Ackerflächen Aus? Gehen uns bald die - Jungbauern.at
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WER DIE BÖDEN VERBAUT, ZERSTÖRT DIE ZUKUNFT DER JUNGEN LANDWIRTSCHAFT. Schon der weltberühmte Philosoph und Staatsmann Cicero hielt den Acker- bau für „das würdigste Geschäft des freien Bürgers“, denn schließlich wurde damit das ganze Reich mit wertvollen Lebensmitteln versorgt. Aber nicht nur in der Vergangenheit zollten Menschen dem Boden Respekt, auch in der Gegenwart bekräftigen Persönlichkeiten wie der ehemalige deutsche Bundes- kanzler Helmut Kohl die Wichtigkeit von einem der wichtigsten Elemente des Foto: photography Steve Haider Lebens, nämlich der Erde und dem Boden. Die Österreichische Jungbauernschaft versteht sich als Anwälte für die „Wir brauchen nicht so fort Anliegen der jungen Landwirtschaft in unserem Land. Die jungen Betriebs- zu leben, wie wir gestern führer möchten ihre Betriebe weiterentwickeln und sie möchten produzieren! gelebt haben.“ Leistbare Lebensmittel können aber nur dann erzeugt werden, wenn es - Antoine de Saint-Exupery genügend Ackerfläche in unseren Breiten gibt. Diese Voraussetzung ist in Gefahr: Täglich wird in Österreich ein gesamter Bauernhof verbaut. Die Fläche schwindet also. Der Landwirt verliert an Produktionsmöglichkeiten. Das stellt uns vor ein schwerwiegendes Problem, denn alle Prognosen zum Thema Welternährung haben eines gemeinsam: Die Landwirtschaft muss in Zukunft noch viel mehr Lebensmittel produzieren, um den steigenden Bedarf aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und des höheren Wohlstands zu decken. Falls wir es nicht schaffen, die Vergeudung von Grund und Boden in den Griff zu bekommen, werden wir nicht nur zu wenig Lebensmittel haben, sondern auch keine Produzenten mehr, denn mit weniger Fläche wird es auch weniger Jungbauern geben, die diese bewirtschaften. Und falls es keine Jungbauern gibt, gibt es Jahrzehnte später auch keine Altbauern, und in weitere Folge gar keine Bauern mehr, die unsere Versorgung mit besten, heimischen, hochquali- tativen Lebensmitteln sicherstellen. Grund genug für uns als Österreichische Jungbauernschaft, mit dieser Broschüre über diese problematische Entwicklung aufzuklären. Viel Spaß beim Lesen, wünscht Ing. Stefan Kast, BA Bundesobmann 2
SORGLOSEN BODENVERBRAUCH STOPPEN – SICHERUNG VON GRUND UND BODEN AUCH FÜR ZUKÜNFTIGE GENERATIONEN! Grund und Boden sind eine begrenzte Ressource. Ohnehin schreitet der Verlust von agrarischen Flächen durch Versiegelung und Zersiedelung in Österreich in den letzten Jahrzehnten nahezu ungehindert voran. Jeden Tag gehen in unserem Land 20 Hektar Boden für die landwirtschaftliche Produktion unwiederbringlich verloren. Das entspricht der Größe eines recht stattlichen österreichischen Bauernhofes. Lebensmittelproduktion setzt aber entsprechende Flächen voraus, auf denen die Ernte, die in den Regalen landen soll, kultiviert werden kann. „A nation that destroys its soils, destroys itself.“ Flächenkontrolle gehört verbessert - Franklin D. Roosevelt Deshalb brauchen wir eine stärkere Flächenkontrolle auf lokaler und nationa- ler Ebene und eine bessere Nutzung von bereits bestehendem Bauvolumen. Politisch knüpfe ich daran die konkrete Forderung, dass die Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen bis 2020 um die Hälfte zurückgefahren wird. Auch in der Raumordnungspolitik sollte der schonungsvolle Umgang mit der Ressource Boden verankert sein. Bund, Länder und Gemeinden könnten sich etwa für eine Bodenverbrauchsprüfung als UVP-Bestandteil verpflichten. Flächensicherung ist gesellschaftsfähig Flächensicherung hat deshalb keineswegs nur aus bäuerlicher Sicht Vorrang. Lebensmittelproduktion in der Region rangiert auf der Wunschliste der Österreicherinnen und Österreicher ganz oben. Jeder Raum- und Bauordnung liegen natürlich auch immer politische Abwägungen zugrunde. Für welche Art der Nutzung - Wohnen, Gewerbe, landwirtschaftliche Produktion oder etwa Naturschutz - sollen Grund und Boden eingesetzt werden? Ein grundlegendes gesellschaftliches Bedürfnis ist aber wohl ohne Zweifel Ernährung. Denn: Ohne Flächen bleibt der Teller leer. NR ÖkR Jakob Auer Präsident des Österreichischen Bauernbundes 3
Inhaltsverzeichnis Definition ....................................................................................5 Daten & Fakten............................................................................6 Gründe.........................................................................................7 Zersiedelung.................................................................................8 Warum brauchen wir den Boden?..............................................10 Lösungsansätze..........................................................................15 Politische Herausforderungen.....................................................17 Ökologischer Fußabdruck...........................................................18 Impressum..................................................................................21 4
Definition: Worum geht’s eigentlich? Unter Bodenverbauung versteht man den dauerhaften Verlust biologisch produktiven Bodens durch Verbauung und Versiegelung für Siedlungs-, Verkehrs-, und Industrie- zwecke. Eine Flächeninanspruchnahme findet im weiteren Sinne innerhalb der für die land- und forstwirtschaftliche Primärproduktion nutzbaren Flächen statt. Natur „Es gibt in der ganzen n der keinen wichtigeren, keine Gegenstand Betrachtung würdigeren als den Boden.“ u, 1862 - Frederic Albert Fallo 5
Daten & Fakten – Welche Zahlen man kennen sollte ➤➤ 2,6 m² gehen in Österreich pro Sekunde durch Verbauung für immer verloren. ➤➤ Täglich wird in Österreich ein Bauernhof mit einer Fläche von rund 200.000 m² (=20 ha) verbaut. Also umge- rechnet 31 Fußballfelder. Pro Jahr sind das 8.000 ha oder rd. 11.000 Fußballfelder. ➤➤ In den letzten 60 Jahren wurden rund 300.000 ha Böden versiegelt (entspricht mehr als der Größe der Ackerflä- che Oberösterreichs). ➤➤ 1950 standen in Österreich noch 2.400 m² Ackerfläche/Kopf zur Verfügung - heute nur mehr 1.600 m². 2050: 1000 m² ➤➤ 0,5 % der Böden werden im Jahr in Österreich versiegelt. In 200 Jahren wäre damit die gesamte Ackerfläche Österreichs verbaut. In Deutschland werden nur 0,25 % der Agrarflächen verbaut. ➤➤ Österreich ist Europameister bei Verkaufsflächen pro Kopf: 1,75 m²/Kopf ist der absolut höchste Wert in Europa. Im Vergleich beispielsweise Italien 0,99m²/Kopf. ➤➤ 25% des gewidmeten Baulandes ist unbebaut, trotzdem werden in Österreich weiter jährlich über 50 km² Grünflächen für Bau- oder Verkehrszwecke als Bauland umgewidmet. Verkaufsfläche pro Kopf im Europäischen Vergleich DK: 1,40m² SE: 1,21m² LT: 0,98m² E: 1,11m² GB: 1,12m² NL: 1,69m² PL: 0,86m² BE: 1,36m² D: 1,44m² CZ: 1,00m² Quelle: Gewinn Mai 2013 SK: 0,98m² A: 1,75m² H: 1,00m² F: 1,21m² A 1,51m² RO: 0,62m² SI: 1,12m² A 0,99m² HR: 1,00m² BG: 0,63m² S: 1,10m² 6
Gründe für die verstärkte Inanspruchnahme von Flächen ➤➤ Wohnansprüche steigen (Jeder will heutzutage ein Haus im Grünen) ➤➤ Kommunale Infrastruktur (Straßen, Einkaufszentren…) (allein in den letzten 15 Jahren wurden fast 200 Fachmarktzentren errichtet) ➤➤ geänderte Bebauungsformen (alleinstehende Häuser – vor Jahrzenten wurden die meisten Häuser als Reihen- häuser errichtet) ➤➤ Steigender Flächenbedarf je Person und Arbeitsplatz (Jeder Österreicher verbraucht mittlerweile 530m² Fläche im Durchschnitt für Siedlungs- und Verkehrszwecke - das ist das Doppelte als im Jahr 1950) ➤➤ Zunahme von Single- und Kleinhaushalten ➤➤ weniger und größere Wohnungen je Gebäude (die durchschnittliche Wohnfläche je Österreicher ist von 15m² im Jahr 1950 auf 40m² heute gestiegen) ➤➤ Zersiedelung ➤➤ Ortszentren und alte Industriehallen bleiben zunehmend ungenutzt und verfallen Jährlicher Verlust von Ackerfläche in Prozent Vergleich Deutschland/Österreich { Prozent 0,5 0,5 0,4 +100% 0,3 0,25 0,2 0,1 Deutschland Österreich 0,0 Quelle: ÖHV 7
Zersiedelung Was ist das? ➤➤ ist die Negativform des menschlichen Siedelns ➤➤ ist das Bauen am falschen Platz Zersiedelung in Österreich Österreich gehört mit einem doppelt so hohen pro-Kopf-Flächenverbrauch als Deutschland zu den am meist zersiedel- ten Ländern Europas. Faktoren, die eine Zersiedelung fördern: ➤➤ Verstärkter Standortwettbewerb um Menschen, Schaffung von Arbeitsplätzen ➤➤ Nachgiebigkeit gegenüber bodenverschwenderischen Standortwünschen ➤➤ Singularisierung: immer mehr Menschen leben alleine, kleine Haushalte ➤➤ Steigender Wohlstand, Wunsch nach einem Einfamilienhaus, einer großen Wohnung, usw. – etwa die Hälfte aller neu errichteten Wohnbauten sind Ein- oder Zweifamilienhäuser (diese machen mittlerweile drei Viertel der 2 Millionen Gebäude in Österreich aus) ➤➤ Keine übergeordnete funktionierende Raumordnung im Vergleich zu Bayern ➤➤ Verbauung erfolgt in Österreich in die Fläche und nicht nach unten und oben ➤➤ Kommunalsteuer, die jede Gemeinde „zwingt“, Betriebe anzusiedeln Auswirkungen der Zersiedelung: ➤➤ Gebäudeleerstand und Unternutzung technischer und sozialer Infrastruktur ➤➤ nicht versiegelte Böden werden zu einem knappen Gut- Nutzungskonflikte! ➤➤ Preisanstieg für landwirtschaftliche Flächen ➤➤ Zersiedelung ist aufgrund der Erschließung sehr kostenintensiv. Viele ländliche Gemeinden geben pro Kopf weit mehr für technischen und soziale Infrastruktur aus als Städte (bis zu 6-mal) ➤➤ 63% der Erschließungskosten zahlt die Allgemeinheit ➤➤ Langfristiger Schaden für das Tourismusland Österreich 8
VERLUST DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN FLÄCHEN Die Landwirtschaft ist von der hohen Flächeninanspruchnahme für Bau- und Verkehrszwecke besonders stark betroffen. Der Verlust an Nutzfläche kann erhebliche nachteilige Veränderungen für die Agrarstruktur zu Folge haben. Für die Land- und Forstwirtschaft ist der Boden ein entscheidender, nicht vermehrbarer und unverzichtbarer Produktionsfaktor. Das Vorhandensein von landwirtschaftlichen Nutzflächen ist Voraussetzung für die Produktion von Lebensmittel, Futtermittel und nachwachsenden Rohstoffen. Durch den Landfraß kommt es zu steigenden Pacht- und Verkaufspreisen. Diese Auswirkungen gefährden oftmals Betriebe in ihren Einkommens- und Entwicklungschancen. Weiters bringen Siedlungserweiterungen oftmals den Verlust von besonders produktiven Böden mit sich, da historisch bedingt Siedlungen meist auf guten Böden angelegt wurden. Globaler Bodenverbrauch Für den Ackerbau sind alleinig 12% der Weltböden geeignet. Davon befindet sich zwei Drittel auf der nördlichen Halbkugel und nur etwa ein Drittel in der südlichen. Faktum ist auch, dass die reichsten Länder die produktivsten Böden besitzen. Etwa 120 Hektar sind es, die täglich in Deutschland mit Beton zugepflastert werden. Das entspricht der Fläche einer 24 Kilometer langen, vierspurigen Autobahn. Weltweit sind es sogar knapp 330 Quadratkilometer, die täglich zubetoniert werden. Bereits jetzt sind ca. 3,5 Millionen Grundstücke in Europa stark verschmutzt oder mit Schwermetallen und Agrochemi- kalien kontaminiert. e zwischen „Die ganz dünne Deck el und dem dem Grundwasserspiegdas ist der grünen Pflanzenkleid, “ Reichtum eines Landes. - Raoul H. France 9
Funktionen des Bodens: Warum brauchen wir ihn eigentlich? Böden sind weder vermehrbar noch nach dauerhafter Versiegelung regenerierbar. Eine Bebauung ist irreversibel, hat negative wirtschaftliche, ökologische und klimatische Folgen und beeinträchtigt die biologischen Funktionen des Bodens nachhaltig. DER BODEN IST UNSERE LEBENSMITTELGRUNDLAGE! Meist findet Flächenversiegelung auf fruchtbarste Böden in Gunstlagen statt. Jährlich wird dadurch etwa die Fläche der Stadt Salzburg der landwirtschaftlichen Produktion entzogen. Vor allem aufgrund der Errichtung zahlreicher Einkaufs- zentren und Industriegebäuden zusätzlich zu den neu gebauten Häusern und Straßen, geht zugleich ein Stück Versorgungssicherheit verloren. Jedes Jahr verschwinden dadurch in Österreich landwirtschaftliche Produktionsflächen, die 14.000 Menschen ernähren könnte. Eine besorgniserregende Entwick- lung, wenn man bedenkt, dass unsere Landwirte laut aktuellen Prognosen bis zum Jahr 2050 eine auf neun Milliarden anwachsende Weltbevölkerung ernähren sollen. Eine weitere nicht zu unterschätzende Aufgabe unserer Landwirte ist die Bereitstellung von nachwachsenden Rohstoffen als Beitrag zur Energieversorgung wofür ebenfalls Fläche benötigt wird. DER BODEN ALS REGULATOR Durch versiegelte Flächen kommt es zu einer Verschlechterung der Abfluss- „We know more about the verhältnisse des Wassers. Das Regenwasser wir nicht mehr vom Boden movement of the celestial aufgenommen und als Grundwasser gespeichert, sondern verschwindet rasch bodies than about the soil in der Kanalisation. Durch die verringerte Wasseraufnahmekapazität können underfoot.“ starke Regenfälle daher leichter Überschwemmungen verursachen. Weiters - Leonardo da Vinci geht die Filter- und Pufferfunktion des Bodens verloren und siedlungsbedingte Schadstoffeinträge führen zu erhöhten Schadstoffgehalten im Boden. 10
DER BODEN ALS KLIMASCHÜTZER Bodenverbrauch hat unmittelbaren Einfluss auf den Klimawandel. Der Treibhauseffekt wird vor allem durch die Gase Methan, Lachgas und Kohlendioxid verursacht. Dabei kommt es nicht nur zu einer Erwärmung der Erdatmosphäre, sondern auch zu vermehrten Extremwettersituationen, welche zu gravierenden Schäden führen können. Böden wirken treibhausgassenkend und auch im globalen Kohlenstoffkreislauf haben sie eine wichtige Rolle. Die Bodenatmung setzt weltweit 60 Gigatonnen Kohlenstoff als CO2 frei. Dem stehen 1500 Gt Kohlenstoff gegenüber, die in Böden gebunden werden. DER BODEN ALS LEBENSRAUM FÜR BODENLEBEWESEN Boden bietet Lebensraum für zahlreiche Bodenlebewesen, welche wichtige Aufgaben übernehmen. Sie sind verant- wortlich für Humusneubildung, Streuabbau und die Nachlieferung von Nährstoffen. Außerdem sind sie auch wichtige Partner für pflanzliche Symbiosen und können zur Schädlingskontrolle verwendet werden. Pro Quadratmeter intaktem Boden mit einer Tiefe von 30 Zentimeter leben… ➤➤ je 50 Spinnen, Asseln und Schnecken ➤➤ Hunderttausende Milben ➤➤ Tausende Borstenwürmer und Rädertiere ➤➤ Hunderte Käfer und Larven ➤➤ 80 Regenwürmer ➤➤ Milliarden von Pilzen und Bakterien DER BODEN ALS ERHOLUNGSRAUM FÜR DEN MENSCHEN Unverbaute Grünflächen bieten Erholungsraum und Rückzugsmöglichkeit für Menschen. 11
DEM LANDFRASS ENTGEGENWIRKEN Verschiedenste Nutzungsrichtungen konkurrieren um die wertvolle Ressource Boden. Hierzu zählen die Lebensmittel- produktion, die Energiepflanzenproduktion und die Inanspruchnahme durch Verbauung. Konsequenz daraus ist die Reduktion der Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Durch die ansteigende Weltbevölkerung und der daraus folgenden Nachfrage nach Lebensmitteln wird die inländische Produktion zukünftig ansteigen. Eine weitere Herausforderung stellen die Ziele der Europäischen Union dar, wobei die Treibhausgasemissionen bei steigender landwirtschaftlicher Produktion reduziert werden müssen. Hierbei sind vor allem nachhaltige und umweltfreundliche Bewirtschaftungsmöglichkeiten gefragt. Die Klimabilanz bei unseren österreichischen Tierhaltern ist vorbildhaft und liegt bei den CO2 Emissionen pro produzier- tem Kilo Rindfleisch EU weit am niedrigsten. Grund hierfür ist vor allem die effiziente Grünlandnutzung und die eingeschränkten Futtermittelim- porte. d.h. auch „Vom Wert der Natur, r derjenige des Bodens, kann nu ewirtschaftet‘ wissen, der mit ihr 'g hat.“ - Günther Altner, 1991 12
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Mögliche Lösungsansätze zum Entgegenwirken des Bodenverbrauchs Ausweisung von landwirtschaftlichen und naturräumlichen Vorrangflächen Um die Produktion von Lebensmitteln auch in Zukunft sicherstellen zu können, sollen jene Flächen, die für die Land- wirtschaft besonders gut geeignet sind, als landwirtschaftliche Vorrangflächen ausgewiesen werden. Bodenverbrauchsprüfung bei UVP und SUP Bei Bauvorhaben, welche einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) unterliegen, ist im Zuge dieses Verfahrens die Standorteignung in Hinblick auf die natürliche Bodenfunktion zu prüfen. Analog dazu soll auch im Rahmen der Strategischen Umweltprüfung (SUP) der Bodenverbrauchsaspekt unter Berücksichtigung der Funktionserfüllung der Böden vermehrt beachtet werden. Brachflächenrecycling und Revitalisierung von Ortskernen Um Neuerrichtungen von Siedlungen am Ortsrand einzuschränken, ist eine Revitalisierung von Flächen im Sied- lungsbestand vorzunehmen. Die Wiedernutzung bereits bebauter, aber nicht mehr genutzter Industrie- und Gewer- beflächen soll Vorrang gegenüber Neubauten auf produktiven Böden haben (Besonders interessant: Der Bestand an brachliegenden Gewerbe- und Industrieflächen steigt jährlich an und könnte rein theoretisch ein Drittel des jährlichen Flächenbedarfs decken. Optimal wäre eine Prämie für die Wiederverwendung von Industrie- und Gewerbeflächen, insbesondere für den Rückbau von Werkshallen, den Abriss von unzeitgemäßen Gebäuden oder für die Durchführung von Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen. Bewusstseinsbildung der Entscheidungsträger in den Ländern, Gemeinden und in der Gesellschaft schärfen ➤➤ Ausbildung von Entscheidungsträgern und Interessierten – „Kommunaler Bodenschutzbeauftragter“ ➤➤ Strengere Auflagen in der Flächenwidmung ➤➤ 15a - Bund-Länder-Vereinbarung im Verfassungsrang: in diese sollte etwa eine zwingende Wiederverwertung von Industrie- und Gewerbebrachen hineinverpackt werden. ➤➤ Unterbindung von aktiven Bodenspekulationen 15
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Politische Herausforderungen 12 Grund genug? Flächenmanagem Monitoring Die jährliche Versiegelungsrate Im Zeitraum 2003 bis 2010 ist ein Bevölkerungs- ermittelt und entspricht 43 % d zuwachs von 3,6 % zu verzeichnen, während Bau- kehrsflächen. Im Beobachtungs ZIELSETZUNGEN DER POLITIK ne Reduktion der Versieglungs flächen, Verkehrsflächen und sonstige Flächen insgesamt um 10 % zunehmen. Die jährliche Flä- des ursprünglichen Wertes err Die Reduktion des Flächenverbrauchs wurde bereits im Jahr 2001 im österreichischen cheninanspruchnahme Raumordnungskonzept ist zwischen 2003 und Zielwertals von rund 3km² oder 1 prioritäres Ziel definiert. 2010 nur leicht rückläufig und sinkt von 105 auf jedoch bei Weitem noch nicht er 86 km² pro Jahr bzw. von 29 auf 24 Hektar pro ein erneuter Anstieg zu erwarte Ein Jahr später wurde in der „Österreichischen Strategie zur Nachhaltigen Tag. Entwicklung“ von der Bundesregierung Konjunkturprognosen für die n eine Reduktion des Bodenverbrauchs auf maximal ein Zehntel des damaligen Betrachtet man dieWertes einzelnenbis zum Jahr so Komponenten 2010 ist beschlossen. wahrheiten. Der Zielwert sollte bis dahin also 3 km² pro Jahr oder 1 Hektar pro Tag betragen - dies konnte allerdings ein eindeutiger Rückgang bei den Bauflächen zu nicht erreicht werden. verzeichnen, hingegen ein Anstieg bei den Ver- Qualität der statistischen kehrsflächen und bei den sogenannten „sonstigen Die gegenwärtig einzige öste Flächen“, zu denen Freizeitanlagen und Bergbau- grundlage zur quantitativen Ab Folgende Maßnahmen wurden bereits getroffen: abbaugebiete zu zählen sind. Die relativ niedrigen cheninanspruchnahme bildet tastralma ➤➤ Seit Ende 2010 gibt es eine bundesweit Jährliche Flächeninanspruchnahme: 2003 - 2010 Bundesa einheitliche Methode zur Erfassung und Vermess zum Monitoring der Landbedeckung 140 140 wird unte Bauflächen ➤➤ Strengere Regelungen im Raumordnungs- Verkehrsflächen des Gru Freizeitflächen 120 120 reich die gesetz bezüglich der Baulandnutzung Versiegelung (43% der Bau- u. Verkehrsflächen) gegeben ➤➤ Baulandmobilisierende Maßnahmen wurden 100 100 werden in vielen Bundesländern umgesetzt: einzelnen km² pro Jahr 80 80 ❯❯ Bebauungsfristen auch befe 60 60 Hofzufah ❯❯ Vertragsraumordnung ze gezäh ❯❯ Grundstückzusammenlegungen 40 33 40 33 festigte ❯❯ Aufschließungsbeiträge 20 20 18 16 19 22 20 spielswei 14 ❯❯ Bodenbeschaffungsfonds Da die Zielwert = 3 km² 0 0 bank jed ❯❯ Freiraumschutz 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 fall - z.B. Daten: Bundesamt für Eich und Vermessungswesen Grafik: Umweltbundesamt vorhaben Werte der Bauflächen für das Jahr 2010 stehen im gen ode eindeutigen Zusammenhang mit der schlechten Katasters - aktualisiert wird, hin Konjunkturlage und der damit verbundenen redu- erfasste Baufläche der tatsäc zierten Bautätigkeit bei Gewerbe und Wohnbauten. immer einige Zeit hinterher. Alle Mit einer Erholung der Wirtschaftslage ist ein er- fügen über wesentlich genauere 17 neuter Anstieg des Bodenverbrauchs für Verkehr- lagen, die jedoch bis vor Kurzem
Ökologischer Fußabdruck- Ecological footprint Der Kanadier William Rees und der Schweizer Mathis Wackernagel entwickelten zur Problematik des Flächenver- brauchs das Modell des Ökologischen Fußabdrucks. Was ist der Ökologische Fußabdruck? Jeder Mensch beansprucht durch seinen Lebensstil Fläche auf der Erde. Der Ökologische Fußabdruck gibt in Hektar an, wie viel Fläche jemand auf Grund seines Konsumverhaltens zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt. Wird die biologisch produktive und nutzbare Fläche der Erde auf die Erdbevölkerung aufgeteilt, entfallen etwa 1,7 Hektar auf jeden einzelnen Menschen. Mittlerweile werden allerdings von jeder Österreicherin und jedem Österreicher durchschnittlich 5,3 Hektar in Anspruch genommen. Ganz einfach gesagt bedeutet dies, dass wenn alle 7 Milliarden Menschen so leben würden, wir ca. drei Planeten in Qualität der Erde benötigen würden. Berechne deinen eigenen Footprint! Bestimmt wird der persönliche Ressourcenverbrauch in den Bereichen Wohnen, Ernährung, Mobilität und Konsum. Unter folgendem Link stellt das Lebensministerium einen Online-Footprint-Rechner für Österreich zur Verfügung, mit dem jeder seinen persönlichen Ökologischen Fußabdruck ermitteln kann: http://www.mein-fussabdruck.at Mensch tu was! Tipps und Tricks zur Reduktion des persönlichen Ressourcenverbrauchs: ➤➤ Energiesparende Geräte verwenden und auf Stand-by-Modus kontrollieren ➤➤ Energiesparlampen statt Glühbirnen benutzen „Zukunft ist die Zeit, in der ➤➤ Raumtemperatur kontrollieren und Heizkosten sparen du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, ➤➤ Müll vermeiden und trennen nicht getan hast.“ ➤➤ Kurz duschen statt baden - Chinesische Weisheit ➤➤ Saisonale und regionalen Lebensmitteln den Vorzug geben 18
➤➤ Fleischkonsum reduzieren ➤➤ Bahnreisen statt Flugreisen ➤➤ Öffentliche Verkehrsmittel statt Autofahren ABFALLVERMEIDUNG LebensmitteL-kostbarkeit Durch den unnötigen Lebensmittelwegwurf werden wertvolle Ressourcen verschwendet, die für die Erzeugung aufgewendet werden müssen wie beispielsweise der Boden. Jährlich 7. Auf Platzinzwei landen der Lebensmittelabfälle Österreich rund 157.000 Tonnen an verpackten und angebrochenen Lebensmitteln sowie Speisereste kommen mit 27 % Obst und Gemüse. im Wert von über einer Milliarde Euro im Restmüll, obwohl diese noch genießbar wären. Dies bedeutet, dass pro Haushalt und Jahr Waren im Wert von durchschnittlich rund 300 Euro weggeworfen werden. Milchprodukte und Eier rangieren mit 8. 12 % der weggeworfenen Lebensmittel Auch international ist die Lebensmittelverschwendung besorgniserregend. Weltweit werden ein Drittel aller weltweit auf Platz drei. produzierten Lebensmittel vergeudet. 9. Fleisch, Wurst und Fisch folgen mit 11 %. Gründe für die Lebensmittelverschwendung: Weggeworfene Lebensmittel ➤➤ Falsche und unzureichende Planung von Einkäufen und in Österreich (Haushalte) Mahlzeiten Brot, Süß- und ➤➤ Falsche Lagerung bzw. Aufbewahrung von Lebensmit- Rest Backwaren teln ➤➤ Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet für viele Menschen 28% Ablaufdatum ➤➤ Kauf von Lock-Packungen (größere Mengen-billigerer 11% Quelle: Lebensministerium Preis) 27% Fleisch, 12% Wurst, Fisch jene Menge Obst und Gemüse Milchprodukte In Wien wird täglich re ver- an Brot als Retourwa eitgrößte und Eier nichtet, mit der die zw 8 St&ad LebensmitteL sind kostbar – 100 fakten tipps 9 terrei t Ös chs, das ist Graz, versorgt werden kann! 19
TÄGLICH WIRD EIN BAUERNHOF VERBAUT LEBENSMITTELVERSORGUNG GEFÄHRDET © agrarfoto.com Dieter Schütz/pixelio.de Nicht nur die zunehmenden Schäden durch Naturkatastro phen, auch die tägliche Verbauung von 22 Hektar Boden (=durchschnittliche Größe eines Bauernhofes) gefährden die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln. www.hagel.at 20
Register: LITERATURANGABEN: ➤➤ „Die Vermessung des Bodens“, Annette Weber, Zeitschrift Seed 1/2013 ➤➤ „Vorrang für landwirtschaftliche Nutzung“, Martin Längauer, LKÖ; in Seed 1/2013 ➤➤ Österreichische Bauernzeitung 42/2013, Seite 2, „Den Bodenverbrauch stoppen“; Gerlind Weber, BOKU ➤➤ Unterlagen des Umweltbundesamtes ➤➤ Veröffentlichungen der Österreichischen Hagelversicherung 21
Kontakte zur Jungbauernschaft Bauernbund Jugend Österreich Bauernbund Jugend Salzburg Brucknerstraße 6/3, 1040 Wien Merianstraße 13, 5020 Salzburg Telefon: +43 (1) 505 81 73-13 Telefon: +43 (662) 8698-31 Internet: www.jungbauern.at E-Mail: office(at)sbg-bauernbund.at Bauernbund Jugend Burgenland Bauernbund Jugend Steiermark Julius Raab Straße 7, 7000 Eisenstadt Reitschulgasse 3, 8010 Graz Telefon: +43 (2682) 79938 Telefon: +43 (316) 826361-18 Internet: www.burgenland.jungbauern.at Internet: www.stmk.jungbauern.at Bauernbund Jugend Kärnten Bauernbund Jugend Tirol 8. Mai Straße 47/II, 9010 Klagenfurt Brixner Straße 1, 6020 Innsbruck Telefon: +43 (463) 511710 Telefon: +43 (512) 59900-0 Internet: http://www.tjblj.at/ Bauernbund Jugend Niederösterreich Bauernbund Jugend Vorarlberg Ferstlergasse 4, 3100 St. Pölten Telefon: +43 (2742) 9020-215 Montfortstraße 9, 6900 Bregenz Internet: http://www.noejungbauern.at Telefon: +43 (5574) 400-130 Internet: http://www.vbglandjugend.at/ Bauernbund Jugend Oberösterreich Bauernbund Jugend Wien Harrachstraße 12, 4010 Linz Telefon: +43 (732) 773866-22 Gumpendorfer Straße 15, 1060 Wien Internet: www.ooe.jungbauern.at Telefon: +43 (1) 5873312 22
BILDNACHWEIS: Alle Fotos: wenn nicht anders angegeben: iStock IMPRESSUM: Eigentümer, Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Österreichische Jungbauernschaft – Bauernbund Jugend, Brucknerstraße 6/3, A – 1040 Wien Bodenfruchtbarkeit und Bodengesundheit sind zwei grundlegende Voraussetzungen Redaktion: Theresa Großpointner, Mag. David menschlicher Existenz auf unserer Erde. Süß, Daniela Himler Beides auf Dauer zu gewährleisten ist eine weltweite Aufgabe. Gestaltung: Agentur Augenschmaus, ein Philipp Monihart Nur wenn die Bodenvoraussetzungen für en optimales Pflanzenwachstum erhalten bleib in und wenn die Fruchtbarkeit der Böden , vielen Gebieten auch noch gesteige rt wird kann die in den kommenden Jahrzehnten weiterwachsende Weltbevölkerung ernährt werden. - Dr. Helmut Kohl, ehem. deutscher Bundeskanzler 23
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