Abenteuer Kita: So klappt es (vielleicht) mit dem Kita-Platz - Bürgerportal Bergisch Gladbach

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Abenteuer Kita: So klappt es (vielleicht) mit dem Kita-Platz - Bürgerportal Bergisch Gladbach
Abenteuer Kita: So klappt es
(vielleicht) mit dem Kita-
Platz
Der Start in einer Kita oder Kindertagespflege ist für Klein
und Groß aufregend. Das Abenteuer Kita beginnt jedoch sehr
viel früher – mit der Suche nach einem Betreuungsplatz. Denn
die sind in Bergisch Gladbach rar. Da stellen sich einige
Fragen: Wer sind die Anbieter, warum ist das Angebot so knapp,
und was muss man tun, um einen Platz zu bekommen? Wir liefern
die Antworten, die Kita-Checkliste hilft bei der Planung.

Der Gang in eine Kindertagesstätte oder eine Tagespflege ist
für Kinder ein großer Schritt. Das erste Mal ohne Eltern
unterwegs – da sollte alles passen. Die Basis dafür wird aber
in der Regel viele Monate, mitunter Jahre vorher gelegt. Denn
oft ist bereits die Suche nach einem Betreuungsplatz eine
Geduldsprobe.

Zwar gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.
In der Praxis ist der aber nicht so viel wert: Verfügbare
Plätze sind rar. Für Eltern stellt sich daher oft die
dringende Frage: Was tun, um das Kind doch noch in einer
Betreuung unterzubringen?

 „Jedes Kind hat ab dem vollendeten ersten Lebensjahr hat
 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der
 Kindertagespflege oder in einer Kindertageseinrichtung, ab
 dem vollendeten dritten Lebensjahr einen Anspruch auf einen
 Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung.“

 Kita NRW und Stadt Bergisch Gladbach
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Der Ausgangspunkt: Träger
Die Suche beginnt bei den Anbietern von Kita-Plätzen oder der
Kindertagespflege.

Betreiber einer Kita heißen „Träger“. In Bergisch Gladbach
sind dies vor allem die christlichen Kirchen sowie
Sozialpartner wie die Arbeiterwohlfahrt, das Deutsche Rote
Kreuz, vereinzelt auch Vereine wie die Turnerschaft Bergisch
Gladbach. Hinzu kommen Kitas von Trägervereinen, in denen sich
Eltern zusammengeschlossen haben. Sowie lokale Unternehmen wie
Miltenyi Biotec.

Die Kita am Quirlsberg wird von der Evangelischen Kirche
getragen. Foto: Thomas Merkenich

Keine städtischen Kitas
Anders die Stadt: Sie ist selbst nicht Träger von
Betreuungseinrichtungen. Das habe mit dem so genannten
Subsidiaritätsprinzip zu tun, sagt Sabine Hellwig, die
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zuständige Fachbereichsleiterin in der Stadtverwaltung.

Das Subsidiaritätsprinzip besagt, dass der Staat (hier die
Kommune) nur dann mit Leistungen (zum Beispiel dem Betrieb von
Kitas) aktiv wird, wenn andere Anbieter (die Träger) eine
Leistung nicht erbringen können. Das nehme man in Bergisch
Gladbach sehr ernst, und dies sei auch im Kreisgebiet
weitestgehend so Usus, sagt Hellwig.

Das Prinzip sorge für Wahlfreiheit bei Trägern und Konzepten
und biete den Eltern damit mehr Vielfalt. Theoretisch – denn
wo die Plätze knapp sind, ist die Wahlfreiheit eingeschränkt.

Stößt dieses Prinzip damit jetzt an seine Grenzen?

Nein, sagt Petra Liebmann, im Team von Hewllig unter anderem
für die Kinderbetreuung zuständig. Die Stadt könne fehlende
Kitas selbst auch nicht schneller bauen als freie Träger. Und
bislang habe man keine Probleme gehabt, Träger für diese
Leistung zu finden.

Unsere Quellen: Für den Schwerpunkt „Abenteuer Kita“ haben wir
mit einer Vielzahl von Personen gesprochen:

Anita   Grupp,   Bildungsreferentin,   Fortbildungen   u.a.   für
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kindertagesstätten
Sabine Hellwig, Stadt Bergisch Gladbach, Leiterin Fachbereich
5, Jugend und Soziales
Petra Liebmann, Stadt Bergisch Gladbach, Abteilungsleiterin
Kinder-, Jugend- und Familienförderung
Felix    Piepenbrock,     Jugendamtselternbeirat       (JAEB),
Elternvertretung für Familien mit Kindern in Kitas und
Tagespflege
Catrin Rind, Katholische Jugendagentur LRO, stellvertretende
Einrichtungsleiterin Katholisches Familienzentrum St. Marien
Valentina Wesseling, Projektmanagerin und alleinerziehende
Mutter eines zweijährigen Sohnes
Jannis Depiereux, Erzieher für Kinder mit Behinderung
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Tagespflege und Spielgruppen
Neben Kitas gibt es die Tagespflege und Großtagespflege. Sie
werden von Privatpersonen betrieben, die vom Jugendamt eine
Pflegeerlaubnis erhalten, die alle fünf Jahre erneuert werden
muss. Die Tagespflegemütter oder -väter haben eine rund
einjährige Schulung durchlaufen und kümmern sich in der Regel
in ihren eigenen Räumen um die Betreuung von Kindern.

Nicht zu vergessen die Spielgruppen in der Stadt. Dort werden
die Kleinsten zwar nicht täglich betreut. Sie können sich aber
mit Altersgenossen treffen und bereits ein wenig „Gruppenluft“
fern der Familie schnuppern.

Träger und Anbieter im Überblick

Liste der Kitas in Bergisch Gladbach, nach Stadtteilen
sortiert
Unvollstände   Übersicht  zur  Kindertagespflege   bei
www.betreut.de

Tipp: Nach Eingabe entsprechender Suchkriterien erhält man auf
dem Kita-Portal Little Bird eine Übersicht über
Betreuungsangebote in ihrer Nähe

Kita versus Tagespflege
Eine Kita ist in der Regel viel größer als eine Tagespflege
bzw Großtagespflege. Sowohl was die Zahl der Betreuerinnen und
Betreuer als auch der Kinder betrifft. In der Kita kommen gut
und gerne bis zu 80 Kinder zusammen.

Die Tagespflege ist kleiner ausgelegt: „Hier werden mit einer
Person bis zu fünf Kinder betreut, die Großtagespflege
versorgt bis zu neun Kinder mit zwei Betreuerinnen oder
Betreuern“, berichtet Anita Grupp, die Tagespflegekräfte
ausbildet
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Der Fokus in dieser Betreuungsform liege bei Kindern im Alter
unter drei Jahre (U3). Die Betreuung sei enger, individueller.
„Die enge Bindung und die direkte Zusammenarbeit mit den
Eltern sind wesentliche Merkmale der Kindertagespflege“, so
Grupp.

Der Nachteil: Fällt die Tagesmutter oder des Tagesvater wegen
Krankheit aus, gibt es wenig Ausweichmöglichkeiten. Immerhin:
Im Auftrag der Stadt betreibt das Deutsche Rote Kreuz den
Treffpunkt Kindertagespflege. Dort wird sich um Kinder
gekümmert, deren Tagespflege ausgefallen ist.

In der Kita ist der Ausfall einer Erziehungskraft weniger
kritisch, da die Kids theoretisch in einer anderen Gruppe
betreut werden. Die Kinder profitieren mithin von mehr
Kontinuität im Gruppenalltag und größeren Spielgruppen.

In der Kita ist zudem eine stärkere Sozialkontrolle unter den
Betreuern gegeben. Das kann im Einzelfall schon mal relevant
werden,    wie   Valentina   Wesseling    berichtet.     Die
alleinerziehende Mutter hat ihr Kind aus der Tagespflege
wieder herausgenommen, obwohl sie händeringend nach einer
Betreuung sucht: „Aus Sicherheits- und Hygienegründen kam
die Pflegestelle für uns nicht infrage.“

Die Kosten
Die Kosten für Kita und Kindertagespflege sind für Eltern in
der Regel gleich: Die Stadt erhebt hierzu sogenannte
Elternbeiträge. Diese staffeln sich nach Anzahl der
Betreungsstunden pro Woche und dem Einkommen der Eltern. Die
Bandbreite ist groß.

Wer ein Jahreseinkommen von bis zu 40.000 Euro hat zahlt
keinen Beitrag. Bei 90.000 Euro Jahreseinkommen und einem
Betreuungsaufwand von 35 Stunden werden monatlich bereits 200
Euro fällig.
Energiekrise und Inflation: Hier gibt die Stadt Entwarnung.
Kurzfristig sei nicht mit einem Anstieg der Elternbeiträge zu
rechnen, sagt Petra Liebmann. Das liege daran, dass die
Beiträge anhand eines Index rückwirkend berechnet würden.

Manche Anbieter des Kindertagespflege kassieren nach
Informationen des Bürgerportals extra, über die Elternbeiträge
hinaus. „Zusätzliche Zahlungen der Eltern an die
Kindertagespflege sind definitiv ausgeschlossen“, hält Felix
Piepenbrock vom Jugendamtselternbeirat (JAEB) zwar fest. Aber
über das Geld für die Verpflegung könne die Tagespflege aber
weitere Gebühren von den Eltern einholen.

Das hängt von den individuellen Tagespflegestellen ab. Oft
wird mit dem erhöhten Aufwand für Ausflüge, Bildungsangebote
durch externe Fachkräfte wie Musikpädagoginnen oder Essensgeld
argumentiert. Es lohnt sich, hier genauer hinzuschauen.

Mehr Infos

Übersicht über die Elternbeiträge bei der Stadt
Infos und Hilfen, zum Beispiel zum Einkommensnachweis
Wer mehr über die Finanzierung von Kitas wissen will, findet
beim JAEB der Stadt Greven eine gute Einführung.

Doppelter Beitrag!
Obacht: Für Kinder im Alter bis unter zwei Jahren ist in Kita
und Tagespflege der doppelte Betrag zu zahlen, da ein höherer
Betreuungsaufwand unterstellt wird.

Immerhin: In den beiden letzten Kita-Jahren werden keine
Beiträge mehr fällig. Und wer Hilfe zum Lebensunterhalt
bekommt, muss ebenfalls nichts zahlen.

Wichtig: Neben den Elternbeiträgen fallen in der Regel noch
weitere Kosten an, die aber je nach Kita oder Tagespflege
unterschiedlich sind. Dabei handelt es sich meist um Beiträge
für die Verpflegung, die oft von Caterern bereitgestellt wird.
Unklar ist dabei die Kostenentwicklung: „Im Frühjahr 2022
registrierten wir eine Erhöhung der Verpflegungskosten. Und
für Januar 2023 wird es nach unserer Einschätzung aufgrund von
Inflation und Energiekrise einen weiteren Anstieg der
Verpflegungsbeiträge geben“, prognostiziert Felix Piepenbrock.

Foto: Thomas Merkenich

Zu wenig Kapazitäten
Einen Betreuungsplatz zu ergattern ist derzeit nicht einfach,
es gibt einfach zu wenig. Das macht ein Blick auf Kapazitäten
und Bevölkerungszahlen deutlich.

„In den Kitas haben wir derzeit 4.o38 Plätze für die
Altersgruppe unter sechs“, sagt Petra Liebmann. Hinzu kämen
350 Plätze in der Kindertagespflege, für Kinder unter drei
Jahren. Ein großes Problem sei der Fachkräftemangel – um die
100 Plätze der theoretisch vorhandenen Plätze könnten dadurch
nicht besetzt werden.
Bleiben unter dem Strich aktuell 4.288 Betreuungsplätze.

Dieser Zahl stehen laut Stadtverwaltung 6.098 Kinder unter
sechs Jahren gegenüber, die zum Stichtag 30. Juni 2022 in
Bergisch Gladbach lebten. Macht theoretisch 1.810 Kinder, die
keinen Betreuungsplatz haben (aber oft auch gar nicht wollen).

Klares Bild erst 2023
Wie hoch die Differenz zwischen Angebot und tatsächlicher
Nachfrage an Betreuungsplätzen tatsächlich ist, bleibt auch
nach hartnäckiger Nachforschung offen.

Die Stadtverwaltung könne dazu derzeit keine exakten Angaben
machen, man arbeite an einem Lagebild, das Anfang 2023 dem
Stadtrat vorgelegt werde, heißt es auf Anfragen des
Bürgerportals.

Klar ist nur, dass das rechnerische Defizit von 1.810 Plätzen
in der Realität geringer ist, da ja nicht jedes Kind unter
sechs Jahren einen Platz in der Kita oder der Tagespflege in
Anspruch nimmt. Die Stadt berücksichtigt dies bei ihrer
Planung und orientiert sich an unterschiedlichen
Versorgungsquoten für unterschiedliche Altersgruppen, die vom
Stadtrat festgelegt werden.

Anfang 2022 lag das offiziell berechnete Defizit bei knapp 300
Plätzen. Es ist aber davon auszugehen, dass es die
tatsächliche Misere unterzeichnet und mittlerweile höher
ausfällt.

„Es gibt deutlich mehr Kinder. Dies bedeutet, dass eine
wachsende Kinderzahl auf einen geringen Ausbau an Kitaplätzen
und die Schließung von Gruppen aufgrund des Fachkräftemangel
trifft“, sagt Petra Liebmann.
Foto: Thomas Merkenich

Gründe für Engpässe
Was führt zu diesen Engpässen? Da ist vor allem der starke
Zuzug von Familien aus Köln und anderen Großstädten nach
Bergisch Gladbach, ermöglicht durch eine starke Bautätigkeit.
In   den   nächsten    Monaten    werden    weitere    große
Wohnungsbauprojekte fertig gestellt, auf dem Wachendorff- und
Zanders-Areal wird in mittlerer und ferner Zukunft noch sehr
viel mehr dazu kommen.

„Wir verzeichnen starke Zuzüge in Schildgen, in Bensberg,
Refrath und Lückerath,“ bestätigt Petra Liebmann. Hohe
Immobilienpreise würden zudem dazu, dass beide Elternteile
arbeiten, wodurch sich der Betreuungsbedarf verschärfe.
Gleichzeitig fehle es an verfügbaren Grundstücken für den Bau
neuer Kitas.

Engpässe gibt es vor allem in den Stadtteilen Schildgen,
Lückerath, Bensberg, Refrath (Defizit an Plätzen, Stand
Februar 2022):

Bezirk 1 Schildgen, Katterbach, Nußbaum, Paffrath und Hand
-120
Bezirk 2 und 3 Stadtmitte, Hebborn, Heidkamp, Gronau, Romaney,
Herrenstrunden und Sand -9
Bezirk 4 und 5 Herkenrath, Asselborn und Bärbroich, Lückerath,
Bensberg, Bockenberg, Kaule und Moitzfeld -142
Bezirk 6 Refrath, Alt-Refrath, Kippekausen, Frankenforst und
Lustheide -21

Sabine Hellwig ergänzt, dass sich auch das Frauenbild
gewandelt habe: „Viele Frauen mit Kindern denken nicht darüber
nach ob sie arbeiten gehen können, sondern wann sie wieder
arbeiten können.“ Drei Jahre raus aus dem Job könne ein
Karrierekiller sein.

All dies treibt die Nachfrage nach oben.

Flaschenhals Aufnahmeregeln
Dem stehen knappe Kapazitäten gegenüber. Der JAEB erklärt, es
gebe zu wenig räumliche Kapazitäten bei den Anbietern. „Es
fehlt der Anreiz, dass Träger ihr Angebot ausweiten können“,
sagt Felix Piepenbrock.

Eine Erhöhung der Kinderpauschale nennt er als Lösung. Höhere
Gehälter für Erzieherinnen und Erzieher würden zudem den Job
attraktiver machen und die Personalknappheit zumindest
lindern. Ein Punkt, der auch von Erzieherinnen und Erziehern
im Gespräch bestätigt wird.

Aber auch die Aufnahmeregeln der Kitas haben einen Einfluss
auf die Angebotsvergabe. Die gestalten die Kitas in
Eigenregie.

„Wir haben Vergaberichtlinien, die gemeinsam mit dem Träger
und dem Elternrat beschlossen worden sind“, erläutert Catrin
Rind, vom Katholischen Familienzentrum St. Marien. Eine
wichtige Regel sei       zum   Beispiel   der   Vorrang   von
Geschwisterkindern.

Wer sein zweites oder drittes Kind in einer Kita unterbringen
will, hat einen Vorteil, da er vorrangig zum Zuge kommt. Das
macht aus Sicht der betroffenen Familien Sinn. Andererseits
stehen die verfügbaren Kapazitäten dann nicht mehr für eine
Vergabe bei Anmeldungen „ohne Geschwisterkind“ zur Verfügung.

Was tun gegen die Unterversorgung
Kitas bauen. Aber das dauert. Knapp 250 Plätze sind nach
aktuellem Stand im Planungsstadium oder kurz vor dem Bauantrag
der Einrichtung (vgl. Kasten). Davon sind aber bislang nur in
der Kita Lempöhle 20 Plätze aktuell verfügbar.

Neubau von Kitas

Kita Reiser Bensberg, Träger AWO, 93 Plätze, kurz vor
Bauantrag
Kita Odenthaler Straße, Träger AWO, 66 Plätze, Planungsstadium
Kita Concordiaweg Schildgen, Träger offen, ca. 50 Plätze plus
OGS-Ausbau, Machbarkeitsprüfung bzw. Planung

Ausbau von Kitas

Kita Lempöhle Lückerath, Träger Fröbel, Ausbau von 60 auf 80
Plätze
Kita Zum Frieden Gottes, Träger evangelische Kirche, Ausbau um
4. Gruppe mit ca. 20 Plätzen, Bauantrag gestellt

Schneller als der Ausbau von Kita-Plätzen sei nur der Ausbau
der Tagespflege, sagt Petra Liebmann. Aber: „Damit können wir
zwar den Rechtsanspruch bei Kindern unter drei Jahren
erfüllen“, schränkt Hellwig ein. Bei den Kindern über drei
Jahren sehe es anders aus, da müsse ein Platz in der Kita her.

Rechtlich sei in bestimten Gruppenformen eine Überbelegung von
zwei Plätzen möglich, zeigt Liebmann eine weitere Möglichkeit
auf, zusätzliche Plätze zu schaffen. Das würden einige Kitas
längst praktizieren. Es schaffe natürlich größere Kapazitäten,
aber längst nicht im erforderlichen Umfang.

Und es hat Nebenwirkungen: „Das geht dann irgendwann zu Lasten
des Dreiklangs von Bildung, Betreuung, Erziehung“, macht
Sabine Hellwig klar.

Aktuell spreche die Stadt auf Basis der neuen Planungszahlen
mit den Trägern über die kommenden Monate. Aber auch die
können angesichts des leergefegten Marktes an Fachkräften
keine signifikante Zahl weiterer Plätze aus dem Hut zaubern.

Foto: Thomas Merkenich

Drei Wege zum Kita-Platz
Was ist nun also zu tun, um einen Betreuungsplatz zu
ergattern? Dabei, da sind sich alle Gesprächspartner:innen
einig, sollte man mehrgleisig fahren.
Wer sein Kind in eine Kita oder die Kindertagespflege geben
möchte, solle es gleich nach der Geburt für einen
Betreuungsplatz anmelden, rät der JAEB.

Little Bird: Über dieses Eltern-Portal kann man sich über
Einrichtungen fast aller Träger in der Stadt informieren. Und
die Kinder gleich bei bis zu fünf Betreuungseinrichtungen
anmelden.

Aber Achtung: Das ist nach Angaben des JAEB unverbindlich. Wer
sich bei Little Bird angemeldet hat, der hat nicht automatisch
ein Ticket für einen Kita-Platz in der Tasche.

Little Bird kann dennoch relevant werden: „Die Plattform ist
wichtig zur Dokumentation des Betreuungsbedarfs von Eltern“,
sagt Petra Liebmann. Der Rechtsanspruch auf einen Platz richte
sich gegen das Jugendamt, und diesen Anspruch könne man nur
über die Meldung bei Little Bird dokumentieren, da es ein
städtisches Portal sei.

Trägerautonomie vs. Rechtsanspruch

Die Stadt bzw. das Jugendamt können nicht bestimmen, ob ein
Träger ein Kind in seinen Einrichtungen aufnimmt oder nicht.
Die Träger entscheiden entlang ihrer Vergaberichtlinien
selbst, welches Kind sie aufnehmen. Daher kann das Jugendamt
nicht selbst einen Kitaplatz an anfragende Eltern vergeben.

Aber: Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz richtet
sich gegen das Jugendamt. Die Behörde muss dafür sorgen, dass
der Anspruch durchgesetzt wird – wenn er denn geltend gemacht
wird.

Direkte   Anmeldung                       &      Kontakt
Jugendamt
„Empfehlenswert ist neben Little Bird die direkte Anmeldungen
in den Kitas“, ergänzt Catrin Rind. Zudem schade ein Anruf
beim Jugendamt nicht, um freie Kapazitäten abzufragen und mit
einer Kita verbunden zu werden.

Man solle sich, so der Rat der stellvertretenden
Einrichtungsleiterin des Familienzentrums St. Marien, nicht
nur auf eine Bewerbung verlassen! Je mehr Anmeldungen – desto
besser. (Mehr Tipps von Catrin Rind finden Sie in diesem
Beitrag)

Ein weiterer Rat aller Beteiligten: Nicht von Wartelisten
abschrecken lassen, sich immer wieder melden – sonst wird man
vergessen. So könne man hineinflutschen, auf eine der wenigen
Kita-Plätze.

Das bestätigt auch Anita Grupp, und rät zu einem weiteren
Kanal bei der Suche nach freien Betreuungsplätzen. „Neben
Little Bird sollte man auch die sozialen Medien nutzen“, rät
sie. Hier fällt immer wieder das Stichwort „NETT-Werk Bergisch
Gladbach“, womit ihrer Ansicht nach Eltern gute Erfahrungen
gemacht haben.

Auch die Pädagogin rät zur individuellen Kontaktaufnahme mit
der Leitung der Wunsch-Kita. „Eine gute Dosis zwischen
Penetranz und Verständnis hilft. Aber wenn keine Plätze da
sind, sind keine da!“
Foto: Thomas Merkenich

Die Kita-Checkliste
Die Plätze sind knapp, Entspannung ist nicht in Sicht, der
Ausbau der Kapazitäten schafft kurzfristig keine Abhilfe.

Aber es ist dennoch nicht unmöglich, einen Kita-Platz oder
eine Tagespflege zu ergattern. Wer folgende Punkte beachtet,
tut einiges, um seine Chancen zu verbessern:

     Anmeldung gleich nach der Geburt
     Weg 1: Bedarfsmeldung über Little Bird , bei Fragen zur
     Nutzung hilft die Stadt
     Weg 2: Selbst bei Wunsch-Kitas schriftlich anmelden
     Weg 3: Anruf beim Jugendamt, freie Kapazitäten erfragen
     Weg 4: Soziale Medien wie Facebook-Gruppe „NETT-Werk
     Bergisch Gladbach“ nutzen
     Nicht auf eine einzige Anmeldung verlassen!
     Bei Anmeldung beachten:
     – Wohnortnähe
–   Konzept und Größe der Kita
     –   Eventuelle Vorlieben bezüglich des Trägers
     –   Öffnungszeiten
     –   Sonstiges wie Verpflegung, Sport- oder Musikangebote

Danach gilt: Die Eltern sollten sich bei den Wunsch-Kitas
„blicken“ lassen, Info-Abende wahrnehmen, Sommerfeste oder Tag
der offenen Tür besuchen und somit sichtbar bleiben. So
bekommt die Anmeldung „ein Gesicht“. Das kann bei der Vergabe
der Plätze helfen.

Und dann kann es irgendwann wirklich losgehen: Mit dem
Abenteuer Kita.

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