendberatung und Freizeitangebote, Ein-         «Das Paradiesgässli-Angebot entspricht
                    gefeiert werden könnte.                                 kommensverwaltung und Ferienlager, Elternbera-            seit 20 Jahren einem grossen Bedürfnis
                    Das Paradiesgässli ist ein offenes Haus und ein         tung und gemeinsame Familienausflüge werden               und entwickelt sich stetig weiter.»
                    agiler Betrieb, der vor zwei Dekaden in einem           inzwischen von 180 kleinen und grossen Menschen
                    bescheidenen Rahmen seine Tore geöffnet hat. Mit        genutzt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus        Ein Zauberer, ein Drehorgelmann und die Band
                    dem Ziel, süchtige Eltern besser zu unterstützen        rund 75 von Sucht und Armut betroffenen Familien       Albissers Buntwösch liessen Kinderaugen leuchten.
                    und dadurch ihre Kinder und ihre Anliegen sichtbar      erhalten im Paradiesgässli individuelle Unterstüt-     Vogelballons und Strassenkreidekunstwerke ver-
                    zu machen, wurde ein kleiner Raum am Paradies-          zung in ihren teils schwierigen Lebenssituationen.     schönerten den bevölkerten Kirchenplatz. Mit
                    gässli bezogen. Er diente fortan als Beratungszim-                                                             Zuckerwatte, Thai-Curry, Härdöpfel-Twister und
                    mer, Spielecke, Ruheraum und Esszimmer.                 Zweitägiges Fest                                       Bratwurst liess das kostenlose Cateringangebot von
                                                                            Das 20-jährige Bestehen wurde am 7. und 8. Februar     Mundwerk keine Wünsche offen. Ein gelungenes
                    Den Nerv der Zeit getroffen                             2020 auf dem MaiHof-Areal gefeiert. Am Freitag         Fest für einen gelingenden, gut eingebetteten
                    Von Anfang an war der neu gegründete Betrieb ein        waren Stiftungen, Spendende, Personen aus ande-        Betrieb. Wir danken allen Mithelfenden und Mit-
                    Erfolg. Die spezifische Anlaufstelle für Familien mit   ren Fachstellen, dem öffentlichen Dienst und der       feiernden, schön war es!
                    Suchtgeschichte traf einen Nerv. Schon bald war         Politik zu einer Infoveranstaltung mit anschliessen-
                    das «Pari» nicht mehr aus dem Angebot der Gassen-       dem Apéro eingeladen. Diese für das Weiterbeste-       Vero Beck
                    arbeit wegzudenken und seine Entwicklung unauf-         hen des Betriebs so wichtige Gruppe erhielt eine
                    haltsam angestossen. Es hat Widerständen getrotzt,      spezielle Verdankung und Einblick in die tägliche
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                    Die Familien in ihren Grundbedürfnissen unterstützen
                    Nach dem Jubiläumsfest Anfang Jahr forderte           mit unseren Klient*innen nicht hilfreich sind. In      und ermöglicht so den Mitarbeitenden, auf unkon-      Tischen und Service durch die Mitarbeitenden einen
                    uns ab März Corona heraus. Der Lockdown               den Beratungsgesprächen vor Ort ist es uns mög-        ventionelle Art mit den Klient*innen in Kontakt zu    unbeschwerten Nachmittag geniessen konnten.
P ar adie sgässli   zwang uns dazu, Angebote einzustellen, die            lich, ein anstehendes Telefonat zu begleiten, am       bleiben. Dank einer grosszügigen Spende der                                                                  Bila nz pe r
                    sich an süchtige, psychisch belastete und insta-      Computer etwas nachzuschauen oder Administra-          Glückskette konnten wir zahlreiche Familien           Neues Arbeitsinstrument entwickelt                     31.12.2010
                    bile Eltern richten. Für sie wie für uns war dies     tives zu erledigen. Eine Einschätzung über den All-    wöchentlich mit gut gefüllten Lebensmittelsäcken      Das Team hat ausserdem ein Arbeitsinstrument
                    eine schwierige Zeit.                                 gemeinzustand zu erhalten und gezielt Fragen           versorgen und so die Geldsorgen etwas mindern.        entwickelt, das helfen soll, die Erziehungsfähigkeit
                                                                          stellen zu können, sind weitere Vorteile im direkten                                                         der Eltern differenziert einzuschätzen. Bei Kindes-
                    Der niederschwellige Zugang ist seit jeher der        Kontakt. Für eine psychisch erkrankte Person ist es       «Mit dem Vorbeibringen von Lebens-                 schutzabklärungen durch die Kindes- und Erwach-
                    Garant für einen gelingenden Beziehungsaufbau         enorm schwierig, ohne Blickkontakt, Körpersprache         mittelsäcken konnten wir die oft                   senenschutzbehörde (KESB) werden wir oft um
                    und eine hilfreiche Unterstützung und Begleitung.     und Mimik über ihre Schwierigkeiten konstruktiv           prekäre Versorgungssituation der                   eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Das neue
                    Wegen Corona fand keine Animation mehr statt, die     zu sprechen. So dienten die Telefonate oft nur dem        Familien entschärfen.»                             Arbeitsinstrument dient uns für eine ganzheitliche
                    Theke, an der Klient*innen mit einer Einkommens-      Dampfablassen. Die fehlende Unterstützung durch                                                              Einschätzung der Situation, um gut begründete
                    verwaltung zweimal wöchentlich Bargeld beziehen       die Lebensmittel der Schweizer Tafel stellte für       Für die Auslieferung rechneten wir jeweils über       und nachvollziehbare Rückmeldungen zu machen.
                    und ihre Post vorbeibringen können, mussten wir       viele Familien eine ernste Sorge dar. Die knappen      einen halben Tag ein, damit vor jedem Haus Zeit für   Mittels   Visualisierung   wichtiger   Kompetenzen
                    schliessen, und Beratungen waren einzig am Tele-      Budgets, mit denen sie auskommen müssen, wur-          ein Gespräch mit den Kindern und ihren Eltern         auf Karten ist es möglich, zusammen mit den
                    fon möglich. Der Zugang zu den Sachspenden, wie       den dadurch strapaziert, dass die Kinder nicht         blieb. Dieser persönliche Austausch stärkte die       Klient*innen herauszuarbeiten, wo ihre Stärken
                    die Abgabe von Kinderkleidern oder Lebensmitteln,     mehr am Mittagstisch oder im Hort verpflegt wur-       Beziehung und wurde von beiden Seiten geschätzt.      liegen und wo sie Unterstützungsbedarf haben.
                    die von der Schweizer Tafel geliefert werden, blieb   den, sondern zuhause waren.                            Basierend auf den Weisungen der Behörden passten      Der positive Fokus stärkt sie in ihrer Elternrolle
                    den Familien verwehrt. Diese Massnahmen bedeu-                                                               wir unser Angebot laufend an. So waren Einzelbera-    und eine sinnvolle Triage an weitere Fachstellen
                    teten für unsere durchwegs armutsbetroffenen          Lebensmittelversorgung und Direktkontakt               tungen bereits ab Mitte Mai wieder möglich; die       wird vereinfacht.
                    Eltern zusätzlich Druck und Stress.                   Die herausfordernde Situation verlangte also krea-     Freude war gross. Ab Ende August waren wieder
                                                                          tive Ideen und innovatives Handeln. Die Struktur       Mittwochs-Mittagessen in Kleingruppen möglich.        Angi Gabriel
                    Beratung per Telefon, knappe Budgets                  des Vereins Kirchliche Gassenarbeit lässt die flexi-   Im Turnus haben wir einzelne Gruppen eingeladen,
                    Wir haben festgestellt, dass Beratungen am Telefon    ble Anpassung der Angebote glücklicherweise zu         die in Restaurantatmosphäre mit schön gedeckten
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                      Plädoyer für direkte Begegnungen
                      Die Bandbreite der jungen Leute, die das Ange-          kaum noch zu persönlichen Begegnungen mit den          zurück und waren plötzlich wieder für längere Zeit      Begegnungsort für die Jugendlichen
                      bot der Jugendberatung Listo nutzen, ist gross.         Jugendlichen. Wir waren jedoch zuversichtlich, den     und ohne Vorausplanung bei ihren Eltern. Die teil-      Rückblickend hat der Lockdown deutlich gemacht,
J uge n dbe r atung   Wir begleiten diese Menschen, die oftmals               Kontakt mit ihnen aufrechterhalten zu können, da       weise schlechte psychische Verfassung der Eltern,       dass für die Jugendberatung Listo der direkte Kon-
Listo
                      wie ihre Eltern in schlechter physischer und            auch sonst die Kommunikation meist über soziale        die Unsicherheit der Situation, die verordnete Isola-   takt mit den Jugendlichen Priorität hat und drin-
                      psychischer Verfassung sind. Oft geht es zuerst         Medien stattfindet. In dieser herausfordernden Situ-   tion und die Erwartungen der Schule führten in vie-     gend erhalten werden muss. Im Sommer konnten
                      darum, ihre gesundheitliche und finanzelle              ation traf dies jedoch nicht zu. Zwar haben wir        len Fällen vermehrt zu Konflikten und zu steigen-       wir wieder persönliche und gemeinsame Treffen
                      Situation zu stabilisieren.                             immer wieder Beziehungsangebote gemacht, tele-         dem Druck und Stress. Gerade das Homeschooling          anbieten; diese wurden rege genutzt. Die Jugend-
                                                                              foniert und nachgefragt. Das Echo war aber sehr        hat sich für viele unserer Jugendlichen als sehr        lichen geniessen es sichtlich, im Paradiesgässli zu
                      Es sind Oberstufenschüler*innen, die bei ihren          gering und wir wussten immer weniger, wie es den       schwierig erwiesen, da ihnen die nötige Unter-          sein. Sie essen gemeinsam, tauschen sich aus und
                      Eltern oder im Heim wohnen und deren Haupt-             Jugendlichen ging.                                     stützung, teilweise die Ausstattung und vor allem       «hängen» gerne in unseren Räumlichkeiten. Das
                      anliegen die Berufsfindung und Lehrstellensuche                                                                die Begleitung fehlte. Auch die Berufsfindung war       grosse Bedürfnis der Jugendlichen nach einem
                      ist, ältere Jugendliche, die ihre Lehrstelle abgebro-      «Unsere Jugendlichen haben eine harte               erschwert, da es kaum noch Betriebe gab, die            Begegnungsort, das in der gegenwärtigen Situation
                      chen haben oder nach der Lehrabschlussprüfung              Zeit hinter sich. Ihnen persönlich zu               Schnupperlehrstellen anboten. Lehrstellenbewer-         aufgrund von geschlossenen Freizeitangeboten
                      keine Anschlusslösung finden. Sie alle unterstützen        begegnen, um sie zu unterstützen, ist               bungen waren für mehrere Wochen und Monate              und Jugendräumen kaum bedient wird, konnten
                      wir beim Aufbauen einer realistischen Lebensper-           das A und O.»                                       nicht möglich, Eltern waren überfordert, Beistands-     wir in geschütztem Rahmen abdecken. So gelang es
                      spektive. Dies tun wir in Form von Beratungsge-                                                                personen schlecht erreichbar, die Jugendlichen sich     uns, die jungen Menschen wieder zunehmend da
                      sprächen im Büro, zuhause und durch enge Beglei-        Als im Sommer die Massnahmen gelockert wurden          selber überlassen. Die gesamte Situation führte bei     abzuholen, wo sie stehen, und sie zielgerichtet zu
                      tung in Alltagssituationen. Auch der offene Mittags-    und wir sie vermehrt physisch treffen konnten,         den jungen Menschen, die ohnehin schon zu einer         begleiten und zu unterstützen. Auch in Zukunft
                      tisch am Mittwoch mit anschliessendem jugend-           erfuhren wir zeitverzögert, wie sie den Lockdown       vulnerablen Gruppe gehören, zu einer Verstärkung        sind Kreativität und Umdenken gefragt. Mit Maske,
                      spezifischem Programm steht ihnen offen.                erlebt hatten und welche Schwierigkeiten sie be-       von negativen Emotionen wie Zukunftsangst und           dem nötigen Abstand und neuen Ideen sind wir ver-
                                                                              wältigen mussten. Aufgrund des Lockdowns war           Perspektivlosigkeit.                                    lässlich für die Jugendlichen da.
                      Herausforderung Lockdown                                es vorgekommen, dass Kindesschutzmassnahmen
                      Mit der Pandemie im März mussten die Kernange-          ausgesetzt worden waren. Konkret durften Heim-                                                                 Melanie Bieri
                      bote der Jugendberatung eingestellt werden. Es kam      kinder nach dem Wochenende nicht mehr ins Heim
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                      Helfernetze stärken Familiensysteme
                      Die Angebote von Listino Kids dienen dem                zende oder therapeutische Angebote, die erweiterte       per Foto oder Video haben gezeigt, wie diese Idee      Rückschlüsse aus Pandemieerfahrungen
                      Kontakt zu den Klein- und Vorschulkindern und           Familie oder das soziale Umfeld bilden weitere           geschätzt und genutzt wurde. Beim Überbringen          Im Frühsommer konnten wir Ausflüge, Mittwochs-
L i s t in o K id s   wollen ihre Entwicklung fördern und beglei-             wichtige Bezugspunkte für die Kinder und ihre            der Bastelkits vor der Haustüre erlebten wir sehr      programm und Aufsuchende Familienarbeit zu
                      ten, gerade auch in schwierigen Zeiten wie der          Eltern. Die Erfahrung aus dem Lockdown zeigt, dass       emotionale Momente und spürten die Verbindung          Hause pandemietauglich angepasst wieder anbie-
                      Pandemie.                                               fehlende Struktur sowie der erschwerte Zugang            zwischen uns, den Kindern und den Eltern.              ten. Der Kontaktunterbruch und die veränderten
                                                                              zu Hilfsangeboten bestehende Schwierigkeiten in                                                                 Angebote haben allerdings Distanz geschaffen:
                      Am Montagnachmittag verbringen wir für gewöhn-          den Familien verstärkt und drastische Kindes-               «Wir haben einen Bastelservice ins Leben            Sonst gut besuchte Veranstaltungen hatten weniger
                      lich mit einer fixen Gruppe Kleinkinder den Nach-       schutzmassnahmen beschleunigt haben. Wenn die               gerufen. Das Überbringen der Bastelkits             Zulauf, die Unverbindlichkeit trotz Anmeldung
                      mittag. Mittwochs treffen wir sie am Mittagstisch       regelmässige Unterstützung von ambulanten Fach-             war sehr berührend und unterstrich die              hat zugenommen, die Kommunikation ist weiter-
                      und nehmen mit ihren Eltern am Freizeitprogramm         stellen wegfällt, so destabilisieren sich einige Fami-      starke Verbindung zu unseren Familien.»             hin erschwert. Das zeigt, dass Angebote für sucht-
                      teil. Die Aufsuchende Familienarbeit ermöglicht,        liensysteme schnell, was die Unterbringung in sta-                                                              betroffene Familien regelmässig, gleichbleibend
                      einzelne Kinder zuhause zu treffen und mit den          tionären Angeboten notwendig macht. Das fachliche        Unser Praktikant hat exklusiv kurzerhand zwei          und niederschwellig sein müssen, um den Kontakt
                      Familien individuell zu arbeiten. Durch unsere          und private Unterstützungssystem der Familien ist        Kasperligeschichten erfunden und eingespielt, die      und das Vertrauen konstant zu erhalten. Effektiver
                      Arbeit entlasten wir die Familien, fördern die Erzie-   wesentlich und trägt zum guten Gelingen bei. Ent-        per WhatsApp versandt wurden und den Familien          Kindesschutz braucht regelmässigen Einblick in die
                      hungskompetenz und die Eltern-Kind-Bindung,             fällt es, nimmt die Überforderung im Alltag und mit      vor allem Spass ins Wohnzimmer zauberten. Auch         Lebenswelt der Kinder und eine stabile, verlässliche
                      stärken die Kinder und bauen eine konstante Bezie-      der Elternrolle rasch Überhand.                          die kleine Hexe und Harry Potter fanden mittels        Beziehung. Diese Erkenntnisse bestärken uns darin,
                      hung zu den Familien auf. Ein stabiles, sicheres                                                                 eigener Hörbuchlesungen den Weg in die Haushalte.      weiterhin für die Kinder und ihre Eltern ein Angebot
                      Umfeld und verlässliche Beziehungen, die wir för-       Herausforderungen kreativ meistern                       Schliesslich holten wir die Kinder einzeln aus ihren   zu schaffen und im Austausch zu bleiben mit ihrem
                      dern, sind für das gesunde Aufwachsen der Kinder        Wo immer möglich, haben wir Treffpunkte geschaf-         teils beengten und ärmlichen Wohnverhältnissen         Helfersystem.
                      unerlässlich.                                           fen und Unterstützung angeboten. Dies verlangte          für kleine Ausflüge und Velotouren ab. Das Ziel, die
                                                                              vom Team viel Flexibilität und Kreativität. Als Erstes   Eltern und Kinder durch diese zeitintensiven Ange-     Mario Bärtsch, Seraina Imfeld
                      Die Wichtigkeit von Struktur und Beziehung              wurde ein Bastelservice ins Leben gerufen, der die       bote zu entlasten und mit ihnen unter den erschwer-
                      Listino Kids ist nur ein Teil des Helfernetzes für      Familien mit fixfertigen, nach Hause gelieferten         ten Umständen in Beziehung zu bleiben, hatte für
                      die Paradiesgässli-Familien. Die Schule, schulergän-    Bastelkits wöchentlich belieferte. Rückmeldungen         das gesamte Team oberste Priorität.
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               Sich berühren lassen von den Schicksalen
               2020 war geprägt von Unsicherheit und Ein-              kommen? Es war aber auch die Zumutung, zuhause           Gesprächsmöglichkeiten oft auch eingeschränkt,      Telefonate halfen jedoch, Kontakte aufrechtzuer-
               schränkungen durch die Pandemie. Vermehrt               zu bleiben, wenn kein Zuhause da war. Viele Sucht-       trotz hohen Redebedarfs. Die meisten Gespräche      halten, und den Klient*innen das Gefühl zu vermit-
S ee l sorge   entstanden Kontakte übers Telefon, durch                betroffene fragten sich, wie so etwas zu bewerk-         ergaben sich spontan zwischen Tür und Angel und     teln, sie trotz Pandemie nicht zu vergessen.
               Briefe oder spontane Begegnungen.                       stelligen sei. Tagsüber halten sie sich in der Gasse-    wurden rasch sehr persönlich. Fast jedes der mehr
                                                                       Chuchi, am Bahnhof, vor Einkaufsläden oder öffent-       als 40 Gespräche, die auf Voranmeldung zustande        «Es war besonders wichtig, den
               Am 6. Februar 2020 hielten wir in der Matthäus-         lichen Räumen auf und erleben ihr einfaches Zu-          kamen, drehten sich um Glauben, Sinn und Sinn-         Menschen zu zeigen, dass wir sie
               kirche die jährliche Gedenkfeier für Menschen,          hause nicht als gemütliche Stube. Als Seelsorger         losigkeit im Leben.                                    nicht vergessen haben.»
               die an den Folgen des Drogenkonsums gestorben           war die Not zu spüren, das Alleinsein, das Nicht-
               waren. Der Kinder- und Jugendchor der Pfarrei           dazugehören. Einige sahen sich durch die Pande-          Abschiede, Besuche und Briefe                       Die Besuche in den Gefängnissen waren meistens
               Sankt Anton-Sankt Michael sorgte für eine berüh-        mie bestärkt in ihrer persönlichen Weltanschauung,       2020 verzeichneten wir weniger Todesfälle. Nie-     möglich. Ich besuchte neun Menschen in den Justiz-
               rende, würdige musikalische Gestaltung. Die Betei-      die eng mit Endzeitstimmung verknüpft ist. Viele         mand starb an Covid-19, entgegen aller anfängli-    vollzugsanstalten Kriens und Stans; einige, die
               ligung mit über 100 Besuchenden war sehr gross.         Suchtbetroffene fühlten sich durch die Pandemie          chen Befürchtungen. Von elf Menschen, die bei uns   längere Strafen absitzen, mehrere Male. Ich konnte
               Diese Anteilnahme aus der Stadt und der Agglome-        von der Gesellschaft noch mehr bestraft.                 ein- und aus gingen, mussten wir Abschied neh-      Wertschätzung entgegenbringen und Gefangene
               ration zeigte, dass armuts- und suchtbetroffene                                                                  men. Zwischen März und Mai konnten wir wegen        wissen lassen, dass wir trotz räumlicher Entfer-
               Menschen und ihre Geschichten auch die Öffent-          Eindrückliche Zeichen aus der Bevölkerung                der Sicherheitsvorkehrungen keine Abdankungen       nung an sie denken. Meine Besuche erleben viele als
               lichkeit bewegen.                                       Mit der Zeit interessierte sich die Öffentlichkeit für   in der GasseChuchi halten. Mit Angehörigen von      kleine Oase in ihrer Einsamkeit, die ihnen ermög-
                                                                       die Situation der Suchtbetroffenen. Die Anfragen         fünf Verstorbenen gestalteten wir Abdankung und     lichen, von ihren Sorgen zu erzählen. Neu einge-
               Ängste und Unsicherheit                                 beeindruckten mich. Viele erkundigten sich, wie es       Beisetzung auf dem Friedhof Friedental in Luzern    schlagen haben wir teilweise den brieflichen Weg.
               Der erste Lockdown wenige Wochen später brachte         den Menschen auf der Gasse gehe. Die Bereitschaft        oder am entsprechenden Wohnort. Es war beein-       Mit einigen entstand ein reger Briefwechsel. Auch
               das öffentliche Leben zum Stillstand. Als Seelsorger    zu spenden war gross. Auch die Medien interessier-       druckend, dass Kolleg*innen und Freund*innen        der schriftliche Dialog erwies sich als gute Form,
               hörte ich in kürzeren oder längeren Gesprächen          ten sich zunehmend für Menschen, die am Rande            von der Gasse auch an Trauerfeiern ausserhalb       um sich mit Klient*innen auszutauschen.
               auf der Strasse und beschränkt in der GasseChuchi       der Gesellschaft leben. Allerdings erschwerte die        der GasseChuchi teilnahmen. Wegen der Besuchs-
               von der Unsicherheit und den Ängsten Suchtbetrof-       Pandemie die seelsorgerische Arbeit. Da die Betriebe     beschränkungen konnte ich nur 13 Besuche in         Franz Zemp
               fener. Es war anfänglich die Nervosität, wie an Stoff   des Vereins nicht wie üblich geöffnet waren, waren       Spitälern und in psychiatrischen Kliniken machen.
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                               Hohes Engagement und grosse Solidarität
                                                                                                                                                                                                            10 1.0%
                               Das abgelaufene Berichtsjahr schliesst mit                                                                 Fr. 24’000 im Vergleich zum Vorjahr. Dank höherer              9 1.6%
                                                                                                                            2.9% 1                                                                    8 3.0%
                               einem Defizit von knapp Fr. 85’850 ab. Trotz            5 29.1%                                            Beiträge der öffentlichen Hand konnte jedoch wäh-
                                                                                                                               1.6% 2                                                              7 0.9%
EBrilläan
        utze rpe
               u nr g en zur   höherer Gesamteinnahmen von gut Fr. 92’000                                                                 rend des Lockdowns gratis Essen abgegeben wer-         6 4.8%
J31.
  ah re   sre ch nung
       1 2.2010                im Vergleich zum Vorjahr schlagen angehäufte                                                               den und wir wurden den erforderlichen Sicherheits-    5 4.1%

                               Überzeit-   und    Ferienguthaben      mit   rund                                                          massnahmen gerecht. Die Stiftungsspenden sind         4 4.6%

                               Fr. 125’000 beim Personalaufwand zu Buche.                                                                 dank einer Stiftung um Fr. 24’000 höher als 2019.
                                                                                     4 13.2%
                                                                                                                                                                                                3 10.6%
                               Zusätzlich mussten wir Rückstellungen bilden                                                               Die Leistungsvereinbarungsbeiträge der Gemein-
                               von rund Fr. 44‘000 für die Ibach-Gebäude.                                                                 den für die freiwilligen Einkommensverwaltungen
                                                                                                                                53.3% 3   beim Schalter 20 und im Paradiesgässli sind um                                                             60.3% 1
                                                                                                                                                                                                  2 9.1%
                               Die Zunahme der Gesamteinnahmen widerspiegelt                                                              Fr. 10’000 tiefer als im Vorjahr.
                               sich in den grosszügigen Spendeneingängen von
                               Privatpersonen und Institutionen; ein Plus gegen-                                                          Auf der Ausgabenseite haben sich die Personal-
                                                                                      Einnahmen                                                                                                  Ausgaben
                               über 2019 von Fr. 177’000. Das freut uns und bestä-                                                        kosten um Fr. 165’000 erhöht. Ein Grund dafür ist
                               tigt, dass die Menschen auf der Gasse nicht verges-    1 Betriebseinnahmen (GasseChuchi,                   die erstmalige Erfassung der Überzeit- und Ferien-      1   Gehälter                                     2’646’051
                                                                                        Öffentlichkeitsarbeit usw.)		 122’972                                                                     2   Honorare (nicht SL-pflichtig)
                               sen werden. Coronabedingt konnten viele kirchliche     2 Nebenerlöse (Mietzinseinnahmen,                   guthaben unserer Mitarbeiter*innen, was rund           		   (Securitas, Supervision, Zivildienst usw.)    398’096
                                                                                        Personalverpflegung usw.)		 69’628                                                                        3   Sozialversicherungen                          465’728
                               Anlässe nicht stattfinden, was sich im Rückgang                                                            Fr. 125’000 ausmacht. Zusätzliche Aufwände sind
                                                                                      3 Öffentliche Hand (ZiSG, Stadt Luzern) 2’290’840                                                           4   Haushalt und Gesundheit                       201’304
                               der Spenden von Pfarreien und Kirchgemeinden           4 Subventionen Träger (Kirchen)		567’300            auch mit der Einführung unseres Pilotprojekts DILU      5   Unterhalt und Reparaturen                     181’ 556
                                                                                      5 Spenden / Stiftungen                  1’249’517                                                           6   Mieten, Abschreibungen                        209’993
                               um rund Fr. 48’000 im Vergleich zu 2019 zeigt.                                                             (Drogeninformation Luzern) in den Markt und den
                                                                                                                                                                                                  7   Energie                                        38’ 359
                               Auch unsere jährlichen Anlässe wie Frühlings- und                                                          entsprechenden Personalkosten verbunden. Durch          8   Büro, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit,
                                                                                                                                                                                                 		   Versicherungen usw.                           131’399
                               Sommerlager konnten nicht durchgeführt werden.                                                             Mutterschaftsvertretungen sowie Dienstaltersjubi-
                                                                                                                                                                                                  9   Soziale Animation, Unterstützungen             69’ 711
                               Dies führte zu einem Rückgang von Fr. 27’000 bei                                                           läen, die coronabedingt nicht wahrgenommen wer-        10   Ausserordentlicher Aufwand                     43’907
                               den zweckgebundenen Spenden. Viele Catering-                                                               den konnten, fielen weitere Kosten an. Weniger Auf-
                               anlässe und Infoveranstaltungen wurden storniert                                                           wände verzeichnen wir hingegen für Tagungen und
                               und hinterlassen eine Einkommenslücke von knapp                                                            Zivildienstmitarbeitende.
36                                                                                                                                                              37

Der Betriebsaufwand hat um rund Fr. 37’000 ab-         Das Jahr 2020 war geprägt von Hochs und Tiefs.
genommen gegenüber 2019. Wir verzeichnen um            Obwohl wir ein Defizit schreiben, lassen uns die
Fr. 22’000 tiefere Ausgaben im Lebensmittelbe-         erfreulichen Spendeneingänge auf ein erfolgreiches    7 36.6%
reich, was einerseits auf die stornierten Catering-    Jahr zurückschauen. Dies verdanken wir der gross-
                                                                                                                                                        32% 1
aufträge und anderseits auf die einfacheren Take-      zügigen Unterstützung unserer Spender*innen,
away-Gerichte zurückzuführen ist, sowie im Ani-        den Subventionen des ZiSG*, den Beiträgen der
mationsbereich durch das Entfallen von Lagern/         Träger und verschiedenen Stiftungen. Die grosse
                                                                                                            6 2.5%
GasseMusig (Fr. 30’000). Unsere Klient*innen konn-     Solidarität berührt uns sehr. Wir danken allen        5 0.7%
ten auch weniger Arbeitseinsätze leisten, was          herzlich, die uns 2020 unterstützt haben.              4 1.4%

Fr. 22’000 weniger einbrachte. Im Gegenzug hatten                                                                 3 9.5%
                                                                                                                                                    17.3% 2
wir höhere Kosten für Hygieneartikel und Gebäude-      Anoushka Schmidli-Murray
reinigungen (Fr. 14’000). Des Weiteren entstanden
                                                                                                             Spenden
höhere Kosten von Fr. 17’000 in der Öffentlichkeits-
arbeit (Jubiläumsfest Paradiesgässli, GasseSchoggi,    *Zweckverband für institutionelle Sozialhilfe         1   Spenden Private                      400’435
                                                                                                             2   Spenden Institutionen                215’843
Jahresbericht 2019). Im Pilotprojekt DILU sind neu     und Gesundheitsförderung                              3   Spenden Pfarreien/Kirchgemeinden     118’950
                                                                                                             4   zweckgebundene Spenden                17’685
Kosten von Fr. 6’000 für die Substanzanalyse ver-
                                                                                                             5   Legate                                 8’706
bucht. Im ausserordentlichen Aufwand ist die Rück-                                                           6   Kondolenzspenden                      30’898
                                                                                                             7   Stiftungen                           457’000
stellung für Ibach ausgewiesen. Die Gebäude müs-
sen bald abgerissen werden, da das Land im
Originalzustand an die Stadt Luzern zurückgege-        Die detaillierte Jahresrechnung 2020
ben werden muss. Der Gesamterfolg ist somit um         nach Swiss GAAP FER 21 kann bei der
rund Fr. 103’000 tiefer als 2019.                      Geschäftsstelle bezogen werden.
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